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Abenteuer in der Karibik 1680 Wir schreiben das Jahr ... - Zubrod-net

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<strong>Abenteuer</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Karibik</strong> <strong>1680</strong><br />

<strong>Wir</strong> <strong>schreiben</strong> <strong>das</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>1680</strong> …<br />

Zur bekannten Geschichte dieser alternativen Vergangenheit:<br />

Als Jesus Christus am Kreuz starb wurde Gott richtig sauer<br />

und läutete <strong>das</strong> Armageddon e<strong>in</strong>.<br />

Er schickte se<strong>in</strong>e Erzengel auf die Erde und setzte sie als Herrscher e<strong>in</strong>. Sie übten diese<br />

Herrschaft e<strong>in</strong>ige Zeit direkt aus, überließen dann aber die Menschen immer mehr sich<br />

selbst.<br />

Alle, <strong>in</strong> <strong>der</strong> realen Welt unter christlich/mohamedanischem/jüdischem E<strong>in</strong>fluss stehenden<br />

Län<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>em Erzengel zugeord<strong>net</strong>. Was sie natürlich nicht daran h<strong>in</strong><strong>der</strong>t, Krieg<br />

gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu führen (z.B. Kreuzzüge etc.). Alle an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong> fielen beim<br />

Armageddon befreiten Dämonen <strong>in</strong> die Hände, die e<strong>in</strong>e ähnliche Herrschaft errichteten. Der<br />

göttliche E<strong>in</strong>fluss führt zu e<strong>in</strong>er merkwürdigen Entwicklung. In Län<strong>der</strong>n, <strong>in</strong> denen Magie<br />

erlaubt ist, leidet die Technik unter verstärkten Fehlfunktionen. In Län<strong>der</strong>n, <strong>in</strong> denen die<br />

technische Entwicklung geseg<strong>net</strong> ist, gibt es die fortschrittlichsten Erf<strong>in</strong>dungen, aber Magie<br />

ist schwer auszuführen und Fehler führen zu katastrophalen Folgen.<br />

05. Auf große Fahrt<br />

In See stechen sie wegen e<strong>in</strong>em Kurierauftrag und e<strong>in</strong>er Schatzsuche, doch warum sie auf<br />

diesem Weg fast alle Häfen <strong>der</strong> <strong>Karibik</strong> anlaufen, wird ihr Geheimnis bleiben. Warum sie<br />

allerd<strong>in</strong>gs auf e<strong>in</strong>em normalen Piratenschiff starten und letztendlich auf e<strong>in</strong>em Geisterschiff<br />

landen, wird ihnen noch lange im Gedächtnis bleiben.<br />

Die Gefährten bei diesem <strong>Abenteuer</strong>:<br />

Carmen („Mimi“) Selvita Tatlos Spanier<strong>in</strong><br />

Dorian Li Ch<strong>in</strong>ese<br />

Sascha Yanau Elb, Indianer<br />

Sybille („Bille“) Jaqul<strong>in</strong>e Lup<strong>in</strong>e Französ<strong>in</strong><br />

Tatjana („Tati“) Karla De'Patrone Spanier<strong>in</strong><br />

Tobias („Tobi“) Marco Rosso Italiener<br />

" Michael Branton Englän<strong>der</strong><br />

Hans<br />

Caswer Snor<strong>in</strong>g Englän<strong>der</strong><br />

" Jack Nimple Englän<strong>der</strong><br />

Siegfried (”Siggi”) Jonathan Small Englän<strong>der</strong><br />

Oliver (”Oli”) Joseph McMillan Englän<strong>der</strong><br />

Frank Robert Turp<strong>in</strong> Englän<strong>der</strong><br />

NSC Hop S<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Koch<br />

NSC Will Smith <strong>der</strong> Kanonier<br />

NSC Edgar Marsh <strong>der</strong> Überlebende <strong>der</strong> Plantage<strong>net</strong>


E<strong>in</strong>e kurze Erklärung vorweg: Von den folgenden Ereignissen kann ich nur wie<strong>der</strong>geben, was ich<br />

selber erlebt habe o<strong>der</strong> was mir me<strong>in</strong>e Gefährten erzählt haben. Auch habe ich mir nicht alles<br />

merken können und me<strong>in</strong>e Notizen s<strong>in</strong>d denkbar knapp. Als Navigator auf dieser Reise habe ich<br />

mich natürlich auf die Navigation konzentriert.<br />

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19 Iunii Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Der Elb Yanau und me<strong>in</strong>e Wenigkeit, Robert Turp<strong>in</strong> mit Namen, ehemaliger<br />

Offizier zur See se<strong>in</strong>er Britischen Majestät, haben die Jagdgesellschaft „Bucaneer<br />

Company Yanau-Turp<strong>in</strong> Ltd.“ gegründet und zogen durch die Wildnis <strong>der</strong> Insel.<br />

Am 3.Tag, unsere bisherige Beute war gerade mal ausreichend, sahen wir e<strong>in</strong><br />

Wildsche<strong>in</strong>, <strong>das</strong> konzentriert nach etwas grub. Es war jedenfalls e<strong>in</strong>e leichte Beute!<br />

Beim Ausnehmen und Häuten sahen wir etwas aus <strong>der</strong> Erde ragen: die Ecke e<strong>in</strong>er<br />

Kiste. <strong>Wir</strong> fanden neben verrotteter und unbrauchbarer Kleidung, die ansche<strong>in</strong>end<br />

englischen Ursprungs war, e<strong>in</strong>e verrostete Pistole, vermutlich auch aus Europa,<br />

sowie e<strong>in</strong>e wetterfeste Le<strong>der</strong>rolle, <strong>in</strong> die e<strong>in</strong> Kartenstück e<strong>in</strong>gehüllt war, und e<strong>in</strong>en<br />

