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Leben mit Morbus Parkinson - Ö1 - ORF

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DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE<br />

Ein Service von:<br />

<strong>ORF</strong><br />

A-1040 Wien, Argentinierstraße 30a<br />

Tel.: (01) 50101/18381<br />

Fax: (01) 50101/18806<br />

Homepage: http://oe1.<strong>ORF</strong>.at<br />

Österreichische Apothekerkammer<br />

A-1091 Wien, Spitalgasse 31<br />

Tel.: (01) 404 14-600<br />

Fax: (01) 408 84 40<br />

Homepage: www.apotheker.or.at<br />

Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit<br />

A-1030 Wien, Radetzkystr. 2<br />

Tel.: (01) 71100-4505<br />

Fax: (01) 71100-14304<br />

Homepage: www.bmg.gv.at/<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 1


RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT<br />

Die Sendung<br />

Die Sendereihe „Der Radiodoktor“ ist seit 1990 das Flaggschiff der<br />

Gesundheitsberichterstattung von <strong>Ö1</strong>. Jeden Montag von 14.05 bis 14.40 Uhr<br />

werden interessante medizinische Themen in klarer informativer Form<br />

aufgearbeitet und <strong>Ö1</strong>- Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch<br />

Fragen an das hochrangige Expertenteam im Studio zu stellen.<br />

Wir über uns<br />

Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos,<br />

Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und<br />

Dr. Christoph Leprich die Sendung.<br />

Das Redaktionsteam besteht aus Mag. Nora Kirchschlager, Martin Rümmele, Dr.<br />

Doris Simhofer, Dr. Michaela Steiner, Mag. Dominique Stiefsohn, Dr. Ronny Tekal<br />

und Dr. Christoph Leprich.<br />

Das Service<br />

Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es das, die Sendereihe flankierende, Hörerservice,<br />

das auf größtes Interesse gestoßen ist.<br />

Die zu jeder Sendung gestaltete Infomappe <strong>mit</strong> ausführlichen<br />

Hintergrundinformationen, Buchtipps und Anlaufstellen wird kostenlos zur<br />

Verfügung gestellt und ist bereits am Sendungstag auf der <strong>Ö1</strong>-Homepage zu<br />

finden. Diese Unterlagen stellen in der Fülle der behandelten Themen ein Medizin-<br />

Lexikon für den Laien dar.<br />

Die Partner<br />

Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unsere Partner: die<br />

Österreichische Apothekerkammer und das Österreichische Bundesministerium für<br />

Gesundheit.<br />

An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unseren Partnern für die gute<br />

Zusammenarbeit bedanken!<br />

Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser Infomappe<br />

zumeist auf die weiblichen Endungen, wie z.B. PatientInnen, ÄrztInnen etc. verzichtet haben.<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 2


AUFMERKSAMKEIT OHNE FALSCHES MITLEID –<br />

LEBEN MIT MORBUS PARKINSON<br />

Mit Univ.-Prof. in Dr. in Karin Gutiérrez-Lobos<br />

28. Oktober 2013, 14.05 Uhr, <strong>Ö1</strong><br />

Sendungs-und Infomappengestaltung: Dr. Michaela Steiner<br />

Redaktion: Dr. Christoph Leprich und Mag. Nora Kirchschlager<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 3


INHALTSVERZEICHNIS<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

LEBEN MIT MORBUS PARKINSON 5<br />

„An <strong>Parkinson</strong> stirbt man nicht“ 5<br />

Keine neue Erkrankung 6<br />

Berühmte Betroffene 7<br />

Keine seltene Erkrankung 8<br />

Was passiert bei der <strong>Parkinson</strong>krankheit? 8<br />

Ursachen 9<br />

Ursachen von <strong>Parkinson</strong>-Syndromen 10<br />

Die Symptome 10<br />

Motorische Symptome 10<br />

Nicht motorische Symptome 11<br />

Frühsymptome 12<br />

Die Diagnose 12<br />

Differenzialdiagnose der <strong>Parkinson</strong>krankheit 13<br />

BEHANDLUNG DER PARKINSONERKRANKUNG 13<br />

Levodopa 14<br />

COMT-Hemmer 14<br />

Dopaminagonisten 15<br />

MAO-B-Hemmer 15<br />

Andere Antiparkinson-Mittel 15<br />

Die Tiefe Hirnstimulation 15<br />

Pumpentherapie 16<br />

Weitere nicht medikamentöse Therapien 17<br />

ANLAUFSTELLEN UND INFOLINKS 18<br />

BUCHTIPPS 20<br />

SENDUNGSGÄSTE 21<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 4


MORBUS PARKINSON<br />

LEBEN MIT MORBUS PARKINSON<br />

Eine neue TV-Serie sorgt derzeit in den USA für Aufsehen. Sichtlich unbeholfen,<br />

aber fröhlich spielt Michael J. Fox auf seiner Gitarre ein Lied. Dasselbe, das er im<br />

Erfolgsfilm „Zurück in die Zukunft“ noch perfekt beherrschte. In der neuen NBC-<br />

Serie „Michael J. Fox Show“ spielt er in der Rolle eines Fernsehjournalisten auch<br />

sich selbst – einen <strong>Parkinson</strong>kranken. Und das nicht, um auf der „Mitleids-<br />

Höhere-Einschaltquoten-Welle“ zu surfen, sondern um das Alltagsleben eines<br />

<strong>Parkinson</strong>patienten – durchaus nicht ohne Humor – zu zeigen. Ein typischer<br />

<strong>Parkinson</strong>kranker ist Michael J. Fox allerdings nicht. Bei ihm begann die<br />

