26.11.2013 Aufrufe

Bea rastet nie mehr aus

Eigentlich hatte ich bei der Partnervermittlungsagentur ja nicht wirklich eine Frau gesucht. Ich sah es eher als Joke, den ich mal probieren wollen, hatte aber Bea kennengelernt, und bevor es ernsthaft begonnen hatte, war es schon wieder vorbei. Warum war ich so enttäuscht, als ob mich eine langjährige gute Freundin ver­lassen hätte, obwohl mir selbst noch nicht mal wirklich klar war, ob ich Bea überhaupt lieben würde. Es tat mir weh, äußerst weh, all das mit ihr Verbunde­ne plötzlich zu verlieren. Ob ich sie liebte oder nicht, eine müßige Frage eigent­lich, sie war zum Quell meiner täglichen Lebensfreude geworden. Ihre neckischen E-Mails, waren kein nettes Aperçu. Ich wartete gespannt darauf, und freute mich sie zu beantworten. Gedanken an sie waren immer mit wohlig freudigen Emp­findungen verbunden. Das alles gab es auf einmal nicht mehr, sollte nicht mehr als ein kurzer Traum gewesen sein. Ende Juni erhielt ich eine Ansichtskarte aus Belém in Portugal: „Hallo Chris, ich mache hier Urlaub. Alles total spannend, erlebe es zum ersten mal. Ich hoffe du bist nicht mehr so frech. Deine Bea“. Was hatte das denn zu bedeuten? 'Meine Bea' schickt mir nach fast einem Jahr Funkstille eine Urlaubskarte aus Portugal mit einer lustigen Bemerkung. Mit wem machte sie denn Urlaub? Al­lein doch wohl kaum. Hatte sie jetzt jemanden ohne 'verlogenen Männermist' gefunden? Ihre Tochter, mit der sie zusammen in Urlaub war, habe ihr vorgeschlagen, mir doch eine Karte zu schicken, weil sie doch immer noch von mir träume. Wie bitte? Bea von mir träume? „Bea, ich glaube du willst mich auf den Arm nehmen.“ meinte ich zu ihr. „Nein, nein, Chris, das ist schon so. Vergessen habe ich dich nicht.“ erklärte sie. „Kannst du dir vorstellen, dass ich mich nicht getraut habe.“ Das konnte ich nicht. Sie erklärte mir, ihre Ansicht sei gewesen, dass ich sie für völlig übergeschnappt hielte, was auch zuträfe, und ich mit ei­ner so Durchgedrehten sicher nichts hätte zu tun haben wollen. Der Gedanke habe ihr sehr weh getan, und da habe sie lieber von unseren wenigen schönen Tagen und Erlebnissen geträumt.

Eigentlich hatte ich bei der Partnervermittlungsagentur ja nicht wirklich eine Frau gesucht. Ich sah es eher als Joke, den ich mal probieren wollen, hatte aber Bea kennengelernt, und bevor es ernsthaft begonnen hatte, war es schon wieder vorbei. Warum war ich so enttäuscht, als ob mich eine langjährige gute Freundin ver­lassen hätte, obwohl mir selbst noch nicht mal wirklich klar war, ob ich Bea überhaupt lieben würde. Es tat mir weh, äußerst weh, all das mit ihr Verbunde­ne plötzlich zu verlieren. Ob ich sie liebte oder nicht, eine müßige Frage eigent­lich, sie war zum Quell meiner täglichen Lebensfreude geworden. Ihre neckischen E-Mails, waren kein nettes Aperçu. Ich wartete gespannt darauf, und freute mich sie zu beantworten. Gedanken an sie waren immer mit wohlig freudigen Emp­findungen verbunden. Das alles gab es auf einmal nicht mehr, sollte nicht mehr als ein kurzer Traum gewesen sein. Ende Juni erhielt ich eine Ansichtskarte aus Belém in Portugal: „Hallo Chris, ich mache hier Urlaub. Alles total spannend, erlebe es zum ersten mal. Ich hoffe du bist nicht mehr so frech. Deine Bea“. Was hatte das denn zu bedeuten? 'Meine Bea' schickt mir nach fast einem Jahr Funkstille eine Urlaubskarte aus Portugal mit einer lustigen Bemerkung. Mit wem machte sie denn Urlaub? Al­lein doch wohl kaum. Hatte sie jetzt jemanden ohne 'verlogenen Männermist' gefunden? Ihre Tochter, mit der sie zusammen in Urlaub war, habe ihr vorgeschlagen, mir doch eine Karte zu schicken, weil sie doch immer noch von mir träume. Wie bitte? Bea von mir träume? „Bea, ich glaube du willst mich auf den Arm nehmen.“ meinte ich zu ihr. „Nein, nein, Chris, das ist schon so. Vergessen habe ich dich nicht.“ erklärte sie. „Kannst du dir vorstellen, dass ich mich nicht getraut habe.“ Das konnte ich nicht. Sie erklärte mir, ihre Ansicht sei gewesen, dass ich sie für völlig übergeschnappt hielte, was auch zuträfe, und ich mit ei­ner so Durchgedrehten sicher nichts hätte zu tun haben wollen. Der Gedanke habe ihr sehr weh getan, und da habe sie lieber von unseren wenigen schönen Tagen und Erlebnissen geträumt.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

