AUSGABE 12 | HANNOVER & REGION - Was ist syno-kom?
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10 <strong>REGION</strong><br />
GEORG WILDING<br />
UND DIE LIEBE<br />
DER PRINCIPESSA<br />
DIE GESCHICHTE<br />
VOM <strong>HANNOVER</strong>ANER,<br />
DER EIN PRINZ WURDE<br />
Portrait des Prinzen: Georg Wilding, Fürst von Butera Radali.<br />
VON MICHAEL IWAND<br />
Georg Wilding war ein hannoverscher Junge. Als blutjunger mittelloser<br />
Offizier wurde er durch Heirat zum Prinzen, zum Fürsten von Butera<br />
Radali. Beim Wiener Kongress war er als königlicher Gesandter<br />
dabei, als einflussreicher Grande der sizilianischen Hochar<strong>ist</strong>okratie<br />
diente er am Zarenhof zu Sankt Petersburg und am Königshof in Paris.<br />
Georg Wilding war mein Ur-Ur-Urgroßonkel. Hier <strong>ist</strong> seine Geschichte.<br />
Der mit zwei Engeln geschmückte weiße Marmorsarkophag auf dem<br />
Gartenfriedhof trägt auf der offiziellen Orientierungstafel die Grabnummer<br />
28. Die Inschrift lautet: „Hier ruhet die sterbliche Hülle des H.<br />
Georg Wilding – Fürsten von Butera Radali – Königlich Neapolitanischem<br />
Kammerherrn und Gesandten am Kaiserlich Russischen<br />
Hofe. Geboren zu Uelzen den 29. Juni 1790. Gestorben zu Wiesbaden<br />
den 6. September 1841. Dieses Denkmal setzte ihm seine tiefbetrübte<br />
Witwe Barbara, geborene Fürstin Schakowskoj.“<br />
Georg Wilding wurde geboren als Sohn des Königlich Britischen Capitaines<br />
a.D. Ernst Wilding, vormals <strong>12</strong>. Hannoversches Infanterieregiment.<br />
Seine Mutter Henriette Eleonore stammte aus einer angesehenen<br />
hannoverschen Familie. Georg Wilding verbrachte seine Kindheit<br />
in Uelzen, bevor er in Hannover auf Betreiben seines Vaters das Kriegshandwerk<br />
erlernte. Als Kaiser Napoleon 1805 das Kurfürstentum Hannover<br />
an die Preußen abtrat, floh Georg mit seinem Bruder Ernst (*1792)<br />
von den hannoverschen Kasernenhöfen nach England.<br />
Der Vater hatte sie dazu aufgefordert, damit sie dem Dienst in der<br />
verhassten preußischen Armee entgehen konnten. Auch König Georg<br />
III von Großbritannien, Irland und Hannover hatte „seine“ Soldaten<br />
zu den Waffen gerufen. Der Brite war der dritte Monarch aus<br />
dem seit 1714 in Personalunion mit dem britischen Thron verbundenen<br />
Haus Hannover. So dienten die Wildings in der „Kings German<br />
Legion“.<br />
DIE FÜRSORGE DER PRINCIPESSA<br />
18<strong>12</strong> wurde Georg Wilding als Chef einer Schwadron nach Sizilien<br />
verschifft, um die dortige britische Besatzung im Krieg gegen Frankreich<br />
und Napoleons Schwager Marschall Murat zu verstärken, dem<br />
König von Neapel. Das Kommando stand zunächst unter keinem guten<br />
Stern. Erst nach wochenlanger stürmischer Seefahrt erreichte der<br />
Transport Palermo. Kaum an Land, ging Wilding das durch die lange<br />
Seereise verängstigte Pferd durch, stürzte und begrub ihn unter sich.<br />
Schwer verletzt wurde der junge Kommandeur in den nahe gelegenen<br />
Palazzo Butera gebracht – und dort von der Fürstin persönlich<br />
betreut und fürsorglich gepflegt.<br />
Von nun an wendete sich das Schicksal des jungen Soldaten. Principessa<br />
Caterina di Butera, mit 44 Jahren doppelt so alt wie Georg, aber<br />
noch immer sehr schön und gerade erst verwitwet, entbrannte für<br />
ihren Schützling. Schön, männlich und stark war er – und bald ebenfalls<br />
unsterblich verliebt. Als aus der „amour fou“ ein Bund fürs Leben<br />
werden sollte, quittierte Wilding den Dienst. Noch im gleichen Jahr<br />
traten die Fürstin und der junge Leutnant vor den Altar.<br />
DIE KARRIERE DES PRINCIPE<br />
Schutzpatron: Michael Iwand am Grab seines Ur-Ur-Urgroßonkels.<br />
Mit der Heirat wurde Georg Wilding zum Prinzen. Mit allerhöchstem<br />
Dekret des Königs war er nun „Don Giorgio Principe di Butera e di Radali“,<br />
Besitzer von rund 40.000 Hektar sizilianischer Ländereien und Herr<br />
von sieben Schlössern. Er erhielt die Würde eines Kammerherrn und<br />
war als Min<strong>ist</strong>er persönlicher Berater von König Ferdinand und Königin<br />
Maria Carolin von Neapel-Sizilien – einer Schwester der während der<br />
Revolution hingerichteten Königin Marie Antoinette von Frankreich.<br />
Ü40 | <strong>AUSGABE</strong> <strong>12</strong>