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werte s durch - Boehringer Ingelheim

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Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation<br />

Unternehmensmagazin 2011


unternehmensmagazin 2011 inhalt<br />

<strong>werte</strong> schaffen <strong>durch</strong> innovation<br />

solide grundlagen –<br />

flexiBilität und<br />

kontinuierlicher wandel<br />

6 andreas Barner und christian <strong>Boehringer</strong><br />

im gespräch<br />

unternehmerische verantwortung<br />

# 01<br />

Verantwortung<br />

für kommende generationen<br />

14 Vertrauen, fairness, entwicklung<br />

18 Veränderungen Bewirken<br />

22 VerantwortungsVoller dialog<br />

24 artenVielfalt erhalten<br />

26 grüne aktiVitäten<br />

29 kooperationen mit der forschung<br />

33 exzellenz nachhaltig stärken<br />

forschung & entwicklung<br />

# 02<br />

innoVation<br />

für Beste medikamente<br />

38 der innoVation VerschrieBen<br />

40 erforschung und entwicklung Von neuen Biologischen wirkstoffen<br />

44 forschung nutzBar machen, medizin Verändern<br />

48 Bessere medikamente und mehrwert für patienten<br />

50 der <strong>Boehringer</strong> ingelheim Venture fund


unsere geschäfte<br />

# 03<br />

gesundheit<br />

für Bessere leBensqualität<br />

[ verschreibungspflichtige medikamente ]<br />

55 ein therapeutischer <strong>durch</strong>Bruch<br />

58 neue therapiemöglichkeit Bei typ-2-diaBetes<br />

62 therapien für copd Verändern<br />

[ selbstmedikation ]<br />

64 die sichtweise des VerBrauchers Verstehen<br />

[ biopharmazeutika und biosimilars ]<br />

69 wir VerBinden wissen und innoVation<br />

[ tiergesundheit ]<br />

73 präVention ernst nehmen<br />

76 auch pferde werden alt<br />

zukunftsmärkte<br />

# 04<br />

perspektiVe<br />

für neue märkte<br />

80 emerging markets – wachsende Bedeutung<br />

86 indien – hoher ungedeckter medizinischer Bedarf<br />

89 china – inVestitionen in das gesundheitssystem<br />

92 Brasilien – Bessere Behandlungsoptionen<br />

produktionsnetzwerk<br />

# 05<br />

flexiBilität<br />

für starke netzwerke<br />

96 Verlässlichkeit und integrität in der lieferkette<br />

98 erfolgreiche produkteinführungen<br />

Inhalt


<strong>werte</strong> schaffen<br />

<strong>durch</strong> innoVation<br />

Wir sehen uns als Partner des Patienten, der innovative<br />

Medikamente für bessere Gesundheit bereitstellt.<br />

Damit schaffen wir Werte <strong>durch</strong> Innovation.<br />

[ fotos umschlag ]<br />

3-d-struktur eines monoklonalen antikörpers<br />

biopharmazeutische produktion in biberach, deutschland<br />

hörrinde im gehirn einer transgenen maus


<strong>werte</strong> schaffen <strong>durch</strong> innovation auszug aus unserem leitbild<br />

AUSZUG AUS UNSEREM<br />

Leitbild<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist seit über 125 Jahren ein erfolgreiches<br />

Unternehmen in Familienbesitz. Diese Tradition soll auch im zweiten<br />

Jahrhundert seiner Existenz fortgeführt werden. Es ist nicht möglich,<br />

die Zukunft genau vorherzusehen, jedoch werden wir uns aktiv und<br />

kreativ den wechselnden Aufgaben und Herausforderungen stellen<br />

und dabei auf unsere Erfahrungen und unseren Erfolg bauen. Hier<strong>durch</strong><br />

erlangen wir die nötige Stärke, Zielstrebigkeit und das Vertrauen zur<br />

Gestaltung unserer Zukunft.<br />

Unser Ziel ist es, den Menschen <strong>durch</strong> die Erforschung von Krank heiten<br />

und die Entwicklung neuer Arzneimittel und Therapien zu dienen.<br />

In diesem Bemühen hängt die Zukunft des Unternehmens verbandes<br />

von seiner innovativen Leistungsfähigkeit ab.<br />

Bei all unseren Aktivitäten ist es unser Ziel, unsere Mitarbeiter, unsere<br />

Einrichtungen und die Umwelt vor schädlichen Einfl üssen zu bewahren,<br />

die natürlichen Ressourcen zu erhal ten und das Umweltbewusstsein<br />

zu fördern. Mit dem Verfolgen dieser Ziele sind wir zusätzlich bestrebt,<br />

in den Ländern und Gemeinschaften, in denen wir geschäftlich aktiv<br />

sind, wirtschaftliches und soziales Wohlergehen zu fördern.<br />

Damit wir unsere Ziele erreichen, müssen wir fi nanziell erfolgreich<br />

sein, Bereitschaft für notwendige Änderungen zeigen und offen und<br />

aufmerksam für neue Ideen und Entwicklungen sein. Die Erhaltung<br />

und Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Unternehmensverbandes<br />

hat Vorrang gegenüber kurzfristiger Gewinn maximierung.<br />

Auszug aus unserem Leitbild<br />

5


SOLIDE GRUNDLAGEN –<br />

FLEXIBILITÄT UND KONTINUIERLICHER<br />

WANDEL<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist wie ein Baum in der Erde fest verwurzelt. Das Bild des Baumes<br />

steht aber auch für Flexibilität und Beweglichkeit. Und wir handeln genau so. Wir sind<br />

kontinuierlich bestrebt, uns von innen heraus und eigenständig zu erneuern und zu wachsen.<br />

Wir wollen damit Bewährtes verbessern und Neues entwickeln. Wir sehen <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> als Partner des Patienten, der innovative Medikamente für bessere Gesundheit<br />

bereitstellt. Damit schaffen wir Werte <strong>durch</strong> Innovation.<br />

Darüber sprechen Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung (links),<br />

und Christian <strong>Boehringer</strong>, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses.<br />

6<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


<strong>werte</strong> schaffen <strong>durch</strong> innovation im gespräch<br />

Im Gespräch 7


Was bedeutet<br />

„unternehmerisch handeln“<br />

für uns?<br />

Was bedeutet „Bewährtes<br />

verbessern“ für uns?<br />

Was bedeutet „Neues<br />

entwickeln“ für uns?<br />

8<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

christian boehringer: „Für uns als Gesellschafterfamilie von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> bedeutet unternehmerisches Handeln die Fähigkeit und Bereitschaft<br />

zur beständigen Innovation, damit <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> aufgrund dieser innovativen<br />

Leistungsfähigkeit weiter wachsen und als unabhängiges familiengeführtes<br />

Unternehmen bestehen kann.<br />

Weil sich aber auch die pharmazeutischen Märkte und die Gesundheitssysteme<br />

stetig verändern, erfordert unternehmerisches Handeln auch die Bereitschaft<br />

zur ständigen Anpassung an neue Gegebenheiten wie zum Beispiel die gleichzeitige<br />

Rückkopplung mit den Bedürfnissen der Patienten, den Ärzten und den<br />

Entscheidern der Gesundheitssysteme.<br />

Zudem erfordern die aktuellen Herausforderungen in der Finanz-, Wirtschaftsund<br />

politischen Systemkrise auch eine Überprüfung unserer Entwicklungserwartungen<br />

und eine Rückbesinnung sowie Bestimmung, was für <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> langfristiges Wachstum über Generationen bedeutet.“<br />

andreas barner: „Wenn wir weiterhin so erfolgreich neue innovative<br />

Medikamente entwickeln wollen, dann bleibt es eine ganz wichtige Aufgabe, uns<br />

in regelmäßigen Abständen zu fragen, welches die medizinischen Bedürfnisse<br />

von morgen sein werden und wie unsere Prozesse in Forschung und Entwicklung,<br />

Produktion, aber auch in der Vermarktung weiter verbessert werden können.<br />

Unser Augenmerk wird sich vermehrt auf ein Management der Ergebnisse, der<br />

Produk tivität und der Effi zienz richten.<br />

Ein gutes Beispiel dafür ist es, wie wir unseren Blick für Märkte und deren<br />

zukünftiges Potenzial geschärft und einen differenzierten Fokus auf unsere<br />

Geschäftsentwicklung in den sich rasch entwickelnden neuen Märkten gelegt<br />

haben. Aber auch die kürzlich erfolgten Neueinführungen in für uns neuen<br />

Therapiegebieten in den etablierten Märkten sind ein Beispiel für das Bemühen<br />

um stetige Verbesserung; darum, bessere, innovative Medikamente zur<br />

Verfügung zu stellen.“<br />

andreas barner: „<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist mit seinem diversifizierten<br />

und breiten Portfolio an innovativen Medikamenten für Menschen und Tiere<br />

nachhaltig erfolgreich.<br />

Damit wir auch in Zukunft innovativ und leistungsfähig sind, haben wir<br />

unser eigenes Netzwerk von unabhängigen und flexiblen Forschungs- und<br />

Entwicklungseinheiten aufgebaut, in denen wir die ganze Wertschöpfungskette<br />

der Forschung und Entwicklung abdecken. In diesem weltweiten<br />

Netzwerk arbeiten spezialisierte Wissenschaftler an sieben Standorten zusammen,


Warum sind Wachstum<br />

und Erneuerung von innen<br />

heraus für uns wichtig?<br />

Warum sehen wir uns als<br />

Partner für bessere Gesundheit?<br />

<strong>werte</strong> schaffen <strong>durch</strong> innovation im gespräch<br />

um ihre Ideen in Medikamente umzusetzen. Gleichzeitig haben wir unsere<br />

traditionelle Zusammenarbeit mit akademischen Zentren oder kleineren Unternehmen<br />

weiter verstärkt.<br />

Das Ziel unserer Forschung und Entwicklung ist es, ungedecktem medizinischen<br />

Bedarf nachzukommen. Unser Hauptziel dabei ist die Erforschung und Entwicklung<br />

der am besten geeigneten chemischen oder biologischen Wirkstoffe<br />

für die Behandlung von Krankheiten in unseren wichtigsten Therapiegebieten.<br />

Ansätze der translationalen Medizin wie die frühe Identifizierung von Biomarkern<br />

sollen die frühen Phasen der Entwicklung vereinfachen. Dazu verfolgen wir<br />

auch breitere Ansätze, um neue Targets zu finden, häufig in Kooperation mit<br />

akademischen Institutionen. Zusätzlich haben wir in der Biopharmazie eine<br />

langjährige Expertise in der Entwicklung und Herstellung biologischer Medikamente<br />

aufgebaut. Damit sind wir sowohl für die Entwicklung, Herstellung und<br />

Vermarktung von neuen biologischen Wirkstoffen gut positioniert, können aber<br />

auch Möglichkeiten wie die Entwicklung von Biosimilars erfolgreich verfolgen.“<br />

christian boehringer: „Zur Erklärung benutze ich häufig das Sinnbild<br />

eines Baumes. Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bedeutet dies, dass das Unternehmen<br />

weiterhin wie ein Baum in der Erde verwurzelt und stabil sein muss. Gleichzeitig<br />

steht das Bild des Baumes aber auch für Flexibilität und Beweglichkeit, damit<br />

das Unternehmen auch in schwierigen Zeiten nicht brechen kann und immer anpassungsfähig<br />

bleibt.<br />

Und genau so handeln wir; anders als viele unserer Mitbewerber: Wir sind<br />

kontinuierlich bestrebt, uns von innen heraus und eigenständig zu erneuern<br />

und zu wachsen. Wir wollen damit eigenständig Bewährtes verbessern und<br />

Neues entwickeln.“<br />

andreas barner: „Alle unsere geschäftlichen Aktivitäten haben zum<br />

Ziel, den Menschen die bestmöglichen Medikamente zur Verfügung zu stellen.<br />

Dabei sehen wir <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in der Rolle als Partner des Patienten,<br />

der innovative Medikamente für bessere Gesundheit bereitstellt; wir schaffen<br />

Werte <strong>durch</strong> Innovation.<br />

Und dazu bedarf es konkreter Partner: Wir kooperieren vertrauensvoll, fair<br />

und in gegenseitiger Achtung mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

unseren Geschäftspartnern sowie dem öffentlichen Sektor, seien es staatliche<br />

Stellen oder Nichtregierungsorganisationen. Es entspricht unserem Grundverständnis,<br />

jeden Einzelnen zu ermutigen, Verantwortung für sich und andere in<br />

seinem Handeln zu übernehmen. So erreichen wir im Unternehmen eine schlüssige<br />

Verknüpfung von hoher wirtschaftlicher Dynamik mit sozialer Gerechtigkeit.<br />

Im Gespräch<br />

9


Warum ist eine besondere<br />

Unternehmenskultur für uns<br />

wichtig?<br />

10<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Häufiger, insbesondere in den Fällen, in denen wir zusätzlich zu unserer internen<br />

Expertise auch externes Wissen, medizinische oder technologische Expertise zur<br />

Erreichung unserer Ziele benötigen, gehen wir gezielt Kooperationen und Partnerschaften<br />

mit anderen Unternehmen und akademischen Organisationen ein.<br />

Die Partnerschaften reichen im Bereich der Forschung und Entwicklung von<br />

führenden Universitäten und Instituten der Grundlagenforschung bis hin zu<br />

Biotechnologie-Unternehmen. So hat sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als verlässlicher<br />

Partner unserer Kooperationspartner etabliert.“<br />

christian boehringer: „Zudem haben wir mit ‚Making more health‘<br />

eine Initiative zur Förderung von Sozialunternehmern im Gesundheitssektor<br />

gestartet. Ziel dieser Initiative ist es, in der ganzen Welt neue und innovative<br />

Gesundheitslösungen zu initiieren und den Zugang zu medizinischer Behandlung<br />

zu verbessern. Mithilfe der Nichtregierungsorganisation Ashoka suchen<br />

wir Sozialunternehmer, die nach neuen und innovativen Gesundheitslösungen<br />

suchen bzw. den Zugang von Menschen zu medizinischer Behandlung verbessern.<br />

Neu an diesem Ansatz ist insbesondere, dass die Sozialunternehmer zwar<br />

genug verdienen sollen, um ihre Konzeption selbst zu finanzieren, aber als gemeinnützige<br />

Organisationen keine Kapitalmarktrendite verdienen müssen. Von<br />

diesen Kooperationen gehen Impulse und Fragestellungen für uns aus, die uns<br />

nachdenken lassen und uns andere Sichtweisen eröffnen. Ziel ist es nicht, mit<br />

diesen Kooperationen Geld zu verdienen, sondern <strong>durch</strong> die Zusammenarbeit<br />

mit Sozialunternehmern für Fragen der Zukunft zu lernen.“<br />

christian boehringer: „Wir sehen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als ein ganz<br />

besonderes Unternehmen in der pharmazeutischen Welt. Warum ist dies so?<br />

Weil wir als familiengeführtes Unternehmen einen besonderen Wertekanon<br />

haben, der für uns kulturstiftend ist. Unser Handeln wird von gegenseitigem<br />

Respekt, Vertrauen, Empathie sowie von Leidenschaft für unsere Themen und<br />

Ziele getragen. Diese besondere Kultur bestimmt unser Handeln und trägt entscheidend<br />

dazu bei, unternehmerische Prozesse fest zu verankern und unsere<br />

innovative Kraft und Leistungsfähigkeit zu erhalten.“<br />

andreas barner: „Grundlage der Führung des Unternehmens ist<br />

unsere Offenheit für Veränderungen unter dem Leitbild, neue und innovative<br />

Medikamente zum Nutzen der Menschen unter Beachtung von Sozial- und<br />

Umweltstandards produktiv und effizient zu erforschen und zu entwickeln.<br />

Unsere an ethischen Maßstäben sowie Sozial- und Umweltstandards ausgerichtete<br />

und gelebte Unternehmenskultur trägt dazu bei, unternehmerische<br />

Anpassungsprozesse konstruktiv für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

zu gestalten.


Was sind unsere Aufgaben<br />

für die Zukunft?<br />

<strong>werte</strong> schaffen <strong>durch</strong> innovation im gespräch<br />

gez.<br />

christian boehringer<br />

vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />

Denn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der wichtigste Wert in<br />

unserem Unternehmen und der Garant für dessen Innovationskraft und<br />

Leistungsfähigkeit; mit ihnen zusammen gelingt es uns, das Leitmotiv für alle<br />

geschäftlichen Aktivitäten, ‚Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation‘, zu verwirklichen.<br />

Kontinuierliche Beziehungen der Menschen am Arbeitsplatz haben bei <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> ein vertrauensvolles Umfeld geschaffen, in dem zusammenhängend<br />

und sinnvoll gearbeitet werden kann. Wir leben diese Werte gemeinsam mit<br />

unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diese von uns über Ländergrenzen<br />

hinweg gleichermaßen gelebte Unternehmenskultur gewinnt für die Erreichung<br />

unserer Ziele zur Steigerung der Produktivität und Effizienz des Unternehmens<br />

zunehmend an Bedeutung.“<br />

christian boehringer: „<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist und bleibt gefordert.<br />

Und wir wollen gefordert bleiben. Gemeinsam mit der Unternehmensleitung und<br />

unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird unser Unternehmen getragen<br />

und vorangebracht.<br />

Gleichzeitig wollen wir die Zukunft von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> frühzeitig und<br />

nachhaltig gestalten. Nur so begegnen wir aktiv den Herausforderungen und<br />

dem Wandel und werden nicht <strong>durch</strong> Veränderungen von außen getrieben.“<br />

andreas barner: „Das erfordert Einsatz, Engagement, Mut und Kreativität<br />

von allen. Wir sind zuversichtlich, dass wir dabei sind, den richtigen Weg zu<br />

gehen – organisatorisch, mit unseren Prioritäten, der Ausrichtung auf neue, schnell<br />

wachsende Märkte und der Einführung von neuen Medikamenten in den etablierten<br />

Märkten –, um das Unternehmen erfolgreich weiterzuentwickeln. Natürlich<br />

dürfen wir nun in den Bemühungen nicht nachlassen, gerade weil sich unser<br />

Umfeld stetig verändert, und wir sollten den Wandel als Chance für die Zukunft<br />

begreifen und nutzen.“<br />

gez.<br />

andreas barner<br />

sprecher der unternehmensleitung<br />

Im Gespräch<br />

11


# 01<br />

VERANTWORTUNG<br />

FÜR KOMMENDE GENERATIONEN<br />

Nachhaltigkeit und Investition in die Zukunft sind unsere Ziele. Und dazu bedarf<br />

es konkreter Partner: Wir kooperieren vertrauensvoll, fair und in gegen seitiger<br />

Achtung mit unseren Mitarbeitern, unseren Geschäftspartnern sowie dem öffentlichen<br />

Sektor, seien es staatliche Stellen oder Nichtregierungs organisationen.<br />

Wir ermutigen jeden Einzelnen, <strong>durch</strong> sein Handeln Verantwortung für sich und<br />

andere zu übernehmen. So verbinden wir wirtschaftliche Dynamik mit sozialer<br />

Gerechtigkeit.<br />

Siehe auch<br />

unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />

14 VERTRAUEN, FAIRNESS, ENTWICKLUNG<br />

18 VERÄNDERUNGEN BEWIRKEN<br />

22 VERANTWORTUNGS-VOLLER DIALOG<br />

24 ARTENVIELFALT ERHALTEN<br />

26 GRÜNE AKTIVITÄTEN<br />

29 KOOPERATIONEN MIT DER FORSCHUNG<br />

33 EXZELLENZ NACHHALTIG STÄRKEN<br />

12<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

Verantwortung für kommende Generationen 13


VERTRAUEN, FAIRNESS,<br />

ENTWICKLUNG<br />

Gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestalten<br />

wir die Zukunft von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Jeder Einzelne ist aufgefordert,<br />

Verantwortung für sich selbst und für andere zu übernehmen.<br />

Unsere Unternehmenskultur, die von Respekt, gegenseitigem<br />

Vertrauen, Fairness und Leidenschaft für unsere Ziele geprägt ist,<br />

trägt dazu bei, Unternehmensprozesse und unsere Leistungsfähigkeit<br />

gemeinsam weiterzuentwickeln.<br />

14<br />

„Das Erste, was mir aufgefallen ist, als ich bei<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> anfi ng, war, dass das<br />

Unternehmen in die Förderung seiner Talente<br />

investiert. Ich habe vor Kurzem die Vorstellung<br />

des Talent-Management-Netzes gesehen, eine<br />

strukturierte, systematische und transparente<br />

Plattform zur Unterstützung der Talent-Management-Initiativen.“<br />

jonathan chin<br />

regional product manager pradaxa®<br />

regional operating unit south east asia<br />

boehringer ingelheim singapore<br />

Talent-Management<br />

Mitarbeiterentwicklung ist das Fundament<br />

für Talent-Management. Und ein<br />

effi zientes Talent-Management ist<br />

wesent lich für unseren zukünftigen<br />

Erfolg. Um unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter auf sich verändernde<br />

Arbeitsbedingungen und Anforderungen<br />

vorzubereiten, fördern wir <strong>durch</strong><br />

unseren globalen Talent-Management-<br />

Ansatz deren Weiterentwicklung.<br />

In einem globalen webbasierten Talent-<br />

Management-System kann jeder Mitarbeiter<br />

weltweit auf seinen individuellen<br />

Entwicklungsplan zugreifen, ihn verändern<br />

und seine Umsetzung dokumentieren.<br />

Die Ziele des Entwicklungsplans,<br />

abgestimmt auf die geschäft lichen<br />

Anforderungen, werden mit jedem Mitarbeiter<br />

in seinem jährlichen Mitarbeitergespräch<br />

gemeinsam festge halten, um<br />

dafür zu sorgen, dass der Mitarbeiter<br />

aktuellen und zukünftigen Arbeitsbedingungen<br />

und -anforderungen gewachsen<br />

bleibt. Darüber hinaus entwickeln<br />

wir die Mitarbeiter auch für<br />

anstehende Herausforderungen und<br />

Chancen, sowohl unter nationalem als<br />

auch internationalem Blickwinkel.


INDIVIDUELLE ENTWICKLUNG<br />

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen<br />

an vielfältigen Seminaren im Rahmen unseres<br />

Führungskräfte-Entwicklungs-Programms teil. Die<br />

Maßnahmen sind auf ihre individuellen Bedürfnisse<br />

abgestimmt, um sie in verschiedenen Phasen<br />

ihrer Karriere zu unterstützen.<br />

Wir unterstützen eine solide Nachfolgeplanung<br />

und stellen sicher, dass unser<br />

Unternehmen die richtigen Mitarbeiter<br />

in der richtigen Position zum richtigen<br />

Zeitpunkt auf allen Ebenen in der<br />

Organisation hat.<br />

Individuelle Entwicklungsplanung für<br />

alle Mitarbeiter auf allen Ebenen des<br />

Unternehmens trägt zu nachhaltiger<br />

Beschäftigungsfähigkeit und einer<br />

nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit<br />

unseres Unternehmens <strong>durch</strong> unsere<br />

Belegschaft bei.<br />

Wir sind davon überzeugt, dass Talent-Management<br />

auf einer soliden Personalplanung<br />

aufbauen muss, die Geschäftsstrategie<br />

und Personalstrategie miteinander<br />

verbindet und die künftigen Bedürfnisse<br />

und Lücken in den organisatorischen und<br />

individuellen Fähig keiten aufzeigt. Ein<br />

vorausblickender Ansatz in unserer globalen<br />

Personalplanung ist entscheidend,<br />

nicht nur aufgrund der bevor ste hen den<br />

demografi schen Veränderungen, sondern<br />

auch im Hinblick auf das sich dynamisch<br />

verändernde Wettbewerbs um feld und die<br />

sich ständig wandelnden Anforderungen<br />

an unsere Belegschaft.<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat mir die Möglichkeit<br />

gegeben, mich weiterzuentwickeln<br />

Führungskräfte-<br />

und meine Erkenntnisse in die Praxis umzu-<br />

Entwicklung<br />

setzen. Es ist eine spannende, herausfordern-<br />

Um die Zielsetzung<br />

de und wert volle Erfahrung, mit Kollegen<br />

unseres Talent-<br />

auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten.<br />

Manage ments um-<br />

Ich bin dem Unternehmen dankbar, dass ich<br />

fassend zu erreichen,<br />

die Möglichkeit erhalten habe, zur Verbesse-<br />

müssen unsere Führung<br />

der Lebensqualität unserer Kunden<br />

rungskräfte verstehen,<br />

beizutragen.“<br />

wie man Mitarbeiterin-<br />

christopher l. salzo<br />

nen und Mitarbeiter als<br />

brand manager consumer health<br />

care, boehringer ingelheim usa<br />

unsere wichtigste Ressource<br />

optimal einsetzt. Hierfür<br />

sind Führungskräfte gefragt,<br />

die die Weiterentwicklung und das<br />

Coaching ihrer Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter fördern und unterstützen.<br />

Die Philosophie unserer Führungskräfte-Entwicklung<br />

basiert auf Selbsterkenntnis<br />

als der entscheidenden<br />

Grundlage, um wirksam Ergebnisse<br />

zu erzielen und die Zukunft von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zu gestalten.<br />

Das Rahmenkonzept der Führungskräfte-Entwicklungs-Programme<br />

wurde<br />

eingerichtet, um Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter mit Führungsverantwortung<br />

<strong>durch</strong> die Bereitstellung entsprechender<br />

Entwicklungsprogramme und<br />

-maßnahmen auf ihre individuellen Bedürfnisse<br />

hin in den verschiedenen<br />

Phasen ihrer Karriere zu unterstützen.<br />

Im Jahr 2011 wurden Führungskräfte-<br />

Entwicklungs-Programme für drei<br />

Zielgruppen eingeführt: Das „Global<br />

Strategic Leadership Programme“<br />

(GSLP) für Teilnehmer mit einer Führungsposition<br />

auf globaler Unternehmensebene,<br />

das „Regional Leadership<br />

Develop ment Programme“ (RLDP) für<br />

Vertrauen, Fairness, Entwicklung<br />

15


FÜHRUNGSKRÄFTE-ENTWICKLUNGS-PROGRAMME<br />

langzeitziele<br />

strategie<br />

GSLP RLDP LLDP<br />

GMDP<br />

„global strategic<br />

leadership<br />

programme“<br />

Teilnehmer, die Geschäfte oder Funktionen<br />

führen, und das „Global Management<br />

Development Programme“<br />

(GMDP) für Teilnehmer, die<br />

bereits als Vorgesetzte tätig sind und<br />

das Potenzial für globale Führungsaufgaben<br />

der Organisation haben.<br />

Das Curriculum für alle Programme<br />

basiert auf unserem Leitbild, unserer<br />

Vision und unseren Werten sowie der<br />

globalen Strategie von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>.<br />

16<br />

„regional leadership<br />

development<br />

programme“<br />

Die Globalen Leadership Development-<br />

Programme bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

entwickeln Führungskräfte, die<br />

• Richtung geben,<br />

• Innovation vorantreiben,<br />

• Veränderung bewirken,<br />

• Menschen führen und<br />

• Ergebnisse erreichen,<br />

um nachhaltiges Wachstum und die<br />

Unabhängigkeit des Unternehmens<br />

sicherzustellen.<br />

„Harte Arbeit, Engagement und das Erzielen<br />

von Ergebnissen werden in hohem Maße in<br />

Form von verschiedensten berufl ichen und<br />

persön lichen Entwicklungsmöglichkeiten belohnt.<br />

Die kontinuierliche Suche nach Führungskräften<br />

von morgen bedeutet, dass man relativ schnell<br />

eine Führungsposition wahrnehmen kann!“<br />

sandra quintero<br />

head of order-to-cash,<br />

global department regional<br />

business services,<br />

boehringer ingelheim deutschland<br />

<strong>werte</strong>, „lead & learn“, führungskräfte-kompetenz<br />

„local leadership<br />

development<br />

programme“<br />

globales führungsrkäfte-curriculum<br />

„global management<br />

development<br />

programme“<br />

„lead & learn“<br />

Vielfalt und Inklusion<br />

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sind die Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

unseres Unternehmens.<br />

Wir glauben, dass Vielfalt in unserer<br />

Belegschaft Innovationen fördert, die<br />

Entscheidungsfähigkeit unterstützt und<br />

unsere Attraktivität als Arbeitgeber erhöht.<br />

Vielfalt steht für die Unterschiede<br />

zwischen den Menschen, ob im Hinblick<br />

auf Geschlecht, ethnische oder kulturelle<br />

Herkunft, Erziehung und Bildung,<br />

Religion oder andere Bereiche, wie etwa<br />

die Vielfalt der Ansichten und Meinungen.<br />

Dabei wird anerkannt, dass kein<br />

Mensch dem anderen gleicht und jeder<br />

Mitarbeiter einzigartige Fähigkeiten in<br />

das Unternehmen einbringt.<br />

Inklusion führt zu Diversität und macht<br />

das Unternehmen <strong>durch</strong> den Beitrag<br />

jedes einzelnen Mitarbeiters stärker<br />

und besser. Es entsteht ein Zugehörigkeitsgefühl:<br />

Man fühlt sich respektiert<br />

und um seiner selbst willen geschätzt,<br />

wird <strong>durch</strong> positive Energie und das<br />

Engagement von anderen unterstützt,<br />

sodass man bei der Arbeit ganz man<br />

selbst sein und sein Bestes geben kann.<br />

Um ihr Bestes zu zeigen, ermutigen wir


unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

ihre Einzigartigkeit und ihr Potenzial<br />

ins Unternehmen einzubringen. Wir<br />

sind uns bewusst, dass es unsere Mitarbeiter<br />

sind, die uns von anderen Unternehmen<br />

unterscheiden. Zur Unterstützung<br />

eines vielfältigen und integrativen<br />

Arbeitsumfeldes, zu dem jeder beitragen<br />

kann, haben wir Beratungsgruppen<br />

(sogenannte Diversity & Inclusion<br />

Advisory Councils) eingerichtet. Zum<br />

Beispiel haben zwei Gruppen, „Leaders<br />

of Diverse Nationalities“ und „Gender<br />

Diversity“, damit begonnen, Maßnahmen<br />

und Interventionen vorzuschlagen.<br />

Unser „Asian Council“ hat eine Vision<br />

für seine Arbeit formuliert: „Bis 2020<br />

werden asiatische Führungskräfte eine<br />

prominente Rolle in unserem globalen<br />

Führungs team innerhalb und außerhalb<br />

Asiens spielen.“ Die Gruppe wird<br />

die Umsetzung ihrer Vision aktiv verfolgen,<br />

indem sie auf Prozess-Exzel-<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

„Ein Arbeitsumfeld, welches Männern und<br />

Frauen gleiche Chancen zur eigenen Weiterentwicklung<br />

gibt, bildet die notwendige Basis für<br />

eine aus balancierte Vertretung beider Geschlechter<br />

in unseren Management-Teams. Es gibt viel,<br />

das wir dafür tun können – entscheidend ist,<br />

dass wir es wirklich ernst nehmen.“<br />

dr. sabine luik,<br />

head of corporate division quality<br />

regulatory, pharmacovigilance,<br />

epidemiology (qrpe) und mitglied der<br />

beratungsgruppe gender diversity,<br />

boehringer ingelheim deutschland<br />

lenz, spezifi sche Program me und<br />

Interventionen entlang unseres<br />

Talent-Management-Zyklus<br />

achtet.<br />

Das „Advisory Council Gender<br />

Diver sity“ arbeitet für die<br />

Vision, dass in Zukunft auf<br />

allen Ebenen gleiche Zugangsmöglichkeiten<br />

für beide Geschlechter<br />

bestehen und dies ein<br />

fester Teil unserer Kultur wird. Diese<br />

Gruppe wird neben anderen Interventionen<br />

dafür Sorge tragen, dass die<br />

Entwicklung der Geschlechterdiversität<br />

von unseren Führungskräften sichtbar<br />

nachverfolgt wird. Sie unterstützen die<br />

Vernetzung von Frauen und fördern<br />

weibliche Führungsvorbilder. Sie stellen<br />

eine global ausgerichtete Beratung zur<br />

Verfügung und tragen Sorge dafür, dass<br />

die Personalauswahl, die Nachfolgeplanung<br />

und Stellenbesetzungsprozesse<br />

neutral ausgeführt werden.<br />

„In meiner persönlichen Entwicklung<br />

habe ich von der Tatsache profi tiert, mit<br />

Menschen mit verschiedenen Hintergründen,<br />

Denkweisen und Kulturen zusammenarbeiten<br />

zu können. Das hat mich<br />

auch auf Führungspositionen in einem<br />

globalen Unternehmen vorbereitet.“<br />

rajeev sukumaran,<br />

information systems, service development &<br />

delivery, service management,<br />

boehringer ingelheim usa<br />

Vertrauen, Fairness, Entwicklung 17


VERÄNDERUNGEN BEWIRKEN<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Ashoka arbeiten im Rahmen einer globalen<br />

Partnerschaft, „Making more health“, zusammen, um innovative<br />

Gesundheitslösungen und Sozialunternehmertum zu fördern.<br />

Ashoka ist eine globale Nichtregierungsorganisation<br />

(NGO) führender<br />

Sozialunternehmer, die<br />

Lösungen zu den drängendsten<br />

sozialen Problemen der Welt entwickeln,<br />

um die Gesellschaft<br />

nachhaltig zu verändern.<br />

Sobald Sozialunternehmer als<br />

„Ashoka Fellow“ ausgewählt wurden,<br />

erhalten sie fi nanzielle Unterstützung,<br />

professionelle Beratung<br />

und Zugang zu einem globalen<br />

Netzwerk von Gleichgesinnten in<br />

70 Ländern.<br />

18<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

„Making more health“ ist das Bestreben,<br />

der Welt, das heißt, dem Einzelnen und<br />

der Gesellschaft als Ganzes, neue Gesundheitsmodelle<br />

– mehr Gesundheit –<br />

zu liefern. Mehr Gesundheit bedeutet<br />

Vorbeugung, Diagnose und Behandlung.<br />

Im Rahmen der Initiative werden<br />

vielversprechende Lösungen für Gesundheitsprobleme<br />

weltweit identifi -<br />

ziert und angegangen.<br />

Bis 2014 werden Ashoka und <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> 50 sogenannte Sozialunternehmer<br />

unterstützen, die mit ihren<br />

Konzepten nachhaltige Gesundheitslösungen<br />

vorantreiben (unsere ersten<br />

13 Unternehmer: siehe Beispiele). Die<br />

Sozialunternehmer werden von Ashoka<br />

und <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auf nationaler<br />

und internationaler Ebene ausgewählt.<br />

Ashoka: Das Wort „Ashoka“ kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „die<br />

aktive Bewältigung von Defi ziten“. Namensgeber war ein indischer Kaiser<br />

um 300 v. Chr., der den indischen Subkontinent vereint und sich der Friedensförderung<br />

und Sozialfürsorge verschrieben hat.<br />

Wir unterstützen sie drei Jahre lang,<br />

danach sollten sich ihre Projekte aber<br />

selbst tragen. Unsere Partnerschaft ist<br />

eine Win-win-Situation. Während<br />

Ashoka über die Kompetenz zur Herbeiführung<br />

von Veränderungen und das<br />

erforderliche Netzwerk und Know-how<br />

zur Identifi zierung und Förderung von<br />

sozialen Innovatoren verfügt, besitzt<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die erforderliche<br />

Expertise im Gesundheits- und Wirtschaftsbereich.<br />

Wir können den Sozial-<br />

MICHAELA NACHTRAB, VERBAVOICE<br />

[ deutschland ]<br />

ihre idee: eine Gesellschaft, in der barrierefreie<br />

Kommunikation für hörgeschädigte<br />

oder taube Bürger die Norm statt die Ausnahme<br />

ist<br />

ihr ansatz: Einführung eines webbasierten<br />

Transkriptionsdienstes. Dolmetscher werden<br />

per Smartphone zu einem<br />

Ge spräch zugeschaltet und<br />

übertragen die Sprache<br />

direkt in einen Text.


REBECCA ONIE, HEALTH LEADS<br />

[ usa ]<br />

unternehmern unsere weitreichende<br />

Erfahrung im professionellen Management<br />

von Projekten anbieten. Darüber<br />

hinaus unterstützen wir sie <strong>durch</strong> unsere<br />

Fähigkeiten, unsere Erfahrung und unser<br />

Netzwerk. Wir möchten auf diese Weise<br />

gemeinsam eine Veränderung im Gesundheitssystem<br />

bewirken. Und wir<br />

möchten der Gesellschaft etwas geben;<br />

etwas, das nicht in Geld gemessen und<br />

nicht mit Geld geleistet werden kann.<br />

„Changemakers“-Wettbewerb<br />

Im Rahmen der Partnerschaft haben<br />

wir zusammen mit Ashoka’s Changemakers<br />

im Juli 2011 unseren ersten<br />

Online-Wettbewerb („Making more<br />

health“) ins Leben gerufen. Damit haben<br />

wir neue Ideen zur Verbesserung der<br />

Gesundheit und des Wohlbefi ndens unterschiedlichster<br />

Bevölkerungsgruppen<br />

auf der ganzen Welt gesucht – in ländlichen<br />

und städtischen Bereichen, in<br />

entwickelten Gebieten und Entwicklungsgebieten<br />

– und in verschiedenen<br />

politischen und wirtschaftlichen<br />

Systemen.<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

ihre idee: Ärzte verschreiben Lebensmittel oder<br />

sonstige Ressourcen zur Befriedigung der Grundbedürfnisse<br />

von Familien<br />

ihr ansatz: Schulung von Studenten, damit diese<br />

als Bindeglied zwischen Ärzten, Patienten und<br />

Gemeindevertretern fungieren, sowie Besetzung<br />

von Informationsschaltern in<br />

städtischen Gesundheits -<br />

zentren<br />

Durch den Wettbewerb füllen wir auch<br />

die „Pipeline“ künftiger Sozialunternehmer.<br />

Jeder konnte diese Plattform<br />

nutzen, um seinen Ideen Ausdruck zu<br />

verleihen. Es sind 470 Beiträge aus<br />

82 Ländern eingegangen, inklusive derer<br />

unserer Mitarbeiter. Durch die Beteiligungen<br />

sind wir auch in Kontakt mit innovativ<br />

denkenden Menschen gekommen,<br />

die wir sonst nicht kennengelernt hätten,<br />

und stehen mit ihnen in aktivem<br />

Austausch.<br />

GUILLAUME BAPST, A.N.D.E.S.<br />

[ frankreich ]<br />

seine idee: Verbesserung der Gesundheit und sozialen<br />

Integration einkommensschwacher Familien<br />

<strong>durch</strong> das Angebot günstiger Nahrungsmittel<br />

sein ansatz: Vergünstigter Verkauf von alltäglichen<br />

Lebensmitteln an arme Bevölkerungsschichten in<br />

sogenannten Solidaritätsläden<br />

KRYSTIAN FIKERT, MYMIND<br />

[ irland ]<br />

seine idee: psychotherapeutische Gesundheits<br />

leistungen ohne Stigmatisierung<br />

ermöglichen und erschwinglich machen<br />

sein ansatz: eine ambulante Klinik mit grundlegendem<br />

psychologischen Service und einem<br />

schnellen Zugang zu Beratern,<br />

Psychotherapeuten<br />

und Psychologen<br />

MARIANA ANGELERI,<br />

FUNDACIÓN EDUCACIONAL<br />

[ argentinien ]<br />

ihre idee: Fettleibigkeit bei Kindern<br />

reduzieren<br />

ihr ansatz: Vermittlung gesunder<br />

Essgewohnheiten in Schulen für<br />

eine erfolgreiche Prävention<br />

Veränderungen bewirken<br />

19


JOSH NESBIT, MEDIC MOBILE<br />

[ USA ]<br />

seine idee: die Effi zienz der Gesundheitsversorgung<br />

in dezentralen, ländlichen Gebieten<br />

steigern<br />

sein ansatz: im Gesundheitsbereich geschulte<br />

Gemeindemitglieder nutzen Handys, um effektiv<br />

Gesundheitsdaten zu<br />

sammeln<br />

Ashoka’s Changemakers ist eine<br />

Online-Community, die Sozialunternehmer<br />

aus der ganzen Welt<br />

zusammenbringt. Sie tauschen<br />

untereinander Ideen aus, beraten,<br />

unterstützen und inspirieren sich<br />

gegenseitig. Dank seiner Online-<br />

Wettbewerbe hat sich Changemakers.com<br />

zu einer der weltweit<br />

populärsten Plattformen entwickelt,<br />

auf der die besten sozialen<br />

Innovationen geteilt, weiterentwickelt<br />

und gefördert werden können.<br />

Changemakers baut auf<br />

Ashokas Geschichte und Vision<br />

einer Welt auf, in der jeder Veränderungen<br />

bewirken kann („Everyone<br />

a Changemaker“).<br />

20<br />

www.changemakers.com<br />

Mithilfe der Website konnten Ideen<br />

eingereicht werden, wie man medizinische<br />

Versorgung und Behandlung verbessern<br />

kann, wie Prävention und<br />

Früherkennung gefördert werden können<br />

oder wie man benachteiligte Bevölkerungsgruppen<br />

generell unterstützen<br />

kann.<br />

GERALD KOLLER, RISFLECTING<br />

[ österreich ]<br />

LUH KETUT SURYANI,<br />

SURYANI INSTITUTE FOR MENTAL HEALTH<br />

[ indonesien ]<br />

ihre idee: Erweiterung der Defi nition einer psychologischen<br />

Fachkraft – „jeder kann sich selbst helfen“<br />

ihr ansatz: kostengünstige psychologische Behandlung<br />

und Rehabilitation unter Einbeziehung<br />

verschiedener Gruppen in<br />

den Gesundungsprozess<br />

seine idee: Schulung von Personen im Hinblick auf<br />

die Entwicklung verantwortungsvollen Verhaltens in<br />

riskanten Situationen. Im Fokus: Drogen- und Alkoholkonsum,<br />

Glücksspiel, Extremsportarten etc.<br />

sein ansatz: in Workshops und<br />

Trainings Risikokompetenz als<br />

zentralen Bestandteil von Suchtprävention<br />

und Gesundheitsförde<br />

rung vermitteln<br />

MIA SUTANTO, ASOCIASI IBU<br />

MENYUSUI INDONESIA (AIMI)<br />

[ indonesien ]<br />

ihre idee: das Stillen fördern und dafür<br />

sensibilisieren<br />

ihr ansatz: eine Selbsthilfegruppe für<br />

stillende Mütter, die Vereinigung<br />

stillender Mütter Indone -<br />

siens (AIMI)<br />

Aus 13 Finalisten, die von der Wettbewerbsjury<br />

zusammengestellt worden<br />

waren, wählte die Öffentlichkeit die<br />

drei Gewinner, von denen jeder ein<br />

Preisgeld von 10.000 USD erhielt.<br />

Die Gewinner waren:<br />

• ColaLife: Einfache Medikamente werden<br />

in die Lieferketten von Coca-Cola<br />

integriert, das heißt mitgeliefert, um<br />

Leben in unterversorgten ländlichen<br />

Gebieten in Afrika (Sambia) zu retten.<br />

• Saúde Criança, Brasilien: In den Favelas<br />

in Rio de Janeiro werden Familien<br />

in verschiedenen Bereichen unterstützt.<br />

Dazu zählen die Verbesserung<br />

der Wohnsituation oder der Bildung.<br />

Die Familien sollen so aus der Armut<br />

herausgeführt werden, damit sie langfristig<br />

gesund leben können.


CLAUS GOLLMANN,<br />

KIND IN DÜSSELDORF<br />

[ deutschland ]<br />

seine idee: die Qualität der Betreuung<br />

misshandelter Kinder verbessern<br />

sein ansatz: Aufbau einer stationären<br />

Diagnoseeinrichtung, in der Kinder bis<br />

zu sechs Monate lang<br />

bleiben können<br />

• Unite For Sight, Ghana: Die Organisation<br />

arbeitet in armen Regionen<br />

weltweit mit lokalen professionellen<br />

Augenkliniken zusammen. So sollen<br />

Zugangsbarrieren zu Augenuntersuchungen<br />

auf dem Land, in Slums und<br />

Flüchtlingslagern beseitigt und der<br />

Blindheit vorgebeugt werden.<br />

Mitarbeiter als Changemakers<br />

Unsere Mitarbeiter haben nicht nur<br />

<strong>durch</strong> eigene Ideenbeiträge am Changemakers-Wettbewerb<br />

mitge wirkt. Wir<br />

gleichen auch die Bedürfnisse von Sozialunternehmern<br />

mit den Fähigkeiten<br />

und Interessen unserer Mitarbeiter ab.<br />

In ihrer jeweiligen Funktion unterstützen<br />

sie die Sozialunternehmer von Ashoka<br />

(siehe Beispiele) und deren Projekte,<br />

wo Hilfe nötig ist. Wir können<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

JORDI MARTI, DRY BLOOD SCREENING<br />

[ spanien ]<br />

uns engagieren und uns persönlich<br />

und als ganzes Unternehmen weiterentwickeln,<br />

indem wir ein gemeinsames<br />

Ziel verfolgen. Durch die freiwillige<br />

Mitwir kung an den Projekten<br />

fördern wir Gesundheit auf globaler<br />

Ebene und werden zu Changemakers<br />

an unserem Arbeitsplatz und in unserem<br />

Umfeld.<br />

www.makingmorehealth.org<br />

DR. FRANK HOFFMANN,<br />

DISCOVERING HANDS®<br />

[ deutschland ]<br />

seine idee: eine kostengünstige Erkennung von<br />

Infektions- und nicht übertragbaren Krankheiten in<br />

benachteiligten Gemeinden und unterfi nanzierten<br />

Gesundheitssystemen ermöglichen<br />

sein ansatz: Entwicklung einer neuen Methode zur<br />

Analyse biochemischer Parameter<br />

(Harnsäure, Cholesterin, Glucose<br />

usw.) in getrockneten Blutproben<br />

seine idee: Brustkrebs früher erkennen<br />

sein ansatz: blinde Frauen für die<br />

Untersuchung der weiblichen Brust ausbilden<br />

und den Beruf der Medizinischen<br />

Tast untersucherin (MTU)<br />

einführen<br />

PHIL CONWAY, COOL 2 CARE<br />

[ vereinigtes königreich ]<br />

seine idee: Einführung einer neuen Art des<br />

persönlichen Betreuers im Bereich der<br />

häuslichen Pfl ege<br />

sein ansatz: moderne Anwerbungsverfahren<br />

zur Gewinnung junger dynamischer<br />

Menschen zur Betreuung<br />

von Behinderten


INFORMATIONEN BEREITSTELLEN<br />

Es ist unsere ethische Pfl icht, Patienten mehr Informationen bereitzustellen. Auf unseren Social-<br />

Media-Kanälen beleuchten wir verschiedene Krankheitsaspekte und informieren über unsere Kooperationen<br />

oder Aufklärungskampagnen. Indem wir mit unseren Interessengruppen in Dialog<br />

treten, können nachhaltige und innovative Werte und Lösungen gefunden werden.<br />

VERANTWORTUNGSVOLLER DIALOG<br />

Neue Kommunikationskanäle wie Facebook, Twitter und YouTube<br />

ermöglichen es uns, mit Interessengruppen in Kontakt zu treten.<br />

Durch diese Social-Media-Kanäle wird eine umfassende Interaktion<br />

zwischen dem Unternehmen, Patienten, Wissenschaftlern, Ärzten<br />

und weiteren gesellschaftlichen Gruppen ermöglicht.<br />

SCHLAGANFÄLLE VERHINDERN<br />

Die Kampagne „1 Mission 1 Million –<br />

Herzens sache Schlaganfall“ wurde<br />

im Jahr 2011 ins Leben gerufen, um<br />

die öffentliche Wahrnehmung von<br />

Vorhoffl immern und das Verständnis<br />

des damit verbundenen Schlaganfallrisikos<br />

zu erhöhen. Die Öffentlichkeit<br />

sollte darüber entscheiden,<br />

für welche Projekte 1 Mio. EUR eingesetzt<br />

werden, um eine Million <strong>durch</strong><br />

Vorhoffl immern bedingte Schlaganfälle<br />

zu verhindern. Im August 2011<br />

wurden die 32 besten Projekte in<br />

Paris bekannt gegeben.<br />

22<br />

Für weitere Information besuchen Sie unsere Kanäle auf Facebook, Twitter und Youtube.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Social-Media-Kanäle bedeuten eine<br />

Zwei-Wege-Kommunikation, die intensiver<br />

und direkter als bei herkömmlichen<br />

digitalen Medien ist. Das ist wichtig, da<br />

nachhaltige, innovative Werte und Lösungen<br />

nur <strong>durch</strong> den Dialog zwischen<br />

verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen,<br />

mit Menschen, die ihre Meinungen<br />

und Ideen mitteilen, gefunden werden<br />

können. Wir begrüßen Diskussionen,<br />

Kritik und einen offenen Meinungsaustausch,<br />

damit wir vom Ideenreichtum der<br />

Community profi tieren und auf dem neuesten<br />

Stand bleiben können. Mit den<br />

richtigen Social-Media-Tools können wir<br />

auch talentierte Mitarbeiter gewinnen.<br />

Verschiedene Themen auf verschiedenen<br />

Kanälen<br />

Auf unserem YouTube-Kanal befi nden<br />

sich über 70 Videos, die verschiedene<br />

Krankheitsthemen beleuchten, Informationen<br />

zu Projekten und Kooperationen<br />

bereitstellen und von Patienten<br />

und ihren Krankheitserfahrungen berichten.<br />

Durch Facebook und Twitter<br />

möchten wir zudem authentisch und<br />

transparent sein, uns mehr engagieren,<br />

mehr mit anderen teilen, mehr lernen<br />

und mehr helfen. Es ist unsere ethische<br />

Pfl icht, Patienten mehr Informationen<br />

bereitzustellen.<br />

Wir waren unter den ersten Pharmaunternehmen,<br />

die Twitter nutzen, und<br />

zählen zu den am stärksten engagierten<br />

Nutzern. Wir können so Neuigkeiten,<br />

Aufklärungsfolien, Info grafi ken<br />

und sonstige Informa tionen twittern.<br />

Außerdem verschafft Twitter uns die<br />

Möglichkeit, in einen „gesunden“ Dialog<br />

zu treten, Fragen zu beantworten<br />

und Probleme zu lösen sowie schnelle,<br />

präzise Antworten bereitzustellen.