eine nette Spielerei. Mir fehlte das Zentrum meiner täglichen Freude. Da war<br />

mir klar, dass du dich sehr, sehr tief in mir befinden musstest, aber warum das<br />

dann so ist, weiß man glaube ich <strong>nie</strong>, da kann man sicher nur belanglos<br />

rätseln.“ „Es ist wunderschön, Chris, ich sehe das absolut genau so. Ich bin ja<br />

nicht durchgedreht, weil ich meinen Traum von dir nicht <strong>mehr</strong> haben konnte,<br />

sondern tatsächlich keine Nachrichten von dir <strong>mehr</strong> bekam, und dir schicken<br />

konnte, was ich nicht nur unbedingt brauchte, sondern was ich Idiot absichtlich<br />

selbst zerstört hatte. Mit Träumen hatte das allenfalls über t<strong>aus</strong>end Umwege<br />

vielleicht auch ein wenig zu tun. Ich hatte mir selber das zerstört, was mir<br />

jeden Tag die meiste Freude bereitete. Diese Person in mir konnte ich nicht<br />

ertragen.“ antwortete <strong>Bea</strong> und fuhr fort,“Dass ich jetzt so auf dir liegen und<br />

dich am liebsten verschlingen würde, hättest du, als du mich anriefst,<br />

überhaupt nicht träumen können. Unsere Realitäten sind unseren Träumen<br />

immer weit vor<strong>aus</strong> und völlig überlegen. Was soll ich denn jetzt von dir<br />

träumen? Die Realität ist wunderbar, schöner als jeder Traum. Ich habe gar<br />

keine Lust zu träumen, ich möchte die Wirklichkeit ge<strong>nie</strong>ßen.“<br />

<strong>Bea</strong>s Therapie<br />

Beim Zubereiten des Abendessens erzählte <strong>Bea</strong>, dass sie lernen müsse, ihre<br />

tatsächlichen Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen, und ihnen entsprechende<br />

Gewichtung in ihrem Leben zu verschaffen. Den Professor, bei dem sie jetzt in<br />

Behandlung sei, habe ihr ihre Tochter besorgt. In der Psychiatrie habe man sie<br />

völlig tot therapiert. Man habe alles vermutet von Borderline, über Dissoziative<br />

Persönlichkeit und habe sich letztlich auf Schizophrene Phasen geeinigt. Als sie<br />

völlig hinüber gewesen sei, habe man sie entlassen. Ihre Tochter habe vor Wut<br />

und Entsetzen die Ärzte der Psychiatrie verklagen wollen, sich dann aber informiert<br />

und ihr diesen Professor besorgt. Er habe sie erst mal wieder zum Leben<br />

erweckt, und alle Mutmaßungen <strong>aus</strong> der Psychiatrie verworfen. Sie mache jetzt<br />

eine Gesprächstherapie und zusätzlich eine Analyse. Darüber hin<strong>aus</strong> habe sie<br />

noch in Abständen Besprechungen mit dem Professor. Das gefalle ihr alles sehr<br />

gut, aber das sei eigentlich gerade ihr zentrales Problem. Sie habe <strong>nie</strong> gemerkt,<br />

was ihr eigentlich überhaupt nicht gefallen habe, sondern sie habe immer<br />

gemeint, alles sei prima. Sie habe vielleicht eine viel zu glückliche, harmonische<br />

Kindheit gehabt. Ganz deutlich geworden sei ihr das an ihrer Schulzeit.<br />

Sie habe in der Schule alles als gut empfunden, und könne nicht sagen, dass<br />

sie Aversionen gegen irgendein Fach entwickelt habe, privat für sich habe sie<br />

aber etwas völlig anderes gemacht. Sie habe viel und gern gelesen, und sich<br />

damit die Welt erobert. Kunstbücher habe sie sich gern angeschaut, und sich<br />

mit der Entwicklung von Wahrnehmung und Darstellung beschäftigt. Musik hören<br />

und Opern besuchen seien Lieblingsbeschäftigungen von ihr gewesen. Und<br />

für's Anziehen, nicht dafür, dass sie gängigen Vorstellungen entsprechend chick<br />

<strong>aus</strong>sehe, sondern eher Modedesign abseits des domi<strong>nie</strong>renden Mode-Hypes,<br />

habe sie sich sehr interessiert. Dass das alles mit Mathe, Physik oder Latein<br />

überhaupt nichts zu tun habe, hätte sie nicht gestört. Sie habe immer alles<br />

brav gemacht, gute Zensuren bekommen, und gemeint, sie habe Interesse<br />

daran. Wenn alles geregelt war, und es keine Unstimmigkeiten gab, war ich der<br />

<strong>Bea</strong> <strong>rastet</strong> <strong>nie</strong> <strong>mehr</strong> <strong>aus</strong>- Seite 19 von 29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!