Le<strong>der</strong>beutel mit e<strong>in</strong>em Schrumpfkopf, vermutlich aus Südamerika. Yanau me<strong>in</strong>te<br />

nur: „Pfui! Das ist ke<strong>in</strong>e elbische Arbeit!“. Am folgenden Tag br<strong>in</strong>gen wir unsere<br />

Beute nach Port Royal, verkaufen sie dort und gehen am Abend <strong>in</strong>’s „Red Roses“.<br />

Dort treffen wir e<strong>in</strong>ige unsere Gefährten von dem letzten <strong>Abenteuer</strong>. Selvita Tatlos<br />

und Karla De'Patrone, die beide auf <strong>der</strong> Suche nach ihren Eltern s<strong>in</strong>d, haben sich<br />

entschieden, <strong>das</strong> sie ihre Suche <strong>in</strong> spanischen Gebieten fortsetzen wollen. Marco<br />

Rosso, <strong>der</strong> italienische Draufgänger, war nicht anwesend – eigentlich hat ihn ke<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong> den letzten 3 Tagen gesehen. Jaqul<strong>in</strong>e Lup<strong>in</strong>e erzählte uns, daß Ihr e<strong>in</strong><br />

Kurierauftrag angeboten wurde, außerdem spielte sie mit dem Gedanken, <strong>das</strong> Haus<br />

von Barton zu kaufen. Da Barton tot ist, fragte sie bei <strong>der</strong> Stadtverwaltung an, aber<br />

die Antwort würde wohl etwas dauern. Da ich auch die Insel gerne verlassen<br />

wollte, beschlossen wir, uns nach e<strong>in</strong>er Reisegelegenheit umzuschauen.<br />

24 Iunii Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Abends trafen wir uns wie<strong>der</strong> im „Red Roses“. Bis auf Jonathan hat ke<strong>in</strong>er etwas<br />

brauchbares herausgefunden; er erzählt von e<strong>in</strong>em Bekannten, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Schiff und<br />

möglicherweise e<strong>in</strong>en Auftrag (mit Beute) hätte. Es handelte sich um e<strong>in</strong>en<br />

englischen Dreimaster, <strong>der</strong> etwas sturmgeschädigt war. Die Zeit <strong>der</strong> <strong>Karibik</strong>stürme<br />

hatte gerade begonnen und würde erst wie<strong>der</strong> im November enden. Das Schiff<br />

beför<strong>der</strong>e allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Passagiere, es handelt sich um e<strong>in</strong> unabhängiges<br />

Unternehmen, <strong>in</strong> <strong>das</strong> man sich e<strong>in</strong>kaufen muß. E<strong>in</strong> Anteil beträgt $ 100,- und ist <strong>das</strong><br />

M<strong>in</strong>imum, mit dem man sich beteiligen muß. Man kann e<strong>in</strong>en Anteil auch über<br />

e<strong>in</strong>en Schuldsche<strong>in</strong> erwerben, <strong>der</strong> Schuldsche<strong>in</strong> beträgt allerd<strong>in</strong>gs $ 120,-. Nach<br />

e<strong>in</strong>er kurzen Diskussion entschieden wir, daß wir uns dies zum<strong>in</strong>dest mal anhören<br />

könnten, worauf Jonathan die <strong>Wir</strong>tschaft verließ und nach e<strong>in</strong>er halben Stunde<br />

wie<strong>der</strong> mit vier Gestalten im Schlepptau erschien. Der erste war augensche<strong>in</strong>lich<br />

<strong>der</strong> Anführer, e<strong>in</strong> braungebrannter Schiffsoffizier mittleren Alters, sehr gut<br />

gekleidet mit e<strong>in</strong>em Dreispitz auf dem Kopf und Pistole und Kurzschwert im<br />

Gürtel. L<strong>in</strong>ks und rechts h<strong>in</strong>ter ihm kamen zwei jüngere Männer, die nach <strong>der</strong><br />

besseren Kleidung zu urteilen se<strong>in</strong>e untergeord<strong>net</strong>en Seeoffiziere waren. E<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

beiden trug e<strong>in</strong>en Schlapphut und e<strong>in</strong> Kurzschwert, h<strong>in</strong>ter ihm kam e<strong>in</strong> vierter


Mann, <strong>der</strong> ganz <strong>in</strong> Schwarz gekleidet war und e<strong>in</strong> Entermessser im Gürtel hatte. Der<br />

Anführer begrüßte uns mit e<strong>in</strong>em knappen "Hello" und stellte sich als Jack Nimple,<br />

Kapitän <strong>der</strong> "Maiden of the Sea" vor. Se<strong>in</strong>e beiden Offiziere stellte er als Joseph<br />

McMillan, 1.Offizier und Michael Branton, 2.Offizier vor. Branton war <strong>der</strong> mit dem<br />

Schlapphut. Den vierten Mann stellte er als Will Smith vor, se<strong>in</strong> Hauptkanonier. Er<br />

erzählte uns weiterh<strong>in</strong>, <strong>das</strong> sie bei den Sturm den Großteil <strong>der</strong> Mannschaft verloren<br />

haben, so <strong>das</strong> sie jetzt nur noch zu acht s<strong>in</strong>d. Die "Maiden" hat sonst e<strong>in</strong>e Besatzung<br />

von 45 Mann. Nach e<strong>in</strong> bisschen Smalltalk trennten wir uns und verabredeten uns<br />

für den nächsten Abend wie<strong>der</strong> hier.<br />

25 Iunii Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Yanau und ich schlen<strong>der</strong>ten am nächsten Morgen zum Hafen und lungerten erst<br />

mal so rum. Irgendwann wurde es Yanau zu langweilig und er g<strong>in</strong>g Richtung<br />

