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Versuch 14/1: Polarisationsapparat

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<strong>Versuch</strong> <strong>14</strong>/1: <strong>Polarisationsapparat</strong><br />

27. Juli 2010<br />

Asisstentin: Amely Tampe<br />

<strong>Versuch</strong>sdatum: 27.04.2010<br />

Abgabedatum: 04.05.2010<br />

Korrekturdatum:<br />

1


1 Einleitung<br />

Licht ist kleiner Bereich des Spektrums der elektromagnetischen Wellen, nämlich der, der für den<br />

Menschen sichtbar erscheint. Elektromagnetische Wellen können mit unterschiedlichen Wellenlängen<br />

vorkommen: Sie reichen von Gammastrahlung und Röntgenstrahlung über das für uns sichtbare Licht<br />

bis hin zu Infrarot, Mikrowellen und Radiowellen. Unsere Netzhaut kann Licht in den Wellenlängen<br />

von 400-700 nm wahrnehmen, manche Insekten können auch den kurzwelligeren UV-Bereich sehen.<br />

„Elektromagnetisch“ bedeutet, dass die Ausbreitung der Welle von elektrischen und magnetischen Feldern<br />

beeinflusst wird. Eine Welle wird durch drei Parameter gekennzeichnet: die Ausbreitungsrichtung<br />

( k), den elektrischen Feldvektor ( E) und den magnetischen Feldvektor ( B). Die beiden Feldvektoren<br />

schließen immer einen Winkel von 90 ◦ ein. E und B schwingen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung,<br />

man nennt diese Wellen transversal (im Gegensatz zu Schallwellen: Hier zeigen Ausbreitungsrichtung<br />

und die Feldvektoren in eine Richtung = Longitudinalwellen). Die Polarisation beschreibt die Richtung<br />

Abbildung 1: Transversalwelle<br />

des elektromagnetischen Feldvektors E. Zeigt dieser konstant in eine bestimmte Richtung und ändert<br />

periodisch seine Länge und sein Vorzeichen, entstehen linear polarisierte Wellen. Bleibt die Länge konstant,<br />

die Richtung ändert sich aber periodisch, sind es zirkular polarisierte Wellen. Eine Mischform<br />

von beiden Arten ist elliptisch polarisiert.<br />

Licht wird auf der Erde zum größten Teil als Sonnenlicht wahrgenommen, aber auch in Form von<br />

Glühlampen oder Kerzenlicht. Diese Lichtquellen erzeugen unpolarisiertes Licht. Unpolarisiert bedeutet,<br />

dass ein Lichtwellenbündel sich aus Lichtwellen zusammensetzt, die viele zufällig verteilte Polarisationrichtungen<br />

haben. Mit Hilfe eines <strong>Polarisationsapparat</strong>es kann man unpolarisierte elektromagnetische<br />

Wellen polarisieren. Dieser filtert alle Polarisationsrichtungen bis auf eine und erzeugt so<br />

linear polarisiertes Licht. Diesen Vorgang machen sich zum Beispiel spezielle Polarisationsbrillen zu<br />

Nutze, die in der Seefahrt oder bei Hobbyanglern gerne genutzt werden. Sie polarisieren das Licht, das<br />

vom Wasser reflektiert wurde und reduzieren die Blendung. Auch in der Fotografie finden sogenannte<br />

Polaroidfilter Verwendung, da sie die Bildqualität verbessern können. In der Mikroskopie werden<br />

Polarisationsfilter verwendet, um optisch aktive Stoffe z.B. Cellulose in Zellwänden, Amyloplasten in<br />

Zellen u.ä. sichtbar zu machen.<br />

Optisch aktive Substanzen drehen die Polarisationsebene der auftreffenden Welle. Organische Stoffe<br />

in wässriger Lösung (z.B. Zucker oder Stärke) oder Kristalle wie Quarz nennt man aufgrund dieser<br />

Eigenschaft chiral. Trifft eine linear polarisierte Welle auf eine Probe, wird die Polarisationsebene um<br />

einen Winkel α gedreht. Der Grund für diese Drehung ist eine im Grundaufbau des Moleküls oder<br />

