17COMPRESSION BULLETIN
17COMPRESSION BULLETIN
17COMPRESSION BULLETIN
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7<br />
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong><br />
Robert Stemmer Kompressions-Bibliothek<br />
In dieser Ausgabe:<br />
Anwendung von medizinischen Kompressionsstrümpfen in der Durchschnittsbevölkerung – Ergebnisse der<br />
Bonner Venenstudie<br />
Kompressionstherapie nach Sklerotherapie von Besenreisern<br />
Kompressionstherapie für gelegentliche Beinbeschwerden und Chronic Venous Disorders – Eine Metaanalyse<br />
von randomisierten kontrollierten Studien<br />
Beinbeschwerden gesunder Menschen und deren Behandlung durch medizinische Kompressionsstrümpfe<br />
Mittelstarke Kompressionsstrümpfe sind bei der Behandlung von therapieresistenten Geschwüren<br />
Kompressionsverbänden nicht unterlegen<br />
Die Behandlung von venösen Beingeschwüren mit einem speziellen Kompressionskit. Ein Vergleich mit<br />
Bandagen<br />
Die Kompressionstherapie des Ulcus cruris venosum: Eine Metaanalyse von randomisierten Vergleichsstudien<br />
zwischen Verbänden und medizinischen Kompressionsstrümpfen<br />
Analyse von Risikofaktoren, welche für die Wahl der Kompressionstherapie des Ulcus cruris von<br />
Bedeutung sein könnten<br />
Vergleich von rund- mit flachgestrickten medizinischen Kompressionsstrümpfen bei fortgeschrittenem<br />
stabilen Lymphödem der Beine<br />
Erfahrungen von Ärzten und Patienten mit MKS mit einem Anpressdruck zwischen 20-36 mmHg in<br />
Frankreich<br />
Biomechanische Strumpfeigenschaften von MKS beim Anziehen<br />
Schlüsselparameter des Anziehvorgangs: Hydration, Scheuern, Reibung, Textur von medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen<br />
Wie kann man die Akzeptanz der Kompressionstherapie verbessern (20-36 mmHg)?<br />
– Wie Patienten ihre medizinischen Kompressionsstrümpfe (MKS) an- und ausziehen und tragen.<br />
– Test eines innovativen MKS<br />
Robert Stemmer gründete die Robert Stemmer Bibliothek über<br />
Kompressions-Therapie im Jahre 1999. Dies ist eine komplette<br />
Sammlung von Veröffentlichungen in wissenschaftlichen und<br />
medizinischen Journalen. Sie besteht aus folgenden drei Teilen:<br />
dem Buch «Kompressionstherapie der Extremitäten», über -<br />
arbeitet 1999 durch Robert Stemmer und ergänzt durch<br />
neue Literatur.<br />
dem Compression Bulletin, das über wichtige neue<br />
Publikationen berichtet.<br />
dem Inhaltsverzeichnis der Robert Stemmer Bibliothek:<br />
1. Einführung<br />
2. Historische Übersicht<br />
3. Anatomie<br />
4. Rückstrom<br />
5. Kompressionsgrundlagen<br />
6. Mobilisation<br />
7. Apparative Kompression<br />
8. Bandagen<br />
9. Kompressionsstrümpfe<br />
10. Kompressions- und Mobilisationsstrategien<br />
Die Bibliothek wird laufend überarbeitet mit neuen Publika -<br />
tionen; eine Auswahl davon wird jeweils im Compression<br />
Bulletin vorgestellt.<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
www.sigvaris.com<br />
Editors<br />
Prof. H. Partsch, Wien<br />
Prof. E. Rabe, Bonn<br />
Co-Editors<br />
Dr. Pannier-Fischer, Bonn<br />
Dr. B. Partsch, Wien<br />
International Advisory Board<br />
Asia: S. Hoshino<br />
Australia: G. M. Malouf<br />
Europe: F. Vin<br />
North America: L. Villavicencio<br />
South America: E. Brizzio<br />
LIFE FOR LEGS<br />
16. UIP Monaco<br />
31. August – 4. September 09<br />
GANZONI & CIE AG<br />
Gröblistrasse 8, CH-9014 St.Gallen,<br />
Tel. +41 (0)71 279 33 66, Fax +41 (0)71 274 29 75<br />
GANZONI FRANCE SA<br />
F-68330 Huningue, Tel. +33 (0)3 89 70 2400<br />
F-42176 St-Just-St-Rambert, Tel. +33 (0)4 77 36 08 90
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
E. Rabe1 , F. Pannier2 1 Abteilung Dermatologie, Universitätsklinik Bonn, Deutschland<br />
2 Abteilung Dermatologie, AZM Maastricht, Niederlande<br />
ZIEL<br />
Ziel dieser Untersuchung ist es, anhand der Daten der<br />
Bonner Venenstudie die Prävalenz der Therapie mit medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen (MKS) in der erwachsenen<br />
Durchschnittsbevölkerung aufzuzeigen und die<br />
Frage zu beleuchten, bei welchen Krankheitsbildern<br />
diese eingesetzt wird und wie die Erfahrung der Patienten<br />
damit ist.<br />
METHODEN<br />
Die Population der Bonner Venenstudie I (BVS I) wurde<br />
von November 2000 bis März 2002 mittels einer<br />
Zufallsstichprobe aus den Einwohnermelderegistern der<br />
Stadt Bonn und zweier ländlicher Gemeinden in der<br />
Umgebung rekrutiert. Es konnten 3.072 Probanden in<br />
die Untersuchung eingeschlossen werden. Neben der<br />
klinischen und duplexsonographischen Untersuchung<br />
wurde evaluiert, ob wegen der Beinbeschwerden oder<br />
Beinerkrankungen in der Vergangenheit eine phlebologische<br />
Behandlung durchgeführt wurde. Wenn in der<br />
Vergangenheit MKS getragen wurden, wurde zusätzlich<br />
nach der Kompressionsklasse, nach der Länge des<br />
Kompressionsstrumpfes, nach der Verträglichkeit, nach<br />
der Tragedauer sowie der Besserung des Zustandes<br />
unter der Therapie gefragt. In der Bonner Venenstudie II<br />
wurden 861 Männer und 1109 Frauen aus der Bonner<br />
Venenstudie I nach 6.6 Jahren nachuntersucht. Die<br />
Response beim Follow-up lag bei 85.6 %.<br />
ERGEBNISSE<br />
Insgesamt gaben 22,9 % der Befragten in der BVS I<br />
(12,7 % der Männer, 31,0 % der Frauen) an, in der Vergangenheit<br />
eine spezielle phlebologische Behandlung<br />
erhalten zu haben. Die häufigste Therapieform waren<br />
medizinische Kompressionsstrümpfe mit 14,6 % in der<br />
Durchschnittsbevölkerung (7,5 % der Männer, 20,3 %<br />
der Frauen). Das mittlere Alter bei der Erstverordnung<br />
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Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
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LIFE FOR LEGS<br />
Anwendung von medizinischen Kompressionsstrümpfen<br />
in der Durchschnittsbevölkerung – Ergebnisse der<br />
Bonner Venenstudie<br />
(Use of MCS in the general population – Data from the Bonn vein study)<br />
betrug 45,5 Jahre (SA 14,3 Jahre). In Abhängigkeit<br />
von der klinischen Klassifikation gemäß CEAP kommt es<br />
mit steigender C-Klasse auch zu einer deutlichen Zunahme<br />
der MKS-Verordnungshäufigkeit von 1 % bei C0-Patienten<br />
bis auf 82 % bei C5-/C6-Patienten. Von 450 Probanden,<br />
die in ihrer Vorgeschichte MKS erhalten hatten,<br />
trugen zum Zeitpunkt der Befragung 309 (68,6 %)<br />
aktuell keine Kompressionsstrümpfe. Die Verbleibenden<br />
trugen in aller Regel ihre MKS fünf und mehr Tage /<br />
Woche (73,0 %) und 8 und mehr Stunden pro Tag<br />
(89,4 %). Im Mittel gaben 71,3 % der Befragten an,<br />
dass sich unter der MKS-Therapie die zugrunde liegenden<br />
Erkrankungen gebessert hätten. 84,2 % gaben eine<br />
Besserung bei Schwellungsgefühl, 89,4 % bei Schweregefühl,<br />
60,9 % bei Schmerzen nach längerem Stehen<br />
und 78,9 % bei Spannungsgefühl in den Beinen an. Im<br />
Follow-up gaben 16 % an jemals MKS getragen zu haben.<br />
Nicht alle hatten eine Dauerindikation für MKS.<br />
Gründe für eine passagere Indikation, die bei 40.1 %<br />
vorlag, waren Varizenoperationen, Sklerotherapie oder<br />
Schwangerschaften. 45.8 % der Teilnehmer mit permanenter<br />
Indikation trugen ihre MKS regelmäßig, auch<br />
zum Zeitpunkt der Untersuchung. Gründe für eine Non-<br />
Compliance waren sehr unterschiedlich. Bei 7.5 % wurden<br />
vom Arzt keine neuen MKS verordnet. In 75.8 % der<br />
Fälle wurden die MKS gut vertragen und 76.1 % waren<br />
zufrieden oder sehr zufrieden mit der Wirksamkeit.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Unter Berücksichtigung der passageren Indikationen für<br />
das Tragen von MKS lag die Compliance bei fast 50 %.<br />
Die MKS wurden in der überwiegenden Mehrzahl der<br />
Fälle gut vertragen und die Patienten waren mit dem<br />
Therapieergebnis zufrieden.
