PDF herunterladen - Klasse Gegen Klasse
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I n t e r n a t i o n a l<br />
20<br />
gestürzten Regierung mit der eher sozialdemokratisch gestalteten<br />
RARENA und der „Nationalen Union der Arbeiter Malis“,<br />
der zweiten großen Gewerkschaftsföderation des Landes, zusammenarbeiten.<br />
Die in den 1990er Jahren erstreikten demokratischen Freiheiten<br />
müssen verteidigt werden. Jedoch gestalten die Führungen<br />
in den aktuell enorm zugespitzten gesellschaftlichen Verhältnissen<br />
eine Situation, in der die ArbeiterInnenbewegung zum<br />
linken Flügel des Kapitals zu werden droht. Dass dies vorerst<br />
geschehen ist, liegt an eben den patriotisch-reaktionären Führungen<br />
der lohnabhängigen Bevölkerung. Deren Patriotismus<br />
ist nicht nur allgemein Gift für die lohnabhängige <strong>Klasse</strong>; gerade<br />
dieser Mali-Nationalismus ist eine gegen die unterdrückten<br />
Massen im Norden des Staatsgebiets gerichtete Ideologie. Dies<br />
zeigt sich auch daran, dass beide Parteien und Gewerkschaftsföderationen<br />
zusammen mit den gestürzten Bourgeois-VertreterInnen<br />
sowie den PutschistInnen für den Krieg gegen die<br />
Massen des Nordens eintreten. Den ArbeiterInnen verspricht<br />
man die militärische Niederschlagung der Massen im Norden<br />
Malis als Allheilmittel der wirtschaftlichen und damit sozialen<br />
Probleme im Land.<br />
Genau diese unterdrückten Massen müssen jedoch die Verbündeten<br />
der ArbeiterInnen im Süden des Landes sein. Die<br />
ArbeiterInnenklasse im Süden Malis braucht ihre programmatische<br />
und organisatorische Unabhängigkeit als <strong>Klasse</strong> für sich<br />
und eine Perspektive einer sozialistischen Föderation der ArbeiterInnen<br />
und Bauern/BäuerInnen, ausgehend von dem heutigen<br />
Gebiete Malis und sich ausweitend auf internationalem<br />
Maßstab. Um die Einheit mit den verarmten Kleinbauern/bäuerinnen<br />
zu gewinnen, muss sie sich deren Forderungen – Land<br />
und nationale Selbstbestimmung – zu eigen machen. Dies erreicht<br />
sie unter anderem, indem sie gegen jede rechtliche und<br />
wirtschaftliche Diskriminierung der Imushagh und der anderen<br />
Nationalitäten kämpft.<br />
Die Interessen des<br />
französischen Imperialismus...<br />
Die imperialistische Intervention Frankreichs hat mehrere Gründe.<br />
Zum einen hat sich die Krise in Mali so enorm verschärft,<br />
dass Frankreich zur Wahrung seiner polit-ökonomischen Herrschaft<br />
einschreiten musste. Zum anderen ist jedoch nicht nur<br />
die Situation von Mali sondern auch die von Frankreich selbst<br />
ausschlaggebend. Das bürgerliche Regime in Frankreich stößt<br />
im Inland auf erstarkende Opposition. In Europa verliert Frankreich<br />
seinen politischen Einfluss zunehmend an die Konkurrenz<br />
aus Deutschland.<br />
Mit der Intervention in Mali lenkt der französische Präsident<br />
Hollande die lohnabhängigen Massen Frankreichs vom notwendigen<br />
Scheitern der Reformversprechen ab, dank denen<br />
er gewählt wurde. Die Intervention in Mali nutzt er zur Ausweitung<br />
der Militarisierung Westafrikas. Damit stärkt der französische<br />
Imperialismus seinen Einfluss auf seine Halbkolonien, um<br />
seine wirtschaftliche Position zu kräftigen und einen möglichst<br />
sicheren Stand in der Weltwirtschaftskrise zu gewinnen. Besonders<br />
der französische Uranabbau im Niger kann die französische<br />
Energieproduktion stärken, damit die Abhängigkeit von den<br />
Energie-Importen aus Deutschland reduzieren und Frankreichs<br />
Position gegenüber Deutschland im Kampf um Europa stärken.<br />
Außerdem drängt der französische Vorstoß in Westafrika den<br />
wirtschaftlichen und damit auch politischen Einfluss Chinas zurück,<br />
was ihm den Dank der USA einbringt und so Vorteile im<br />
machtpolitischen Ringen mit Deutschland ermöglicht.<br />
In den letzten Wochen ist das französische Militär rasch vorgestoßen<br />
und hat im Norden Malis die strategisch wichtigen<br />
Kernregionen besetzt. Um dieser militärischen Überlegenheit<br />
zu begegnen, benötigt es nicht nur der vereinten Aktion der ArbeiterInnen<br />
und unterdrückten Massen Malis und Westafrikas,<br />
