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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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Ankündigungen<br />

MAGNESIOCARD<br />

Vorankündigung des 61. Ärztlichen Fortbildungskongresses<br />

des <strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />

12. bis 20. 9. 1981 in Freudenstadt<br />

Tagesthemen - Hauptvorträge<br />

Neuraltherapeutischer Vormittag<br />

Medizinische Ökologie<br />

Tagung mit <strong>der</strong> angeschlossenen Internationalen medizinischen<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroakupunktur nach Voll e.V. -<br />

25jähriges Jubiläum<br />

Umstimmung<br />

Aus Klinik und Praxis<br />

Einführung in die Naturheilverfahren<br />

Probleme aus <strong>der</strong> Dermatologie <strong>für</strong> die tägliche Praxis<br />

Herzerkrankungen<br />

Funktionelle Magenerkrankungen in <strong>der</strong> Praxis<br />

Kneipp-Physiotherapie<br />

Aus <strong>der</strong> Praxis <strong>für</strong> die Praxis<br />

Tagung mit dem angeschlossenen Arbeitskreis „Homöopathie"<br />

Tagung mit <strong>der</strong> angeschlossenen Deutschen <strong>Ärzte</strong>gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Akupunktur e.V.<br />

Kurse <strong>für</strong> <strong>Ärzte</strong><br />

Akupunkturkurse<br />

Aus- und ableitende Heilverfahren in alter und neuer Sicht<br />

Bewegungstherapie<br />

Chronische Krankheiten und Herdgeschehen<br />

Elektroakupunktur<br />

Elektroneuraldiagnostik und -therapie nach Croon<br />

Elektro-Physik und Elektro-Biologie<br />

Fußreflexzonen<br />

Homöopathie <strong>für</strong> <strong>Ärzte</strong><br />

Homöopathie <strong>für</strong> Zahnärzte<br />

Homotoxikologie<br />

HOT (fotobiologische Oxydationstherapie)<br />

Kneippsche Anwendungen - Hydrotherapie<br />

Mikrobiologische Therapie<br />

Neuraltherapie <strong>für</strong> Anfänger<br />

Neuraltherapie <strong>für</strong> Fortgeschrittene<br />

Ozonkurs 1. Teil<br />

Ozonkurs 2. Teil<br />

Thermographie - Thermoregulation<br />

Wirbelsäulenfunktionsdiagnostik<br />

Zytoplasmatische Therapie<br />

Kurse <strong>für</strong> Arztfrauen und ärztliches Hilfspersonal<br />

Aus- und ableitende Heilverfahren in alter und neuer Sicht<br />

Autogenes Training<br />

Bewegungstherapie<br />

Diätkochkurs<br />

Kneippsche Anwendungen - Hydrotherapie<br />

Kosmetikkurs<br />

Der Kongreß ist u. a. als Fortbildungsnachweis <strong>für</strong> die<br />

Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren anerkannt.<br />

Monosubstanz zur<br />

gezielten Magnesiumtherapie<br />

von Risikofaktoren bei<br />

coronaren Gefäßkrankheiten<br />

und Infarktgefährdung<br />

Therapeutisches Prinzip:<br />

Streßabschirmung<br />

• dämpft die schädliche adrenerge Überstimulation<br />

des Herzens<br />

• stabilisiert den Blutdruck<br />

• verhin<strong>der</strong>t hypertone Krisen<br />

• reguliert den Säure- und Basenhaushalt<br />

• hemmt die extrazelluläre Alkalose im Streß<br />

Calcium-Antagonismus<br />

• verhin<strong>der</strong>t die Calciumüberladung <strong>der</strong> Herzmuskelzelle<br />

• schützt vor Herznekrosen<br />

• entspannt die glatte Muskulatur im arteriellen<br />

Gefäßsystem<br />

• beugt Coronarspasmen vor<br />

Lipidsenkung<br />

• normalisiert erhöhte Cholesterin-, LDL-Cholesterin-,<br />

Triglycerid-Spiegel<br />

Zusammensetzung<br />

1 Kapsel/1 lackierte Tablette /1 Amp i m zu 5 ml enthalten<br />

mono-Magnesium-L-aspartathydrochlond-tnhydrat<br />

614,8 mg<br />

Magnesium-Gehalt 5 mval (60,78 mg)<br />

1 Ampulle i v zu 10 ml enthalt<br />

mono-Magnesium-L-aspartathydrochlond-tnhydrat<br />

737,6 mg<br />

Magnesium-Gehalt 6 mval (72,94 mg)<br />

5 g Granulat zum Trinken (1 Beutel) enthalten<br />

mono-Magnesiurn-L-aspartathydrochlond-tnhydrat<br />

1229 6 mg<br />

Magnesium-Gehalt 10 mval (121,56 mg)<br />

Verdauliche Kohlenhydrate 3,1 g<br />

Indikationen<br />

Zur Behandlung des primären und sekundären Magnesium-Mangel-Syndroms<br />

beson<strong>der</strong>s zur Prophylaxe und Therapie <strong>der</strong> durch Magnesiummangel und<br />

Streß bedingten Herzerkrankungen<br />

Bei Magnesium-Mangelzustanden, zB infolge Fastenkuren, Hypercholestennaemie<br />

Artenosklerose, Leberzirrhose, Pankreatitis, Schwangerschaft, Stillzeit,<br />

Einnahme oestrogenhaltiger Kontrazeptiva, zur Calciumoxalatstein-<br />

Prophylaxe<br />

Kontraindikationen<br />

Exsikkose Niereninsuffizienz mit Anune<br />

MAGNESIOCARD" Ampullen sollen nicht angewandt werden bei AV-Block<br />

Myasthenia gravis<br />

Die Injektion von MAGNESIOCARD" bei gleichzeitiger Herzglykosid-Therapie<br />

ist nur in Fallen von Tachykardie bzw Tachyarrhythmie angezeigt<br />

Nebenwirkungen: Ampullen: Bradykardie, Uberleitungsstorungen, periphere<br />

Gefaßerweiterungen<br />

Handelsformen und Preise<br />

50 Kapseln<br />

50 Tabletten<br />

Granulat zum Trinken<br />

20 Beutel<br />

2 Amp i m<br />

3 Amp i v<br />

DM 19,55<br />

DM 19 20<br />

DM 13,35<br />

DM 3,85<br />

DM 6 85<br />

100 Kapseln<br />

100 Tabletten<br />

50 Beutel<br />

5 Amp i m<br />

10 Amp iv<br />

DM 35,20<br />

DM 34,40<br />

DM 29,75<br />

DM 8,60<br />

DM 20,45<br />

VERLA-PHARM • TUTZING/OBB.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg. 357


Anfragen wegen des 61. Ärztlichen Fortbildungskurses richten<br />

Sie bitte an:<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren e.V.<br />

- Geschäftsstelle -<br />

Eichelbachstraße 61, 7290 Freudenstadt - Kniebis,<br />

Telefon (07442) 2111.<br />

Internationaler Kongreß über Akupunktur in Praxis und<br />

Forschung zum 30jährigen Bestehen <strong>der</strong> Deutschen <strong>Ärzte</strong>gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Akupunktur e.V.<br />

Ort: Kur<strong>für</strong>stliches Schloß Mainz<br />

30.9. bis 3.10.1981<br />

Praktische Akupunkturkurse im Anschluß an den Kongreß<br />

3. und 4.10.1981<br />

Veranstalter: Deutsche <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Akupunktur e.V.<br />

Mitveranstalter: Institut <strong>für</strong> Anästhesiologie <strong>der</strong> Johannes-<br />

Gutenberg-Universität Mainz (Prof. Dr. Frey)<br />

Kongreßsprachen: Deutsch, Englisch, Französisch (Simultanübersetzung)<br />

Hauptthemen:<br />

A. Zur Wirkungsweise <strong>der</strong> Akupunktur<br />

B. Grundlagenforschungen zur Akupunktur<br />

C. Therapeutische Anwendung <strong>der</strong> Akupunktur<br />

D. Traditionelle chinesische Medizin<br />

Anmeldung:<br />

1. Kongreßsekretariat c/o Prof. Dr. med. R. Frey, Institut <strong>für</strong><br />

Anästhesiologie <strong>der</strong> Universität, Langenbeckstraße 1,<br />

D-6500 Mainz, Tel. 061 31/19-21 68<br />

2. Deutsche <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Akupunktur e.V., Silberbachstraße<br />

10, D-7800 Freiburg, Tel. 0761/7 7940<br />

Fortbildungsarbeit <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>für</strong> Neurotherapie in<br />

Frankfurt <strong>für</strong> 1981:<br />

24. 10./25. 10. 1981:<br />

Therapeutische Lokalanästhesie <strong>für</strong> Fortgeschrittene (Anästhesie<br />

<strong>der</strong> Ganglien im Kopf-, Hals-, Brust-, Bauch- und<br />

Leinsaat-<br />

Honig-<br />

Granulat<br />

zum Einnehmen<br />

Indikationen: Zur Vorbeugung<br />

gegen Eiweißmangel,<br />

Mangel an hochungesättigten<br />

Fettsäuren,<br />

zur Funktionspflege von<br />

Leber, Galle sowie Magen<br />

und Darm. Zur Vorbeugung<br />

gegen Obstipation (Stuhlverstopfung).<br />

Kontraindikationen:<br />

Nicht anzuwenden bei Heus<br />

(Darmverschluß). Diabetiker<br />

beachten bitte die auf <strong>der</strong><br />

Packung angegebenen<br />

BE.<br />

Zusammensetzung:<br />

In 100 g Granulat sind enthalten:<br />

67 g Leinsamen,<br />

DAB 7, gequetscht, 13,5 g<br />

fettfreies Milchpulver mit<br />

hohem Anteil an wertvollem<br />

Eiweiß und Milchzucker,<br />

Bienenhonig q. s.<br />

Dosierung: Falls vom<br />

Arzt nicht an<strong>der</strong>s verordnet,<br />

nehmen Erwachsene<br />

3 x täglich bis zu 3 Eßlöffeln<br />

in Obstsaft, Milch,<br />

Wasser o<strong>der</strong> zusammen<br />

mit den Mahlzeiten. Kin<strong>der</strong><br />

über 10 Jahre nehmen<br />

die Hälfte.<br />

Handelsformen u. Preis:<br />

Stand Juli 1979,<br />

OP zu 250 g DM 4,65<br />

Erhältlich in Apotheken -<br />

rezeptfrei<br />

Hersteller<br />

FLUGGE-DIAT • Nagoldstr. 57<br />

7000 Stuttgart 50 Munster<br />

Beckenbereich, Periduralanästhesie, Kaudalanästhesie).<br />

Ort: (abweichend von den an<strong>der</strong>en Seminaren)<br />

Maingau-Krankenhaus, Frankfurt/Main<br />

(begrenzte Teilnehmerzahl)<br />

28. 11./29. 11. 1981:<br />

Neurotherapie chronischer Schmerzzustände (Akupunktur,<br />

Chirotherapie, therapeutische Lokalanästhesie, physikalische<br />

Therapie, medikamentöse Therapie, Psychotherapie).<br />

Ort (<strong>für</strong> alle Seminare):<br />

Euro-Crest-Hotel, Frankfurt/Main, Isenburger Schneise 40,<br />

6000 Frankfurt 71<br />

Anmeldung und nähere Information durch:<br />

Sekretariat Dr. D. Gross, Gesellschaft <strong>für</strong> Neurotherapie,<br />

Nie<strong>der</strong>rä<strong>der</strong> Landstr. 58, 6000 Frankfurt/Main 71; Telefon<br />

(0611) 67 7244<br />

Preisausschreiben<br />

Preis des „Deutschen Verbandes langlaufen<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> e.V."<br />

Der „Deutsche Verband langlaufen<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> e.V." verleiht<br />

jährlich <strong>für</strong> eine hervorragende sportmedizinische Arbeit<br />

auf dem Gebiet des Langstreckenlaufes den „van Aaken-<br />

Preis".<br />

Ziel dieses Preises ist die För<strong>der</strong>ung langstreckenlaufbezogener<br />

wissenschaftlicher Arbeiten.<br />

Die Höhe des Preises, <strong>der</strong> nur ausnahmsweise teilbar ist,<br />

beträgt 2000,- DM. Jede in deutscher Sprache eingereichte<br />

Arbeit, die möglichst einen Umfang von 25 Schreibmaschinenseiten<br />

nicht überschreiten soll, kann vom „Deutschen<br />

Verband langlaufen<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> e. V." veröffentlicht werden.<br />

Die Bewerber werden gebeten, ihre Arbeiten bis zum 31.<br />

3. 1982 in sechsfacher Ausfertigung bei Herrn Rechtsanwalt<br />

Benning, Prinzregentenstraße 1, D-8900 Augsburg,<br />

einzureichen, Tel.: 0821/33525. Anfragen, die den Preis<br />

betreffen, sind ebenfalls an diese Adresse zu richten. Die<br />

Arbeiten und ein kurzes beigefügtes Autoreferat sollen ohne<br />

Namensvermerk o<strong>der</strong> Hinweis auf den Autor sein. Name<br />

und Anschrift des Bewerbers sollen in einem verschlossenen<br />

Umschlag dem Manuskript beigefügt werden.<br />

Die Preisträger werden in einer Veranstaltung des „Deutschen<br />

Verbandes langlaufen<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> e.V." geehrt.<br />

Preis <strong>der</strong> Deutschen Therapiewoche 1981<br />

Das Kuratorium <strong>der</strong> Deutschen Therapiewoche, die Stadt<br />

Karlsruhe und die Karlsruher pharmazeutischen Firmen<br />

Dr. Willmar Schwabe und Pfizer GmbH stiften zum 33. Therapiekongreß<br />

wie<strong>der</strong>um einen<br />

„Preis <strong>der</strong> Deutschen Therapiewoche".<br />

Ziel des Preises ist die För<strong>der</strong>ung therapiebezogener wissenschaftlicher<br />

Arbeiten. Aus ihnen soll die erfolgreiche<br />

Umsetzung von wissenschaftlichen Grundlagen, Erkenntnissen<br />

o<strong>der</strong> originellen Beobachtungen in - nach dem<br />

Stand <strong>der</strong> Wissenschaft - rationell begründete und methodisch<br />

einwandfreie therapeutische Maßnahmen (insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> medikamentösen Therapie) hervorgehen.<br />

358 <strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.


Prämiert werden können nur Arbeiten, die bis zum Termin<br />

<strong>der</strong> Preisverleihung noch bei keinem an<strong>der</strong>en Preisausschreiben<br />

teilgenommen haben, die we<strong>der</strong> publiziert noch<br />

bei einem Verlag zur Publikation vorgelegt worden sind.<br />

Die Arbeiten sollen in deutscher Sprache eingereicht werden<br />

und möglichst einen Umfang von 30 Schreibmaschinenseiten<br />

nicht überschreiten.<br />

Die Höhe des Preises, <strong>der</strong> nur ausnahmsweise teilbar ist,<br />

beträ9t<br />

DM15.000,-.<br />

Die Beurteilung und Auswahl <strong>der</strong> Arbeiten erfolgt durch<br />

ein vom Kuratorium <strong>der</strong> Deutschen Therapiewoche berufenes<br />

Prüfungskollegium.<br />

Die Veröffentlichung <strong>der</strong> prämierten Arbeit erfolgt in <strong>der</strong><br />

Zeitschrift THERAPIEWOCHE, dem offiziellen Organ <strong>der</strong><br />

Deutschen Therapiewoche, gegebenenfalls in gekürzter<br />

Fassung.<br />

Die Bewerber werden gebeten, ihre Arbeiten bis zum 15.<br />

Mai 1981 beim Ärztlichen Geschäftsführer <strong>der</strong> Deutschen<br />

Therapiewoche, Dr. med. P. Hoffmann, Kaiserallee 30,<br />

7500 Karlsruhe 1, einzureichen; Tel.: (0721) 843021.<br />

Anfragen, die den Preis betreffen, sind ebenfalls an diese<br />

Adresse zu richten.<br />

Die Arbeiten und ein kurzes beigefügtes Autorreferat sollen<br />

ohne Namensvermerk o<strong>der</strong> Hinweise auf den Autor sein.<br />

Name und Anschrift des Bewerbers bitten wir in einem<br />

verschlossenen Umschlag dem Manuskript beizufügen.<br />

Die Verleihung des Preises erfolgt bei <strong>der</strong> Eröffnungsfeier<br />

des 33. Deutschen Therapiekongresses, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Zeit<br />

vom 29. August bis 4. September 1981 in Karlsruhe stattfindet.<br />

mastodynon<br />

mastodynori<br />

mastodynon<br />

mastodynon<br />

bei MASTODYNE<br />

und fibrozystischer<br />

MASTOPATHE<br />

Kurorte und Heilbä<strong>der</strong> berichten<br />

Wilhelm-Raabe-Gesellschaft tagt in Bad Berleburg<br />

Bad Berleburg hat bisher nicht allein als Kneipp-Heilbad<br />

von sich reden gemacht. Auch als Tagungsort im kleinen<br />

Rahmen mausert sich <strong>der</strong> Kurort im Wittgensteiner Waldund<br />

Bergland. Neben <strong>Ärzte</strong>vereinigungen, Sozialversicherungsträgern,<br />

Behörden und natürlich verschiedenen<br />

Kneipp-Organisationen hat auch in diesem Jahr die Wilhelm-Raabe-Gesellschaft<br />

ihre Vorliebe <strong>für</strong> einen ruhigen<br />

und erholsamen aber reizvollen Kurort zum Tagen entdeckt.<br />

Die Jahrestagung 1980 <strong>der</strong> Raabe-Gesellschaft findet vom<br />

29.-30. November im Berleburger Kurhaus statt. 80 Tagungsgäste<br />

werden erwartet.<br />

Nach Bad Berleburg ziehen sie nicht nur die vorweihnachtlichen<br />

Reize des Kurstädtchens, son<strong>der</strong>n auch die gewichtigen<br />

Beiträge <strong>der</strong> alten Toleranzfreistatt <strong>der</strong> Wittgensteinischen<br />

Grafschaften <strong>für</strong> die deutsche Geistesgeschichte.<br />

In seiner Novelle „Gedelöcke", die mit Dogmatismus und<br />

Intoleranz ins Gericht geht, erwähnt Wilhelm Raabe unter<br />

an<strong>der</strong>em die Berleburger Bibel.<br />

Im Mittelpunkt des ersten Veranstaltungsabends steht ein<br />

Referat des Vizepräsidenten <strong>der</strong> Gesellschaft mit <strong>der</strong> Überschrift:<br />

Berleburgs Beitrag zur Geschichte <strong>der</strong> religiösen und literarischen<br />

Toleranz in Deutschland.<br />

Auskünfte: Kurverwaltung Bad Berleburg,Tel. (02751) 821<br />

Indikationen: Mastodynie, fibrozystische Mastopathie,. prämenstruelles<br />

Syndrom, Corpus luteum-insuffizienzbedingte<br />

Zyklusanomalien, zyklisch bedingte Migräne.<br />

Kontraindikationen sind bisher nicht bekannt.<br />

Nebenwirkungen wurden bisher nicht beobachtet.<br />

Zusammensetzung: 100 g enthalten: Agnus castus D 1 20 g,<br />

Caulophyllum thalictroides D 4 10 g. Cyclamen D 4 10 g,<br />

Ignatia D 6 10 g, Iris D 2 20 g, Lilium tigrinum D 3 10 g,<br />

LupuUnum D 8 10 g, Tinc\uva Condufango 10 g. (Ab O A<br />

wird mit 15%igem Ethanol potenziert).<br />

Dosierung: 2mal täglich 30 Tropfen in etwas Wasser einnehmen.<br />

Handelsformen: OP mit 50 ml DM 11,55, OP mit 100 ml<br />

DM 17,80; Großpackungen mit 500 ml und 1000 ml.<br />

Bionorica KG, Apotheker Popp, 8500 Nürnberg 1<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg. 359


22. Jahrgang<br />

Heft 7, Juli 1981<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />

<strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />

Physikalische Medizin und Rehabilitation<br />

Organ des <strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren e.V.<br />

o<br />

Redaktionssekretariat „Arztezeitschnft":<br />

von-Scheffel-Straße 3, 8210 Pnen/Chiemsee.<br />

Schnftleitung •<br />

K H Caspers, Bad Fussmg; H. Haferkamp, Mainz, K. Schimmel,<br />

Pnen und R F. Weiß, Marstetten-Aitrach<br />

Wissenschaftlicher Beirat:<br />

M v Ardenne (Dresden) -A Becker (Hannover) - H Bialonski (BadGodesberg)<br />

- J Brand (Kernigstem) - F Brantner (Villach) - N Breidenbach<br />

(Salem-Beuren) - P Dosch (Grunwald b München) - H Fleisohhacker<br />

(Wien) - K Franke (Bad Lauterberg) - P Frick (Mainz) - W Gawhck (Bad<br />

Tolz)-H Giesenbauer(Bremen-Lesum)-H Harmsen (Hamburg)-E Höllischer<br />

(Baden-Baden)-H Huneke (Dusseldorf) -W H Kahlert (Bad Salzuflen)<br />

- J Kaiser (Bad Wörishofen) - G Kellner (Wien) - K Kotschau<br />

(Schloßberg)-H Kolb (Wetzlar)-H Krauß (Berlin)-R v Leitner (Berlin) -<br />

H Mensen (Bad Rothenfelde) - W v Nathusius (Ortenberg) -HD Neumann<br />

(Buhl) - H Paul (Bad Godesberg) - A Pischinger (Wien) - A Rost<br />

(Tubingen) - H Seyfarth (Leipzig) - W Schauwecker (Bensheim) - R G<br />

Schenck (Aachen) - H Schlüter (Berieburg) - O Schumacher-Wan<strong>der</strong>sieb<br />

(Bad Munstereifel) - R Voll(Plochingen)-H L Walb(Homberg,Kr Alsfeld)<br />

- H Winterberg (Mannheim) - W Zimmermann (München)<br />

Aus <strong>der</strong> Klinik <strong>für</strong> Anästhesiologie <strong>der</strong> Städtischen Kliniken Fulda (Chefarzt: Prof. Dr. R. Dölp)<br />

R. Döip Notfallmedizin als Grundlage <strong>der</strong> Katastrophenmedizin<br />

O<br />

Zusammenfassung<br />

Katastrophen- und Notfallmedizin unterscheiden<br />

sich „nur" durch die Anzahl <strong>der</strong> in kurzer Zeit zu<br />

versorgenden Patienten. Dadurch wird vom Arzt, <strong>der</strong><br />

in einer Katastrophensituation tätig wird, zwar mehr<br />

als nur ärztliches Können verlangt; er muß neben<br />

<strong>der</strong> Lösung medizinischer Probleme eine Reihe von<br />

Aufgaben erfüllen, die organisatorischer und taktischer<br />

Art sind; auch muß er verstehen lernen, daß<br />

<strong>für</strong> den einzelnen Patienten nicht mehr alles Notwendige<br />

im Sinne einer optimalen Medizin getan werden<br />

kann.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wird <strong>der</strong> Arzt <strong>für</strong> die Bewältigung<br />

einer Katastrophe am besten gerüstet sein,<br />

<strong>der</strong> notfallmedizinische Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

erworben hat. Deshalb stellt die Weiterbildung in <strong>der</strong><br />

Notfallmedizin eine Basis <strong>für</strong> die Sicherstellung <strong>der</strong><br />

ärztlichen Versorgung im Katastrophenfall dar.<br />

Summary<br />

Catastrophe and emergency medicine differ „only"<br />

in the number of patients to be treated in a Short<br />

time. Thus the demands on a doctor who works in<br />

a catastrophe Situation require more than medical<br />

knowledge; in addition to solving medical problems<br />

he must fulfill a number of tasks, which are of the<br />

organisational and tactical type; he must: also learn<br />

that not everything can be done for the individual<br />

patient in the sense of optimum medical care.<br />

By comparison the doctor best equipped for mastering<br />

a catastrophe is someone who has received<br />

emergency medical knowledge and capabilities. For<br />

this reason additional training in emergency medicine<br />

is a basis for ensuring medical care in catastrophic<br />

situations.<br />

Die Begriffe Katastrophenmedizin, Zivilschutz u. a. waren<br />

nach dem letzten Weltkrieg über lange Zeit mit einem Tabu<br />

belegt. Erst in <strong>der</strong> jüngsten Vergangenheit versuchten sowohl<br />

<strong>der</strong> Gesetzgeber als auch die ärztlichen Organisationen<br />

und Rettungsdienste dem Beispiel an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong><br />

(z. B. Schweiz) zu folgen und den Katastrophenfall als eine<br />

mögliche Variante medizinischer Versorgungsnotwendigkeit<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung zur Kenntnis zu nehmen. Es häuften<br />

sich daher in letzter Zeit Diskussionen zu diesem Thema<br />

und Publikationen über Organisationsformen zur Bewältigung<br />

einer Katastrophensituation, wobei jedoch häufig Negativdarstellungen<br />

mit Schlagworten wie: „Das Chaos ist<br />

vorprogrammiert" u. ä. gewählt wurden. Sie dürften <strong>der</strong><br />

Problemstellung nicht dienlich sein.<br />

Mit Sicherheit kann man aber davon ausgehen, daß Resolutionen<br />

und auch Gesetze nur Papier füllen, und daß Ein-<br />

Arztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg. 361


Dölp, Katastrophenmedizin<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr, f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

lagerungen von Medikamenten und Geräten nicht weiterführen,<br />

solange gezielte Fortbildungsmaßnahmen, sowohl<br />

bereits an den Universitäten als auch in regionalen Bereichen<br />

<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>schaft nicht durchgeführt werden.<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Katastrophenmedizin<br />

Im Juli 1980 wurde die Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Katastrophenmedizin<br />

in München gegründet. Aus diesem Ereignis<br />

läßt sich ablesen, welche Bedeutung den ärztlichen<br />

Maßnahmen unter Katastrophenbedingungen heute beigemessen<br />

wird. Ein wesentliches Ziel dieser Gesellschaft<br />

besteht - neben <strong>der</strong> Kooperation mit in- und ausländischen<br />

medizinischen Fachgesellschaften sowie staatlichen und<br />

privaten Einrichtungen, die sich mit Katastrophenmedizin<br />

befassen - genau darin, was sich <strong>der</strong> <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren anläßlich <strong>der</strong> diesjährigen Tagung<br />

vorgenommen hat, eine Aus- und Fortbildung <strong>der</strong><br />

<strong>Ärzte</strong>schaft, die mit katastrophenmedizinischen Problemen<br />

bisher nicht o<strong>der</strong> nur wenig vertraut ist, durchzuführen.<br />

Überdenken wir noch einmal den Begriff „Katastrophe",<br />

dann verstehen wir darunter ein Schadensereignis, dessen<br />

Folgen durch lokal vorhandene Mittel nicht beherrscht werden<br />

können. Organisation und Improvisation werden primär<br />

die beherrschende Rolle spielen. Je besser die Organisation,<br />

desto weniger notwendig wird Improvisation sein.<br />

Immer wird es sich um die ärztliche Behandlung von Notfallpatienten<br />

in Ausnahmesituationen handeln, die wie folgt<br />

zu definieren sind: zum Notfallpatienten wird <strong>der</strong>jenige,<br />

dessen vitale Funktionen - Atmung, Herz-Kreislauf - infolge<br />

eines Traumas o<strong>der</strong> einer lebensbedrohlichen akuten Erkrankung<br />

gestört sind. Hinzuzurechnen sind auch solche<br />

Patienten, bei denen mit einer lebensbedrohlichen Störung<br />

als Folge eines akuten Ereignisses zu rechnen ist.<br />

Die Tätigkeit des Arztes in einer Katastrophensituation erfor<strong>der</strong>t<br />

ein Umdenken (Graul, 1977). Die durch die ärztliche<br />

Ausbildung vorgeschriebene Alternative, <strong>für</strong> jeden einzelnen<br />

alles menschlich und technisch Erfor<strong>der</strong>liche zu tun<br />

im Sinne einer optimalen Medizin, muß in Konkurrenz<br />

treten zu dem in einer Katastrophe notwendigen Aufgaben<br />

<strong>der</strong> auf den einzelnen Patienten ausgerichteten Hilfeleistung.<br />

In einer solchen Situation gilt keine Dienstanweisung, <strong>der</strong><br />

Arzt ist zwangsläufig nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet,<br />

und er hat neben ärztlichen Problemen eine Reihe<br />

von Aufgaben zu erfüllen, die taktischer Art sind und <strong>der</strong>en<br />

Lösung erst die rein ärztliche Versorgung erlaubt (Peter<br />

Bamm, 1957). Die For<strong>der</strong>ung, die an den Arzt gestellt wird,<br />

hat Contzen (1978) so beschrieben: das Bestmögliche <strong>für</strong><br />

die größte Anzahl von Verletzten zur rechten Zeit zu tun.<br />

Phasen <strong>der</strong> Katastrophenhilfe<br />

Will man sich einen Überblick über die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Katastrophenhilfe verschaffen, so ist es nützlich, diese in<br />

drei Phasen aufzuteilen (Veigel, 1979).<br />

Die erste Phase - Lanz (1979) nennt sie die Isolationsphase<br />

- besteht darin, daß das Schadensereignis unvorhergesehen<br />

und innerhalb kurzer Zeit über einen nicht vorbereiteten<br />

Bevölkerungsteil o<strong>der</strong> einen ungenügend geschützten<br />

Bevölkerungsteil hereinbricht. Spontane Selbst- und Nächstenhilfe<br />

durch Laien gehören zu den ersten Maßnahmen<br />

und entscheiden über das Überleben. Wie bereits gesagt,<br />

ist zu for<strong>der</strong>n, daß wenigstens Grundkenntnisse bei <strong>der</strong><br />

Gesamtbevölkerung in Deutschland vorhanden sind, wie<br />

sie inzwischen z. B. bei Absolvierung eines Kurzlehrganges<br />

zur Führerscheinprüfung verlangt werden. Auch die freiwillige<br />

Ausbildung z. B. als Schwesterhelferin o<strong>der</strong> als<br />

Hilfskrankenpfleger bei den Hilfsorganisationen wie DRK,<br />

ASB, Johanniter- und Malteserhilfsdienst ist zu for<strong>der</strong>n.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Phase - <strong>der</strong> Rettungsphase - kommt es<br />

bereits zu einer organisierten Hilfe. Ärztliche Aufgabe dabei<br />

ist, eine Sichtung - Triage - vorzunehmen, die grundsätzlich<br />

zunächst einen Filterungsvorgang beinhaltet, um die<br />

ärztlichen Maßnahmen dem Verletzungs-o<strong>der</strong> Erkrankungsgrad<br />

jeweils anpassen zu können. Diese Sichtung bedarf<br />

nicht nur einer erheblichen fachlichen Qualifikation, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>der</strong> Kenntnisse über Transportkapazität sowie<br />

Aufnahmekapazität und Leistungsfähigkeit rückwärtiger<br />

Einrichtungen. Ausdrücklich sei in diesem Zusammenhang<br />

darauf hingewiesen, daß kein Verletzter o<strong>der</strong> Kranker vom<br />

Orte des Geschehens abtransportiert werden darf, ehe<br />

nicht seine Transportfähigkeit festgestellt worden ist.<br />

Als Vorgehen empfiehlt sich zunächst, die Leichtverwundeten<br />

festzulegen und hier zu entscheiden, ob durch schnelle<br />

beson<strong>der</strong>s nichtärztliche Maßnahmen geholfen werden<br />

kann. Indem man sich so rasch durch organisatorische und<br />

an<strong>der</strong>e Hilfsmaßnahmen <strong>der</strong> Leichtverwundeten entledigt,<br />

können sich die <strong>Ärzte</strong> mit beson<strong>der</strong>er Sorge den Schwerverletzten<br />

zuwenden. Hier kann man mit einer ganz begrenzten<br />

Anzahl von Medikamenten und Infusionslösungen,<br />

auf die ich noch eingehen werde, nahezu alle Aufgaben<br />

erfüllen. Es sollte allerdings eine weitgehende Übereinstimmung<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Ausstattung von Notarztkoffern<br />

erzielt werden, um insbeson<strong>der</strong>e noch durch zusätzliche<br />

Färb- und Symbolkodierung zu garantieren, daß je<strong>der</strong> Arzt<br />

mit jedem Notarztkoffer je<strong>der</strong>zeit arbeiten kann.<br />

Neben <strong>der</strong> Erhaltung o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> bereits<br />

genannten Vitalfunktionen ist zu entscheiden, in welcher<br />

weiteren Sanitätseinrichtung die Weiterbehandlung erfolgt<br />

und mit welchen Transportmitteln die Verlegung durchgeführt<br />

werden kann. In einer Katastrophensituation werden<br />

uns - natürlich in Abhängigkeit von Zeitpunkt und Wetterlage<br />

- auch Rettungshubschrauber zur Verfügung stehen,<br />

die - wie die Erfahrungen gezeigt haben - gerade <strong>für</strong> den<br />

Transport von Schwerstverletzten in Spezialeinrichtungen,<br />

also über längere Distanzen, von beson<strong>der</strong>em Vorteil sind.<br />

In <strong>der</strong> dritten Phase schließlich - <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellungsphase<br />

- wird <strong>der</strong> Einsatz von Spezialisten notwendig, die<br />

über Tage o<strong>der</strong> Wochen durch gezielte Behandlungstechniken<br />

eine Genesung und Rehabilitierung des Patienten<br />

betreiben.<br />

362


Dölp, Katastrophenmedizin<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr, f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Dringlichkeitsstufen<br />

Beschränken wir unsere Betrachtungen zunächst und im<br />

wesentlichen auf die zweite Phase <strong>der</strong> Versorgung, dann<br />

ergeben sich aus <strong>der</strong> vorgenommenen Sichtung unterschiedliche<br />

Dringlichkeitsstufen <strong>für</strong> die Behandlung und<br />

den Abtransport <strong>der</strong> einzelnen Verwundeten (Tscherne,<br />

1979).<br />

Als Grundsatz gilt: Notfallpatienten, d. h. im allgemeinen<br />

Schwerverwundete o<strong>der</strong> Schwererkrankte, werden zuerst<br />

behandelt<br />

Die ersfe Behandlungsstufe, d. h. die <strong>der</strong> Notfallpatienten<br />

mit Behandlungspriorität, umfaßt solche mit Asphyxie, mechanischem<br />

Verschluß <strong>der</strong> Atemwege, Gesichts- und Kieferverletzungen<br />

größeren Ausmaßes, offenem Pneumothorax<br />

sowie Notfallpatienten mit Schockzuständen infolge<br />

Volumenmangels bedingt durch intraabdominelle o<strong>der</strong><br />

intrathorakale Blutungen und umfaßt auch alle Notfallpatienten<br />

mit Mehrfachverletzungen; Verbrennungen mit mehr<br />

als 20% <strong>der</strong> Körperoberfläche fallen ebenfalls unter diese<br />

Gruppe. Bauchverletzungen mit Eingeweidevorfällen, die<br />

dringlicher chirurgischer Behandlung bedürfen, sind hier<br />

hinzuzurechnen.<br />

Die zweite Dringlichkeitsstufe betrifft Patienten, bei denen<br />

eine ärztliche o<strong>der</strong> chirurgische Versorgung zeitweise aufgeschoben<br />

werden kann. Hierbei handelt es sich um Abdominalverletzungen<br />

ohne große Schockereignisse einschließlich<br />

perforieren<strong>der</strong> Wunden im Magen-Darm-Kanal,<br />

Verletzungen des Urogenitalsystems sowie Thoraxverletzungen<br />

ohne Asphyxie. Auch Gefäßverletzungen, bei denen<br />

eine Blutstillung erreicht ist, die jedoch späterer Restitution<br />

zugeführt werden müssen, gehören zu dieser Gruppe.<br />

Ebenso die gedeckten Hirnverletzungen mitzunehmendem<br />

Bewußtseinsverlust sowie Brandverietzte mit weniger als<br />

20% verbrannter Körperoberfläche sind hier hinzuzurechnen.<br />

Allen diesen Patienten wird Priorität beim Abtransport<br />

in Sanitätseinrichtungen außerhalb <strong>der</strong> Katastrophenzone<br />

eingeräumt.<br />

Die dritte Dringlichkeitsstufe enthält Verwundete mit Hirnund<br />

Rückenmarksverletzungen, die eine Entlastung erfor<strong>der</strong>n,<br />

mit leichteren Muskelverletzungen, bei denen ein<br />

Debridement erfor<strong>der</strong>lich ist, mit geschlossenen Frakturen<br />

und Luxationen kleinerer Knochen und Gelenke sowie mit<br />

Augen-, Gesichts- und Kieferverletzungen ohne Atembehin<strong>der</strong>ung.<br />