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Kern Ph, Ramelet AA, Wütschert R, Hayoz D<br />
Kompressionstherapie nach Sklerotherapie<br />
von Besenreisern<br />
HINTERGRUND<br />
Die Kompressionstherapie nach Sklerosierung von<br />
retikulären und Besenreiservarizen wird in den verschiedenen<br />
Ländern sehr unterschiedlich gehandhabt.<br />
So wird sie in Frankreich und Italien nur in den seltensten<br />
Fällen verwendet, während sie in Deutschland<br />
und der Schweiz routinemässig eingesetzt wird. Hierzu<br />
existieren nur wenige publizierte Daten. Darüber<br />
hinaus wird die Compliance der weiblichen Patienten<br />
gegenüber der Kompressionstherapie als gering<br />
eingestuft.<br />
ZIEL<br />
Ziel dieser prospektiven randomisierten Open-Label-<br />
Studie war der relative Wirksamkeitsnachweis des Tragens<br />
von Kompressionsstrümpfen (23–32 mmHg) für<br />
3 Wochen nach Sklerotherapie von Besenreisern und<br />
retikulären Varizen am lateralen Oberschenkel.<br />
METHODEN<br />
100 Frauen mit einer vergleichbaren retikulären und<br />
Besenreiservarikose am lateralen Oberschenkel (C1A<br />
oder SEPAS1PN) wurden in 2 Gruppen randomisiert angewiesen,<br />
entweder für 3 Wochen täglich oberschenkellange<br />
MKS mit 23–32 mmHg am Knöchel zu tragen<br />
(SIGVARIS 702 Top Fine ® , Schweiz) oder keine<br />
Kompression anzuwenden. Die Flüssig-Sklerotherapie<br />
erfolgte in einer Sitzung mit 60 bis 100 Injektionen<br />
und maximal 10 ml chromatiertem Glycerin. Das Ergebnis<br />
wurde a) gemessen anhand einer Analyse der<br />
Patientenzufriedenheit und b) an der quantitativen<br />
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Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
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LIFE FOR LEGS<br />
(Compression after sclerotherapy for telangiectasias and reticular veins:<br />
A randomized controlled study)<br />
Photo auswertung, die durch 2 verblindete und trainierte<br />
Phlebologen vor und 52 Tage nach der Sklerosierung<br />
vorgenommen wurden. Zusätzlich wurde ein<br />
Lebensqualitätsfragebogen (SF 36) vor und am Protokolltermin<br />
ausgefüllt und ausgewertet.<br />
ERGEBNIS<br />
Insgesamt konnten bei 96 von 100 randomisierten Patienten<br />
die Daten ausgewertet werden. Die Patientenzufriedenheit<br />
stellte sich in beiden Gruppen vergleichbar<br />
dar. Die objektive Bewertung bezüglich des<br />
Verschwindens der kleinen Gefässe ergab einen signifikanten<br />
Vorteil für die Kompressionsgruppe (p =<br />
0,026) (Abb. 1).<br />
Die Vergleichbarkeit der Begutachter (Inter-observer-<br />
Korrelation) war mit 0,93 (Intraklassen-Korrelations-<br />
Koeffizient = 0,93) sehr gut. Die Kompression ist sehr<br />
gut vertragen worden mit einer niedrigen Beschwerderate<br />
(17,5 % Klagen über Unbehagen bei der Kompressionstherapie).<br />
Mikrothromben in den Besenreisern<br />
waren sehr selten und fanden sich in beiden Gruppen,<br />
wobei sie in der Kompressionsgruppe weniger<br />
häufig (10 % versus 15,2 %) auftraten. Die Inzidenz von<br />
Pigmentierung und Matting war sehr niedrig, wobei<br />
kein signifikanter Unterschied zwischen Behandlungsund<br />
Kontrollgruppe beobachtet wurde bei tendenziell<br />
etwas niedrigerer Inzidenz in der Kompressionsgruppe.<br />
Die Kompressionsbehandlung zeigte keine<br />
Auswirkung auf die generelle Lebensqualität der beiden<br />
Gruppen.
