Die Dahme – vorgestern – heute – übermorgen - NABU Dahmeland
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<strong>Die</strong> <strong>Dahme</strong> <strong>–</strong> <strong>vorgestern</strong> <strong>–</strong> <strong>heute</strong> <strong>–</strong> <strong>übermorgen</strong><br />
DOROTHEE GEHRING<br />
1914 <strong>–</strong> WIE ES<br />
GEWESEN SEIN<br />
KÖNNTE<br />
Wer kann, fährt und wandert nach Märkisch<br />
Buchholz, um sich das neue Überfallwehr,<br />
das vor kurzem in Betrieb genommen<br />
wurde, anzuschauen und zu<br />
beobachten, wie das Spreewasser über<br />
die Stufen der Kaskaden in die Tiefe<br />
stürzt und wenige Meter unterhalb des<br />
Wehres mit dem Wasser der <strong>Dahme</strong> zusammenfließt.<br />
Es hat sich inzwischen<br />
herum gesprochen, dass der neue Kanal<br />
zwischen Spree und <strong>Dahme</strong>, zur Hochwasserentlastung<br />
der Spree, fertig ist.<br />
Jetzt fließt die »<strong>Dahme</strong>« zwischen Märkisch<br />
Buchholz und Prieros breit und<br />
behäbig dahin. Den flachen moorigen<br />
Buchwitz-See nördlich von Märkisch<br />
Buchholz (auch Seechen genannt) gibt<br />
es fast gar nicht mehr. Hier lagern jetzt<br />
große Halden mit ausgebaggertem Boden,<br />
der beim Kanalausbau der <strong>Dahme</strong><br />
angefallen ist. Bei Prieros durchfließt<br />
die <strong>Dahme</strong> jetzt den Streganzsee in<br />
voller Länge von Süden nach Norden.<br />
Das ehemalige Flussbett westlich des<br />
Sees wurde ebenfalls zugeschüttet und<br />
auch hier entstehen Wiesen.<br />
Seit der Fertigstellung des <strong>Dahme</strong>-<br />
Kanals können die größeren Lastkähne<br />
und der eine oder andere Ausflugsdampfer<br />
aus Berlin über die <strong>Dahme</strong> bis<br />
Märkisch Buchholz fahren, Güter und<br />
Menschen mitbringen und abholen.<br />
Nicht nur die Gasthöfe erwarten mehr<br />
Gäste, auch einen wirtschaftlichen Aufschwung<br />
hat man den Einwohnern von<br />
Märkisch Buchholz »versprochen«.<br />
Noch sind die Wunden in der Natur, die<br />
die Baumaßnahmen in der <strong>Dahme</strong>-Aue<br />
verursacht haben, überall erkennbar. So<br />
richtig grün ist es entlang des <strong>Dahme</strong>-<br />
Umflutkanals, wie die <strong>Dahme</strong> jetzt<br />
heißt, noch nicht wieder geworden,<br />
aber in wenigen Jahren wird die Natur<br />
die zugeschütteten Flächen des ehemaligen<br />
Buchwitzsees und entlang des<br />
Ufers des <strong>Dahme</strong>-Umflutkanals erobert<br />
haben. <strong>Die</strong> <strong>Dahme</strong>, die im Süden<br />
der Mark in der Nähe der gleichnamigen<br />
Stadt »<strong>Dahme</strong>« entspringt, ist bis<br />
Märkisch Buchholz ein windungsreicher<br />
typischer Flachlandfluss. An ihrem<br />
Ufer finden sich viele Wassermühlen, in<br />
denen mit Hilfe der Wasserkraft Korn<br />
gemahlen oder Holz gesägt wird. Ab<br />
Märkisch Buchholz gibt es seit 1912 eine<br />
neue »<strong>Dahme</strong>«, die mit dem überge-<br />
Das denkmalgeschützte<br />
Kaskadenwehr<br />
bei Märkisch<br />
Buchholz<br />
1998. <strong>Die</strong> Rundbogenbrücke<br />
wurde inzwischen<br />
durch einen Neubau<br />
ersetzt.<br />
Foto:<br />
H. Sonnenberg<br />
<strong>Dahme</strong> an den<br />
Eichbergen<br />
Foto:<br />
H. Sonnenberg<br />
23
leiteten Spreewasser zu einem vollständig<br />
anderen »Fließgewässer«, dem <strong>Dahme</strong>-Umflutkanal<br />
geworden ist. Und<br />
