Alternsforschung - Online-Infomappe - Ö1 - ORF
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DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE<br />
Ein Service von:<br />
<strong>ORF</strong><br />
A-1040 Wien, Argentinierstraße 30a<br />
Tel.: (01) 50101/18381<br />
Fax: (01) 50101/18806<br />
Homepage: http://oe1.<strong>ORF</strong>.at<br />
Österreichische Apothekerkammer<br />
A-1091 Wien, Spitalgasse 31<br />
Tel.: (01) 404 14-600<br />
Fax: (01) 408 84 40<br />
Homepage: www.apotheker.or.at<br />
Gesundheitsressort der Stadt Wien<br />
A-1082 Wien, Rathaus<br />
Homepage: www.wien.at<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 1
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT<br />
Die Sendung<br />
Die Sendereihe „Der Radiodoktor“ ist seit 1990 das Flaggschiff der<br />
Gesundheitsberichterstattung von <strong>Ö1</strong>. Jeden Montag von 14.03 bis 14.40 Uhr<br />
werden interessante medizinische Themen in klarer informativer Form<br />
aufgearbeitet und <strong>Ö1</strong>-Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch<br />
Fragen an das hochrangige Expertenteam im Studio zu stellen.<br />
Wir über uns<br />
Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz,<br />
Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger<br />
und Dr. Christoph Leprich die Sendung.<br />
Das Redaktionsteam besteht aus Walter Gerischer-Landrock, Mag. Nora<br />
Kirchschlager, Dr. Doris Simhofer. Dr. Ronny Tekal-Teutscher Mag. Mark<br />
Hammer und Dr. Christoph Leprich.<br />
Das Service<br />
Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es das, die Sendereihe flankierende,<br />
Hörerservice, das auf größtes Interesse gestoßen ist.<br />
Unter der Wiener Telefonnummer 50 100 ist „Der Radiodoktor“ mit<br />
Kurzinformationen zur aktuellen Sendung die ganze Woche per Tonband<br />
abrufbar. Die zu jeder Sendung gestaltete <strong>Infomappe</strong> mit ausführlichen<br />
Hintergrundinformationen, Buchtipps und Anlaufstellen komplettiert das Service<br />
und stellt in der Fülle der behandelten Themen eigentlich bereits ein kleines<br />
Medizin-Lexikon für den Laien dar.<br />
Die Partner<br />
Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unsere Partner: das<br />
Gesundheitsressort der Stadt Wien und die Österreichische Apothekerkammer.<br />
An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unseren Partnern für die<br />
Zusammenarbeit der letzten Jahre bedanken!<br />
Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser<br />
<strong>Infomappe</strong> zumeist auf die weiblichen Endungen, wie z.B. PatientInnen, ÄrztInnen etc.<br />
verzichtet haben.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 2
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT –<br />
AKTUELLE ERKENNTNISSE DER<br />
ALTERNSFORSCHUNG<br />
Mit Dr. Christoph Leprich<br />
9. August 2010, 14.03 Uhr, <strong>Ö1</strong><br />
Redaktion und <strong>Infomappe</strong>: Mag. Mark Hammer<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 3
INHALTSVERZEICHNIS<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
DER WEG ZU EINEM LANGEN LEBEN IN GESUNDHEIT 6<br />
Altern – unausweichliches Schicksal? 6<br />
Kampf auf verlorenem Posten 6<br />
Freie Radikale können Zellen schädigen 7<br />
Gute und schlechte freie Radikale 7<br />
Regeneration durch Stammzellen 8<br />
Erste Therapien mit Stammzellen – die künstliche Harnblase 8<br />
Das Hayflick-Phänomen 9<br />
Unsterbliche Zellen 9<br />
Forschung mit unsterblichen Zellen 10<br />
Der programmierte Zelltod 10<br />
Langes Leben aus dem Labor? 11<br />
Aktive Gene am falschen Ort 11<br />
Unsterblichkeit durch Spermidin? 12<br />
Der Mechanismus der Autophagie 13<br />
Länger leben duch Hungern und Rotwein? 13<br />
Kalorienreduktion verlängert die Lebensdauer 14<br />
Prosit auf ein langes Leben? 14<br />
Achtung – Resveratrol wirkt auch auf Tumorzellen 15<br />
Jungbrunnen von der Osterinsel? 15<br />
Konflikte mit dem Immunsystem 16<br />
Der Insulinsignalübertragungsweg 16<br />
Gene für ein langes Leben 16<br />
Die Inseln der Hundertjährigen 17<br />
Gesund steinalt werden 17<br />
Sardiniens 100-Jährige 18<br />
Wenn Kinder zu Greisen werden 19<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 4
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Immunsystem und Alterskrankheiten 19<br />
Permanente Entzündung 19<br />
Verlust des Thymus 20<br />
Junge Alterskranke 20<br />
Medikamentencocktail für Senioren 20<br />
Impfungen gegen Alterskrankheiten? 21<br />
Anti-Aging-Mittel 21<br />
Schlechtes Zeugnis 21<br />
Mögliche Nebenwirkungen 21<br />
Vorsicht beim <strong>Online</strong>-Kauf 22<br />
Wirkungslos oder gefährlich? 22<br />
Ewiges Leben? 23<br />
Der Einfluss des persönlichen Lebensstils 24<br />
Gene und Lebensstil 24<br />
Der mediterrane Lebensstil 25<br />
Das richtige Essen für gesundes Altern 25<br />
… gegen das tödliche Quartett 26<br />
… gegen schwache Knochen 27<br />
… gegen Krebs 27<br />
Ans richtige Essen gewöhnen 27<br />
Dinner Cancelling 28<br />
Vorsicht beim Abnehmen 29<br />
Nutrigenomics 29<br />
Altern – Risikofaktoren von Geburt an? 29<br />
Lang leben mit Bewegung 30<br />
Freude am Altern und Freunde 31<br />
Lieben, Laufen, Lernen 31<br />
QUELLEN & LINKS 32<br />
BUCH- UND ARTIKELTIPPS 35<br />
SENDUNGSGÄSTE 37<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 5
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
DER WEG ZU EINEM LANGEN LEBEN IN GESUNDHEIT<br />
Altern – unausweichliches Schicksal?<br />
122 Jahre und 164 Tage. So alt war die Französin Jeanne Calment, als sie im<br />
Jahr 1997 starb. Sie gilt bis heute als der älteste Mensch, dessen Alter auch<br />
eindeutig dokumentiert ist.<br />
Immer schon kämpfen Menschen gegen die Mühen und Schwächen des Alters<br />
an. In den Industriestaaten hat der Kult um die ewige Jugend mittlerweile den<br />
Rang einer Ersatzreligion erlangt.<br />
Anti-Aging-Mittel werden als Bad im Jungbrunnen präsentiert und locken mit<br />
dem Versprechen lang anhaltender Jugend. Dieser Markt boomt, denn die<br />
meisten Menschen wünschen sich ein langes Leben mit einem gesunden<br />
Körper und in geistiger Frische. Türöffner auf dem Weg in die Unsterblichkeit<br />
sollen Medizin und Grundlagenforschung sein.<br />
Immerhin nimmt ja die durchschnittliche Lebenserwartung auch ständig zu.<br />
Lag sie etwa im römischen Reich noch bei knapp über zwanzig Jahren, werden<br />
Menschen in Österreich derzeit an die 80 Jahre alt. Das durchschnittliche Alter<br />
der Menschen dürfte wahrscheinlich auch in Zukunft noch weiter steigen.<br />
Dänische und deutsche Forscher schätzten in einem Artikel für die<br />
medizinische Fachzeitschrift Lancet, dass bereits mehr als jedes zweite heute<br />
geborene Kind über 100 Jahre alt werden wird.<br />
Auch die Forschung hat in den vergangenen Jahren spektakuläre Fortschritte<br />
erzielt. So gelang es bei Labortieren durch genetische Eingriffe und den Einsatz<br />
bestimmter Substanzen die Lebensspanne tatsächlich deutlich zu strecken.<br />
Lässt sich daraus also ableiten, dass eines Tages auch beim Menschen der<br />
Tod immer weiter hinausgeschoben werden könnte oder gar – wie manche<br />
glauben – ewiges Leben möglich sein wird? Wie nahe ist die Forschung dem<br />
Traum vom ewigen Leben bereits gerückt? Und werden wir auch gesund viel<br />
älter werden können oder wird einfach nur die Periode des Siechtums<br />
verlängert?<br />
KAMPF AUF VERLORENEM POSTEN<br />
Auch wenn nicht jeder Mensch glücklich darüber ist, zu altern – dieser Prozess<br />
ist fester Bestandteil unseres Lebens. Und er beginnt bereits mit dessen<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 6
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Entstehung, nämlich schon mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle.<br />
Denn Altern ist mit der Zellteilung assoziiert. Bei dieser wird das gesamte<br />
Erbgut verdoppelt und auf die beiden resultierenden Zellen aufgeteilt. Bei<br />
diesem hochkomplexen Vorgang passieren Fehler. Zwar gibt es ein System,<br />
das dazu da ist, diese Fehler zu korrigieren, aber umso öfter sich eine Zelle<br />
geteilt hat, umso mehr von diesen Fehlern können nicht mehr ausgebessert<br />
werden und sie häufen sich im Erbgut, in den Genen des Menschen, in allen<br />
seinen Organen an – mit zunehmendem Alter werden es immer mehr.<br />
Schlechter werdendes Gedächtnis, abnehmende Körperkraft, alternde Haut und<br />
immer unbeweglichere, steife Gelenke: Dies alles ist also das Resultat eines<br />
„Kampfes auf verlorenem Posten“, nämlich jenes unserer Zellen gegen Fehler<br />
auf molekularer Ebene. An die 70.000 Schäden an der DNA pro Zelle und Tag<br />
müssen repariert werden.<br />
Freie Radikale können Zellen schädigen<br />
Doch nicht nur beim Verdoppeln des Erbguts passieren Fehler. Zudem setzen<br />
so genannte freie Radikale den Zellen zu. Es handelt sich dabei um<br />
Substanzen, die ein beträchtliches aggressives Potential in sich bergen können.<br />
Sie entstehen im Zuge von Stoffwechselprozessen oder gelangen aus der<br />
Umwelt in unseren Organismus und können Schäden in unseren Zellen<br />
anrichten.<br />
Die Schäden durch Zellteilung und freie Radikale äußern sich darin, dass die<br />
Regenerationsfähigkeit des menschlichen Körpers abnimmt und sich immer<br />
mehr auch organisch sichtbare Fehler anhäufen. Je älter der Mensch wird,<br />
desto häufiger werden die typisch mit dem Alter assoziierten Erkrankungen und<br />
Beschwerden: zum Beispiel Muskelabbau, Falten, Sehschwäche,<br />
neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Morbus<br />
Alzheimer durch abgestorbene Nervenzellen oder Herz-Kreislauferkrankungen<br />
durch atherosklerotisch veränderte Blutgefäße.<br />
Gute und schlechte freie Radikale<br />
Freie Radikale sind aber keineswegs nur schädlich. Sie kommen auch auf<br />
natürliche Weise in Zellen vor und übernehmen dort wichtige Funktionen. Zum<br />
Beispiel übertragen sie Signale, die dazu dienen, Zellen zu regulieren und sie<br />