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
SCHLUSSFOLGERUNG<br />
Die Kompressionstherapie mit Kompressionsstrümpfen<br />
(23–32 mmHg) für 3 Wochen nach Sklerosierungstherapie<br />
der Besenreiservarikose an den Beinen erhöht<br />
die Effektivität derselben. Es verbessert klinisch<br />
das Verschwinden der sklerosierten Gefässe.<br />
KOMMENTAR<br />
Bereits in früheren Publikationen konnte gezeigt werden,<br />
dass die Kompressionstherapie nicht nur die Effektivität<br />
der Sklerosierungstherapie erhöht, sondern<br />
auch deren Nebenwirkungen, wie Pigmentierung,<br />
Matting usw. verringert.<br />
Interessant an dieser Studie ist, dass sie die erste Studie<br />
auf diesem Gebiet ist, die eine ausreichend grosse<br />
Zahl an Patienten aufweist. Zusätzlich konnte diese<br />
Studie erstmals zeigen, dass durch die Kompressionstherapie<br />
die Lebensqualität der Patienten nicht eingeschränkt<br />
wurde.<br />
95% CI: mittlerer Score für das Verschwinden von Gefässen<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
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8<br />
7,5<br />
7<br />
6,5<br />
6<br />
5,5<br />
5<br />
LIFE FOR LEGS<br />
Abb. 1: Die objektive Bewertung durch 2 unabhängige verblindete<br />
Experten zeigt ein signifikant besseres Ergebnis für die Patienten,<br />
die Kompressionsstrümpfe trugen. Die Experten benutzten einen<br />
visuellen «a priori»-Score des Verschwindens von Gefässen.<br />
J Vasc Surg 2007; 45: 1212-1216<br />
p = 0,026<br />
ohne mit<br />
Kompression<br />
RCT, Randomisierte Klinische Studie, Kapitel 10, Sprache: Eng,<br />
Lit: 12/1, Zus: Eng, Deutsch
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Felix Amsler¹ und Werner Blätter²<br />
¹www.amslerconsulting.ch, Schweiz<br />
2Klinische und Interventionelle Angiologie, Inselspital, Universität Bern, Schweiz<br />
ZIEL<br />
Schmerzen in den Beinen und Ödeme sind oft Ausdruck<br />
von Chronic Venous Disorder (CVD) oder Chronic Venous<br />
Insufficiency (CVI) und werden mit Kompressionsstrümpfen<br />
behandelt. Es besteht keine Einigkeit darüber, wieviel<br />
Kompression nötig ist, um eine klinische Wirkung zu<br />
erreichen.<br />
METHODE<br />
Wir führten eine Meta-Analyse von randomisierten kontrollierten<br />
Studien (RKS) durch, welche Strümpfe mit einem<br />
Andruck am Knöchel von 10–20 mmHg einerseits mit<br />
Plazebo oder keiner Behandlung und andererseits mit<br />
mehr als 20 mmHg verglich. Die gefundenen RKS wurden<br />
mit den Instrumenten der Cochrane Collaboration<br />
analysiert. Jede Studie wurde unabhängig bewertet.<br />
Für die statistische Auswertung wurden subjektive (dichotome<br />
und kontinuierliche) Faktoren und objektive Ergebnisse<br />
zusammengefasst.<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
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LIFE FOR LEGS<br />
Kompressionstherapie für gelegentliche Beinbeschwerden<br />
und Chronic Venous Disorders – Eine Metaanalyse<br />
von randomisierten kontrollierten Studien<br />
(Compression therapy for occupational leg symptoms and chronic venous<br />
disorders – A meta analysis of randomised controlled trials)<br />
RESULTATE<br />
Elf RKS erfüllten die definierten Kriterien. Sie enthielten<br />
1453 randomisierte Personen, 11-341 pro Studie, 794<br />
gesunde Probanden, welche unterschiedlichen Stresssituationen<br />
ausgesetzt wurden, 552 Patienten mit CVD<br />
oder CVI (C1- 3S), und 141 Patienten nach Varizenoperation.<br />
Gesamthaft hatte Kompression mit 10–20 mmHg<br />
einen klaren Effekt auf Ödeme und Symptome verglichen<br />
mit Strümpfen oder Placebo mit weniger als 10 mmHg<br />
oder keiner Behandlung (p < .0001). Keine einzige Studie<br />
zeigte einen Unterschied zwischen Strümpfen mit<br />
10–20 und mehr als 20 mmHg.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Trotz grosser methodischer Heterogenität und teilweise<br />
unvollständiger Resultate zeigt die Meta-Analyse, dass<br />
die Kompression der Beine mit 10–15mmHg eine effektive<br />
Behandlung für CVD darstellt. Weniger Druck ist<br />
nicht effektiv und mehr Druck ergibt keinen zusätzlichen<br />
Nutzen.<br />
Eur J Vasc Endovasc Surg. 2008, 35(3),366-372.<br />
Figure 1:<br />
Subjective dichotomous factors comparing low compression (10–20 mmHg) with placebo<br />
(≤ 6 mmHg) or no compression
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Werner Blättler¹, Nadia Kreis2 , Bertrand Lun3 , Johann Winiger2 , Felix Amsler4 1Klinische und Interventionelle Angiologie, Inselspital, Universität Bern, Schweiz<br />
2Ganzoni Management AG, Winterthur, Switzerland<br />
3Ganzoni France Service Recherche, St-Just-St-Rambert, France<br />
4www.amslerconsulting.ch, Schweiz<br />
Beinbeschwerden gesunder Menschen und deren<br />
Behandlung durch medizinische Kompressionsstrümpfe<br />
(Leg symptoms of healthy people and their treatment with compression hosiery)<br />
ZIEL<br />
Gelegentliche Beinbeschwerden wie Schweregefühl und<br />
Spannen sowie beschäftigungsbedingte abendliche<br />
Ödeme werden als typische Befunde einer venösen<br />
Erkrankung verstanden, zeigen aber geringe Spezifität<br />
in epidemiologischen und Beobachtungsstudien. Wir<br />
untersuchten die Prävalenz und Natur dieser Symptome<br />
bei Menschen ohne anamnestische oder klinische<br />
Hinweise auf eine Venenkrankheit und studierten<br />
den zur Linderung der Beschwerden und Verhinderung<br />
der Beinschwellung optimalen Andruck von medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen (MKS).<br />
METHODE<br />
Speziell entwickelte Fragebögen wurden 40 Angestellten<br />
einer MKS herstellenden Firma unterbreitet.<br />
Das Volumen der Unterschenkel wurde am Morgen<br />
und Abend mit dem Perometer ® bestimmt. Die Wirkung<br />
von Wadenstrümpfen mit Andrücken am b-Mass<br />
von im Mittel 7.3 (Spanne 4-9), 14.9 (12-18) und 19.5<br />
mmHg (18-22) wurde in einer prospektiven, offenen,<br />
randomisierten Studie von 3 Wochen Dauer untersucht.<br />
Endpunkte waren die Abnahme der Beschwerden, die<br />
Verhinderung von abendlichen Ödemen und der Tragekomfort<br />
der MKS.<br />
RESULTATE<br />
Zwei Drittel der Teilnehmer berichteten über zumindest<br />
gelegentlich auftretende Beinbeschwerden und<br />
Ödeme. Somatische Symptome (d.h. Schmerz, Schweregefühl,<br />
Schwellung, unattraktive Beine) waren bei 2,<br />
psychische Symptome (d.h. auf die Beine und die Per-<br />
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sönlichkeit bezogene Unruhe und Belastung) bei 17<br />
und beide Komponenten bei 7 der 40 Menschen vorhanden.<br />
MKS mit einem Andruck von 15 und 20 mmHg<br />
verhinderten Beschwerden und Ödeme. MKS mit 19<br />
mmHg wurden nicht gut ertragen. Der Effekt auf die<br />
somatisch erscheinenden Beschwerden war eng korreliert<br />
mit dem Unterschenkelvolumen, welches durch<br />
das Tragen von MKS reduziert werden konnte<br />
(p = .005). Es fand sich keine Korrelation zwischen<br />
dem Unterschenkelvolumen und der emotionalen Komponente<br />
der Symptome.<br />
SCHLUSSFOLGERUNG<br />
Die Ursache gelegentlicher Beinbeschwerden gesunder<br />
Menschen ist unbekannt. Einzelne Aspekte des<br />
Syndroms sprechen für eine emotionale Störung während<br />
andere auf eine Veneninsuffizienz hinweisen.<br />
MKS mit einem Andruck von 15 mmHg beseitigen die<br />
venös imponierenden Symptome zuverlässig, verhindern<br />
die Beinschwellung und werden gut ertragen.<br />
Blättler W., Kreis N, Lun, B, Winiger J, Amsler F.<br />
Leg symptoms of healthy people and their treatment<br />
with compression hosiery<br />