sondern auch der ArbeiterInnen in Frankreich selbst. Besonders<br />
in der kriselnden Autobranche bieten sich den ArbeiterInnen<br />
in Frankreich Möglichkeiten, dem französischen Imperialismus<br />
in den Rücken zu fallen. Über dessen außenpolitische Schwächung<br />
können auch die Chancen der eigenen Befreiung von<br />
Ausbeutung und Unterdrückung deutlich verbessert werden.<br />
Einen ersten Schritt in diese Richtung haben vor kurzem<br />
unsere GenossInnen von der CCR gemacht. Sie konnten auf<br />
einem großen Kongress bei Sciences Po in Paris ArbeiterInnen<br />
und Studierende vereinen und in die vielen Themen rund um<br />
Arbeitskämpfe auch eine anti-imperialistische Haltung gegen<br />
den neuesten Krieg Frankreichs einbringen.<br />
...und des deutschen Imperialismus<br />
Die herrschende <strong>Klasse</strong> in Deutschland hat eine sehr verschwommene<br />
Einstellung gegenüber dem Krieg in Mali. Von Anfang an<br />
war eine Unterstützung der Intervention klar, jedoch nicht ihr<br />
Ausmaß. Deutsches Kapital und seine PolitikerInnen versuchen<br />
auch diesen Krieg als Begründung für imperialistische Aufrüstung<br />
zu nutzen. Gleichzeitig will sich die herrschende <strong>Klasse</strong> in<br />
Deutschland beim Feldzug der europäischen Hauptkonkurrenz in<br />
Frankreich einmischen, um in deren (Halb-)Kolonialraum mitzubestimmen.<br />
Schließlich darf sich der aufstrebende deutsche Imperialismus<br />
international nicht isolieren. Er ist als imperialistischer<br />
Staat in der äußerst bedeutsamen Phase kurz vor einem möglichen<br />
Sprung auf ein höheres Niveau seiner politischen Macht.<br />
Der Hauptfeind steht im eigenen Land! Die ArbeiterInnenklasse<br />
und die Linke in Deutschland haben angesichts der besonderen<br />
globalen Bedeutung des Kapitals in ihrem Land die<br />
besondere internationalistische Pflicht, gegen dieses vorzugehen.<br />
Jede Stärkung des deutschen Imperialismus ist auch für<br />
die Lohnabhängigen in Deutschland keineswegs von Vor-, sondern<br />
von Nachteil, da die deutschen KapitalistInnen und ihre<br />
politischen Marionetten ihr Ausbeutungsregime damit auch<br />
nach innen festigen können.<br />
Jede Niederlage der deutschen Überfallkommandos und Besatzungsarmeen<br />
hingegen (die schon allein mit der gern selbstgewählten<br />
Bezeichnung „Schutztruppe“ eine nur zu passende<br />
Erinnerung an kaiserlich-deutschen Kolonialherrschaft wachrufen),<br />
ist ein Schlag gegen die materielle und ideologische<br />
Stabilität des weltumspannenden AusbeuterInnenregimes<br />
deutscher Banken und Konzerne. Sie hilft der Geburt und offensiven<br />
Entwicklung einer Bewegung der ArbeiterInnenklasse,<br />
die sich auf den Standpunkt einer eigenen Politik aller Ausgebeuteten<br />
und Unterdrückten stellt – gegen die KapitalistInnen<br />
und ihre Staatsapparate. Eine solche ArbeiterInnenbewegung<br />
gilt es aufzubauen, international, auch in der Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Eine Perspektive hierzu muss der ideologische Kampf gegen<br />
alle anti-muslimische Hetze und jede Propaganda des „Krieges<br />
gegen den Terror“ sein. Vor allem braucht es aber den materiellen<br />
Kampf gegen deutsches Kapital in Halbkolonien wie Mali<br />
und die wirtschaftlichen Stützpfeiler des deutschen Kapitals<br />
innerhalb der BRD.<br />
Eine Möglichkeit dafür wäre der gemeinsame Kampf der von<br />
Kürzungen und Entlassungen bedrohten ArbeiterInnen bei Ford<br />
und Opel; am besten in internationaler Einheit mit den Streiks<br />
in der Automobilproduktion Frankreichs. So würde inmitten<br />
der kapitalistischen Konkurrenz zwischen den Herrschenden<br />
in Deutschland und Frankreich ein kämpferischer Ausdruck der<br />
internationalen Solidarität der lohnabhängigen <strong>Klasse</strong> beider<br />
Länder entstehen. Die Folge wäre eine Schwächung der imperialistischen<br />
Mächte und eine Stärkung des einzig wirksamen<br />
Mittels gegen reaktionäre Kriege weltweit: des Internationalismus<br />
der ArbeiterInnenklasse.<br />
Eine längere Version dieses Artikels erschien bereits am 11. Februar auf unserer<br />
Website: http://www.klassegegenklasse.org/nein-zur-intervention-in-mali/