ermöglichen es Zellen, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.<br />
Aus Anti-Aging-Sicht gelten Antioxidantien – etwa in Obst und Gemüse<br />
vorhanden – als Radikalfänger, die Schäden im Körper entgegenwirken. Zuviel<br />
an Antioxidantien – etwa hohe Dosen in Tablettenform – sollte man der<br />
<strong>Alternsforschung</strong> zufolge jedoch nicht zu sich nehmen. Dies wäre<br />
kontraproduktiv. Würde man damit nämlich auch die guten Radikale beseitigen,<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 7
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
hätte dies negative Folgen. Ein mögliches Ziel für die Forschung ist es daher,<br />
selektive Antioxidantien zu entwickeln, die die schädlichen freien Radikale<br />
beseitigen, aber die für die Zelle notwendigen unbehelligt lassen.<br />
Regeneration durch Stammzellen<br />
Um den Körper in Schuss zu halten, werden aber nicht nur Gene und<br />
Zellbestandteile ständig repariert. Zudem bilden Stammzellen laufend Gewebe<br />
nach und ersetzen abgestorbene Zellen. Doch auch dies funktioniert mit<br />
zunehmendem Alter immer schlechter.<br />
Wenn wir zum Beispiel durch eine Wunde Blut verlieren, muss dieses wieder<br />
nachgebildet werden. Diese Aufgabe übernehmen körpereigene Stammzellen,<br />
die in der Lage sind, Blutzellen zu formen. Zudem müssen die Stammzellen<br />
aber auch dafür sorgen, dass ein ausreichend großer Pool von ihnen erhalten<br />
bleibt, damit bei Bedarf immer wieder neues Blut gebildet werden kann.<br />
Stammzellen ermöglichen also das Grundprinzip der Regeneration des<br />
menschlichen Körpers. Es geht darum, ein gewisses Niveau zu erhalten. Das<br />
gilt etwa auch für unsere Haut, deren oberste Schichten täglich im Teppich<br />
landen. Neue Hautzellen müssen ständig nachgebildet werden.<br />
Diese Prozesse dienen der Regeneration, es werden Schäden ausgebessert<br />
und alle Organe bleiben aktiv.<br />
Doch auch für die Stammzellen gilt - umso mehr Fehler sich nun in ihrer<br />
genetischen Ausstattung anhäufen, umso schlechter kann sich der Körper im<br />
Alter regenerieren.<br />
Erste Therapien mit Stammzellen – die künstliche Harnblase<br />
Stammzellen könnten aber auch dazu verwendet werden, durch medizinische<br />
Eingriffe Schäden zu reparieren, Organe zu ersetzen und den Menschen<br />
dadurch länger am Leben zu erhalten – so wie auch Prothesen und<br />
Herzschrittmacher verloren gegangene oder kaputte Organe ersetzen.<br />
Erste Schritte in diese Richtung gibt es bereits: Amerikanische Wissenschaftler<br />
haben aus den Stammzellen der Harnblase eines Hundes auf einem Gestell im<br />
Labor eine künstliche Harnblase wachsen lassen und diese dem Hund<br />
erfolgreich implantiert.<br />
Mit gezüchteten Knorpelzellen können schon jetzt Gelenksschäden<br />
ausgebessert werden und seit Jahrzehnten retten blutbildende Stammzellen<br />
von Spenderinnen und Spendern an Leukämie erkrankten Menschen das<br />
Leben.<br />
Es wird auch daran geforscht, ob Stammzellen, gewonnen aus der Nabelschnur<br />
eines Babys, viele Jahre später bei Bedarf dessen Organe ersetzen könnten.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 8
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Dazu müssen jedoch noch einige Hürden überwunden werden: Die<br />
Nabelschnurstammzellen müssten sich im Labor vermehren lassen, man<br />
müsste aus ihnen andere Zelltypen herstellen können und sie dürfen später<br />
nicht entarten und Tumoren bilden. Es scheint also noch ein langer Weg zu<br />
sein, bis man derartige Stammzellentherapien tatsächlich einsetzen kann.<br />
DAS HAYFLICK-PHÄNOMEN<br />
Eine normale Zelle kann sich nur begrenzt oft teilen. Man nennt dies das<br />
Hayflick-Phänomen, benannt nach dessen Entdecker, dem US-amerikanischen<br />
Gerontologen Leonard Hayflick. Dies ist einer der Gründe für das Prinzip der<br />
Endlichkeit, dem der Mensch – aber auch die meisten anderen Organismen –<br />
unterliegen.<br />
Menschliche Zellen von jungen Menschen können sich nur circa 50 Mal teilen.<br />
Ein Grund dafür liegt in den so genannten Telomeren. Diese Fortsätze an den<br />
Chromosomen werden mit jeder Zellteilung kürzer. Sind die Telomere zu kurz<br />
geworden, kann sich die Zelle nicht mehr teilen und wird normalerweise durch<br />
einen geregelten Vorgang beseitigt: den so genannten programmierten Zelltod,<br />
die Apoptose.<br />
Eine wichtige Rolle spielt die Apoptose auch bei der Entwicklung des<br />
menschlichen Körpers. So entstehen zum Beispiel Finger und Zehen durch<br />
diesen programmierten Zelltod. In frühen Phasen des Embryos befinden sich an<br />
der Stelle von Händen und Füßen zunächst plattenförmige Strukturen. Während<br />
jene Zellen, die später Finger und Zehen bilden, sich weiter teilen und wachsen,<br />
sterben die Zellen in den Zwischenräumen durch Apoptose ab. Unklar ist<br />
derzeit allerdings noch, wie dieser Mechanismus geregelt wird.<br />
Unsterbliche Zellen<br />
Es gibt auch Zellen, die den soeben geschilderten Alterungsprozessen nicht<br />
unterliegen – dazu zählen Keimzellen, also Ei- und Samenzellen, sowie Stammund<br />
Tumorzellen. Diese besitzen ein besonderes Enzym, die Telomerase, die<br />
die Telomere immer wieder ergänzt. Dadurch können sich diese Zellen<br />
unbegrenzt teilen. Auch dieser Mechanismus wurde von Leonard Hayflick<br />
entdeckt.<br />
Die Apoptose stellt für den Körper auch gewissermaßen einen<br />
Schutzmechanismus dar. Bevor eine Zelle zu einer Tumorzelle entartet, wird sie<br />
im Idealfall durch den programmierten Zelltod entsorgt. Funktioniert dieser<br />
Mechanismus nicht, entsteht Krebs.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 9
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Forschung mit unsterblichen Zellen<br />
Da sich Krebszellen unendlich oft teilen, können Forscherinnen und Forscher<br />
mit diesen Zellen im Labor Kulturen anlegen und an diesen Zellen jene<br />
Mechanismen untersuchen, die zu Krebs führen. Die Zellen mancher an Krebs<br />
erkrankter Menschen leben dadurch quasi ewig und sind unsterblich.<br />
Eine bestimmte Zelllinie wurde sogar berühmt: die so genannten HeLa-Zellen.<br />
Sie sind nach ihrer Spenderin benannt, der Amerikanerin Henrietta Lacks.<br />
Lacks wurde 1920 in Virginia geboren und erkrankte mit 30 an<br />
Gebärmutterhalskrebs. Zur Diagnose entfernte man einige Krebszellen.<br />
Henrietta Lacks starb noch im selben Jahr. Ihre Zellen jedoch wurden vom<br />
behandelnden Gynäkologen an andere Labors weitergeleitet. Obwohl in<br />
solchen Fällen die Zellen anonym bleiben sollten, wurde im Fall von Henrietta<br />
Lacks später die Herkunft der HeLa-Zellen bekannt. Damals waren die<br />
ethischen Regeln noch nicht so streng wie heute und die Familie hat später<br />
erfolglos Einspuch erhoben.<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können HeLa-Zellen bei bestimmten<br />
Firmen kaufen oder sich eine Probe aus anderen Labors schicken lassen. Noch<br />
heute wird mit diesen Zellen gearbeitet.<br />
Der programmierte Zelltod<br />
Bei einfachen Würmern der Art Caenorhabditis elegans konnte dieser<br />
Zelltodmechanismus durch genetische Manipulationen im Labor ausgeschaltet<br />
und das Leben der Tiere dadurch etwa verdoppelt werden. Beim Menschen<br />
wäre so ein Eingriff aus technischen und ethischen Gründen unmöglich: Der<br />
manipulierte Wurm besteht aus circa 1.000 Zellen, der Mensch aus circa 30<br />
Billionen. Da die Apoptose unseren Körper auch vor Krebs schützt, indem<br />
entartete Zellen beseitigt werden, wäre es bedenklich, in diesen Mechanismus<br />
ganz allgemein einzugreifen. Auch wäre die Gefahr zu groß, mit einer<br />
genetischen Manipulation die falschen Zellen zu treffen und unerwünschte<br />
Effekte auszulösen.<br />
Zudem spielt der programmierte Zelltod für das Altern eine zwiespältige Rolle.<br />
Im alternden Muskel zum Beispiel nimmt die Bereitschaft zur Apoptose zu,<br />
wodurch immer mehr Muskelzellen absterben. Das führt dazu, dass der Muskel<br />
schwächer wird und irgendwann degeneriert. Hier wäre es wünschenswert, die<br />
Apoptose bremsen zu können.<br />
Es gibt aber auch den entgegengesetzten Fall. Wenn Immunzellen auf ein<br />
bestimmtes fremdes Antigen, z.B. einen Krankheitserreger, reagieren und sich<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 10
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
drastisch vermehren, müssen diese Zellen nach der Infektion zum Teil durch<br />
Apoptose wieder entfernt werden. Doch diese Apoptose im Immunsystem ist<br />
beim alten Menschen oft gestört. Dadurch überleben dann Zellen, die im<br />
jungen, gesunden Menschen, längst eliminiert worden wären.<br />
Die Fähigkeit des Immunsystems, mit neuen Infektionen bisher unbekannter<br />
Erreger fertig zu werden, wird dadurch im Alter drastisch reduziert. Hier wäre es<br />
im Sinne eines gesünderen Alterns also wünschenswert, wenn die Apoptose in<br />
diesem Fall besser funktionieren würde.<br />
LANGES LEBEN AUS DEM LABOR?<br />
Das Erlahmen des Immunsystems ist also einer der Gründe für das<br />
Unausweichliche. Wenn die Körperabwehr immer schwächer wird, ist es eben<br />
nur eine Frage der Zeit, bis ein Keim die Überhand gewinnt.<br />
Jeder Organismus hat seine spezifische Lebensdauer. Während die ältesten<br />
Menschen um die 120 Jahre alt geworden sind, leben Elefanten bis zu 70<br />
Jahre, Ratten bis zu drei Jahre und Eintagsfliegen nur wenige Tage.<br />
Riesenschildkröten wiederum können über 200 Jahre alt werden. Die<br />
<strong>Alternsforschung</strong> beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, ob diese<br />
Lebensspannen starr sind, oder ob sie verändert werden könnten.<br />
Die meisten Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Mensch<br />
etwa 120 bis 130 Jahre alt werden kann. Denn auch wenn wir durch bessere<br />
Hygienemaßnahmen, gesunde Ernährung und medizinischen Fortschritt immer<br />
älter werden – das, was sich in den letzten Jahrhunderten verändert hat, ist die<br />