Kristalls liegende Asymmetrie. Stellt man sich eine chirale Substanz A vor und spiegelt sie erhält<br />

man eine Abbildung A . A und A sind dann nicht deckungsgleich und man nennt sie Enantiomere.<br />

Viele Substanzen in der Natur kommen in achiraler Form oder als Gemisch von Enantiomeren vor.<br />

2


Das bedeutet, die Polarisationsrichtung wird zwar beim Auftreffen auf ein Molekül A gedreht (z.B.<br />

nach rechts um einen Winkel α), trifft aber auch auf wieder auf ein Enantiomer A und wird dann<br />

in entgegengesetzte Richtung gleichen Betrages (nach links) zurückgedreht, sodass effektiv keine optische<br />

Aktivität vorliegt. Bei chemisch reinen Enantiomeren tritt dieser Neutralisationseffekt nicht mehr<br />

auf, da die Drehwinkel sich addieren. Man unterscheidet dabei zwischen rechtsdrehenden und linksdrehenden<br />

Substanzen. Im folgenden <strong>Versuch</strong> werden als Proben Quarze unterschiedlicher Dicke und<br />

Zuckerlösungen unterschiedlicher Konzentrationen auf ihr Drehvermögen getestet.<br />

2 Material und Methoden<br />

2.1 Allgemeiner Teil<br />

Abbildung 2: Aufbau des <strong>Polarisationsapparat</strong>es - Gesichtsfeld ist hell<br />

Der verwendete <strong>Polarisationsapparat</strong> besteht aus zwei hintereinander geschalteten Polarisationsfolien,<br />

im folgenden Polarisator (P) und Analysator (A) genannt (siehe Abb. 2). Das unpolarisierte Licht<br />

einer Glühbirne wird zunächst durch einen der drei Farbfilter (gelb, rot oder blau) auf eine Wellenlänge<br />

reduziert. Damit erhalten wir monochromatisches Licht. Beim Durchgang durch den Polarisator<br />

wird es linear polarisiert und erhält eine bestimmte Polarisationsrichtung. Bei Bedarf kann nun in eine<br />

Halterung eine optisch aktive Substanz eingebracht werden. Wenn die Wellen die Substanz durchtreten,<br />

wird ihre Polarisationsrichtung um einen bestimmten Winkel α gedreht. Mit Hilfe eines zweiten<br />

Polarisationsfilters, dem Analysator, können wir den Winkel der Polarisationsebene messen. Dazu ist<br />

er drehbar und besitzt einen Winkelmesser. Bevor wir die Substanzen in die Halterung einlegen und<br />

deren Drehwinkel ermitteln können, müssen wir den Analysator eichen. Dazu bringen wir ihn in eine<br />

"gekreuzte Stellung", also in einen senkrecht zur Polarisationsebene stehenden Winkel. Jetzt verdunkelt<br />

sich das Gesichtsfeld (siehe Abb. 3). Man nutzt also genau die Winkel α 0 und α 0 + 180 ◦ , bei denen<br />

Abbildung 3: Eichung des Analysators - Gesichtsfeld verdunkelt sich<br />

das Licht komplett blockiert wird. Diese Winkel können wir sehr viel genauer festlegen, als die, bei<br />

denen die Polarisationsebene mit der Ebene des Analysators übereinstimmt (hier wird das Licht meist<br />

etwas heller, die Grenzen dieser Einstellung sind nicht deutlich genug erkennbar).<br />

3


Setzen wir nun die optisch aktive Substanz in die Halterung ein, beobachten wir wieder eine Aufhellung<br />

des Gesichtsfeldes, da die Polarisationsebene gedreht wurde (siehe Abb. 4). Bringen wir den Analysator<br />

wieder in die Stellung in der sich das Gesichtsfeld verdunkelt oder ein Farbumschlag erkennbar wird,<br />

erhalten wir zwei neue Winkel α 1 und α 1 + 180 ◦ .<br />

Abbildung 4: Einsetzen des optisch aktiven Mediums<br />

Jetzt können wir die Differenz zwischen ungedrehter und gedrehter Polarisationsrichtung als Drehwinkel<br />

α berechnen:<br />

α = α 0 − α 1 oder α =(α 0 + 180 ◦ ) − (α 1 + 180 ◦ )<br />

sollten dabei die selben Ergebnisse haben.<br />

2.2 Quarz<br />

Quarz bildet sechsseitige Kristalle, die als zwei Enantiomere vorkommen können. Durch seine spezielle<br />

