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WORDS OLIVER LÜDDECKE<br />
INTERVIEW<br />
Die englische Band THE PRODIGY ist ein<br />
wahres „Wun<strong>de</strong>rkind“ und sicherlich einer<br />
<strong>de</strong>r populärsten elektronische Dance-Acts<br />
überhaupt. Der musikalische Kopf <strong>de</strong>r Band<br />
ist Liam Howlett. Gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> die Band<br />
von ihm, seinem Freund Keith Flint, <strong>de</strong>r als<br />
Tänzer immer noch ein aktives Mitglied <strong>de</strong>r<br />
Gruppe ist, sowie von Sharky und Leeroy<br />
Thornhill die bei<strong>de</strong> im Laufe <strong>de</strong>r Zeit The Prodigy<br />
verlassen haben. Mittlerweile besteht<br />
das energiegela<strong>de</strong>ne Team aus Liam, Keith<br />
und Maxim. Im Februar 1991 veröffentlichte<br />
das Trio seine erste Maxi „What Evil Lurks“. Bei<br />
<strong>de</strong>r ersten Probe für ihre Live-Show war die Atmosphäre<br />
so schlecht, dass die Band danach<br />
nie wie<strong>de</strong>r ein Proberaum betreten hat. Nach<br />
<strong>de</strong>r erfolgreichen Veröffentlichung mehrerer<br />
THE<br />
pRODIGY<br />
Singles begann 1994 mit <strong>de</strong>m Album „Music<br />
for the Jilted Generation“ eine neue Ära. Der<br />
typische Prodigy-Sound, <strong>de</strong>r bis heute ein<br />
eigenes Genre darstellt, war geboren. Das<br />
Album wur<strong>de</strong> über 1.000.000 Mal verkauft<br />
und <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r MTV verlieh <strong>de</strong>r Band <strong>de</strong>n<br />
Award: „Bester Dance Act“. Es folgten viele<br />
Erfolge wie, die Maxi „Firestarter“ und ihr<br />
drittes Album „The Fat of the Land“, dass in<br />
27 Län<strong>de</strong>rn Platz 1 <strong>de</strong>r Charts belegte und<br />
Mehrfach-Platin erhielt. Ihren Status als eine<br />
<strong>de</strong>r erfolgreichsten Live-Bands hatten sie sich<br />
bei mehreren Mammutwelttourneen bereits<br />
erworben. Nach <strong>de</strong>n Protesten gegen das<br />
„Smack My Bitch Up“ Vi<strong>de</strong>o, das in <strong>de</strong>n USA<br />
und England wegen <strong>de</strong>r Verherrlichung von<br />
Drogen, Sex und Gewalt verboten wur<strong>de</strong>,<br />
veröffentlichten The Prodigy von 1997 bis<br />
2002 keine weiteren Lie<strong>de</strong>r. Nach<strong>de</strong>m 2004<br />
das neue Album „Always Outnumbered,<br />
Never Outgunned“ von <strong>de</strong>r Presse zerrissen<br />
wur<strong>de</strong>, sprach die Medienlandschaft direkt<br />
von einer Schaffenskrise. Die Band reagierte<br />
mit unglaublichen Live-Shows, die von <strong>de</strong>r<br />
Rave-Szene als einzigartig euphorische Momente<br />
gefeiert wur<strong>de</strong>n. Das Album „Inva<strong>de</strong>rs<br />
Must Die“ wur<strong>de</strong> Anfang diesen Jahres<br />
veröffentlicht. Sieben Wochen nach <strong>de</strong>m<br />
Release erreichte das fünfte Album von The<br />
Prodigy Platinum Status.<br />
Ihr sagt über euer aktuelles Album, dass die<br />
Texte dieses Mal wichtiger waren als bei <strong>de</strong>n<br />
Vorgängeralben. Welcher Text hat für euch<br />
die meiste Be<strong>de</strong>utung?<br />
Das Lied mit <strong>de</strong>m für uns wichtigsten Text ist:<br />
“We are The Prodigy” („Inva<strong>de</strong>rs must die“).<br />
Dieses Lied ist für uns als Band sehr wichtig.<br />
Natürlich ist es auch für die Fans geschrieben,<br />
aber vor allem ist es für uns als Band wichtig.<br />
Mit diesem Lied erinnern wir uns selber daran,<br />
worum es bei „The Prodigy“ geht. Bei diesem<br />
Album ging es darum, dass wir drei so gut zusammen<br />