durchschnittliche Lebenserwartung. Das maximal erreichbare Alter blieb jedoch<br />
weitgehend konstant. Diese Tatsache führt uns noch einmal zurück zur Rolle<br />
der Gene im Alterungsprozess.<br />
Aktive Gene am falschen Ort<br />
So gibt es den Fall, dass Gene, die in der Jugend an der richtigen Stelle<br />
nützlich sind, im Alter an der falschen Stelle aktiv werden und so zu<br />
Beschwerden führen. Gene, die zum Beispiel in der Jugend den<br />
Knochenaufbau fördern, können im Alter in den Blutgefäßen zur unerwünschten<br />
Atherosklerose führen. Die Medizin nennt diesen Effekt den pleiotropen<br />
Antagonismus.<br />
Pleiotrop heißt, an anderer Stelle vor sich zu gehen, als ursprünglich<br />
vorgesehen.<br />
Und Antagonismus bezeichnet einen gegenteiligen Effekt.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 11
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Eine Ursache dafür liegt darin, dass wir mittlerweile älter werden, als es von der<br />
Evolution je vorgesehen war. Das Ziel der Evolution ist es, dass wir uns<br />
fortpflanzen können. Wir haben zum Beispiel Gene, die während der Evolution<br />
selektioniert wurden, damit wir dieses Ziel erreichen. Dazu gehören jene Gene,<br />
die Kalk in den Knochen einlagern. Das ist evolutionär wichtig, damit wir starke<br />
Knochen haben, damit wir laufen und kämpfen können und so das<br />
fortpflanzungsfähige Alter gesund erreichen.<br />
Durch unsere geistigen Fähigkeiten, die Errungenschaften der Medizin und<br />
verbesserte Hygienemaßnahmen werden wir jedoch deutlich älter, als es nur für<br />
die Fortpflanzung notwendig wäre. Wir bezahlen dann den Besitz dieser Gene,<br />
die uns in der Jugend nützen, durch eine Alterskrankheit, die uns schadet – die<br />
Arterienverkalkung.<br />
UNSTERBLICHKEIT DURCH SPERMIDIN?<br />
Altern ist nach Meinung der meisten Forscherinnen und Forscher nicht<br />
abwendbar. Manche Wissenschaftler und Laien wollen dies jedoch nicht so<br />
recht glauben. Sie bilden die Gruppe der so genannten Immortalisten und sind<br />
davon überzeugt, dass die mögliche Lebensspanne des Menschen durch<br />
Forschung und Medizin immer weiter gedehnt werden kann. Der Traum der<br />
Immortalisten ist, dass eines Tages in die zellulären Mechanismen eingegriffen<br />
werden könnte, Schäden immer wieder repariert werden und der Mensch<br />
dadurch deutlich älter wird, als dies bisher möglich ist.<br />
Und in der Tat konnte man zumindest bei Labortieren und Zellen in Zellkulturen<br />
das Leben verlängern.<br />
Eine der Substanzen, die dabei untersucht wird, ist Spermidin. Es kommt in fast<br />
jedem Organismus vor und hat essentielle Funktionen, wie zum Beispiel<br />
Wachstumsfunktionen oder beim Menschen zum Beispiel antientzündliche<br />
Wirkung. Sehr hohe Konzentrationen von Spermidin findet man unter anderem<br />
im Sperma – daher auch der Name Spermidin.<br />
Wenn ein Mensch mit 40 Jahren ein Kind zeugen kann, ist es so, als würde die<br />
biologische Uhr auf null zurückgestellt werden. Wir haben also gewissermaßen<br />
die Fähigkeit in uns, Unsterblichkeit zu erzeugen. Daher dürfte es kein Zufall<br />
sein, dass Samenzellen in einer Lösung schwimmen, in der sehr viel Spermidin<br />
enthalten ist.<br />
Spermidin kommt aber auch in Pflanzen vor: Sehr hohe Konzentrationen sind in<br />
Sojabohnen, Weizenkeimen, Zitrusfrüchten, bestimmten asiatischen<br />
Heilpflanzen und frischem grünem Pfeffer enthalten.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 12
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
An Labormäusen kann die Substanz etwa jene Zellschäden eindämmen, die<br />
den Alterungsprozess begleiten. Verabreicht man Versuchstieren Spermidin<br />
oder behandelt man Zellkulturen damit, scheint sich der Stoff als wahrer<br />
Jungbrunnen zu entpuppen: Die Lebensspanne von Hefezellen und<br />
menschlichen Immunzellen wird nahezu verdreifacht, Würmer können um bis<br />
zu 20 Prozent länger leben, Fliegen um bis zu 30 Prozent.<br />
Der Mechanismus der Autophagie<br />
Die eben genannten positiven Auswirkungen auf die Alterung der Zellen<br />
funktionieren wahrscheinlich über das Anschalten eines Prozesses, der im<br />
Körper auch aktiviert wird, wenn man fastet – nämlich der Autophagie. Die<br />
Autophagie ist bildhaft gesprochen die Müllabfuhr der Zellen, die beseitigt, was<br />
nicht akut gebraucht wird. Dazu gehören zum Beispiel geschädigte Proteine,<br />
die neurodegenerative Krankheiten auslösen können oder geschädigte<br />
Organellen, wie Mitochondrien, die die Kraftwerke der Zellen sind, die aber,<br />
wenn sie nicht gut funktionieren, unter Umständen Sauerstoffstressschäden<br />
verursachen, die wiederum zum Altern führen.<br />
Die Autophagie ist gewissermaßen das molekulare Korrelat der Katharsis oder<br />
Seelenreinigung, die viele Leute spüren, wenn sie fasten.<br />
Ob aber der Verzehr besonders spermidinhaltiger Lebensmittel das Leben<br />
eines Menschen verlängern könnte, steht noch in den Sternen. Forscher<br />
untersuchen derzeit, ob Menschen gesünder sind, wenn sie mehr Spermidin zu<br />
sich nehmen.<br />
LÄNGER LEBEN DUCH HUNGERN UND ROTWEIN?<br />
Was Spermien jung hält, ist also nicht zwangsläufig dafür geeignet, auch das<br />
Altern bei einem ganzen Organismus einfach aufzuhalten. Doch die Tatsache,<br />
dass Spermidin auf den Körper die gleiche Wirkung wie Fasten hat, verweist<br />
auf einen weiteren möglichen Schlüssel zu einem langen Leben: die Reduktion<br />
der aufgenommenen Kalorien. Denn zumindest bei Labortieren zeigt sich ein<br />
verjüngender Effekt, wenn man ihnen weniger zu essen gibt.<br />
Eine mögliche Erklärung dafür: Je weniger wir essen und je weniger unser<br />
Stoffwechsel zu verarbeiten hat, umso weniger freie Radikale können entstehen<br />
– also jene Moleküle, die unsere Zellen schädigen können. Zudem produzieren<br />
unsere Zellen, wenn wir fasten, verstärkt einen bestimmten Enzymtyp: die<br />
Sirtuine. Diese wiederum regeln den Stoffwechsel und die Alterungsprozesse.<br />
Je mehr Sirtuine vorhanden sind, umso länger leben Zellen.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 13
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Hat also das Geheimnis der ewigen Jugend mit der Menge an aufgenommener<br />
Nahrung zu tun?<br />
Kalorienreduktion verlängert die Lebensdauer<br />
Die Kalorienreduktion kann das Leben von Säugetieren verlängern. Dies hat<br />
man an Labormäusen und Rhesusaffen bereits festgestellt. Bei Mäusen konnte<br />
die Lebenspanne um etwa 30 Prozent verlängert werden. Zudem traten<br />
typische mit dem Altern verbundene Phänomene bei Mäusen unter<br />
Kalorienreduktion seltener auf: Sie litten weniger häufig an Krebs, Störungen<br />
der Nierenfunktion oder Knochenabbau.<br />
Doch auf den Menschen ist das nicht ohne weiteres übertragbar. Denn<br />
Kalorienreduktion bedeutet bei diesen Experimenten, dass die Tiere nur 60 bis<br />
70 Prozent der Kalorien bekommen, die sie normalerweise essen würden. Die<br />
Tiere müssen also permanent hungern.<br />
Seit etwa fünf Jahren unterziehen sich auch Menschen freiwillig und unter<br />
ärztlicher Kontrolle solchen Versuchen. Positive Effekte für die Gesundheit<br />
wurden dabei zwar bisher beobachtet, doch um zu beantworten, ob man durch<br />
regelmäßiges Fasten auch länger leben kann, fehlen noch Langzeitstudien.<br />
Zudem sind die Nebenwirkungen einer regelmäßigen und starken<br />
Kalorienreduktion noch unklar: Bei den Rhesusaffen zum Beispiel begann die<br />
Kalorienreduktion bereits nach der Geburt. Wir wissen derzeit aber nicht, wie<br />
sich dies auf die intellektuellen Fähigkeiten auswirkt. Bei den Mäusen wurde<br />
durch die Kalorienreduktion zudem die Fruchtbarkeit herabgesetzt.<br />
Und wer würde zudem schließlich sein Kind vor Hunger schreien lassen, um<br />
ihm ein längeres Leben zu schenken?<br />
Prosit auf ein langes Leben?<br />
Ein weiterer Stoff, der im Körper einen ähnlichen Effekt wie das Fasten hat, ist<br />
Resveratrol. Es programmiert den Stoffwechsel so um, wie es auch beim<br />
Fasten geschieht. Dieses Enzym kommt in roten Trauben und daher auch in<br />
Rotwein vor und ist der Grund, warum ein tägliches Glas Rotwein als gesund<br />
gilt. So leben etwa Franzosen trotz eines hohen Konsums an Rotwein und<br />
fettreicher Ernährung länger als Menschen anderer Länder, die die gleiche<br />
Alkoholmenge durch andere Getränke zu sich nehmen – in Schottland zum<br />
Beispiel in Form von Whisky. Man nennt dies das französische Paradoxon.<br />
Es ließ sich an Labormäusen wiederholen: Bekamen die Mäuse fettreiche<br />
Nahrung, entwickelten sie ein metabolisches Syndrom. Erhielten die Tiere<br />
zusätzlich Resveratrol oder ähnliche künstlich hergestellte und noch effektivere<br />
Substanzen, wurde das metabolische Syndrom gebremst. Allerdings hat<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 14
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Resveratrol bei diesem Experiment nur die Gesundheit der Mäuse verbessert,<br />
nicht aber deren absolute Lebensspanne verändert.<br />
Voreilige Euphorie durch begeisterte Rotweintrinker ist jedoch trotz mancher<br />
positiver Wirkungen des Resveratrols nicht unbedingt angesagt: Wein enthält<br />
nur relativ geringe Konzentrationen davon. Zudem raten<br />
Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler davon ab,<br />
jeden Tag Alkohol zu trinken. Zu groß seien die damit verbundene Suchtgefahr<br />
und das erhöhte Krebsrisiko.<br />
Achtung – Resveratrol wirkt auch auf Tumorzellen<br />
Auch Weißwein wirkt ähnlich gesund, allerdings ist der Effekt nicht so stark wie<br />
bei Rotwein. Resveratrol gibt es auch in Tablettenform zu kaufen. Doch<br />
Forscher sind skeptisch, ob zu viel von der verjüngenden Substanz nicht auch<br />
unerwartete und unerwünschte Nebeneffekte haben könnte: Resveratrol- und<br />
Sirtuinaktivatoren sind Verbindungen, die durch Umstellung des Stoffwechsels<br />
die Zelle jünger und robuster werden lassen. Wenn man solche Mittel<br />