Unterstützung für Kampagnen<br />

Unsere globale Kampagne „1 Mission<br />

1 Million – Herzenssache Schlaganfall“<br />

(Box links) wurde <strong>durch</strong> unsere Social-<br />

Media-Kanäle unterstützt. Die Öffentlichkeit<br />

reichte mehr als 200 Projekte<br />

ein. Eines der Gewinnerprojekte schlug<br />

die Einrichtung einer Social-Media-<br />

Plattform vor, die zur Prävention von<br />

Schlaganfällen motivieren soll.<br />

Das Ziel unserer Kampagne DRIVE-<br />

4COPD bestand darin, eine Million<br />

Menschen auf eine Webseite aufmerksam<br />

zu machen, auf der sie einen Diagnosefragebogen<br />

ausfüllen sollten, um<br />

das Risiko ihrer Erkrankung an der<br />

chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung<br />

(COPD) zu ermitteln.<br />

Außerdem unterstützen wir auf unseren<br />

Social-Media-Kanälen unser Projekt<br />

„Making more health“, eine Kollaboration<br />

mit Ashoka (siehe Seite 18).<br />

Unsere Social-Media-Kanäle sind in<br />

alle unsere Kooperationen und Aktivitäten<br />

integriert.<br />

Neue Wege beschreiten<br />

In der zweiten Jahreshälfte 2012 werden<br />

wir auf Facebook ein Spiel einführen. Wir<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

nutzen das auf Forschung und<br />

Entwicklung basierende Spiel dazu,<br />

Menschen über Krankheiten aufzuklären<br />

oder um bei ihnen ein entsprechendes<br />

Bewusstsein zu schaffen.<br />

Die Spieler statten ein Labor aus und<br />

nutzen es, um zur Verbesserung der weltweiten<br />

Gesundheit neue Arzneimittel<br />

zu entdecken und auf den Markt zu<br />

bringen. Durch das Spiel bringen wir<br />

den Menschen die verschiedenen Pha sen<br />

und Hindernisse im Bereich Forschung<br />

und Entwicklung näher, damit sie die<br />

Herausforderungen der Pharmaindustrie<br />

verstehen. Das Spiel bietet einen<br />

hervorragenden Weg, um mit Menschen<br />

in Kontakt zu treten, mit ihnen<br />

zu kommunizieren und sie aufzuklären.<br />

Zukünftige strategische Ausrichtung<br />

Indem wir uns um neue Wege bemühen,<br />

unsere Zielgruppen zu erreichen,<br />

können wir Patienten, Kunden und<br />

anderen Interessen gruppen die neuesten<br />

Informationen bereitstellen. Aufklärung<br />

und Interaktion werden das<br />

Verständnis und den Stellenwert von<br />

Gesundheit fördern.<br />

BESSERES VERSTÄNDNIS<br />

Mit diesem Spiel erhalten Interessen gruppen umfassende<br />

Einblicke in die täglichen Arbeitsabläufe eines<br />

Pharmaunternehmens und somit ein besseres Verständnis<br />

der Prozesse und Stationen, die die Mitarbeiter<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> <strong>durch</strong>laufen müssen,<br />

bevor ein Produkt auf den Markt gebracht<br />

werden kann.<br />

DRIVE4COPD<br />

Ziel dieser Kampagne war es,<br />

Bewusstsein für die chronischobstruktive<br />

Atemwegserkrankung<br />

(COPD) zu schaffen und die Anzahl<br />

der Untersuchungen zu erhöhen.<br />

Diese Kampagne hat gezeigt, wie<br />

soziale Medien wirksam eingesetzt<br />

werden können, um gesellschaftlichen<br />

Wandel und Aufklärungsarbeit<br />

voranzutreiben.<br />

70<br />

Rund 70 Videos auf unserem<br />

YouTube-Kanal beleuchten verschiedene<br />

Krankheitsthemen,<br />

informieren über Projekte und<br />

Kooperationen und berichten<br />

von Krankheitserfahrungen der<br />

Patienten.<br />

Verantwortungsvoller Dialog<br />

23


1<br />

ARTENVIELFALT ERHALTEN<br />

In Brasilien setzt sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in einem Kooperationsprojekt<br />

für die Bewahrung der Biodiversität und die Unterstützung von<br />

Familien ein, deren Lebensunterhalt von der Sammlung der Jaborandi-<br />

Blätter abhängt.<br />

JABORANDI:<br />

PILOCARPUS MICROPHYLLUS<br />

STAPF<br />

• 1,20 bis 1,60 m hoher Strauch<br />

• wächst vorwiegend im brasilianischen<br />

Amazonasgebiet<br />

• lederartige Blätter und gelbgrüne<br />

Blüten<br />

• Wirkstoff Pilocarpin wird zur Behandlung<br />

des Grünen Stars und<br />

einer schweren Mundtrockenheit<br />

eingesetzt<br />

• 0,8 % Pilocarpin pro Blatt<br />

• vom Aussterben bedroht, da in<br />

der Vergangenheit nicht nachhaltig<br />

geerntet<br />

24<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Mit einer Entwicklungspartnerschaft<br />

fördern wir aktiv faire und verbesserte<br />

Arbeitsbedingungen sowie die<br />

nachhaltige Sammlung einer einheimischen<br />

Pfl anze und den Erhalt der<br />

Biodiversität.<br />

Wir arbeiten gemeinsam mit der brasilianischen<br />

Firma Centrofl ora Group und<br />

der Deutschen Gesellschaft für internationale<br />

Zusammenarbeit GmbH (GIZ)<br />

an der Umsetzung eines Projekts zur<br />

nachhaltigen Nutzung des Jaborandi-<br />

Strauchs in Nordost- und Nordbrasilien,<br />

unter anderem im nationalen Waldschutzgebiet<br />

von Carajás (Amazonas-<br />

Gebiet). Des Weiteren soll die soziale<br />

und wirtschaftliche Integration der<br />

lokalen Jaborandi-Sammler gestärkt<br />

werden.<br />

2<br />

1 Der Jaborandi-Strauch wird zwischen Juni und Oktober geerntet.<br />

2 Die registrierten Sammler erhalten Ernteschere und Identifi zierungskarte.<br />

3 Pfl ücker lernen die korrekte Erntetechnik, die essenziell für den Erhalt<br />

der Pfl anze ist.<br />

3<br />

Projektpartner<br />

Centroflora ist direkter Nutzer der Jaborandi-Blätter,<br />

die zur Isolierung des Alkaloids<br />

Pilocarpin genutzt werden. Dieser<br />

Wirkstoff wird zur Behandlung des<br />

Grünen Stars oder einer schweren<br />

Mundtrockenheit eingesetzt.<br />

Die GIZ unterstützt Menschen und Gesellschaften<br />

in Entwicklungs-, Schwellenund<br />

Industrieländern dabei, eigene<br />

Perspektiven zu entwickeln und ihre<br />

Lebens bedingungen zu verbessern. Als<br />

Bundesunternehmen ist der wichtigste<br />

Auftraggeber das Bundesministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ). Darüber hinaus<br />

arbeitet die GIZ auch im Auftrag anderer<br />

Ministerien. Sie ist ebenso für Bundesländer<br />

und Kommunen sowie für öffentliche<br />

und private Auftraggeber im In- und<br />

Ausland tätig. Dazu gehören beispielsweise<br />

Regierungen anderer Länder, die<br />

Europäische Kommission, die Vereinten<br />

Nationen und die Weltbank.<br />

Sicherstellung künftiger Ernten<br />

Bei der Ernte der Jaborandi-Blätter<br />

müssen Besonderheiten beachtet werden.<br />

Zweigspitzen sollten erst nach der Frucht-


JABORANDI-SAMMELGEBIETE<br />

IN BRASILIEN<br />

Die Blätter werden in den nordöstlichen<br />

und nördlichen Bundesstaaten<br />

Pará, Maranhão und Piauí<br />

geerntet.<br />

reife ab 50 cm Höhe geerntet werden.<br />

Außerdem sollten Scheren benutzt werden,<br />

damit eine Vermehrung <strong>durch</strong> Samen,<br />

das Wiederaustreiben und weitere<br />

Ernten in den Folgejahren gewährleistet<br />

sind.<br />

Die Ernte fi ndet während der Trockenzeit<br />

von Juni bis Oktober statt. Das illegale<br />

Pfl ücken der Blätter war in der Vergangenheit<br />

weitverbreitet. Um möglichst<br />

große Mengen zu ernten und sie an Zwischenhändler<br />

zu verkaufen, kürzten die<br />

Sammler die Sträucher auf eine Weise,<br />

die die Art Pilocarpus microphyllus fast<br />

zum Aussterben brachte. Der geringe<br />

Lohn, den die Zwischenhändler den<br />

Sammlern zahlten, reichte gerade für<br />

ihre Ernährung während der Erntezeit<br />

aus, nicht jedoch für das restliche Jahr.<br />

Unterstützung bei der Problemlösung<br />

Zu den von den Projektpartnern entwickelten<br />

Lösungsansätzen gehört zunächst<br />

die Registrierung der Sammler in einem<br />

Kataster, um die illegale Sammlung einzudämmen.<br />

Nach einer ausführlichen<br />

theoretischen und praktischen Schulung<br />

zu Erntevorgaben und -technik erhalten<br />

diese Sammler eine Ernteschere sowie<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

manaus<br />

pará<br />

brasilien<br />

bra brasil ra rasil<br />

si sil si brasilien<br />

il ien ie i<br />

maranhão<br />

piauí<br />

eine persönliche Identifi zierungskarte.<br />

Diese Karte enthält wichtige Angaben<br />

wie Erntemenge, -datum und -ort zur<br />

Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit.<br />

Nur von diesen Sammlern kauft Centrofl<br />

ora künftig zu fairen Preisen Jaborandi-Blätter.<br />

Da<strong>durch</strong> können die<br />

Sammler den Lebensunterhalt ihrer Familien<br />

für viele Monate sichern. Die<br />

Preise für die getrockneten Jaborandi-<br />

Blätter werden jede Saison neu verhandelt.<br />

Um den Erhalt des Jaborandi-<br />

Strauchs zu gewährleisten und die<br />

Gebiete wieder aufzuforsten, reichern<br />

die Sammler die Erntegebiete außerdem<br />

mit Setzlingen an.<br />

Wir unterstützen die Sammler dabei,<br />

sich selbst zu organisieren, um selbstständig<br />

zu wirtschaften und zu verhandeln<br />

und in Unabhängigkeit von Zwischenhändlern<br />

ihren Lebensunterhalt<br />

sicherzustellen.<br />

ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFTEN<br />

MIT DER WIRTSCHAFT –<br />

UNTERNEHMEN FÜR MEHR<br />

VERANTWORTUNG<br />

In der Entwicklungszusammenarbeit werden<br />

Partnerschaften zwischen dem öffentlichen<br />

und dem privaten Sektor als Entwicklungspartnerschaften<br />

bezeichnet. Sie verbinden<br />

betriebswirtschaftliche Interessen eines<br />

Unternehmens mit entwicklungspolitischen<br />

Zielen des öffentlichen Sektors zu beiderseitigem<br />

Nutzen. So können die Partner Ziele<br />

gemeinsam verfolgen, die alleine nur schwer<br />

oder nicht im angemessenen Umfang zu<br />

erreichen wären.<br />

Da nur unter stabilen ökonomischen, ökologischen<br />

und sozialen Rahmenbedingungen<br />

nachhaltig gewirtschaftet werden kann, sind<br />

sowohl Wirtschaft als auch Organisationen<br />

der Entwicklungszusammenarbeit daran<br />

interessiert, in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

die entsprechenden Voraussetzungen<br />

zu schaffen. Dazu gehören die Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen oder die Verbesserung von<br />

Produktionsabläufen, Umweltschutz und<br />

Technologie.<br />

Privatunternehmen können einen Vorteil<br />

aus den Kontakten, der Erfahrung und dem<br />

Expertennetz der entwicklungspolitischen<br />

Durchführungsorganisationen gewinnen.<br />

Außerdem erschließen sich neue Märkte<br />

für ihre Produkte und Dienstleistungen.<br />

Die öffentlichen Partner streben eine Integration<br />

ärmerer Bevölkerungsschichten in<br />

Märkten an und damit die Verbesserung<br />

von deren Einkommen und Lebensqualität<br />

sowie einen Beitrag zum Erhalt der natürlichen<br />

Ressourcen.<br />

[ projektpartner ]<br />

Artenvielfalt erhalten<br />

25


1<br />

GRÜNE AKTIVITÄTEN<br />

Ökologisch nachhaltiges Handeln ist eine globale Herausforderung.<br />

Das schulden wir unseren Mitarbeitern, Kunden und der gesamten<br />

Gesellschaft. Ökologisch nachhaltiges Handeln bedeutet für uns,<br />

unter anderem den Energieverbrauch zu senken und den Schutz der<br />

Umwelt zu fördern. Außerdem tun wir alles, um unsere Mitarbeiter<br />

zu schützen und ihre Gesundheit zu garantieren.<br />

NACHHALTIGE<br />

ENERGIEKONZEPTE<br />

Energiekonzepte mit einem Zeitrahmen<br />

von bis zu 15 Jahren<br />

sichern die nachhaltige Energienutzung<br />

an unseren Standorten.<br />

Ein wissenschaftlicher<br />

Ausschuss aus externen Beratern<br />

und internen Fachleuten ist damit<br />

beauftragt, nachhaltige Energieversorgungsstrategien<br />

für Deutschland<br />

auszuarbeiten. Regelmäßige<br />

Überprüfungen gewährleisten,<br />

dass stets die bes ten verfügbaren<br />

Techniken in die Konzepte integriert<br />

werden, und geben uns<br />

Auskunft darüber, welche Energiequellen<br />

und Technologien wir in<br />

der Zukunft nutzen können.<br />

26<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

1 Wiederaufforstungsprojekt auf unserer Farm in Solana, Brasilien<br />

2 Durch die Zusammenführung dreier Klimasysteme sparen wir jährlich ca.<br />

2.000 Tonnen CO 2 an unserem Standort Petersburg, USA ein.<br />

3 An unseren deutschen Standorten haben wir das Optimierungspotenzial<br />

der Energieeffi zienzmaßnahmen in Gebäuden ermittelt. Hier die bio -<br />

p harma zeutische Produktion G 104 in Biberach.<br />

2<br />

Umweltschutz, Schonung der natürlichen<br />

Ressourcen und Förderung des<br />

Umweltbewusstseins sind Grundsätze,<br />

die für uns bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

einen hohen Stellenwert haben. Das<br />

spiegelt sich in unserem Leitbild und<br />

unserer neuen „Environment, Health &<br />

Safety“-Strategie wider, mit deren Umsetzung<br />

wir 2012 beginnen werden.<br />

Wir prüfen wichtige „grüne Strategien“,<br />

die dazu beitragen, die Umweltbelastung<br />

<strong>durch</strong> unsere Betriebe zu verringern.<br />

Indem wir umweltbewusste Wege einschlagen,<br />

zum Beispiel <strong>durch</strong> Berücksichtigung<br />

nachhaltiger Kriterien bei<br />

der Auswahl unserer Lieferanten, werden<br />

wir saubere, sichere und effi ziente<br />

Produkte herstellen können.<br />

3<br />

Energie- und Emissionseinsparung<br />

Seit vielen Jahren werden Projekte zur<br />

Reduzierung des Energieverbrauchs<br />

und der Treibhausgase an unseren<br />

Standorten umgesetzt. Dies betrachten<br />

wir als Grundvoraussetzung dafür, einen<br />

Wettbewerbsvorteil zu genießen<br />

und auch in Zukunft ökologisch nachhaltig<br />

zu handeln. Nachfolgend einige<br />

Beispiele:<br />

• Das Wiederaufforstungsprojekt auf<br />

unserer Farm in Solana, Brasilien:<br />

Wir haben errechnet, dass die CO - 2<br />

Menge, die von den Pfl anzen aus unserenWiederaufforstungsmaßnahmen<br />

aufgenommen wird, in etwa dem<br />

CO -Ausstoß der pharmazeutischen<br />

2<br />

Produktionsanlage sowie unserer<br />

Farm- und Verwaltungsgebäude in<br />

Brasilien entspricht.<br />

• Unser Produktionsstandort in Petersburg,<br />

Virginia, USA: Hier haben wir<br />

drei separate, mit Kaltwasser arbeitende<br />

Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungssysteme<br />

zu einem einzigen<br />

Gebäudeautomationssystem zusammengeführt.<br />

Damit können wir schätzungsweise<br />

2.000 Tonnen CO pro 2<br />

Jahr einsparen.


4 5<br />

4 An etlichen Standorten startete die Initiative<br />

BE SAFE im Jahr 2011. Hier: Fornovo, Italien<br />

5 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Deutschland erhält den Responsible<br />

Care Award für seine Aktivitäten rund um<br />

die Initiative BE SAFE.<br />

6 Alternative Antriebe: Die Neuanschaffungen für die<br />

Fahrzeugfl otte symbolisieren unseren Anspruch,<br />

den direkten CO 2 -Ausstoß nachhaltig zu verringern.<br />

• Unser Produktionsstandort in<br />

Yamagata, Japan: Wir haben einen<br />

Wärmerückgewinnungs kühler installiert.<br />

Damit werden der Energieverbrauch<br />

und der CO -Ausstoß des<br />

2<br />

Standorts um mehr als 7 % (Stand<br />

Oktober 2011) reduziert.<br />

• Unsere deutschen Standorte: Wir haben<br />

das Optimierungspotenzial der<br />

Energieeffi zienzmaßnahmen in Gebäuden<br />

systematisch ermittelt und<br />

Projekte zur Umsetzung eingeleitet.<br />

Diese Optimierungsprojekte werden<br />

zwischen 2011 und 2014 <strong>durch</strong>geführt.<br />

Die Einsparungen werden sich<br />

auf ca. 20 GWh pro Jahr belaufen,<br />

was rund 4.500 Tonnen CO pro Jahr<br />

2<br />

entspricht.<br />

• Unsere deutsche Fahrzeugfl otte: Wir<br />

befassen uns derzeit damit, deren<br />

Umweltbilanz zu verbessern. In den<br />

nächsten Jahren werden wir den CO - 2<br />

Ausstoß unserer Fahrzeuge verringern.<br />

Die derzeitige <strong>durch</strong>schnittliche<br />

Emissionsrate beträgt 142 g. Reduzierungen<br />

sollen <strong>durch</strong> die Umstellung<br />

auf effi zientere konventionelle Fahrzeuge<br />

sowie <strong>durch</strong> die Verwendung<br />

alternativer Energiequellen erzielt<br />

werden. Wir verfügen aktuell über<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

6<br />

acht Elektrofahrzeuge. Diese Zahl<br />

wird sich bis Ende 2012 auf 20 erhöhen.<br />

Ferner erproben wir derzeit im<br />

Rahmen eines Pilotprojekts die Nutzung<br />

eines wasserstoffbetriebenen<br />

Fahrzeugs und prüfen die Möglichkeit<br />

der Eröffnung einer eigenen Wasserstofftankstelle.<br />

Unser Team „Sustainable Use of Energy“<br />

koordiniert diese Aktivitäten im Hinblick<br />

auf potenzielle Energieeinsparungen<br />

und Emissionsverminderungen auf<br />

internationaler Ebene und fördert den<br />

Austausch von Know-how zwischen<br />

unseren Standorten. Dieses Team wurde<br />

in unser neues Projekt „BE GREEN“<br />

eingegliedert, das wir 2011 gestartet haben,<br />

um unsere Aktivitäten im Bereich<br />

Umweltschutz zu koordinieren und zu<br />

optimieren.<br />

Schutz der Gesundheit unserer<br />

Mit arbeiter<br />

Seit Beginn der Einführung der neuen<br />

Unternehmenskultur von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> im Bereich Arbeitssicherheit,<br />

„BE SAFE – Zero by Choice“, im Mai<br />

2010 wurden große Anstrengungen<br />

unternommen, um den Umgang mit<br />

REDUZIERUNG DER<br />

TREIBHAUSGASE<br />

Ein Berechnungskonzept für den<br />

unternehmensweiten CO 2 -Footprint<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

ist entsprechend dem „Greenhouse<br />

Gas Protocol“ erstellt worden.<br />

Dieses Protokoll ist eine Multi-<br />

Stakeholder-Initiative, die unter<br />

der gemeinsamen Führung des<br />

„World Business Council for<br />

Sustainable Development“ und<br />

des „World Resources Institute“<br />

steht. Wir streben danach, unseren<br />

CO 2 -Footprint zu minimieren, und<br />

haben uns die Senkung unserer<br />

CO 2 -Emissionsäquivalente um<br />

20 % bis 2020 zum Ziel gesetzt.<br />

Grüne Aktivitäten<br />

27


1<br />

BODENSANIERUNG AN UNSEREM STANDORT INGELHEIM<br />

Bis Anfang der 1970er-Jahre war es üblich und gesetzlich zugelassen,<br />

ausgelassene Sand-, Kies- und Tongruben mit Abfällen<br />

aus der chemischen Entwicklung und Produktion zu verfüllen.<br />

Da<strong>durch</strong> sind beispielsweise in <strong>Ingelheim</strong> Deponien entstanden.<br />

Einen Teil der Altablagerungen haben wir bereits entfernt. So<br />

wurden 2011 unter Beachtung des Naturschutzes ca. 45.000 m²<br />

Boden innerhalb des Deponieareals umgelagert und ergänzt und<br />

das Gelände wurde mit einer Oberfl ächenabdeckung gesichert.<br />

Ist es nicht möglich, Altablagerungen vollständig zu beseitigen,<br />

nehmen wir das Grundwasser in unmittelbarer Nähe dieser<br />

Stoffe mithilfe von Abschirmbrunnen auf, um es in unserer<br />

Abwasserbehandlungsanlage zu reinigen.<br />

28<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

dem Thema Arbeitssicherheit in unserem<br />

Unternehmen systematisch zu verbessern.<br />

Ziel ist es, sowohl das Management als<br />

auch die Mitarbeiter dabei zu unterstützen,<br />

proaktiv Verantwortung für ihr eigenes<br />

Wohlbefi nden, aber auch für das<br />

ihrer Arbeitskollegen zu übernehmen.<br />

Die Einführung dieses Programms stellt<br />

sicher, dass alle Funktionen in einen<br />

mehrstufi gen Arbeitsablauf eingebunden<br />

werden, wozu unter anderem Selbsteinschätzungen<br />

zusammen mit dem Management<br />

und die Erstellung spezieller<br />

Verbesserungspläne gehören.<br />

Bis Ende 2011 war das Programm<br />

„BE SAFE“ in Deutschland, den USA,<br />

China, Österreich, Spanien, Frankreich,<br />

Italien, Mexiko, Russland und anderen<br />

osteuropäischen Ländern angelaufen.<br />

Weitere Länder werden 2012 folgen. In<br />

Deutschland wurden unsere Aktivitäten<br />

im Zusammenhang mit dieser Initiative<br />

vom Verband der Chemischen Industrie<br />

mit dem lokalen Responsible Care Award<br />

ausgezeichnet.<br />

Fürsorge <strong>durch</strong> Vorsorge<br />

Im Sinne der generationsübergreifenden<br />

gesellschaftlichen Verantwortung<br />

und des nachhaltigen Umweltschutzes<br />

sollen auch potenzielle Verunreinigungen<br />

des Bodens an unseren Standorten<br />

beseitigt werden, wo immer es<br />

möglich ist. Dazu haben wir ein umfangreiches,<br />

weltweites Projekt zur<br />

Überprüfung und gegebenenfalls Sanierung<br />

von Altablagerungen im Boden<br />

auf unseren Firmengeländen und<br />

in der unmittelbaren Umgebung gestartet.<br />

Besondere Aufmerksamkeit legen wir<br />

dabei auf die seit langem bestehenden<br />

Standorte. Dieses Vorgehen ist nicht<br />

von den Behörden vorgeschrieben,<br />

sondern geschieht freiwillig – sämtliche<br />

Kosten werden von uns getragen.<br />

Bei der Feststellung einer Verunreinigung<br />

soll der Boden möglichst in einen<br />

naturnahen, geogenen Zustand zurückversetzt<br />

werden. Altablagerungen<br />

sollen beseitigt werden, damit langfristig<br />

kein Schaden von ihnen ausgehen<br />

kann.


1<br />

Wir verfügen hinsichtlich Kooperationen<br />

mit akademischen Instituten über<br />

eine ausgewiesene Erfolgsbilanz. Im<br />

Rahmen derartiger Projekte haben wir<br />

mit Wissenschaftlern aus aller Welt an<br />

Wirkstoff-Forschungsprojekten zusammengearbeitet,<br />

die von der Erforschung<br />

neuer Wirkstoff-Targets bis hin zu<br />

Wirkstoff-Profi ling und -Entwicklung<br />

reichen. Darüber hinaus haben wir eine<br />

Reihe von langfristigen Partnerschaften<br />

mit akademischen Instituten aufgebaut,<br />

die über den Rahmen einzelner Forschungsprojekte<br />

hinausgehen, so zum<br />

Beispiel mit dem Institut für Molekula-<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

KOOPERATIONEN MIT DER<br />

FORSCHUNG<br />

Wir fördern konsequent Kooperationsprojekte mit universitären<br />

Forschern, um die menschlichen Erkrankungen zugrunde liegenden<br />

Ursachen und molekularen Mechanismen besser zu definieren.<br />

Dies ist Bestandteil unserer Beteiligungen in öffentlich-privaten<br />

Partnerschaften, die wir als Dienst an der Gesellschaft und aktives<br />

bürgerschaftliches Engagement verstehen.<br />

re Pathologie (IMP) in Wien und der<br />

Universität in Ulm.<br />

2<br />

Netzwerke: <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und<br />

das Institut für Molekulare Pathologie<br />

Das Institut für Molekulare Pathologie<br />

betreibt molekularbiologische Grundlagenforschung<br />

und setzt für Spitzenleistungen<br />

in der wissenschaftlichen<br />

Forschung auf eine gute Vernetzung.<br />

Mit dem Institut für Molekulare Biotechnologie<br />

der Österreichischen Akademie<br />

der Wissenschaften (IMBA) und<br />

dem ebenfalls benachbarten Gregor<br />

Mendel Institut ist das IMP <strong>durch</strong><br />

Neurobiologen am Wiener Forschungsinstitut für Molekulare<br />

Pathologie untersuchen am Fortpfl anzungsritual der<br />

Fliege, wie das Nervensystem Verhalten erzeugt, steuert und<br />

sinnvoll einsetzt.<br />

1 Die Taufl iege (Drosophila melanogaster).<br />

Copyright: Solvin Zankl<br />

2 Bild des Fliegengehirns. Digitaler Atlas des Gehirns der<br />

Taufl iege, aus zahlreichen Einzelbildern zusammengesetzt.<br />

Genetisch defi nierte neuronale Netze sind in<br />

unterschiedlichen Farben dargestellt. Bild: IMP<br />

Das Institut für Molekulare Pathologie<br />

(IMP) betreibt molekularbiologische<br />

Grundlagenforschung<br />

und setzt für Spitzenleistungen in<br />

der wissenschaftlichen Forschung<br />

auf eine gute Vernetzung.<br />

Kooperationen mit der Forschung<br />

29


1<br />

Der Biologe Jan-Michael Peters<br />

erhielt 2011 den Wittgenstein-<br />

Preis, Österreichs höchste Auszeichnung<br />

für Wissenschaftler.<br />

Gemeinsam mit seinem Team untersucht<br />

er am IMP die molekularen<br />

Mechanismen der Zellteilung.<br />

30<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Kooperationen auf wissenschaftlicher<br />

und administrativer Ebene verbunden.<br />

Zahlreiche Überschneidungen mit Instituten<br />

der Universität und MedUni<br />

Wien sowie Synergien mit ansässigen<br />

Biotech-Unternehmen charakterisieren<br />

das lokale Netzwerk am Standort, dem<br />

„Campus Vienna Biocenter“.<br />

Getragen wird die Forschung des IMP<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sowie <strong>durch</strong><br />

österreichische und europäische Forschungsgelder.<br />

Internationales Arbeiten<br />

Netzwerke – ob virtuell oder real –<br />

potenzieren Fähigkeiten und erweitern<br />

Handlungsspielräume. Die rund 200<br />

IMP-Forscher stehen in ständigem Kontakt<br />

mit Arbeitsgruppen in aller Welt.<br />

Formal sind die Forscher über große,<br />

internationale Projekte verbunden, informell<br />

<strong>durch</strong> den regen Austausch von<br />

Know-how und wissenschaftlichem<br />

Material. Auch zu den Forschungs- und<br />

Entwicklungsteams bei <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> gibt es immer wieder Verbindungen.<br />

Die persönlichen Lebensläufe<br />

der Forscher, die häufi g zwischen Institutionen<br />

und Kontinenten wechseln,<br />

2<br />

1 Im Vienna Drosophila RNAi Center (VDRC)<br />

werden 32.000 transgene Linien der Taufl<br />

iege (Drosophila melanogaster) gezüchtet<br />

und auf Bestellung an Wissenschaftler und<br />

Labors in aller Welt verschickt.<br />

Copyright: Solvin Zankl<br />

2 Aufklärung des Infektionsapparates von<br />

Salmonellen mit modernsten Methoden<br />

der Kryo-Elektronenmikroskopie. Im Bild<br />

eine dreidimensionale Rekonstruktion<br />

eines Nadelkomplexes, mit dem Salmonellen<br />

menschliche Zellen infi zieren.<br />

Quelle: IMP-IMBA<br />

weben das Netz auf individueller Ebene<br />

weiter.<br />

Ziel akademischer wie außeruniversitärer<br />

Grundlagenforschung ist Erkenntnisgewinn,<br />

der in wissenschaftlichen<br />

Publikationen dokumentiert wird. IMP-<br />

Forscher veröffentlichen jährlich rund<br />

80 Fachartikel in referierten Journalen.<br />

Wittgenstein-Preis für Spitzenforschung<br />

Jan-Michael Peters erhielt 2011 als<br />

sechster IMP-Preisträger die höchste<br />

österreichische Auszeichnung für<br />

Wissen schaftler, den Wittgenstein-<br />

Preis. Seit der Gründung des Europäischen<br />

Forschungsrats im Jahr 2007<br />

wurden sechs der hoch dotierten ERC-<br />

Förder ungen an IMP-Forscher ver geben.<br />

Unter anderem erhielten die Gruppenleiter<br />

Andrew Straw und Manuel Zimmer<br />

2011 die Zusage für je einen „ERC Starting<br />

Grant“ und Meinrad Busslinger,<br />

Senior Scientist am IMP, für einen<br />

„Advanced Grant“.<br />

Die Vergabe dieser Fördergelder ist äußerst<br />

kompetitiv und orientiert sich<br />

ausschließlich an der Qualität und dem<br />

Potenzial der Forschung. Die Mittel er-


3<br />

möglichen es, sich einer Fragestellung<br />

zu widmen, die nur mit großem personellen<br />

und technischen Aufwand zu beantworten<br />

ist.<br />

Das regulatorische Netzwerk des<br />

Immunsystems entschlüsseln<br />

Meinrad Busslinger etwa erforscht das<br />

adaptive Immunsystem mit dem Ziel,<br />

das regulatorische Netzwerk zu entschlüsseln,<br />

das die Entwicklung von B-<br />

und T-Zellen aus Stammzellen des Blutes<br />

steuert. Einen wesentlichen Faktor,<br />

das Gen PAX5, hat seine Gruppe bereits<br />

vor einigen Jahren identifi ziert. 2011<br />

beschrieb das Team neue regulatorische<br />

Elemente, welche die Bildung von Millionen<br />

unterschiedlicher Immunglobuline<br />

steuern.<br />

Vernetzung mit Instituten der<br />

Grundlagenforschung<br />

Vernetzung ist auch für die Gruppe von<br />

Jan-Michael Peters bei der Aufklärung<br />

des Strukturmechanismus des APC<br />

(Anaphase Promoting Complex, der die<br />

Zellteilung einleitet) unerlässlich. Während<br />

das IMP hierbei auf biochemische<br />

Methoden spezialisiert ist, steuert Holger<br />

Stark vom Max-Planck-Institut für<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

4<br />

DIE ERFORSCHUNG DER ZELLTEILUNG IST EINER DER SCHWERPUNKTE AM IMP.<br />

3 Menschliche Zellen in Teilung. Die Chromosomen sind grau, das Protein des Spindel apparats<br />

(Tubulin) je nach Intensität blau und rot eingefärbt (Pseudofarben). Quelle: IMP<br />

4 Ablauf der Zellteilung bei menschlichen HeLa-Zellen. Die Chromosomen in Blau, der<br />

Spindelapparat in Grün. Die Ansatzstellen für die Spindelfasern (Kinetochor) sind in Rot<br />

dargestellt. Quelle: IMP<br />

biophysikalische Chemie in Göttingen<br />

seine Expertise in dreidimensionaler<br />

Kryo-Elektronenmikroskopie bei.<br />

Strukturbiologen am Howard Hughes<br />

Medical Institute in Memphis ergänzen<br />

die Analysen <strong>durch</strong> kristallographische<br />

Verfahren. Diese Zusammenarbeit<br />

mehrerer Teams ist exemplarisch für die<br />

moderne Herangehensweise an komplexe<br />

biologische Fragestellungen.<br />

Mit drei neuen Gruppenleitern „importierte“<br />

das IMP 2011 auch deren Netzwerke.<br />

Der Mediziner Johannes Zuber<br />

etwa forschte zuvor am Cold Spring<br />

Harbor Laboratory in New York. Im<br />

Labor von Scott Lowe suchte er nach<br />

neuartigen Therapiemöglichkeiten bei<br />

Leukämie und konnte 2011 in einer<br />

gemeinsamen Publikation einen neuen<br />

Wirkstoff gegen akute myeloische Leukämie<br />

beschreiben. Zudem arbeitet er<br />

in Wien mit der Medizinischen Universität<br />

und der onkologischen Forschung<br />

bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zusammen.<br />

Auch der Strukturbiologe Thomas Marlovits<br />

kooperiert eng mit Forschern in<br />

den USA, um den Infektionsapparat von<br />

Salmonellen im Detail aufzuklären. Mit<br />

Am IMP wird u. a. an den Mechanismen<br />

geforscht, die der Entwicklung<br />

von B- und T-Zellen aus<br />

Stammzellen des Blutes zugrunde<br />

liegen. B- und T-Zellen sind weiße<br />

Blutkörperchen (Lymphozyten),<br />

die für die erworbene Immunität<br />

verantwortlich sind.<br />

Kooperationen mit der Forschung<br />

31


32<br />

BOEHRINGER INGELHEIM ULM<br />

UNIVERSITY BIOCENTER<br />

Die Universität Ulm und <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

haben 2011 eine Forschungskooperation<br />

beschlossen, die auch von der<br />

baden-württembergischen Landesregierung<br />

unterstützt wird. Die neue Forschungsallianz<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ulm<br />

University Biocenter“ (BIU) ist mit einem<br />

Budget in Höhe von 4,5 Millionen Euro<br />

ausgestattet und zunächst für eine Dauer<br />

von drei Jahren ausgelegt. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

wird den Forschungsverbund mit<br />

insgesamt 2,25 Millionen Euro fördern und<br />

als globales, forschungsorientiertes Unternehmen<br />

die Erfahrung und Stabilität in<br />

die Kooperation einbringen, die erforderlich<br />

sind, um multidisziplinäre Projekte,<br />

die Standfestigkeit erfordern, erfolgreich<br />

zum Abschluss zu bringen.<br />

Unterzeichnung des Kooperationsabkommens.<br />

Prof. Gerd Schnorrenberg (links unten),<br />

Leiter Forschung Deutschland,<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in Biberach, und<br />

Prof. Karl Joachim Ebeling (rechts unten),<br />

Präsident der Universität Ulm.<br />

Stehend: Prof. Andreas Barner (oben links),<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, und Wissenschaftsministerin<br />

Theresia Bauer, Land Baden-<br />

Württemberg (oben rechts).<br />

Bild: BioRegionUlm<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

modernsten Methoden der Kryo-Elektronenmikroskopie<br />

konnte er die Struktur<br />

dieses nadelartigen Komplexes im<br />

nahezu atomaren Bereich aufl ösen. Ein<br />

Team von Forschern aus Yale steuerte<br />

seine Expertise in Bakterien-Genetik bei.<br />

Neben zellbiologischen Fragestellungen<br />

und der Aufklärung von Krankheitsmechanismen<br />

ist die Erforschung neuronaler<br />

Netze einer der Schwerpunkte am<br />

IMP. Neue, leistungsfähige Technologien<br />

aus den Bereichen Optogenetik, Bildgebung<br />

und Elektrophysiologie erlauben<br />

es, die Aktivität von Nervenzellen innerhalb<br />

defi nierter Nervennetze gezielt zu<br />

messen und zu steuern. Die junge Disziplin<br />

„circuit neuroscience“ ist <strong>durch</strong><br />

starke Interdisziplinarität geprägt.<br />

Neurobiologen um IMP-Direktor Barry<br />

Dickson erforschen an Taufl iegen, welche<br />

Elemente des Nervensystems das<br />

Fortpfl anzungsverhalten steuern. Mit<br />

neu entwickelten Methoden der Thermogenetik<br />

können sie gezielt einzelne<br />

Hörrinde im Gehirn einer transgenen Maus.<br />

Mit speziellen Färbetechniken können individuelle<br />

Nervenzellen dargestellt werden, wobei<br />

die unterschiedlichen Zelltypen <strong>durch</strong> verschiedene<br />

Farben charakterisiert sind.<br />

Nervennetze aktivieren und zum Beispiel<br />

den Balzgesang des Fliegenmännchens<br />

„ferngesteuert“ auslösen. Gemeinsam<br />

mit Visual-Computing-<br />

Experten des Wiener VRVis (Zentrum<br />

für Virtual Reality und Visualisierung)<br />

entwickelten die Neurobiologen „Brain-<br />

Gazer“ – eine Software, die aus Zehntausenden<br />

räumlicher Mikroskop-Aufnahmen<br />

einen interaktiven 3-D-Atlas<br />

des Fliegengehirns erstellt.


Im März 2011 wurde das Institut für<br />

Molekulare Biologie (IMB) an der Universität<br />

Mainz in Gegenwart hochrangiger<br />

Vertreter aus Forschung und Politik<br />

feierlich eröffnet. Das Institut ist als<br />

Public-Private-Partnership zwischen<br />

der öffentlichen Hand und einer privaten<br />

Stiftung konzipiert: Die <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Stiftung fördert den wissenschaftlichen<br />

Betrieb des IMB – und<br />

damit nachhaltig exzellente Grundlagenforschung<br />

– mit insgesamt<br />

100 Millionen Euro über zehn Jahre.<br />

Das Land Rheinland-Pfalz fi nanzierte<br />

mit 45,5 Millionen Euro den Bau des<br />

modernen Forschungsinstituts. Das<br />

IMB und seine enge Verbindung mit der<br />

Johannes Gutenberg-Universität sollen<br />

Mainz als international attraktiven<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

EXZELLENZ NACHHALTIG STÄRKEN<br />

Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung ist eine eigenständige und<br />

gemeinnützige Stiftung zur Förderung der medizinischen, biologischen,<br />

chemischen und pharmazeutischen Wissenschaft. Besonderes<br />

Augenmerk liegt dabei auf dem wissenschaftlichen Nachwuchs.<br />

Beispielhaft für unser Engagement für exzellente Forschung ist das<br />

Institut für Molekulare Biologie (IMB) in Mainz.<br />

Wissenschaftsstandort weiter ausbauen<br />

und renommierte Wissenschaftler sowie<br />

herausragende Nachwuchsforscher<br />

anziehen.<br />

Neben der Gruppe von Gründungsdirektor<br />

Prof. Dr. Christof Niehrs<br />

forschen bereits die ersten Juniorforscher-<br />

und zwei Seniorforscher gruppen<br />

im IMB. Zwei weitere Direktorenstellen<br />

werden zurzeit besetzt. Geplant<br />

sind insgesamt drei größere „directors’<br />

groups“ und acht bis zehn kleinere<br />

Arbeits gruppen, die auf die Leistungen<br />

zentraler Technologieplattformen (Core<br />

Facilities) für Bioinformatik, Zytometrie,<br />

Histo logie, High-End-Mikroskopie,<br />

Micro array-Analyse und Next-Generation-Sequenzierung<br />

zurückgreifen können.<br />

Das Institut für Molekulare Biologie (IMB) in Mainz,<br />

Deutschland, wurde im März 2011 eröffnet. Es ist beispielhaft<br />

für unser Engagement für exzellente Forschung.<br />

Exzellenz nachhaltig stärken 33


Verleihung Heinrich-Wieland-Preis 2011<br />

(v.l.n.r.: Christoph <strong>Boehringer</strong>, Preisträger<br />

Prof. Franz-Ulrich Hartl, Prof. Konrad Sandhof).<br />

HEINRICH-WIELAND-PREIS<br />

Der internationale Preis ist nach<br />

dem deutschen Chemiker und<br />

Nobelpreis träger Heinrich Otto<br />

Wieland (1877 – 1957) benannt<br />

und wird seit 1964 jährlich von<br />

einem eigenständigen Kuratorium<br />

vergeben. Die <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Stiftung dotierte ihn<br />

erstmals 2011. Mit 50.000 Euro<br />

honoriert der Preis herausragende<br />

Forschung zu biologisch aktiven<br />

Substanzen und Systemen in der<br />

Chemie, Biochemie und Physiologie<br />

sowie deren klinischer Bedeutung.<br />

34<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

1<br />

Die Forschung am IMB konzentriert<br />

sich auf drei Bereiche: Entwicklungsbiologie,<br />

Epigenetik und DNA-Reparatur.<br />

Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung<br />

am IMB zu diesen grundlegenden<br />

biologischen Phänomenen können<br />

unser Verständnis, zum Beispiel von<br />

Alterungsprozessen und der Entstehung<br />

von Krankheiten wie Krebs, voranbringen.<br />

Das IMB verbindet so langfristig<br />

aus gerichtete Grundlagenforschung mit<br />

Anwendungsperspektiven zum Wohle<br />

von Patienten.<br />

Heinrich-Wieland-Preis 2011<br />

2011 wurde Professor Franz-Ulrich<br />

Hartl, Direktor am Max-Planck-Institut<br />

für Biochemie in Martinsried, mit dem<br />

Preis ausgezeichnet. Er und seine Mitarbeiter<br />

entdeckten, dass sich Proteine<br />

in Zellen nicht spontan falten, sondern<br />

in einem komplexen Prozess, unterstützt<br />

<strong>durch</strong> spezialisierte Helferproteine, sogenannte<br />

Chaperone. Falsch gefaltete,<br />

verklumpende Proteine spielen zum Beispiel<br />

eine zentrale Rolle bei neurodegenerativen<br />

Erkrankungen wie Morbus<br />

Alzheimer, Chorea Huntington und<br />

Morbus Parkinson. Hartls Pionierarbeiten<br />

könnten deshalb langfristig auch zu<br />

neuen Ansätzen für Prävention, Diagnostik<br />

und Therapie dieser Krankheiten<br />

führen.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Fonds:<br />

Leidenschaft für Wissenschaft<br />

Der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Fonds, eine<br />

gemeinnützige Stiftung für biomedizinische<br />

Grundlagenforschung, wurde<br />

1983 gegründet. Die Stiftung ist für die<br />

Internationalen Titisee-Konferenzen<br />

und vor allem für ihre Doktoranden-<br />

Stipendien (PhD-Stipendien) zur Förderung<br />

wissenschaftlicher Exzellenz in der<br />

internationalen Grundlagenforschung<br />

bekannt. Fortlaufend fördert sie rund<br />

120 naturwissenschaftliche Doktoranden<br />

aller Nationalitäten in Europa und<br />

in den USA und betreut sie umfassend<br />

persönlich und im Rahmen von Seminaren.<br />

Nur weniger als 10 Prozent der<br />

Bewerber werden nach dem anspruchsvollen<br />

Auswahl prozess in die Förderung<br />

aufgenommen. Im Jahr 2011 verzeichneten<br />

zwei Programme des <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Fonds Höchststände: 525 Anträge<br />

für PhD-Stipendien und fast 200 für<br />

Reisebeihilfen gingen bei der Stiftung ein.