Phlebology 2008; 23: 214-221.<br />
LIFE FOR LEGS
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Eugenio Brizzio, MD, a Felix Amsler, MS, b Bertrand Lun, MS, c und Werner Blättler, MD, c,d<br />
Buenos Aires, Argentinien; Biel-Benken, Schweiz; Winterthur, Schweiz; und Bern, Schweiz<br />
HINTERGRUND<br />
Die Kompression ist die tragende Säule in der Therapie<br />
von venös bedingten Beingeschwüren. Medizinische<br />
Kompressionsstrümpfe (MKS) eignen sich für die<br />
Therapie von kleineren Geschwüren und die Vermeidung<br />
von Rezidiven. Die Rolle, die medizinische Kompressionsstrümpfe<br />
mit niedriger Kompressionsstärke in<br />
der Behandlung von therapieresistenten Geschwüren<br />
spielen, ist noch unklar.<br />
METHODEN<br />
Es wurde eine randomisierte, offen etikettierte Single-<br />
Centre-Studie an 60 Beinen von 56 konsekutiven Patienten<br />
durchgeführt, die keine vorherige Kompressionstherapie<br />
erhalten hatten. Die Prototyp-Kompressionsstrümpfe<br />
der Firma SIGVARIS mit einem Andruck von<br />
20,7 mmHg (±5,5) am Knöchel (ohne exzentrische<br />
Kompression) wurden mit mehrschichtigen Kompressionsverbänden<br />
verglichen. Bei allen Patienten wurde<br />
eine dicke Unterlage verwendet. Die Wundbehandlung<br />
wurde individuell an den Patienten angepasst. Die<br />
Kompression wurde rund um die Uhr beibehalten und<br />
wöchentlich gewechselt, bis die Heilung abgeschlossen<br />
war. Die Endpunkte waren eine Ausheilung innerhalb<br />
von 90 bis 180 Tagen. Die Heildauer und die Lebensqualität<br />
wurden innerhalb dieses Zeitraums monatlich<br />
mit Hilfe des Fragebogens für Patienten mit<br />
chronischer venöser Insuffizienz (CIVIQ) ermittelt.<br />
ERGEBNISSE<br />
Vier Patienten (5 Beine) haben die Studie abgebrochen,<br />
davon 2 (3 Beine) aus der MKS- und 2 aus der<br />
Gruppe der Kompressionsverbände. Die Ursachen für<br />
den Abbruch waren eine Verschlimmerung des Geschwürs<br />
(2), eine systemische Infektion (2) und ein Todesfall,<br />
der nicht mit der Venenerkrankung in Zusammenhang<br />
stand (1). Die Eigenschaften der Patienten<br />
und der Geschwüre waren gleichmässig verteilt. Der<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
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LIFE FOR LEGS<br />
Mittelstarke Kompressionsstrümpfe sind bei der Behandlung<br />
von therapieresistenten Geschwüren Kompressionsverbänden<br />
nicht unterlegen<br />
(Moderate strength MCS for the treatment of recalcitrant venous ulcers are not<br />
inferior to multilayer short-stretch bandages)<br />
durch die medizinischen Kompressionsstrümpfe ausgeübte<br />
Druck war deutlich niedriger als der Druck der<br />
Kompressionsverbände, und die Elastizität des Gewebes<br />
stimmte in beiden Gruppen überein. Bei Heilungsverhältnis<br />
und Heilungsrate gab es zwischen der MKSund<br />
Kompressionsverbandgruppe keine wesentlichen<br />
Unterschiede, auch die Lebensqualität war in beiden<br />
Gruppen vergleichbar. Insgesamt bestanden folgende<br />
Risikofaktoren für eine nicht erfolgreiche Heilung: fortgeschrittenes<br />
Lebensalter des Patienten (64,8 Jahre vs.<br />
57,6 Jahre; p = 0,021), ein niedriger BMI (30,2 kg/m 2<br />
vs. 34,1 kg/m 2 ; p = 0,028), Geschwüre, die bereits<br />
über einen längeren Zeitraum vorhanden waren (36,3<br />
Monate vs. 13,4 Monate; p = 0,025), und die grössere<br />
Fläche des Geschwürs (17,9 cm 2 vs. 5,5cm 2 ;<br />
p = 0,001). Rezidive eines Geschwürs und schwere venöse<br />
Insuffizienzen hatten keine Auswirkungen auf die<br />
Heilung. Die Grösse der Geschwüre, die nicht innerhalb<br />
von 90 Tagen abgeheilt waren, ist von 17,9 cm 2<br />
auf 8,7 cm 2 geschrumpft (p < 0,001).<br />
FAZIT<br />
Unsere Studie zeigt, dass Kompressionsverbände bei<br />
der Behandlung von therapieresistenten venösen Geschwüren<br />
keine Vorteile gegenüber medizinischen Kompressionsstrümpfen<br />
bieten. Der optionale Einsatz von<br />
MKS macht die langfristige Pflege deutlich einfacher<br />
und bietet noch zahlreiche weitere Vorteile. Die Daten,<br />
die wir seit Beginn dieser Studie zusammengetragen<br />
haben, haben gezeigt, dass eine Kompressionsbehandlung<br />
mit zwei übereinander getragenen Kompressionsstrümpfen<br />
wahrscheinlich die sinnvollste Lösung ist<br />
(19). Der erste Strumpf, der den Verband fixiert und einen<br />
Andruck von etwa 16 mmHg liefert, wird Tag und<br />
Nacht getragen (feste Anwendung), der zweite Kompressionsstrumpf<br />
bietet einen zusätzlichen Andruck von<br />
20-30 mmHg und wird nur tagsüber getragen (orthostatische<br />
Anwendung).
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Mariani F, 1,2 Mattaliano V, 2,3 Mosti G, 2,3 Gasbarro V, 2,4 Bucalossi M, 1,2 Blättler W, 5 Amsler F, 5,6 Mancini St1,2 1Department of General Surgery, University of Siena;<br />
2The CompressionTherapy Study Group (CTG), Colle di Val d'Elsa, Siena;<br />
3Department of Angiology and Phlebological Surgery, Clinic M. D.Barbantini, Lucca;<br />
4Department of Vascular Surgery, University of Ferrara, Italy;<br />
5Sigvaris Research Center, Winterthur;<br />
6Amsler Consulting, Biel-Benken, Switzerland.<br />
Die Behandlung von venösen Beingeschwüren mit<br />
einem speziellen Kompressionskit. Ein Vergleich mit<br />
Bandagen<br />
(The treatment of venous leg ulcers with a specifically designed compression<br />
stocking kit. Comparison with bandaging)<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Traditionell werden venöse Beingeschwüre mit straffen,<br />
nicht elastischen Verbänden behandelt. Medizinische<br />
Kompressionsstrümpfe sind nicht erste Wahl, obwohl<br />
einige vergleichende Studien eine gleiche oder höhere<br />
Effektivität gezeigt haben.<br />
PATIENTEN UND METHODEN<br />
Wir berichten über eine offene, multizentrische, randomisierte<br />
Studie mit 60 Patienten mit venösen Ulzera.<br />
Symmetrische Verteilung der Risikofaktoren: mittlerer<br />
Durchmesser 8 cm, Dauer 3, 4 Monate, 39 % PTS. Therapie<br />
mit Verbänden oder einem System mit 2 Strümpfen<br />
(Sigvaris ® Ulcer X ® kit). Ausschlüsse: 3 Patienten<br />
wegen Unfähigkeit den Überziehstrumpf anzuziehen<br />
bei stark eingeschränkter Sprunggelenkbeweglichkeit;<br />
1 Patient wegen Widerruf des Einverständnisses. Kontrolle<br />
des Heilungsverlaufes über 4 Monate, der subjektiven<br />
Einschätzung bei Abheilung oder am Ende der<br />
Beobachtung mittels validiertem Fragebogen.<br />
ERGEBNISSE<br />
Vollständige Wundheilung in 70,0 % (21 von 30) mit<br />
Verbänden, in 96,2 % (25 von 26) mit dem Ulcer X ®<br />
kit (p = 0,011). Ulzera mit einem Durchmesser von bis<br />
etwa 4 cm heilten doppelt so schnell mit dem Ulcer X ®<br />
kit, grössere gleich schnell wie mit Verbänden. Die<br />
Summe der subjektiven Probleme war viel grösser mit<br />
Verbänden als mit dem Strumpfsystem (p < 0,0001).<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
www.sigvaris.com<br />
Schmerzen in der Nacht und am Morgen fehlten gänzlich<br />
in der Strumpfgruppe, während sie in 40 % respektive<br />
20 % in der Gruppe mit Verbänden angegeben<br />
wurden. Die wichtigsten prädiktiven Faktoren für verzögerte<br />
Heilung waren Ulkusgrösse und Schmerz.<br />
SCHLUSSFOLGERUNG<br />
Gewöhnliche venöse Ulzera können mit dem Ulcer X ®<br />
kit einfach und sicher behandelt werden, vorausgesetzt,<br />
die Sprunggelenkbeweglichkeit erlaubt ein schmerzfreies<br />
Anlegen. Verbände, auch wenn sie von erfahrenen<br />
Ärzten angelegt werden, sind weniger effektiv und<br />
verursachen mehr Probleme.<br />
Phlebologie 2008; 37: 191–197<br />
LIFE FOR LEGS
