August / September 2013 „Neu und ganz anders“ sind Worte ... - Florist

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Trost & Gedenken Das „Vertiflor“-System ist patentiert und bietet Raum für neue Gestaltungsansätze innerhalb der Mehrjährigen eine eigene Fläche vorgesehen ist. Gestalterisch bleibt viel Spielraum. In Betracht zu ziehen ist nicht nur die Farbkombination an und für sich, sondern auch der Anteil der einzelnen Farben am Gesamten. Die Struktur spielt eine mindestens ebenso große Rolle bei gelungenen Beispielen, und natürlich darf der jahreszeitliche Aspekt ebenfalls nicht fehlen. „Nehmen Sie zum Beispiel Stachys byzantina, den Woll-Ziest“, erklärt Lüder Nobbmann das Prinzip. „Von dieser Memoriam-Garten: zusammenhängend gestaltetes Areal mit persönlichen Grabmalen Staude gibt es auch kleinlaubige Sorten, die kaum blühen. Dazu ein dunkler Taxus, zum Beispiel die Sorte ’Schwarzgrün’; man erhält das ganze Jahr über ein lebendiges Farbspiel.“ Pflegeintensiv? Mitnichten! Und er gibt zu bedenken: „Der Kunde macht mehr mit als man glaubt. Gerade im Rahmen eines Dauergrabpflegevertrags hat der Gärtner große gestalterische Spielräume.“ Anders als bei Neuanlagen im Hausgarten oder im öffentlichen Grün gibt man Staudenpflanzungen auf Gräbern keine Zeit sich zu etablieren. Sie dürfen nicht auf Zuwachs ausgelegt sein, speziell bei den Bodendeckern. Im Extrem bedeutet das, dass bis zu 100 Pflanzen pro Quadratmeter eingesetzt werden müssen, von Sempervivum zum Beispiel. Landschafts- oder Staudengärtner staunen bei derartigen Zahlen ungläubig. Sie würden vom eben angesprochenen Stachys byzantina ’Silver Carpet’ pro Quadratmeter maximal zehn, elf Exemplare setzen und der Pflanzung einige Jahre Zeit geben, aus eigener Kraft zuzuwachsen. Auf dem Friedhof müssen es aber 35 bis 45 sein, damit sich sofort der gewünschte Effekt einstellt. Die Angaben aus den gängigen Staudenkatalogen lassen sich nicht ohne Weiteres für die Grabgestaltung übernehmen. Stellt sich die Frage: Woher soll man sie nehmen – die nötige Erfahrung für die Staudenverwendung und -pflege? Die Lösung liegt sprichwörtlich vor der Tür: Die Mustergräber, die fast jeder Betrieb hat, eignen sich ideal als Spielwiese, an der Gestaltungen ausprobiert, Pflegegänge trainiert und Kalkulationen nachvollzogen werden können. Und manchmal hilft auch einfach ein Blick über den Tellerrand zu Kollegen, sei es in der Heimat oder anderswo in der Republik. Pflanzen gehen in die Luft Lebende grüne, vertikale Flächen zu schaffen ist eines der Themen, welches Gärtner zum Schwitzen und die Verbraucher zum Träumen bringt. Patric Blancs „Mur Végétal“ ziert die Galeries Lafayette in Berlin und etliche Gebäude anderswo in der Welt. Andere Systeme, Gattung / Art / Sorte Bergenia ’Baby Doll’ Hosta ’Butter Rim’ Lamium maculatum ‘Dingle Candy’ Tiarella Ajuga reptans ’Rosenholz’ Campanula portenschlagiana Fragaria chiloensis ‘Chaval’ Stachys byzantina ’Silver Carpet’ Cerastium tomentosum var. columnae ‘Silberteppich’ Sempervivum arachnoideum ‘Laggeri’ Thymus serphyllum ‘Pygmaeus’ Standort Schatten lichter Schatten lichter Schatten Schatten Halbschatten ohne direkte Mittagssonne Halbschatten ohne direkte Mittagssonne halbschattige Standorte Halbschatten mit direkter Mittagssonne vollsonnig vollsonnig vollsonnig Bemerkungen schmuckes Herbstlaub Schneckenbekämpfung nötig; in kleinen Gruppen setzen silberblättriger Bodendecker; vor der Blüte schneiden Bodendecker für größere Gräber; Verblühtes lässt sich ausbrechen Blüte frühzeitig zurückschneiden; bildet nur kurze Ausläufer wächst dicht buschig; violetter Dauerblüher blüht selten; wenig düngen bildet selten Blüten; zieht im Winter ein silbriges Laub; braucht nährstoffarmen, durchlässigen Boden ideal: sandiger Boden; so eng wie möglich pflanzen langsam wachsende, nicht vergreisende Sorte Eine Auswahl für die Grabgestaltung geeigneter Stauden und ihre Einsatzbereiche 6 Ein Sonderteil von florist | Friedhofskultur | g&v