doch werden die Menschen in der Region<br />
auch diesen kanalisierten Abschnitt<br />
weiter als ihre »<strong>Dahme</strong>« bezeichnen, die<br />
<strong>Dahme</strong>, die der Region seit langer Zeit<br />
den Namen gibt <strong>–</strong> »<strong>Dahme</strong>land«.<br />
2010 <strong>–</strong> VIELE FRAGEN<br />
Wer die <strong>Dahme</strong>-Quelle in der Nähe der<br />
beschaulichen Kleinstadt »<strong>Dahme</strong>« besuchen<br />
möchte, wird ein wenig enttäuscht<br />
sein, denn dort, wo man sie<br />
sucht, ist sie nicht zu finden. Und, wenn<br />
man dann das kleine Rinnsaal der <strong>Dahme</strong>-Quelle<br />
gefunden hat, verschwindet<br />
es gleich wieder in Rohren und taucht<br />
erst sehr viel später als kleines Fließ wieder<br />
auf. Im weiteren Verlauf des Flusses<br />
kann man an einigen Stellen die historischen<br />
Mühlen in neuer Funktion für<br />
den Tourismus besuchen. In Staakmühle<br />
fließt die <strong>Dahme</strong> in den Naturpark<br />
<strong>Dahme</strong>-Heideseen hinein. Unterhalb<br />
des Wehres Staakmühle bis Märkisch<br />
Buchholz prägen Windungen, Uferabbrüche<br />
und reichlich im Flussbett liegendes<br />
»Totholz« das Gewässer. In diesem<br />
Abschnitt hat die <strong>Dahme</strong> ihre<br />
wertvollsten Naturräume. In den Monaten<br />
Januar bis März, wenn der Fluss<br />
ab und an Hochwasser führt, wird er in<br />
diesem Abschnitt zum »reißenden<br />
Bach«. Unterspülungen der Ufer und<br />
Abbrüche steiler Böschungen sind dann<br />
an verschiedenen Uferabschnitten zu<br />
finden. Hin und wieder werden dabei<br />
auch die Bruthöhlen der Eisvögel, die<br />
an der <strong>Dahme</strong> sehr häufig sind, zerstört<br />
und man kann an den stehen gebliebenen<br />
Resten der Bruthöhle erkennen,<br />
wie tief diese Vögel in die Steilwände<br />
hineinbauen.<br />
Durch das schnell fließende Wasser<br />
werden die Bodensedimente aufgeschwemmt,<br />
verfrachtet und an anderen<br />
Stellen wieder abgelagert. Dabei entstehen<br />
ganz neue »Untiefen« und neue<br />
»Sandbänke« in dem schmalen windungsreichen<br />
Flussbett. Obwohl die<br />
Natur hier gute Bedingungen vorfindet,<br />
ist das Fließgewässer auch in diesem<br />
Abschnitt gefährdet, denn der <strong>Dahme</strong><br />
fehlte in so manchem Sommer das Wasser.<br />
Ganz extrem war der Sommer 2006,<br />
da wurde das Wasser so knapp, dass die<br />
<strong>Dahme</strong> im August unterhalb des Wehres<br />
Staakmühle nur noch als Rinnsal zu<br />
erkennen war.<br />
Niedrige Wasserstände werden in<br />
vielen Sommern auch für den <strong>Dahme</strong>-<br />
Umflutkanal gemeldet. Paddeln und<br />
Kanufahren geht hier aber immer und<br />
nur für motorisierte »Schiffe« werden zu<br />
geringe Wassertiefen im <strong>Dahme</strong>-Umflutkanal<br />
zum Problem. Bei Motorbootfahrern<br />
ist die Strecke auch deshalb unbeliebt,<br />
weil sie eine Sackgasse ist. Das<br />
widerum macht den Abschnitt zwischen<br />
Prieros und Märkisch Buchholz<br />
für Paddler interessant. Sie können hier<br />
Natur und Ruhe besonders genießen.<br />
Bei Gästen und Einheimischen gilt das<br />
Paddeln auf der <strong>Dahme</strong> als »Geheimtipp«.<br />
Seitdem 2007 der »<strong>Dahme</strong>radweg«<br />
eröffnet wurde, erobern auch die<br />
Radtouristen das <strong>Dahme</strong>tal. Gerade im<br />
Winter ist eine Radtour entlang der<br />