Erkrankung im Alter von bereits 30 Jahren. Die meisten Erkrankungsfälle treten<br />

hingegen im sechsten <strong>Leben</strong>sjahrzehnt auf.<br />

Die Krankheit beginnt schleichend – <strong>mit</strong> Bewegungsverschlechterung, Muskelsteife<br />

oder Zittern – und zumeist einseitig. Im späteren Verlauf gesellen sich<br />

Gleichgewichtsstörungen und nicht motorische Symptome wie Verstopfung,<br />

Depression oder Demenz dazu.<br />

Der Dopaminmangel in bestimmten Gehirnregionen, der dem <strong>Parkinson</strong>syndrom<br />

zugrunde liegt, kann medikamentös beeinflusst und so<strong>mit</strong> können die Symptome<br />

gebessert werden. Mittlerweile sehr etabliert ist die tiefe Hirnstimulation, <strong>mit</strong> Hilfe<br />

derer die verantwortlichen Regelkreise im Gehirn positiv beeinflusst werden<br />

können. Diese Therapie wird nun früh im Erkrankungsverlauf eingesetzt, da sie<br />

beispielsweise Betroffenen dabei hilft, länger berufstätig bleiben zu können.<br />

Trotz aller Bemühungen ist <strong>Morbus</strong> <strong>Parkinson</strong> bis heute nicht heilbar. Ziel der<br />

aktuellen Forschung ist es, Substanzen zu finden, die den Krankheitsverlauf<br />

modifizieren und im Idealfall stoppen können.<br />

„AN PARKINSON STIRBT MAN NICHT“<br />

Inge Anderle ist 58 Jahre alt. Ihre <strong>Parkinson</strong>erkrankung hat schon früh begonnen<br />

und eigentlich nicht sehr typisch.<br />

Inge Anderle litt schon seit vielen Jahren an Angststörungen und Depressionen.<br />

Im Alter von 42 Jahren erlebte sie einen Polizeieinsatz <strong>mit</strong>, nach dem ein Zittern<br />

der rechten Hand auftrat. Dieses führte sie zunächst auf die Aufregung zurück.<br />

Das Zittern jedoch blieb.<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 5


MORBUS PARKINSON<br />

Es folgten schwierige vier Jahre und die Konsultationen mehrerer Neurologen, bis<br />

die richtige Diagnose – <strong>Morbus</strong> <strong>Parkinson</strong> – gestellt wurde. In erster Linie<br />

verspürte sie damals Beruhigung, weil endlich Klarheit herrschte. Und ihr<br />

behandelnder Neurologe sagte ihr als erstes, dass man am <strong>Parkinson</strong> nicht stirbt.<br />

Das Zittern blieb bei ihrer Form der Erkrankung das Hauptsymptom. Dazu kam,<br />

dass sich die Muskeln verkrampften und ihre Schrift kleiner wurde.<br />

Ihrem Beruf als Standesbeamtin konnte sie schließlich nicht mehr nachgehen und<br />

sie ging in Frühpension.<br />

Den Alltag zu meistern bedeutet für Inge Anderle Umgang <strong>mit</strong> einer Reihe von<br />

Schwierigkeiten. Aufgrund der Unbeweglichkeit kommt sie manchmal nur schwer<br />

aus dem Bett, das Anziehen ist mühsam und das Einkaufen schwierig, da sie<br />

aufgrund der Kraftlosigkeit kaum größere Gewichte heben kann. Das früher so<br />

geliebte Schifahren musste sie aufgeben.<br />

Die Umwelt zeige teilweise mangelndes Verständnis, aber man sehe ja nur die<br />

Steifigkeit und des Zittern, andere Symptome blieben unsichtbar, so Inge Anderle.<br />

Sie plädiert für einen offenen Umgang <strong>mit</strong> der Erkrankung - nicht zuletzt<br />

deswegen, weil das Schweigen darüber die Betroffenen in die Isolation dränge.<br />

Sie rät zum Austausch <strong>mit</strong> gleichartig Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe. Dort<br />

werden nicht nur Informationen angeboten, sondern auch Aktivitäten wie etwa<br />

Ausflüge organisiert. Ihre Erfahrung ist, dass diejenigen, die um die Krankheit<br />

Bescheid wissen, auch gut darauf und auf die Betroffenen reagieren.<br />

Quelle:<br />

Interview Inge Anderle<br />

KEINE NEUE ERKRANKUNG<br />

Bereits in der Antike finden sich erste Beschreibungen von<br />

<strong>Parkinson</strong>erkrankungen.<br />

Die erste umfassende medizinische Darstellung des <strong>Morbus</strong> <strong>Parkinson</strong> stammt von<br />

dem englischen Arzt und Apotheker James <strong>Parkinson</strong>, der von 1755 bis 1824<br />

lebte. Er benannte seine Veröffentlichung 1817 als „An Essay on Shaking Palsy“<br />

(„Schüttellähmung“) aufgrund des vorhandenen Symptoms des Ruhezitterns.<br />

<strong>Parkinson</strong> vermutete, dass die Erkrankung vom Rückenmark ausging. Zur Therapie<br />

empfahl er Aderlass und die Einnahme von Quecksilber.<br />

Die Bezeichnung „<strong>Parkinson</strong>‘sche Erkrankung“ wurde 1884 vom französischen<br />

Neurologen Jean-Martin Charcot (1825 bis 1893) eingeführt. Er beschrieb unter<br />

anderem erstmalig den Rigor (Steifigkeit der Muskulatur) als Symptom des<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 6


MORBUS PARKINSON<br />

<strong>Parkinson</strong>. Charcot entdeckte auch die günstige Auswirkung des Belladonna-<br />

Alkaloids Hyoscin auf die Symptome der Betroffenen.<br />

Neben weiteren medikamentösen Behandlungsversuchen wurden bereits Ende des<br />

19. Jahrhunderts erste chirurgische Therapieversuche unternommen. Ziel war es in<br />

erster Linie, durch Durchtrennung bestimmter Nervenbahnen, das Zittern zu<br />

unterdrücken.<br />

Der Durchbruch in der Behandlung des <strong>Morbus</strong> <strong>Parkinson</strong> gelang dem Wiener<br />

Pharmakologen Oleh Hornykiewicz (gebürtiger Ukrainer). Er stellte an Gehirnen<br />

verstorbener <strong>Parkinson</strong>-Patienten erstmals einen deutlich reduzierten<br />