passen. Nicht das wir uns schlecht<br />
verstan<strong>de</strong>n haben, aber als Live-Band die so<br />
viel tourt, ist es enorm wichtig das die Chemie<br />
wirklich stimmt. Es ist schwierig für Keith und<br />
Maxim Texte zu schreiben. Wir wollen als Prodigy<br />
keine Geschichten erzählen. Bestimmte<br />
Sachen funktionieren bei dieser Band nicht. Es<br />
ist nicht einfach, mit <strong>de</strong>n Texten die richtigen<br />
Dinge auszusagen. Bei uns ist die Musik wichtiger<br />
als das Wort und wir sind sehr glücklich<br />
mit <strong>de</strong>m Ergebnis von <strong>de</strong>m Album.<br />
Die neue Platte ist sehr melodisch. War das so<br />
geplant?<br />
Ja, wir wollten das Album melodischer haben<br />
als die Vorgänger. Ich mag unsere Musik<br />
nicht, wenn sie zu loopbasiert abläuft. Ich mag<br />
es gerne wenn sich unser Sound musikalisch<br />
anhört, ohne dabei die rauhe Seite zu verlieren,<br />
für die wir als Band stehen. Das hatten wir<br />
geplant. Es war allerdings nicht geplant, dass<br />
es sich so fröhlich anhört, wir wollten es erst<br />
düsterer klingen lassen.<br />
Habt ihr seit <strong>de</strong>r Fertigstellung <strong>de</strong>s Albums<br />
vor zwei Jahren neue Lie<strong>de</strong>r kreiert?<br />
Ja, das haben wir. Ich wer<strong>de</strong> mir in <strong>de</strong>n nächsten<br />
Tagen neues Equipment für mein Studio<br />
kaufen und freue mich riesig auf die frischen<br />
Sounds. Ich habe auf Tour verschie<strong>de</strong>ne Lie<strong>de</strong>r<br />
auf meinem Laptop komponiert und wer<strong>de</strong> an<br />
diesen im Studio mit <strong>de</strong>n neuen Synthesizern<br />
noch weiter feilen.<br />
Habt ihr ein paar von <strong>de</strong>n Lie<strong>de</strong>rn live getestet?<br />
Bisher haben wir noch keine von <strong>de</strong>n Lie<strong>de</strong>rn<br />
getestet. Es kann gut sein, dass wir bei dieser<br />
Tour unbekannte Tracks mit einmischen. Aber<br />
es ist noch recht früh für neues Material.<br />
Ich hatte ein Interview mit Dizzee Rascal, <strong>de</strong>r<br />
euch extrem gelobt hat. Ihr sprecht auch nur<br />
in <strong>de</strong>n höchsten Tönen über ihn. Wann können<br />
wir eine Kooperation erwarten?<br />
Es wird auf je<strong>de</strong>n Fall ein gemeinsames Lied<br />
geben. Wir lieben Dizzee, er war im letzten<br />
Jahr mit uns auf Tour und da haben wir auch<br />
schon über eine Zusammenarbeit gesprochen.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n bestimmt etwas Gemeinsames<br />
herausbringen, ich weiß nur noch nicht wann.<br />
Wie ich schon erwähnt habe ist The Prodigy<br />
eine Band, bei <strong>de</strong>r die Musik wichtiger ist als<br />
das Wort. Bei Dizzee sind seine Texte wichtiger<br />
als die Beats, da müssen wir einen Kompromiss<br />
fin<strong>de</strong>n.<br />
Benutzt ihr immer noch <strong>de</strong>n Moog-Prodigy<br />
Synthesizer?<br />
Ja, auf je<strong>de</strong>n Fall! Ich wür<strong>de</strong> ihn auch nie verkaufen.<br />
Er ist nicht mehr mein Lieblins-Sythesizer,<br />
<strong>de</strong>r Moog ist mehr ein Basisarbeitsgerät.<br />
Eigentlich habe ich ihn nur noch um ihn anzugucken.<br />
Mein Favorit ist gera<strong>de</strong> das Oberheim<br />
„Two Voice“ Keyboard.<br />
Welchen Sequenzer benutzt ihr live?<br />
Auf <strong>de</strong>r Bühne benutzen wir Ableton. Damit<br />
haben wir die besten Möglichkeiten, flexibel<br />
zu sein. Wir haben immer eine feste Struktur,<br />
bringen aber manchmal spontan ein neues<br />
Lied o<strong>de</strong>r einen Remix. Je<strong>de</strong>r Auftritt hat seine<br />
Freestyle-Momente, damit es allen mehr Spaß<br />
