Dobrock-Journal (PDF / 11 MB) - Dobrock-Turnier

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1_Umbr_Dobrock_2013_Layout 1 07.08.2013 09:12 Seite 30 30 Zucht Die im Hadelner Land gezogenen Hengste Lissaro und Londontime stehen unter der Obhut von Wolfhard Witte im Landgestüt Celle. Hengste aus der Region –Lissaro und Londontime im Landgestüt Celle Spitzenvererber Die Top-Hengste Lissaro vLissabon/Matcho AA und Londontime v. Londonderry/Walt Disney stehen beispielhaft für die hohe Qualität der Hannoveraner-Zucht in der Region Unterelbe. Obwohl beide Hengste noch jung sind, haben sie schon einen bewegenden Lebenslauf hinter sich. Gemeinsam sind sie im Landgestüt Celle stationiert. Der achtjährige Lissaro erblickte das Licht dieser Welt im Stall von Jürgen Dittmer in Neuenkirchen. Nicht weit davonentfernt, gelang Christina Hellwege- Tiedemann 2002 in Oberndorf mit Londonderry als Vater von Londontime die richtige Anpaarung. Jürgen Dittmersetzte ganz bewusst bei seiner Stute auf den Hengst Lissabon, wohingegen Christina Hellwege- Tiedemann mit dem Einsatz des Vererbers Londonderry gleich mit ihrem ersten Zuchtfohlen ein Volltreffer gelang. Springpferd „Da der Oldenburger Hengst Lissabon mit hohen Zuchtwerten sowohl im Springen als auch in der Dressur aufwarten konnte, versprach ich mir von ihm als Vererber aus meiner Stute Marquesa ein bewegungsstarkes Springpferd. Außerdem überzeugte mich Lissabon durch seinen ausgeglichenen Charakter“, erinnert sich Jürgen Dittmer. „Als Fohlen machte Lissaro einen eher unauffälligen Eindruck, an der Longe zeigte er aber schon seine guten Grundgangarten.“ Dann sollte Lissaro eine Bilderbuchkarriere starten, die ihresgleichen sucht, wenn auch anders als vom Züchter gedacht. Auf seiner Körung 2007 in Verden wurde er zum letzten Prämienhengst der Hannoveraner Zucht gekört und glänzte dabei mit seinem unbegrenzten Springvermögen, Bascule und Dynamik. Über seinen neuen Besitzer kam Lissaro 2009 zur Hengststation der Familie Rüscher-Konermann. Da Lissaro wegen seiner Bewegungselastizität auch jeden Dressurreiter ins Schwärmen brachte, bildete die Tochter des Hauses Lissaro zum Dressurpferd aus. Mit Erfolg. Beispiellos machte Claudia Rüscher Lissaro dreimal hintereinander zum Bundeschampion bei den drei-, vier- und fünfjährigen Reitpferden. Als Dreijähriger erhielt er für seinen herausragenden Schritt die Note zehn. Außerdem errang Claudia Rüscher mit Lissaro 2010 noch die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde in Verden, bevor er in den Stall zu Edward Gal in die Niederlande wechselte.
1_Umbr_Dobrock_2013_Layout 1 07.08.2013 09:12 Seite 31 Zucht 31 Im Landgestüt bekommt Lissaro jeden Tag seine ganze Aufmerksamkeit. Bei Turniereinsätzen ist die 12-jährige Tochter Amrei Witte für die Betreuung der Hengste zuständig. Aus dem Hause von Jürgen Dittmer stammt der Hengst Lissaro. Bewegend „Wir sind bei den Erfolgen dabei gewesen, es waren wirklich bewegende Momente für die ganze Familie, als wir in Warendorf und Verden Lissaro im Dressurviereck erleben durften“, schildert Jürgen Dittmer die Eindrücke von seinem Erfolgspferd. Mit Garibaldi, Diskant und Servus hat Lissaro althannoversche Gene im Blut, die für Leistung und Rittigkeit gleichermaßen stehen. Der Mutterstamm aus dem Hause Dittmer in Neuenkirchen ist wahrlich über alle Zweifel erhaben. Nach einem Jahr Auslandsaufenthalt steht Lissaro seit 2012 wieder in Deutschland und wird im Landgestüt Celle von Wolfhard Witte für den Zucht- und Sporteinsatz fitgemacht. Auch Londontime gehört als Landbeschäler in die Obhut des Hauptsattelmeisters Wolfhard Witte, der gerade die Leitung der Hengstprüfungsanstalt in Adelheidsdorf übernommen hat. Schon als junges Pferd wurde Londontime von