Dopamingehalt fest und publizierte diese Ergebnisse 1960.<br />

Etwa zeitgleich konnte der schwedische Pharmakologe Arvid Carlsson bei<br />

Kaninchen und Mäusen durch künstlich hervorgerufenen Dopaminmangel<br />

Symptome des <strong>Parkinson</strong> auslösen.<br />

Im Sommer 1961 verabreichte der Wiener Neurologe Walther Birkmayer<br />

<strong>Parkinson</strong>kranken kleine Dosen von L-Dopa intravenös. Es kam bei diesen<br />

Patienten zu einer überwältigenden Besserung der Akinese (Bewegungslosigkeit).<br />

Dennoch konnte er die Fachwelt nicht überzeugen. Der Durchbruch gelang erst<br />

George Constantin Cotzias in New York, der seinen Patienten deutlich höhere L-<br />

Dopa-Dosen verabreichte.<br />

Zwischenzeitlich wurde eine Reihe von anderen Substanzen entwickelt, die<br />

letztendlich alle auf den Dopaminstoffwechsel abzielen. L-Dopa gehört jedoch bis<br />

heute zum Goldstandard der Therapie des <strong>Morbus</strong> <strong>Parkinson</strong>.<br />

Quellen:<br />

Hans-Peter Ludin: „Die Behandlung des <strong>Parkinson</strong>syndroms von 1817 bis 2010“<br />

http://www.parkinson.ch/fileadmin/docs/Diverse_deutsch/Therapie_Historie_dt.pdf<br />

http://www.parkinson.ch/index.php?id=256<br />

http://www.kompetenznetzparkinson.de/<strong>Parkinson</strong>/BI_Besser<strong>Leben</strong>_m_P_Inhalt.pdf<br />

BERÜHMTE BETROFFENE<br />

Aus der Geschichte kennen wir zahlreiche berühmte Persönlichkeiten, die an<br />

<strong>Parkinson</strong> erkrankt sind. Zu ihnen gehören Wilhelm von Humboldt, Jassir Arafat,<br />

Johnny Cash, Salvador Dali, Ottfried Fischer, Raimund Harmstorf, Katharine<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 7


MORBUS PARKINSON<br />

Hepburn, Peter Hofmann, Alois Mock, Papst Johannes Paul II. oder Theodor<br />

Roosevelt.<br />

Einer der derzeit wohl am medial präsentesten Betroffene ist der Schauspieler<br />

Michael J. Fox. In der neuen NBC-Serie „Michael J. Fox-Show“ verkörpert er einen<br />

parkinsonkranken Fernsehjournalisten, der wieder an seinen Arbeitsplatz<br />

zurückkehrt. In dieser Serie steht nicht die Krankheit selbst im Mittelpunkt,<br />

sondern der Alltag des Protagonisten – und dieser wird durchaus <strong>mit</strong> Humor<br />

betrachtet.<br />

Quellen:<br />

http://www.parkinson.ch/index.php?id=29<br />

http://diepresse.com/home/1466347/Darueber-lachen-trotz-<strong>Parkinson</strong><br />

KEINE SELTENE ERKRANKUNG<br />

Das <strong>Parkinson</strong>syndrom gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen.<br />

Die Erkrankung beginnt am häufigsten um das 60. <strong>Leben</strong>sjahr herum. Aber auch<br />

Erkrankungen in jüngerem Alter sind möglich – Michael J. Fox etwa erkrankte <strong>mit</strong><br />

30 Jahren. Die Erkrankungshäufigkeit bei über 60-Jährigen beträgt rund ein<br />

Prozent, bei über 80-Jährigen rund drei Prozent. Männer sind etwas häufiger<br />

betroffen als Frauen.<br />

In Österreich sind demnach derzeit rund 20.000 Menschen an <strong>Parkinson</strong> erkrankt.<br />

Aufgrund der demographischen Entwicklung ist in den nächsten Jahrzehnten <strong>mit</strong><br />

einem starken Anstieg der Erkrankungshäufigkeit rechnen.<br />

Quellen:<br />

Interview Doz. in Dr. in Regina Katzenschlager<br />

Interview Prof. Dr. Dietrich Haubenberger<br />

WAS PASSIERT BEI DER PARKINSONKRANKHEIT?<br />

Die <strong>Parkinson</strong>krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der es zu<br />

einem fortschreitenden Untergang von Nervenzellen im Gehirn kommt.<br />

Die Bewegungen unseres Körpers werden von Nervenzellen des Gehirns gesteuert.<br />

Dabei fungieren bestimmte Substanzen, die Neurotrans<strong>mit</strong>ter, als Botenstoffe, die<br />

Signale zwischen Zellen weitergeben und da<strong>mit</strong> letztendlich zum Beispiel eine<br />

Bewegung auslösen können.<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 8


MORBUS PARKINSON<br />

Einer dieser Neurotrans<strong>mit</strong>ter ist Dopamin, das bei <strong>Parkinson</strong>kranken nicht<br />

ausreichend gebildet wird. Denn die Zellen, die Dopamin produzieren,<br />

degenerieren immer mehr und sterben letztendlich ab. Dies tritt vor allem in<br />

einem kleinen Gehirnabschnitt, der so genannten Substantia nigra, auf. Der<br />

Dopaminmangel führt schließlich zu den typischen <strong>Parkinson</strong>-Symptomen.<br />

Dopamin ist jedoch nicht der einzige betroffene Neurotrans<strong>mit</strong>ter bei der<br />

<strong>Parkinson</strong>krankheit. Auch bei anderen Neurotrans<strong>mit</strong>tern können Störungen<br />

auftreten. Dies erklärt zum einen, warum eine Substitution von Dopamin allein die<br />

Symptome nicht zum Verschwinden bringt. Zum anderen erklärt die Störung<br />

anderer Neurotrans<strong>mit</strong>ter, warum bei der <strong>Parkinson</strong>krankheit auch viele nicht<br />

motorische Symptome auftreten.<br />

Ursachen<br />

Bis heute ist nicht geklärt, warum es zu einem Untergang der Dopaminproduzierenden<br />

Zellen kommt. Es gibt Familien, in denen <strong>Parkinson</strong> gehäuft<br />

auftritt. In diesem Fall besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes<br />

