26.11.2013 Aufrufe

Madleine und mein Freund Manni

Als wir eines Morgens mal wieder eine kleine Pause auf einer Parkbank eingelegt hatten, schaute sie mich tief an und sagte: „Nu küss mich doch mal endlich.“ Mich quälte es. Madleine war immer Mannis Frau gewesen. Grundsätzlich, bei aller Sympathie die ich für sie hatte. Obwohl ich Madleine als attrak­tive Frau wahrnahm, ihr Äußeres mir sehr gefiel, löste es nie irgendeine Art von erotischen oder sexuellen Assoziationen aus. Mein Unbewusstes hatte festgelegt, dass Madleine nicht als Frau, als geschlechtliches Wesen femininer Art in meinem Bewusstsein in Erscheinung treten sollte, sondern nur als die Frau meines Freundes, Manni. Was sollte ich ma­chen? Sie küssen weil sie es gern wollte. Nein das machte ich Madleine gegen­über nicht. „Ich kann das nicht, Madleine.“ sagte ich und wollte ihr wortreich erklären, warum nicht. Madleine stand auf. Sie wollte anscheinend nichts hö­ren. Nach einiger Zeit begann sie über etwas anderes zu sprechen. Am nächs­ten Morgen kam sie nicht zum Spazierengehen und rief auch nicht vorher an. Zum Frühstück erschien sie aber. Am darauffolgenden Morgen das Gleiche. „Madleine, wir haben offensichtlich Familienstreit, oder wie siehst du das?“ fragte ich sie bei Udo. Ich bekam mein liebstes Lächeln. Milde, verstehend und wunderschön mit den kleinen ge­schwungenen Fältchen neben ihren Augen. „Hieltest du es für völlig falsch, wenn wir versuchten, die Dissonanzen zu bereinigen?“ fragte ich nach. Wieder das Lächeln und ein langgezogenes „Nöh.“, als ob es sie nur marginal berühre. Ich sah es aber eher als Scherz und schlug vor, morgen früh an der Regatta­bahn darüber zu reden. Mit einem „Mm-Mm“ und Kopfschütteln wies sie mei­nen Vorschlag zurück. „Wo denn?“ wollte ich wissen. „Bei dir“ legte sie katego­risch fest. „Und wann?“ erkundigte ich mich nach ihren Vorstellungen. „Jetzt gleich, anschließend“ erfuhr ich.

Als wir eines Morgens mal wieder eine kleine Pause auf einer Parkbank eingelegt hatten, schaute sie mich tief an und sagte: „Nu küss mich doch mal endlich.“ Mich quälte es. Madleine war immer Mannis Frau gewesen. Grundsätzlich, bei aller Sympathie die ich für sie hatte. Obwohl ich Madleine als attrak­tive Frau wahrnahm, ihr Äußeres mir sehr gefiel, löste es nie irgendeine Art von erotischen oder sexuellen Assoziationen aus. Mein Unbewusstes hatte festgelegt, dass Madleine nicht als Frau, als geschlechtliches Wesen femininer Art in meinem Bewusstsein in Erscheinung treten sollte, sondern nur als die Frau meines Freundes, Manni. Was sollte ich ma­chen? Sie küssen weil sie es gern wollte. Nein das machte ich Madleine gegen­über nicht. „Ich kann das nicht, Madleine.“ sagte ich und wollte ihr wortreich erklären, warum nicht. Madleine stand auf. Sie wollte anscheinend nichts hö­ren. Nach einiger Zeit begann sie über etwas anderes zu sprechen. Am nächs­ten Morgen kam sie nicht zum Spazierengehen und rief auch nicht vorher an. Zum Frühstück erschien sie aber. Am darauffolgenden Morgen das Gleiche. „Madleine, wir haben offensichtlich Familienstreit, oder wie siehst du das?“ fragte ich sie bei Udo. Ich bekam mein liebstes Lächeln. Milde, verstehend und wunderschön mit den kleinen ge­schwungenen Fältchen neben ihren Augen. „Hieltest du es für völlig falsch, wenn wir versuchten, die Dissonanzen zu bereinigen?“ fragte ich nach. Wieder das Lächeln und ein langgezogenes „Nöh.“, als ob es sie nur marginal berühre. Ich sah es aber eher als Scherz und schlug vor, morgen früh an der Regatta­bahn darüber zu reden. Mit einem „Mm-Mm“ und Kopfschütteln wies sie mei­nen Vorschlag zurück. „Wo denn?“ wollte ich wissen. „Bei dir“ legte sie katego­risch fest. „Und wann?“ erkundigte ich mich nach ihren Vorstellungen. „Jetzt gleich, anschließend“ erfuhr ich.

