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I n t e r n a t i o n a l<br />

der Eurokrise?<br />

Sicherheit besteht. Das heißt, der Kapitalfluss in diese Länder<br />

sorgt nicht für eine neue wirtschaftliche Dynamik, sondern vorhandene<br />

Strukturen werden einfach von den StatthalterInnen<br />

der imperialistischen Zentren übernommen. Eine Steigerung<br />

der Produktion und damit auch des Konsums in diesen Ländern<br />

ist nicht in Sicht. Das heißt gleichzeitig, dass die schwache<br />

Nachfrage nach Autos bestehen bleiben wird. Daher werden<br />

die Autounternehmen weitere Autowerke schließen wollen. Es<br />

könnte einerseits Versuche geben, die Verluste der Unternehmen<br />

zu sozialisieren, indem die Staatshilfe bedient wird, wie<br />

dies schon zu Beginn der Krise der Fall war. Mit einem konsequenten<br />

Kampf der ArbeiterInnen dieser Fabriken gibt es aber<br />

auch die Möglichkeit, die Autowerke unter ArbeiterInnenkontrolle<br />

zu verstaatlichen, was den einzigen progressiven Ausweg<br />

aus der Krise der Automobilindustrie darstellt.<br />

Zypern: eine neue Etappe der Krise?<br />

Die Eurokrise ist auch die Krise zwischen den Staaten des Kontinents.<br />

Die Spirale der politischen Instabilität zieht – nach Ländern<br />

wie Griechenland, dem Spanischen Staat und Portugal –<br />

jetzt auch Zypern, Bulgarien und Italien in ihren Sog.<br />

Die Krise spitzte sich in Zypern dadurch zu, dass Kredite an<br />

griechische Unternehmen nicht mehr zurückgezahlt wurden.<br />

Die deutsche Regierung übte zudem Druck auf Zypern aus, um<br />

den russischen Einfluss auf der Insel zu brechen, was auch eine<br />

neue Dynamik in den deutsch-russischen Beziehungen mit sich<br />

bringen könnte. (In die Banken in Zypern fließen nämlich signifikante<br />

Mengen Schwarzgeld aus Russland. 9 ) Die Regierungsübernahme<br />

der konservativen Partei erklärt sich dadurch, dass<br />

sie bereit war, die Interessen der EU und vor allem Deutschlands<br />

zur Umstrukturierung des Bankensystems gegenüber Russland<br />

durchzusetzen.<br />

Zugleich ist Zypern auch ein Land, in dem die Grenzen der Krisenpolitik<br />

ausgetestet werden sollten: Die deutsche Bourgeoisie<br />

will ein Signal an Länder wie Spanien, Italien und Frankreich senden,<br />

wie weit sie in ihrer Krisenpolitik zu gehen bereit ist. Schlussendlich<br />

konnten massive Proteste auf der Insel die Zwangsabgabe<br />

auf Vermögen unter 100.000 Euro verhindern – dies ist ein<br />

kleiner Sieg der zypriotischen Massenbewegung. Dennoch setzt<br />

die jetzt durchgesetzte Beschränkung des Kapitalverkehrs, die<br />

Zwangsabgabe für höhere Vermögen und die Abwicklung der<br />

Laiki Bank einen neuen Maßstab der Krisenpolitik, zumal weiterhin<br />

harte Kürzungsprogramme gegen die zypriotische Bevölkerung<br />

durchgesetzt werden sollen. Kurz nach der Einigung mit<br />

Zypern verkündete der neue Vorsitzende der Euro-Gruppe Jeroen<br />

Dijsselbloem, dass dieses Modell in Zukunft auch auf andere<br />

Länder ausgeweitet werden solle. Somit könnte Zypern einen<br />

Wendepunkt in der aktuellen Krisenpolitik markieren.<br />

In Bulgarien stürzt eine Regierung<br />

Wie die erhöhten Preise für Getreide in den arabischen Ländern<br />

die Protestaktionen anstießen, löste die Erhöhung der Strompreise<br />

in Bulgarien eine Protestwelle aus, die zum Rücktritt des<br />

Ministerpräsidenten Bojko Borissow führte. 10 Die Strompreise<br />

wurden danach wieder um 8% gesenkt. Die ArbeiterInnenklasse<br />

Bulgariens erkämpfte sich so einen ersten Sieg gegen die<br />

Krisenpolitik.<br />

In Italien hat die Regierung Monti, die einen vorbonapartistischen<br />

Charakter besaß, derweil die Macht zurück an das parlamentarische<br />

System übergeben. Nachdem die wichtigsten<br />

Kürzungs maßnahmen durchgeführt wurden, ist dies ein Zeichen,<br />

dass die reformistischen Kräfte die ArbeiterInnenklasse bisher<br />

im Zaum halten. Dennoch zeigt der kometenhafte Aufstieg der<br />

„Fünf-Sterne-Bewegung“ unter der Führung von Beppe Grillo<br />

den Legitimationsverlust des italienischen Parteiensystems, da<br />

Grillos Programm zum Großteil aus „apolitischen“, populistischen<br />

Floskeln gegen die „korrupte Politik“ bestand. Es zeigt aber auch<br />

den niedrigen Grad des <strong>Klasse</strong>nbewusstseins von breiten Sektoren<br />