verabreicht, könnte man damit auch Zellen treffen, die zum Beispiel auf dem<br />
Weg zu einer Tumorzelle sind und die normalerweise aus dem Verkehr<br />
gezogen werden. Wenn diese Zellen mit solchen stärkenden Mitteln befeuert<br />
werden, stellt sich die Frage, ob man sich die Verlängerung der Lebensdauer<br />
nicht vielleicht mit einem erhöhten Krebsrisiko erkauft.<br />
Vor der praktischen Anwendung von Resveratrol-Präparaten warnen Forscher<br />
daher.<br />
JUNGBRUNNEN VON DER OSTERINSEL?<br />
Eingriffe in den Prozess des Alterns können unter Umständen also auch<br />
beträchtliche Risiken bergen - allzu einfach lässt sich das Altern seine<br />
Geheimnisse nicht entreißen.<br />
Ein anderer „heißer“ Kandidat, der ein großes Potential in Hinblick auf die<br />
Verlängerung von Lebenszeit hat, stammt aus einem Bodenbakterium von der<br />
Osterinsel. Im dort gesprochenen polynesischen Dialekt heißt die Insel Rapa<br />
Nui - die Substanz wurde nach diesem Namen Rapamycin getauft. So wie auch<br />
Spermidin verstärkt Rapamycin die Autophagie – also unterstützt die Müllabfuhr<br />
der Zellen. Mäuse, die Rapamycin verabreicht bekommen, haben eine bis zu<br />
zehn Prozent längere Lebensspanne, wie US-amerikanische Forscher letztes<br />
Jahr herausgefunden haben. Dieses Experiment wurde von der Fachzeitschrift<br />
„Science“ als einer der zehn wichtigsten wissenschaftlichen Durchbrüche des<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 15
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Jahres 2009 gekürt. Immerhin geht es dabei um die direkte Beeinflussung von<br />
Zellen und deren Alterungsprozesse, ohne dass dabei genetische<br />
Manipulationen nötig sind.<br />
Konflikte mit dem Immunsystem<br />
Der Wirkstoff Rapamycin ist seit circa zehn Jahren auch als Medikament<br />
erhältlich. Er wird verwendet, um das Immunsystem zu unterdrücken und zu<br />
verhindern, dass transplantierte Organe vom Körper abgestoßen werden.<br />
Deshalb lässt sich diese Substanz im Sinne einer Jungbrunnentherapie beim<br />
Menschen wohl kaum einsetzen.<br />
Bei Labormäusen mag das schwache Immunsystem nicht so sehr ins Gewicht<br />
fallen. Sie können von Krankheitserregern in hochspezialisierten<br />
Tierversuchsanlagen künstlich abgeschottet werden. Doch die starke<br />
Immunsuppression, die bei transplantierten Patientinnen und Patienten<br />
erwünscht ist, ist bei Menschen, die gesund sind, nicht angeraten.<br />
Der Insulinsignalübertragungsweg<br />
Der Wirkmechanismus von Rapamycin im menschlichen Körper ist<br />
hochinteressant. Denn es beeinflusst den so genannten<br />
Insulinsignalübertragungsweg unserer Zellen. Solche Signalübertragungswege<br />
sind wichtige Mechanismen des Körpers, um die Zellen zu steuern.<br />
Wenn Signale von außen an die Oberfläche der Zellen kommen, nehmen dort<br />
Rezeptoren diese Signale wahr. Dadurch weiß die Zelle, ob die Bedingungen<br />
gut genug sind, um sich zu teilen, zu wachsen und sich zu vermehren. Dieser<br />
Signalübertragungsweg entscheidet aber auch darüber, ob aus einer Zelle etwa<br />
eine Nervenzelle wird, oder ob sie eine andere Funktion übernimmt - ob sie zu<br />
einer Tumorzelle wird oder sich durch den programmierten Zelltod auflöst.<br />
Es gibt einige dieser Signalübertragungswege, wissenschaftlich Pathways<br />
genannt, die entscheidenden Einfluss auf die Alterungsprozesse haben.<br />
Für das Altern ist es entscheidend, ob eine Zelle noch wachsen und sich teilen<br />
kann. Zudem spielt der Insulinübertragungsweg bei Stress eine Rolle. Stress<br />
wiederum führt zur Anhäufung von Fehlern. Dieser Pathway entscheidet zu<br />
einem gewissen Grad auch darüber, wie lange ein Körper oder organische<br />
Strukturen des Körpers funktionsfähig und daher jung bleiben.<br />
Gene für ein langes Leben<br />
Die Gene, die das Funktionieren dieses Signalübertragungsweges bestimmen,<br />
entscheiden somit auch darüber, wie alt Lebewesen maximal werden können:<br />
Beeinflusst man bei Mäusen diesen Signalübertragungsweg mit bestimmten<br />
Substanzen, können sie länger leben als unbehandelte Artgenossen. Wie<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 16
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
dieser Signalübertragungsweg funktioniert, wird durch mehrere Genvarianten<br />
gesteuert. Bei Fliegen und Würmern, aber auch beim Menschen, hat man<br />
festgestellt, dass diese Varianten über die maximal mögliche Lebensdauer<br />
entscheiden.<br />
DIE INSELN DER HUNDERTJÄHRIGEN<br />
Mit den richtigen Genen für ein langes Leben gesegnet sind zum Beispiel die<br />
Bewohner der Insel Okinawa. In keiner anderen Region der Welt ist der Anteil<br />
der über Hundertjährigen so hoch, wie hier. Auf Okinawa werden circa 50 von<br />
100.000 Menschen älter als hundert Jahre, mehr als 90 Prozent davon sind<br />
Frauen. In den USA oder anderen westlichen Ländern liegt die Zahl der<br />
Hundertjährigen nur bei zehn bis 20 Menschen pro 100.000.<br />
Bei den Familien auf Okinawa mit den ältesten Menschen fand man besonders<br />
häufig bestimmte Genvarianten des Insulinübertragungsweges, die dafür<br />
verantwortlich sein könnten. Auch besitzen die Bewohner Okinawas eine<br />
bestimmte Gen-Variante der so genannten HLA-Gene (Humanes Leukozyten<br />
Antigen-System). Diese stehen ebenfalls im Verdacht, für das<br />
überdurchschnittlich hohe Alter verantwortlich zu sein. Diese Gene helfen dem<br />
Körper zum Beispiel dabei, Körpereigenes und Körperfremdes zu<br />
unterscheiden, und bilden daher einen gewissen Schutz gegen manche<br />
Krankheiten, wie etwa Rheuma. Die Inselsituation begünstigt, dass bestimmte<br />
Gene unter den Menschen dort besonders häufig auftreten.<br />
Gesund steinalt werden<br />
Tatsächlich werden die Hundertjährigen auf Okinawa oft auch gesund alt und<br />
leiden seltener als andere Menschen an typischen Alterskrankheiten, wie zum<br />
Beispiel Morbus Alzheimer, Krebs und Herz-Kreislaufkrankheiten. Da das hohe<br />
Alter zu einem guten Teil auf die Gene zurückgeht, findet man Hundertjährige<br />
oft innerhalb einzelner Familien.<br />
Alte Menschen auf Okinawa haben seltener Herz-Kreislaufkrankheiten als<br />
andere Menschen. Dies könnte zum einen an einem gesunden Lebensstil mit<br />
viel Bewegung, wenig Alkohol und Zigaretten sowie einer gesunden Ernährung<br />
liegen. Möglicherweise tragen aber auch Gene dazu bei, die den Anteil an<br />
Fibrinogen im Blut der Menschen auf Okinawa senken. Aus Fibrinogen können<br />
Blutgerinnsel entstehen. Die Bewohner Okinawas haben auch weniger<br />
Homocystein im Blut als andere Menschen, eine Aminosäure, die Schäden an<br />
Arterienwänden verursachen kann.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 17
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Neben der gesunden Ernährung haben die Bewohner Okinawas auch eine<br />
spezielle Form der Kalorienreduktion. Als „Hara Hachi Bu“ bezeichnet man dort<br />
eine Diät, bei der nur circa 80 Prozent jener Menge gegessen wird, die man<br />
bräuchte, um satt zu sein.<br />
Und alte Bewohner Okinawas haben höhere Werte des Steroidhormons<br />
Dehydroepiandrosteron (DHEA), sowie der Sexualhormone Östrogen und<br />
Testosteron als Amerikaner im gleichen Alter. DHEA könnte gegen bestimmte<br />
Alterskrankheiten helfen, seine Konzentration nimmt mit dem Alter jedoch ab.<br />
Das dürfte bei den Menschen auf Okinawa nicht so schnell passieren, wie<br />
anderswo; sie scheinen also auch hormonell langsamer zu altern. Sowohl<br />
Männer als auch Frauen auf Okinawa haben höhere Östrogenwerte als<br />
Amerikaner. Dies dürfte zu einem gewissen Grad vor Herz-<br />
Kreislauferkrankungen und Osteoporose schützen.<br />
Sardiniens 100-Jährige<br />
Auch auf Sardinien gibt es besonders viele sehr alte Menschen. Hier werden<br />
besonders viele Männer über 100 Jahre; vor allem in der Provinz Nuoro. Hier ist<br />
etwa der Anteil der Menschen, die ihren hundertsten Geburtstag erlebt haben,<br />
dreimal so hoch wie in der restlichen westlichen Welt. Als mögliche Ursache für<br />
das lange Leben der Sarden wird immer wieder der Rotweinkonsum genannt.<br />
Klar, dass Tourismuswerbung und Weinbauern so eine Vermutung sicher gerne<br />
weiterverbreiten. Tatsächlich fanden britische Forscher im Jahr 2006 heraus,<br />
dass Rotweine mancher Regionen – und darunter auch jene aus Nuoro auf<br />
Sardinen – besonders reich an Polyphenolen sind. Polyphenole sind im Wein<br />
enthaltene Gerb- und Farbstoffe, zu denen übrigens auch das Resveratrol<br />
gehört, und die zum Beispiel der Verkalkung der Arterien entgegenwirken<br />
könnten. Der Grund für den höheren Polyphenolgehalt mancher Weine lag in<br />
den in diesen Regionen üblichen Keltermethoden.<br />
Hochbetagte Menschen sind in vielen entwickelten Ländern wie zum Beispiel<br />
Japan und den USA die am schnellsten wachsende Gruppe der Bevölkerung.<br />
Als das japanische Gesundheitsministerium 1963 begann, die Hundertjährigen<br />
zu erfassen, gab es 153 von ihnen. Bis zum Jahr 2006 ist ihre Zahl auf über<br />
28.000 angestiegen. 85 Prozent davon sind Frauen. Die Gründe für den Anstieg<br />
der Zahl der Hundertjährigen liegen vor allem in der besseren medizinischen<br />
Versorgung, besseren Wohn- und Einkommensverhältnissen sowie einer<br />
besseren Ernährung.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 18
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Wenn Kinder zu Greisen werden<br />
Gene wirken im Bezug auf das Altern aber nicht nur derart erfreulich und<br />
lebensverlängernd. Sie können auch dafür verantwortlich sein, dass Menschen<br />
viel zu früh drastisch altern. Kinder, die unter der Krankheit Progerie leiden,<br />
bekommen schon nach wenigen Lebensjahren graue Haare und Falten. Zudem<br />
leiden sie auch an typischen Alterskrankheiten wie zum Beispiel<br />
Atherosklerose, Osteoporose, Muskelabbau, Typ II Diabetes und bösartigen<br />
Tumoren. Viele dieser Kinder sterben vor dem 15. Lebensjahr.<br />
