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Verbotene Götter

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Aha, dachte Sigma grimmig, es geht los. Jetzt nur nicht klein beigeben. Er setzte sich aufrecht auf<br />

seine Pritsche und blickte dem Fremden geradewegs ins Gesicht. In der fahlen, weichen Haut traten<br />

die wässrigen, blassen Augen glotzend hervor, wie die eines toten Fisches. Die spärliche, schwarze<br />

Haarpracht lag elegant gekämmt über dem knochigen Schädel. Der Mund war nicht mehr als ein<br />

blass-roter Strich und am Kinn sprießten ein paar spärliche Haare, die mit aller Kraft den Anspruch<br />

erhoben, ein Bart zu sein. Etliche goldene Ringe mit verschiedenen Sigeln blinkten an den<br />

schlanken, knochigen Fingern der gefalteten Hände. Er blickte Sigma durchdringend an, als Suche<br />

er etwas in den Zügen des jungen Klerikers.<br />

„Ich bin Magistrat Remus“, stellte er sich schließlich vor. Seine Stimme klang oberflächlich und<br />

triefte vor Verachtung.<br />

„Du wirst der Ketzerei und Teufelsanbetung beschuldigt. Was hast du dazu zu sagen?“<br />

Sigma war sich ziemlich sicher, dass Remus es nicht wirklich interessierte. Der sah ihn<br />

vermutlich schon am Galgen baumeln. Oder schlimmer: unten in der Arena mit der wilden Bestie.<br />

„Ich bin mir keiner Schuld bewusst“, antwortete er mit fester Stimme.<br />

„Willst du etwa leugnen, dass du zu dem Tyrann Thalos betest, dem verbotenen Gott?“<br />

Ohne seine Antwort abzuwarten fuhr er gebieterisch fort.<br />

„Dein Glaube beleidigt den unseren! Das dulden wir nicht in unserer Stadt! Aufrührer sind hier<br />

nicht gern gesehen, vor allem nicht in diesen Zeiten! Du hättest besser daran getan, einen großen<br />

Bogen um unsere Mauern zu machen!“<br />

Unverhohlener Hass bohrte sich in seinen Blick, den er Sigma zuwarf.<br />

„Was willst du in Gronheim? Suchst du nach den alten Heiligtümern?“<br />

Sigma horchte auf. Sie wussten davon. Das konnte nur bedeuten, dass sie auch danach suchten.<br />

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, antwortete er kalt. „Meine Angelegenheiten sind meine<br />

Sache.“<br />

Der Magistrat bebte vor Zorn.<br />

„Hör mir zu, hör gut zu. Ich werde die Antworten aus dir herausschneiden, wenn es nötig ist. Bist<br />

du gekommen, um sein Werk zu vollenden?“<br />

Sigma blickte dem Frostmenschen fest in die Augen. Ein wahnsinniges Funkeln trat ihm ins<br />

Gesicht.<br />

„So ist es“, flüsterte er. „Der Fürst der Kälte wird sich erheben. Und alle seine Feinde werden<br />

fallen. Ihr seid die ersten. Ich kann es sehen. Gronheim steht in Flammen. Es brennt lichterloh. Und<br />

ihr seid alle Tod. Die Straßen sind schwer von Leichen. Das Blut fließt in Strömen durch die<br />

Gassen. Es gibt kein Morgen mehr für euch!“<br />

Furcht trat in die Augen des Magistraten. Ungeahnte Todesangst. Er wich einige Schritte zurück.<br />

Taumelte gegen die Wand. Die Wachen waren wie versteinert. Sigma lachte kalt.

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