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Felix Amsler 1 , Torsten Willenberg 2 und Werner Blättler 2<br />
¹www.amslerconsulting.ch, Schweiz<br />
2 Klinische und Interventionelle Angiologie, Inselspital, Universität Bern, Schweiz<br />
Die Kompressionstherapie des Ulcus cruris venosum:<br />
Eine Metaanalyse von randomisierten Vergleichsstudien<br />
zwischen Verbänden und medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen<br />
(Management of venous ulcers: A meta analysis of randomized studies<br />
comparing bandages with specifically designed stockings)<br />
ZIEL<br />
Auf der Suche nach der optimalen Kompressionstherapie<br />
von venöser Ulcera wurde eine systematische<br />
Beurteilung und Meta-Analyse von randomisierten kontrollierten<br />
Studien (RKS) durchgeführt, in der die Therapie<br />
mit medizinischen Kompressionsstrümpfen (MKS)<br />
mit traditionellen Verbänden verglichen wurde.<br />
METHODE<br />
RKS wurden 6 Quellen entnommen und unabhängig<br />
beurteilt. Der primäre Endpunkt, Anteil geheilter Ulcera<br />
innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, und die sekundären<br />
Endpunkte, Zeitdauer bis zur Heilung und<br />
Schmerzen, wurden mittels Metaanalyse (Cochrane-<br />
Methode) analysiert. Zusätzliche subjektive Endpunkte<br />
wurden qualitativ beurteilt.<br />
ERGEBNIS<br />
Acht RKS (publiziert 1985-2008) erfüllten die vorausdefinierten<br />
Kriterien. Die Datenqualität der Studien war<br />
adäquat und zeigte eine moderate Heterogenität. Die<br />
RKS umfassten 692 Patienten (21-178/Studie, mittleres<br />
Alter 61 Jahre, 56 % Frauen). Analysiert wurden 688<br />
Ulcera, vorhanden 1 Woche - 9 Jahre und 1-210cm 2<br />
gross. Die Beobachtungszeit dauerte 12-78 Wochen.<br />
Figure 1: Comparison of ulcer healing with stockings and bandages<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
www.sigvaris.com<br />
Die Charakteristika von Patienten und Ulcera waren<br />
gleichmässig verteilt in 3 Studien, favorisierten die<br />
MKS-Gruppen in 4 und die Verbandgruppe in 1 Studie.<br />
Angaben zum Andruck von Strümpfen (b-Mass) wurden<br />
in 7 Studien (31-56 mmHg), zum Andruck von Verbänden<br />
in 2 Studien (27-49 mmHg) gemacht. Der Anteil<br />
der innerhalb von 12-16 Wochen geheilten Ulcera<br />
war grösser bei der Behandlung mit MKS (62.7 %)<br />
als mit Verbänden (46.6 %; p < .00001; Fig. 1). Die<br />
durchschnittliche Zeit bis zur Abheilung (7 Studien,<br />
535 Pt) war 3 Wochen kürzer mit MKS (p = .0002).<br />
In keiner Studie waren Verbände besser als MKS.<br />
Schmerz wurde in 3 Studien (219 Pt) untersucht, wobei<br />
sich ein wesentlicher Vorteil der MKS zeigte<br />
(p < .0001). Das Anziehen der MKS war in 92 % der<br />
Patienten problemlos. Wo geprüft, zeigten die subjektiven<br />
und pflegerischen Belange einen Vorteil der MKS.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Verglichen mit Verbänden zeigt die Kompression mit<br />
MKS höhere Heilungsraten, behandelt den Schmerz<br />
besser und ist einfacher zu verwenden.<br />
Journal of Vascular Surgery, 2009 im Druck.<br />
LIFE FOR LEGS
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Werner Blättler 1 , Felix Amsler 2 , Eugenio Brizzio 3 , Helmut Schepers 4 , Torsten Willenberg 1<br />
1 Klinische und Interventionelle Angiologie, Inselspital, Universität Bern, Schweiz<br />
2 www.amslerconsulting.ch, Schweiz<br />
3 Groupo Internacional de la Compresion, Buenos Aires, Argentina<br />
4 Sigvaris Department of Research and Development, Winterthur, Switzerland<br />
ZIEL<br />
Die ambulatorische venöse Hypertonie gilt als Ursache<br />
venöser Ulzerationen. Entsprechend entwickelte sich<br />
die Beinkompression durch Verbände als übliche Therapie.<br />
Dennoch, diese Behandlung ist oft nicht zielführend<br />
– möglicherweise weil sekundäre Phänomene im<br />
Ulcus auf die beim Wickeln erzielten hohen Anpressdrücke<br />
negativ reagieren. Wir analysierten Risikofaktoren<br />
für nicht Heilen, welche geeignet sein könnten<br />
die Kompressionstherapie zu optimieren.<br />
METHODE<br />
Wir untersuchten 3 Strategien: (1) die implizite klinische<br />
Einschätzung der Heilungswahrscheinlichkeit durch einen<br />
erfahrenen Phlebologen, (2) den Wert der Erfassung<br />
objektiver Risikofaktoren und (3) das Vorliegen von Polymorphismen<br />
(SNP) von für die Wundheilung relevanten<br />
genetischen Faktoren. Die Analyse basiert auf 99 Patienten<br />
von 2 klinischen Studien, welche verschiedene<br />
Modalitäten der Kompressionstherapie untersuchten.<br />
RESULTATE<br />
1) Der phlebologische Experte basierte seine Voraussage<br />
auf die Anamnese, die Beschaffenheit des Ulcus,<br />
den Befund der Ultraschalluntersuchung und das Wissen<br />
um die vorgesehene Art der Kompressionstherapie.<br />
Seine Voraussage war korrekt bezüglich Heilen in<br />
61 % und bezüglich nicht Heilen in 81 % der Ulcera.<br />
2) Risikofaktoren für nicht Heilen waren in einer univariaten<br />
Analyse: Patientenalter (p = .032), Ulcusdauer<br />
(p = .005), Rezidivulcus (p = .008), Ulcusgrösse (p = .001),<br />
Oedem (p = .008), Reflux in den tiefen Venen (p = .035),<br />
frühere chirurgische Interventionen (p = .038), und die<br />
Behandlung mit Verbänden anstatt mit medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen [MKS] (p = .021). In einer multi-<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
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LIFE FOR LEGS<br />
Analyse von Risikofaktoren, welche für die Wahl der<br />
Kompressionstherapie des Ulcus cruris von Bedeutung<br />
sein könnten<br />
(Analysis of risk factors relevant to choose compression therapy for<br />
venous ulcers)<br />
variablen Analyse blieb nur die Ulcusgrösse als Faktor<br />
von prädiktivem Wert übrig (p = .002).<br />
3) Die SNP FXIIIV34L und HFEH63D waren voneinander<br />
unabhängig assoziiert mit nicht Heilen (FXIIIV34L:<br />
Prävalenz 48 %, Heilung in 90 Tagen 33 % versus 54 %<br />
für wild type, p = .034; HFEH63D: Prävalenz 29 %,<br />
Heilung in 180 Tagen 35 % versus 63 % für wild type,<br />
p = .010). Patienten mit HFEH63D zeigten eine Ulcusheilung<br />
in 47 % (7 von 15) wenn sie mit MKS und in<br />
21 % (3 von 14) wenn sie mit Verbänden behandelt<br />
wurden. Wild type Ulcera heilten in 66 % respektive<br />
60 %. Der negative Effekt auf die Heilungsrate von<br />
FXIIIV34L war nicht von der Art der Kompression abhängig.<br />
SCHLUSSFOLGERUNG<br />
Die implizite klinische Voraussage der Heilung eines<br />
venösen Ulcus ist nicht perfekt, auch wenn sie von einem<br />
Experten vorgenommen wird. Das Spektrum der üblicherweise<br />
untersuchten Risikofaktoren für nicht Heilen wurde<br />
ergänzt durch die Kompressionstherapie mit Verbänden<br />
anstelle von MKS. Der Voraussagewert der einzelnen<br />
Faktoren ist allerdings beschränkt, weil sie alle<br />
in der Grösse des Ulcus enthalten sind. SNP, welche<br />
eine Rolle spielen bei der Bildung des Fibrin/Kollagen-<br />
Netzes und der Entgiftung des in der Ulcusumgebung<br />
deponierten Eisens, sind als eigentliche Risikofaktoren<br />
identifiziert. Ulcera bei Trägern des SNP<br />
HFEH63D zeigen möglicherweise eine noch schlechtere<br />
Heilungstendenz wenn sie mit Verbänden, als wenn<br />
sie mit MKS behandelt werden. Unsere Unfähigkeit<br />
die Heilungstendenz eines Ulcus voraus zu sagen<br />
zeigt, dass wir die zu Grunde liegenden Pathomechanismen<br />
ungenügend kennen. Immerhin stimmen unsere<br />
Daten mit Meta-analysen überein, welche eine höhere<br />
Heilungsrate mit MKS als mit Verbänden gezeigt haben.