1 BPA-Zellen, gefärbt. Sichtbar sind Zellkern, Mitochondrien und<br />

Actinfi lamente.<br />

2 Entwicklungsbiologische Forschung: Spermienproduktion bei<br />

Mäusen; gefärbte Gewebeschnitte von Maus-Spermatozoen, den<br />

Vorläufern der Spermien.<br />

3 Mit dem „Doctor of Medicine“-Promotionsstipendium unterstützt<br />

der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Fonds angehende Mediziner, die in<br />

Deutschland studieren.<br />

2<br />

Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung<br />

und Medizin<br />

Seit einigen Jahren vergibt der <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Fonds in einem weiteren<br />

Programm Promotionsstipendien für<br />

angehende Mediziner, die in Deutschland<br />

Medizin studieren und für ihre<br />

Doktorarbeit den Ort wechseln. Diese<br />

sogenannten MD-Stipendien („Doctor<br />

of Medicine“) sollen es begabten Nachwuchsmedizinern<br />

ermöglichen, unter<br />

exzellenten Bedingungen ein anspruchsvolles<br />

experimentelles Doktorarbeitsprojekt<br />

in der biomedizinischen Grundlagenforschung<br />

zu verfolgen und von<br />

führenden Wissenschaftlern in international<br />

renommierten Labors moderne<br />

Methoden und Techniken zu lernen.<br />

Neben dem fi nanziellen Stipendium<br />

werden die MD-Stipendiaten umfassend<br />

persönlich betreut.<br />

unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />

Bisher hat der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Fonds rund 40 MD-Stipendien vergeben,<br />

die meisten für Forschungsaufenthalte<br />

in den USA. Die ersten MD-Stipendiaten<br />

haben ihre wissenschaftlichen<br />

Ergebnisse in renommierten Wissenschaftszeitschriften<br />

wie Science, Molecular<br />

Cell oder dem EMBO Journal<br />

veröffentlicht. Manche schließen gerade<br />

an ihr MD-Projekt eine naturwissenschaftliche<br />

Promotion an.<br />

3<br />

FORSCHUNGSTHEMA DES HEIN-<br />

RICH-WIELAND-PREISTRÄGERS<br />

2011: PROTEINFALTUNG<br />

Die räumliche Struktur der zellulären<br />

Proteinfabriken (Polyribosomen)<br />

trägt dazu bei, eine<br />

Fehlfaltung zu vermeiden – ein<br />

Polyribosom besteht aus vielen<br />

einzelnen Ribosomen, die aus<br />

kleinen (gelb) und großen (blau)<br />

Untereinheiten bestehen. Neu<br />

gebildete Proteine (Rotzapfen)<br />

behalten den größtmöglichen Abstand<br />

voneinander, um eine Aggregation<br />

von benachbarten Proteinen<br />

zu verhindern.<br />

Exzellenz nachhaltig stärken<br />

35


# 02<br />

INNOVATION<br />

FÜR BESTE MEDIKAMENTE<br />

Unser Ziel ist die Erforschung und Entwicklung der am besten geeigneten<br />

chemischen oder biologischen Wirkstoffe für die Behandlung von Krank heiten.<br />

Wegweisende Ansätze der translationalen Medizin wie die frühzeitige<br />

Identifi zierung von Biomarkern sollen die frühen Entwicklungsphasen vereinfachen.<br />

Zusätzlich verfolgen wir breitere Ansätze, um neue Targets zu fi nden, häufi g in<br />

Kooperation mit akademischen Institutionen. In der Biopharmazie haben wir eine<br />

langjährige Expertise für die Entwicklung und Herstellung von neuen biologischen<br />

Wirkstoffen aufgebaut, zum Beispiel für Proteine und monoklonale Antikörper.<br />

Siehe auch<br />

unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />

38 DER INNOVATION VERSCHRIEBEN<br />

40 ERFORSCHUNG UND ENTWICKLUNG VON NEUEN BIOLOGISCHEN WIRKSTOFFEN<br />

44 FORSCHUNG NUTZBAR MACHEN, MEDIZIN VERÄNDERN<br />

48 BESSERE MEDIKAMENTE UND MEHRWERT FÜR PATIENTEN<br />

50 DER BOEHRINGER INGELHEIM VENTURE FUND<br />

36<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />

Innovation für beste Medikamente 37


16<br />

atemwegs-<br />

erkrankungen<br />

5<br />

immunologie<br />

FORSCHUNGSGEBIETE<br />

die forschung und entwicklung von boehringer ingelheim konzentriert sich auf sechs hauptgebiete:<br />

atemwegserkrankungen<br />

kardiometabolische<br />

erkrankungen<br />

DER INNOVATION VERSCHRIEBEN<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich stets als forschungsorientiertes Pharmaunternehmen<br />

defi niert und verfolgt das Ziel, den Gesundheitszustand<br />

möglichst vieler Menschen zu verbessern. Wir sehen es als unseren<br />

Auftrag an, der Menschheit <strong>durch</strong> die Erforschung von Krankheiten und<br />

die Entwicklung von neuen Medikamenten und Therapien zu dienen.<br />

DIE BOEHRINGER INGELHEIM-PIPELINE<br />

[ 84 projekte in der entwicklung ]<br />

8<br />

zns<br />

5<br />

infektionskrankheiten<br />

38<br />

24<br />

onkologie<br />

26<br />

kardiometabolische<br />

erkrankungen<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

onkologie<br />

erkrankungen des<br />

zentralen nervensystems<br />

(zns)<br />

Warum wir unsere eigene Forschung<br />

und Entwicklung <strong>durch</strong>führen? Ganz<br />

einfach: Unsere Aktivitäten auf den<br />

verschiedenen Tätigkeitsfeldern zielen<br />

darauf ab, Präparate und Behandlungen<br />

zu entwickeln, die für Patienten mit<br />

einem hohen therapeutischen Nutzen<br />

verbunden sind. Wir werden auch in<br />

Zukunft eine wesentliche Zugkraft für<br />

neuartige Arzneimittel zur Behandlung<br />

von Erkrankungen mit bisher nicht<br />

gedecktem medizinischen Bedarf sein.<br />

Unsere Wissenschaftler verbindet die gemeinsame<br />

Vision, medizinische Innovationen<br />

in den Dienst der Patienten zu<br />

stellen. Ein besseres Verständnis menschlicher<br />

Erkrankungen stellt die Grundlage<br />

für die Auswahl von neuen Targets<br />

und Therapiemethoden dar. Deswegen<br />

immunologie<br />

infektionskrankheiten<br />

konzentrieren wir uns auf die Erforschung<br />

von menschlichen Erkrankungen<br />

und ihrer unterschiedlichen Erscheinungsformen.<br />

Indem wir den Zusammenhang<br />

zwischen Targets und Krankheiten<br />

genau erforschen, können wir die<br />

richtigen Fragen stellen – Fragen, deren<br />

Antworten den Fortschritt vorantreiben.<br />

Wir haben uns das Ziel gesetzt,<br />

frühestmöglich Einblicke in neue Therapiekonzepte<br />

zu erlangen und so zu<br />

den Behandlungsoptionen von morgen<br />

aktiv beizutragen.<br />

Es ist uns ein großes Anliegen, weiterhin<br />

verstärkt in Forschung & Entwicklung<br />

(F&E) zu investieren und in unseren<br />

therapeutischen Schwerpunktbereichen<br />

mit Partnern aus der Industrie und der<br />

wissenschaftlichen Forschung zusammenzuarbeiten,<br />

um von dem rasanten<br />

wissenschaftlichen Fortschritt, der eine<br />

fortschreitende Spezialisierung mit sich<br />

bringt, profi tieren zu können.<br />

Wir sind von dem großen Fachwissen<br />

akademischer Gruppen, öffentlicher<br />

Forschungs einrichtungen und Biotechnologie-Unternehmen<br />

überzeugt und<br />

arbeiten mit unseren Geschäftspartnern


ERFOLGREICHE VERSCHREIBUNGSPFLICHTIGE MEDIKAMENTE<br />

aus unserer eigenen forschung und entwicklung<br />

viramune®<br />

Nevirapin<br />

HIV/Aids<br />

sifrol® / mirapex® / mirapexin®<br />

Pramipexol<br />

Parkinson-Krankheit<br />

micardis®<br />

Telmisartan<br />

Bluthochdruck<br />

1996 2000 2005 2010<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

der Arzneimittelforschung zusammen.<br />

Unsere F&E-Aktivitäten beziehen sich<br />

auf neue chemische Wirkstoffe (New<br />

Chemical Entities, NCEs) sowie neue<br />

biologische Wirkstoffe (New Biological<br />

Entities, NBEs) und verfolgen das Ziel,<br />

neuartige Wirk- und Zielmechanismen<br />

zu bestimmen und zu validieren.<br />

Therapeutische Vorteile für Patienten<br />

Die Ergebnisse der Grundlagenforschung<br />

sind von grundlegender Bedeutung.<br />

Darüber hinaus ist es jedoch entscheidend,<br />

bestehende Indikationsgebiete<br />

und Krankheiten mit ungedecktem<br />

medizinischen Bedarf stärker in den<br />

Mittelpunkt zu rücken. Da über viele<br />

menschliche Krankheiten nur relativ<br />

wenig bekannt ist, konzentriert sich<br />

unsere Forschung auf klinisch relevante<br />

Fragestellungen („bedside-to-bench-<br />

Ansatz“).<br />

Wir sehen unsere Aufgabe darin, die<br />

Arzneimittelentwicklung zu optimieren<br />

und Biomarker zu identifi zieren, um<br />

den therapeutischen Anwendungsbe-<br />

forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />

spiriva®<br />

Tiotropium<br />

Chronisch obs truktive Atemwegs<br />

erkrankungen (COPD)<br />

pradaxa®<br />

Dabigatranetexilat<br />

Prävention von Thromboembolien bei Patienten<br />

nach Hüft- und Kniegelenksersatzoperationen<br />

sifrol®<br />

Pramipexol<br />

Syndrom der unruhigen<br />

Beine<br />

reich unserer Medikamente zu erweitern<br />

und bestehende therapeutische<br />

Lücken zu schließen.<br />

Durchbrüche, zum Beispiel bei der genetischen<br />

Forschung, läuten das neue<br />

Zeitalter der personalisierten Medizin<br />

ein und wirken sich auf die Arzneimittelforschung<br />

und den Entwicklungsprozess<br />

aus. Ein tieferes Verständnis der<br />

individuellen genetischen Informatio-<br />

2<br />

1<br />

3<br />

4<br />

5<br />

spiriva® respimat<br />

soft inhaler<br />

Tiotropium<br />

COPD<br />

unsere forschungs- und entwicklungsstandorte<br />

1 ridgefield, usa<br />

2 laval, kanada<br />

3 buenos aires, argentinien<br />

6<br />

twynsta®<br />

Telmisartan<br />

und Amlodipin<br />

Bluthochdruck<br />

4 biberach und ingelheim,<br />

deutschland<br />

5 mailand, italien<br />

6 wien, österreich<br />

7 kobe, japan<br />

Der Innovation verschrieben<br />

pradaxa®<br />

Dabigatranetexilat<br />

Vorbeugung von Schlaganfällen<br />

bei Patienten<br />

mit Vorhoffl immern<br />

trajenta®<br />

Linagliptin<br />

Typ-2-Diabetes mellitus<br />

nen erlaubt neue Methoden zur Erkennung,<br />

Behandlung und Vorbeugung<br />

von Krankheiten, die individuell auf<br />

den einzelnen Patienten zugeschnitten<br />

sind.<br />

7<br />

39


1<br />

1 Neues Gebäude zur Durchführung von Sicherheitsbewertungen<br />

(Computeranimation)<br />

2 F&E-Standort in Ridgefi eld, USA<br />

3 Automatisierte Screeningplattform mit hohem Durchsatz<br />

2<br />

ERFORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

VON NEUEN BIOLOGISCHEN<br />

WIRKSTOFFEN<br />

Die Herstellung innovativer Arzneimittel <strong>durch</strong> die Identifi zierung und<br />

Entwicklung neuer biologischer Wirkstoffe (new biological entities/<br />

NBEs) gegen menschliche Erkrankungen stellt eine unserer Säulen in<br />

der Forschung und Entwicklung dar.<br />

40<br />

In den vergangenen 18 Monaten<br />

ist unser globales Portfolio von<br />

25 auf 40 NBE-Forschungsprojekte<br />

angewachsen.<br />

40<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

3<br />

Unsere Vision besteht darin, <strong>durch</strong><br />

den Einsatz neuer Technologien innovative<br />

Medikamente herzustellen und<br />

differenzierte NBEs mit überzeugenden<br />

Wirksamkeitsprofilen zu entwickeln.<br />

In den letzten Jahren haben wir<br />

in die Erweiterung unserer eigenen<br />

F&E-Kapazitäten für die NBE-Forschung<br />

investiert – ein Gebiet, in dem<br />

wir von unserer mehrjährigen Erfahrung<br />

und Kompetenz als Auftragsfertiger<br />

im NBE-Bereich profitieren.<br />

Als Folge hiervon ist unser Portfolio<br />

an biologischen Projekten sowohl<br />

in präklinischen als auch klinischen<br />

Phasen beständig gewachsen.<br />

Integriertes Netzwerk<br />

Um unsere NBE-Projekte weiterhin erfolgreich<br />

umzusetzen, wurden 2010 in<br />

den Geschäftsbereichen Forschung,<br />

Entwicklung und Biopharmazeutika<br />

drei NBE-Kompetenzzentren eingerichtet.<br />

Das NBE-Kompetenzzentrum für<br />

Forschung sowie das NBE-Kompetenzzentrum<br />

für die nicht-klinische Entwicklung<br />

befi nden sich in Ridgefi eld im<br />

US-Bundesstaat Connecticut. Das NBE-<br />

Kompetenzzentrum für Biopharmazie<br />

befi ndet sich in Biberach (Deutschland)<br />

und Wien (Österreich). Gemeinsam verfolgen<br />

die drei NBE-Kompetenzzentren<br />

das Ziel, Strategien zu entwickeln und<br />

umzusetzen, funktionsübergreifende<br />

Initiativen voranzutreiben und auf der<br />

Grundlage gesammelter Erfahrungen<br />

effektiv zu agieren. Sie sind damit das<br />

Fundament für eine erfolgreiche Arzneimittelforschung.<br />

NBE-Forschung<br />

Wir haben die Kompetenz, neuartige<br />

therapeutische Moleküle, zum Beispiel<br />

monoklonale Antikörper und darauf<br />

basierende verwandte Formate, zu entdecken.


NBE-KOMPETENZZENTREN<br />

In den einzelnen NBE-Kompetenzzentren – Forschung,<br />

Entwicklung und Biopharma zie – sind Forscher teams<br />

mit spezifi schen Schwerpunkten tätig, die zum Wohl<br />

von Patienten und deren Angehörigen eng und effektiv<br />

kooperieren.<br />

Diese ermöglicht uns den Einsatz einer<br />

Vielfalt von molekularen Plattformen<br />

zur Entwicklung spezifi scher und effektiver<br />

Ansätze zur Behandlung von lebensbedrohlichen<br />

Krankheiten in unseren<br />

Therapiegebieten.<br />

Die NBE-Forschung erfolgt in einem<br />

integrierten Netzwerk, an welches das<br />

NBE-Kompetenzzentrum für Forschung<br />

sowie die pharmakologischen NBE-Abteilungen<br />

in Biberach (Deutschland),<br />

Laval (Kanada), Ridgefi eld (USA) und<br />

Wien (Österreich) angeschlossen sind.<br />

Das Kompetenzzentrum ist auf die Herstellung,<br />

das Design, die Charakterisierung<br />

und die Optimierung von Lead-<br />

Molekülen spezialisiert. Die für die<br />

NBE-Pharmakologie zuständigen Wissenschaftler<br />

arbeiten bei der Durchführung<br />

krankheitsrelevanter Assays eng<br />

mit Spezialisten aus dem jeweiligen<br />

Therapiegebiet zusammen. Beschäftigte<br />

des Kompetenzzentrums sowie Pharmakologen<br />

sind Mitglieder von Forschungsprojektteams<br />

und bringen ihr<br />

Fachwissen in das Design und in die<br />

Erprobung von potenziell therapeutischen<br />

Molekülen ein.<br />

forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />

nbe-kompetenzzentrum<br />

für die<br />

nicht-klinische<br />

Entwicklung<br />

Die Suche nach multispezifi schen NBEs<br />

Wir arbeiten an neuen und innovativen<br />

Ansätzen, um in der Behandlung bessere<br />

Therapieergebnisse erzielen zu<br />

können. Unser Wissen über menschliche<br />

Krankheiten nimmt ständig zu.<br />

So wissen wir heute, dass verschiedene<br />

Mechanismen zur Entstehung von<br />

Krankheiten beitragen. Moleküle, die<br />

auf eine Vielzahl von Aspekten beziehungsweise<br />

Mechanismen abzielen,<br />

haben das Potenzial, zu besseren Behandlungsergebnissen<br />

zu führen.<br />

Die Entwicklung von multispezifi schen<br />

Molekülen, die verschiedene Mechanismen<br />

modulieren können, hin zu einem<br />

Kernfundament für die nächste Generation<br />

von NBE-Produkten ist vor diesem<br />

Hintergrund zu betrachten.<br />

Entwicklung eines NBE-Medikaments<br />

Sobald die Mitarbeiter des Forschungsbereichs<br />

eigenständig oder in Zusammenarbeit<br />

mit externen Spezialisten<br />

einen NBE-Wirkstoff identifiziert<br />

haben, wird ein vielschichtiger Prozess<br />

in Gang gesetzt, an dem Experten aus<br />

der nicht-klinischen Entwicklung und<br />

der Biopharmazie beteiligt sind. Im<br />

nbe-kompetenzzentrum<br />

für forschung<br />

schnittstelle<br />

zwischen den nbekompetenz<br />

zentren<br />

nbe-kompetenzzentrum<br />

für<br />

biopharmazie<br />

ausbau von partnerschaften<br />

Um unser Forschungsportfolio und Know-how in<br />

Bezug auf die Entwicklung von NBEs zu erweitern,<br />

die an zwei Targets binden (bispezifi sche Therapeutika),<br />

bauen wir unsere Partnerschaft mit Ablynx,<br />

NV aus. Ziel ist die Erforschung therapeutischer<br />

Nanobodies®. Zudem sind wir globale strategische<br />

Kooperationen mit MacroGenics, Inc. sowie mit<br />

f-star eingegangen.<br />

MacroGenics hat die DART-Plattformtechnologie<br />

(Dual-Affi nity Re-Targeting) entwickelt, deren Prinzip<br />

auf dual-spezifi schen antikörperähnlichen therapeutischen<br />

Proteinen beruht, die mit einem einzigen<br />

rekombinanten Molekül auf mehrere Pfade<br />

abzielen können.<br />

Wir evaluieren diese DART-basierten Moleküle<br />

derzeit mit Blick auf die Modulierung von Targets<br />

für die Behandlung von rheumatoider Arthritis.<br />

f-star hat es sich zum Ziel gesetzt, mittels seiner<br />

einzigartigen modularen Antikörpertechnologie<br />

(Modular Antibody Technology®), die das Engineering<br />

zusätzlicher spezifi scher Bindungsstellen in<br />

neuen Antikörperregionen ermöglicht, bispezifi -<br />

sche Moleküle zu entwickeln.<br />

Darüber hinaus entwickeln und vermarkten wir gemeinsam<br />

mit Micromet, Inc., einen BiTE® (Bispecifi<br />

c T cell Engager) für die Behandlung von multiplen<br />

Myelomen. BiTE®s stellen eine neue Klasse an therapeutischen<br />

Antikörperfragmenten dar, die darauf<br />

ausgerichtet sind, die zellzerstörenden T-Zellen des<br />

Körpers gegen die Zielkrebszellen zu richten.<br />

Erforschung und Entwicklung von neuen biologischen Wirkstoffen<br />

41


DIE WERTSCHÖPFUNGSKETTE IM BEREICH FORSCHUNG & ENTWICKLUNG<br />

targetauswahl<br />

wissenschaft und industrie<br />

31 Mio. EUR<br />

Um der rapiden Zunahme der Anzahl<br />

unserer NBE-Entwicklungsprojekte<br />

Rechnung zu tragen, investieren<br />

wir 31 Mio. EUR in ein<br />

neues Gebäude zur Durchführung<br />

von Bewertungen der Sicherheit<br />

neuer Arzneimittel in Ridgefi eld.<br />

identifizierung/<br />

optimierung von<br />

lead-kandidaten<br />

Wir sind eines der Gründungsunternehmen<br />

des Biomolecular Interactions Technologies<br />

Centers (BITC), eines Konsortiums, das<br />

den Austausch zwischen Forschern aus<br />

dem wissenschaftlichen Bereich und der<br />

Industrie bezüglich hoch entwickelter<br />

biophysikalischer Technologien und Methoden<br />

fördert.<br />

42<br />

cmc-entwicklung – wertschöpfungskette in bezug auf arzneimittel und arzneimittelwirkstoffe<br />

entwicklung der zelllinie/<br />

screening der wirtszelle<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

präklinische<br />

entwicklung<br />

prozessentwicklung/<br />

herstellung von wirkstoff<br />

für präklinische studien<br />

NBE-Kompetenzzentrum Entwicklung<br />

(nicht-klinisch) kann auf Expertenwissen<br />

auf den Gebieten der nicht-klinischen<br />

Arzneimittelsicherheit, des<br />

Pharmakometabolismus und der Pharmakokinetik<br />

sowie der analytischen<br />

Entwicklung zurückgegriffen werden.<br />

Hier fi ndet die Bewertung der Arzneimittelsicherheit<br />

aller bei uns entwickelten<br />

NBEs statt.<br />

Die nicht-klinische NBE-Entwicklung<br />

Bei der nicht-klinischen NBE-Entwicklung<br />

wird unter anderem der Pfad im<br />

Körper defi niert, den ein Wirkstoff<br />

nach der Verabreichung nimmt, und<br />

analysiert, wie sich das auf die Sicherheit<br />

und Wirksamkeit auswirkt. Zu diesem<br />

Zweck kommen In-vitro - und<br />

In-vivo-Untersuchungen ebenso wie<br />

rechnergestützte Verfahren zur Bewertung<br />

des Pfads neuer molekularer<br />

Wirkstoffe zum Einsatz. Auch Studien<br />

zur Bestimmung der zeitabhängigen<br />

Arzneimittelkonzentration (Pharmakokinetik/PK)<br />

und Tierversuche zur Erstellung<br />

von Profi len zur Arzneimittelwirksamkeit<br />

(Pharmakodynamik/PD)<br />

werden <strong>durch</strong>geführt. Die biotherapeutische<br />

Bioanalyse dient hauptsächlich<br />

phase i/ii/iii zulassung einführung<br />

bereitstellung von<br />

wirkstoff für klinische<br />

studien und marktware<br />

dem Zweck, die erforderliche bioanalytische<br />

Unterstützung rund um NBEs zu<br />

leisten. Dazu gehören die Messung der<br />

Arzneimittelkonzentration im Plasma<br />

sowie die Charakterisierung von Reaktionen<br />

von Antikörpern gegen Medikamente.<br />

Die Arzneimittelentwicklung stellt allgemein<br />

große Anforderungen an alle<br />

Beteiligten, doch die NBE-Entwicklung<br />

ist mit einigen besonderen Herausforderungen<br />

verbunden, zum Beispiel der<br />

Artenauswahl für die Pharmakologie<br />

und die nicht-klinische Sicherheitsbewertung,<br />

der Entwicklung intravenöser<br />

und/oder subkutaner Formulierungen,<br />

dem Nachweis der Arzneimittelvergleichbarkeit,<br />

der Risikobewertung bezüglich<br />

der Immunogenität und der<br />

Wahl der optimalen Dosierungen für<br />

den klinischen Einsatz. Das biopharmazeutische<br />

Kompetenzzentrum deckt die<br />

CMC-Entwicklung (Chemistry, Manufacturing<br />

and Control) für Säugetierund<br />

mikrobielle Produkte von der DNA<br />

bis hin zu befüllten Phiolen ab.


BIOPHARMAZEUTISCHE PRODUKTION<br />

1 Automatisierte Abfüllanlage<br />

2 Zellerweiterung<br />

3 Zellvermehrung im Inoculum<br />

1<br />

Die CMC-Entwicklung<br />

Üblicherweise werden im Forschungsstadium<br />

drei bis fünf Wirkstoffe identifi -<br />

ziert, die von der Biopharmazie in Bezug<br />

auf ihre physikalisch-chemischen<br />

Eigenschaften und ihre Herstellbarkeit<br />

be<strong>werte</strong>t werden. Das umfassende Datenpaket,<br />

von den Bereichen Forschung<br />

und Biopharmazeutika zusammengestellt,<br />

spielt bei der Endauswahl des<br />

Lead-Wirkstoffs eine wichtige Rolle.<br />

Die CMC-Entwicklung beginnt mit der<br />

Entwicklung einer Zelllinie und eines<br />

Anfangsprozesses, in dem <strong>durch</strong> den<br />

Einsatz proprietärer Technologieplattformen,<br />

wie dem Expressions-System<br />

BI-HEX®, ein Rapid-Clone-Screening<br />

mit hohem Durchsatz und ein Schnellscreening<br />

von Aufreinigungsbedingungen<br />

(RAPPTor®), erstes repräsentatives<br />

Material für die Bewertung in präklinischen<br />

Assays (nicht-klinische Erstellung<br />

von Arzneimittelprofi len: Arzneimittelsicherheit,<br />

Pharmakokinetik und Pharmakodynamik)<br />

gesammelt wird. Die<br />

umfassende, parallel stattfi ndende analytische<br />

Substanz- und Wirkstoffentwicklung<br />

gewährleistet eine schnelle<br />

und hochwertige Prozessentwicklung,<br />

forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />

2<br />

3<br />

sodass Präparate für toxikologische und<br />

klinische Studien, die den Grundsätzen<br />

der GLP (Good Laboratory Practice)<br />

entsprechen, schnell bereitgestellt werden<br />

können. Unsere Leistungen in<br />

Bezug auf Prozessentwicklung und<br />

-technologie ermöglichen einen beschleunigten<br />

Eintritt in die klinische<br />

Entwicklungsphase und eine rasche<br />

Produkt einführung.<br />

Zwei Entwicklungsphasen<br />

Auf einen schlanken Ansatz, der auf die<br />

grundlegenden Prozesselemente zur<br />

Unterstützung früher klinischer Studien<br />

konzentriert ist, folgt eine Phase der Prozessoptimierung,<br />

um stabile und wirtschaftliche<br />

Präparate für die klinische<br />

Phase III und die Vermarktung zu<br />

sichern. In diesem Zusammenhang sind<br />

eine Zunahme der Prozessproduktivität<br />

(Fermentation und Aufreinigung), die<br />

fi nale Formulierung und die Auswahl<br />

der kommerziellen Anwendung und der<br />

Verabreichungsform wichtig.<br />

Das endgültige, kommerzielle Prozessformat<br />

wird in unsere großtechnischen,<br />

nach cGMP (Current Good Manufacturing<br />

Practice) betriebenen Mehrpro-<br />

dukt-Fertigungsanlagen übermittelt.<br />

Der Erhalt der Biologics Licence Application<br />

(BLA) basiert auf der Beurteilung<br />

von Läufen im endgültigen Produktionsmaßstab<br />

und den Daten zur Produktstabilität.<br />

Gewöhnlich wird zum<br />

Nachweis der Robustheit, Qualität und<br />

Reproduzierbarkeit des industriellen<br />

Prozesses parallel die Prozessvalidierung<br />

<strong>durch</strong>geführt.<br />

Der Schlüssel zum Erfolg<br />

Die NBE-Forschung und -Entwicklung<br />

bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> <strong>durch</strong>läuft<br />

eine aufregende Phase. Aufbauend auf<br />

dem bisher Erreichten, sehen wir in<br />

einer weiteren Intensivierung gegenseitiger<br />

Zusammenarbeit, in unserer<br />

Inno vationsfähigkeit und in unserem<br />

Engagement den Schlüssel zum Erfolg<br />

für die Entwicklung von Arzneimitteln<br />

auf der Grundlage neuer biologischer<br />

Wirkstoffe.<br />

Erforschung und Entwicklung von neuen biologischen Wirkstoffen<br />

43


WIE TRANSLATIONALE MEDIZIN UND PRODUCT & PIPELINE SCIENTIFIC SUPPORT (PPSS) ZUSAMMENARBEITEN<br />

FORSCHUNG NUTZBAR MACHEN,<br />

MEDIZIN VERÄNDERN<br />

Durch ein vertieftes Verständnis grundlegender Krankheitsmechanismen<br />

möchten wir neue, personalisierte Behandlungsansätze<br />

entwickeln und so zu besseren Therapien für Patienten beitragen.<br />

GESUNDHEITSVERSORGUNG<br />

PERSONALISIEREN<br />

Welche Substanz verlängert das<br />

Leben bei Patienten mit Lungenkrebs<br />

am besten? Wie sagen wir<br />

die Wirksamkeit eines Medikaments<br />

voraus? Fragen wie diese<br />

sind die Basis für den integrierten<br />

Ansatz unserer Bereiche Translationale<br />

Medizin (TransMed) und Product<br />

& Pipeline Scientifi c Support<br />

(PPSS). Deren Mission ist die<br />

Identifi zierung der vielversprechendsten<br />

Substanzen aus der<br />

Forschungspipeline, um sie<br />

schnellstmöglich zu den richtigen<br />

Patienten zu bringen.<br />

44<br />

arzneimittelmerkmale<br />

angaben zum vergleichspräparat<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

biomarker/<br />

pharmakogenomik<br />

daten-/informationsintegration<br />

informationen über<br />

krankheiten<br />

Unsere Herangehensweise an die Entwicklung<br />

innovativer Medikamente<br />

umfasst sowohl Translationale Medizin<br />

(TransMed) als auch Product & Pipeline<br />

Scientifi c Support (PPSS) im Gebiet der<br />

Translationalen Forschung. Beide haben<br />

zum Ziel, die Erfolg versprechendsten<br />

Wirkstoffe aus der Forschung zu entwickeln<br />

und jene schnellstmöglich zu den<br />

richtigen Patienten zu bringen. Die<br />

Gesellschaft erwartet innovative Medikamente<br />

zu erschwinglichen Preisen.<br />

Gleichzeitig stellt sie berechtigterweise<br />

immer höhere Ansprüche an deren<br />

Sicherheit und Wirksamkeit. Unsere<br />

Mitarbeiter in der Translationalen Medizin<br />

verfolgen zusammen mit den klinischen<br />

Entwicklungsteams das Ziel,<br />

die bisherigen Entwicklungsmodelle zu<br />

patienten -<br />

merkmale<br />

klinische<br />

arzneimittelantwort<br />

optimieren, indem sie die Abläufe zu<br />

Beginn einer klinischen Entwicklung<br />

verbessern und frühere Entscheidungspunkte<br />

auf der Grundlage von Biomarkern<br />

und Surrogatendpunkten identifi -<br />

zieren.<br />

Ein klassisches Beispiel ist die Erfassung<br />

des Effekts von neuen Diabetesmedikamenten<br />

auf den Blutzucker<br />

schon in einer frühen Testphase, anstatt<br />

sich mit den Folgeerkrankungen von<br />

Diabetes zu befassen, die dann nur in<br />

lang andauernden späteren Studien erkannt<br />

werden können.<br />

Die Auswahl solcher Marker und Endpunkte<br />

wird von der internen und externen<br />

Forschung unterstützt, die das<br />

Verständnis hinsichtlich klinischer Arzneimittelkandidaten<br />

stärkt. Für die<br />

Durchführung und Organisation dieses<br />

Prozesses zeichnet die PPSS-Gruppe<br />

verantwortlich.<br />

Die richtigen Fragen stellen<br />

Wichtiger Bestandteil dieser Optimierungsprozesse<br />

sind zwei Fragen:<br />

• Welches Präparat ist in der klinischen<br />

Anwendung am vielversprechendsten?


DER „BEDSIDE TO BENCH“-ANSATZ<br />

Patientenspezifi sche<br />

Therapie<br />

• Welcher Patient wird mit der größten<br />

Wahrscheinlichkeit von dieser Behandlung<br />

profi tieren?<br />

Die endgültige Antwort auf diese Fragen,<br />

beispielsweise die, welches Präparat<br />

bei einem Patienten mit Lungenkrebs<br />

die beste lebensverlängernde<br />

Wirkung zeigt, kann nur <strong>durch</strong> groß<br />

angelegte und zeitintensive klinische<br />

Studien gefunden werden. Ethisch erforderlich<br />

und im Hinblick auf wirtschaftliche<br />

Ressourcen sinnvoll ist es<br />

jedoch, sich bei der Anwendung neuer<br />

Krebsmedikamente auf die Patienten<br />

zu konzentrieren, die von einer solchen<br />

Behandlung am wahrscheinlichsten<br />

profi tieren werden.<br />

Die Wahl des richtigen Medikaments<br />

und des geeigneten Patienten erfordert<br />

Biomarker, die ein therapeutisches Ansprechen<br />

prognostizieren können. Dies<br />

können Parameter sein, die aus Blutproben<br />

oder von bildgebenden Verfahren<br />

wie Magnetresonanztomographie (MRT),<br />

Posi tronen-Emissions-Tomographie<br />

(PET scan) oder Computer tomographie<br />

(CT) bestimmt werden. Im Fall des<br />

nicht-kleinzelligen Lungenkrebses (Non<br />

small cell lung cancer, NSCLC) wurde<br />

forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />

Identifi zierung von<br />

Biomarkern<br />

Diagnose eines<br />

Krankheits-Subtyps<br />

patient krankheit subtyp der<br />

krankheit<br />

gezielte medikation<br />

auf der Grundlage von vier großen Zulassungsstudien<br />

ein mathematisches<br />

Modell entwickelt, das ein Überleben<br />

des Patienten mit Veränderungen bei<br />

der Tumorgröße in Verbindung bringen<br />

konnte, die <strong>durch</strong> bildgebende Verfahren<br />

nach achtwöchiger Behandlung dokumentiert<br />

wurden.<br />

Ein solches Krankheitsmodell, das eine<br />

frühere Biomarker-Antwort mit einem<br />

klinischen Endpunkt verbinden kann,<br />

ist vom Medikament unabhängig und<br />

verwendet quantitative Daten aus vorhergehenden<br />

Studien, um die zukünftige<br />

Entwicklung von Medikamenten gegen<br />

NSCLC zu erleichtern.<br />

Eine andere Art von Biomarkern bezieht<br />

sich auf die Erbanlagen, die kaum,<br />

aber dennoch entscheidend von einer<br />

Person zur anderen variieren. Diese<br />

Genvariationen werden als Polymorphismen<br />

bezeichnet. Auch wenn sie<br />

nicht dazu geeignet sind, mögliche Therapieauswirkungen<br />

nachzuvollziehen,<br />

helfen sie jedoch bei der Stratifi zierung<br />

von Patientengruppen ebenso wie bei<br />

der Identifi zierung der Patienten, die<br />

mit der höchsten Wahrscheinlichkeit<br />

identifizierung von<br />

krankheitsassoziierten<br />

targets<br />

von einer Behandlung profi tieren. Daher<br />

tragen Genotypen entscheidend<br />

zum umfangreichen Verständnis neuer<br />

Arzneimittel bei.<br />

Zusammenarbeit mit akademischen Einrichtungen<br />

Die Identifi zierung geeigneter Biomarker<br />

wird <strong>durch</strong> unsere stetige Investition<br />

in interne und externe Grundlagenforschung<br />

gefördert, die sich mit Arzneimittelkandidaten<br />

in der klinischen Entwicklung<br />

und nach der Marktzulassung<br />

befasst. Dies umfasst Partnerschaften<br />

mit führenden akademischen Einrichtungen,<br />

zum Beispiel der Stanford University<br />

(USA), dem Karolinska Institutet<br />

(Schweden) und der Johannes Gutenberg-Uni<br />

versität Mainz (Deutschland).<br />

Obwohl die Bedeutung der Biomarker<br />

offensichtlich ist, muss ihre Verwendbarkeit<br />

auf Gruppen- beziehungsweise<br />

Einzelebene sorgfältig untersucht werden.<br />

Es muss gezeigt werden, ob sich die<br />

Veränderung eines bestimmten Biomarkers,<br />

zum Beispiel die Proteinkonzentration<br />

im Blut, tatsächlich vorhersagbar<br />

auf einen wichtigen klinischen End-<br />

Forschung nutzbar machen, Medizin verändern<br />

45


1<br />

Unsere Investition in interne und<br />

externe Grundlagenforschung<br />

umfasst Partnerschaften mit führenden<br />

akademischen Einrichtungen,<br />

wie zum Beispiel der Stanford<br />

University (USA), dem Karolinska<br />

Institutet (Schweden) und der<br />

Johannes Gutenberg-Uni versität<br />

Mainz (Deutschland).<br />

46<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

punkt auswirkt, beispielsweise auf ein<br />

längeres Überleben.<br />

Zusammenarbeit mit Organisationen<br />

Um Biomarker zu identifi zieren und zu<br />

validieren, arbeiten wir mit internen<br />

und externen Partnern zusammen, darunter<br />

Vereinigungen akademischer Institutionen,<br />

Regierungsbehörden und<br />

pharmazeutische Unternehmen (ein<br />

Beispiel ist die Innovative Medicines Initiative<br />

der Europäischen Union und<br />

des Europäischen Dachverbands der<br />

pharmazeutischen Industrie – EFPIA).<br />

Die Ergebnisse dieser Kooperation mit<br />

externen Partnern sollen so vielen Patienten<br />

wie möglich zugutekommen. Die<br />

zielgerichteten Maßnahmen werden<br />

dazu beitragen, eine personalisierte Medizin<br />

zu begründen.<br />

Identifi kation von Patientenmerkmalen<br />

Besondere Kenndaten von Patienten<br />

(zum Beispiel die Nierenfunktion, oft-<br />

mals mittels Kreatinin-Clearance untersucht)<br />

können zudem einen wichtigen<br />

Einfl uss auf die Bestimmung der richtigen<br />

Dosis für einen bestimmten Patienten<br />

haben. Ein Beispiel dafür ist<br />

pradaxa® (Dabigatranetexilat), unser<br />

NICHT KLEINZELLIGER LUNGENKREBS<br />

1 Grenze zwischen einer bösartigen Geschwulst und<br />

dem noch normalen Flimmerepithel im Bronchus<br />

eines 45-jährigen starken Rauchers<br />

2 Krebszellen und normale Flimmerepithelzellen im<br />

Bronchialbaum eines starken Rauchers<br />

3 Plattenepithelkarzinom im Bronchialbaum<br />

2 3<br />

Arzneimittel zur Verhinderung von<br />

Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhoffl<br />

immern (Atrial Fibrillation, AF).<br />

Einige der Patienten, die potenziell<br />

davon profi tieren würden, leiden an<br />

schwerer Niereninsuffi zienz – diese<br />

Gruppe war während der klinischen<br />

Entwicklung nicht gesondert untersucht<br />

worden. Trotzdem musste für diese<br />

Patienten ein Dosis- und Einnahmeschema<br />

konzipiert werden. Wir haben<br />

daher ein Modell entwickelt, das auf<br />

den Daten von 9.522 Patienten aus der<br />

zulassungsrelevanten Phase-III-Studie<br />

RE-LY® beruht. Die daraus resultierenden<br />

Daten zeigten: AF-Patienten mit<br />

stark eingeschränkter Nierenfunktion<br />

(Kreatinin-Clearance von ≥ 15 bis < 30<br />

mL/min im Vergleich zu > 90 mL/min)<br />

haben bei Gabe von zweimal täglich 75<br />

mg Dabigatranetexilat den gewünschten<br />

Plasmaspiegel und Aufnahmedaten,<br />

die weitgehend im als sicher und wirksam<br />

geltenden Konzentrationsbereich<br />

von Patienten mit weniger reduzierter<br />

oder normaler Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance<br />

> 30 mL/min) liegen, die<br />

mit zweimal täglich 150 mg behandelt<br />

wurden. Diese Dosierung wurde von den


DER „BENCH TO BEDSIDE“-ANSATZ<br />

wirkstoff<br />

Zulassungsbehörden in den USA ebenfalls<br />

bestätigt und befürwortet.<br />

Die systematische Verwendung unterschiedlicher<br />

Wissensquellen in mathematischen<br />

Modellen und nachfolgenden<br />

Computersimulationen zur Untersuchung<br />

interessanter „Was wäre wenn“-<br />

Szenarien (zum Beispiel die Prägung<br />

neuer Studiendesigns, Entwicklung<br />

von Dosisempfehlungen für bestimmte<br />

Patientengruppen) gestattet sachlich<br />

fundierte, datengestützte Entscheidungen<br />

während der Medikamentenentwicklung,<br />

bei Zulassungsanträgen und<br />

in der Arznei mitteltherapie.<br />

Arzneimittelwirkungen besser verstehen<br />

Unsere angewandte Forschung möchte<br />

nicht nur einen intensiveren Einblick<br />

ins Krankheitsgeschehen erreichen,<br />

sondern auch die Wirkweise der eingesetzten<br />

Arzneimittel besser verstehen.<br />

Ein tieferes Verständnis davon ermöglicht<br />

unter Umständen zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten<br />

von neuen<br />

und bereits existierenden Medikamenten.<br />

Diese können dann aufgrund der<br />

bereits bestehenden Erfahrungen<br />

schneller entwickelt werden. Beispiel-<br />

forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />

tumorstudien<br />

haft dafür ist die Entwicklung von Nintedanib<br />

zur Behandlung bei einigen<br />

Krebserkrankungen. In den Untersuchungsreihen<br />

stellte sich heraus, dass<br />

Nintedanib auch zur Behandlung der<br />

Lungenfi brose, bei der Lungengewebe<br />

<strong>durch</strong> Narbengewebe ersetzt wird, eingesetzt<br />

werden könnte. Die oftmals<br />

tödliche Lungenfi brose tritt bei einigen<br />

Patienten aus unbekannten Gründen<br />

auf, kann sich aber auch in der Folge<br />

einiger Krebsbehandlungen entwickeln.<br />

Deshalb untersuchen wir derzeit den<br />

antifi brotischen Mechanismus von Nintedanib<br />

in grundlegender Weise. Begleitend<br />

dazu haben wir wegweisende klinische<br />

Phase-III-Studien <strong>durch</strong>geführt,<br />

die belegen, dass Nintedanib bei Patienten<br />

mit idiopathischer Lungenfi brose<br />

tatsächlich einen positiven Effekt haben<br />

kann.<br />

krebsbehandlung<br />

onkologie neue indikation<br />

experimentelle +<br />

klinische<br />

lungenstudien<br />

behandlung<br />

lungenfibrose<br />

Luca Richeldi, M.D., Ph.D., Ulrich Costabel,<br />

M.D., Moises Selman, M.D., Dong Soon<br />

Kim, M.D., David M. Hansell, M.D., Andrew<br />

G. Nicholson, D.M., Kevin K. Brown, M.D.,<br />

Kevin R. Flaherty, M.D., Paul W. Noble,<br />

M.D., Ganesh Raghu, M.D., Michèle Brun,<br />

M.Sc., Abhya Gupta, M.D., Nolwenn Juhel,<br />

M.Sc., Matthias Klüglich, M.D., and Roland<br />

M. du Bois, M.D.<br />

THE NEW ENGLAND JOURNAL<br />

OF MEDICINE<br />

Studien von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

haben gezeigt, dass Nint edanib<br />

nicht nur in der Onkologie nützlich<br />

sein könnte, sondern auch<br />

bei der Behandlung von Lungenfi<br />

brose.<br />

Forschung nutzbar machen, Medizin verändern<br />

47


DIE „INNOVATIVE MEDICINES“-INITIATIVE<br />

partner und finanzierung<br />

19<br />

akademische<br />

zentren<br />

26<br />

partner<br />

1<br />

kmu *<br />

[finnland]<br />

* Kleine und mittlere Unternehmen<br />

BESSERE MEDIKAMENTE UND<br />

MEHRWERT FÜR PATIENTEN<br />

Die „Innovative Medicines“-Initiative (IMI) ist eine Public-Private-<br />

Partnership, die von der Europäischen Kommission und dem<br />

Dachverband der pharmazeutischen Industrie (European Federation<br />

of Pharmaceutical Industries and Associations, EFPIA) ins Leben<br />

gerufen wurde. Die IMI fi nanziert vorwettbewerbliche Projekte mit<br />

dem Ziel, einige der grundlegenden wissenschaftlichen Herausforderungen<br />

auf der Suche nach neuen Medikamenten anzugehen.<br />

2 Mrd. EUR<br />

partnerschaft<br />

1 Mrd. EUR 1 Mrd. EUR<br />

48<br />

32,6 Mio.<br />

EUR<br />

budget<br />

6<br />

pharmazeutische<br />

unternehmen<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Im Rahmen dieser Initiative arbeiten<br />

große pharmazeutische Unternehmen,<br />

kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU), Patientenorganisationen, akademische<br />

Forschungseinrichtungen,<br />

Kliniken und Zulassungsbehörden zusammen.<br />

Die Projekte decken die komplette<br />

Wertschöpfungskette ab – von der<br />

Entdeckung über die präklinische und<br />

klinische Forschung bis hin zu Health<br />

Technology Assessment und Pharmako-<br />

1 vereinigtes<br />

königreich<br />

schweden<br />

4 deutschland<br />

5<br />

italien<br />

2<br />

vigilanz. Übergeordnetes Ziel der IMI<br />

ist die Entwicklung besserer Medikamente,<br />

von denen die Patienten, die Gesundheitssysteme<br />

und die Gesellschaft<br />

insgesamt profi tieren.<br />

Die Europäische Kommission und<br />

EFPIA haben gemeinsam eine beträchtliche<br />

Finanzierung in Höhe von 2 Milliarden<br />

EUR zur Verfügung gestellt.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterstützt die<br />

Initiative in Form von Geldern und<br />

Sachleistungen wie Personal, Laborausrüstung<br />

und Verbrauchsmaterial oder<br />

Know-how.<br />

Die Forschungsagenda der IMI identifi -<br />

ziert die wichtigsten Engpässe innerhalb<br />

des biopharmazeutischen Forschungsund<br />

Entwicklungsprozesses und enthält<br />

Empfehlungen zur Beseitigung dieser<br />

Engpässe. Dabei konzentriert sie sich auf<br />

folgende vier Bereiche: Vorhersage der<br />

Sicherheit, Vorhersage der Wirksamkeit,<br />

effektivere Nutzung des verfügbaren<br />

3<br />

finnland<br />

[ akademische aakademische<br />

zentren ]<br />

3 Folkhälsan Institut, Universität Helsinki<br />

und<br />

Universität Ostfi nnland<br />

Universität Turku<br />

Nationales Institut für Gesundheit und<br />

1 Universität Cambridge<br />

Wohlbefi nden, Helsinki<br />

Universität Oxford<br />

4 Helmholtz Zentrum München<br />

Universität Dundee<br />

5 Universität Padua<br />

Universität Exeter<br />

Universität Pavia<br />

Universität Edinburgh<br />

Universität Pisa<br />

2 Universität Lund<br />

Katholische Universität Rom<br />

Karolinska-Institut, Stockholm Mario Negri Institut Bergamo<br />

Universität Göteborg<br />

Universität Florenz


DAS SUMMIT-KONSORTIUM<br />

überblick über die arbeitspakete<br />

ÜBERSCHNEIDUNG MIT PATIENTEN<br />

Know-hows sowie Fortbildungen und<br />

Schulungen.<br />

Einige Beispiele aus den laufenden Projekten<br />

umfassen die Nutzung des Knowhows<br />

im Bereich neue Technologien zur<br />

Identifi zierung und Validierung von Biomarkern,<br />

das Management und die Organisation<br />

von Daten, auf deren Grundlage<br />

sich die Vorteile und Risiken neuer<br />

Therapien vorhersagen lassen. Sie leisten<br />

damit einen Beitrag zu den drei V (Vermeiden,<br />

Verringern, Verbessern) von<br />

Tierversuchen und verbessern den Dialog<br />

mit den Aufsichtsbehörden während<br />

der Entwicklung, noch vor der Zulassung,<br />

sodass sich die Einforderung weiterer<br />

Daten sowie Nachfragen seitens der<br />

Behörden nach Einreichung des Zulassungsantrags<br />

verringern. Ferner helfen<br />

sie beim Aufbau und der Unterstützung<br />

von vorwettbewerblichen Forschungszentren<br />

und eines europäischen Exzellenznetzwerks.<br />

Unterstützung von IMI-Projekten<br />

Die IMI lanciert jedes Jahr eine neue<br />

Reihe von Forschungs- und Weiterbildungsprojekten<br />

im Rahmen von offenen<br />

Ausschreibungen. Seit ihrer Gründung<br />

forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />

genetische<br />

marker<br />

neue tiermodelle<br />

biomarker<br />

datenbeschaffung &<br />

in-silico-modellierung<br />

im Jahre 2007 hat die IMI vier solcher<br />

Ausschreibungen veröffentlicht. Für<br />

2012 sind zwei weitere Ausschreibungen<br />

geplant.<br />

Bislang hat sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

bereits an 20 Projekten im Rahmen der<br />

Initiative beteiligt und Sachleistungen<br />

im Wert von rund 19 Millionen Euro im<br />

Bereich Forschung, Medikamente und<br />

Medizin beigesteuert.<br />

SUMMIT-Konsortium<br />

Ein Beispiel hierfür ist das von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> und der Universität Lund<br />

in Schweden koordinierte SUMMIT-<br />

Konsortium (siehe Grafi k). Ziel der 26<br />

unterschiedlichen Partner ist die Identifi -<br />

kation von Suszeptibilitätsmarkern, die<br />

verwendet werden können, um Patienten<br />

mit hohem Risiko für diabetische mikround<br />

makrovaskuläre Komplikationen<br />

bei Organen wie Nieren, Augen, Herz,<br />

Haut oder Nervengewebe zu bestimmen.<br />

Sie können dann zur Überwachung des<br />

Fortschreitens der Erkrankung verwendet<br />

werden und möglicherweise als Ersatz-Endpunkte<br />

in klinischen Studien<br />

dienen.<br />

FOKUS AUF:<br />

bildgebende<br />

technologien<br />

[ typ-1- und typ-2-diabetes ]<br />

Diabetische Nephropathie<br />

Diabetische Retinopathie<br />

[ typ-2-diabetes ]<br />

Kardiovaskuläre Erkrankungen<br />

DREI PROJEKTPHASEN:<br />

1 Entdeckung von neuen<br />

genetischen Markern und<br />

Biomarkern für dia betische<br />

Komplikationen (existierende<br />

Biostichproben)<br />

2 Validierung dieser Biomarker in<br />

geeigneten Kohorten<br />

3 Übersetzung dieser Forschungsergebnisse<br />

in klinisch relevante<br />

Testreihen. Vorhersage und<br />

Monitoring des Fortschreitens<br />

von Komplika tionen<br />

Bessere Medikamente und Mehrwert für Patienten 49


DER BOEHRINGER INGELHEIM VENTURE FUND (BIVF)<br />

investiert in neuartige Technologieplattformen und neue Therapiekonzepte,<br />

die über den derzeitigen Schwerpunkt der Forschung und<br />

Entwicklung von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hinausgehen.<br />

DER BOEHRINGER INGELHEIM<br />

VENTURE FUND<br />

Das Ziel des Funds ist es, neue Konzepte zu validieren und zu entwickeln,<br />

die das Potenzial haben, einen therapeutischen Durchbruch bei<br />

Erkrankungen mit hohem ungedeckten medizinischem Bedarf zu<br />

ermöglichen.<br />

DER WERT FÜR<br />

BOEHRINGER INGELHEIM<br />

Primäres Ziel des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Venture Fund ist es, den<br />

Wert der Unternehmen, in die wir<br />

investieren, zu steigern. Wenn<br />

wir erfolgreich sind, ist eine strategische<br />

Allianz zwischen dem<br />

Portfolio-Unternehmen und<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> möglich,<br />

aber kein Muss, denn wir verlangen<br />

keine Optionsrechte.<br />

50<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Wir erkunden neue Bereiche, in denen<br />

wir in einige ausgewählte Biotechnologie-Unternehmen<br />

investieren. Die<br />

Auswahlkriterien sind die Innovationsfähigkeit<br />

des wissenschaftlichen Ansatzes<br />

und die Qualität des Managementteams.<br />

Unsere Suche erstreckt sich über<br />

den gesamten Erdball. Wir investieren<br />

über den gesamten Lebenszyklus bis zu<br />

10 Millionen EUR je Unternehmen, mit<br />

Staffelung der Investition in Abhängigkeit<br />

vom Arbeitsfortschritt. Über die<br />

Finanzierung hinaus unterstützen unsere<br />

Teammitglieder, die alle eine Erfolgsbilanz<br />

bei der Entdeckung neuer Medikamente<br />

vorweisen können, die Wissenschaftsunternehmer<br />

bei der Verfeinerung<br />

ihrer Strategie und der Weiterentwick-<br />

lung ihres Ansatzes in Richtung des<br />

klinischen Wirksamkeitsnachweises<br />

(proof of concept).<br />

Unser Investitionsschwerpunkt<br />

Unser Investitionsschwerpunkt liegt auf<br />

Technologieplattformen mit potenziell<br />

breiter Anwendung für diverse Indikationen<br />

und therapeutische Bereiche.<br />

Dabei haben wir folgende Ziele:<br />

• Untersuchung von sogenannten „nicht<br />

medikamentös behandelbaren“ Zielen,<br />

wie intrazelluläre Protein-Protein-<br />

Interaktionen, die derzeit mit kleinen<br />

Molekülen oder monoklonalen Antikörpern<br />

nur schlecht zugänglich sind<br />

• Erforschung einer neuen Generation<br />

von biologischen Wirkstoffen (New<br />

Biological Entities, NBEs, das heißt,<br />

therapeutische Proteine und Peptide)<br />

mit einem Schwerpunkt auf Technologien,<br />

die eine gezieltere, NBE-gesteuerte<br />

Onkolyse und/oder die Abgabe<br />

von therapeutischen Proteinen<br />

an das Gehirn fördern<br />

• Erforschung einer neuen Generation<br />

von Impfstoffen, insbesondere T-Zell-<br />

Impfstoffen, einschließlich therapeutischer<br />

Vakzine


INVESTITIONSSCHWERPUNKTE DES BOEHRINGER INGELHEIM VENTURE FUND<br />

eintritt in wenig untersuchung<br />

erforschte targets/ „nicht-medikamentös<br />

indikationen behandelbarer“ ziele<br />

Hörverlust, lysosomale<br />

Speicherkrankheiten,<br />

Antibiotika-Resistenz<br />

• Eröffnung neuer Target- und Biomarkerbereiche<br />

• Eintritt in den Bereich der regenerativen<br />

Medizin, einschließlich zellbasierter<br />

Therapien, sowie medikamentenbasierter<br />

Lösungen für die Aufnahme<br />

oder Aktivierung von Vorläuferzellen<br />

im Gewebe<br />

• Forschungsprogramme für Indikationen,<br />

die nicht zum aktuellen F&E-<br />

Portfolio von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

gehören, beispielsweise Antibiotika-<br />

Resistenz, Gehörverlust und Orphan-<br />

Drug-Indikationen wie lysosomale<br />

Speicherkrankheiten.<br />

Praktisches Beispiel: T-Zell-Impfstoffe<br />

Wir wollen Impfstoffe gegen Erkrankungen<br />

entdecken, die sich normalerweise<br />

dem Immunsystem entziehen und nicht<br />

mit den herkömmlichen Impfstoffen behandelt<br />

werden können. Herkömmliche<br />

Impfstoffe basieren auf der Schutzwirkung<br />

von neutralisierenden Antikörpern,<br />

der sogenannten humoralen Immunantwort.<br />

Bei vielen infektiösen Erkrankungen<br />

und bei Krebserkrankungen ist diese<br />

allerdings weitgehend unwirksam. Hier<br />

wird eine neue Generation von Impfstoffen<br />

benötigt, die nicht nur die humorale,<br />

forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />

Intrazelluläre Protein-<br />

Protein-Interaktion<br />

neue<br />

nbe-generation<br />

NBEs, die ins Gehirn<br />

eindringen,<br />

NBE-gesteuerte Onkolyse<br />

neue impfstoffgeneration<br />

T-Zell-Impfstoffe<br />

sondern auch die – in diesem Fall viel<br />

wichtigere – T-Zell-Immunantwort stimulieren,<br />

um die Krankheitserreger oder<br />

die transformierten Zellen direkt abzutöten.<br />

Um die T-Zellen zu aktivieren, muss<br />

der endogene Pfad für die Antigenpräsentation<br />

imitiert werden. Dies wird<br />

<strong>durch</strong> den Einsatz viraler Vektoren erreicht,<br />

die die Gencodierung für die ausgewählten<br />

Antigene auf Wirtszellen<br />

übertragen. Die infi zierten Zellen produzieren<br />

dann Antigene, die als endogene<br />

Proteine erkannt werden und auf diese<br />

Weise die Antigen-Verarbeitung und<br />

-Präsentation für die T-Zell-Immunantwort<br />

erleichtern.<br />

eröffnung neuer<br />

target-/biomarkerbereiche<br />

Epigenetik, Ubiquitine,<br />

Phosphatasen<br />

regenerative<br />

medizin<br />

NME: Aktivierung von<br />

residenten Stammzellen,<br />

zellbasierte Therapie<br />

NEUE IMPFSTOFF-GENERATION<br />

Wir haben in das Biotechnologie-<br />

Unternehmen Okairos Srl investiert,<br />

dessen Technologieplattform auf<br />

dem Einsatz nicht-humaner Primaten-Adenoviren<br />

als Vektoren<br />

basiert. Natürlich wurden diese<br />

viralen Vektoren genetisch modifi<br />

ziert, um ihre Ausbreitung im<br />

Wirt zu verhindern. Es hat sich<br />

gezeigt, dass die Impfstofftechnologie<br />

von Okairos sowohl präklinisch<br />

als auch klinisch eine starke<br />

T-Zell-Immunantwort hervorruft.<br />

Die Technologieplattform für T-<br />

Zell-Impfstoffe hat das Potenzial<br />

zur Behandlung von Infektionskrankheiten,<br />

bei denen herkömmliche<br />

Vakzine weitgehend<br />

unwirksam sind, beispielsweise<br />

HCV, HIV, Malaria, und bietet zudem<br />

die Möglichkeit zur Entwicklung<br />

von therapeutischen Impfstoffen<br />

gegen Krebserkrankungen.<br />

Der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Venture Fund<br />

51


# 03<br />

GESUNDHEIT<br />

FÜR BESSERE LEBENSQUALITÄT<br />

Dies ist Herzstück und Lebensader unseres unternehmerischen Handelns:<br />

Wir möchten mit unserem diversifizierten und breiten Portfolio an innovativen<br />