Hauptstraße zurück. Ich wollte nicht unhöflich se<strong>in</strong>, aber mit e<strong>in</strong>em Elb <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />

Begleitung war es unwahrsche<strong>in</strong>lich, daß ich am Hafen irgendetwas erfahren<br />

würde. Aber auch so war wenig über <strong>das</strong> Schiff bekannt. Es lag etwas abseits, e<strong>in</strong><br />

eher kle<strong>in</strong>er Dreimaster, mit 6 Stückpforten auf je<strong>der</strong> Seite und so ramponiert, daß<br />

man es sogar auf diese Entfernung sehen konnte.<br />

Abends im Red Roses erzählte Jaqul<strong>in</strong>e, was sie zu über <strong>das</strong> Schiff erfahren hat. Es<br />

sei e<strong>in</strong> englischer Freibeuter, <strong>der</strong> bisher, soweit bekannt, ke<strong>in</strong>e englischen o<strong>der</strong><br />

französischen Schiffe gekapert hätte. Jetzt würde er seit ungefähr e<strong>in</strong>er Woche auf<br />

Reede liegen, auf dem preiswertesten Platz, <strong>der</strong> hier zu bekommen war. Die<br />

Reparaturen g<strong>in</strong>gen voran, aber da die Besatzung nicht mit Geld um sich schmeißt,<br />

dauert es natürlich se<strong>in</strong>e Zeit. Daraus kann man schließen, daß sie überhaupt noch<br />

ke<strong>in</strong>e Schiffe gekapert hätten und so würde sich die Frage stellen, wie ihr Aufttrag<br />

überhaupt aussieht.<br />

Später kamen, wie verabredet, Jack Nimple und die an<strong>der</strong>en drei Seeleute, die den<br />

Gästen an den beiden Nachbartischen – wir hatten wie üblich unseren Tisch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Ecke – freundlich zu verstehen gaben, daß wir ungestörrt se<strong>in</strong> wollten:<br />

„Verschw<strong>in</strong>det!“ - „Such Dir e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Tisch!“. Der Kapitän holte e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>er<br />

Karte hervor und erzählte, daß sie auf <strong>der</strong> Suche nach den an<strong>der</strong>en Teilen wären.<br />

Auf <strong>der</strong> Karte war e<strong>in</strong> Datum zu lesen, „25.6.“ stand <strong>in</strong> roter Schrift <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ecke.<br />

Auf me<strong>in</strong>e Karte standen ebenfalls diese Zahlen, ich habe sie allerd<strong>in</strong>gs für e<strong>in</strong>e<br />

Ortsangabe, z.B. e<strong>in</strong>en Längen- o<strong>der</strong> Breitengrad, gehalten. Nach e<strong>in</strong>igen h<strong>in</strong> und<br />

her kamen noch mehr Kartenteile zum Vorsche<strong>in</strong>. Auch ich holte me<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong><br />

Karte hervor und erwarb dafür e<strong>in</strong>en Anteil, e<strong>in</strong>en zweiten Anteil bezahlte ich<br />

regulär. Yanau erwarb ebenfalls e<strong>in</strong>en Anteil und heuerte als Koch an. Me<strong>in</strong>e<br />

Stellung war die e<strong>in</strong>es Navigators, daß war immerh<strong>in</strong> besser, als mit e<strong>in</strong>em<br />

plattfüßigen Indianer durch den Dschungel zu schleichen und erledigte Tiere zu<br />

räuchern. Die Kartenteile ergaben nach e<strong>in</strong>igen Versuchen die Karte von Old<br />

Providence, die 4 Tage entfernt im Südwesten von Jamaika liegt.


Auf spanischen Karten heißt die Insel "Isla de la Providencia". Mir war nicht<br />

bekannt, <strong>in</strong> wessen Besitz die Insel sich zur Zeit befand; ich hatte gehört, daß Henry<br />

Morgan sie 1665 von den Spaniern erobert haben soll, die sie wie<strong>der</strong>um 1642 <strong>der</strong><br />

"Providence Company" (o<strong>der</strong> "Providence Island Company", wie ihr voller Name<br />

lautete) abgenommen haben, die wie<strong>der</strong>um 1630 die Insel besiedelten.<br />

Die an<strong>der</strong>en waren e<strong>in</strong>er Seereise nicht abgeneigt, ich habe allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

mitbekommen, wer Anteile kaufte und wer nur als Passagier mitfahren wollte.<br />

Jaqul<strong>in</strong>e erwähnte, daß sie e<strong>in</strong>en Auftrag hat, für den sie nach Mart<strong>in</strong>ique muß. Dies<br />

führte zu e<strong>in</strong>er längeren Diskussion, was die Reiseroute ang<strong>in</strong>g. Sollten wir zuerst<br />

nach Old Providence o<strong>der</strong> zuerst nach Mart<strong>in</strong>ique? Es zeigte sich rasch, daß die<br />

Maiden <strong>das</strong> erste Mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Karibik</strong> war, denn Nimple war mit den herrschenden<br />

W<strong>in</strong>dverhältnissen nicht vertraut. Der vorgegebene Zeitplan für Jaqul<strong>in</strong>e verbot die<br />

erste Möglichkeit, denn von Old Providence nach Mart<strong>in</strong>ique mussten wir mit<br />

permanenten Gegenw<strong>in</strong>d rechnen. Ich kalkulierte für die Strecke Port Royal<br />

(Jamaika) – Mart<strong>in</strong>ique 30 Tage und weitere 14 Tage für die Strecke Mart<strong>in</strong>ique –<br />

