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Goldmann-Gedächtnisvorlesung ± Historische und aktuelle Aspekte ...

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<strong>Goldmann</strong>-<strong>Gedächtnisvorlesung</strong> <strong>±</strong> <strong>Historische</strong> <strong>und</strong> <strong>aktuelle</strong> <strong>Aspekte</strong> der Stereopsis Klin Monatsbl Augenheilkd 2001; 218 285<br />

noch immer am Stereoskop von Holmes mit temporal dezentrierten<br />

Konvexlinsen die als Prismen wirken.<br />

Auch die anaglyphischen Untersuchungen mit Rot-Grün-Brillen,<br />

die vektographischen mit gegensätzlich polarisierten Brillengläsern,<br />

das Phasendifferenzhaploskop nach Aulhorn oder<br />

alternierende Flüssigkeitskristalle dienen der Trennung der<br />

Bilder.<br />

Claud Worth [35] hat um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende am Stereoskop<br />

drei Stufen des Binokularsehens unterschieden.Wenn<br />

beiden Augen zwei ungleiche Vorlagen dargeboten <strong>und</strong> erkannt<br />

werden, so spricht man von Simultansehen, wenn einzelne<br />

Objekte binokular verschmolzen werden, handelt es<br />

sich um Fusion, wenn die beiden Vorlagen räumlich gesehen<br />

werden, so spricht man von Stereosehen.<br />

Bei den Stereogrammen unterscheidet man zwischen solchen<br />

mit Konturen, die auch monokular erkennbar sind, <strong>und</strong> solchen<br />

die keine Konturen, sondern nur Zufallspunkte oder Random<br />

dots darbieten.<br />

Es gibt zahlreiche Stereogramme <strong>und</strong> Stereotests, die seit der<br />

Erfindung der Stereoskope angewendet wurden.Es sollen hier<br />

nur die bekanntesten Stereotests erwähnt werden.<br />

Unter den Stereotest mit Konturen ist wohl der Titmustest mit<br />

Fliege, Tieren <strong>und</strong> Ringen der bekannteste.Die Disparitäten<br />

reichen von 40 bis zu 3000 Winkelsek<strong>und</strong>en.<br />

Der Polatest mit Kreuztest, Zeigertest, Hakentest, <strong>und</strong> Stereotest<br />

ist besonders bei Optikern sehr verbreitet [10].Nach der<br />

Einteilung von Worth ist der Kreuztest ein Simultantest;<br />

wenn die beiden Linien verschoben sind, so treten Wettstreitphänomene<br />

auf.Zeiger- <strong>und</strong> Hakentest sind Fusionstests; die<br />

haploskopischen Anteile sind sehr unausgewogen.Den Anhänger<br />

der Polatest-Methodik dient besonders die Stereovorlage<br />

zur Verordnung von Prismen.Die polarisierten Dreiecke<br />

erscheinen bei intaktem Binokularsehen genau ober- <strong>und</strong> unterhalb<br />

des Punktes <strong>und</strong> abhängig von Beobachtungsdistanz<br />

<strong>und</strong> Pupillenabstand etwas mehr als 1 m nach vorne versetzt.<br />

Bei Anisometropie <strong>und</strong> bei Mikrostrabismus des linken Auges<br />

oder bei starker Dominanz des rechten Auges erscheinen die<br />

Dreiecke jedoch nach links verschoben <strong>und</strong> weniger nach vorne<br />

versetzt.Man bezeichnet dies als Rechts-Prävalenz [10].<br />

Man kann diese Situation mit einem Graukeil vor dem rechten<br />

Auge nachprüfen.Versucht man nun die Dreiecke mit Prismen<br />

auf den Punkt zu zentrieren, d.h.eine ¾quivalenz zu erreichen,<br />

so mag dies momentan gelingen; bei den nächsten Konsultationen<br />

werden jedoch immer stärkere Prismen benötigt.<br />

Wenn man die klinische Situation <strong>und</strong> die untersuchungstechnische<br />

Klippe nicht kennt, kann dies zu unnötigen Augenmuskeloperationen<br />

führen (Abb. 8 u. 9).<br />

Bei dieser Gelegenheit möchte ich betonen, dass ich von Prismen-<br />

oder Okklusionsbehandlung bei Legasthenie nichts<br />

halte.<br />

Random-dot-Test<br />

Die Random-dots-Stereogramme wurden 1960 von Bela Julesz<br />

[16] eingeführt.Dabei löst die Querdisparation bestimmter Bereiche<br />

allein eine Stereopsisempfindung aus.<br />

Abb. 8<br />

Abb. 9<br />

Die vier Vorlagen am Polatest.<br />

Stereodreicke am Polatest.<br />

Früher war man immer der Ansicht, dass zuerst die Gestalt erkannt<br />

werden müsse, bevor die Stereopsis als Folge davon auftrete.Mit<br />

Random-dot-Stereogrammen ist erwiesen, dass im<br />

visuellen Kortex die binokulare Stereopsis vor der Gestalterkennung<br />

erfolgt.<br />

Die Random-dots-Untersuchungen sind natürlich anspruchsvoller<br />

<strong>und</strong> werden nur bei Orthotropie erkannt, während Konturen<br />

auch bei Mikrotropie eine Stereopsis ermöglichen.Deshalb<br />

gelten in der letzten Zeit die Random dots als Goldstandard<br />

der klinischen Stereopsisprüfung.Unter den Random-<br />

Tests sind der Random-E-Test, der Randot-Test, der Lang-Stereotest<br />

<strong>und</strong> der TNO-Test am bekanntesten.<br />

Den Stereotest nach Lang habe ich entwickelt, um bereits bei<br />

kleinen Kindern die Stereopsis untersuchen zu können<br />

[19, 20, 21].Den Anstoû dazu gab die Dissertation von Benno<br />

Petrig: ¹Nachweis von Stereopsis bei Kindern mittels stochastischer<br />

Punktstereogramme <strong>und</strong> der zugehörigen evozierten<br />

Potentialeª am Institut für biomedizinische Technik der Universität<br />

<strong>und</strong> der ETH Zürich 1980 [30].<br />

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