Hieraus ergibt sich eine aufgeschobene Transportpriorität.<br />

In die vierte Dringlichkeitsstufe gehören vor allem die<br />

Leichtverletzten.<br />

Es wird immer eine kleine Gruppe von polytraumatisierten<br />

Patienten mit schweren Schädel-Hirn-Verletzungen, schwersten<br />

Verbrennungen usw. geben, die hier in eine fünfte<br />

Gruppe einzuordnen wären und bei <strong>der</strong> eine Therapie „ut<br />

aliquid fiat" durchzuführen ist. Sie sind sogenannte Wartefälle<br />

mit infauster Prognose, bei denen Schmerztherapie<br />

und psychischer Beistand wohl an erster Stelle stehen.<br />

364<br />

Es wird nicht verkannt, daß gerade die Sichtung beim<br />

Massenanfall von Erkrankten o<strong>der</strong> Verletzten immer mit<br />

den stärksten moralischen Bedenken verbunden sein wird.<br />

Je mehr jedoch Rettungssanitäter eine Ausbildung erfahren<br />

haben, qualifizierte lebensrettende Maßnahmen durchzuführen,<br />

desto mehr kann <strong>der</strong> ärztliche Bereich entlastet<br />

werden und sich auf wesentliche ärztliche Maßnahmen bei<br />

<strong>der</strong> lebensrettenden Sofortbehandlung <strong>der</strong> Dringlichkeitsstufe<br />

I beschränken und sich vermehrt <strong>der</strong> Dringlichkeitsstufe<br />

V zuwenden.<br />

Für den medizinischen Bereich sollte als primäres Ziel<br />

gelten, das Chaos auf den Katastrophenraum zu begrenzen<br />

und nicht auf die Umgebung übergreifen zu lassen.<br />

Notfallmedizinische Erstmaßnahmen<br />

Nach Sichtung und Überprüfung <strong>der</strong> Diagnose wird in den<br />

meisten Fällen noch am Orte des Geschehens eine primäre<br />

Schocktherapie durchzuführen sein, die im wesentlichen<br />

gleichen Grundsätzen folgt, wie sie unter Normalverhältnissen<br />

bei <strong>der</strong> Individualtherapie anzuwenden ist. Dazu<br />

stehen uns heute künstliche kolloidale Volumenersatzmittel<br />

zur Verfügung in Form von Dextran-Gelatine- o<strong>der</strong> auch<br />

Hydroxyäthylstärkepräparaten. Ohne auf die eigentliche<br />

Schocktherapie hier eingehen zu wollen, möchte ich doch<br />

darauf hinweisen, daß bei allen erwachsenen Patienten, die<br />

eine typische Schocksymptomatik aufweisen und einen<br />

sogenannten Schockindex (Puls/systolischer Blutdruck)<br />

von über 1,0 zeigen, ein intravasales Volumendefizit über<br />

1 I besteht, so daß diese Menge eines kolloidalen Volumenersatzmittels<br />

bei Schocksymptomatik in raschester Tropfenfolge<br />

intravenös appliziert werden muß.<br />

Neben <strong>der</strong> Schockbehandlung mit künstlichen kolloidalen<br />

Volumenersatzmitteln kommt <strong>der</strong> Schmerzbehandlung, insbeson<strong>der</strong>e<br />

beim Transport von Notfallpatienten eine beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung zu. Grundsätzlich unterteilen wir Schmerzpatienten<br />

in drei Gruppen:<br />

I. Verletzte mit stärksten Schmerzen<br />

II. Verletzte mit mäßiggradigen Schmerzen<br />

III. Verletzte ohne Schmerzen mit starker Unruhe und Erregung.<br />

Während <strong>für</strong> die letztgenannte Gruppe die Gabe von Sedativa<br />

z. B. Atosil® o<strong>der</strong> Valium® ausreichend erscheint, haben<br />

sich bei Verletzten mit mäßiggradigen Schmerzen<br />

einfache, nichtmorphinhaltige Analgetika bewährt, die auch<br />

im Sinne einer Selbstmedikation zum Einsatz kommen<br />

können.<br />

Opiate - dem BTM-Gesetz unterworfen - zählen zwar zu<br />

den potentesten Analgetika, haben aber den Nachteil zahlreicher<br />

Nebenwirkungen, wie Atem- und Kreislaufdepression,<br />

Brechreiz mit Erbrechen, die sämtlich unter Katastrophensituationen<br />

nicht zu vernachlässigen sind, weshalb<br />

diese Medikamente ausschließlich durch einen Arzt appliziert<br />

werden sollten. Als geeignete Kombination von Sedativa<br />

und Analgetika erscheint mir die Gabe z. B. von Va-


<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Dölp, Katastrophenmedizin<br />

o<br />

lium® und Fortral® o<strong>der</strong> auch von Atosil® und Dolantin®<br />

empfehlenswert. Auch Dipidolor® und Temgesic® gelten<br />

als nebenwirkungsarme Substanzen mit guter analgetischer<br />

Wirkung.<br />

Stellt man Maximalfor<strong>der</strong>ungen an Analgetika und Sedativa<br />

unter Katastrophenbedingungen, dann sollten sie im Idealfall<br />

folgende Vorzüge haben:<br />

große therapeutische Breite<br />

schneller Wirkungseintritt<br />

ausreichende Wirkungsintensität<br />

gute Steuerbarkeit bei langer Wirkungsdauer<br />

keine negative Beeinflussung <strong>der</strong> Vitalfunktionen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Schutzreflexe<br />

geringer Überwachungsaufwand<br />

gute Lagerungsfähigkeit<br />

gute Transportierbarkeit.<br />

Als Applikationsweg <strong>der</strong> Analgetika und Sedativa kommt<br />

bei Schwerverwundeten mit Kreislaufumstellung im Sinne<br />

einer Zentralisierung nur die intravenöse Injektion in Betracht.<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, daß die ärztliche Versorgung<br />

in Katastrophenfällen die Sicherung ganz bestimmter,<br />

inzwischen genannter Voraussetzungen erfor<strong>der</strong>t.<br />

Selbstverständlich ist die reine ärztliche Tätigkeit nur als<br />

Teilbereich in <strong>der</strong> Gesamtplanung <strong>für</strong> Katastrophenfälle<br />

anzusehen, dennoch kann sie nicht isoliert betrachtet werden,<br />

da sie in das Gesamtsystem <strong>der</strong> Katastrophenmedizin<br />

integriert werden muß.<br />

Von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung ist aber neben einer einheitlich,<br />

zumindest auf <strong>der</strong> Ebene eines Bundeslandes<br />

durchgeführten Katastrophenplanung, immer wie<strong>der</strong> die<br />

Aktualisierung in Form von Übungen und wie<strong>der</strong>kehrenden<br />

Diskussionen über die beabsichtigte o<strong>der</strong> auch zu adaptierende<br />

Koordination. Sehr wesentlich ist auch, daß die<br />

personelle Situation den Ansprüchen gerecht wird, d. h.<br />

daß eine entsprechende Aus-, Weiter- und Fortbildung<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt, und daß Wie<strong>der</strong>holungen<br />

diese Kenntnisse und Fähigkeiten sichern. Die Basis<br />

<strong>für</strong> die Katastrophenmedizin muß die Notfallmedizin darstellen,<br />

d. h. jede Aktivität zur Verbesserung <strong>der</strong> Notfallmedizin<br />

muß zwangsläufig zu einer Verbesserung <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

auf eine Katastrophensituation führen.<br />

Literatur<br />

Bamm, P.: Chirurgie und Taktik im Rußlandfeldzug. Vierteljahreszeitschrift<strong>für</strong><br />

Schweizerische Sanitätsoffiziere 34, 70 (1957).<br />

Contzen, H.: Vorbereitungen im Krankenhaus <strong>für</strong> den Massenanfall<br />

von Verletzten. In: DRK-Schriftenreihe 55, 155 (1978).<br />

Graul, E. H.: Katastrophenmedizin. Int. Congress on Disaster,<br />

Mainz, 30. Sept. bis 3. Okt. 1977.<br />

Lanz, R.: Vortrag zum Thema: Der Arzt im Katastrophenfall. 96.<br />

Kongreß <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Chirurgie, München,<br />

15. bis 28. April 1979.<br />

Tscherne, H.: Vortrag zum Thema: Der Arzt im Katastrophenfall.<br />

96. Kongreß <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Chirurgie, München,<br />

25. bis 28. April 1979.<br />

Veigel, J. G.: Stiefkind Katastrophenmedizin. Deutsches <strong>Ärzte</strong>blatt<br />

Heft 27, 1799 (1979).<br />

Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. med. R. Dölp, Klinik <strong>für</strong> Anaesthesiologie,<br />

Städtische Kliniken Fulda, Pacelliallee 4, D-6400 Fulda.<br />

o<br />

Aus <strong>der</strong> Klinik <strong>für</strong> Anästhesiologie <strong>der</strong> Städtischen Kliniken Fulda (Chefarzt: Prof. Dr. med. R. Dölp)<br />

H. Kiingebiei Sofortdiagnostik und -therapie respiratorischer Störungen<br />

Zusammenfassung<br />

Die sofortdiagnostischen und -therapeutischen Maßnahmen<br />

im Rahmen respiratorischer Notfälle müssen<br />

sich in erster Linie auf die Aufrechterhaltung<br />

des Sauerstoffangebots <strong>für</strong> den Gesamtorganismus<br />

erstrecken. Es werden die Symptomatik und die<br />

entsprechende Therapie beschrieben unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Partialfunktion Atmung im Verbundsystem<br />

<strong>der</strong> Vitalfunktionen. Notfalltherapie heißt<br />

prospektives Denken und Handeln, Vermin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Schäden schon im Ansatz. Durch konsequentes,<br />

frühzeitiges Eingreifen kann <strong>der</strong> Krankheitsverlauf<br />

wesentlich gelin<strong>der</strong>t und verkürzt werden.<br />

Summary<br />

The immediate diagnostic and therapeutic steps for<br />

respiratory emergencies must initially concentrate<br />

on maintaining the oxygen supply to the complete<br />

organism. The Symptoms and the appropriatetherapy<br />

are described taking into account the partial breathing<br />

function in conjunction with the vital functions.<br />

Emergency therapy means prospective thinking and<br />

action, reducing the damage from the outset. Proper,<br />

early action can consi<strong>der</strong>ably ease and shorten the<br />

course of the illness.<br />

Bei den sofortdiagnostischen Möglichkeiten, die zur primären<br />

Analyse des Geschehens am Notfallort und im weiteren<br />

Ablauf <strong>der</strong> Soforttherapie zur Verfügung stehen, müssen<br />

von vornherein die Zusammenhänge des Verbundsystems<br />

<strong>der</strong> Vitalfunktionen bzw. die gegenseitigen Einflüsse von<br />

Atmung, Herz-Kreislauf-System, Wasser-Elektrolyt-Haushalt<br />

und Stoffwechselfunktion, beachtet werden. In Abhän-<br />

367


Klingebiel, Respiratorische Störungen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

gigkeit von <strong>der</strong> Schwere des Ereignisses führen diese zu<br />

Kompensationsmechanismen o<strong>der</strong> zu einer oft nicht o<strong>der</strong><br />

viel zu spät bemerkten Dekompensation.<br />

Die Sofort- o<strong>der</strong> Elementardiagnostik des respiratorischen<br />

Notfalls stützt sich auf Zeichen einer gestörten Atemtätigkeit<br />

und auf die entsprechenden, daraus resultierenden<br />

Zeichen einer Ateminsuffizienz. Als Notfallpatient ist <strong>der</strong>jenige<br />

zu deklarieren, bei dem eine Störung vitaler Funktionen<br />

vorliegt, zu be<strong>für</strong>chten ist o<strong>der</strong> nicht sicher ausgeschlossen<br />

werden kann. Jede Störung <strong>der</strong> Atemmechanik kann je<strong>der</strong>zeit<br />

(muß aber nicht) zu einer Ateminsuffizienz führen. Mit<br />

den Mitteln am Orte des Geschehens ist nur eine grobe<br />

Abschätzung darüber möglich, ob die nachgewiesene Störung<br />

bereits eine Insuffizienz bewirkt hat. In schweren Fällen<br />

ist die Entscheidung darüber leicht, wenn z. B. ein kompletter<br />

Atemstillstand eingetreten ist o<strong>der</strong> eine deutliche<br />

Zyanose besteht. Die tägliche Praxis zeigt jedoch, daß die<br />

klinische Symptomatik nicht ausreicht, um eine Ateminsuffizienz<br />

ohne Zuhilfenahme z. B. einer Blutgasanalyse zu<br />

definieren. Traumatisierte Patienten, bei denen sofort nach<br />

Eintreffen in <strong>der</strong> Klinik eine Blutgasanalyse durchgeführt<br />

wurde, zeigten infolge von Thoraxtraumen o<strong>der</strong> allein aufgrund<br />

von Blutverlusten mit Schocksymptomatik bereits<br />

eine ausgeprägte Ventilationsstörung.<br />

Respiratorische Insuffizienz<br />

Die am meisten ge<strong>für</strong>chtete Form <strong>der</strong> respiratorischen Insuffizienz,<br />

das sogenannte ARDS (Acute Respiratory Distress<br />

Syndrome) o<strong>der</strong> häufig auch Schocklunge genannt,<br />

kann sich noch Tage nach dem Unfall ausbilden. Es ist<br />

sehr schwer, wenn nicht unmöglich, den progredienten<br />

Verlauf nach Eintritt eindeutiger Symptome mit heute zur<br />

Verfügung stehenden Mitteln dann noch zu unterbrechen.<br />

Das ARDS führt letztlich zu einer schweren Lungenfibrose<br />

mit Alveolar- und Kapillarverlust, die in <strong>der</strong> überwiegenden<br />

Zahl <strong>der</strong> Fälle mit dem Leben nicht vereinbar ist.<br />

Da es am Notfallort keine aufwendige Labordiagnostik gibt,<br />

muß <strong>der</strong> Notarzt sozusagen prospektiv denken und therapieren.<br />

Eine allgemeine Dekompensation kann nur verhin<strong>der</strong>t<br />

werden, wenn von Anfang an versucht wird, die Atemfunktion,<br />

d. h. die Sauerstoffversorgung des Körpers zu<br />

verbessern. Die Therapie muß beginnende, am Notfallort<br />

noch nicht in jedem Falle sichtbare Verän<strong>der</strong>ungen beheben<br />

o<strong>der</strong> sogar zu verhin<strong>der</strong>n suchen. Der Krankheitsverlauf<br />

kann entscheidend verkürzt werden, wenn durch gezielte<br />

Maßnahmen Schäden verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Wenn am Notfallort eine Störung <strong>der</strong> Atmung entdeckt<br />

wird, sollte man Sofortmaßnahmen ergreifen. In 80% <strong>der</strong><br />

Fälle ist die Ursache einer Atemstörung allein die zurückfallende<br />

Zunge, die die Atemwege blockiert. Durch einfaches<br />

Überstrecken des Kopfes zusammen mit dem Esmarchschen<br />

Handgriff kann ein Freimachen und Freihalten <strong>der</strong><br />

Atemwege erreicht werden. Das Freihalten <strong>der</strong> Atemwege<br />

kann mittels eines Oropharyngealtubus nach Guedel o<strong>der</strong><br />

eines Nasenpharyngealtubus nach Wendl unterstützt werden.<br />

Der Kopf muß dabei überstreckt bleiben. In nur 20%<br />

<strong>der</strong> Fälle müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden.<br />

Die nächste Frage ist die nach dem Bewußtsein. Einen<br />

bewußtlosen Patienten legt man in jedem Falle in stabile<br />

Seitenlage unter Überstreckung des Kopfes. Dadurch wird<br />

einer Aspiration von Blut o<strong>der</strong> auch von Erbrochenem vorgebeugt,<br />

im Falle daß <strong>der</strong> Patient Verletzungen im Bereich<br />

<strong>der</strong> Mundhöhle hat o<strong>der</strong> erbricht.<br />

Atemstillstand<br />

Als Zeichen eines Atemstillstandes sind einmal die fehlenden<br />

Exkursionen von Thorax und/o<strong>der</strong> Oberbauch zu werten,<br />

außerdem das Fehlen von hör- und spürbarem Luftstrom.<br />

Spiegel-, Fe<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Watteproben gehören heute<br />

nicht mehr zur Feststellung eines Atemstillstandes. Es<br />

kommt auch gar nicht darauf an, ob noch eine Restfunktion<br />

besteht, son<strong>der</strong>n ob die vorhandene Funktion vital ausreicht.<br />

Die Beatmung eines Patienten als erste Maßnahme ist immer<br />

dann absolut indiziert, wenn <strong>der</strong> Patient keine Spontanatmung<br />

o<strong>der</strong> eine finale Schnappatmung hat. Man kann<br />

die Atemspende ohne Hilfsmittel als Mund-zu-Mund- o<strong>der</strong><br />

Mund-zu-Nase-Beatmung durchführen. Die Position des<br />

Kopfes ist dabei wie<strong>der</strong> die Überstreckung im Genick und<br />

das Anheben des Unterkiefers, <strong>der</strong> Mund wird mit dem<br />

Daumen verschlossen und über die Nase wird vom Helfer<br />

ein Volumen von ca. 500 ml insuffliert. Dabei ist auf Thoraxexkursionen<br />

zu achten. Die Gefahr <strong>der</strong> Atemspende liegt<br />

in <strong>der</strong> Insufflation von Luft in den Magen (Überschreiten<br />

des Ösophagusverschlußdrucks ab + 15 cm H 2 O). Diese<br />

Gefahr besteht auch bei <strong>der</strong> Atemspende mit Maske und<br />

Beatmungsbeutel. Bei effizienter Beatmung müssen Exkursionen<br />

am Thorax o<strong>der</strong> am Oberbauch sichtbar sein. Ein<br />

weiteres Zeichen <strong>der</strong> suffizienten Atemspende ist das Verschwinden<br />

<strong>der</strong> zentralen Zyanose und die wie<strong>der</strong> eintretende<br />

Pupillenverengung.<br />

Eine normale Atemfrequenz des Erwachsenen liegt zwischen<br />

12 und 16/min. Störungen <strong>der</strong> Atemfrequenz drükken<br />

sich häufig als alveoläre Hypoventilation aus. Diese<br />

kann als Ursache sowohl Tachypnoe als auch eine Bradypnoe<br />

haben.<br />

Eine Bradypnoe bei unverän<strong>der</strong>ter Atemtiefe ist als zentral<br />

aufgelöste Atemdepression zu deuten, aber auch die abgeflachte<br />

Atmung in Verbindung mit einer Bradypnoe muß als<br />

Folge einer zentralen Atemdepression aufgefaßt werden.<br />

Eine pathologische Steigerung <strong>der</strong> Atemfrequenz weist auf<br />

periphere Störungen hin, die an <strong>der</strong> Atemmuskulatur, am<br />

Lungenparenchym und am Lungenkreislauf liegen können.<br />

Steigerungen <strong>der</strong> Atemfrequenz sind als Versuch einer<br />

kompensatorischen Hyperventilation zu verstehen. Eine<br />

Tachypnoe bedeutet aber in den meisten Fällen gleichzeitig<br />

eine alveoläre Hypoventilation durch Verkleinerung<br />

des Atemzugvolumens und damit eine relative Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> Ventilation des anatomischen Totraums (2 ml/<br />

kg KG).<br />

368


<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Klingebiel, Respiratorische Störungen<br />

r\<br />

Eine flache Atmung verbunden mit einer Tachypnoe entspricht<br />

ebenfalls einer peripheren neuromuskulären Atemstörung.<br />

Die flache, schnelle Atmung ist aber auch bei<br />

Thoraxtraumen anzutreffen, falls Schmerzen vorhanden<br />

sind o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Atemstörungen, die die Atemtechnik<br />

beeinträchtigen.<br />

Eine forcierte Atmung entsteht, wenn <strong>der</strong> Patient gegen ein<br />

mechanisches Hin<strong>der</strong>nis in den oberen Atemwegen anatmen<br />

muß o<strong>der</strong> wenn eine schwere Bronchialobstruktion<br />

besteht. Bei <strong>der</strong> Verlegung im Bereich des Einröhrensystems,<br />

also in den proximalen Abschnitten des Tracheobronchialbaums,<br />

kommt es zu inspiratorischen Atemschwierigkeiten,<br />

während eine Bronchialobstruktion, also<br />

eine distale Stenose, zu exspiratorischen Atembeschwerden<br />

führt.<br />

Bei <strong>der</strong> angestrengten Atmung wird nicht nur die Atemmuskulatur,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Atemhilfsmuskulatur beansprucht.<br />

Wir sprechen von einer Orthopnoe. Der Patient<br />

richtet zur Verbesserung seiner Atemfunktion den Oberkörper<br />

auf und stützt beide Hände nach hinten, um so den<br />

größtmöglichen Effekt <strong>der</strong> Atemhilfsmuskulatur zu erreichen.<br />

Eine Orthopnoe kann drei Ursachen haben:<br />

1. eine Lungenstauung, eventuell ein Lungenödem (Asthma<br />

cardiale)<br />

2. eine schwere Bronchialobstruktion (Asthma bronchiale)<br />

3. in seltenen Fällen auch Thoraxtraumen.<br />

Beim Lungenödem dient die Hochlagerung <strong>der</strong> Umverteilung<br />

<strong>der</strong> Durchblutung in die kaudalen Lungenabschnitte,<br />

um damit eine Verbesserung <strong>der</strong> Ventilation in den kranialen<br />

Partien zu erreichen. Bei <strong>der</strong> Bronchialobstruktion kann<br />

bei aufgerichtetem Oberkörper und abgestützten Armen<br />

<strong>der</strong> Schultergürtel besser fixiert und die Atemhilfsmuskulatur<br />

wirkungsvoller eingesetzt werden. Auch Patienten mit<br />

Thoraxtraumen verspüren in halbsitzen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> sitzen<strong>der</strong><br />

Stellung nicht nur durch Ausnutzung <strong>der</strong> Atemhilfsmuskulatur,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch muskuläre Stabilisierung einer<br />

knöchernen Verletzung eine Erleichterung <strong>der</strong> Atemtätigkeit.<br />

Eine paradoxe Atmung entsteht nach schweren Thoraxtraumen<br />

mit Rippenserienstückbrüchen. Die Thoraxwand<br />

verliert ihre Stabilität - man spricht von einem instabilen<br />

Thorax. Die Thoraxwand kann im Bereich <strong>der</strong> Fraktur den<br />

normalen Aufwärtsbewegungen <strong>der</strong> Brustwand in <strong>der</strong> Inspiration<br />

nicht folgen, man erkennt vielmehr im Bereich <strong>der</strong><br />

betroffenen Partie während <strong>der</strong> Inspiration eine paradoxe<br />

Einziehung <strong>der</strong> Brustwand, während sich bei <strong>der</strong> Exspiration<br />

das betreffende Stück nach außen vorwölbt. Dieser Effekt<br />

verstärkt sich durch Hinzukommen von Schmerzen, schlechten<br />

Ventilationsbedingungen (d. h. alveolärer Hypoventilation)<br />

und Verschlechterung <strong>der</strong> Atemtechnik.<br />

Atemtypen<br />

Notfallmedizinische Leitsymptome <strong>für</strong> verschiedene Störungen<br />

<strong>der</strong> Atemregulation auf <strong>der</strong> Basis zerebraler Schäden<br />

sind bestimmte Atemtypen. Die normale Atmung besteht<br />

aus einem koordinierten Wechsel von Inspiration und<br />

Exspiration, wobei die Atemtiefe im wesentlichen unverän<strong>der</strong>t<br />

ist, bestenfalls durch Seufzeratemzüge unterbrochen<br />

wird. Jede Atemrhythmusstörung ist zentraler Genese, entwe<strong>der</strong><br />

primär durch Verletzung o<strong>der</strong> Erkrankung des Gehirns<br />

o<strong>der</strong> sekundär durch metabolische Störungen (Hyperkapnie,<br />

Hypoxie, Azidose).<br />

Im Rahmen einer metabolischen Azidose (z. B. beim Coma<br />

diabeticum, Coma uraemicum usw.) versucht <strong>der</strong> Organismus<br />

durch eine zentrale Steigerung <strong>der</strong> Atemtiefe bei leicht<br />

angehobener Atemfrequenz, flüchtige Säure - insbeson<strong>der</strong>e<br />

Kohlensäure - über die Lungen in verstärktem Maße<br />

zu eliminieren, um so saure Valenzen abzugeben. Die große<br />

o<strong>der</strong> Kussmaulsche Atmung ist gekennzeichnet durch leicht<br />

erhöhte, konstant vertiefte Atemzüge. Sie ist in einem gewissen<br />

Bereich pathognomisch <strong>für</strong> vital bedrohliche, metabolische<br />

Störungen des Organismus. Im Rahmen zerebraler<br />

Regulationsstörungen, z. B. bei <strong>der</strong> Apoplexie, bei Hirntumoren<br />

o<strong>der</strong> Vergiftungen, ist nicht selten die periodische<br />

o<strong>der</strong> Cfteyne-Sfo/cessche Atmung zu beobachten. Bei diesem<br />

Atemtyp nimmt die Atemtiefe sukzessive ab, um von<br />

einem Minimum mit nur geringen Atembewegungen aus<br />

wie<strong>der</strong> auf übernormale Werte anzusteigen. Dieser Zustand<br />

wie<strong>der</strong>holt sich ständig. Bei Zeichen von erhöhtem Hirndruck<br />

tritt schließlich häufig die sogenannte ß/'ofsche Atmung<br />

auf. Eine Reihe normaler Atemzüge wird plötzlich<br />

durch eine längere Pause unterbrochen, in <strong>der</strong>en Gefolge<br />

die Atmung wie<strong>der</strong> in üblicher Weise einsetzt. Bei <strong>der</strong> Biotschen<br />

Atmung können aber auch Atemfrequenz, Zugvolumen<br />

und Atempausen völlig regellos abwechseln. Bei <strong>der</strong><br />

finalen Schnappatmung handelt es sich schließlich um<br />

maximal tiefe, nie<strong>der</strong>frequente Atemzüge, die <strong>für</strong> den Gasaustausch<br />

absolut ungenügend sind. Funktionen liegt hier<br />

also schon ein Atemstillstand vor.<br />

Atemnebengeräusche weisen einmal auf eine Obstruktion<br />

<strong>der</strong> Luftwege o<strong>der</strong> aber auch auf Verän<strong>der</strong>ungen des Lungenparenchyms<br />

hin. Schnarchende Atemgeräusche verursachen<br />

z. B. Obstruktionen im Bereich des Hypopharynx,<br />

etwa durch Zurücksinken <strong>der</strong> Zunge. Stridoröses Atmen<br />

tritt bei Atemwegshin<strong>der</strong>nissen im Bereich von Larynx und<br />

Trachea auf, Pfeiffen, Giemen und Brummen entstehen<br />

während <strong>der</strong> Exspiration durch bronchiale Obstruktionen<br />

und zähen Schleim in den Atemwegen. Grobes Rasseln und<br />

Gurgeln spricht <strong>für</strong> die Aspiration von Fremdsekreten o<strong>der</strong><br />

Sekretverhaltungen in <strong>der</strong> Trachea und den Hauptbronchien.<br />

Feines Rasseln ist dagegen beim Lungenödem und<br />

auch bei Pneumonien feststellbar.<br />

Von großer Wichtigkeit ist, daß beim Abchecken <strong>der</strong> hier<br />

dargestellten und im einzelnen charakterisierten Symptomatik<br />

gleichzeitig festgestellt wird, ob im Einzelfall Verletzungen<br />

o<strong>der</strong> Erkrankungen vorliegen, die sich direkt o<strong>der</strong><br />

indirekt negativ auf die Atemfunktion auswirken können.<br />

Dazu gehören Verletzungen <strong>der</strong> Mundhöhle, Kieferfrakturen,<br />

Traumen des Halses mit Schädigung, Teileinriß o<strong>der</strong> gar<br />

Abriß <strong>der</strong> Trachea, Schädigung <strong>der</strong> Atemwege durch Verbrennungen<br />

usw. In diesem Zusammenhang sind auch das<br />

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Klingebiel, Respiratorische Störungen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

allergische Ödem und Insektenstichverletzungen zu nennen.<br />

Auf Prellmarken o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Anhaltspunkte <strong>für</strong> eine<br />

Thoraxverletzung ist zu achten. Insbeson<strong>der</strong>e muß immer<br />

wie<strong>der</strong> auch an die Möglichkeit eines Pneumothorax gedacht<br />

werden, <strong>der</strong> häufig verkannt wird. Kommt es unter<br />

einer effektiven Beatmung nicht schnell zur Besserung <strong>der</strong><br />

Symptomatik, son<strong>der</strong>n ergibt sich eine zunehmende Zyanose<br />

und Erschwerung <strong>der</strong> Atmung o<strong>der</strong> Beatmung mit<br />

gleichzeitiger Verschlechterung <strong>der</strong> Kreislaufsituation,<br />

dann muß als erstes an einen Pneumothorax gedacht<br />

werden.<br />

Auch Verletzungen <strong>der</strong> Halswirbelsäule mit Schädigung des<br />

Rückenmarks können durch Ausfall <strong>der</strong> Atemmuskulatur<br />

schnell zu einer bedrohlichen Ateminsuffizienz führen.<br />

Schwere abdominelle Traumen, bei denen eventuel) eine<br />

Mitverletzung des Zwerchfells eingetreten ist, erfor<strong>der</strong>n<br />

ebenfalls unsere Aufmerksamkeit. Schließlich ist in diesem<br />

Zusammenhang unter dem Gesichtspunkt des engen Verbundsystems<br />

<strong>der</strong> Vitalfunktionen <strong>der</strong> Schock zu nennen.<br />

Durch Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Transportkapazität <strong>für</strong> Sauerstoff,<br />

durch eine schockbedingte Störung <strong>der</strong> Lungenzirkulation<br />

entsteht ein mehr o<strong>der</strong> weniger ausgeprägter, häufig nicht<br />

erkennbarer Sauerstoffmangel, <strong>der</strong> sich natürlich schnell<br />

auf die übrigen vitalen Funktionen auswirkt und zu respiratorisch<br />

ausgelösten, aber z. B. kardiozirkulatorisch in Erscheinung<br />

tretenden Verän<strong>der</strong>ungen führt. Klinische Zeichen<br />

einer Ateminsuffizienz sind meist unspezifisch durch<br />

Hypoxie und Hyperkapnie ausgelöst. Praktisch bedeutungsvoll<br />

sind Unruhe, Verwirrtheit, Tachykardie und Hypertension,<br />

in schweren Fällen Bradykardie, Arrhythmie und Hypotension.<br />

Bei anämischen Patienten kann trotz ausgeprägter<br />

Hypoxie eine Zyanose fehlen.<br />

le Residualkapazität nimmt bei Lungenbeeinträchtigungen<br />

meist ab. Durch PEEP-Beatmung wird sie vergrößert, dadurch<br />

wird gleichzeitig die nach Exspiration in <strong>der</strong> Lunge<br />

verbleibende Luftmenge vergrößert. So kann sowohl die<br />

Sauerstoffversorgung des Organismus gebessert als auch<br />

die Hämodynamik des Lungenkreislaufs unterstützt werden.<br />

Eine PEEP-Beatmung kann natürlich auch mit Maske und<br />

Beatmungsbeutel durchgeführt werden.<br />

Wenn das Sauerstoffdefizit des Patienten gebessert ist,<br />

ist <strong>der</strong> funktionell wichtigste Teil <strong>der</strong> Therapie bestritten.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sedierung des unruhigen<br />

Patienten und die Schmerzbekämpfung. Innere Unruhe und<br />

Schmerzen können allein eine starke Stimulation des sympathischen<br />

Nervensystems mit seinen in dieser Situation<br />

nachteiligen Wirkungen auf Herz und Kreislauf im Sinne<br />

einer Verstärkung <strong>der</strong> Schockreaktion bewirken. Man<br />

spricht von <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> psychovegetativen Entkopplung.<br />

Lokalanästhesien sind am Notfallort nicht praktikabel.<br />

Eine intravenöse Schmerztherapie ist da am sichersten<br />

und wirkungsvollsten. Es sollten in <strong>der</strong> Regel Opiat-<br />

Analgetika gegeben werden. Die notwendigen hohen Dosen<br />

liegen alle in einem Bereich, in dem auch eine deutliche<br />

Atemdepression eintritt. Darum ist eine gute Analgesie meist<br />

mit <strong>der</strong> Indikation zur Intubation verbunden.<br />

Die gravierendste Erkrankung von Thorax und Lungen ist<br />

das Asthma bronchiale. Das zentrale Symptom ist die Bronchialobstruktion<br />

mit Mukoziliarinsuffizienz und Dyskrinie.<br />

Sämtliche Atemwegssyndrome bewegen sich von Anfang<br />

an zielstrebig und - wenn unbehandelt - unausweichlich<br />

dem Endpunkt mit Parenchym-, Alveolar- und Kapillarverlust<br />

und Fibröse entgegen. Je fortgeschrittener das Krankheitsbild<br />

ist, desto ernster ist <strong>der</strong> Zustand des Patienten<br />

und desto lebensgefährlicher sind akut einsetzende Ereignisse.<br />

Therapie <strong>der</strong> respiratorischen Insuffizienz<br />

Die Therapie <strong>der</strong> respiratorischen Insuffizienz muß nun die<br />

möglich werdende Dekompensation im Auge haben. Bei<br />

Erkrankungen o<strong>der</strong> Verletzungen von Thorax und Lungen<br />

muß in jedem Falle eine Leistungsmin<strong>der</strong>ung angenommen<br />

werden.<br />

Der wichtigste Aspekt ist die Oxygenierung des Patienten.<br />

Bei Gefahr einer Lungenverletzung o<strong>der</strong> -erkrankung muß<br />

generell Sauerstoff appliziert werden. Bessert sich darunter<br />

<strong>der</strong> Zustand des Patienten nicht entscheidend, bleibt z. B.<br />

eine Zyanose bestehen, muß <strong>der</strong> Patient künstlich beatmet<br />

werden. Am sichersten ist das mittels endotrachealer Intubation<br />

<strong>der</strong> Fall. Die Intubation sollte immer mit einer kontrollierten<br />

Beatmung unter Zugabe von Sauerstoff kombiniert<br />

sein. Optimal ist in den meisten Fällen weiterhin die<br />

Verwendung eines PEEP-Ventils. Beatmung mit PEEP bedeutet<br />

Beatmung mit einem positiven endexspiratorischen<br />

Druck. Dadurch, daß am Ende <strong>der</strong> Exspiration <strong>der</strong> Atemwegsdruck<br />

erhöht bleibt, resultiert eine vergrößerte funktionelle<br />

Residualkapazität (Kombination von Residualvolumen<br />

und endexspiratorischem Reservevolumen). Diefunktionel-<br />

Therapie des Status asthmaticus<br />

Eine Steigerung des Krankheitsbildes besteht im sogenannten<br />

Status asthmaticus. Die schwere Dyspnoe ist jedoch<br />

nicht allein Ausdruck <strong>der</strong> respiratorischen Insuffizienz, son<strong>der</strong>n<br />

vor allem <strong>der</strong> erhöhten Atemarbeit, die ihrerseits durch<br />

eine enorme Erhöhung des Atemwegswi<strong>der</strong>standes bewirkt<br />

wird. Die Säulen <strong>der</strong> Therapie des Asthma bronchiale sind:<br />

1. Kortikoide (250-500 mg Prednisolon)<br />

2. Broncholytika (z. B. Theophyllin-Abkömmlinge,/?2-Stimulator<br />

als Aerosol, Orciprenalin iv.) Mukolytika (Bromhexin)<br />

3. Sauerstoffgabe<br />

4. Sedativa (z. B. 5-10 mg Diazepam)<br />

5. Herz- und Kreislauftherapie.<br />

Therapie am Notfallort ist nicht die Interpretation von Daten<br />

<strong>der</strong> apparativen Diagnostik, son<strong>der</strong>n Einordnen von Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

die wir mit unseren Sinnen, bestenfalls noch mit<br />

einfachen Hilfsmitteln (Stethoskop, RR-Meßgerät, EKG-<br />

Monitor) wahrnehmen. Die Wahrnehmungen, zusammen mit<br />

372


Arztezeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Klingebiet, Respiratorische Störungen<br />

