Die Neue Institutionenökonomik (NIÖ)
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„Personal und Organisation“-Tutorat 19.November 2007<br />
<strong>Die</strong> <strong>Neue</strong> <strong>Institutionenökonomik</strong> (<strong>NIÖ</strong>)<br />
<strong>Die</strong> Theorie der <strong>Institutionenökonomik</strong> macht sich Gedanken über eine Regelung und<br />
Steuerung ökonomischer Interaktionen vor dem Hintergrund des Opportunismus und<br />
der begrenzten Rationalität des Menschen.<br />
Begriffsdefinitionen:<br />
• Institution: System formaler und informeller Regeln einschließlich ihrer<br />
Garantieinstrumente, mit dem Zweck der gezielten Ausrichtung von<br />
individuellem Verhalten.<br />
• Opportunismus: Eigennützige Verhaltensweise unter Zuhilfenahme von List und<br />
Tücke.<br />
• Rationalität: Von der Vernunft geleitetes Verhalten.<br />
Der Property-Rights-Ansatz<br />
(Alchian, Demsetz)<br />
Menschenbild:<br />
Nutzenmaximierer, Opportunist und unbegrenzt rational<br />
Unternehmungscharakterisierung:<br />
• Unternehmung als vertraglich geregelte Verfügungsrechtsstruktur<br />
• Eigentümerunternehmer zur Kontrolle und Überwachung der anderen<br />
(Gewinn)<br />
• Arbeitsteilung<br />
• Keine langfristige Bindung und keine Autorität<br />
• Ähnlichkeit der Institution zwischen Markt und Unternehmung<br />
Verfügungsrechte (zur Bestimmung von Eigentum):<br />
• Recht auf Gebrauch<br />
• Recht auf Aneignung der Erträge<br />
• Recht auf Veränderung der Substanz<br />
• Recht auf Übertragung auf andere<br />
Anreizwirkungen für eine effiziente Nutzung von Ressourcen:<br />
• Universalität (alle Dinge gehören jemanden)<br />
• Ausschließlichkeit (Eigentum wird ausschließlich von Eigentümer genutzt)<br />
• Übertragbarkeit (Eigentum ist jederzeit veräußerbar)<br />
Aktuelle Bedeutung:<br />
• Gestaltung der Unternehmensverfassung (Rahmenregelungen für die<br />
zentralen unternehmerischen Entscheidungsprozesse)<br />
Kritik:<br />
• Anreizprobleme: Eigentumsspezifizierung, „free rider“, Kosten, Verdünnung der<br />
Eigentumsrechte<br />
• Drückebergerei („shirking“)<br />
• Großunternehmen: Eigentümer delegiert Kontrollfunktion (Aufseher) „Who<br />
will monitor the monitor?”
Der Transaktionskosten-Ansatz<br />
(Coase, Williamson)<br />
Menschenbild:<br />
Gemildertes negatives Menschenbild (begrenzt rational, opportunistisch) wegen<br />
moralischer Verpflichtungsgefühle<br />
Unternehmungscharakterisierung:<br />
• Hierarchische und langfristige Beziehungen(Anreiz: Aufstiegsmöglichkeit)<br />
• Unvollständige und langfristige Verträge<br />
• Informelle Bindungen, Loyalität und bessere Kommunikation (Konfliktlösung<br />
über unternehmensinterne Mechanismen)<br />
Markttransaktion:<br />
• Einzelner, isolierter Tausch<br />
• Förmliche, kurzfristige und vollständige Verträge<br />
• Anonyme Partner (gerichtliche Konfliktlösung)<br />
Transaktionskosten (TAK):<br />
Kosten, die bei der Übertragung von Gütern/Leistungen von einem Akteur zum<br />
anderen entstehen, entweder über den Markt oder im Unternehmen<br />
• Ex-ante-TAK: Kosten vor Vertragsschließung<br />
• Ex-post-TAK: Kosten nach Vertragsschließung<br />
Transaktionsmerkmale:<br />
• Faktorspezifität: Spezifische Faktoren, für die nicht ohne weiteres Ersatz<br />
gefunden werden kann<br />
