22.11.2013 Aufrufe

steht er zum kostenlosen Download für Sie bereit. - Schlingel

steht er zum kostenlosen Download für Sie bereit. - Schlingel

steht er zum kostenlosen Download für Sie bereit. - Schlingel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

28<br />

Rat & Tat<br />

Zum<br />

Schreien<br />

Text: Annika Ross Fotos/Illu: dpa<br />

Wenn ein Baby stundenlang und<br />

scheinbar ohne Grund schreit, w<strong>er</strong>den<br />

Elt<strong>er</strong>n n<strong>er</strong>vös. <strong>Sie</strong> machen sich Sorgen,<br />

haben Angst, etwas falsch zu machen,<br />

und w<strong>er</strong>den unsich<strong>er</strong>. Rund ein Fünftel<br />

all<strong>er</strong> Babys sind Schreibabys. Die<br />

Chance, selbst einen kleinen Schreihals<br />

zu bekommen ist also gar nicht<br />

so g<strong>er</strong>ing. Und dennoch gilt: alles kein<br />

Grund zur Panik.<br />

So manchen Elt<strong>er</strong>n <strong>steht</strong> ihr<br />

Schreibaby förmlich ins Gesicht<br />

geschrieben. Schlafmangel und<br />

stetig<strong>er</strong> B<strong>er</strong>eitschaftsdienst hint<strong>er</strong>lassen<br />

Spuren. Wenn ein Kind mehr als drei<br />

Stunden lang weint – an mindestens<br />

drei Tagen pro Woche und vor allem<br />

üb<strong>er</strong> drei Monate hinaus – dann spricht<br />

man von einem Schreibaby. Und viele<br />

schreien sogar noch viel mehr. Manchmal<br />

ganze Nächte durch, die Tage üb<strong>er</strong>.<br />

Das geht an die Substanz, bei Elt<strong>er</strong>n<br />

und Kind. Lassen sich die Kleinen<br />

nicht b<strong>er</strong>uhigen, wed<strong>er</strong> durch<br />

Stillen od<strong>er</strong> Tragen, Schaukeln od<strong>er</strong><br />

Wickeln, sind Elt<strong>er</strong>n mit ihrem Latein<br />

am Ende. Schlimm<strong>er</strong> noch, am Rande<br />

des N<strong>er</strong>venzusammenbruchs.<br />

Aus laut<strong>er</strong> V<strong>er</strong>zweifelung w<strong>er</strong>den sie<br />

<strong>er</strong>find<strong>er</strong>isch, packen ihr Kind ins Auto<br />

und fahren durch die Nacht, durch die<br />

Waschanlage, sie stellen einen Fön an,<br />

gehen spazi<strong>er</strong>en od<strong>er</strong> in die Badewanne.<br />

Und sie leiden unt<strong>er</strong> Schuldgefühlen.<br />

Die Stimmung ist angespannt, das<br />

N<strong>er</strong>venkostüm wird zunehmend dünn<strong>er</strong>.<br />

Auch wachsen manchmal Aggressionen<br />

gegen das eigene Kind. „Warum<br />

muss g<strong>er</strong>ade mir das passi<strong>er</strong>en?“<br />

fragen sich die Elt<strong>er</strong>n, wo das Baby d<strong>er</strong><br />

Freunde od<strong>er</strong> Nachbarn doch schläft<br />

wie ein Engel.<br />

Bevor die Lage eskali<strong>er</strong>t, empfehlen<br />

Exp<strong>er</strong>ten den Weg in die Schreiambulanz.<br />

Diese gibt es in den meisten<br />

Großstädten und sie sind häufig<br />

an Kind<strong>er</strong>kliniken od<strong>er</strong> Kind<strong>er</strong>zentren<br />

angeschlossen. Neben w<strong>er</strong>tvollen<br />

Tipps gibt es dort <strong>für</strong> Elt<strong>er</strong>n vor allen<br />

Dingen eines: V<strong>er</strong>ständnis, die B<strong>er</strong>uhigung,<br />

nichts falsch zu machen sowie<br />

die Erkenntnis, mit diesem Problem<br />

nicht allein zu sein.<br />

In Leipzig existi<strong>er</strong>t ein gut ausgebautes<br />

Netzw<strong>er</strong>k in Sachen Schreibaby.<br />

Ein Baustein findet sich beispielsweise<br />

in d<strong>er</strong> Uni-Klinik in dem Psychologen<br />

Pet<strong>er</strong> Hi<strong>er</strong>mann, d<strong>er</strong> in <strong>er</strong>st<strong>er</strong><br />

Linie dazu rät, das Thema nicht zu<br />

dramatisi<strong>er</strong>en: „Rund ein Fünftel all<strong>er</strong><br />

Babys sind Schreibabys und diese Zahl<br />

ist b<strong>er</strong>eits hoch gegriffen. Dass Kind<strong>er</strong><br />

in den <strong>er</strong>sten Lebensmonaten viel<br />

schreien, ist völlig normal. Das p<strong>er</strong>fekte<br />

Baby gibt es nicht, das gilt auch <strong>für</strong> die<br />

p<strong>er</strong>fekten Elt<strong>er</strong>n. Wenn das Schreien<br />

all<strong>er</strong>dings üb<strong>er</strong> den dritten Monat<br />

hinausgeht od<strong>er</strong> Elt<strong>er</strong>n sehr belastet<br />

sind, sollten sie einmal zu uns kommen.“<br />

Das Erste, was d<strong>er</strong> Psychologe Elt<strong>er</strong>n<br />

b<strong>er</strong>uhigend sagen kann, ist: DIE<br />

Ursache gibt es nicht. Es liege auch nicht<br />

an einem Geburtstrauma, wie viele annehmen.<br />

Vielmehr besäßen Schreibabys<br />

häufig eine bestimmte Art d<strong>er</strong><br />

Wahrnehmung, seien quasi p<strong>er</strong>manent<br />

auf Empfang und damit üb<strong>er</strong>reizt. Ein<br />

Patenrezept gibt es dah<strong>er</strong> nicht, alleine<br />

lassen und abwarten ist auf keinen Fall<br />

eine gute Lösung. Ab<strong>er</strong> einfache, imm<strong>er</strong><br />

wied<strong>er</strong>kehrende Abläufe und die<br />

Reizreduzi<strong>er</strong>ung sind ein gut<strong>er</strong> Anfang.<br />

„D<strong>er</strong> Teufelskreis beginnt damit,<br />

dass Elt<strong>er</strong>n auf starke Reize setzen,<br />

um zu b<strong>er</strong>uhigen, beispielsweise H<strong>er</strong>umtragen<br />

und Schaukeln, Autofahren<br />

od<strong>er</strong> eben d<strong>er</strong> Fön. Mit starken Reizen<br />

können sich die Kind<strong>er</strong> vom Schlaf­<br />

B a b y- S c h l i n g e l 2 012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!