Die Stufe 137
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Geothermie-Exkursion<br />
Wir besichtigen das erste Erdwärme-Kraftwerk Deutschlands für industrielle<br />
Zwecke in Landau. Es fördert aus ungefähr 3 km Tiefe 160°C heißes<br />
Wasser und produziert damit 3 MW Strom.<br />
Für die jugendgerechte Führung ist keinerlei Vorbildung nötig. Zugleich<br />
ist es eine einmalige Gelegenheit, in Zeiten steigender Ölpreise sich mit<br />
erneuerbaren Energien zu befassen. Uns erwartet ein interessanter Freitag<br />
Nachmittag, vielleicht auch mit anschließendem „noch was trinken gehen“<br />
in Stuttgart.<br />
Weitere Infos gibt’s auf auf Seite 29.<br />
Termin:<br />
12.09.2008, 17 - 19 Uhr<br />
Ort:<br />
Geothermiekraftwerk Landau<br />
Teilnehmer: mindestens 15<br />
Leitung und Infos: Katja Hannig, Tel. 07472 949494, kaeddl82@web.de<br />
100 % Direktsaft von<br />
heimischen Streuobstwiesen<br />
ohne Zuckerzusatz<br />
Frei von Konservierungsstoffen<br />
Apfelsaftwochen der<br />
Schwäbischen Albvereinsjugend<br />
Helft mit unsere Streuobstwiesen zu erhalten und stellt euren eigenen<br />
Apfelsaft her. Auch Birnen dürfen verwendet werden, nur kein Zucker und<br />
keine Konservierungsstoffe! Alle Gruppen, die eine Aktion planen,<br />
können sich auf der Jugendgeschäftsstelle anmelden. Gebt uns die Anzahl<br />
der benötigten Etiketten an. Wir schicken euch Etiketten für eure<br />
Saftflaschen zu.<br />
Viel Spaß beim Äpfel lesen!<br />
Termin: 20.09. - 05.10.2008<br />
Ort:<br />
bei dir vor Ort<br />
Teilnehmer:<br />
deine SAVJ-Jugendgruppe<br />
Infos: Jugendgeschäftsstelle, Tel. 0711 22585-28,<br />
info@schwaebische-albvereinsjugend.de und auf<br />
www.schwaebische-albvereinsjugend.de<br />
13.09.2008 GO FOR GOLD-VOM GOLDBERG ZUM SILBERBERG ++ 14.09.2008 DER HIRSCH 26.09. -<br />
RÖHRT! ++ 28.09.2008 OUTDOOR-ERSTE-HILFE-KURS ++ 11.10. BIOENERGIEDORF<br />
MAUENHEIM ++ 18.10. LANDSCHAFTSPFLEGETAG STROMBERG ++ 19.10. SPORTLICHE<br />
HERBSTWANDERUNG ++ 11.10. - 12.10.2008 JUGENDVERTRETERVERSAMMLUNG IN DER JH BLAUBEU-<br />
BLAUBEUREN ++ 14.11. - 16.11.2008 JUNGES WANDERN ++ 22.11. - 23.11. JUNIOR-JUGENDLEITER ++<br />
REN14.11. - 16.11.2008 JUNGES WANDERN ++ 22.11. - 23.11.2008 unior-Jugendleite<br />
A<br />
U<br />
S<br />
B<br />
L<br />
I<br />
C<br />
K<br />
Sommer 2008 Nr. <strong>137</strong><br />
www.s-alb.org<br />
www.schwaebische-albvereinsjugend.de<br />
GEBALLTE INFOS für Aktive und Interessierte<br />
Im Brennpunkt -<br />
Druck und Papier<br />
JUGSNEWS -<br />
Neue Jugendordnung<br />
JUGSNEWS -<br />
Personalwechsel auf der JGS<br />
Aktives Vereinsleben -<br />
<strong>Die</strong> Gotthard-Bezwinger
EDITORIAL ............................................................... 3<br />
IM BRENNPUNKT<br />
Das Papier ................................................................ 4<br />
Papierformate und die DIN-Norm...................................5<br />
Druckmaschinen - wie funktionieren die?................... 8 - 14<br />
STUFE intern<br />
I N H A L T<br />
AKTIVES VEREINSLEBEN<br />
<strong>Die</strong> Gotthard-Bezwinger........................................25 - 30<br />
Der neue Familienbeirat stellt sich vor............................30<br />
Gewinner Landesfest Tübingen..................................... 31<br />
Geothermie........................................................ 31 - 32<br />
Osterfreizeit........................................................32 - 33<br />
Rollende Hecken am Tatort Teck............................. 33 - 34<br />
Kurz notiert vom Fuchsfarm-Festival<br />
DAS VORLETZTE<br />
DAS VORLETZTE<br />
Kurz notiert vom Fuchsfarmfestival................................35<br />
TIPPS<br />
Edelfrauengrab und Karlsruher Grat.........................15 - 18<br />
Buchtipp.................................................................. 19<br />
JUGSNEWS<br />
Verabschiedung und Begrüßungen.......................... 20 - 21<br />
die neue Jugendordnung.............................................22<br />
Landesjugendplan und Gesetze die euch betreffen........... 23<br />
JugendvertreterInnenversammlung............................... 24<br />
Verabschiedung Dirk.................................................. 24<br />
I M P R E S S U M<br />
STUFE<br />
Herausgeber:<br />
Deutsche Wanderjugend im<br />
Schwäbischen Albverein<br />
Hospitalstr. 21 B<br />
70174 Stuttgart<br />
Fon: 0711 22585-74<br />
Fax: 0711 22585-94<br />
Redaktion (V.i.S.d:P.):<br />
Chrisitan Bendig<br />
Geschwister-Scholl-Str. 39<br />
73732 Esslingen<br />
E-Mail: stufe@schwaebischealbvereinsjugend.de<br />
Redaktionsteam:<br />
Christian Bendig, Florian Engster, Holger Hendel, Kerstin<br />
Hermann, Lebrecht Geng, Uli Scheuermann, Germar Schulte-Hunsbeck,<br />
Sonja Ulmer<br />
Layout: Germar Schulte-Hunsbeck, Werbekontor Lärz<br />
Freie und feste Mitarbeiter sind im Redaktionsteam herzlich<br />
willkommen. Zuschriften, Anfragen, Artikel und Manuskripte<br />
bitte an die Redaktion. Sie sollten nicht länger als eine,<br />
max. zwei DIN A4 Seiten lang sein, ansonsten behält sich die<br />
Redaktion Kürzungen vor. Leserbriefe sind erwünscht! Wir<br />
freuen uns, wenn Zeichnungen, Dias oder Fotos dabei sind.<br />
Beiträge werden nur berücksichtigt, wenn sie auf Disketten ,<br />
CD oder E-Mail vorliegen. Elektronische Bilder bitte mit<br />
mind. 1 Million Pixel.<br />
(c) Rainer Wittmann / pixelio<br />
Leserbriefe, Berichte und Artikel, die mit dem Namen<br />
des Autors gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion oder des Jugendbeirats<br />
wieder.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Stufe</strong> erschient viermal jährlich und kann auf der<br />
Jugendgeschäftsstelle der Albvereinsjugend angeordert<br />
werden. <strong>Die</strong> Zeitschrift wird an die Bezieher<br />
unentgeltlich abgegeben.<br />
Auflage: 1.500 Stück<br />
Druck: Druckerei Domrös, Markgröningen<br />
Papier: Recycling-Papier, chlorfrei gebleicht<br />
Redaktionsschluss:<br />
Frühling 20.01.08 Herbst 20.07.08<br />
Sommer 20.04.08 Winter 20.10.08<br />
<strong>Die</strong> Jugendmitgliederversammlung wählte folgende<br />
Delegierte:<br />
Katharina Allmendinger,<br />
OG Schlierbach, Teck-Neuffen-Gau<br />
Jan Brock,<br />
OG Bodelshausen, Zoller-Gau<br />
Daniel Gabel,<br />
OG Weissach, Rems-Murr-Gau<br />
Jenny Glück,<br />
OG Schlierbach, Teck-Neuffen-Gau<br />
Florian Hipp,<br />
OG Wolfschlugen, Esslinger-Gau<br />
Jule Krause,<br />
OG Neuhausen, Esslinger-Gau<br />
Kai Schauerhammer,<br />
OG Korntal-Münchingen, Stuttgarter-Gau<br />
Lena Schleger,<br />
OG Mainhardt, Hohenloher-Gau<br />
Bernadette Späth,<br />
OG Wilflingen, Donau-Bussen-Gau<br />
Heike Leukart und Karen Schray scheiden aus dem<br />
Jugendbeirat aus. Ihre Nachfolger sind<br />
Sebastian Fischer,<br />
OG Mainhardt, Hohenloher Gau.<br />
Franziska Jörg,<br />
OG Gundelfingen, Donau-Bussen-Gau.<br />
Ein ausführlicher Bericht über das FuFaFe folgt in der<br />
nächsten STUFE.<br />
2<br />
35
EDITORIAL<br />
<strong>Die</strong> technische Entwicklung von Druck und Papier hat das Gesicht der Albvereinsjugend<br />
in den vergangenen Jahren verändert. Einfarbiger Druck auf grauem<br />
Papier für Flyer, Briefpapier, <strong>Stufe</strong> und Jahresprogramm sind passé. Vierfarbdruck<br />
auf modernem umweltfreundlichem Papier ist bezahlbar geworden und gibt unseren<br />
Publikationen ein modernes Aussehen.<br />
Das Editorial in der <strong>Stufe</strong> ist dem Hauptjugendwart vorbehalten. Ich schreibe nun<br />
bereits seit 4 Jahren dieses Vorwort. Das bedeutet, dass meine Amtszeit mit diesem<br />
Editorial endet. <strong>Die</strong>s möchte ich zum Anlass nehmen und auf meine Schwerpunkte<br />
der letzten 4 Jahre zurückblicken. Hierbei möchte ich insbesondere auf die Stichworte<br />
Finanzen, Dialog, Qualität und Leitbild eingehen.<br />
Stichwort Finanzen: Als Schwabe und Banker lege ich großen Wert auf einen<br />
verantwortungsvollen Umgang mit den Vereinsfinanzen. Durch umsichtiges Wirtschaften ist es uns gelungen<br />
in den letzten Jahren stets den Haushaltsansatz strikt einzuhalten. Trotzdem wurden wichtige Investitionen<br />
in die Infrastruktur und damit Zukunft unserer Jugendarbeit vorgenommen.<br />
Stichwort Dialog: Der Schwäbische Albverein ist ein sehr großer Verein. Würde man ihn als reinen<br />
Sportverein betrachten, wäre er nach Bayern München der zweitgrößte in Deutschland. <strong>Die</strong> Größe des<br />
Vereines bringt es mit sich, dass selbst auf zentraler Ebene, viele Gliederungen und Gruppierungen ihr<br />
Eigenleben führen. Daher ist es mir ein besonderes Anliegen als Hauptjugendwart einen permanenten<br />
Dialog und konstruktive Zusammenarbeit zu fördern. Ich denke, dass ich heute von einer guten<br />
Zusammenarbeit mit Jugendbeirat, Vorstand, Arbeitskreis Fuchsfarm, dem Kulturbereich, dem Familienbereich<br />
und den Freizeitteams sprechen kann. <strong>Die</strong>s endet nicht beim Albverein, ein reger Austausch mit<br />
der Jugend im Schwarzwaldverein und der Deutschen Wanderjugend ist gleichfalls gegeben.<br />
Stichwort Qualität: Jugendarbeit beim Schwäbischen Albverein ist mehr als reiner Zeitvertreib für<br />
Jugendliche und Kinderbetreuung. Unser Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitgestaltung<br />
zu bieten. In den vergangenen Jahren hat sich deshalb viel in Punkto Qualität der Außendarstellung,<br />
organisatorische Qualität unserer Veranstaltungen und inhaltlicher Qualität getan. Zur Außendarstellung<br />
möchte ich beispielsweise das einheitliche und zielgruppengerechte Erscheinungsbild von<br />
<strong>Stufe</strong>, Jahresprogramm, Internet, Publikationen und Werbematerialien nennen. Zur Verbesserung der<br />
organisatorischen Qualität wurden Befragungen von ehrenamtlichen Mitarbeitern und Freizeitteilnehmern<br />
durchgeführt und Maßnahmen daraus abgeleitet. In Bereich der inhaltlichen Arbeit haben wir uns<br />
vor allem mit unserem Leitbild beschäftigt.<br />
Stichwort Leitbild: Über die zahlreichen Aktivitäten rund um unsere Leitbildthemen wurde in den vergangen<br />
<strong>Stufe</strong>n berichtet. <strong>Die</strong>ses Projekt ist sicherlich das Umfangreichste meiner Amtszeit. Ich denke,<br />
dass es uns bereits jetzt nach der Halbzeit gelungen ist, unseren Mitarbeitern und Mitgliedern deutlich<br />
eindringlicher zu vermitteln wofür die Albvereinsjugend steht.<br />
Auch wenn die Aufgabe des Hauptjugendwartes sehr zeit- und arbeitsintensiv ist, so hat sie mir bislang<br />
doch sehr viel Freude bereitet. Immer leicht und angenehm war’s nicht, unterm Strich überwiegen<br />
jedoch die positiven Erinnerungen und Erfolgserlebnisse.<br />
Ich habe daher auf dem FuFaFe für eine weitere Amtszeit kandidiert, wobei ich mir vorbehalten werde,<br />
bei geregelter Nachfolge auch vor Ablauf der nächsten 4 Jahre aufzuhören. Zu tun gibt es kurz-, mittelund<br />
langfristig noch vieles. Kurzfristig beispielsweise die Einarbeitung des neuen Teams auf der JGS,<br />
mittelfristig eine noch intensivere Zusammenarbeit mit dem Kultur- und Familienbereich,<br />
sowie die Zeit nach den Leitbildmottojahren. Langfristig gilt es<br />
eine stetige Mitgliederentwicklung bei immer weniger Kinder- und Jugendlichen<br />
im Vereinsgebiet zu sichern. Dabei spielen beispielsweise Kooperationen<br />
mit Schulen eine zentrale Rolle. Ich freue mich, die anstehenden Aufgaben<br />
gemeinsam mit euch anzupacken.<br />
Heiko Herbst<br />
Hauptjugendwart<br />
3
IM BRENNPUNKT<br />
IM BRENNPUNKT<br />
Das Papier<br />
(grichisch:pápyros, lateinisch: papyrum)<br />
Hier*) ist zu Papier gebracht**),<br />
wie Papier heut’ wird gemacht<br />
und wie es auf dieser Welt<br />
früher wurde hergestellt.<br />
Doch erst einmal fragen wir,<br />
was ist eigentlich Papier?<br />
*) in dieser STUFE **) Redewendung für aufschreiben<br />
Definition<br />
Papier ist ein flächiger Werkstoff, der heute auf die<br />
vielfältigsten Arten und für die vielfältigsten Zwecke hergestellt<br />
wird. Vorläufer des Papiers ist ein aus Rindenbast<br />
hergestellter Stoff, der beschrieben werden konnte (Tapa<br />
-> Tapete). <strong>Die</strong> Griechen und Römer verwendeten dazu<br />
die Blätter der Staude Papyrus. Von dieser Staude hat<br />
das Papier seinen Namen.<br />
Bei den Chinesen war schon um den Beginn unserer<br />
Zeitrechnung die Herstellung von Papier bekannt. Um<br />
105 n. Chr. erfanden dann die Chinesen die Herstellung<br />
von Papier aus Textilabfällen, den sogenannten<br />
„Hadern“. Von China aus verbreitete sich die Papierherstellung<br />
im 7. und 8. Jahrhundert n.Chr. nach Korea und<br />
Japan. Seit 1276 wird Papier in Italien hergestellt. Erst<br />
über hundert Jahre später, nämlich im Jahr 1390 folgte<br />
Deutschland (1. Papier-Mühle in Nürnberg), 1494 England<br />
und 1565 Russland.<br />
Zusammensetzung<br />
Grundsätzlich setzt sich Papier aus Fasern, Hilfsstoffen<br />
und Wasser zusammen.<br />
Papier besteht heute zu 60 bis 95% aus mechanisch<br />
oder chemisch gereinigten und zur Verarbeitung vorbereiteten,<br />
sehr fein zerkleinerten, meist pflanzlichen<br />
Fasern, die in einer chemisch-wässrigen Aufschwemmung<br />
miteinander verbunden sind. <strong>Die</strong>se „Suspension“<br />
(nicht „Suspensorium“!) wird nach Zusatz von Hilfsstoffen<br />
auf Sieben entwässert, verfestigt und in Blattform<br />
gebracht. Genaueres und sehr Interessantes über die<br />
Herstellung von Papier könnt ihr ebenfalls in dieser<br />
STUFE lesen!<br />
Neben pflanzlichen Fasern aus Zellstoff, Holzstoff,<br />
oder Hadern (Baumwolle, Leinen, Hanf, Ramiefasern (für<br />
Banknoten- und Dokumentenpapier)) werden selten<br />
auch tierische (Wolle für Löschpapier usw.), mineralische<br />
(Glasfasern, Schlackewolle usw. z.B. für Spezialpapier<br />
mit hoher Wärmebeständigkeit) oder synthetische Fasern<br />
(z.B. Polyäthylenfasern) verwendet.<br />
Altpapier als Sekundärfaserstoff ist mengenmäßig die<br />
wichtigste Faserstoffquelle für die Herstellung von Papier.<br />
Da Füllstoffe in der Regel preisgünstiger als reine Faserstoffe<br />
sind, wählt man ihren Anteil so hoch, wie möglich<br />
(maximal 35%, begrenzt z. B. durch die Festigkeitsanforderungen).<br />
Hilfsstoffe natürlicher und synthetischer Herkunft steigern<br />
die Produktivität bei der Erzeugung, Verarbeitung<br />
und Qualität von Papier. Als Bleichsubstanz wird vor<br />
allem Chlor verwendet, durch das beim Bleichprozess<br />
schwer abbaubare Chlorkohlenwasserstoffe in geringen<br />
Mengen entstehen. Neuere Verfahren verwenden Sauerstoff,<br />
Ozon und Wasserstoffperoxid zum Bleichen.<br />
Papier ab etwa 150 g/m 2 wird als „Karton“ und über<br />
600 g/m 2 als „Pappe“ bezeichnet.<br />
Zudem wird Papier wie folgt eingeteilt:<br />
1. nach den verwendeten Faserstoffen:<br />
holzfreies (zellstoffhaltiges), holzhaltiges und aus Altpapier<br />
hergestelltes Recycling - Papier<br />
2. nach dem Aussehen: weiße und farbige Papiere<br />
3. nach der Oberflächenbeschaffenheit:<br />
maschinenglatte, einseitigglatte, satinierte und gestrichene<br />
Oberflächen<br />
4. nach der Auslieferungsform: Rollen- und Formatpapier<br />
5. nach dem Verwendungszweck:<br />
Druckpapiere für Grafik und Druck,<br />
Verpackungspapiere und Hygienepapier meist gekreppt<br />
als Toilettenpapier, gekreppt, weich und glatt<br />
als Papiertaschentücher, Küchenpapier, Papierservietten,<br />
aus Zellstoff für Windeln, Binden usw.<br />
Technik- und Spezial - Papiere, z.B. für Kaffeefilter,<br />
Dunstabzugshauben, Computerforschung („Pixelpapier“)<br />
usw.<br />
Ich hoffe nicht, dass ich bei der STUFE-Redaktion jetzt<br />
meine „Papiere holen“ kann, denn wer seine Papiere<br />
holen kann, der ist entlassen! Was „nur auf dem Papier<br />
steht“ ist zwar schriftlich erfasst, aber (noch) nicht verwirklicht!<br />
Überall, wo ihr etwas lesen könnt, werdet ihr<br />
auch merken: „Papier ist geduldig!“<br />
<strong>Die</strong>se Redewendung besagt, dass alles Mögliche<br />
geschrieben und gedruckt werden kann. Damit ist aber<br />
keineswegs garantiert, dass das was da auf dem Papier<br />
steht auch stimmt! Das Redaktionsteam der STUFE<br />
