Heimat-Ort der Identität.pdf - Prof. Christoph Mäckler Architekten
Heimat-Ort der Identität.pdf - Prof. Christoph Mäckler Architekten
Heimat-Ort der Identität.pdf - Prof. Christoph Mäckler Architekten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Man überlässt es vielmehr dem <strong>Architekten</strong>, seine Vorstellungen frei zu realisieren und überlässt die<br />
städtebauliche Qualität und die Chance, eine örtliche Tradition zu stärken, damit dem Zufall.<br />
Und eben hier kommt <strong>der</strong> Denkmalpflege eine beson<strong>der</strong>e Rolle zu, denn zumindest an <strong>Ort</strong>en von<br />
historischer Bedeutung sollten wir über Gestaltungssatzungen auf die Integration von Neubauten in<br />
das Ensemble einwirken. Nicht <strong>der</strong> architektonische Alleingang des Einzelhauses, son<strong>der</strong>n die<br />
architektonische Gestalt, die sich dem Wohle des Gesamtbauwerkes, des Platzes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Straße<br />
einfügt, schafft eine erkennbare <strong>Identität</strong>. Die Addition <strong>der</strong> sich einer Gestaltungssatzung<br />
unterordnenden Bauwerke gibt <strong>der</strong> Gesamtgestaltung dieser Plätze eine gestalterische Kraft, die weit<br />
über die Gestaltungsmöglichkeiten des Einzelbauwerkes hinausgehen.<br />
Das Einzelbauwerk profitiert damit also vom Gesamterscheinungsbild des Platzes.<br />
Und die Geschichte, die die Tradition dieses Platzes bis heute bestimmte, bildet die Grundlage <strong>der</strong><br />
aufzustellenden Gestaltungskriterien.<br />
Die Gestaltungssatzung ist ein politisches Instrument, das die bisherigen Baugesetze ergänzt und<br />
erweitert und Stadtparlamente in die Lage versetzt, fachlich fundierte Entscheidungen im Bereich des<br />
Städtebaus zu treffen.<br />
In einer Zeit, in <strong>der</strong> die Tradition <strong>der</strong> Platzgestaltung, wie wir sie seit Jahrhun<strong>der</strong>ten in Europa kennen,<br />
in Vergessenheit zu geraten droht, liegt es im Interesse des Gemeinwohls, die Idee <strong>der</strong> übergreifend<br />
einheitlichen Gestaltung in einer Stadt wie<strong>der</strong> aufzugreifen und die vorhandenen historischen<br />
Strukturen vor einer weiteren Zerstörung zu schützen.<br />
Die Gestaltungssatzung ist zunächst also ein Schutz <strong>der</strong> Interessen des Gemeinwesens Stadt und ein<br />
Instrument, das europäische Städte in ihrer Geschichte bis ins 19. Jahrhun<strong>der</strong>t angewandt haben.<br />
Im Baustatut <strong>der</strong> Stadt Frankfurt am Main aus dem Jahre 1809 ist zu lesen, ich zitiere:<br />
„dass jemand, <strong>der</strong> aus Liebe zum Son<strong>der</strong>baren o<strong>der</strong> aus Eigensinn seinem Gebäude eine solche<br />
Fassade geben wollte, durch welche ein offenbarer Missstand entstehen und die gemeine Straße<br />
verunziert werden würde, zu <strong>der</strong> Ausführung die Erlaubnis versagt werden soll“.<br />
Gestaltungssatzungen sind ein Regulativ, wie wir es aus an<strong>der</strong>en Lebensbereichen unserer<br />
demokratischen Gesellschaft kennen und gesetzlich verankert haben. <strong>Architekten</strong>, die sich einer<br />
Gestaltungssatzung wortreich verwehren, müssen sich die Frage stellen lassen, welchen Wert sie dem<br />
Gemeinwohl in unserer Gesellschaft zuordnen. Eine Architekturausbildung, die <strong>Architekten</strong><br />
hervorbringt, die nur mit „ihrem Beton“, „ihrem Klinker“ o<strong>der</strong> „ihrer Glashaut“ umzugehen verstehen,<br />
sollte man von Bauaufgaben innerhalb städtischer Ensembles fernhalten.<br />
Allerdings dürfen wir nicht verkennen, dass unsere eigene Ausbildung und die unserer Studenten fast<br />
ausschließlich dem Entwurf gewidmet war und ist, und es wird einige Zeit benötigen, bis wir die<br />
7