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
S. Wagner, F. Angst, R. Riegel, K. Habich<br />
Vergleich von rund- mit flachgestrickten medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen bei fortgeschrittenem stabilen<br />
Lymphödem der Beine<br />
(Comparison of round with flat knitted medical compression stockings for<br />
the treatment of advanced stable lymphedema)<br />
ZIEL<br />
Beim fortgeschrittenen stabilen Lymphödem werden<br />
flachgestrickte Kompressionsstrümpfe (fKS) rundgestrickten<br />
(rKS) vorgezogen. Wir verglichen das Andruckverhalten<br />
und die Patientenakzeptanz von fKS und rKS in einer<br />
offenen Studie.<br />
METHODE<br />
Zwischen Mai 06 und Juni 09 wurden 26 Patienten<br />
(medianes Alter 52 Jahre, 18 Frauen, medianer BMI<br />
25) mit einem bekannten, bisher meist mit fKS behandelten,<br />
primären oder sekundären Lymphödem (Stadium<br />
II nach Földi 18 Pat., Stadium III 8 Pat.) nach einer<br />
im Mittel 19-tägigen stationären Entstauungstherapie<br />
mit massangefertigten fKS (Elvarex ® ) und rKS<br />
(Sigvaris traditional ® ) der Kompressionsklassen (KK) II-<br />
IV ausgerüstet. Niedrigere KK wurden vorwiegend adipösen<br />
(p = .006) und älteren Menschen (p = .015)<br />
verschrieben. Die Andrücke am Knöchel und an der<br />
Wade wurden mit dem SIGaT ® statisch im Liegen und<br />
Stehen gemessen. Der Quotient von Andruck im Stehen<br />
geteilt durch Andruck im Liegen wurde als Steifigkeitsindex<br />
(SI) bezeichnet. Die Patienten erprobten die<br />
Strümpfe zuhause und dokumentierten ihre Meinung<br />
nach 2-3 Wochen auf visuellen Analogskalen (VAS).<br />
RESULTATE<br />
Die klinisch erwünschten unterschiedlichen Andrücke<br />
liegend<br />
p<br />
stehend<br />
Steifigkeits-<br />
Index (SI)<br />
flachgestrickt<br />
(fKS)<br />
34.8<br />
.009<br />
38.0<br />
B-Mass<br />
p<br />
.691<br />
.137<br />
rundgestrickt<br />
(rKS)<br />
34.1<br />
.311<br />
34.9<br />
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Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
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LIFE FOR LEGS<br />
durch die verschiedenen, nach gleichen Massen angefertigten<br />
Strümpfe wurden in gleicher Weise durch<br />
fKS und rKS erreicht. Die Strümpfe zeigten folgende<br />
Unterschiede: rKS wiesen einen höheren Andruck auf<br />
am C-Mass als fKS, fKS einen höheren Andruck im<br />
Stehen als im Liegen und entsprechend einen höheren<br />
SI als rKS (Tab. 1). Die SI zeigten keine Abhängigkeiten<br />
von der gewählten KK. Der subjektive Fragebogen<br />
wurde nur von 15 Patienten ausgefüllt und ergab<br />
widersprüchliche Resultate. Die Antworten auf VAS zum<br />
Empfinden von Druck (p = .279) und Einfachheit des<br />
Anziehens (p = .129) zeigten eine statistisch nicht signifikante<br />
Tendenz zur Bevorzugung des fKS. 11 von<br />
15 Patienten brauchten lieber weiterhin den fKS als<br />
den neuen rKS (p = .071).<br />
DISKUSSION<br />
Der klinisch erwünschte Anpressdruck wurde von beiden<br />
KS in gleicher Weise erreicht. Eine höhere Steifigkeit<br />
des fKS manifestierte sich nur diskret am B-Mass, nicht<br />
am C-Mass. Die Bedeutung dieser Differenz ist unklar.<br />
Die subjektive Beurteilung ist unzuverlässig wegen der<br />
kleinen Fallzahl. Immerhin scheint die Beurteilung mittels<br />
der relativ objektiven VAS kaum Unterschiede zu ergeben<br />
während die direkte Frage nach der Präferenz<br />
eher zugunsten des schon früher verwendeten fKS beantwortet<br />
wird.<br />
flachgestrickt<br />
(fKS)<br />
27.0<br />
.518<br />
27.6<br />
C-Mass<br />
p<br />
.041<br />
.015<br />
rundgestrickt<br />
(rKS)<br />
29.2<br />
.056<br />
30.7<br />
1.10 0.45 1.02 1.05 .877 1.05<br />
Tab1: Anpressdrücke bei 26 Patienten [mmHg]; Mittelwerte und Signifikanzen der Unterschiede<br />
(t-Test für gepaarte Stichproben)
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Guex J.J.<br />
Erfahrungen von Ärzten und Patienten mit MKS mit einem<br />
Anpressdruck zwischen 20-36 mmHg in Frankreich<br />
(Experiences by doctors and patients of MCS 20-36 mmHg in France)<br />
EINLEITUNG<br />
In Frankreich entsprechen MKS der Klasse 3 einem Anpressdruck<br />
zwischen 20 und 36 mmHg. In diesem<br />
Druckbereich werden Kompressionsstrümpfe und Kompressionsverbände<br />
mit unterschiedlichen technischen Eigenschaften<br />
für ähnliche Indikationen verordnet. Der Arzt<br />
trägt die Verantwortung für die Wahl von Kompressionsklasse,<br />
Marke und Typ. Stehen ihm alle Daten zur Verfügung,<br />
um die richtige Wahl zu treffen? Sind die Empfehlungen<br />
der Berufsverbände und Institute relevant und<br />
werden diese Empfehlungen befolgt? Medizinische<br />
Kompressionsstrümpfe mit einem Anpressdruck zwischen<br />
20 und 36 mmHg werden bei chronischen Erkrankungen<br />
der Vene (chronische Veneninsuffizienz und andere<br />
ernste Erkrankungen) verordnet. Jährlich werden 180.000<br />
Paar Kompressionsstrümpfe mit einem Anpressdruck zwischen<br />
20 und 36 mmHg verkauft. Entspricht diese Zahl<br />
der Anzahl der Patienten in Frankreich, die unter einer<br />
chronischen Veneninsuffizienz leiden? Gibt es noch andere<br />
verfügbare Produkte, die den Erwartungen der verordnenden<br />
Ärzte und der Patienten entsprechen?<br />
METHODEN<br />
Die Umfrage wurde 2007 unter 71 Phlebologen und<br />
188 Patienten, die unter einer Erkrankung der Venen<br />
litten, durchgeführt. Die Ärzte füllten einen Fragebogen<br />
über ihre Verordnungsaktivitäten aus. Anschliessend wurden<br />
188 Patienten befragt, um ihre Meinung zu der Verordnung<br />
und der Wirksamkeit des Produkts zu erfahren.<br />
Diese Umfrage sollte das Verhalten der Ärzte und die von<br />
ihnen gewählte Therapie besser verständlich machen<br />