Medikamenten für Menschen und Tiere nachhaltig erfolgreich sein.<br />

Siehe auch<br />

unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />

[ verschreibungspflichtige medikamente ]<br />

55 EIN THERAPEUTISCHER DURCHBRUCH<br />

58 NEUE THERAPIEMÖGLICHKEIT BEI TYP-2-DIABETES<br />

62 THERAPIEN FÜR COPD VERÄNDERN<br />

[ selbstmedikation ]<br />

64 DIE SICHTWEISE DES VERBRAUCHERS VERSTEHEN<br />

[ biopharmazeutika und biosimilars ]<br />

69 WIR VERBINDEN WISSEN UND INNOVATION<br />

[ tiergesundheit ]<br />

73 PRÄVENTION ERNST NEHMEN<br />

76 AUCH PFERDE WERDEN ALT<br />

52<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


unsere geschäfte<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

Gesundheit für bessere Lebensqualität 53


#3.1<br />

BESSERE BEHANDLUNGSMETHODEN<br />

FÜR MENSCHEN<br />

Wer erfolgreich neue und innovative Medikamente entwickeln will, muss sich<br />

regelmäßig fragen, welche Therapien die medizinischen Bedürfnisse von morgen<br />

befriedigen. Wir passen uns ständig an die sich wandelnden Bedürfnisse der<br />

Patienten, der Ärzte und der Entscheider der Gesundheitssysteme an.<br />

Siehe auch<br />

unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />

54<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


unsere geschäfte<br />

EIN THERAPEUTISCHER<br />

DURCHBRUCH<br />

Die Zulassung von pradaxa® markiert einen wichtigen Meilenstein in<br />

unserer Forschung und Entwicklung und im Bestre ben, den nach wie<br />

vor nicht gedeckten medizinischen Bedarf bei der Prävention und<br />

Behandlung akuter wie chronischer thrombo embolischer Erkrankungen<br />

zu befriedigen.<br />

pradaxa® (Dabigatranetexilat) ist die<br />

erste neuartige Antikoagulationstherapie<br />

seit 50 Jahren und stellt einen therapeutischen<br />

Fortschritt für Patienten in<br />

aller Welt dar. Seit 2008 ist es in über<br />

80 Ländern für die Primärprävention von<br />

venösen thromboembolischen Ereignissen<br />

(Blutgerinnseln) bei Erwachsenen<br />

nach einer elektiven Hüft- oder Kniegelenksersatzoperation<br />

zugelassen. Darüber<br />

hinaus ist pradaxa® seit 2010 in<br />

über 60 Ländern zur Schlaganfallprävention<br />

bei Patienten mit Vorhoffl immern<br />

(stroke prevention in atrial fi brillation/SPAF)<br />

zugelassen.<br />

Bahnbrechende Therapie<br />

pradaxa® bietet eine neue Behandlungsmöglichkeit<br />

zur Prävention von<br />

thromboembolischen Erkrankungen,<br />

einer der Hauptursachen für Morbidität<br />

und Mortalität weltweit. Diese neue<br />

Generation oraler Gerinnungshemmer,<br />

die als direkte Thrombinhemmer (DTI)<br />

bekannt sind, erzielt eine nachhaltige<br />

antithrombotische Wirkung, indem sie<br />

die Aktivität von Thrombin (sowohl<br />

frei als auch in Form von Gerinnseln)<br />

blockiert, dem zentralen Enzym, das<br />

für die Thrombusbildung verantwortlich<br />

ist.<br />

Thromboembolische Krankheiten entstehen,<br />

wenn ein Blutgefäß <strong>durch</strong> ein<br />

Blutgerinnsel (Embolus) verschlossen<br />

wird, das von dem Ort seiner Entstehung<br />

in die Blutbahn gelangt ist. Thromboembolische<br />

Krankheiten umfassen sowohl<br />

venöse Thromboembolie (VTE) als auch<br />

arterielle Thromboembolie. Arterielle<br />

Embolie ist eine nicht seltene Komplikation<br />

bei Patienten mit Vorhof fl immern<br />

(Atrial fi brillation/AF), die zu Schlaganfall<br />

oder systemischer Embolie führen<br />

kann. Vorhoffl immern ist die häufi gste<br />

Art von Herzrhythmusstörung, die einer<br />

von vier Erwachsenen über 40 Jahre im<br />

Laufe seines Lebens ent wickelt.<br />

Schlaganfall-Risiko reduzieren<br />

Vorhofflimmern erhöht das Schlaganfallrisiko<br />

um das bis zu Fünffache.<br />

Studien haben gezeigt, dass 4.500 von<br />

jeweils 100.000 Patienten mit Vorhoffl<br />

immern jedes Jahr einen Schlaganfall<br />

erleiden können, wenn sie keine Antikoagulationstherapie<br />

erhalten. Diese<br />

Schlaganfälle sind häufi g schwer und<br />

führen zu Behinderungen. Etwa die<br />

Hälfte der Betroffenen stirbt innerhalb<br />

eines Jahres. Die Reduzierung dieses Risikos<br />

ist daher das Hauptziel der Antikoagulation<br />

bei Vorhoffl immern.<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

3-D-Struktur-Dabigatranmolekül<br />

gebunden mit Thrombin („Ball<br />

and Stick“-Modell)<br />

Zulassungsstudie RE-LY®<br />

Die Zulassungsstudie RE-LY® wurde<br />

im PROBE-Design (prospektive, randomisierte,<br />

offene Studie mit verblindeter<br />

Endpunktauswertung) <strong>durch</strong>geführt.<br />

Sie zeigte, dass im Vergleich mit der<br />

bisherigen Standardtherapie, dem Vitamin-K-<br />

Antagonisten Warfarin, bei<br />

pradaxa® 150 mg (zweimal täglich) das<br />

Risiko für Schlaganfälle und systemische<br />

Embolien um 35 % geringer war. Das<br />

Auftreten von schwerwiegenden Blutungen<br />

war vergleichbar mit dem im Warfarin-Studienarm.<br />

Bei pradaxa® 110 mg<br />

Ein therapeutischer Durchbruch<br />

55


1<br />

VON EINEM THROMBUS IM HERZVORHOF ZU<br />

EINEM SCHLAGANFALL BEI VORHOFFLIMMERN<br />

1 Makroskopisches Bild eines Thrombus im linken Herzvorhof<br />

als Folge von Vorhoffl immern<br />

2 Mikroskopisches Bild eines Thrombus. Rote Blutzellen, Plättchen<br />

und Fibrinfäden führen zur Bildung eines Thrombus.<br />

56.000<br />

GLORIA-AF (globale Registerstudie<br />

über die Langzeitanwendung von<br />

antithrombotischen Medikamenten<br />

bei Patienten mit Vorhoffl immern)<br />

ist ein großes, internationales Registerprogramm,<br />

in welches weltweit<br />

in bis zu 2.200 Studienzentren und<br />

50 Ländern 56.000 Patienten aufgenommen<br />

werden sollen.<br />

Quellen Vorhoffl immern und RE-LY® S. 55 und S. 56:<br />

Atrial fi brillation investigators. Ann Intern Med 1994;<br />

154:1449-1457.<br />

Pradaxa®, Summary of Product Characteristics, 2011.<br />

Europe.<br />

Di Nisio M, et al. Direct Thrombin Inhibitors. N Engl J<br />

Med 2005; 353:1028-40.<br />

Connolly SJ, et al. Dabigatran versus Warfarin in Patients<br />

with Atrial Fibrillation. N Engl J Med 2009;<br />

361:1139-51.<br />

Connolly SJ, Ezekowitz MD, Yusuf S, Reilly PA, Wallentin<br />

L: Newly identifi ed events in the RE-LY® trial. N<br />

Engl J Med 2010; 363(19): 1875-1876.<br />

FDA Advisory Committee Briefi ng Document, September<br />

2010, http://www.fda.gov/downloads/Advisory-<br />

Committees/CommitteesMeetingMaterials/Drugs/<br />

CardiovascularandRenalDrugsAdvisory Committee/<br />

UCM226009.pdf<br />

56<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

(zweimal täglich), für bestimmte Patienten<br />

indiziert, wurde eine ähnliche Verringerung<br />

des Risikos für Schlaganfälle<br />

und systemische Embolien im Vergleich<br />

zu Warfarin erzielt. Gleichzeitig traten<br />

weniger schwerwiegende und tödliche<br />

Blutungen auf.<br />

Geringere Belastung für Patienten<br />

Ohne Überwachung der International<br />

Normalised Ratio (der INR-Wert beschreibt<br />

die Gerinnungsfähigkeit des<br />

Blutes), mit weniger Wechselwirkungen<br />

mit anderen Medikamenten und keiner<br />

Einschränkung im Hinblick auf Nahrungsmittel<br />

stellt das Medikament für<br />

Patienten und Angehörige eine geringere<br />

Belastung dar als andere Therapiemöglichkeiten.<br />

Weltweites Registerprogramm<br />

GLORIA-AF (globale Registerstudie<br />

über die Langzeitanwendung von antithrombotischen<br />

Medikamenten bei<br />

Patienten mit Vorhoffl immern) ist ein<br />

großes, internationales Registerprogramm<br />

mit bis zu 2.200 Studienzentren<br />

und 50 Ländern weltweit. Das Ziel ist<br />

die Erfassung schlaganfallgefährdeter<br />

2<br />

Patienten, bei denen kürzlich ein „nicht<br />

valvuläres Vorhoffl immern“ diagnostiziert<br />

wurde. Dabei werden Krankheitsmuster,<br />

prädiktive Faktoren und Ergebnisse<br />

verschiedener Behandlungsschemata<br />

für die Schlaganfallprävention<br />

unter realen Bedingungen untersucht.<br />

Als wichtigstes Ergebnis wird das Programm<br />

unser Wissen über Sicherheit<br />

und Wirksamkeit neuer wie etablierter<br />

antithrombotischer Behandlungen zur<br />

Schlaganfallvorbeugung bei AF-Patienten<br />

vertiefen.<br />

Pharmaökonomische Aspekte<br />

Nach der Zulassung von pradaxa® <strong>durch</strong><br />

die Regulierungsbehörden wurde es von<br />

verschiedenen Kostenerstattungs- und<br />

Health Technology Assessment (HTA)-<br />

Agenturen weltweit überprüft. Diese<br />

sprechen Empfehlungen aus, ob der klinische<br />

Mehrwert, vor allem im Vergleich<br />

mit Vitamin-K-Antagonisten, die zusätzlichen<br />

Kosten aufwiegt. Dies wird<br />

häufi g im Rahmen von Kosten-Wirksamkeits-Analysen<br />

be<strong>werte</strong>t. Aufgrund<br />

der außerordentlichen klinischen Daten<br />

und der Tat sache, dass kein Monitoring<br />

der gerinnungshemmenden Wirkung


3 Die Hirnschlagader an der Basis des Gehirns eines Patienten.<br />

Die mittlere Gehirnschlagader wurde von einem abgeschwemmten<br />

Blutgerinnsel aus dem Vorhof des Herzens verschlossen,<br />

was zu einem schweren Hirninfarkt führte.<br />

4 Infarkt im Gehirn (nach einem Schlag anfall) im okzipitalen<br />

Bereich der linken Hirnhälfte<br />

3 4<br />

notwendig ist, kommen die meisten<br />

Agenturen zu dem Schluss, dass <strong>durch</strong><br />

pradaxa® die Ressourcen im Gesundheitswesen<br />

kosten effektiv genutzt werden.<br />

Unter anderen befürwortet das für<br />

England und Wales zuständige National<br />

Institute for Health and Clinical<br />

Excellence (NICE), dass pradaxa® in<br />

die Kostenerstattung aufgenommen<br />

wird. Aufgrund der momentanen weltweiten<br />

Wirtschaftskrise und fi nanziellen<br />

Zwänge sind Innovationen wie<br />

diese jedoch zunehmend schwer zu fi -<br />

nanzieren, vor allem in Indikationen<br />

1 mission 1 million<br />

unsere geschäfte<br />

„1 Mission 1 Million – Getting to the Heart of<br />

Stroke“ ist die erste Initiative ihrer Art, die<br />

bei der Krankheitsaufklärung einen neuen<br />

Industriemaßstab gesetzt hat. „1 Mission<br />

1 Million“ hat der Öffentlichkeit <strong>durch</strong> einen<br />

Online-Wettbewerb die Möglichkeit gegeben,<br />

zu entscheiden, welche Aufklärungsprojekte<br />

einen Betrag von einer Million Euro zur Prävention<br />

von AF-bezogenen Schlaganfällen<br />

erhalten sollen.<br />

Bei dieser weltweiten Initia tive, die von mehr<br />

als 45 externen Organisationen unterstützt<br />

wurde, wurden 184 Projekte aus 36 Ländern<br />

mit einer großen Anzahl an Patienten,<br />

die von der Behandlung profi tieren<br />

würden. Positive Entscheidungen zu<br />

Kostenerstattungen werden daher in einigen<br />

Ländern nicht so schnell wie erwartet<br />

und wünschenswert getroffen,<br />

was den Zugang der Patienten zu dem<br />

Produkt entsprechend verlangsamt hat.<br />

Wir arbeiten deshalb aktiv mit den<br />

wichtigsten Entscheidungsträgern an<br />

Lösungen, die den Patienten trotz der<br />

aktuellen Budgetzwänge in den Gesundheitssystemen<br />

einen Zugang zu<br />

pradaxa® ermöglichen.<br />

eingereicht – von Einzelpersonen, Patienten-<br />

und Berufsgruppen sowie Gesundheitseinrichtungen.<br />

Weltweite und landesweite Aufklärungskampagnen<br />

hatten zur Folge, dass<br />

mehr als zwei Millionen Stimmen für die<br />

Projekte abgegeben wurden. Die Projekte<br />

werden unter www.heartofstroke.com in<br />

zehn Sprachen vorgestellt.<br />

Weltweit werden nun 32 Projekte zur Prävention<br />

von AF-bedingten Schlaganfällen <strong>durch</strong>geführt,<br />

um über diese Krankheit aufzuklären.<br />

www.heartofstroke.com<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

„Das neue Medikament ist einfach<br />

in der Anwendung und bedeutet<br />

für mich eine Verbesserung der<br />

Lebensqualität.“<br />

michael firth<br />

patient mit vorhofflimmern<br />

PRADAXA®, PRADAX®, PRAZAXA®<br />

gehört zu einer neuen Generation<br />

von oralen Antikoagulantien/direkten<br />

Thrombinhemmern (DTIs), die<br />

einen großen ungedeckten therapeutischen<br />

Bedarf hinsichtlich der<br />

Prävention und Behandlung von<br />

akuten und chronischen thromboembolischen<br />

Erkrankungen befriedigen<br />

sollen.<br />

Es ist zugelassen zur Vorbeugung<br />

von Schlaganfällen bei Patienten mit<br />

Vorhoffl immern. Das Medikament ist<br />

ebenfalls zugelassen zur Prävention<br />

von Thromboembolien bei Patien ten<br />

nach Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen.<br />

Ein therapeutischer Durchbruch 57


1<br />

NEUE THERAPIEMÖGLICHKEIT<br />

BEI TYP-2-DIABETES<br />

Diabetes ist eine pandemische Erkrankung der modernen Zeit, von<br />

der weltweit ungefähr 366 Millionen Menschen betroffen sind.<br />

trajenta®, unser innovatives Medikament gegen Typ-2-Diabetes, bietet<br />

betroffenen Patienten eine neue Therapieoption.<br />

366 Mio.<br />

Menschen weltweit leiden an<br />

Diabetes. Die häufi gste Form, der<br />

Typ-2-Diabetes, macht in den<br />

entwickelten Ländern bis zu 95 %<br />

aller Fälle aus.<br />

58<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

trajenta® (Linagliptin) ist ein Medikament<br />

in nur einer Dosisstärke zur Behandlung<br />

des Typ-2-Diabetes, das bei<br />

älteren Patienten oder auch bei Patienten<br />

mit dem Risiko einer abnehmenden<br />

Nierenfunktion keine Dosis anpassung<br />

oder zusätzliches Monitoring erfordert.<br />

Klinische Studien mit trajenta® haben<br />

eine signifi kante, dauerhafte und zuverlässige<br />

Blutzuckerreduktion nachgewiesen.<br />

trajenta® wurde gut vertragen und<br />

weist eine Gesamtrate unerwünschter Ereignisse<br />

auf, die mit der eines Placebos<br />

vergleichbar ist, das zu keiner Gewichtszunahme<br />

oder Hypoglykämie (niedriger<br />

Blutzuckerspiegel) führt.<br />

2<br />

1 Mikrovaskuläre Komplikationen des Diabetes:<br />

Nephropathie (Nierenerkrankung). Glomeruli<br />

eines 85-jährigen Patienten<br />

2 Pankreas: Langerhans’sche Inseln (gelb) eines<br />

männlichen Diabetes-Patienten<br />

Typ-2-Diabetes<br />

Diabetes, eine chronisch fortschreitende<br />

Erkrankung, tritt dann auf, wenn der<br />

Körper das Hormon Insulin entweder<br />

nicht ausreichend produziert oder nicht<br />

genügend nutzt. Die häufi gste Form, der<br />

Typ-2-Diabetes, macht in den entwickelten<br />

Ländern bis zu 95 % aller Fälle<br />

aus. Er ist <strong>durch</strong> eine erhöhte Insulinresistenz<br />

und eine beeinträchtigte Funktion<br />

der Beta-Zellen gekennzeichnet, was<br />

zu einer unzureichenden Insulinsekretion<br />

führt.<br />

Bei Nichtbehandlung kann dies zu<br />

schwerwiegenden medizinischen Komplikationen<br />

führen, besonders dort, wo<br />

Nerven und Blutgefäße eine entscheidende<br />

Rolle spielen. Patienten mit einer<br />

zu hohen Blutzuckerkonzentration (Hyperglykämie)<br />

haben ein größeres Risiko,<br />

Langzeitkomplikationen zu entwickeln:<br />

• Abnehmende Nierenfunktion, die zu<br />

Nierenversagen führt<br />

• Sehbehinderungen und Erblindung<br />

• Nervenschädigung, die zum Empfi ndungsverlust<br />

(Neuropathie) führt<br />

• Erhöhtes Risiko für Schlaganfall und<br />

Herzinfarkt


diabetische<br />

retinopathie<br />

unsere geschäfte<br />

KOMPLIKATIONEN UND KONSEQUENZEN VON DIABETES<br />

abnehmende<br />

nierenfunktion<br />

Behandlung<br />

Eine gute Diabetes-Kontrolle bedeutet<br />

nicht nur, den Blutzuckerspiegel zu senken,<br />

sondern auch, ihn so weit wie möglich<br />

auf normalem Niveau zu halten.<br />

Bisweilen kann dies <strong>durch</strong> eine Kombination<br />

aus richtiger Ernährung und körperlicher<br />

Betätigung erzielt werden. In<br />

den meisten Fällen benötigen Menschen<br />

mit Diabetes jedoch Medikamente, um<br />

eine langfristige Glucosekontrolle zu erreichen.<br />

Häufi g jedoch werden mit traditionellen<br />

Behandlungen die Glucose-Ziel<strong>werte</strong><br />

bei Patienten mit Typ-2-Diabetes nicht<br />

erreicht. Oft sind die Behandlungen mit<br />

unerwünschten Nebenwirkungen verbunden,<br />

z. B. erhöhtem Risiko für Hypoglykämie,<br />

Gewichtszunahme, erhöhtem<br />

kardiovaskulären Risiko und gastrointestinalen<br />

Nebenwirkungen, etwa Erbrechen<br />

und Bauchschmerzen.<br />

Die Nieren bei Typ-2-Diabetes<br />

Bei vielen Patienten mit Typ-2-Diabetes<br />

besteht das Risiko einer abnehmenden<br />

Nierenfunktion, die wiederum ein größeres<br />

Risiko für Krankheit und diabetesbedingten<br />

Tod in sich birgt. Einige aktu-<br />

diabetische neuro-<br />

pathie/fußwunden und<br />

geschwüre<br />

erblindungen nierenversagen amputationen herzinfarkte hirninfarkte<br />

ell erhältliche Medikamente werden<br />

vorwiegend über die Nieren ausgeschieden<br />

und sind daher für diese Patienten<br />

möglicherweise nicht geeignet.<br />

Eine moderne Diabetesbehandlung<br />

trajenta® ist ein orales Antidiabetikum,<br />

das zur Klasse der Dipeptidylpeptidase-4<br />

(DPP-4)-Hemmer gehört. Diese moderne<br />

Medikation wird in der Behandlung<br />

von Typ-2-Diabetes eingesetzt, um den<br />

Blutzuckerspiegel vor und nach dem Essen<br />

wirksam zu reduzieren.<br />

Anders als andere DPP-4-Hemmer wird<br />

trajenta® vorwiegend unverändert<br />

über Galle und Darm ausgeschieden –<br />

was bedeutet, dass bei Patienten mit abnehmender<br />

Nieren- oder Leberfunktion<br />

keine Dosisanpassung erforderlich ist.<br />

trajenta® senkt den Blutzucker auf glucoseabhängige<br />

Weise <strong>durch</strong> Erhöhung<br />

der Inkretinspiegel, wo<strong>durch</strong> wiederum<br />

nach den Mahlzeiten und während des<br />

ganzen Tages die Insulinspiegel erhöht<br />

und die Glucagonspiegel gesenkt werden.<br />

Es kann als Einzeltherapie oder in<br />

Kombination mit anderen häufi g<br />

verordneten Medikamenten gegen Typ-<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

kardiovaskuläres<br />

risiko<br />

schlaganfallrisiko<br />

TRAJENTA®, TRADJENTA®,<br />

TRAZENTA®, TRAYENTA®<br />

ist für die Behandlung von Typ-2-<br />

Diabetes mellitus bei erwachsenen<br />

Patienten zur Verbesserung der<br />

Blutzuckerkontrolle zugelassen (als<br />

Monotherapie oder als Kombinationstherapie).<br />

Der Wirkstoff wird zum großen Teil<br />

unverändert über Galle und Darm<br />

ausgeschieden. Es ist auch bei Patienten<br />

mit eingeschränkter Nieren-<br />

oder Leberfunktion keine Dosisanpassung<br />

erforderlich.<br />

Neue Therapiemöglichkeit bei Typ-2-Diabetes<br />

59


RISIKOFAKTOREN FÜR DIE ENTWICKLUNG<br />

EINES TYP-2-DIABETES<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly<br />

and Company möchten die Behandlung<br />

von Diabetes-Patienten<br />

verbessern und haben aus diesem<br />

Grund eine Allianz im Bereich<br />

Diabetes geschlossen. Mit vereinter<br />

Kraft möchten wir pharmakologische<br />

Lösungskonzepte anbieten,<br />

die Ärzte bei der Auswahl der<br />

bestmöglichen Behandlung für<br />

ihre Patienten unterstützen.<br />

60<br />

alter körperliche<br />

untätigkeit<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

fettleibigkeit diabetes während<br />

der schwangerschaft<br />

2-Diabetes angewendet werden – Metformin,<br />

Sulfonylharnstoff oder Pioglitazon<br />

– und zeigt mittlere Abnahmen<br />

der Hämoglobin-A1C- (HbA1C oder<br />

A1C)-Spiegel von bis zu 0,7 % im Vergleich<br />

zum Placebo.<br />

Anfang des Jahres 2012 hat die USamerikanische<br />

Food and Drug Administration<br />

(FDA) die Marktzulassung<br />

für jentadueto (Linagliptin/Metformin<br />

HCl) erteilt. Es ist die erste Tablette,<br />

in welcher der Dipeptidylpeptidase-4<br />

(DPP-4)-Hemmer Lina gliptin mit<br />

Metformin kombiniert wird. Als Einzeldosis<br />

zweimal täglich eingenommen,<br />

wird jentadueto in Kombination mit<br />

richtiger Ernährung und körperlicher<br />

Betätigung zur glykämischen Kontrolle<br />

bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes<br />

angewendet, wenn eine Behandlung<br />

sowohl mit Linagliptin als auch Metformin<br />

angezeigt ist.<br />

Diabetes-Allianz mit Eli Lilly<br />

Entdeckt von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist<br />

trajenta® das erste Pipeline-Präparat,<br />

das wir zusammen mit unserem Allianz-Partner<br />

Eli Lilly entwickelt und auf<br />

den Markt gebracht haben. Die Zulas-<br />

volkszugehörigkeit familiäre<br />

veranlagung<br />

sung in verschiedenen Märkten stellte<br />

einen wichtigen regulatorischen Meilenstein<br />

für unsere strategische Diabetes-Allianz<br />

dar, die im Januar 2011 bekannt gegeben<br />

wurde.<br />

Die Allianz umfasst unsere beiden Wirkstoffe<br />

gegen Diabetes – den DPP-4-Hemmer<br />

Linagliptin und den SGLT-2-Hemmer<br />

Empaglifl ozin – ebenso wie die<br />

beiden Basal-Insulinanaloga von Eli Lilly<br />

(LY2605541, ein neuartiges Basal-Insulin<br />

analogon, und LY2963016, ein neues<br />

Insulin-Glargin-Produkt).<br />

Klinische Endpunktstudie Carolina®<br />

Das kardiovaskuläre Sicherheitsprofi l<br />

von Linagliptin wird gegenwärtig in der<br />

CAROLINA®-Studie (Kardiovaskuläre<br />

Outcome-Studie von Linagliptin versus<br />

Glimepirid bei Patienten mit Typ-2-Diabetes)<br />

bei 6.000 Patienten untersucht. Sie<br />

ist die erste auf kardiovaskuläre Sicherheit<br />

bezogene Endpunktstudie der DPP-<br />

4-Klasse, bei der ein aktiv wirksames<br />

Vergleichspräparat verwendet wird, und<br />

ist Teil unserer gemeinsamen, langfristig<br />

geltenden Verpfl ichtung, die Wirksamkeit<br />

unserer Therapien zu prüfen.


1<br />

person wird<br />

an diabetes<br />

sterben 1<br />

unsere geschäfte<br />

Alle<br />

10<br />

Sekunden<br />

3<br />

Menschen<br />

entwickeln<br />

diabetes 1<br />

Trajenta® zur Verfügung stellen<br />

Unsere Teams arbeiten unermüdlich daran,<br />

trajenta® weltweit so schnell wie<br />

möglich für Menschen mit Typ-2-Diabetes<br />

zur Verfügung zu stellen: Innerhalb<br />

von drei Monaten erhielt trajenta®<br />

die Zulassung in den USA, Europa und<br />

Japan – eine beeindruckende Leistung,<br />

auf die wir stolz sind.<br />

Das Medikament wird in Ländern rund<br />

um die Welt vertrieben, einschließlich<br />

der USA, einiger EU-Mitgliedstaaten<br />

und Japans. Es steht derzeit nicht für<br />

Patienten in Deutschland zur Verfügung,<br />

und zwar aufgrund der Tatsache,<br />

dass das AMNOG-Verfahren (Gesetz<br />

zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes:<br />

frühe Nutzenbewertung und Erstattungspreisverhandlung)<br />

zu einer unzureichenden<br />

Berücksichtigung der positiven<br />

Merkmale von Linagliptin führte,<br />

sodass dessen therapeutischer Zusatznutzen<br />

nicht ausreichend berücksichtigt<br />

wird.<br />

pharmapolitische rahmenbedingungen in deutschland<br />

Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz<br />

hat 2011 zu einem Paradigmenwechsel in der<br />

Preisbildung für Arzneimittel in Deutschland<br />

geführt. Nach einer Frühbewertung erhalten<br />

Arzneimittel entweder direkt einen Erstattungshöchstbetrag<br />

(Festbetrag) oder der Hersteller<br />

muss den Erstattungsbetrag mit dem<br />

GKV-Spitzenverband verhandeln. Kommt es<br />

zu keiner Einigung, entscheidet eine Schiedsstelle.<br />

Der Erstattungsbetrag gilt spätestens<br />

nach 13 Monaten für GKV und PKV.<br />

Für Hersteller besteht keine Möglichkeit, einen<br />

anderen Preis zu verlangen. Preisabschläge in<br />

Deutschland können so zu einer Preiserosion<br />

in anderen Ländern führen, die im Rahmen<br />

ihrer Preisbildung auf Deutschland referenzieren.<br />

Damit besteht das Risiko, dass Arzneimittel<br />

vom Markt genommen oder erst gar<br />

nicht in Deutschland eingeführt werden. Ungeklärt<br />

ist nach wie vor die Frage, welcher Preis<br />

auf Basis der Bewertung angemessen ist und<br />

wie die Ausgaben in Forschung und Entwicklung<br />

refi nanziert werden sollen.<br />

In Anbetracht der hohen Unsicherheiten erscheint<br />

die freie Preisbildung im ersten Jahr<br />

in einem anderen Licht: Die neue Preisbildung<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

WELT-DIABETES-TAG AM 14. NOVEMBER 2011<br />

Unser Beitrag war ein von Mitarbeitern organisierter „Run for<br />

diabetes“. Mehr als 700 unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

spurteten über die Ziellinie des 3 km langen Benefi zlaufes.<br />

Diese Leistung wurde in einen Scheck über 15.000 Euro<br />

umgewandelt, der dem „Life for a Child“-Programm zugutekommt,<br />

ein innovatives und nachhaltiges Projekt zur Unterstützung<br />

von Kindern mit Diabetes in der Dritten Welt.<br />

kann je nach konkreter Anwendung eine erhebliche<br />

Bedrohung für die Versorgung mit<br />

innovativen Arzneimitteln sowie für Forschung,<br />

Entwicklung und Beschäftigung in<br />

Deutschland bedeuten.<br />

Dies hat dazu geführt, dass <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly trajenta® in Deutschland<br />

nicht vermarkten, solange die Bewertung<br />

und Preisfestlegung nicht abgeschlossen<br />

sind. Ein Novum in Deutschland: Ein<br />

Medikament, das auf Basis seiner guten und<br />

umfassenden Studienergebnisse die Prüfungen<br />

der europäischen Zulassungsbehörde<br />

ohne Weiteres bestanden hat, wird nicht vermarktet.<br />

In Deutschland – eines der Länder,<br />

in denen neue Medikamente bisher meist<br />

sehr schnell zur Verfügung standen – müssen<br />

Ärzte und Patienten bislang noch auf die<br />

neue Therapieoption warten. Der Grund:<br />

Während sich andere Länder bei der Nutzenbewertung<br />

und der Festlegung des Preises<br />

für trajenta® an Medikamenten aus derselben<br />

Substanzgruppe orientieren, soll in<br />

Deutschland die Substanz mit Generika verglichen<br />

werden, die im Therapieschema an<br />

anderer Stelle stehen oder andere Patientengruppen<br />

betreffen.<br />

Neue Therapiemöglichkeit bei Typ-2-Diabetes<br />

61


1 2<br />

THERAPIEN FÜR COPD VERÄNDERN<br />

spiriva® hat die Behandlung von COPD-Patienten in den letzten<br />

zehn Jahren seiner Verfügbarkeit transformiert. Das volle Potenzial<br />

von Tiotropium – der Wirkstoff von spiriva® – wird jetzt bei der<br />

Behandlung von Asthma sowie in Kombination mit Olodaterol, einem<br />

neuartigen Bronchdilatator, bei Patienten mit COPD untersucht.<br />

SPIRIVA®– DIE ERFOLGS-<br />

GESCHICHTE GEHT WEITER<br />

spiriva® wurde 2002 zuerst in den<br />

Niederlanden auf den Markt gebracht<br />

und ist heute in 110 Ländern<br />

weltweit erhältlich. Inzwischen<br />

existiert eine über zehnjährige,<br />

25 Millionen Patientenjahre umfassende<br />

Anwendungserfahrung<br />

damit.<br />

spiriva® ist das erste und einzige<br />

lang wirksame Anticholinergikum<br />

für die COPD-Erhaltungstherapie<br />

und ist in verschiedenen Märkten<br />

im respimat® Soft Inhaler und im<br />

HandiHaler® erhältlich. spiriva®<br />

bietet eine deutliche klinische Verbesserung<br />

der Lungenfunktion, reduziert<br />

das Risiko der COPD-Exazerbationen<br />

und trägt zu einer besseren<br />

Lebensqualität des Patienten bei.<br />

62<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

COPD – eine der fünf häufi gsten<br />

Todesursachen weltweit<br />

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

leiden 65 Millionen Patienten weltweit<br />

an chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung<br />

(COPD). Trotz dieser Erkenntnis<br />

und der Tatsache, dass COPD eine<br />

der häufi gsten Todesursachen darstellt,<br />

ist das Bewusstsein für diese Erkrankung<br />

und die Diagnoserate immer noch<br />

sehr niedrig. Eine erhebliche Anzahl<br />

Patienten, die an COPD-Symptomen<br />

leiden, werden entweder gar nicht oder<br />

nur unzureichend behandelt. Die direkten<br />

und indirekten Kosten für die Gesellschaft<br />

werden auf 50 Milliarden Euro<br />

pro Jahr geschätzt. Weltweit werden für<br />

Medikamente gegen COPD insgesamt<br />

9,33 Milliarden Euro aufgewendet.<br />

1 Lungengewebe mit Alveolen<br />

2 Bildmotiv der spiriva®-Kampagne „Life Can’t Wait“<br />

EmPower COPD-Aufklärungsprogramm<br />

Neben der Bereitstellung von spiriva®<br />

haben wir auch spezifi sche medizinische<br />

Programme zur Verbesserung der Aufklärung<br />

über COPD und der COPD-<br />

Diagnoserate aufgelegt. Das EmPower-<br />

Programm war eines der größten<br />

Aufklärungsprogramme, das einzig der<br />

Verbesserung der Diagnose- und Behandlungsstandards<br />

diente. Mehr als<br />

35.000 Ärzte und medizinisches Personal<br />

in 25 Ländern wurden bislang geschult<br />

und über COPD aufgeklärt.<br />

Trotz des Erfolgs von spiriva® in den<br />

vergangenen Jahren leiden immer noch<br />

eine große Anzahl von COPD-Patienten<br />

an den Symptomen und bedürfen einer<br />

dauerhaften Therapie.<br />

Die Behandlung mit spiriva® bietet<br />

einen klinisch bedeutsamen Nutzen für<br />

Patienten mit COPD. Eine der therapeutischen<br />

Wirkungen des Medikaments ist<br />

die signifi kante Reduktion der Exazerbationen<br />

der COPD – der plötzlichen<br />

Verschlimmerung der Symptome, die<br />

zur Einweisung ins Krankenhaus und<br />

sogar zum Tode führen kann.<br />

START SPIRIVA ®<br />

when COPD symptoms<br />

impact everyday life


3<br />

unsere geschäfte<br />

Eckpfeiler unseres zukünftigen respiratorischen<br />

Portfolios<br />

Auch zukünftig erkunden wir neue<br />

Wege zum Nutzen von Tiotropium für<br />

Patienten mit respiratorischen Erkrankungen.<br />

Auf Basis des pharmakologischen<br />

Profi ls und klinisch belegten Nutzens<br />

von Tiotropium bei COPD führen<br />

wir die folgenden Programme <strong>durch</strong>, die<br />

sich alle in der Phase III der klinischen<br />

Entwicklung befi nden:<br />

• Tiotropium bei Asthma<br />

• Tiotropium bei zystischer Fibrose<br />

• Tiotropium + Olodaterol bei COPD<br />

Tiotropium Respimat® bei Asthma<br />

Der Wirkstoff Tiotropium in den Asthma-Entwicklungsprogrammen<br />

wird<br />

über den respimat® Soft Inha ler verabreicht.<br />

Die erste Reihe klinischer Phase-<br />

III-Studien zur Untersuchung der Wirksamkeit<br />

und Sicherheit von Tiotropium<br />

bei Gabe mit dem respimat® Soft Inhaler<br />

bei Patienten mit schwerem Asthma<br />

wird derzeit be<strong>werte</strong>t und die Ergebnisse<br />

werden in Kürze veröffentlicht.<br />

Das vollständige Entwicklungsprogramm<br />

sieht die Aufnahme weiterer<br />

3 spiriva® ist für die Erhaltungstherapie<br />

bei Patienten mit COPD zugelassen.<br />

4 Produktionsstätte für den respimat®<br />

Soft Inhaler: <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

microParts in Dortmund<br />

Studien mit Patienten vor, die an mittelschwerem<br />

Asthma leiden, sowie die Aufnahme<br />

eines vollständigen Entwicklungsprogramms<br />

mit pädiatrischen<br />

Patienten.<br />

Tiotropium + Olodaterol Respimat® bei<br />

COPD<br />

Wir haben beschlossen, die einmal täglich<br />

verabreichte Fixdosiskombination<br />

von Tiotro pium plus Olodaterol in das<br />

Phase-III-Studienprogramm TOviTO®<br />

aufzunehmen. Untersucht wird diese<br />

Kombination zur Behandlung von<br />

COPD.<br />

Das TOviTO®-Programm umfasst<br />

verschiedene Studien, die über eine<br />

optimale Bronchodilatation hinaus<br />

wichtige Daten für eine bessere Lebensqualität<br />

von Patienten liefern werden.<br />

Die ersten beiden Studien sind die<br />

TOnado®-1- und die TOnado®-2-Studie<br />

zur Untersuchung der Sicherheit und<br />

Wirksamkeit einer festen Kombination<br />

zur Behandlung von Patienten mit COPD.<br />

In mehr als 500 Studienzentren in<br />

40 Ländern nehmen 5.000 Pa tienten<br />

daran teil.<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

4<br />

5.000 Patienten in mehr als 500<br />

Studienzentren in 40 Ländern nehmen<br />

an den ersten beiden Studien<br />

des TOviTO®-Programms teil.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird auch in<br />

Zukunft sein Know-how einsetzen,<br />

um Produkte zu erforschen,<br />

zu entwickeln und zu vermarkten,<br />

die im Bereich respiratorischer Erkrankungen<br />

große therapeutische<br />

Lücken schließen.<br />

Wir danken unseren Partnern und<br />

den Patienten, die an unseren klinischen<br />

Studien im Bereich Asthma,<br />

COPD und zystischer Fibrose<br />

teilgenommen haben.<br />

Therapien für COPD verändern<br />

63


„Verbraucher sind heute informierter als jemals zuvor. Sie<br />

wünschen sich spezifi sche Lösungen. Indem wir alle unsere<br />

Entwicklungen auf dem Wissen über den Verbraucher aufbauen,<br />

bieten wir ihnen ein nachhaltig relevantes Produktsortiment.“<br />

anke schick,<br />

consumer insight manager<br />

boehringer ingelheim selbstmedikation, deutschland<br />

DIE SICHTWEISE DES<br />

VERBRAUCHERS VERSTEHEN<br />

Indem wir Verbrauchern zuhören, lernen wir, wie wir unsere Marken<br />

weiterentwickeln können. Was auch immer wir entwickeln, gründet sich<br />

auf Erkenntnisse unseres Wissens über den Verbraucher.<br />

64<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Trends sind Indikatoren für veränderte<br />

Bedürfnisse unserer Verbraucher. Veränderungen<br />

können komplex und sogar<br />

umwälzend sein; hier liefern uns<br />

Trends eine Struktur, um komplexe Veränderungen<br />

zu verstehen. Sie liefern<br />

Erklärungen und Antworten zu Marktentwicklungen<br />

und lassen uns verstehen,<br />

warum bestimmte Produkte für<br />

den Verbraucher an Bedeutung gewinnen.<br />

Andererseits fungieren Verbrauchertrends<br />

auch als Antrieb für neue<br />

Ideen und Vorschläge.<br />

Trends sind ein guter Indikator, um die<br />

Langzeitbedürfnisse der Verbraucher<br />

besser zu verstehen. Eine der strategischen<br />

Säulen unseres Selbstmedikationsgeschäftes<br />

ist herausragende Leistung<br />

bei der Entwicklung von nachhaltigen<br />

DULCOLAX®<br />

die marke zur behandlung der<br />

akuten verstopfung<br />

und relevanten Lösungen für den Verbraucher.<br />

Unsere Vision – der Aufbau<br />

starker globaler Marken – spiegelt unseren<br />

Ehrgeiz wider, branchenweit eine<br />

führende Rolle zu spielen.<br />

Inspiration für effektive Information<br />

Den Verbrauchern zuzuhören ist unser<br />

Leitprinzip, mit dem wir für die Menschen<br />

die richtigen Gesundheitslösungen<br />

entwickeln. Ein Teil unseres Wissens<br />

besteht darin, Verbrauchertrends<br />

als leistungsstarken Hebel zu nutzen,<br />

um die Verbraucher in ihrer Lebensweise<br />

besser zu verstehen und sie mit wichtigen<br />

Informationen zu versorgen.<br />

Trends helfen uns, wenn es darum<br />

geht, neue Möglichkeiten in Betracht zu<br />

ziehen. Wir können sie für unsere Produkte<br />

über verschiedene Maßnahmen<br />

hinweg einsetzen – zur Sensibilisierung<br />

für bestimmte Krankheitsbilder sowie<br />

für Produktinnovationen und Informationskampagnen.<br />

The Futures Company hat Trends auf<br />

der Grundlage von Forschungsergebnissen<br />

analysiert und strukturiert. Im<br />

Folgenden sind einige Beispiele dafür,


A COLONOSCOPY CAN BE A<br />

LIFESAVER<br />

I DID I T<br />

FOR MY<br />

GRANDCHILD<br />

1<br />

I did it for<br />

my wife<br />

unsere geschäfte<br />

T lk d<br />

wie Verbrauchertrends in unsere Produktaktivitäten<br />

eingefl ossen sind.<br />

Dulcolax® und die Colon Cancer Alliance<br />

Unser Team für dulcolax® (Marke zur<br />

Behandlung der akuten Verstopfung)<br />

arbeitet in den USA mit der Colon Cancer<br />

Alliance (CCA) zusammen. In den<br />

USA fi ndet Darmkrebs nur geringe öffentliche<br />

Aufmerksamkeit, obwohl er<br />

die führende Ursache krebsbedingter<br />

Todesfälle darstellt und ein Auftreten<br />

bei Früherkennung in bis zu 90 % der<br />

Fälle verhindert werden kann.<br />

Unter dem Motto „Eine Darmspiegelung<br />

kann lebensrettend sein“ wurde<br />

eine Aufklärungskampagne für unterschiedliche<br />

Medien entwickelt, um die<br />

Öffentlichkeit für die Krankheit und die<br />

Notwendigkeit von Screeninguntersuchungen<br />

zu sensibilisieren. Die Kampagne<br />

stärkte das Bewusstsein für das<br />

Thema Darmkrebs und Darmspiegelung<br />

erheblich und auch die Marke<br />

dulcolax® profi tierte von der Partnerschaft.<br />

Diese Kampagne ist ein gutes<br />

Beispiel für den Trend, mit der eigenen<br />

Gesundheit und dem Wohlbefi nden<br />

verantwortlicher umzugehen. Die Ver-<br />

I did it for<br />

my friends<br />

I did it for<br />

my brother<br />

braucher haben den Eindruck, dass heute<br />

mehr Gesundheitsrisiken bestehen<br />

als jemals zuvor, und fühlen sich für<br />

den Umgang mit ihrer Gesundheit zunehmend<br />

selbst verantwortlich. Dabei<br />

möchten wir sie unterstützen.<br />

Dank des leichteren Zugangs zu Informationen<br />

und besseren Diagnosemöglichkeiten<br />

können Verbraucher die geeignetsten<br />

Lösungen oft selbst fi nden. Die<br />

Kampagne „Ich tat es für meine(n) …“<br />

basiert auf der Erkenntnis, dass die<br />

Verbraucher ihre Gesundheit auch zuliebe<br />

ihrer Familie oder ihrer Freunde<br />

erhalten möchten, wo<strong>durch</strong> das Tabuthema<br />

Darmspiegelung leichter anzusprechen<br />

ist.<br />

Inspiration – neue Produktmerkmale<br />

buscopan®, unsere Marke gegen Bauchschmerzen,<br />

kam mit einer wichtigen<br />

Innovation auf den italienischen Markt<br />

für Medikamente gegen Sodbrennen.<br />

Das Einzigartige an dem neuen buscopan®<br />

antiacido ist, dass die Wirkung<br />

über zwölf Stunden anhält.<br />

Die zweifache Wirkung von buscopan®<br />

antiacido sowie die Tatsache, dass es<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

2<br />

1 & 2 Die „Lebensrettungsanzeige“<br />

der dulcolax®-Colon-Karzinom-<br />

Aufklärungskampagne<br />

EINSATZ GEEHRT<br />

Die Colon Cancer Alliance (CCA)<br />

ehrte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit<br />

dem „Corporate Championship<br />

Award“ für den Einsatz für die<br />

Information und Aufklärung über<br />

Darmkrebs.<br />

Die Sichtweise des Verbrauchers verstehen<br />

65


„Die Dulcolax®-Aufklärungskampagne zum Thema Darmkrebs wurde<br />

in allen Medien platziert, einschließlich in Print- und Online anzeigen<br />

sowie auf Verpackungen. Es wurden mehr als 2 Millionen Packungen<br />

Dulcolax® in Markenallianz mit der Colon Cancer Alliance vertrieben.<br />

Durch Partnerschaften mit landesweiten Einzelhändlern konnten<br />

<strong>durch</strong> Rundschreiben, Ladendisplays und Briefwerbung<br />

weitere 75 Millionen Botschaften zum Thema Darmkrebs<br />

verbreitet werden. Hiermit wurde gewährleistet,<br />

dass das ganze Land die Kampagne sehen konnte.“<br />

gerard fernandes,<br />

international brand manager dulcolax®<br />

boehringer ingelheim, deutschland<br />

FOKUS AUF DEN<br />

VERBRAUCHERN<br />

Menschen mit einem hektischen<br />

Lebensstil, die unter Stress stehen<br />

und wenig Zeit zum Essen<br />

haben, leiden oft an Sodbrennen.<br />

Unsere Informations kampagne<br />

zu buscopan® antiacido konzentriert<br />

sich deshalb auf Orte, an<br />

denen sich der Verbraucher häufi g<br />

aufhält: als Rei sender in Zügen<br />

oder Flugzeugen. Maßgeschneiderte<br />

Werbung spricht diese Zielgruppe<br />

direkt an und weckt ihre<br />

Aufmerksamkeit.<br />

66<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

das erste rezeptfreie Mittel gegen Sodbrennen<br />

mit diesen Eigenschaften ist,<br />

stellt auch für Ärzte ein differenzierendes<br />

Produktmerkmal dar, mit dem es<br />

sich von verwandten Medikamenten<br />

unterscheidet.<br />

Das innovative buscopan® antiacido<br />

baut auf dem Trend „Professionelle Verbraucher“<br />

auf: Immer mehr Verbraucher<br />

werden in ihrem Verhalten anspruchsvoller.<br />

Entscheidend für den<br />

Kauf eines Produkts ist ein eindeutiger<br />

Nutzen oder Unterschied zu Bestehendem.<br />

Darüber hinaus lassen sich Verbraucher<br />

den Wert eines Produkts gerne<br />

von Experten bestätigen, um Fehlentscheidungen<br />

zu vermeiden. Im Fall von<br />

Sodbrennen haben Ärzte eine wichtige<br />

Rolle als Experten und Berater der Verbraucher<br />

und sie erkennen buscopan®<br />

antiacido als relevantes Heilmittel an.<br />

Informationskampagne<br />

Bei pharmaton®, unserem Multivitamin-<br />

präparat, spielte der Verbrauchertrend<br />

„Keeping it real“ bei der Entwicklung<br />

eines neuen TV-Spots eine zentrale<br />

Rolle. Verbraucher vertrauen Dingen,<br />

PHARMATON®<br />

die multivitaminmarke<br />

von boehringer ingelheim<br />

die ehrlich, echt und wahr sind. Sie vertrauen<br />

Produkten, die den Originalrezepturen<br />

und -<strong>werte</strong>n treu bleiben. Sie<br />

wollen wissen, woher die Produkte<br />

stammen und wer sie herstellt.<br />

Dieser Trend führte zu folgendem<br />

Konzept: Unser Produkt pharmaton®<br />

ist in vielen südamerikanischen Märkten,<br />

die von Nachahmerprodukten überschwemmt<br />

werden, das „wirkliche“,<br />

„echte“ Produkt. Dieser Gedanke wurde<br />

in der Beschreibung der Verbraucherbedürfnisse<br />

im Rahmen eines Kommunikationskonzepts<br />

konkretisiert und mit<br />

Leben gefüllt: „Ich führe ein aktives Leben<br />

und ich mag es. Doch der Alltagsstress<br />

und die Müdigkeit hindern mich<br />

möglicherweise daran, diesen aktiven<br />

Lebensstil voll auszukosten. Des halb<br />

brauche ich ein zuverlässiges, wirksames<br />

Produkt, das mich nicht enttäuschen<br />

wird.“ Das Konzept war die Grundlage<br />

für den weltweiten pharmaton®-TV-<br />

Spot „Videogame“, der derzeit in acht<br />

Ländern verwendet wird – ein Beweis<br />

dafür, dass die Bedürfnisse der Verbraucher<br />

und das Wissen über sie („Consumer<br />

Insights“) international sind.


