20.11.2013 Aufrufe

1 Heiko Kleve Der theoretische Blick auf die Sozialraumorientierung ...

1 Heiko Kleve Der theoretische Blick auf die Sozialraumorientierung ...

1 Heiko Kleve Der theoretische Blick auf die Sozialraumorientierung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

7. Frage: Wie hängt <strong>die</strong> Konzeption der <strong>Sozialraumorientierung</strong> mit den politischen<br />

Bestrebungen zusammen, den Sozialstaat effizienter, d.h. wirtschaftlicher,<br />

kostengünstiger zu gestalten?<br />

Ursprünglich sind <strong>die</strong> von den Protagonisten der <strong>Sozialraumorientierung</strong> postulierten<br />

Konzepte der Gemeinwesenarbeit und der Stadtteilorientierung, der Selbstaktivität der Bürger<br />

und der Selbsthilfeorientierung staatskritische Konzepte gewesen. In der Blütezeit kritischer<br />

und emanzipatorischer Sozialarbeit, also Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre<br />

wurden <strong>die</strong>se Ideen auch in der deutschen Sozialarbeit engagiert diskutiert und zum Teil<br />

praktisch umgesetzt (siehe zur Geschichte des Ansatzes Hinte 2002a). Es ging damals um<br />

eine Sozialarbeit, <strong>die</strong> jenseits von staatlichen Kontroll- und Disziplinierungsbestrebungen<br />

Menschen dabei unterstützt, ihre eigenen Lebensentwürfe zu verwirklichen, sich unabhängig<br />

zu machen von den normativen Vorgaben einer engen gesellschaftlichen Wirklichkeit.<br />

Paradoxerweise erleben wir heute, wie genau <strong>die</strong>se – damals als staatskritisch geltenden –<br />

Konzepte vom Staat selbst anempfohlen werden. Inzwischen verlangt der Staat von seinen<br />

Bürgern, dass sie ihr Leben eigenverantwortlich verwirklichen, anders ausgedrückt: dass sie<br />

ihre Ansprüche <strong>auf</strong> staatliche Leistungen herunter schrauben und <strong>die</strong> Gestaltung ihres Lebens,<br />

<strong>die</strong> Lösung ihrer Probleme selbst <strong>die</strong> Hände nehmen.<br />

Es ist nicht schwer, den Grund für <strong>die</strong>se Entwicklung festzustellen: <strong>die</strong> immer wieder<br />

vorgetragene Notwendigkeit zu sparen. Gerade mit der Gemeinwesenarbeit, mit<br />

Stadtteilbezug, ja mit <strong>Sozialraumorientierung</strong> sind – realistische oder unrealistische, <strong>die</strong>s mag<br />

noch dahingestellt sein – Hoffnungen verbunden, viel Geld einsparen zu können.<br />

*<br />

Ich komme zum abschließenden Resümee: Ausgehend von den sieben von mir präsentierten<br />

Fragestellungen will ich kurz zusammenfassen: <strong>Sozialraumorientierung</strong> ist ein fachlich –<br />

theoretisch, methodisch und strukturell – gut entwickeltes und begründetes Konzept. Es wirft<br />

jedoch nicht nur juristische, sondern auch gesellschafts<strong>theoretische</strong> Fragen <strong>auf</strong>: Wie ist<br />

<strong>Sozialraumorientierung</strong> mit dem individuelle Leistungsansprüche festschreibenden<br />

KJHG/SGB VIII in Einklang zu bringen, ist <strong>die</strong> rechtliche Frage. Gesellschaftstheoretisch ist<br />

fraglich, ob – mit Richard Sennett (1998) gesprochen – „<strong>die</strong> Kultur des neuen Kapitalismus“<br />

es zulässt, dass tatsächlich lebensweltliche und strukturelle Ressourcen aktiviert werden<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!