und gleichzeitig die Wirksamkeit der Behandlung anhand<br />
der Akzeptanz der Patienten beurteilen.<br />
ÄRZTEUMFRAGE<br />
A/ Ergebnisse<br />
1/ Alle befragten Ärzte verordnen medizinische Kompressionsstrümpfe<br />
mit einem Anpressdruck zwischen 20<br />
und 36 mmHg. Durchschnittlich werden etwa 10 Paar<br />
Kompressionsstrümpfe pro Monat verordnet (zwischen<br />
1 und 40 Paar pro Monat).<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
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LIFE FOR LEGS<br />
2/ Die meisten MKS mit einem Anpressdruck zwischen<br />
20 und 36 mmHg werden von Frauen getragen (62 % der<br />
befragten Ärzte). Diese weibliche Dominanz ist angesichts<br />
der Tatsache, dass Venenerkrankungen bei Frauen<br />
wesentlich häufiger auftreten, nicht verwunderlich.<br />
3/ MKS mit einem Anpressdruck zwischen 20 und 36 mmHg<br />
werden ergänzend zu folgenden Therapien eingesetzt:<br />
– Verbände in der Nachsorgebehandlung z.B. nach<br />
chirurgischen Eingriffen<br />
– MKS mit einem Anpressdruck zwischen 15-20 mmHg<br />
nach endovenöser Behandlung und Sklerotherapie<br />
4/ Ödeme:<br />
Bei der Behandlung von Ödemen verordnen die Ärzte<br />
im fortgeschrittenen Stadium Kompressionsverbände,<br />
Kompressionsstrümpfe kommen nach einem Rückgang<br />
des Ödems oder bei anderen ernsten Komplikationen<br />
zum Einsatz.<br />
5/ Postthrombotisches Syndrom<br />
Bei dieser chronischen Erkrankung kommen in 80 % der<br />
Fälle MKS mit einem Anpressdruck zwischen 20 und<br />
36 mmHg zum Einsatz. Wir wissen, dass diese Art von<br />
Kompressionsstrümpfen bei einer Anwendung unmittelbar<br />
nach einer Thrombose das Risiko verringert, dass<br />
der Patient eine tiefe Venen-insuffizienz entwickelt.<br />
6/ Hautveränderungen und Geschwüre<br />
MKS mit einem Anpressdruck zwischen 20 und 36<br />
mmHg eignen sich für die Therapie von Hautveränderungen<br />
und Geschwüren. Bei ernsthafteren Erkrankungen<br />
werden Kompressionsverbände gegenüber medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen bevorzugt.<br />
B/ Anmerkungen<br />
1/ Die Ärzte beziehen sich auf ihre Kenntnisse der physiopathologischen<br />
Grundlage und auf den internationalen<br />
Konsens (Vasa 2003, Anaes 2003)<br />
2/ Es existieren nur unzureichende Verweise auf neue<br />
Behandlungen wie z.B. Lasertherapie, Sklerotherapie,<br />
Radiofrequenztherapie<br />
3/ Alle Ärzte erklären den Patienten die Behandlungsziele,<br />
sie nehmen sich Zeit und setzen verschiedene Hilfs-
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
mittel ein, um die Erkrankung sowie die Behandlung zu<br />
erklären (beispielsweise schriftliche Unterlagen, Beispiele,<br />
Diagramme). Der Behandlungserfolg hängt von der Argumentation<br />
des Arztes ab.<br />
4/ Wahl der Textur: in der Regel geben die Ärzte die<br />
MKS-Marke vor (in 80 % der Fälle). Baumwolle und Mikrofaser<br />
werden gegenüber Naturgummi bevorzugt.<br />
5/ Akzeptanz: Das Anziehen der Strümpfe scheint das<br />
Hauptproblem bei der Gewährleistung einer guten Akzeptanz<br />
zu sein. Die Motivation des Arztes könnte dazu<br />
führen, dass auch der Patient entsprechend motiviert<br />
wird, MKS zu tragen.<br />
PATIENTENUMFRAGE<br />
A/ Ergebnisse<br />
Die CEAP-Klassifizierung dieser Patienten zeigt ein gutes<br />
Rastel D.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Wir berichten über die Ergebnisse einer Umfrage aus<br />
dem Jahr 2007 unter 71 Phlebologen und 188 Patienten<br />
mit Venenerkrankungen. Diese Umfrage hat es ermöglicht,<br />
das Verhalten der Ärzte und die von ihnen gewählte<br />
Therapie sowie deren Auswirkungen auf die Behandlung<br />
und das Urteil der Patienten zu ermitteln. In Anbetracht<br />
des Stellenwerts der EBM sowie der offiziellen<br />
Empfehlungen und Richtlinien ist die Beobachtung, dass<br />
die Phlebologen in Frankreich über angemessene und<br />
geeignete Verordnungen verfügen, sehr beruhigend,<br />
noch zufriedenstellender ist das Ergebnis der Umfrage<br />
angesichts der Anfälligkeit der Patienten, die unter einer<br />
schwerwiegenden Venenerkrankung leiden.<br />
Suchbegriffe<br />
Kompressionstherapie, Akzeptanz, Ärzteumfrage, Patientenumfrage,<br />
Kompression (20 –36 mmHg)<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
www.sigvaris.com<br />
Gleichgewicht hinsichtlich des Status der einzelnen Patienten<br />
(therapeutische Indikationen) und der Kompressionsstufe.<br />
78 % der Patienten zeigen eine gute Akzeptanz,<br />
20 % haben die Behandlung teilweise eingehalten.<br />
Bei 94 % der Patienten wurde der Behandlungszeitraum<br />
verlängert.<br />
B/ Anmerkungen<br />
MKS mit einem Anpressdruck zwischen 20 und 36 mmHg<br />
entsprechen spezifischen CEAP-Situationen (C2 bis C6)<br />
und ernsten Erkrankungen mit TVP und Lymphödemen<br />
am Bein. Die Akzeptanz könnte durch folgende Faktoren<br />
verbessert werden:<br />
– die Fähigkeit des Arztes, Patienten zu überzeugen<br />
– eine Verbesserung des MKS-Designs im Hinblick auf<br />
das Anziehen der Kompressionsstrümpfe<br />
Biomechanische Strumpfeigenschaften von MKS<br />
beim Anziehen<br />
(Biomechanics of MCS donning process)<br />
LIFE FOR LEGS
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Ph. Humbert; A. Elkhyat; T. Lihoreau<br />
CERT: Centre d’Etude et de Recherche sur le Tégument<br />
CHU St Jacques - Frankreich<br />
EINLEITUNG<br />
Die Haut, das grösste und äusserste Organ des menschlichen<br />
Körpers, übernimmt zahlreiche verschiedene Abwehr-<br />
und Regulierungsfunktionen. Der physikalische<br />
Kontakt und die Reibung an der Berührungsstelle zwischen<br />
Haut und Gewebe spielt eine wichtige Rolle dabei,<br />
wie Kunden ein bestimmtes Gewebe in Bezug auf<br />
den Komfort und die Berührung wahrnehmen. Ebenso<br />