1<br />

unsere geschäfte<br />

Orientierungshilfe bei Husten<br />

Der Trend, dass Verbraucher sich für<br />

ihre Gesundheit zunehmend selbst<br />

verantwortlich fühlen und dabei auf<br />

Infor mationen setzen, führte zu einem<br />

Serviceangebot von silomat®, unserer<br />

Marke in Deutschland für trockenen<br />

Reizhusten. Eine repräsentative Umfrage<br />

zeigte, dass trockener und produktiver<br />

Husten für den Verbraucher sehr<br />

schwer zu unterscheiden sind. Deswegen<br />

verwenden die meisten Verbraucher<br />

keine unterschiedlichen Hustenmittel,<br />

obwohl kundige Betroffene gerade den<br />

trockenen Reizhusten als störende Belästigung<br />

empfi nden.<br />

Um über beide Hustenarten aufzuklären,<br />

bietet das silomat®-Team mit dem<br />

Silometer eine Orientierungshilfe an,<br />

mit der die Erkrankten selbst ihren<br />

Husten besser zuordnen können. Dieser<br />

Hustenerkenner wurde in Zusammenarbeit<br />

mit dem Fraunhofer-Institut für<br />

Digitale Medientechnologie entwickelt.<br />

Ein Anruf bei der gebührenfreien Husten-Hotline<br />

genügt. Nach der Ansage<br />

hustet man in den Hörer und bekommt<br />

gesagt, ob man eher unter einem ver-<br />

schleimten oder einem trockenen Husten<br />

leiden könnte. Der Silometer kann<br />

die Beratung <strong>durch</strong> den Arzt oder Apotheker<br />

nicht ersetzen. Er ist aber für die<br />

erste Einschätzung bei der Hustenklassifi<br />

zierung hilfreich.<br />

Es gibt viele Beispiele dafür, wie Trends<br />

eine fortwährende Inspirationsquelle<br />

darstellen. Größere Trends bleiben eine<br />

bestimmte Zeit lang stabil und wachsen<br />

langsam, sodass sie unserem Selbstmedikationsgeschäft<br />

stets attraktive Anregungen<br />

liefern können.<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

2 3<br />

1 Bildmotiv für den weltweiten pharmaton®-Videospot<br />

2 Bildmotiv aus dem TV-Werbespot für buscopan® antiacido in Italien<br />

3 silomat® gegen Reizhusten<br />

HUSTEN-HOTLINE-SILOMETER<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Fraunhofer-Institut für Digitale<br />

Medientechnologie in Ilmenau,<br />

Deutschland, entwickelten wir<br />

eine Software in Kombination mit<br />

einer freien Hotline, welche die<br />

Hustenart des Anrufers identifi -<br />

ziert. Dies ist der sogenannte<br />

Silometer. Wenn ein Anrufer in<br />

das Telefon hustet, identifi ziert<br />

der Silometer die Hustenart und<br />

diagnostiziert, ob es sich um einen<br />

Raucherhusten, einen normalen<br />

oder trockenen Husten handelt,<br />

der von einem Arzt behandelt<br />

werden muss. Der Silometer kann<br />

keinen Arzt ersetzen, aber gibt<br />

Patienten eine erste Unterstützung<br />

und Diagnose.<br />

Die Sichtweise des Verbrauchers verstehen<br />

67


# 3.2<br />

BIOPHARMAZEUTIKA UND BIOSIMILARS –<br />

EXPERTISE, TECHNOLOGIE, PROZESS<br />

Das Innovationspotenzial biotechnologischer Produkte ist ein wesentlicher<br />

Treiber des medizinischen Fortschritts. Wir entwickeln, produzieren und<br />

vermarkten seit über 30 Jahren biopharmazeutische Medikamente aus unserer<br />

eigenen Forschung und Entwicklung und fertigen zusätzlich Produkte im Auftrag<br />

anderer Unternehmen.<br />

Siehe auch<br />

unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />

.<br />

68<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


unsere geschäfte<br />

WIR VERBINDEN WISSEN UND<br />

INNOVATION<br />

Mit Expertise und erstklassigen Technologien konzipieren, entwickeln<br />

und produzieren wir biolo gische Arzneimittel und somit auch<br />

Biosimilars in hoher Qualität. Durch Biosimilars erhalten Patienten<br />

einen besseren Zugang zu Biopharmazeutika.<br />

Als forschungsorientiertes Unternehmen<br />

kennen wir die therapeutischen Bedürfnisse<br />

der Patienten und suchen nach<br />

neuen Wegen, um diese zu erfüllen.<br />

Daher haben wir beschlossen, unser Biopharmazeutika-Geschäft<br />

um die Entwicklung<br />

von Biosimilars zu erweitern.<br />

Unser biopharmazeutisches Netzwerk<br />

Seit mehr als 30 Jahren sind wir in der<br />

Entwicklung und Herstellung von Biopharmazeutika<br />

tätig. Heute sind wir<br />

eines der führenden Unternehmen auf<br />

diesem Gebiet und bieten die gesamte<br />

Produktionskette an. Wir verfügen über<br />

Erfahrung in der Prozessentwicklung<br />

und der Analytik. Dieses Wissen nutzen<br />

wir sowohl für unsere eigenen Forschungs-<br />

und Entwicklungs ziele als<br />

auch für unsere Kunden.<br />

Angefangen bei Hochexpressionssystemen<br />

über „Fill und Finish“ bis hin zu<br />

patientenfreundlichen Injektionssystemen<br />

sind alle Elemente in unserem<br />

„One-Stop-Shop“ für Biopharmazeutika<br />

verfügbar. Bislang haben wir 19 rekombinante<br />

biopharmazeutische Produkte<br />

alleine oder mit unseren Kunden erfolgreich<br />

auf verschiedene Märkte gebracht.<br />

Gut gefüllte Forschungs- und<br />

Entwicklungspipeline<br />

Unser biopharmazeutisches Produktions-Netzwerk<br />

umfasst Anlagen in<br />

Wien (Österreich), Biberach (Deutschland)<br />

und seit 2011 auch in Fremont<br />

(USA), wo wir ergänzend zu unseren<br />

bestehenden biopharmazeutischen Anlagen<br />

im Biotechnologie-Cluster der<br />

„Bay Area“ eine weitere Anlage erworben<br />

haben. Eines unserer wichtigsten<br />

Anliegen ist die Entwicklung von NBEs<br />

zur Behand lung von Krankheiten in<br />

unseren therapeutischen Kerngebieten.<br />

Gute Grundlage für erfolgreiche Präparate<br />

Wir profi tieren von unseren Kooperationen<br />

mit forschungsorientierten Unternehmen,<br />

unseren Geschäftspartnern und<br />

führenden akademischen Netzwerken.<br />

Eine Zusammenarbeit mit uns ermöglicht<br />

den Zugang zu hochmodernen<br />

biopharmazeutischen Herstellungsverfahren.<br />

Es wurden spezielle Franchise-<br />

Technologien für Prozesse auf Basis<br />

von Mikroorganismen- und Säugetierzellkulturen<br />

etabliert, die wesentlich<br />

zur Wettbewerbsfähigkeit unseres Biopharmageschäfts<br />

beitragen.<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

19<br />

rekombinante biopharmazeutische<br />

Produkte hat <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> erfolgreich für den<br />

weltweiten Markt produziert.<br />

Wir verbinden Wissen und Innovation<br />

69


1 2<br />

Was sind Biopharmazeutika?<br />

Biopharmazeutika sind biologischer<br />

Natur. Bei ihrem Herstellungsprozess,<br />

der technisch sehr anspruchsvoll ist,<br />

werden lebende, genetisch veränderte<br />

Organismen genutzt (Biotechnologie).<br />

Genetisch veränderte Bakterien, Hefen<br />

oder Säugetierzellen produzieren in<br />

Fermentern entweder rekombinante<br />

Proteine oder monoklonale Antikörper.<br />

Ihre biologische Wirkung hängt von<br />

vielen Faktoren ab: Wachstumsbedingungen<br />

der Wirtszellen, Nährmedien,<br />

Fermentationsprozessen, Temperatur<br />

und vielen anderen physikalischen Voraussetzungen.<br />

So hergestellte therapeutische Proteine<br />

bilden wiederum hochkomplexe, dreidimensionale<br />

Strukturen. Das Ausmaß,<br />

in welchem diese Proteine schließlich<br />

an die Rezeptoren im menschlichen<br />

Körper binden oder mit anderen Proteinen<br />

interagieren, hängt von der konkreten<br />

Entwicklung dieser Tertiärstrukturen<br />

ab. Die therapeutische Wirkung<br />

eines Biopharma zeutikums kann nur in<br />

umfangreichen klinischen Studien getestet<br />

werden.<br />

70<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Entwicklung von Biosimilars<br />

Ein Biosimilar ist eine sehr ähnliche,<br />

aber nicht identische Kopie eines<br />

Biopharmazeutikums, das seinen Patentschutz<br />

bzw. seine Exklusivrechte verloren<br />

hat. Die Entwicklung eines Biosimilars,<br />

insbesondere eines sehr großen<br />

und komplexen monoklonalen Antikörpers,<br />

ist angesichts der Tatsache,<br />

dass die exakte Molekülstruktur vom<br />

Originalpräparat vorgegeben wird, eine<br />

Herausforderung für jedes Unternehmen.<br />

Mit unserer erstklassigen Expertise, unseren<br />

Technologien und Prozessen sind<br />

wir optimal aufgestellt, um Biosimilars<br />

von hoher Qualität zu konzipieren, zu<br />

entwickeln und herzustellen.<br />

Biopharmazeutika umfassen Arzneimittel<br />

aus relativ einfachen Molekülen,<br />

wie zum Beispiel Insulin, bis hin zu<br />

Arzneimitteln aus komplexen monoklonalen<br />

Antikörpern. Anders als bei<br />

chemischen Nachahmerpräparaten, bei<br />

denen das generische Präparat eine<br />

exakte Kopie des Original-Medikaments<br />

ist, werden Biosimilars zwar von<br />

der gleichen Gensequenz abgeleitet, jedoch<br />

mit einer unterschiedlichen Zellli-<br />

1 In Fermentern produzieren<br />

genetisch modifi zierte<br />

Bakterien, Hefen oder<br />

Säugetierzellen entweder<br />

rekombinante Proteine<br />

oder monoklonale Antikörper.<br />

2 Struktur eines monoklonalen<br />

Antikörpers<br />

nie im Vergleich zum ursprünglichen<br />

Präparat hergestellt.<br />

Wie bei jedem Biopharmazeutikum hängt<br />

auch bei Biosimilars die Produktqualität<br />

von den Produktionsorganismen<br />

und -prozessen ab. Unsere Forscher<br />

entwickeln bei Biosimilars eigene Klone,<br />

Zellbanken und Prozesse, ohne die<br />

Herstellbedingungen des Originalherstellers<br />

zu kennen.<br />

Die ausgewählte Zelllinie wird für die<br />

Produktion des fi nalen Biosimilars verwendet.<br />

Dieses wird dann in klinischen<br />

Studien mit der Sicherheit, Wirksamkeit<br />

und Effi zienz des Original-Präparats<br />

verglichen.


3 4<br />

unsere geschäfte<br />

3 Biopharmazie-Produktionsstätte in Fremont (USA):<br />

Zellkultur und ‚Fill and Finish‘<br />

4 Biopharmazie-Produktionsstätte in Biberach (Deutschland):<br />

Fermentation von Zellkulturen und ‚Fill and Finish‘<br />

5 Biopharmazie-Produktionsstätte in Wien (Österreich):<br />

Fermentation von Mikroorganismen<br />

Kostenersparnis <strong>durch</strong> Biosimilars<br />

Nach der Entwicklung des Arzneimittels<br />

besteht die Herausforderung darin,<br />

die Präparate den Patienten zur Verfügung<br />

zu stellen. Bisher sind in der<br />

Europäischen Union verschiedene Biosimilars<br />

zu vier Original-Präparaten<br />

eingeführt worden. Die mit den Jahren<br />

gewachsene Erfahrung mit Biosimilars<br />

hat zu Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen<br />

geführt. Das Einsparungspotenzial<br />

<strong>durch</strong> den Einsatz von Biosimilars<br />

ist auch Bestandteil der Gesundheitsreform<br />

in den USA, die von der<br />

jetzigen Regierung im Jahr 2009 eingeführt<br />

wurde. Angesichts der hohen Belastungen<br />

von Gesundheitssystemen<br />

weltweit, z. B. in Schwellenländern<br />

wie Brasilien, Mexiko, Russland und<br />

China, rechnen wir damit, dass diese<br />

Märkte die Einführung preisgünstiger<br />

Biosimilars von hoher Qualität begrüßen<br />

werden.<br />

biopharmazie produktionsstandorte<br />

1<br />

1 fremont, usa<br />

2 biberach, deutschland<br />

3 wien, österreich<br />

UNSER GESCHÄFTSBEREICH BIOSIMILARS<br />

Die biopharmazeutischen Herstellungszentren<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in Wien, Biberach<br />

und Fremont werden eine tragende Säule für die<br />

Etablierung unseres neuen Geschäftsbereichs<br />

Biosimilars sein.<br />

Wir arbeiten eng mit den wichtigsten Zulassungsbehörden<br />

und Entwicklungseinrichtungen zusammen,<br />

um alle Anforderungen für die erfolg-<br />

5<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

2<br />

3<br />

reiche Entwicklung und Zulassung von hochwertigen<br />

Biosimilars zu erfüllen.<br />

Biosimilars werden ein wichtiger Teil des Marktes<br />

für Biopharmazeutika werden und den Zugang der<br />

Patienten zu lebensrettenden und lebensqualitätverändernden<br />

Medikamenten zu erschwinglicheren<br />

Preisen verbessern. Unser neuer Geschäftsbereich<br />

gibt uns die Gelegenheit, Patienten weltweit mit<br />

Biosimilars von hoher Qualität zu versorgen.<br />

Wir verbinden Wissen und Innovation<br />

71


# 3.3<br />

TIERGESUNDHEIT – BESSERE<br />

THERAPIEANSÄTZE<br />

Innovationskraft ist die Antriebsfeder für den Geschäftsbereich Tiergesundheit von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Unser Ziel ist es, neue Lösungsansätze für die Prävention<br />

und die Therapie von Erkrankungen bei Tieren bereitzustellen. Im Streben danach<br />

sehen wir die beste Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft.<br />

Siehe auch<br />

unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />

72<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


unsere geschäfte<br />

PRÄVENTION ERNST NEHMEN<br />

Impfstoffe sind zweifellos einer der wichtigsten Bestandteile der<br />

modernen Tiermedizin. Unser Tiergesundheitsgeschäft arbeitet<br />

kontinuierlich daran, Landwirten, Tieren, Tierärzten und Verbrauchern<br />

innovative Medikamente zur Verfügung zu stellen.<br />

Eine wachsende Weltbevölkerung und<br />

anhaltendes Wirtschaftswachstum,<br />

insbesondere in den sich schnell entwick<br />

elnden Schwellenländern, führen<br />

zu einem höheren Proteinverbrauch,<br />

wobei Fleisch als wichtigste Eiweißquelle<br />

im Ernährungsplan gilt.<br />

Der Bedarf an unbedenklichen, nährstoffreichen<br />

Nahrungsmitteln wird<br />

zunehmend größer. Nachhaltigkeit ist<br />

auch in diesem Zusammenhang ein<br />

wichtiges Thema, das von Unternehmen,<br />

die im Bereich Tiergesundheit<br />

tätig sind, berücksichtigt werden muss.<br />

Tierschutz, Resistenzentwicklung gegenüber<br />

antimikrobiellen Wirkstoffen<br />

und Lebensmittelsicherheit sind wichtige<br />

Aspekte und erfordern adäquate<br />

Lösungen.<br />

Der Prävention und Innovation verpfl<br />

ichtet<br />

Unter den Anbietern von Schweine-<br />

Impfstoffen waren wir 2011 weltweit<br />

führend. Wir sehen es als unsere Verantwortung,<br />

die Gesundheit und das<br />

Wohlbefi nden der Menschen zu fördern,<br />

indem wir einen Beitrag zu einer<br />

ausreichenden Versorgung mit sicheren<br />

und nahrhaften Lebensmitteln leisten.<br />

Impfstoffe gewinnen für alle Tierarten<br />

erheblich an Bedeutung. Seit Jahren ist<br />

unser Geschäftsbereich Tiergesundheit<br />

besonders in der Vorbeugung von<br />

Krankheiten aktiv. In der Vergangenheit<br />

haben unsere Wissenschaftler <strong>durch</strong> die<br />

frühzeitige Entwicklung moderner<br />

Impfstoffe die erfolgreiche Bekämpfung<br />

neu entstehender Pathogene ermöglicht.<br />

Unsere führende Rolle bei zukunftsweisenden<br />

Innovationen möchten wir<br />

ausbauen, z. B. <strong>durch</strong> die Einführung<br />

von Impfstoffen gegen neu auftretende<br />

Krankheiten und <strong>durch</strong> verbesserte Impfstoffe<br />

mit höherer Wirksamkeit gegen<br />

bestehende Pathogene.<br />

Die Bedeutung von Impfstoffen<br />

Unser Tiergesundheitsgeschäft bietet<br />

Schweineimpfstoffe wie ingelvac<br />

circoflex®, ingelvac mycoflex®,<br />

ingelvac® prrs mlv und enterisol®<br />

ileitis an, die marktführend sind.<br />

Wie wichtig Impfungen sind, ist offensichtlich.<br />

Prävention ernst zu nehmen, bedeutet,<br />

wann immer möglich Vorbeugung einer<br />

therapeutischen Intervention vorzuziehen.<br />

Durch die Anwendung von Impf-<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

Bis heute stellt das PRRS-Virus<br />

eines der Hauptprobleme für<br />

Landwirte dar.<br />

1994 brachte unser Tiergesundheitsgeschäft<br />

ingelvac® prrs, den<br />

ersten Impfstoff gegen dieses<br />

Virus, auf den Markt.<br />

Prävention ernst nehmen<br />

73


UNSER WELTWEITES FORSCHUNGSNETZWERK IN DER TIERGESUNDHEIT<br />

1 fort dodge/ames/st. joseph, usa<br />

2 guadalajara, mexiko<br />

Teilnehmer der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Swine Academy (BISA) 2011<br />

(Foto: Dani Ausen, Iowa State University)<br />

WERTE SCHAFFEN DURCH<br />

WISSENSCHAFTLICHEN DIALOG<br />

Als Arbeitgeber der Wahl nehmen<br />

wir das Konzept, in vielversprechende<br />

Talente zu investieren,<br />

sehr ernst. Unser Unternehmen<br />

bringt intern wie extern junge Forscher<br />

mit erfahrenen Wissenschaftlern<br />

zusammen und bietet<br />

weltweite Plattformen zur Förderung<br />

der Kommunikation und des<br />

wissenschaftlichen Austauschs an.<br />

Junge ebenso wie erfahrene Wissenschaftler<br />

profi tieren von der<br />

gegenseitigen Diskussion neuester<br />

Erkenntnisse zu Prävention<br />

und zur Entwicklung führender<br />

Impfstoffe.<br />

74<br />

2<br />

1<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

3<br />

5<br />

3 ingelheim/hannover, deutschland<br />

4 tokio, japan<br />

5 shanghai, china<br />

stoffen können Krankheiten verhindert<br />

werden, bevor sie auftreten. Auf diese<br />

Weise kann der Bedarf für eine Antibiotikabehandlung<br />

und die Gefahr einer<br />

Resistenzbildung verringert werden.<br />

Auf Verbraucherbedürfnisse reagieren<br />

Der Präventionsschwerpunkt unseres<br />

Tiergesundheitsgeschäftes deckt sich<br />

zweifellos mit den – derzeitigen wie zukünftigen<br />

– Bedürfnissen von Verbrauchern.<br />

Gesunde Ernährung ist ein<br />

wichtiger Faktor, der die Lebensqualität<br />

bestimmt und weiterhin bestimmen<br />

wird. Nicht nur achten Verbraucher stärker<br />

auf die Preise der Waren, die sie kaufen,<br />

sondern hinterfragen zunehmend<br />

auch Aspekte wie artgerechte Tierhaltung,<br />

Nahrungsmittel sicherheit und<br />

Umweltschutz. Krankheiten <strong>durch</strong> Immunisierung<br />

mit unseren innovativen<br />

Impf stoffen vorzubeugen, ist vor diesem<br />

Hintergrund eine wirkungsvolle<br />

Antwort auf solche Forderungen.<br />

Unser Globales Forschungsnetzwerk<br />

Innovationen sind der Schlüssel, um<br />

bislang ungedecktem medizinischen<br />

Bedarf zu begegnen und so die Gesundheit<br />

und Lebensqualität von Tieren<br />

4<br />

1 2<br />

3 34<br />

spürbar zu verbessern. Forschung auf<br />

hohem Niveau bringt neue Konzepte<br />

hervor, die zu innovativen Produkten<br />

für Mensch und Tier führen. Dank<br />

fortschrittlicher Technologien konnten<br />

wir unsere Expertise in der Herstellung<br />

von Impfstoffen mit optimierter<br />

und besser vorhersagbarer Wirksamkeit<br />

deutlich ausbauen.<br />

Eine immer größere Rolle spielen in<br />

diesem Zusammenhang Verfahren der<br />

modernen Molekularbiologie und die<br />

Entschlüsselung des Genoms der Zielpathogene.<br />

Wir sind davon überzeugt,<br />

dass die frühzeitige Entdeckung von<br />

neu entstehenden Krankheiten bzw.<br />

von entsprechenden Instrumenten zu<br />

ihrer Bekämpfung künftig zum Schutz<br />

von Tieren und Landwirten beitragen<br />

wird.<br />

Zahlreiche weltweite Partnerschaften<br />

mit akademischen Institutionen sowie<br />

die Forschung und Entwicklung unseres<br />

Geschäfts mit Humanpharmazeutika<br />

bieten ein einzigartiges, fruchtbares<br />

wissenschaftliches Umfeld. Internationale<br />

Teams arbeiten im weltweiten<br />

Netzwerk eng zusammen, um innovative


1 Hannover (Deutschland)<br />

2 Shanghai (China)<br />

3 St. Joseph (USA)<br />

4 Guadalajara, Mexiko<br />

5 Wissenschaftler arbeiten im neuen<br />

Zellkultur-Labor in Shanghai.<br />

unsere geschäfte<br />

Lösungen zum Nutzen unserer Kunden<br />

auf den Markt zu bringen.<br />

Das hochmoderne Europäische Forschungszentrum<br />

für Tierimpfstoffe in<br />

Hannover wird gerade errichtet. Hier<br />

werden zukünftig innovative Impfstoffe<br />

gegen Erkrankungen bei Nutztieren<br />

erforscht und entwickelt. Weiterhin bietet<br />

dieses Forschungszentrum auch die<br />

Chance, unsere Verbindung zu den in<br />

der EU führenden akademischen Forschungsinstituten<br />

in der Tiermedizin zu<br />

stärken und die Zusammenarbeit mit<br />

ihnen zu vertiefen.<br />

Im rasant wachsenden Shanghai in<br />

China entsteht das Asian Veterinary<br />

Research and Development Center<br />

(AVRDC), in dem wir innovative Impf-<br />

stoffe für den asiatischen Markt entwickeln<br />

werden.<br />

Zusammen mit den globalen Forschungszentren<br />

in St. Joseph, Missouri (USA),<br />

und Guadalajara in Mexiko bieten wir<br />

ein einzigartiges Forschungsnetzwerk,<br />

in dem sich junge und ambitionierte<br />

Forscher weiterentwickeln können.<br />

5<br />

Ideales Umfeld für die Forschung<br />

Forscher aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen fi nden ein ideales Umfeld,<br />

um ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln<br />

und die Zukunft des Unternehmens<br />

mitzugestalten. Indem sie Einblick<br />

in den gesamten Ablauf von der<br />

Forschung und Entwicklung über die<br />

Produktion bis zum Erhalt von Kundenrückmeldungen<br />

<strong>durch</strong> Marketing und<br />

Vertrieb bekommen, bietet unser Tiergesundheitsgeschäft<br />

ihnen ausgezeichnete<br />

Möglichkeiten, um zu lernen und<br />

zu forschen.<br />

Prävention zahlt sich in vielerlei Hinsicht<br />

aus. Wir werden weiterhin führende<br />

Lösungen bereitstellen, die eine<br />

bessere Lebensqualität für Tiere und<br />

ihre Besitzer gewährleisten.<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

„In einem sich schnell verändernden<br />

Umfeld sind wir gut aufgestellt.<br />

Auch in Zukunft werden<br />

wir innovative Lösungen für<br />

unsere Kunden liefern. Hart<br />

umkämpfte Märkte erfordern<br />

ständige Veränderung und Anpassung,<br />

um erfolgreich zu sein.<br />

Unsere Teams sind unser Kapital,<br />

auf das wir dabei bauen.“<br />

george heidgerken<br />

managing director<br />

boehringer ingelheim<br />

tiergesundheit<br />

Prävention ernst nehmen<br />

75


1<br />

AUCH PFERDE WERDEN ALT<br />

Heutzutage leben nicht nur Menschen länger. Auch Pferde werden immer<br />

älter. Mit der Einführung von prascend® haben wir unser Portfolio<br />

für Pferdemedikamente erweitert und unsere Expertise auf das Gebiet<br />

Endokrinologie und Geriatrie beim Pferd ausgedehnt.<br />

76 %<br />

STUDIE ZUR WIRKSAMKEIT VON<br />

PRASCEND® BELEGT POSITIVE<br />

WIRKUNG FÜR PFERDE MIT PPID<br />

Pferde profi tieren in hohem Maße<br />

von einer angemessenen therapeutischen<br />

Behandlung. Wir haben<br />

eine bislang einmalige umfangreiche<br />

Feldstudie <strong>durch</strong>geführt. Die<br />

Ergebnisse haben gezeigt, dass<br />

sich der Zustand von 76 % der behandelten<br />

Tiere nach der Behandlung<br />

mit prascend® verbessert hat.<br />

76<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Der Bereich „geriatrisches Pferd“ wird<br />

aufgrund der verbesserten medizinischen<br />

Versorgung und der Tatsache,<br />

dass immer mehr Menschen ihr Pferd<br />

als Familienmitglied und als Sportpartner<br />

betrachten, immer bedeutender.<br />

In einigen Ländern ist prascend® zur<br />

Behandlung der Symptome des Equinen<br />

Cushing Syndroms (Pituitary Pars Intermedia<br />

Dysfunction, PPID) zugelassen,<br />

eine der häufi gsten Krankheiten<br />

bei Pferden über 15 Jahre. PPID bei<br />

langjährig daran leidenden Pferden<br />

wird vom Besitzer oder Tierarzt meist<br />

an der selbst im Sommer vorhandenen<br />

langen, lockigen Behaarung erkannt.<br />

Andere, weniger spezifi sche Anzeichen<br />

sind zum Beispiel Laminitis, eine<br />

2<br />

1 Pferd, das am Equinen Cushing Syndrom<br />

(PPID) leidet.<br />

2 Lockiges Fell ist ein klinisches Anzeichen<br />

für PPID und tritt selbst im Sommer auf.<br />

schmerzhafte und häufi g unheilbare<br />

Krankheit der Hufe, aber auch Immunsuppression,<br />

schlechte körperliche Verfassung<br />

und Verlust der Leistungsfähigkeit.<br />

Die Krankheit ist nicht heilbar und<br />

erfordert nach Diagnosestellung eine<br />

tägliche, lebenslange Behandlung.<br />

Endokrinologie des Pferdes verstehen<br />

Endokrinologie des Pferdes war lange<br />

ein vernachlässigter Bereich der Wissenschaft.<br />

Bis heute verwechseln Pferdebesitzer<br />

Krankheitsanzeichen ihres Tieres<br />

mit bloßen Alterungserscheinungen.<br />

Weitere Informationen sind nötig, um in<br />

der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für<br />

Therapiemöglichkeiten zu schaffen. Mit<br />

den heute verfügbaren, modernen Diagnosemethoden<br />

ist es möglich, Pferde mit<br />

bestimmten endokrinologischen Erkrankungen<br />

zu behandeln, die zuvor<br />

kaum bekannt waren.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist das erste Unternehmen,<br />

das ein zugelassenes Medikament<br />

gegen PPID anbietet, eine Krankheit,<br />

von der mindestens 15 – 30 % der<br />

Pferde im Alter von über 15 Jahren betroffen<br />

sind.


unsere geschäfte<br />

degeneriertes neuron<br />

Gesundheitsmanagement als<br />

entscheidender Faktor<br />

Sobald die Zeit der erfolgreichen Turniere<br />

vorüber ist, nimmt das Pferd die<br />

Rolle eines Kameraden und Familienmitglieds<br />

ein. In dieser Lebensphase des<br />

Pferdes wird ein gutes Gesundheitsmanagement<br />

immer wichtiger.<br />

Ältere Pferde können an Gesundheitsproblemen<br />

leiden, die regelmäßige<br />

Untersuchungen und eine sorgfältige<br />

Überwachung erfordern. Unter diesem<br />

Gesichtspunkt wird die Medizin im Bereich<br />

„Pferdegeriatrie“ immer wichtiger.<br />

Mit prascend® wird dem Tierarzt die<br />

Möglichkeit gegeben, darauf zu reagieren.<br />

Verfeinerte Diagnosemethoden<br />

sollten in Betracht gezogen werden, da<br />

sie zu einer klareren Kenntnis von altersbedingten<br />

Gesundheitsproblemen<br />

führen, wovon Pferde ebenso wie ihre<br />

Besitzer profi tieren.<br />

Den Dialog fördern<br />

Mit diesem Hintergrundwissen und ab<br />

einer gewissen Anzahl an behandelten<br />

Pferden kann ein Tierarzt sogar ein-<br />

schätzen, wie häufi g diese Krankheit<br />

auftritt. Wir unterstützen den Dialog<br />

zwischen Tierarzt und Pferdebesitzer,<br />

um eine Früherkennung von PPID zu<br />

fördern und Pferde zu retten, die in der<br />

Vergangenheit eingeschläfert worden<br />

wären.<br />

Der Pferdebesitzer wird ebenfalls darin<br />

bestärkt, aktiv an präventiven Gesundheitsmaßnahmen<br />

mitzuwirken. Sorgfältig<br />

<strong>durch</strong>geführte Gebiss- und Hufpfl<br />

ege sowie Entwurmung liefern dem<br />

Tierarzt wertvolle Informationen, auf<br />

die er den Halter ansprechen kann,<br />

damit sie bei der Behandlung des Pferdes<br />

berücksichtigt werden können.<br />

Dank der zukunftsorientierten therapeutischen<br />

Lösungen, die wir für<br />

Haustiere entwickelt haben, können<br />

Besitzer und ihre Pferde eine längere<br />

und ungetrübte gemeinsame Zeit<br />

verbringen.<br />

gesundheit für bessere lebensqualität<br />

DEGENERIERTES NEURON<br />

prascend® ist ein Dopamin-Mimetikum,<br />

welches das fehlende Dopamin in Pferden<br />

mit PPID ersetzt. Durch Bindung an den<br />

Rezeptor vermindert es die Sekretion der<br />

Hypophysenhormone (siehe unten) auf<br />

Normalkonzentration, was zu einer Besserung<br />

der Krankheitssymp tome führt.<br />

end – endorphin<br />

acth – adreno-corticotropin-hormon<br />

msh – melanozyten-stimulierendes<br />

hormon<br />

prascend®<br />

„Zippity Do Dah, unsere 29<br />

Jahre alte Quarter-Horse-Stute,<br />

ist ein ganz besonderes Familienmitglied,<br />

sie hat PPID und bisher<br />

stark von der Therapie profi tiert,<br />

was sich z. B. in weniger Sekundärinfektionen,<br />

verbessertem<br />

Fell und höherer allgemeiner<br />

Vitalität zeigt. Sie trägt unseren<br />

Sohn Evan und andere Kinder,<br />

die gerade reiten lernen, gern<br />

auf ihrem Rücken.“<br />

dr. med. vet. kate christmas,<br />

tierärztin und besitzerin eines<br />

geriatrischen pferdes<br />

Auch Pferde werden alt<br />

77


# 04<br />

PERSPEKTIVE<br />

FÜR NEUE MÄRKTE<br />

Wirtschaftliche und demografi sche Veränderungen sowie Änderungen der Lebensweise werden<br />

die Attraktivität und Bedeutung der Emerging Markets als wichtige Märkte für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

weiter erhöhen. Unser Produktportfolio, unsere Forschung und Entwicklung und Produktionsmöglichkeiten,<br />

regulatorisches Know-how sowie unsere Arbeitskräfte in diesen Schlüsselregionen<br />

sind für uns wichtige Erfolgsfaktoren. So können wir die Chancen dieser wachsenden und noch<br />

fl exiblen Marktumfelder nutzen und den großen Bedarf an medizinischer Behandlung befriedigen.<br />

Siehe auch<br />

unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />

80 EMERGING MARKETS – WACHSENDE BEDEUTUNG<br />

86 INDIEN – HOHER UNGEDECKTER MEDIZINISCHER BEDARF<br />

89 CHINA – INVESTITIONEN IN DAS GESUNDHEITSSYSTEM<br />

92 BRASILIEN – BESSERE BEHANDLUNGSOPTIONEN<br />

78<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />

Perspektive für neue Märkte 79


85 % der Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate leben in der Hauptstadt<br />

Dubai. Hier spielt sich fast das gesamte wirtschaftliche, soziale, kulturelle und<br />

politische Leben der Emirate ab.<br />

EMERGING MARKETS –<br />

WACHSENDE BEDEUTUNG<br />

Die sich etablierenden Märkte (Emerging Markets) sind <strong>durch</strong> hohe<br />

Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und riesige, wachsende<br />

Bevölkerungen gekennzeichnet. Charakteristisch für sie ist aber<br />

auch, dass die Menschen dort ihre Gesundheitsausgaben meist aus<br />

eigener Tasche bestreiten müssen. Dies erschwert ärmeren Bevölkerungsschichten<br />

den Zugang zu Medikamenten.<br />

80<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

In Regionen wie den BRIC-Staaten –<br />

Brasilien, Russland, Indien und China<br />

(von denen wir einige auf den Seiten 86<br />

bis 93 näher beleuchten) – sind hohe<br />

Wachstumsraten zu beobachten. Es gibt<br />

aber auch weniger klassische, neue<br />

Emerging Markets im Nahen Osten, in<br />

Asien, Afrika oder Lateinamerika, die<br />

ein erhebliches Maß an wirtschaftlicher<br />

Entwicklung und ein beträchtliches<br />

Wachstumspotenzial aufweisen können.<br />

Diese Regionen werden in absehbarer<br />

Zukunft zunehmend an Bedeu-<br />

tung gewinnen. Einige Beispiele für<br />

Länder mit Standorten von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> sind auf den folgenden Seiten<br />

zu fi nden.<br />

Chancen und Herausforderungen<br />

Obwohl die Emerging Markets erhebliche<br />

Chancen bieten, gibt es dort auch<br />

Herausforderungen, die bewältigt werden<br />

müssen. So sind sie für jede Form<br />

von Wirtschaftsabschwung, hohe Infl ationsraten<br />

sowie gesetzgeberische und<br />

politische Veränderungen besonders<br />

anfällig.<br />

Sie unterscheiden sich unter anderem in<br />

der Handhabung geistiger Eigentumsrechte,<br />

im Grad des praktizierten Protektionismus,<br />

in Erkrankungsmustern,<br />

in der wirtschaftlichen und demografi -<br />

schen Entwicklung und auch in den<br />

überkommenen Regelungen für die Erstattung<br />

von Gesundheitsausgaben. In<br />

diesem Zusammenhang ist auf die<br />

Wechselwirkungen zwischen der Bereitschaft,<br />

für pharmazeutische Produk-


1 2 3<br />

te einen Aufpreis zu zahlen, und dem<br />

existierenden Erstattungssystem hinzuweisen.<br />

Pharmamärkte<br />

Aufgrund von veränderten Lebensgewohnheiten<br />

besteht ein großer Bedarf<br />

an medizinischer Behandlung. Der<br />

größte Teil der Gesundheitsaufwendungen<br />

in den Emerging Markets wird von<br />

den Betroffenen aus eigener Tasche<br />

bestritten. Die fi nanziellen Möglichkeiten<br />

der Menschen, Arzneimittel selbst<br />

zu bezahlen, variieren aber ganz erheblich.<br />

Fehlende Erschwinglichkeit von<br />

Medikamenten und Impfstoffen ist nur<br />

eine von vielen Barrieren, die den Zugang<br />

zu medizinischer Versorgung erschweren.<br />

Die existierenden Standards<br />

unterscheiden sich voneinander und<br />

viele der Ärmsten haben keinen Zugang<br />

zu Krankenhäusern oder Kliniken.<br />

Die Emerging Markets unterliegen<br />

ständigen Veränderungen in unterschiedlichen<br />

Bereichen. Eine zunehmende<br />

Inzidenz nicht übertragbarer<br />

Krankheiten wie Asthma und Diabetes<br />

ist festzustellen. Mit wachsendem Zugang<br />

zu Gesundheitseinrichtungen<br />

zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />

1 Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens, ist die zweitgrößte<br />

Metropolregion in Südamerika (auf dem Bild Plaza del Congreso).<br />

2 Jakarta liegt an der Nordwestküste von Java, Indonesien,<br />

und hat ca. zehn Millionen Einwohner.<br />

3 Johannesburg ist die Landeshauptstadt der Provinz Gauteng,<br />

der wohlhabendsten Provinz Südafrikas und der größten Wirtschaft<br />

der subsaharischen Region.<br />

dürfte die Bevölkerung eher Medikamente<br />

verschrieben bekommen und<br />

kaufen können. Zudem werden Kranke<br />

dank der Ausweitung der Kostenerstattung<br />

im Rahmen der öffentlichen Gesundheitssysteme<br />

einen breiteren Zugang<br />

zu Medikamenten erhalten. Im<br />

Zuge des Ausbaus der öffentlichen Gesundheitssysteme<br />

werden sich aber<br />

auch aufgrund der damit verbundenen<br />

fi nanziellen Belastungen wachsende<br />

Chancen für Generika ergeben, die generell<br />

den innovativeren und normalerweise<br />

viel teureren Originalprodukten<br />

vorgezogen werden. Dennoch werden<br />

auch Originalprodukte ihren Platz haben.<br />

Ziel muss es sein – was ebenso eine<br />

Herausforderung darstellt –, möglichst<br />

viele Menschen mit Medikamenten und<br />

Impfstoffen zu versorgen. Daher stellen<br />

wir als forschendes Pharmaunternehmen<br />

eine breite Palette von Medikamenten<br />

bereit, die in den Emerging<br />

Markets im Rahmen ihrer divergierenden<br />

Gesundheitssysteme angeboten<br />

werden können. Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Gegebenheiten in den einzelnen<br />

Ländern müssen dabei verschiedene<br />

Bedürfnisse berücksichtigt werden.<br />

Quellen Kapitel Perspektive für neue Märkte:<br />

Asian International Vocational Center 2012<br />

Auswärtiges Amt (Deutschland) 2010<br />

Business Wire 2010<br />

Datamonitor 2010<br />

dpa 2011<br />

Internationaler Währungsfonds 2010, 2011<br />

McKinsey 2010<br />

Weltbank 2010<br />

Emerging Markets – wachsende Bedeutung<br />

81


82<br />

BOEHRINGER INGELHEIM<br />

IN DER MENA-REGION<br />

Wir steuern unsere Aktivitäten in der Region<br />

<strong>durch</strong> die Regionale Betriebseinheit<br />

Naher Osten mit Sitz in Dubai, Vereinigte<br />

Arabische Emirate.<br />

Aufgrund der politischen Unruhen im Jahr<br />

2011 herrscht erhebliche Volatilität auf<br />

dem Markt. Trotz dieser Turbulenzen im<br />

Gefolge des Arabischen Frühlings haben<br />

wir 2011 anhaltend gute Ergebnisse verzeichnet<br />

und wurden in Saudi-Arabien,<br />

im Libanon und in Algerien als eines der<br />

am schnellsten wachsenden Unternehmen<br />

eingestuft. Dazu haben etablierte Produkte<br />

wie spiriva®, micardis® und metalyse®<br />

einen wesentlichen Beitrag geleistet.<br />

Voller Vertrauen in und Engagement für die<br />

Region haben wir 2011 in den Bau neuer<br />

Bürogebäude in Ägypten investiert (Bild<br />

oben: Eröffnungszeremonie). Wir unterhalten<br />

lokale Produktionsvereinbarungen mit<br />

rund 35 Partnern in der Region.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

[ mena-staaten ]<br />

331 Mio.<br />

bevölkerung<br />

Naher Osten und Nordafrika<br />

[mena-staaten]<br />

1,07 Bio. USD<br />

bip<br />

Die MENA-Region ist eine wirtschaftlich<br />

mannigfaltige Region, zu der sowohl<br />

die reichen erdölfördernden Golfstaaten<br />

als auch Länder wie Ägypten,<br />

Marokko und der Jemen gehören, die,<br />

gemessen an ihrer Bevölkerungszahl,<br />

nur über geringe Ressourcen verfügen.<br />

In der Region befi nden sich gewaltige<br />

Erdöl- und Gasreserven. Insgesamt<br />

rund 331 Millionen Menschen leben im<br />

Nahen Osten und in Nordafrika. Das<br />

BIP der gesamten Region beträgt über<br />

1 Billion USD. Aufgrund des Wachstums<br />

ist mit einem Ausbau der Infrastruktur<br />

und einem sich schnell wandelnden regulatorischen<br />

Umfeld zu rechnen.<br />

Das größte Wachstumspotenzial im<br />

MENA-Pharmamarkt entfällt auf Algerien,<br />

Saudi-Arabien, Ägypten, den Libanon,<br />

die Vereinigen Arabischen Emirate<br />

und den Iran. Der Pharmamarkt setzt<br />

sich aus privatem, öffentlichem und<br />

institutionellem Geschäft zusammen.<br />

Die auf dem Markt dominierenden<br />

Medikamente sind Antirheumatika,<br />

Antibiotika, Vitamine und Antidiabetika.<br />

dubai<br />

regionale hauptniederlassung<br />

Der Markt ist dabei in hohem Maße auf<br />

importierte Pharmazeutika angewiesen.<br />

Verband Südostasiatischer Staaten<br />

[asean-staaten]<br />

Die ASEAN-Region ist der weltweit größte<br />

regionale Emerging Market mit einer<br />

Bevölkerung von insgesamt 600 Millionen<br />

Menschen. Die Demografi en in den<br />

zehn ASEAN-Staaten variieren erheblich.<br />

Indonesien ist mit 39 % der gesamten<br />

ASEAN-Bevölkerung bei weitem<br />

das größte Land. Menschen zwischen<br />

15 und 60 Jahren machen einen großen<br />

Bevölkerungsanteil in der Region aus.<br />

Die ASEAN-Staaten werden in der Weltwirtschaft<br />

künftig präsenter sein und<br />

eine zunehmend wichtigere Rolle spielen.<br />

Das BIP der Region beläuft sich auf<br />

insgesamt 1,84 Billionen USD. Die Volkswirtschaften<br />

der ASEAN-Staaten unterscheiden<br />

sich voneinander, sowohl was<br />

den Grad der Entwicklung als auch das<br />

institutionelle und wirtschaftspolitische<br />

Umfeld anbelangt.<br />

Die Gesundheitseinrichtungen und<br />

-leistungen in den einzelnen Ländern<br />

sind ebenfalls verschieden. Die alternde


[ asean-staaten ]<br />

jakarta<br />

regionale hauptniederlassung<br />

Bevölkerung in den weiterentwickelten<br />

asiatischen Ländern stellt eine große<br />

Herausforderung dar. Der wachsende<br />

Wohlstand und der Wille der Regierungen,<br />

die Gesundheitsversorgung der<br />

Bevölkerung zu verbessern, begünstigen<br />

die Expansion des Pharmamarkts in<br />

allen ASEAN-Staaten. In den meisten<br />

von ihnen ist eine wachsende Markt<strong>durch</strong>dringung<br />

<strong>durch</strong> Generika aufgrund<br />

zunehmender Akzeptanz und<br />

Nutzung sowie starker Werbung für<br />

diese Produkte zu registrieren. Dies<br />

führt zu einer verbesserten Verfügbarkeit<br />

von und Zugänglichkeit zu Medikamenten.<br />

Es ist mit anhaltendem Preisdruck zu<br />

rechnen, da die Regierungen bestrebt<br />

sind, die steigenden Gesundheitskosten<br />

unter Kontrolle zu halten. Das gilt vor<br />

allem für Märkte ohne Kostenerstattung,<br />

wo die Patienten ihre Medikamente<br />

aus der eigenen Tasche bezahlen.<br />

Die Möglichkeit weiterer Preissenkungen,<br />

auch solcher freiwilliger Art, ist<br />

<strong>durch</strong>aus gegeben.<br />

Indonesien ist die führende Volkswirtschaft<br />

in der ASEAN-Region. Zwei<br />

zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />

600 Mio.<br />

bevölkerung<br />

bogor<br />

produktionsstandort<br />

1,84 Bio. USD<br />

bip<br />

Drittel des indonesischen BIP gehen auf<br />

den Binnenkonsum zurück, wo<strong>durch</strong><br />

das Land weniger anfällig für Turbulenzen<br />

in der globalen Wirtschaft ist.<br />

Allerdings sind eine fehlende Infrastruktur,<br />

Terrorismus, Korruption und<br />

Naturkatastrophen bleibende Bedrohungen<br />

für die junge, aber stabile Demokratie<br />

mit ihrer wachsenden Mittelschicht.<br />

Die fi nanzielle Förderung der Gesundheitsversorgung<br />

<strong>durch</strong> den Staat ist<br />

gering. Doch das kräftige Wirtschaftswachstum<br />

hat zu steigenden Gesundheitsausgaben<br />

geführt. Die Dominanz der<br />

lokalen Unternehmen spiegelt sich darin<br />

wider, dass Indonesien den höchsten<br />

Anteil an Generika in ganz Südostasien<br />

hat. Preissenkungen für die derzeit<br />

auf dem Markt angebotenen Präparate<br />

und die Preisgestaltung von neu entwickelten,<br />

innovativen Medikamenten<br />

stellen nach wie vor eine der größten<br />

Herausforderungen dar. Durch den von<br />

der Regierung eingeleiteten Übergang<br />

von einem Selbst zahler -Markt zu einem<br />

Markt mit weitgehender Kostenerstattung<br />

bis 2014 sind massive Veränderungen<br />

zu erwarten.<br />

BOEHRINGER INGELHEIM<br />

IN DER ASEAN-REGION<br />

Wir sind in Indonesien als einem der<br />

Länder der ASEAN-Region mit unserer<br />

Hauptniederlassung in Jakarta (Bild oben)<br />

und unserem Produktionsstandort in<br />

Bogor vertreten.<br />

2011 war ein erfolgreiches Jahr für uns<br />

und Indonesien war erstmals das Land<br />

Südostasiens mit dem höchsten Absatz.<br />

Unsere drei gleichermaßen starken Geschäftsfelder<br />

Verschreibungspfl ichtige<br />

Medikamente, Selbstmedikation und Industriekundengeschäft<br />

werden zurzeit<br />

<strong>durch</strong> die aufstrebende Sparte Tiergesundheit<br />

ergänzt.<br />

2011 haben wir pradaxa® auf den Markt<br />

gebracht und die Einführung von trajenta®<br />

und twynsta® ist für 2012 vorgesehen.<br />

pharmaton®, bisolvon® und dulcolax®<br />

sind in Indonesien schon jetzt drei starke<br />

Marken aus unserem Selbstmedikationsportfolio.<br />

Unsere Pharmaproduktion in Indonesien –<br />

als Drehscheibe für den Export in die<br />

meisten anderen Länder der ASEAN-Freihandelszone<br />

und darüber hinaus – hat für<br />

unser Operations-Netzwerk an Bedeutung<br />

gewonnen. Wir werden weiter in die<br />

Produktion investieren, um in absehbarer<br />

Zukunft weitere Länder beliefern zu können.<br />

Außerdem arbeiten wir als zuverlässiger<br />

Geschäftspartner vor Ort mit mehreren<br />

multinationalen Unternehmen<br />

zusammen.<br />

Emerging Markets – wachsende Bedeutung<br />

83


84<br />

BOEHRINGER INGELHEIM<br />

IM SUBSAHARISCHEN AFRIKA<br />

Seit 2007 betreut <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in<br />

Südafrika (gegründet 1966) unsere Geschäftsaktivitäten<br />

in der gesamten Region<br />

subsaharisches Afrika. Das Hauptaugenmerk<br />

unseres Geschäfts liegt auf Ost- und<br />

Westafrika, wobei die wichtigsten Länder<br />

derzeit Kenia und Nigeria sind. 2011 haben<br />

wir pradaxa® und twynsta® erstmals<br />

innerhalb Afrikas in Namibia eingeführt.<br />

2012 werden wir weitere Markteinführungen<br />

starten, speziell in Südafrika.<br />

Der Zugang zu Behandlung und guter medizinischer<br />

Versorgung ist in vielen afrikanischen<br />

Ländern nach wie vor stark begrenzt.<br />

Wir engagieren uns länderübergreifend in<br />

der Bekämpfung der verheerenden Aids-<br />

Pandemie in Programmen zur Verhinderung<br />

der Mutter-Kind-Übertragung von<br />

HIV/Aids. Generikaherstellern, die von der<br />

WHO präqualifi ziert sind, haben wir sogenannte<br />

„Non-Assert-Erklärungen“ zur Herstellung<br />

von Präparaten mit dem Wirkstoff<br />

Nevirapin bzw. Tipranavir ausgestellt.<br />

Schulung und Ausbildung von medizinischen<br />

Fachkräften für die Grundversorgung<br />

stehen weiter im Fokus unserer Aktivitäten<br />

in diversen afrikanischen Ländern. In<br />

Gaborone, Botswana, unterhalten wir ein<br />

eigenes Schulungszentrum, das <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> Training Center. Ein weiteres<br />

Beispiel für unser Engagement in Botswana<br />

ist die HIV-Behandlungseinrichtung in<br />

Gumare, die sich im Einzugsgebiet von rund<br />

60.000 Menschen befi ndet. Außerdem<br />

haben wir in Südafrika den Zugang zu medizinischer<br />

Behandlung mit dem Bau des<br />

„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Lung Institute“<br />

(Bild oben) in Kapstadt in Zusammenarbeit<br />

mit der Universität Kapstadt weiter<br />

vorangetrieben.<br />

Unsere langjährige Unterstützung afrikanischer<br />

Studenten aus sozial benachteiligten<br />

Verhältnissen bei der Absolvierung einer<br />

kompletten medizinischen Ausbildung hat<br />

in den vergangenen Jahren mehr als 30 voll<br />

ausgebildete Ärzte hervorgebracht.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