<strong>Dahme</strong> durch die kühle aber würzige<br />
Luft der weiten Kiefernwälder sehr erholsam.<br />
Dann hört man nur den Wind<br />
durch die Wipfel der Bäume rauschen.<br />
In Hermsdorf Mühle lohnt es sich immer<br />
eine Rast einzulegen, den Anglern<br />
zuzuschauen und dann weiter einen<br />
Abstecher zum nahen Forsthaus Hammer<br />
zu machen. Ob im Sommer oder<br />
Winter, Herbst oder Frühling, überall<br />
kann man die Natur genießen und sich<br />
erholen.<br />
Einhundert Jahre ist der <strong>Dahme</strong>-<br />
Umflutkanal alt und inzwischen sind<br />
die ehemaligen Uferbefestigungen an<br />
vielen Stellen marode oder bereits ganz<br />
verfallen. Dort sind dann die Ufer abund<br />
unterspült und Bäume und Sträu-<br />
24
cher haben sich angesiedelt. In den<br />
Höhlen der Wurzeln, in Schilf oder<br />
Hochstauden haben Wasservögel ihre<br />
Nester versteckt und Kleingetiere sich<br />
angesiedelt. Hier konnten sich im Laufe<br />
der Jahrzehnte wieder wertvolle Naturräume<br />
entwickeln, was auch die Menschen<br />
zu schätzen wissen, denn sie können<br />
als Paddler oder Wanderer Enten,<br />
Kraniche und andere Tiere auf den<br />
ufernahen Wiesen beobachten. Fischreiher<br />
sonnen sich oder schreiten nach<br />
Beute suchend im flachen Wasser. Und<br />
vor einem Jahr ist der Biber hier angekommen<br />
und hat sich »häuslich niedergelassen«.<br />
Nördlich von Prieros wird die <strong>Dahme</strong><br />
seenartig zur Bundeswasserstraße.Wasserfahrzeuge<br />
sind sehr zahlreich auf<br />
dem Fluss unterwegs. In seinem Reisebericht<br />
über die Expedition mit der<br />
Sphinx von Köpenick nach Teupitz beschreibt<br />
Fontane Einsamkeitsdörfer<br />
und an den Ufern stehende Fischerkaten.<br />
<strong>Die</strong>se Stimmung findet man <strong>heute</strong><br />
natürlich nirgends mehr, aber für Naturfreunde<br />
gibt es auf dem <strong>Dahme</strong>abschnitt<br />
im Naturpark immer noch viel<br />
Natur zu erleben. Bei Bindow verlässt<br />
der Fluss den Naturpark. <strong>Die</strong> Orte am<br />
Ufer werden größer und die Besiedlung<br />
immer dichter. <strong>Die</strong> Ufer werden von<br />
immer größeren Häusern mit »gepflegten<br />
Gärten« begleitet. An den zahlreichen<br />
Stegen liegen die privaten Paddel-<br />
und Motorboote der Grundstücksbesitzer.<br />
Für naturnahe Uferabschnitte<br />
bleibt da nur noch sehr wenig Platz.<br />
Und noch etwas hat sich geändert:<br />
»… was vor hundert Jahren im Überfluss<br />
vorhanden war, hat sich in den<br />
letzten Jahren ins völlige Gegenteil verkehrt.<br />
Den beiden Flüssen Spree und<br />
<strong>Dahme</strong> fehlt Wasser. Was vor hundert<br />
Jahren als Teilung des Spreehochwassers<br />
Sinn machte und was über viele<br />
Jahrzehnte funktionierte, ist inzwischen<br />
als »doppelter Wassermangel« für Spree<br />
und <strong>Dahme</strong> zum Problem geworden.<br />
Im Jahr 2006 (aber auch in anderen<br />
Jahren) hatten die <strong>Dahme</strong> und auch die<br />
Spree erheblichen Wassermangel zu verzeichnen,<br />
so dass Schleusen der Spree<br />
nicht mehr betrieben werden konnten.<br />
In Leibsch wird bei Niedrigwasser nur<br />
wenig Wasser in die <strong>Dahme</strong> übergeleitet.<br />
Am Kaskadenwehr stehen dann die<br />
Stockenten auf den Stufen im flachen<br />
Wasser und können sich sehr unbeschwert<br />
der Suche nach Wasserlebewesen<br />
hingeben. Im JahreBuch 2009 stellte<br />
