Merkblatt für Schöffen - Holzkirchen
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<strong>Schöffen</strong> sind berechtigt und verpflichtet, selbst auf die Aufklärung derjenigen Punkte hinzuwirken, die ihnen<br />
wesentlich erscheinen (§§ 30, 77, 82 GVG, § 240 Abs. 2, § 241 Abs. 2 der Strafprozessordnung - StPO -).<br />
Die Ergänzungsschöffen (vergleiche unter Nr. 11) wohnen der Verhandlung bei. An der Beratung und an den zu<br />
erlassenden Entscheidungen nehmen sie, solange sie nicht <strong>für</strong> einen verhinderten <strong>Schöffen</strong> eingetragen sind, nicht<br />
teil. Im Übrigen haben sie dieselben Rechte und Pflichten wie die an erster Stelle berufenen <strong>Schöffen</strong>; insbesondere<br />
ist ihnen ebenso wie diesen zu gestatten, Fragen an den Angeklagten, die Zeugen und die Sachverständigen zu<br />
stellen.<br />
6. Abstimmung<br />
Zu einer jeden, dem Angeklagten nachteiligen Entscheidung, welche die Schuldfrage, die Bemessung der Strafe, die<br />
Anordnung einer Nebenfrage oder Nebenfolge oder die Anordnung einer Maßregel der Sicherung und Besserung<br />
betrifft, ist eine Mehrheit von zwei Dritteln der Stimme erforderlich. Beim <strong>Schöffen</strong>gericht und bei der Kleinen<br />
Strafkammer müssen also mindestens zwei, beim erweiterten <strong>Schöffen</strong>gericht mindestens drei, bei der Großen<br />
Strafkammer mindestens vier und beim Schwurgericht mindestens sechs Mitglieder des Gerichts <strong>für</strong> die Bejahung der<br />
Schuldfrage und <strong>für</strong> die auszusprechende Strafe oder Maßregel der Sicherung und Besserung stimmen.<br />
Zur Schuldfrage gehört auch die Frage nach solchen von den Strafgesetzen vorgesehenen Umständen, welche die<br />
Strafbarkeit ausschließen, vermindern oder erhöhen; sie umfasst nicht die Frage nach den Voraussetzungen des<br />
Rückfalls oder der Verjährung.<br />
Zur Straffrage gehört auch die Frage, ob mildernde Umstände vorliegen.<br />
Abgesehen von der Schuld- und Straffrage entscheidet das Gericht mit absoluter Mehrheit der Stimmen.<br />
Bilden sich in einer Strafsache, von der Schuldfrage abgesehen, mehr als zwei Meinungen, von denen keine die<br />
erforderliche Mehrheit <strong>für</strong> sich hat, so werden die dem Angeklagten nachteiligsten Stimmen den zunächst minder<br />
nachteiligen so lange hinzugerechnet, bis sich die erforderliche Mehrheit ergibt. Bilden sich in der Straffrage zwei<br />
Meinungen, ohne dass eine die erforderliche Mehrheit <strong>für</strong> sich hat, so gilt die mildere Meinung. Ergibt sich bei dem mit<br />
zwei Richtern und zwei <strong>Schöffen</strong> besetzten <strong>Schöffen</strong>gericht in einer Frage, über die mit einfacher Mehrheit zu<br />
entscheiden ist, Stimmengleichheit, so gibt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag.<br />
Die <strong>Schöffen</strong> stimmen nach dem Lebensalter, der jüngere vor dem älteren. Sie stimmen vor den Berufsrichtern. Nur<br />
wenn ein Richter zum Berichterstatter ernannt ist, stimmt dieser zuerst (vor den <strong>Schöffen</strong>). Der Vorsitzende stimmt<br />
zuletzt.<br />
Kein Schöffe darf die Abstimmung über eine Frage verweigern, weil er bei der Abstimmung über eine<br />
vorhergegangene Frage in der Minderheit geblieben ist (§ 263 StPO; §§ 195 bis 197 GVG).<br />
7. Amtsverschwiegenheit<br />
Die <strong>Schöffen</strong> sind verpflichtet, über den Hergang bei der Beratung und Abstimmung, auch nach Beendigung ihrer<br />
Amtstätigkeit, zu schweigen (§ 45 Abs. 3, § 43 Deutsches Richtergesetz).<br />
8. Beeidigung<br />
Die <strong>Schöffen</strong> werden bei ihrer ersten Dienstleistung in öffentlicher Sitzung beeidigt. Die Beeidigung gilt <strong>für</strong> die Dauer<br />
der Wahlperiode (§§ 42, 51, 77, 84 GVG).<br />
Der Vorsitzende richtet an die Beeidigten die Worte:<br />
"Sie schwören bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, die Pflicht eines <strong>Schöffen</strong> getreulich zu erfüllen und Ihre<br />
Stimme nach bestem Wissen und Gewissen abzugeben."<br />
Die <strong>Schöffen</strong> leisten den Eid, indem jeder Einzelne die Worte spricht:<br />
„Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe."<br />
Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden.<br />
Der Schwörende soll bei der Eidesleistung die rechte Hand erheben (§§ 51, 77, 84 GVG).<br />
9. Unfähigkeit zu dem Amt eines <strong>Schöffen</strong><br />
Das Amt eines <strong>Schöffen</strong> kann nur von einem Deutschen versehen werden (§§ 31, 77, 84 GVG). Unfähig zu dem Amt<br />
sind (§§ 32, 77, 84 GVG):<br />
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