[ subsaharisches afrika ]<br />

854 Mio.<br />

bevölkerung<br />

1,10 Bio. USD<br />

bip<br />

Subsaharisches Afrika<br />

Die Region subsaharisches Afrika umfasst<br />

Süd-, Ost-, West- und Zentralafrika,<br />

das heißt das gesamte Gebiet des<br />

Kontinents südlich der Sahara. In den<br />

47 Ländern leben insgesamt etwa<br />

854 Millionen Menschen. Mit Ausnahme<br />

von Südafrika sind über 40 % der<br />

Bevölkerung in den meisten Ländern<br />

der Region unter 15 Jahre alt. Afrika gilt<br />

als der ärmste bevölkerte Kontinent der<br />

Erde und ist <strong>durch</strong> niedrige Lebenserwartung,<br />

hohe Kindersterblichkeit, Gewalt<br />

und Instabilität gekennzeichnet.<br />

Südafrika ist, gemessen am BIP, das bei<br />

weitem wohlhabendste Land des Kontinents<br />

und wird als das wirtschaftliche<br />

Tor zum subsaharischen Afrika angesehen.<br />

Das Wohlstandsgefälle zwischen<br />

Arm und Reich ist in den meisten afrikanischen<br />

Staaten stark ausgeprägt<br />

und die Oberschicht verfügt über ein<br />

sehr viel höheres Einkommen als das<br />

Gros der Bevölkerung. Afrika ist auch<br />

der am wenigsten industrialisierte Kontinent:<br />

Im subsaharischen Afrika hat<br />

lediglich Südafrika eine nennens<strong>werte</strong><br />

Verarbeitende Industrie. Trotz überall<br />

verfügbarer billiger Arbeitskräfte wer-<br />

randburg<br />

regionale hauptniederlassung<br />

den die natürlichen Ressourcen des<br />

Kontinents fast alle zur Veredelung und<br />

Verarbeitung exportiert. In den letzten<br />

20 Jahren trugen Investitionen in die<br />

Infrastruktur mehr als die Hälfte zur<br />

besseren Wachstumsleistung Afrikas<br />

bei. Es sind weitere Investitionen erforderlich,<br />

um das Wachstum zu sichern<br />

und die Armut zu bekämpfen.<br />

In den letzten zehn Jahren hat der Pharmasektor<br />

erhebliche staatliche Reformen<br />

erfahren, darunter Gesetze über<br />

das Verbot von Rabatten und die Aus gabe<br />

von Mustern, Regelungen zur Durchsetzung<br />

der Generikasubstitution in<br />

Apotheken und zur Preisfestlegung für<br />

Medikamente. Aufgrund des sozialen<br />

Klimas in Südafrika steht die Gesundheitsversorgung<br />

auf der Agenda der Regierung<br />

ganz oben und es gibt Pläne,<br />

während der nächsten 20 Jahre schrittweise<br />

ein landesweites Krankenversicherungssystem<br />

einzuführen. Die kurzund<br />

mittelfristigen Ziele der Regierung<br />

konzentrieren sich auf die Bekämpfung<br />

der nicht übertrag baren Krankheiten<br />

wie Bluthochdruck und Diabetes, indem<br />

sie die Bevölker ung aufrufen, ihre<br />

Lebensgewohnheiten zu ändern. Das


mexico city<br />

regionale hauptniederlassung<br />

[ lateinamerika ]<br />

590 Mio.<br />

bevölkerung<br />

buenos aires<br />

regionale hauptniederlassung<br />

größte Problem ist<br />

nach wie vor HIV/Aids.<br />

Diese pandemische<br />

Krankheit hat die arbeitsfähige Bevölkerung<br />

vieler afrikanischer Staaten geradezu<br />

dezimiert oder droht, sie zu dezimieren.<br />

Lateinamerika<br />

Lateinamerika hat ein BIP von insgesamt<br />

knapp 5 Billionen USD und eine<br />

Bevölkerungszahl von über 590 Millionen.<br />

Die Menschen in Lateinamerika<br />

sind unterschiedlicher Herkunft, entstammen<br />

unterschiedlichen ethnischen<br />

Gruppen und Rassen, was die Region<br />

zu einer der vielfältigsten der Welt macht.<br />

Eines der größten Probleme Lateinamerikas<br />

ist nach wie vor die Armut.<br />

Für viele Menschen in Lateinamerika<br />

sind Medikamente zu teuer und sie<br />

müssen daher oft ohne auskommen.<br />

Normalerweise werden Generika Markenpräparaten<br />

vorgezogen. Staatliche<br />

Gesundheits- und Medikamentenprogramme<br />

sind für abgelegene Gemeinden<br />

bisher oft noch kompliziert und ineffektiv.<br />

Dennoch liegt die jährliche<br />

Wachstumsrate des Pharmamarkts bei<br />

zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />

4,97 Bio. USD<br />

bip<br />

über 10 % und wird voraussichtlich<br />

auch in den kommenden Jahren auf<br />

diesem oder einem höheren Level bleiben.<br />

Die Bevölkerungsstruktur erlebt<br />

eine Verschiebung, denn die Zahl der<br />

Menschen über 65 Jahre wächst. Altersbezogene<br />

Krankheiten wie Alzheimer<br />

stellen eine Herausforderung dar und<br />

entsprechende Medikamente werden<br />

benötigt. Zudem ist die Mittelschicht<br />

immer mehr von nicht übertragbaren<br />

Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes<br />

und Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen.<br />

BOEHRINGER INGELHEIM<br />

IN LATEINAMERIKA<br />

Eines der lateinamerikanischen Länder, in<br />

denen wir vertreten sind, ist Mexiko. Dort<br />

haben wir die landesweit einzige von der<br />

FDA/EMA (Food and Drug Administration/<br />

European Medicines Agency) zugelassene<br />

Anlage zur Herstellung von verschreibungspfl<br />

ichtigen und Selbstmedikationspräparaten.<br />

Guatemala, Honduras, El Salvador,<br />

Nicaragua, Panama, die Dominikanische<br />

Republik und Kuba werden von unserem<br />

mexikanischen Standort (Bild oben) aus<br />

betreut. pradaxa® wurde im Juni 2011 und<br />

trajenta® im September 2011 eingeführt.<br />

sifrol® ist die Nr. 1 im Parkinsonsegment<br />

und das von Neurologen am häufi gsten<br />

verschriebene Präparat.<br />

Die ROPU Südamerika (Argentinien, Kolumbien,<br />

Venezuela, Ecuador, Peru, Chile,<br />

Paraguay und Uruguay) wird von Buenos<br />

Aires aus verwaltet. Die Zulassungsbehörden<br />

in der Region variieren hinsichtlich<br />

ihrer Infrastruktur, Ressourcen und Expertise<br />

sehr stark. Jedes Land hat seine eigenen<br />

Vorgehensweisen für die Regulierung<br />

von Medikamenten, aber der Entwicklungsstand<br />

der Regelungen ist nicht überall<br />

gleich. Die Fristen für die Zulassung von<br />

Medikamenten in der Region schwanken<br />

generell zwischen vier und acht Monaten.<br />

Zu unseren Kernmarken in der ROPU gehörten<br />

2011 buscapina®, pharmaton® und<br />

bisolvon® im Selbstmedikationsgeschäft<br />

sowie micardis®, secotex® und spiriva®<br />

im Geschäft mit verschreibungspfl ichtigen<br />

Präparaten.<br />

Emerging Markets – wachsende Bedeutung<br />

85


Blick auf Mumbai, eine der Städte mit den<br />

meisten Einwohnern weltweit. Die Stadt liegt<br />

an der Westküste Indiens.<br />

INDIEN – HOHER UNGEDECKTER<br />

MEDIZINISCHER BEDARF<br />

Indien ist das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde.<br />

Die Verlagerung der Krankheitsbilder von übertragbaren Krankheiten<br />

hin zu mehr chronischen, „westlichen“ Krankheiten stellt die Pharmaindustrie<br />

vor eine Herausforderung.<br />

1,73 Bio.<br />

KONTINUIERLICHES WACHSTUM<br />

2010 lag das indische Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) bei 1,73 Billionen USD. Im<br />

Geschäftsjahr 2010 – 2011 wuchs die indische<br />

Wirtschaft um mehr als 8 %. Da<br />

der Binnenkonsum der Hauptmotor der<br />

indischen Wirtschaft ist, verzeichnete sie<br />

auch während der jüngsten Finanzkrise<br />

noch ein respektables Wachstum. Im<br />

Zehnjahreszeitraum 2010 – 2020 werden<br />

120 Millionen junge Leute zur indischen<br />

Erwerbsbevölkerung hinzukommen.<br />

Dies stellt die Regierung vor die extrem<br />

schwere Aufgabe, genügend Investitionen<br />

ins Land zu holen, um dieser großen<br />

Masse von jungen Leuten Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

bieten zu können.<br />

86<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Indien hat 1,21 Milliarden Einwohner.<br />

40 % der Inder sind unter 19 Jahre alt.<br />

Da die Geburtenrate unverändert hoch<br />

ist, wird Indien bald die größte Bevölkerung<br />

weltweit haben. Allerdings steigt<br />

der Anteil älterer Menschen, was sich<br />

auf die Herausforderungen, denen sich<br />

Indien im Gesundheitswesen in den<br />

kommenden Jahren stellen muss, erschwerend<br />

auswirken wird. Indien gehört<br />

weltweit zu den Volkswirtschaften<br />

mit dem stärksten Wachstum. Über die<br />

Jahre hat das Land stetig außergewöhnlich<br />

hohe Wachstumsraten seines BIP<br />

verzeichnet.<br />

Der Pharmamarkt<br />

In den letzten fünf Jahren wuchs der indische<br />

Pharmamarkt stetig um 12 % bis<br />

14 % pro Jahr. Agenturen für Marktbeobachtung<br />

und Beratungsunternehmen<br />

sagen voraus, dass sich die Wachstumsrate<br />

auch in Zukunft auf diesem Niveau<br />

halten wird oder sogar noch um einige<br />

Prozentpunkte höher ausfallen könnte.<br />

Vorherrschend auf dem Markt sind die<br />

sogenannten Markengenerika (branded<br />

generics), da Patentgesetze für Arzneimittel<br />

erst Anfang 2005 eingeführt wurden.<br />

Infolge dieser Patentgesetze begann die<br />

internationale Pharmaindustrie, stärker<br />

den indischen Markt zu fokussieren.<br />

Veränderte Lebensgewohnheiten<br />

In Indien ist eine allmähliche Verlagerung<br />

der Krankheitsbilder von übertragbaren<br />

Krankheiten hin zu mehr chronischen,<br />

nicht übertragbaren Krankheiten<br />

wie Bluthochdruck und Diabetes zu<br />

beobachten. Dieser Wandel in der Epidemiologie<br />

bedeutet, dass sich die Nach-


1<br />

1 Ein Einblick in Feierlichkeiten im indischen Bundesstaat Rajasthan<br />

2 Das Taj Mahal, eines der sieben Weltwunder, steht in Agra im indischen<br />

Bundesstaat Uttar Pradesh.<br />

3 Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind die größte Stärke Indiens.<br />

frage hin zu hochwertigen Medikamenten<br />

verschieben wird. Der rasche Anstieg<br />

von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen<br />

hat eine Situation geschaffen,<br />

in der wir als internationales<br />

Pharmaunternehmen eine Partnerrolle<br />

übernehmen können, um die neuesten<br />

Medikamente zur Behandlung dieser<br />

Krankheiten bereitzustellen.<br />

Zahlung aus der eigenen Tasche<br />

Da die indischen Patienten meistens<br />

2<br />

Zuzahlungen für Medikamente leisten<br />

müssen, ist der Markt extrem preissensibel.<br />

Neben den <strong>durch</strong> ungesunde Lebensweise<br />

verursachten Krankheiten ist<br />

ein weiterer Wachstumstreiber der Umstand,<br />

dass Medikamente aufgrund<br />

gestiegener Einkommen und der Ausweitung<br />

der Krankenversicherung erschwinglicher<br />

geworden sind. Höhere<br />

staatliche Ausgaben, der rasante Ausbau<br />

der medizinischen Infrastruktur und die<br />

Einführung patentierter, innovativer<br />

Präparate sind zusätzliche Faktoren, die<br />

zum Marktwachstum beitragen. All dies,<br />

in Verbindung mit einem hohen ungedeckten<br />

medizinischen Bedarf, hat die<br />

Attraktivität des indischen Marktes erheblich<br />

geändert. Die Einführungen pa-<br />

zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />

tentierter, innovativer Präparate <strong>durch</strong><br />

internationale Unternehmen in der jüngeren<br />

Vergangenheit haben gezeigt, dass<br />

eine vernünftige Preisgestaltung zu einem<br />

bedeutenden Eingriff in das lokale Leistungsvermögen<br />

des Patienten mit einem<br />

praktikablen Vertriebsmodell führen<br />

kann. Die Markengenerika werden aber<br />

noch mindestens 20 Jahre ihren Status<br />

als größtes Marktsegment behalten.<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und<br />

Neurologie<br />

Bisher ist unser Geschäft mit den Hauptprodukten<br />

actilyse® und metalyse® im<br />

Wesentlichen auf die Einrichtungen des<br />

Gesundheitssystems ausgerichtet. Die<br />

Zulassung von pradaxa® wird 2012 erwartet.<br />

Unsere Marktstudien haben hier<br />

einen hohen ungedeckten medizinischen<br />

Bedarf bestätigt. Um möglichst vielen<br />

Patienten die Vorteile von pradaxa® zukommen<br />

zu lassen, setzen wir zusammen<br />

mit Ärzten auf die konsequente medizinische<br />

Aufklärung über die SPAF Academy<br />

(siehe rechts). Und mit actilyse®<br />

und aggrenox® können wir unsere<br />

Zielgruppe mit einer umfassenden Produktpalette<br />

für die primäre und sekundäre<br />

Schlaganfallprävention versorgen.<br />

3<br />

SPAF ACADEMY –<br />

MEDIZINISCHE AUF KLÄRUNG<br />

ZUR PRÄVENTION VON<br />

SCHLAG ANFÄLLEN<br />

Wir haben dieses Aufklärungsprogramm<br />

gestartet, um die Fortschritte<br />

der modernen Medizin<br />

auf dem Gebiet der Prävention<br />

von Schlaganfällen bei Vorhoffl<br />

immern bekannter zu machen.<br />

Damit sollen Ärzte in Indien auf<br />

die Markteinführung von pradaxa®<br />

vorbereitet werden. Das Programm<br />

ist als Ableger und Verlängerung<br />

der weltweit laufenden<br />

Initiative konzipiert, mit dem gleichen<br />

Ziel: mindestens eine Million<br />

Schlaganfälle infolge von Vorhoffl<br />

immern zu verhindern. Es<br />

wird von einem Gremium von<br />

Spitzen-Elektrophysiologen und<br />

-Neurologen geleitet und richtet<br />

sich an eine Zielgruppe von rund<br />

5.000 Ärzten.<br />

Indien – hoher ungedeckter medizinischer Bedarf<br />

87


88<br />

BOEHRINGER INGELHEIM<br />

IN INDIEN<br />

Als eines der ersten zu 100 % in ausländischem<br />

Besitz befi ndlichen<br />

Pharmaunternehmen wurde <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> in Indien Ende 2003 gegründet.<br />

In den ersten Jahren konzentrierten<br />

wir uns darauf, die Vertriebswege<br />

und die Kontakte mit den<br />

staatlichen Behörden aufzubauen.<br />

2010 begann der Bereich Clinical<br />

Operations mit dem Bau eines größeren<br />

Zentrums für seine Aktivitäten.<br />

Mit verschreibungspfl ichtigen Medikamenten<br />

ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in<br />

Indien heute auf drei Therapiegebieten<br />

vertreten: Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

Stoffwechselerkrankungen<br />

und Erkrankungen des zentralen<br />

Nerven systems.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

mumbai<br />

hauptniederlassung<br />

Stoffwechselerkrankungen<br />

Da es in Indien bereits über 50 Millionen<br />

Menschen mit Diabetes gibt, wird sich<br />

dieses Therapiegebiet sicherlich zum<br />

Rückgrat unserer künftigen Marktpräsenz<br />

entwickeln. Um dieses neue, vielversprechende,<br />

aber hart umkämpfte Therapiegebiet<br />

erfolgreich zu erschließen,<br />

haben wir im Oktober 2011 eine lokale<br />

Partnerschaft mit Eli Lilly geschlossen.<br />

Seit Januar 2012 bewerben und vertreiben<br />

wir zusammen mit Eli Lilly deren Insulininjektionspräparat<br />

Humalog. Mit<br />

der Einführung von trajenta® im zweiten<br />

Halbjahr 2012 und der anschließenden<br />

Wirkstoffkombination mit Metformin<br />

wird Eli Lilly dann diese Präparate<br />

zusammen mit uns vermarkten.<br />

Selbstmedikation<br />

Der indische Selbstmedikationsmarkt hat<br />

großes Potenzial und dürfte in ein paar<br />

Jahren zu den Top Ten gehören. Zurzeit<br />

sind wir nicht in diesem Marktsegment<br />

vertreten. Unsere zwei Kernprodukte<br />

dulcolax® und buscopan® sind seit<br />

40 Jahren an einen lokalen Partner<br />

auslizenziert, der sie an Ärzte vermarktet.<br />

Wir sehen großes Potenzial darin, diese<br />

Marken in den rezeptfreien (OTC-)Status<br />

1,21 Mrd.<br />

bevölkerung<br />

1,73 Bio. USD<br />

bip<br />

zu überführen und die Produktlinien selektiv<br />

<strong>durch</strong> weitere Präparate zu ergänzen.<br />

Weitere Produktkategorien, die von<br />

Interesse sein dürften, sind Multivitamine<br />

sowie Husten- und Erkältungspräparate.<br />

Tiergesundheit<br />

Der Bereich Tiergesundheit hat seine Tätigkeit<br />

in Indien 2009 aufgenommen. Der<br />

Markt für Tiergesundheit in Indien ist<br />

weitestgehend auf Milchvieh ausgerichtet.<br />

Mit einem Bestand von 55 Millionen<br />

Kühen hat Indien die größte Milchviehpopulation<br />

der Welt, der Gefl ügelbestand<br />

ist ebenfalls einer der größten.<br />

Dennoch startete Animal Health India<br />

aufgrund regulatorischer Terminvorgaben<br />

den Geschäftsbetrieb Anfang 2010<br />

im Nischen-Segment Pferde. Inzwischen<br />

haben wir Zulassungen für eine Reihe<br />

von Gefl ügelimpfstoffen erhalten und<br />

das Geschäft im Gefl ügel-Segment begann<br />

im vierten Quartal 2011. Der<br />

nächste Schritt für uns ist der Eintritt in<br />

das Milchvieh-Segment zwischen 2012<br />

und 2013.


Shanghai ist das Paradebeispiel für die<br />

Entwicklung Chinas in den letzten Jahrzehnten;<br />

gewaltige Veränderungen sind<br />

aber im ganzen Land zu beobachten. Das<br />

Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts<br />

(BIP) gehört zu den weltweit<br />

höchsten, seitdem das Land 1979<br />

seine Reform- und Öffnungspolitik einleitete.<br />

Im zweiten Quartal 2011 überholte<br />

China Japan als die weltweit zweitgrößte<br />

Volkswirtschaft. Das BIP wuchs<br />

2010 um 10,3 % auf 5,88 Billionen USD<br />

und dürfte, über das Gesamtjahr 2011<br />

betrachtet, um 9,5 % steigen.<br />

zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />

CHINA – INVESTITIONEN IN DAS<br />

GESUNDHEITSSYSTEM<br />

China, das bevölkerungsreichste Land der Erde, ist im Gesundheitswesen<br />

wachsendem Druck und steigenden Sterberaten aufgrund chronischer<br />

Krankheiten ausgesetzt.<br />

Besserer Zugang zur medizinischen<br />

Versorgung<br />

Die Gesundheitssituation in China hat<br />

sich in den vergangenen drei Jahrzehnten<br />

enorm verbessert. Eine ganze Reihe von<br />

Infektionskrankheiten ist erheblich zurückgegangen,<br />

aber die Sterberate aufgrund<br />

chronischer Krankheiten, ausgelöst<br />

<strong>durch</strong> Veränderungen in der Lebensweise<br />

und verschlechterte Umweltbedingungen,<br />

hat zugenommen. Das Fehlen eines medizinischen<br />

Grundversorgungssystems und<br />

eines mehrstufi gen öffentlichen Krankenhaussystems<br />

mit ungleicher Verteilung der<br />

Ressourcen und ärztlichen Versorgungskapazitäten<br />

haben zur Überfüllung der<br />

großen Krankenhäuser geführt. Die<br />

Ein Blick auf Puhdong, ein Stadtteil von Shanghai, der am<br />

östlichen Ufer des Huangpu-Flusses liegt. Shanghai ist die<br />

bevölkerungsreichste Stadt Chinas.<br />

1,35 Mrd.<br />

Die chinesische Bevölkerung ist<br />

von 1,31 Milliarden 2005 auf<br />

1,35 Milliarden 2010 gestiegen.<br />

Schätzungen zufolge dürften bis<br />

2050 über 30 % der Bevölkerung<br />

60 Jahre oder älter sein, wo<strong>durch</strong><br />

zusätzlicher Druck auf die Gesundheitsversorgung<br />

entsteht.<br />

Trotz der großen wirtschaftlichen<br />

Fortschritte ist das BIP pro Kopf in<br />

China immer noch niedrig. Die<br />

Verbesserung des Lebensstandards<br />

und die Stimulierung des<br />

Binnenkonsums stehen im Mittelpunkt<br />

des neuen Fünfjahresplans<br />

der Regierung.<br />

China – Investitionen in das Gesundheitssystem<br />

89


1 3 4<br />

2<br />

DER PHARMAZEUTISCHE MARKT<br />

IN CHINA<br />

19 %<br />

traditionelle<br />

chinesische<br />

medizin<br />

18 %<br />

selbstmedikation<br />

Quelle: IMS Health CHPA Q3 2011<br />

90<br />

62 %<br />

verschreibungspflichtige<br />

medikamente<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

1 Zhangjiang High-Tech Park in Shanghai, in dem sich unsere Produktionsanlage<br />

befi ndet<br />

2 Blick in eine chinesische Apotheke: Traditionelle Medizin wird hochgeschätzt<br />

(19 % des Arzneimittelmarktes).<br />

3 Die Stadtmauer von Xi’an: Tradition und Moderne Seite an Seite in China<br />

4 Verpackung von Ampullen in der Zhangjiang-Produktionsanlage in Shanghai<br />

Regierung führt seit Jahren immer wieder<br />

Reformen des Gesundheitssystems <strong>durch</strong><br />

und investiert in die Verbesserung des<br />

Gesundheitswesens, den besseren Zugang<br />

zu Krankenversicherungen und die<br />

Versorgung mit grundlegenden Medikamenten.<br />

2011 wird China schätzungsweise zum<br />

drittgrößten Markt für verschreibungspfl<br />

ichtige Arzneimittel hinter den USA<br />

und Japan aufsteigen und damit Deutschland<br />

und Frankreich überholen. Auf<br />

verschreibungspflichtige Medikamente<br />

entfi elen 2011 62 % des Pharmamarktes<br />

(siehe Grafi k links: Zusammensetzung des<br />

Marktes). Mehr als die Hälfte des Gesamt<strong>werte</strong>s<br />

der verschreibungspfl ichtigen<br />

Medikamente entfällt auf die Segmente<br />

Infektions-, Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf-<br />

und Krebserkrankungen.<br />

Starker Partner für Gesundheit<br />

Auf diversen großen Therapiegebieten<br />

leistet unsere bestehende Präparatepalette<br />

einen großen Beitrag zur Gesundheit.<br />

Hier sind besonders unsere Kernprodukte<br />

spiriva® (COPD), sifrol®<br />

(Parkinson), actilyse® (Schlaganfall) und<br />

micardis® (Bluthochdruck) zu nennen.<br />

Zahlreiche Programme und Maßnahmen<br />

zur Sensibilisierung für das jeweilige<br />

Krankheitsbild und Aufklärung der<br />

betroffenen Patienten tragen dazu bei,<br />

den Kenntnisstand in diesen Bereichen<br />

zu verbessern:<br />

• In China gibt es über 40 Millionen Patienten,<br />

die an COPD leiden. Im Durchschnitt<br />

sterben jede Minute 2,5 Menschen<br />

daran. Um die Sensibilisierung<br />

für die Erkrankung und ihre Prävention<br />

zu verbessern, haben wir uns mit Wissenschaftlern<br />

und Experten in einem<br />

sechsjährigen Forschungsprogramm mit<br />

dem Namen Tie-COPD zusammengeschlossen,<br />

das den Krankheitsverlauf<br />

von COPD-Patienten langfristig beobachtet.<br />

• Die Möglichkeiten für die rund zwei<br />

Millionen Parkinson-Patienten in China,<br />

Informationen über die Krankheit zu<br />

erhalten, sind sehr begrenzt. Zusammen<br />

mit führenden Experten haben wir die<br />

erste professionelle Parkinson-Patienten-Webseite<br />

Chinas (www.pajo.cn)<br />

eingerichtet. Sie ist darauf ausgerichtet,<br />

den Patienten und ihren Betreuern das<br />

Leben zu erleichtern, indem umfassende,<br />

professionelle Informationen ver-


[ china ]<br />

1,35 Mrd.<br />

bevölkerung<br />

mittelt werden. Dazu gehören der Austausch<br />

über den Kenntnisstand einer<br />

Krankheit, Ratschläge und Empfehlungen<br />

für das tägliche Leben oder Profi le<br />

von Krankenhäusern und Ärzten.<br />

Außerdem werden Online-Plattformen<br />

für die Kommunikation zwischen Patienten,<br />

Betreuern und Ärzten angeboten.<br />

• In Zusammenarbeit mit der chinesischen<br />

„Parkinson’s Disease and Move ment<br />

Disorder Society“ haben wir uns an der<br />

Werbekampagne für das „Parkinson’s<br />

Disease Healthy Home“ beteiligt. Dies<br />

ist das erste Aufklärungstool in der Patientenbetreuung<br />

mit Tipps für eine gesunde<br />

Lebensweise.<br />

• Zusammen mit der chinesischen<br />

„Hypertension League“ haben wir<br />

eine Kampagne zur Verbreitung neuer<br />

Leitlinien für die Behandlung von<br />

Bluthochdruck in über 50 Städten in<br />

ganz China gestartet und unterstützt.<br />

Innovative Medikamente<br />

Die Markteinführung innovativer Präparate<br />

wird unsere Präsenz in den großen<br />

Therapiegebieten stärken. Präparate zur<br />

Behandlung von Diabetes, zur Prävention<br />

von Schlaganfällen bei Vorhoffl immern<br />

und zur Behandlung von Krebserkran-<br />

zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />

5,88 Bio. USD<br />

bip<br />

shanghai<br />

hauptniederlassung<br />

kungen werden in den nächsten fünf<br />

Jahren zu einer Verbesserung der Situation<br />

auf den größten und am schnellsten<br />

wachsenden Problemfeldern in China<br />

führen. pradaxa® und trajenta® werden<br />

2013 auf den chinesischen Markt<br />

kommen.<br />

R&D+Medicine<br />

China leistet einen entscheidenden Beitrag<br />

zu unseren weltweiten klinischen Entwicklungsprogrammen<br />

und stellte 2011<br />

insgesamt 3.510 Patienten für die Teilnahme<br />

an rund 33 zentralen Studien,<br />

darunter solche im Bereich Diabetes,<br />

Krebs- und Atemwegserkrankungen.<br />

Tiergesundheit<br />

China ist der weltweit größte Hersteller<br />

von Fleischprodukten. Starkes Wirtschaftswachstum<br />

und ein steigendes<br />

Einkommen der Bevölkerung lassen den<br />

lokalen Fleischkonsum ansteigen. China<br />

belegt derzeit Platz 3 auf dem globalen<br />

Tiermedikamente-Markt und Platz 2 auf<br />

dem Schweinemedikamente-Markt.<br />

2010 waren wir führend im Schweinemedikamente-Segment,<br />

insbesondere<br />

mit unseren Impfstoffen wie ingelvac<br />

circoflex®.<br />

BOEHRINGER INGELHEIM<br />

IN CHINA<br />

Die Niederlassung wurde im März 1994<br />

gegründet. Ein Jahr später erhielt die<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> International Trade<br />

(Shanghai) Co. Ltd. ihre Zulassung. 1995<br />

wurde die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Shanghai<br />

Pharmaceuticals Ltd. als Joint Venture mit<br />

einem lokalen chinesischen Pharmaunternehmen<br />

gegründet; im Jahr 2000 wurde<br />

das Joint Venture in eine 100 %ige Tochter<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> umgewandelt.<br />

2.800<br />

2002 errichtete das Unternehmen seine<br />

Produktionsanlage im Zhangjiang High-<br />

Tech-Park in Shanghai. 2011 fand der erste<br />

Spatenstich zur Erweiterung dieser Anlage<br />

statt, die ein Versorgungszentrum für China<br />

und künftig auch für die Asien-Pazifi k-<br />

Region werden soll.<br />

79 Mio. EUR<br />

Wir investieren 79 Millionen EUR<br />

in die Vergrößerung unserer Produktionsanlage<br />

im High-Tech-Park<br />

Zhangjiang in Shanghai, um sie<br />

zu einem strategisch wichtigen<br />

Versorgungszentrum für die Asien-<br />

Pazifi k-Region auszubauen. Indem<br />

die Anzahl der Mitarbeiter<br />

erhöht und die Produktionskapazität<br />

verdoppelt wird, können wir<br />

mehr Patienten mit Gesundheit<br />

versorgen.<br />

China – Investitionen in das Gesundheitssystem<br />

91


BRASILIEN – BESSERE<br />

BEHANDLUNGSOPTIONEN<br />

In Brasilien muss die Bevölkerung für die meisten Arzneimittel Zuzahlungen<br />

erbringen, was sich ein Großteil kaum leisten kann. Um<br />

breiteren Schichten Zugang zur medizinischen Versorgung und besseren<br />

Behandlungsoptionen zu verschaffen, entwickeln wir gemeinsam mit<br />

dem öffentlichen Sektor innovative Geschäftsmodelle.<br />

92<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

PHYTOCHEMIKALIEN – TEIL UNSERES GLOBALEN NETZWERKS<br />

Die Phytochemie, auch Pfl anzenchemie genannt, befasst sich mit der Erforschung der chemischen<br />

Inhaltsstoffe der Pfl anzen. Auf unseren Farmen in Australien und Brasilien bauen wir unsere eigenen<br />

Pfl anzen an und führen die Extraktion und Aufreinigung der Wirkstoffe <strong>durch</strong>. Wir garantieren, dass<br />

die Produktion des Rohmaterials sowohl für unsere Arzneimittel als auch für die des Indutriekundengeschäfts<br />

in einer nachhaltigen Art und Weise betrieben wird.<br />

Mit 196 Millionen Einwohnern ist Brasilien<br />

an fünfter Stelle der bevölkerungsreichsten<br />

Länder der Welt und bedeckt<br />

rund die Hälfte der Fläche Südamerikas.<br />

Ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von<br />

über 2 Billionen USD machte Brasilien<br />

2010 zur siebtgrößten Volkswirtschaft<br />

weltweit. 2011 nahm das Land Platz 6<br />

ein. Brasilien ist ein relativ junges Land<br />

mit rund der Hälfte der Bevölkerung unter<br />

29 Jahren. Dieser Bevölkerungsbonus<br />

bedeutet, dass es einen großen Pool an<br />

jungen Arbeitskräften gibt – ein Vorteil<br />

für eine wachsende Wirtschaft. Die Arbeitslosenquote<br />

ging 2011 auf 6 %<br />

zurück. Soziale, politische und wirtschaftliche<br />

Stabilität macht Brasilien zu einem<br />

der Hauptziele ausländischer Investoren,<br />

die von den jungen Arbeitskräften profi -<br />

tieren.<br />

Der Pharmamarkt<br />

Das Gesundheitssystem in Brasilien stellt<br />

eine ständige Herausforderung für die<br />

Regierung und Interessengruppen dar,<br />

da die meisten pharmazeutischen Wirkstoffe<br />

(Active Pharmaceutical Ingredients<br />

– API) importiert werden und der<br />

Großteil der Bevölkerung Arzneimittel<br />

nicht aus eigener Tasche bezahlen kann<br />

(80 % der Produkte werden nicht erstattet).<br />

Aus diesem Grund verzeichnen Generika<br />

und Arzneimittel im Niedrigpreissegment<br />

starkes Wachstum. Der größte Bedarf<br />

besteht darin, sowohl einen guten Preis<br />

als auch eine gute Qualität anzubieten.<br />

Die brasilianische Regierung hat das Programm<br />

„Farmácia Popular do Brasil“<br />

initiiert, um die ärmeren Bürger besser<br />

mit Medikamenten zu versorgen. Viele<br />

haben jedoch immer noch keinen Zu-


[ brasilien ]<br />

196 Mio.<br />

bevölkerung<br />

gang zu Arzneimitteln und fordern daher<br />

zunehmend von der Regierung die Versorgung<br />

mit innovativen Medikamenten,<br />

die sie bislang selbst bezahlen mussten.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in Brasilien –<br />

Wissenstransfer<br />

Um breiteren Bevölkerungsschichten Zugang<br />

zu besseren Behandlungsoptionen<br />

zu verschaffen, entwickeln wir neue<br />

Geschäftsmodelle. So sind wir 2011 eine<br />

Fünf-Jahres-Partnerschaft mit der brasilianischen<br />

Regierung eingegangen. Zum<br />

einen gewähren wir so die Belieferung<br />

mit sifrol®, das zur Behandlung der<br />

Parkinson-Krankheit eingesetzt wird.<br />

Zum anderen werden wir nach Ablauf<br />

der fünf Jahre einem lokalen staatlichen<br />

Hersteller Wissen und Technologie<br />

in der Produktion des Wirkstoffs Pramipexol<br />

vermitteln.<br />

Besserer Zugang zu Medikamenten<br />

spiriva® zur Behandlung der chronischobstruktiven<br />

Lungenerkrankung (COPD)<br />

ist ein weiteres Beispiel für unsere wachsende<br />

Präsenz im öffentlichen Sektor. Die<br />

Zukunft von spiriva® ist vielversprechend,<br />

da es in einigen brasilianischen<br />

Bundesstaaten neu auf der Liste der er-<br />

zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />

2,09 Bio. USD<br />

bip<br />

são paulo<br />

hauptniederlassung<br />

stattungsfähigen Arzneimittel geführt<br />

wird. Wir vereinfachen somit den Zugang<br />

zu besseren Behandlungsmöglichkeiten<br />

für Patienten, die an COPD leiden. Die<br />

Krankheit kann <strong>durch</strong> Spirometrie diagnostiziert<br />

werden und wir können<br />

Tausenden von Patienten, die auf die<br />

Unterstützung der öffentlichen Hand<br />

angewiesen sind, helfen, angemessenen<br />

Zugang zu Therapien und Medikamenten<br />

zu erhalten.<br />

Aufklärung<br />

Darüber hinaus hat die brasilianische<br />

Regierung beschlossen, unsere Produkte<br />

actilyse® und metalyse® 2012 in das nationale<br />

Erstattungsprogramm aufzunehmen.<br />

Schlaganfall ist die häufi gste Todesursache<br />

in Brasilien. Die Regierung ist<br />

sich des gewaltigen menschlichen Leidens,<br />

das <strong>durch</strong> Schlaganfall und akuten<br />

Myokardinfarkt (AMI) verursacht wird,<br />

sowie der Auswirkungen dieser Erkrankungen<br />

auf die Volkswirtschaft bewusst.<br />

Wir bieten ein Schulungs- und Aufklärungsprogramm,<br />

„Educar para Salvar“<br />

(Aufklären, um zu heilen), für staatliche<br />

Gesundheitsbeauftragte an, um Bewusstsein<br />

für die Frühsymptome von<br />

Schlaganfall und AMI zu schaffen.<br />

BOEHRINGER INGELHEIM IN BRASILIEN<br />

Unsere erste Tochtergesellschaft jenseits<br />

des Atlantiks, <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> do<br />

Brasil Química e Farmacêutica Ltda., wurde<br />

1956 gegründet. Unser Produktportfolio<br />

setzt sich im Wesentlichen zusammen aus<br />

buscopan®, spiriva®, anador®, micardis®,<br />

sifrol® und secotex®. pradaxa® und<br />

trajenta® wurden 2011 auf den Markt<br />

gebracht; die innovationsfreundliche Regierung<br />

hat die Einführung vier bis sechs<br />

Monate vor dem ursprünglich geplanten<br />

Termin ermöglicht.<br />

Da die meisten pharmazeutischen Produkte<br />

nicht erstattungsfähig sind, kommt unserem<br />

Selbstmedikationsgeschäft eine hohe<br />

Bedeutung zu. So entfallen auf diesen Bereich<br />

48 % des gesamten Geschäftswerts<br />

auf das Gebiet Humanpharma. buscopan®<br />

zählt zu den zehn erfolgreichsten pharmazeutischen<br />

Produkten in Brasilien und<br />

verzeichnet großes Wachstum. Das Hauptprodukt<br />

unseres Geschäftsbereichs<br />

Tiergesundheit ist ingelvac circofl ex®<br />

gegen das Porzine Circovirus Typ 2.<br />

Brasilien – bessere Behandlungsoptionen<br />

93


# 05<br />

FLEXIBILITÄT<br />

FÜR STARKE NETZWERKE<br />

Durch unser Produktionsnetzwerk beliefern wir den globalen Markt mit unseren<br />

pharmazeutischen Wirkstoffen und hochwertigen Arzneimitteln. Dabei stehen<br />

Qualität und Verlässlichkeit sowohl am Anfang eines Produkt lebenszyklus als<br />

auch bei der Belieferung des Marktes mit bereits etablierten Produkten bei uns<br />

immer an höchster Stelle. Indem wir in allen Regionen weltweit vernetzt sind,<br />

können wir uns fl exibel den lokalen Anforderungen jeder Region anpassen. Mit<br />

unserer Erfolgsbilanz in Produkteinführungen, innovativen Technologien und<br />

Kosteneffi zienz überzeugen wir sowohl interne als auch externe Kunden.<br />

Siehe auch<br />

unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />

96 VERLÄSSLICHKEIT UND INTEGRITÄT DER LIEFERKETTE<br />

98 ERFOLGREICHE PRODUKTEINFÜHRUNGEN<br />

94<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


produktionsnetzwerk flexibilität für starke netzwerke<br />

Flexibilität für starke Netzwerke 95


1<br />

VERLÄSSLICHKEIT UND INTEGRITÄT<br />

IN DER LIEFERKETTE<br />

Heutzutage gibt es eine steigende Anzahl gefälschter Medikamente.<br />

Wir gewährleisten die Integrität unserer Lieferkette und die Bereitstellung<br />

qualitativ hochwertiger Originalprodukte.<br />

96<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

1 Immer stärker globalisierte Lieferketten erfordern ein hervorragendes Management.<br />

2 Das Produkt pradaxa® wird im LogiPack-Center in <strong>Ingelheim</strong> verpackt.<br />

3 Eine steigende Anzahl gefälschter Arzneimittel auf dem weltweiten Pharmamarkt stellt<br />

eine Gefahr für den Patienten dar.<br />

4 Einer unserer Produktionsstandorte befi ndet sich in Koropi, Griechenland.<br />

Der Bereich Operations bei <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> hat einen zuverlässigen Lieferplan<br />

für Produkteinführungen aufgestellt.<br />

Zur genauen Beurteilung der steigenden<br />

Marktnachfrage und der damit<br />

verbundenen Risiken müssen im Rahmen<br />

der Produkteinführungsplanung<br />

zusätzliche Maßnahmen abgeleitet werden.<br />

Aus diesem Grund wurden zusätzliche<br />

Produktionsstandorte für die Produkteinführung<br />

eingerichtet und in den<br />

Versorgungsplan aufgenommen. Der zuständige<br />

Launch-Standort erhält somit<br />

kurz nach Produkteinführung Unterstützung<br />

von einer zweiten oder dritten<br />

Produktionsstätte.<br />

Die Verlagerung der Standorte zu einem<br />

frühen Zeitpunkt des Produktlebenszy-<br />

2<br />

klus stellt eine größere Herausforderung<br />

dar als die Verlagerung eines bereits etablierten<br />

Produktes, da zu Beginn weniger<br />

Prozesserfahrung vorhanden ist.<br />

Durch solche Verlagerungen bietet sich<br />

die Möglichkeit einer deutlichen Verbesserung<br />

der Zuverlässigkeit und Flexibilität<br />

der betrieblichen Lieferkette.<br />

Sicherheit der Patienten<br />

Die Steuerung von immer stärker<br />

globalisierten pharmazeutischen<br />

Lieferketten ist im öffentlichen Gesundheitssektor<br />

im Hinblick auf die<br />

Patienten sicherheit immer wichtiger<br />

geworden. Wir sehen uns verpflichtet,<br />

unseren Patienten und Kunden weltweit<br />

sichere und wirksame Produkte<br />

zu liefern.<br />

Die traditionelle Lieferkette eines Medikaments<br />

war in der Vergangenheit kurz<br />

und transparent. Pharmahersteller erhielten<br />

ihre Rohstoffe von lokalen oder<br />

regionalen Rohmaterial-Lieferanten und<br />

verkauften die fertigen Erzeugnisse über<br />

bestimmte Großhändler an Apotheken,<br />

von wo aus die Produkte an die Patienten<br />

weitergegeben wurden.


3<br />

4<br />

Heutzutage kann man eine steigende<br />

Anzahl von gefälschten Arzneimitteln<br />

beobachten – gefälscht hinsichtlich Identität,<br />

Historie oder Quelle der Produkte.<br />

Veränderte Wirkstoffe werden in reguläre<br />

Lieferketten eingeschleust und der<br />

Diebstahl von fertigen Arzneimittelerzeugnissen<br />

und der Vertrieb über zweifelhafte<br />

oder sogar illegale Kanäle sind<br />

auf dem Vormarsch.<br />

Bessere Kontrolle <strong>durch</strong> Netzwerken<br />

Vor diesem neuen Hintergrund sind traditionelle<br />

Kontrollmechanismen nicht<br />

mehr ausreichend. Alle Beteiligten müssen<br />

in die pharmazeutische Lieferkette<br />

eingebunden werden und wir weiten<br />

unsere Anstrengungen über den Ort des<br />

Verkaufs der Produkte hinaus aus. Die<br />

Verantwortung für die Integrität der<br />

Lieferkette liegt bei allen Akteuren, die<br />

an der Beschaffung, Herstellung, Verpackung<br />

und dem Vertrieb von Rohstoffen,<br />

Zwischenprodukten und Endprodukten<br />

beteiligt sind. Ein offener Dialog und<br />

das Netzwerken mit den externen Interessengruppen<br />

sind wesentlich, um eine<br />

sichere, integre Lieferkette zu erreichen.<br />

Ein Unternehmen allein kann dies daher<br />

nicht gewährleisten.<br />

produktionsnetzwerk flexibilität für starke netzwerke<br />

Produktschutz<br />

Eine von Anfang bis Ende vollständige<br />

Transparenz der Lieferkette von den<br />

Ausgangsmaterialien bis zum Patienten<br />

ist der Schlüsselfaktor zur Gewährleistung<br />

einer globalen Produktintegrität<br />

und Durchführung schneller Maßnahmen.<br />

Um die gesetzten Ziele zu erreichen,<br />

müssen die Konzepte zum Produktschutz<br />

den Bestimmungen entsprechen und<br />

konkret sein. Sie unterscheiden zwischen<br />

echten Produkten und Produktfälschungen.<br />

Die Massenserialisierung ist momentan<br />

das effektivste Mittel zur Sicherstellung<br />

der öffentlichen Gesundheit<br />

und Sicherheit.<br />

Die Zusammenarbeit mit der Polizei<br />

und dem Zoll bei der Verfolgung krimineller<br />

Handlungen ist von großer Bedeutung.<br />

Wir überprüfen daher umfassend<br />

alle Vorfälle, die zu einer Verletzung<br />

der Integrität der Lieferkette führen.<br />

Die Kombination von Serialisierung,<br />

Originalitätsverschlüssen und Point-of-<br />

Dispense-Verifi zierung trägt dazu bei,<br />

zu gewährleisten, dass die Patienten die<br />

hochwertigen Originalarzneimittel erhalten,<br />

die ihnen verschrieben wurden.<br />

PRADAXA® – VERSCHIEDENE<br />

PRODUKTVERPACKUNGEN<br />

Im August 2011 wurde pradaxa® in Europa für<br />

die Indikation Prävention von Schlaganfällen bei<br />

Vorhoffl immern zugelassen. Alle europäischen<br />

Mitgliedsstaaten erhielten gleichzeitig die Marketingzulassung.<br />

Die Hauptschwierigkeiten bei<br />

dieser Produkteinführung waren die Vielzahl der<br />

verschiedenen Produktverpackungen pro Land,<br />

Präsentationen in verschiedenen Sprachen,<br />

Packungsgrößen und Dosierungsstärken. Aufgrund<br />

der innovativen Eigenschaften von pradaxa® spielte<br />

die Zeit eine große Rolle, um für eine breite Verfügbarkeit<br />

des Produktes zu sorgen und so Behandlungsalternativen<br />

für Patienten anbieten zu können.<br />

ARZNEIMITTELFÄLSCHUNGEN –<br />

EINE GEFAHR FÜR DIE<br />

GESUNDHEIT<br />

Die Versorgung von Patienten mit<br />

Originalmedikamenten hat sich<br />

zu einem wichtigen Thema entwickelt,<br />

da Arzneimittelfälschungen<br />

eine wachsende Gefahr für die<br />

Gesundheit der Patienten und somit<br />

auch für die Pharmaindustrie<br />

darstellen. Die Basis der Geschäftsaktivitäten<br />

von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> ist eine klare Verpfl ichtung<br />

zur Patientensicherheit. Unsere<br />

Initiative „Product Safety and<br />

Security” (PSS) ist ein wichtiger<br />

Bestandteil unserer allgemeinen<br />

Anti-Produktfälschungs-Strategie.<br />

Die PSS-Initiative umfasst die Serialisierung<br />

von Arzneimitteln bei<br />

der Herstellung, um sicherzustellen,<br />

dass keine Manipulation der<br />

Packung vorgenommen wurde.<br />

Verlässlichkeit und Integrität in der Lieferkette<br />

97


1<br />

ERFOLGREICHE<br />

PRODUKTEINFÜHRUNGEN<br />

Die Einführung eines neuen Medikaments zur Belieferung des Marktes<br />

ist sehr komplex. Nachdem die Wirksamkeit eines neuen Medikaments<br />

nachgewiesen wurde und es alle Zulassungsschritte erfolgreich<br />

<strong>durch</strong>laufen hat, ist ein stabiler Produkt-Launch-Prozess notwendig,<br />

um das Medikament erfolgreich auf dem Markt zu platzieren.<br />

TRAJENTA® – DIABETES-ALLIANZ<br />

trajenta® (Linagliptin) ist das erste<br />

Produkt unserer strategischen<br />

Diabetes-Allianz mit Eli Lilly and<br />

Company, das zuerst in den USA<br />

eingeführt wurde. Während der<br />

nächsten fünf Jahre planen wir die<br />

weltweite Einführung zahlreicher<br />

innovativer Produkte aus unserem<br />

Diabetes-Portfolio. Einige davon<br />

werden auf zwei von unserem Forschungsteam<br />

neu entdeckten chemischen<br />

Wirkstoffen basieren. Ein<br />

weiteres Produkt aus unserem Diabetes-Portfolio<br />

ist jentadueto TM<br />

(Linagliptin/Metformin), die Festdosiskombination<br />

von Linagliptin<br />

und Metformin, von der Food and<br />

Drug Administration zugelassen.<br />

98<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Der Launch-Prozess muss alle notwendigen<br />

Schritte berücksichtigen – von<br />

der Abstimmung der Ressourcen über<br />

die Handhabung der Produktionsvolumina<br />

gemäß den Prognosen, der Entwicklung<br />

der erforderlichen Dokumentation<br />

bis hin zur Durchführung<br />

von Verkaufs- und Marketingaktivitäten.<br />

Ein zuverlässiger Produkt-Launch-<br />

Prozess führt zu einer schnelleren<br />

Time-to-Market für das Produkt und<br />

somit einer schnelleren Time-to-Profit.<br />

Aktivitäten werden besser geplant, koordiniert<br />

und über verschiedene Funktionen<br />

hinweg stärker integriert.<br />

1 Düsenfertigung für das Inhalationsgerät respimat®<br />

Soft Inhaler am Standort Dortmund, Deutschland<br />

2 Letzte Qualitätskontrolle in unserem Betrieb in<br />

Yamagata, Japan<br />

3 Japanische Blister-Verpackungsmaschine<br />

4 Unser Launch-Team, das die ersten Schachteln<br />

pradaxa® für den japanischen Markt produziert<br />

hat<br />

2<br />

Starkes Engagement und Flexibilität<br />

Der Bereich Operations ist für zukünftige<br />

Produkteinführungen gut gerüstet.<br />

Sogar sehr enge Zeitrahmen für die<br />

Einführung von länderspezifi schen<br />

Produkten oder die Einbeziehung von<br />

Informationen in letzter Minute, wie<br />

lokale Markennamen, wurden auf<br />

effi ziente und effektive Weise umgesetzt.<br />

Der Garant für eine erfolgreiche<br />

Produkt einführung ist eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen den Launch-<br />

Standorten in den USA und Deutschland<br />

sowie die Abstimmung mit den<br />

lokalen Lieferkettenorganisationen.<br />

Durch Anwendung dieser Prozessmethode<br />

konnten wir 2011 zahlreiche<br />

neue Produkte einführen. Ein gutes<br />

Beispiel ist das Diabetes-Medikament<br />

trajenta® (siehe Kasten links).<br />

Die Produkteinführung von Trajenta®<br />

Die ersten Vorbereitungen für die Produkteinführung<br />

von trajenta® begannen<br />

in <strong>Ingelheim</strong> zu Beginn des Jahres<br />

2010 mit Anlauf der Wirkstoffproduktion<br />

für die anfängliche Marktversorgung.<br />

Im Februar 2011 wurden in Roxane, einem<br />

der globalen Launch-Standorte für<br />

verschreibungspfl ichtige Medikamente


3<br />

4<br />

in Columbus, Ohio, USA, die ersten Tabletten<br />

hergestellt.<br />

Die Produkteinführung von trajenta®<br />

war einzigartig, da fast zeitgleich Anträge<br />

auf die Arzneimittelzulassung in<br />

den USA, der Europäischen Union<br />

und Japan gestellt wurden. Kurz danach<br />

erfolgte die Einführung in 18 weiteren<br />

Ländern, einschließlich Indien<br />

und China. Zu erwähnen ist noch der<br />

Einsatz von „Process Analytical Technology“<br />

(PAT) <strong>durch</strong> Roxane zur Sicherstellung<br />

einer zuverlässigen, hochwertigen<br />

Versorgung mit trajenta®. Es<br />

handelt sich um unseren ersten globalen<br />

Antrag auf Zulassung unter Verwendung<br />

von PAT bei der Produkteinführung.<br />

Diese Techniken werden jetzt<br />

in unserem Netzwerk weltweit als Best<br />

Practice eingeführt. In den USA erfolgten<br />

die Einführung und Auslieferung<br />

von trajenta® weniger als zehn Tage<br />

nach dem Datum der Zulassung. Da<strong>durch</strong><br />

erhielten 120 Vertriebszentren<br />

für 21 direkte Großhändler in den USA<br />

eine ausreichende Menge des Produktes,<br />

um eine Belieferung landesweit<br />

gewährleisten zu können. Innerhalb<br />

einer Woche nach der Produkteinfüh-<br />

produktionsnetzwerk flexibilität für starke netzwerke<br />

JAPAN – ERFOLGREICHE PRODUKT EIN-<br />

FÜHRUNGEN TROTZ ERDBEBEN UND TSUNAMI<br />

Trotz der Naturkatastrophen im März 2011 realisierte<br />

das Team unseres Werkes in Yamagata<br />

erfolgreich die Produkteinführungen von<br />

trajenta® (japanischer Markenname trazenta®),<br />

pradaxa® (Markenname in Japan prazaxa)<br />

und sifrol er® (mirapex®) auf dem japanischen<br />

Markt. Die Einführung von pradaxa® erfolgte<br />

fast ein Jahr früher als erwartet.<br />

rung hatten mehr als 29.000 Apotheken<br />

in den USA mindestens eine Flasche<br />

trajenta® vorrätig.<br />

Für den europäischen Markt wurde<br />

<strong>Ingelheim</strong> als Ausgangsstandort für<br />

trajenta® festgelegt. Da für die europäischen<br />

Staaten ebenfalls eine lokale<br />

Freigabe erforderlich ist, wird das Produkt<br />

für Europa von <strong>Ingelheim</strong> aus<br />

vertrieben. Die erste Freigabe für die<br />

Produkteinführung in der EU erfolgte<br />

im September 2011 in <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Innovative Dosierungsformen<br />