Die Ursache für die Krankheit sind Veränderungen in den Genen. Es sind jene<br />
Teile der Erbinformation gestört, die für die Reparatur der Erbsubstanz, die<br />
Zellteilung und andere wichtige Zellfunktionen zuständig sind.<br />
Immunsystem und Alterskrankheiten<br />
Mit dem Alter ändert sich das Immunsystem. Mögliche Folgen davon sind zum<br />
Beispiel, dass man anfälliger gegen Krankheiten wird und dass Impfungen nicht<br />
mehr so gut wirken wie bei jungen Menschen. Es kann aber auch zu<br />
Autoimmunreaktionen kommen – das bedeutet, dass das Immunsystem den<br />
eigenen Körper angreift. Der Fachbegriff für dieses Altern des Immunsystems<br />
ist Immunoseneszenz.<br />
Darauf kann jedoch Rücksicht genommen werden. Etwa indem alten Menschen<br />
Antikörper (statt Virenimpfstoffe) geimpft werden, indem durch Zusatzstoffe in<br />
den Impfungen die Antwort des Immunsystems alter Menschen verstärkt wird<br />
oder indem man versucht, das Immunsystem im alternden Körper generell<br />
wieder in Schuss zu bringen.<br />
Permanente Entzündung<br />
Mit dem Alter verändern sich verschiedene Funktionen des Immunsystems.<br />
Dieses hat zwei Komponenten: Eine unspezifische Abwehr bekämpft als erste<br />
Einsatzbrigade jeden Fremdkörper, egal ob Virus, Bakterium oder unbelebte<br />
Stoffe. Darüber hinaus gibt es ein spezifisches Abwehrsystem, das konkrete<br />
Erreger gezielt und effizienter bekämpft, wenn die erste Abwehr scheitert. Mit<br />
dem Alter ändern sich jedoch beide Systeme.<br />
Im höheren Alter nimmt das spezifische Immunsystem in seiner Funktion ab.<br />
Das unspezifische bleibt in seiner Funktion erhalten oder nimmt sogar etwas zu,<br />
um das Nachlassen der wichtigen spezifischen Immunreaktion zu<br />
kompensieren. Zudem müssen nach einer Infektion Abwehrzellen wieder aus<br />
dem Blut entfernt werden. Dies funktioniert bei alten Menschen schlechter.<br />
Diese Veränderungen führen dazu, dass sich der alte menschliche Körper<br />
immer in einem Zustand einer unspezifischen Entzündung befindet. Im<br />
Blutserum von älteren Menschen sammeln sich dann Entzündungsstoffe.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 19
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Dieser erhöhte Entzündungszustand führt wiederum dazu, dass bestimmte<br />
Krankheiten häufiger auftreten, etwa die Alzheimer‘sche Demenz.<br />
Verlust des Thymus<br />
Auch verkleinert sich im Alter der Thymus. In dieser Drüse werden für das<br />
Immunsystem wichtige T-Lymphozyten gebildet. Wissenschaftler suchen daher<br />
nach Wegen, wie man der Abnahme des Thymus im Alter entgegenwirken<br />
kann.<br />
Manchmal wird bereits Neugeborenen mit einer angeborenen Herzerkrankung<br />
der Thymus im Rahmen einer Herzoperation partiell entfernt, damit man einen<br />
einfacheren Zugang zum Herzen findet. Dieses operative teilweise Entfernen<br />
des Thymus heißt Thymektomie. Werden die Kinder erwachsen, altert durch<br />
diesen Verlust des Thymus ihr Immunsystem schneller. So hat man etwa an<br />
knapp über 20-jährigen Menschen, denen als Kleinkind der Thymus entfernt<br />
wurde, festgestellt, dass sie eine Zusammensetzung an T-Lymphozyten<br />
besitzen, wie sie im Normalfall nur bei Menschen über 75 vorkommt.<br />
Junge Alterskranke<br />
Das Alter ist mit vielen typischen Krankheiten verbunden: Diabetes,<br />
metabolisches Syndrom, Tumoren, Demenz und vielen anderen. Manche dieser<br />
Krankheiten beginnen jedoch schon in der Jugend. So konnten an 17- bis 21-<br />
jährigen Männern und Frauen bereits Gefäßveränderungen festgestellt werden,<br />
wie sie auch bei der Atherosklerose auftreten. Schuld waren auch schon bei<br />
den Jungen neben anderen Faktoren Rauchen, hohe Cholesterinwerte und<br />
Bluthochdruck. Manche Alterskrankheiten beginnen also früh - manifest werden<br />
sie aber erst im höheren Alter. Umso wichtiger ist es, mit der Prävention<br />
rechtzeitig zu beginnen.<br />
Medikamentencocktail für Senioren<br />
Um die im Alter häufiger auftretenden Krankheiten zu bekämpfen, verschreiben<br />
Ärzte so wie sonst auch Medikamente. Ein besonders Problem für alte<br />
Menschen kann daraus entstehen, dass dann sehr viele Medikamente<br />
eingenommen werden sollten. Man spricht hier von Polypragmasie. So<br />
mancher alte Mensch müsste bis zu 20 verschiedene Tabletten am Tag zu sich<br />
nehmen. Dies ist aber unbedingt zu vermeiden – denn bei dieser Fülle an<br />
Medikamenten ergeben sich viele Neben- und Wechselwirkungen.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 20
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Impfungen gegen Alterskrankheiten?<br />
Um Alterskrankheiten zu bekämpfen, verfolgen Forscher aber noch einen<br />
weiteren Ansatz: eine Impfung dagegen. Derzeit wird etwa an Impfungen gegen<br />
Morbus Alzheimer, Rheumatoide Arthritis oder Atherosklerose geforscht.<br />
ANTI-AGING-MITTEL<br />
Doch wie steht es nun darum, wenn jemand noch ein klein wenig nachhelfen<br />
möchte? Wenn einem der gesunde Lebensstil zu langweilig erscheint, wenn<br />
man sich für Sport keine Zeit nehmen möchte oder wenn man einfach ohne<br />
eigene Anstrengung sehr alt werden will?<br />
Was kann die steigende Zahl an Anti-Aging-Mitteln tatsächlich bewirken?<br />
Immerhin behauptet die einschlägige Werbung, dass mit diesen Substanzen ein<br />
Stück Jugend erkauft werden kann.<br />
Schlechtes Zeugnis<br />
Anti-Aging-Präparate dienen nicht dazu, Krankheiten zu heilen, sollen laut den<br />
Herstellern aber typische Altersbeschwerden lindern. Dazu gehört etwa, dass<br />
mit dem Alter Sinnesorgane weniger leistungsfähig werden, dass der Körper<br />
Fett anlagert und die Muskelmasse abnimmt. Die verschiedenen Dragees,<br />
Tabletten, etc. enthalten in wechselnder Zusammensetzung: verschiedenste<br />
Vitamine, Mineralien, Lecitihin, Ginseng, Knoblauch, das bekannte Resveratrol<br />
aus Weintrauben und Extrakte aus Gemüse, Obst, Algen und Fischen.<br />
Der Verein für Konsumenteninformation hat überprüft, ob die Mittel tatsächlich<br />
halten, was sie versprechen, und stellt den Präparaten kein gutes Zeugnis aus:<br />
Insgesamt wurden 13 Präparate untersucht. Für kein einziges davon bzw.<br />
keinen einzigen Wirkstoff fand man Studien, die die versprochene<br />
lebensverlängernde Wirkung bestätigt hätten. Aus Sicht der<br />
Konsumentenschützer sind also all diese Präparate wenig geeignet, wenn es<br />
darum geht, Altersbeschwerden in irgendeiner Form zu lindern. Je euphorischer<br />
ein Präparat in der Werbung gelobt wird, desto größer ist die Skepsis der<br />
Konsumentenschützer und Konsumentenschützerinnen. Sie warnen vor<br />
solchen Produkten.<br />
Mögliche Nebenwirkungen<br />
Viele der lebensverlängernden Wirkungen, die man mit manchen Substanzen<br />
an Labortieren feststellen konnte, sind nicht ohne weiteres auf den Menschen<br />
übertragbar. Zu unterschiedlich sind der Mensch und die untersuchten Tiere,<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 21
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
damit dies möglich wäre. Altersforscher und -forscherinnen untersuchen die<br />
Mechanismen des Alterns daher nicht nur mit Tierversuchen, sondern auch mit<br />
menschlichen Zellkulturen. Tierversuche haben den Vorteil, einen ganzen<br />
Organismus untersuchen zu können. Zellkulturen wiederum können Antworten<br />
auf Fragen zu den spezifischen Mechanismen – zum Beispiel den erwähnten<br />
Signaltransduktionsmechanismen – in menschlichen Zellen liefern.<br />
Problematisch seien vor allem Kombinationspräparate, wo verschiedene<br />
Wirkstoffe zusammengemischt werden, aber keine Wirksamkeit dieser<br />
Kombination belegt ist.<br />
Nebenwirkungen seien bei vielen Präparaten nicht ausgeschlossen. So kann<br />
etwa beigemengtes Koffein kontraproduktiv wirken: Damit sollen<br />
Erschöpfungszustände bekämpft werden, doch dies beeinträchtigt den<br />
normalen Erholungszyklus des Körpers.<br />
Und auch ein Zuviel an Vitaminen kann negative Folgen mit sich bringen.<br />
Das Collagen in Anti-Falten-Cremes wiederum kann Allergien auslösen. Zudem<br />
ist Collagen nicht fettlöslich und kann daher von der Haut gar nicht effizient<br />
aufgenommen werden.<br />
Diese Präparate sind rezeptfrei erhältlich. Die Konsumentenschützer warnen<br />
daher vor einem voreiligen Griff zu den vermeintlichen Jungbrunnen. Wer sich<br />
dazu entschließt, solche Präparate zu sich zu nehmen, sollte dies keinesfalls<br />
auf eigene Faust tun, sondern vorher die Hausärztin oder den Hausarzt um Rat<br />
fragen.<br />
Vorsicht beim <strong>Online</strong>-Kauf<br />
Viele der Präparate werden auch über das Internet vertrieben. Einzelne<br />
faszinierende Erfahrungsberichte sollen Menschen dazu bewegen, diese Mittel<br />
zu kaufen. Doch Bernhard Matuschak vom Verein für Konsumenteninformation<br />
zufolge handelt es sich hier eher um Suggestion als um die Ergebnisse<br />
wissenschaftlicher Studien. Zudem ist beim Bestellen von Medikamenten über<br />
das Internet generell Vorsicht angesagt: Die Medikamente sind oft gefälscht,<br />
nicht mehr in der Originalverpackung oder werden ohne Gebrauchsinformation<br />
geliefert.<br />
Wirkungslos oder gefährlich?<br />
Bei schweren Krankheiten können Medikamente helfen; bei bestimmten vom<br />
Arzt festgestellten Mangelerscheinungen auch entsprechende<br />
Nahrungsergänzungsmittel. Doch Altersbeschwerden lassen sich mit Anti-<br />
Aging-Präparaten nicht bekämpfen. Die postulierten Wirkungen – geistige und<br />
körperliche Fitness, organische Verbesserungen, weniger Anfälligkeit<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 22
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
gegenüber Krankheiten – das alles kann man laut den Konsumentenschützern<br />
mit derartigen Präparaten nicht erreichen.<br />
Auch die Alternsforscher können den Anti-Aging-Präparaten kaum etwas<br />
abgewinnen: Entweder die Mittel wirken nicht - dann sind sie weder nützlich<br />
noch schädlich.<br />
Problematischer scheint es da schon fast, sollten die Mittel können, was sie<br />
