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Die Vögel der Stadt Pforzheim – Arten- und Biotopschutz - NABU ...

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Höckerschwäne im Enzvorland<br />

<strong>Die</strong> Rückkehr des Kormorans<br />

<strong>Die</strong> ersten Höckerschwäne, die in Baden-Württemberg beob achtet<br />

werden konn ten, wurden als zahme Wasservögel in Parkseen des Adels<br />

eingesetzt. Es galt als schick, diese elegan ten <strong>Vögel</strong> präsentieren zu<br />

können. Schon Friedrich Höl<strong>der</strong>lin schrieb vor etwa 200 Jahren über<br />

die „hol den Schwäne“, de ren bedächtiges Ver halten wie vornehme Zurückhaltung<br />

er scheine.<br />

<strong>Die</strong> ursprünglich in Nordosteuropa heimi schen Wildvögel wurden erst<br />

in <strong>der</strong> 1. Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts als halbwil de Schwäne in Baden-<br />

Württemberg erfolg reich eingebürgert. Zwischen 1950 <strong>und</strong> 1980<br />

verbreiteten <strong>und</strong> vermehrten sie sich über das ganze Land so stark,<br />

sodass sie auch an unseren Flüssen, ja selbst in kleineren Gewässern,<br />

regelmäßig beob ach tet werden können. 1<br />

Sie leben von Wasserpflanzen, die sie bis zu einer Wassertie fe von<br />

etwa 1,5 m mit ihren langen Hälsen erreichen <strong>und</strong> von Land- <strong>und</strong><br />

Uferpflanzen.<br />

In den Wintermonaten kommt es Jahr für Jahr an einigen Flussabschnitten<br />

<strong>der</strong> Enz zu größeren Ansammlungen von Höcker schwänen.<br />

<strong>Die</strong>s regt einige beson<strong>der</strong>s be sorgte Tier fre<strong>und</strong>e an, die angeblich Not<br />

leidenden Schwäne mit Kü chenabfällen zu überfüttern. <strong>Die</strong>se kohlehydratreiche<br />

Nah rung ist jedoch keineswegs artgerecht <strong>und</strong> muss<br />

daher auch aus biologischen Gründen unterb<strong>und</strong>en werden. Allein<br />

20 Schwäne produzieren 1,5 Tonnen Kot im Jahr, was neben den<br />

achtlos zugeworfe nen Abfällen zu einer weiteren Eutrophie rung des<br />

Gewässers beiträgt.<br />

Massenansammlungen von Schwänen, die an bestimmten Plätzen durch<br />

abgekippte Brot- <strong>und</strong> Gemüsereste verursacht wer den, führen dazu,<br />

dass sich die Tiere sehr leicht anstecken können <strong>und</strong> Krankheiten o<strong>der</strong><br />

Seuchen über die Schwäne weiter verbreitet werden. An stark frequentierten<br />

Futterplät zen können außerdem Rivali tätskämpfe entstehen durch<br />

unnatürlichen Po pulationsdruck, teilweise sogar mit Todes folge.<br />

Nahrungsreste ziehen im Übrigen auch Ratten an, die als Schädlinge<br />

<strong>und</strong> Krank heitsüberträger ebenfalls bekämpft wer den müssen.<br />

Als bei archäologischen Grabungen in <strong>der</strong> Bodenseeregion vor einigen<br />

Jahren auch zahlreiche Kormoranknochen gefun den wurden, war <strong>der</strong><br />

Beweis erbracht, dass Kormorane min destens seit <strong>der</strong> Jungstein zeit vor<br />

etwa 6ooo Jahren im heuti gen Ba den-Württemberg gelebt hatten.<br />

Brut nachweise im be nachbarten Rheinland-Pfalz um 1100, am Rhein,<br />

Bodensee <strong>und</strong> an Schweizer Seen im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>und</strong> am Oberrhein<br />

um 1580 <strong>und</strong> 1700 be legen eindeutig, dass <strong>der</strong> Kormoran schon seit<br />

langer Zeit ein fester Bestandteil <strong>der</strong> heimischen Avifauna in Baden-<br />

Württem berg ist.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>te lange Verfolgungen haben dazu geführt, dass <strong>der</strong> Kormoran<br />

in Deutsch land um 1900 <strong>und</strong> lange danach na hezu ausgerottet<br />

war. 1980 gab es in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland nur noch weniger<br />

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Kormoran Flusskraftwerk Eutingen (Staubereich)<br />

Jahres - Mittelwerte<br />

als 100 Brutpaare, so dass <strong>der</strong> Vo gel noch bis 1996 auf <strong>der</strong> Roten Liste<br />

geführt werden muss te.<br />

Erst die EG-Vogelschutzrichtlinie von 1979 stellte den Kormo ran mit<br />

Ausnahmemög lichkeit unter strengen Schutz. So konnten sich dessen<br />

Bestände auch auf Gr<strong>und</strong> ei nes ausrei chenden Nahrungsangebots<br />

rasch erholen. <strong>Die</strong> Folge war, dass es auch in Baden-Württemberg im<br />

Jahre 1997 wie <strong>der</strong> zu einer ersten erfolgreichen Brut am Bodensee kam.<br />

Im B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetz zählt <strong>der</strong> Kormoran zudem zu den beson<strong>der</strong>s<br />

ge schützten <strong>Arten</strong> (im Einzelfall mit Ausnah men), dessen Bejagung<br />

nach dem B<strong>und</strong>es jagdgesetz als nicht jagdbare Art aus drück lich<br />

verboten ist. Eine weiträu mige Be standsreduzierung durch Jagd be rechtig<br />

te scheidet auch des halb aus, weil <strong>der</strong> Kormoran im Anhang II <strong>der</strong> EG-<br />

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Kormoran Flusskraftwerk Eutingen (Staubereich)<br />

Winter (Oktober-März) Mittelwerte<br />

Höckerschwan mit Jungen<br />

1<br />

Hölzinger, J.: <strong>Die</strong> <strong>Vögel</strong> Baden-Württem bergs. Band 1, Teil 2, 1987, S. 1345-48<br />

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