macht.<br />
Wie häufig än<strong>de</strong>rt ihr eure Live-Tracklist?<br />
Die wird andauernd geän<strong>de</strong>rt. Wir versuchen<br />
die Shows so spannend wie möglich zu halten.<br />
Da wir unglaublich viel am touren sind, ist es<br />
gera<strong>de</strong> für uns enorm wichtig, das Energielevel<br />
für die Performance hoch zu halten. Das geht<br />
am besten, wenn es nicht langweilig wird. Es<br />
muss immer frisch klingen!<br />
Gibt es bei <strong>de</strong>r Masse an Gigs noch welche,<br />
die für euch beson<strong>de</strong>rs sind?<br />
Ja, es gibt immer wie<strong>de</strong>r ganz spezielle Momente.<br />
Wir spielen gerne in Japan. Auch „Rock<br />
am Ring“ ist immer wie<strong>de</strong>r ein einzigartiges<br />
Event.<br />
Habt ihr immer die eigene Licht- und Soundcrew<br />
bei euren Konzerten dabei?<br />
Ja, wir haben immer das gleiche Team von<br />
Mitarbeitern, damit wir uns auf sie verlassen<br />
können. Wir haben seit 15 Jahren <strong>de</strong>n gleichen<br />
Licht- und Soundmischer. Die bei<strong>de</strong>n wissen<br />
genau was wir wollen und wir wissen, dass sie<br />
es am besten für uns umsetzen können.<br />
In welchen Län<strong>de</strong>rn gibt es die größte und in<br />
welchen die kleinste Rave-Szene?<br />
Ich habe schon immer gesagt, dass Deutschland,<br />
abgesehen von England, die beste Rave-<br />
Kultur besitzt. Unsere ersten Shows außerhalb<br />
von England waren in Deutschland. Die Rave-<br />
Szene ist mehr durch Techno-Musik beeinflusst,<br />
als in England. Aber die Un<strong>de</strong>rground-<br />
Szene bei euch ist sagenhaft. Amerika hat<br />
keine Rave-Szene. Wir haben es ein paar Mal<br />
versucht dort aufzutreten, aber es hat nie gut<br />
funktioniert. In Amerika gibt es eine gute Klub-<br />
Szene, aber keine Rave-Szene.<br />
Liam, willst Du eine zweite “Dirtchamber Session”<br />
veröffentlichen?<br />
Ja, das möchte ich gerne machen. Ich wer<strong>de</strong><br />
mich nach <strong>de</strong>m nächsten Prodigy Album an<br />
die Arbeit setzen. Für eine „Dirtchamber Sessi-<br />
» BEI UNS IST DIE MUSIK<br />
WICHTIGER ALS DAS WORT...«<br />
on“ müssen die ganzen Rechte geklärt wer<strong>de</strong>n,<br />
dass kann sich manchmal hinziehen. Ich war<br />
überrascht, dass so viele Leute von <strong>de</strong>r ersten<br />
Session begeistert waren. Es war ja auch nie als<br />
Veröffentlichung gedacht, son<strong>de</strong>rn ich hatte es<br />
für eine Radiosendung bei Radio1 in England<br />
produziert. Ich wer<strong>de</strong> mich <strong>de</strong>finitiv nach <strong>de</strong>m<br />
nächsten Album an die Arbeit für die zweite<br />
„Dirtchamber Session“ setzen.<br />
Kannst Du uns sagen, was wir auf euren Labels<br />
“Ragged Flag” und „Take Me To The Hospital“<br />
erwarten können?<br />
Wir wer<strong>de</strong>n „Ragged Flag“ erst einmal im Hintergrund<br />
halten. Wir kümmern uns primär um<br />
„Take Me To The Hospital“, das steht im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n dort Musik von an<strong>de</strong>ren<br />
Künstlern veröffentlichen, die nicht unbedingt<br />
Dance-Music sein muss.<br />
Aber die Acts sollen schon elektronische Musik<br />
spielen?<br />
Ja, die Künstler sollen schon elektronische<br />
Musik spielen, aber nicht ähnlich wie wir klingen.<br />
Das ganze Projekt ist noch ein wenig ungewiss,<br />
wir hören uns je<strong>de</strong> Menge Demos an<br />
und suchen ein paar Bands aus. Die Veröffentlichungen<br />
wer<strong>de</strong>n frisch und innovativ klingen.<br />
Vielen Dank für das Interview.<br />
Danke.<br />
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