bemüht sich, nur Stimmendes „zu Papier zu bringen“!<br />
Lebrecht Geng<br />
Papierformate und die DIN-Norm<br />
Bücher, Notizblöcke, Zeitschriften, Briefhüllen, der Stand<br />
des Adressfeldes im Briefkopf eines Briefes, ja sogar die<br />
Schriftgröße und Schriftart bei Verkehrsschildern – alles<br />
ist heute durch eine Norm festgelegt. <strong>Die</strong> meisten Bücher<br />
erscheinen z.B. im Format A5, Zeitschriften und Notizblöcke<br />
in A4, eine Postkarte hat A6, aber es gibt noch<br />
viele andere Möglichkeiten, Angaben und auch Ausnahmen.<br />
Warum ist das so und was bedeutet DIN-A4 eigentlich?<br />
Bereits im 12. Jahrhundert wurden die Formate von<br />
Schreibpapieren „genormt“, und es war genau vorgeschrieben,<br />
welche Größen man für Urkunden, Rechnungen,<br />
Eingaben an die Behörden oder gar Briefe und Bittgesuche<br />
an den Sultan zu benutzen hatte.<br />
<strong>Die</strong>se „Papierformate“ waren hauptsächlich abhängig<br />
vom Ausgangsformat der jeweiligen Größe des Schöpfrahmens.<br />
Papierbrei wurde zu dieser Zeit nämlich noch<br />
mit Hand (siehe Bild) aus großen Holzbottichen<br />
„geschöpft“. Da aber dieser Schöpfrahmen nicht einheitlich<br />
„genormt“ war, waren diese Blattgrößen in der<br />
Bezeichnung zwar gleich, in den Abmessungen aber oft<br />
recht verschieden. Es musste also was Einheitliches her.<br />
Der entscheidende Schritt bei der Entwicklung der<br />
DIN-Formate war der Anschluss an das metrische Maßsystem<br />
um 1800. Hierbei sollte nicht wie bisher über die<br />
Seitenlänge in cm, sondern über die Flächeneinheit<br />
gerechnet werden, in dem man 1 m 2 als Ausgangsmaß<br />
einsetzte. Um die Ähnlichkeit der Formate, die durch<br />
Hälftung oder Verdopplung auseinander hervorgehen<br />
sollten, zu sichern, sollte ein konstantes Seitenverhältnis<br />
von 1:2 (1:1,41) festgelegt werden. Damit ergaben sich<br />
für das Ausgangsformat A0 die Abmessungen 841 mm x<br />
1.189 mm und, entsprechend dem vierfach gefalteten<br />
Bogen, für A4 die Abmessungen 210 mm x 297 mm.<br />
Soweit die Idee.<br />
Erst am 18. August 1922 setzte sich diese Idee durch,<br />
wurde verbessert und schließlich vom DIN (Deutsches<br />
Institut für Normungen) veröffentlicht. <strong>Die</strong> Norm, die seinen<br />
Namen in breiten Kreisen der Bevölkerung bekannt<br />
machte, heißt:<br />
DIN 476 „Papierformate“<br />
<strong>Die</strong> Norm legte endlich einheitliche Endformate für<br />
„Bücher, Zeitschriften, Geschäftspapiere und Karteiblätter“<br />
fest. Das Format A4 galt dabei als Einheitsbriefbogen.<br />
Damit war dem damals bestehenden Wirrwarr an<br />
Formaten und Bezeichnungen der Kampf angesagt.<br />
„Der Gewinn, der sich aus der Vereinheitlichung der<br />
Papierformate für die Allgemeinheit ergibt, ist besonders<br />
deswegen hoch anzuschlagen, weil er eine Schonung<br />
unserer kostbarsten Güter, der Wälder, bedeutet“. So<br />
beschrieb das DIN Institut eine der Folgen der Einführung<br />
der Norm. Prägend war aber auch die Auswirkung der<br />
Norm im Bürobereich. Ausgehend von den Papierformaten,<br />
wurden Bürobedarf (Briefumschläge, Ordner, Hängeregistratur<br />
usw.) und Büromöbel (Schreibtischschubladen,<br />
Aktenschrank) aufeinander abgestimmt. Aber auch<br />
für die Papierherstellung waren die Normen eine Erleichterung,<br />
da heute Papier bekanntlich nicht mehr per Hand<br />
geschöpft und hergestellt wird. <strong>Die</strong>s übernehmen riesige<br />
Maschinen, welche locker eine Größe von einem Einfamilienhaus<br />
in der Höhe und eine Länge eines Fußballfeldes<br />
erreichen können. Dadurch können eine Vielzahl an<br />
Papiersorten in großen Mengen mit Wasserzeichen,<br />
4<br />
5
IM BRENNPUNKT<br />
IM BRENNPUNKT<br />
gefärbt und strukturiert hergestellt werden und durch<br />
die Norm konnte man besser den Bedarf kalkulieren und<br />
es fiel weniger Abfall an. Wieder ein Pluspunkt für die<br />
Natur!<br />
Aber auch hochwertiges, handgeschöpftes Papier ist<br />
noch erhältlich, zu erkennen am exorbitanten Preis! Wer<br />
hier mehr Interesse hat, sollte mal versuchen mit der<br />
Schulklasse oder der Jugendgruppe eine Führung in<br />
einer Papierfabrik zu bekommen (z.B. die Papierfabrik in<br />
Oberlenningen). <strong>Die</strong> Herstellung von Papier ist nämlich<br />
ein eigenes, großes Thema.<br />
Zurück zur DIN-Norm. Große Ministerien und Industrieunternehmen<br />
setzten diese Norm schnell um, aber<br />
erst ab 1936 wurde Papier für Geschäfts- und Behördenzwecke<br />
ausschließlich in DIN-Formaten hergestellt. <strong>Die</strong><br />
DIN-Formate fanden bald auch regen Anklang im<br />
benachbarten Ausland.<br />
Heute werden die DIN-Formate in allen europäischen<br />
Ländern verwendet. Wer also z.B. in Polen einen DIN A4<br />
Schreibblock kaufen möchte, bekommt dort die gleiche<br />
Größe wie in Deutschland.<br />
Seit 1975 sind die Grundsätze der DIN-Norm auch<br />
international in der ISO 216 genormt. Mit der Übernahme<br />
der neuesten Fassung der Internationalen und Europäischen<br />
Norm im März 2002 als DIN EN ISO 216 ist die<br />
Bezeichnung DIN 476 zwar nach 70 Jahren offiziell entfallen,<br />
aber das System und der Name selbst lebt weiter.<br />
Außerhalb Europas wird das von der DIN eingeführte<br />
Format-System in der überwiegenden Mehrheit der Länder<br />
benutzt. Große Ausnahmen bleiben die Vereinigten<br />
Staaten und Kanada, die noch mit einer Vielzahl unterschiedlicher<br />
Papierformate zurechtkommen müssen. So<br />
ergab eine Untersuchung der kanadischen Bundesregierung,<br />
dass ihre Vordrucke in zweihundert verschiedenen<br />
Formaten erstellt werden, die die Verwendung von 70<br />
verschiedenen Umschlaggrößen erfordern. Japan hat die<br />
DIN-Norm bereits 1951 als nationale Norm übernommen;<br />
in der Volksrepublik China ist der Einsatz der Formate<br />
schon weit verbreitet.<br />
Der Buchstabe (A, B, C, usw.) steht für eine Gruppe<br />
und die Zahl für das jeweilige Format. A ist dabei die<br />
erste Gruppe und 0 das Grundformat. Allerdings gibt es<br />
inzwischen weitaus größere Bögen, als A0, welche in der<br />
DIN-Norm nicht erfasst wurden. Dafür gibt es wieder<br />
andere Normen und Gruppen. Sie haben deshalb andere<br />
Bezeichnungen. Der Ottonormalverbraucher benötigt<br />
normalerweise nur die Reihe A + C und die Größe 0 – 8,<br />
weshalb ich hier nicht näher auf die anderen Gruppen<br />
eingehe.<br />
Und wie komme ich auf die einzelnen Größen?<br />
Nun, da gibt es einen einfachen, wie genialen Trick: Jede<br />
Teilung nach DIN ergibt die nächst kleinere Größe mit der<br />
gleichen Diagonale.<br />
Als Ausgangsformat wird A0 = 1 m 2 Fläche genommen.<br />
Jedes benachbarte Format (größer oder kleiner) muss<br />
sich durch Verdoppeln oder Halbieren ergeben. Das<br />
bedeutet, die kurze Seite eines Formates ist die lange<br />
Seite des nächst kleineren und umgekehrt. Und schon<br />
könnt Ihr alle DIN-Formate der Reihe A selber rausbekommen.<br />
Beispiel STUFE:<br />
Unsere Vereinszeitschrift ist im Format A4 angelegt.<br />
Wenn Ihr die STUFE aufschlagt, habt Ihr eine Doppelseite,<br />
also A3. Legt Ihr zwei STUFE- Ausgaben übereinander<br />
aufgeschlagen auf einen Tisch, so habt Ihr A2, usw.<br />
<strong>Die</strong> Formate der DIN-A-Reihe gelten für Papiergrößen<br />
wie z.B. Briefbögen. <strong>Die</strong> Reihe C (C7, C6, C5, C4)<br />
beschreibt die Maße der DIN-Formate von Versandtaschen,<br />
Briefhüllen und Kuverts zum Versenden von DIN A<br />
Formaten. D.h. DIN C ergibt sich aus DIN A! (Beispiel: Ein<br />
Blatt A4 benötigt einen Umschlag C4, eine Postkarte A6<br />
benötigt einen Umschlag C6, usw.). <strong>Die</strong> Reihe B gibt die<br />
Rohbogenformate an, welche die Druckerei für die Produktion<br />
benötigt und ist für uns Normalbürger uninteressant.<br />
Klasse<br />
A0<br />
A1<br />
A2<br />
A3<br />
A4<br />
A5<br />
A6<br />
A7<br />
A8<br />
Nachfolgend eine Tabelle mit den gängigen und wichtigsten<br />
DIN-A-Formaten und deren Verwendung. Für uns<br />
Normalbürger ist das Endformat im Schreibwarenhandel<br />
zum Einkauf wichtig:<br />
DIN-A-Formate nach DIN 476 bzw. DIN EN ISO 216 (alle Angaben in Millimetern)<br />
Benennung<br />
Vierfachbogen<br />
Doppelbogen<br />
Bogen<br />
(Einfachbogen)<br />
Halbbogen<br />
Viertelbogen<br />
Halbblatt<br />
Viertelblatt<br />
Achtelblatt<br />
Blatt (Achtelbogen)<br />
Anwendungsbeispiel<br />
Großplakate,<br />
Land- und Stadtpläne<br />
Großplakate,<br />
Land- und Stadtpläne<br />
Plakate<br />
Plakate,<br />
Geschäftspapiere,<br />
Werbung,<br />
Vordrucke<br />
Normblätter,<br />
Briefbogen,<br />
Geschäftsdrucke,<br />
Preislisten, Zeitschriften<br />
Mitteilungen,<br />
Karteikarten<br />
Postkarten<br />
Kleinbild,<br />
Karteikarten<br />
Besucherkarten<br />
Karteikarten<br />
Visitenkarten<br />
Etiketten<br />
Rohformat<br />
(ungeschnitten)<br />
860 x 1220<br />
610 x 860<br />
430 x 610<br />
305 x 430<br />
215 x 305<br />
154 x 215<br />
108 x 153<br />
77 x 108<br />
54 x 77<br />
Endformat<br />
(beschnitten)<br />
841 x 1189<br />
594 x 841<br />
420 x 594<br />
297 x 420<br />
210 x 297<br />
148 x 210<br />
105 x 148<br />
74 x 105<br />
52 x 74<br />
Klasse<br />
DIN Lang = 220 mm x 110 mm (Format für den Versand eines zwei Mal horizontal gefalteten DIN A4 Formates)<br />
Quellen und weitere Infos:<br />
C0<br />
C1<br />
C2<br />
C3<br />
C4<br />
C5<br />
C6<br />
C7<br />
C8<br />
Endformat<br />
917 x 1297<br />
648 x 0917<br />
458 x 0648<br />
324 x 0458<br />
229 x 0324<br />
Buch-Tipp: Wolfgang Walenski „Das Papier Das Buch“ Verlag Beruf +Schule<br />
Papierfabrik Oberlenningen: www.scheufelen.com, Papiermuseum Lenningen: www.lenningen.de/Papiermuseum.html<br />
Infos zu DIN Formaten: http://de.wikipedia.org/wiki/Papierformat und diverse Internetseiten sowie eigenes Infomaterial<br />
162 x 0229<br />
114 x 0162<br />
081 x 0114<br />
057 x 0081<br />
Ulrich Scheuermann<br />
6<br />
7
IM BRENNPUNKT<br />
IM BRENNPUNKT<br />
Druckmaschinen - wie funktionieren die?<br />
Druckmaschinen? Druckverfahren? Wie funktioniert<br />
das? Keine Ahnung?<br />
Ihr wisst nur, was Kartoffeldruck ist, kennt einen Tintenstrahl-<br />
und Laserdrucker (zumindest steht einer<br />
davon, nämlich der billigere Tintenstrahldrucker, bei<br />
euch zu Hause am PC), ihr wisst, dass T-Shirts mit einem<br />
Sieb bedruckt werden und dass vieles, was man in der<br />
Hand hält, u.a. die STUFE, bedruckt ist? Aber wie?<br />
Schau’n wir mal!<br />
Druckerinnen und Drucker vervielfältigen in einer<br />
Druckerei mit professionellen Druckmaschinen in verschiedenen<br />
Druckverfahren ein- und mehrfarbige Informationen<br />
– also Texte, Bilder und Grafiken – auf Papier,<br />
Karton, Folien, Blech, Glas und andere Materialien! Eine<br />
Vielzahl dieser gedruckten Produkte begegnet uns täglich<br />
und überall: zu Hause, im Supermarkt, in der Schule,<br />
an der Zeitschriftentheke. Es fällt vielleicht nicht einmal<br />
bewusst auf, dass die Verpackungen dieser Produkte<br />
gedruckt wurden.<br />
Drucksachen sind zum Beispiel Briefbogen, Papiergeld,<br />
Jugendzeitschriften (wie die STUFE), Fachzeitschriften,<br />
Zeitungen, Krimis, Fachbücher, Kataloge, Mailings<br />
(personalisierte Werbung), Prospekte, Verpackungen aus<br />
Papier, Karton oder Folien, Etiketten, Aufkleber, Plakate,<br />
Werbetafeln, Fahrzeugbeschriftungen, Tragetaschen,<br />
Tapeten und vieles mehr! Jeder Verein hat eigene<br />
bedruckte T-Shirts, Mützen, Wimpel, Fahnen oder Aufkleber,<br />
so auch die Schwäbische Albvereinsjugend.<br />
Farbig bedruckt werden neben Papier und Karton<br />
auch Glas, Keramik, Kunststoffe und Bleche und die<br />
Elektronik verwendet gedruckte Schaltungen oder Leiterplatten.<br />
Also eine ganze Menge, was bedruckt wird! Und in<br />
welchen Techniken werden alle diese unterschiedlichen<br />
Drucksachen hergestellt? Und wie funktioniert das dann<br />
genau? Dazu müssen wir weit ausholen und euch erstmal<br />
das Druckprinzip erklären.<br />
Druckprinzip<br />
Es wird zwischen drei Druckprinzipien unterschieden:<br />
1 Fläche gegen Fläche (flach gegen flach)<br />
<strong>Die</strong>s ist das älteste Verfahren und typisch für den<br />
Buchdruck. Bei diesem Prinzip wird der Bedruckstoff von<br />
einer flachen Gegendruckplatte (Tiegel) mit großer Kraft<br />
auf eine flache Druckformplatte gedrückt. Dadurch wird<br />
die Farbe übertragen. Nachteile des Prinzips sind die<br />
notwendigen Kräfte bei größeren Flächen, die dadurch<br />
notwendigen schweren Materialien und die eingeschränkte<br />
Geschwindigkeit. Heute wird diese Technik<br />
eher selten noch verwendet.<br />
2 Zylinder gegen Fläche (rund gegen flach)<br />
Bei diesem Prinzip erfolgt der Anpressdruck auf den<br />
Bedruckstoff durch die Drehbewegung eines Druckzylinders<br />
auf die Druckform. Der Druckzylinder ist dabei in<br />
Bewegung, während das Formbett fest steht. Durch den<br />
Zylinder ist der Anpressdruck nur auf einem schmalen<br />
Streifen, die Kontaktfläche zwischen dem runden Zylinder<br />
und der ebenen Fläche, beschränkt.<br />
Damit wurden damals höhere Geschwindigkeiten und<br />
größere Druckflächen im Druck möglich, was vor allem<br />
für den Zeitungsdruck notwendig wurde. <strong>Die</strong>ses Prinzip<br />
wurde schnell durch das nächste abgelöst.<br />
3 Zylinder gegen Zylinder (rund gegen rund)<br />
Hier funktioniert der Druckvorgang über zwei Zylinder.<br />
<strong>Die</strong> biegsame Druckform wird auf dem Druckzylinder<br />
befestigt. Der Bedruckstoff wird über den Gegendruckzylinder<br />
entweder als Bogen oder von der Rolle an<br />
den Formzylinder gepresst und so bedruckt. Dadurch treten<br />
noch geringere Druckkräfte als beim Prinzip „Zylinder<br />
gegen Fläche“ auf und es sind höhere Geschwindigkeiten<br />
möglich.<br />
Somit wissen wir jetzt, dass moderne Druckmaschinen<br />
sowohl im Bogen- als auch im Rollenbereich heute ausschließlich<br />
nach dem Prinzip „rund gegen rund“ arbeiten.<br />
Beim Prinzip „rund gegen rund“ gibt es noch zwei weitere<br />
Einteilungsmerkmale. Das Drucken kann sowohl<br />
direkt, als auch indirekt erfolgen.<br />
Direkte Druckverfahren zeichnen sich dadurch aus,<br />
dass das Druckbild direkt von der Druckform auf den<br />
Bedruckstoff gebracht wird. Deshalb muss das Druckbild<br />
seitenverkehrt auf der Druckform angebracht sein. Beispiele<br />
für ein direktes Druckverfahren wären der Tiefdruck,<br />
der Buchdruck oder der Flexodruck. Alle drei Verfahren<br />
erkläre ich weiter unten noch ausführlicher.<br />
Im indirekten Druckverfahren wird das Druckbild<br />
zunächst auf einen Zwischenträger angebracht. Der<br />
Zwischenträger ist flexibel und gibt die Farbe an den<br />
Bedruckstoff weiter ab. Aus diesem Grund muss das<br />
Druckbild bei einem indirekten Druckverfahren seitenrichtig<br />
sein. Beispiele für ein indirektes Druckverfahren<br />
sind der Offsetdruck (siehe Bild) und der Tampondruck.<br />
Auch diese beiden Verfahren erkläre ich noch genauer.<br />
<strong>Die</strong> Druckverfahren<br />
Indirektes Druckverfahren<br />
Offsetdruck<br />
Nachdem ihr nun zwischen den drei Druckprinzipien<br />
unterscheiden könnt und wisst, dass heute eigentlich nur<br />
noch das Prinzip „rund gegen rund“ gängig ist, können<br />
wir einen großen Schritt nach vorne machen.<br />
Unterschied zwischen direktem und indirektem<br />
Druck bezüglich des Druckbildes<br />
Fragen wir uns also, warum bestimmte Produkte nur<br />
in bestimmten Druckverfahren produziert werden können<br />
und wie das funktioniert? Der Briefbogen im Offsetdruck,<br />
die Zeitschrift im Tiefdruck, Tragetaschen meist im<br />
Flexodruck, Autokennzeichen im Siebdruck und Mailings<br />
im Digitaldruck! Wieso das?<br />
Je nach Art und Verwendungszweck einer Drucksache,<br />
nach der zu druckenden Stückzahl, der Größe des Produktes,<br />
dem Seitenumfang und den Kundenwünschen,<br />
wird ein geeignetes Druckverfahren, mit entsprechenden<br />
Druckmaschinen, eingesetzt. Hierbei gibt es einige Vorund<br />
Nachteile und daraus ergibt sich dann automatisch<br />
das geeignete Verfahren.<br />
