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Die Vögel der Stadt Pforzheim – Arten- und Biotopschutz - NABU ...

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gramme nicht unwesentlich beigetra gen, so dass die Schleiereule,<br />

die Wasseramsel <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wan <strong>der</strong>falke aus <strong>der</strong> Roten Liste entlassen<br />

wurden.<br />

Dennoch kann die Bilanz ernüchtern<strong>der</strong> nicht sein. Deutlich ist zu<br />

erkennen, dass die Gefährdungsursachen für unsere Vo gelwelt nicht<br />

geringer geworden sind <strong>und</strong> die Roten Listen immer länger.<br />

<strong>Vögel</strong>, die vor einiger Zeit noch verbreitet <strong>und</strong> häufig waren, nehmen<br />

auch im <strong>Stadt</strong> kreis weiter ab <strong>und</strong> werden mit hoher Wahr scheinlichkeit<br />

in naher Zukunft als gefährdet einzustufen sind, dar unter Feldsperling,<br />

Haussperling, Gimpel (Dompfaff), Goldammer, Mauersegler, Star, Türkentaube<br />

<strong>und</strong> das Blässhuhn.<br />

Eine Trendwende ist nicht abzusehen. Es fehlt an ausreichend ernsten<br />

Bestrebun gen, wertvolle Biotope nicht nur für ge fähr dete Vogelarten<br />

zu erhalten o<strong>der</strong> gar wie<strong>der</strong>herzustellen. Der Flächen verbrauch geht<br />

munter weiter. Immer mehr <strong>Arten</strong> ver schwinden deshalb auch aus<br />

unserer <strong>Stadt</strong>. 20 Jahre nach <strong>der</strong> Er stellung des Kommunalen Vogelschutzprogrammes<br />

muss sich unsere <strong>Stadt</strong> fragen lassen, ob sie<br />

genügend Ak zente zur Sicherung <strong>der</strong> <strong>Arten</strong>vielfalt ge setzt hat.<br />

1<br />

Hölzinger. Band 1,1, S.24<br />

2<br />

Rote Liste Baden-Württemberg. 5.Fassung, S.158<br />

Blaumeise beim Futtereintrag<br />

Das Kommunale Vogelschutzprogramm 1989<br />

1) Ursachen <strong>und</strong> Anlass<br />

Seit den frühen 80er Jahren des 20. Jahr hun<strong>der</strong>ts nehmen, beson<strong>der</strong>s<br />

stark in den Siedlungsgebieten, Populationen be stimm ter Vogelarten<br />

dramatisch ab o<strong>der</strong> sind in Teilge bieten sogar völlig ver schwun den. Bei<br />

Allerweltsarten, den so ge nannten Ubiquisten, wie Mehl- <strong>und</strong> Rauchschwalben,<br />

Mauer seglern, Haus- <strong>und</strong> Feldsperlingen <strong>und</strong> Staren sind<br />

deutli che Bestandsrückgänge festgestellt wor den. <strong>Die</strong>ser negative<br />

Trend macht deut lich, dass das <strong>Stadt</strong>gebiet für viele Vo gel ar ten kein<br />

geeigneter Lebensraum mehr ist. Verlust von Nistmöglichkei ten durch<br />

Gebäu<strong>der</strong>enovierungen, Rückgang <strong>der</strong> Nah rungs gr<strong>und</strong>lagen durch Flächen<br />

ver lust <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen not wen di gen Insektennahrung<br />

für die Auf zucht <strong>der</strong> Jungvö gel, Zubetonierung <strong>und</strong> As phal tie rung von<br />

Freiflächen <strong>und</strong> We gen, die Auf gabe <strong>der</strong> Viehhaltung in den Ortsteilen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> massive Einsatz von Bio ziden in landwirtschaftlichen Flä chen,<br />

aber auch in Gartengebieten, sind die hauptsächlichen Ur sachen für den<br />

Rück gang <strong>der</strong> Ar ten viel falt <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Arten</strong> popu lationen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Pforzheim</strong> hat aus diesem An lass in den 80er Jah ren ein<br />

