Die Vögel der Stadt Pforzheim – Arten- und Biotopschutz - NABU ...
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<strong>Die</strong> Hohltaube ist auf vom Schwarzspecht gezimmerte Bruthöhlen<br />
angewiesen.<br />
Sperber mit Amsel in den Fängen<br />
Bannwäl<strong>der</strong> können jedoch in Baden-Würt temberg keine rei nen<br />
Urwäl<strong>der</strong> sein, da sie vor ihrer Ausweisung über Jahr zehnte hinweg<br />
teilweise recht intensiv forstwirtschaftlich ge nutzt wurden. So wur den<br />
auch im Gewann Zimmeracker bis zu seiner Ausweisung als Bannwald<br />
zwi schen 1978 <strong>und</strong> 1992 731 Festmeter entnommen <strong>und</strong> kleinere Hiebe<br />
zur Kro nen verbesserung durchgeführt.<br />
<strong>Die</strong> Orkane Vivian <strong>und</strong> Wibke (1990), Lo thar (1999), Kyrill (2001) <strong>und</strong><br />
Emma (2005) haben im gesamten Nordschwarz wald die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Bannwäl<strong>der</strong> zu einer reinen Wildnis jedoch beschleunigt.<br />
3) Der Bannwald Zimmeracker<br />
Mit einer Fläche von 111,7 Hektar ist <strong>der</strong> 1992 ausgewiesene Bannwald<br />
Zimmer acker als Teil des zusammenhängenden, im Südosten <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong> gelegenen Waldge biets Hagenschieß ei nes <strong>der</strong> größten Waldschutzgebiete<br />
Baden-Württembergs mit naturnahen Waldmischwäl<strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> steht stellvertretend für autochthone Bu chenwaldgesellschaften<br />
auf nicht vernäs sen den Buntsandsteinarten des Nord schwarzwalds. Er<br />
befindet sich teilweise im Naturschutzgebiet „Unteres Würmtal“ <strong>und</strong><br />
im Landschaftsschutzgebiet für den <strong>Stadt</strong>kreis <strong>Pforzheim</strong>. Mit seiner<br />
zwischen 1992 <strong>und</strong> 2001 stets erweiterten Größe von 21,7 Hektar auf 111,7<br />
Hektar ent spricht er den ökologischen Zielen von Landesregierung <strong>und</strong><br />
Naturschutzb<strong>und</strong> (<strong>NABU</strong>), keine Neuausweisung von Bann wäl<strong>der</strong>n unter<br />
100 Hektar mehr vorzuneh men. Allein 53 % <strong>der</strong> Gesamtfläche sind von<br />
Buchen besiedelt.<br />
Oberstes Ziel ist es, unter wissenschaftli cher Begleitung die natürliche<br />
Wie<strong>der</strong>be waldung dieses Ökosystems mit seinen Tier- <strong>und</strong><br />
Pflanzenarten sowie die vorhan denen genetischen Strukturen zu<br />
sichern. Gleichzeitig erhöht die unbeeinflusste Ent wicklung des<br />
naturnahen Buchenalt holz bestandes dessen ökologische Wertig keit<br />
als Biotop für Höhlenbrüter.<br />
Doch „Katastrophen“ machen auch vor Bannwäl<strong>der</strong>n nicht Halt. So hat<br />
<strong>der</strong> Orkan „Lothar“ 1999 dem Bannwald Zim mer acker mächtig zugesetzt<br />
<strong>und</strong> das Bruthöh lenangebot merklich eingeschränkt. Bei den über<br />
200-jährigen Buchenalt bestän den waren sehr hohe flächige Verluste<br />
zu verzeichnen, <strong>und</strong> alle an<strong>der</strong>en Baumar ten waren von Einzel- <strong>und</strong><br />
Flächen würfen betroffen. Windwürfe haben jedoch auch einen positiven<br />
Effekt, da auf den dadurch entstandenen Freiflächen die natürliche<br />
Waldverjüngungsphase sehr gut wissen schaftlich begleitet werden kann.<br />
Der relativ hohe Besatz von Reh- <strong>und</strong> Schwarzwild macht es erfor<strong>der</strong>lich,<br />
dass die Jagd zugelassen ist. Der prozentual hohe Wildverbiss von etwa<br />
30 % <strong>–</strong> Buche, Bergahorn, Traubeneiche <strong>und</strong> Esche sind am meisten<br />
betroffen <strong>–</strong> würde sonst das hehre Ziel einer natürlichen Waldverjüngung<br />
stark in Frage stellen.<br />
Zwar fehlen systematisch durchgeführte botanische <strong>und</strong> orni thologische<br />
Untersu chungen, aber die bei vielen Begehungen gewonnenen<br />
Erkenntnisse reichen aus, um mit ziemlicher Präzision wesentliche<br />
Angaben zur Fauna <strong>und</strong>, in allerdings ein geschränktem Maße, zur Flora<br />
zu ma chen.<br />
Zu den selteneren Baumarten gehören Som merlinden <strong>und</strong> Bergulmen.<br />
Unter den Pflanzen ist ein kleiner flächiger Stand ort <strong>der</strong> Vogelnestwurz<br />
(Neottia ni dus-avis) hervorzuheben.<br />
In den Buchenaltholzbeständen finden Bunt specht, Mittelspecht, Grauspecht<br />
<strong>und</strong> Schwarzspecht, <strong>der</strong> als Höhlenbauer Woh nungslieferant für die<br />
Hohltaube ist sowie <strong>der</strong> Waldkauz <strong>und</strong> einige Fle<strong>der</strong>mausarten genügend<br />
Brutmöglichkeiten. Der Grau specht, <strong>der</strong> im <strong>Stadt</strong>kreis <strong>Pforzheim</strong> sehr<br />
selten ge worden ist, steht zusammen mit dem Mittelspecht <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hohltaube<br />
auf <strong>der</strong> Vorwarnliste <strong>der</strong> Roten Liste Baden-Würt tembergs<br />
<strong>Die</strong> mächtigen Baumkronen <strong>der</strong> Alt holzbe stände sind ideale Bruthabitate<br />
für Greifvögel, wie den Mäusebussard <strong>und</strong> be merkenswerterweise<br />
auch für den Kolk raben, während Sper ber ihre Horste auf jungen bis<br />
mittelalten Baum holz be stän den errichten.<br />
Erwähnenswert ist ferner <strong>der</strong> Fichten kreuz schnabel, <strong>der</strong> schon in den<br />
Winter monaten bei Eis <strong>und</strong> Schnee nur in Koni fe ren brütet <strong>und</strong> seine<br />
Jungen großzieht.<br />
Seit vielen Jahren ist die heimliche Wald schnepfe Brutvogel, <strong>der</strong>en<br />
flache Brut mul de im durch Naturverjüngung angerei cher ten Gestrüpp<br />
des Bannwaldes kaum zu entdecken ist.<br />
Zu den Kostbarkeiten zählt ferner <strong>der</strong> Wan <strong>der</strong>falke, <strong>der</strong> schon seit<br />
einiger Zeit am Rande des Bannwaldes im Natur schutzge biet „Unteres<br />
Würmtal“ erfolg reich seine Jungen aufzieht.<br />
Schwarzspecht mit fast flüggen Jungen an <strong>der</strong> Höhle<br />
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