ich die Frage: »Fehlt das Wasser, das<br />
über den Spree-<strong>Dahme</strong>-Umflutkanal<br />
zur <strong>Dahme</strong> abfließt, nicht der Spree?<br />
Und <strong>–</strong> kann oder muss man daran etwas<br />
ändern?«<br />
<strong>Die</strong> <strong>Dahme</strong><br />
bei Märkisch<br />
Buchholz<br />
Foto:W. Klaeber<br />
Altarm der<br />
<strong>Dahme</strong> am<br />
Bienenhorst<br />
Foto:W. Klaeber<br />
25
VISION 2051 <strong>–</strong><br />
WIEDER EINE<br />
NEUE DAHME<br />
Vor mehr als 30 Jahren hat man im<br />
<strong>Dahme</strong>land die Vorhersagen der Wissenschaftler<br />
über kommende Auswirkungen<br />
des Klimawandels sehr ernst<br />
genommen. Dabei stand der Wassermangel<br />
von Spree und <strong>Dahme</strong> ganz im<br />
Mittelpunkt der Sorgen. Es fanden viele<br />
Beratungen statt, auf denen intensiv<br />
nach Lösungen gesucht wurde, wie die<br />
Gefährdung der beiden Flüsse durch<br />
den zunehmenden Wassermangel zu<br />
verhindern sei. Lösungen wurden gesucht,<br />
wie <strong>Dahme</strong> und Spree vor dem<br />
»Verdursten« gerettet werden können.<br />
<strong>Die</strong> Idee, ein Projekt zur Renaturierung<br />
der <strong>Dahme</strong> zu entwickeln, fand schließlich<br />
die Zustimmung in Verwaltung, Politik<br />
und bei vielen Menschen, die in<br />
der Region leben. Der kanalisierte Abschnitt<br />
des <strong>Dahme</strong>-Umflutkanals zwischen<br />
Märkisch Buchholz und Prieros<br />
wurde renaturiert. Bei der Planung und<br />
Realisierung des Projekts konnte man<br />
sich an historischen Karten orientieren,<br />
in denen der ursprüngliche Verlauf der<br />
<strong>Dahme</strong> dargestellt war.<br />
Jetzt, 40 Jahre später, ist dort, wo<br />
früher der <strong>Dahme</strong>-Umflutkanal behäbig<br />
durch die Landschaft floss, <strong>–</strong> eine abwechslungsreiche<br />
Landschaft entstanden,<br />
in der sich eine vielfältige Tierund<br />
Pflanzengemeinschaft entwickelt<br />
hat, aber auch ein Mit- und Nebeneinander<br />
von Naturschutz und der stillen<br />
Erholung erfolgreich funktioniert.<br />
Jahr für Jahr ist es weltweit wärmer<br />
geworden und auch im <strong>Dahme</strong>land<br />
sind die Temperaturen im Jahresdurchschnitt<br />
um mehr als 2° C gestiegen.<br />
Gleichzeitig ist weniger Regen gefallen<br />
und vor allem Unwetter gibt es immer<br />
häufiger, <strong>–</strong> aber die Menschen haben<br />
darauf reagiert und gelernt, damit umzugehen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Dahme</strong> fließt wieder windungsreich<br />
in einem schmalen, den Wassermengen<br />
angepassten Flussbett durch<br />
die Landschaft. Durch die vielen (neuen)<br />
Windungen ist der Flussabschnitt<br />
zwischen Märkisch Buchholz und Prieros<br />
länger geworden. Obwohl man jetzt<br />
mehr Zeit für die Strecke braucht, ist<br />
die <strong>Dahme</strong> bei Kanuten und Paddlern<br />
ganz besonders beliebt, denn hier kann<br />
man ohne Lärm und Wellenschlag von<br />
Motorbooten seiner Lieblingsfreizeitbeschäftigung<br />
sportlich aktiv oder ruhig<br />
genießend nachgehen und dabei immer<br />
wieder vom einem besonderen Naturerlebnis<br />
überrascht werden. Hinter jedem<br />
der vielen <strong>Dahme</strong>-Mäander warten<br />
neue Landschaftseindrücke und neue<br />
»Wunder der Natur«. Paddler und Kanuten<br />
fahren den mehrtägigen Rundkurs<br />