Befragung des Patienten und Umgebungsanamnese reichen<br />

völlig aus, um eine Elementargefahrdung zu erkennen<br />

und zu definieren. Eine Dekompensation kann nur verhin<strong>der</strong>t<br />

werden, wenn von Anfang an versucht wird, Atmung<br />

und Herz-Kreislauf-System zu optimieren. Je besser die<br />

Leistungsbedingungen sind, dadurch, daß man die Lungenfunktion<br />

künstlich z. B. durch Beatmungsmaßnahmen unterstutzt,<br />

desto eher verhin<strong>der</strong>t man, daß die an<strong>der</strong>en Vitalfunktionen<br />

konsekutiv durch Sauerstoffmangel geschädigt<br />

o<strong>der</strong> in ihren Kompensationsmöglichkeiten entscheidend<br />

eingeschränkt werden. Durch Aufrechterhaltung eines suffizienten<br />

Kreislaufs wie<strong>der</strong>um stellt man eine weitere Voraussetzung<br />

zur Überwindung eines Lungenschadens her<br />

Notfalltherapie bedeutet also, Beurteilen des Gesamtzustandes<br />

des Patienten unter Berücksichtigung aller Vitalfunktionen<br />

und Bedenken des therapeutischen Effekts in<br />

bezug auf den Gesamtorganismus Der Vitalfunktion Atmung<br />

kommt dabei die erste Stelle zu, da sie es ist, die<br />

die Sauerstoffversorgung des Korpers sichern muß. So ist<br />

z. B. auch ein kunstlicher Kreislauf ohne adäquate Zufuhr<br />

von Atemgas als nutzlose Übung anzusehen Notfalltherapie<br />

berücksichtigt immer das Überleben des Gesamtorganismus<br />

und ist nicht in erster Linie Organtherapie. Die bleibt<br />

<strong>der</strong> klinischen Versorgung vorbehalten<br />

Anschrift <strong>der</strong> Verfasserin Frau Dr H Khngebiel, Klinik <strong>für</strong> Anaesthesiologie<br />

<strong>der</strong> Stadtischen Kliniken, Pacelhallee 4, D-6400 Fulda<br />

o<br />

Aus dem Zentrum <strong>für</strong> Anasthesiologie<br />

(Leiter- Prof Dr F. W Ahnefeld, Prof Dr W Dick, Prof Dr Dr A Grunert)<br />

<strong>der</strong> Universität Ulm<br />

j. schäffer Sofortdiagnostik und -therapie bei kardiozirkulatorischen Notfällen<br />

O<br />

Zusammenfassung<br />

Bei <strong>der</strong> Behandlung von Notfallpatienten haben kardiozirkulatorische<br />

Notfälle einen sehr großen Anteil.<br />

Brustschmerz, Rhythmusstörungen, Bewußtlosigkeit,<br />

Herzinsuffizienz und Kreislaufstillstand sind Leitsymptome<br />

kardialer Funktionsstörungen und können<br />

zum Versagen einer suffizienten Zirkulation führen.<br />

Mit notfallmedizinischen Maßnahmen wie Lagerung,<br />

Sauerstoffgabe, Beatmung und dem Einsatz von<br />

Notfallmedikamenten wird versucht, die Vitalfunktionen<br />

wie<strong>der</strong>herzustellen und so das Überleben des<br />

Patienten zu sichern.<br />

Summary<br />

Cardio circulatory emergencies are one of the major<br />

sections of treatment required by emergency patients.<br />

Chest pain, rythmic disturbances, unconsciousness,<br />

heart insuff iciency and circulation standstill<br />

are the guiding Symptoms of cardiac functional<br />

disturbances and can lead to the failure of adequate<br />

circulation. Emergency medical treatment, such as<br />

bedding, the giving of oxygen, artificial respiration<br />

and the application of emergency medication are<br />

used to try to reobtain the vital funetions and thus<br />

ensure that the patient survives.<br />

Die Auswertung von Einsatzprotokollen verschiedener Notarztdienste<br />

hat gezeigt, daß internistische Notfalle einen<br />

immer größeren Anteil bei <strong>der</strong> Behandlung von Notfallpatienten<br />

haben. Dabei haben kardiozirkulatonsche Notfalle<br />

den größten Anteil Im folgenden soll daher die Diagnostik<br />

und Therapie <strong>der</strong> wichtigsten kardialen Störungen dargestellt<br />

werden, die zu einer Einschränkung <strong>der</strong> Zirkulation<br />

fuhren. Die wichtigsten Leitsymptome kardialer Funktionsstörungen<br />

sind <strong>der</strong> Brustschmerz, Rhythmusstorungen,<br />

Herzinsuffizienzzeichen, die kardiale Synkope und im extremsten<br />

Fall <strong>der</strong> Kreislaufstillstand (Tab. I)<br />

Tab I Leitsymptome kardialer Funktionsstörungen<br />

Brustschmerz<br />

Rhythmusstorungen<br />

Synkope<br />

Insuffizienzzeichen - Lungenodem<br />

- Schock<br />

Kreislaufstillstand<br />

1. Brustschmerz - Angina-pectoris-Anfall<br />

Eines <strong>der</strong> häufigsten Symptome, mit denen <strong>der</strong> Arzt beim<br />

kardialen Notfallpatienten konfrontiert ist, ist <strong>der</strong> Brustschmerz<br />

Er ist Ausdruck einer vorübergehenden o<strong>der</strong> per-<br />

373


Schaffen Kardiozirkulatorische Notfälle<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

manenten Ischämie am Myokard, sei es, daß es sich um<br />

einen Angina-pectoris-Anfall o<strong>der</strong> um die Manifestierung<br />

eines Herzinfarktes handelt. Bei durch Arteriosklerose verengten<br />

Koronargefäßen können körperliche o<strong>der</strong> seelische<br />

Belastung über eine Herzfrequenzerhöhung und einen<br />

Blutdruckanstieg zu einem Angina-pectoris-Anfall führen.<br />

Vorübergehen<strong>der</strong> Sauerstoffmangel des Herzmuskels verursacht<br />

ein starkes Schmerzereignis.<br />

Im Brustkorb entsteht ein retrosternales Engegefühl und<br />

ein stechen<strong>der</strong> Schmerz, <strong>der</strong> vor allem in den linken Arm<br />

ausstrahlt. Häufig sind damit Übelkeit und Erbrechen verbunden.<br />

Der Anfall dauert weniger als zehn bis zwanzig<br />

Minuten. Differentialdiagnostisch läßt sich <strong>der</strong> Angina-pectoris-Anfall<br />

vom Herzinfarkt durch die Gabe von Nitropräparaten<br />

unterscheiden: Hält <strong>der</strong> Brustschmerz auch nach<br />

Applikation dieser Medikamente weiter an, so ist <strong>der</strong> dringende<br />

Verdacht auf einen Herzinfarkt zu stellen.<br />

Der Patient mit dem Angina-pectoris-Anfall wird zunächst<br />

mit erhöhtem Oberkörper gelagert. Die diagnostische Gabe<br />

von Nitroglyzerin (Nitrolingual®) ist hier gleichzeitig die<br />

Therapie. In beson<strong>der</strong>s schweren Fällen kann Sauerstoff<br />

zur besseren Oxygenierung des Myokards gegeben werden.<br />

Gegebenenfalls ist eine Sedierung etwa mit Diazepam<br />

notwendig.<br />

2. Brustschmerz - Herzinfarkt<br />

Ist <strong>der</strong> Brustschmerz mit Nitropräparaten nicht zu unterdrücken,<br />

so besteht <strong>der</strong> dringende Verdacht auf einen<br />

Herzinfarkt. Arteriosklerose, Thrombose o<strong>der</strong> Embolie führen<br />

zum Verschluß einer Koronararterie und damit zum<br />

permanenten Sauerstoffmangel am Herzmuskel. Der Herzinfarkt<br />

mit Untergang von Herzmuskelgewebe ist die Folge.<br />

Rhythmusstörungen, kardiogener Schock o<strong>der</strong> ein kardiales<br />

Lungenödem können als Komplikationen auftreten.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Symptomatik stehen die Todesangst<br />

des Patienten und die Schmerzen, die vor allem in den<br />

linken Arm ausstrahlen. Atypisch ist die Ausstrahlung in<br />

den rechten Arm, den Rücken o<strong>der</strong> das Abdomen, was als<br />

akutes Abdomen mit starken Koliken imponieren kann.<br />

Der Anfall dauert in <strong>der</strong> Regel immer länger als zwanzig<br />

Minuten.<br />

Der Patient wird zunächst mit erhöhtem Oberkörper gelagert,<br />

um den venösen Rückfluß zum Herzen zu vermin<strong>der</strong>n<br />

und dadurch eine Verbesserung <strong>der</strong> Myokardperfusion zu<br />

erreichen. Zur Vermeidung je<strong>der</strong> körperlichen Anstrengung<br />

wird <strong>der</strong> Patient immobilisiert. Zur Verbesserung <strong>der</strong> Oxygenierung<br />

des Myokards wird Sauerstoff insuffliert und die<br />

Vorlast des Herzens durch die Gabe von Nitroglyzerin gesenkt.<br />

Im gleichen Sinne wirkt Furosemid (Lasix®) in einer<br />

Dosierung von 20 mg. Jede weitere Belastung des Herzens<br />

soll durch eine gute Analgesie und Sedierung vermieden<br />

werden. Dazu eignet sich zum einen beson<strong>der</strong>s Morphin<br />

in einer Dosierung von 3 bis 5 mg i.V., da es zudem den<br />

Druck im kleinen Kreislauf senkt und zum an<strong>der</strong>en Diazepam<br />

5 mg i.v. Kontraindiziert sind in dieser Situation Pentazocin<br />

(Fortral®), da es den Wi<strong>der</strong>stand im Pulmonalkreislauf<br />

erhöht und damit eine Belastung des Herzens verursacht,<br />

und Digitalispräparate, da sie den Sauerstoffverbrauch<br />

im Myokard erhöhen und dadurch eine Ausdehnung<br />

<strong>der</strong> Infarktzone verursachen. Aus dem gleichen Grunde<br />

sollen Sympathikomimetika, wie Orciprenalin (Alupent®)<br />

und Adrenalin (Suprarenin®) nach Möglichkeit vermieden<br />

werden. Zu dieser allgemeinen Therapie des Myokardinfarktes<br />

kommt weiter die spezielle Therapie <strong>der</strong> Komplikationen<br />

wie Rhythmusstörungen, Lungenödem und kardiogener<br />

Schock. Wegen <strong>der</strong> akuten Lebensbedrohung dieser<br />

Patienten durch eventuell auftretende Rhythmusstörungen<br />

wird <strong>der</strong> Transport in die Klinik nach Möglichkeit immer in<br />

ärztlicher Begleitung und unter ständiger EKG-Überwachung<br />

durchgeführt.<br />

3. Komplikationen des Herzinfarktes - Rhythmusstörungen<br />

Von den Patienten, die innerhalb <strong>der</strong> ersten 24 Stunden an<br />

den Folgen eines Myokardinfarktes versterben, kommen<br />

50% innerhalb <strong>der</strong> ersten fünfzehn Minuten und weitere<br />

30% im weiteren Verlauf <strong>der</strong> ersten Stunde nach dem Infarktereignis<br />

zu Tode. Sie versterben an den Folgen lebensbedrohlicher<br />

Rhythmusstörungen. Ungefährlich sind die<br />

supraventrikulären Extrasystolen, sie sind nur zu therapieren,<br />

wenn sie in tachykar<strong>der</strong> Form vorliegen o<strong>der</strong> zu einer<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Auswurfleistung des Herzens und damit<br />

zum Blutdruckabfall führen. In diesem Falle werden 2,5 bis<br />

5 mg Verapramil (Isoptin®) intravenös injiziert.<br />

Eine schwere Gefährdung des Patienten stellen dagegen<br />

ventrikuläre Extrasystolen dar, da sie, vor allem, wenn sie<br />

polytopen Ursprung haben, zum Kammerflimmern führen<br />

können. Eine Therapie ist immer angezeigt, wenn mehr als<br />

zehn ventrikuläre Extrasystolen pro Minute auftreten. Die<br />

Injektion von 50 bis 100 mg Lidocain (Xylocain ) als Bolus<br />

ist hier angezeigt. Die antiarrhythmische Therapie wird mit<br />

einer Lidocain-Dauertropfinfusion aufrechterhalten.<br />

Der kardiale Notfallpatient ist auch durch eine totale Blokkierung<br />

<strong>der</strong> Reizleitung im Atrioventrikularknoten, also einem<br />

AV-Block III. Grades, vital bedroht. Mit einer gewissen<br />

Latenzzeit nach Beginn <strong>der</strong> Blockierung setzt ein Kammerersatzrhythmus<br />

in <strong>der</strong> Form ventrikulärer Extrasystolen mit<br />

einer Frequenz von 30 bis 40 pro Minute ein.<br />

Sklerose <strong>der</strong> Koronargefäße, Störungen des Elektrolythaushaltes<br />

und des Säuren-Basen-Haushaltes können die<br />

Ursache solcher Überleitungsstörungen sein. Infolge vermin<strong>der</strong>ter<br />

Auswurfleistung kommt es zum Sauerstoffmangel<br />

im Gehirn und damit zur Bewußtlosigkeit, die mit Krämpfen<br />

einhergehen kann. Man spricht von /Wam-Sfo/ces-Anfall<br />

o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> kardialen Synkope. Ursachen können vor<br />

allem bradykarde, aber auch asystolische und tachykarde<br />

Rhythmusstörungen sein.<br />

Bleibt <strong>der</strong> Patient weiterhin bewußtlos, so ist er in stabile<br />

Seitenlage zu bringen. Gegegebenenfalls ist die Atem-<br />

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<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Schäffer, Kardiozirkulatorische Notfälle<br />

D<br />

spende durchzuführen. Bei weiterbestehendem Kreislauf-<br />

Stillstand ist mit <strong>der</strong> Herz-Lungen-Wie<strong>der</strong>belebung zu beginnen.<br />

Besteht lediglich eine Bradykardie, so wird zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Myokardoxygenierung Sauerstoff insuffliert.<br />

Zunächst werden 0,5 bis 1,0 mg Atropin gespritzt,<br />

um damit eine vagale Innervationslage zu unterdrücken.<br />

Eine Dosis von 2 mg Atropin soll nicht überschritten werden,<br />

da bei dieser Dosierung eine vollständige Vagusblockierung<br />

sicher erreicht ist. Läßt sich <strong>der</strong> Kreislauf so nicht<br />

stabilisieren, wird Orciprenalin (Alupent®) 0,1 mg weise<br />

eingesetzt. Zur weiteren sympathischen Stimulation können<br />

5 mg Orciprenalin als Infusionszusatz gegeben werden.<br />

Zur Dauertherapie ist in diesen Fällen fast immer die Implantation<br />

eines elektrischen Schrittmachers angezeigt.<br />

4. Komplikation des Herzinfarktes - Kreislaufstillstand<br />

Die schwerste Komplikation des Herzinfarktes o<strong>der</strong> zuvor<br />

bestehen<strong>der</strong> Rhythmusstörungen ist das Auftreten eines<br />

Kreislaufstillstandes. Dabei ist <strong>der</strong> klinische Tod, bei dem<br />

sich die zusammengebrochenen Organfunktionen durch<br />

rechtzeitiges Eingreifen möglicherweise vollkommen wie<strong>der</strong>herstellen<br />

lassen, von dem definitiven biologischen Tod<br />

zu unterscheiden, bei dem eine irreversible Schädigung <strong>der</strong><br />

Gewebe eingetreten ist. Sofort einsetzende Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> kardiopulmonalen Reanimation können einen Minimal-<br />

~~ kreislauf aufrechterhalten und damit eine Minimalperfusion<br />

des Gehirns, des Herzens und <strong>der</strong> Lunge sicherstellen.<br />

An erster Stelle steht daher die sichere Diagnostik des<br />

Kreislaufstillstandes anhand von Bewußtlosigkeit, völliger<br />

Muskelerschlaffung, weiten, lichtstarren Pupillen und eventuell<br />

bestehen<strong>der</strong> Zyanose bei gleichzeitiger Pulslosigkeit<br />

an den zentralen Arterien wie <strong>der</strong> Arteria carotis.<br />

Bei dieser Symptomatik haben sofort die Maßnahmen <strong>der</strong><br />

kardiopulmonalen Reanimation zu beginnen. Ist nur ein<br />

~\ Helfer am Notfallort, so beginnt er mit drei bis fünf Mundzu-Nase-<br />

beziehungsweise Mund-zu-Mund-Beatmungen,<br />

gefolgt von 15 Kompressionen <strong>der</strong> extrathorakalen Herzmassage,<br />

die weiter im Wechsel mit <strong>der</strong> Beatmung im Verhältnis<br />

2:15 durchgeführt wird.<br />

Günstiger ist es, wenn die Herz-Lungen-Wie<strong>der</strong>belebung<br />

von zwei Helfern durchgeführt werden kann. Dabei beginnt<br />

auch hier <strong>der</strong> eine mit drei bis fünf Beatmungen, an die<br />

sich eine permanente Herzmassage mit einer Frequenz<br />

von 60 pro Minute anschließen soll. Zur Beatmung nach<br />

je<strong>der</strong> fünften Kompression wird die Massage nicht unterbrochen,<br />

es wird also interponierend beatmet. Daraus ergibt<br />

sich ein Verhältnis von fünf Kompressionen zu einer Beatmung.<br />

Neben diesen Grundmaßnahmen <strong>der</strong> kardiopulmonalen<br />

Reanimation wird nun mit <strong>der</strong> erweiterten Therapie begonnen.<br />

Zunächst wird die Beatmung dadurch optimiert, daß<br />

die inspiratorische Sauerstoffkonzentration durch Einsatz<br />

eines Beatmungsbeutels auf 40 Vol% erhöht werden kann.<br />

Durch endotracheale Intubation besteht die Möglichkeit,<br />

die Atemfrequenz zu steigern und damit <strong>der</strong> metabolischen<br />

Tab. II: Therapie des Kreislaufstillstandes.<br />

Allgemein: Beatmung<br />

Herzmassage<br />

Sauerstoff<br />

Puffertherapie<br />

Asystolie: Orciprenalin -Adrenalin<br />

Kalzium<br />

Schrittmacher<br />

Kammerflimmerrv. Defibrillation<br />

Orciprenalin - Adrenalin<br />

Lidocain<br />

Hypostolie: Kalzium<br />

Orciprenalin - Adrenalin<br />

Azidose durch eine respiratorische Alkalose entgegenzuwirken.<br />

Als nächstes wird ein peripher- o<strong>der</strong> zentralvenöser Zugang<br />

geschaffen, über dem Natriumbikarbonat zum Ausgleich<br />

<strong>der</strong> metabolischen Azidose infundiert wird. Initial ist eine<br />

Dosierung von 1 mval Natriumbikarbonat pro kg Körpergewicht<br />

indiziert, erst nach zehn Minuten ist die Hälfte <strong>der</strong><br />

Initialdosis zu wie<strong>der</strong>holen.<br />

Erst nach diesen allgemeinen Maßnahmen, die bei je<strong>der</strong><br />

Form des Kreislaufstillstandes gleich durchgeführt werden,<br />

wird nun durch Ableiten des EKGs die Form des Kreislaufstillstandes<br />

differenziert. Wir unterscheiden die Asystolie,<br />

das Kammerflimmern und die Hyposystolie bzw. elektromechanische<br />

Entkopplung (Tab. II).<br />

Bei <strong>der</strong> Asystolie fehlt jede elektrische und mechanische<br />

Aktivität des Herzens, es liegt also ein echter Herzstillstand<br />

vor. Neben <strong>der</strong> Puffertherapie wird durch die hochdosierte<br />

Gabe von Sympathikomimetika - zuerst Orciprenalin (Alupent®)<br />

dann gegebenenfalls Adrenalin (Suprarenin®) -<br />

versucht, die Herzaktivität wie<strong>der</strong> herzustellen. Weiterhin<br />

wird Kalzium injiziert, da es die Sinuserregbarkeit erhöht<br />

und zudem die elektromechanische Kopplung vermittelt.<br />

Beim Kammerflimmern handelt es sich um einen Zustand<br />

unkoordinierter, gegeneinan<strong>der</strong>laufen<strong>der</strong> Erregungen des<br />

Myokards, man spricht auch von einer kreisenden Erregung.<br />

Dieser Zustand des Herzens ist hämodynamisch uneffektiv,<br />

ein Kreislaufstilistand liegt auch hier vor. Die Therapie <strong>der</strong><br />

Wahl ist die elektrische Defibrillation. Im allgemeinen wird<br />

ein initialer Stromstoß von 200 bis 300 Joules empfohlen,<br />

<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> nächsten Defibrillation auf 400 Joules gesteigert<br />

wird. Sehr häufig wird auch hier <strong>der</strong> Einsatz von Sympathikomimetika<br />

notwendig, einmal um die Reizschwelle<br />

des Myokards herabzusetzen, zum an<strong>der</strong>en, um nach erfolgreicher<br />

Defibrillation bei nun sehr häufig bestehen<strong>der</strong><br />

Asystolie einen Sinusrhythmus zu induzieren. Steht kein<br />

Defibrillator zur Verfügung, so ist auch <strong>der</strong> Versuch einer<br />

medikamentösen Defibrillation mit Lidocain (Xylocain®)<br />

möglich. Dazu werden mindestens 100 mg als Bolus injiziert.<br />

Der Einsatz von Lidocain ist auch angezeigt, wenn<br />

ein Kammerflimmern elektrisch nicht zu durchbrechen ist<br />

und zur Prophylaxe ventrikulärer Rhythmusstörungen nach<br />

erfolgreicher Defibrillation.<br />

375


Schäffer, Kardiozirkulatorische Notfälle<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Bei <strong>der</strong> Hyposystolie sehen wir auf dem EKG-Monitor bradykarde,<br />

träge und deformierte Kammerkomplexe, ohne<br />

daß eine Auswurfleistung des Herzens vorliegt. Auch bei<br />

diesen Patienten imponiert die klinische Symptomatik des<br />

Kreislaufstillstandes. Grund ist die elektromechanische<br />

Entkopplung von Reizleitungssystem und kontraktilen<br />

Filamenten <strong>der</strong> Muskulaltur. Diese Kopplung wird durch<br />

Kalzium vermittelt, weswegen hier die Injektion von 5 bis<br />

10 mg Kalziumglukonat indiziert ist. Als zusätzliche Therapie<br />

wird häufig <strong>der</strong> Einsatz von Sympathikomimetika notwendig,<br />

um die Reizbildung, Reizleitung und Kontraktionskraft<br />

des Herzens zu verbessern.<br />

Der Erfolg <strong>der</strong> Reanimation wird anhand <strong>der</strong> gleichen Zeichen<br />

überprüft wie <strong>der</strong> Kreislaufstillstand.<br />

4. Komplikationen des Herzinfarktes - Pumpversagen des<br />

Myokards<br />

Infolge <strong>der</strong> Herzmuskelschädigung beim Myokardinfarkt<br />

kann es zum akuten Pumpversagen des Herzens kommen.<br />

Es äußert sich zum einen als kardiales Lungenödem, zum<br />

an<strong>der</strong>en als kardiogener Schock. Infolge <strong>der</strong> Blutstauung<br />

in <strong>der</strong> Lunge im Rahmen des Linksherzversagens tritt Serum<br />

aus den Kapillaren in die Alveolen aus. Die Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> Diffusionsstrecke stört den Gasaustausch in <strong>der</strong> Lunge.<br />

Hypoxie und Hyperkapnie sind die Folge. Durch Einreißen<br />

<strong>der</strong> Alveolarwände entsteht <strong>der</strong> klassisch beschriebene<br />

fleischwasserfarbene Schaum.<br />

Die Patienten sind dyspnoeisch und zyanotisch, die grobblasigen<br />

Rasselgeräusche sind meist schon ohne Stethoskop<br />

zu hören. Bei einer Rechtsherz-Beteiligung fällt eventuell<br />

die vermehrte Venenfüllung auf. Nur in schwersten<br />

Fällen tritt Schaum aus dem Mund.<br />

Der Patient wird zunächst halbsitzend gelagert, zur Vermeidung<br />

<strong>der</strong> Hypoxie wird Sauerstoff insuffliert. Der Pulmonalarteriendruck<br />

und damit die Vorlast des Herzens wird<br />

durch die Gabe von Furosemid und Nitroglyzerin gesenkt.<br />

Den gleichen Effekt hat eine Sedierung mit 3 bis 5 mg<br />

Morphin. Eventuell wird die Herzkraft durch Digitalspräparate<br />

gesteigert. In schwersten Fällen müssen die Patienten<br />

intubiert und mit positiv endexspiratorischem Druck (PEEP)<br />

beatment werden.<br />

Ausdruck des muskulären Pumpversagens auf <strong>der</strong> arteriellen<br />

Seite ist <strong>der</strong> kardiogene Schock. Über den Abfall des<br />

Herz-Minuten-Volumens kommt es zu einer Engstellung<br />

<strong>der</strong> peripheren Gefäße. Diese als Zentralisation bezeichnete<br />

Notfallreaktion führt zu einem Sauerstoffmangel im Gewebe<br />

und damit zu einer schweren metabolischen Gewebsazidose.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> klinischen Symptomatik stehen <strong>der</strong><br />

Blutdruckabfall und die kompensatorische Tachykardie als<br />

Ausdruck des vermin<strong>der</strong>ten Stromzeitvolumens. Beim kardiogenen<br />

Schock können jedoch auch bradykarde Rhythmusstörungen<br />

zu <strong>der</strong> beschriebenen Zirkulationsstörung<br />

führen, weswegen <strong>der</strong> von Algöwer und Burri entwickelte<br />

Schock-Index hier nicht immer gültig ist. Die gestörte Mikrozirkulation<br />

läßt sich an <strong>der</strong> kalten, blassen Haut, an <strong>der</strong><br />

Zyanose und <strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>ten Füliungszeit des Nagelbettes<br />

erkennen. Eventuell besteht gleichzeitig im großen und/<br />

o<strong>der</strong> kleinen Kreislauf eine venöse Stauung, prall gefüllte<br />

Venen und die Manifestierung eines Lungenödems sind<br />

dann das klinische Korrelat. Diese Patienten werden im<br />

Gegensatz zu allen an<strong>der</strong>en Schockpatienten mit erhöhtem<br />

Oberkörper gelagert. Sie werden sediert und zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Hypoxämie mit Sauerstoff behandelt. Erst dann<br />

erfolgt die ursächliche Therapie <strong>der</strong> Rhythmusstörungen<br />

beziehungsweise des Lungenödems. Läßt sich dadurch<br />

<strong>der</strong> Kreislauf nicht stabilisieren, so ist Dopamin als Dauertropfinfusion<br />

indiziert. In sehr seltenen Fällen kann auch<br />

eine leichte Volumensubstitution notwendig werden, eine<br />

genaue Beobachtung <strong>der</strong> Stauungszeichen ist jedoch notwendig.<br />

Bei manifester Stauungsinsuffizienz sind Volumenersatzmittel<br />

streng kontraindiziert.<br />

In einer kurzen Übersicht sollten die kardialen Ursachen<br />

zirkulatorischer Notfälle in Sofortdiagnostik und -therapie<br />

dargestellt werden. Myokardinfarkt, Rhythmusstörungen<br />

und kardiales Pumpversagen mit Lungenödem und kardiogenem<br />

Schock sind lebensbedrohliche Störungen <strong>der</strong><br />

Vitalfunktionen, die einen gezielten ärztlichen Einsatz erfor<strong>der</strong>n.<br />

Anschrift des Verfassers: Dr. med. J. Schäffer, Zentrum <strong>für</strong> Anästhesie<br />

<strong>der</strong> Universität, Prittwitzstraße 43, D-7900 Ulm.<br />

1921-1981<br />

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376


Aus dem Zentrum <strong>für</strong> Anasthesiologie (Leiter Prof Dr F W Ahnefeld, Prof Dr W Dick, Prof Dr Dr A Grunert)<br />

<strong>der</strong> Universität Ulm<br />

H. H. Mehrkens Notfallmedizin als Grundlage <strong>der</strong> Katastrophenmedizin: Notfallkasuistiken<br />

Zusammenfassung<br />

Verschiedene Umwelteinflüsse können zu lebensbedrohlichen<br />

Störungen <strong>der</strong> Wärmeregulation des<br />

menschlichen Organismus führen. An zwei Fallbeispielen<br />

werden die protrahierte akzidentelle Unterkühlung<br />

und die Hitzeerschöpfung dargestellt. Es<br />

werden insbeson<strong>der</strong>e die diagnostischen und therapeutischen<br />

Erstmaßnahmen bei<strong>der</strong> Krankheitsbil<strong>der</strong><br />

besprochen, die gerade auch unter katastrophenmedizinischen<br />

Gesichtspunkten relevant werden<br />

können.<br />

Summary<br />

Diverse ambient conditions can cause life endangering<br />

disturbances to the heat regulating mechanism<br />

in the human organism. Two examples are used<br />

to demonstrate this: protracted accidental un<strong>der</strong>cooling<br />

and heat exhaustion. Particular emphasis is<br />

given to the first diagnostic and therapeutic steps<br />

for both types of illness, which can be particularly<br />

relevant from catastrophe medical aspects.<br />

Eine ungestörte Wärmeregulation stellt eine wesentliche<br />

Grundvoraussetzung <strong>für</strong> die Existenz des menschlichen<br />

Organismus dar Dieser als „thermische Homöostase" bezeichnete<br />

Zustand wird durch einen geregelten Gleichgewichtszustand<br />

zwischen Wärmeabgabe (durch Strahlung,<br />

Konduktion, Konvektion und Perspiratio) und Warmebelastung<br />

(durch Umwelt und endogen-metabolische Warmeproduktion)<br />

aufrechterhalten Außer individuellen Faktoren,<br />

wie Zustandsbild und Leistungsbreite des Herz-Kreislaufsystems,<br />

des Wasser-Elektrolythaushaltes und <strong>der</strong> Schweißdrusenfunktion<br />

kommt <strong>für</strong> Störungen dieses Gleichgewichtszustandes<br />

darüber hinaus auch Umweltfaktoren wie<br />

Luftbewegung und Luftfeuchtigkeit eine unter Umstanden<br />

entscheidende Bedeutung zu Diese Möglichkeit kann nicht<br />

zuletzt gerade unter den Bedingungen einer Katastrophensituation<br />

zum Tragen kommen<br />

Erstes Fallbeispiel<br />

Notfallmeldung<br />

In den frühen Morgenstunden eines Dezembertages Anruf<br />

beim Hausarzt, ein junger Mann sei bewußtlos und pulslos<br />

im Schnee aufgefunden worden Beim Transport ms Haus<br />

sei noch Stöhnen vernommen worden<br />

Erstbefund<br />

Zirka eine halbe Stunde spater trifft <strong>der</strong> Hausarzt beim<br />

Patienten ein Dieser ist tief bewußtlos mit weiten, lichtstarren<br />

Pupillen, Pulse sind nicht tastbar, eine Atmung ist<br />

nicht festzustellen, <strong>der</strong> gesamte Korper fühlt sich eiskalt an<br />

Verdachtsdiagnose<br />

Schwere Unterkühlung<br />

Soforttherapie<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> Angehörigen wird <strong>der</strong> Unterkühlte in eine Zinkwanne<br />

mit heißem Wasser gelegt Der Hausarzt fuhrt zirka<br />

eineinhalb Stunden lang die kardiopulmonale Reanimation<br />

ohne sichtbaren Effekt allein durch<br />

Weiterfuhrende Maßnahmen<br />

Nach zirka an<strong>der</strong>thalb Stunden trifft <strong>der</strong> Notarztwagen mit<br />

Notarzt und zwei Rettungssanitätern ein Sie fuhren gemeinsam<br />

die kardiopulmonale Reanimation fort Im EKG zeigt<br />

sich eine fragliche Null-Linie Alupent intrakardial injiziert<br />

hat keinen Effekt Einige Minuten nach Defibnllation kommt<br />

es unter Fortfuhrung <strong>der</strong> kardiopulmonalen Reanimation<br />

jedoch zu Herzaktionen und Wie<strong>der</strong>einsetzen <strong>der</strong> Spontanatmung<br />

Intravenös wird 1 g Urbason injiziert, außerdem<br />

werden 500 ml einer angewärmten Glukoselosung infundiert<br />

Etwa zweieinhalb Stunden nach Beginn <strong>der</strong> Reanimationsmaßnahmen<br />

(zirka dreieinhalb bis vier Stunden<br />

nach Auffinden des Patienten) sind Atmung und Kreislauf<br />

stabilisiert, und es erfolgt <strong>der</strong> Transport in die Klinik<br />

Aufnahmebefund in <strong>der</strong> Klinik<br />

a) Der Patient ist weiterhin bewußtlos, atmet spontan, Puls<br />

120/mm, Blutdruck 140/100 Es besteht eine geringe<br />

üppenzyanose, es liegen keine Erfnerungs- o<strong>der</strong> sonstigen<br />

Verletzungszeichen vor Die Rektaltemperatur betragt<br />

32°C, die Pupillen sind mittelweit, zeigen keine<br />

Lichtreaktionen und keine Kornealreflexe<br />

b) Im EKG Smustachykardie, sonst o B Im Rontgen-Thorax<br />

sind beide Lungen belüftet Es ist eine Transparentsmin<strong>der</strong>ung<br />

im rechten Oberfeld zu erkennen<br />

c) Laborbefunde<br />

Hk 49%, Na+ 126 mmol/i, K 4 5,8 mmol/l, BZ 28 mg%,<br />

Blutgasanalyse<br />

pH 7,0, pCO 2 46, pO 2 110, BE -20<br />

Diagnose<br />

Schwere protrahierte akzidentelle Unterkühlung<br />

Verlauf<br />

Innerhalb von fünf Stunden wird <strong>der</strong> Patient mittels Warmeapplikation<br />

im Stammbereich durch einen Lichtbogen<br />

sowie die intravenöse Zufuhr angewärmter Glukoselosungen<br />

auf normale Korpertemperatur erwärmt Zusätzlich wird<br />

Glukose intravenös verabfolgt, außerdem wird die Azidose<br />

mit Natriumbikarbonat ausgeglichen Weiterhin werden<br />

gegeben 10 000 Einheiten Liquemin pro 24 Stunden, Dopamm<br />

in niedriger Dosierung, 100 mg Fortecortin zur Hirnodemprophylaxe<br />

sowie Binotal als antibiotische Abschirmung<br />

Am Folgetag ist <strong>der</strong> Patient erweckbar und wird zunehmend<br />

ansprechbar Es kommt allerdings zu einem kontinuierli-<br />

377


Mehrkens, Katastrophenmedizin<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

chen Anstieg <strong>der</strong> harnpflichtigen Substanzen und des<br />

Serumkaliums, die eine Dialyse erfor<strong>der</strong>lich machen, obwohl<br />

noch eine ausreichende Urinausscheidung vorliegt. Ferner<br />

kommt es zu einem erheblichen Anstieg <strong>der</strong> Transaminasen.<br />

Nach fortschreiten<strong>der</strong> Besserung des Allgemeinzustandes<br />

ereignet sich in <strong>der</strong> siebenten Nacht nach dem ursächlichen<br />