Vorbereitungen für Produkteinführungen<br />

bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind nicht<br />

nur auf Wirkstoffe und Arzneimittel beschränkt.<br />

Wir möchten auch innovative<br />

Dosierungsformen auf den Markt bringen<br />

wie das Präzisions-Inhalationsgerät<br />

respimat® Soft Inhaler. Das Inhalationssystem<br />

wird in Dortmund hergestellt<br />

und die Patronen und der Wirkstoff am<br />

Standort von Launch & Strategic Products<br />

(LSP) in <strong>Ingelheim</strong>. Ein weiteres<br />

Beispiel für den Einsatz unserer innovativen<br />

Gerätetechnologie ist combivent®<br />

respimat®, das für die Patienten in den<br />

USA Mitte 2012 erhältlich sein wird.<br />

2011 führte unser Standort Roxane,<br />

Inc. ebenfalls viramune® xr<br />

ein, eine einmal täglich einzunehmende<br />

Formulierung von Nevirapin<br />

zum Einsatz in Kombination<br />

mit anderen antiretroviralen Präparaten<br />

zur Behandlung der HIV-<br />

Infektion bei Erwachsenen. Es<br />

handelte sich um das erste Produkt,<br />

das direkt von der Entwicklung<br />

in den Routine-Herstellbetrieb<br />

ging.<br />

Erfolgreiche Produkteinführungen 99


www.boehringer-ingelheim.com<br />

annualreport.boehringer-ingelheim.com<br />

unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de


Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation<br />

Geschäftsjahr 2011


geschäftsjahr 2011 inhalt<br />

unser unternehmen<br />

unser unternehmen<br />

6 die perspektive der gesellschAfter<br />

10 schwerpunkte 2011<br />

15 gremien des unternehmensverBAndes<br />

konzernlagebericht 2011<br />

konzernlAgeBericht 2011<br />

18 geschäft und rAhmenBedingungen<br />

30 vermögens-, finAnz- und ertrAgslAge<br />

3 4 nAchtrAgsBericht<br />

35 risikoBericht<br />

36 prognoseBericht


konzernabschluss 2011<br />

konzernABschluss 2011<br />

40 üBersicht üBer die wichtigsten konsolidierten gesellschAften<br />

42 konzernBilAnz<br />

43 gewinn- und verlustrechnung des konzerns<br />

44 kApitAlflussrechnung<br />

45 entwicklung des konzern-eigenkApitAls<br />

46 konzernAnhAng 2011<br />

66 Bestätigungsvermerk des ABschlussprüfers<br />

produktportfolio<br />

produktportfolio –<br />

eine AuswAhl<br />

[ verschreibungspflichtige markenpräparate ]<br />

70 AtemwegserkrAnkungen<br />

72 erkrAnkungen des zentrAlen nervensystems<br />

74 herz-kreislAuf-erkrAnkungen<br />

78 stoffwechselerkrAnkungen<br />

78 infektionserkrAnkungen<br />

[ selbstmedikation ]<br />

80 husten und erkältung<br />

80 hAlsschmerzen<br />

82 mAgen-dArm-erkrAnkungen<br />

84 vitAmine und minerAlstoffe<br />

84 urologische erkrAnkungen<br />

86 Beinvenengesundheit<br />

86 schmerzen<br />

[ tiergesundheit ]<br />

88 nutztiere: schweine<br />

90 nutztiere: rinder<br />

92 kleintiere<br />

94 pferde<br />

Inhalt


Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Auf einen Blick<br />

Werte in Mio. EUR, soweit nicht anders vermerkt 2011 2010 Veränderung<br />

Umsatzerlöse<br />

nach Regionen<br />

13.171 12.586 5 %<br />

Europa 31 % 32 %<br />

Nord- und Südamerika 46 % 45 %<br />

Asien, Australien, Afrika<br />

nach Geschäftsfeldern<br />

23 % 23 %<br />

Humanpharmazeutika 93 % 93 %<br />

Tiergesundheit 7 % 7 %<br />

Forschung und Entwicklung 2.516 2.453 3 %<br />

Personalaufwand 3.664 3.358 9 %<br />

Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 44.094 42.224 4 %<br />

Betriebsergebnis 2.272 1.896 20 %<br />

Betriebsergebnis in % der Umsatzerlöse 17,3 % 15,1 %<br />

Jahresüberschuss 1.476 888 66 %<br />

in % der Umsatzerlöse 11,2 % 7,1 %<br />

Eigenkapital 7.466 6.474 15 %<br />

Eigenkapitalrendite 22,8 % 15,0 %<br />

Cashflow 2.378 2.234 6 %<br />

Investitionen in Sachanlagen 458 519 — 12 %<br />

Abschreibungen auf Sachanlagen 535 498 7 %<br />

Die vier erfolgreichsten<br />

verschreibungspflichtigen Präparate<br />

Umsatzerlöse 2011 in Mio. EUR Veränderung<br />

spiriva® 3.153 + 10 %<br />

micardis® 1.593 + 2 %<br />

combivent® 766 + 5 %<br />

pradaxa® 629 + 915 %<br />

Die vier erfolgreichsten<br />

Selbstmedikationspräparate<br />

Umsatzerlöse 2011 in Mio. EUR Veränderung<br />

buscopan® 180 + 34 %<br />

dulcolax® 171 + 8 %<br />

mucosolvan® 160 + 8 %<br />

pharmaton® 137 + 5 %<br />

[ foto umschlag ]<br />

boehringer ingelheim center (firmensitz in ingelheim, deutschland)


geschäftsjahr 2011 unser unternehmen<br />

UNSER UNTERNEHMEN<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist ein forschungsorientiertes Unternehmen,<br />

aus gerichtet auf die Erforschung und Entwicklung, die Produktion<br />

sowie den Vertrieb von Arzneimitteln, die helfen, Gesundheit und<br />

Lebens qualität zu verbessern.<br />

Unsere Geschäfte sind Humanpharmazeutika und Präparate für die<br />

Tier gesundheit. Wir konzentrieren uns auf innovative Medikamente<br />

und Behand lungsmethoden, die einen therapeutischen Fortschritt<br />

mit sich bringen.<br />

Unser Leitmotiv in allen Bereichen ist es, herausragend in Innova tion<br />

und Technologie zu sein. Unsere Präparate gehören seit Langem zum<br />

bewährten Standard in der Behandlung von Erkrankungen der Atemwege,<br />

des Herz-Kreislauf-Systems, des Zentralen Nervensystems sowie<br />

von Infektionserkrankungen. Wir haben zwei neue und innovative<br />

Präparate in den Bereichen Stoff wechsel- und thromboembolische<br />

Erkrankungen erfolgreich im Markt eingeführt. Zusätzlich haben wir<br />

unsere Forschung in den Bereichen Infektions- und onkologische<br />

Erkrankungen erfolgreich weiterentwickelt.<br />

Wir beschäftigen weltweit mehr als 44.000 Mitarbeiter in 145 ver bundenen<br />

Unternehmen und betreiben globale Netzwerke in Forschung<br />

und Entwicklung (F&E) an sieben Standorten und haben 20 Produk tionsstandorte<br />

in 13 Ländern. Die Aufwendungen für F&E im Geschäftsfeld<br />

der verschreibungs pfl ichtigen Medikamente entsprechen 23,5 % der<br />

dort erzielten Erlöse.<br />

Hauptsitz des 1885 gegründeten Familienunternehmens ist <strong>Ingelheim</strong><br />

am Rhein.<br />

Unser Unternehmen<br />

5


6<br />

DIE PERSPEKTIVE DER<br />

GESELLSCHAFTER<br />

christian boehringer<br />

vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />

warum legen wir so viel Wert darauf, dass unser Unternehmen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> privat<br />

und unabhängig ist, und warum nennen wir uns bewusst ein Familienunternehmen?<br />

Zum einen, weil wir, die Gesellschafterfamilie, ein sichtbarer und wahrnehmbarer Teil unseres<br />

Unternehmens sind, und zum anderen, weil die Geschichte unseres Unternehmens untrennbar<br />

mit der Geschichte unserer Familie verbunden ist. Eben genauso wie auch eine Familie wurde<br />

und wird <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> geprägt von Identität und Lebensweise.<br />

Gesellschaftliches Engagement ist unser Selbstverständnis<br />

Als Gesellschafterfamilie fühlen wir uns der Gesellschaft und dem Gemeinwohl besonders<br />

verpfl ichtet. Neben unserem Kerngeschäft, Menschen mit innovativen Medikamenten zu helfen,<br />

haben sich drei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftungen entwickelt, dazu Förderprojekte in<br />

Kunst und Kultur sowie Partnerschaften mit der akademischen Grundlagenforschung. Seit<br />

Kurzem gibt es auch eine Zusammenarbeit von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit der Nichtregierungsorganisation<br />

Ashoka zur Unterstützung von Sozialunternehmern im Gesundheitsbereich.<br />

Dieses gesellschaftliche und kulturelle Engagement haben wir, die Gesellschafterfamilie von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, über vier Generationen gefördert und geformt.<br />

Wir, die Gesellschafterfamilie, die Unternehmensleitung sowie unsere Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter suchen die enge Verzahnung mit der Gesellschaft, denn davon gehen Impulse für<br />

uns und das Unternehmen aus, die uns andere Sichtweisen eröffnen und uns helfen, unsere<br />

Vision „Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation“ zu erfüllen.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011 die perspektive der gesellschafter<br />

Freiraum dank langem Atem<br />

Ein Familienunternehmen wie <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> arbeitet kontinuierlich mit der Zeit.<br />

Dabei geht es uns darum, die Erfolgsgeschichte des Unternehmens fortzuschreiben und das<br />

Unternehmen, seine Mitarbeiter und auch unsere Kunden in die Zukunft zu führen.<br />

In allem, was wir tun, in allem, was wir planen – <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bewegt sich unabhängig<br />

von kurzfristigen geschäftlichen Entscheidungen in generationsübergreifenden Zeitläufen.<br />

Der Fortbestand als unabhängiges Unternehmen ist für uns ein weit höherer Wert als kurzfristige<br />

Gewinnmaximierung.<br />

Gewinn ist für uns eine wichtige, aber eben nur eine von mehreren Kennzahlen, an denen wir<br />

ablesen können, ob der von uns eingeschlagene Weg erfolgreich war bzw. erfolgversprechend<br />

ist. Eine hohe Eigenkapitalquote, um Krisenzeiten zu überstehen, beträchtliche Investitionen<br />

ins Unternehmen und organisches Wachstum sind Strategien für uns, diesem Rechnung zu<br />

tragen. Attraktivität für unsere jetzigen und künftigen Mitarbeiter ist für uns ebenfalls sehr relevant.<br />

Unser Kern sind Innovationen, die Menschen helfen. Diese Innovationen geschehen in unserem<br />

Geschäft nicht „über Nacht“. Daher planen wir langfristig. Das verschafft uns gerade auch<br />

in der eigenen Forschung und Entwicklung Raum und Freiheit für eigene Entscheidungen und<br />

führt zu einer uns eigenen, über viele Jahrzehnte hinweg erfolgreichen Dynamik. Das bedeutet<br />

vor allen Dingen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung<br />

einen wichtigen Rückhalt bei ihrer Arbeit an unserem wichtigsten Ziel, Menschen mit Innovationen<br />

zu helfen.<br />

Mit Menschen für Menschen<br />

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der wichtigste Wert in unserem Unternehmen<br />

und der Garant für dessen Innovationskraft und Leistungsfähigkeit; nur mit ihnen zusammen<br />

gelingt es uns, das Leitmotiv für alle Aktivitäten, „Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation“, zu ver-<br />

Die Perspektive der Gesellschafter<br />

7


8<br />

wirklichen. Daher ist für uns die Förderung und Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter eine<br />

Frage des Selbstverständnisses.<br />

Wir Gesellschafter erleben und leben unsere Werte gemeinsam mit der Unternehmensleitung<br />

und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Wir arbeiten in gegenseitigem Respekt und<br />

Vertrauen sowie mit Empathie füreinander zusammen. Wir engagieren uns gemeinsam mit<br />

Leidenschaft für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und seine Kunden.<br />

Die Balance zwischen notwendiger Veränderung und stabilisierender Kontinuität<br />

Familienunternehmen wie <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind keine Inseln, sondern auch wir bewegen<br />

uns in einem sehr kompetitiven Umfeld. Veränderungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft,<br />

im Wertesystem von Gruppen und Individuen beschleunigen sich.<br />

Die globalen Märkte verändern sich rasant, die weltumspannende Finanz-, Wirtschafts- und<br />

politische Systemkrise verlangt weltweite konzertierte Lösungen. Neue Regelungen und komplizierte<br />

Gesetzgebungen im Gesundheitssektor stellen allesamt Herausforderungen für uns<br />

dar. Nicht nur in Bezug auf Unsicherheiten, die unternehmerisches Handeln sowieso mit sich<br />

bringt, sondern auch in Bezug auf diese globalen Veränderungsprozesse müssen wir als Familienunternehmen<br />

eine hohe Flexibilität gegenüber Ungewissheiten aufbringen. Unter diesen<br />

Bedingungen gilt unser Hauptaugenmerk der Sicherstellung der Kontinuität unseres gewachsenen<br />

Familienunternehmens.<br />

Ausblick<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist und bleibt gefordert. Gemeinsam mit der Unternehmensleitung und<br />

unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird unser Unternehmen getragen und vorange-<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011<br />

die perspektive der gesellschafter<br />

bracht. Es sind dies allesamt mutige, lebensbejahende Menschen, die etwas verantwortlich<br />

wagen, die dabei auf ihre vielseitige Kompetenz und auf ihr Gegenüber vertrauen.<br />

Handele unternehmerisch, verbessere das Etablierte, entwickle das Neue! Mit dieser Ausrichtung<br />

haben wir als Familienunternehmen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> allen Grund, selbstbewusst<br />

unseren eigenen Weg zu gehen.<br />

Ich möchte nicht schließen, ohne allen Genannten unseren herzlichen Dank im Namen der<br />

Gesellschafter für ihren Beitrag zum Geschäftserfolg im Jahr 2011 auszusprechen. Sie haben<br />

zu dem beigetragen, was wir sind: ein erfolgreiches und international respektiertes pharmazeutisches<br />

Unternehmen mit unverwechselbarer Unternehmenskultur.<br />

gez.<br />

christian boehringer<br />

vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />

Die Perspektive der Gesellschafter<br />

9


10<br />

SCHWERPUNKTE 2011<br />

andreas barner, engelbert tjeenk willink, wolfram carius,<br />

hubertus von baumbach (von links nach rechts),<br />

die unternehmensleitung<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011<br />

schwerpunkte 2011<br />

2011 war ein erfolgreiches Jahr, aber auch ein Jahr voller Herausforderungen für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Ein Jahr, in dem wir unseren eingeschlagenen Kurs fortsetzen konnten und erwartungsgemäß eine neue<br />

Wachstumsphase begonnen haben.<br />

Beginn einer neuen Wachstumsphase<br />

Vor einem Jahr haben wir mit Optimismus und Zuversicht auf die neuen Aufgaben im Jahr 2011 geblickt<br />

und den Beginn einer neuen, organischen Wachstumsperiode im mittleren einstelligen Bereich angekündigt.<br />

Dies haben wir umgesetzt: Die Umsätze sind in lokalen Währungen um +6,2 % (+4,6 % auf Euro-Basis)<br />

auf 13.171 Mio. EUR gestiegen.<br />

Außerdem konnten wir sowohl das Betriebsergebnis auf 2.272 Mio. EUR (1.896 Mio. EUR im Vorjahr) als<br />

auch die Umsatzrendite im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 17,3 % (2010: 15,1 %) steigern.<br />

Dies ist ein sehr zufriedenstellendes Geschäftsergebnis. Wir haben damit eine gute Ausgangsposition für<br />

die kommenden Jahre geschaffen und sehen uns in unserer langfristigen Ausrichtung bestätigt.<br />

Unser Geschäft: Kernprodukte als Basis – Neuzulassungen mit Zukunftspotenzial<br />

Die positive Umsatzentwicklung wurde hauptsächlich von unserem Humanpharmazeutika geschäft getragen.<br />

Unsere Kernprodukte innerhalb der verschreibungspfl ichtigen Medikamente wie spiriva® (COPD)<br />

sowie combivent® (Asthma) und micardis®/twynsta® (Bluthochdruck) bilden die stabile Basis für dieses<br />

erfreuliche Wachstum.<br />

Zwei neue und innovative Produkte aus unserer eigenen Forschung und Entwicklung zur Schlaganfallprävention<br />

bei Vorhoffl immern und Diabetes haben wir nach einer sehr zügigen Registrierung erfolgreich<br />

in den Markt eingeführt. Die Wachstumsraten unseres neuartigen oralen Gerinnungshemmers pradaxa®<br />

(Dabigatranetexilat) und von trajenta® (Linagliptin) zur Behandlung von Typ-2-Diabetes haben maßgeblich<br />

zum Wachstum von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im vergangenen Jahr beigetragen und werden mit<br />

ihrem Umsatz die nun begonnene Wachstumsperiode auch in Zukunft prägen.<br />

Mit der Zulassung von trajenta® wurde gleichzeitig auch der erste Meilenstein der strategischen Allianz<br />

zwischen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly and Company zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung<br />

von Diabeteswirkstoffen erreicht. Die langfristig ausgelegte Kooperation umfasst noch drei weitere<br />

Wirkstoffe sowie die Option zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung einer weiteren Substanz.<br />

Schwerpunkte 2011<br />

11


12<br />

Auch unser Geschäft mit frei verkäufl ichen Arzneimitteln entwickelte sich positiv, insbesondere in den<br />

sog. Emerging Markets, unseren strategisch wichtigen Wachstumsmärkten. Hierbei waren einmal mehr<br />

die etablierten Produkte buscopan®, dulcolax®, mucosolvan® und pharmaton® die umsatzstärksten<br />

Selbstmedikations-Produkte von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Unser Industriekundengeschäft, das unsere Drittkundengeschäfte der Biopharmazie und der pharmazeutischen<br />

Produktion sowie das Auftragsgeschäft für Pharmachemikalien umfasst, konnte ebenfalls ein erfreuliches<br />

Wachstum verbuchen. Dieser Zuwachs gründet sich auf der positiven Entwicklung im Bereich<br />

Biopharmazeutika.<br />

Ebenso positiv entwickelt hat sich unser Tiergesundheitsgeschäft, das erfreulich gewachsen ist. Hierbei<br />

waren erneut die Schweineimpfstoffe mit dem umsatzstärksten Produkt ingelvac circofl ex® und auch<br />

ingelvac® prrs die wesentlichen Wachstumstreiber.<br />

Herausforderungen für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

2011 war für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> aber auch mit vielerlei nicht vorhersehbaren Herausforderungen verbunden.<br />

Hierzu zählen die Naturkatastrophe in Japan und die Reaktorunfälle in Fukushima mit nicht abschätzbaren<br />

Folgen für Mensch und Natur. Mit großer Anteilnahme haben wir die Ereignisse verfolgt.<br />

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Japan blieben unversehrt und wir sind stolz darauf, wie sie<br />

sich mit ihrem Mut und ihrer Entschlusskraft den großen Herausforderungen erfolgreich gestellt haben.<br />

Auch die weltweite Finanz-, Wirtschafts- und politische Systemkrise hatten jeweils einen belastenden<br />

Einfl uss auf die Gesundheitssysteme und den pharmazeutischen Markt.<br />

Aber auch interne Sondereffekte haben die Entwicklung unseres Geschäfts belastet. Dazu gehört die von<br />

uns als notwendig eingeschätzte vorübergehende Aussetzung der Fertigung in unserem US-amerikanischen<br />

Tochterunternehmen Ben Venue Laboratories, Inc., um Renovierungs- und Korrekturmaßnahmen<br />

zu ermöglichen und damit möglichst schnell wieder die dort produzierten Medikamente Patienten zur<br />

Verfügung stellen zu können. Wir sind zuversichtlich, die regulatorischen Probleme einer Lösung zuführen<br />

zu können.<br />

Belastend wirkten sich in verschiedenen Märkten die Eingriffe der Gesetzgeber in die Preisgestaltung verschreibungspfl<br />

ichtiger Medikamente aus. In Deutschland wird unser neues Medikament trajenta® zur<br />

Behandlung des Typ-2-Diabetes bis zum Abschluss des Bewertungsverfahrens und der damit verbundenen<br />

Festlegung des Erstattungsbetrags für die Therapie nicht zur Verfügung stehen.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011<br />

Förderung unserer Wettbewerbsfähigkeit<br />

schwerpunkte 2011<br />

Wir investieren kontinuierlich in den Ausbau unserer Funktionen wie in unsere eigene Forschung und<br />

Entwicklung sowie in unser eigenes Produktionsnetzwerk. Oberstes Ziel ist dabei, unsere Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu fördern und damit unsere langfristige Unabhängigkeit als Familienunternehmen zu sichern.<br />

Neue und innovative Medikamente aus unserer eigenen Forschung und Entwicklung, unterstützt <strong>durch</strong><br />

verschiedene Forschungskooperationen mit Biotechnologie-Unternehmen, werden es <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

ermöglichen, die im Jahr 2011 eingeleitete Wachstumsperiode auch in der Zukunft fortzusetzen.<br />

Deshalb haben wir im letzten Jahr auch erneut die Investitionen in unsere Forschung und Entwicklung<br />

gesteigert. Unsere gut gefüllte Produktpipeline mit vielversprechenden Studienergebnissen der Entwicklungssubstanzen<br />

sowie signifi kantem Umsatzpotenzial bestätigt uns in unseren hohen F&E-Investitionen.<br />

Wir sind der Überzeugung, dass diese erfolgreiche und innovative Pipeline unserer eigenen Forschung<br />

und Entwicklung eine gute Basis für unsere nachhaltige Unternehmensentwicklung ist.<br />

Zukünftige Herausforderungen<br />

Die großen Herausforderungen der forschenden Pharmaindustrie sind neben Patentabläufen und Patentangriffen<br />

steigende Investitionen in den Bereichen F&E sowie größere Hürden und verstärkte Aufwendungen<br />

für Produktzulassungen. In diesem Zusammenhang ist insbesondere auch der stärker werdende<br />

Kostendruck in den Gesundheitssystemen zu nennen, der immer weniger dazu führt, hohe Investitionsaufwendungen<br />

in der Entwicklung neuer Medikamente in angemessener Weise zu honorieren. Belastend<br />

wirken sich hierbei in verschiedenen Märkten die Eingriffe der Gesetzgeber in die Preisgestaltung verschreibungspfl<br />

ichtiger Medikamente aus.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird da<strong>durch</strong> auch in Zukunft gefordert werden, eine Herausforderung, der wir<br />

uns gerne und zuversichtlich stellen. Mit unserer hohen Innovationskraft auf der Grundlage einer erfolgreichen<br />

eigenen Produktpipeline in der Forschung und Entwicklung werden wir unsere anspruchsvollen<br />

Ziele erreichen.<br />

Dies gelingt in enger Kooperation mit der Leistungsfähigkeit unserer hoch qualifi zierten und engagierten<br />

Mitarbeiter, die für uns der wichtigste Wert im Unternehmen und dessen wesentlicher Erfolgsfaktor sind.<br />

Ihnen gebührt auch der Dank für den Erfolg des vergangenen Jahres.<br />

Schwerpunkte 2011<br />

13


14<br />

Ausblick<br />

Wir sind davon überzeugt, dass wir auf der Basis unseres etablierten Produktportfolios, der Neueinführungen<br />

sowie der erfolgreichen Einführung weiterer neuer Produkte aus unserer eigenen Forschung und Entwicklung<br />

unsere Position im weltweiten Human- und Veterinär-Pharmamarkt nachhaltig stärken und ausbauen<br />

können.<br />

Für das Jahr 2012 gehen wir davon aus, an Wachstum zulegen zu können, und erwarten eine Erlössteigerung<br />

im hohen einstelligen Bereich. Dies wird sich auch auf die Ergebnisentwicklung positiv auswirken.<br />

gez. gez.<br />

andreas barner hubertus von baumbach<br />

gez. gez.<br />

wolfram carius engelbert tjeenk willink<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011<br />

GREMIEN DES UNTERNEHMENSVERBANDES<br />

Gesellschafterausschuss<br />

christian boehringer<br />

Vorsitzender des Gesellschafterausschusses<br />

albert boehringer (bis 30.9.2011)<br />

christoph boehringer<br />

erich von baumbach jr.<br />

ferdinand von baumbach<br />

isabel boehringer (ab 1.10.2011)<br />

dr. mathias boehringer<br />

Beraterkreis<br />

prof. dr. michael hoffmann-becking<br />

Rechtsanwalt, Düsseldorf<br />

Vorsitzender des Beraterkreises<br />

egbert appel<br />

Trustee des Martin Hilti Family Trust;<br />

Mitglied des Stiftungsrats und<br />

Geschäftsführer der Hilti Foundation<br />

dr. andreas kreimeyer<br />

Mitglied des Vorstands und<br />

Sprecher der Forschung BASF SE<br />

prof. dr. fredmund malik<br />

Verwaltungsrats-Präsident<br />

Malik Management Zentrum St. Gallen AG<br />

Jan Rinnert<br />

Stellvertretender Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung Heraeus Holding GmbH<br />

(ab 1.9.2011)<br />

gremien des unternehmensverbandes<br />

Unternehmensleitung<br />

prof.* dr. dr. andreas barner<br />

Sprecher der Unternehmensleitung<br />

Unternehmensbereich Pharma<br />

Forschung, Entwicklung und Medizin<br />

hubertus von baumbach<br />

Unternehmensbereich Finanzen<br />

und Tiergesundheit<br />

prof. h.c. dr. wolfram carius<br />

Unternehmensbereich Personal<br />

und Operations<br />

engelbert tjeenk willink<br />

Unternehmensbereich Marketing<br />

und Vertrieb Humanpharma<br />

*Republik Österreich.<br />

Gremien des Unternehmensverbandes<br />

15


16<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

2011<br />

KONZERNLAGEBERICHT<br />

18 GESCHÄFT UND RAHMENBEDINGUNGEN<br />

30 VERMÖGENS-, FINANZ- UND ERTRAGSLAGE<br />

34 NACHTRAGSBERICHT<br />

35 RISIKOBERICHT<br />

36 PROGNOSEBERICHT<br />

Konzernlagebericht 17


KONZERNLAGEBERICHT 2011<br />

GESCHÄFT UND<br />

RAHMENBEDINGUNGEN<br />

Konjunkturelles Umfeld<br />

Im Kalenderjahr 2011 setzte sich der im Vorjahr eingeschlagene<br />

Wachstumspfad der Weltwirtschaft fort. Mit<br />

einer Wachstumsrate von 2,7 % hat sich die Dynamik der<br />

Weltwirtschaft gegenüber dem Vorjahr (+ 4,1 %) jedoch<br />

abgeschwächt. Der Rückgang ist im Wesentlichen auf die<br />

Verunsicherung über die sich ausweitende Staatsschuldenkrise<br />

in Europa, die Turbulenzen an den Finanzmärkten,<br />

die Auswirkungen der Natur- und Nuklearkatastrophe in<br />

Japan sowie auf gestiegene Rohstoffpreise zurückzuführen.<br />

Stützende Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft<br />

kamen insbesondere aus aufstrebenden Schwellenländern<br />

wie China oder Indien mit Wachstumsraten von rund<br />

9,1 % bzw. 6,7 %.<br />

Für das laufende Geschäftsjahr 2012 wird eine weitere<br />

leichte Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums auf<br />

2,5 % erwartet. Gründe hierfür sind die Unsicherheiten<br />

über die weiteren Auswirkungen der Schuldenkrise in<br />

Europa und ein sinkendes Wachstum in Ländern wie China,<br />

Brasilien oder Indien. Während für die Schwellen- und<br />

Entwicklungsländer ein Wirtschaftswachstum von 5,4 %<br />

erwartet wird, wird für die Industrienationen lediglich ein<br />

Wachstum in Höhe von rund 1,4 % prognostiziert.<br />

Innerhalb der Eurozone verlief die wirtschaftliche Entwicklung<br />

im Jahr 2011 sehr unterschiedlich. Dennoch bewegte<br />

sich das Wachstum mit 1,6 % im Vergleich zum<br />

Vorjahr (+ 1,7 %) auf einem nahezu unveränderten Niveau.<br />

Einige südeuropäische Länder mussten jedoch aufgrund<br />

von haushaltspolitischen Konsolidierungsmaßnahmen<br />

ihre Staatsausgaben reduzieren und konnten somit<br />

keine neuen Wachstumsimpulse setzen. Für das laufende<br />

Geschäftsjahr 2012 prognostiziert die Weltbank für die<br />

18<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Eurozone einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um<br />

0,3 %, da sich auch in den anderen Eurostaaten das Wirtschaftswachstum<br />

spürbar verlangsamt.<br />

In Deutschland setzte sich im Jahr 2011 der wirtschaftliche<br />

Aufwärtstrend mit einer Wachstumsrate von 3 % fort.<br />

Hauptkomponenten des Wachstums waren insbesondere<br />

das positive weltwirtschaftliche Umfeld und die positive<br />

Arbeitsmarktentwicklung, die einen konstant hohen<br />

Binnenkonsum förderte. Mit mehr als 41 Millionen Erwerbstätigen<br />

im Jahr 2011 wurde ein neuer Höchststand<br />

erreicht. Die Zahl der Erwerbslosen sank im Jahres<strong>durch</strong>schnitt<br />

auf 2,5 Millionen. Aufgrund von weiteren Sparprogrammen<br />

der öffentlichen Haushalte im Jahr 2012<br />

Umsatzerlöse nach Geschäften (in Mio. EUR)<br />

Verschreibungspflichtige Medikamente<br />

2011<br />

10.096<br />

2010 9.702<br />

Selbstmedikation<br />

2011<br />

1.396<br />

2010 1.318<br />

Biopharmazeutika<br />

2011 519<br />

2010 422<br />

Pharmachemikalien und Pharmazeutische Produktion<br />

2011 178<br />

2010 216<br />

Tiergesundheit<br />

2011 976<br />

2010 921


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

Umsatzerlöse nach Regionen (in Mio. EUR)<br />

Europa 4.037 4.089<br />

2011 2010<br />

Asien,<br />

Australien,<br />

Afrika<br />

Amerika 6.087 5.724<br />

(AAA) 3.047 2.773<br />

2011 2010<br />

2011 2010<br />

sowie eines sich verschlechternden außenwirtschaftlichen<br />

Umfelds wird jedoch ein deutlicher Rückgang des Wirtschaftswachstums<br />

auf 0,7 % erwartet.<br />

Mit einer <strong>durch</strong>schnittlichen Infl ationsrate von 2,3 % im<br />

Jahr 2011 hat sich der Preisanstieg in Deutschland, gemessen<br />

am Verbraucherpreisindex, im Vergleich zum Vorjahr<br />

mehr als verdoppelt. Hauptgrund hierfür waren die<br />

stark gestiegenen Rohstoffpreise. Für den gesamten Euroraum<br />

ergab sich mit einer Infl ationsrate von 2,7 % ein<br />

ähnliches Bild.<br />

Die für den <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverband<br />

wesentlichen Währungen sind neben dem Euro der US-<br />

Dollar (USD) und der Japanische Yen (JPY). Die Wechselkurse<br />

der beiden Letzteren waren im Geschäftsjahr 2011<br />

sehr starken Schwankungen unterworfen. Der Euro bewegte<br />

sich in Relation zum US-Dollar im Jahr 2011 innerhalb<br />

einer Bandbreite von 1,29 USD/EUR und 1,49 USD/<br />

EUR. Nach einer kurzen Abwertungsphase des Euro gegenüber<br />

dem US-Dollar zu Jahresbeginn stieg der Wechselkurs<br />

bis zur Mitte des zweiten Quartals kontinuierlich auf sein<br />

zwischenzeitliches Hoch von 1,49 USD/EUR an. Nach einer<br />

Seitwärtsbewegung zwischen 1,40 und 1,45 USD/EUR<br />

zu Beginn des zweiten Halbjahres setzte Anfang September,<br />

bedingt <strong>durch</strong> die europäische Schuldenkrise und<br />

die damit ausgelösten Unsicherheiten, eine deutliche<br />

Abwertung des Euro ein. Das Geschäftsjahr endete mit<br />

einem Wechselkurs von 1,29 USD/EUR. Im Vergleich<br />

zum 31. Dezember 2010 <strong>werte</strong>te der Euro gegenüber<br />

dem US-Dollar um 3 % ab.<br />

Die Wechselkurs-Relation von Euro und Japanischem<br />

Yen bewegte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

inner halb einer Bandbreite von 100 JPY/EUR und<br />

123 JPY/EUR, was einer Veränderung von mehr als 20 %<br />

entspricht. Bis Anfang des zweiten Quartals 2011 gewann<br />

der Euro, nicht zuletzt infolge der Erdbeben- und Nuklearkatastrophe<br />

in Japan, gegenüber dem Japanischen Yen<br />

fortlaufend an Wert und erreichte mit einem Kurs von<br />

123 JPY/EUR seinen Jahreshöchststand. Anschließend<br />

setzte bis zum Ende des dritten Quartals ein kontinuierlicher<br />

Abwertungsprozess ein. Eine kurze Aufwertungsphase<br />

bis Mitte Oktober konnte nicht gehalten werden.<br />

Mit einem Wechselkurs von 100 JPY/EUR (gleichzeitig<br />

Jahres-Minimum) wurde das Geschäftsjahr 2011 abgeschlossen.<br />

Im Vergleich zum 31. Dezember 2010 wurde<br />

der Euro gegenüber dem Japanischen Yen um rund 8 %<br />

abge<strong>werte</strong>t.<br />

Der Weltpharmamarkt zeigte sich 2011 stabil und verzeichnete<br />

mit 4,6 % im abgelaufenen Jahr ein Wachstum<br />

leicht über dem Niveau des Vorjahres (4 %). Gesundheitspolitische<br />

Maßnahmen und Preisregulierungen, insbesondere<br />

in Europa und den USA, sowie stärkerer Kostendruck<br />

auf die Gesundheitssysteme haben die Pharmabranche,<br />

vor allem in den etablierten Industrienationen, deutlich<br />

belastet und zu Umsatzeinbußen geführt. Das Wachstum<br />

des Weltpharmamarktes wurde im Wesentlichen <strong>durch</strong><br />

die hohen Wachstumsraten in den sogenannten Emerging<br />

Markets (u. a. China, Brasilien, Russland, Indien, Türkei)<br />

getragen. Für das laufende Geschäftsjahr 2012 prognostizieren<br />

Marktforschungsinstitute für den gesamten Weltpharmamarkt<br />

eine leichte Abschwächung des Wachstums<br />

auf rund 3 %, wobei weiterhin von deutlich divergierenden<br />

Wachstumsraten auf den einzelnen Pharmamärkten<br />

der Welt ausgegangen wird.<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen 19


Geschäft <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Das vergangene Jahr 2011 war für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

ein erfolgreiches, aber auch ein herausforderndes Jahr.<br />

Nach dem Übergangsjahr 2010, das geprägt war von Patentabläufen,<br />

regulatorischen Änderungen in den Märkten<br />

und Vorbereitungen auf die Einführung neuer Produkte,<br />

konnten wir im Geschäftsjahr 2011 eine neue<br />

Periode des organischen Wachstums einleiten. <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2011 einen<br />

Umsatz von 13.171 Mio. EUR. Das Vorjahresniveau von<br />

12.586 Mio. EUR wurde mit einem Umsatzwachstum von<br />

4,6 % erwartungsgemäß überschritten. Zwei neue Produkte<br />

aus unserer eigenen Forschung und Entwicklung in<br />

den für uns neuen Indikationen Schlaganfallprävention<br />

bei Vorhoffl immern (pradaxa®) und Diabetes (trajenta®)<br />

haben wir nach einer sehr zügigen Registrierung erfolgreich<br />

in den Markt eingeführt. Die Wachstumsraten dieser<br />

neuen Produkte pradaxa® und trajenta® haben<br />

maßgeblich zum Wachstum von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

beigetragen und werden die nun begonnene Wachstumsperiode<br />

auch in Zukunft prägen. Aber auch unsere etablierten<br />

Kernprodukte wie beispielsweise spiriva® gegen<br />

chronisch-obstruktive Bronchitis (COPD), micardis®/<br />

twynsta® gegen Bluthochdruck und auch combivent®<br />

gegen COPD und Asthma haben das erfreuliche Wachstum<br />

getragen.<br />

Eine gut gefüllte Produkt-Pipeline wird es Boeh ringer<br />

<strong>Ingelheim</strong> ermöglichen, die im Jahr 2011 eingeleitete<br />

Wachstumsperiode auch in der Zukunft fortzusetzen.<br />

Im Rahmen unserer Unternehmensstrategie konzentrieren<br />

wir die Geschäftsaktivitäten auf die erfolgreiche Erforschung<br />

und Entwicklung von innovativen Medikamenten.<br />

Durch diese Fokussierung auf unsere Stärken legen<br />

wir das Fundament für ein kontinuierliches organisches<br />

Wachstum. In Bereichen, in denen wir eine Erweiterung<br />

unserer Kompetenzen für notwendig erachten, oder im Fall<br />

von sinnvollen Marktopportunitäten wird <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> ergänzend auch externe Wachstumsmöglichkeiten<br />

evaluieren.<br />

20<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Im Januar 2011 gaben <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly<br />

den Beginn einer strategischen Allianz zur gemeinsamen<br />

Entwicklung und Vermarktung von Diabeteswirkstoffen<br />

bekannt. In diesem für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> neuen<br />

Indikationsgebiet wurde mit der Zulassung unseres Medikamentes<br />

trajenta® (Wirkstoff Linagliptin) im Jahresverlauf<br />

2011 in den USA, Europa und Japan ein erster<br />

Meilenstein erreicht. Die langfristig ausgelegte Allianz<br />

umfasst noch drei weitere Wirkstoffe sowie die Option<br />

zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung einer<br />

weiteren Substanz.<br />

Darüber hinaus vereinbarten <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und<br />

Amgen Inc. zu Beginn des Jahres die Übernahme des biotechnologischen<br />

Entwicklungs- und Produktionsstandorts<br />

Fremont in den USA. Der Standort wurde im ersten<br />

Halbjahr 2011 in das bestehende biopharmazeutische<br />

Netzwerk integriert und spiegelt die strategisch hohe Bedeutung<br />

der Biotechnologie im Unternehmensverband<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> einerseits und die Bedeutung<br />

des US-Marktes andererseits wider.<br />

Belastet wurde unser Geschäft im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

<strong>durch</strong> die von uns als notwendig eingeschätzte<br />

vorübergehende Aussetzung der Fertigung in unserem<br />

US-amerikanischen Tochterunternehmen Ben Venue<br />

Laboratories, Inc., um umfassende Renovierungs- und<br />

Korrekturmaßnahmen zu ermöglichen, sowie die Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

in unserer japanischen<br />

Tochtergesellschaft SSP Co., Ltd. im Bereich der Selbstmedikation.<br />

Die positive Umsatzentwicklung wurde im Wesentlichen<br />

von den beiden Regionen Amerika und Asien / Australien<br />

/ Afrika (AAA) getragen. Mit Umsätzen in Höhe von<br />

6.087 Mio. EUR wurde in der Region Amerika gegenüber<br />

dem Vorjahr ein Wachstum von 6,3 % erzielt. Diese Region<br />

ist mit einem Anteil von 46 % am Konzernumsatz nach<br />

wie vor der wichtigste Absatzmarkt von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Das stärkste Wachstum verzeichnete mit 9,9 % erwartungsgemäß<br />

die Region AAA. Mit Umsatzerlösen von<br />

3.047 Mio. EUR entfallen rund 23 % des Konzernumsatzes<br />

auf diese an Bedeutung gewinnende Region. Einen ge-


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

ringen Umsatzrückgang (– 1,3 %) auf 4.037 Mio. EUR verzeichnete<br />

die Region Europa. Damit entfallen rund 31 %<br />

des Konzernumsatzes auf diese Region.<br />

Umsatz nach Regionen<br />

(in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />

Amerika 6.087 5.724 + 6,3 %<br />

Europa 4.037 4.089 — 1,3 %<br />

Asien, Australien, Afrika (AAA) 3.047 2.773 + 9,9 %<br />

Mit einem erfreulichen Wachstum von rund 4,6 % erzielten<br />

wir im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2011 im Bereich<br />

Humanpharmazeutika einen Umsatz in Höhe von<br />

12.195 Mio. EUR, was einem Anteil von rund 93 % an den<br />

Gesamtumsätzen entspricht.<br />

Innerhalb des Humanpharmageschäfts generierte das<br />

Geschäftsfeld verschreibungspfl ichtige Medikamente mit<br />

einem Wachstum von 4,1 % Umsätze in Höhe von<br />

10.096 Mio. EUR. Darüber hinaus erzielte unser Geschäftsfeld<br />

Selbstmedikation mit einem Wachstum von<br />

5,9 % Umsätze von 1.396 Mio. EUR. Ebenso positiv hat<br />

sich unser Tiergesundheitsgeschäft im Geschäftsjahr 2011<br />

entwickelt. Mit einem Wachstum von 6,0 % gegenüber<br />

dem Vorjahr erzielte es Umsätze in Höhe von 976 Mio.<br />

EUR. Der Anteil dieses Geschäftsfeldes an unserem Gesamtumsatz<br />

erhöhte sich mit nun rund 7 % nochmals<br />

leicht. Das Umsatzwachstum ist im Wesentlichen auf die<br />

positive Entwicklung unserer Tierimpfstoffe, insbesondere<br />

ingelvac circofl ex®, zurückzuführen.<br />

Umsatz nach Geschäftsfeldern<br />

(in Mio. EUR)<br />

Verschreibungspfl ichtige<br />

2011 2010 Veränderung<br />

Medikamente 10.096 9.702 + 4,1 %<br />

Selbstmedikation 1.396 1.318 + 5,9 %<br />

Biopharmazeutika<br />

Pharmachemikalien und<br />

519 422 + 23,0 %<br />

Pharmazeutische Produktion 178 216 — 17,6 %<br />

Tiergesundheit 976 921 + 6,0 %<br />

Durch die erfreuliche Umsatzentwicklung im Jahr 2011<br />

sehen wir uns in unserem unternehmerischen Handeln<br />

bestätigt. Nach dem schwierigen Übergangsjahr 2010 ha-<br />

ben wir, getragen von der guten Entwicklung unserer etablierten<br />

Produkte sowie erfolgreichen Produktneueinführungen,<br />

eine neue Wachstumsphase einleiten können.<br />

Unsere engagierten Mitarbeiter und unsere positiven Forschungs-<br />

und Entwicklungsresultate stellen das Fundament<br />

für eine Fortsetzung unseres langfristig orientierten<br />

Wachstums dar. Mit 2.272 Mio. EUR hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

ein Betriebsergebnis erwirtschaftet, welches einer<br />

Umsatzrendite von 17,3 % entspricht.<br />

Kennzahlen (in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />

Umsatzerlöse 13.171 12.586 + 4,6 %<br />

Betriebsergebnis 2.272 1.896 + 19,8 %<br />

Umsatzrendite 17,3 % 15,1 %<br />

Forschung und Entwicklung (F&E)<br />

Aufbauend auf dem Unternehmensleitbild von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> liegt der Schwerpunkt der Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten<br />

unseres Unternehmens in der Entwicklung<br />

von Medikamenten und Therapien für Krankheiten,<br />

die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zufriedenstellend<br />

behandelt werden können. Wir sind stets bestrebt, in Bereichen<br />

mit hohem therapeutischen Bedarf einen wichtigen<br />

Beitrag zu leisten und in den bedeutenden Indikationsgebieten<br />

eine führende Stellung einzunehmen. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, werden strategisch wichtige Technologien<br />

auf dem neuesten Stand gehalten sowie neue<br />

technologische Schlüsselansätze systematisch erforscht.<br />

Die erfolgreichen Forschungs-und Entwicklungsaktivitäten<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und unsere damit verbundene<br />

Innovationsstärke waren in den vergangenen Jahren<br />

stets die Basis unserer positiven wirtschaftlichen Entwicklung.<br />

Der eigenen Forschung und Entwicklung kommt<br />

auch in Zukunft höchste Priorität zu. Sie stellt das Fundament<br />

des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverbandes<br />

dar und wird auch weiterhin unser wesentlicher Wachstumstreiber<br />

sein. Ein Beispiel für die konsequente Umsetzung<br />

unserer Strategie sind die Investitionen von rund<br />

80 Mio. EUR für den Neubau von Forschungs- und Entwicklungsgebäuden<br />

an unserem Standort in Ridgefi eld,<br />

Connecticut, USA.<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen<br />

21


Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 haben wir an unseren<br />

F&E-Standorten im Jahresschnitt 7.159 Mitarbeiter<br />

beschäftigt. Mit einem Investitionsvolumen von rund<br />

2.516 Mio. EUR in Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />

hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> seine Investitionen in diesem<br />

Bereich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal leicht<br />

erhöht. Insgesamt hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 2011 damit<br />

19,1 % vom Konzernumsatz in die Erforschung und Entwicklung<br />

neuer Medikamente investiert.<br />

Die eigenständige Erforschung und Entwicklung von<br />

Medikamenten ist für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> von grundlegender<br />

Bedeutung. Darüber hinaus erweitern wir <strong>durch</strong><br />

Kooperationsvereinbarungen und gezielte Einlizensierungen<br />

von Technologien und Produkten unser eigenes Produktportfolio.<br />

Huma npharma<br />

Der Schwerpunkt an den vier großen Forschungsstandorten<br />

in Deutschland (Biberach), USA (Ridgefi eld), Österreich<br />

(Wien) und Kanada (Laval) liegt in den nachfolgenden<br />

Indikationsgebieten:<br />

• Atemwegserkrankungen<br />

• Kardiometabolische Erkrankungen (Herz-Kreislaufund<br />

Stoffwechselerkrankungen)<br />

• Onkologie<br />

• Erkrankungen des zentralen Nervensystems<br />

• Immunologie<br />

• Infektionserkrankungen<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

2011 in der klinischen Forschung erneut bedeutsame<br />

Fortschritte hinsichtlich neuer Substanzen erzielen.<br />

Hervorzuheben sind hierbei insbesondere unsere Innovationen<br />

im Therapiegebiet der Onkologie mit unseren Substanzen<br />

Afatinib und Nintedanib sowie im Segment Virologie<br />

mit unseren Wirkstoffen BI 201335 und BI 207127.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist in der Behandlung von Atemwegserkrankungen<br />

eines der weltweit führenden Pharmaunternehmen.<br />

Unsere Forschung und Entwicklung konzentriert<br />

sich insbesondere auf die chronisch-obstruktive<br />

Lungenerkrankung (COPD), Asthma und idiopathische<br />

Lungenfi briose. Um die Behandlungserfolge unseres<br />

Produktes spiriva® (Wirkstoff Tiotropium), eines langwirksamen<br />

Anticholinergikums (LAMA) zur Inhalation, zu<br />

verbessern, wird im Rahmen des umfangreichen Phase-<br />

III-Studienprogramms „TOviTO®“ die tägliche Einmalgabe<br />

der Fixdosiskombination von Tiotropium und Olodaterol,<br />

einem langwirksamen β -Agonist (LABA) untersucht.<br />

2<br />

Auftakt des Studienprogramms bilden die Studien „TOnado®<br />

1“ und „TOnado® 2“, in denen die Wirksamkeit<br />

und Sicherheit der Fixdosiskombination von Tiotropium<br />

und Olodaterol mit jenen der jeweiligen Einzelwirkstoffe<br />

bei der Behandlung von COPD-Patienten verglichen werden.<br />

Darüber hinaus werden im ersten Halbjahr 2012 erste<br />

Ergebnisse einer Phase-III-Studie bezüglich der Wirksamkeit<br />

einer Olodaterol-Monotherapie erwartet.<br />

Forschung und Entwicklung 2011 2010 2009 2008 2007<br />

Aufwendungen gesamt in Mio. EUR 2.516 2.453 2.215 2.109 1.900<br />

– in % der Umsatzerlöse 19,1 19,5 17,4 18,2 17,3<br />

Aufwendungen für verschreibungspfl ichtige Medikamente in Mio. EUR 2.372 2.306 2.100 2.016 1.818<br />

– in % der Umsatzerlöse mit verschreibungspfl ichtigen Medikamenten 23,5 23,8 20,9 22,1 21,0<br />

Durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter 7.159 7.093 6.934 6.788 6.405<br />

Sachanlage-Investitionen in Mio. EUR (ohne Investitionen in Infrastruktur) 112 83 125 145 157<br />