Lernen wir also die Hauptdruckverfahren kennen:<br />
• Der Flachdruck<br />
• Der Tiefdruck<br />
• Der Hochdruck<br />
• Der Siebdruck<br />
• Der Digitaldruck<br />
Flachdruck / Offsetdruck<br />
Fangen wir mit dem bedeutendsten Verfahren an, dem<br />
Flachdruckverfahren, auch Offsetdruck genannt.<br />
Heute werden zwei Drittel aller weltweit hergestellten<br />
Drucksachen im Offsetverfahren produziert. Bedruckt<br />
werden können alle Bedruckstoffe, die erstens dünn,<br />
zweitens flexibel und drittens, wie der Name schon vermuten<br />
lässt, flach sind, wie z.B. Papier oder Karton. Übli-<br />
8<br />
9
IM BRENNPUNKT<br />
IM BRENNPUNKT<br />
cherweise wird der Offsetdruck zur Produktion von Zeitschriften,<br />
Flyern, Prospekten, Tageszeitungen, Versandhauskatalogen,<br />
Büchern, Verpackungen und Magazinen<br />
eingesetzt. Auch großformatige Plakate können mittels<br />
des Offsetdrucks hergestellt werden.<br />
Heidelberger<br />
Bogenoffset<br />
Man unterscheidet zwischen Bogenauflagendruck<br />
(Bogenoffset) für kleine und mittlere Auflagen (bis ca.<br />
10.000 Stück) und Rollenrotationsdruck (Rollenoffset)<br />
für sehr hohe Auflagen. Unsere STUFE-Zeitung, mit einer<br />
für Zeitschriften sehr geringen Auflage von 1500 Stück,<br />
wird also im Bogenoffsetdruck hergestellt, da sich hier<br />
der Rollenoffset nicht lohnen würde!<br />
Beim Offsetdruckverfahren, wie auch bei allen Anderen,<br />
sind einige Arbeitsschritte vor dem eigentlichen<br />
Druck notwendig. Am Beispiel der STUFE möchte ich<br />
deshalb hier mal einen kurzen, sehr groben Ausflug zum<br />
Ablauf der Entstehung der STUFE vor dem Druck geben.<br />
<strong>Die</strong>se Arbeitsschritte sind natürlich von Druckverfahren<br />
zu Druckverfahren verschieden.<br />
Zuerst werden z.B. die von euch gelieferten Texte und<br />
die Bilder für die STUFE am Computer zusammengesetzt.<br />
<strong>Die</strong>s geschieht z.B. mit Word oder Photoshop, ähnlich<br />
wie bei euch zu Hause und kostet, je nach Vorarbeit des<br />
Autors, oft eine Menge Zeit. Anschließend wird die fertige<br />
Datei an die Druckerei weitergeleitet, welche die<br />
Daten nochmals in der eigenen Druckvorstufe an das<br />
System anpasst. Dann werden diese überarbeiteten und<br />
oft deutlich verbesserten Daten an den Plattenbelichter<br />
geschickt.<br />
Bis hierhin können, je nach Korrekturmaßnahmen,<br />
schon mal Wochen vergehen, daher ist es auch sehr<br />
wichtig, dass ihr eure Artikel auch wirklich bis zum<br />
Redaktionsschluss eingereicht habt, sonst können wir die<br />
STUFE nicht rechtzeitig veröffentlichen!<br />
Im Plattenbelichter, bzw. in dessen Rechner, werden<br />
alle im Druckbild vorkommenden Farben (z.B. Schwarz,<br />
Yellow, Magenta und Cyan) automatisch voneinander<br />
getrennt. Aus diesen vier Grundfarben kann man unendlich<br />
viele Farbtöne erstellen. <strong>Die</strong>s nennt man Separation<br />
(= Absonderung). <strong>Die</strong> so entstandenen einzelnen Druckformen<br />
werden belichtet, entwickelt (wie bei einem Film)<br />
und kommen dann an die Druckmaschine und werden<br />
dort vom Drucker auf die Zylinder gespannt, womit wir<br />
wieder beim Druck wären.<br />
Nachdem das Farbwerk, das Feuchtwerk und der<br />
Papierlauf eingestellt wurden, erfolgt der Druck. Hierbei<br />
wird jede einzelne Farbe auf den Bedruckstoff nacheinander<br />
übertragen. Das Papier läuft also zuerst durch das<br />
erste Druckwerk mit z.B. der Farbe Schwarz, dann durch<br />
das nächste Druckwerk mit Cyan, dann Magenta und zum<br />
Schluss Gelb. Sollten noch weitere Farben oder andere<br />
Kundenwüsche (z.B. ein Schutzlack) auf das Produkt<br />
kommen, so läuft das Papier einfach noch mal durch die<br />
Maschine. Inzwischen gibt es aber auch Maschinen mit<br />
bis zu 12 Farbwerken in einem Durchgang! Wenn dann<br />
alle Farben übereinander passen, die Färbung in Ordnung<br />
ist und der Text noch mal überprüft wurde, erfolgt<br />
der Auflagendruck. <strong>Die</strong> fertigen Bogen werden später<br />
dann geschnitten, gefalzt und weiterverarbeitet (Sortieren,<br />
Lochen, Klammern, Binden, Kleben, usw.), doch das<br />
ist eine andere Geschichte.<br />
Wie kommt aber jetzt die Farbe auf das Papier?<br />
Bei allen Flachdruckverfahren liegen druckende und<br />
nicht druckende Elemente einer Druckform, der Druckplatte,<br />
nahezu auf einer Ebene. Daher auch der Name<br />
Flachdruck!<br />
Der Offsetdruck beruht auf einer natürlichen Reaktion,<br />
nämlich der gegenseitigen Abstoßung von Wasser und<br />
KBA<br />
Rollenoffset<br />
Offsetdruck<br />
Fett (Farbe). <strong>Die</strong> druckenden Stellen stoßen Wasser ab<br />
und nehmen die fettige Druckfarbe an. Gedruckt wird<br />
also mit einer Druckform, welche von Wasser und Farbe<br />
eingefärbt wird.<br />
Nachfolgend wird das Druckbild (die druckende Schicht)<br />
und somit die Farbe auf das Gummituch, welches auf<br />
dem Gummituchzylinder angebracht ist, übertragen. An<br />
den Gummituchzylinder drückt eine weitere Stahlwalze,<br />
der Gegendruckzylinder. Zwischen dem Gummituch- und<br />
dem Gegendruckzylinder läuft das zu bedruckende Material<br />
(z.B. Papier, Karton oder Folie) hindurch und wird<br />
somit bedruckt. <strong>Die</strong>ser Zwischenübertragung des Druckbildes<br />
von der Platte auf das Gummituch verdankt das<br />
Verfahren seinen Namen. Es ist daher ein indirektes<br />
Druckverfahren. Das Gummituch hat den Vorteil, dass das<br />
Papier kein „Abschmirgeln“ der farbannehmenden<br />
Schichten auf der Platte, welche sehr kratzempfindlich ist,<br />
bewirkt. Das Gummituch ist also gleichzeitig ein Schutz<br />
für die Platte. Der Druck kann einfarbig oder mehrfarbig<br />
und einseitig oder sogar beidseitig erfolgen. Und das in<br />
Top-Qualität, die auch den höchsten Ansprüchen in der<br />
Werbung gerecht wird!<br />
Kleine bis mittlere Auflagen werden in Bogen-Offsetdruckmaschinen<br />
auf einzelne Bogen gedruckt. Für hohe<br />
Auflagen werden Rollen-Offsetdruckmaschinen eingesetzt,<br />
d.h. hierbei laufen Papierbahnen mit hoher<br />
Geschwindigkeit von einer Rolle in die Druckmaschine.<br />
<strong>Die</strong> Papierbahn wird bedruckt und danach wieder aufgewickelt<br />
oder aber bereits in der Druckmaschine zu einem<br />
Teil- oder sogar Endprodukt verarbeitet (gefalzt, geschnitten,<br />
usw.).<br />
Produktion von Printmedien im Flachdruck/Offsetdruck<br />
Spezialisierung Typische Produkte<br />
Bogenoffsetdruck Prospekte, Mailings, Geschäftsdrucksachen,<br />
Bücher, Verpackungen<br />
in kleinen und mittleren Auflagen<br />
(bis ca. 10.000 Exemplare) und<br />
Materialstärken von Papier 80 g/m 2<br />
Rollenoffsetdruck<br />
bis zu Pappe 500 g/m 2<br />
Prospekte, Mailings, Zeitschriften,<br />
Zeitungen, Formulare in hohen Auflagen<br />
aber nur geringer Materialstärke<br />
(max. 100 g/m 2 )<br />
MAN/Roland Rollenoffset<br />
Somit wissen wir jetzt in welchem Verfahren die<br />
STUFE gedruckt wird und wie das passiert. Wenn ihr das<br />
jetzt gerne mal live und in Farbe kennen lernen möchtet,<br />
so wendet euch einfach an euren Jugendleiter, an einen<br />
Lehrer oder an die Jugendgeschäftsstelle. <strong>Die</strong> können<br />
euch sicherlich einen Termin in einer Druckerei organisieren,<br />
welche sehr gerne Interessenten die Maschinen<br />
und das Druckverfahren live vorführen werden. Eine gute<br />
Adresse ist da die Stuttgarter Zeitung. In deren Produktionshalle<br />
steht ein wahres Monstrum an Druckmaschine.<br />
Auf alle Fälle ein Erlebnis wert!<br />
Nun gibt es aber noch, wie schon erwähnt, weitere<br />
Druckverfahren. Der Vollständigkeit halber stellen wir<br />
diese hier nun auch noch vor.<br />
Tiefdruck<br />
Der Tiefdruck ist ein direktes Druckverfahren. Das<br />
bedeutet, dass im Gegensatz zum Offsetdruck, das Druckbild<br />
und somit die Farbe direkt von der Druckform, hier<br />
ein großer Zylinder, auf das zu bedruckende Material<br />
10<br />
11
IM BRENNPUNKT<br />
IM BRENNPUNKT<br />
aufgebracht wird. Es gibt also nur noch zwei Zylinder,<br />
keine Druckplatte, welche auf den Zylinder aufgespannt<br />
wird und das Gummituch entfällt! Außerdem wird im<br />
Tiefdruck nur von der Rolle gedruckt und nicht vom<br />
MAN/Roland Tiefdruckmaschinen<br />
Bogen! Statt einer Druckplatte wird die Druckform hier<br />
auf den beschichteten Zylinder eingeätzt oder eingraviert,<br />
was sehr aufwändig und teuer ist. <strong>Die</strong>se Druckform<br />
ermöglicht aber dadurch praktisch unendlich viele Abzüge<br />
und nutzt sich nicht so schnell ab, wie eine Druckplatte<br />
im Offsetdruck. Beim Tiefdruck liegen die drukkenden<br />
Teile (Näpfchen) vertieft. Was nicht drucken soll,<br />
liegt darüber auf erhöhter Ebene. <strong>Die</strong>ser Zylinder wird<br />
von einer dünnflüssigen Farbe vollflächig eingefärbt. <strong>Die</strong><br />
überflüssige Farbe wird dann von einem Rakelmesser<br />
abgestreift. Nur in den Vertiefungen, den Druckelementen,<br />
ist nun noch die Druckfarbe vorhanden.<br />
Das Druckbild wird dann mit Hilfe des Gegendrucks,<br />
ähnlich wie beim Offsetdruck, auf das Papier übertragen.<br />
Für den Rakeltiefdruck werden vorwiegend Rollenrotationsmaschinen<br />
für hohe Auflagen gebaut, da der Tiefdruck<br />
ein relativ teures Verfahren ist, das sich erst bei<br />
Massenauflagen ab ca. 300.000 Drucken rechnet. Ein<br />
absoluter Kassenschlager ist die Bild-Zeitung! <strong>Die</strong> Druckmaschine<br />
für den Rakeltiefdruck ist gigantisch groß – so<br />
hoch und so lang wie ein mehrgeschossiges Haus. Bis zu<br />
4 m breite Papierrollen durchlaufen die Druckmaschine<br />
mit hoher Geschwindigkeit. Sie werden dabei beidseitig<br />
farbig bedruckt und in speziellen Anlagen weiter verarbeitet.<br />
Eine große Tiefdruckmaschine steht z.B. bei der<br />
Schlott Gruppe in Freudenstadt!<br />
Der industrielle Tiefdruck eignet sich also für den<br />
Druck von umfangreichen Zeitschriften, Katalogen, Prospekten<br />
und Illustrierten in sehr hohen Auflagen, aber<br />
auch für hochwertigen Verpackungsdruck sowie Dekor-,<br />
Tapeten- und sogar Wertpapierdruck.<br />
Produktion von Printmedien im Tiefdruck<br />
Spezialisierung Typische Produkte<br />
Rollen-Tiefdruck Zeitschriften, Kataloge, Tapeten,<br />
Verpackungen<br />
Tampondruck<br />
Der Tampondruck ist ein indirektes Druckverfahren<br />
(Tiefdruckprinzip), das sich zum wichtigsten Verfahren<br />
zum Bedrucken von Kunststoffkörpern entwickelt hat und<br />
das besonders aus der Werbemittelbranche nicht mehr<br />
wegzudenken ist.<br />
Das Druckklischee trägt in seiner Oberfläche das zu<br />
druckende, tiefer liegende Druckbild. <strong>Die</strong> Rakel drückt<br />
die Farbe in das tiefer liegende Druckbild und rakelt die<br />
überschüssige Farbe sauber ab. Zeitgleich mit dem Rakelvorgang<br />
bewegt sich ein Tampon aus Silikon-Kautschuk<br />
vom Bedruckstoff zur Form. Der Tampon wird über das<br />
Klischee abgesenkt und übernimmt so das Druckbild.<br />
Anschließend hebt der Tampon ab und fährt zum<br />
Bedruckstoff. Dort senkt sich der Tampon und passt sich<br />
der Form an. Der Vorteil dieser Druckübertragung<br />
besteht in der Verformbarkeit des Tampons, durch den<br />
das Bedrucken von gewölbten Flächen möglich wird. Der<br />
Tampon nimmt aufgrund seiner Elastizität die Form des<br />
zu bedruckenden Körpers an und kann so ideal das Motiv<br />
auf den Bedruckstoff übertragen.<br />
Mit Hilfe des Tampondrucks können sowohl Materialien<br />
natürlicher als auch synthetischer Herkunft bedruckt<br />
werden: Holz, Metall, Glas, Keramik, Kunststoffe etc.<br />
Haupteinsatzgebiete des Tampondrucks sind Drucke auf<br />
Werbeartikel wie Kugelschreiber, Feuerzeuge und Tassen<br />
aber auch Golfbälle.<br />
Hochdruck<br />
Der Hochdruck ist wieder ein direktes Druckverfahren.<br />
<strong>Die</strong> druckenden Elemente (Texte, Bilder, Grafiken) liegen<br />
diesmal aber erhaben und nicht vertieft wie beim Tiefdruck.<br />
<strong>Die</strong> erhabenen Stellen werden wieder mit einer<br />
Farbwalze eingefärbt und übertragen die Druckfarbe auf<br />
das Papier. Das Hochdruck-Prinzip „flach gegen flach“<br />
oder „flach gegen rund“ wird vereinzelt nur noch im<br />
Buchdruck eingesetzt. In den industriellen Anwendungsbereichen<br />
hat er weitgehend an Bedeutung verloren.<br />
Buchdruckmaschinen werden heute evtl. noch für Prägeund<br />
Stanzarbeiten benötigt. Sie finden Verwendung zum<br />
Stanzen, Rillen, Nummerieren, zur Blind- und Heißfolienprägung<br />
und für Kleinauflagen.<br />
Das heute bedeutendste industrielle Hochdruckverfahren<br />
ist dagegen der Flexodruck („rund gegen rund“). <strong>Die</strong><br />
Druckformen sind flexibel und bestehen aus Gummi oder<br />
PVC. <strong>Die</strong> Druckgeschwindigkeit ist sehr hoch. Produkte<br />
des Flexodrucks begegnen uns überall, zum Beispiel von<br />
Verpackungen in den Tiefkühltruhen im Supermarkt bis<br />
zu hochwertigen Verpackungsmaterial in Modehäusern.<br />
Weitere Produkte sind z.B. Tapeten, Papierservietten,<br />
Telefonbücher, Plakate, Tragetaschen aus der Boutique,<br />
die Milchtüte und das Etikett – der Handel setzt auf High-<br />
Quality-Produkte mit Flexodruck.<br />
Gedruckt wird auf Papier, Folien, Metallpapieren, Verbundmaterialien<br />
und auch Wellpappe.<br />
Produktion von Printmedien im Hochdruck<br />
Spezialisierung Typische Produkte<br />
Buchdruck Etiketten<br />
Flexodruck Etiketten, Aufkleber, Folien, Tragetaschen,<br />
Verpackungen<br />
Hochdruckprinzip<br />
flach/rund<br />
Hochdruckprinzip rund/rund<br />
Siebdruck (Durchdruck)<br />
Der Siebdruck ist gegenüber dem Hochdruck, dem<br />
Tiefdruck und dem Flachdruck (Offsetdruck) ein Durchdruckverfahren,<br />
bei dem die Druckfarbe mit einem<br />
wischerähnlichen Werkzeug, der Gummirakel, durch ein<br />
feinmaschiges textiles Gewebe hindurch auf das zu<br />
bedruckende Material gedruckt wird. An denjenigen Stellen<br />
des Gewebes, wo dem Bildmotiv entsprechend keine<br />
Farbe gedruckt werden soll, sind die Maschenöffnungen<br />
des Gewebes durch eine Schablone farbundurchlässig<br />
gemacht worden. Der Siebdruck ist eigentlich ein besonderer<br />
Weltmeister des Druckens – für spezielle Aufgaben<br />
ohne Konkurrenz: Er kann (fast) alles bedrucken, was<br />
bedruckt werden soll. Und das mit hauchdünnem oder<br />
extrem dicken Farbauftrag, mit durchscheinenden oder<br />
extrem deckenden, mit hoch lichtechten und wetterfesten,<br />
ja und sogar mit elektrisch leitenden Druckfarben.<br />
Im Siebdruckverfahren ist es möglich, viele verschiedene<br />
Materialien zu bedrucken, sowohl flache (Folien,<br />
Platten, Haftetiketten, CDs, T-Shirts, etc.) als auch<br />
geformte (Flaschen, Gerätegehäuse, Tassen, Gläser,<br />
Dosen, Kerzen etc.). Dazu werden je nach Material spezielle<br />
Druckfarben eingesetzt. Das Druckformat kann im<br />
Extremfall mehrere Meter betragen. Im Vergleich zu den<br />
anderen Druckverfahren ist die Druckgeschwindigkeit<br />
allerdings relativ gering, daher wird der Siebdruck hauptsächlich<br />
im Bereich der Werbung und Beschriftung, im<br />
Textil- und Keramikdruck und für industrielle Anwendungen<br />
eingesetzt.<br />
Produktion von Printmedien im Siebdruck<br />
Spezialisierung Typische Produkte<br />
Bogen Siebdruck Plakate, Außenwerbung, Fahrzeugbeschriftungen<br />
Rollen Siebdruck Verpackungen, Etiketten, Aufkleber<br />
Körpersiebdruck Flaschen, Kugeln, Bälle, Kugelschreiber,<br />
Tassen<br />
Techn. Siebdruck Armaturen, Leiterplatten, Schaltungen,<br />
Geräte- und Maschinenbeschriftungen<br />
Textilsiebdruck T-Shirts, Dekostoffe<br />
Keramischer S. Keramik<br />
Glassiebdruck Glastüren, Fenster<br />
Siebdruck Bogen 1<br />
Digitaldruck<br />
Zum Schluss noch das neueste Druckverfahren, der<br />
Digitaldruck!<br />
Gegenüber allen anderen Druckverfahren wird beim<br />
Digitaldruck keine feste Druckvorlage (Druckform) benötigt,<br />
so dass jeder Bogen anders bedruckt werden kann.<br />
Das ermöglicht kostengünstig personalisierte Drucke,<br />
ein- und mehrfarbige Miniauflagen und sogar Einzeldrucke<br />
auf Bestellung. Den persönlichen Prospekt für den<br />