Gen an der Entstehung der Erkrankung beteiligt ist. Mittlerweile wurde eine ganze<br />

Liste von solchen <strong>Parkinson</strong>-Genen erstellt. Bei nordafrikanischer oder jüdischer<br />

Bevölkerung liegen genetische Veränderungen oft bei bis zu einem Drittel der<br />

Betroffenen vor.<br />

Bei sporadischen (also nicht familiär gehäuften) Erkrankungen dürfte eine<br />

genetische Prädisposition eine Rolle spielen, die dann quasi einen Risikofaktor<br />

darstellt. Zu diesem Risikofaktor müssen noch andere Einflüsse dazukommen,<br />

da<strong>mit</strong> es zum Ausbruch der Erkrankung kommt. Diskutiert werden eine erhöhte<br />

Belastung durch Insektenvernichtungs<strong>mit</strong>tel, körpereigene Abfallprodukte (freie<br />

Radikale) u.ä. Über die näheren Zusammenhänge wissen wir derzeit allerdings<br />

noch sehr wenig.<br />

Quellen:<br />

Interview Prof. Dr. Dietrich Haubenberger<br />

http://www.kompetenznetzparkinson.de/<strong>Parkinson</strong>/BI_Besser<strong>Leben</strong>_m_P_Inhalt.pdf<br />

http://www.parkinson.ch/index.php?id=262<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 9


MORBUS PARKINSON<br />

URSACHEN VON PARKINSON-SYNDROMEN<br />

Die überwiegende Zahl der <strong>Parkinson</strong>-Syndrome tritt ohne erkennbare Ursache<br />

auf. Hier spricht man vom idiopathischen <strong>Parkinson</strong>-Syndrom oder der<br />

<strong>Parkinson</strong>krankheit (<strong>Morbus</strong> <strong>Parkinson</strong>).<br />

<strong>Parkinson</strong>-Syndrome können auch Ausdruck einer anderen zugrundeliegenden<br />

Ursache wie etwa einer anderen neurodegenerativen Erkrankung sein. Dazu<br />

gehören die Multisystematrophie, die Progressive Supranukleare Blickparese und<br />

die Kortikobasale Degeneration.<br />

Zu den weiteren Ursachen eines <strong>Parkinson</strong>-Syndroms gehören ein medikamentös<br />

verursachtes <strong>Parkinson</strong>-Syndrom, das vaskuläre <strong>Parkinson</strong>-Syndrom, ein<br />

Gehirntumor oder eine bestimmte Gehirnentzündung. Ein <strong>Parkinson</strong>-Syndrom kann<br />

auch nach wiederholten mechanischen Gewalteinwirkungen, beispielsweise bei<br />

Boxern, auftreten.<br />

Quelle:<br />

http://www.kompetenznetz-parkinson.de/<strong>Parkinson</strong>/basisinfo.html#Ursache:<br />

DIE SYMPTOME<br />

Zumeist wird die Erkrankung <strong>mit</strong> dem Auftreten motorischer Symptome auffällig.<br />

Die drei Hauptgruppen motorischer Symptome sind Akinese (griech.<br />

Bewegungslosigkeit), Rigor (lat. Starre) und Tremor (lat. Zittern). Im Verlauf der<br />

Erkrankung kann es zu Störungen der Balance <strong>mit</strong> Stürzen kommen. Von den<br />

motorischen Symptomen sind die nicht motorischen zu unterscheiden.<br />

Motorische Symptome<br />

Die Akinese ist gekennzeichnet durch die Bradykinesie. Darunter versteht man<br />

eine Verlangsamung der willkürlichen Feinmotorik. Lässt man etwa einen<br />

Betroffenen rasch <strong>mit</strong> Daumen und Zeigefinger aufeinander tippen, so<br />

verlangsamt sich diese Bewegung nach einiger Zeit. Daneben kommt es zu einer<br />

Hypokinese, d.h. einer Verarmung an spontanen, automatischen und<br />

Begleitbewegungen.<br />

Der Rigor bezeichnet eine erhöhte Steifigkeit der Muskulatur.<br />

Das Zittern äußert sich charakteristische Weise als Ruhetremor, also wenn<br />

beispielsweise die Hände im Schoß liegen. Die Frequenz des Tremors beträgt 4-6<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 10


MORBUS PARKINSON<br />

Hz (periodische z.B. Fingerbewegungen pro Sekunde) und entsteht vorwiegend an<br />

den Händen, seltener an Kinn, Kopf oder Beinen. In Stresssituationen wird der<br />

Tremor ausgeprägter.<br />

Insgesamt beginnen die Symptome schleichend und beschränken sich anfangs in<br />

der Regel auf eine Körperseite. Zudem können die Symptome unterschiedlich<br />

gewichtet sein, sodass bei einem Betroffenen mehr das Zittern, bei einem<br />

anderen mehr die Unbeweglichkeit im Vordergrund steht.<br />

Gang- und Haltungsprobleme treten typischerweise in späteren Krankheitsstadien<br />

auf. Sie resultieren darin, dass Betroffene beim Gehen kleinere Schritte machen,<br />

unter Umständen sogar in den so genannten Zeppelgang fallen, und <strong>mit</strong> den<br />

Füßen am Boden schleifen. Die Haltung kann sich ändern, die Betroffenen gehen<br />

gebeugter und insgesamt langsamer. Ein Symptom, das häufig eher Angehörigen<br />

als den Betroffenen selbst auffällt, ist das verminderte oder fehlende<br />

Mitschwingen des Arms einer Körperseite beim Gehen.<br />

Aber auch die Muskulatur des Gesichts wird weniger bewegt. Dies führt häufig zu<br />

einem eher starren Gesichtsausdruck (Amimie), der von der Umwelt als<br />

Depression oder Desinteresse fehlinterpretiert werden kann. Deswegen ist es von<br />