Geschehen eine unerklärbare Aspiration, die zum<br />

Kreislaufstillstand führt. Die Reanimation ist zwar primär<br />

erfolgreich, <strong>der</strong> Patient verstirbt jedoch drei Tage später<br />

an den Folgen <strong>der</strong> Aspiration.<br />

Zusammenfassung<br />

Der junge Mann war in alkoholisiertem Zustand auf dem<br />

nächtlichen Nachhausewege vor Erschöpfung und Übermüdung<br />

im Schnee eingeschlafen. Geför<strong>der</strong>t durch den<br />

Alkoholeinfluß kam es bedingt durch den Schnee und Frost<br />

zum Abfall <strong>der</strong> Körpertemperatur in einen Bereich, <strong>der</strong><br />

sicher weit unterhalb von 30° Celsius gelegen haben muß.<br />

In diesem Zustand des „Scheintodes" wurde er von seinen<br />

Angehörigen gefunden.<br />

Bei einer Unterkühlung ist auch in diesem extremen Stadium<br />

noch eine vollständige Restitution möglich. Vor einer<br />

Wie<strong>der</strong>erwärmung im heißen Wannenganzkörperbad wird<br />

heute jedoch allgemein gewarnt wegen <strong>der</strong> Gefahr des<br />

sogenannten „Wie<strong>der</strong>erwärmungsschocks", wenn nämlich<br />

durch die plötzliche periphere Gefäßweitstellung massiv<br />

kaltes Schalenblut in die zentralen Körperregionen eingeschwemmt<br />

wird. Empfohlen wird dagegen insbeson<strong>der</strong>e <strong>für</strong><br />

die Notfalltherapie das Auflegen von Wärmepackungen<br />

nach Hibler auf den Thorax mit anschließendem Einhüllen<br />

des gesamten Körpers in warme Decken. Gewarnt wird<br />

auch vor <strong>der</strong> Anwendung von Lichtbogen, da die Gefahr<br />

von Verbrennungen bei unterkühlten Patienten beson<strong>der</strong>s<br />

groß ist.<br />

Im genannten Fall waren die mehrstündigen Reanimationsbemühungen<br />

und die Wie<strong>der</strong>erwärmung im Ganzkörperbad<br />

primär erfolgreich. Auffallen<strong>der</strong>weise war <strong>der</strong> Patient jedoch<br />

bei <strong>der</strong> Aufnahme in <strong>der</strong> Klinik trotz seiner Kerntemperatur<br />

von über 30°C weiterhin bewußtlos. Als Ursachen dieser<br />

Bewußtlosigkeit kommen neben <strong>der</strong> Hypoglykämie auch<br />

ein bereits eingetretenes Hirnödem und die schwere metabolische<br />

Entgleisung in Frage. Die Hypoglykämie ist ein<br />

wesentliches Kennzeichen <strong>der</strong> protrahierten akzidentellen<br />

Unterkühlung und Ausdruck <strong>der</strong> maximalen Inanspruchnahme<br />

sämtlicher Energiereserven. Charakteristisch sind<br />

ferner Hyponatriämie, Hyperkaliämie sowie eine Hämokonzentration<br />

bei relativem Volumenmangel.<br />

Trotz ausreichen<strong>der</strong> Flüssigkeitssubstitution und Diurese<br />

kam es zu einem Nierenversagen (wahrscheinlich bedingt<br />

durch eine Myoglobinurie), das zu einer Dialysebehandlung<br />

zwang. Die trotz <strong>der</strong> fortschreitenden Besserung des Allgemeinzustandes<br />

in <strong>der</strong> siebten Nacht aufgetretene Aspiration,<br />

die schließlich den deletären Ausgang zur Folge hatte, ist<br />

letztlich nicht eindeutig zu erklären. Zu diskutieren sind<br />

mögliche Spätkomplikationen in Form schwerwiegen<strong>der</strong><br />

Herzrhythmusstörungen o<strong>der</strong> auch ein Krampfanfall, die in<br />

<strong>der</strong> Literatur als Spätfolgen beschrieben werden.<br />

Zweites Fallbeispiel<br />

Notfallmeldung<br />

Im Hochsommer wird <strong>der</strong> Hausarzt nachmittags von einem<br />

aufgeregten Ehemann angerufen, seiner Frau gehe es<br />

schlecht, sie sei so schläfrig, außerdem klage sie über<br />

Übelkeit. Dabei sei es ihr den ganzen Tag über gut gegangen.<br />

Erstbefund<br />

Der Hausarzt trifft zirka eine Stunde später bei <strong>der</strong> etwa<br />

dreißigjährigen Patientin ein. Sie liegt apathisch, aber ansprechbar<br />

im Bett. Das Hautkolorit ist blaß. Der Blutdruck<br />

beträgt 90/40 mg Hg, die Herzfrequenz 100/min. Der Ehemann<br />

berichtet, seine Frau sei sonst immer gesund gewesen.<br />

Erst am Nachmittag habe sie sich plötzlich nicht mehr<br />

wohlgefühlt. Die rektale Temperatur beträgt 37,5°C. Bei <strong>der</strong><br />

neurologischen Untersuchung und <strong>der</strong> Auskultation stellt<br />

<strong>der</strong> Hausarzt keine pathologischen Befunde fest. Ihm fällt<br />

nur die ausgetrocknete Zunge <strong>der</strong> Patientin auf.<br />

Verdachtsdiagnose<br />

Hitzeerschöpfung.<br />

Soforttherapie<br />

Der Hausarzt läßt die Beine <strong>der</strong> Patientin hochlegen und<br />

die Bettdecke entfernen. Er gibt <strong>der</strong> Patientin ein Glas Wasser<br />

zu trinken. Um eine an<strong>der</strong>e Ursache <strong>der</strong> plötzlichen<br />

Erkrankung auszuschließen, weist er die Patientin in die<br />

innere Abteilung des Kreiskrankenhauses ein und beauftragt<br />

den Ehemann, bis zum Eintreffen des Krankenwagens<br />

kalte Wadenwickel zu machen.<br />

Aufnahmebefund in <strong>der</strong> Klinik<br />

a) Bei <strong>der</strong> stationären Aufnahme ist die Patientin noch leicht<br />

schläfrig, <strong>der</strong> Blutdruck beträgt 100/55 mg Hg, die Herzfrequenz<br />

110/min.<br />

b) EKG und Röntgen-Thoraxbefund sind o. B.<br />

c) Laborbefunde:<br />

Hk 58%, Na+ 134 mmol/l, K+ 4,3 mmol/l, Harnstoff 12<br />

mmol/l, Kreatinin 163/umol/l, geringe Urinauscheidung,<br />

hochkonzentriert, mit einem spezifischen Gewicht von<br />

1030.<br />

Diagnose<br />

Hitzeerschöpfung.<br />

Verlauf<br />

Während <strong>der</strong> Nacht wird <strong>der</strong> Patientin reichlich zu trinken<br />

angeboten. Nachdem sie zwei Liter einer Elektrolytlimonade<br />

zu sich genommen hat, ist <strong>der</strong> Befund so weit gebessert,<br />

daß sie am nächsten Morgen nach Hause entlassen<br />

werden kann.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Patientin hatte sich den ganzen Tag über beim Sonnen<br />

bei hochsommerlichen Temperaturen im Garten <strong>der</strong> prallen<br />

Sonne ausgesetzt. Durch starkes Schwitzen kam es zu<br />

378


<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Mehrkens, Katastrophenmedizin<br />

o<br />

einer isotonen Dehydratation, die am Nachmittag mit beginnen<strong>der</strong><br />

Schocksymptomatik und Bewußtseinstrübung<br />

die typischen Symptome einer Hitzeerschöpfung auslöste.<br />

Im Gegensatz zum Hitzschlag, <strong>der</strong> bei länger anhalten<strong>der</strong><br />

Hitzeexposition aus <strong>der</strong> Hitzeerschöpfung hervorgeht,<br />

kommt es hier noch nicht zum signifikanten Anstieg <strong>der</strong><br />

Körperkerntemperatur. Der Anstieg des Hämatokrit bestätigt<br />

den Flüssigkeitsverlust aus dem Extrazellulärraum und<br />

speziell aus dem Intravasalraum im Sinne einer „Eindikkung".<br />

Da beim Schwitzen Elektrolyte mit verlorengehen,<br />

sind diese im Serum nicht o<strong>der</strong> nur unwesentlich verän<strong>der</strong>t.<br />

Durch die vermin<strong>der</strong>te Urinausscheidung steigen Serumharnstoff<br />

und -kreatinin in den oberen Normbereich, gleichzeitig<br />

steigt auch das spezifische Gewicht des Urins an.<br />

Das Krankheitsbild wurde vom behandelnden Arzt richtig<br />

erkannt. Es wurde eine Schocklagerung durchgeführt und<br />

die physikalische Kühlung angeordnet. Außerdem wurde<br />

mit einer oralen Flüssigkeitssubstitution begonnen. Da<strong>für</strong><br />

ist am besten eine Elektrolytlimonade geeignet, wie sie in<br />

<strong>der</strong> Klinik gegeben wurde. Damit werden außer <strong>der</strong> Flüssigkeit<br />

insbeson<strong>der</strong>e auch die notwendigen Elektrolyte und<br />

Kalorien zugeführt. Bei bewußtlosen Patienten und bei Patienten<br />

mit ausgeprägter Schocksymptomatik ist die orale<br />

Flüssigkeitssubstitution kontraindiziert; in diesen Fällen ist<br />

die rasche intravenöse Zufuhr von mindestens 1000 ml<br />

Ringerlaktatlösung vordringlich.<br />

Unter katastrophenmedizinischen Aspekten sind zur Vermeidung<br />

von Hitzeschäden außer <strong>der</strong> individuellen körperlichen<br />

Konstitution und Leistungsbreite insbeson<strong>der</strong>e prophylaktische<br />

Maßnahmen von Bedeutung:<br />

1. Alle gefährdeten Personen (insbeson<strong>der</strong>e Säuglinge,<br />

Kleinkin<strong>der</strong>, alte Menschen und generell diejenigen mit<br />

eingeschränkter kardiozirkulatorischer Leistungsbreite)<br />

sind soweit wie möglich vor Hitzebelastungen zu schützen.<br />

2. Eingetretene Verluste (zum Beispiel durch vermehrte<br />

Schweißproduktion o<strong>der</strong> auch durch bestimmte Erkrankungen,<br />

die mit Erbrechen o<strong>der</strong> Durchfällen einhergehen)<br />

müssen rechtzeitig und adäquat ersetzt werden. Gerade<br />

auch Herzkreislaufkranke müssen unter den Bedingungen<br />

äußerer Hitzeeinwirkung ausreichende Flüssigkeitsmengen<br />

zu sich nehmen. Eine Flüssigkeitsrestriktion <strong>für</strong><br />

diese Patienten in <strong>der</strong>artigen Situationen ist absolut<br />

falsch.<br />

3. Übliche Getränke wie Tee und Kaffee o<strong>der</strong> auch Mineralwasser<br />

sind wegen ihres mangelnden Gehaltes an<br />

Elektrolyten und Kalorien <strong>für</strong> eine adäquate Substitution<br />

nicht ausreichend. Besser geeignet sind Fruchtsäfte<br />

o<strong>der</strong> im Handel erhältliche Elektrolytkonzentrate, die<br />

individuell mit Wasser zubereitet werden können.<br />

Literatur<br />

1. Ahnefeld, F. W., H. Klingebiel, H.-H. Mehrkens: Pathophysiologie<br />

und Therapie von Kälteschäden. Med. Klin. 74, 1833 (1979).<br />

2. Mehrkens, H.-H., F. W. Ahnefeld, W. Seeling: Notfalltherapie be<br />

Hiteeschäden. Notfallmed. 6, 683 (1980).<br />

3. Neureuther, G., G. Flora: Kälteschäden. Notfallmed. 4, 103<br />

(1978).<br />

4. Nobbe, F.: Schäden durch Kälte und Unterkühlung. Wehrmed.<br />

Mschr. 6, 183 (1978).<br />

Anschrift des Verfassers: PD Dr. med. H.-H. Mehrkens, Zentrum<br />

<strong>für</strong> Anästhesie <strong>der</strong> Universität, Prittwitzstraße 43, D-7900 Ulm.<br />

o<br />

H. Krauß Naturheilverfahren in <strong>der</strong> heutigen Medizin - Erfahrungen und Perspektiven<br />

Zusammenfassung<br />

Seit <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende in Deutschland gesammelte<br />

Erfahrungen mit dem Naturheilverfahren bzw.<br />

<strong>der</strong> Physiotherapie werden ausgewertet. Dabei wurden<br />

insbeson<strong>der</strong>e Fragen <strong>der</strong> Lehre und Lernbarkeit<br />

sowie <strong>der</strong> Integrationsmöglichkeiten im Hochschulbereich<br />

erörtert. Es werden erfolgreiche Beispiele<br />

des Dialogs mit <strong>der</strong> Gesamtmedizin geschil<strong>der</strong>t und<br />

das Modell einer zentralen Abteilung <strong>für</strong> Physiotherapie<br />

als Rehabilitationsstätte <strong>für</strong> alle Disziplinen innerhalb<br />

des Allgemeinen Krankenhauses dargestellt.<br />

Summary<br />

Experience gained in Germany since the turn of the<br />

Century with naturopathic and physiotherapy treatment<br />

is evaluated. Particular attention is given to<br />

the questions concerning training and trainability as<br />

well as the possibilities of integration into the university<br />

sector. Successful examples of the dialogue<br />

with the medical sector are described, and the model<br />

of a central physiotherapy department as a rehabilitation<br />

centre for all disciplines in a general hospital,<br />

are described.<br />

Vor wenigen Monaten gedachten wir mit einem wissenschaftlichen<br />

Symposion des 75jährigen Bestehens des<br />

ersten Lehrstuhls <strong>für</strong> unser Fachgebiet in Deutschland.<br />

Wenn oft gemahnt wird, wir sollten mehr aus <strong>der</strong> Geschichte<br />

lernen, so kann dies, wie ich meine, auch <strong>für</strong> die Medizingeschichte<br />

gelten.<br />

379


Krauß, Naturheilverfahren<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Der erste deutsche Lehrstuhl unseres Fachgebietes wurde<br />

1905 in Berlin gegründet und mit Ludwig Brieger besetzt.<br />

Brieger war durch die internistische Schule <strong>der</strong> Charite<br />

gegangen und in späteren Jahren einer <strong>der</strong> produktivsten<br />

und engen Mitarbeiter Robert Kochs. Die Institutsgrundlage<br />

seines Lehrstuhls war die Hydrotherapeutsiche Universitätsanstalt.<br />

Zur Vorbereitung <strong>für</strong> seine neue Aufgabe hospitierte Brieger<br />

bei Winternitz in Wien, dem ersten wissenschaftlichen Interpreten<br />

<strong>der</strong> von dem genialen Bauern Vinzenz Prießnitz<br />

entwickelten Wasserbehandlung.<br />

So spannte sich <strong>der</strong> Bogen von dem damals wichtigsten<br />

Zweig <strong>der</strong> Naturheilkunde zur Hochschulmedizin. Der Lehrauftrag<br />

Briegers lautete: „Allgemeine Therapie".<br />

Brieger wurde entsprechend seinem Ausbildungsgang von<br />

<strong>der</strong> Hochschulmedizin akzeptiert.<br />

Dies gilt dagegen nicht <strong>für</strong> seinen Nachfolger Franz Schönenberger.<br />

Zuerst Pädagoge, dann praktischer Arzt, jahrzehntelang<br />

Herausgeber <strong>der</strong> verdienstvollen und weit verbreiteten<br />

Zeitschrift „Der Naturarzf", wurde er auf Anordnung<br />

des preußischen Kultusministeriums als Lehrstuhlinhaber<br />

eingesetzt.<br />

Die in seiner Amtszeit formulierte Klinikbezeichnung „Universitätsklinik<br />

<strong>für</strong> natürliche Heil- und Lebensweise" deutete<br />

den erweiterten Anspruch des Lehrstuhls an. Diese<br />

Bezeichnung betont zugleich die Verantwortlichkeit <strong>für</strong> die<br />

präventivmedizinische Aufgabe, in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> deutschen<br />

Klinik ein geradezu revolutionieren<strong>der</strong> Sachverhalt.<br />

Mit Beginn <strong>der</strong> zwanziger Jahre verfügte die Berliner Universität<br />

somit über die Einrichtungen, die zu einer wirksamen<br />

Vertretung <strong>der</strong> natürlichen Heil- und Lebensweisen<br />

erfor<strong>der</strong>lich sind: Lehrstuhl - klinische Betten - Poliklinik<br />

und eine große Behandlungsabteilung. Dieser Einrichtungsstatus<br />

und die erweiterte Aufgabenstellung sind <strong>der</strong> Initiative<br />

breiter Kreise <strong>der</strong> Bevölkerung zu verdanken, namentlich<br />

dem Deutschen Bund <strong>für</strong> naturgemäße Lebens- und<br />

Heilweise (Prießnitzbund), einer damals mehr als 100000<br />

Mitglie<strong>der</strong> zählenden Massenorganisation.<br />

Die Reaktion <strong>der</strong> Hochschulmedizin war vergleichbar mit<br />

dem, was sie während <strong>der</strong> letzten zwei Jahre in Westberlin<br />

und in einigen Kreisen <strong>der</strong> Bundesrepublik erlebt haben:<br />

eine schroffe Ablehnung. In den kritischen Jahren von 1933<br />

bis 1945 bestanden neben Schwierigkeiten <strong>der</strong> personellen<br />

Vertretung die <strong>der</strong> baulichen Zerstörung <strong>der</strong> meisten Einrichtungen<br />

des Lehrstuhls.<br />

Ein entscheiden<strong>der</strong> Schritt in <strong>der</strong> Entwicklung des Fachgebietes<br />

und damit des Lehrstuhls erfolgte 1956/57. Damals<br />

wurde in <strong>der</strong> DDR die Fachrichtung Physikalischdiätetische<br />

Medizin eingeführt. Diese wurde eine Disziplin<br />

wie alle übrigen Fachrichtungen in <strong>der</strong> Medizin mit einer<br />

vierjährigen Ausbildung nach <strong>der</strong> ärztlichen Approbation<br />

und einer abschließenden Facharztprüfung.<br />

Mit dieser Neuregelung erweiterten sich auch die Aufgaben<br />

des Lehrstuhls. Neben dem studentischen Unterricht traten<br />

in verstärktem Maße Verpflichtungen <strong>für</strong> die Facharztausbildung<br />

und die postgraduelle Weiterbildung vieler an<strong>der</strong>er<br />

Fachdisziplinen.<br />

Zugleich än<strong>der</strong>te sich die Stellung <strong>der</strong> Fachrichtung in <strong>der</strong><br />

Gesamtmedizin. Mit <strong>der</strong> vielseitigen und gründlichen Ausbildung<br />

entwickelte sich zwanglos eine Kompetenz unserer<br />

<strong>Ärzte</strong> auf Teilgebieten, in denen die an<strong>der</strong>en Disziplinen<br />

kaum konkurrieren konnten. Für die Gesamtmedizin ergab<br />

sich oft <strong>der</strong> Erfolg, daß manche Bereiche <strong>der</strong> Therapie,<br />

die bisher nicht o<strong>der</strong> abhängig vom Zufall eines persönlichen<br />

Interesses betreut wurden, jetzt sachverständig vertreten<br />

werden konnten. Dieser Sachverhalt hat sich nicht<br />

zuletzt auch positiv auf das interdisziplinäre Verständnis<br />

<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> ausgewirkt.<br />

Ein Wort zur Namensgebung dessen, was in meinem Thema<br />

als Naturheilverfahren bezeichnet wurde. Es ist eine scheinbar<br />

zweitrangige Frage, doch zeigten gerade die schroffen<br />

Haltungen mancher <strong>Ärzte</strong>kreise in neuer Zeit, daß die eine<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Formulierung <strong>für</strong> sie offenbar wie ein Reizwort<br />

wirkt.<br />

Die großen kommunalen und Universitätskliniken, von<br />

denen hier berichtet wird, führten folgende Namen: „Klinik<br />

<strong>für</strong> Naturheilkunde", später war es eine „Klinik <strong>für</strong> natürliche<br />

Heil- und Lebensweise", dann <strong>für</strong> „Physikalisch-diätetische<br />

Therapie", schließlich <strong>für</strong> „Physiotherapie". Unter so<br />

unterschiedlicher Firmierung läßt sich also offenbar Gleiches<br />

tun.<br />

Wenn wir 1956 die Bezeichnung „Physikalisch-diätetische<br />

Therapie" <strong>für</strong> das Fachgebiet wählten, so geschah dies in<br />

bewußter Anknüpfung an eine deutsche Tradition, die um<br />

die Jahrhun<strong>der</strong>twende begann. Die <strong>Ärzte</strong> unserer Richtung<br />

schlössen sich damals in den Gesellschaften <strong>für</strong> Physikalisch-diätetische<br />

Therapie zusammen. Es handelte sich von<br />

<strong>der</strong> Aufgabenstellung her um die Vorläufer des <strong>Zentralverband</strong>es<br />

<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren. Die wissenschaftliche<br />

Fachzeitschrift war damals das 20 Jahre von Ziegelroth<br />

herausgegebene „Archiv <strong>für</strong> Physikalisch diätetische<br />

Therapie".<br />

Wenn in <strong>der</strong> DDR seit etwa 20 Jahren die Bezeichnung<br />

„Physiotherapie" eingeführt wurde, so geschah dies in <strong>der</strong><br />

Erwartung, daß unter dieser Bezeichnung eine internationale<br />

Verständigung erfolgen könne. In <strong>der</strong> Tat ist dies heute<br />

von Südamerika bis Kanada und zur Sowjetunion möglich<br />

geworden.<br />

Es erscheint jedoch wichtig, die genannten Begriffe näher<br />

zu erläutern. Wenn wir die in <strong>der</strong> Bundesrepublik vorwiegend<br />

verbreitete Bezeichnung „Naturheilverfahren" hinzunehmen,<br />

ist es deutlich, daß eine Differenzierung <strong>der</strong> Bezeichnungen<br />

vom sprachlichen Ursprung her nicht möglich<br />

ist, sie drücken vielmehr ganz o<strong>der</strong> annähernd Gleiches<br />

aus.<br />

Eine Definition des Begriffes „Physiotherapie" sei - vorwiegend<br />

pragmatisch - mit zwei Thesen versucht.<br />

1. Der Physiotherapeut greift zunächst zu den naturnäheren<br />

Mitteln, bevor er an<strong>der</strong>e anwendet. Als „naturnahe"<br />

gelten vor allem die Umweltreize, denen <strong>der</strong> Mensch<br />

sich in seiner stammesgeschichtlichen Entwicklung angepaßt<br />

hat, die seinen Reaktionsvermögen adäquat sind:<br />

Kälte, Wärme, Licht, mechanische Einwirkungen ver-<br />

380 Fortsetzung auf Seite 389


Editorial<br />

o<br />

Wir leben in einer unruhigen Zeit. Das betrifft auch die<br />

Medizin. Die verschiedensten Probleme beschäftigen die<br />

<strong>Ärzte</strong>schaft lebhaft, von <strong>der</strong> „Kostendämpfung" im Krankenhaus<br />

bis zu Auseinan<strong>der</strong>setzungen wissenschaftlicher<br />

Art, die bis weit in allgemein humane und ethische Folgerungen<br />

reichen.<br />

Nachdem in den vorigen Jahren die Blutdruckkrankheit<br />

und die rheumatischen Krankheitszustände in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

<strong>der</strong> Erörterungen gerückt waren, macht uns jetzt<br />

das Krebsprobkm ernstlich zu schaffen, weil wir letztlich<br />

trotz vieler Anstrengungen und <strong>der</strong> Neugründung von<br />

immer zahlreicheren Krebsforschungsinstituten sowie <strong>der</strong><br />

Bereitstellung erheblicher staatlicher Mittel und solchen<br />

aus privaten Stiftungen nicht viel weiter gekommen sind.<br />

Die Begriffe Heilung und Remission in <strong>der</strong> Onkologie<br />

Manche Berichte, die sehr schnell auch Eingang in die<br />

Massenmedien gefunden haben, sprechen von neuen Errungenschaften,<br />

die sogar eine Heilung des Krebsleidens<br />

möglich machen sollen o<strong>der</strong> wenigstens in Aussicht stellen.<br />

Das betrifft jedoch nur einige wenige <strong>der</strong> malignen<br />

Krankheiten, vor allem die Leukämie <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, und<br />

auch hierbei überwiegend nur die akute lymphoblastische<br />

Form. Notwendig ist dazu allerdings eine sehr intensive<br />

Therapie, die mit unvermeidbaren Nebenwirkungen verbunden<br />

ist und <strong>der</strong>en Durchführung beson<strong>der</strong>e Erfahrung<br />

in onkologischen Zentren voraussetzt. Mit einer<br />

solchen, geradezu aggressiven Therapie ist es möglich, die<br />

Zahl <strong>der</strong> Leukämiezellen im Organismus weitgehend zu<br />

vernichten. Aber ein geringer Rest bleibt in <strong>der</strong> Regel<br />

doch noch erhalten, und von diesem können Rezidive<br />

ausgehen.<br />

Um auch die im Zentralnervensystem, beson<strong>der</strong>s in den<br />

Hirnhäuten, zurückbleibenden Leukämiezellen vollständig<br />

zu zerstören, muß zu <strong>der</strong> Chemotherapie noch eine<br />

Röntgenbestrahlung des Schädels hinzugefügt werden,<br />

die dann allerdings auch neue Probleme mit sich bringt.<br />

Es kommt entscheidend darauf an, die unvermeidbaren<br />

Nebenwirkungen zu begrenzen und zu beherrschen, vor<br />

allem durch eine intensive Pflege mit einem speziell geschulten<br />

Personal.<br />

Während <strong>der</strong> Intensivtherapie leidet <strong>der</strong> Allgemeinzustand<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> meist erheblich. Nach erreichter Remission<br />

fühlen sie sich besser, aber man sieht sich hier neuen<br />

Schädigungsmöglichkeiten gegenüber. Die durch eine intensive<br />

Chemotherapie und Strahlenbehandlung geheilten<br />

Kin<strong>der</strong> stellen eine neuartige Risikogruppe dar. Sie<br />

o<br />

Der Vorstand des <strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren e. V. lädt hiermit<br />

seine Mitglie<strong>der</strong> zu einer Mitglie<strong>der</strong>versammlung ein. Sie findet am Mittwoch, dem<br />

16. 9. 1981, 18.00 Uhr, in Freudenstadt, Kurhaus - Kleiner Kursaal, statt.<br />

Tagesordnungspunkte:<br />

1. Bericht des Vorsitzenden<br />

2. Kassenbericht<br />

3. Verschiedenes.<br />

Dr. med. K. Schimmel<br />

— Vorsitzen<strong>der</strong> —<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> Internationalen medizinischen Gesellschaft <strong>für</strong> Neuraltherapie nach<br />

Huneke e. V. lädt hiermit seine Mitglie<strong>der</strong> zu einer Mitglie<strong>der</strong>versammlung ein.<br />

Sie findet am Freitag, dem 11.9.1981, 12.30 Uhr, in Freudenstadt, Kurhaus -Kleiner<br />

Kursaal, statt.<br />

Tagesordnungspunkte:<br />

1. Wahl des Vorstandes<br />

2. Bericht des Vorsitzenden<br />

3. Satzungsän<strong>der</strong>ung<br />

4. Kassenbericht<br />

5. Verschiedenes<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.


neigen zu Infekten, weil die Immunabwehr vermin<strong>der</strong>t ist.<br />

Es kommt zu häufig rezidivierenden katarrhalischen Infektionen<br />

<strong>der</strong> Luftwege mit Sinusitis und Otitis. Eine<br />

beson<strong>der</strong>s ge<strong>für</strong>chtete Komplikation sind die Varizellen<br />

(Windpocken). Diese sonst harmlose Infektion kann unter<br />

immunsuppressiver Therapie zu schweren Verläufen mit<br />

Pneumonie, Hepatitis, Enzephalitis und tödlichem Ausgang<br />

führen. Daher ist ein Kontakt mit einem an Windpocken<br />

Erkrankten, z. B. in Schule und Kin<strong>der</strong>garten,<br />

schnellstens dem Behandlungszentrum zu melden, das<br />

dann sofort Varizellen-Hyperimmunglobulin geben wird.<br />

Zu den heute besser beherrschbaren Karzinomen gehört<br />

auch dasjenige <strong>der</strong> Prostata bei den Männern und das<br />

Ovarialkarzinom <strong>der</strong> Frauen. Über neue Behandlungsmöglichkeiten<br />

des Ovarialkarzinoms berichtet <strong>der</strong> Onkologe<br />

A. Goldhirsch mit drei Mitarbeitern vom Ludwig-<br />

Institut <strong>für</strong> Krebsforschung <strong>der</strong> Universität Bern (Schweiz,<br />

med. Wschr. 110: 1597-1605. Nr. 44.1980). Er ist sehr<br />

optimistisch und meint, „daß Ovarialkarzinome heute<br />

auch in fortgeschrittenen Stadien bei optimaler interdisziplinärer<br />

Therapieplanung in den Bereich <strong>der</strong> Heilbarkeit<br />

gerückt sind." Allerdings gilt auch dies nur mit Einschränkungen<br />

und bei Auswahl geeigneter Fälle. Daher<br />

werden, auf Veranlassung <strong>der</strong> Schriftleitung, diese optimistischen<br />

Äußerungen von einem an<strong>der</strong>en Onkologen<br />

kritisch betrachtet (Priv. Doz. Dr. F. Cavalli, Onkolog.<br />

Dienst des Hospitals San Giovanni in Bellinzona, ebenda.<br />

1594-1596). Er stellt dabei vor allem die Begriffe Heilung<br />

und Remission in <strong>der</strong> Onkologie zur Diskussion.<br />

Die mo<strong>der</strong>ne medizinische Onkologie hat in den letzten<br />

zwei Jahrzehnten eine umfassende Methodologie entwikkelt,<br />

die von vielen Onkologen auch als kritische Empirie<br />

bezeichnet wird. Damit soll gesagt sein, daß wir trotz<br />

aller klinisch-chemotherapeutischen Forschung um die<br />

Beobachtung und Erfahrung am kranken Menschen nicht<br />

herumkommen. Da es sich in den meisten Berichten<br />

überdies nur um eine mäßige Verbesserung <strong>der</strong> Remissionsrate<br />

in <strong>der</strong> Behandlung irgendeiner Tumorart handelt,<br />

sollte die Veröffentlichung nicht unbedingt in einer<br />

allgemeinen medizinischen Zeitschrift geschehen, denn<br />

sie könnte dann mehr verwirren als weiterbringen. Sie gehörte<br />

in eine onkologische Fachzeitschrift hinein, wenigstens<br />

solange, bis weitere und gesicherte Erfahrungen vorliegen.<br />

Der Krebs gilt gefühlsmäßig als unheilbar, nicht nur unter<br />

Laien. Die allzu häufig angekündigten und nachträglich<br />

wi<strong>der</strong>legten Berichte über sensationelle Durchbrüche in<br />

<strong>der</strong> Krebsbehandlung haben ein Mißtrauen hervorgerufen.<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Heilung ist gerade in <strong>der</strong> Onkologie keineswegs<br />

eindeutig zu definieren. Zunächst wird man<br />

darunter zu verstehen haben, daß bei dem Kranken über<br />

lange Zeit jede nachweisbare Spur des Tumors verschwunden<br />

ist. Aber gerade in dieser Zeitspanne liegt die<br />

Unsicherheit. Es gibt nach neuen Beobachtungen Langzeitüberlebende<br />

(„long-term survivors"), bei denen eine<br />

echte Heilung erst dann angenommen werden kann, wenn<br />

die Überlebenskurve eines Kollektivs von Tumorkranken<br />

<strong>der</strong>jenigen eines altersentsprechenden Kollektivs ohne<br />

Tumorkrankheit gleich wird. Beim primär operablen Mammakarzinom<br />

kann eine solche Zeitspanne rund 20 Jahre<br />

betragen. Dann ist jedoch immer noch ein Spätrezidiv<br />

möglich; ebenso beim kl einzelligen Bronchuskarzinom.<br />

Dabei hat sich ein neues Problem gezeigt. Es wird immer<br />

klarer, daß mit <strong>der</strong> zunehmenden Aggressivität <strong>der</strong> Chemotherapie<br />

und vor allem mit einer Kombination von<br />

intensiver Chemo- und Radiotherapie die Inzidenz von<br />

Zweittumoren deutlich zunimmt. Gerade das Ovarialkarzinom<br />

ist in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel. Meist<br />

handelt es sich dabei um akute myeloische Leukämien,<br />

die etwa vier Jahre nach Therapiebeginn auftreten. An<strong>der</strong>e<br />

Spätschäden sind die Strahlenperikarditis, die vermin<strong>der</strong>te<br />

Infektionsabwehr und die Zytostatika-Lunge.<br />

Zwar braucht man deshalb noch nicht in einen therapeutischen<br />

Nihilismus zu verfallen, aber das Prinzip <strong>der</strong><br />

Verhältnismäßigkeit erfor<strong>der</strong>t doch sorgfältige Beachtung.<br />

Eine weitere Frage ist es, ob wir den allermeisten Patienten<br />

eine als potentiell kurativ empfohlene Therapie vorenthalten<br />

dürfen, bis sich die anfänglichen Resultate<br />

durch eine genügend lange Beobachtungszeit als wirklich<br />

definitive Heilung herausgestellt haben. Die apodiktische<br />

Antwort des Onkologen darauf ist: nein. Aber sie erfor<strong>der</strong>t<br />

doch einige Einschränkungen. Die Fehlerquellen<br />

einer allgemein anerkannten Methode werden häufig<br />

unterschätzt. Eine positive Selektion des Krankengutes<br />

und vieles mehr kann leicht zu statistisch gesicherten,<br />

aber biologisch wenig bedeutsamen „spektakulären" Frühresultaten<br />

Anlaß geben. Daher ist zwar jede Verbesserung<br />

unserer Methodik prinzipiell zu begrüßen, aber sie muß<br />

auch sehr kritisch betrachtet werden. Abschließend meint<br />

dazu <strong>der</strong> Autor: „Diese Feststellungen bekräftigen meines<br />

Erachtens den Standpunkt, <strong>der</strong> eine völlige Trennung<br />

zwischen optimaler tagtäglicher Behandlung und klinischer<br />

Krebsforschung als ein Ding <strong>der</strong> Unmöglichkeit<br />

ansieht."<br />

Aufklärung über die Gefährlichkeit diagnostischer Eingriffe<br />

Ein rechtsmedizinisches Problem beschäftigt die <strong>Ärzte</strong> in<br />

zunehmendem Maße. Nach <strong>der</strong> Rechtssprechung stellt<br />

auch <strong>der</strong> kunstgerecht und mit Erfolg durchgeführte ärztliche<br />

Heileingriff eine Körperverletzung im Sinne <strong>der</strong><br />

§§ 223, 230 StGB, § 823 DGB sowie eine Verletzung <strong>der</strong><br />

körperlichen Integrität nach Art. 2 Abs. 2 des Grundgesetzes<br />

dar, wenn er nicht durch eine rechtswirksame Einwilligung<br />

des Patienten o<strong>der</strong> seines gesetzlichen Vertreters<br />

gedeckt ist. Das gilt nicht nur <strong>für</strong> chirurgische Eingriffe,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>für</strong> diagnostische Methoden. Auch bei diesen<br />

muß <strong>der</strong> Arzt den Patienten über Art, Dringlichkeit,<br />

Tragweite und Risiko sowie über mögliche Alternativen<br />

unterrichten, so daß dieser selbst das Für und Wi<strong>der</strong><br />

abwägen kann. Das bringt den Arzt oft in eine schwierige<br />

Situation. Wie weit darf er mit <strong>der</strong> Aufklärung gehen, um<br />

den Patienten nicht so sehr zu verunsichern, daß selbst<br />

ein wichtiger und notwendiger diagnostischer Eingriff in<br />

Frage gestellt wird und unterbleibt? Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Rechtsprechung wurden dabei in letzter Zeit immer<br />

mehr in die Höhe geschraubt. So muß <strong>der</strong> Arzt etwa bei<br />

einer unbedeutsamen kosmetischen Operation ein Auf-<br />

II<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.