Kristallstruktur wirkt der Quarz optisch aktiv: Die einzelnen Teilchen sind schraubenförmig angeordnet.<br />

Ein Kristall ist dabei rechtsdrehend, der andere linksdrehend.<br />

Im ersten <strong>Versuch</strong>steil haben wir gelbes, rotes und blaues Licht auf Quarze unterschiedlicher Dicke<br />

und Drehrichtung gerichtet, um zu zeigen, dass die Drehung sowohl von der Dicke des Quarzes gemäß<br />

der Formel<br />

α =(α) · l<br />

als auch von der Wellenlänge des Lichts abhängig ist. Dabei ist α die Drehung, (α) das Drehvermögen<br />

des Quarzes und l die Dicke des Quarzes<br />

Wir verwendeten rechtsdrehenden Quarz mit einer Dicke von l 1 =1, 115 mm und l 2 =0, 505 mm,<br />

sowie einen dritten Quarz unbekannter Drehrichtung und Dicke. Die Dicke wird im Ergebnisteil errechnet.<br />

2.3 Zuckerlösungen<br />

Ebenso wie bei den Messungen an Quarz verwenden wir die drei verschiedenen Farbfilter und setzen<br />

Zuckerlösungen unterschiedlicher Konzentrationen q 1 =0, 26<br />

g , q<br />

cm 3 2 =0, 09<br />

g und q<br />

cm 3 3 =0, 03 g<br />

cm 3<br />

ein. Damit zeigen wir im Weiteren, das die spezifische Drehung gemäß der Formel<br />

α =[α] · l · q<br />

von der Konzentration der Lösung und von der Wellenlänge des Lichts abhängt. Dabei ist [α] die<br />

spezifische Drehung, l die Länge der Küvette und q die Konzentration der Lösung. Der verwendete<br />

Haushaltszucker (Saccharose) besteht aus D-Glucose und D-Fructose und ist ein chirales Molekül. Es<br />

dreht die Polarisationsrichtung der einfallenden Welle nach rechts.<br />

4


3 Ergebnisse<br />

3.1 Eichung des Analysators<br />

Tabelle 1: Messergebnisse für ein dunkles Gesichtsfeld bei<br />

α 0 α 0 + 180 ◦<br />

Gelb 60, 1 ◦ 240, 4 ◦<br />

Rot 60, 4 ◦ 242 ◦<br />

Blau 56 ◦ 244, 2 ◦<br />

Tabelle 1 zeigt die Mittelwerte der Messergebnisse der Polarisationsebene des monochromatischen<br />

Lichts ohne optisches Medium.<br />

3.2 Messungen an Quarz<br />

Im Anhang finden sich in Diagramm 1 die Ergebnisse der Messungen an Quarzen, wobei je ein Graph<br />

für die Messung bei gelbem, rotem oder blauem Licht steht. Die unbekannte Dicke l x des dritten<br />

Quarzes ergibt sich aus folgender Rechnung:<br />

α =(α) · l<br />

l =<br />

α<br />

(α)<br />

(α) gelb = 21, 5 ◦ /mm<br />

l gelb =<br />

23, 0◦<br />

21, 5 ◦ =1, 07 mm<br />

/mm<br />

(α) rot = 19, 3 ◦ /mm<br />

l rot =<br />

21 ◦<br />

19, 3 ◦ =1, 09 mm<br />

/mm<br />

(α) blau = 33, 1 ◦ /mm<br />

l blau =<br />

57, 8◦<br />

33, 1 ◦ =1, 75 mm<br />

/mm<br />

Mittelwert:<br />

l x = ¯l = l gelb + l rot + l blau<br />

3<br />

= 1, 3 mm<br />

3.3 Messungen an Zuckerlösungen<br />

Das Diagramm 2 zeigt die Abhängigkeit des Drehwinkels von der Konzentration der Zuckerlösung und<br />