versprechen. Denn je stärker eine Substanz wirkt, desto stärker ist auch die<br />
Gefahr, die damit einhergeht. Von Krebsmedikamenten kennt man die starken<br />
Nebenwirkungen, nimmt diese aber für das Behandlungsziel in Kauf.<br />
Alternsforscherinnen und Alternsforscher warnen jedoch davor, stark wirksame<br />
Mittel an gesunden Menschen einzusetzen, nur um ihnen vielleicht ein längeres<br />
Leben zu ermöglichen.<br />
Altern wird von vielen inneren und äußeren Faktoren beeinflusst. Wenn jemand<br />
das Altern auf einfache Weise ausschalten will oder eine Tablette ein<br />
dramatisch längeres Leben verspricht, sollte man daher vorsichtig sein, so die<br />
Warnung der Altersforscherinnen und -forscher. Einzelne subjektive<br />
Erfahrungsberichte von Testpersonen können schließlich nicht die generelle<br />
Wirkung eines Präparats belegen. Der Aufruf der Forschung: Man sollte<br />
Wissenschaft von Kommerz trennen.<br />
Ewiges Leben?<br />
Die Tatsache, dass die Lebenserwartung im Lauf der Jahrhunderte immer<br />
weiter gestiegen ist, weckt natürlich Hoffnungen. Es stellt sich die Frage, ob hier<br />
ein Ende in Sicht ist. Vielleicht könnte der Mensch in Zukunft gar mehrere<br />
hundert Jahre alt werden – dies glaubt zumindest jene Gruppe der so<br />
genannten Immortalisten.<br />
Doch ganz egal, auf welche Strategie und welches Mittel man setzen will, es<br />
spricht aus heutiger Sicht einiges dagegen, dass der Mensch beliebig alt<br />
werden oder gar unendlich leben könnte.<br />
Zum einen gab es auch in der Antike schon sehr alte Menschen. Was im Laufe<br />
der Jahrhunderte also gestiegen ist, ist die durchschnittliche Lebenserwartung.<br />
Doch die Überlebenskurven, die Wissenschaftlerinnen und Forscher zeichnen,<br />
enden immer mehr oder minder an derselben Stelle: Nur wenige Menschen<br />
werden älter als hundert Jahre. Zwischen 120 und 130 scheint dann die Grenze<br />
für das Alter des Menschen zu liegen. Die hygienischen bzw. medizinischen<br />
Fortschritte und die drastisch verbesserte Ernährungssituation in der<br />
industrialisierten Welt konnten lediglich verhindern, dass Menschen schon als<br />
Kinder oder in jungen Jahren sterben. Doch ab einer gewissen Altersgrenze<br />
gibt es dann doch nur noch ziemlich wenige lebende Menschen.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 23
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Zudem lassen sich viele der beschriebenen Versuche nicht so einfach auf den<br />
Menschen übertragen. Die Laborexperimente scheinen zwar Hoffnungsträger<br />
für jene unter uns zu sein, die sich ein langes Leben wünschen. Doch viele<br />
Wissenschaftler bezweifeln, dass uns diese Versuche jemals ewiges Leben<br />
bescheren könnten.<br />
Zu komplex und kompliziert erscheint der menschliche Organismus aus<br />
heutiger Sicht, als dass man eines Tages alle Schäden des Körpers wieder<br />
reparieren oder durch das Beeinflussen der Gene den Menschen jung halten<br />
könnte.<br />
Was bei Labortieren funktioniert, muss noch lange nicht für den Menschen<br />
taugen.<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen mit ihrer Arbeit aber nicht nur<br />
die Mechanismen des Alterns verstehen und Labortieren ein langes Leben<br />
schenken. Ziel ist es immer auch, durch diese Erkenntnisse in Zukunft<br />
möglicherweise konkrete Therapien gegen das eine oder andere Altersleiden zu<br />
entwickeln.<br />
Es geht bei den Bemühungen um ein langes Leben besonders um zwei Dinge:<br />
Wie können wir ein möglichst hohes Alter im Rahmen der natürlichen Grenzen<br />
erreichen und vor allem - wie bleiben wir dabei gesund?<br />
DER EINFLUSS DES PERSÖNLICHEN LEBENSSTILS<br />
Im letzten Abschnitt unserer Reise durch die Geheimnisse des Alterns<br />
beschäftigen wir uns mit der Frage: Was können Sie selbst dazu beitragen, um<br />
möglichst alt zu werden und dabei lange gesund zu bleiben?<br />
Die Antwort darauf hat im Wesentlichen mit unserer Lebensweise zu tun. Zwar<br />
bilden zunächst die Gene jene Basis, warum manche Menschen nur 80 Jahre<br />
alt werden, andere hingegen 120. Unsere Gene sind laut der <strong>Alternsforschung</strong><br />
nur zu etwa einem Viertel oder Fünftel dafür verantwortlich, wie alt wir werden.<br />
Einen weitaus stärkeren Einfluss hat eben der Lebensstil.<br />
Gene und Lebensstil<br />
Es gibt langlebige und kurzlebige Tierarten – von der Eintagsfliege bis zur<br />
Galapagos-Schildkröte – und es gibt langlebige und kurzlebige Familien. Das ist<br />
der genetische Hintergrund, den mit dem wir alle individuell unterschiedlich<br />
ausgestattet sind. Nur durch die entsprechende Lebensweise lässt sich diese<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 24
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
uns genetisch zugewiesene Lebensspanne in bester Gesundheit und maximal<br />
ausnützen – oder eben nicht.<br />
Der mediterrane Lebensstil<br />
Den richtigen Lebensstil für ein hohes Alter scheinen vor allem die Menschen<br />
der Mittelmeerländer gefunden zu haben. Zur so genannten mediterranen<br />
Lebensweise gehören unter anderem jeden Tag Bewegung, frische Luft und<br />
Licht und auch die richtige Ernährung - etwa viel Fisch und Obst und wenig<br />
Fleisch und Kalorien.<br />
Auch auf der japanischen Insel Okinawa ist es einerseits die genetische<br />
Ausstattung der dort lebenden Menschen und andererseits ebenfalls deren<br />
Lebensweise, die durch viel Bewegung und Fischkonsum bestimmt ist und die<br />
die Menschen dort besonders alt werden lässt.<br />
Geben Menschen jedoch ihre gesunde Lebensweise auf, helfen auch die<br />
besten Gene nichts. Viele Japaner ziehen zum Beispiel nach Hawaii.<br />
Übernehmen sie dort einen Lebensstil mit einer kalorien-, fett- und<br />
fleischreichen Ernährung, leben auch sie nur mehr so lange, wie es der auf<br />
Hawaii üblichen durchschnittlichen Lebensspanne entspricht.<br />
Daher landet man mit der Frage, wie sich das Leben am besten verlängern<br />
lässt und wie man möglichst lange gesund bleibt, bei altbekannten Rezepten:<br />
Viel Bewegung, nicht Rauchen, Alkohol nur in Maßen und eine ausgewogene<br />
Ernährung.<br />
Die richtigen Lebensmittel können aber auch spezifisch bestimmten im Alter<br />
häufig auftretenden Krankheiten vorbeugen. So schützt etwa die in Gemüse<br />
enthaltene Folsäure vor Herz-Kreislauserkrankungen und ausreichend<br />
kalziumreiche Ernährung hilft gegen Osteoporose.<br />
DAS RICHTIGE ESSEN FÜR GESUNDES ALTERN<br />
Die richtige Ernährung trägt also dazu bei, älter zu werden bzw. vor allem<br />
gesund zu altern. Das Risiko für viele Krankheiten wird durch ungesunde<br />
Ernährung erhöht. Wer andererseits auf die richtige Auswahl und die richtigen<br />
Inhaltsstoffe bei Lebensmitteln achtet, kann einigen altersbedingten<br />
Krankheiten vorbeugen. Die einfachen Regeln dafür sind im Großen und<br />
Ganzen seit langen bekannt: Viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch,<br />
ausreichend Fisch, wenig Zucker, Fett und Alkohol.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 25
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
… gegen das tödliche Quartett<br />
Das metabolische Syndrom wird auch als „tödliches Quartett“ bezeichnet, denn<br />
vier Risikofaktoren tragen zu seinem Entstehen bei: Übergewicht,<br />
Insulinresistenz, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck (der Text dieses<br />
Kapitels folgt jenem des Buches „Iss dich jung“, Derndorfer et. al. 2009, S. 90<br />
ff.). Übergewicht erhöht das Risiko für eine Reihe von Krankheiten; darunter<br />
etwa Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, Krebs oder Gicht.<br />
Wie viel Nahrungsenergie der Körper braucht, hängt von Alter, Geschlecht und<br />
täglicher Aktivität ab. Dementsprechend sollte man die aufgenommene<br />
Kalorienmenge entsprechend anpassen.<br />
Bei Übergewicht werden freie Fettsäuren, Entzündungsstoffe und<br />
blutdrucksteigernde Stoffe ins Blut geschwemmt. Zu den entzündlichen Stoffen<br />
gehören zum Beispiel Adipokine. Sie können Gefäßwände entzünden,<br />
schwächen die Wirkung von Insulin und begünstigen die Verengung der<br />
Gefäßwände. Die Produktion von Adipokinen in Fettzellen kann jedoch<br />
verringert werden, wenn man weniger isst und sich mehr bewegt.<br />
Auch der Fettstoffwechsel wird durch die Ernährung beeinflusst. Dabei geht es<br />
vor allem um Cholesterin. Dieses kann sich in Gefäßen ablagern und zu Herz-<br />
Kreislauferkrankungen führen. Transportiert wird Cholesterin im Körper in so<br />
genannten Lipoproteinen. Davon gibt es mehrere; entscheidend sind vor allem<br />
zwei: das LDL (Low Density Lipoprotein, also Lipoprotein mit geringer Dichte)<br />
und HDL (High Density Lipoprotein, also mit hoher Dichte). LDL wird auch als<br />
das „böse Cholesterin“ bezeichnet, weil es Cholesterin direkt in den<br />
Gefäßwänden ablagert. HDL hingegen transportiert Cholesterin von den Zellen<br />
weg in die Leber, wo es abgebaut wird. Daher gilt HDL als das „gute<br />
Cholesterin“.<br />
Dieser Fettstoffwechsel lässt sich nun durch Lebensmittel beeinflussen.<br />
Günstige Maßnahmen sind:<br />
weniger Fett, vor allem weniger gesättigte Fettsäuren, die vor allem in<br />
tierischen Produkten wie Wurstwaren oder fettreichen Milchprodukten<br />
vorkommen<br />
den Anteil an ungesättigten Fettsäuren erhöhen (die vor allem in Olivenund<br />
Rapsöl vorkommen)<br />
mehr Vollkornprodukte, Gemüse und Obst zu Essen und den Verzehr<br />
cholesterinreicher Lebensmittel (Innereien, Eier, Schalen- und<br />
Krustentiere) einzuschränken.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 26
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Herz und Kreislauf werden auch durch hohen Blutdruck belastet. Er kann zu<br />
Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen führen. Ursache für erhöhten<br />
Blutdruck ist unter anderem ein zu hoher Verbrauch an Kochsalz.<br />
… gegen schwache Knochen<br />
Auch gegen Osteoporose, die Abnahme der Knochenmasse und der Festigkeit<br />