über Spree und <strong>Dahme</strong> besonders<br />
gern. Er ist inzwischen als Tipp für besondere<br />
Naturerlebnisse bekannt. Mit<br />
dem Umbau des ehemaligen Kanals zu<br />
einem naturgeprägten Fließ wurde<br />
auch eine ausreichende Anzahl neuer<br />
Biwakplätze geschaffen. Das Paddelsportgebiet<br />
der <strong>Dahme</strong> bei Prieros wurde<br />
inzwischen schon zweimal wegen<br />
seiner Qualität und Attraktivität ausgezeichnet<br />
und hat im Jahr 2045 sogar ein<br />
Gütesiegel erhalten. In Prieros, Hermsdorf<br />
Mühle und Märkisch Buchholz<br />
und anderen Orten kann man sogar das<br />
Fahrzeug wechseln und auf das Fahrrad<br />
umsteigen und das Paddelboot zum<br />
nächsten Ziel transportieren lassen. Im<br />
Naturpark können Exkursionen und<br />
Naturerlebnistouren gebucht werden,<br />
die von einem »Ranger« fachkundigt geführt<br />
werden. Biber-, Fischotter-, Kranich-<br />
oder Eisvogelbeobachtungen stehen<br />
auf dem Programm und natürlich<br />
im Frühling die Schönheit der Orchideenwiesen<br />
<strong>–</strong> nur rechtzeitig anmelden,<br />
wird ausdrücklich empfohlen.<br />
Bei Hochwasser findet das Wasser<br />
auf vorgesehenen Überflutungsflächen<br />
genügend Raum und bleibt länger in<br />
26
der Landschaft. <strong>Die</strong> Grundwasserspeicher<br />
werden dabei immer wieder aufgefüllt<br />
und auch für die Moore steht wieder<br />
ausreichend Wasser zur Verfügung.<br />
Natürlich hat man bei der Umsetzung<br />
des <strong>Dahme</strong>-Projektes auch die<br />
Angler nicht vergessen und spezielle gut<br />
erreichbare Angelgewässer eingerichtet.<br />
Hier können die »Petrijünger« ihren<br />
frisch gefangenen Fisch sogar gleich auf<br />
den fest eingebauten Grill legen und an<br />
Ort und Stelle verspeisen. Eine »kleine<br />
Kröte« mussten die Touristen allerdings<br />
auch »schlucken«. Man kann nicht mehr<br />
mit dem Auto bis direkt an die Ufer der<br />
<strong>Dahme</strong> fahren und das Parken ist nur<br />
noch auf den ausgewiesenen Parkplätzen<br />
erlaubt.<br />
Ein Zeugnis und Denkmal vergangener<br />
Epochen ist das Kaskadenwehr in<br />
Märkisch Buchholz. Welche Bedeutung<br />
es einst hatte, dies lassen sich Besucher<br />
der Stadt bei Führungen erläutern.<br />
und Märkisch Buchholz, denn auf diesem<br />
Abschnitt der <strong>Dahme</strong> (Landesgewässer)<br />
sind bisher nur wenige Motorboote<br />
unterwegs und die ruhegeprägte,<br />
reizvolle und erlebnisreiche Naturlandschaft<br />
entlang der Uferzonen bietet gerade<br />
den Paddlern besondere Naturerlebnisse.<br />
Obwohl das Gewässer wegen<br />
seiner über 15 km langen unverbauten<br />
und naturnahen Ufer schon <strong>heute</strong> interessant<br />
und insbesondere für Familien<br />
geeignet ist, gibt es gute Möglichkeiten,<br />
den Zustand des Gewässers für den<br />
Paddelsport zu verbessern und aus dem<br />
kanalisierten, relativ breiten und begradigten<br />
Fluss eine strukturreiche Gewässerlandschaft<br />
zu entwickeln. Das<br />
Gebiet wird schon <strong>heute</strong> von den Tourismusverbänden<br />
als Paddelrevier beworben.<br />
Der Naturpark hat die Aufgabe<br />
Naturschutz zu sichern und gleichzeitig<br />
Zwanzig Jahre<br />
sind vergangen:<br />
<strong>Dahme</strong>blick<br />
nördlich von<br />
Märkisch Buchholz<br />
über einen<br />
Kiefernstumpf<br />
1989 und 2009<br />
Fotos:<br />
W. Klaeber<br />
REALITÄT UND VISION<br />