der ArbeiterInnenklasse, weil Grillo massive gewerkschaftsfeindliche<br />

und auch rassistische Töne von sich gibt.<br />

Ein Blick auf die kommende Kämpfe<br />

Die ArbeiterInnenklasse in Europa läutet langsam aber sicher<br />

ein neues Kapitel im Kampf gegen die Krise ein. Die Gewerkschaftsbürokratie<br />

hat deshalb vorsorglich mit dem #14N (14.<br />

November 2012) zu einem europaweiten Aktionstag aufgerufen,<br />

der in einigen Ländern zum Generalstreik wurde, um eine<br />

Antwort auf den wachsenden Druck wichtiger Sektoren der<br />

ArbeiterInnenklasse und der Jugend zu geben. Die Sparpolitik<br />

der Herrschenden wurde teilweise, wie in Bulgarien, wegen<br />

dem Widerstand aufgegeben. In Griechenland haben die Vio.<br />

Me-ArbeiterInnen die Produktion unter eigene Kontrolle übernommen.<br />

11 In Frankreich beginnen Kernsektoren der Arbeiter-<br />

Innenklasse, wie im Automobilsektor, gegen die Auswirkungen<br />

der Krise zu kämpfen. Dieser Zustand schafft eine Grundlage,<br />

auf welcher die kämpfenden Sektoren der internationalen ArbeiterInnenklasse<br />

das revolutionäre Programm auf die Probe<br />

stellen und weiterentwickeln können, wenn RevolutionärInnen<br />

gemeinsam mit ihnen intervenieren.<br />

Ein wichtiges Element dieses Programms ist, dass jedes Unternehmen,<br />

das in der Krisenzeit seine ArbeiterInnen zu entlassen<br />

droht, ohne Entschädigungen unter ArbeiterInnenkontrolle<br />

verstaatlicht werden muss.<br />

Diese Forderung gewinnt insbesondere in der Autoindustrie<br />

an akuter Bedeutung. Es gibt allerdings einen Widerspruch zwischen<br />

den notwendigen Forderungen und den Ergebnissen der<br />

Kämpfe, die durch Verhandlungen mit dem Gewerkschaftsapparat<br />

immer wieder abgewürgt werden. Daher sind die ArbeiterInnen<br />

selbst gefragt, die Führung ihrer Kämpfe zu übernehmen,<br />

wo alle wichtige Entscheidungen von den ArbeiterInnen selbst<br />

getroffen werden und die Kampfleitung der jederzeitigen Kontrolle<br />

(durch imperative Mandate und jederzeitige Abwählbarkeit)<br />

durch die Basis unterliegt. Es ist die Aufgabe von RevolutionärInnen,<br />

diesen Kampf in den Gewerkschaften gemeinsam<br />

mit den progressivsten Sektoren der ArbeiterInnenklasse zu beginnen<br />

und auszuweiten, als Teil einer Strategie für den Aufbau<br />

einer internationalen revolutionären Strömung.<br />

9. Im besetzen Teil Zyperns existiert eine ähnliche Beziehung zwischen<br />

türkischem Schwarzgeld und Offshorebanken in Nordzypern. Die Türkei<br />

übte Druck auf den besetzen Teil aus, um das Bankensystem neu zu<br />

gestalten. Gleichzeitig existiert in Zypern neben den Banken ein Wuchersystem<br />

weiter. Als die WuchererInnen Widerstand dagegen leisteten, kam<br />

es zu offenen Fraktionskämpfen innerhalb der Regierungspartei UBP.<br />

10. Josefina Martinez: Demonstrationen und Rücktritt der Regierung in<br />

Bulgarien. http://www.klassegegenklasse.org/demonstrationen-undrucktritt-der-regierung-in-bulgarien/<br />

11. Interview: Fabrik unter ArbeiterInnenkontrolle in Griechenland. http://<br />

www.klassegegenklasse.org/interview-fabrik-unter-arbeiterinnenkontrolle-in-griechenland/<br />

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