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immer von der Ungeheuerlichkeit ihrer Verliebtheitsentwicklung fasziniert<br />

bleiben, versuchte dies auch jetzt zu vermitteln <strong>und</strong> erzeugte dadurch nicht<br />

nur nachhaltigen Eindruck, sondern auch die lustigsten Diskussionen <strong>und</strong><br />

Kommentare.<br />

Als wir ins Bett gingen, legte <strong>Madleine</strong> sich an mich <strong>und</strong> ihren Kopf auf <strong>mein</strong>e<br />

Schulter. Ich streichelte ihr Haar <strong>und</strong> ihre Wange <strong>und</strong> merkte, wie sich <strong>mein</strong>e<br />

Schulter befeuchtete. „Ich weiß es nicht.“ sagte sie zum Gr<strong>und</strong> ihrer Tränen,<br />

„Traurig bin auf keinen Fall. Ob es ein Glück ist, das zu groß ist für <strong>mein</strong> gewöhnliches<br />

Fassungsvermögen. Glück ist es ganz bestimmt, aber es ist auch<br />

noch etwas anderes. Ich sehe dabei auch <strong>mein</strong> ganzes Leben. Wie ein Ultrakurzfilm<br />

zeigt es sich. Ob wir immer <strong>und</strong> heute auch noch so glücklich gewesen<br />

wären, wenn ich bei dir damals in der Schule nicht das Handtuch geworfen hätte?<br />

Was <strong>mein</strong>st du?“ fragte <strong>Madleine</strong>. „Ich könnte darauf etwas Dummes antworten,<br />

aber alle Antwortversuche dazu würden dumm sein, weil es eine Frage<br />

ist, die niemand beantworten kann. Vielleicht willst du dass ja auch gar nicht<br />

wissen, sondern nur sagen, dass du doch ein bisschen traurig bist, weil du deinen<br />

Kopf nicht schon vor dreißig Jahren auf <strong>mein</strong>e Schulter legen konntest. Im<br />

Nachhinein finde ich es auch sehr schade. Nur wir können nicht zurückreisen.<br />

Wir werden alles nachholen müssen. Sehr, sehr vieles haben wir noch nachzuholen.“<br />

<strong>mein</strong>te ich dazu. <strong>Madleine</strong> hob ihren Kopf, lächelte <strong>und</strong> wir küssten<br />

uns. „Weihnachten muss das wohl so sein. Alles nur Frohe Botschaften.“ sinnierte<br />

<strong>Madleine</strong> noch, als sie sich wieder zum Einschlafen an mich kuschelte.<br />

Weihnachtsspaziergang<br />

Gegen elf Uhr kamen auch die letzten aus den Federn gekrochen. Die anderen<br />

hatten schon lange diskutiert, ob ein Weihnachtsspaziergang doch noch nötig<br />

<strong>und</strong> sinnvoll sei. Mit Pascal <strong>und</strong> Lucia, die zu berücksichtigen forderte, dass sie<br />

auch nicht mehr die Jüngste sei, begann die Diskussion erneut. Auch wenn<br />

man einsah, dass frische Luft <strong>und</strong> ein wenig Bewegung an diesem w<strong>und</strong>erschönen<br />

klaren Weihnachtsmorgen überhaupt nicht falsch sein könnten, schien den<br />

Physiologien <strong>und</strong> Emotionen ein gemächliches Verharren bei Kaffee, kleinen<br />

Häppchen <strong>und</strong> launigen Gesprächen am Küchentisch näher zu liegen. „Was soll<br />

das denn für einen Tag werden? Mir kommt es so vor, als ob wir bis heute<br />

Abend hier so sitzen bleiben wollten.“ beschwerte ich mich <strong>und</strong> veranlasste alle<br />

sich zu erheben. Luca erklärte mir beim Spazierengehen, das ihn alles sehr<br />

nachdenklich mache. „Ich freute mich, Silke alles bei mir zu Hause zeigen zu<br />

können. Sie war ja noch nie in der Schweiz. Was habe ich mir dabei eigentlich<br />

gedacht. 'Sie wird staunen <strong>und</strong> etwas bew<strong>und</strong>ern, das ich ihr gezeigt habe, das<br />

zu mir gehört.' Das sie mich dafür bew<strong>und</strong>ern wird, werde ich wohl empf<strong>und</strong>en<br />

haben. So ein Mensch will ich überhaupt nicht sein. Im Prinzip ist es ja nichts<br />

anderes, als wenn du von deiner Fre<strong>und</strong>in Zuneigung erwartest, weil du so ein<br />

dickes Auto hast. Natürlich würde ich sie gerne wissen lassen, wo ich herkomme,<br />

aber ich verstehe jetzt, warum sie unbedingt nach Hause wollte. Euer Zusammenleben<br />

<strong>und</strong> wie ihr miteinander umgeht, hat mich vom ersten Moment<br />

an fasziniert. Ich kannte so etwas nicht <strong>und</strong> wusste nicht, was es für mich be-<br />

<strong>Madleine</strong> <strong>und</strong> <strong>mein</strong> Fre<strong>und</strong> <strong>Manni</strong> – Seite 25 von 28

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