klärungsinteresse des Patienten auch dann voraussetzen,<br />

wenn die Häufigkeit tödlicher Zwischenfälle nur 1:1000<br />

beträgt; ja sogar auf extrem seltene Zwischenfälle von<br />

1:2000 müsse er aufmerksam machen. Selbst über typische,<br />

dem Patienten nicht erkennbare Risiken ist er auch dann<br />

aufzuklären, wenn sie sehr selten sind, z. B. bei einer<br />

Nierenbiopsie, bei welcher <strong>der</strong> Verlust einer Niere in etwa<br />

0,1% <strong>der</strong> Fälle vorkommen kann.<br />

An<strong>der</strong>erseits sollte die rücksichtslose Aufklärung ihre<br />

Grenzen haben, wie Rechtsanwalt Dr. H.-J. Rieger (7500<br />

Karlsruhe 41, Ostpreußenstr. 13, Deutsche med. Wschr.<br />

105: 1490-1491. Nr. 43. 1980) ausführt. Es muß auch<br />

auf den psychischen Zustand des Kranken Rücksicht<br />

genommen werden, <strong>der</strong> durch die Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schwierigkeiten<br />

und Gefahren sowie möglicher Schädigungen in<br />

einen Erregungs- o<strong>der</strong> Depressionszus tand geführt werden<br />

könnte. Deshalb sollte <strong>der</strong> Arzt berechtigt sein, von einer<br />

Aufklärung überall dort Abstand zu nehmen, wo die<br />

Gefahr einer schwerwiegenden psychischen Beeinträchtigung<br />

des Patienten besteht. Übrigens kann die Aufklärung<br />

nach <strong>der</strong> Rechtsprechung auch durch einen an<strong>der</strong>en<br />

Arzt vorgenommen werden, z. B. den Stationsarzt o<strong>der</strong><br />

den Hausarzt. Dann aber muß sich <strong>der</strong> durchführende<br />

Kollege vergewissern, daß dies auch wirklich geschehen<br />

ist.<br />

Sehr energisch kritisierte Prof. Dr. Kurt Spohn, Präsident<br />

des 98. Kongresses <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Chirurgie,<br />

in seiner Eröffnungsansprache den Bundesgerichtshof.<br />

Die von ihm gefor<strong>der</strong>te Risikoaufklärung bis zu<br />

einem Seltenheitswert von 1:2000 sei inhuman und praktisch<br />

nicht durchführbar. Die <strong>Ärzte</strong> sollten sich gegen<br />

eine <strong>der</strong>art überzogene Rechtsprechung wehren und sich<br />

nicht ihr anpassen. Der Arzt sehe die Aufklärung als<br />

eine hohe ethische Aufgabe an und nicht nur als eine<br />

juristische Pflicht. Der Begriff <strong>der</strong> Wahrheit sei im ärztlichen<br />

Bereich schwer defmierbar. Eine rigorose Aufklärung<br />

könne dem Patienten durchaus schaden, denn kein<br />

Mensch könne ohne Hoffnung leben.<br />

Industrie Schritte unternommen, um den <strong>für</strong> die Bildung<br />

<strong>der</strong> Transparenzkommission gewählten Organisationsakt<br />

als verfassungsmäßig unzulässig zu erklären. Es hätte <strong>für</strong><br />

die Einsetzung <strong>der</strong> Kommission eines formellen Gesetzes<br />

bedurft.<br />

Auch mit an<strong>der</strong>en Listen zur Begrenzung <strong>der</strong> Arzneimittelkosten<br />

hat man wenig Glück gehabt. Allem Anschein<br />

nach ist dies nicht <strong>der</strong> richtige Weg. Man sollte<br />

die Verordnungsfreiheit des Arztes so wenig wie möglich<br />

einschränken. Besser als durch bürokratische Vorschriften<br />

wird dies durch eine zuverlässige laufende Information<br />

<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> erfolgen, wie sie auch die Fortbildungskongresse<br />

bieten.<br />

Wir sollten also auch auf dem Gebiet <strong>der</strong> Rechtsmedizin<br />

wie<strong>der</strong> dahin zurückfinden, wo <strong>der</strong> Arzt in <strong>der</strong> Praxis mit<br />

beiden Füßen auf dem Boden <strong>der</strong> Wirklichkeit des praktischen<br />

Lebens steht und stehen muß, wenn er seiner<br />

Aufgabe gerecht werden will. Es geht nicht an und muß<br />

letztlich den Kranken selbst am meisten schaden, daß<br />

man seine Tätigkeit durch übersteigerte Bestimmungen<br />

einengen und noch schwerer machen wollte, wie sie es<br />

sowieso schon ist.<br />

Im Grunde bedeutet dies, daß man wie<strong>der</strong> mehr Vertrauen<br />

zur Tätigkeit und zum Ethos des Arztes haben<br />

müsse — wie es glücklicherweise bei <strong>der</strong> weit überwiegenden<br />

Zahl <strong>der</strong> Kranken und <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung<br />

auch heute noch besteht.<br />

R. F. Weiß<br />

Kein Glück mit Transparenzlisten<br />

Die vieldiskutierten Transparenzlisten mögen eine gute<br />

theoretische Begründung haben, praktisch sind sie jedoch<br />

undurchführbar. Das hat sich bald herausgestellt, als eine<br />

Firma Klage erhob, da sich in <strong>der</strong> Transparenzliste ein<br />

Werturteil über die Wirksamkeit eines Präparates fand.<br />

Gegen diese Praxis <strong>der</strong> Transparenzkommission rief ein<br />

Arzneimittelhersteller das Verwaltungsgericht und das<br />

Oberverwaltungsgericht in Berlin an. Dieses hat durch<br />

eine einstweilige Anordnung vom 22. April 1980 <strong>der</strong><br />

Transparenzkommission untersagt, in einer Transparenzliste<br />

<strong>für</strong> das Indikationsgebiet „Angina pectoris" Qualitätskennzeichen<br />

zu veröffentlichen, ohne daß <strong>der</strong> Transparenzkommission<br />

nachprüfbare wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

vorliegen, die dies rechtfertigen. Demgemäß<br />

will die Transparenzkommission zunächst generell auf<br />

Qualitätskennzeichen verzichten. Sie strebt eine grundsätzliche<br />

gerichtliche Klärung <strong>der</strong> Sachlage an. Demgegenüber<br />

hat <strong>der</strong> Bundesverband <strong>der</strong> Pharmazeutischen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

ARZNEIEN<br />

Sedovent<br />

MAGENTROPFEN<br />

Subazidität, Dyspepsie, Völlegefühl,<br />

Meteorismus. Auch bei Kin<strong>der</strong>n.<br />

Zusammensetzung In 100g Acid citnc 0,5g,85,5g<br />

aethanol -wassrig Auszug aus 0,1 g Cort Chmae,<br />

1 g Cort Cinnamomi, 2 g Pencarp Aurantn immat, 3 g<br />

Herba Millefoln, 4 g Rhiz Calami, 7 g Rad Gentianae<br />

Kontraindikation Hyperaziditat<br />

20 ml 50 ml<br />

ERNST SCHWORER PHARMAZ FABRIK { 6901 WIESENBACH


Aus dem Verbandsleben<br />

3<br />

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Laudatio<br />

Am 19.6.1981 wurde Dr. Emil Höllischer 75 Jahre alt.<br />

Geboren in Hochstadt/Pfalz besuchte er die Elementarschule<br />

und das Humanistische Gymnasium in Karlsruhe.<br />

Nach seinem Studium in Heidelberg, Berlin und München<br />

legte er am 30. November 1935 das Medizinische<br />

Staatsexamen ab. Im Jahr darauf erfolgte die Promotion.<br />

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60


<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Krauß, Naturheilverfahren<br />

o<br />

o<br />

Fortsetzung von Seite 380<br />

schiedener Art, bestimmte Formen <strong>der</strong> Elektrizität, gerichtete<br />

Ernährung. Diätetik jedoch auch in dem ursprünglichen<br />

hippokratischen Sinne als Lebensordnung<br />

schlechthin.<br />

Zu seinen Mitteln gehört auch das Übungsprinzip, wenn<br />

<strong>der</strong> Ablauf biologisch wichtiger Funktionen gestört ist<br />

(z. B. Atmung, Bewegung, Wärmehaushalt, Kreislaufregulation).<br />

2. Die Therapieverfahren werden „kata physin", gemäß <strong>der</strong><br />

Natur, im Sinne <strong>der</strong> Natur angewendet.<br />

Aus dieser zweiten For<strong>der</strong>ung ergibt sich ein beson<strong>der</strong>es<br />

Verhältnis <strong>der</strong> Physiotherapie zum Krankheitssymptom: Ist<br />

dieses Ausdruck einer Abwehrleistung o<strong>der</strong> des Funktionsversagens?<br />

Daher im ersteren Falle auch die Zurückhaltung gegenüber<br />

einer vorbehaltslosen „Antitherapie" wie antipyretischeantiphlogistische<br />

Behandlung. Der Leitgedanke ist vielmehr:<br />

Wie können wir das in den vorliegenden Symptomen<br />

zum Ausdruck kommende Heilungsgeschehen, sei es durch<br />

vorwiegend örtlich wirkende Maßnahmen o<strong>der</strong> durch Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Kondition, gleichsam durch Unterstützung<br />

<strong>der</strong> heilenden Potenzen auflösen?<br />

Diese Bedeutungsanalyse <strong>der</strong> Krankheitssymptome ist eine<br />

ständige Aufgabe in unserer therapeutischen Praxis, sicher<br />

aber auch ein nie endendes Konzept <strong>für</strong> die klinisch-pathologische<br />

Grundlagenforschung.<br />

Es ist bemerkenswert, wie überschüssig ablehnend Mediziner<br />

oft gegenüber einer betont bionomen Einstellung<br />

reagiert haben. Dies gilt selbst gegenüber Angehörigen -<br />

einer im übrigen gewiß unverdächtigen - Disziplin, wie <strong>der</strong><br />

Chirurgie. So kenne ich keinen deutschen Hochschullehrer<br />

unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts, <strong>der</strong> sich trotz aller Anfeindungen<br />

energischer und folgerichtiger <strong>für</strong> bionomes Denken in <strong>der</strong><br />

Medizin einsetzte als den Chirurgen August Bier. Diese<br />

Gedanken waren ihm zugleich Richtschnur <strong>für</strong> seine klinisch-experimentellen<br />

Forschungen wie <strong>für</strong> seinen einzigartigen<br />

ökologischen Großversuch, dürftigen märkischen<br />

Kiefernwald in fruchtbaren Mischwald zu verwandeln, diesen<br />

- wie er selbst sagte - „gesunden" zu lassen.<br />

Lehre und Lernbarkeit <strong>der</strong> Physiotherapie<br />

Wenn wir einmal unter den <strong>Ärzte</strong>n <strong>für</strong> Physiotherapie recherchieren,<br />

wie sie zu dieser Richtung in <strong>der</strong> Medizin gekommen<br />

sind, so treffen wir die Gruppe <strong>der</strong>er, die aus einem<br />

früh gewonnenen, betont lebensgesetzlich orientierten<br />

Standort diese Richtung in <strong>der</strong> Medizin wählten. Dann haben<br />

wir die Gruppe <strong>der</strong>er, die von ihrer bisherigen ärztlichen<br />

Tätigkeit unbefriedigt waren und deshalb nach an<strong>der</strong>en<br />

Wegen suchten, an<strong>der</strong>e vielleicht, weil sie sich hier eine<br />

ökonomische Chance errechneten. Sodann gibt es - vorwiegend<br />

in Län<strong>der</strong>n mit an<strong>der</strong>en Organisationsstrukturen -<br />

<strong>Ärzte</strong>, die durch Zufall, d. h. von einer Verwaltungsstelle<br />

gelenkt zur Physiotherapie kamen.<br />

Wenn wir die Physiotherapie von ihrem wichtigsten Gehalt<br />

als physikalisch-diätetische und funktionsordnende Therapie<br />

begreifen, so wird klar, daß das bloße Sympathisieren<br />

mit diesem Weg nicht ausreicht, diese Therapie mit ihren<br />

Möglichkeiten und Grenzen zu erlernen.<br />

Es gibt <strong>für</strong> den Ausbildungsgang auch zeitliche Gesichtspunkte.<br />

Der werdende Arzt sollte mit <strong>der</strong> Physiotherapie in<br />

Berührung kommen, während sich bei ihm Vorstellungsbil<strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Therapie und dem ärztlichen Tätigsein überhaupt<br />

entwickeln, also möglichst während des klinischen<br />

Studiums.<br />

Das Erlernen <strong>der</strong> Physiotherapie wird erleichtert durch ein<br />

allgemeinpathologisch orientiertes Konzept, eine Lehre, die<br />

bionome Leitlinien anbietet.<br />

Zur Ausbildung in <strong>der</strong> Physiotherapie gehören aber vor<br />

allem die Wirkungsphysiologie physikalisch-diätetischer<br />

Verfahren, viel methodische Technik und schließlich Erfahrung<br />

in <strong>der</strong> angewandten Physiotherapie. In diesem letztgenannten<br />

Abschnitt sollte neben <strong>der</strong> allgemeinen Indikationslehre<br />

die Anpassung des Behandlungsprogramms an<br />

die Erfor<strong>der</strong>nisse des Einzelfalls vermittelt werden.<br />

Die Physiotherapie kann wohl <strong>für</strong> sich in Anspruch nehmen,<br />

die Lehre Gustav von Bergmanns, des Begrün<strong>der</strong>s <strong>der</strong> funktionellen<br />

Pathologie, nach <strong>der</strong> therapeutischen Seite ergänzt<br />

bzw. ausgebaut zu haben.<br />

A. Brauchte betonte die Unterscheidung von Krankheit und<br />

Leiden (Nosos und Pathos) als Leitlinie <strong>für</strong> die Bewertung<br />

<strong>der</strong> Krankheitssymptome entwe<strong>der</strong> als Ausdruck <strong>der</strong> Abwehrleistung<br />

o<strong>der</strong> als Zeichen eines Funktionsversagens.<br />

P. Vogler gab mit <strong>der</strong> Lehre von den Grundfunktionen praktikable<br />

Leitlinien <strong>für</strong> die Präventivmedizin und die Funktion<br />

<strong>der</strong> Physiotherapie als Basistherapie innerhalb des Gesamttherapieplans.<br />

Wir legten im akademischen Unterricht beson<strong>der</strong>en Wert<br />

auf die Wirkungsphysiologie <strong>der</strong> physiotherapeutischen<br />

Methoden, weil wir meinen, daß sich auf diesem Wege am<br />

besten ein Zugang zum Verständnis <strong>der</strong> Methoden, zur<br />

Abgrenzung gegenüber <strong>der</strong> Pharmakotherapie bzw. einer<br />

Koordination mit ihr gewinnen läßt. Dabei hat es sich didaktisch<br />

bewährt, Behandlungsprogramme nach drei Gesichtspunkten<br />

zu ordnen:<br />

- Entlastung überfor<strong>der</strong>ter Funktionskreise bzw. Organe.<br />

Z. B.: Herz-Kreislauf-Verdauungsapparat-Energiehaushalt.<br />

- Gezieltes und dosiertes Training versagen<strong>der</strong> Funktionskreise.<br />

Z. B.: Atmung, Wärmehaushalt, Bewegungsfunktionen.<br />

- „Entstörung" neuralgestörter Organfunktionen. Z. B.: vertebragene<br />

Reizsyndrome<br />

- Herzrhythmusstörungen - Schlafstörungen.<br />

Das Erlernen: Wirkungsphysiologie läßt sich - wie Pharmakologie<br />

- weitgehend aus Büchern studieren. Dies gilt<br />

nicht <strong>für</strong> Feinheiten <strong>der</strong> Methodik. Ebensowenig kann die<br />

angewandte Physiotherapie, d. h. also die Indikationslehre<br />

389


Krauß, Naturheilverfahren<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

und die so wichtige individuelle Anpassung <strong>der</strong> Verfahren<br />

an die Erfor<strong>der</strong>nisse des Einzelfalles theoretisch erarbeitet<br />

werden. Gleiches gilt auch <strong>für</strong> die so wichtige Fähigkeit,<br />

die Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Physiotherapie real einschätzen<br />

zu können.<br />

Trotz mehrerer Phasen <strong>der</strong> Studienreform meinen wir, daß<br />

die über Jahrzehnte geübte Dreiteilung <strong>der</strong> Vorlesung sich<br />

am besten bewährt hat:<br />

1. Klinische Patientenvorstellung mit Dialog zwischen Dozent<br />

und dem praktizierenden Studenten, aber auch<br />

zwischen Arzt und Patient. Möglichst Wie<strong>der</strong>vorstellung<br />

des Patienten nach Abschluß <strong>der</strong> klinischen Behandlung.<br />

2. Wirkungsphysiologie <strong>der</strong> wichtigsten Therapieverfahren.<br />

3. Methodische Praxis in Form von Vorweisungen und praktischen<br />

Kursen.<br />

Es erfolgt so zwar nicht ein Wissensangebot in Kompendienform<br />

und nicht <strong>für</strong> komputergerechte Fragebögen zubereitet,<br />

aber es werden lebendige Vorstellungen vermittelt<br />

und zugleich kontrollierbar dargeboten. In dieser Form hat<br />

<strong>der</strong> Unterricht Erlebniswert und befähigt dazu, mit dem<br />

Gelehrten etwas anfangen zu können, doch wo haben wir<br />

an unseren Hochschulen die Voraussetzungen, Physiotherapie<br />

mit diesen Ansprüchen zu lehren?. Wo können wir<br />

noch die Leistungsfähigkeit eines rein physiotherapeutischen<br />

Programms am klinischen Patienten studieren und<br />

dem Lernenden vorweisen?<br />

Der Dialog mit <strong>der</strong> Gesamtmedizin<br />

Der Dialog ist notwendig und kann fruchtbar verlaufen <strong>für</strong><br />

beide Seiten. Kurz vor dem letzten Krieg schrieb G. von<br />

Bergmann: das Konzept von Krankheit und Leiden, auf<br />

dem Brauchle seine Lehre aufbaute, könnte die Basis <strong>für</strong><br />

solchen Dialog <strong>der</strong> Richtungen sein. Die Weltereignisse<br />

verhin<strong>der</strong>ten, daß es dazu kam.<br />

Meine eigenen Erfahrungen gehen dahin, daß das unmißverständlichste<br />

und <strong>für</strong> beide Teile ergiebigste Gespräch<br />

nur vor Ort stattfinden kann, soll heißen bei <strong>der</strong> gemeinsamen<br />

Visite am Patientenbett bzw. ante portas patientis.<br />

Ich habe es immer wie<strong>der</strong> erlebt, daß sich hier primär vorhandene<br />

Gegensätzlichkeiten rasch auflösen ließen.<br />

Es gab in Deutschland eine großangelegte Begegnung,<br />

die - ganz unberechtigt - in die Schatten <strong>der</strong> politischen<br />

Entwicklung geriet. Es war das mit Abstand Beste, was an<br />

Dialogen zwischen Gesamtmedizin und natürlichen Heilweisen<br />

organisiert worden ist. Ich meine das Johannstädter<br />

Krankenhaus in Dresden, in dem 1934 bis zum Anfang des<br />

Krieges Innere Medizin, Naturheilkunde, klassische Hydrotherapie<br />

und an<strong>der</strong>e klinische Disziplinen nebeneinan<strong>der</strong><br />

arbeiteten und ihre Auffassungen untereinan<strong>der</strong> austrugen.<br />

Die Brennpunkte des Dialogs waren:<br />

- Eine Gemeinschaftsstation, die therapeutisch von <strong>der</strong><br />

Naturheilkunde geführt und von einem Internisten diagnostisch<br />

beraten wurde. Hier fand bei gemeinsamer Visite<br />

<strong>der</strong> Chefs das aktuelle Gespräch statt.<br />

- Dreiwöchige <strong>Ärzte</strong>kurse mit ausgewogener Verteilung von<br />

Theorie, Klinik und Methodik.<br />

- Gemeinsame Veröffentlichungen <strong>der</strong> beteiligten Kliniken.<br />

Das Ergebnis solcher Begegnungen war ein Gewinn an<br />

gegenseitigem Verstehen und das plastische Erleben <strong>der</strong><br />

Möglichkeiten und Grenzen bei<strong>der</strong> Richtungen. Diese kritische<br />

Kooperation zwang zugleich zu diszipliniertem Handeln<br />

in Diagnostik und Therapie. Wichtig scheint außerdem<br />

<strong>der</strong> Gewinn speziell <strong>für</strong> die präventive Orientierung <strong>der</strong><br />

Medizin.<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Physiotherapie zeigt <strong>der</strong>en frühzeitiges<br />

Eintreten <strong>für</strong> gesunde Lebensformen. Individuelle Prophylaxe,<br />

primäre und sekundäre Prävention sind die Gebiete,<br />

auf denen die Physiotherapeuten mit ihrem Reichtum an<br />

Methoden und Erfahrungen <strong>der</strong> Medizin Wesentliches geben<br />

können.<br />

Erfahrungen mit Organisationsformen <strong>der</strong> Physiotherapie<br />

Das unmittelbare Arzt-Patienten-Verhältnis, wie es vor allem<br />

in <strong>der</strong> Tätigkeit des Arztes <strong>für</strong> Allgemeinmedizin verwirklicht<br />

ist, dürfte auch <strong>für</strong> den physiotherapeutisch orientierten<br />

Arzt <strong>der</strong> gegebene Rahmen sein. Neben <strong>der</strong> Krankenhausbehandlung<br />

wäre er beson<strong>der</strong>s dazu berufen, „Sprechstunden<br />

<strong>für</strong> Gesunde" abzuhalten. Hier könnte er als Berater<br />

<strong>für</strong> Menschen wirken, die noch nicht krank sind, aber<br />

Zweifel haben, ob sie richtig leben und die von kompetenter<br />

Seite <strong>für</strong> ihre Lebensordnung beraten sein möchten.<br />

Sehr oft wird sich dabei die Frage stellen, wie sich die so<br />

weitreichenden Möglichkeiten <strong>der</strong> physikalisch-diätetischen<br />

Therapie methodisch exakt, zur richtigen Zeit und quantitativ<br />

ausreichend in die Praxis umsetzen lassen. In Stichworten<br />

die hier verfolgten Wege:<br />

Lehrunterweisung in physiotherapeutischen Instituten auf<br />

Kassenschein - schriftliche Anleitung über „Physiotherapie<br />

zu Hause" - eigenes physiotherapeutisches Institut mit<br />

technischer Abteilung, die auf methodische Unterrichtung<br />

eingestellt ist.<br />

Wir haben uns kürzlich mit einem Modellentwurf zum Ausbau<br />

<strong>der</strong> Rehabilitation im Allgemeinkrankenhaus befaßt.<br />

Im Mittelpunkt dieses Plans steht die Zentrale Abteilung<br />

<strong>für</strong> Physiotherapie und Rehabilitation. Unter <strong>der</strong> Anleitung<br />

eines Facharztes <strong>für</strong> Physiotherapie obliegt dieser die physiotherapeutische<br />

Behandlung im stationären und ambulanten<br />

Sektor des Krankenhauses.<br />

Um dem weltweiten Mangel an Pflegekräften und den immer<br />

mehr steigenden Krankenhauskosten zu begegnen, werden<br />

nicht mehr pflegebedürftige Patienten zur Durchführung<br />

einer systematisch aufgebauten Rehabilitation hotelähnlich,<br />

in einem interdisziplinär belegten Bettenhaus („Hostel")<br />

untergebracht.<br />

Es erfolgt somit eine Verlagerung des Arbeitskräfteeinsatzes<br />

vom Pflege- zum Physiotherapiebereich.<br />

390


<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Krauß, Naturheilverfahren<br />

o<br />

Bei einer Analyse von 6400 repräsentativen Krankengeschichten<br />

aus 11 Kliniken wurden 15,6% <strong>der</strong> Patienten von<br />

den jeweiligen Fachvertretern <strong>für</strong> solche „Hostelbehandlung"<br />

geeignet erklärt. Von prinzipieller Bedeutung bei<br />

dieser Studie ist, daß in enger Zusammenarbeit mit 12 maßgeblichen<br />

Vertretern von neun verschiedenen Fachdisziplinen<br />

das im folgenden wie<strong>der</strong>gegebene Leistungsangebot<br />

<strong>der</strong> physiotherapeutischen Abteilung akzeptiert wurde.<br />

Hiermit würde sich ein Brennpunkt physiotherapeutischen<br />

Wirkens im öffentlichen Gesundheitswesen abzeichnen.<br />

Leistungsangebot <strong>der</strong> Zentralen Abteilung <strong>für</strong> Physiotherapie<br />

und Rehabilitation im Allgemeinkrankenhaus<br />

- Bewegungstherapie<br />

Spezieile Krankengymnastik {Einzelbehandlung) - Gehschule<br />

Gruppenbehandlung: Hockergymnastik - Sporttherapie-<br />

Adipositasgymnastik - Wirbelsäulengymnastik a) <strong>für</strong> Bewegungbeschränkte,<br />

b) <strong>für</strong> Hypermobile - Kraftsport -<br />

Knie- und Fußgymnastik - <strong>für</strong> psychiatrische Patienten<br />

Mobilisationsbehandlung von Extremitäten- und Wirbelgelenken<br />

Therapieschwimmen<br />

Intervalltraining - Ausdauertraining<br />

- Atemtherapie<br />

- Funktionelle Entspannung (Gruppenbehandlung)<br />

-Autogenes Training (Gruppenbehandlung)<br />

- Manuelle Therapie<br />

- Hydrotherapie: alle wichtigen Former kleiner-mittlerergroßer<br />

Hydrotherapie - Unterwasserbewegungstherapie<br />

- Sauna<br />

- Schlammpackungen<br />

- Kryotherapie<br />

- Massage: Klassisch - Bindegewebsmassage-Segmentmassage<br />

- Periostbehandlung - Kolonbehandlung<br />

- Extensionsbehandlung: Unterwasser - Perl - Glisson<br />

- Ernährungsberatung (Gruppe und individuell)<br />

- Methodische Unterweisung in häuslicher Physiotherapie<br />

- Elektrotherapie - hydroelektrische Behandlung<br />

- Ultraschallbehandlung<br />

-Lichtbehandlung: UV-Ganzbestrahlung - UV-Feldbestrahlung<br />

- Infrarot<br />

- Inhalation: Aerosol (lungengängig) - Raum-Einzelinhalation<br />

- Spray (obere Luftwege)<br />

- Kopfdampf<br />

-Arbeitstherapie - funktionserhaltend - funktionswie<strong>der</strong>herstellend.<br />

Die sozialen und politischen Bedingungen unter denen sich<br />

das Naturheilverfahren während des letzten % Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

zu behaupten hatte, waren sehr unterschiedlich. Dies spiegelt<br />

sich in den Nahzielen wie<strong>der</strong>, die sich seine Organisationsformen<br />

jeweils stecken konnten.<br />

Wir sollten darüber das Wesentliche unseres Auftrages<br />

nicht vergessen, nämlich daß wir <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />

uns stets als Anwälte einer bionomen Orientierung<br />

aller Entwicklungen in unserer Zeit fühlen müssen.<br />

Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. med. H. Krauß, Reuterstr. 7,<br />

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391


Aus dem Institut <strong>für</strong> Atempflege und Massage, Freudenstadt<br />

v. Glaser Atem und Vegetativum*<br />

Zusammenfassung<br />

Die vegetative Dystonie - mo<strong>der</strong>ner ausgedrückt -<br />

„das psycho-vegetative Syndrom", ist Ausdruck eines<br />

in seiner „Emotionalität gestörten Befindens".<br />

Unbewußte Regungen vegetativer Funktionen werden<br />

so auch im motorischen Verhalten offenbar.<br />

Der Verfasser zeigt Möglichkeiten auf, neben medikamentöser<br />

Therapie auch über eine individuelle<br />

Atemtherapie Eutonie anzustreben.<br />

Summary<br />

Vegetative dystonia - or giving it its mo<strong>der</strong>n term<br />

„psycho-vegetative syndrome", is an expression of<br />

„emotionally disturbed health".<br />

Unconscious Stimulation of vegetative f unctions thus<br />

become apparent in the motoric behaviour.<br />

In addition to medication therapy, the author indicates<br />

possibilities of obtaining euthymy with individual<br />

breathing therapy.<br />

Die vegetative Fehlsteuerung ist in unserer Zeit so gravierend<br />

geworden, daß zu ihrer Ausbalancierung die therapeutische<br />

Palette auch nichtmedikamentöse Behandlungsmaßnahmen<br />

einbeziehen sollte. Hierbei spielt die Atmung<br />

wohl den bedeutendsten Zugangsweg zur natürlichen Regulierung.<br />

Die Methoden, die hierbei zur Anwendung gebracht werden<br />

können, sind durchweg aus <strong>der</strong> Erfahrung gewachsen,<br />

wobei gewiß gerade diese sich oft als die wirkungsvollsten<br />

erweisen, bei denen das Wort „Atem" gar nicht anklingt<br />

und die den Patienten möglichst nicht auf die Beachtung<br />

des eigenen Atemablaufes orientieren. Man spricht von<br />

Entspannung, Lösung, Dehnung, Eutonie, Ruhe und Gelassenheit<br />

o<strong>der</strong> auch von Frei-Lassen, Zu-Lassen, Kreativ-<br />

Werden und Freier Expression. Auch dann, wenn Tanzen,<br />

Singen, Spielen, Kämpfen anempfohlen wird und natürlich<br />

auch Meditationen und transzendente Erfahrungen wichtig<br />

erscheinen: Es ist immer das Atemsystem, das hierbei primär<br />

angesprochen und verän<strong>der</strong>t wird.<br />

Gerade diese Vielfältigkeit macht aber die Atemtherapie<br />

dem wissenschaftlich orientierten Therapeuten so suspekt,<br />

vor allem deswegen, weil die Wirkmechanismen und Regelungsvorgänge<br />

ihm noch nicht genügend durchschaubar<br />

erscheinen.<br />

Immerhin hat die Neurophysiologie und Streßforschung in<br />

dem letzten Jahrzehnt so viele Fakten beigebracht, daß<br />

sich das Problem Atem und Vegetativum auch von <strong>der</strong><br />

erkenntnistheoretischen Seite her interpretieren läßt (fe<strong>der</strong>führend<br />

ist hier im deutschen Raum v. Eiff).<br />

An sich bietet sich das Atmungssystem schon deswegen<br />

als Zugangstor zum Vegetativum an, weil es einerseits,<br />

* Nach einem Vortrag, gehalten auf dem Kongreß des <strong>Zentralverband</strong>es<br />

<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren am 16. September 1980<br />

in Freudenstadt.<br />

autonom geregelt, durch den Gasaustausch an <strong>der</strong> Homöostase<br />

des inneren Milieus beteiligt ist, an<strong>der</strong>erseits<br />

aber dadurch, daß <strong>der</strong> Luftwechsel durch die quergestreifte<br />

Skelettmuskulatur getätigt wird, auch <strong>der</strong> willkürlichen Beeinflußung<br />

untersteht.<br />

Es ist verständlich und naheliegend, auf <strong>der</strong> Basis dieses<br />

Dualismus <strong>der</strong> Regelungsformen eine Therapie aufzubauen,<br />

also die bewußte willkürliche Atemführung zur Harmonisierung<br />

des Vegetativums einzusetzen. In zunehmendem Maße<br />

setzt sich aber die Erkenntnis durch, daß gerade die bewußte<br />

Eigendirektive <strong>der</strong> Bewegungsabläufe, <strong>der</strong> Haltung<br />

und des Atems eher als Störungsmoment des Vegetativums<br />

fungiert und ein weiterer, diesen Dualismus überbrücken<strong>der</strong><br />

Regelungsmechanismus stärkere Beachtung finden<br />

muß.<br />

Schon <strong>der</strong> Trend, statt vegetativer Dystonie vom Psychovegetativen<br />

Syndrom (Definition bei Brandlmeier) zu sprechen,<br />

gründet in <strong>der</strong> Einsicht, daß das „Befinden" in all<br />

seiner Emotionalität die maßgeblichen Kriterien <strong>für</strong> die<br />

„vegetativen" Störungen abgibt. Die unbewußten Regungen<br />

<strong>der</strong> vegetativen Funktionen werden dadurch im motorischen<br />

Verhalten, in Mimik, Gestik, Phonik und - <strong>für</strong> den, <strong>der</strong> es<br />

zu sehen vermag - differenziert im Atemablauf offenbar.<br />

Dieses „Verhalten" ist aber eine Angelegenheit des extrapyramidalen<br />

Systems, des sogenannten 2 Weges <strong>der</strong> motorischen<br />

Regelung. Er verläuft über die dünnfaserigen<br />

Nerven des Gamma-Systems (GNS) zu den Muskelspindeln<br />

und innerviert dort efferent die tonischen Muskelfasern<br />

(quergestreift aber wie glatte Muskulatur reagierend), um<br />

durch sie indirekt die gesamte Skelettmuskualtur tonisch<br />

und phasisch zu regulieren. Das GNS ist damit verantwortlich<br />

<strong>für</strong> <strong>der</strong>en Koordination, Anpassung, Elastizität und<br />

Ökonomie.<br />

Erst wenn man sich diesen dreifachen Regelmechanismus<br />

<strong>der</strong> Atembewegungen vor Augen führt, wird die Rolle <strong>der</strong><br />