Autokauf, der Bildkalender für die Oma - Vorder- und<br />
Rückseite nacheinander - der Digitaldruck schafft es! Ein<br />
modernes Druckverfahren, das Datentechnik und<br />
Drucken miteinander verbindet.<br />
12<br />
13
IM BRENNPUNKT<br />
TIPP<br />
Wie funktioniert das? Das Prinzip ist überall gleich,<br />
deshalb nehmen wir als Beispiel mal eine Digitaldruckmaschine<br />
von HP (Rollendruck).<br />
Mit einem Laser (13) wird das Druckbild (Text, Grafik<br />
oder Bilder) auf eine speziell, elektronisch (15) beschichtete<br />
Trommel (11) übertragen. <strong>Die</strong> Farben (16) kommen<br />
dann sehr schnell hintereinander (15) auf diese Trommel,<br />
so wie zu Hause bei einem Laserstrahldrucker die Farben<br />
auf das Papier gedruckt werden. Ab hier ist der Ablauf<br />
wieder wie beim Offsetdruck, nur dass eben die Farben<br />
nicht einzeln nacheinander sondern gleich alle zusammen<br />
übertragen werden. <strong>Die</strong> Trommel (11) gibt also das<br />
komplett fertige, mehrfarbige Bild an einen speziellen<br />
Gummituchzylinder (10) ab. Zwischen Gummituch (10)<br />
und einem speziellen Gegendruckzylinder (9) läuft<br />
wiederum das elektrisch aufgeladene Papier (2-8) durch<br />
und bekommt so das Bild aufgedruckt. Stand und Farbe<br />
werden über eine „Kamera“ erfasst und am PC (1) angezeigt<br />
und korrigiert. <strong>Die</strong> Farben sind sofort, wie bei<br />
einem Laserstrahldrucker, trocken. Als nächstes wird das<br />
Gummituch (10) und die Bildtrommel (11) wieder elektrisch<br />
gesäubert, und neutralisiert und danach mit einem<br />
neuen Bild belasert (13) – und das alles in wenigen<br />
Sekunden innerhalb einer Umdrehung! So kann jeder<br />
Papierbogen oder Abschnitt einer Rolle nacheinander<br />
unterschiedlich bedruckt werden. <strong>Die</strong> Papierbögen oder<br />
Papierbahn werden nach dem Druck sofort sortiert,<br />
gestapelt oder wieder aufgerollt (17-19).<br />
Auch mehrseitige Dokumente ohne Wechsel der<br />
Druckform und sofort in der richtigen Reihenfolge sind<br />
möglich, ein späteres Zusammentragen (Sortieren) entfällt.<br />
Digitaler Druck ist für kleinere Auflagenzahlen weitaus<br />
kostengünstiger als Offsetdruck. Personalisierte<br />
14<br />
Digitaldruckmaschine von HP<br />
Drucke sind wirtschaftlich überhaupt nur im Digitaldruck<br />
möglich, mitunter werden z.B. bei der Mailingproduktion<br />
(personalisierte Werbung) tausende Einzelexemplare mit<br />
verschiedenen Daten (Name, Adresse, Nummern,<br />
usw.) hintereinander gefertigt. Nur so<br />
ist es möglich, dass euer Name plötzlich auf<br />
einem Werbeprospekt auftaucht. Da inzwischen<br />
auch im recht neuen Digitaldruck die<br />
Preise fielen, wird er immer wirtschaftlicher.<br />
Für den Großformat Digitaldruck, zum Beispiel<br />
bei Werbeplanen, Spannbänder etc.,<br />
gibt es mittlerweile Großdrucker mit vollendeter<br />
Technologie.<br />
Am Anfang wurde behauptet, der Digitaldruck<br />
ist die Zukunft und wird alle herkömmlichen<br />
Druckverfahren ersetzen. Das<br />
wäre natürlich gar nicht gut gewesen, denn<br />
die Druckindustrie ist ein großer Arbeitgeber in Deutschland.<br />
<strong>Die</strong>s hatte sich zum Glück nie bewahrheitet und<br />
wäre in Wirklichkeit auch gar nicht möglich gewesen,<br />
denn für Großauflagen wie Zeitungen, Zeitschriften,<br />
Bücher und Massenwerbung sowie für dicke Materialien,<br />
wie Karton oder sogar Wellpappe, ist der Digitaldruck<br />
nicht geeignet und auch an die Qualität des herkömmlichen<br />
Verfahrens kommt man bisher nicht 100%ig ran.<br />
Trotzdem haben heute fast jede Druckerei und jeder<br />
Copy-Shop eine Digitaldruckmaschine. Aber wer weiß,<br />
was die Zukunft bringt? Nur eines ist sicher: Gedruckt<br />
wird weiterhin! Denn wer möchte schon ein komplettes<br />
Buch oder die Zeitung auf dem Bildschirm lesen?<br />
Produktion von Printmedien im Digitaldruck<br />
Spezialisierung Typische Produkte<br />
Digitaldruck Ein- und mehrfarbige individuelle<br />
Drucksachen, Mailings, Kalender<br />
(Kleinauflagen)<br />
Quellen und weitere Infos<br />
Angaben aus eigenem Infomaterial und dem Buch „Offsetdrucktechnik“<br />
von Helmut Teschner, erschienen im Fach Schriften Verlag.<br />
Stuttgarter Nachrichten: http://www.stuttgarternachrichten.de/stn/page/detail.php/1522276<br />
Druckerei Schlott in Freudenstadt: http://www.schlottgruppe.de/<br />
schlottprint/de/index.html<br />
MAN Roland Augsburg: http://www.man-roland.de/de/p0097/<br />
p0158/index.jsp<br />
Heidelberger Druckmaschinen AG in Heidelberg: http://www.heidelberg.com/www/html/de/content/articles/contact_us/<br />
postal_address<br />
Ulrich Scheuermann<br />
Edelfrauengrab und Karlsruher Grat<br />
(c) Landesvermessungsamt Baden-Württemberg<br />
Wie schon in der letzten STUFE-Ausgabe erwähnt,<br />
kommen wir nun zum Höhepunkt der Erlebniswanderungen<br />
entlang der Schwarzwaldhochstraße.<br />
Habt ihr schon mal etwas vom Karlsruher Grat gehört?<br />
Der Karlsruher Grat ist ein ca. 400 Meter langer Felsgrat<br />
bei Ottenhöfen im Nordschwarzwald, über den der einzige<br />
„Klettersteig“ des Schwarzwaldes führt. Ja, ihr habt<br />
richtig gelesen, ein „Klettersteig“, weit entfernt von den<br />
Alpen, deswegen aber nicht weniger interessant oder<br />
spannend.<br />
Lage und Charakter<br />
Er liegt im Naturschutzgebiet „Gottschlägtal - Karlsruher<br />
Grat“ (bitte hier auf den Wegen bleiben und keine<br />
Pflanzen pflücken!), östlich von Ottenhöfen im Schwarzwald<br />
und südlich der Hornisgrinde.<br />
Der Grat verläuft in etwa 750 Metern Höhe über dem<br />
Gottschlägtal. <strong>Die</strong> Felsen und der Bergrücken, dessen<br />
Grat sie bilden, bestehen aus rauen, griffigem Quarzporphyr,<br />
der vor ca. 250 Millionen Jahren durch Erkaltung<br />
einer Magma-Spalte entstanden ist. An manchen Stellen<br />
kann man heute noch die Fließspuren entdecken.<br />
In der Nähe befinden sich die Granit-Felskanzel des<br />
Brennte Schrofen mit gutem Fernblick auf Ottenhöfen<br />
und Umgebung und die Gottschlägbach-Wasserfälle mit<br />
der Auskolkungshöhle Edelfrauengrab, in der laut einer<br />
Sage die Ehefrau des Burgherrn zu Bosenstein lebendig<br />
eingemauert wurde. Somit ergibt sich hier die Möglichkeit<br />
einer schönen Rundtour mit viel Abwechslung!<br />
Der „Klettersteig“ führt den Grat entlang und wird<br />
meist von Ottenhöfen aus begangen. Er ist an einigen<br />
Stellen ausgesetzt, im Ganzen aber im Vergleich zu alpinen<br />
Klettersteigen als sehr leicht einzustufen. Ein Klettersteigset<br />
ist nicht notwendig, Sicherungen sind sowieso<br />
Wanderstrecke: Wanderparkplatz Gottschlägtal – Edelfrauengrab<br />
– Karlsruher Grat – Bosensteiner Eck (Parkmöglichkeit)<br />
– (Abstecher zum Ruhestein, auch dort eine Parkmöglichkeit)<br />
– Brennte Schrofen – Bosenstein/Ottenhöfen – Wanderparkplatz<br />
(ca. 9 km)<br />
Wanderkarte: 503 „Offenburg – Naturpark Schwarzwald<br />
Mitte/Nord“ des Landesvermessungsamtes<br />
Höhenunterschied: 700 m<br />
Wanderzeit: ca. 4 Stunden mit Pausen/vom Ruhestein ca. 1<br />
Std. mehr!<br />
Schwierigkeitsgrad: mittel (Kletterei im I. Grad)<br />
Ausrüstung: Gutes Schuhwerk! Wanderstöcke am Grat hinderlich!<br />
Auch für Kinder geeignet, dann aber evtl. am kurzen<br />
Seil führen! Bei Eis und Schnee sind Steigeisen oder Grödeln<br />
erforderlich.<br />
Sehenswertes: Gottschlägbach-Wasserfälle mit Auskolkungshöhle<br />
Edelfrauengrab, Porphyr-Felslandschaft des Karlsruher<br />
Grates mit tollen Tief- und Fernblicken, Granit-Felskuppe des<br />
Brennte Schrofen mit gutem Fernblick auf Ottenhöfen und<br />
Umgebung, wärmeliebender Magerrasen am Bosenstein<br />
Einkehrmöglichkeiten:<br />
Grenzstüble am Ruhestein (Tel.<br />
07449/603), Ruhesteinschänke (Tel. 07449/91054), Berggasthof<br />
Kernhof am Bosensteiner Eck (Tel. 07842/3692),<br />
77889 Seebach-Schwarzwald, eMail: info@sport-kern-seebach.de,<br />
Internet: www.kernhof-seebach.de, Öffnungzeiten:<br />
<strong>Die</strong>nstag Ruhetag, Café Bosenstein am Bosensteiner Eck (Tel.<br />
07842/30822)<br />
Notrufnummer der Bergwacht: Achertal Notruf Meldestelle<br />
Bühl Tel. 07223/19222,<br />
Meldestelle Kernhof Tel. 07842/3692<br />
Meldestelle Tankhof Tel. 07842/3341<br />
15
TIPP<br />
TIPP<br />
Anbindung: Ausgangspunkt ist entweder der Wanderparkplatz<br />
bei den Edelfrauengrabwasserfällen in Ottenhöfen oder<br />
der Parkplatz am Ruhestein (Schwarzwaldhochstraße) bzw.<br />
Parkgelegenheit beim Gasthaus Bosenstein. Empfehlenswert<br />
ist der Aufstieg von Ottenhöfen durch das Gottschlägtal vorbei<br />
an den Edelfrauengrabwasserfällen und daher beschreibe<br />
ich diese Tour auch ab hier.<br />
Wer vom Ruhestein startet sollte meine Hinweise bezüglich<br />
des öffentlichen Nahverkehrs in der STUFE-Ausgabe Frühling<br />
Nr. 136 beachten. Von den Jugendherbergen muss man sich<br />
um einen Transport zum Startpunkt kümmern. <strong>Die</strong> Herbergseltern<br />
helfen hierbei sehr gerne!<br />
Anfahrt mit dem Auto: Von der A5 Karlsruhe-Basel bei der<br />
Anschlussstelle Achern abfahren und an der Ampel nach<br />
Links auf der Bundesstrasse in Richtung Achern. Weiter geht<br />
es immer geradeaus über Kappelrodeck nach Ottenhöfen.<br />
Hier der Vorfahrtstrasse (Ruhesteinstraße) immer geradeaus<br />
folgen und kurz vor dem Ortsausgang Ottenhöfen nach rechts<br />
in Richtung „Edelfrauengrab/Karlsruher Grat“ abbiegen. Der<br />
Straße immer geradeaus folgen bis hinter das Kieswerk. Hierbei<br />
sollte man sich nicht durch den privaten Charakter des<br />
Geländes irritieren lassen. Der Wanderparkplatz befindet sich<br />
genau hinter dem Kieswerk im Talschluss des Gottschlägtales!<br />
Alternativ kann man auch über die Schwarzwaldhochstraße<br />
zum Ruhestein bzw. Bosensteiner Eck fahren und ab hier starten.<br />
Anfahrt mit den Öffis: www.efa-bw.de<br />
Von Karlsruhe nach Achern und hier umsteigen in die S-Bahn<br />
der SWE nach Ottenhöfen! Ab dem Bahnhof folgen wir zu Fuß<br />
dem Wanderweg, welcher von hier zum Edelfrauengrab führt.<br />
Während der Recherche war der Weg aber wegen Bauarbeiten<br />
gesperrt. Somit halten wir uns am Bahnhof in Fahrtrichtung<br />
links und gehen über den Bach zur Bundesstraße<br />
(Ruhesteinstraße). Hier nach rechts und der Straße bergan<br />
immer folgen. Unterwegs kann man noch einen kleinen<br />
Abstecher über eine kleine Brücke zur Kirche auf der anderen<br />
Seite des Flüsschens machen. An der Abzweigung für die<br />
Autofahrer „Edelfrauengrab – Karlsruher Grat“ rechts und<br />
der Straße weiter ins Tal folgen, durch das Kieswerk hindurch<br />
und schließlich zum Wanderparkplatz.<br />
nicht vorhanden und auch nicht wirklich nötig! Daher<br />
würde ich ihn auch nicht als Klettersteig bezeichnen,<br />
aber offiziell wird er es! Trotzdem erfordert er Schwindelfreiheit<br />
und Trittsicherheit, sowie ein wenig Erfahrung<br />
im weglosen Gelände bzw. in leichter Kletterei. Der Grat<br />
kann aber auch problemlos umgangen werden.<br />
Beste Wanderzeit<br />
<strong>Die</strong> Tour ist das ganze Jahr möglich, sollte jedoch nur<br />
bei trockenem Wetter gemacht werden, denn bei nasser<br />
Witterung können die Felsen rutschig werden. Bei<br />
Schneelage ist die Wanderung grundsätzlich nur für sehr<br />
erfahrene Wanderer zu meistern und selbst dann kann<br />
der Karlsruher Grat unbegehbar werden! Es gibt aber,<br />
wie schon erwähnt, die Möglichkeit den Grat zu umgehen<br />
(siehe Tourenbeschreibung).<br />
<strong>Die</strong> Schlucht des Edelfrauengrabs ist im Winter oft<br />
sehr vereist! Bei schlechtem Wetter oder im Herbst<br />
(Regen oder Nebel) sollte man erst recht vorsichtig sein,<br />
aber gerade dann hat die Schlucht ihren ganz besonderen<br />
Reiz. Optimal wäre am Wochenende ein sehr früher<br />
Start, um dem Massenandrang an Ausflüglern zu entgehen.<br />
Zwar ist die Schlucht dann noch sehr dunkel<br />
(schlecht für Fotos), aber man hat beim Klettern den Grat<br />
für sich! Wer es einrichten kann begeht den Grat unter<br />
der Woche, dann ist man oft alleine unterwegs.<br />
Tourbeschreibung<br />
Am Parkplatz befindet sich eine Pension/Gasthaus,<br />
welches aber leider zusehends zerfällt und geschlossen<br />
ist. Früher konnte man hier übernachten und, nach noch<br />
aushängender Speisekarte, auch sehr gut und günstig<br />
speisen – schade!<br />
Nach dem Parkplatz (300 m üNN) und dem Gasthaus<br />
geht man in das liebliche Gottschlägtal mit seinen imposanten<br />
Wasserfällen. Stege, Brücken und Drahtseile<br />
geben einen sicheren Halt entlang dieser kleinen, wilden<br />
Schlucht.<br />
<strong>Die</strong> Auskolkungshöhle<br />
Edelfrauengrab<br />
liegt nach 5 Minuten<br />
Gehzeit linker Hand<br />
oberhalb eines Wasserfalls.<br />
<strong>Die</strong> kleine Höhle ist<br />
das sagenumwogene Grab,<br />
in dem eine adlige Bosensteinerin<br />
von ihrem Ehemann<br />
eingemauert worden<br />
sein soll. Sie wollte ihre Siebenlinge,<br />
die nicht von Ihm<br />
waren, heimlich töten lassen.<br />
<strong>Die</strong>se Schandtat bekam ihr<br />
Ehemann mit, rettete die Siebenlinge, aber ließ seine<br />
Frau in Ungewissheit darüber. Ein paar Jahre später gab<br />
es einen ähnlichen Fall und er fragte seine Frau, was man<br />
mit so einer Frau machen sollte. <strong>Die</strong> Frau ahnte nicht,<br />
dass ihr Mann was wissen konnte und befahl so das Einmauern<br />
bei Wasser und Brot, nicht wissend, dass es auch<br />
Ihre Strafe sein sollte …so die Saga.<br />
Wo sie etwas Halt finden, wuchern in der dunstigen<br />
Atmosphäre üppige Moose und Farne an den schroffen<br />
Felswänden. Das durchs Blätterdach einfallende Sonnenlicht<br />
zaubert spielerische Reflexe auf die Szenerie.<br />
An zahlreichen Wasserfällen vorbei, geht es 180 Treppenstufen<br />
stetig bergan. Das Tal verbreitert sich und ein<br />
breiter, befestigter Forstweg führt weiter Richtung Falkenschrofen.<br />
Wer sich nicht sicher<br />
ist, geht an Kreuzungen und später<br />
über den Forstweg immer geradeaus<br />
weiter. Bei einer Weggabelung<br />
befinden sich auf der linken Seite<br />
eine Informationstafel und eine<br />
kleine „Hütte“. Öffnet man hier die<br />
Tür, erwartet dem Wanderer eine<br />
gut gefüllte Minibar, aus der man<br />
sich gegen eine kleine Spende<br />
bedienen darf! Von kleinen Schokoriegeln<br />
über Limonade bis hin zum<br />
Selbstgebrannten gibt es hier ne<br />
gute Auswahl. Es gab wohl schon<br />
ein paar „Geiz-ist-Geil“- Wanderer,<br />
also bitte seid so ehrlich und legt<br />
auch was in die Kasse, sonst könnte<br />
es sein, dass dieser <strong>Die</strong>nst nicht<br />
mehr lange bestehen bleibt. Dass<br />
wir dann noch etwas für unsere<br />
Mitwanderer übrig lassen, versteht<br />
sich ja von selbst!<br />
Nachdem wir uns also<br />
„gestärkt“ oder etwas „Mut“ für<br />
den nun folgenden, spannenden<br />
Wegabschnitt gemacht<br />
haben, biegen wir im spitzen<br />
Winkel nach links ab und<br />
steigen auf einem Pfad zum<br />
Grat hinauf. An einem Aussichtsfelsen,<br />
den man einfach<br />
erklettern kann (Vorsicht, keine Sicherungen!), bietet<br />
sich ein schöner Rundblick über den bereits zurükkgelegten<br />
Weg. Weiter oben am Rücken angekommen<br />
geht es jetzt auf der Kletterstrecke des Karlsruher Grates<br />
weiter oder man folgt dem linken, einfachen, aber langweiligen,<br />
Wanderweg mit der gelben Raute.<br />
Der Grat selbst bietet eine leichte Kletterei im untersten<br />
Schwierigkeitsgrad (I), deren genauer Verlauf<br />
abhängig von Gelände frei gewählt werden kann, da die<br />
Klettertour nicht durch Drahtseile, Leitern oder Farbmarkierungen<br />
festgelegt ist. <strong>Die</strong> Kletterei nimmt etwa eine<br />
halbe Stunde in Anspruch. Abseits des „Klettersteigs“ ist<br />
das Klettern im Naturschutzgebiet nur an einer Stelle des<br />
Grates, dem Eichhaldenfirst, erlaubt.<br />
Man folgt den Schildern „Kletterpartie“. Teilweise<br />
müssen die spitzigen und gut griffigen Felsen auf<br />
allen Vieren überklettert werden.<br />
Wichtig ist hierbei, dass man oben<br />
auf dem Grat bleibt und nicht<br />
nach rechts ausweicht! Das Gelände<br />
