17COMPRESSION BULLETIN
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COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Werner Blättler 1 , Felix Amsler 2 , Eugenio Brizzio 3 , Helmut Schepers 4 , Torsten Willenberg 1<br />
1 Klinische und Interventionelle Angiologie, Inselspital, Universität Bern, Schweiz<br />
2 www.amslerconsulting.ch, Schweiz<br />
3 Groupo Internacional de la Compresion, Buenos Aires, Argentina<br />
4 Sigvaris Department of Research and Development, Winterthur, Switzerland<br />
ZIEL<br />
Die ambulatorische venöse Hypertonie gilt als Ursache<br />
venöser Ulzerationen. Entsprechend entwickelte sich<br />
die Beinkompression durch Verbände als übliche Therapie.<br />
Dennoch, diese Behandlung ist oft nicht zielführend<br />
– möglicherweise weil sekundäre Phänomene im<br />
Ulcus auf die beim Wickeln erzielten hohen Anpressdrücke<br />
negativ reagieren. Wir analysierten Risikofaktoren<br />
für nicht Heilen, welche geeignet sein könnten<br />
die Kompressionstherapie zu optimieren.<br />
METHODE<br />
Wir untersuchten 3 Strategien: (1) die implizite klinische<br />
Einschätzung der Heilungswahrscheinlichkeit durch einen<br />
erfahrenen Phlebologen, (2) den Wert der Erfassung<br />
objektiver Risikofaktoren und (3) das Vorliegen von Polymorphismen<br />
(SNP) von für die Wundheilung relevanten<br />
genetischen Faktoren. Die Analyse basiert auf 99 Patienten<br />
von 2 klinischen Studien, welche verschiedene<br />
Modalitäten der Kompressionstherapie untersuchten.<br />
RESULTATE<br />
1) Der phlebologische Experte basierte seine Voraussage<br />
auf die Anamnese, die Beschaffenheit des Ulcus,<br />
den Befund der Ultraschalluntersuchung und das Wissen<br />
um die vorgesehene Art der Kompressionstherapie.<br />
Seine Voraussage war korrekt bezüglich Heilen in<br />
61 % und bezüglich nicht Heilen in 81 % der Ulcera.<br />
2) Risikofaktoren für nicht Heilen waren in einer univariaten<br />
Analyse: Patientenalter (p = .032), Ulcusdauer<br />
(p = .005), Rezidivulcus (p = .008), Ulcusgrösse (p = .001),<br />
Oedem (p = .008), Reflux in den tiefen Venen (p = .035),<br />
frühere chirurgische Interventionen (p = .038), und die<br />
Behandlung mit Verbänden anstatt mit medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen [MKS] (p = .021). In einer multi-<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
www.sigvaris.com<br />
LIFE FOR LEGS<br />
Analyse von Risikofaktoren, welche für die Wahl der<br />
Kompressionstherapie des Ulcus cruris von Bedeutung<br />
sein könnten<br />
(Analysis of risk factors relevant to choose compression therapy for<br />
venous ulcers)<br />
variablen Analyse blieb nur die Ulcusgrösse als Faktor<br />
von prädiktivem Wert übrig (p = .002).<br />
3) Die SNP FXIIIV34L und HFEH63D waren voneinander<br />
unabhängig assoziiert mit nicht Heilen (FXIIIV34L:<br />
Prävalenz 48 %, Heilung in 90 Tagen 33 % versus 54 %<br />
für wild type, p = .034; HFEH63D: Prävalenz 29 %,<br />
Heilung in 180 Tagen 35 % versus 63 % für wild type,<br />
p = .010). Patienten mit HFEH63D zeigten eine Ulcusheilung<br />
in 47 % (7 von 15) wenn sie mit MKS und in<br />
21 % (3 von 14) wenn sie mit Verbänden behandelt<br />
wurden. Wild type Ulcera heilten in 66 % respektive<br />
60 %. Der negative Effekt auf die Heilungsrate von<br />
FXIIIV34L war nicht von der Art der Kompression abhängig.<br />
SCHLUSSFOLGERUNG<br />
Die implizite klinische Voraussage der Heilung eines<br />
venösen Ulcus ist nicht perfekt, auch wenn sie von einem<br />
Experten vorgenommen wird. Das Spektrum der üblicherweise<br />
untersuchten Risikofaktoren für nicht Heilen wurde<br />
ergänzt durch die Kompressionstherapie mit Verbänden<br />
anstelle von MKS. Der Voraussagewert der einzelnen<br />
Faktoren ist allerdings beschränkt, weil sie alle<br />
in der Grösse des Ulcus enthalten sind. SNP, welche<br />
eine Rolle spielen bei der Bildung des Fibrin/Kollagen-<br />
Netzes und der Entgiftung des in der Ulcusumgebung<br />
deponierten Eisens, sind als eigentliche Risikofaktoren<br />
identifiziert. Ulcera bei Trägern des SNP<br />
HFEH63D zeigen möglicherweise eine noch schlechtere<br />
Heilungstendenz wenn sie mit Verbänden, als wenn<br />
sie mit MKS behandelt werden. Unsere Unfähigkeit<br />
die Heilungstendenz eines Ulcus voraus zu sagen<br />
zeigt, dass wir die zu Grunde liegenden Pathomechanismen<br />
ungenügend kennen. Immerhin stimmen unsere<br />
Daten mit Meta-analysen überein, welche eine höhere<br />
Heilungsrate mit MKS als mit Verbänden gezeigt haben.