<strong>Die</strong> Idee, den <strong>Dahme</strong>-Umflutkanal zwischen<br />
Märkisch Buchholz und Prieros<br />
zu renaturieren, ist unter dem Aspekt<br />
entstanden, dass die beiden Flüsse<br />
<strong>Dahme</strong> und Spree durch weiter zunehmendem<br />
Wassermangel sowie durch die<br />
vorhergesagten Auswirkungen des Klimawandels<br />
erheblich gefährdet sind.<br />
<strong>Die</strong> zu erwartenden Auswirkungen auf<br />
die beiden Fließgewässersysteme werden<br />
es in sehr naher Zukunft erforderlich<br />
machen, sich mit der Vorsorge zur<br />
Sicherung des Wasserhaushaltes der beiden<br />
Flüsse detailliert und umsetzungsorientiert<br />
zu befassen.<br />
Aufgrund des Gewässerreichtums<br />
gibt es im Naturpark <strong>Dahme</strong>-Heideseen<br />
gute Vorraussetzungen, den Paddeltourismus<br />
und -sport weiter zu entwickeln.<br />
<strong>Die</strong>ses Entwicklungspotential<br />
für den muskelbetriebenen Wassertourismus<br />
findet man insbesondere am<br />
<strong>Dahme</strong>-Umflutkanal zwischen Prieros<br />
27
WAS IST DAFÜR ZU TUN?<br />
1. Lösungen zum Wassermangel der Flüsse<br />
<strong>Dahme</strong> und Spree<br />
■ Bestandserhebungen und Gutachten zur Lösung des<br />
Wassermangels von <strong>Dahme</strong> und Spree<br />
■ Zusammentragen, wie sich der Klimawandel und<br />
die Landschaftsnutzung auf die Region und auf die<br />
Fließgewässersysteme von <strong>Dahme</strong> und Spree<br />
auswirken wird<br />
2. Sicherung des Wasserhaushaltes von Spree<br />
und <strong>Dahme</strong><br />
■ Prüfung von Maßnahmen zur Reduzierung bis zur<br />
vollständigen Einstellung der Wasserüberleitung aus<br />
der Spree in die <strong>Dahme</strong><br />
■ Sicherung des Hochwasserschutzes für die Spree<br />
(weiterhin aber mögliche Überleitung von Spreewasser<br />
bei Hochwasserereignissen)<br />
■ Prüfung der Machbarkeit der <strong>Dahme</strong>-<br />
Renaturierung<br />
■ Ziele der Renaturierung der <strong>Dahme</strong> im Abschnitt<br />
zwischen Märkisch Buchholz und Prieros auf der<br />
Grundlage historischer Karten und unter<br />
Berücksichtigung von Maßnahmen für den<br />
Paddelsport aufzeigen<br />
■ ein Maßnahmenprogramm erstellen<br />
■ Anschließen von Altarmen, Schaffung von<br />
Mäandern und Windungen, Buchten, Inseln,<br />
Kleingewässern und Überflutungsräumen<br />
■ Maßnahmen zur Verringerung der Fließgewässerbreite<br />
■ Maßnahmen zur Erhöhung der Fließgeschwindigkeit<br />
des Wassers mit dem Ziel Fließgewässertiefe<br />
und Wasserdargebot einander anzupassen etc.<br />
3. Maßnahmen zur Sicherung des Erhaltes der<br />
FFH-Lebensräume und zu ihrer Verbesserung<br />
■ Vorsorge zur Sicherung und Verbesserung der FFH-<br />
Lebensräume und der Tier- und Pflanzenarten<br />
■ Spezifische Ziele für den Naturschutz sichern und<br />
festschreiben wie: Verbesserung der Lebensräume<br />
für Fischotter und Biber und der Moore und<br />
Feuchtwiesen<br />
■ Sicherung und Verbesserung vorhandener<br />
Trockenbiotope in Hangbereichen<br />
4. Maßnahmen zur Wasserrahmenrichtlinie<br />
■ Erarbeitung eines Gewässer-<br />
Entwicklungsplanes (GEK)<br />
■ Verbesserung des Fließgewässersystems<br />
der <strong>Dahme</strong><br />
■ Reduzierung des Querschnittes der<br />
<strong>Dahme</strong><br />
■ Öffnung und Wiederherstellung<br />
historischer Gewässerstrukturen an<br />
der <strong>Dahme</strong> (auf der Grundlage<br />
historischer Kartendarstellungen)<br />