der Knochen, kann die richtige Ernährung schützen. Daher sollte man durch<br />
Milchprodukte viel Calcium zu sich nehmen. Um das Calcium aufnehmen und<br />
verwerten zu können, ist zudem Vitamin D wichtig. Dieses findet sich in<br />
bestimmten Fischen, in Eiern und Pilzen, entsteht aber vor allem auch in der<br />
Haut, wenn diese ausreichend mit Sonne in Kontakt kommt.<br />
Letztendlich fördern noch Obst und Gemüse den Knochenaufbau. Vitamin K ist<br />
an der Bildung des Knochenproteins Osteocalcin beteiligt und hemmt die<br />
Calciumfreisetzung nach der Menopause. Viel Vitamin K ist vor allem in grünem<br />
Gemüse enthalten. (Quelle: Derndorfer et. al. 2009, S. 101 ff.)<br />
… gegen Krebs<br />
Auch gegen verschieden Krebsformen hilft die richtige Ernährung. Hier gilt: viel<br />
Obst und Gemüse, wenig rotes und verarbeitetes Fleisch, wenig Alkohol und<br />
wenig Salz. Beim Grillen gilt: lieber etwas seltener und darauf achten, dass Fett<br />
nicht in die Kohle tropft (also zum Beispiel mit Alutasse grillen). Aus dem<br />
gepökelten Fleisch entstehen beim Grillen krebserregende Nitrosamine. Tropft<br />
Fett auf die Kohle lagern sich mit dem Rauch krebserregende polyzyklische<br />
Kohlenwasserstoffe am Fleisch ab. (Quelle: Derndorfer et. al. 2009, S. 109 ff.)<br />
Ans richtige Essen gewöhnen<br />
Zu behaupten, dass einem gesundes Essen nicht schmeckt, ist aber<br />
möglicherweise nur eine Ausrede. Denn wir gewöhnen uns an bestimmte<br />
Nahrungsmittel, wenn wir sie ein paarmal gegessen haben.<br />
Ernährungswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen nennen dies den „Effekt<br />
der bloßen Darbietung“ oder „mere exposure effect“ (s. Derndorfer et. al. 2009,<br />
S. 23 ff.). Wer also Fleisch gewohnt ist und zu wenig Gemüse isst, sollte dieses<br />
bewusst hin und wieder wählen. Studien zufolge schmecken den meisten<br />
Menschen zunächst ungeliebte Lebensmittel nämlich nach einer gewissen<br />
Eingewöhnungsphase sogar recht gut. Um den Speiseplan ausgewogener und<br />
abwechslungsreicher zu gestalten, raten Ernährungswissenschaftler und -<br />
wissenschaftlerinnen daher auch dazu, ganz bewusst hin und wieder Dinge zu<br />
kaufen oder zu bestellen, zu denen man im ersten Moment nicht greifen würde.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 27
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Der Gewöhnungseffekt hat in der Ernährungswissenschaft gewissermaßen<br />
auch sein Gegenstück: es nennt sich Neophobie. Damit ist gemeint, dass<br />
Menschen – und zwar sowohl Kinder, als auch Erwachsene – eine gewisse<br />
Abscheu gegenüber unbekannten Lebensmitteln hegen.<br />
Ernährungswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen erklären dass damit,<br />
dass dies in früheren Zeiten einen gewissen biologischen Schutzmechanismus<br />
dargestellt hat: Nahrung, der man bereits vertraute, war sicher. Unbekanntes<br />
hingegen könnte giftig sein. Doch dagegen gibt es Abhilfe: In so genannten<br />
Sinnesschulungen kann man sich an Unbekanntes gewöhnen.<br />
Dazu gehört zum Beispiel Lebensmittel oder Aromen zu riechen. Wer an seinen<br />
Lebensmitteln vor dem Verzehr riecht, stärkt seine Sinne und die<br />
Aufmerksamkeit für das Essen. Dieses Training wirkt auch der Abnahme des<br />
Geruchssinns im Alter entgegen. Auch der Geschmackssinn nimmt mit dem<br />
Alter ab. Der Grund dafür liegt wieder in den Zellen und<br />
Reparaturmechanismen des Körpers: Mit dem Altern erneuern sich<br />
Sinneszellen nicht mehr so gut.<br />
Dinner Cancelling<br />
Auch die bereits erwähnte Kalorienreduktion kommt im Bereich Lebensstil ein<br />
weiteres Mal ins Spiel. Stichwort Dinner Cancelling – also der Verzicht auf das<br />
Abendessen. Einige Anzeichen sprechen tatsächlich dafür, dass diese<br />
Maßnahme das Leben verlängern könnte. So werden etwa vermehrt Melatonin<br />
und Wachstumshormone ausgeschüttet, wenn man das Abendessen streicht.<br />
Das Hormon Melatonin wird normalerweise im Schlaf produziert und hilft den<br />
Körper zu regenerieren. Wachstumshormone wiederum unterstützen den<br />
Muskelaufbau und die Reparatur von geschädigten Zellen. Ab dem 30.<br />
Lebensjahr werden weniger Wachstumshormone gebildet. Dinner Cancelling<br />
könnte hier also gegensteuern.<br />
Aber will man wirklich jeden Abend hungrig zu Bett gehen? Dinner Cancelling<br />
sollte man, so der Rat der Ernährungswissenschaft, nicht jeden Abend<br />
betreiben. Schließlich würde man dadurch auch auf den einen oder anderen<br />
angenehmen Abend mit Freunden verzichten müssen. Zweimal pro Woche – so<br />
die Empfehlung – sollte reichen.<br />
Wer angesichts mancher hoffnungsvoller Ergebnisse zu Kalorienreduktion und<br />
Dinner Cancelling – zwei Dinge, die übrigens nicht das Gleiche meinen und<br />
nicht verwechselt werden sollten – jedoch glaubt, er könne durch Abnehmen<br />
zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, muss wahrscheinlich enttäuscht<br />
werden. Für das bisschen weniger Essen, um Gewicht loszuwerden, konnte<br />
bisher noch kein Effekt in Richtung langsameres Altern festgestellt werden.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 28
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Vorsicht beim Abnehmen<br />
Etwas anderes als Dinner Cancelling oder die Kalorienreduktion ist das<br />
Abnehmen. Sinnvoll ist nur eine dauerhafte Gewichtsreduktion, wenn damit<br />
Übergewicht vermieden wird. Einer kurzfristigen Diät – zum Beispiel um im<br />
nächsten Sommerurlaub eine gute Figur zu machen – stehen<br />
Ernährungswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen skeptisch gegenüber (s.<br />
Derndorfer et. al. 2009, S. 68 ff.).<br />
Meist wird das Gewicht bald wieder zugelegt. Die Gewichtsschwankungen<br />
belasten aber das Herz-Kreislaufsystem und führen zudem langfristig eher zu<br />
einer Gewichtszunahme. Noch ist nicht ganz klar, warum dies so ist. Bei Ratten<br />
hat man aber festgestellt, dass Enzyme, die Fette einlagern, aktiver sind, je<br />
öfter die Tiere ab- und wieder zunehmen. Zudem wurden in den Fettzellen der<br />
Tiere mehr gesättigte Fettsäuren eingelagert, also jene Fettsäuren, die das<br />
Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen fördern. Weiters dürften Blutdruck und<br />
Blutfettwerte zunehmen.<br />
Während der Diät werden auch Muskeln abgebaut. Dadurch sinkt der<br />
Grundumsatz des Körpers. Wird dann aber nach der Diät wieder die gewohnte<br />
Energiemenge an Nahrung zugeführt, lagert der Körper Fett an. Zu einer Diät<br />
sollte daher auch entsprechende körperliche Aktivität gehören, um die<br />
Muskelmasse zu erhalten.<br />
Nutrigenomics<br />
Viele Ernährungsregeln sind allgemein gültig - im Detail ließe sich der<br />
Ernährungsplan jedoch sogar an den eigenen Körper und den eigenen<br />
Stoffwechsel anpassen. Denn dieser ist – so wie die Gene für das Altern – von<br />
Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es handelt sich zwar noch um<br />
Zukunftsmusik, aber das Gebiet der Nutrigenomik untersucht genau das.<br />
Man versucht heutzutage eine auf die individuelle genetische Situation<br />
zugeschnittene Lebensmittelauswahl zu treffen. Es gibt einige Hinweise, dass<br />
für bestimmte Personengruppen bestimmte Lebensmittel weniger geeignet sind,<br />
als für andere. Zwar dürfte es noch einige Zeit dauern, bis es wirklich diesen<br />
individuellen, auf die entsprechende Person zugeschnittenen Speiseplan gibt,<br />
allerdings kann man, wenn in der Familiengeschichte bestimmte Krankheiten<br />
gehäuft vorkommen, bereits jetzt durch Ernährung gegensteuern.<br />
ALTERN – RISIKOFAKTOREN VON GEBURT AN?<br />
Wie gut oder schlecht es uns im späteren Leben geht – das nimmt seinen<br />
Anfang oft schon im Mutterleib (s. Derndorfer et. al. 2009, S. 15 ff.). Das<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 29
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Rauchen und Alkohol während der Schwangerschaft negative Folgen haben, ist<br />
allgemein bekannt. Es gibt aber auch noch andere Faktoren. So beeinflusst<br />
zum Beispiel das Geburtsgewicht das Risiko, im späteren Leben an bestimmten<br />
chronischen Krankheiten wie etwa Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen,<br />
chronischen Nierenerkrankungen oder Bluthochdruck zu leiden.<br />
Dafür gibt es mehrere Gründe:<br />
Zum einen hängt das Geburtsgewicht von der Ernährung der Mutter ab.<br />
Andererseits könnte auch ein Plazentafehler der Auslöser für ein ungünstiges<br />
Geburtsgewicht sein. Diabetes der Mutter, also ein „normaler“ oder nur während<br />
der Schwangerschaft auftretender oder eine gestörte Glucosetoleranz während<br />
der Schwangerschaft sind Risikofaktoren für Übergewicht bei Neugeborenen.<br />
Bei Kindern, die von Leihmüttern ausgetragen wurden, hat sich etwa gezeigt,<br />
dass der Body-Mass-Index der Leihmutter stärkeren Einfluss auf das<br />
Geburtsgewicht hat, als das Gewicht der genetischen Mutter, die die Eizelle<br />
gespendet hat.<br />
Unterversorgte Föten könnten im späteren Leben ebenfalls Probleme mit<br />
Übergewicht bekommen. Wird das Kind nach der Geburt ausreichend ernährt,<br />
ist es diese Situation quasi nicht gewöhnt und wird übergewichtig. Mit zu<br />
niedrigem Geburtsgewicht steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen.<br />
Doch wer jetzt befürchtet, mit der Geburt sei gesundheitsmäßig bereits Hopfen<br />
und Malz verloren, kann beruhigt werden: Die meisten dieser negativen Effekte<br />
lassen sich durch die richtige Ernährung im Kinder- und Jugendalter wieder<br />
ausgleichen.<br />
LANG LEBEN MIT BEWEGUNG<br />
Aber nicht nur die richtige Ernährung, auch ausreichend Bewegung kann<br />
helfen, älter zu werden. Öfter Treppen zu steigen, statt den Lift zu nehmen,<br />
oder die eine oder andere Straßenbahnstation lieber zu Fuß zu gehen, gehören<br />
zu den Tipps der <strong>Alternsforschung</strong>.<br />
So wie die biochemischen und molekularbiologischen Prozesse in unseren<br />
