August / September 2013 „Neu und ganz anders“ sind Worte ... - Florist
August / September 2013 „Neu und ganz anders“ sind Worte ... - Florist
August / September 2013 „Neu und ganz anders“ sind Worte ... - Florist
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Trost & Gedenken<br />
die auf Pflanztaschen basieren, erobern<br />
Balkone <strong>und</strong> Terrassen. Warum sollte<br />
da der Friedhof zurückstehen? Eine gehörige<br />
Portion Leidenschaft für Gestaltung<br />
<strong>und</strong> Stauden steckt in einem Prinzip<br />
für kleinräumige vertikale Begrünung,<br />
das ebenfalls in Hamburg zu sehen<br />
ist. Es nennt sich „Vertiflor“ <strong>und</strong><br />
basiert auf einem Patent, das Lüder<br />
Nobbmann mit dem befre<strong>und</strong>eten<br />
Steinmetz Jürgen Reitz ausgetüftelt<br />
hat. Das Ziel war es, das, was als Bepflanzungskonzept<br />
auf dem Grab <strong>und</strong><br />
im Garten in der Horizontalen funktioniert<br />
auf die Vertikale zu übertragen.<br />
Einziges Problem: die Schwerkraft. Der<br />
Trick: Waben halten die Pflanzen, die<br />
bereits darin kultiviert werden, an den<br />
ihnen zugedachten Stellen, wenn es in<br />
die Senkrechte geht. Die Vielecke geben<br />
außerdem der gesamten Konstruktion<br />
ihren Halt. Gefüllt ist der Wabenblock<br />
unter anderem mit Substrat für<br />
extensive Dachbegrünungen, denn das<br />
ist ausreichend strukturstabil. Die Wasserversorgung<br />
ist durch das bewährte<br />
Dochtsystem gewährleistet <strong>und</strong> kann<br />
auch automatisiert werden. Es genügt<br />
aber in der Regel einmaliges Wässern<br />
pro Woche, weil die Pflanzengemeinschaften<br />
entsprechend abgestimmt<br />
<strong>sind</strong>. Und was ist, wenn trotz aller Sorgfalt<br />
<strong>und</strong> Pflege doch einmal ein Gewächs<br />
ausfällt? Dann wird es einfach<br />
durch ein ebenfalls in einer Wabe vorkultiviertes<br />
ersetzt. Altes rausziehen,<br />
neues einsetzen – fertig.<br />
Im Trend der Zeit:<br />
Der „Memoriam-Garten“<br />
Doch damit ist noch nicht alles beschrieben,<br />
was es auf der igs im Bereich<br />
der Friedhofskultur zu entdecken gibt.<br />
Blühende Landschaften anstelle grüner<br />
Langeweile – das ist das Ziel bei der Anlage<br />
eines „Memoriam-Gartens“, <strong>ganz</strong><br />
dem Wunsch nach gepflegten, bezahlbaren<br />
Grabstellen folgend. Das Konzept<br />
ist so einfach wie einleuchtend <strong>und</strong> erfolgreich:<br />
Die Anlage gestaltet sich wie<br />
ein kleiner Park. Nicht Grab für Grab,<br />
sondern das zusammenhängende Gebilde<br />
eines gesamten Abschnitts wird<br />
von Friedhofsgärtnern gepflegt. Im<br />
„Memoriam-Garten“ gibt es Urnen<strong>und</strong><br />
Erdbestattungsplätze in verschiedenen<br />
Ausführungen, die man in Verbindung<br />
mit einem Dauergrabpflegevertrag<br />
erwerben kann. Die Friedhofsverwaltung<br />
geht mit der Anlage eines<br />
solchen Parks nur ein geringes Risiko<br />
ein: Die Planung erstellen die beteiligten<br />
Gewerke <strong>und</strong> sprechen sie mit dem<br />
Träger ab. Bei der Umsetzung gehen sie<br />
in finanzielle Vorleistung, bis die Gelder<br />
aus den verkauften Dauergrabpflegeverträgen<br />
fließen. Ein Konzept für die<br />
Zukunft? Es scheint beinahe so …<br />
Susanne Vollrath<br />
Buchtipp<br />
Tausende Arten <strong>und</strong> noch mehr Sorten: Wer sich intensiver<br />
mit Stauden befassen will, braucht eine gewisse Zeit, um<br />
sich in der Vielfalt zu orientieren.<br />
Der Pflanzenproduzent,<br />
Friedhofsgärtner <strong>und</strong><br />
Vertiflor-Erfinder Lüder<br />
Nobbmann hilft mit seinem<br />
Buch „Stauden <strong>und</strong> Gehölze<br />
in der Grabgestaltung“<br />
(erschienen bei Ulmer) mit<br />
ausführlichen Porträts <strong>und</strong><br />
interessanten Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />
beim Einstieg<br />
ins Thema.<br />
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