Old Providence. Nimple wäre zwar <strong>in</strong> 4 Tagen vor Old Providence gewesen, hätte<br />

dann aber über 60 Tage bis Mart<strong>in</strong>ique gebraucht. Aber immerh<strong>in</strong> war er <strong>in</strong>telligent<br />

genug, se<strong>in</strong>e Unkenntnis <strong>der</strong> hiesigen W<strong>in</strong>dverhältnisse e<strong>in</strong>zugestehen und er<br />

murmelte etwas von „dann können wir ja auch e<strong>in</strong>en Stop <strong>in</strong> San Juan auf Puerto<br />

Rico e<strong>in</strong>legen“.<br />

Später kamen wir, durch welche Umstände auch immer, zu <strong>der</strong> Erkenntnis, daß am<br />

25.6. – also heute - e<strong>in</strong> Treffen <strong>in</strong> Port Royal stattf<strong>in</strong>den sollte, und zwar am Haus<br />

von Jonathan McLougan; ich war allerd<strong>in</strong>gs schon so müde und angetrunken, daß<br />

ich nicht mehr mitbekommen habe, ob da noch jemand h<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g.<br />

Die nächsten Tage erledigten wir all die D<strong>in</strong>ge, die man vor e<strong>in</strong>er längeren Reise so<br />

zu tun hat. Beson<strong>der</strong>e Sachen ereig<strong>net</strong>en sich nicht.<br />

28 Iunii Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Am Abend auf dem Weg fanden e<strong>in</strong>ige von uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gasse e<strong>in</strong>en Asiaten, <strong>der</strong><br />

blutend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ecke lag. Irgendjemand hatte genug Verstand, um erste Hilfe zu<br />

leisten. Der Asiate entpuppte sich als Hop S<strong>in</strong>g, <strong>der</strong> ch<strong>in</strong>esische Diener des vor<br />

kurzem friedlich verstorbenen Jonathan McLougan, e<strong>in</strong> vor 10 <strong>Jahr</strong>en nach Port<br />

Royal gekommener Herr, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>igen von uns nicht unbekannt war. Als er sich<br />

etwas erholt hatte, erzählte Hop S<strong>in</strong>g, daß er von drei Männern angegriffen worden<br />

war. Er vermutete, daß es sich um Männer im Dienste von Mr. Archibald Penrose<br />

handelte, den dieser ist vor drei Tagen bei ihm vorstellig gewesen, musste aber<br />

unverrrichteter D<strong>in</strong>ge wie<strong>der</strong> abziehen. Mr.Penrose schien im Auftrag e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

Handelsgesellschaften gekommen zu se<strong>in</strong> und erzählte etwas von e<strong>in</strong>em<br />

vere<strong>in</strong>barten Treffen. Später fanden wir heraus, <strong>das</strong> er <strong>der</strong> Executive Chief <strong>der</strong><br />

Englischen Ost-Indien Gesellschaft (English East-India-Company, kurz EIC) ist.


Jaqul<strong>in</strong>e machte sich davon, um <strong>in</strong> <strong>das</strong> Haus von McLougan ei<strong>in</strong>zubrechen. Mit<br />

ihrer üblichen Geschicklichkeit und auf Grund e<strong>in</strong>iger Erfahrung gelang es ihr<br />

mühlos, <strong>in</strong> <strong>das</strong> Haus zu kommen. Von dem, was sie uns später erzählte, konnte ich<br />

mich später nur an folgendes er<strong>in</strong>nern: In <strong>der</strong> dunklen E<strong>in</strong>gangshalle s<strong>in</strong>d jeweils<br />

e<strong>in</strong>e Treppe rechts und l<strong>in</strong>ks. In e<strong>in</strong>em Zimmer s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Tisch und 3 Stühle, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Zimmer (dem e<strong>in</strong>zigsten?) im 1.Stock steht e<strong>in</strong> Bett. Irgendwo im Haus macht sie<br />

e<strong>in</strong> Loch <strong>in</strong> die Wand (um nach geheimen Verstecken zu suchen?). Aber soweit ich<br />

mich er<strong>in</strong>nern konnte, bekam sie nichts heraus.<br />

29 Iunii Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

E<strong>in</strong>en guten Tag verbrachte ich mit e<strong>in</strong>em Teil <strong>der</strong> Mannschaft mit<br />

Proviante<strong>in</strong>käufen. Wenn ich nicht so gut feilschen könnte, wären wir von diesem<br />

Halunkenpack über den Tisch gezogen worden.<br />

Hop S<strong>in</strong>g hatte sich e<strong>in</strong>igermaßen erholt und erwarb auch e<strong>in</strong>en Anteil. Er konnte<br />

uns schnell davon überzeugen, daß er als Koch wesentlich besser geeig<strong>net</strong> war als<br />

Yanau. Yanau schien über diese Feststellung eher erleichtert als erbost zu se<strong>in</strong>.<br />

Natürlich erweiterte Hop S<strong>in</strong>g die Proviantliste ...<br />

An diesem Abend erfuhren wir von Li, was aus Marco Rosso, unserem heißblütigen<br />

Italiener, geworden ist. Li hat herausgefunden, daß es vor 9 Tagen e<strong>in</strong> ordentliches<br />

Duell an <strong>der</strong> Alten Kirche gegeben hat und <strong>das</strong> Marco dort umgekommen ist. Marco<br />

wurde von se<strong>in</strong>en Gegnern ordentlich begraben.<br />

1 Iulii Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Am ersten Tag des neuen Monats war <strong>das</strong> Schiff endlich bereit zum Auslaufen. Es<br />

waren auch drei weitere Crew-Mitglie<strong>der</strong> h<strong>in</strong>zugekommen, so <strong>das</strong> wir jetzt mit 14<br />

passablen Seeleuten und e<strong>in</strong>em Steuermann versehen waren. Aber <strong>der</strong> Kapitän war<br />

mit den Reparaturarbeiten und <strong>der</strong> Mannschaftsstärke nicht zufrienden und so g<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>e weitere Woche rum, aber dafür hatten wir dann e<strong>in</strong> zusätzliches<br />