Bedeutung, dass Betroffenen und Angehörigen dieses Symptom bekannt ist.<br />

Nicht motorische Symptome<br />

In den letzten Jahren wurde zunehmend die Erkenntnis gewonnen, dass die<br />

<strong>Parkinson</strong>krankheit mehr ist als eine reine Bewegungsstörung. Denn es können<br />

auch viele nicht motorische Funktionen betroffen sein.<br />

Von psychischer Seite kann es sein, dass die Betroffenen weniger Energie,<br />

weniger Lust und Freude zum Beispiel an Unternehmungen empfinden. In bis zu<br />

40 Prozent der Fälle tritt im Verlauf der Erkrankung eine Depression auf. Diese<br />

kann den motorischen Symptomen sogar vorausgehen oder in einem späteren<br />

Krankheitsstadium auftreten.<br />

Im späteren Krankheitsstadium kann es auch zur Manifestation einer Demenz<br />

kommen.<br />

Häufig kommt es im Verlauf der <strong>Parkinson</strong>erkrankung zur Entwicklung autonomer<br />

Symptome. Dies können eine Stuhlverstopfung sein, in späteren Stadien auch<br />

manchmal Blasenstörungen. Störungen der Temperaturregulation können zu<br />

Schweißausbrüchen führen. Viele Patienten sind zudem von Schlafstörungen<br />

betroffen. Zumeist relativ spät kann es zu einer erektilen Dysfunktion kommen.<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 11


MORBUS PARKINSON<br />

Frühsymptome<br />

Die Forschungsbemühungen sind in den letzten Jahren sehr in die Richtung<br />

gegangen, eine Substanz zu finden, die den gesamten Krankheitsverlauf günstig<br />

beeinflussen oder sogar stoppen kann. Umso wichtiger ist es dafür, die Krankheit<br />

möglichst früh zu diagnostizieren. Bereits jetzt werden Symptome definiert, die<br />

schon vor dem Ausbruch der Erkrankung im engeren Sinne – also vor den<br />

motorischen Symptomen – auftreten.<br />

Zu dieser Symptomen gehören eine Neigung zu Stuhlverstopfung, Depression,<br />

eine Herabsetzung des Riechvermögens und eine ganz spezielle Art der Störung<br />

der Schlafarchitektur, die so genannte Traumschlaf-Verhaltensstörung (REM-Schlaf-<br />

Verhaltensstörung). Darunter versteht man eine abnorme Beweglichkeit während<br />

der Traumphasen. Denn normalerweise ist es so, dass sich die Muskulatur in den<br />

Traumphasen nicht bewegen kann. Bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist diese<br />

„Lähmung“ der Muskulatur ausgeschaltet und die Betroffenen leben ihre Träume<br />

aus. Sie bewegen sich also, schlagen um sich, rufen und schreien und können<br />

sogar aus dem Bett fallen.<br />

Es wird zunehmend klarer, dass ein wahrscheinlich hoher Anteil der von dieser<br />

Traumschlaf-Verhaltensstörung Betroffenen später – zum Teil viele Jahre später –<br />

ein <strong>Parkinson</strong>syndrom entwickeln kann. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung kann<br />

so<strong>mit</strong> als Risikofaktor für die Entwicklung eines <strong>Parkinson</strong>syndroms bezeichnet<br />

werden.<br />

Quellen:<br />

Interview Doz. in Dr. in Regina Katzenschlager<br />

http://www.kompetenznetz-parkinson.de/<strong>Parkinson</strong>/einfuehrung2.html<br />

DIE DIAGNOSE<br />

In der Regel wird die Diagnose eines <strong>Parkinson</strong>syndroms im Wesentlichen klinisch<br />

gestellt. Das bedeutet, dass eine Ärztin oder ein Arzt die Betroffenen auf das<br />

Vorliegen eines (oder mehrerer) der geschilderten Symptome untersucht und dann<br />

im Zusammenhang <strong>mit</strong> der Vorgeschichte der Betroffenen und der Angehörigen<br />

die Diagnose stellt.<br />

Es gilt dann noch, andere mögliche Ursachen eines <strong>Parkinson</strong>syndroms (s.o.)<br />

auszuschließen. Zumeist ist dies <strong>mit</strong>hilfe bildgebender Verfahren wie<br />

Computertomographie oder Magnetresonanztomographie des Gehirns gut möglich.<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 12


MORBUS PARKINSON<br />

Auch die Medikamente, die ein Betroffener einnimmt, müssen genau erhoben<br />

werden.<br />

Spezielle SPECT(single-photon emission computed tomography) -Untersuchungen<br />

ermöglichen die Unterscheidung einer <strong>Parkinson</strong>erkrankung von einem<br />

Essenziellen Tremor und anderen <strong>Parkinson</strong>syndromen.<br />

Differenzialdiagnose der <strong>Parkinson</strong>krankheit<br />

Neben den bereits erwähnten Erkrankungen, in deren Rahmen ein<br />

<strong>Parkinson</strong>syndrom auftreten kann, stellt sicherlich Zittern das häufigste Symptom<br />

dar, das zu Fehldiagnosen führen kann.<br />

Die wichtigste Differenzialdiagnose bei Zittern ist der so genannte Essenzielle<br />

Tremor (ET). Auch ET tritt vorwiegend bei älteren Menschen auf. Die Häufigkeit<br />

liegt ab einem Alter von 65 Jahren bei zirka vier Prozent. Das Zittern im Rahmen<br />

eines ET betrifft typischerweise beide Hände und ist im Gegensatz zum Zittern<br />

beim <strong>Parkinson</strong> ein Halte- und Aktionszittern. Das bedeutet, dass das Zittern vor<br />

allem bei motorischen Tätigkeiten auftritt, etwa beim Schreiben, Kämmen,<br />

Trinken, Zuknöpfen von Knöpfen etc. Darüber hinaus stellt bei ET im Gegensatz<br />

zur <strong>Parkinson</strong>erkrankung das Zittern das einzige Symptom dar.<br />

In weit fortgeschrittenen Krankheitsstadien kann allerdings das Zittern bei<br />

<strong>Parkinson</strong> auch bei Aktion auftreten und bei ET auch in Ruhe.<br />