ist hier zu steil und sehr<br />
gefährlich!!!<br />
Für Ungeübte bietet sich auch<br />
ein schmaler Waldpfad am Nordrand<br />
des Grates, auf der linken<br />
Seite von unten kommend, zur<br />
Umgehung an. <strong>Die</strong>ser einfache<br />
Pfad ist wesentlich interessanter,<br />
als der vorher erwähnte, links<br />
abzweigende Wanderweg (gelbe<br />
Raute). Alle drei Routen treffen<br />
wieder am Schluss des Grates aufeinander.<br />
16<br />
17
TIPP<br />
TIPP<br />
In der Mitte des Grates befindet sich die große Felsformation<br />
des Eichhaldenfirstes mit einem Holzkreuz. An<br />
den Wänden sind<br />
zahlreiche Bohrhacken<br />
zum Klettern<br />
angebracht.<br />
Das Kreuz kann<br />
man nur in etwas<br />
schwerer Kletterei<br />
erreichen. Hierzu<br />
sollte man unbedingt<br />
am Seil gesichert<br />
werden. Wem<br />
das zu schwierig<br />
ist, der findet aber<br />
rund um den einfach<br />
zu erreichenden<br />
Gipfel viele<br />
Möglichkeiten die Aussicht zu genießen und eine Pause<br />
zu machen, bevor es weiter über den Grat geht.<br />
Nachdem man die Kletterpartie überstanden hat folgt<br />
man einem einfachen Waldweg, der bis zum Bosensteiner<br />
Eck (825 m üNN) hinauf führt (blaue Raute immer<br />
bergan). Der Berggasthof Kernhof in der Nähe oder das<br />
Cafe Bosenstein direkt am Eck laden zum Verweilen ein.<br />
Wer gerne noch etwas weiterläuft, kann hier einen<br />
Abstecher zum Naturschutzzentrum am Ruhestein<br />
machen, wo es auch eine Bushaltestelle gibt.<br />
Hinweis: Vom Ruhestein kommend folgt man ab dem<br />
Bosensteiner Eck der blauen Raute bergab nach Westen<br />
und stößt nach wenigen hundert Metern auf die ersten<br />
Porphyrfelsen des Karlsruher Grates und kann so die<br />
Wanderung in entgegen gesetzter Richtung begehen. Da<br />
aber der Weiterweg unten beim Kieswerk hinauf zum<br />
Brennte Schrofen etwas schwierig zu finden ist, folgt man<br />
besser meiner Wegbeschreibung, also als nächstes zur<br />
Brennte Schrofen.<br />
Über diese Aussichtskanzel geht es nun zurück nach<br />
Ottenhöfen und zu den Edelfrauengrabwasserfällen.<br />
Dabei folgt man der Straße am Gasthaus Bosenstein vorbei<br />
(gelbe Raute) und später geradeaus auf einem Pfad<br />
an der Weide entlang und durch den Wald bergab zur<br />
Aussichtskanzel Brennte Schrofen. Nachdem wir den<br />
Ausblick auf Ottenhöfen und den Rückblick zum Karlsruher<br />
Grat genossen haben, folgt nun leider der langweiligste<br />
Teil der Rundtour. Es geht auf einem breiten Weg den<br />
Schildern (gelbe Raute) immer geradeaus hinab durch<br />
den Wald bis zu einer geteerten Straße nach Ottenhöfen.<br />
<strong>Die</strong> Straße geht man weiter bergab und bei den ersten<br />
Häusern folgt man immer dem Wegweiser Richtung Edelfrauengrab,<br />
NICHT nach Ottenhöfen oder zum Karlsruher<br />
Grat!<br />
So erreicht man nach langer Teerstraßenhatscherei<br />
den Ausgangspunkt mit dem Wanderparkplatz von der<br />
Hinterseite des Kieswerks. Dabei geht man auch zweimal<br />
durch ein privates Grundstück, also nicht irritieren lassen!<br />
Es gibt leider keine bessere Strecke, außer man geht<br />
von der Aussichtskanzel den gleichen Weg über den<br />
Karlsruher Grat zurück zum Ausgangspunkt!<br />
Ulrich Scheuermann<br />
Buchtipp<br />
Was man nicht alles über Äpfel wissen könnte...<br />
Das Buch enthält eine bunte und umfangreiche Sammlung<br />
von unterschiedlichsten Informationen rund um<br />
diese tolle Frucht.<br />
Wie wächst ein Apfelbaum heran, wie<br />
entwickeln sich aus seinen Blüten die<br />
Äpfel und welche Tiere sind dafür wichtig?<br />
Wie kommt das Apfelmus ins Glas?<br />
Was passiert in der Kelterei mit den<br />
unzähligen gesammelten Äpfeln? Wusstest<br />
du, wie vielen Tieren ein Apfelbaum<br />
in der Streuobstwiese Nahrung<br />
und Wohnraum gibt?<br />
Viele Lieder, Gedichte und Märchen,<br />
die seit Jahrhunderten vom Apfelbaum und seinen<br />
leckeren, gesunden Früchten erzählen, runden das<br />
Buch ab, und sind gut für eure eigenen Apfelaktionen zu<br />
verwenden.<br />
Und da man aus Äpfeln außerdem eine Menge<br />
machen kann, findest du in dem Buch auch Rezepte für<br />
Apfelgelee oder so schöne Dinge wie Silberäpfel, feine<br />
Apfeltorte oder Dörrobst. Versuch's doch einfach mal!<br />
Empfehlung von Beate Winkler, Neckartailfingen. Das<br />
Buch ist fast vergriffen im Handel sind nur noch Restexemplare<br />
erhältlich. Wir haben noch eins bekommen<br />
und du kannst es hier in der Jugendgeschäftsstelle ausleihen.<br />
Orientierung in der Natur.<br />
Entdecken und Experimentieren.<br />
Mit vielen Tipps für Junior-Forscher!<br />
Von Martina Gorgas<br />
Mit diesem Naturführer lernst<br />
du, wie du dich sicher im Gelände<br />
zurecht findest und bekommst<br />
jede Menge hilfreiche Tipps für<br />
eigene Expeditionen.<br />
Das Buch ist übersichtlich aufgebaut<br />
und man findet sich in den Kapiteln - Auf zur<br />
Expedition - Orientierung unterwegs - Kleine Wetterkunde<br />
- Verhalten im Notfall - sehr gut zurecht. Wie du zum<br />
Beispiel gekonnt mit Kompass und Karte umgehst, was<br />
dir Sonne, Schatten und Sterne über die Himmelsrichtungen<br />
und deinen Standort verraten, macht dir dieses Buch<br />
anhand vieler Abbildungen deutlich und leicht nachvollziehbar.<br />
Auch das Verhalten im Notfall, die wichtigsten Notsignale<br />
und wie man sich bemerkbar macht, ist in diesem<br />
Buch gut und für Kinder verständlich beschrieben.<br />
Geeignet als Ideengeber für Aktionen mit Kindern,<br />
zum Auffrischen der eigenen Kenntnisse oder als<br />
Geburtstagsgeschenk für kleine Natur-Fans.<br />
Broschiert mit praktischer Schutzhülle, 95 Seiten, Größe<br />
17, 8x12x1,2 cm.<br />
Für Euro 7,95 im Handel erhältlich, zum Ausleihen hier<br />
auf der Jugendgeschäftsstelle!<br />
Das Haus der kleinen Forscher<br />
Das Haus der kleinen Forscher ist<br />
ein höchst empfehlenswertes Buch mit<br />
witzigen Zeichnungen für neugierige<br />
Vorschulkinder.<br />
In ihrem wandernden Haus leben<br />
Karla, Luisa, Vincent und die Katze<br />
Berleburg ganz ohne Erwachsene.<br />
Wo auch immer ihr Haus hinwandert,<br />
gibt es Sachen zu erforschen<br />
und Experimente durchzuführen,<br />
zum Beispiel eine Wetteranzeige<br />
Marke Eigenbau, ein selbst<br />
gemachtes Abendrot aus Milch und Licht oder ein<br />
paar Zaubertricks mit Sachen aus der Küche.<br />
<strong>Die</strong> Zutaten für die Experimente gibt’s in jedem Haushalt.<br />
<strong>Die</strong> meisten von diesen verblüffen, weil sie mit so<br />
einfachen Mitteln funktionieren. Auch ohne die Hilfe von<br />
Erwachsenen kannst du viele nachmachen.<br />
Das Buch ist ein handfestes Sachbuch. Witzige Bilder<br />
von Sybille Hein zeigen das Leben der kleinen Forscher in<br />
ihrer Welt. Und immer ist durch ausgiebiges Tüfteln die<br />
Lösung eines Problems zu schaffen - man darf sich doch<br />
nicht entmutigen lassen. Für ganz Wissbegierige wird<br />
immer erklärt, warum etwas so ist. Nachmachen ist also<br />
ganz einfach.<br />
Empfehlung von Holger Hendel. Das Buch ist im Handel<br />
für Euro 19,90 erhältlich, auf der Jugendgeschäftsstelle<br />
gibt es dieses Buch zum Ausleihen.<br />
18<br />
19
JuGS<br />
JuGS<br />
Vorbei, vorbei...<br />
Drei Jahre bei der Schwäbischen Albvereinsjugend<br />
und schon bin ich wieder weg. So hatte selbst ich mir das<br />
nicht vorgestellt, doch das<br />
Leben ist manchmal beileibe<br />
kein langer, ruhiger Fluss.<br />
<strong>Die</strong> nächste Biegung, die<br />
nächste Überraschung und<br />
schon steht man vor Entscheidungen,<br />
die das Leben<br />
mal wieder von Grund auf<br />
verändern. Da ist wieder der<br />
Klassiker mit dem weinenden<br />
und dem lachenden Auge.<br />
Seit Juli pendle ich also nicht<br />
mehr nach Stuttgart, sondern<br />
kümmere mich um die Städtepartnerschaften in Aalen,<br />
wo ich ja auch wohne. <strong>Die</strong> Alb habe ich natürlich nach<br />
wie vor vor der Haustüre und den Albverein gleich dazu<br />
– das blaue Dreieck auf dem Laternenmast weist mir den<br />
Weg zum Aalbäumle und meine Lieblingsplätze hab ich<br />
auch.<br />
Auf jeden Fall werde ich immer gerne an die drei<br />
Jahre mit Euch zurückdenken, an besondere Menschen,<br />
die ich kennen gelernt habe, an große und kleine Projekte,<br />
die Jahresmottos, an all die Freizeiten und natürlich<br />
die Fuchsfarm. Ich habe viel gelernt bei euch und manche<br />
Erfahrung gemacht, die mich auch weiterhin begleiten<br />
wird.<br />
Bedanken möchte ich mich für die gute und offene<br />
Zusammenarbeit mit dem Jugendbeirat, allen voran<br />
natürlich bei Heiko und genauso beim Team der Jugendgeschäftsstelle.<br />
Auch die Kollegen und Kolleginnen der<br />
Hauptgeschäftsstelle und Stephan Seyl von der Jugend im<br />
Schwarzwaldverein seien an der Stelle nicht vergessen<br />
und natürlich wären diese drei Jahre ohne euch Ehrenamtlichen<br />
gar nichts gewesen: Jahresmottos, FuFaFes,<br />
internationale Begegnung, Landschaftspflegeeinsätze,<br />
die Freizeiten und alles, was in den Ortsgruppen läuft.<br />
Ohne euch liefe gar nichts, wären die Lehrgänge öd und<br />
leer und so waren sie immer Gelegenheiten, Neues zu<br />
lernen und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Junge<br />
Mütter sind bestimmt eine Herausforderung für alle, die<br />
mit ihnen zu tun haben – Danke deshalb noch mal für die<br />
Unterstützung von allen, an denen dadurch mehr hängen<br />
blieb, als üblich.<br />
Ich wünsche euch weiterhin viel Energie und Spaß,<br />
haufenweise Teilis und Neumitglieder, neue Gaujugendwarte<br />
in Hülle und Fülle und viele viele Ideen, die die<br />
Albvereinsjugend auch in Zukunft zu dem machen werden,<br />
was sie ist: richtig gut!<br />
Viele Grüße<br />
Dorothea<br />
„Sanibonani“<br />
liebe Albvereinsjugend<br />
oder „Guten Tag“, wie die Zulu in Südafrika sagen würden.<br />
Mein Name ist<br />
Anke Werner und ich<br />
bin ab dem 1. August<br />
2008 eure neue Bildungsreferentin<br />
und<br />
Jugendgeschäftsführerin<br />
in Stuttgart. Ich<br />
schreibe euch aus Südafrika,<br />
wo ich gerade<br />
die Maßnahmen und<br />
Programme der Stadt<br />
Durban zur Armutsreduzierung<br />
untersuche. Aber keine Sorge, zum 1. August<br />
bin ich rechtzeitig mit einem Rucksack voller neuer Erfahrungen<br />
und Eindrücken wieder zurück!<br />
Ich möchte mich kurz vorstellen und erzählen, was<br />
mich mit der Albvereinsjugend verbindet. Dazu möchte<br />
ich die euch vertrauten Leitbilder verwenden, denn sie<br />
haben nicht nur mit euch, sondern auch mit mir einiges<br />
gemeinsam:<br />
Ich bin gerne in der Natur gemeinsam unterwegs, ob<br />
das in Südafrika ist oder ab August mit euch zusammen<br />
auf der Schwäbischen Alb. Dabei ist mir die Gemeinschaft<br />
wichtig und das voneinander lernen – gemeinsam macht<br />
einfach alles gleich doppelt so viel Spaß. Auf den Wanderungen<br />
können wir dann genauer hinschauen, in welcher<br />
Natur bzw. Umwelt wir uns bewegen und gemeinsam<br />
Projekte, Freizeitaktivitäten und Neues auf den Weg<br />
bringen.<br />
Der Umwelt- und Naturschutz bildete nicht nur einen<br />
Schwerpunkt meines Studiums, sondern ist mir auch persönlich<br />
wichtig. Deshalb möchte ich mit euch über<br />
Umwelt- und Klimaschutz sowie umweltschonendes Han-<br />
deln diskutieren. Zu diesen Themen sowie in der aktiven<br />
Gestaltung von lokalen und nachhaltigen Entwicklungsprozessen<br />
habe ich schon vielfältige Seminare und Veranstaltungen<br />
geleitet.<br />
Sich zwischen Tradition und Moderne zu bewegen,<br />
heißt für mich in erster Linie sich mit der Globalisierung<br />
auseinander zu setzen, um sich seiner eigenen Tradition<br />
und Herkunft bewusst zu<br />
werden. Das führt mich<br />
auch zu meinem Motto<br />
„Lokal Handeln – Global<br />
Denken“. Globale<br />
Gerechtigkeit und die<br />
globalen Zusammenhänge<br />
auch in meinen Alltag<br />
zu integrieren ist mir ein<br />
großes Anliegen.<br />
Eure Mitbestimmung<br />
und eure Meinungen<br />
sind mir wichtig! <strong>Die</strong>s<br />
stellt eine unverzichtbare<br />
Grundhaltung für mich<br />
dar, denn nur durch den<br />
Dialog und die Kooperation<br />
wird soziales und<br />
demokratisches Handeln<br />
sichtbar. Ich freue<br />
mich über Ideen und<br />
Anregungen von euch,<br />
auch konstruktive Kritik<br />
darf dabei nicht fehlen.<br />
Ich möchte euch Erfahrungsräume bieten, die das soziale<br />
Miteinander und die Verantwortung füreinander schärfen.<br />
Fachlich ist mein Rucksack mit der Erfahrung eines<br />
Pädagogik- und Geographiestudiums gefüllt, das ich in<br />
Tübingen gemacht habe. Als Jugendliche nahm ich selbst<br />
an deutsch-bosnischen Jugendfreizeiten teil und habe<br />
auch Jugendfreizeiten selbst organisiert. In den letzten<br />
Jahren habe ich Bildungsseminare für die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer eines Freiwilligen Sozialen Jahres<br />
organisiert und geleitet. Außerdem habe ich bereits<br />
Jugendliche und Erwachsene bei ihrer Jobsuche und<br />
Arbeitsentscheidung unterstützt, indem ich Bewerbungstrainings<br />
für Jugendliche und Erwachsene leitete.<br />
Ich möchte für euch eine Ansprechpartnerin sein, mit<br />
der ihr die kleinen und großen Dinge des Alltags besprechen<br />
könnt, aber auch die Organisation von einzelnen<br />
Projekten oder der nächsten Gruppenstunde.<br />
Salani kahle – bis August! Ich freue mich schon auf die<br />
Zusammenarbeit mit euch, sonnige Grüße aus Südafrika<br />
Anke<br />
Hallo,<br />
vielen Dank für den herzlichen Empfang hier auf der<br />
Jugendgeschäftsstelle in Stuttgart.<br />
Seit Mittwoch, den 16. April<br />
bin ich nun „die neue Mitarbeiterin“<br />
in der Jugendgeschäftsstelle.<br />
Leider konnte ich meine<br />
Vorgängerin nicht mehr persönlich<br />
kennen lernen.<br />
Schon einige Tage vor dem<br />
offiziellen Arbeitsbeginn durfte<br />
ich in der Jugendgeschäftsstelle<br />
hospitieren und mir wurden<br />
viele Dinge gezeigt und erklärt.<br />
Nun muss ich mich natürlich<br />
noch in das neue Aufgabengebiet<br />
einarbeiten und hoffe, dass mir dies schnell gelingen<br />
wird.<br />
Durch meine ehrenamtliche Jugendleitertätigkeit beim<br />
Turnverein Großbottwar habe ich in meiner Freizeit viel<br />
mit Jugendlichen zu tun. Wir unternehmen zusammen<br />
Ausflüge, nehmen an Wettkämpfen teil oder veranstalten<br />
1x im Jahr eine große Kinderjahresfeier. Durch meine<br />
Hunde bin ich viel in der Natur unterwegs und der<br />
Schwäbische Albverein war mir schon vorher ein Begriff,<br />
denn hier organisiere ich mindestens einmal im Jahr eine<br />
große Wanderung für alle Hunde-/ Wanderfreunde.<br />
Falls ihr Fragen habt, könnt ihr euch gerne an mich<br />
wenden unter:<br />
Telefon 0711 22585-28 oder auch per E-Mail an<br />
natalie.jenensch@schwäbische-albvereinsjugend.de<br />
Ich freue mich auf euch und auf eine gute Zusammenarbeit.<br />
Viele Grüße<br />
Natalie Jenensch<br />
20 21
JuGS<br />
JuGS<br />
Jugendversammlung beschließt neue Jugendordnung Landesjugendplans 2008<br />
Auf ihrer Jugendvertreterversammlung in Kaisersbach<br />
bei Backnang am 1./2. März 2008 hat die Jugendvertreterversammlung<br />
(JVV) der Schwäbischen Albvereinsjugend<br />
einstimmig eine neue Jugendordnung beschlossen.<br />
<strong>Die</strong> wichtigsten inhaltlichen Änderungen der neuen<br />
Jugendordnung sind:<br />
• <strong>Die</strong> Amtsdauer wurde grundsätzlich<br />
von vier auf zwei<br />
Jahre verkürzt. Dadurch sollen<br />
veränderte gesellschaftliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
berücksichtigt und die Übernahme<br />
eines Ehrenamts<br />
überschaubarer werden. Nur<br />
der Hauptjugendwart und<br />
seine beiden Stellvertreter<br />
werden weiter auf vier Jahre<br />
gewählt.<br />
• Durch Veränderung des<br />
Wahl- und Stimmrechts in<br />
der JVV soll die Wahl eines<br />
Gaujugendwarts gefördert<br />
und seine Stellung gestärkt<br />
werden. Gaue mit Gaujugendwart<br />
können vier wahlund<br />
stimmberechtigte Vertreter,<br />
Gaue ohne Gaujugendwart<br />
drei wahl- und<br />
stimmberechtigte Vertreter entsenden.<br />