Mannschaftsmitglied.<br />

8 Iulii Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Heute war es ziemlich stürmisch 1 und für die nächsten Tage sah es im Moment<br />

nicht viel besser aus, aber <strong>das</strong> Wetter hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Karibik</strong> konnte sich schnell än<strong>der</strong>n.<br />

Der Kapitän wollte aber nach se<strong>in</strong>er letzten Sturmfahrt nicht mit e<strong>in</strong>er unerprobten<br />

Mannschaft auslaufen, wenn die Gefahr e<strong>in</strong>es Sturms bestand. So warteten wir noch<br />

e<strong>in</strong>e weitere Woche, aber es gelang uns sowohl vier weitere Seeleute anzuheuern als<br />

auch die bestehende Mannschaft so weit zu drillen, <strong>das</strong> wir jetzt 19 mehr als<br />

1 Historische Ereignisse: 08.07.<strong>1680</strong> : The first documented tornado <strong>in</strong> America kills a servant at Cambridge, Massachusetts


passable Seeleute hatten. Zusammen mit den Passagieren und dem Koch waren wir<br />

jetzt 23 Personen an Bord.<br />

15 Iulii Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Beim Frühstück erzählte Li uns, daß er vor 2 Wochen von jemanden gefragt worden<br />

ist, ob er nicht <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Häfen <strong>der</strong> EIC Bescheid geben könnte, aber er <strong>der</strong><br />

Person natürlich ke<strong>in</strong>e Antwort gegeben. Am Anfang war er sich nicht sicher, aber<br />

jetzt wäre er es: Das Schiff wird beobachtet! Auf diese Erklärung h<strong>in</strong> begann Will<br />

sich wohl etwas unwohl zu fühlen und rückte zögernd mit Wahrheit raus – er ist<br />

gestern gefragt worden, ob er nicht hier und da H<strong>in</strong>weise h<strong>in</strong>terlassen könnte o<strong>der</strong><br />

mal jemanden Bescheid geben könnte. Aber selbstverständlich ist er nicht auf dieses<br />

Angebot e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Da die Offiziere <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit genug Zeit hatten, die Mannschaft auszubilden,<br />

gelang <strong>der</strong> Maiden e<strong>in</strong>e perfekte Ausfahrt aus dem Naturhafen von Port<br />

Royal.<br />

20 Iulii Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Am 5.Tag meldete <strong>der</strong> Ausguck, daß sich h<strong>in</strong>ter uns e<strong>in</strong> Zweimaster auf dem selben<br />

Kurs bef<strong>in</strong>det, aber augensche<strong>in</strong>lich auf Abstand bleibt – wir werden verfolgt!<br />

14 Augusti Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

<strong>Wir</strong> waren jetzt 30 Tage auf See und, wenn me<strong>in</strong>e Kalkulation stimmte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Woche am Ziel. Die Hundswache hatte gerade e<strong>in</strong> Glasen geschlagen, d.h. es war<br />

e<strong>in</strong>e halbe Stunde nach Mitternacht, als <strong>der</strong> Wachhabende e<strong>in</strong> Licht vor uns auf dem<br />

Wasser sah und entschied, den Käpt’n zu wecken. <strong>Wir</strong> refften die Segel und<br />

näherten uns dem Licht.<br />

<strong>Wir</strong> entdeckten e<strong>in</strong> leeres und ziemlich beschädigtes Beiboot. Als wir fast längsseits<br />

waren, sahen wir, daß doch noch jemand im Boot lag, e<strong>in</strong> Typ <strong>in</strong> Seemannsklamotten,<br />

<strong>der</strong> bewußtlos war. Als <strong>das</strong> Boot am Schiff entlang schrammte, g<strong>in</strong>g<br />

Branton (Tobi) runter und sicherte <strong>das</strong> Boot mit e<strong>in</strong>er Le<strong>in</strong>e. Er untersuchte den<br />

Mann und rief hoch, <strong>das</strong> dieser noch am Leben war. Mit e<strong>in</strong>er Trosse hievten wir<br />

den Schiffsbrüchigen hoch, dabei entdeckte Branton noch e<strong>in</strong>e Kiste unter <strong>der</strong><br />

Ru<strong>der</strong>bank, die mit e<strong>in</strong>em schweren Schloß gesichert war. <strong>Wir</strong> hievten auch diese<br />

hoch, währenddessen löschte Branton die Lampe und nahm diese mit hoch. Als wir<br />

den Schiffsbrüchigen an Bord hatten, sahen wir, daß er e<strong>in</strong>e Kette mit e<strong>in</strong>em<br />

Schlüssel um den Hals trug.<br />

<strong>Wir</strong> schafften ihn und se<strong>in</strong>e Kiste unter Deck und machten dort wie<strong>der</strong> Licht. Nach<br />

e<strong>in</strong>er Diskussion e<strong>in</strong>igten wir uns darauf, die Kiste zu untersuchen, aber nichts zu


entwenden. Auf diesen Punkt bestand ich, aber wie sich h<strong>in</strong>terher herausstellte,<br />

habe ich mit dieser Entscheidung me<strong>in</strong> Unglück heraufbeschworen. Neugierig, wie<br />

ich war, hatte ich mich nicht gegen e<strong>in</strong>e Öffnung <strong>der</strong> Kiste ausgesprochen. In <strong>der</strong><br />

Kiste waren e<strong>in</strong> goldenes christliches Kreuz, <strong>das</strong> ungefähr 6 Zoll groß war und sehr<br />

kunstvoll gefertigt war sowie 30 große spanische Silbermünzen, die abgegriffen<br />

waren und auf denen Köpfe abgebildet waren.<br />

15 Augusti Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Der Schiffbrüchige wachte auf und erzählte: Das Zweimast-Freibeuterschiff<br />