Es ist insofern von Bedeutung, die richtige Diagnose zu stellen, da die<br />

Medikamente gegen die <strong>Parkinson</strong>erkrankung gegen ET nicht helfen. Aber auch ET<br />

kann medikamentös behandelt werden.<br />

Quellen:<br />

Interview Doz. in Dr. in Regina Katzenschlager<br />

Interview Prof. Dr. Dietrich Haubenberger<br />

http://www.kompetenznetz-parkinson.de/<strong>Parkinson</strong>/einfuehrung2.html<br />

BEHANDLUNG DER PARKINSONERKRANKUNG<br />

Grundsätzlich kann der fehlende Überträgerstoff, des Dopamin, <strong>mit</strong> Medikamenten<br />

von außen gut ersetzt werden. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten: man kann<br />

eine der Vorstufen von Dopamin ersetzen, das L-Dopa. Oder man kann dem<br />

Gehirn vortäuschen, dass ausreichend Dopamin da ist, indem man Medikamente<br />

gibt, die dieselben Rezeptoren stimulieren wie das Dopamin. Darüber hinaus kann<br />

auf verschiedene Weise der Abbau von Dopamin gehemmt werden.<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 13


MORBUS PARKINSON<br />

Die Aufgabe der behandelnden Neurologin bzw. des behandelnden Neurologen ist<br />

es, die für eine bestimmte Patientin oder für einen bestimmten Patienten am<br />

besten geeignete Medikamentengruppe herauszufinden, die geeignetste Dosis<br />

oder die geeignetste Kombination von Medikamenten.<br />

Die allermeisten Patienten zeigen ein sehr gutes Ansprechen auf diese<br />

Medikamente und können so über viele Jahre sehr stabil bleiben.<br />

Bei einem Teil der Betroffenen entwickeln sich im Lauf der Zeit motorische<br />

Komplikationen.<br />

Dazu gehören die so genannten motorischen Fluktuationen oder<br />

Wirkschwankungen. Das bedeutet, dass die Medikamente zwar grundsätzlich<br />

weiterhin wirksam sind, dass jedoch die Dauer der Wirkung kürzer wird. Die<br />

Betroffenen, die ihre Medikamente sehr pünktlich einnehmen müssen, merken das<br />

Nachlassen der Wirkung. Der Effekt der Wirkungsverkürzung führt dazu, dass<br />

Medikamente über den Tag verteilt öfter eingenommen werden müssen.<br />

Ein weiteres Problem stellen die so genannten Dyskinesien dar. Darunter versteht<br />

man unfreiwillige Überbewegungen, die alle Körperteile betreffen können, und<br />

sich zum Beispiel in schlenkernden Arm- oder Beinbewegungen äußern können.<br />

Sie treten am häufigsten zur Zeit der maximalen Medikamentenwirkung auf, und<br />

können durch Umstellung und Anpassung der Medikation zumeist gut in den Griff<br />

bekommen werden. Sind die Dyskinesien nicht mehr beherrschbar, müssen<br />

operative Maßnahmen (z.B. tiefe Hirnstimulation) in Erwägung gezogen werden.<br />

Im Folgenden wird ein Überblick über die medikamentösen Antiparkinson<strong>mit</strong>tel<br />

gegeben:<br />

Levodopa<br />

Levodopa (L-Dopa) ist nach wie vor das wirksamste Medikament gegen die<br />

<strong>Parkinson</strong>krankheit. Die L-Dopa-Präparate sind heute so konzipiert, dass sie auf<br />

ihrem Weg durch das Blut ins Gehirn vor frühzeitigem Zerfall geschützt sind und<br />

daher größere Mengen L-Dopa im Gehirn ankommen, wo sie in das eigentliche<br />

Dopamin umgewandelt werden.<br />

L-Dopa ist auch in Retardform (verzögerte Wirkung) erhältlich. Diese kommt<br />

besonders dann zum Einsatz, wenn die Wirkung der einzelnen Dosen der<br />

Tabletten zu kurz wird. L-Dopa kann auch über Pumpen verabreicht werden (s.u.).<br />

COMT-Hemmer<br />

COMT-Hemmer sind Medikamente, die die Wirkung von L-Dopa verlängern.<br />

Dementsprechend können sie nur dann wirken, wenn sie gemeinsam <strong>mit</strong> L-Dopa<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 14


MORBUS PARKINSON<br />

verabreicht werden. Dafür sind <strong>mit</strong>tlerweile bereits Kombinationspräparate<br />

erhältlich.<br />

Dopaminagonisten<br />

Dopaminagonisten sind Substanzen, die dem Dopamin sehr ähnlich sind und<br />

daher dessen Wirkung ersetzen können. In der Regel sind sie jedoch weniger<br />

wirksam und schlechter verträglich als L-Dopa.<br />

Zu Beginn der Behandlung <strong>mit</strong> Dopaminagonisten kann es zu Übelkeit kommen.<br />

Des Weiteren können Blutdruckregulationsstörungen sowie psychiatrische<br />

Störungen und Verhaltensänderungen auftreten. Die psychiatrischen Störungen<br />

bestehen im Auftreten von Halluzinationen, wobei der Unterschied zu<br />

psychiatrischen Patienten darin besteht, dass <strong>Parkinson</strong>patienten meist volle<br />

Einsicht in ihre Halluzinationen haben und diese oft nicht als bedrohlich<br />

empfinden. Erst in den letzten Jahren sind die so genannten<br />

Impulskontrollstörungen als Nebenwirkung der Dopaminagonisten erkannt<br />

worden. Diese können in Spielsucht bestehen, in übersteigertem Sexualverhalten<br />

oder in impulsartigem Geldausgeben oder Essen.<br />

Es ist wichtig, dass Betroffene vor Beginn der Therapie über diese<br />

Nebenwirkungen aufgeklärt werden und bei deren Auftreten <strong>mit</strong> der<br />

behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt in Kontakt treten. Diese(r)<br />

reduziert das Medikament in der Dosis oder setzt es ab. Da<strong>mit</strong> bilden sich die<br />