Planungsbüro damit beauftragt, ein Programm zu ent wi ckeln, um<br />

dieser negativen Entwicklung ent gegenzusteu ern. Zusammen mit <strong>der</strong><br />

damaligen Ortsgruppe des Deutschen Bun des für Vogelschutz (DBV)<br />

entstand im De zember 1989 das Kommunale Vogel schutzprogramm<br />

(KVSP).<br />

2) Ziele des Kommunalen Vogelschutzpro gramms<br />

Das hehre Ziel war, ein Vogelschutzpro gramm vorzulegen mit<br />

Empfehlungen <strong>und</strong> Vorschlägen, wie für die <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> ihre Teil orte in<br />

den folgenden Jahren ein flä chendecken<strong>der</strong> Vogel schutz verwirklicht<br />

werden könnte.<br />

Das gesamte <strong>Stadt</strong>gebiet wurde in 16 Bio toptypen mit einer Vogelgemeinschaft<br />

<strong>und</strong> einer typischen Leitart eingeteilt. „Das Anspruchsprofil<br />

dieser Leitart sollte als Orientierungshil fe für Verbesserungs-<br />

<strong>und</strong> För<strong>der</strong>maßnahmen“ 1 dienen. Dabei sollte es allen<br />

mit dem Programm befass ten Stellen klar sein, dass zum einen Vogel-<br />

<strong>und</strong> <strong>Biotopschutz</strong> eine untrennbare Einheit bilden, zum an<strong>der</strong>en<br />

das hoch gesteckte Ziel nur er reicht werden konn te, wenn alle<br />

tangierten städtischen Be hörden in einem ständigen Meinungs austausch<br />

stünden <strong>und</strong> sich gegenseitig ab stimmten. Darüber hinaus<br />

sollte eine enge Zusammenarbeit zwischen allen mit dem Vogel- <strong>und</strong><br />

Biotop schutz befassten Stel len, also auch den privaten Na tur schutzverbänden,<br />

angestrebt wer den.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Pforzheim</strong> signalisierte mit die sem Programm, dass sie<br />

offenbar bereit war, eine aktive <strong>und</strong> führende Rolle im städtischen<br />

Naturschutz zu übernehmen <strong>und</strong> somit eine Vor bildfunktion mit<br />

größt möglicher Ausstrahlung im öffentlichen wie privaten Bereich<br />

auszuüben.<br />

3) <strong>Die</strong> Biotoptypen <strong>und</strong> ihre Leitarten<br />

Für jeden Biotoptyp wurde mit Ausnahme <strong>der</strong> Feldfluren <strong>und</strong><br />

Feldgehölze (hier liefen damals schon an<strong>der</strong>e Verfahren) <strong>der</strong> Brutvogelbestand<br />

ermittelt <strong>und</strong> bewertet. Ba sierend auf die ser Bewertung<br />

wurden Ver besserungsvorschläge <strong>und</strong> ein Maßnah menkatalog vorgeschlagen.<br />

Von den den jeweiligen Biotoptypen zugeord neten Leitarten (sie he<br />

geson<strong>der</strong>tes Kapi tel) standen 1989 schon 6 <strong>Arten</strong> auf <strong>der</strong> damals<br />

gültigen Roten Liste: Gartenrot schwanz, Grünspecht, Neuntöter, Rebhuhn,<br />

Schleiereule <strong>und</strong> Wasseramsel, was die Bedeutung <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Bio top typen unterstrich.<br />

4) Maßnahmenkonzept<br />

Deutlich wurde mehrfach darauf hingewie sen, dass das Kom munale<br />

Vogelschutzpro gramm nur gelingen konnte, wenn eine en ge Zusammenarbeit<br />

zwischen den städ tischen Behör den <strong>und</strong> dem DBV<br />

(heute <strong>NABU</strong>), <strong>der</strong> damals schon bei <strong>der</strong> Durch führung seiner vielen<br />

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