• Besteht in einem Gau kein<br />
Gaujugendausschuss (bestehend<br />
aus den Jugendleitern<br />
des Gaues), so kann der Gauausschuss<br />
einen Fachwart für<br />
Jugendarbeit ernennen. Das<br />
Amt als Fachwart für Jugendarbeit<br />
endet, sobald eine Gaujugendausschusssitzung<br />
stattfinden<br />
kann. <strong>Die</strong>ser Fachwart<br />
nimmt mit beratender Stimme<br />
an der Jugendvertreterversammlung<br />
teil.<br />
• <strong>Die</strong> Aufgaben und Kompetenzen<br />
des Gaujugendwartes werden<br />
erweitert.<br />
• Leiter von Arbeitskreisen werden<br />
mit Fachwarten gleichgestellt<br />
und sind in der JVV<br />
stimmberechtigt.<br />
• Arbeitskreise und Fachwarte<br />
müssen nach zwei Jahren<br />
bestätigt werden.<br />
• Sprachliche Anpassungen an allgemeinen und zeitgemäßen<br />
Sprachgebrauch sowie an gültige Formulierungen.<br />
Der Gesamtvorstand hat die neue Jugendordnung am<br />
3. März 2008 genehmigt. <strong>Die</strong>se ist somit gültig und<br />
ersetzt die bisherige Jugendordnung von 1992. <strong>Die</strong> vollständige<br />
Fassung ist auf der Website http://www.schwaebische-albvereinsjugend.de/download/download_allgemeines/jugendordnung_108.html<br />
abrufbar und ist auch<br />
als Broschüre auf der Jugendgeschäftsstelle erhältlich.<br />
Zuschussquoten<br />
• Pädagogische BetreuerInnen bei Jugenderholungsmaßnahmen:<br />
max. 8,70 € pro Tag und Betreuer<br />
• Großzelte und Zeltmaterial: 25 % der Gesamtkosten<br />
• Lehrgänge für JugendgruppenleiterInnen: max. 8,70 €<br />
pro Lehrgangstag und Teilnehmer<br />
• Seminare der außerschulischen Jugendbildung: max.<br />
8,70 € pro Lehrgangstag und Teilnehmer<br />
• Praktische Maßnahmen der außerschulischen Jugendbildung:<br />
25 % der als notwendig anerkannten Gesamtkosten,<br />
max. 1.200 €<br />
<strong>Die</strong> vollständigen Förderbedingungen können unter<br />
www.ljrbw.de/ljr/service/publikationen/arbeitshilfen.php<br />
und<br />
www.jugendarbeitsnetz.de/downloads/downloads.php<br />
herunter geladen werden.<br />
Weitere Informationen gibt es auf der Jugendgeschäftsstelle<br />
bei Natalie Jenensch unter 0711 22585 –28<br />
oder<br />
natalie.jenensch@schwaebische-albvereinsjugend.de.<br />
Gesetze, die euch betreffen<br />
Neuregelung des Sonderurlaubs<br />
Seit dem 20. November 2007 ist in Baden-Württemberg<br />
ein neues Gesetzt in Kraft, das den schönen Titel:<br />
„Gesetz zu Stärkung des Ehrenamtes in der Jugendarbeit“<br />
trägt. Es regelt die Gewährung von Sonderurlaub für<br />
Leute wie euch, die ehrenamtlich als Jugendleiter oder<br />
Freizeitteamer aktiv sind.<br />
Der Landesjugendring ist mit dieser Neuregelung nicht<br />
sehr zufrieden, weil im Vergleich zum Vorgängergesetz<br />
ein paar Änderungen vorgenommen wurden, die für<br />
Ehrenamtliche ungünstig sind. An dem Gesetz lässt sich<br />
jetzt allerdings nichts mehr ändern, deshalb hier die<br />
wichtigsten Regelungen im Überblick.<br />
Wer kann eine Freistellung beantragen?<br />
Alle über 16, die in einer Ausbildungs- oder einem<br />
Arbeitsverhältnis stehen (ein FSJ wird als arbeitnehmerähnliches<br />
Verhältnis auch anerkannt).<br />
Wofür kann man freigestellt werden?<br />
• Maßnahmen der Jugenderholung, z.B. unsere Freizeiten,<br />
• Teilnahme an Aus- und Fortbildungslehrgängen<br />
• Leitung von internationalen Jugendbegegnungen<br />
Was heißt Freistellung?<br />
Es können maximal zehn Arbeitstage im Kalenderjahr<br />
gewährt werden. Für Auszubildende sind maximal fünf<br />
Tage möglich. <strong>Die</strong>se zehn bzw. fünf Tage können auf<br />
höchstens drei Veranstaltungen verteilt werden.<br />
Ihr habt durch dieses Gesetz keinen Anspruch auf Entlohnung<br />
für die Dauer der Freistellung. Es geht also um<br />
unbezahlte freie Tage.<br />
Wie läuft die Antragstellung?<br />
Wir als Schwäbische Albvereinsjugend können als Mitglied<br />
des Landesjugendrings die Freistellung für Personen<br />
beantragen, die ehrenamtlich für uns tätig sind.<br />
Genügend Vorlauf einplanen! Ein Antrag muss mindestens<br />
einen Monat vor Beginn der Freistellung beim<br />
Arbeitgeber sein.<br />
NEU: Für die Beantragung muss nun ein Formular ausgefüllt<br />
werden, das von dem bzw. der Ehrenamtlichen und<br />
der JGS unterschrieben werden muss. Das Formular zum<br />
Ausdrucken findet Ihr auf www.jugendarbeitsnetz.de in<br />
der Rubrik „Recht & Gesetz/Informationen zum Freistellungsgesetz/Antrag“.<br />
Schickt uns das Formular bitte unterschrieben zu, wir<br />
ergänzen dann die Angaben und die Unterschrift und<br />
schicken’s euch zurück.<br />
Abgelehnt!?<br />
Im Gesetzestext steht: „<strong>Die</strong> Freistellung ist zu gewähren,<br />
sofern nicht dringende betriebliche oder dienstliche<br />
Belange entgegenstehen.“ In der Gesetzesbegründung<br />
steht dazu, dass dabei „den Belangen der Jugendarbeit in<br />
besonderer Weise Rechnung getragen werden“ soll. Konkret<br />
heißt das, dass „vor allem während der Schulferien<br />
eine Versagung“ eines Antrags auf Freistellung „in der<br />
Regel nur in Betracht kommt, wenn durch die Freistellung<br />
eine schwerwiegende Gefährdung betrieblicher oder<br />
dienstlicher Interessen droht.“<br />
Viele Worte, viel Interpretationsspielraum. Unsere<br />
Devise: Probieren sollte man’s auf jeden Fall, auch<br />
Arbeitgeber sollen sich Gedanken machen, wer hier im<br />
Land etwas für Kinder und Jugendliche tut.<br />
22 23
JuGS<br />
Aktives Vereinsleben<br />
JugendvertreterInnenversammlung<br />
11. -12. Oktober 2008 in der<br />
JH Blaubeuren<br />
Folgende Tagesordnungspunkte sind vorgesehen:<br />
Samstag, 11. Oktober 2008 Beginn: 10:00 Uhr<br />
TOP 1 Begrüßung<br />
TOP 2 Vorstellung der Teilnehmer<br />
TOP 3 Jahresmotto 2009<br />
TOP 4 Rückblick der vergangenen Freizeiten und Lehrgänge<br />
2008<br />
Sonntag, 12. Oktober 2008 Beginn: 9:00 Uhr<br />
TOP 5 Vorstellung und Diskussion der bis dato feststehenden<br />
Veranstaltungen 2009<br />
TOP 6 Abstimmung der bis dato feststehenden Veranstaltungen<br />
2009<br />
TOP 7 Empfehlung für weitere Freizeiten<br />
TOP 8 Anträge<br />
TOP 9 Verschiedenes<br />
Anträge sind bis spätestens 27. September 2008 schriftlich<br />
an die JGS zu richten.<br />
Rückmeldung zur Teilnahme bitte ebenfalls bis spätestens<br />
27. September 2008 an die JGS.<br />
Servus<br />
Von Mai 2006 bis Juni 2008<br />
war ich als Jugendbildungsreferent<br />
im Team der JGS mit dabei.<br />
Nach Ablauf meines befristeten<br />
Arbeitsvertrags blicke ich jetzt<br />
mit viel Freude auf sehr gefüllte<br />
Monate zurück:<br />
Gerne denke ich 2006 an die<br />
Internationale Begegnung in TÜ<br />
sowie an den Grillabend bei<br />
Tamm zurück, an das Hauptvereinsfest<br />
(ja, so hieß das „damals“<br />
noch ;-) in Öhringen ebenso, wie<br />
an das „internationale“ FuFaFe Dirk, Petra und Lasse<br />
(inkl. WM-Feeling!).<br />
Anschließend konnte ich das erste Mal die Zeltlager in<br />
beiden Abschnitten etwas kennen lernen. Besonders die<br />
GUW-Aktionen (Wandern, Radfahren, Klettern etc.) mit<br />
Schlafen im Außenquartier in Jungingen ist mir noch als<br />
geniale Aktion in Erinnerung, sowie das riesige Lagerfeuer<br />
des ZL 2. Ein tänzerisches Schmankerl war der TJ, den<br />
ich 2006 und 2007 mit §§-Wissen beglücken durfte. Fazit:<br />
Ich werde 2009 einen Volkstanzkurs mit meiner Petra<br />
belegen! <strong>Die</strong> Spendenläufe 2007 und 2008 sowie die<br />
Unterstützung des „Schlupfwinkels“ erbrachten über<br />
2000 € für die ärmsten Kinder. Vielen Dank an euch! <strong>Die</strong><br />
alternative Stuttgarter Stadtführung, der Wettbewerb<br />
zum Jahresmotto und der Besuch beim SWR waren weitere<br />
Highlights 2007. Bei den DWJ-BiRef-Treffen stellte ich<br />
immer wieder fest, welch starkes Standbein die SAVJ in<br />
der DWJ hat: Das Wissen, die Erfahrung, die Tradition<br />
jedoch auch die klaren Ideen und Visionen für die<br />
Zukunft waren für mich greifbar nah. <strong>Die</strong> Ausbildung zum<br />
SAV-Betriebsersthelfer schloss ich ebenso mit Erfolg ab,<br />
wie die Wanderführerausbildung 2008 mit Blick auf die<br />
anstehende Arbeit als Referent der Heimat- und Wanderakademie<br />
ab 2009.<br />
<strong>Die</strong> Zusammenarbeit mit dem JB und mit den<br />
KollegInnen der HGS lief stets professionell und doch<br />
auch sehr kameradschaftlich ab. Ein Betriebsklima zum<br />
Wohlfühlen!<br />
Meiner Nachfolgerin, Anke Werner, wünsche ich einen<br />
guten Start und viel Freude in und mit der Albvereinsjugend!<br />
Auf ein Wiedersehen freut sich euer Dirk<br />
<strong>Die</strong> Gotthard-Bezwinger<br />
(ein sehr persönlicher Freizeitrückblick)<br />
Aller Anfang<br />
Am 28. Juli stimmt mitten in der Nacht etwas nicht.<br />
Was nicht stimmt, ist der Wecker, der mich um fünf Uhr<br />
aus den Träumen reißt und mit der harten Realität konfrontiert:<br />
heute geht die Rad-Freizeit los.<br />
Beim Frühstück scheint das Ganze ein irrsinniger<br />
Gedanke. Mit nur zwei Teilnehmern per Rad quer durch<br />
die Schweiz. Wahrscheinlich haben die, die sich nicht<br />
angemeldet haben, gewusst warum. Nach einem Wurstbrot<br />
und einer Tasse Tee wage ich mich vorsichtig an<br />
mein Rädle heran. Noch ist es übervoll bepackt mit den<br />
Essensvorräten für die ersten zwei Tage, dem Campingkocher,<br />
der Erste-Hilfe-Ausrüstung, dem Reparaturwerkzeug,<br />
meinen Klamotten, Schlafsack, Iso-Matte und zwei<br />
Zelten. Irgendwann am Tag, wenn alle beisammen sind,<br />
wird schon noch verteilt. Bis dahin muss es so gehen.<br />
So geht es dann auch Richtung Bahnhof, mehr schlecht<br />
als recht, hinten und vorne hängen die Taschen und das<br />
Rädle schwankt wie nach drei durchzechten Nächten.<br />
Dafür funktionieren die Bremsen gut, wie der ganze Bock<br />
frisch gerichtet. Früh morgens ist es noch angenehm kühl<br />
und ich habe die Welt scheinbar für mich. Der Zug<br />
hat glücklicherweise einen Niederflureinstieg,<br />
so bleibt mir die böse<br />
Überraschung noch erspart.<br />
In Stuttgart warten schon die beiden<br />
Teilis. Unschwer zu finden. Auch<br />
ohne, dass wir uns am Gleiskopf verabredet<br />
hätten sieht man die Gemeinsamkeiten:<br />
bepackte Räder. Doch noch<br />
geht gar nichts los, erst einmal stehen<br />
ein paar Stunden Zugfahrt nach Basel<br />
an. Am anderen Ende des Zuges ist dann<br />
auch das eine Fahrradabteil gefunden,<br />
das die Bahn dem Zug nach Singen gönnt.<br />
Nicht, dass jemand erwartet hätte, am<br />
ersten Ferienwochenende auf einer Zugstrecke,<br />
an der mindestens drei große Radfernwege<br />
abgehen, die zudem noch touristisch<br />
beworben wird, könnte es mehr als acht Radfahrer<br />
geben. So zumindest interpretiere ich die Zahl unter dem<br />
Radsymbol am Waggon. Da wir bis nach Singen fahren<br />
geht’s gut – wir steigen als letzte aus.<br />
Unter dem Hohentwiel stößt Ellen zu uns, nun ist das<br />
Schon auf der Hinfahrt genießen<br />
wir das Leben in vollen Zügen.<br />
Team komplett. Vier verrückte Velo-Fahrer, die von Basel<br />
nach Chiasso wollen. Dass dazwischen der knapp 2.100<br />
Meter hohe Gotthardpass liegt, stört bislang noch keinen.<br />
Dass es lustig wird, verspricht der Einstieg in den Pendolino,<br />
dessen Flur gut zwei Meter über der Bahnsteigkante<br />
liegt. Irgendwie schaffen wir es, mit den Rädern hochzukommen,<br />
draußen grummelt ein genervter Schaffner.<br />
Dass der Zug schon fünf Minuten Verspätung hat, liegt<br />
nicht an uns.<br />
Einen halben Tag nachdem die Nacht jäh geendet hat,<br />
stehen wir in Basel. Nach stundenlangem Geruckel im<br />
Zug ist das Rollen auf den Velowegen ein willkommener<br />
Genuss. Flugs ist das Hinterland erreicht und zügig geht<br />
die Tour von statten. Wollten wir noch Gepäck umladen?<br />
Bisher geht es auch so.<br />
Unterwegs besteht derweil Bedarf an Sonnencrème.<br />
Hinter Liestal wird die Landschaft hügeliger, es geht weiter<br />
aufwärts dem Ergolztal entlang, immer gut und<br />
bequem bis kurz vor Anwil. <strong>Die</strong> 100 Höhenmeter treffen<br />
mich wie ein ungebremster Güterzug, selbst der kleinste<br />
Gang scheint noch zu schwer. Aber noch geht’s, auch<br />
wenn die Abfahrt nach dem Ort wie ein Irrsinn erscheint.<br />
Der Hammer kommt erst kurz darauf, nach Oltingen. Auf<br />
die 300 Höhenmeter war ich nicht wirklich vorbereitet.<br />
Zwar stehen sie im Tourenplan drin,<br />
auf der Karte sehe ich auch alles, alleine fühlt<br />
sich der Berg anders an, als er aussieht.<br />
Meterweise geht es voran, rund alle vier<br />
Leitpfosten wird eine Verschnaufpause eingelegt.<br />
Bei jedem Neuanfahren geht es<br />
gefühlsmäßig rückwärts, ein kurzer Blick<br />
fällt auf die zwei Zelte und das ganze<br />
Geraffel. „Schön blöd“ entfährt es mir –<br />
der Fluch kostet Puste, diesmal ist nach<br />
drei Pfosten Schluss.<br />
<strong>Die</strong> „Schafmatt“ ist eine Grenzerfahrung:<br />
hüben Basel-Landschaft, düben<br />
Solothurn. Von da an gings bergab.<br />
Mehr als 30 km/h sind nicht drin,<br />
auch wenn die Bremsen noch gut ziehen.<br />
Zehn Kilometer weiter ist Aarburg erreicht, die<br />
Vorbereitungen für das Feuerwerk zum Flussfest laufen<br />
auf Hochtouren, am Seeufer ist der Rummel in vollem<br />
Gange. Das stört uns nicht weiter. Essen, Duschen, Feuerwerk<br />
gucken, dann ist Schluss. Trotz Mini-Volksfest<br />
nebenan geht die Nacht im Tiefschlaf vorbei. Der erste<br />
Buckel ist geschafft.<br />
24 25
Aktives Vereinsleben<br />
Aktives Vereinsleben<br />
Schweizer Vorland<br />
Frisch ausgeruht und bei mildem Wetter rollen wir am<br />
nächsten Morgen weiter. <strong>Die</strong> frischen Wecken vom Kiosk<br />
sind eine Bereicherung für das Frühstück. Langsam kündigt<br />
sich an, wie einfache Dinge als Luxusgüter geschätzt<br />
Luzern - Tor zum Vierwaldstätter See<br />
werden. Beim Mittags-Vesper am Sempacher See wird<br />
der Tag vollends sonnig. Am frühen Nachmittag ist<br />
Luzern erreicht. Wir radeln am Ufer des Vierwaldstätter<br />
Sees entlang. „Kastanienbaum“ kann nur hier eine Siedlung<br />
heißen. In Horw ist der nächste Zeltplatz erreicht,<br />
mit freiem Eintritt ins Strandbad. Hier hat man einen<br />
guten Blick auf die Berge und so hoch schauen sie noch<br />
gar nicht aus. Das Bad tut gut und am Abend erheitert<br />
uns ein Amateurzirkus auf dem Zeltplatz. Weniger wegen<br />
den Kunststücken, eher wegen den Pannen.<br />
Nasswetter<br />
Aller guten Dinge sind … sicherlich nicht drei. Der<br />
Weg führt weiter am See entlang, doch das Nass kommt<br />
von oben. In Niederdorf setzen wir mit der Fähre über,<br />
dunkle Wolken hängen<br />
über dem<br />
See. Auf der<br />
Fahrt nach Brunnen<br />
wird es<br />
zudem noch<br />
kalt. Dort legen<br />
wir eine schnelle<br />
Vesperpause<br />
ein. Richtung<br />
Nordosten liegt Ibach, keine vier<br />
Kilometer weit weg. <strong>Die</strong> Wiege<br />
der Schweizer Taschenmesser. Unser Weg führt am Urner<br />
See entlang, auf dessen anderer Seite das Rütli zu sehen<br />
ist, das Schiller im „Wilhelm Tell“ zum Geburtsort der<br />
Eidgenossenschaft gekürt hat. Wir radeln mal auf, mal<br />
gut bepackt und putzmunter<br />
neben der Straße her. Der Verkehr ist zwar nicht immer<br />
schön, aber es gibt Radwege und Radstreifen. Immer wieder<br />
folgen diese der alten Straße, hoch über dem See.<br />
Zur Mittagszeit schon sind wir in Altdorf. Es ist Montag<br />
und die Vorräte werden in der örtlichen Migros aufgefüllt.<br />
Auf dem Weg zum Zeltplatz fahren wir am Tell-<br />
Denkmal vorbei.<br />
Das wird zur<br />
Kenntnis genommen,<br />
aber nass<br />
und kalt haben<br />
wir andere Prioritäten.<br />
Am Zeltplatz<br />
wird erst<br />
einmal der Trockner<br />
in Beschlag<br />
Inmitten von Regenschauern über den Urner See<br />
genommen, das<br />
Zelt muss am Rande eines kleinen Sees aufgestellt werden<br />
– der Rasen ist durchweicht und als „Pfütze“ geht die<br />
Wasseransammlung wirklich nicht mehr durch. Warmes,<br />
gut gewürztes Essen tut Kopf und Bauch gut. Am Nachmittag<br />
verziehen sich die Wolken und die Sonne lacht<br />
herab. Milch vom Bauernhof, ein paar Kilometer weiter,<br />