Zellen bestimmen, warum wir altern, lässt sich auch der gesunde Effekt der<br />
Bewegung auf zellulärer Ebene erklären.<br />
Entscheidend dafür ist zum Beispiel, wie sich das Immunsystem im Alter<br />
verändert. Dieses befindet sich bei älteren Menschen mitunter in einem Zustand<br />
der ständigen Entzündung, weil sich entzündungsfördernde Stoffe im Blut<br />
anreichern.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 30
DER TRAUM VON UNSTERBLICHKEIT<br />
Und genau deshalb hilft es, fit zu bleiben: Denn tägliche Bewegung senkt die<br />
Konzentration dieser entzündungsfördernden Substanzen im Blut und kann<br />
dadurch körperlichen Beschwerden im Alter vorbeugen.<br />
FREUDE AM ALTERN UND FREUNDE<br />
In Hinblick auf ein langes Leben, spielen noch viele andere Faktoren eine Rolle.<br />
So fanden etwa US-amerikanische Forscher heraus, dass Menschen, die gerne<br />
altern, im Durchschnitt auch um siebeneinhalb Jahre länger leben, als jene, die<br />
das Altern nicht positiv sehen. Eine australische Studie zeigte, dass Menschen,<br />
die viele Freundschaften intensiv pflegen, länger leben.<br />
Unser Sendungsgast Georg Wick spricht hier von den „drei Ls“: Lieben, Laufen,<br />
Lernen.<br />
Lieben, Laufen, Lernen<br />
Lieben meint dabei nicht nur einen Partner oder Sex bis ins hohe Alter zu<br />
haben, sondern auch, Kontakte zu Freunden bzw. allgemein zur Außenwelt zu<br />
pflegen.<br />
Mit Laufen ist nicht so sehr das Joggen gemeint. Dadurch könnten bei vielen<br />
älteren Menschen sogar die Gelenke geschädigt werden. Wichtig ist aber<br />
tägliche Bewegung und auch auf den eigenen Körper zu achten, also etwa nicht<br />
zu rauchen und nicht übermäßig viel Alkohol zu trinken.<br />
Zum Lernen gehört, sich sein Leben lang durch anspruchsvolle Aktivitäten<br />
geistig zu betätigen.<br />
Wer körperlich und geistig fit bleibt, dem gelingt es vielleicht auch leichter, das<br />
Altern zu akzeptieren und damit glücklich zu werden.<br />
Die Erfolge der Grundlagenforschung sind teilweise aufsehenerregend und<br />
geben Anlass zu Spekulationen. Doch bis zum heutigen Tag zeichnet sich noch<br />
keine einfache Strategie ab, die den Alterungsprozess des Menschen<br />
entscheidend verlangsamen kann.<br />
Wir bedanken uns bei unserem Sendungsgast Univ.-Prof. Dr. Georg Wick<br />
für die Hilfe beim Erstellen dieser <strong>Infomappe</strong> und bei allen<br />
InterviewpartnerInnen für die Teilnahme an den Sendungen und das<br />
Bereitstellen von Unterlagen!<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 31
QUELLEN UND LINKS<br />
QUELLEN & LINKS<br />
Immunologie des Alterns (Inst. Univ.-Prof. Wick)<br />
http://www.autoimmunity.at/<br />
Arbeitsgebiet Univ.-Prof. Grubeck-Loebenstein<br />
http://www.iba.oeaw.ac.at/index.php?id=61<br />
Institut für Biomedizinische <strong>Alternsforschung</strong><br />
http://www.iba.oeaw.ac.at/<br />
Ludwig-Boltzmann-Institut für Altersforschung<br />
http://www.lbg.ac.at/node/156<br />
Liste der ältesten Menschen<br />
http://www.supercentenarian.com/<br />
Okinawa Centenarian Study<br />
http://www.okicent.org/<br />
Atherosclerosis Risk Factors in Female Youngsters (ARFY Study)<br />
http://stroke.ahajournals.org/cgi/content/abstract/40/4/1063<br />
Arteriosklerose-Risiko bei jungen Menschen<br />
http://www.i-med.ac.at/public-relations/presse/2006/38-06.html<br />
Freunde verlängern das Leben<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/136804.html<br />
In 100 Jahren zahlreiche 100-Jährige<br />
http://science.orf.at/stories/1628604<br />
Forscher verspricht 1000 Jahre Leben<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/131149.html<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 32
QUELLEN UND LINKS<br />
Fitness hält das Gehirn jung<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/104897.html<br />
Wissenschaftler warnen vor Anti-Aging-Hype<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/51785.html<br />
Anti-Aging boomt, Warnungen auch<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/71425.html<br />
Wer gerne altert, lebt auch länger<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/55986.html<br />
Haut altert anders bei Europäerinnen und Asiatinnen<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/134023.html<br />
Auf der Suche nach den Ursachen des Alterns<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/123857.html<br />
Niedriger Sozialstatus lässt Zellen schneller altern<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/145166.html<br />
Traditionell gekelterter Rotwein senkt Blutdruck<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/146401.html<br />
Jungtrunk von der Osterinsel<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/156259.html<br />
Spermidin hält Alterung von Zellen auf<br />
http://science.orf.at/stories/1628798/<br />
Auch Stammzellen altern<br />
http://science.orf.at/stories/1636385/<br />
Freie Radikale können Leben verlängern<br />
http://sciencev1.orf.at/sciencev1.orf.at/science/news/149635.html<br />
Neue Evolutionstheorie des Alterns<br />
http://science.orf.at/science/news/81785<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 33
QUELLEN UND LINKS<br />
Alzheimer-Impfung – Interview mit dem Biologen Walter Schmidt<br />
http://derstandard.at/1271375743750/Alzheimer-Impfung-Ziel-ist-die-Krankheiteinzufrieren<br />
Alzheimer-Impfung – Interview mit Univ.-Prof. Dr. Achim Schneeberger<br />
http://www.medical-tribune.at/dynasite.cfm?dsmid=103714&dspaid=853624<br />
„Alzheimer-Impfung wirkt noch nach drei Jahren“ – Artikel in der<br />
deutschen Ärztezeitung<br />
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/demenz/article/384269/alzhei<br />
mer-impfung-wirkt-noch-nach-drei-jahren.html<br />
Impfung gegen Bluthochdruck<br />
http://science.orf.at/stories/1640331/<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 34
BUCH- UND ARTIKEL-TIPPS<br />
BUCH- UND ARTIKELTIPPS<br />
Kein Jungbrunnen - Anti-Aging-Präparate<br />
Konsument 10/2007, S. 36<br />
http://www.konsument.at<br />
Zum Vergessen - Rezeptfreie Mittel bei Altersbeschwerden<br />
Konsument 5/2009, S. 15<br />
http://www.konsument.at<br />
Markus Hengstschläger<br />
Endlich unendlich - Und wie alt wollen Sie werden?<br />
Ecowin Verlag 2008<br />
ISBN-13: 978-3-902404-62-6<br />
Georg Wick<br />
Perspektiven der <strong>Alternsforschung</strong> - Vom programmierten Zelltod zur<br />
Pensionsreform<br />
Picus Verlag 2008<br />
ISBN-13: 978-3-85452-535-6<br />
Wick G., Berger P., Grubeck-Loebenstein B.<br />
Altern<br />
In: Pathophysiologie - Molekulare, Zelluläre, Systemische Grundlagen von<br />
Krankheiten (Schwarz S., Förster O., Peterlik M., Schauenstein K., Wick G.<br />
(Hsg.)) pp. 29-1 -29-23<br />
Verlag Wilhelm Maudrich 2007<br />
Eva Derndorfer, Markus Minoggio, Petra Rust<br />
Iss dich jung - Schritt für Schritt zu mehr Gesundheit<br />
Goldegg Verlag 2009<br />
ISBN-13: 978-3-901880-05-6<br />
Cem Ekmekcioglu<br />
50 einfache Dinge, die Sie über das Altern wissen sollten<br />
Westende Verlag 2009<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 35
BUCH- UND ARTIKEL-TIPPS<br />
ISBN-13: 978-3-938060-36-0<br />
Simone de Beauvoir<br />
Das Alter<br />
Rowohlt Verlag 2007<br />
ISBN-13: 978-3-499-22749-3<br />
Cicero<br />
Cato der Ältere über das Alter<br />
Reclam Verlag 1998<br />
ISBN-13: 978-3-15-000803-4<br />
Zur Entfernung des Thymus bei Kleinkindern mit Herzfehlern:<br />
Delphine Sauce, Martin Larsen, Solène Fastenackels, Anne Duperrier, Michael<br />
Keller, Beatrix Grubeck-Loebenstein, Christophe Ferrand, Patrice Debré, Daniel<br />
Sidi, und Victor Appay<br />
Evidence of premature immune aging in patients thymectomized during<br />
early childhood<br />
Journal of Clinical Investigation, 2009, Bd. 119, S. 370<br />
Martina Prelog, Michael Keller, Ralf Geiger, Anita Brandstätter, Reinhard<br />
Würzner, Ulrich Schweigmann, Manuela Zlamy, Lothar Bernd Zimmerhackl und<br />
Beatrix Grubeck-Loebenstein<br />
Thymectomy in early childhood: Significant alterations of the<br />
CD4+CD45RA+CD62L+ T cell compartment in later life<br />
Clinical Immunology, 2009, Bd. 130, S. 123<br />
Zum alternden Immunsystem:<br />
Daniela Weiskopf, Birgit Weinberger und Beatrix Grubeck-Loebenstein<br />
The aging of the immune system<br />
Transplant International, 2009, Bd. 22, S. 1041<br />
Conference report (Vaccine 2010, Bd. 28, S. 3627<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 36
SENDUNGSGÄSTE<br />
SENDUNGSGÄSTE<br />
In der Sendung Radiodoktor – Medizin und Gesundheit vom 9. August 2010<br />
sprachen:<br />
Univ.-Prof. Mag. Dr. Markus Hengstschläger<br />
Medizinische Universität Wien, Institut für Medizinische Genetik<br />
Währingerstraße 10<br />
A-1090 Wien<br />
Tel.: +43/1/4277 67500<br />
E-Mail: markus.hengstschlaeger@meduniwien.ac.at<br />
Univ.-Prof. Dr. Georg Wick, MD, FRCPath.<br />
Abteilung für experimentelle Pathophysiologie und Immunologie<br />
Medizinische Universität Innsbruck<br />
Peter-Mayr-Straße 4a<br />
A-6020 Innsbruck<br />
Tel.: +43/512/9003 70960<br />
E-Mail: georg.wick@i-med.ac.at<br />
Univ.-Prof. Dr. Frank Francesco Madeo<br />
Zentrums für Molekulare Biowissenschaften<br />
Humboldtstrasse 50<br />
A-8010 Graz<br />
Tel.: +43/316/380 8878<br />
E-Mail: frank.madeo@uni-graz.at<br />
Dr. Pidder Jansen-Dürr<br />
Institut für Biomedizinische <strong>Alternsforschung</strong> der Österreichischen Akademie<br />
der Wissenschaften<br />
Rennweg 10<br />
A-6020 Innsbruck<br />
Tel.: +43/512/583919 44<br />
E-Mail: pidder.jansen-duerr@oeaw.ac.at<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 37
SENDUNGSGÄSTE<br />
Ass.-Prof. Dr. Petra Rust<br />
Universität Wien, Institut für Ernährungswissenschaften<br />
Althanstraße 14<br />
A-1090 Wien<br />
Tel.: + 43/1/4277 54920<br />
E-Mail: petra.rust@univie.ac.at<br />
Dipl. Biol. Bernhard Matuschak<br />
Redakteur „Konsument“, Verein für Konsumenteninformation<br />
Linke Wienzeile 18<br />
A-1060 Wien<br />
Tel: +43/1/58877 220<br />
E-Mail: bmatuschak@konsument.at<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 38