„Brachiator“ hatte vor 4 Tagen e<strong>in</strong>e Begegnung mit e<strong>in</strong>em Schiff <strong>in</strong> ramponierter<br />

Verfassung mit schwarzen Segeln und Nebel drum herum. Nach e<strong>in</strong>er Breitsseite<br />

mit mehr als 8 Kanonen s<strong>in</strong>d sie ohne Entern versenkt worden.<br />

<strong>Wir</strong> beschlossen, <strong>das</strong> Gebiet dieses Kampfes im Norden von Puerto Rico zu meiden<br />

und machten e<strong>in</strong>e Kursän<strong>der</strong>ung, die uns m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en zusätzlichen Tag kosten<br />

würde, so daß wir voraussichtlich am 21.August ankommen würden. Der Verfolger<br />

folgte uns auch auf diesen neuen Kurs um die Südküste von Puerto Rico – damit<br />

war endgültig klar, daß man es auf uns abgesehen hatte.<br />

Kle<strong>in</strong>e Zeittafel<br />

Juli<br />

15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

Abfahrt 2-Master 10.Tag<br />

August<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21<br />

20.Tag X 30.Tag X<br />

21 Augusti Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Bei guten W<strong>in</strong>d erreichten wir San Juan, die Hauptstadt von Puerto Rico, und gehen<br />

am Mittag vor Anker. Im Hafen <strong>der</strong> 1521 gegründeten Stadt lagen 2 größere Karavellen<br />

(caravela redonda) und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Kriegskaravelle (caravela lat<strong>in</strong>a) vor<br />

Anker, was uns daran er<strong>in</strong>nerte, daß San Juan auch Zwischenstation für die meisten<br />

spanischen Kriegsschiffe war. Die größte <strong>der</strong> beiden Quersegelkaravellen war<br />

augensche<strong>in</strong>lich auch e<strong>in</strong> Kriegsschiff, wobei man <strong>das</strong> bei den Spaniern oft nicht so<br />

genau sagen konnte – ich hielt sie jedenfalls für e<strong>in</strong> Kriegsschiff. San Juan lag auf<br />

<strong>der</strong> Südwestseite e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en vor-gelagerten Insel. Die Nordwestecke <strong>der</strong> Insel<br />

nahm die große Festung San Felipe del Morro – kurz El Morro - e<strong>in</strong>, auf <strong>der</strong> Nordostecke<br />

war laut me<strong>in</strong>em Segelbuch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Festung, die von uns aus nicht zu<br />

sehen war. Auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden kle<strong>in</strong>en Insel Isla de Cabras war e<strong>in</strong>e zweite<br />

Festung, die zusammen mit El Morro den langen Naturhafen vollständig<br />

beherrschte.


<strong>Wir</strong> beschlossen zwei Tage dort zu bleiben und Proviant und Frischwasser aufzunehmen.<br />

Schon am ersten Abend vernahmen wir viele Gerüchte: „<strong>das</strong> lebende<br />

Geisterschiff – es wurde zerstört – es gibt mehrere davon – es kann nicht zerstört<br />

werden“.<br />

22 Augusti Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Am nächsten Tag heuerte <strong>der</strong> Schiffsbrüchige bei uns an und unterzeich<strong>net</strong>e mit<br />

„Arch Lion“, e<strong>in</strong> Englän<strong>der</strong> und somit me<strong>in</strong> Landsmann. Am Abend hörten wir<br />

weitere Gerüchte: „die verfluchten Schiffe – mit menschlicher Besatzung – mit nichtmenschlicher<br />

Besatzung – ohne Besatzung – e<strong>in</strong> substanzloses Schiff – nur Nachts –<br />

im Nebel – kann tauchen“ usw. Mir fiel folgendes Gerücht beson<strong>der</strong>s auf: „Das<br />

(e<strong>in</strong>e) Geisterschiff soll am 10.8. verschwunden se<strong>in</strong>!“ – Das war doch <strong>das</strong> Datum,<br />

an dem <strong>das</strong> Schiff von Arch Lion versenkt worden war. Der alte Schwere-nöter, vermutlich<br />

stammen die Spukgeschichten von se<strong>in</strong>en alten Freunden und sie haben mit<br />

diesen Geschichten bei Ihren Überfällen leichtes Spiel bei ihren Opfern gehabt, bis<br />

sie an e<strong>in</strong> größeres Kriegsschiff geraten s<strong>in</strong>d. Ich lächelte still vor mich h<strong>in</strong> ...<br />

23 Augusti Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Am nächsten Morgen erreichte uns noch e<strong>in</strong> Gerücht: „Der Kapitän <strong>der</strong> größten<br />

Karavelle im Hafen ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht an e<strong>in</strong>em Herz<strong>in</strong>fakt gestorben, aber unter <strong>der</strong><br />

Hand wird erzählt, er sei zu Tode erschreckt worden.“ Ich dachte bei mir, <strong>das</strong> <strong>der</strong><br />

Kapitän wohl eher e<strong>in</strong>en über den Durst getrunken hat, als er se<strong>in</strong>en Sieg über <strong>das</strong><br />

„Geisterschiff“ gefeiert hat. Aber ich verschwendete ke<strong>in</strong>en weiteren Gedanken an<br />

diese Nachricht und treib die Mannschaft an, um San Juan zu verlassen. Nach<br />

me<strong>in</strong>en Berechnungen sollten wir <strong>in</strong> 21 Tagen Mart<strong>in</strong>ique erreichen.<br />

12 Septembris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

600 km (550 km) 21 Tage (=> 12.9. Ankunft <strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>ique)<br />