Trost & Gedenken die auf Pflanztaschen basieren, erobern Balkone und Terrassen. Warum sollte da der Friedhof zurückstehen? Eine gehörige Portion Leidenschaft für Gestaltung und Stauden steckt in einem Prinzip für kleinräumige vertikale Begrünung, das ebenfalls in Hamburg zu sehen ist. Es nennt sich „Vertiflor“ und basiert auf einem Patent, das Lüder Nobbmann mit dem befreundeten Steinmetz Jürgen Reitz ausgetüftelt hat. Das Ziel war es, das, was als Bepflanzungskonzept auf dem Grab und im Garten in der Horizontalen funktioniert auf die Vertikale zu übertragen. Einziges Problem: die Schwerkraft. Der Trick: Waben halten die Pflanzen, die bereits darin kultiviert werden, an den ihnen zugedachten Stellen, wenn es in die Senkrechte geht. Die Vielecke geben außerdem der gesamten Konstruktion ihren Halt. Gefüllt ist der Wabenblock unter anderem mit Substrat für extensive Dachbegrünungen, denn das ist ausreichend strukturstabil. Die Wasserversorgung ist durch das bewährte Dochtsystem gewährleistet und kann auch automatisiert werden. Es genügt aber in der Regel einmaliges Wässern pro Woche, weil die Pflanzengemeinschaften entsprechend abgestimmt sind. Und was ist, wenn trotz aller Sorgfalt und Pflege doch einmal ein Gewächs ausfällt? Dann wird es einfach durch ein ebenfalls in einer Wabe vorkultiviertes ersetzt. Altes rausziehen, neues einsetzen – fertig. Im Trend der Zeit: Der „Memoriam-Garten“ Doch damit ist noch nicht alles beschrieben, was es auf der igs im Bereich der Friedhofskultur zu entdecken gibt. Blühende Landschaften anstelle grüner Langeweile – das ist das Ziel bei der Anlage eines „Memoriam-Gartens“, ganz dem Wunsch nach gepflegten, bezahlbaren Grabstellen folgend. Das Konzept ist so einfach wie einleuchtend und erfolgreich: Die Anlage gestaltet sich wie ein kleiner Park. Nicht Grab für Grab, sondern das zusammenhängende Gebilde eines gesamten Abschnitts wird von Friedhofsgärtnern gepflegt. Im „Memoriam-Garten“ gibt es Urnenund Erdbestattungsplätze in verschiedenen Ausführungen, die man in Verbindung mit einem Dauergrabpflegevertrag erwerben kann. Die Friedhofsverwaltung geht mit der Anlage eines solchen Parks nur ein geringes Risiko ein: Die Planung erstellen die beteiligten Gewerke und sprechen sie mit dem Träger ab. Bei der Umsetzung gehen sie in finanzielle Vorleistung, bis die Gelder aus den verkauften Dauergrabpflegeverträgen fließen. Ein Konzept für die Zukunft? Es scheint beinahe so … Susanne Vollrath Buchtipp Tausende Arten und noch mehr Sorten: Wer sich intensiver mit Stauden befassen will, braucht eine gewisse Zeit, um sich in der Vielfalt zu orientieren. Der Pflanzenproduzent, Friedhofsgärtner und Vertiflor-Erfinder Lüder Nobbmann hilft mit seinem Buch „Stauden und Gehölze in der Grabgestaltung“ (erschienen bei Ulmer) mit ausführlichen Porträts und interessanten Hintergrundinformationen beim Einstieg ins Thema. Ein Sonderteil von florist | Friedhofskultur | g&v 7
Seite 1 und 2: August / September 2013 Trost & Ged
Seite 3 und 4: Trost & Gedenken Foto: Floristmeist
Seite 5: Trost & Gedenken Auf der internatio
Seite 9 und 10: Trost & Gedenken Werkstücke: Blume
Seite 11 und 12: Trost & Gedenken Fotos: Norbert Elg

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