Nutzenfunktionen und Indifferenzkurven - Elektro Ehinger
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2.1.4 Die Grenzrate der Substitution<br />
Schon im Zusammenhang mit dem 1. Gossenschen<br />
Gesetz sind wir auf den Begriff des Grenznutzens<br />
eingegangen, der die Veränderung des Nutzens durch den<br />
Konsum einer zusätzlichen (infinitesimal kleinen) Einheit<br />
eines Gutes beschreibt. Wir können ihn nun verwenden,<br />
um im Rahmen der ordinalen Nutzentheorie die<br />
sogenannte Grenzrate der Substitution (MRS – marginal<br />
rate of substitution) herzuleiten.<br />
Die Grenzrate der Substitution ist die Steigung der<br />
Indifferenzkurve in einem Punkt. Sie gibt die Rate an, zu<br />
der ein Konsument bereit ist, daß eine Gut durch ein<br />
anderes zu substituieren.<br />
Angenommen, der Konsumenten verliere ein wenig von<br />
Gut 1, ∆x 1 . Damit er auf der selben Indifferenzkurve<br />
bleiben, sein Nutzenniveau konstant halten kann, muß er<br />
eine Menge von Gut 2, ∆x 2 erhalten, die gerade ausreicht,<br />
die Nutzeneinbuße, die durch den Verlust der Menge an Gut 1 entstanden ist, auszugleichen. Der Konsument soll<br />
also nach der Substitution von x 1 durch x 2 genauso gut gestellt sein wie zuvor. Das Verhältnis ∆x 2 /∆x 1 ist<br />
demnach die Rate, zu der der Konsument bereit ist, Gut 2 für Gut 1 zu substituieren (=subjektive<br />
Alternativkosten). Betrachtet man marginale Änderungen der Gütermenge x 1 , gelangt man zur Grenzrate der<br />
Substitution.<br />
Formal bedeutet das, daß sich Veränderungen im Nutzenniveau, die durch Substitutionsvorgänge zwischen<br />
Güterbündeln ausgelöst werden, zu Null addieren müssen. Die Veränderungen des Nutzens eines einzelnen<br />
Gutes bei Mengenänderungen lassen sich über seinen Grenznutzen beschreiben, also mit Hilfe einer partiellen<br />
Ableitung der Nutzenfunktion. Die Veränderung des Gesamtnutzens muß sich demnach über das totale<br />
Differential beschreiben lassen. Der Haushalt möchte sein Nutzenniveau konstant halten. Deshalb muß das totale<br />
Differential Null ergeben:<br />
∂U<br />
∂U<br />
dU = dx1<br />
+ dx2<br />
= 0<br />
∂x1<br />
∂x2<br />
Wir fassen zusammen:<br />
Formal erhält man die Grenzrate der Substitution aus dem totalen Differential der Nutzenfunktion:<br />
∂U<br />
∂U<br />
!<br />
dU = dx1<br />
+ dx2<br />
= 0<br />
∂ x1<br />
∂ x2<br />
Daraus folgt:<br />
∂U<br />
dx1<br />
∂ x2<br />
dx 1<br />
= , wobei < 0, da ein mehr an x2 immer ein weniger an x<br />
dx ∂U<br />
1 bedeutet.<br />
2<br />
dx2<br />
∂ x1<br />
Das Verhältnis der Grenznutzen ist umgekehrt proportional zur Grenzrate der Substitution. Dabei handelt es sich<br />
um eine Identitätsgleichung: Die Grenznutzenverhältnisse von Gütern sind gerade über die<br />
Ersetzungsverhältnisse des Haushalts definiert.<br />
Zu beachten ist hier der Unterschied zwischen der kardinalen <strong>und</strong> der ordinalen Nutzentheorie:<br />
Während in der kardinalen Nutzentheorie von der Meßbarkeit <strong>und</strong> interpersonellen Vergleichbarkeit des<br />
Grenznutzens ausgegangen wurde, ist in der ordinalen Nutzentheorie der Grenznutzen eine aus der MRS<br />
abgeleitete Größe. Er ist damit nur beim Vergleich mehrerer Güter interpretierbar.<br />
Wir haben konvexe <strong>Indifferenzkurven</strong> unterstellt. Bei konvexen <strong>Indifferenzkurven</strong> nimmt die Grenzrate der<br />
Substitution ab. Dies erscheint plausibel: Je mehr ein Konsument schon von Gut 1 abgegeben hat, desto weniger<br />
wird er zu weiteren Abgaben bereit sein, oder anders: Desto mehr wird er von Gut 2 bei weiteren Abgaben<br />
verlangen, um sein Nutzenniveau waren zu können. Das Verhältnis, zu dem jemand x 1 für x 2 auszutauschen<br />
bereit ist, nimmt mit steigendem x 1 ab.