Von Heimweh, Geborgenheit und anderen Gefühlen - Gemeinde ...

Aus dem Gemeindehaus
Wo kauft Obersiggenthal Geld ein?
Diese Frage hört sich vielleicht etwas seltsam an. Aber ebenso, wie eine Privatperson bei
einer grösseren Investition meist Geld aufnehmen muss, ist auch die Gemeinde in hohem
Masse auf fremde Geldgeber angewiesen. Dies trifft insbesondere dann ein, wenn flüssige
Mittel fehlen oder grössere Aufgaben, wie Hoch- und Tiefbauten anfallen, die eine Verschuldung
nach sich ziehen und über lange Jahre verzinst und amortisiert werden müssen.
Vorschriften des Kantons
Das Gemeindegesetz ermächtigt den Gemeinderat zur Aufnahme von Darlehen und Anleihen.
Bis noch vor wenigen Jahren kannte Obersiggenthal vor allem die traditionelle Art der
Aufnahme von Darlehen und Krediten bei Banken, Versicherungen und Anleihen bei der
Emissionszentrale der Schweizer Gemeinden. Die Emmissionszentrale hat bekanntlich eine
traurige Berühmheit erlangt durch den Fall Leukerbad, der Gerichte und Juristen wohl noch
über lange Jahre beschäftigen wird. Die Gemeinde Obersiggenthal ist zwar Mitglied der
Emissionszentrale und trägt eine kleine Solidarhaftung mit, hat aber glücklicherweise nie
Darlehen bei dieser Institution aufgenommen. Finanzverwalter und Gemeinderat sind deshalb
vor schlaflosen Nächten verschont geblieben.
Konkurrenzlos günstig
1995 revidierte die „Anleihensgemeinschaft Schweizerischer Städte“ ihre Statuten und gab
sich den neuen Namen „URBANIS, Finanzierungsgemeinschaft Schweizerischer Städte“.
Voraussetzung zum Betritt dieser Organisation ist eine Mindesteinwohnerzahl von 5000. Die
URBANIS funktioniert auf dem Konzept „Tresorerie-Ausgleich“, das heisst, dass der Kapitalbedarf
der Gemeinde A, mit der Überliquidität der Gemeinde B direkt ausgeglichen werden
kann. Auf elegante Art und Weise bleiben damit eingegangene Steuergelder im Kreislauf der
öffentlichen Haushalte. Die zeitliche Verschiebung zwischen Kapitalüberschuss und Kapitalbedarf
wird genutzt um die Zinsbelastung zu vermindern, beziehungsweise die Zinserträge
zu erhöhen. Als Richtschnur für die Festlegung des Zinssatzes gilt dabei der Londoner Interbankensatz
„Libor“. Mit diesem Finanzinstrument kann die Gemeinde gegen eine bescheidene
Vermittlungsgebühr, aber ohne Handelsmarge, von den aktuellsten Zinssätzen am Euro-
Markt profitieren. Gegenüber Banken, Versicherungen und anderen Institutionen ist damit
URBANIS konkurrenzlos günstig.
Tiefe Schuldzinsen
Mit dem Beitritt zur URBANIS begann 1995 für Obersiggenthal eine neue Ära in der Kapitalbeschaffung
und Liquiditätsplanung. Bereits damals waren erhebliche Zinsunterschiede, bis
zu 3%, zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Schulden festzustellen. Zur Verdeutlichung:
Kurzfristige Schulden weisen einen Zeithorizont von unter einem Jahr auf, mittelfristige einen
bis vier und langfristige fünf bis zehn Jahre. In Absprache zwischen Gemeinderat und Finanzkommission
folgte Obersiggenthal dem Trend, die bereits in früheren Jahren nach Fälligkeit
gestaffelten Schulden intensiver zu bewirtschaften und auf neue Art zu refinanzieren.
Auf Grund der geschilderten grossen Zinsvorteile ist es denn auch naheliegend, dass als
Hauptgeldgeber der Gemeinde vor allem die URBANIS berücksichtigt wird.
Neue Schuldzinsstrategie
Die neue Strategie, die Schulden in Zukunft zu je einem Drittel in kurzfristig, mittelfristig und
langfristig zu staffeln, hat sich in Obersiggenthal, bei einer Bruttoverschuldung von derzeit 28
Mio. Franken, in den letzten 6 Jahren finanziell hervorragend bewährt. Die erzielten Zinseinsparungen
von mehreren 100'000 Franken haben jeweils entscheidend zu den positiven Jah-