Atmung als Vermittlungsinstanz zwischen Innen und Außen,<br />

zwischen Organismus und Umwelt, zwischen unbewußter<br />

vegetativer Funktion und bewußten Verhaltensmotiven verständlich<br />

und therapeutisch sinnvoll verwertbar.<br />

Aus <strong>der</strong> unendlichen Vielfalt <strong>der</strong> Verschaltungsmöglichkeiten<br />

zwischen diesen Teilglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Motorik lassen sich<br />

doch einige wesentliche Verbindungszüge herauskristallisieren,<br />

durch die <strong>der</strong> natürliche Ablauf, die Störungsmöglichkeiten<br />

und therapeutischen Richtlinien deutlicher werden<br />

können (s. Tab. I).<br />

A. Die Abfuhr <strong>der</strong> vegetativen Antriebe<br />

1. Im Schlaf, da <strong>der</strong> Mensch ganz <strong>der</strong> Erholung seines<br />

Organismus anheim gegeben ist, dominiert das parasympathische<br />

Vagus-System. Hier regelt sich die Atmung autonom<br />

nach dem Blutmechanismus. Die Kohlensäurespannung<br />

aktiviert über die Chemorezeptoren rhythmische<br />

Neurone <strong>der</strong> Formatio reticularis zur Einatmung. Die Ausatmung<br />

erfolgt dann passiv aufgrund <strong>der</strong> mechanischen<br />

392


<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Glaser, Atem und Vegetativum<br />

o<br />

o<br />

Tab. I: Die drei Regelungsmechanismen des Atemsystems.<br />

Systeme<br />

Erfolgsorgan<br />

Initiatoren<br />

Atemform<br />

Kybernetische<br />

Aufgabe<br />

Psychische<br />

Korrelation<br />

Elastizität des Atemapparates. Nach einer Pause beginnt<br />

<strong>der</strong> neue Atemzug durch neuen CO 2 -Reiz. Die Ruheatmung<br />

zeigt also den allgemein bekannten Dreier-Atemrhythmus:<br />

Aktiv ein - passiv aus - Atempause (Abb. 1 oben).<br />

Ist <strong>der</strong> Körper genügend erholt, so daß er auf Sinnenreize<br />

reagieren kann, dann schwingt <strong>der</strong> Organismus weiterhin<br />

autonom in eine sympathikotone Phase über. Der Mensch<br />

ermuntert sich, wird umweltbezogen. Dieses vorerst unspezifische<br />

„Sympathikus Syndrom" (Ehrhardt) wird in <strong>der</strong><br />

Formatio reticularis verschaltet. Mit <strong>der</strong> Erweckung <strong>der</strong><br />

höheren nervalen Instanzen zur Munterkeit und Bewußtseinshelligkeit<br />

vollzieht sich auch eine Anregung <strong>der</strong> Peripherie.<br />

Regelungsbereiche<br />

Verhaltens-<br />

Phänomene<br />

Vegetativum<br />

VNS<br />

glatte Muskeln<br />

Ausbalancierung<br />

Desintegration<br />

Chemorezeptoren<br />

<strong>für</strong> CO 2<br />

u. O2<br />

periodische<br />

Einatemimpulse,<br />

Ein-Aus-Pause<br />

Biologisches<br />

Milieu<br />

Anregung<br />

(Triggern ng)<br />

unbewußt<br />

Drang, Trieb,<br />

Affekte<br />

Instinkte<br />

Aktivität =<br />

Passivität<br />

Antrieb<br />

Egoismen<br />

Spontaneität<br />

Impulse<br />

Potenz<br />

Gesundheit<br />

(biologische<br />

Homöostase)<br />

Extrapyramidales<br />

System GNS<br />

Tonusmuskeln<br />

(in Spindeln)<br />

Muskelspindeln<br />

(Gamma-Ioop)<br />

unspezifische<br />

Tonusanhebung,<br />

Sinusrhythmus<br />

emotionales<br />

Befinden<br />

Regelung<br />

(Feedback-control)<br />

unterbewußt<br />

(marginal-bewußt)<br />

koinästhetische<br />

Gefühle<br />

Bedürfnisse,<br />

Neigung<br />

Lust = Unlust<br />

Empathie<br />

Kontakt<br />

Koordination<br />

Adaptation<br />

Wohlbefinden<br />

(Eutonie)<br />

Motiviertes<br />

Verhalten<br />

Pyramidales<br />

System ANS<br />

Skelettmuskeln<br />

Hirnrinde<br />

(Alpha-<br />

System)<br />

spezifische<br />

Atemvariationen,<br />

Abbruche<br />

rationales<br />

Verhalten<br />

Steuerung<br />

(Steering)<br />

vollbewußt,<br />

reflektierbar<br />

Handlungsthematik<br />

Einsichten<br />

Ja = Nein<br />

Dirigismus<br />

Distanzierung<br />

Definition<br />

Analyse<br />

Gelassenheit<br />

(soziale Integration)<br />

vegetative muskuläre Dystonie: Stressoren:<br />

Entgleisung:<br />

Hypotonie<br />

Hypertonie<br />

Dystonie<br />

Verspannung =<br />

Erschlaffung,<br />

Unbehagen<br />

Kontaktverlust<br />

eigene und<br />

fremde Überu.<br />

Unterfor<strong>der</strong>ungen,<br />

r, , ... Kaschierungen<br />

rsycnovegetatives ,, . ..<br />

Syndrom<br />

Verhaltensstörung<br />

§<br />

Abb.1<br />

Zeit<br />

— —— —<br />

A<br />

Mi<br />

s<br />

Ruheatmung:<br />

Vegetative Impulse<br />

Schema<br />

Pneumogramm<br />

Atmung bei psychischer<br />

Aufgeschlossenheit:<br />

Gamma-Regelung<br />

2. Mit dem sympathikotonen Arousal wird zu gleicher Zeit<br />

das 2. Regulierungssystem zugeschaltet. Das vegetative<br />

System hat also nur den Antrieb dazu gegeben. Über diese<br />

Stimulierung wird mit <strong>der</strong> Munterkeit über das GNS eine<br />

unspezifische, den ganzen Körper global erfassende Anhebung<br />

des Muskeltonus veranlaßt.<br />

Beim kleinen Kinde, das seine Glie<strong>der</strong> noch nicht in Zucht<br />

hat, heben sich dann in charakteristischer Weise die Ärmchen<br />

und Beinchen zum vergnüglichen aber noch ungeordneten<br />

Spiel. Das ganze Atemsystem verschiebt sich auf<br />

eine höhere Einatmungslage, um die herum es dann pausenlos<br />

mit entsprechend aktiven Ausatemimpulsen im Sinusrhythmus<br />

schwingt (Abb. 1 unten).<br />

In diesem unspezifischen Bereitschaftszustand, in dem alle<br />

motorischen Möglichkeiten parat stehen, erwachsen - abhängig<br />

vom allgemeinen Spannungsgrad - die unspezifischen<br />

Allgemeingefühle. Nach Berlyne wirkt starke Anregung mit<br />

Spannungserhöhung aversiv, bringt Unlust, mäßige Anregung<br />

wirkt bekräftigend. Sie schafft im günstigen Falle<br />

Wohlbehagen, das mit Kontaktvorgängen einhergeht. Es<br />

steigt die Freude des in-<strong>der</strong>-Welt-Seins auf.<br />

3. Die Grundtonisierung wird dann weiterhin zur Auswahl<br />

und zum Vollzug spezifischer Ansprüche, Motive o<strong>der</strong> Tendenzen<br />

durch das steuernde Alpha-System über die Pyramidenbahn<br />

moduliert. Dieser Einfluß vollzieht sich primär<br />

durch „Hemmung", also Min<strong>der</strong>ung des Tonuszustandes<br />

in den Körpergebieten, die beim Bewegungsablauf nachzugeben<br />

haben, die also in Dehnung und Lösung übergehen.<br />

Sie bilden dadurch Leitlinien des Bewegens, während<br />

<strong>der</strong> Bewegungsvollzug selbst durch das tonische<br />

Übergewicht <strong>der</strong> Antagonisten getätigt wird. Da <strong>der</strong> aerobe<br />

Stoffwechsel in den Lösungsgebieten stets mit erhöhten<br />

Wärmeprozessen einhergeht, werden diese Dehnungslinien<br />

393


Glaser, Atem und Vegetativum<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

auch als stärker belebt empfunden. Der Atemablauf - <strong>der</strong><br />

bereits unspezifisch aktiviert wurde - erfährt ebenfalls eine<br />

spezifische Verän<strong>der</strong>ung. Dadurch entsteht <strong>der</strong> Eindruck,<br />

als werde die Bewegung durch den Atemimpuls angeregt<br />

und dieser fließe durch die Glie<strong>der</strong> weiter, ihnen, wie bei<br />

allen freien Ausdrucksbewegungen, die natürliche Anmut,<br />

Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit vermittelnd (gute<br />

Ausführungen dazu geben Dore Jacobs und Buytendijk).<br />

Welche Bewegungsgestaltung und Atemverän<strong>der</strong>ung sich<br />

dann ergibt, wenn eindeutige Motivationen auch mit definierten<br />

Bewegungsleitlinien verknüpft sind, ist aus Abb. 2<br />

mit den Figurinen zu entnehmen. Sie bilden kardinale<br />

Grundformen <strong>der</strong> Bewegungsentwicklung (GFE) (Glaser).<br />

Ihre Ausdruckgestaltung zielt darauf ab, die Welt nach<br />

persönlichen Tendenzen zu verän<strong>der</strong>n, also innere Antriebe<br />

im Äußeren zu befriedigen. (Erstaunlicherweise deckt sich<br />

<strong>der</strong> Verlauf dieser Bewegungsleitlinien mit dem <strong>der</strong> chinesischen<br />

Meridiane. Das legt die Vermutung nahe, daß diese<br />

Meridiane ebenfalls von <strong>der</strong> Regelung des Vitaltonus abhängig<br />

zu sein scheinen und nur in diesen Zuständen<br />

funktionelle Realität aufweisen.)<br />

B. Die Abschirmung des Vegetativums<br />

Mensch dann aktiv und passiv an die Strukturen und Bewegungsmöglichkeiten<br />

seines Umfeldes an; er vollzieht sie<br />

gleichsam zusätzlich zu seinen Selbstbewegungen mit<br />

wie <strong>der</strong> Reiter die seines Fferdes, wie <strong>der</strong> Tennisspieler<br />

die seines Gegners.<br />

Diese Art <strong>der</strong> Anpassung ist ebenfalls eine Angelegenheit<br />

<strong>der</strong> extrapyramidalen Gamma-Regelung. Je spielfähiger sie<br />

wird, um so besser funktioniert dieses System auch als<br />

Abfangs- und Abfe<strong>der</strong>ungsmechanismus <strong>für</strong> alle Einwirkungen,<br />

die die „Einstellung" und damit das „Befinden"<br />

beeinträchtigen könnten. Das gilt sowohl <strong>für</strong> mechanische<br />

wie auch <strong>für</strong> psychische Belastungen, weil dieser Gamma-<br />

Regelungsmechanismus eo ipso nur dann funktionstüchtig<br />

ist, wenn <strong>der</strong> Mensch gefühlsmäßig auf Umweltkontakt<br />

schaltet, also psychologisch über sich hinaus spürt, „Transsensus"<br />

(Glaser) verwirklicht.<br />

Auch das Atemsystem ist an dieser Tonusregulation signifikant<br />

beteiligt. Die eutone Elastizitätsschaltung macht den<br />

Brustkorb und die Bauchdecken so abfe<strong>der</strong>ungsfähig, daß<br />

z. B. Stöße o<strong>der</strong> Haltungsän<strong>der</strong>ungen ohne Beeinträchtigung<br />

<strong>der</strong> Atembewegungen abgefangen und ausgeglichen<br />

werden können. Der Atemrhythmus behält unirritierbar<br />

seine schwingende Charakteristik, die einer ausbalancierten<br />

vegetativen Homöostase entspricht, bei.<br />

Wir haben geschil<strong>der</strong>t, wie sich vegetative Entwicklungstendenzen<br />

den Weg zur Befriedigung ihres Dranges in Atem,<br />

Haltung und Bewegung frei zum Ausdruck bringen. Einen<br />

solchen ungehemmten Verlauf wird man vielleicht nur beim<br />

Kleinkind finden, das sich vertrauensvoll in <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />

seiner Umweit sicher fühlen darf. Doch schon<br />

bald wird <strong>der</strong> junge Mensch mit dem Feedback <strong>der</strong> Umwelt<br />

konfrontiert. Dieses wandelt zwangsläufig seine primäre<br />

Einstellung ab, ermöglicht ihm aber doch zugleich - und<br />

zwar vorwiegend durch Frustrationen - motorische Lernprozesse<br />

<strong>für</strong> den Umgang mit <strong>der</strong> Welt aufzubauen. Durch<br />

dieses Repertoir <strong>der</strong> Bewegungsmuster paßt sich <strong>der</strong><br />

C. Die Irritierung des Vegetativums<br />

Beim psychovegetativen Syndrom liegt die Fehlfunktion nie<br />

primär im Vegetativum selbst, son<strong>der</strong>n darin, daß dessen<br />

Konstellation nicht <strong>für</strong> das Verhalten <strong>der</strong> Gesamtperson<br />

maßgebend sein kann. Zumeist vermögen sich die biologischen<br />

Antriebe nur deswegen nicht durchzusetzen, weil<br />

die Willensdirektive, die eigentlich nur <strong>der</strong> Steuerung dienen<br />

sollte, die gesamte Regelungsform und oft sogar die<br />

Antriebe an sich zu reißen versucht.<br />

Hingabe Kraftquell Ausgleich Wandlung Überfluß Zielsetzung<br />

Abb. 2: Psychomotorik <strong>der</strong> Atembewegungen<br />

(Grundformen <strong>der</strong> Bewegungsentwicklung nach Glaser).<br />

394


<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Glaser, Atem und Vegetativum<br />

o<br />

o<br />

Da will dann <strong>der</strong> Mensch im Leistungswillen mehr aus sich<br />

herausholen, als <strong>der</strong> Körper bereit ist zu geben. Es wird<br />

das Erholungsbedürfnis ignoriert, <strong>der</strong> Schlaf verkürzt,<br />

Raubbau an <strong>der</strong> Gesundheit getrieben, und künstliche<br />

Reize verfälschen echte Bedürfnisse. Dann wie<strong>der</strong> führen<br />

falsche Leitbil<strong>der</strong> zur Selbstbeschränkung. Zorn, Wut und<br />

Aggressionen werden aus Nützlichkeitserwägungen unterdrückt;<br />

Sinnenfreude darf nicht aufkommen, <strong>der</strong> Schmerz<br />

nicht geäußert, Liebe und Zuneigung nicht geoffenbart<br />

werden. Der Mensch orientiert sich nicht mehr an den Wirkungen,<br />

die er auf seine Mitwelt zeitigt; er wird rückbezüglich,<br />

narzistisch o<strong>der</strong> selbstkritisch und unsicher o<strong>der</strong> überheblich.<br />

Durch Selbstdressate wird er unecht und im Wesen<br />

gespalten. Bei <strong>der</strong> Rückwendung und Einschränkung <strong>der</strong><br />

gefühlsmäßigen Kommunikation mit dem Trend zur Intellektualisierung<br />

und Versachlichung blockiert er sein<br />

Gamma-Regelungs-System. Er wird hart und verspannt in<br />

den verschiedensten Leibregionen. Sein Atem wird flach,<br />

arrythmisch und thorakal verlagert, beim Leistungszwang<br />

oft sogar angestrengt hyperventilierend.<br />

Somit verliert das Atem- und Muskelsystem seine Eigenschaft<br />

als Abpufferungsmechanismus gegenüber dem<br />

Vegetativum. Belastungen von außen, die als For<strong>der</strong>ungen,<br />

Vorwürfe und Sticheleien ihn treffen, können nicht mehr<br />

im elastischen Muskelspiel gelassen und heiter abgefangen<br />

werden, son<strong>der</strong>n sie schlagen direkt auf das Vegetativum<br />

durch.<br />

Da die vegetativen Reaktionen in <strong>der</strong> Anfangsphase unbewußt<br />

verlaufen, treten sie erst dann ins Bewußtsein, wenn<br />

die Einwirkung abgeklungen ist, so daß die Welle im aufgewühlten<br />

Vegetativum erst dann wie<strong>der</strong> in die Sphäre des<br />

Befindens zurückschwappen kann. So gehört zur vegetativen<br />

Dysregulation stets eine Retardierung <strong>der</strong> unangenehmen<br />

Symptome: Schlaflosigkeit nach Aufregungen, Herz-<br />

Kreislaufstörungen nach gut durchgestandenen Stressituationen,<br />

Magenbeschwerden nach tapfer geschluckter Beleidigung<br />

usw.<br />

D. Die Diagnostik <strong>der</strong> Regulationsstörungen<br />

Sie ist gar nicht so leicht, wie man erwarten sollte. Vermutlich<br />

liegt es daran, daß das „Befinden" ja gerade an<br />

die Funktion des Regelungs-Systems gebunden ist. Doch<br />

das Befinden ist bei dystoner Regulation oft subjektiv gespalten,<br />

unsicher in <strong>der</strong> Bewertung o<strong>der</strong> wird gar willkürlich<br />

kaschiert. Man kann zwar die gestörte Verhaltensweise<br />

empathisch miterleben o<strong>der</strong> an Begleitsymptomen wie<br />

Sprache, Haltung und Bewegung ablesen, aber die Diagnostik<br />

des Atemablaufes wird weitgehend durch die Kleidung<br />

behin<strong>der</strong>t.<br />

Als Arzt kann man allerdings relativ leicht die Funktion des<br />

Abfangsystems <strong>der</strong> Atmung taktil austesten. Man lege dazu<br />

den Patienten bäuchlings auf die Untersuchungsbank und<br />

gebe ohne beson<strong>der</strong>e Erklärung am entblößten Lendengebiet<br />

mit <strong>der</strong> flachen Hand über den Wirbeln einen stetig<br />

zunehmenden Druck. Auf diese Belastung wird <strong>der</strong> Patient<br />

nach seiner üblichen Gepflogenheit gegenüber Belastungssituationen<br />

unmittelbar reagieren, so daß man aus <strong>der</strong> Art<br />

des Verhaltens Schlüsse ziehen kann.<br />

Bei vagotoner Reaktionslage würde sich <strong>der</strong> Patient unter<br />

<strong>der</strong> Hand in den Ausatem drücken lassen, als wolle er<br />

sich zurückziehen. Bei sympathikotoner Reaktionslage würde<br />

er sich aber einatmend zur Abwehr dagegen spannen.<br />

Eine dystone Reaktionslage würde man diagnostizieren<br />

können, wenn <strong>der</strong> Patient seinen Atem „verhält", also anscheinend<br />

keine Atemreaktion zeigt, statt dessen aber unter<br />

<strong>der</strong> Hand zu transpirieren beginnt und einen roten Kopf<br />

bekommt. Wenn er dann noch sagt, <strong>der</strong> Druck habe ihm<br />

nichts ausgemacht, kann damit gerechnet werden, daß,<br />

eventuell nach Stunden, Kopfschmerzen, Herzsensationen,<br />

Schlaflosigkeit o<strong>der</strong> sonstige vegetativ-dystonen Symptome<br />

auftreten können. Also Vorsicht ist geboten; man darf<br />

sich durch Beherrschungsfähigkeit nicht täuschen lassen.<br />

Bei eutoner Reaktionslage würde die berührte Gegend sich<br />

weich und elastisch <strong>der</strong> Hand entgegenschmiegen. Selbst<br />

ein stärkerer Druck veranlaßt keine Abwehrreaktion o<strong>der</strong><br />

Flucht. Der Atemablauf vertieft sich allenfalls, scheint aber<br />

nicht irritiert. Der Patient hat den Therapeuten „angenommen",<br />

sich auf ihn „eingestellt", fühlt sich „nicht behelligt".<br />

E. Therapeutische Folgerungen<br />

Die bisherigen Darlegungen eröffnen nun die Möglichkeiten,<br />

die methodischen Zugangswege zur Harmonisierung <strong>der</strong><br />

Regelungsformen und <strong>der</strong>en unterschiedliche Ansatzpunkte<br />

und Wertigkeitsstufen zu beleuchten.<br />

1. Das Naheliegenste ist, von allen Umwelteinwirkungen<br />

und von <strong>der</strong> willkürlichen Bevormundung des Vegetativums<br />

Abstand zu nehmen, sich <strong>der</strong> Ruhe hinzugeben, den<br />

vagotonen Erholungsvorgang anzusteuern und den Atem<br />

kommen zu lassen, wie er mag, etwa nach <strong>der</strong> Vorsatzbildung<br />

des Autogenen Trainings nach J. H. Schultz: „Atmung<br />

vollkommen ruhig; es atmet mich".<br />

2. Auch das apparative Biofeedback <strong>der</strong> Atembewegungen<br />

mit <strong>der</strong> Einstellung <strong>der</strong> Rhythmik, des Ruheatems, Ein-Aus-<br />

Pause, hat sich hier als wertvoll zur Entspannung erwiesen.<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Entspannung o<strong>der</strong> Relaxation ist hier wirklich<br />

angebracht, denn das tonusregulierende GNS wird<br />

hierbei tatsächlich abgeschaltet. Es ist also keineswegs<br />

gesichert, ob im nachhinein eine gute Tonisierung sich<br />

von selbst aufbaut. Darum sind solche autogenen „Entspannungs"-Methoden<br />

vornehmlich <strong>für</strong> sympathikoton und<br />

damit hyperton reagierende Menschen geeignet, die „gekonnt"<br />

in die persönliche Überfor<strong>der</strong>ung gehen, also <strong>für</strong><br />

die sogenannten aktiven Manager und Leistungsbeflissenen.<br />

3. In ähnliche Richtung tendieren jene Lösungs- und Atemtherapien,<br />

die anempfehlen, daß <strong>der</strong> Mensch den muskulären<br />

Spannungen innerhalb seines Leibes bewußt nachspüren<br />

solle. Aus <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> Schulen seien nur einige<br />

395


Glaser, Atem und Vegetativum<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

inklinierende genannt: „Funktionelle Entspannung" nach<br />

Fuchs; die G/nd/er-Praxis, auch in <strong>der</strong> Modifikation nach<br />

G. Alexan<strong>der</strong>; die „Progressive Relaxation" nach Jacobson;<br />

<strong>der</strong> „erfahrbare Atem" nach Middendorf; das „Erspüren <strong>der</strong><br />

Innenräume" bei Schaarschuch; die „konzentrative Bewegungstherapie"<br />

nach Stolze.<br />

Bei diesen Methoden wird beson<strong>der</strong>s intensiv die vagotone<br />

Erholungsphase angepeilt und bereits <strong>der</strong> Keim <strong>für</strong> einen<br />

bündigen Übergang in die sympathikotone Aktivierungsphase<br />

gelegt. Diese wird aber thematisch nicht mit angesprochen,<br />

son<strong>der</strong>n hat sich aus sich selbst heraus zu entfalten.<br />

4. Der unmittelbare Aufruf des Tonisierungs-Systems bedarf<br />

stets <strong>der</strong> gefühlsmäßigen Hinwendung auf das Draussen,<br />

den Transsensus, also Raumgefühl und Kontaktaufnahme,<br />

Umgang mit Dingen und mit Lebendem, das ein<br />

eigenständiges Feedback geben kann. Am wirkungsvollsten<br />

<strong>für</strong> die regelrechte Ionisierung ist dabei die Kommunikation<br />

in <strong>der</strong> Mitmenschlichkeit. Hier in <strong>der</strong> Bezugnahme<br />

zu einem adäquaten motorischen System, im empathischen<br />

Miteinan<strong>der</strong>sein, in <strong>der</strong> stetigen Wechselwirkung, entfaltet<br />

sich mit den Reifungsvorgängen nicht nur <strong>der</strong> Atemapparat,<br />

son<strong>der</strong>n es wird auch <strong>der</strong> vegetative Untergrund in <strong>der</strong><br />

ihm gemäßen Periodizität aufgerufen und trainiert.<br />

Welche Prinzipien dabei als Entwicklungstendenzen angesprochen<br />

werden sollten, um zu einer abgerundeten Persönlichkeit<br />

zu gelangen, lassen sich aus den Grundformen<br />

<strong>der</strong> Bewegungsentwicklung entnehmen.<br />

In je<strong>der</strong> einzelnen Bewegungsgestaltung sind alle drei Regelungsarten<br />

integriert: Der Antrieb aus innerem Entwicklungsdrang,<br />

<strong>der</strong> Transsensus zum Aufbau des Kontaktfeldes<br />

als unspezifische Tonusregulation und die Motivierung<br />

zur Steuerung <strong>der</strong> spezifischen Ausdrucksgestaltung<br />

und Wirkungsabsicht (nähere Ausführungen bei Glaser:<br />

Eutonie, Lehrbuch <strong>für</strong> Psychotonik).<br />

Aus den sechs Grundformen ergibt sich eine hierarchische<br />

Ordnung <strong>der</strong> Entwicklungstendenzen, in denen wie<strong>der</strong>um<br />

die einzelnen Regulierungsformen bevorzugt geför<strong>der</strong>t werden.<br />

a) Die beiden linken Formen auf <strong>der</strong> Abbildung haben Affinität<br />

zum vegetativen Antrieb. Sie sind im Kleinkindesalter dominant.<br />

Stoßen, Strampeln, Greifen und Klammern sind in<br />

dieser Lebensphase als animale Triebfunktionen ebenso<br />

zugehörig wie die des Aufnehmens, Lockens und Empfangens.<br />

Kommen sie hier beim Kind noch ungehemmt ganzkörperlich<br />

zum Ausdruck, so kann ihr Fehlen o<strong>der</strong> ihre<br />

Unterdrückung im späteren Leben die Grundlage zur vegetativen<br />

Entgleisung abgeben.<br />

So ist es verständlich, daß sich heutigen Tages in zunehmendem<br />

Maße solche Therapieformen in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

spielen, die den animalen Untergrund wie<strong>der</strong> tragfähig<br />

machen wollen. Reich, nunmehr vertreten durch Löwen,<br />

baute die „Bioenergetik" fast ausschließlich auf diesen<br />

beiden Bewegungsformen auf. „Aggressions-Übungen"<br />

gehören <strong>der</strong>zeit zum Repertoire <strong>der</strong> Selbsterfahrungsgruppen,<br />

die wie<strong>der</strong> ursprüngliche Regungen zu äußern<br />

396<br />

wagen. Extrem expressiv entladen sich diese Wesenszüge<br />

in <strong>der</strong> „Urschrei-Therapie" nach Janov.<br />

b) Das Regelungs- und Koordinierungssystem selbst wird<br />

durch die Prinzipien <strong>der</strong> mittleren Gruppe beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t,<br />

kommt doch im Atemkreuz <strong>der</strong> verbindende Ausgleich<br />

und im Schwinger die gleitende Anpassung, das<br />

verbindende aber unverbindliche Miteinan<strong>der</strong>-Umgehen,<br />

zum Ausdruck. Diese Wesenszüge sind in <strong>der</strong> Jugendlichkeit<br />

dominant. Hier bahnt sich die Sublimierung <strong>der</strong> Triebe,<br />

die gefühlsmäßige Ausrichtung auf das Miteinan<strong>der</strong>sein und<br />

das Miteinan<strong>der</strong>-Umgehen an. Hier vollziehen sich die Lernvorgänge<br />

<strong>der</strong> sozialen Kommunikation. Hier entfaltet sich<br />

<strong>der</strong> Ausgleich zwischen Innen und Außen, integriert sich<br />

das Vegetativum zu den Lebensaufgaben.<br />

Der Atem wird schwingend, reaktionsfähig und elastisch<br />

in <strong>der</strong> Rumpfmuskulatur.<br />

So wird in vielen Atemschulen des Atemkreuz bevorzugt<br />

eingebaut (Wolf; „Organgymnastik" bei Medau-Schmitt).<br />

Daneben gehören methodisch in diese Richtung alle bewegungsmäßig<br />

orientierten Leibtherapien, wie sie heute auch<br />

in <strong>der</strong> Infarkt-Prophylaxe und -Rehabilitation eingesetzt<br />

werden. Hierbei stehen Partnerspiele obenan.<br />

c) Die beiden rechten Figuren drücken die höchste Re/festufe<br />

<strong>der</strong> menschlichen Entwicklung aus: DasSich-zur-Verfügung-Stellen<br />

aus <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> gewonnenen Erfahrung heraus<br />

und die Berechtigung, aus höherer Einsicht, Überschau<br />

und Erkenntnis richtungsweisend sein zu können. Für eine<br />

solche Gestaltung ist es unabdingbare Voraussetzung, daß<br />

die vorangehenden Entwicklungsstufen durchlebt worden<br />

sind, so daß <strong>der</strong> vitale Unterbau und die echte Kommunikationsfähigkeit<br />

noch erkennbar und wirkend sind. Haben<br />

diese sich nicht ausreichend entfaltet und wurde <strong>der</strong> Oberbau<br />

auf schwachen Füßen dominant, dann treten die geschil<strong>der</strong>ten<br />

Schwierigkeiten <strong>der</strong> Zerebralisierung auf, die<br />

wir als ausgesprochene Störfaktoren des Vegetativums<br />

erkannten.<br />

Bei rechtem Einsatz kann jedoch diese, nur den Menschen<br />

auszeichnende Fähigkeit <strong>der</strong> verständigen Einsicht in übergeordnete<br />

Zusammenhänge und <strong>der</strong> Verantwortlichkeit zur<br />

Sefbstgestaltung segensreich zur Harmonisierung auch<br />

des vitalen Untergrundes sein.<br />

Methodisch beinhaltet dies dann aber, nicht erst im Falle<br />

<strong>der</strong> vegetativen Störungen, son<strong>der</strong>n auch sonst in <strong>der</strong><br />

Lebensgestaltung, die eigenen Intentionen auf eine gefühlsgetragene<br />

soziale Integrierung auszurichten. Auf dem therapeutischen<br />

Sektor würde dies bedeuten, sich nicht auf<br />

sachliche, nüchterne Anweisungen in bezug auf den Atem<br />

o<strong>der</strong> die Verhaltensweise des Patienten zu beschränken,<br />

son<strong>der</strong>n die eigene Anteilnahme deutlich werden zu lassen,<br />

kommunikativ animierend zu sprechen und vor einem taktilen<br />

Einsatz nicht zurückzuschrecken.<br />

Eutonie, die den ganzen Menschen psychosomatisch erfassen<br />

soll, realisiert sich letztendlich nur in einem liebenden<br />

Miteinan<strong>der</strong>sein, wie es Binswanger herausstellt.


<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Glaser, Atem und Vegetativum<br />

o<br />

Literatur<br />

Alexan<strong>der</strong>, G.: Die Lehre von <strong>der</strong> Entspannung und Eutonie. In:<br />

Eutonie. Karl. F. Haug Verlag, Ulm 1964.<br />

Alexan<strong>der</strong>, G.: Eutonie, ein Weg <strong>der</strong> körperlichen Selbsterfahrung.<br />

Kösel Verlag, München 1976.<br />

Berlyne, D. E.: Arousal and reinforment. Nebraska Symp. Motivation.<br />

Nebraska 1967 (zit. nach Ehrhardt).<br />

Binswanger, L: Grundformen und Erkenntnisse menschlichen<br />

Daseins. 3. Aufl. E. Reinhardt Verlag, München 1962.<br />

Brandlmeier, P.: Psychovegetative Störungen im Krankengut <strong>der</strong><br />

Allgemeinpraxis. Forum d. Prakt. u. Allgemein-Arztes 19 (1980) 8.<br />

Buytendijk, F. J. J.: Allgemeine Theorie <strong>der</strong> menschlichen Haltung<br />

und Bewegung. Springer Verlag, Berlin 1956.<br />

Buytendijk, F. J. J.: Prolegomena einer anthropologischen Physiologie.<br />

O. Müller Verlag, Salzburg 1967.<br />

Ehrhardt, K. J.: Neuropsychologie motivierten Verhaltens. Enke<br />

Verlag, Stuttgart 1975.<br />

Eiff, A. W. von: Seelische und körperliche Störungen durch Streß.<br />

Fischer, Stuttgart 1976.<br />

Eiff, A. W. von: Therapiewoche 1/1978, 32/1979, 31/1981.<br />

Fuchs, M. und E. Wiesenhütter: Funktionelle Entspannung. Hippokrates<br />

Verlag, Stuttgart 1975.<br />

Gindler, £., Ch. Selber und Ch. Brooks: Irr. H. Pätzold: Psychotherapie<br />

und Körperdynamik. Junfermann Verlag, Pa<strong>der</strong>born 1974.<br />

Glaser, V.: Das Gamma-Nervenfaser-System (GNS) als psychosomatisches<br />

Bindeglied. In: Heyer: Atemschulung als Element<br />

<strong>der</strong> Psychotherapie. Wissenschaftl. Buchges., Darmstadt 1970.<br />

Glaser, V.: Eutonie, das Verhaltensmuster des menschlichen<br />

Wohlbefindens. Haug Verlag, Heidelberg 1980.<br />

Jacobs, D.: Die menschliche Bewegung. Henn. Verlag, Ratingen<br />

1962.<br />

Jacobson, £.; Progressive Relaxation. Amer. J. Psycholo. 36<br />

(1925) 73.<br />

Janov, A.: Der Urschrei. Fischer Verlag, Frankfurt 1973.<br />

Löwen, A.: Bioenergetik. Scherz Verlag, Bern und München 1976.<br />

Medau, H.: Mo<strong>der</strong>ne Gymnastik, Lehrweise Medau. Pohl Verlag,<br />

Celle 1967.<br />

Middendorf, I.: Atmungstherapie in Prävention und Rehabilitation.<br />

Atem 3 (1969),<br />

Reich, W.: Die Funktion des Orgasmus. 5. Aufl. Kiepenheuer Verlag,<br />

Köln 1971.<br />

Schaarschuch, A: Lösungs- und Atemtherapie bei Schlafstörungen.<br />

Turm Verlag, Bietigheim 1962.<br />

Schmitt, J. L: Atemheilkunst. 4. Aufl. H. G. Müller Verlag, München<br />

1960.<br />

Schultz, J. H.: Das Autogene Training. 14. Aufl. Thieme Verlag,<br />

Stuttgart 1975.<br />

Stolze, H.: Konzentrative Bewegungstherapie nach Stolze, in:<br />

Stokvis und Wiesenhütter: Der Mensch in <strong>der</strong> Entspannung.<br />

Hippokrates Verlag, Stuttgart, 3. Aufl. 1976.<br />

Wolf, K.: Integrale Atemschulung, Humata Verlag, Bern.<br />

.Anschrift des Verfassers: Dr. med. V. Glaser, Institut <strong>für</strong> Atempflege<br />

und Massage, Straßburger Str. 25, D-7290 Freudenstadt.<br />

Aus dem Institut <strong>für</strong> Kernenergetik (Abt. Strahlenbiologie) <strong>der</strong> Universität Stuttgart<br />

K. E. Lotz Die Krankheit auch ein Standortproblem ?<br />

Neue baubiologische Forschungsergebnisse<br />

O<br />

Zusammenfassung<br />

Die nach dem Zweiten Weltkrieg rasch zunehmende<br />

Bautätigkeit in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland hatte<br />

zum Ziel, möglichst schnell und viel Wohnraum zu<br />

beschaffen. Man hatte nur die Nutzanwendung im<br />

Auge, ohne dabei auf die biologische Seite des Wohnens<br />

zu achten.<br />

Gewisse alarmierende Feststellungen namhafter <strong>Ärzte</strong><br />

haben indessen in letzter Zeit die Aufmerksamkeit<br />

auf sogenannte ,Haus'-Krankheiten gelegt, und es<br />

wurde <strong>der</strong> dringende Ruf laut, die baubiologische<br />

Seite zu erforschen. Inzwischen ist ein Anfang dazu<br />

gemacht; die Baubiologie wird allmählich ein Teil <strong>der</strong><br />

Forschungs- und Lehraufgaben <strong>der</strong> Fachhochschulen.<br />

Aus dieser Tätigkeit wird vom Vortragenden berichtet,<br />

über den Einfluß auf die Gesundheit von Bauplatz,<br />

Baustoffen, Bauweisen, <strong>der</strong> Haustechnik, hier<br />

vor allem von Heizung und Elektroinstallation und von<br />

<strong>der</strong> Umwelt als dem Standort im engeren und weiteren<br />

Sinne des Menschen.<br />

Summary<br />

The quickening building activity in the Fe<strong>der</strong>al Republic<br />

of Germany after the Second Word War was<br />

aimed at obtaining a great deal of living accommodation<br />

as quickly as possible. Only the use was consi<strong>der</strong>ed,<br />

without taking into account the biological<br />

side of living.<br />

Certain alarming f indings of well-known doctors have<br />

recently drawn attention to so-called „House" illnesses,<br />

and the urgent call has been expressed, to<br />

conduct research into the biological construction<br />

aspect. In the meantime a Start has been made;<br />

constructional biology is slowly becoming a part of<br />

the research and teaching tasks of the technical<br />

Colleges. The lecturer reports on this activty, on<br />

the effects on health from the building site, building<br />

materials, construction methods, house technology,<br />

with particular emphasis on heating and electrical<br />

Installation and from the environment, as the site,<br />

in the closer and wi<strong>der</strong> senses of man.<br />

397


Lotz, Krankheit ein Standortproblem?<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Baubiologische Aspekte<br />

Der gesunde Bauplatz<br />

Natürliches Strahlungsfeld<br />

Unser Lebensraum ist in das Strahlungsfeid eingebettet,<br />

das aus <strong>der</strong> Einstrahlung aus dem Kosmos und <strong>der</strong> Ausund<br />

Rückstrahlung aus <strong>der</strong> Erde gebildet wird. Das Leben<br />

hat sich in langen Zeiten damit ins biologische Gleichgewicht<br />

gesetzt. Dieses Strahlungsfeld besteht nun nicht nur,<br />

wie man vielleicht bei grober Betrachtungsweise annehmen<br />

könnte, aus <strong>der</strong> Strahlung <strong>der</strong> Sonne und davon abhängig<br />

aus <strong>der</strong>jenigen des Mondes in Form von Licht und Infraroto<strong>der</strong><br />

