Untitled - Zentrum für Literatur
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W ol fert von Ra h den Revolution und Evolution<br />
Wie die Revolution im Marxismus, so wurde die Evolution im Darwinismus grenzüberschreitend<br />
zu einem »wissenschaftlichen« Weltanschauungskonzept mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit<br />
transformiert und ausgeweitet.<br />
Der Evolutionsbegriff erfährt gegenwärtig vor allem aufgrund seiner Adoption und<br />
Adaptation durch die Systemtheorie eine Verallgemeinerung über die biologischen<br />
Systemgrenzen hinaus – diese hoch kompatible Anschlussfähigkeit kommt einer universellen<br />
Ausweitung gleich, da im Prinzip nahezu alle Phänomene systemtheoretisch beschrieben<br />
werden können und dabei dem Willen zur metaphorischen Verbreitung kaum Schranken<br />
gesetzt sind. So ist es möglich, Veränderungen eines Systems als dessen Evolution zu begreifen,<br />
sofern sie systemimmanent bleiben oder wenn die Systemgrenzen kontinuierlich oder auch<br />
diskontinuierlich erweitert werden, ohne das System selbst zu gefährden (die Evolution von<br />
politischen Systemen kann man folgerichtig in diesem Sinne als Prozess von Reformen deuten).<br />
Revolutionen bezeichnen hingegen nicht nur eine quantitative Veränderung, sondern einen<br />
qualitativen Bruch. Sie sind dann – systemtheoretisch gesprochen – nicht mehr ins System<br />
integrierbar, weil sie es sprengen und transzendieren sowie eine gänzlich neue Struktur und<br />
somit ein anderes System hervorbringen können.<br />
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Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte 1 (2012 )