Ausgabe 1312 als PDF zum Download - Kulturportal West Ost
Ausgabe 1312 als PDF zum Download - Kulturportal West Ost
Ausgabe 1312 als PDF zum Download - Kulturportal West Ost
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ein stilles Bild sagt<br />
mehr <strong>als</strong> tausend<br />
bewegte – und mehr<br />
aus, <strong>als</strong> Worte<br />
vermögen:<br />
Donald Tusk, Lech<br />
Walesa und Angela<br />
Merkel bei den<br />
Feierlichkeiten zu<br />
20 Jahren friedliche<br />
Revolution 2009<br />
Bild: Landeszentrale<br />
für politische Bildung<br />
Baden-Württemberg<br />
Der an der Universität Bromberg (Bydgoszcz)<br />
lehrende polnische Historiker Professor<br />
Albert Kotowski zitierte in seinem<br />
„Rückblick auf die deutsch-polnische Nachbarschaft“<br />
den Ministerpräsidenten Donald<br />
Tusk, wobei er feststellte, daß die „Zeit der<br />
großen Gesten“ vorbei sei und nunmehr nationale<br />
Interessenpolitik im Vordergrund<br />
stehe. Diese werde indes von beiden Seiten<br />
nicht überzeugend geleistet und entspreche<br />
schon gar nicht dem, was sich Berlin nach<br />
der Ablösung der Regierung Kaczynski erhofft<br />
habe, <strong>zum</strong>al die Kritik an den bundesstaatlichen<br />
Tendenzen der Europäischen<br />
Union nach Ansicht Kotowskis auch unter<br />
der Regentschaft Tusks weitergeführt werden<br />
dürfte. In sensiblen Fragen wie der<br />
<strong>Ost</strong>seepipeline oder dem Zentrum gegen<br />
Vertreibungen sei „immer noch eine unglaubliche<br />
Empfindlichkeit der polnischen Öffentlichkeit“<br />
zu beobachten, was das weitgehende<br />
Verstummen entsprechender grenzübergreifender<br />
Diskussionen erkläre.<br />
Die gemeinsame Deutsch-Polnische Erklärung<br />
vom 12. Juni bildete den Ausgangspunkt<br />
für eine kontroverse Debatte über die<br />
Zukunft der deutschen Volksgruppe in der<br />
Republik Polen. Während Ministerialrätin<br />
Maria Therese Müller in Vertretung von<br />
Staatssekretär Dr. Christoph Bergner, dem<br />
Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedler-<br />
und Minderheitenfragen, in ihrem<br />
Grußwort die erfreulichen Aspekte der in<br />
mehrwöchigen Rundtischgesprächen ausgehandelten<br />
Erklärung hervorhob – namentlich<br />
die festgeschriebene stärkere Förderung<br />
von Objekten der deutschen Minderheit<br />
(insbesondere des Hauses der deutschpolnischen<br />
Zusammenarbeit in Gleiwitz), die<br />
in Aussicht gestellten Hilfen beim Ausbau<br />
des muttersprachlichen Unterrichts sowie<br />
die Aufarbeitung „undemokratischer Praktiken“<br />
des kommunistischen Polens gegen<br />
die deutschen Bürger –, markierte der<br />
Schlußvortrag des ersten Tages die Gegenposition:<br />
Tobias Norbert Körfer, der erst<br />
1979 geborene frisch gewählte Vorsitzende<br />
der AGMO e.V., wetterte gegen die allgemeine<br />
„Jubelberichterstattung“ und die Unverbindlichkeit<br />
der „Absichtserklärungen“.<br />
Der mütterlicherseits aus einer oberschlesischen<br />
Familie stammende Körfer<br />
rückte die Problematik des (Wieder-)Erwerbs<br />
des Deutschen <strong>als</strong> Muttersprache<br />
in den Mittelpunkt seiner Analysen zur<br />
„Sprach- und Identitätsproblematik der<br />
deutschen Volksgruppe in der Republik Polen“<br />
und erntete viel Beifall. Es gab aber auch<br />
Kritik gerade von Kennern der heutigen Verhältnisse<br />
wegen der vorgetragenen „Maximalforderungen“<br />
und eines bisweilen „aggressiven<br />
Tons“.<br />
KK<strong>1312</strong> vom 25. September 2011<br />
9