Senkung der Produktionskosten<br />
„Lock-in“-Effekt (Bindung der Transaktionspartner)<br />
• Unsicherheit: Zustandsbedingt (Umwelt) oder Verhaltensbedingt (Partner)<br />
• Häufigkeit: Senkung der Transaktionskosten<br />
• Wechselwirkungen:<br />
o<br />
o<br />
Spezifität-Unsicherheit: Erhöhung der Transaktionskosten<br />
Spezifität-Häufigkeit: Transaktionen spezifischer Faktoren bei großer<br />
Häufigkeit lohnenswert<br />
Je höher die Faktorspezifität und die Unsicherheit, desto sinnvoller ist es, die<br />
Transaktion ins Unternehmen zu verlegen, wo die Vertragspartner einer<br />
einheitlichen Kontrolle unterstellt sind.<br />
Hierarchie (Bürokratie)<br />
• Transaktionspartner kennen sich; Kommunikation ist einfacher; Opportunismus-<br />
Gefahr gedämpft (Loyalität, moralische Selbstverpflichtung); gut anpassbar<br />
(relativ offene Arbeitsverträge)<br />
Aktuelle Bedeutung:<br />
• Unternehmensgrenzen<br />
• Kooperationen<br />
Kritik (Nachteile der Hierarchie):<br />
• Kosten für Überwachung; zu viel Kollegialität (Vertuschen, Gefälligkeiten);<br />
Anreizprobleme
Der Principal-Agent-Ansatz oder Agency-Theorie<br />
(Jensen, Meckling)<br />
Menschenbild:<br />
unbegrenzt rationaler Nutzenmaximierer; unmotiviert und bequem<br />
Unternehmungscharakterisierung:<br />
• Auftraggeber (Prinzipal) und Auftragnehmer (Agent) wollen fairen Austausch<br />
erreichen, Problem: Opportunismus und beschränktes Wissen<br />
• Organisationsstruktur kann Agenturprobleme schaffen und eindämmen<br />
Organisation ist ein Verhaltenssteuerungsinstrument<br />
Verhältnis Prinzipal – Agent:<br />
• Bilateraler Vertrag zwischen Prinzipal und Agent (bspw. zwischen Käufer und<br />
Verkäufer auf dem Markt)<br />
• Agenturprobleme: Agent handelt nicht im Sinne des Prinzipals, da er einen<br />
Informationsvorsprung hat und Nutzenmaximierer und Opportunist ist.<br />
o Vor Vertragsschluss: „hidden characteristics“ „adverse selection“<br />
o Nach Vertragsschluss: „hidden information“ und „hidden action“<br />
moralische Risiken: persönlicher Nutzen („fringe benefits“);<br />
Ressourcennutzung für private Zwecke („consumption on the job“);<br />
Drückebergerei („shirking“).<br />
Agent kann Prinzipal ausrauben, wenn der bspw. aufgrund von<br />
Faktorspezifität nicht auf ihn verzichten kann („hold up“).<br />
Lösung des Agenturproblems:<br />
• Durch Disziplinarmaßnahmen<br />
• Über den Markt: guter Ruf guter Arbeitsvertrag<br />
• Vorgabe von Normen<br />
• Anreizsystem: Agent wird am Erfolg beteiligt<br />
Agenuturkosten:<br />
• Monitoring Costs: Kosten für Überwachung und Prämien<br />
• Bonding Costs: Agent zeigt sich vertrauenswürdig; Prinzipal honoriert dies<br />
• Residual Loss: entgangene Agenten-Leistung (Nutzenmaximierer und<br />
Opportunist)<br />
• Wechselwirkungen:<br />
o Monitoring & Bonding Costs – Residual Loss: höhere Prämien etc. bewirken<br />
kleineren Residual Loss<br />
Aktuelle Bedeutung:<br />
• Mitarbeitermotivation<br />
• Entscheidung über flache oder steile Organisation<br />
Kritik<br />
• Fehlverhalten (schlechter Ruf) bleibt Insiderwissen<br />
• Überprüfung der Normen nicht möglich<br />
• Einzelerfolg nicht erkennbar „free rider“<br />
• Nicht alles kann belohnt werden<br />
• Residual Loss nicht feststellbar<br />
Leonie Fremgen Katharina Meidert Anna Wasiak