Wärmestrahlen. Es reicht darüber hinaus zu einer<br />

elektromagnetischen Strahlung mit größeren Wellenlängen<br />

im Zentimeter- und Dezimeterbereich. Diese Mikrowellenstrahlung<br />

hat ihren Ursprung außerhalb unseres Milchstraßensystems<br />

(sogenannte extragalaktische Hintergrundstrahlung).<br />

Es handelt sich hier um ein Strahlungsgebiet,<br />

das in den letzten Jahren das Interesse <strong>der</strong> Forschung<br />

gefunden hat. Jedoch zeichnet sich bereits ab, daß es von<br />

größtem Einfluß auf das Leben ist.<br />

Außer <strong>der</strong> Einstrahlung aus dem Kosmos herrscht eine<br />

Neutronenstrahlung, die in radioaktiven Zerfallsvorgängen<br />

in <strong>der</strong> Erdkruste ihren Ursprung hat und teilweise schon<br />

im Boden in Mikrowellenstrahlung umgewandelt wird, aus<br />

dem sie als solche austritt. Wirken die vorher erwähnten<br />

Wellenstrahlungen zusammen, so wird das natürliche<br />

Strahlungsfeld unseres Lebensraumes gebildet, und dieses<br />

Strahlungsfeld durchdringt im größeren o<strong>der</strong> kleineren Ausmaß<br />

jegliche Materie, einschließlich <strong>der</strong> Zellen von Pflanzen<br />

Tieren und Menschen.<br />

Soll nun ein Bauplatz als gesund bezeichnet werden, so<br />

heißt dies, daß er mit den natürlichen Lebensbedingungen<br />

im Einklang steht, in unserem Zusammenhang: daß das<br />

natürliche Strahlungsfeld ohne Störung auf den Menschen<br />

einwirken kann. Dies ist beim größten Teil des Erdbodens<br />

<strong>der</strong> Fall. In früheren Zeiten hat man, bevor man ein Haus<br />

baute, den vorhergesehenen Platz daraufhin untersuchen<br />

lassen, ob das natürliche Strahlungsfeld unverän<strong>der</strong>t war.<br />

Nur dann erstellte man dort sein Haus.<br />

Auch die in <strong>der</strong> freien Natur lebenden Tiere haben ein<br />

Gespür <strong>für</strong> etwaige Störungen <strong>der</strong> Strahlungsverhältnisse<br />

über dem Boden und weichen diesen meist aus. Die Pflanzen<br />

hingegen können dies nicht, sie sind schicksalhaft an<br />

den Standort gebunden. Und so läßt sich an gestörten<br />

Plätzen, beispielsweise bei Bäumen, ein unnatürliches Emporschießen<br />

ihrer Äste beobachten - ein Kirschbaum kann<br />

in <strong>der</strong> Form fast wie eine Pappel aussehen - auch Zwieselbildung,<br />

Drehwuchs und Maserknollen treten auf. Pflanzen<br />

gedeihen an <strong>der</strong>artigen Stellen trotz aller Bemühungen<br />

nicht richtig bzw. sie verkümmern und gehen ein.<br />

Störung durch Grundwasserläufe<br />

Strömt Wasser im Boden, in Spalten o<strong>der</strong> in den Poren von<br />

Sand und Kies eines <strong>für</strong> die Bebauung vorgesehenen Landes,<br />

so ist das dort herrschende Strahlungsfeld nicht mehr<br />

ungestört, son<strong>der</strong>n die Strahlung verän<strong>der</strong>t sich in ihrer<br />

Intensität und Frequenz. Da Organismen zum Ausgleich<br />

<strong>der</strong>artiger Störungen des natürlichen Strahlungsfeldes<br />

kaum in <strong>der</strong> Lage sind, so ist eine <strong>der</strong>artige Situation als<br />

ungesund anzusehen.<br />

Dies kann beispielsweise durch Hautwi<strong>der</strong>standsmessungen<br />

über fließendem Wasser und über neutralen Bodenstellen<br />

verdeutlicht werden. Testet man den Boden auf<br />

seine biophysikalische Wirkungen, so stellt man fest, daß<br />

bei geringen Verän<strong>der</strong>ungen des Standorts teilweise erhebliche<br />

Än<strong>der</strong>ungen im Hautwi<strong>der</strong>stand auftreten. Diese werden<br />

durch Wasserläufe, geologische Brüche, Verwerfungen<br />

und Spalten hervorgerufen. So findet man Plätze mit einem<br />

physiologischen Verhalten, die man als .neutral' ansprechen<br />

kann und an<strong>der</strong>e, an denen die Hautwi<strong>der</strong>stände<br />

schlagartig o<strong>der</strong> nach kurzer Zeit signifikant erhöht werden.<br />

Aus <strong>der</strong>artigen Untersuchungen und aus sehr vielen an<strong>der</strong>en<br />

läßt sich sehr deutlich ersehen, daß es <strong>für</strong> den Menschen<br />

nicht gleichgültig ist, an welchem Platz mit welcher<br />

beson<strong>der</strong>en Ausbildung des örtlichen Strahlungsfeldes er<br />

sich befindet. Der Organismus wird an den verschiedenen<br />

Standorten in eine an<strong>der</strong>e Reaktionslage, das unbewußte<br />

Nervensystem in einen an<strong>der</strong>en Erregungszustand gebracht.<br />

Es ist mit sehr großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen,<br />

daß <strong>der</strong> Zustand des Organismus bei einem Aufenthalt<br />

über fließendem Wasser auf die Dauer als Stress wirkt<br />

und Steuerungskräfte verbraucht.<br />

Derartige Befunde sind nun sehr zu bedenken, wenn ein<br />

Haus auf einem Platz erbaut würde, <strong>der</strong> von Grundwasser<br />

unterströmt wird.<br />

Die Erkenntnis, daß vom Boden Einflüsse ausgehen, die auf<br />

Menschen, Tiere und Pflanzen einwirken können, ist uralte<br />

Volksweisheit. Bereits <strong>der</strong> chinesische Kaiser Kuang Yü<br />

soll um 2000 v. Chr. einen Erlaß herausgegeben haben, <strong>der</strong><br />

vorschrieb, den Baugrund von Häusern auf unterirdische<br />

Wasserläufe untersuchen zu lassen, um gesundheitsschädliche<br />

Bodeneinflüsse auszuschalten.<br />

Untersuchungen älterer Siedlungen ergaben, daß diese oft<br />

unter Vermeidung von gesundheitsbeeinträchtigenden Bodenzonen<br />

angelegt wurden. Das Wissen um die Bedeutung<br />

einer sorgfältigen Wahl des Bauplatzes <strong>für</strong> das gesundheitliche<br />

Wohlbefinden geht demnach bis ins Altertum<br />

zurück.<br />

Störungen durch Verwerfungen und geologische Brüche<br />

In ähnlicher Weise wie bei vorhandenen Grundwasserströmen<br />

wird das natürliche Strahlungsfeld bei dem ins Auge<br />

gefaßten Bauland gestört, wenn sich dort im Untergrund<br />

Verwerfungen und geologische Brüche befinden.<br />

Während <strong>der</strong> gebirgsbildenden Vorgänge treten beson<strong>der</strong>s<br />

drei Arten von Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> normalen Lagerung eines<br />

Gesteins bzw. Unterbrechungen seines ursprünglichen<br />

Zusammenhangs auf: Brüche, Verschiebungen und Faltungen.<br />

Da Verwerfungen Brüche sind, stellen sie Flächen dar, die<br />

manchmal annähernd eben sein können. Die Gesteine auf<br />

<strong>der</strong> einen Seite <strong>der</strong> Verwerfung sind an denen auf <strong>der</strong><br />

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<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Lotz, Krankheit ein Standortproblem?<br />

an<strong>der</strong>en Seite entlanggeglitten. - Derartige Verwerfungen<br />

stellen somit in <strong>der</strong> Erdkruste Störungszonen dar, da an<br />

den Verschiebungsstellen eine stärkere Grundstrahlung<br />

austritt, die bei <strong>der</strong> Bebauung sich gesundheitsschädigend<br />

auswirken kann.<br />

Baubiologische Empfehlung<br />

Man wähle einen Bauplatz, <strong>der</strong> nicht durch unterirdische<br />

Wasserläufe gestört ist und möglichst keine geologischen<br />

Brüche, Spalten und Verwerfungen aufweist. Um dies zu<br />

klären, ist es unerläßlich, das vorgesehene Bauland mittels<br />

geophysikalischer o<strong>der</strong> biophysikalischer Meßmethoden<br />

vor dem Erstellen des Hauses zu untersuchen. Unterläßt<br />

man diese Untersuchungen und liegen, wenn das Haus<br />

gebaut ist, die Wohn- und Schlafräume in geobiologischer<br />

Sicht ungünstig, d. h. über unterirdischen Wasserläufen,<br />

geologischen Brüchen o<strong>der</strong> Verwerfungen, so muß bei den<br />

Bewohnern früher o<strong>der</strong> später mit Erkrankungen gerechnet<br />

werden. Daher ist es zweckmäßig, aufgrund <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

geo- o<strong>der</strong> biophysikalischer Meßmethoden etwa festgestellte<br />

Bodenstörzonen <strong>der</strong> oben angeführten Arten beim<br />

Hausbau zu meiden.<br />

Der gesunde Hausbau<br />

Raumklima<br />

Von Wohnungsmedizinern wird immer wie<strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>t, ein<br />

möglichst gutes Raumklima zu schaffen. Offenbar reicht es<br />

dazu nicht aus, bautechnisch unerläßliche Eigenschaften<br />

wie Wärmespeicherung, Wärmedämmung, Luftfeuchtigkeit,<br />

Schalldämmung usw. zu berücksichtigen. Dies ist nur erst<br />

die rein physikalische Seite <strong>der</strong> Aufgabenstellung.<br />

Legt man eine biologisch-dynamische, d. h. auch die Lebensvorgänge<br />

mit einbegreifende Betrachtungsweise zugrunde,<br />

so sollte <strong>der</strong> Wohnbereich imstande sein, an allen<br />

Lebensfunktionen biologisch teilzunehmen. Die Raumhüllenelemente,<br />

und somit letztlich die Baustoffe, sollten biologische<br />

Vorgänge, beispielsweise den biochemischen<br />

Abbau von Schadstoffen im Raum usw. mit einschließen<br />

und aufrechterhalten.<br />

Bei biophysikalischen Erwägungen zum Raumklima sollten<br />

bei Planung und Bau eines gesun<strong>der</strong>haltenden Gebäudes<br />

weitere, wesentliche gesundheitsbestimmende Faktoren<br />

nicht außer acht gelassen werden, die bisher nicht ins allgemeine<br />

Bewußtsein gelangt sind. Es sollte das biologische<br />

Strahlungsfeld mit erfaßt werden.<br />

Jahrelange Forschungsarbeiten führten nämlich zu dem<br />

Ergebnis, daß das Strahlungsfeld unserer Umgebung im<br />

Mikrowellenbereich - bestehend aus <strong>der</strong> Einstrahlung aus<br />

dem Kosmos und <strong>der</strong> Ausstrahlung aus dem Boden -<br />

bestimmen<strong>der</strong> Faktor <strong>für</strong> die Lebensvorgänge ist. Dieses<br />

Feld kann durch die massive Umbauung des Raumes in<br />

unbiologischer Weise, d. h. den Lebensvorgängen nicht<br />

entsprechend, verzerrt werden, wenn bei <strong>der</strong> Auswahl und<br />

Anordnung <strong>der</strong> Bauelemente dieser Gesichtspunkt nicht<br />

mitberücksichtigt wird.<br />

Mit einer entsprechenden Baustoff-Auswahl hat man schon<br />

an den <strong>für</strong> den Bau vorgesehenen Bauelementen zu beginnen,<br />

wobei <strong>für</strong> ein positives Ergebnis nötig ist, daß die<br />

natürliche Umgebungsstrahlung durch solche Baustoffkombinationen<br />

möglichst wenig gestört o<strong>der</strong> abgeschwächt<br />

wird. Als Maßstab dient dabei die Überlegung, daß die<br />

unverän<strong>der</strong>te Umgebungsstrahlung die wünschenswert<br />

beste Voraussetzung <strong>für</strong> die Entwicklung und Erhaltung<br />

von Organismen darstellt, da sich ja das Leben in langen<br />

Zeiten unter diesen natürlichen Strahlungsverhältnissen<br />

gebildet bzw. damit ins biologische Gleichgewicht gesetzt<br />

hat. Es ist weiter zu bedenken, daß mit einer organischen<br />

Anpassung an an<strong>der</strong>e Strahlungsverhältnisse nicht in kürzeren<br />

Zeitabschnitten, also Jahrzehnten o<strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>ten,<br />

zu rechnen ist. Im Gegenteil: Jede erzwungene Reaktion<br />

leben<strong>der</strong> Organismen, die sich in kürzester Frist anpassen<br />

müssen, vermin<strong>der</strong>t <strong>der</strong>en Lebensqualität.<br />

Bauweisen<br />

Ein die Lebensvorgänge betreffen<strong>der</strong> grundsätzlicher<br />

Nachteil, <strong>der</strong> dem umbauten Raum anhaftet, ist, daß die<br />

biologisch wichtige Strahlung <strong>der</strong> natürlichen Umgebung<br />

gemin<strong>der</strong>t wird. Dadurch entstehen zusammen mit kosmisch-atmosphärischen<br />

und biometeorologischen Effekten<br />

Gefahren <strong>für</strong> die Gesundheit <strong>der</strong> Bewohner.<br />

Das Ziel einer jeden biophysikalisch ausgerichteten Bautechnik<br />

muß es also sein, natürliche Umgebungsstrahlung<br />

so wenig wie möglich zu vermin<strong>der</strong>n.<br />

Die Mikrowellenbestrahlung als elektromagnetische Strahlung<br />

weist im Prinzip die gleichen Gesetze <strong>der</strong> Strahlenoptik<br />

auf, wie sie <strong>für</strong> das sichtbare Licht gelten. Daher<br />

lassen sich auch Baustoffe nach <strong>der</strong> Reflexion, Absorption<br />

und Durchlässigkeit dieser Strahlung einordnen.<br />

Aus eingehen<strong>der</strong> einschlägiger Forschung ließ sich nachweisen,<br />

daß die verschiedenen Baustoffe unterschiedlich<br />

biologische Mikrowellenstrahlung abhalten. Dazu kommt<br />

<strong>der</strong> Unterschied in <strong>der</strong> Molekularstruktur <strong>der</strong> Baustoffe,<br />

woraus <strong>der</strong>en spektroskopische Beurteilung erfor<strong>der</strong>lich<br />

wird, d. h. eine Beurteilung entsprechend <strong>der</strong> Strahlungsintensität<br />

bei unterschiedlichen Frequenzen. Diese ergibt<br />

manchmal unerwartet erhebliche Unterschiede in <strong>der</strong> baubiologisch<br />

positiven und negativen Richtung.<br />

Baustoffe lassen sich also mittels Mikrowellenspektren<br />

nach Frequenz und relativer Intensität hinsichtlich ihrer<br />

Durchstrahlbarkeit kennzeichnen. Durch den Spektrenvergleich<br />

läßt sich eine Klassifizierung <strong>der</strong> Baustoffe <strong>für</strong> diesen<br />

Parameter einführen. Durch die Wahl <strong>der</strong> Baustoffe und<br />

<strong>der</strong>en richtige Zusammenstellung zu Bauelementen wird<br />

man das gesun<strong>der</strong>haltende Bauen för<strong>der</strong>n können, sobald<br />

das Denken hinsichtlich des Mikroklimas zum Allgemeingut<br />

geworden ist.<br />

Die gesunde Haustechnik<br />

Heizungseinrichtungen<br />

Im wohngesunden Haus sollte die Heizung auf Strahlungssystemen<br />

aufgebaut sein, <strong>der</strong>en Heiztechnik weit besser<br />

401


Lotz, Krankheit ein Standortproblem?<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

ist, wenn vertikale Heizflächen hauptsächlich horizontal<br />

abstrahlen. Die Raumluft bleibt dann relativ kühl, und Temperaturschichten<br />

sind kaum wahrzunehmen. Die Lufttemperaturen<br />

unter <strong>der</strong> Decke liegen maximal 2°C über <strong>der</strong>jenigen<br />

<strong>der</strong> Bodengrenzschicht. Ein typischer Vertreter eines<br />

guten Strahlungsklimas ist <strong>der</strong> echte Kachelofen. Unter den<br />

Zentralheizungen sind bisher nur Heizleisten imstande,<br />

ein künstliches Raumklima in vergleichbarerweise hervorzubringen.<br />

Der diesen Heizflächen entweichende Warmluftschleier,<br />

<strong>der</strong> die kalte Außenwand erwärmt, bringt mit dieser<br />

einen Temperaturausgleich zustande. Unter <strong>der</strong> Zimmerdecke<br />

entsteht keine Schichtung warmer Luft.<br />

Diese indirekte Strahlungsheizung weist einen geringen<br />

Energieverbrauch auf, was <strong>der</strong> nachstehenden Reihenfolge<br />

<strong>der</strong> Auswirkung vom Luftheizeffekt auf den Energieverbrauch<br />

<strong>für</strong> die bekannten Heiztechniken entnommen werden<br />

kann:<br />

Luftheizungen <strong>der</strong> Hafner (Mehrraumheizungen); Einzelöfen,<br />

gas-, öl- o<strong>der</strong> kohlebefeuert; Nachtstromspeicheröfen<br />

(luftbewegende Bauarten); Konvektorensysteme; Radiatoren,<br />

Röhrenheizkörper; Plattenheizkörper; Deckenheizungen;<br />

Fußbodenheizungen; Heizleistensysteme; Kachelöfen<br />

(ohne Luftdurchzug).<br />

Hier ist von Stufe zu Stufe mit 3 bis 5% Zu- bzw. Abschlag<br />

bei <strong>der</strong> installierten Leistung und beim Verbrauch zu rechnen.<br />

Es sind also nicht nur <strong>der</strong> Energieaufwand, son<strong>der</strong>n<br />

auch die installierte Leistung systemabhängig. Darausfolgt,<br />

daß nicht etwa bautechnische Bemühungen wie verbesserte<br />

Dämmung des Mauerwerks, Isolierglasfenster usw.<br />

weitaus bessere Möglichkeiten bringen, son<strong>der</strong>n daß diese<br />

bei <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Heiztechnik zu suchen sind, ohne daß ein<br />

finanzieller Aufwand erfor<strong>der</strong>lich wird.<br />

Neben den bisher üblicherweise verwendeten Energieträgern<br />

(Wasserkraft, Kohle, Erdgas, Erdöl, Uran) scheint<br />

durch das immer größer werdende Umweltbewußtsein die<br />

Zeit jetzt reif, daß man <strong>für</strong> die humane Heiztechnik, gerade<br />

auch im Wohnhaus, unsere unerschöpflich zur Verfügung<br />

stehende Energiequelle heranzuziehen sucht: die Sonne.<br />

Elektroeinrichtungen<br />

Betrachtet man das mo<strong>der</strong>ne Haus mit den <strong>der</strong>zeit üblicherweise<br />

verwendeten Elektroinstallationen und -geraten, so<br />

muß man feststellen, daß hier zum Teil erhebliche biologische<br />

Störfaktoren vorliegen. Diese können unter an<strong>der</strong>em<br />

mittels biophysikalischer Meßmethoden, wie etwa durch<br />

Körperwi<strong>der</strong>standsmessungen, nachgewiesen werden.<br />

Bei <strong>der</strong>artigen sogenannten „Elektrostörungen" handelt es<br />

sich um technisch erzeugte elektromagnetische Fel<strong>der</strong>.<br />

Ihre Ursprünge können sein:<br />

1. Kunststoffoberflächen, die sich durch Reibung elektrisch<br />

aufladen;<br />

2. Elektrische Energieversorgungsnetze;<br />

3. Rundfunk-, Fernseh- und kommerzielle Nachrichtensen<strong>der</strong>.<br />

Der Einfluß solcher elektromagnetischen Fel<strong>der</strong> im Hause<br />

kann bei Menschen zu Schlafstörungen, Herz- und Kreislaufbeschwerden<br />

usw. führen.<br />

Abhilfemaßnahmen<br />

Das wohngesunde Haus sollte sich möglichst in größerem<br />

Abstand von Trafostationen, Hochspannungsleitungen und<br />

<strong>der</strong>gleichen befinden, um von dort ausgehende Gesundheitsstörungen<br />

<strong>für</strong> den Menschen zu verhüten.<br />

Innerhalb des Hauses geht es darum, von Kunststoffoberflächen<br />

sich ergebende elektrische Fel<strong>der</strong> dadurch zu vermeiden,<br />

daß man Materialien mit <strong>der</strong>artigen Eigenschaften<br />

nicht verwendet und da<strong>für</strong> an<strong>der</strong>e einsetzt, die elektrische<br />

Halbleiter darstelien. Solche Stoffe liegen insbeson<strong>der</strong>e in<br />

Form von Naturprodukten vor.<br />

Weiter geht es darum, die von <strong>der</strong> Elektroinstallation verursachten<br />

Fel<strong>der</strong> abzuschirmen bzw. zu vermin<strong>der</strong>n. Die<br />

Maßnahmen hierzu beginnen bereits bei <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong><br />

elektrischen Energie in das Haus. Anstelle von Dachstän<strong>der</strong>n<br />

sind bei <strong>der</strong> Hausanschlußleitung Erdkabel geeigneter,<br />

da diese sich besser mit einer magnetischen Abschirmung<br />

versehen lassen.<br />

Weitere Hinweise<br />

Außer dem vorher Geschil<strong>der</strong>ten sind <strong>für</strong> das wohngesunde<br />

Haus auch gesun<strong>der</strong>haltende Anstriche und Raumausstattungen<br />

vorzusehen, was hier nur angedeutet sei.<br />

Die gesunde Umwelt des Hauses<br />

Der Übergang vom Haus zum Garten, dem „grünen Zimmer"<br />

des Hauses, sollte fließend erfolgen. Dessen Bedeutung<br />

möge noch umrissen werden:<br />

Die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lebensumwelt wird in beson<strong>der</strong>er Weise<br />

im Raum <strong>der</strong> großen Menschenballungen sichtbar. Das mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Bebauung entstehende ungünstige Stadtklima<br />

wird von den Stadtplanern oft nur am Rande berücksichtigt.<br />

Gegenüber dem Klima auf dem Lande ist das<br />

Stadtklima entsprechend <strong>der</strong> Stadtgröße mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

denaturiert. Die Än<strong>der</strong>ungen treten vor allem in <strong>der</strong><br />

abgewandelten Luftzusammensetzung, Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Luftfeuchtigkeit, Erhöhung <strong>der</strong> Temperatur, Verringerung<br />

<strong>der</strong> Windgeschwindigkeit und Än<strong>der</strong>ung des Windsystems<br />

in Erscheinung.<br />

In einer gasförmigen Grundsubstanz enthält die Stadtluft<br />

feste, flüssige und gasförmige Spurenstoffe. An die festen<br />

Verunreinigungen lagern sich bevorzugt giftige Gase an:<br />

Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe, Stickoxide, Schwefeldioxid.<br />

Bei einem täglichen Atemvolumen von 12 cbm Luft<br />

verbleiben ca. 20 Milligramm dieser Schadstoffe in <strong>der</strong><br />

Lunge, ein Wert, <strong>der</strong> sich bei schwerer Arbeit verzehnfachen<br />

kann.<br />

Der durch die Luftverunreinigung gebildete Stadtdunst kann<br />

bis zu 20 Prozent <strong>der</strong> Sonneneinstrahlung zurückhalten<br />

und beson<strong>der</strong>s den gesundheitlich so wesentlichen Ultraviolett-Anteil<br />

<strong>der</strong> Strahlung abschwächen o<strong>der</strong> sogar aufheben.<br />

Vergleicht man die Temperatur <strong>der</strong> Städte mit dem sie<br />

umgebenden Land, so sind die Städte um 0,5 bis 1,5° C<br />

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<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.<br />

Lotz, Krankheit ein Standortproblem?<br />

wärmer. Sie liegen also gewissermaßen 100 bis 300 Meter<br />

tiefer und haben ein entsprechend schlafferes Klima, da<br />

einem Temperaturunterschied von 1° C eine Höhendifferenz<br />

von 200 Metern entspricht. Absolut können die Temperaturen<br />

zwischen Stadtmitte- und -rand sich um mehr<br />

als 10 Grad unterscheiden. Je größer die Stadtfläche, je<br />

höher und dichter die Bebauung, desto mehr steigen die<br />

Temperaturen an. Baumlose, breite Straßen erhitzen sich<br />

beson<strong>der</strong>s stark.<br />

Infolge <strong>der</strong> erhöhten Temperaturen vermin<strong>der</strong>t sich die relative<br />

Luftfeuchtigkeit in den Städten, was Erkrankungen des<br />

Nasen- und Rachenraumes begünstigt. Zudem lassen die<br />

Baumassen nur eine verringerte Luftbewegung zu; dies<br />

führt zur Ausbildung eines ihre Durchlüftung behin<strong>der</strong>nden<br />

Luftkissens. Der an windstillen Tagen aufkommende ,Flurwind'<br />

bringt verstärkt Luftverunreinigungen in das Stadtinnere.<br />

Aus all dem ergibt sich die Aufgabe, die Natur in die Wohn-<br />

Siedlungen und Städte hineinzuholen. Das beginnt mit <strong>der</strong><br />

Erhaltung möglichst jeden Baumes, setzt sich über die<br />

Pflanzung neuer Bäume bis zur Einrichtung geeignet liegen<strong>der</strong><br />

und richtig aufgebauter Grünflächen fort. So läßt sich<br />

das gestörte Stadtklima auf Normalwerte zurückführen.<br />

Gerade an windstillen Tagen überwinden Grünflächen den<br />

Luftstillstand durch die Bildung vieler Luftkreisläufe und tragen<br />

entscheidend zur Durchlüftung und dabei zur Friscriluftversorgung<br />

bei:<br />

Nur durch großflächige Grünanlagen kann die Überwärmung<br />

<strong>der</strong> Stadtluft gemin<strong>der</strong>t werden. Als höchste Temperaturerniedrigung<br />

wurden bei einer nur 50 bis 100 Meter<br />

breiten Grünfläche 3,5 Grad gemessen (nach A. Bernatzky).<br />

Wie sehr Einzelbäume an <strong>der</strong> Temperatursenkung und an<br />

an<strong>der</strong>en Grünflächenwirkungen beteiligt sind, zeigen die<br />

folgenden Beispiele (nach A. Bernatzky): Eine hun<strong>der</strong>tjährige<br />

Buche, die mit ihrer Krone eine Fläche von 160 qm<br />

überdeckte, besaß eine äußere Blattfläche von 1600 qm,<br />

während <strong>für</strong> ihre .innere' Blattfläche (Summe <strong>der</strong> Interzellularwände<br />

des Blattinneren) 160000 qm = 16 ha festgestellt<br />

wurden. Erst daraus ergibt sich das Ausmaß ihrer<br />

Funktion. Bei einer Höhe von 25 Metern und einem Kronendurchmesser<br />

von 15 Metern beträgt die Arbeitsleistung<br />

<strong>der</strong> 100jährigen frei stehenden Buche je Stunde (im ausgewachsenen<br />

Zustand an einem Sonnentag) 2352 g Kohlendioxid<br />

(gesamtes Kohlendioxid aus 4 800 cbm Luft),<br />

960 g Wasseraufnahme, 1 712 g Sauerstoffabgabe, 1 600 g<br />

Traubenzucker-Produktion, 6075 Kalorien Energieverbrauch.<br />

Nach den angegebenen Maßen beträgt <strong>der</strong> Rauminhalt<br />

dieses Baumes samt Wurzeln und Ästen rund 15 cbm,<br />

sein Gewicht rund 12000 kg. Die Hälfte davon ist reiner<br />

Kohlenstoff. Da in jedem Kubikmeter Luft 0,15 g Kohlenstoff<br />

o<strong>der</strong> 0,5 g Kohlendioxid enthalten sind, stammt <strong>der</strong><br />

im Baum während 100 Jahre festgelegte Kohlenstoff von<br />

dem Kohlendioxid aus 40 Millionen cbm Luft, d. h. aus<br />

dem Inhalt von 80000 Einfamilienhäusern mit je 500 cbm<br />

umbautem Raum. In den 100 Jahren hat er demnach mindestens<br />

20000 kg Sauerstoff zur Verfügung gestellt. Um<br />

diesen Baum mit seinem Kronenvolumen von 2 700 cbm in<br />

seiner Leistung zu ersetzen, müßten 2 700 junge Bäume<br />

mit einem Kronenvolumen von je 1 cbm gepflanzt werden.<br />

Der tägliche Sauerstoffbedarf eines Menschen, er atmet<br />

26000mal täglich, wird durch 25 qm grüne Blattfläche<br />

erzeugt. Da aber die Vegetation im Winter ruht, rechnet<br />

man mit 150 qm Blattfläche, um den Jahresbedarf pro<br />

Kopf zu decken. Durch einen Hektar Grün- o<strong>der</strong> Gartenfläche<br />

mit Rasen, Sträuchern und Bäumen werden <strong>der</strong> Luft<br />

in 12 Stunden im Sommer 900 kg Kohlendioxid entzogen<br />

und an sie gleichzeitig 600 kg Sauerstoff abgegeben (alle<br />

Grundzahlen aus pflanzenphysiologischen Arbeiten von<br />

Straßburger, H. Walter u. a.).<br />

Man sieht also aus dem Vorstehenden, daß dem Menschen<br />

als Naturwesen das ,Grüne Zimmer' auf den Leib geschnei<strong>der</strong>t<br />

ist, so daß es zu je<strong>der</strong> Wohnung gehören sollte. Grünflächen<br />

und Bäume reinigen und kühlen also die verschmutzte<br />

und sich stärker erwärmende Stadtluft; es geht<br />

daher um die Erhaltung eines jeden Baumes!<br />

Lärmschutz<br />

Hat man nicht das Glück, daß das Grundstück von stärker<br />

befahrenen Straßen entfernt liegt, so sollte man Schutzmaßnahmen<br />

vorsehen. Hecken und Buschwerk, die in geschickter<br />

Weise gestaffelt und mit Bäumen versetzt angelegt<br />

werden, brechen die Schallwellen und wirken stark<br />

lärmlin<strong>der</strong>nd.<br />

Abfälle<br />

Im Garten zum wohngesunden Haus gilt <strong>der</strong> Grundgedanke<br />

des biologischen Gartenbaus: Leben schafft Leben.<br />

Kunstdünger sollte möglichst nicht angewendet werden,<br />

da er z. B. im Falle des Superphosphats schwefelsaure<br />

Salze als Nebenprodukt enthält. Die Pflanzen aber verbrauchen<br />

den Schwefel nicht, und die Natur setzt Bakterien<br />

ein, um den Schwefel abzubauen. Dies wirkt sich<br />

zum Nachteil des übrigen Bodenlebens aus. Außerdem ist<br />

bewiesen, daß Pflanzen, die mit Kunstdünger aufwachsen,<br />

die Vermehrung <strong>der</strong> Insekten und Krankheitserreger för<strong>der</strong>n,<br />

weil sie von diesen bevorzugt werden.<br />

Deshalb sollte man an die natürliche Humuserzeugung<br />

denken. Diese ist leicht durchzuführen, indem man in entsprechenden<br />

Komposteinrichtungen die Küchenabfälle,<br />

Blätter, Gemüseabfälle usw. sowie alles an<strong>der</strong>e geeignete<br />

organische Material aus Haus und Garten zu Kompost<br />

verarbeitet und es in einem ,Recycling-Verfahren' dem Garten<br />

wie<strong>der</strong> zuführt.<br />

Die Austrocknung, Kälte und Verschlammung des Bodens<br />

wird durch Mulchen vermieden, indem man diesen mit<br />

dünnen Schichten aus kleingehackten Gartenabfällen, Gras<br />

und dgl. bedeckt. Durch das Mulchen wird gleichzeitig das<br />

Bodenleben ernährt. Zur Versorgung mit weiteren Mineralstoffen<br />

dient Urgesteinsmehl. Das gleiche Verfahren kann<br />

man bei den Obstbäumen anwenden, indem man um diese<br />

kreisrunde, „Baumscheiben" hackt und dann auch durch<br />

Mulchen abdeckt. Dadurch kommen die Bäume ins biologische<br />

Gleichgewicht, und <strong>der</strong> Schädlingsbefall wird mit<br />

405


Lotz, Krankheit ein Standortproblem'?<br />

Arztezeitschr f Naturheilverf 7/81, 22 Jahrg<br />

<strong>der</strong> Zeit immer seltener Folge Die Anwendung hochgiftiger<br />

Spritzmittel ist nicht erfor<strong>der</strong>lich Werden eventuell<br />

doch einmal Spritzungen, vor allem in <strong>der</strong> Anfangszeit,<br />

notwendig, so bedient man sich biologischer Präparate<br />

Lagerung von Chemikalien<br />

Naturvolker, die sich noch ihren natürlichen Instinkt bewahrt<br />

haben, legen ihre Vorratsraume <strong>für</strong> Lebensmittel,<br />

Salze und dgl in größerem Abstand vom eigentlichen Aufenthalts-<br />

und Wohnbereich an Sie nehmen offenbar durch<br />

ihre noch vorhandene Empfindsamkeit wahr, daß von diesen<br />

Vorraten gewisse störende Einflüsse ausgehen können<br />

Dieses natürliche Empfinden ist uns heute vielfach verloren<br />

gegangen, und so lagern wir in unmittelbarer Nahe von<br />

Wohn- und Schlafplatzen oft erhebliche Mengen von Waschmitteln,<br />

Salzen, Arzneimitteln, Sprays, und dies ganz ohne<br />

jegliche Bedenken<br />

Schro<strong>der</strong>-Speck wies auf solche „Chemikalienstorungen"<br />

mehrfach eindringlich hm Wenn er zu in ihrem Wohnkhma<br />

gestörten Bewohnern gerufen wurde, untersuchte er die<br />

Hauser nicht nur nach den „aus dem Boden" kommenden<br />

Störungen, nach Baustoff- und Elektrostörungen, son<strong>der</strong>n<br />

stets auch nach Störungen in dieser Hinsicht So stellte er<br />

vielfach fest, daß, wenn beispielsweise Wohn- und Schlafraume<br />

im Süden von Chemikalien sich befanden, durch<br />

<strong>der</strong>en Auswirkungen Schlafstörungen und an<strong>der</strong>e Belästigungen<br />

auftraten So waren einmal ein Sack mit Salz o<strong>der</strong><br />

Rattengift in einer Abstellkammer, ein an<strong>der</strong>mal Rohrchen<br />

mit Schlafmitteln und Arzneien in Nachtschränkchen, dann<br />

wie<strong>der</strong> Metalldosen mit Sprays erhebliche gesundheitliche<br />

Storursachen Sogar die Batterien (mit ihrer Schwefelsaure<br />

und Bleiplatten) von Autos, die in Garagen unter Schlafraumen<br />

abgestellt waren, konnten in darüber befindlichen<br />

Räumen enorme Gesundheitsstörungen bis zu Krebs hervorrufen<br />

Streffer wies neuerdings auf den Synergismus hin, <strong>der</strong> bei<br />

<strong>der</strong> kanzerogenen Wirkung ionisieren<strong>der</strong> Strahlen in Kombination<br />

mit Schadstoffen, vor allem Bleiverbindungen, auftritt<br />

Vorschlage zur Sanierung<br />

Nach den Darlegungen über die große biologische Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Grünflächen sollte man diese auf jeden Fall in <strong>der</strong><br />

Umgebung des wohngesunden Hauses schaffen und in<br />

Hof und Garten „grüne Lungen" in verschiedenster Ausfuhrung<br />

anlegen, sei es als Topfpflanzen, Balkonkasten, Rasen,<br />

Busche, Hecken, Baume usw Man kann ja selbst seine<br />

Phantasie spielen lassen, um das Optimale zu erreichen<br />

Ähnliches gilt auch <strong>für</strong> den Lärmschutz Aufgestellte spezielle<br />