Verhaltensauffälligkeiten in der Regel ganz zurück.<br />

Auch Dopaminagonisten können über eine Pumpe appliziert werden.<br />

MAO-B-Hemmer<br />

MAO-B-Hemmer können die Wirkung des im Gehirn produzierten Dopamins<br />

verlängern. Ihre Wirkung auf die <strong>Parkinson</strong>symptome ist jedoch eher schwach.<br />

Andere Antiparkinson-Mittel<br />

Weitere Medikamente sollen das Zittern verbessern oder Überbewegungen<br />

kontrollieren.<br />

DIE TIEFE HIRNSTIMULATION<br />

Die tiefe Hirnstimulation (THS) ist <strong>mit</strong>tlerweile als Therapie etabliert. Dabei wird<br />

von einem Neurochirurgen eine Elektrode in einen tiefen Hirnteil beidseits<br />

implantiert, zumeist in den Nucleus subthalamicus. Dies geschieht <strong>mit</strong>hilfe eines<br />

stereotaktischen Eingriffs, bei dem der Zielort genau berechnet und durch<br />

Fixierung des Kopfes und <strong>mit</strong>tels Bildsteuerung auch punktgenau erreicht werden<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 15


MORBUS PARKINSON<br />

kann. Von dort führt eine Kabelverlängerung zu einem Schrittmacher, der unter<br />

der Haut zumeist im Brustbereich implantiert wird. Dieser Schrittmacher gibt<br />

Strom in gewissen Frequenzen und Stromstärken ab und nimmt da<strong>mit</strong> auf<br />

Regelkreise im Gehirn Einfluss. Dadurch wird vor allem für die Symptome der<br />

Bradykinesie und des Rigors kontinuierlich eine bessere Balance im Gehirn<br />

geschaffen. Diese Stimulation erfolgt rund um die Uhr. Unter Umständen können<br />

dadurch die Dosen von L-Dopa um die Hälfte oder mehr reduziert werden.<br />

Bis vor kurzem war diese Therapie für Patienten gedacht, bei denen <strong>mit</strong><br />

Medikamenten keine befriedigende Wirkung mehr erzielt werden konnte. Die<br />

Datenlage aus Studien besagt jedoch, dass die THS eine eindeutige Verbesserung<br />

der <strong>Leben</strong>squalität <strong>mit</strong> sich bringt, so der Experte Prof. Dr. Dietrich Haubenberger.<br />

Neuere Studiendaten zeigten, dass <strong>mit</strong> dieser Operation eigentlich nicht zu lange<br />

zugewartet werden sollte. „Mittlerweile werden auch schon Patienten nach etwa<br />

fünf bis sechs Jahren Krankheitsdauer <strong>mit</strong> dieser Therapie versorgt“, erklärt<br />

Haubenberger. Da<strong>mit</strong> könne zum Beispiel der Erhalt eines Arbeitsplatzes<br />

ermöglicht werden.<br />

Motorische Fluktuationen, Dyskinesien und Rigor sprechen sehr gut auf die THS<br />

an. Eher wenig verbessern sich dadurch Symptome wie Gangunsicherheit oder<br />

Stürze. Auf Symptome im fortgeschrittenen Stadium, wie etwa Demenz, hat THS<br />

keinen Einfluss.<br />

PUMPENTHERAPIE<br />

Die beiden Substanzen L-Dopa und Apomorphin können über Pumpen<br />

kontinuierlich zugeführt werden. Apomorphin wird durch eine kleine, außerhalb<br />

des Körpers an einem Gürtel getragenen Pumpe, gleichmäßig über eine ganz<br />

dünne Nadel unter die Bauchhaut eingebracht.<br />

Bei L-Dopa ist eine Zufuhr direkt in den Dünndarm erforderlich. Diese erfolgt<br />

<strong>mit</strong>tels einer Sonde, die durch einen kleinen operativen Eingriff in die Bauchhaut<br />

eingebracht wird.<br />

Beide Methoden können bewirken, dass die Phase des schlechten Ansprechens<br />

auf Medikamente meistens sehr viel kürzer oder zumindest viel leichter erträglich<br />

wird. Bei manchen Patienten gelingt es zusätzlich auch, die störenden<br />

Überbewegungen zu bessern.<br />

Die Pumpen sind für jene Patienten geeignet, bei denen motorische<br />

Wirkschwankungen und Überbewegungen durch Anpassen der Medikamente oder<br />

durch Applikation eines Pflasters nicht ausreichend kontrolliert werden können.<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 16


MORBUS PARKINSON<br />

WEITERE NICHT MEDIKAMENTÖSE THERAPIEN<br />

Betroffene können selbst zum Behandlungserfolg beitragen. Eine Möglichkeit dazu<br />

ist, den Körper möglichst fit und beweglich zu halten. Dafür sind<br />

ausdauerfördernde Sportarten besonders geeignet. Zunehmend werden auch<br />

bestimmte Tanzvarianten untersucht, die ebenfalls positive Langzeiteffekte zeigen.<br />

Schließlich gibt es noch verschiedene Arten von Heilgymnastik. Ergotherapie und<br />

Hilfs<strong>mit</strong>tel (z.B. Haltegriffe) sollen die Betroffenen darin unterstützen, so lange es<br />

geht größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag zu bewahren.<br />

Häufig leiden von <strong>Parkinson</strong> Betroffene unter Sprech- und Stimmschwierigkeiten,<br />

da auch die Muskulatur des Gesichts und des Sprechapparates betroffen sind.<br />

Hier kann Logopädie erfolgreich zum Einsatz kommen.<br />

Quellen:<br />

Interview Doz. in Dr. in Regina Katzenschlager; Interview Prof. Dr. Dietrich<br />

Haubenberger<br />

http://www.parkinson.ch/fileadmin/docs/Diverse_deutsch/Therapie_aktuell_dt.pdf<br />

Wir danken Frau Priv.-Doz. in Dr. in Regina Katzenschlager und Herr Ass.-Prof. PD<br />