■ Herstellung von Kleingewässern<br />
5. Naturschutz- und Naturtourismusentwicklung<br />
als gemeinsames<br />
Ziel vernetzen<br />
■ Schaffung von Vielfalt für den<br />
Kanu- und Paddeltourismus (aus<br />
dem kanalisierten Fluss ein<br />
windungsreiches Fließgewässer<br />
entwickeln)<br />
■ Anlage von Biwakplätzen und Ausstieghilfen<br />
für Paddler<br />
■ Schaffung attraktiver Gewässerabschnitte<br />
für den Paddelsport<br />
■ Schaffung von Angelgewässern im<br />
<strong>Dahme</strong>tal<br />
■ Schaffung wirtschaftlicher Impulse<br />
durch eine attraktive Entwicklung<br />
des Naturtourismus<br />
■ Schaffung eines Erlebnisraums<br />
»Erlebbare Wildnis«: Weichholzaue<br />
als Lebensraum des Bibers erhalten<br />
und Maßnahmen für die Erlebbarkeit<br />
des Bibers im Lebensraum<br />
ermöglichen.<br />
28
den Naturtourismus zu stärken. Das<br />
gelingt aber nur, wenn beide Aufgaben<br />
vernetzt werden. Im Naturpark ist das<br />
an vielen Stellen gelungen und kann an<br />
der <strong>Dahme</strong> erfolgreich fortgesetzt werden.<br />
Naturschutz und Ruhe sollte für<br />
Fließgewässer genauso selbstverständlich<br />
sein, wie es auch selbstverständlich<br />
sein sollte, dass Paddler und Kanuten<br />
nicht nur auf die stark mit Motorbooten<br />
befahrenen Gewässer verdrängt<br />
werden, sondern dass auch ihnen stille<br />
und naturnahe Gewässer für ihre Aktivitäten<br />
zur Verfügung stehen. Der <strong>Dahme</strong>-Abschnitt<br />
zwischen Märkisch Buchholz<br />
bietet sich an, zu einem solchen<br />
Revier für Kanuten und Paddler entwickelt<br />
zu werden.<br />
Orientierungshilfe für die Umsetzung<br />
dieser Idee der <strong>Dahme</strong>-Renaturierung<br />
können die historischen Karten geben.<br />
<strong>Die</strong> Karte von 1841 zeigt die <strong>Dahme</strong> im<br />
Gebiet des heutigen Naturparks als<br />
mehr oder weniger mäandrierendes<br />
Fließgewässer. <strong>Die</strong> <strong>Dahme</strong> floss damals<br />
in engen und weiten Windungen auch<br />
durch das <strong>Dahme</strong>tal zwischen Märkisch<br />
Buchholz und Prieros, annähernd<br />
so, wie man es <strong>heute</strong> noch an der »alten<br />
<strong>Dahme</strong>« zwischen Staakmühle und<br />
Märkisch Buchholz vorfindet. Da die<br />
»alte <strong>Dahme</strong>« in diesem Abschnitt wegen<br />
ihrer Dynamik und naturräumlichen<br />
Bedeutung unter Naturschutz gestellt<br />
wurde und ein ganzjähriges Befahrungsverbot<br />
gilt, könnte mit der<br />
Renaturierung des <strong>Dahme</strong>-Umflutkanals<br />
ein Ersatzpaddelrevier entwickelt<br />
werden.<br />
Genau betrachtet ist der Klimawandel<br />
bereits überall, auch im <strong>Dahme</strong>land<br />
spürbar, die Signale sind nicht nur für<br />
Fachleute erkennbar. Aber wie er sich<br />
konkret auswirken wird, kann niemand<br />
voraus sagen. Aber weil es den Klimawandel<br />
gibt, gibt es auch die Verpflichtung,<br />
neue Wege zu gehen. Und noch<br />
eines macht der Klimawandel dringend<br />
erforderlich, Projekte zur Lösung des<br />
regionalen Wassermangels zeitnah auf<br />
den Weg zu bringen.<br />
Der Verlauf der<br />
<strong>Dahme</strong> zwischen<br />
Märkisch Buchholz<br />
und Prieros<br />
vor dem Ausbau<br />
des <strong>Dahme</strong>umflutkanals.<br />
Darstellung in<br />
der Schmettauschen<br />
Karte<br />
1767<strong>–</strong>1787,<br />
Blatt Mittenwalde<br />
29