Nach ereignislosen 21 Tagen erreichten wir Sa<strong>in</strong>t-Pierre auf Mart<strong>in</strong>ique. Im Hafen<br />

<strong>der</strong> vor 45 <strong>Jahr</strong>en gegründeten Stadt am Fuße des Vulkans Montagne Pelée lagen<br />

drei französische Schiffe im Schutz e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Festung. <strong>Wir</strong> g<strong>in</strong>gen vor Anker<br />

und Jaqul<strong>in</strong>e Lup<strong>in</strong>e g<strong>in</strong>g unver-züglich an Land und verschwand schnell zwischen<br />

den kle<strong>in</strong>en Häusern und großen Lagern am Hafen, während wir wie<strong>der</strong> Proviant<br />

und Frischwasser auf-nahmen. Am Morgen des 4.Tages legten wir wie<strong>der</strong> ab.<br />

Kle<strong>in</strong>e Zeittafel<br />

August<br />

23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

Abfahrt<br />

September<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

10.Tag Ankunft Abfahrt


16 Septembris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

<strong>Wir</strong> hatten jetzt den Passat (die „Trade W<strong>in</strong>ds“) auf unserer Seite und nach me<strong>in</strong>en<br />

Berechnungen würden <strong>in</strong> 17 Tagen Old Providence erreichen. Old Providence soll<br />

<strong>der</strong> ehemalige Stützpunkt von Henry Morgan se<strong>in</strong>. Kaum hatten wir Mart<strong>in</strong>ique<br />

verlassen, kam wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> om<strong>in</strong>öse Zweimaster <strong>in</strong> Sicht. <strong>Wir</strong> wurden weiterh<strong>in</strong><br />

verfolgt. Vermutlich würde man uns vor Old Providence bereits erwarten. <strong>Wir</strong><br />

diskutierten <strong>das</strong> Problem und die bestimmenden Faktoren: Zeit und Geld. Nach<br />

e<strong>in</strong>er längeren Diskussion fassten wir zwei Entschlüsse:<br />

a) <strong>Wir</strong> würden später zur Insel fahren, wenn unsere Gegener weniger<br />

aufmerksam se<strong>in</strong> würden.<br />

b) Die Mehrheit beschloss, mit Kapern Geld zu verdienen, als Alternative könnte<br />

man auch mit dem gekaperten Schiff die Insel anlaufen.<br />

Ich war dagegen, aber was sollte ich tun? Die Idee war hirnrissig, wir konnten<br />

kaum <strong>das</strong> Schiff richtig handhaben und die unreifen Idioten wollten an<strong>der</strong>e Schiffe<br />

kapern. Der alternative Vorschlag, uns mit normalem Handel und etwas Schmuggel<br />

über Wasser zu halten, wurde abgelehnt. Ich schäumte vor Wut!<br />

22 Septembris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

<strong>Wir</strong> hatten heute Vollmond und bei dem relativ klaren Himmel war an e<strong>in</strong><br />

Entkommen gar nicht zu denken.<br />

30 Septembris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Endlich schlug <strong>das</strong> Wetter um und wir nutzen die Gelegenheit, um nach Süden<br />

abzudrehen.<br />

01 Octobris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

<strong>Wir</strong> hatten die Verfolger abgeschüttelt und jetzt mussten wir <strong>das</strong> weitere Vorgehen<br />

planen. Vergeblich versuchte ich nochmal, die Sturköpfe von ihrem Vorhaben<br />

abzubr<strong>in</strong>gen. Der nächste größere Hafen war Portobelo <strong>in</strong> Panama, wir könnten ihn<br />

<strong>in</strong> ca. 3 Tagen erreichen. Portobelo war <strong>der</strong> wichtigste Hafen für die spanische<br />

Silberflotte, dort würde es von Kriegsschiffen und Soldaten nur so wimmeln. Und<br />

vor dieser Küste wollten wir e<strong>in</strong> Schiff kapern – <strong>der</strong> re<strong>in</strong>ste Wahns<strong>in</strong>n.<br />

Kle<strong>in</strong>e Zeittafel<br />

September<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

Abfahrt O 10.Tag X


03 Octobris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Heute wären wir ohne unsere Verfolger vor Old Providence vor Anker gegangen.<br />

Ob unser Verfolger unsere „Flucht“ bereits bemerkt haben? Vermutlich schon, aber<br />

wie sie darauf reagieren würden konnten wir nur vermuten. Ich wäre an <strong>der</strong>en<br />

Stelle nach Old Providence weitergefahren und hätte vor <strong>der</strong> Insel patrouiliert.<br />

04 Octobris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Bei e<strong>in</strong>er frischen Brise umrundeten die Nordspitze <strong>der</strong> Bucht, die den Naturhafen<br />

bildete und an <strong>der</strong>en südöstlichen Ende Portobelo <strong>in</strong> ungefähr zwei Meilen<br />

Entfernung lag. Me<strong>in</strong>e Argumente gegen <strong>das</strong> Kapern führte wenigstens dazu, daß<br />

wir uns die Beute genau aussuchen würden und nur kle<strong>in</strong>e Schiffe jagen würden.<br />

Der morgige Neumond würde vielleicht e<strong>in</strong>e Kaperfahrt erleichtern, aber er würde<br />

auch die erfolgreiche Verfolgung erschweren. <strong>Wir</strong> warteten zwei Tage vergeblich<br />

und nahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit Proviant und Frischwasser auf. Am dritten Tag<br />

sollte e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>master auslaufen.<br />

07 Octobris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Die „Corazon de Cordoba“ war mit zwei Kanonen bestückt und hatte e<strong>in</strong>e<br />