wo wir auf der Herfahrt vorbeikamen, darf es noch sein.<br />
Morgen steht uns die Königsetappe bevor, denn am Ende<br />
vom Tag wollen wir 1.000 Höhenmeter weiter oben in<br />
Andermatt sein.<br />
Nichts als der Berg<br />
Der Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein und klarem<br />
Himmel. Gewitterwolken kommen aus Richtung des<br />
Zeltplatzbesitzers, dem es nicht passt, dass wir die immer<br />
noch regennasse Auwiese von unserem Zelt verlassen<br />
haben und auf der Bank vor der Hütte Platz genommen<br />
haben. Missmutig packen wir unsere Sachen und verlagern<br />
das Frühstück auf das freie Feld zwischen Schaltdorf<br />
und Erstfeld.<br />
<strong>Die</strong> ersten Kilometer haben gar nichts von einer Bergetappe<br />
an sich. Flott und eben führt der Weg das Tal der<br />
Reuss entlang. Bis – ja, bis Amsteg. Zügig radeln wir um<br />
eine Kurve herum, sehen uns vor einem Buckel, strampeln<br />
zackig hoch und stehen auf der alten Passtraße. Und<br />
hier auf einmal geht es los, hier ist „der Berg“, der<br />
Anstieg nach oben.<br />
Zweifel beschleichen mich ob der Wegführung. Mal<br />
geht es rauf, dann wieder kommen langgezogene Abfahrten,<br />
die sich elegant ausrollen lassen, doch wenn das Ziel<br />
noch etliche Höhenmeter weiter oben liegt, freut so<br />
etwas wenig. Doch auch wenn es täuscht, es geht beständig<br />
auf. Gegenüber dem ersten Tag ist das Gepäck längst<br />
verteilt und überraschend gut geht die Fahrt vonstatten.<br />
<strong>Die</strong> zwei Teilis bilden<br />
eine Ausreißergruppe,<br />
Ellen und ich die Verfolger.<br />
Hier ist es egal,<br />
jeder kennt den Weg<br />
und immer mal wieder<br />
trifft man sich an einer<br />
Trinkpause.<br />
Entlang der Straße<br />
liegen die Orte, die<br />
man aus dem Verkehrsfunk<br />
kennt:<br />
Amsteg, Gurtnellen,<br />
Wassen, Göschenen.<br />
Vor Göschenen weht<br />
mir ein herrlicher Duft<br />
ins Gesicht, der wie<br />
mein Kräutertee zu<br />
Hause riecht. Der<br />
nennt sich „Alpenkräuter“<br />
und daran ist<br />
nichts gelogen. Ich<br />
Langsam kommt man auch an’s Ziel:<br />
der mühsame Aufstieg durch die Schöllenen<br />
genieße noch einige Atemzüge, dann ist auch das vorbei,<br />
denn vor Göschenen zieht sich die Straße lang und ohne<br />
Abwechslung und macht auf ein paar Kilometer keinen<br />
Spaß. Im Ort selbst werden noch ein paar Riegel eingeworfen<br />
und die Flasche befüllt. Der Höhepunkt kommt<br />
gleich danach: die Schöllenen, die uns noch 400 Höhenmeter<br />
von Andermatt trennt.<br />
Im Hinterkopf regt sich der ein oder andere Zweifel.<br />
Zudem steht die Sonne hoch am Himmel und zwischen<br />
Stern und Fels wird es heiß und trocken werden. Eine<br />
Trost spendende Sicherheit sehe ich ein paar Meter weiter:<br />
die Zahnradbahn nach Andermatt hinauf. Wenn es je<br />
nicht mehr geht, kann ich immer noch auf Plan B<br />
zurückgreifen.<br />
Vor der Abfahrt werden auf der Karte die Kurven bis<br />
oben gezählt. Das Ergebnis schwankt je nach Zählweise.<br />
Nach der Abfahrt zähle ich die ersten mit, dann ist es mir<br />
egal. Schier endlos schlängelt sich die Straße eng am<br />
Berghang nach oben. Hinter Göschenen hat sich auch die<br />
Spreu vom Weizen getrennt: <strong>Die</strong> meisten Autofahrer nehmen<br />
den Bahnverlad oder das Tunnel, einige Genussfahrer<br />
und vor allem Horden von Motorradfahrern haben<br />
sich für den gleichen Weg entschieden wie wir. Nur fehlt<br />
der Velostreifen, was aber kein Problem ist. Autos, Laster<br />
und Motorräder kommen schubweise, zwischen zwei<br />
Wellen reicht die Zeit gut von Haltebucht zu Haltebucht.<br />
Nach der ein oder anderen Kehre ist auch<br />
Zeit zum Photographieren.<br />
Immer wieder führt die Straße durch dunkle<br />
Galerien, die im Sommer vor Steinschlag, im Winter<br />
vor Lawinen schützen sollen. Nach der schier<br />
unendlichsten Kurve flammt das Sonnenlicht am<br />
Galerieausgang ungemein freundlich auf, auf einmal<br />
herrscht Trubel und Betriebsamkeit. Rechts rattert<br />
die Zahnradbahn vorbei, links quillt die Gaststätte<br />
Teufelsbrücke über, direkt vor mir gähnt das<br />
„Urner Loch“, das erste Straßentunnel der Alpen.<br />
Erleichtert schnaufe ich durch, geistig brülle ich<br />
„oben“. Nach einer Trink- und Fußschüttelpause<br />
steige ich wieder auf und jage förmlich die letzten<br />
Kilometer nach Andermatt hinein. Alles flach. Am<br />
Ortseingang warten auch schon die anderen drei,<br />
die den Aufstieg wesentlich souveräner geschafft<br />
haben. Eine gute Viertelstunde haben sie gewartet.<br />
Ich bin wieder erleichtert – so schlecht war ich gar<br />
nicht.<br />
Der Zeltplatz liegt direkt unter der Seilbahn zum<br />
Gemsstock. <strong>Die</strong> Wartehalle, in der sich winters die Skifahrer<br />
kalte Füße und steife Knie holen dient nun als<br />
Dusche, WC und<br />
Waschsaal. Auf<br />
der grünen Wiese<br />
lassen sich die<br />
Heringe wunderbar<br />
in den Boden<br />
drücken, regelmäßig<br />
aufgestellte<br />
Holzbänke<br />
Zeltrüsten in Andermatt<br />
laden zur Pause<br />
ein. Morgen ist<br />
der erste August, Schweizer Nationalfeiertag. Den wollen<br />
wir hier verbringen, einen Tag ausruhen.<br />
Am frühen Abend verwerfen wir den Plan. Der Wetterbericht<br />
bringt für übermorgen Regen, was keine schöne<br />
Aussicht für die Passüberschreitung ist. Außerdem sinkt<br />
die Temperatur ins Bodenlose, zumindest fühlt es sich so<br />
an. Wir entscheiden, gleich am nächsten Tag weiter zu<br />
fahren. Meine Füße rebellieren zwar, aber wir entscheiden<br />
demokratisch, zumal wir in der Schweiz sind. Eine<br />
26 27
Aktives Vereinsleben<br />
Aktives Vereinsleben<br />
Tage auf. Ruhe tut jetzt gut, und der See lädt dazu ein.<br />
Dreimal am Tag Baden gehen und ein Ausflug zu Fuß<br />
nach Locarno stehen<br />
an.<br />
<strong>Die</strong> Zelte stehen<br />
neben einer Laube mit<br />
Marmorbank und Grill.<br />
Beides wird von uns<br />
ausgiebig genutzt. Am<br />
letzten Tag hält die<br />
Glut auch noch für ein<br />
Basislager am Lago Maggiore<br />
traditionelles Raclette<br />
her. Bei hochsommerlichen<br />
Temperaturen, die trotz der besten Crème eine<br />
rote Haut provozieren passt das auch nur um des<br />
Ambiente willen.<br />
Sprintwertung<br />
Nach zwei Tagen am Lago fällt das Abfahren schwer.<br />
<strong>Die</strong> Rechnung des Zeltplatzes macht es aber ein wenig<br />
leichter. Einen Pass hätten wir noch: den Monte-Ceneri-<br />
Pass, der immerhin auch noch mal 400 Höhenmeter<br />
abverlangt. Ausgeruht und mit der Gotthard-Erfahrung<br />
im Rücken ist der aber gut<br />
machbar, neben der Straße<br />
führt ein zwei Meter breiter<br />
Velostreifen entlang, und<br />
hinten geht es wieder bergab.<br />
Unterwegs fahren wir an<br />
Montagnola vorbei, das sich<br />
Hermann Hesse als Heimat<br />
gewählt hat. Am Luganer<br />
See schlagen wir unser letztes<br />
Lager auf, zu Füßen des<br />
Monte Generoso. Für die 50<br />
Kilometer und 400 Höhenmeter haben wir gerade einmal<br />
drei Stunden gebraucht. Und wieder dürfen wir in einem<br />
See baden. An diesem Abend ist uns der Campingkocher<br />
egal, das letzte Budget wird in Pizza angelegt.<br />
Und wieder retour<br />
Am letzten Tag stehen wir früh auf, gönnen uns diesmal<br />
keine Wecken oder Croissants vom Kiosk. <strong>Die</strong> 20<br />
Kilometer nach Chiasso wollen wir bis 08:30 Uhr<br />
geschafft haben, immerhin müssen wir heute alle zurück<br />
nach Hause. So früh morgens ist die Welt noch schläfrig<br />
und ruhig, die taufrische Kühle macht beim Fahren richtig<br />
Laune. Hinter Coldrerio führt die Route durch Weinweise<br />
Entscheidung, denn nachts mummeln wir uns bei<br />
unter zehn Grad<br />
in die Schlafsäcke,<br />
eisige<br />
Luftzüge blasen<br />
unter der Zelthaut<br />
durch. So<br />
schön es auch<br />
inmitten der<br />
Berge ist, zwei<br />
solche Nächte<br />
können nicht Hinauf zum Gotthardpass bei eisigem Gegenwind<br />
gesund sein!<br />
Von nun an gings bergab<br />
Zum Frühstück gönnen wir uns Buttercroissants und<br />
schätzen den heißen Tee. Noch etwas verschlafen und<br />
kältesteif satteln wir unsere Stahlrösser und sind keine<br />
drei Kilometer weiter stark ernüchtert. Ein kalter und<br />
zudem starker Wind bläst uns entgegen. Langsam kriecht<br />
die Sonne den blauen Himmel hoch, allein die Wärme<br />
mag nicht kommen. Ab Hospental geht es „den Pass“<br />
hinauf, 700 Höhenmeter sind es noch.<br />
<strong>Die</strong> ersten Kilometer führen auf der Autostraße entlang.<br />
Bergauf mit Gegenwind. „Eisiger Atem des<br />
Gotthard“ kreiere ich als Namen dafür, leide aber trotz<br />
lyrischer Anwandlungen nicht an Sauerstoffmangel. In<br />
einer S-Kurve kommt der Wind böenartig von der Seite<br />
und ich küsse die Leitplanke. Ich hatte mir diesen letzten<br />
Aufstieg heroischer vorgestellt, nun muss ich mich mit<br />
der harten Realität abfinden. Immer wieder ziehen Rennradfahrer<br />
vorbei. Ich rufe ihnen nicht hinterher, wie<br />
schön das wäre, ohne Gepäck und mit nichts wiegendem<br />
Fahrrad hinaufzuziehen. Ich wollte es ja so, konzentriere<br />
mich aufs Atmen und rechne Stück für Stück meiner Ausrüstung<br />
durch, das ich wahrscheinlich gar nicht brauchen<br />
werde aber trotzdem wacker die Höhenmeter hinaufschleife.<br />
Auf 1.900 Metern zweigt die Veloroute ab. Während<br />
die Motorisierten eine neuausgebaute Straße nehmen,<br />
dürfen die Radler die historische Kopfsteinstraße nehmen.<br />
Auf der sind alle 100 Meter Markierungen angebracht,<br />
deren Zählen zu einem Trost wird. Das Geholpere<br />
zehrt an den Nerven und ist trotz geringer Steigung<br />
schwerer als der Aufstieg bisher. Sogar wenn es leicht<br />
runter geht muss man Treten. „Ich könnt' mein Rad<br />
gleich in den See werfen“ meint ein Teili. Mir geht’s nicht<br />
anders. An besagtem See nebenan zeltet eine Gruppe<br />
Jugendlicher. Eigentlich verboten, ich grinse aber bei<br />
dem Gedanken an den kalten Wind heute Nacht.<br />
Den letzten Kilometer<br />
schiebe ich, als<br />
ich rausgefunden<br />
habe, dass es damit<br />
genauso schnell geht<br />
wie beim Radeln.<br />
Derweil erholen sich<br />
meine Knochen von<br />
Am Höhepunkt angelangt<br />
der Rüttelei. Kurz<br />
unterhalb der Passhöhe<br />
ist die Straße geteert und ich steige wieder auf. Der<br />
Ehre ist Genüge getan, dass ich zumindest radelnd oben<br />
ankomme.<br />
Am Militärstützpunkt<br />
ist der Feiertagsgottesdienst<br />
zu Gange, die<br />
Straße ist links und<br />
rechts voll zugeparkt.<br />
Nach dem obligatorischen<br />
Gipfelphoto<br />
drängt es uns schon wieder<br />
weiter. Noch haben<br />
wir 80 Kilometer vor uns,<br />
aber keine 30 Höhenmeter<br />
sind aufwärts dabei.<br />
Gleich hinter dem<br />
Hospiz hat uns die Pflasterstraße<br />
wieder. „Via<br />
Tremola“, Straße des Zitterns.<br />
37 Haarnadelkur-<br />
Hart an der Kante: Abfahrt in’s Tessin<br />
ven und über 1.000 Höhenmeter geht es jetzt bergab. Wir<br />
lassen es laufen, unterwegs ist immer mal wieder eine<br />
Photopause angesagt, in der mich ein Holländer mit<br />
Wohnmobil überholt. An dem fahren ich gleich darauf<br />
wieder vorbei, fünf Kurven weiter unten wiederholt sich<br />
das Spiel und fortan immer wieder. Mein Fahrrad scheppert<br />
und kleppert, nach gut vier Kilometern höre ich<br />
Töne, die ich noch gar nicht kannte und Teile fangen an<br />
zu dröhnen, von denen ich bisher keine Ahnung hatte,<br />
dass sie da sind. Zwischendrin immer mal wieder ein<br />
herzhaftes Jauchzen unserer Teilis, die schon einige Kurven<br />
weiter sind. Mitleidvoll blicke ich auf die zahlreichen<br />
Radler, die von dieser Seite aufsteigen. Sie werden hoffentlich<br />
wissen, was sie da tun.<br />
In der Einfahrt zur oberen Kaserne von Airolo finden<br />
Weltkulturerbe Bellinzona<br />
wir uns alle wieder und der Holländer überholt mich zum<br />
letzten Mal. Der Wachhabende schaut müde auf und<br />
beschließt dann, uns nicht weiter zu beachten. Wir entblättern<br />
uns von der obersten Schicht Kleidung und lassen<br />
es weiter Rollen. Kilometer für Kilometer wird es wärmer<br />
und südländischer. <strong>Die</strong> Bauweise erinnert schon an<br />
Italien.<br />
Einige Stunden später schwitzen wir in der Ebene vor<br />
Bellinzona. Hier ist es schon so flach, dass wir wieder<br />
strampeln müssen, von der dicken Kleidung am Gotthard<br />
fehlt außer den gebeulten<br />
Packtaschen jede Spur.<br />
Auch das Atmen fällt<br />
schwer, trocken und heiß ist<br />
es. Das Mittelmeer lässt fast<br />
grüßen. Der Zeltplatz ist<br />
klein aber fein, meine paar<br />
Brocken Italienisch reichen<br />
aus, um unsere Zelte einzubuchen<br />
und für alles weiter<br />
reichende Deutsch als Verhandlungssprache<br />
auszuhandeln.<br />
Als wir das<br />
Locarno und der See am Ruhetag<br />
Schwimmbecken sehen sind wir erst mal so gar nicht bei<br />
der Sache, alles weitere kann warten.<br />
Abends warten wir auf das Feuerwerk über Bellinzona.<br />
Alles Gute zum Geburtstag, Schweiz!<br />
À la lago<br />
Weit ist es nicht an den Lago Maggiore. Ein kurzer<br />
Abstecher zur Kastellanlage von Bellinzona muss am<br />
Morgen noch sein, so ohne weiteres wollen wir durch das<br />
UNESCO-Kulturerbe nicht durchradeln. Gegen Mittag<br />
sind wir das Tal des Ticino, dem namensgebenden Flusses<br />
des Kantons Tessin, bis ans Ende gefolgt. In Tenero, direkt<br />
am Ufer des Lago, schlagen wir unsere Zelte für zwei<br />
28 29
Aktives Vereinsleben<br />
Aktives Vereinsleben<br />
berge und Felder, ein letztes Mal geht es zackig bergab<br />
auf Pflasterstein und zwischen Trockenmauern.<br />
Chiasso hat den Charme einer von Industrie geprägten<br />
Grenzstadt. Wir sind pünktlich da, werfen dem S-<br />
Bahn-Fahrer ein paar nett gemeinte Wortfetzen entgegen,<br />
die er lächelnd quittiert. <strong>Die</strong> Stadt schläft noch und<br />
wir sind gleich auf der Rückfahrt. Erst in Lugano merkt<br />
man etwas von Geschäftigkeit. In Bellinzona steigen wir<br />
um. Alles mustergültig: der Velowaggon ist auf dem<br />
Wagenstandsanzeiger angegeben, der Zug kommt auf<br />
die Minute pünklich. Wir verstauen Fahrräder und<br />
Gepäck und nehmen im normalen Waggon platz, der<br />
trotzdem große Panoramafenster hat. Innerhalb von ein<br />
paar Stunden erleben wir unsere tagelange Velotour im<br />
schnellen Rücklauf: Airolo, Göschenen, Schwyz. So<br />
schnell geht alles vorbei. Das Umsteigen in Zürich ist<br />
auch kein Problem, ein Bahnbediensteter hilft uns sogar<br />
beim Ausladen und bekommt einen Riesenschreck, als er<br />
mein Fahrrad auf den kaputten Ständer stützen will. Ich<br />
kann ihn beruhigen.<br />
In Schaffhausen hat uns die Deutsche Bahn wieder.<br />
Offensichtlich kann sie auf uns verzichten, denn sie<br />
kommt fünf Minuten später, das Fahrradabteil ist wieder<br />
proppenvoll und bis Ulm sind es schon 15 Minuten Verspätung.<br />
<strong>Die</strong> Klimaanlage geht auch nicht, also behelfen<br />
wir uns nach der „méthode officier suisse“: mit dem<br />
Taschenmesser kriegt man so ein verriegeltes Kippfenster<br />
leicht auf.<br />
In Ulm verlässt uns Ellen in Richtung heimatliche<br />
Gefilde, ich begleite die Teilis bis nach Plochingen. Sinnlos<br />
war unser Unterfangen, am Ulmer Bahnhof zu erfahren,<br />
wo der Fahrradwaggon hält. „Dees stoht am Waga<br />
druff“ meint einer der Bahner. Wagenstandsanzeiger für<br />
die Regionalzüge gibt es hier nicht. Wir bleiben in der<br />
Mitte stehen, der Bahnsteig ist übervoll und sehen den<br />
Waggon „mit dem Rädle druff“ an uns vorbeirauschen.<br />
Ein hinterherjagen ist undenkbar, also steigen wir ein,<br />
wo wir sind. Das darf ich dann noch mit dem Schaffner<br />
ausdiskutieren und vermisse die Schweizer Bahn noch<br />
am gleichen Tag.<br />
Am Abend kämpfe ich mich das kleine Buckele zu uns<br />
heim hoch. Ich spüre die Tour in jeder Ecke meines Körpers.<br />
370 Kilometern quer durch die Schweiz. Ein Pass<br />
mit 2.100 Metern. Alles selber geschafft, mit Zelt und<br />
Krempel hinten und vorne drauf. Wie auch jetzt: ich<br />
habe wieder die Zelte und alles andere. Aber viel wichtiger:<br />