der Farbe, bzw. Wellenlänge des Lichts.<br />

5


Für die spezifische Drehung der Saccharose ergibt sich:<br />

α =[α] · l · q<br />

[α] =<br />

a) für eine Saccharosekonzentration q 1 =0, 26 g<br />

cm 3<br />

Behälters von l = 20 cm):<br />

36, 8 ◦<br />

[α] =<br />

20 cm · 0, 26 g =7, 1 ◦·cm2<br />

g<br />

cm 3<br />

α<br />

l · q<br />

ist ᾱ = 36, 8 ◦ und damit gilt (bei einer Länge des<br />

b) für eine Saccharosekonzentration q 2 =0, 09 g ist ᾱ = 15, 2 ◦ und damit gilt :<br />

cm<br />

15, 2 ◦<br />

3<br />

[α] =<br />

20 cm · 0, 09 g =8, 4 ◦·cm2<br />

g<br />

cm 3<br />

c) für eine Saccharosekonzentration q 3 =0, 03 g ist ᾱ =7, 2 ◦ und damit gilt :<br />

cm<br />

7, 2 ◦<br />

3<br />

[α] =<br />

20 cm · 0, 03 g = 12 ◦·cm2<br />

g<br />

cm 3<br />

4 Diskussion<br />

Tabelle 1 zeigt die Winkelstellungen des Analysators bei denen sich das Gesichtsfeld verdunkelt. Bei<br />

genau zwei Stellungen trat dies ein, da das Licht bei gekreuzter Stellung nicht hindurch scheinen kann,<br />

also bei α und bei α + 180 ◦ .<br />

In den <strong>Versuch</strong>en sollte gezeigt werden, dass es einen linearen Zusammenhang zwischen Dicke bzw.<br />

Konzentration und Drehwinkel gibt. In Diagramm 1 ist erkennbar, dass der Drehwinkel mit der Dicke<br />

l des Quarzkristalls steigt, d.h. je länger der Weg ist, den das Licht durch das Medium hinter sich legen<br />

muss, umso stärker wird es gedreht. Ähnliches gilt auch für die Messungen an Zucker. Wie in Diagramm<br />

2 zu sehen ist, steigt der Drehwinkel mit der Konzentration der Lösung. Mit der Konzentration steigt<br />

wiederum die Anzahl der optisch aktiven Saccharosemoleküle, sodass die Lichtwellen stärker abgelenkt<br />

werden. Diese Abhängigkeit ist also nachgewiesen.<br />

Außerdem ist bei beiden <strong>Versuch</strong>en erkennbar, dass der Drehwinkel auch von der Farbe des Lichtes<br />

abhängt. Je kleiner die Wellenlänge ist, desto höher ist der Drehwinkel. So ist zu erklären, dass das blaue<br />

Licht am stärksten abgelenkt wird, das rote Licht am wenigsten. Da das gelbe Spektrum zwischen den<br />

beiden anderen liegt, liegt der Drehwinkel hier auch dazwischen. Beim Auftreffen auf die optisch aktiven<br />

Medien ändert sich die Wellenlänge λ der Lichtwellen, sie wird kürzer. Je kürzer die Wellenlänge ist,<br />

desto länger ist der Weg, den die Photonen durch das Medium nehmen müssen. Sie treffen auf wesentlich<br />

mehr optisch aktive Moleküle, sodass sich der Dreheffekt verstärkt. Am stärksten ausgeprägt ist das<br />

bei den kurzen Wellenlängen des blauen Lichts: Der Weg ist hier generell schon länger als bei höheren<br />

Wellenlängen und dieser Effekt wird durch das optische Medium noch verstärkt.<br />

Literatur<br />

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Polarisiertes_Licht, 26.4.2010, 19:20 Uhr<br />

[2] Lon-CAPA „Polarisierung von Licht“<br />

[3] Trautwein, "Physik für Mediziner, Biologen, Pharmazeuten", 7. Auflage, 2008, de Gruyter<br />

6


[4] http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/d03/03c.htm, 16.05.2010, 22:00 Uhr<br />

[5] Abbildung 1: http://www.ipf.uni-stuttgart.de/lehre/online-skript/edynamik/welle1.gif, 16.05.2010,<br />

10:35 Uhr<br />

[6] Abbildung 2-4: Skript „<strong>Versuch</strong> <strong>14</strong>/1 <strong>Polarisationsapparat</strong>“ S.3 (abgewandelt)<br />

7

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