Besatzung von neun Leuten. Als sie mit <strong>der</strong> Flut auslief, hievten wir den Anker und<br />

setzten die Segel. Ke<strong>in</strong>e Meile von Portobelo entfernt erwischte uns e<strong>in</strong> Fallw<strong>in</strong>d,<br />

<strong>der</strong> über die nördliche Halb<strong>in</strong>sel kam, als wir gerade dabei waren, díe Segel zu<br />

trimmen und <strong>das</strong> Großuntermarssegel riß fast vollständig backbordseitig. Ohne<br />

dieses Segel war an e<strong>in</strong>e Kaperung <strong>der</strong> Corazon nicht zu denken und so machten<br />

wir e<strong>in</strong>e Halse und liefen wie<strong>der</strong> nach Portobelo.<br />

08 et 09 Octobris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Die Reparatur dauerte zwei Tage und und Senorita Selvita (Carmen) nutzte die Zeit,<br />

um noch e<strong>in</strong> paar Besorgungen vorzunehmen. Portobelo war 1597 gegründet<br />

worden und <strong>der</strong> Hafen war e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> ältesten <strong>der</strong> Neuen Welt. Christoph Kolumbus<br />

persönlich hat ihm 1502 se<strong>in</strong>en Namen gegeben. 95 <strong>Jahr</strong>e später gründeten die<br />

Spanier dann die Stadt San Felipe de Portobelo, die meist aber nur Portobelo<br />

genannt wurde. Von See aus war die Stadt quasi une<strong>in</strong>nehmbar, weshalb Henry<br />

Morgan sie vor 12 <strong>Jahr</strong>en von <strong>der</strong> Landseite angriff und plün<strong>der</strong>te. Inzwischen<br />

hatten die Spanier die Landseite massiv verstärkt, auch weil es immer öfter zu<br />

Angriffen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>geborenen kam. Senorita Tatlos erfragte sich den Weg durch die<br />

Gassen und kam schließlich zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Kräuterladen, <strong>der</strong> von e<strong>in</strong>er alten<br />

Mischl<strong>in</strong>gsfrau geführt wurde. Nach e<strong>in</strong> paar vorsichtigen Fragen bekam sie <strong>das</strong><br />

Gewünschte: 5 Dosen e<strong>in</strong>es stärkeren Pfeilgiftes und e<strong>in</strong> betäubendes, fast<br />

geschmackloses Nahrungsgift. Natürlich war dieser Handel illegal.


11 Octobris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

Gestern erfuhren wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kneipe, daß heute <strong>der</strong> E<strong>in</strong>master „Aquilia de San<br />

Felipe“ auslaufen würde. Also hatten wir unsere Abfahrt vorbereitet und warteten<br />

auf die Flut und <strong>das</strong> Auslaufen <strong>der</strong> „Aquilia“. Lei<strong>der</strong> machte die „Aquilia“ ihrem<br />

Namen (Adler) alle Ehre und lief uns davon. Hoffentlich hatten die sich nichts dabei<br />

gedacht, daß wir auf demselben Kurs lagen. Es kam natürlich nicht <strong>in</strong> Frage, daß<br />

wir nach Portobelo zurückfuhren und es erschien uns s<strong>in</strong>nlos, hier vor Portobelo zu<br />

kreuzen, also setzten wir Kurs auf Cartagena <strong>in</strong> Kolumbien.<br />

15 Octobris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

<strong>Wir</strong> erreichten Cartagena nach 4 Tagen. Im Hafen herrschte rege Betriebsamkeit, 3<br />

große Dreimaster lagen vor Anker sowie e<strong>in</strong>e paar kle<strong>in</strong>ere Schiffe. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner<br />

E<strong>in</strong>master lief gerade aus, aber wir würden uns sofort verdächtig machen, wenn wir<br />

denen gleich h<strong>in</strong>terher segeln würden und falls, was sehr wahrsche<strong>in</strong>lich war, die<br />

großen Schiffe Kriegsschiffe wären, hätten wir e<strong>in</strong> echtes Problem. Also blieben wir<br />

...<br />

20 Octobris Anno Dom<strong>in</strong>i <strong>1680</strong><br />

<strong>Wir</strong> hatten e<strong>in</strong>fach ke<strong>in</strong> Glück. Der rege Betrieb sorgte für e<strong>in</strong> ständiges Kommen<br />

und Gehen <strong>der</strong> Schiffe, aber es lief ke<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eres Schiff alle<strong>in</strong>e aus. In <strong>der</strong><br />

Zwischenzeit fand Karla De Patrone (Tatjana), unsere reizende Seorita,<br />

ansche<strong>in</strong>end etwas über ihre Eltern raus, aber ich habe bis heute nicht erfahren, was.<br />

Am Nachmittag kam dann unsere Gelegenheit, e<strong>in</strong> weiterer E<strong>in</strong>master legte ab und<br />

wir ebenfalls. Dies mal musste es klappen ... wenn die an<strong>der</strong>en auf mich gehört<br />

hätten, hätten wir <strong>in</strong>zwischen sicher e<strong>in</strong>e lukrative Fracht gehabt und vielleicht<br />

sogar e<strong>in</strong>e zweite ...<br />

Am nächsten Morgen hatten wir sie verloren. <strong>Wir</strong> konnten nur hoffen, daß auch<br />

dieser Käpt’n ke<strong>in</strong>en Verdacht geschöpft hat. <strong>Wir</strong> konnten allerd<strong>in</strong>gs nicht mehr<br />

nach Portobelo zurück und beschlossen, nach Maracaibo weiterzzufahren. Da die<br />

W<strong>in</strong>de diesmal ungünstig standen, würden wir frühestens am 15. des folgenden<br />

Monats ankommen.<br />

Kle<strong>in</strong>e Zeittafel<br />

Oktober<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />

x P 1.E 2.E 3.E 4.E<br />

November<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

Maracaibo

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