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Schlammbeisser - Story Numero 2 - oerred.dk

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die in ihrer Wirkungsweise an ein Barometer erinnern.<br />

Dank seiner Darmatmung ist der Schlammbeißer<br />

nicht nur in der Lage, in schmutzigem, fast sauerstofflosem<br />

Wasser zu leben, er kann sich auch, wenn<br />

sein Teich oder Bächlein austrocknet, in den<br />

Schlamm eingraben und dort in aller Seelenruhe auf<br />

den nächsten Platzregen warten. Dasselbe Spielchen<br />

treibt er auch im Winter, und es heißt, daß er<br />

sich dabei unter Umständen einen halben Meter tief<br />

in den Schlamm eingräbt, um - und dräut der Winter<br />

noch so sehr - bis zu einem Jahr dauerdösend auf<br />

bessere Zeiten zu hoffen - Felix müßte er heißen, der<br />

Glückliche! Kein Wunder, daß man im Donaugebiet<br />

lebende Mistgurren in Schlamm eingegraben gefunden<br />

hat, der so hart eingetrocknet war, daß beladene<br />

Fuhrwerke darüberfahren konnten. Und soll er, in<br />

Gefangenschaft geraten, verschickt werden, so kann<br />

man ihn, in feuchtes Moos verpackt, "längere Zeit"<br />

transportieren. Doch alles hat seine Grenzen, auch<br />

bei Schlammbeißers. In einem 1868 erschienenen<br />

Buch steht nämlich folgendes Greuelmärchen zu lesen:<br />

"Zum Schluß sei noch eines merkwürdigen<br />

Fisches gedacht, der ein fast noch charakteristischerer<br />

Bewohner des Sumpfwassers ist, der Moorgrundel.<br />

Selbst in den mit schwarzbraunem gärendem<br />

Wasser gefüllten Moorgräben hält es dieser Fisch<br />

noch aus, und je schlammiger das Wasser, um so lieber<br />

ist's ihm. Seine Lebenszähigkeit hat ihn berühmt<br />

gemacht: in einem Gefäß, dessen Boden mit fetter<br />

Erde bedeckt ist, hält er zehn Jahre lang, ohne daß<br />

man ihm öfter als dreimal des Jahres frisches Wasser<br />

gibt und ohne daß er Nahrung zu sich nähme." Der<br />

dies schrieb, war nicht etwa ein obskurer Alchimist<br />

des 13. Jahrhunderts, oh nein, es war ein arrivierter<br />

Zoologie-Professor, mit Lehrstuhl in Hohenheim und<br />

seit 1870 auch am Polytechnikum in Stuttgart. Ich bin<br />

sicher, Herr Professor haben niemals Schlammbeißer<br />

gehalten.<br />

Wer in einem Gebiet wohnt, in dem unser Freund<br />

noch ein Refugium hat, wer ihn also noch beschaffen<br />

kann, braucht für seine Haltung keine besonderen<br />

Umstände zu machen. Ich würde allerdings empfehlen,<br />

kein zu kleines Aquarium zu verwenden, auch<br />

wenn es immer heißt, daß er mit kleinsten Behältern<br />

zufrieden ist. Das ist er sicher auch, denn er hat ja<br />

keine andere Wahl. Man sollte aber daran denken,<br />

daß die Fische bis zu 30 cm lang werden können und<br />

Bild 1: Kopfsludie von Misgumus fossllls<br />

Aufnahme: D. Gaumert<br />

z.­<br />

bei Gewittern oder während der Laichzeit ihre r_e<br />

Gemütsart ablegen, um ein bißchen Rabatz<br />

ehen. Also sollte das Becken für zwei oder drei Tiere<br />

wenigstens 60 bis 80 Liter fassen. Als Bodengrund<br />

verwendet man am besten feinen Sand, auf den man<br />

anstelle des geliebten Schlammes eine kräftige<br />

Schicht gut und lange ausgekochten Torfes legt<br />

(Kochwasser öfters wechseln!). Da der Torf bei den<br />

zuweilen ungestümen Bewegungen der Fische in<br />

feinfiedrigen Pflanzen hängenbleibt, sollte man in<br />

Töpfen gepflanzte Rosettenpflanzen wie Sagittaria<br />

oder Vallisneria einbringen. Von erfahrenen Anglern<br />

und Fischern, also von Leuten, die es wissen müssen,<br />

hörte ich des öfteren, daß Schlammbeißer mit<br />

Sicherheit dort anzutreffen seien, wo die zierliche<br />

Wasserfeder (Hottonia paJustris) wächst - leider ist<br />

die Pflanze im Süden der BRD selten und fällt unter<br />

die Bundesartenschutzordnung.<br />

Die Qualität des Wassers ist bei der Pflege von Misgurnus<br />

fossiJis zweitrangig, doch sollte es auch nicht<br />

zu hart sein; im allgemeinen genügt den Herrschaften<br />

unser (chlorfreies) Leitungswasser. Eine Durchlüftung<br />

ist für unsere Luftschlucker nicht unbedingt<br />

nötig, ebensowenig eine Heizung, dafür aber ein<br />

nicht zu schwächlicher Filter. Während wir bei..,<br />

einheimischen Fischen darauf achten müssen~ß<br />

die Wassertemperatur nicht zu hoch ansteigt, ist diese<br />

Vorsicht beim Schlammbeißer nicht vonnöten,<br />

Bild 2: Der Schlammbeißer Misgumus fossilis<br />

aus 0"0 Schlndler: "Unsere Süßwasserfische", Kosmos Nalurführer<br />

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