Leseprobe - Verlagsgruppe Bahn
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LESEPROBE<br />
AUF ACHSE<br />
Die Muldentalbahn oder auch die Nebenbahn Glauchau – Rochlitz – Großbothen. Einfahrsignal A des <strong>Bahn</strong>hofs Waldenburg/Sachsen. Eine beleuchtete<br />
Langsamfahrscheibe zeigt an, dass hier nur mit 10 Stundenkilometern gefahren werden darf. Es gibt mehr zu sehen auf dieser Aufnahme<br />
von 1973: Freileitungen, gestrichene Kilometersteine und das Signal mit Negativflügeln. Es wurde in den achtziger Jahren durch ein Lichtsignal<br />
ersetzt. Die senkrechten Gleisstümpfe dienen als Fixpunkte für den <strong>Bahn</strong>meister in der Gleiskrümmung.<br />
„Na Geselle, sind wir heute stark?“<br />
Als Heizer einer 75 5 unterwegs auf der Muldentalbahn<br />
Im Frühjahr 1966 hatte ich während eines Praktikums zur Zeit<br />
meines Studiums in Dresden wieder Gelegenheit in meinem<br />
Heimatort Glauchau im dortigen <strong>Bahn</strong>betriebswerk als Heizer<br />
auf der 75 5 zu fahren. Diesem Praktikum waren schon mehrere<br />
Einsätze als Heizer während der Semesterferien vorangegangen.<br />
Außer der Liebe zur Eisenbahn war die Geldknappheit ein<br />
wichtiger Beweggrund. Der Personallokleiter Eisenreich, in der<br />
Eisenbahnersprache Tagebuchführer genannt, sah solche Dienstleistungen<br />
wegen des Personalmangels sehr gern und plante mich<br />
oft schon für Urlaubsvertretungen ein. Am liebsten fuhr ich auf<br />
der 75er, weil meine Erfahrungen auf den Glauchauer Güterzuglokomotiven<br />
der Baureihe 58 (G 12), was die körperliche<br />
Beanspruchung anbetrifft, nicht die besten waren.<br />
Am 4. April 1966 war ein Tagesdienst eingeteilt, bei dem<br />
ein Leerwagenzug von Glauchau nach Rochlitz und ein beladener<br />
Sandzug von Rochlitz nach Glauchau zu befördern war.<br />
Lokführer war Otto Feustel, ein mir gut bekannter älterer Herr<br />
um die Sechzig. Ein Mensch voller Tatkraft und Humor. Eben<br />
eine andere Generation als ich, so dass es immer beim „Sie“<br />
und „Meister“ zwischen uns blieb. Ich war eben der Geselle.<br />
Otto Feustel konnte den Bw Vorsteher Nerbas täuschend<br />
ähnlich imitieren, indem er eine Aussprache beim Chef zum<br />
Besten gab. Nun war der Vorsteher kein Sachse, sondern vermutlich<br />
ein altgedienter Militär mit einer entsprechend markanten<br />
Aussprache. Ich habe herzlich darüber gelacht.<br />
Zurück zu unserem Zug und der Lok 75 571. Die Fahrt nach<br />
Rochlitz (39,2 km) verlief ohne Besonderheiten. Mit einem<br />
56 BAHN Epoche · Sommer 2012<br />
Karte von 1960