ich hab's geschafft. Lächelnd muss ich an das eine<br />
oder andere Tief auf der Fahrt denken und stelle fest,<br />
dass mir das nun egal ist.<br />
Ich träume vor mich hin und ertappe mich dabei, wie<br />
ich an ein nächstes Mal denke, an Rhein- und Rhonetal,<br />
an Oberalp- und Furkapass. Aber zuerst einmal schüttle<br />
ich den Kopf, bin froh, mein Gepäck daheim abladen zu<br />
können und freue mich auf mein weiches Bett.<br />
Florian Engster<br />
Dürfen wir uns vorstellen...?<br />
v.l. Ralf Kille, Heidi Müller, Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß,<br />
Sabine Wuchenauer, Thomas Mohr und Roland Luther<br />
Was inzwischen schon die Vögel von den Dächern<br />
pfeifen, möchten wir auch bei euch nun bekanntgeben.<br />
Im Rahmen der Familienausschusssitzung am<br />
15.03.2008 in Dürrwangen wurde in Anwesenheit von<br />
Dr. Rauchfuß, Heiko Herbst, Michael Neudörffer sowie<br />
Germar Schulte-Hunsbeck unter allen anwesenden Familienausschussmitgliedern<br />
der neue Familienbeirat<br />
gewählt.<br />
Im Familienbeirat sind nun mit dabei:<br />
Hauptfachwartin Sabine Wuchenauer, OG Elchingen,<br />
Donau Blau Gau<br />
Stv. Hauptfachwartin Heidi Müller, OG Mainhardt,<br />
Hohenloher Gau<br />
Ralf Kille, OG Schwenningen, Heuberg Baar Gau<br />
Walter Horwath OG, Bempflingen, Erms Gau<br />
Thomas Mohr, OG Bitz, Zollern Gau<br />
Wie bereits im Herbst angekündigt, trat Roland Luther<br />
zur Wahl nicht mehr an, da er für eine Verjüngung des<br />
Teams sorgen wollte. <strong>Die</strong>s ist, so denken wir, auch gelungen.<br />
<strong>Die</strong> Beisitzer im Familienausschuss wurden unverändert<br />
bestätigt.<br />
Sicher habt ihr bemerkt, dass nun im Familienbeirat<br />
bekannte Namen zu finden sind. Da wir aus der Jugend<br />
kommen, ist es uns natürlich ein besonderes Anliegen<br />
gemeinsame Bereiche der Jugend und Familienarbeit zu<br />
fördern. Wo es Überschneidungspunkte gibt, werden wir<br />
versuchen, gemeinsame Wege zu gehen. Es wird natürlich<br />
auch weiterhin sehr wichtig sein, Jugendlichen die<br />
Möglichkeit zu bieten sich im erforderlichen Maße abzugrenzen,<br />
bzw. den Familien die Möglichkeit zu geben<br />
gemeinsam Natur, Umwelt und Wandern zu erleben. In<br />
einer ersten gemeinsamen Sitzung konnten wir feststellen,<br />
dass wir uns in den Bereichen Werbung, Fortbildung,<br />
Gauvertreterversammlungen und Messen eine enge<br />
Zusammenarbeit sehr gut vorstellen können. Wir hoffen<br />
damit den positiven Trend weiter zu fördern und möglichst<br />
viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene für<br />
die Ziele des Schwäbischen Albvereins/der Albvereinsjugend<br />
begeistern zu können<br />
Unsere ersten großen Projekte werden die Wiederbelebung<br />
des Jahresprogrammes und die Vorbereitung von<br />
Lehrgängen für Familiengruppenleiter z.B. im Bereich<br />
Erlebnispädagogik sein. Natürlich werden wir auch versuchen<br />
wieder eine Familienfreizeit auf die Beine zu stellen.<br />
Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit<br />
dem Präsidenten, dem Jugendbeirat, den Freizeitleitern,<br />
dem <strong>Stufe</strong> Redaktionsteam, der JGS, der Geschäftsstelle<br />
und allen die uns bei unserer Arbeit unterstützen.<br />
Auf unserer Homepage http://www.schwaebischer-albverein.de/familie<br />
gibt es aktuelle Informationen, Termine,<br />
Malvorlagen, ein Gästebuch und Adressen sowie Fotos<br />
von uns.<br />
Viele Grüße sendet euch euer Familienbeirat<br />
familien.im.albverein@arcor.de<br />
Schwäbische Albvereinsjugend<br />
auf dem Landesfest in Tübingen<br />
<strong>Die</strong> Schwäbische Albvereinsjugend und Familien im<br />
Schwäbischen Albverein präsentierten sich und ihre Aktivitäten<br />
auf dem Landesfest in Tübingen. Beim Preisausschreiben<br />
wurden folgende Gewinner gezogen:<br />
1. Preis (Deuter-Wanderrucksack):<br />
Julia Schnell, Tübingen.<br />
2. Preis (Freizeit-Gutschein über 75 €):<br />
Frank Appenzeller, Owen<br />
3. Preis (Hüttenschlafsack):<br />
Raphaela König, Wilflingen<br />
4. Preis (Spiel Quer durch BaWü):<br />
Jonathan König, Waldenbuch<br />
5. Preis (Outdoor-Essgeschirr):<br />
Mareike Feucht, St. Johann-Upfingen<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Geothermie<br />
Konsequenzen der Erderwärmung, militärische Konflikte<br />
wegen schwindenden Energieressourcen und der<br />
Ausstieg aus der Atomenergie sind Themen jeder Nachrichtensendung.<br />
Energiepolitik ist ein wohlbekannter<br />
Begriff heutzutage. Jede Nation versucht die benötigte<br />
Energie aus seinem eigenen Land zu bekommen um<br />
unabhängig vom Weltmarkt und anderen Nationen zu<br />
sein.<br />
Das deutsche Energiesystem ist immer noch abhängig<br />
von fossilen Energieträgern, aber die Ressourcen an Öl<br />
und Gas sind in Deutschland sehr gering vorhanden und<br />
wir sind deshalb von anderen Nationen abhängig. Öl<br />
wird zum Beispiel zu 90 % aus anderen Ländern zugeführt,<br />
Gas zu 85 % und Kohle wird zu 60 % importiert.<br />
Wir brauchen deshalb<br />
eine komplette Veränderung<br />
unserer Energieversorgung:<br />
wir benötigen<br />
Energie die in unserem<br />
Land produziert wird und<br />
wir brauchen Energie,<br />
die die Umwelt nicht verschmutzt.<br />
Eine nachhaltige<br />
Energieversorgung ist<br />
die Herausforderung<br />
unserer Generation!<br />
Erneuerbare Energien<br />
liefern eine ökologische<br />
und klimafreundliche<br />
Energieversorgung der<br />
Zukunft. Eine sehr vielversprechende<br />
Alternative<br />
ist die Erdwärme. Erdwärme<br />
ist eine erneuerbare<br />
Energienquelle, die<br />
wetterunabhängig und<br />
das ganze Jahr über einsatzfähig ist.<br />
Erdwärme ist die Wärme die aus dem geschmolzenen<br />
Erdkern an die Erdoberfläche gelangt und der Erde technisch<br />
auch entzogen werden kann (zum Beispiel durch<br />
die Entnahme von warmem Wasser für Thermalbäder). Je<br />
tiefer man ins Erdreich vordringt desto wärmer wird es.<br />
In Deutschland sind das ungefähr 3°C pro 100 m. In einer<br />
Tiefe von 1km ist es also schon 30°C warm. <strong>Die</strong> Energie<br />
aus dem Erdinneren strömt jeden Tag heraus, und ist<br />
30 31
Aktives Vereinsleben<br />
Aktives Vereinsleben<br />
dabei viermal größer als die Energie die die Menschheit<br />
jeden Tag verbraucht!<br />
Um diese Erdwärme nutzen zu können werden verschiedene<br />
Möglichkeiten angewandt:<br />
1. Erdwärmenutzung mit Hilfe von Wärmepumpen<br />
Eine Wärmepumpe funktioniert eigentlich genauso<br />
wie ein Kühlschrank, nur anders herum. Meistens wird in<br />
60-100m Tiefe eine Flüssigkeit, die einen sehr niedrigen<br />
Siedepunkt hat (Kältemittel), erwärmt. <strong>Die</strong> Energie des<br />
flüssigen oder gasförmigen Kältemittel wird über einen<br />
Wärmetauscher an ein Arbeitsmedium (in Heizungen<br />
meist Wasser) abgegeben. Danach wird das Kältemittel<br />
in einem Verdichter wieder verdichtet und zurück in die<br />
Erde geschickt wo es sich wieder erwärmen kann.<br />
2. Erdwärmenutzung aus tiefen Gesteinen<br />
Dabei gibt es zwei Möglichkeiten, zum Einen die Erdwärmenutzung<br />
mit Hilfe eines natürlich vorkommenden<br />
Trägermediums, wie<br />
das schon erwähnte<br />
Thermalbad. Hier<br />
wird aus einem tiefen<br />
Wasserspeicher<br />
einfach warmes<br />
Wasser aus dem<br />
Erdinneren gefördert,<br />
um es zum Beispiel<br />
in Thermalbädern<br />
zu nutzen.<br />
Wenn das Wasser über 110°C heiß ist, kann mit diesem<br />
Wasser auch Strom produziert werden. In Deutschland<br />
muss man für so heißes Wasser aber mindestens 2,5 km<br />
tief bohren. <strong>Die</strong> zweite Möglichkeit besteht darin zwei<br />
(oder drei) tiefe Bohrungen in sehr heißes Gestein zu<br />
machen, in dem von Natur aus kein heißes Wasser vorhanden<br />
ist. Dann wird durch die eine Bohrung Wasser in<br />
das Gestein hinuntergepresst, das Wasser erwärmt sich<br />
auf vielen fein verteilten Rissen im Gestein und wird in<br />
etwas Entfernung mit der zweiten Bohrung wieder an die<br />
Erdoberfläche gefördert. So ein Projekt ist in Bad Urach<br />
schon seit mehreren Jahren in der Planung.<br />
<strong>Die</strong> Geothermie (Erdwärme) Exkursion führt uns zum<br />
ersten Geothermiekraftwerk in Deutschland, das für<br />
industrielle Zwecke gebaut worden ist, nach Landau.<br />
Weitere Informationen gibt es auf der Rückseite dieses<br />
Heftes.<br />
(c) stormfire/pixelio<br />
Osterfreizeit 2008<br />
Auch dieses Jahr fand vom 23. - 29. März wieder die<br />
Osterfreizeit auf dem Füllmenbacher Hof statt. <strong>Die</strong> vier<br />
Betreuer (Sandra Eisenmann, Nicole Setzer, Julian Tausch<br />
und Daniel Gabel) empfingen voller Erwartung am Ostersonntag<br />
um 14 Uhr die 15 Teilnehmer (12 Jungs und 3<br />
Mädels). Nachdem alle Teilis ihre Zimmer bezogen und<br />
ihre Tasse bemalt hatten, machten wir verschiedene Spiele,<br />
wie z.B. Schneefaulei und Reise nach Jerusalem.<br />
Am Montag nach der Ostereiersuche machten wir<br />
zuerst eine Schnitzeljagd zum Turm Sternenfels, wo die<br />
älteren Jungs voraus gingen und den Weg mit Fähnchen<br />
absteckten, auf diese schrieben sie noch Aufgaben, wie<br />
z.B. „Baut einen Schneemann“, oder „Zählt den Holzstapel“.<br />
Am Sternenfels trafen sich dann beide Gruppen und<br />
es ging zusammen zurück. Abends hieß es dann nach<br />
dem Grillen, „Schlag die Teamer“ (Schlag den Raab), mit<br />
Disziplinen wie, Sudoku, Halli Galli, Pantomime und vieles<br />
mehr.<br />
Am <strong>Die</strong>nstagmorgen boten wir mehrere IG’s an, ein<br />
Teil spielte Schneefussball, andere kümmerten sich um<br />
das Essen (Pizza), machten Freundschaftsbänder oder<br />
Windräder. Mittags durfte jeder sein eigenes T-Shirt batiken.<br />
Nachdem sich Abends jeder den Bauch mit Hot Dogs<br />
vollschlug, öffnete das Füllmi-Kino mit dem Film: Happy<br />
feet.<br />
Am Mittwoch machten wir einen Tagesausflug nach<br />
Bretten in den Wildpark. Viele hätten am liebsten gleich<br />
eine kleine Ziege mit nach Hause genommen. Abends<br />
gab’s dann erstmal eine Diashow, der bisherigen Bildern.<br />
Danach durfte, wer wollte, noch „Mensch ärgere dich<br />
nicht“ in Lebensgröße spielen.<br />
Damit wir alle mal wieder sauber wurden, gingen wir<br />
am Donnerstag in das Hallenbad nach Bietigheim.<br />
Anschließend hatten wir noch die Möglichkeit in der Bietigheimer<br />
Altstadt ein Eis<br />
zu essen.<br />
Abends konnte, wer<br />
wollte, noch eine Fackelwanderung<br />
machen, für<br />
die Zuhause gebliebenen<br />
öffnete nochmals das Füllmi-Kino,<br />
dieses mal gab es<br />
einen Fussballfilm zu<br />
sehen.<br />
Nun begann leider<br />
wortwörtlich der Endspurt<br />
der Osterfreizeit, mit der<br />
Füllmi-Olympiade. Von Geschicklichkeit, über Genauigkeit<br />
bis Schnelligkeit war bei den 10 Disziplinen (Weitsprung,<br />
Wassertransport, 100 m Lauf, …) alles dabei. Im<br />
Athletenfeld konnte sich keiner von den anderen absetzen,<br />
somit blieb es ein spannender Wettkampf.<br />
Nach dem Mittagessen zog jeder sein gebatiktes T-<br />
Shirt an, um Gruppen- und Funbilder zu machen. Nach<br />
dem großen Lagerputz, gab es für die herausragenden<br />
Putzleistungen als Belohnung Eis. Nun wurde es Zeit für<br />
die Siegerehrung der Füllmi-Olympiade. Nach dem<br />
Abschlussbuffet gab es die ultimative Abschiedsparty mit<br />
2 Teilen. Der 1. Teil war eine Wahnsinns Disco und im 2.<br />
Teil konnte jeder bei „Singstar“ sein Können unter Beweis<br />
stellen.<br />
It’s time to say goodbye, war das Motto des letzten<br />
Tages der Osterfreizeit 2008. Nach einer gemeinsamen<br />
Feedback und Verabschiedungsrunde, dauerte es auch<br />
nicht mehr lange bis die ersten Eltern kamen und die<br />
Osterfreizeittore für<br />
ein Jahr geschlossen<br />
wurden.<br />
<strong>Die</strong> Erlebnisse<br />
der Osterfreizeit<br />
noch mal in einem<br />
kleinen Überblick:<br />
• viel Spaß<br />
• super Teilis<br />
• halbwegs gutes Wetter<br />
• tolles Programm<br />
• einfach nur geil<br />
Wir freuen uns bereits auf die Osterfreizeit 2009!<br />
Daniel Gabel<br />
Rollende Hecken am Tatort Teck<br />
Jugendliche im <strong>Die</strong>nst der Natur<br />
Bericht vom Jugendlandschaftspflegetag 2008<br />
„Es ist ein gutes Gefühl zu sehen was man geschafft<br />
hat.“ Zufrieden stehen die 14 Jugendlichen unterhalb der<br />
Burg Teck zusammen und schauen auf die getane Arbeit.<br />
Im Rahmen des diesjährigen Jugendlandschaftspflegetags<br />
des AK Natur hatten sie den ganzen Samstagvormittag<br />
Hecken und Dornengestrüpp den Hang hinabgerollt,<br />
gestoßen und gekugelt. Nun prasselt das Feuer und der<br />
Hang gibt wieder ein wunderbares Trockenrasenbiotop<br />
ab, das nur noch auf die hungrigen Schafe wartet. Auch<br />
die vielen typischen Pflanzen wie Küchenschelle, Thymian,<br />
Oregano und verschiedene Enzianarten haben wieder<br />
genug Platz und Licht um sprießen zu können.<br />
Das Ziel Jörg Desseckers, nämlich den Jugendlichen<br />
einen Sinn für den Wert der Natur zu vermitteln und<br />
ihnen bewusst zu machen dass die Schönheit der Natur<br />
32 33
Aktives Vereinsleben<br />
der Pflege bedarf, scheint ihm einmal mehr geglückt zu<br />
sein. Bei der diesjährigen Aktion, von der man munkelt<br />
es sei bereits die 10., wird deutlich, dass es jedem der<br />
interessierten Jugendlichen möglich ist seinen Beitrag<br />
zur Landschaftspflege zu leisten und dabei noch Spaß zu<br />
haben. Einige der Teilnehmer im Alter von 13 bis 28 Jahren<br />
sind schon lange mit dabei, für sie gehört der Landschaftspflegetag<br />
fest zum Jahresprogramm. Es kommen<br />
jedoch auch immer wieder interessierte und begeisterte<br />
Neulinge dazu, die gerne draußen sind und schnell<br />
Gefallen an Arbeit und Rahmenprogramm finden. Um<br />
die Mittagszeit lädt das prasselnde Feuer bei strahlendem<br />
Sonnenschein zum Grillen der frisch vom Schäfer<br />
gelieferten Lammwurst und zum gemütlichen<br />
Zusammensitzen ein. Gestärkt durch eine ausgiebige<br />
Mittagspause werden die letzten „Heckenrollen“ unter<br />
Einsatz aller Kräfte ins Feuer gewälzt und aus Rücksicht<br />
auf die empfindlichen Schafhufe die restlichen Dornenzweige<br />
von der Weide<br />
gesammelt. Stolz blickt man auf<br />
die nun blitzblanke Arbeitsfläche und freut sich auf den<br />
entspannenden Teil des Tages. Naturspiele, „Schäfervesper“<br />
und Kegelabend im Ort klingen vielversprechend<br />
und sorgen für jede Menge Spaß und Unterhaltung.<br />
Als nach zwei Stunden die Lichter der Kegelbahn ausgehen,<br />
ist es auch draußen dunkel geworden. Mit dem<br />
Auto zur Teck? Nichts da! Nachtwanderung ist angesagt.<br />
Mit Fackeln bewaffnet wird die Burg gestürmt, Dusche<br />
wie Bett erobert und schließlich der Burgsaal zur abendlichen<br />
Runde bevölkert.<br />
Wer Fuchs und Hase guten Morgen sagen möchte,<br />
muss früh aufstehen. So klingelt der Wecker der<br />
besonders hartgesottenen Teilnehmer pünktlich um sieben<br />
zur Frühexkursion. Der Rest schläft noch unbeeindruckt<br />
bis um halb neun „Panoramafrühstück“ und die<br />
Erlebnisse der Frühaufsteher serviert werden. Damit auch<br />
die Langschläfer eine Dosis Naturerlebnis abbekommen<br />
sieht man schon bald junge Albvereinler mit verbundenen<br />
Augen durch den Wald taumeln und Bäume ertasten.<br />
„Echt interessant wie unterschiedlich sich Baumrinde<br />
anfühlt wenn man nichts sieht!“, ist die einhellige Meinung<br />
nach der Aktion. So richtig Austoben kann man sich<br />
noch einmal beim anschließenden Geländespiel. Man ist<br />
so bei der Sache, dass man schließlich zur Teck zurückeilen<br />
muss um das letzte gemeinsame Mittagessen nicht zu<br />
verpassen. Außer Atem, aber rundum zufrieden mit dem<br />
Wochenende, dem Gelernten und dem Geleisteten sitzen<br />
Teilnehmer und Betreuer nun vor Schniposa und Eis am<br />
runden Tisch des Aussichtszimmers. Auch die diesjährigen<br />
„Neulinge“ betonen beim Abschied, dass sie im<br />
nächsten Jahr sicherlich wieder zu neuen Taten bereit<br />
sein werden.<br />
Mirjam Ebert und Stefan Schrode<br />
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