Holzzaune können hier eine min<strong>der</strong>nde Abhilfe<br />

bringen<br />

Organische Abfalle, die kompostierfahig sind, gehören nicht<br />

in die Mulltonne, son<strong>der</strong>n in erprobte Schnellkompostierbehalter,<br />

die sich vom wohngesunden Haus entfernt im<br />

Garten befinden<br />

Chemikalien aller Art bewahrt man zweckmäßig in einem<br />

entsprechend gelegenen Raum auf, <strong>der</strong> sich nicht gerade<br />

im Norden von Schlaf- und Wohnräumen befindet Auch<br />

Gluhbirnenvorrate gehören dorthin, da sie auch stören können<br />

Waschmittelpakete stellt man in Plastikbeutel, die man<br />

zubindet Bei Spraydosen erweisen sich solche aus Metall<br />

in ihren Storwirkungen als ungunstiger als solche aus<br />

Kunststoff Auch sie sind im größeren Abstand vom bewohnenden<br />

Menschen aufzubewahren Autogaragen mit<br />

eingestellten Kraftwagen sollten sich nicht unter Wohn- und<br />

Schlafraumen befinden, wie wir bereits darlegten<br />

Wie neue Erkenntnisse ergaben, erweisen sich in dieser<br />

Weise eingestellte Autos noch aus einer an<strong>der</strong>en Sicht als<br />

gesundheitsgefahrdend ein nach dem Abstellen noch<br />

heißer Benzinmotor enthalt im Vergaser noch ca 100 cm 3<br />

Benzin mit hochgiftigen fluchtigen organischen Bleiverbindungen<br />

(Bleitetraathyl) als Antiklopfmittel In <strong>der</strong> Garage<br />

verdampft dieses Benzin mitsamt diesen Bleiverbindungen,<br />

dringt in die Baustoffe des umbauten Raumes und somit<br />

auch in die Garagendecke und allmählich in die darüber<br />

befindlichen Räume ein Eine Abhilfe gegen diesen Effekt<br />

ist möglich, wenn man den Wagen zunächst außerhalb <strong>der</strong><br />

Garage ca 30 Minuten abkühlen laßt und dann erst einfahrt<br />

Spraydosen mit den <strong>der</strong>zeitig verwendeten Treibgasen auf<br />

Fluorchlorathylen-Basis sind aus ökologischer Sicht ganz<br />

zu meiden, da von ihrer Verwendung auf <strong>der</strong> Erde diese<br />

Treibgase gemäß kurzhchen Mitteilungen bis in <strong>der</strong> Ozonschicht<br />

nachgewiesen werden konnten und zu <strong>der</strong>en Zerstörung<br />

beitragen Dies muß verheerende Folgen nach sich<br />

ziehen, indem die durch die Ozonschicht abgefilterte Ultraviolett-Strahlung<br />

dann ungehin<strong>der</strong>t auf die Erde gelangen<br />

kann<br />

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42 Lotz, K E und M Schro<strong>der</strong>-Speck Bautechnische Gesundheitsmaßnahmen<br />

und Praxisbeispiele Paffrath, Remscheid<br />

(1978)<br />

43 Lotz, K E Einfluß von Außenwanden auf das Raumklima<br />

Paffrath, Remscheid (1978)<br />

44 Lotz, K E Über die Problematik einer exakt-baubiologischen<br />

Beurteilung von Baustoffen aufgrund des <strong>der</strong>zeitigen wissenschaftlichen<br />

Kenntnisstandes Paffrath, Remscheid (1978)<br />

45 Kopp, J Gesundheitsschädliche und bautenschadliche Einflüsse<br />

von Bodenreizen Zürich (1965)<br />

46 Deutsche Forschungsgemeinschaft, Herausg E A Boedefeld<br />

Bestandsaufnahme Krebsforschung in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland 1979 Band I-Ill, Harald Boldt, Boppard (1980)<br />

Anschrift des Verfassers Prof Dr K E Lotz, Fachhochschule<br />

<strong>für</strong> Bauwesen, Postfach 651, 7950 Biberach<br />

LEUKONA<br />

Rheuma-Bad<br />

Zusammensetzung:<br />

100 g enthalten:<br />

ÖL Pini 1,5 g, Campher 3,0 g, Ol. Thymi 4,0 g,<br />

Ol. TerebintU. reotrt.10,0 g, MethylsalicyL 15,0 g.<br />

Indikationen:Subakutes rheumatisches Fieber,<br />

Infektarthritis, primär chronische Polyarthritis,<br />

Lumbai- und Zervikalsyndrom.<br />

Kontraindikationen: Fieberhafte Erkrankungen,<br />

Tuberkulose, schwere Herz- und Kreislaufinsuffizienz,<br />

Hypertonie.<br />

200 ml (7 Vollbä<strong>der</strong>) DM 11,45 mit MwSt.<br />

1000 ml DM 33,- mit MwSt.<br />

Hersteller:<br />

Dr. Atzinger & Co. KG,<br />

8390 Passau<br />

Depositeur <strong>für</strong> Österreich:<br />

Mag. Doskar, 1010 Wien 1<br />

Schweizer Vertreter:<br />

Medinca S.A., 6300 Zug<br />

407


Neue Pharmazeutika<br />

Neurapas®<br />

Zusammensetzung<br />

1 Tablette enthält:<br />

Extr. Herb. Hyperici (aquos. sicc. 6:1) 80,0 mg, Extr. Rad.<br />

Valerianae (spri. sicc. 4:1) 40,0 mg Extr. Herb. Passiflorae<br />

(spir. sicc. 6:1) 40,0 mg, Rhiz. Corydalidis cavae 40,0 mg,<br />

Herb. Eschscholtziae californ. 40,0 mg, Cicuta virosa D2<br />

0,1 mg.<br />

Indikation<br />

Reaktive, agitierte und larvierte Depressionen, Melancholie,<br />

Neurasthenie, Neuropathie, Organneurosen.<br />

Kontraindikationen<br />

keine<br />

Dosierung<br />

1 bis 3mal täglich zwei Tabletten unzerkaut mit etwas Flüssigkeit<br />

schlucken.<br />

Verkaufspreis<br />

Röhrchen mit 80 überzogenen Tabletten DM 6,55<br />

Hersteller<br />

PASCOE Pharmazeutische Präparate GmbH, Schiffenberger<br />

Weg 55, 6300 Lahn-Gießen.<br />

NEYPARADENT-Mundtherapeutikum<br />

zur biologischen Vorbeugung und Behandlung von Mundund<br />

Zahnerkrankungen.<br />

Zusammensetzung<br />

Mischung makromolekularer Organlysate (Crista dent. foet.<br />

Placenta, Diencephalon) und Arzneigrundstoffen, inkorporiert<br />

in organspezifischen Liposomen und suspendiert in<br />

Meerwasser mit Zusätzen von Phytotherapeutika (Chamomillae,<br />

Arnicae, Myrrhae). Die quantitative Zusammensetzung<br />

ist auf <strong>der</strong> Verpackung angegeben.<br />

Eigenschaften<br />

NEYPARADENT®-Mundtherapeutikum enthält organzytoplasmatische<br />

Wirksubstanzen in <strong>für</strong> Mundschleimhaut und<br />

Zahnleiste organotropen Liposomen. Liposome sind feinste<br />

Fett-Tröpfchen, in denen die Organwirkstoffe inkorporiert<br />

sind. Der Organo-Tropismus beruht auf dem Einbau von<br />

Organfaktoren in die Lipidmembranen (DBP 2650 502.2).<br />

Die biologischen Makromoleküle wirken regenerativ auf<br />

geschädigte Gewebe, indem sie die Selbstheilungsvorgänge<br />

anregen und Zellfunktionen normalisieren. Die Liposome<br />

sind in einer optimalen Mischung von phytotherapeutischen<br />

Extrakten emulgiert, die einen speziell entzündungshemmenden,<br />

die Wundheilung för<strong>der</strong>nden Effekt ausüben.<br />

Darüber hinaus enthält NEYPARADENT®-Mundtherapeutikum<br />

Meerwasser mit essentiellen Spurenelementen. Hierdurch<br />

kommt auf natürliche Weise eine adstringierende Wirkung<br />

zustande.<br />

Anwendungsgebiete<br />

Parodontopathien, Entzündungen <strong>der</strong> Mundschleimhaut<br />

und des Zahnfleisches, Aphthen, Herpes labialis.<br />

Dosierung und Anwendungshinweise<br />

Falls vom Arzt nicht an<strong>der</strong>s verordnet, 10 Tropfen und mehr<br />

auf ein Likörglas lauwarmes Wasser geben und mehrmals<br />

täglich spülen. Die Wirkstoffe sollten möglichst lange auf<br />

das Zahnfleisch und die Schleimhäute einwirken. Bei akuten<br />

Entzündungsprozessen kann NEYPARADENT -Mundtherapeutikum<br />

auch unverdünnt zum lokalen Betupfen<br />

angewandt werden.<br />

Unverträglichkeit und Risiken<br />

Bei vorgeschriebener Anwendung keine.<br />

Darreichungsform und Packungsgröße<br />

15 ml Tropfflasche<br />

Hersteller<br />

vitOrgan Arzneimittel GmbH, 7302 Ostfildem 1<br />

Cefaktivon® „novum"<br />

RES-Stimulans, Zellaktivator<br />

Zusammensetzung<br />

1 Ampulle (1 ml) enthält:<br />

Cer(lll)-chlorid<br />

Extr. Sanguinis deprot. sicc. (30:1) v. Kalb<br />

Extr. aquos. (1:5) aus Rad. Echinaceae<br />

Herb. Hyperici<br />

Fol. Trifolii fibr.<br />

Flor. Calendulae<br />

0,1 mg<br />

20 mg<br />

20 mg<br />

20 mg<br />

20 mg<br />

20 mg<br />

Anwendungsgebiete<br />

Vorzeitige Aufbrauchs- und altersbedingte Abnutzungserscheinungen,<br />

periphere und zerebrale Durchblutungsstörungen,<br />

neurovegetative Störungen, Wundheilungsstörungen,<br />

leichtere Verbrennungen, RES-Stimulans, Adjuvans<br />

bei <strong>der</strong> Krebstherapie.<br />

Eigenschaften und Wirkungsweise<br />

Cefaktivon „novum" unterstützt das Heilbestreben des Körpers<br />

bei mangeln<strong>der</strong> Abwehrkraft gegen Bakterien, Viren -<br />

aber auch entartete Zellen - und kann daher mit Vorteil bei<br />

<strong>der</strong> Kanzerose und Präkanzerose, unbeschadet des Vorranges<br />

chirurgischer, radiologischer, chemotherapeutischer<br />

und hormoneller Maßnahmen verordnet werden. Durch<br />

Cefaktivon „novum" wird das Allgemeinbefinden Krebskranker<br />

gehoben und die Angriffsfreudigkeit des RES angestachelt.<br />

Oft wird auch eine Appetitsteigerung nach<br />

Cefaktivon „novum"-Gabe beobachtet.<br />

Die Steigerung <strong>der</strong> Sauerstoffaufnahme mit <strong>der</strong> daraus<br />

resultierenden Verbesserung <strong>der</strong> zellulären Energiebereitstellung<br />

erklärt die günstige Wirkung bei mangeln<strong>der</strong> Heilungstendenz<br />

von Unterschenkelgeschwüren, trophischen<br />

Hautstörungen, Durchblutungsstörungen, Verbrennungen<br />

und chronischen Ekzemen.<br />

Cefaktivon „novum" ist darüber hinaus eine wichtige Hilfe<br />

zur Behandlung <strong>der</strong> Beschwerden des alternden Menschen.<br />

Es ist indiziert bei alters- und zivilisationsbedingten Ver-<br />

408 <strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.


auchs- und Abnutzungserscheinungen, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

frühzeitigem Verfall nach schwereren Krankheiten, allgemein<br />

bei Schwächezuständen nach Operationen und zehrenden<br />

inneren Erkrankungen, bei klimakterischen Beschwerden<br />

<strong>der</strong> Frau und nachlassen<strong>der</strong> Aktivität des<br />

Mannes, bei neurovegetativer Dystonie sowie bei depressiven<br />

Verstimmungen, beson<strong>der</strong>s des älteren Patienten.<br />

Dosierung<br />

Täglich 1 -2 ml zur iv., im. o<strong>der</strong> sc. Injektion.<br />

Nach ca. 20 Injektionen ist eine Applikationspause von<br />

1-2 Wochen zu empfehlen, dann kann die Kur wie<strong>der</strong>holt<br />

werden. Erhaltungsdosen (von je 1 ml) sind bei erreichtem<br />

Wohlbefinden in 1-2wöchigen Abständen durchaus sinnvoll.<br />

Wenn aus irgendwelchen Gründen eine parenterale<br />

Applikation nicht möglich ist, kann <strong>der</strong> Inhalt von Cefaktivon<br />

„novum"-Ampullen auch sublingual eingenommen<br />

werden (1-2 mal täglich 1 ml).<br />

Handelsformen und Preise<br />

Packung mit 10 Ampullen zu 1 ml DM 17,97<br />

50 Ampullen zu 1 ml DM 58,17<br />

100 Ampullen zu 1 ml DM 97,28<br />

(Preisän<strong>der</strong>ungen vorbehalten)<br />

Hersteller<br />

CEFAK Chem.-pharm. Fabrik, 8960 Kempten/Allgäu.<br />

Pasirheuman®<br />

Zusammensetzung<br />

Eine Tablette enthält 100 mg Phenylbutazon und 100 mg<br />

Ascorbinsäure (Vitamin C)<br />

Indikation<br />

Pasirheuman wird zur Behandlung rheumatischer und rheumatoi<strong>der</strong><br />

Erkrankungen eingesetzt, z. B.: Primär chronische<br />

Polyarthritis; Ischialgie; Gichtanfall; extraartikuläre Affektionen<br />

wie Periarthritis humeroscapularis, Bursitis, Tendinitis,<br />

Tendovaginitis, Muskelrheumatismus, Wurzelneuralgien;<br />

Lumbago (Hexenschuß); Spondylarthritis ankylopoetica<br />

(Morbus Bechterew); Reiter-Syndrom; Arthrosen und<br />

Spondylosen.<br />

Pasirheuman ist ebenso zur Prophylaxe und Therapie von<br />

Entzündungen und Schwellungen nach chirurgischen Maßnahmen<br />

und bei Thrombophlebitis geeignet.<br />

Kontraindikationen<br />

Bei manifesten Magen- und Darmgeschwüren, Leukopenien,<br />

hämorrhagischen Diathesen (Thrombopenie, Koagulopathie),<br />

kardialer, renaler und hepatischer Insuffizienz soll<br />

Pasirheuman nicht eingesetzt werden.<br />

Wegen möglicher Rezidive sollen auch anamnestisch weiter<br />

zurückliegende Magen- und Darmulzera berücksichtigt<br />

werden. Bei länger andauern<strong>der</strong> Therapie empfiehlt es sich,<br />

von Zeit zu Zeit das Blutbild zu kontrollieren.<br />

Dosierung<br />

Im akuten Fall wird viermal eine Tablette pro Tag eingenommen<br />

(drei bis vier Tage), bei längerer Behandlung<br />

genügen ein bis zwei Tabletten täglich.<br />

Verkaufspreis<br />

Packung mit 20 Tabletten 6,20 DM mit MwSt.<br />

Packung mit 50 Tabletten 13,05 DM mit Mwst.<br />

Packung mit 100 Tabletten 24,35 DM mit MwSt.<br />

Hersteller<br />

Delalande Arzneimittel GmbH Köln<br />

Cinaebosan© wird abgelöst durch das homöopatische<br />

Komplexmittel Cinaebosan®-G-, welches sich seit vielen<br />

Jahren unter <strong>der</strong> bisherigen Bezeichnung Grippoplex in <strong>der</strong><br />

Praxis bewährt hat.<br />

Die Zusammensetzung von Cinaebosan®-G-:<br />

20 g enthalten:<br />

Ephedra vulg. D1, Malva silv. D 2, Eupator. perf. D 2 aa 0,2 g;<br />

Ipecac. D 4 0,5 g; Sulf. jod. D 5 0,6 g; Cetrar. isl. D 2,<br />

China D 2 aa 1g; Bryon. D 3, Nux vom. D 4 aa 2 g; Merc.<br />

cyan. D 4 2,3 g; Bellad. D 4, Aconit. D 4 aa 5 g.<br />

Anwendungsgebiete<br />

Grippe, grippöse Infekte, Erkältungskrankheiten.<br />

Dosierungsanleitung<br />

Soweit nicht an<strong>der</strong>s verordnet, stündl. 10 o<strong>der</strong> 3mal tägl.<br />

20 Tropfen Vz Std. vor dem Essen in etw. Wasser einnehmen<br />

(z. Stoßtherapie bis zu 50 Tropfen).<br />

Handelsform und Preis<br />

20 ml Tropfflasche DM 6,85<br />

Hersteller<br />

Walter Bock, Pharmazeutische Präparate, 4650 Gelsenkirchen<br />

Prostata-Adenom<br />

mit Harnverhaltung,<br />

Kongestionen,<br />

Miktionsstörungen,<br />

Blasenhalssklerose,<br />

Prostatitis chronica,<br />

Resturin, Reizblase,<br />

Zustand nach TUR<br />

PROSTAMED<br />

Nebenwirkungsfreie Langzeittherapie prostatischer<br />

Erkrankungen, Besserung <strong>der</strong> Kongestionsprostatitis und<br />

<strong>der</strong> Miktionsbeschwerden Steigerung des Uroflow,<br />

Reduzierung des Resturins,<br />

Behandlung vor und nach Operationen<br />

Zusammensetzung: Kurbisglobuhn 0,1 g, Kurbismehl<br />

0,2 g, Extr fl Solidago 0,04 g, Extr fl Pop trem 0,06 g,<br />

Kakao 0,05 g, Sacch lact ad 0,5 g<br />

Dosierung: 3mal täglich 2 - 4 Tabletten einnehmen<br />

Handelsform und Preise (incl. MwSt.):<br />

60 Tabl DM8,45,120 Tabl DM 14,48, 360 Tabl DM34,78<br />

Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung,<br />

7615 Ze/1-Harmersbach/Schwarzwald<br />

410 <strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.


Jsoskleran<br />

Reg -Nr J 261<br />

Apothekenpflichtig<br />

Prophylaktisch und therapeutisch bei Arteriosklerose.<br />

Bestandteile: Armca spag D 30, Acomtum,<br />

Avena, Echinacea, Populus, Solidago, Vincetoxicum<br />

spag D12 aa ad 0,1 g<br />

Dosierung: Falls nicht an<strong>der</strong>s verordnet, 3mal<br />

täglich 1-2 Tabletten<br />

Packung mit 150 Tabletten DM 7,50<br />

Großpackung mit 2000 Tabletten DM 57,60<br />

JSO-Werk<br />

Postfach 74<br />

84 Regensburg 1<br />

Aus <strong>der</strong> pharmazeutischen Industrie<br />

100 Jahre Merckle Arzneimittel Blaubeuren<br />

Als Wegbereiter von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes<br />

mellitus und Hyperlipidämie för<strong>der</strong>t Fettsucht die Entstehung<br />

kardiovaskulärer Erkrankungen - die gefährlichsten<br />

Zivilisationskrankheiten unserer Zeit. Daß die Firma<br />

Merckle - ausgerechnet im Jubiläumsjahr ihres 100. Geburtstages<br />

- mit Duolip® ein Medikament gegen schwere<br />

Hyperlipidämien, die we<strong>der</strong> durch Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernährung<br />

noch durch an<strong>der</strong>e Verhaltensän<strong>der</strong>ungen beeinflußt werden<br />

können, auf den Markt brachte, ist ein doppelter Anlaß<br />

zum Feiern.<br />

Vor genau 100 Jahren wurde von Adolf Merckle eine<br />

Chemikaliengroßhandlung in Aussig an <strong>der</strong> Elbe gegründet,<br />

<strong>der</strong> Vorläufer des heutigen mittelständischen pharmazeutischen<br />

Unternehmens in Blaubeuren. Vor <strong>der</strong> Entwicklung,<br />

<strong>der</strong> Produktion und dem Vertrieb von Arzneispezialitäten<br />

befaßte er sich mit Körperpflegemitteln und Verbandsmaterial;<br />

doch bereits 1920 hatte Adolf Merckle zwei<br />

Zweigbetriebe und Nie<strong>der</strong>lassungen in mehreren Städten.<br />

1938 hatte sich die Firma Merckle in Böhmen wirtschaftlich<br />

einen beachtlichen Platz erkämpft.<br />

Das Ende des zweiten Weltkrieges brachte auch das Ende<br />

<strong>der</strong> Firma Merckle in <strong>der</strong> Tschechoslowakei mit sich. In <strong>der</strong><br />

Heimat seiner Frau, in Blaubeuren, begann 1945 <strong>der</strong> Sohn<br />

des Grün<strong>der</strong>s, Ludwig Merckle, einen neuen Versuch mit<br />

aus Böhmen mitgebrachten Präparaten (Toximer® und<br />

Mirfulan®). 1958 gründete er eine Nie<strong>der</strong>lassung in Österreich.<br />

Schon bald wurde die Forschung „fündig", wurden neue<br />

Arznei-Spezialitäten entwickelt, die auf dem pharmazeutischen<br />

Markt erfolgreich waren. Adolf Merckle in <strong>der</strong> dritten<br />

Generation führt seit 1967 die Firma weiter. 1974 gründete<br />

er die 100prozentige Tochter „ratiopharm", die gezielt<br />

Generics auf den deutschen Markt bringt. Sie erzielte 1980<br />

rund 60 Mill. DM Umsatz. 1971 begann die Zusammenarbeit<br />

mit einer Schweizer Pharmafirma.<br />

Die Unternehmensgruppe Merckle, die mit 10 Mill. DM Umsatz<br />

in die 70er Jahre ging, erzielte im Jahre 1980 einen<br />

Umsatz von 125 Mill. DM - mit 500 Mitarbeitern und einem<br />

beachtlichen Platz unter den erfolgreichen pharmazeutischen<br />

Unternehmen <strong>der</strong> Bundesrepublik.<br />

Wegen <strong>der</strong> bei hohen Dosen reiner Aristolochiasäure im<br />

Tierversuch festgestellten kanzerogenen Wirkung empfiehlt<br />

das BGA, auch die Präparate aus dem Handel zu nehmen,<br />

die Aristolochia-Vollauszüge enthalten. Hiervon sind unsere<br />

Erzeugnisse<br />

Rephamen<br />

Rephaprossan und das<br />

Repha-Akne-Mittel (Tropfen und Paste)<br />

betroffen. Wir sind daher lei<strong>der</strong> gezwungen, diese Präparate<br />

ab sofort aus dem Verkehr zu ziehen und die Produktion<br />

bis zur effektiven Klärung ruhen zu lassen.<br />

HYPERFORAT<br />

vegetativ stabilisierend, frei von Nebenwirkungen.<br />

®<br />

psychische<br />

und nervöse<br />

Störungen<br />

Zusammensetzung:Tropfen 100genthalten Extr fl Herb<br />

Hypenci perf. 100 g stand, auf 2 mg Hypencin pro ml.<br />

Kontraindikationen: Photosensibihsierung.<br />

Dosierung: Tropfen. 2—3 x taglich 20—30 Tropfen vor<br />

dem Essen in etwas Flüssigkeit einnehmen<br />

Handelsformen und Preise incl. MWST.: Tropfen- Flasche<br />

mit 30 ml DM 8,68, 50 ml DM 13,46,100 ml DM 22,72<br />

Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung,<br />

7615 Zell-Harmersbach/Schwarzwald<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg. 411


Wir werden uns bemühen, die homöopathischen Präparate<br />

Rephamen und Rephaprossan in geän<strong>der</strong>ter Zusammensetzung<br />

bei gleichem bzw. ähnlichem Arzneibild in<br />

einem beschleunigten Zulassungsverfahren wie<strong>der</strong> in den<br />

Verkehr zu bringen.<br />

REPHA, Chemisch-pharmaz. Fabrik,<br />

Postfach 1180, 3012 Langenhagen<br />

Versierter Pharmaberater<br />

mit langjähriger Außendiensterfahrung, in Fachärzteund<br />

Allgemeinmedizinerkreisen des Bezirkes Hannover<br />

Stadt und Land - Braunschweig - Hildesheim - Harz -<br />

Göttingen gut eingeführt, möchte sich zum 1. Januar<br />

1982 verän<strong>der</strong>n, z. Z. in angekündigter Stellung. Zuschriften<br />

erbeten unter Chiffre 136/81 an den Verlag.<br />

Jura KG in neuen Kontroll- und Produktionsräumen<br />

Die in Konstanz am Bodensee ansässige JURA KG, Produzent<br />

von Arzneimitteln aus Frischpflanzen, Drogen und<br />

Enzymen und Präparaten zur Regeneration <strong>der</strong> Darmflora,<br />

hat ihre im vergangenen Jahr errichteten Produktions- und<br />

Kontrollräume bezogen. Nach neuen, mo<strong>der</strong>nen Richtlinien<br />

werden hier Medikamente <strong>für</strong> die Humanmedizin auf einer<br />

Fläche von etwa 500 m 2 hergestellt. Das Konstanzer Architekturbüro<br />

Fischer & Loessöomg verstand es vortrefflich<br />

einen kleineren pharmazeutischen Betrieb einem älteren<br />

Gebäude mit etwa 1000 m 2 anzuglie<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> Verwaltung,<br />

Werkstatt, Lagerräume und Konfektion beherbergt, ohne<br />

daß <strong>der</strong> Produktionsfluß beeinträchtigt wurde.<br />

Auch die Mitarbeiter <strong>der</strong> JURA KG setzen gerne in einem<br />

„Betrieb <strong>der</strong> kurzen Wege" ihre zum Teil über Jahrzehnte<br />

ausgeübte Tätigkeit fort.<br />

Die JURA KG wurde 1925 in Nürnberg von Nikolaus Gollwitzer<br />

gegründet und nach <strong>der</strong> totalen Zerstörung im 2.<br />

Weltkrieg, 1949 nach Konstanz verlegt. Nach seinem Tode<br />

im Jahre 1974 übernahm <strong>der</strong> Sohn, Dipl. Biol. Wolfgang<br />

Gollwitzer die Leitung. Es bleibt <strong>der</strong> JURA KG zu wünschen,<br />

daß die Familientradition eines Tages vom Enkel des Firmengrün<strong>der</strong>s,<br />

Jürgen Gollwitzer, fortgeführt werden möge,<br />

<strong>der</strong> sich zur Zeit auf dem Weg zur Ausbildung als Apotheker<br />

befindet.<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Arzte <strong>für</strong> Naturheilverfahren e V , sowie die dem <strong>Zentralverband</strong><br />

angeschlossenen Gesellschaften und Arbeitsgemeinschaften<br />

Internationale Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroakupunktur nach Dr Voll e V ,<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroneuraldiagnostik und -therapie nach Croon e V ,<br />

Deutsche Arztegesellschaft <strong>für</strong> Akupunktur e V ,<br />

Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> HOT (fotobiologische Oxydationstherapie)<br />

e V,<br />

InternationaleGesellschaftfurHomotoxikologie und antihomotoxischeTherapiee V ,<br />

Internationale medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Neuraltherapie nach Huneke e V ,<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Thermographie e V ,<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Symbioselenkung,<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Gesundheitsvorsorge,<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Phytotherapie,<br />

Arbeitskreis <strong>für</strong> Homöopathie,<br />

Arztegesellschaft <strong>für</strong> Naturheilverfahren (Physiotherapie) e V Berlin<br />

Schriftleitung<br />

Dr med K H Caspers, Hochrainstraße 50, 8399 Bad Fussing 1,<br />

Dr med H Haferkamp, Am Eselsweg 81, 6500 Mainz 22,<br />

Dr med K Schimmel, von-Scheffel-Str 3, 8210 Pnen/Chiemsee,<br />

Dr med R F Weiß, Vogelherd 1, 7971 Aitrach/Wurttemberg<br />

Mitteilung <strong>der</strong> Schriftleitung:<br />

Zuschriften mit Origmahen (wissenschaftlichen Beitragen), Referate redaktionelle<br />

Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redakt'onssekretanat<br />

<strong>der</strong> Arztezeitschnft <strong>für</strong> Naturheilverfahren, von-Scheffel-Straße 3,8210 Pnen/Chiemsee,<br />

erbeten<br />

Origmahen und Beitrage, die zur Veröffentlichung kommen, werden honoriert Die<br />

Schriftleitung behalt sich jedoch den Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung vor<br />

Grundsatzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen<br />

Alle Manuskripte sind direkt an die Schriftleitung zu richten Grundsatzlich werden<br />

nur solche Arbeiten angenommen, die vorher we<strong>der</strong> im Inland noch im Ausland veröffentlicht<br />

worden sind Die Manuskripte dürfen auch nicht gleichzeitig an<strong>der</strong>en<br />

Blattern zum Abdruck angeboten werden — Mit <strong>der</strong> Annahme des Manuskriptes<br />

erwirbt <strong>der</strong> Verlag <strong>für</strong> die Dauer <strong>der</strong> gesetzlichen Schutzfrist die ausschließliche<br />

Befugnis zur Wahrnehmung <strong>der</strong> Verwertungsrechte im Sinne des § 15 f des Urheberrechfsgesetzes<br />

— Übersetzung, Nachdruck — auch von Abbildungen —, Vervielfältigung<br />

auf fotomechanischem o<strong>der</strong> ahnlichem Wege o<strong>der</strong> in Magnetton-Verfahren,<br />

Vortrag, Funk- und Fernsehsendung sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen<br />

- auch auszugsweise - sind nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlages<br />

gestattet — Für den persönlichen Gebrauch dürfen von Beiträgen o<strong>der</strong> Teilen von<br />

diesen einzelne Kopien hergestellt werden — Jede im Bereich eines gewerblichen<br />

Unternehmens hergestellte Kopie dient im Sinne von § 54, Abs 2 UrhG gewerblichen<br />

Zwecken und ist gebührenpflichtig Die Gebuhr betragt DM -,40 je vervielfältigte<br />

Seite Sie wird entrichtet entwe<strong>der</strong> durch Anbringen einer entsprechenden<br />

Wertmarke o<strong>der</strong> durch Bezahlung an die VG WORT, Abteilung Wissenschaft, Goethestraße<br />

49, 8000 München, von <strong>der</strong> weitere Einzelheiten zu erfragen sind<br />

Die Beiträge dürfen daher nicht in gleichem o<strong>der</strong> ähnlichem Wortlaut an an<strong>der</strong>er<br />

Stelle veröffentlicht werden<br />

- Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem Text<br />

vorgeschaltet wird Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen Sie sollte aber<br />

10 Druckzeilen nicht überschreiten Die Schriftleitung wird ohne Kosten eine<br />

englische Übersetzung veranlassen, sofern Sie es nicht vorziehen, diese selbst<br />

zu verfassen<br />

- Die Arbeit sollte von den Charaktenstika des mundlichen Vortrages befreit und<br />

noch vom Autor so bearbeitet werden, daß sie druckreif vorliegt<br />

- In <strong>der</strong> Regel gilt als maximale Lange <strong>für</strong> jede Arbeit 8-10 Schreibmaschinenseiten<br />

(1 1 /2-zeilig, 70 Anschlage pro Zeile)<br />

- Pro Arbeit sollten maximal 2 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden<br />

Arbeiten, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, müssen wir Ihnen lei<strong>der</strong> als<br />

unvollständig zurückreichen<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen,<br />

Rucksendung erfolgt nur, wenn Ruckporto beigefugt ist Arbeiten unter <strong>der</strong> Rubrik<br />

„Erfahrungen aus <strong>der</strong> Praxis" stellen nicht unbedingt die Meinung <strong>der</strong> Schriftleitung<br />

dar<br />

Editoriais drucken die personliche Meinung des Autors, jedoch nicht unbedingt<br />

die von Herausgeber o<strong>der</strong> Schriftleitung aus<br />

Alle Manuskripte werden von <strong>der</strong> Schriftleitung nach medizinisch-wissenschaftlichen<br />

und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen Gesichtspunkten<br />

redigiert<br />

Die Nennung von Markenbezeichnungen läßt keinerlei Rückschlüsse zu, ob es<br />

sich um geschützte Zeichen handelt<br />

Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung o<strong>der</strong> Kürzung aus redaktionellen<br />

Gründen vor<br />

Son<strong>der</strong>drucke:<br />

Von Ongmalbeitragen erhalten die Verfasser auf Verlangen 30 Son<strong>der</strong>drucke kostenlos<br />

Dies muß jedoch mit dem Einreichen des Manuskriptes ausdrucklich vermerkt<br />

werden Wird eine höhere Stuckzahl gewünscht, so erfolgt <strong>für</strong> diese eine Berechnung<br />

Nachdruck:<br />

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, <strong>der</strong> fotomechanischen<br />

Wie<strong>der</strong>gabe und <strong>der</strong> Übersetzung bleiben dem Verlag nach Maßgabe <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Bestimmungen vorbehalten Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit<br />

genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei Ongmalbeitragen <strong>der</strong> schriftlichen<br />

Genehmigung des Verlages Für innerbetriebliche totomechanische Vervielfältigung<br />

gilt das Rahmenabkommen des Borsenvereins des Deutschen Buchhandels mit<br />

dem BDI vom 14 6 1958 (10-Pf-Wertmarke pro Seite)<br />

Verlag:<br />

Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />

Postfach 120/140, D-3110 Uelzen 1<br />

Anzeigenverwaltung: Marlis Jess, Postfach 120/140, D-3110 Uelzen 1<br />

Anzeigenpreisliste: Zur Zeit gilt die Liste Nr 18<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand Uelzen<br />

Erscheinungsweise: Einmal im Monat<br />

Bezugsbedingungen:<br />

Der Bezugspreis betragt jährlich 60,- DM einschl UST , zuzuglich Versandkosten<br />

Einzelhefte werden zum Preis von je 8,- DM abgegeben Abonnementsgebuhren<br />

sind nach Rechnungserhalt fällig o<strong>der</strong> zahlbar netto Kasse<br />

Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Ersatz o<strong>der</strong><br />

Ruckerstattung eingezahlter Bezugsgebuhren<br />

Die Kündigung des Jahresabonnements kann nur schriftlich mit einer Frist von<br />

6 Wochen zum Jahresende beim Verlag erfolgen<br />

Im Falle höherer Gewalt o<strong>der</strong> bei Störung des Arbeitsfriedens besteht kein Anspruch<br />

auf Kürzung bzw Ruckzahlung des Bezugsgeldes<br />

Haftung:<br />

Sämtliche Angaben in diesem Heft sind nach bestem wissenschaftlichen Können <strong>der</strong><br />

einzelnen Autoren gemacht Eine Gewahr übernimmt <strong>der</strong> Verlag <strong>für</strong> diese Beitrage<br />

nicht Im Einzelfall bleibt es dem Leser überlassen, diese Aussagen einer eigenen<br />

Prüfung zu unterziehen Die Arzneimittel- und Geratehersteller haften selbst <strong>für</strong> ihre<br />

in den Anzeigen gemachten Angaben Ebenfalls übernimmt <strong>der</strong> Verlag keine Haftung<br />

<strong>für</strong> Schaden, die durch fehlerhafte o<strong>der</strong> unterbliebene Ausfuhrung im Text o<strong>der</strong> in<br />

den Anzeigen entstehen<br />

Zahlungen:<br />

Auf das Postscheckkonto Hamburg 2 392 16-201, Kreissparkasse Uelzen 5405<br />

BLZ 258 501 10<br />

Gerichtsstand Uelzen<br />

Druck: C Beckers Buchdruckerei GmbH & Co KG , Groß Lie<strong>der</strong>ner Straße 45,<br />

3110 Uelzen<br />

Diese <strong>Ausgabe</strong> umfaßt 60 Seiten und Umschlag<br />

412 <strong>Ärzte</strong>zeitschr. f. Naturheilverf. 7/81, 22. Jahrg.

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