wichtig ist dies auch für mechanische Hautirritationen<br />
und Hautverletzungen wie Abschürfungen, Blasen, etc.<br />
Für MKS ist es der Schlüsselfaktor für ein problemloses<br />
Anziehen der Strümpfe. Der Reibungskoeffizient der<br />
Haut ist ein äusserst komplexes Problem. Folgende Faktoren<br />
sind zu berücksichtigen: Hydration, Elastizität,<br />
Mikrorelief und Benetzbarkeit der Haut,… Ziel dieser<br />
Studie ist es, den Reibungskoeffizienten ( ) zwischen<br />
der Haut und fünf MKS-Texturen zu bestimmen.<br />
MATERIALIEN UND METHODEN<br />
15 gesunde Freiwillige im Alter von über 60 Jahren<br />
nahmen an der Studie teil. Nach der Reibung des MKS<br />
auf der Haut wurden folgende Werte beurteilt: Reibungskoeffizient<br />
(µ), Hydrations-Index (HI), transepidermaler<br />
Wasserverlust (TEWL), Mikrorelief der Haut, Elastizität<br />
der Haut und Benetzbarkeit der Haut (θw:<br />
Wasserkontaktwinkel).<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
www.sigvaris.com<br />
LIFE FOR LEGS<br />
Schlüsselparameter des Anziehvorgangs: Hydration,<br />
Scheuern, Reibung, Textur von medizinischen<br />
Kompressionsstrümpfen<br />
(Key parameters of the putting on process: hydration, rubbing, friction,<br />
texture of the MCS (medical compression stocking))<br />
ERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />
Die Haut auf der Fussrückseite war relativ gut hydriert<br />
und wies einen niedrigen TEWL auf. Die angespannte<br />
Position des Fusses während der Messung führte dazu,<br />
dass die Haut ein relativ weiches Muster und eine hohe<br />
Elastizität aufwies. Der θw Wert zeigte an, dass es sich<br />
um eine hydrophobe Stelle handelte, deren mit einer<br />
Metallkugel sehr hoch war. ging bei 4 von 5 Gewebestrukturen<br />
deutlich zurück.<br />
FAZIT<br />
Die Reibung zwischen Haut und Gewebe ist ein sehr<br />
komplexes Zusammenspiel zwischen unterschiedlichen<br />
Parametern des Textilgewebes (z.B. Design/ Morphologie<br />
des Garns, Oberflächenstruktur des Gewebes,<br />
Oberflächenveredelung) und der Hautoberfläche. In<br />
Zukunft sind umfassendere und detailliertere Recherchen<br />
erforderlich, um die Schlüsselfaktoren der Reibung am<br />
Biointerface zwischen Haut und Gewebe näher zu erforschen,<br />
um dazu beizutragen, die Reibungslehre der<br />
menschlichen Haut beim Kontakt mit Textilien zu verstehen.<br />
Unabhängig davon belegt die Studie die Auswirkungen,<br />
die die Beschaffenheit der Textilien auf die<br />
hydrophilen/hydrophoben Eigenschaften hat.
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Dr. E. Le Floch und Dr. D. Rastel.<br />
Die Kompressionstherapie zählt zu den wichtigsten Elementen<br />
in der Behandlungsstrategie von oberflächlichen<br />
Erkrankungen der Vene. Die Kompressionstherapie<br />
mit medizinischen Kompressionsstrümpfen (MKS)<br />
wird in der Regel einer Behandlung mit Kompressionsverbänden<br />
vorgezogen, da sie eine bessere Kontrolle<br />
des ausgeübten Drucks ermöglicht.Dennoch wird die<br />
Behandlung mit MKS von den Patienten häufig nur unzureichend<br />
toleriert, dies ist hauptsächlich auf die Probleme<br />
beim Anziehen und Tragen der MKS sowie auf<br />
zuweilen auftretende Beschwerden zurückzuführen. Um<br />
Lösungen zu finden, die dazu beitragen, die langfristige<br />
Akzeptanz der MKS-Behandlung über einen längeren<br />
Behandlungszeitraum zu erhöhen, der erforderlich<br />
ist, um postthrombotische Syndrome oder schwere<br />
Erkrankungen der Vene zu therapieren, wurden zwei<br />
unterschiedliche Studien durchgeführt.<br />
Erste Studie: Analyse der Körperbewegungen während<br />
des An- und Ausziehens.<br />
Um die ergonomische Beschreibung der Körperbewegungen<br />
zu verbessern, die die Patienten beim An- und<br />
Ausziehen ausführen, wurden morphologische Parameter<br />
und der Ansatz eines Physiotherapeuten in Erwägung<br />
gezogen. Die Muskelaktivitäten wurden mit Hilfe<br />
von elektromyographischen Oberflächenmessungen<br />
untersucht.<br />
Robert Stemmer Library on Compression Therapy<br />
Published under the auspices of the IUP since 2001<br />
www.sigvaris.com<br />
LIFE FOR LEGS<br />
Wie kann man die Akzeptanz der Kompressionstherapie<br />
verbessern (20-36 mmHg)?<br />
– Wie Patienten ihre medizinischen Kompressionsstrümpfe<br />
(MKS) an- und ausziehen und tragen<br />
– Test eines innovativen MKS<br />
(How to improve compliance of compression therapy (20-36 mmHg):<br />
– How patients put on, wear and pull off their medical compression stockings (MCS)<br />
– Testing an innovative MCS)<br />
Zweite Studie: Test eines innovativen MKS<br />
(> 30 mmHg).<br />
Auf Grundlage eines speziell geprüften MKS, der die<br />
tägliche Anwendung dieser Therapie erleichtern soll,<br />
wurde ein Test mit 30 Patienten in unterschiedlichen Situationen<br />
durchgeführt. Das Design dieses neuen medizinischen<br />
Kompressionsstrumpfs basiert auf einem<br />
besseren Verständnis des Anziehvorgangs und der Morphologie<br />
der Patienten: es wurden Garne ausgewählt,<br />
die die Reibung der Strümpfe auf der Haut während<br />
des Anziehens verringern.<br />
Erste Ergebnisse sowie die nächsten Schritte werden<br />
während des Symposiums vorgestellt.
COMPRESSION <strong>BULLETIN</strong> 17<br />
Fax-Anmeldeformular<br />
Name<br />
Bitte um regelmässige, kostenlose Zustellung des «Compression Bulletins»<br />
Vorname<br />
Fachrichtung<br />
Klinik<br />
Strasse<br />
PLZ/Ort<br />
Land<br />
Fax-Nr.<br />
E-Mail-Adresse<br />
Fax +41 (0)71 274 29 27<br />
GANZONI & CIE AG<br />
Gröblistrasse 8, CH-9014 St.Gallen, Tel. +41 (0)71 279 33 66, Fax +41 (0)71 274 29 75<br />
GANZONI FRANCE SA<br />
F-68330 Huningue, Tel. +33 (0)3 89 70 2400<br />
F-42176 St-Just-St-Rambert, Tel. +33 (0)4 77 36 08 90<br />
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