Wolfhard Witte geritten und im Dressurviereck vorgestellt. „Ich habe schon immer an Londontime als Sport- und Zuchtpferd geglaubt“, macht Witte deutlich, welche hohe Meinung er von dem Hengst hat. Preisspitze Kein Wunder also, dass Londontime 2006 als bis dahin teuerstes Reitpferd bei einer Verdener Auktion mit 510.000 Euro den Besitzer wechselte.Einen Anteil hatte sich mit dem Kauf auch das Landgestüt gesichert, so dass Londontime in Celle die ersten Ausbildungsschritte unter Witte machte. Dann entschied sich die Besitzergemeinschaft dazu, Londontime zum weiteren Training in die Hände von Kathrin Meyer zu Strohen zu geben. So ist der Hengst drei Jahre unter seiner Reiterin international im Sport gegangen und bis zu Zwei-Sterne-Dressurprüfungen platziert gewesen. Da Londontime zu den Top-Verebern gehört und in der Zuchtwertschätzung 2012 auf Bundesebene ganz weit vorne lag, wurde er ins Landgestüt zurückgeholt, mit dem Ziel, den Zuchteinsatz besser organisieren zu können. „Ich kann mich noch gut an seine Geburt erinnern. Wir waren alle ganz aufgeregt, schließlich handelte es sich um unser erstes Fohlen. Londontime war total pflegeleicht, man konnte alles mit ihm machen. Auch das Einreiten verlief problemlos. Leider wurde er als Zweijähriger nicht zur Körung zugelassen“, blickt die 35-jährige Züchterin zurück. Für einen relativ geringen Preis trennte sich die Züchterfamilie aber dann doch von Londontime. Als Dreijähriger hatte der Hengst beim zweiten Anlauf zur Körung keine Schwierigkeiten mehr und wurde bei der anschließenden Auktion zur Preisspitze. Bis heute betreibt die Oberndorferin nur eine kleine Zucht als reines Hobby, die Mutter von Londontime war eigentlich aus Zufall in ihren Besitz geraten, da ein Einsteller in ihrem Pensionsbetrieb sie sich nicht mehr leisten konnte. Training So haben beide Hengste jeweils einen Aufenthalt in einem Turnierstall hinter sich, der nicht ganz so verlaufen ist, wie sich das die Besitzer erhofft hatten. Aber Pferde mit ihrem Leistungsvermögen finden sich wieder schnell zurecht. „Lissaro braucht Abwechslung und Spaß an der Arbeit, so bekommt er einmal in der Woche seine Springstunde und jeden Tag einen Spaziergang“, beschreibt Wolfhard Witte den Ausbildungsplan. Täglich wechseln im Unterricht der Hengste die Arbeitsschwerpunkte. Charakterlich sind sie aber doch recht unterschiedlich. „Wenn Lissaro Lust hat, machte er alles mit und unter Wettkampfbedingungen wird er ohnehin zu einem ganz anderen Pferd. Er gibt immer sein Bestes und ist besonders leistungsstark. Bei seiner Veranlagung hätte er auch ein gutes Springpferd werden können“, ist Witte vom Können Lissaros überzeugt. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten hat er ja schon bewiesen, wenn eben die Harmonie stimmt. Auch die Nachkommen machen einen hervorragenden Eindruck, so hat Anfang des Jahres ein dreijähriger Lissaro-Sohn auf der Elite-Auktion in Westfalen bei 70.000 Euro den Zuschlag erhalten und wurde damit als teuerstes Pferd in Münster-Handorf verkauft. Londontime dagegen verfügt über etwas mehr Temperament und hat seinen eigenen Kopf. „Aber er lernt schnell und sein Potential ist noch nicht ausgeschöpft“, beschreibt Witte sein zweites Top-Pferd im Stall. Bei Turnierstarts begleitet die zwölfjährige Tochter Amrei ihren Vater und betreut die beiden Hengste. Viel freundlicher und naher Menschenkontakt sowie einige Leckerlies tragen selbst bei diesen Spitzenpferden zur Leistungssteigerung und gutem Betragen bei. Nach dem Deckeinsatz endet im August für die beiden Vorzeigehengste des Landgestüts auch die Turniersaison. Dann kommen Monate in denen sie sich ihre verdiente Ruhepause gönnen und sich erholen dürfen.
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