Dr. Dietrich Haubenberger für ihre Unterstützung bei der Erstellung der<br />

Informationsmappe!<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 17


ANLAUFSTELLEN UND INFOLINKS<br />

ANLAUFSTELLEN UND INFOLINKS<br />

Priv.-Doz. in Dr. in Regina Katzenschlager<br />

FÄ für Neurologie und Psychiatrie<br />

Interim. Abteilungsvorständin der Neurologischen Abteilung<br />

Leiterin des Karl Landsteiner-Instituts für Neuroimmunologische und<br />

Neurodegenerative Erkrankungen<br />

SMZ Ost – Donauspital<br />

Langobardenstraße 122<br />

A-1220 Wien<br />

Tel.: +43/1/28802/4202<br />

E-Mail: regina.katzenschlager@wienkav.at<br />

Homepage: http://www.wienkav.at/kav/dsp/<br />

Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Dietrich Haubenberger<br />

FA für Neurologie<br />

Universitätsklinik für Neurologie<br />

Medizinische Universität/AKH Wien<br />

Währinger Gürtel 18-20<br />

A-1090 Wien<br />

Tel.: +43/1/40400/3117<br />

E-Mail: dietrich.haubenberger@meduniwien.ac.at<br />

Homepage: http://www.meduniwien.ac.at/Neurologie/index.htm<br />

<strong>Parkinson</strong> Selbsthilfe Österreich<br />

Schottenfeldgasse 45<br />

A-1070 Wien<br />

Tel.: +43/664/782 22 03<br />

E-Mail: sekretariat@parkinson-sh.at<br />

Homepage: http://www.parkinson-sh.at/links/neues_aus_dem_web.php<br />

<strong>Parkinson</strong> Selbsthilfe Österreich - Liste der Landesverbände<br />

http://www.parkinson-sh.at/landesverbaende/wien/landesverband_wien.php<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 18


ANLAUFSTELLEN UND INFOLINKS<br />

Österreichische <strong>Parkinson</strong> Gesellschaft<br />

Skodagasse 14-16<br />

A-1080 Wien<br />

Tel.: +43/1/512 80 91/19<br />

E-Mail: oepg@admicos.com<br />

Homepage: http://www.parkinson.at/<br />

Patienten-Leitlinie des Berufsverbandes Deutscher Neurologen (BDN) und der<br />

Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)<br />

http://www.kompetenznetz-parkinson.de/<strong>Parkinson</strong>/broschure.html<br />

European <strong>Parkinson</strong>’s Disease Association (EPDA) – <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Parkinson</strong><br />

(Informationsbroschüren in deutscher Übersetzung)<br />

http://www.epda.eu.com/en/parkinsons/life-with-parkinsons/<br />

<strong>Parkinson</strong> Schweiz<br />

http://www.parkinson.ch/index.php?id=2<br />

Kompetenznetz <strong>Parkinson</strong><br />

http://www.kompetenznetz-parkinson.de/index.html<br />

Deutsche <strong>Parkinson</strong> Gesellschaft<br />

http://www.parkinson-gesellschaft.de/<br />

Proteinvergiftung im Gehirn<br />

http://www.aerztezeitung.de/news/article/847094/neurodegenerative-erkrankungenproteinvergiftung-gehirn.html<br />

Kochen hält fit – Ernährungstipps für <strong>Parkinson</strong> Betroffene (zum Herunterladen)<br />

http://www.parkinson-sh.at/hilfreiches/broschueren.php<br />

Darüber lachen, trotz <strong>Parkinson</strong><br />

http://diepresse.com/home/1466347/Darueber-lachen-trotz-<strong>Parkinson</strong><br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 19


BUCHTIPPS<br />

BUCHTIPPS<br />

Sabine George, Katherina Pichler, Edith Wagner-Sonntag, Andres Ceballos-<br />

Baumann<br />

Was tun bei <strong>Parkinson</strong>? Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige<br />

Verlag Schulz-Kirchner, 2. Aufl., 2013<br />

ISBN-13: 978-3824805136<br />

Claudia Trenkwalder<br />

<strong>Parkinson</strong>: Die Krankheit verstehen und bewältigen<br />

Verlag Schattauer 2011<br />

ISBN-13: 978-3794528103<br />

Gerhard Schumann<br />

<strong>Parkinson</strong>. <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> der Pechkrankheit<br />

Magic Buchverlag 2012<br />

ISBN-13: 978-3936935547<br />

Jürgen Mette<br />

Alles außer Mikado: <strong>Leben</strong> trotz <strong>Parkinson</strong><br />

Verlag Gerth Medien 2013<br />

ISBN-13: 978-3865917621<br />

RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 20


SENDUNGSGÄSTE<br />

SENDUNGSGÄSTE<br />

In der Sendung Radiodoktor – Medizin und Gesundheit vom 28. Oktober 2013<br />

waren zu Gast:<br />

Priv.-Doz. in Dr. in Regina Katzenschlager<br />

FÄ für Neurologie und Psychiatrie<br />

Interim. Abteilungsvorständin der Neurologischen Abteilung<br />

Leiterin des Karl Landsteiner-Instituts für Neuroimmunologische und<br />

Neurodegenerative Erkrankungen<br />

SMZ Ost – Donauspital<br />

Langobardenstraße 122<br />

A-1220 Wien<br />

Tel.: +43/1/28802/4202<br />

E-Mail: regina.katzenschlager@wienkav.at<br />

Homepage: http://www.wienkav.at/kav/dsp/<br />

Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Dietrich Haubenberger<br />

FA für Neurologie<br />

Universitätsklinik für Neurologie<br />

Medizinische Universität/AKH Wien<br />

Währinger Gürtel 18-20<br />

A-1090 Wien<br />

Tel.: +43/1/40400/3117<br />

E-Mail: dietrich.haubenberger@meduniwien.ac.at<br />

Homepage: http://www.meduniwien.ac.at/Neurologie/index.htm<br />

Inge Anderle<br />

Betroffene<br />

Präsidentin des Dachverbandes der <strong>Parkinson</strong> Selbsthilfe Österreich<br />

Schottenfeldgasse 45<br />

A-1070 Wien<br />

Tel.: +43/664/782 22 03<br />

E-Mail: sekretariat@parkinson-sh.at<br />

Homepage: http://www.parkinson-sh.at/links/neues_aus_dem_web.php<br />

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