22


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

Zusätzlich hierzu erhielt Anfang Oktober 2011 unsere<br />

respimat®-Technologie, in Verbindung mit den Wirkstoffen<br />

unseres Produktes combivent®, die Zulassung zur<br />

Behandlung von COPD in den USA. Der respimat®-Inhalator<br />

ist ein treibgasfreies Vernebelungsgerät, welches<br />

als Standardapplikation für unsere zukünftigen Atemwegsprodukte<br />

dient.<br />

Nachdem bereits im Jahr 2010 unser Produkt pradaxa®<br />

(Wirkstoff Dabigatranetexilat) in den USA und Kanada in<br />

der Indikation Schlaganfallprävention bei Patienten mit<br />

Vorhoffl immern die Zulassung erhalten hat, folgten im<br />

abgeschlossenen Geschäftsjahr 2011 Zulassungen in Europa<br />

und Japan.<br />

Bereits seit 2008 besitzt unser oraler Gerinnungshemmer<br />

pradaxa® die Zulassung zur Prävention von Venösen<br />

Thromboembolien (VTE) nach Hüft- und Kniegelenksersatz-Operationen.<br />

Das nun erweiterte Indikationsgebiet<br />

für Dabigatranetexilat stellt aus medizinischer Sichtweise<br />

einen signifi kanten therapeutischen Mehrwert dar, da es<br />

sich um die erste Zulassung im Bereich der oralen Gerinnungshemmer<br />

seit 50 Jahren handelt.<br />

Die Übergabe des „Prix Galien“, einer Auszeichnung für<br />

pharmakologische Spitzenforschung, im November 2011<br />

in Kanada in der Kategorie „Innovative Produkte“ für unser<br />

Medikament pradaxa® bestätigte uns ein weiteres Mal<br />

die hohe Qualität unserer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.<br />

Im Indikationsgebiet Stoffwechselerkrankungen liegt der<br />

Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt bei Wirkstoffen<br />

zur Behandlung von Diabetes. Mit der Zulassung unseres<br />

Medikamentes trajenta® (Wirkstoff Linagliptin) im<br />

Jahresverlauf 2011 in den USA, Japan und Europa wurde<br />

ein erster Meilenstein in der Diabetes-Allianz zwischen<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly erreicht. Linagliptin<br />

ist ein Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitor (DPP-4-Inhibitor)<br />

zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und ist als Monound<br />

Kombinationstherapie mit Metformin oder mit einem<br />

Sulfonylharnstoff und Metformin zugelassen. Darüber<br />

hinaus ist Linagliptin der einzige DPP-4-Inhibitor auf<br />

dem Markt, der bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und<br />

Nieren- oder Leberfunktionseinschränkungen ohne<br />

Dosisanpassung eingesetzt werden kann.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> konzentriert sich innerhalb des<br />

Indikationsgebietes Onkologie auf die Erforschung und<br />

Entwicklung von neuartigen Krebstherapien, die den<br />

Patienten einen therapeutischen Mehrwert bieten und<br />

somit zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Das<br />

Forschungsgebiet umfasst hierbei sowohl die Entwicklung<br />

von zielgerichteten Therapien zur Behandlung von soliden<br />

Tumoren als auch für hämatologische Krebserkrankungen.<br />

Im Rahmen unseres LUX®-Studienprogramms wird in<br />

mehreren weltweit laufenden Studien die Wirksamkeit<br />

unserer Substanz Afatinib (BIBW 2992) bei verschiedenen<br />

soliden Tumoren (u. a. nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom,<br />

Brustkrebs und Kopf-Hals-Karzinom) untersucht.<br />

Unser Wirkstoff Afatinib ist ein neuartiger Tyrosinkinase-<br />

Inhibitor (TKI), der zur irreversiblen Hemmung zweier<br />

Tyrosinkinase-Rezeptoren führt, die am Wachstum und<br />

der Ausbreitung von Tumoren beteiligt sind.<br />

Zusätzlich zu der im Vorjahr begonnenen zulassungsrelevanten<br />

klinischen Phase-III-Studie „LUX®-Breast-1“ zur<br />

Beurteilung der Wirksamkeit von Afatinib bei Brustkrebs<br />

wurden im Jahresverlauf 2011 zwei weitere Phase-II-Studien,<br />

„LUX®-Breast-2“ und die Studie „1200.89“, gestartet,<br />

welche die Wirksamkeit unserer Substanz Afatinib bei<br />

weiteren Formen von Brustkrebs untersuchen. Diese potenzielle<br />

Erweiterung des Anwendungsbereiches ist ein<br />

wichtiger Meilenstein auf dem Weg, unsere Entwicklungen<br />

in der Onkologie über den Lungenkrebs hinaus auszubauen.<br />

Innerhalb unserer Onkologie-Pipeline ist der Wirkstoff<br />

Nintedanib die zweite Leitsubstanz. Es handelt sich um<br />

einen Dreifach-Angiokinase-Inhibitor zur Behandlung<br />

von Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen<br />

Bronchialkarzinom. Hierbei liegen nun die ersten Ergebnisse<br />

des umfangreichen LUME®-Studienprogramms vor.<br />

Im Rahmen der klinischen Phase-III-Studie „LUME®-<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen 23


Lung-1“ wurde bei Patienten mit fortgeschrittenem oder<br />

rezidivierendem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom<br />

ein verlängertes progressionsfreies Überleben festgestellt.<br />

Des Weiteren wird eine zusätzliche klinische Phase-III-<br />

Studie mit unserem Wirkstoff Nintedanib zur Behandlung<br />

bei Patientinnen mit Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)<br />

<strong>durch</strong>geführt.<br />

Unser dritter Onkologie-Wirkstoff ist Volasertib (BI 6727).<br />

Es handelt sich hierbei um einen spezifi schen Inhibitor<br />

der Polo-Like-Kinase-1 (Plk-1), der zurzeit ein breit angelegtes<br />

klinisches Phase-II-Studienprogramm <strong>durch</strong>läuft.<br />

Darüber hinaus wurde im Jahresverlauf 2011 das Onkologie-Portfolio<br />

um zwei neue chemische Moleküle und zwei<br />

Antikörper erweitert.<br />

Die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten von<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Therapiegebiet Infektionskrankheiten<br />

fokussieren sich auf Viruserkrankungen mit<br />

einem hohen, bisher nicht gedeckten medizinischen Bedarf.<br />

Einen Schwerpunkt bildet hierbei die Behandlung<br />

von Hepatitis-C-Viren (HCV). Im abgeschlossenen Geschäftsjahr<br />

2011 konnten hierbei weitere signifi kante<br />

Fortschritte bei unseren Substanzen BI 201335, einem<br />

oral einzunehmenden HCV-NS3/4A-Protease-Inhibitor,<br />

und BI 207127, einem NS5B-RNA-abhängigen Polymerase-Inhibitor,<br />

erzielt werden. Im November 2011 hat<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für den Wirkstoff BI 201335<br />

(Protease-Inhibitor) vielversprechende Ergebnisse zweier<br />

Phase-II-Studien aus dem SILEN-C®-Studienprogramm<br />

veröffentlicht. Im Rahmen der SILEN-C®3-Studie wurden<br />

zum einen eine Reduktion der Therapiedauer bei Hepatitis<br />

C sowie eine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit einer<br />

virologischen Heilung im Vergleich zur traditionellen<br />

Standardtherapie festgestellt. Darüber hinaus geht aus der<br />

Studie „SILEN-C®1“ hervor, dass unser Protease-Inhibitor<br />

auch bei Patienten mit schwer therapierbaren HCV-Genotypen<br />

zu einer Verbesserung des Krankheitsbildes führen<br />

kann. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurde ein umfangreiches<br />

Studienprogramm, bestehend aus drei Phase-<br />

III-Studien, zur Evaluierung von BI 201335 in Kombination<br />

mit der Standardtherapie gestartet, deren Ergebnisse<br />

voraussichtlich im ersten Halbjahr 2013 vorliegen.<br />

24<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Für die Kombination unserer Wirkstoffe BI 201335 und<br />

BI 207127 mit und ohne zusätzliche Verabreichung von<br />

Ribavirin wurde <strong>durch</strong> eine Interimsanalyse der Phase-<br />

IIb-Studie „SOUND-C®21“ ebenso eine hohe virologische<br />

Ansprechrate bei therapienaiven Patienten nachgewiesen.<br />

Da diese Wirkstoffkombination kein pegyliertes Interferon<br />

enthält, könnte diese bei vielen HCV-Patienten eine<br />

deutliche Reduktion der therapiebedingten Belastungen<br />

ermöglichen.<br />

Der zweite Forschungsschwerpunkt dieses Indikationsgebietes<br />

liegt in der Behandlung von HIV/AIDS. Im Jahresverlauf<br />

hat unser Medikament viramune® (Wirkstoff<br />

Nevirapin), das bisher als zweimal täglich einzunehmende<br />

Tablette mit sofortiger Wirkstofffreisetzung zugelassen<br />

war, die Zulassung als eine einmal täglich einzunehmende<br />

Tablette mit verzögerter Freisetzung von Nevirapin in<br />

den USA und Europa erhalten. viramune® ist ein nicht<br />

nukleosidaler Reverse-Transkriptase-Inhibitor (NNRTI),<br />

der für eine Kombinationstherapie mit anderen antiretroviralen<br />

Substanzen zur Behandlung von HIV-Infektionen<br />

zugelassen ist.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gewährt der US-amerikanischen<br />

Gesellschaft Gilead die weltweiten Exklusivrechte zur<br />

Erforschung, Entwicklung und Vermarktung der neuartigen,<br />

an eine nicht-katalytische Stelle bindenden Integrase-Inhibitoren<br />

(NCINIs) bei HIV. Hierbei inbegriffen ist<br />

der Wirkstoff BI 224436, der im Rahmen einer Phase-1a-<br />

Dosisfi ndungsstudie zur Bewertung der Bioverfügbarkeit<br />

und der pharmakokinetischen Eigenschaften bei gesunden<br />

Probanden evaluiert wurde.<br />

Tiergesundheit<br />

Innerhalb unseres Geschäftsbereiches Tiergesundheit liegen<br />

die Forschungsschwerpunkte in der Erforschung und<br />

Entwicklung von innovativen Impfstoffen, primär zum<br />

Schutz von Nutz- wie auch Haustieren, sowie pharmazeutischen<br />

Produkten. Mit rund 96 Mio. EUR investierte<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im abgeschlossenen Geschäftsjahr<br />

2011 in etwa 10 % der Umsatzerlöse des Tiergesundheitsgeschäftes<br />

in die Erforschung, Entwicklung und Profi lie-


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

rung neuer Produkte sowie in den Aufbau neuer Forschungs-<br />

und Entwicklungsstandorte (Hannover und<br />

Shanghai).<br />

Im Laufe des Jahres 2011 erhielt unser Produkt prascend®<br />

in vielen Ländern die Zulassung zur Behandlung des<br />

Equinen Cushing-Syndroms, einer der häufi gsten Hormonerkrankungen<br />

bei Pferden. prascend® ist das erste<br />

für Pferde zugelassene Präparat mit dem Dopaminagonisten<br />

Pergolidmesilat und führt innerhalb mehrerer<br />

Wochen zum Abklingen der Symptome. Die Zulassung<br />

für die Kombination von mycofl ex® und circofl ex®,<br />

einem Impfstoff für Schweine, wurde für die USA und<br />

Japan im ersten Quartal 2011 erteilt.<br />

Im Forschungsbereich Kleintiere wurde die Rekrutierungsphase<br />

für die umfangreiche „EPIC®“-Studie gestartet.<br />

Im Rahmen dieser Studie untersuchen Veterinärkardiologen,<br />

ob unser Wirkstoff Pimobendan über die<br />

Wirksamkeit bei der Behandlung von Hunden mit kongestiver<br />

Herzinsuffi zienz infolge einer chronischen Mitralklappenerkrankung<br />

hinaus auch das erste Auftreten<br />

der klinischen Symptome dieser Erkrankung hinauszögern<br />

kann.<br />

Kooperationen<br />

Zu Jahresbeginn unterzeichneten <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

und Eli Lilly and Company eine langfristige weltweite<br />

strategische Partnerschaft zur gemeinsamen Entwicklung<br />

und Vermarktung von Diabeteswirkstoffen, die sich zurzeit<br />

in fortgeschrittenen Phasen der klinischen Entwicklung<br />

befi nden. Seitens <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> werden die<br />

beiden oralen Antidiabetika Linagliptin und BI 10773<br />

eingebracht. Linagliptin ist ein neuartiger Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitor<br />

(DPP-4-Inhibitor), der im Laufe des<br />

Jahres 2011 Zulassungen für die USA, Japan und Europa<br />

erhalten hatte. Der Wirkstoff BI 10773 befi ndet sich zurzeit<br />

in der klinischen Phase III und gehört der neuartigen<br />

Klasse von SGLT-2-Inhibitoren an, die die Glukoserückresorption<br />

in der Niere hemmen. Eli Lilly bringt das<br />

strukturell neuartige Basal-Insulinanalogon LY 2605541<br />

und den Insulin glargin Wirkstoff LY 2963016 ein, die<br />

sich ebenso in einer fortgeschrittenen Phase der klinischen<br />

Entwicklung befi nden. Darüber hinaus besteht die<br />

Option, gemeinsam einen monoklonalen TGF-beta-Antikörper<br />

zu entwickeln und zu vermarkten, der sich zurzeit<br />

in der Phase II der klinischen Entwicklung für Patienten<br />

mit Diabetes und chronischen Nierenleiden befi ndet.<br />

Im abgeschlossenen Berichtsjahr 2011 haben wir zur<br />

Erweiterung unseres Technologieportfolios mit der Pro-<br />

BioGen AG (Deutschland) eine Lizenzvereinbarung über<br />

die Nutzung ihrer GlymaxX®-Technologie unterzeichnet.<br />

Diese fi ndet Anwendung in der biopharmazeutischen<br />

Auftragsentwicklung- und Produktion zur Steigerung<br />

der ADCC-Aktivität (antikörperabhängige zellvermittelte<br />

Zytotoxizität) von Antikörpern. Sie kann bei bestehenden<br />

Antikörper produzierenden Zelllinien eingesetzt werden,<br />

ohne deren Produktivität zu beeinträchtigen. Darüber hinaus<br />

ist sie problemlos in das CHO-basierte Hochexpressionssystem<br />

BI-HEX® von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> integrierbar.<br />

Produktion<br />

Unser weltweites Produktionsnetzwerk im Humanpharmageschäft<br />

bestand im Jahr 2011 aus 20 Standorten in<br />

13 Ländern. Verteilt auf diese Produktionsstandorte betreibt<br />

der Konzern 13 pharmazeutische, fünf chemische,<br />

drei biopharmazeutische sowie eine Produktionseinheit für<br />

Medizinprodukte. Die langjährige Erfahrung an unseren<br />

Produktionsstandorten ermöglicht uns eine zuverlässige<br />

und qualitativ hochwertige Produktversorgung, sowohl für<br />

konzerninterne Kunden als auch für Industriekunden.<br />

Die in der Division Launch & Strategic Products (LSP) zusammengefassten<br />

pharmazeutischen und chemischen<br />

Produktionsstandorte garantieren die Einhaltung unserer<br />

hohen Qualitätsanforderungen bei Produktneueinführungen<br />

sowie die technologisch und prozessual anspruchsvolle<br />

Herstellung dieser innovativen Produkte in den<br />

ersten Jahren ihrer Lebenszyklen. Die Division fungiert<br />

hierbei als Schnittstelle zwischen unseren Entwicklungsaktivitäten<br />

und der Serienproduktion und übernimmt bereits<br />

in sehr frühen Phasen vorbereitende Aufgaben für<br />

die Markteinführung von neuen Produkten.<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen 25


Unsere Division Established Products (ESP), die sich auf<br />

die Herstellung von bereits am Markt etablierten Produkten<br />

im fortgeschrittenen Lebenszyklus konzentriert, ist<br />

verantwortlich für mehr als die Hälfte des Produktionsvolumens.<br />

Durch eine globale Präsenz in allen Wachstumsmärkten<br />

erreichen wir mit unserem ESP-Produktionsnetzwerk<br />

ein hohes Maß an Flexibilität und können optimal<br />

auf lokale Gegebenheiten reagieren. Somit können wir jederzeit<br />

sowohl unsere eigenen Arzneimittel als auch Produkte<br />

für Industriekunden kosteneffi zient und in hoher<br />

Qualität zuverlässig herstellen.<br />

In der Division LSP wurde zu Beginn des Jahres 2011 der<br />

Verkauf des Resomer®-Geschäfts an Evonik Industries<br />

vollzogen. Hiervon betroffen ist die gesamte Produktpalette<br />

aus kundenspezifi schen und Standardpolymeren für<br />

die Herstellung von medizinischen Anwendungen und<br />

pharmazeutischen Formulierungen.<br />

Mit der Fertigstellung zweier weiterer Module wurde der<br />

neue pradaxa®-Produktionsbetrieb in <strong>Ingelheim</strong> eingeweiht.<br />

Mit einer Gesamtinvestitionssumme von 156 Mio.<br />

EUR wurde seit 2009 ein bestehendes Betriebsgebäude in<br />

eine moderne Produktionsanlage umgebaut. In dem neuen<br />

Betrieb entstehen am Stammsitz in <strong>Ingelheim</strong> rund<br />

116 neue Arbeitsplätze. Durch die Investition verdreifacht<br />

sich die bisherige Kapazität der pradaxa®-Kapselherstellung<br />

auf 1,5 Milliarden Kapseln pro Jahr, womit die weltweite<br />

Nachfrage nach Dabigatranetexilat (pradaxa®) bedient<br />

werden kann.<br />

Eine weitere Investition in unser LSP-Produktionsnetzwerk<br />

zur Sicherstellung innovativer und modernster Produktionstechniken<br />

stellt die Eröffnung einer neuen High-<br />

Containment-Produktionsanlage an unserem Standort in<br />

Columbus, Ohio für rund 36 Mio. EUR dar.<br />

Um die Präsenz in wichtigen Schwellenländern auszubauen,<br />

gab <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bereits im Jahr 2009 bekannt,<br />

in den kommenden Jahren bis zu 100 Mio. EUR in<br />

den Standort China zu investieren. Bereits im Jahr 2010<br />

wurden rund 11 Mio. EUR in den Aufbau eines neuen<br />

„Center of Competence“ in Shanghai investiert, das auf<br />

26<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

die Qualitätskontrolle von in China bezogenen pharmazeutischen<br />

Wirkstoffen und chemischen Zwischenprodukten<br />

spezialisiert ist. Im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

2011 wurde entschieden, unseren Produktionsstandort im<br />

Zhangjiang Hightech-Park in Shanghai mit einer Investition<br />

von 79 Mio. EUR zu einem Versorgungszentrum für<br />

China auszubauen. Die Expansion schließt einen Anstieg<br />

der Mitarbeiteranzahl von heute 240 auf rund 400 sowie<br />

die Verdoppelung der bisherigen Produktionskapazität<br />

mit ein. In der ersten Phase des Investitionsprojekts werden<br />

ein neues Verpackungszentrum für Ampullen, Tabletten<br />

und Kapseln sowie ein automatisiertes Lager errichtet.<br />

In der zweiten Phase wird anschließend die bisherige Fertigungsstätte<br />

umgebaut und modernisiert.<br />

Die biopharmazeutische Produktion von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> ist neben der Herstellung eigener Produkte<br />

(actilyse®, metalyse®, imukin® und beromun®) ein weltweit<br />

angesehener Auftragshersteller für Industriekunden.<br />

Im Dezember 2011 unterzeichneten <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

und das US-amerikanische Unternehmen AVEO<br />

Pharmaceuticals Inc. ein Abkommen über die Lohnherstellung<br />

von Ficlatuzumab, einem neuartigen inhibitorischen<br />

Antikörper zur Behandlung von nicht-kleinzelligem<br />

Bronchialkarzinom. Mit mehr als 25-jähriger Erfahrung<br />

deckt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die komplette biopharmazeutische<br />

Prozesskette von der Entwicklung neuer biologischer<br />

Wirkstoffe über die Herstellung bis zur Markteinführung<br />

ab. Durch den Kauf des modernen Entwicklungsund<br />

Produktionsstandortes in Fremont, USA von Amgen<br />

Inc. wurde das bestehende biopharmazeutische Netzwerk,<br />

bestehend aus den Standorten in Biberach,<br />

Deutschland und Wien, Österreich, erweitert. Der Standort<br />

wurde im ersten Halbjahr 2011 in das bestehende<br />

biopharmazeutische Netzwerk integriert und spiegelt die<br />

strategisch hohe Bedeutung der Biotechnologie bei<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wider.<br />

Umwelt und Arbeitsschutz<br />

Der Schutz unserer Mitarbeiter, unserer Einrichtungen<br />

und unserer Umwelt sowie der nachhaltige Umgang mit<br />

natürlichen Ressourcen und die Förderung des Umweltbewusstseins<br />

sind ein wichtiger Bestandteil unseres Un-


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

ternehmensleitbildes und für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> von<br />

zentraler Bedeutung. Die Beachtung gesellschaftlicher, sozialer<br />

und ökologischer Aspekte ist seit vielen Jahren in<br />

unserer Unternehmensphilosophie fest verankert. Bei allen<br />

Aktivitäten bemüht sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> um<br />

den größtmöglichen Schutz seiner Mitarbeiter, seiner<br />

Nachbarn und der Natur. Das Unternehmen ist bestrebt,<br />

die natürlichen Ressourcen zu erhalten und das Umweltbewusstsein<br />

intern und extern nachdrücklich zu fördern.<br />

Der Bereich Environment, Health and Safety (EHS) ist für<br />

die Implementierung und Überprüfung unserer konzernweit<br />

gültigen Standards für die Bereiche Umweltschutz,<br />

Gesundheit und Arbeitssicherheit verantwortlich. Unsere<br />

internen Richtlinien orientieren sich an den jeweiligen<br />

länderspezifi schen gesetzlichen Vorschriften, gehen in<br />

vielen Fällen jedoch deutlich über diese hinaus. Deren<br />

Einhaltung sowie die Identifi kation möglicher Verbesserungspotenziale<br />

in unseren internen Umweltschutz- und<br />

Arbeitssicherheitsrichtlinien stellen wir <strong>durch</strong> regelmäßig<br />

<strong>durch</strong>geführte interne Auditierungsverfahren sicher. So<br />

wurden im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2011 konzernweit<br />

14 interne Audits <strong>durch</strong>geführt. Darüber hinaus<br />

überprüfen wir anhand defi nierter Kennzahlen fortlaufend<br />

unsere Maßnahmen in den oben genannten Bereichen.<br />

Das Zusammenspiel dieser verschiedenen Maßnahmen<br />

bildet die Basis für die hohen Standards in den<br />

Bereichen Umweltschutz, Gesundheit und Arbeitssicherheit<br />

bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />

Schon seit 1995 beteiligt sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> an<br />

der Responsible Care®-Initiative des Weltchemieverbandes.<br />

Als Mitglied dieser Initiative und einhergehend mit<br />

unserem Unternehmensleitbild richten wir unser Handeln<br />

stets darauf aus, Verbesserungen in den Bereichen<br />

Umwelt, Gesundheit und Sicherheit zu erreichen. Denn<br />

wir sind uns bewusst: Die Berücksichtigung von gesellschaftlichen<br />

und ökologischen Aspekten ist ein wesentlicher<br />

Faktor für unseren nachhaltigen unternehmerischen<br />

Erfolg.<br />

Die Zertifi zierung unserer Produktionsstandorte <strong>durch</strong><br />

externe Organisationen war auch im Jahr 2011 ein wich-<br />

tiger Bestandteil unseres Umwelt- und Sicherheitsmanagements.<br />

Unser Engagement wurde einmal mehr <strong>durch</strong><br />

die Übergabe des Zertifi kats ISO 14001 für Umweltmanagement<br />

an unseren pharmazeutischen Produktionsstandort<br />

in Narita, Japan bestätigt, der somit unseren<br />

bereits zertifi zierten chemischen Produktionsstätten in<br />

Frankreich, Italien und Spanien folgt.<br />

Um unseren Beitrag zur Reduzierung der weltweiten<br />

CO -Emissionen zu leisten, haben wir uns im Rahmen<br />

2<br />

der Initiative „BE Green“ das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis<br />

zum Jahr 2020 unsere CO -Emissionen um 20 % gegen-<br />

2<br />

über dem Stand von 2010 zu reduzieren. Diese Reduktion<br />

werden wir <strong>durch</strong> eine Vielzahl an unterschiedlichen Projekten,<br />

u. a. aus den Bereichen Energieeffi zienz, Geschäftsreisen<br />

oder dem Flottenmanagement, realisieren.<br />

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 wurde an unseren<br />

Standorten in Deutschland begonnen, Gebäude systematisch<br />

auf ihre Energieeffi zienz zu untersuchen. Aus diesen<br />

Untersuchungen wurden Projekte zur Optimierung abgeleitet,<br />

die bis zum Jahr 2014 abgeschlossen sein sollen.<br />

Mittels dieser Projekte können jährlich 20 GWh bzw.<br />

4.500 Tonnen CO -Emissionen eingespart werden. Im<br />

2<br />

Rahmen eines weiteren Projektes in unserem Produktionsstandort<br />

in Petersburg (USA) wurden die bisher getrennten<br />

Systeme für Heizung, Lüftung und Klimatisierung<br />

in einem Gebäudeautomationssystem gebündelt.<br />

Durch diese Maßnahme können wir jährlich rund 2.000<br />

Tonnen CO -Emissionen einsparen.<br />

2<br />

Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter genießen<br />

höchste Priorität bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Dies<br />

spiegelt sich in unseren hohen weltweiten Sicherheitsstandards<br />

und Richtlinien wider. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr<br />

konnten wir <strong>durch</strong> die konsequente Umsetzung<br />

unserer „Zero by Choice“-Initiative, in welcher Management<br />

und Mitarbeiter proaktiv Verantwortung für ihre eigene<br />

und für die Sicherheit ihrer Kollegen übernehmen,<br />

erneut die Unfallquote senken. Mit nun 2,3 Unfällen pro<br />

eine Million geleisteter Arbeitsstunden sind wir auf einem<br />

guten Weg, unser Ziel der Senkung dieser Kennzahl auf<br />

unter 1 im Jahr 2014 zu erreichen.<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen 27


Arbeitnehmerberichterstattung<br />

Die <strong>durch</strong>schnittliche Mitarbeiterzahl von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

ist, wie in den vorausgegangen Jahren, auch im<br />

abgeschlossenen Geschäftsjahr erneut gestiegen. Im Jahres<strong>durch</strong>schnitt<br />

waren 44.094 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Wachstum<br />

von 4,4 %.<br />

Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter<br />

nach Regionen 2011 2010<br />

Amerika 14.300 13.491<br />

Europa 21.380 21.016<br />

Asien, Australien, Afrika (AAA) 8.414 7.717<br />

44.094 42.224<br />

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die weitere positive Entwicklung<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind seine innovativen,<br />

engagierten und zuverlässigen Mitarbeiter. Hierfür<br />

unterstützen wir unsere Mitarbeiter in unterschiedlichen<br />

Lebenssituationen und schaffen entsprechende Rahmenbedingungen<br />

für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.<br />

Flexible Arbeitszeiten, Teilzeit- und Telearbeit, Kinderkrippenplätze,<br />

eine individuelle Mitarbeiterbetreuung<br />

oder präventive Gesundheitsprogramme sind Maßnahmen,<br />

um eine Balance zwischen Beruf und Privatleben<br />

zu ermöglichen. Für unser betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

erhielten wir zum zweiten Mal die Auszeichnung<br />

„Bestes Betriebliches Gesundheitsmanagement in<br />

der Sparte Chemie/Pharma“ im Rahmen des Corporate<br />

Health Award. Nach der Grundzertifi zierung im Jahr<br />

2005 haben wir im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2011<br />

den Re-Auditierungsprozess für „audit berufundfamilie®“<br />

der Hertie-Stiftung <strong>durch</strong>laufen. Dieses Zertifi kat verdeutlicht<br />

unsere Selbstverpfl ichtung zur Weiterentwicklung<br />

unserer familienbewussten Personalpolitik.<br />

Schulabsolventen einen qualifi zierten Berufseinstieg zu<br />

ermöglichen, zählt traditionell zu den besonderen Anliegen<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Mit 676 Auszubildenden<br />

in 29 verschiedenen Ausbildungsberufen konnten wir an<br />

unseren Standorten in Deutschland im Jahr 2011 annähernd<br />

so vielen jungen Menschen einen Start ins Berufsleben<br />

ermöglichen wie im Vorjahr. Wir bieten auch Men-<br />

28<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

schen mit Behinderung <strong>durch</strong> die Vielseitigkeit unserer<br />

Ausbildungsberufe die Möglichkeit einer Integration in<br />

das Berufsleben. Neben dem Erwerb fachlicher Fertigkeiten<br />

und Kenntnisse legen wir nicht nur bei unseren<br />

Auszubildenden im Rahmen einer ganzheitlichen Qualifi -<br />

zierung großen Wert auf die Förderung sozialer Kompetenzen<br />

und fördern die Persönlichkeitsentwicklung unserer<br />

Mitarbeiter.<br />

Talent Management hat als grundlegender Bestandteil unserer<br />

Unternehmensstrategie einen hohen Stellenwert.<br />

Ziel ist es, die richtigen Mitarbeiter zum richtigen Zeitpunkt<br />

am richtigen Ort einsetzen zu können. Zum einen<br />

werden hier<strong>durch</strong> die Beschäftigungsfähigkeit sowie die<br />

berufl iche Entwicklung jedes Mitarbeiters gewährleistet.<br />

Zum anderen sollen Mitarbeiter mit Entwicklungspotenzial<br />

frühzeitig für strategisch wichtige Positionen identifi -<br />

ziert und gezielt gefördert werden. Hierfür werden das<br />

Verhalten und die erbrachte Leistung jedes Mitarbeiters<br />

beurteilt und im Hinblick auf Vergütung und berufl iche<br />

Entwicklungsmöglichkeiten angemessen differenziert.<br />

Neben einer starken Unternehmenskultur ermöglicht uns<br />

dieses Vorgehen, auch in einem sehr kompetitiven Geschäftsumfeld<br />

hochqualifi zierte Mitarbeiter zu rekrutieren<br />

und langfristig an <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zu binden.<br />

Mit unserem Vergütungssystem sehen wir uns in einer<br />

wettbewerbsfähigen Position. Zusätzlich zu einem marktüblichen<br />

Basisgehalt haben wir variable Gehaltsbestandteile<br />

integriert, die sich an dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens<br />

sowie der Erreichung individueller Ziele jedes<br />

Mitarbeiters orientieren. Im Rahmen eines kontinuierlichen<br />

Kommunikationsprozesses zwischen Vorgesetztem<br />

und Mitarbeiter werden zu Jahresbeginn individuelle<br />

Ziele für das laufende Jahr vereinbart. Die unterjährige<br />

individuelle Zielerreichung hat einen unmittelbaren Einfl<br />

uss auf den variablen Gehaltsbestandteil des Mitarbeiters.<br />

Abgerundet wird unser attraktives Vergütungssystem<br />

<strong>durch</strong> umfangreiche freiwillige Sozialleistungen, wie z. B.<br />

unsere betriebliche Altersvorsorge oder präventive Gesundheitschecks.


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

Darüber hinaus erhalten höhere Führungskräfte bei<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> seit mehreren Jahren eine an den<br />

langfristigen Erfolg des Unternehmens gekoppelte Vergütungskomponente.<br />

Dieser variable Gehaltsbestandteil<br />

orientiert sich an der Erreichung von langfristigen Unternehmenszielen<br />

und nicht an kurzfristigen Zielen.<br />

Wie schon in den vergangenen Jahren bestätigen Umfragen<br />

die hohe Attraktivität von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als<br />

Arbeitgeber. Positive Ergebnisse in Ländern wie den USA<br />

beim „Top Employers“-Wettbewerb des Wissenschaftsmagazins<br />

Science, in Australien und Neuseeland beim „Aon<br />

Hewitt Best Employer Award“ oder in Brasilien und<br />

Dänemark beim „Great Place to Work“-Wettbewerb sind<br />

eine besondere Anerkennung für unser arbeitnehmerfreundliches<br />

Arbeitsumfeld, unsere wertschätzende Mitarbeiterführung<br />

sowie unsere hervorragende Forschungsarbeit.<br />

Darüber hinaus wurde <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> vom Medical<br />

Marketing & Media magazine als „Firma des Jahres“<br />

ausgezeichnet. Besonders hervorgehoben wurden hierbei<br />

die konsequente Ausrichtung auf die selbstständige Forschung<br />

und Entwicklung sowie die reibungslose Markteinführung<br />

von neuen Produkten im Jahr 2011.<br />

Corporate Citizenship<br />

Gesellschaftliches Engagement und die Wahrnehmung<br />

sozialer Verantwortung sind für uns wichtige Bestandteile<br />

der Unternehmenskultur. Im Rahmen von unterschiedlichsten<br />

Projekten nehmen wir unsere gesellschaftliche<br />

und soziale Verantwortung gegenüber unseren Patienten,<br />

Mitarbeitern und deren Familien sowie hilfsbedürftigen<br />

Menschen in Ländern und Regionen, in denen wir unternehmerisch<br />

tätig sind, wahr.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Engagements<br />

im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2011 war der Start der<br />

dreijährigen globalen Partnerschaft „Making More Health“<br />

zwischen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Ashoka, einer weltweit<br />

tätigen Nichtregierungsorganisation (NGO). Ziel dieser<br />

Initiative ist es, die Gesundheit von Menschen, ihren<br />

Familien und ihrem sozialen Umfeld auf der ganzen Welt<br />

zu fördern, indem vielversprechende Lösungen zur Bewältigung<br />

gesundheitlicher Probleme identifi ziert und<br />

umgesetzt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden<br />

weltweit 50 ausgewählte sozial orientierte Unternehmer<br />

(Social Entrepreneurs) unterstützt, die mit neuartigen<br />

Konzepten nachhaltige Lösungen zum Thema Gesundheit<br />

vorantreiben. Darüber hinaus wurde ein webbasierter<br />

„Changemaker-Wettbewerb“ gestartet, in dem die Öffentlichkeit<br />

aufgefordert wird, neue Ideen einzureichen, wie<br />

Gesundheit in einem unzureichend versorgten Umfeld<br />

verbessert werden kann. Zusätzlich hierzu wurden im<br />

Rahmen der „Youth Venture“-Initiative Jugendliche aufgerufen,<br />

Gesundheitslösungen für ihr spezielles Umfeld<br />

zu entwerfen. Im Jahresverlauf 2011 wurden 13 ausgewählte<br />

Social Entrepreneurs im Gesundheitssektor unterstützt.<br />

Beispiele für geförderte Projekte sind eine verbesserte<br />

Brustkrebsfrüherkennung in Deutschland oder ein<br />

Ansatz für ganzheitliche Gesundheitslösungen für Familien<br />

in den Favelas Brasiliens.<br />

Ein weiteres Projekt war die weltweite Initiative „1 Mission<br />

1 Million – Herzenssache Schlaganfall“. Hierbei förderte<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Projekte, die das Verständnis für<br />

Vorhoffl immern und das damit verbundene Schlaganfallrisiko<br />

sowie die öffentliche Wahrnehmung verbessern sollen.<br />

Weltweit beteiligten sich über 40 unabhängige Organisationen<br />

an der Aufklärungsinitiative. In Deutschland<br />

wurde die Initiative von der Deutschen Gesellschaft für<br />

Kardiologie (DGK) unterstützt. Von den rund 180 eingereichten<br />

Projekten wurden 32 ausgewählt, die zusammen<br />

mit bis zu 1 Mio. EUR gefördert wurden. Zu den ausgewählten<br />

Projekten gehören z. B. unterschiedliche Printund<br />

webbasierte Aufklärungskampagnen sowie Vorsorgeprogramme.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterstützt seit vielen Jahren aktiv<br />

Forschung, Wissenschaft und Kultur. Im abgeschlossenen<br />

Geschäftsjahr 2011 unterzeichneten <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

und die Universität Ulm einen Kooperationsvertrag zur<br />

Gründung des „<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ulm University<br />

Biocenter“ (BIU), welches mit rund 2 Mio. EUR <strong>durch</strong><br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterstützt wird. Die Forschungsschwerpunkte<br />

liegen auf neurodegenerativen und kardio-<br />

Geschäft und Rahmenbedingungen 29


metabolischen Krankheitsbildern sowie Lungenerkrankungen.<br />

Durch die Zusammenarbeit der grundlagen orientierten<br />

universitären Forschung mit der Forschungs- und Entwicklungskompetenz<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird einmal<br />

mehr der konsequenten Ausrichtung des Firmenverbundes<br />

auf Forschung und Entwicklung Ausdruck verliehen.<br />

Ebenso unterstützte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die Stadt Mainz<br />

als Hauptsponsor im bundesweiten Wettbewerb „Stadt<br />

der Wissenschaft 2011“. Hierbei wurde eine Vortragsreihe<br />

von Fachleuten aus den unterschiedlichsten Bereichen<br />

wie Gesundheitsforschung für Menschen und Tiere oder<br />

gelebter Unternehmenskultur angeboten.<br />

VERMÖGENS-, FINANZ-<br />

UND ERTRAGSLAGE<br />

Ertragslage<br />

Das Erzielen nachhaltiger Erträge zur Sicherung einer<br />

langfristigen erfolgreichen Unternehmensentwicklung ist<br />

die Basis für die Unabhängigkeit des Unternehmensverbandes<br />

und steht im Mittelpunkt der strategischen Ausrichtung<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Wie schon in den<br />

vorhergehenden Jahren haben wir unser Handeln auch im<br />

abgelaufenen Geschäftsjahr nach diesen Grundsätzen ausgerichtet.<br />

Auch <strong>durch</strong> die Markteinführung von neuen innovativen<br />

Produkten im abgeschlossenen Geschäftsjahr<br />

2011 konnten wir eine neue Periode des nachhaltigen<br />

Wachstums einleiten. Nach vorläufi gen Zahlen der Marktforschung<br />

belegt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit einem Marktanteil<br />

von 1,9 % den 15. Platz in der Rangfolge der größten<br />

Pharmaunternehmen weltweit.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

2011 konnte der Unternehmensverband im Vergleich zum<br />

Vorjahr die Umsatzerlöse um 4,6 % auf 13.171 Mio. EUR<br />

steigern. Die Kursentwicklung an den Devisenmärkten<br />

und die damit verbundenen Währungskurseffekte wirkten<br />

sich dagegen negativ auf die Umsatzentwicklung aus<br />

(–1,6 % und –187 Mio. EUR Umsatzeffekt).<br />

Das Geschäft von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist in die beiden<br />

Geschäftsfelder Humanpharmazeutika und Tiergesundheit<br />

unterteilt. Darüber hinaus unterteilen wir das Geschäftsfeld<br />

Humanpharmazeutika in Verschreibungspfl<br />

ichtige Medikamente, Selbstmedikation sowie<br />

Industriekunden.<br />

Im Jahr 2011 konnten wir im Geschäft mit Humanpharmazeutika<br />

Gesamterlöse in Höhe von 12.195 Mio. EUR<br />

erwirtschaften. Dies entspricht einem Umsatzwachstum<br />

von 4,6 % gegenüber dem Vorjahr sowie einem Anteil am<br />

Gesamtumsatz von rund 93 %.<br />

Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />

Mit einem Anteil von rund 83 % an den Umsatzerlösen<br />

bildet das Geschäft mit verschreibungspfl ichtigen Medikamenten<br />

den Schwerpunkt unserer Aktivitäten innerhalb<br />

des Geschäftsfeldes Humanpharmazeutika. Die Erlöse<br />

stiegen im Jahr 2011 um 4,1 % auf nunmehr 10.096 Mio.<br />

EUR (währungskursbereinigt 5,3 %).<br />

Umsatz (in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />

spiriva® 3.153 2.863 + 10,1 %<br />

micardis® 1.593 1.555 + 2,4 %<br />

combivent® 766 727 + 5,4 %<br />

pradaxa® 629 62 + 914,5 %<br />

Wachstumskomponenten der Gesamterlöse in % 2011 2010 2009 2008 2007<br />

Mengen-/Preissteigerungen, Neueinführungen 6,3 — 6,2 6,6 9,7 7,9<br />

Akquisitionen/Verkauf von Geschäften — 0,1 0,2 0,1 — 0,2 0,9<br />

Währungseffekte — 1,6 4,9 3,0 — 3,6 — 5,2<br />

30


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

Das kontinuierliche Wachstum unserer Kernprodukte aus<br />

der spiriva®- und micardis®-Produktfamilie hat zur<br />

positiven Entwicklung in unserem Geschäft mit verschreibungspfl<br />

ichtigen Medikamenten beigetragen. Wie schon<br />

in den vergangenen Jahren ist unser umsatzstärkstes Produkt<br />

spiriva®, das zur Behandlung der chronisch-obstruktiven<br />

Atemwegserkrankung (COPD) eingesetzt wird.<br />

Es erzielte im Berichtszeitraum erstmals Erlöse von über<br />

3 Mrd. EUR (3.153 Mio. EUR) und somit ein Wachstum<br />

von 10,1 % gegenüber dem Vorjahr. Auf dem größten Absatzmarkt,<br />

den USA, konnten die Umsätze auf nunmehr<br />

1.497 Mio. EUR gesteigert werden.<br />

Unser zweitgrößtes Produkt micardis®, ein Medikament<br />

zur Behandlung von Bluthochdruck, verzeichnete bei einem<br />

Umsatzplus von 2,4 % auf nunmehr 1.593 Mio. EUR<br />

ebenfalls eine positive Entwicklung.<br />

Mit einem Anstieg der Umsatzerlöse auf 629 Mio. EUR<br />

(Vorjahr: 62 Mio. EUR) ist unser neuer oraler Gerinnungshemmer<br />

pradaxa® das am schnellsten wachsende Produkt<br />

in unserem Portfolio.<br />

Die regionale Entwicklung im Geschäft mit verschreibungspfl<br />

ichtigen Medikamenten verlief heterogen. Einem<br />

Wachstum in den Regionen Amerika und Asien / Afrika /<br />

Australien (AAA) steht ein Umsatzrückgang in Europa gegenüber.<br />

In Amerika, der für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> größten Absatzregion<br />

für verschreibungspfl ichtige Medikamente,<br />

wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr Umsatzerlöse in<br />

Höhe von 4.831 Mio. EUR erzielt (+ 5,3 % gegenüber dem<br />

Vorjahr). Getragen wurde dieses Wachstum insbesondere<br />

von den USA als umsatzstärkstem Land. Hier stiegen die<br />

Erlöse um 6,4 % auf 3.977 Mio. EUR an.<br />

Die Region AAA erreichte eine Umsatzsteigerung von<br />

13,5 % auf 2.380 Mio. EUR. Dabei wuchsen unsere Erlöse<br />

im bedeutenden japanischen Markt um 13,6 % auf nunmehr<br />

1.498 Mio. EUR. Unser Geschäft im Wachstumsmarkt<br />

China konnten wir um rund 34 % auf Umsatzerlöse<br />

in Höhe von 195 Mio. EUR ausbauen.<br />

Rückläufi ge Umsätze hingegen verzeichnete <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> in der Region Europa (– 4,6 % auf 2.671 Mio.<br />

EUR), insbesondere infolge des Patentauslaufs von<br />

sifrol® in Deutschland und des damit verbundenen<br />

Umsatzrückgangs von 13,4 % im deutschen Markt.<br />

Umsatz nach Regionen<br />

(in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />

Amerika 4.831 4.587 + 5,3 %<br />

Europa 2.671 2.801 — 4,6 %<br />

Asien, Australien, Afrika (AAA) 2.380 2.097 + 13,5 %<br />

Selbstmedikation<br />

Auch unser Geschäft mit freiverkäufl ichen Arzneimitteln<br />

entwickelte sich positiv, insbesondere in unseren strategisch<br />

wichtigen Wachstumsmärkten. Mit einem Wachstum<br />

von 5,9 % im Vergleich zum Vorjahr wurden im Jahr<br />

2011 Umsatzerlöse von 1.396 Mio. EUR erzielt.<br />

Unsere etablierten Produkte buscopan®, dulcolax®,<br />

mucosolvan® und pharmaton® sind mit Erlösen von<br />

jeweils mehr als 100 Mio. EUR die umsatzstärksten nichtverschreibungspfl<br />

ichtigen Produkte von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>. Diese sind allesamt gegenüber dem Vorjahr gewachsen.<br />

buscopan® zeigte mit 180 Mio. EUR und einem<br />

Wachstum von 34,3 % die höchsten Erlöse wie auch die<br />

stärkste Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr. Vor dem<br />

Hintergrund eines wirtschaftlich schwierigen Geschäftsumfeldes<br />

ist die Entwicklung unseres Geschäftsfeldes<br />

Selbstmedikation äußerst erfreulich.<br />

Umsatz (in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />

buscopan® 180 134 + 34,3 %<br />

dulcolax® 171 159 + 7,5 %<br />

mucosolvan® 160 148 + 8,1 %<br />

pharmaton® 137 130 + 5,4 %<br />

Regional betrachtet entwickelte sich das Geschäft im Bereich<br />

der Selbstmedikation unterschiedlich. Europa als<br />

größte Absatzregion generierte mit einem Wachstum von<br />

7,3 % Umsätze von rund 540 Mio. EUR. Hierbei verzeichnete<br />

Deutschland als wichtigster Absatzmarkt in Europa<br />

mit einem soliden Wachstum von 2,2 % einen Umsatz von<br />

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />

31


134 Mio. EUR. Die größte Zuwachsrate verzeichnete mit<br />

14,8 % die Region Amerika, die im Geschäftsjahr 2011<br />

Umsätze in Höhe von 430 Mio. EUR erzielte. Dieses<br />

Wachstum wurde insbesondere <strong>durch</strong> die sehr positive<br />

Entwicklung in Brasilien (+ 56,6 % gegenüber dem Vorjahr)<br />

mit Umsätzen in Höhe von 115 Mio. EUR getragen.<br />

Die Region AAA verzeichnete einen Umsatzrückgang von<br />

3,4 % auf rund 427 Mio. EUR, was im Wesentlichen der Entwicklung<br />

des japanischen Marktes (– 7,6 %) geschuldet ist.<br />

Industriekunden<br />

Das Industriekundengeschäft umfasst unsere Drittkundengeschäfte<br />

der Biopharmazie und der pharmazeutischen<br />

Produktion sowie das Auftragsgeschäft für Pharmachemikalien.<br />

Mit einem Umsatz in Höhe von 697 Mio. EUR<br />

im Jahr 2011 wurde ein Wachstum von 9,2 % gegenüber<br />

dem Vorjahr erzielt. Dieser Zuwachs ist auf die positive<br />

Entwicklung im Bereich Biopharmazeutika mit Erlösen<br />

von nunmehr 519 Mio. EUR zurückzuführen (+ 23 % gegenüber<br />

2010). Vor dem Hintergrund eines schwierigen<br />

Marktumfeldes entwickelten sich dagegen die Bereiche<br />

Pharmachemikalien und Pharmazeutische Produktion<br />

rückläufi g (178 Mio. EUR, – 17,6 %).<br />

Tiergesundheit<br />

Mit einem Wachstum von rund 6 % und Umsatzerlösen in<br />

Höhe von 976 Mio. EUR konnte das Tiergesundheitsgeschäft<br />

von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> einmal mehr ein erfolgreiches<br />

Jahr verzeichnen. Hierbei behaupteten sich die<br />

Schweineimpfstoffe als wichtigste Wachstumstreiber. Das<br />

umsatzstärkste Produkt ingelvac circofl ex® erzielte Erlöse<br />

in Höhe von 257 Mio. EUR (+ 7,5 % gegenüber 2010).<br />

ingelvac® prrs erreichte mit einem Wachstum von 29,5 %<br />

die größte Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr. Neben<br />

den Produkten im Nutztiergeschäft entwickelten sich<br />

auch unsere Produkte im Haustiersegment positiv. Insbesondere<br />

unsere Produkte der Metacam®-Familie konnten<br />

gegenüber dem Vorjahr Erlöszuwächse verzeichnen.<br />

Gemessen an den Wachstumsraten belegte unser Tiergesundheitsgeschäft<br />

erneut den ersten Platz unter den zehn<br />

führenden Unternehmen der Branche. Mit einem Marktanteil<br />

von 6,1 % liegt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> nach vorläufi -<br />

32<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

gen Marktforschungsdaten wie im Vorjahr auf Platz sechs<br />

der in diesem Marktsegment tätigen Unternehmen.<br />

Umsatz (in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />

ingelvac circofl ex® 257 239 + 7,5 %<br />

metacam® 96 95 + 1,1 %<br />

ingelvac® prrs 57 44 + 29,5 %<br />

vetmedin® 46 42 + 9,5 %<br />

Die Region AAA verzeichnete dabei mit einem Wachstum<br />

von rund 29 % die höchste Zuwachsrate und generierte<br />

Umsätze von 178 Mio. EUR. Getragen wurde diese positive<br />

Entwicklung insbesondere <strong>durch</strong> die Länder China<br />

(+ 30 %), Japan (+ 17 %) und Südkorea (+ 16 %). Mit einem<br />

soliden Wachstum von rund 5 % erzielte die Region Europa<br />

nunmehr Erlöse in Höhe von 315 Mio. EUR. Unser<br />

größter Absatzmarkt, die Region Amerika, bewegte sich<br />

mit Umsätzen von 477 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr<br />

auf nahezu unverändertem Niveau.<br />

Darstellung des Aufwands und des Ergebnisses<br />

Die betrieblichen Aufwendungen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

bewegten sich im Geschäftsjahr 2011 mit 12.256<br />

Mio. EUR annähernd auf dem Niveau des Vorjahres. Die<br />

Materialaufwendungen lagen mit 1.679 Mio. EUR um<br />

rund 6,9 % unter dem Wert des Vorjahres (1.803 Mio.<br />

EUR). Die Materialaufwandsquote betrug somit 12,7 %<br />

des Gesamtumsatzes. Mit 3.664 Mio. EUR sind die Personalaufwendungen<br />

um 9,1 % gestiegen, was einer Personalkostenquote<br />

von 27,8 % entspricht (2010: 26,7 %).<br />

Mit nunmehr 637 Mio. EUR sind die Abschreibungen im<br />

Vergleich zum Vorjahr um 6,5 % gestiegen. Ein Rückgang<br />

um 149 Mio. EUR (– 2,3 %) auf 6.276 Mio. EUR ist bei den<br />

sonstigen betrieblichen Aufwendungen zu verzeichnen.<br />

In diesem Kostenblock sind u. a. umsatzabhängige Kommissions-<br />

und Lizenzzahlungen enthalten.<br />

Sowohl das Betriebsergebnis als auch die Umsatzrendite<br />

konnten im abgelaufenen Geschäftsjahr gesteigert werden.<br />

Das Betriebsergebnis erreichte mit 2.272 Mio. EUR<br />

einen neuen Höchstwert (1.896 Mio. EUR im Vorjahr). Die


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

Umsatzrendite konnte auf 17,3 % gesteigert werden<br />

(2010: 15,1 %)<br />

Mit –198 Mio. EUR lag das Finanzergebnis in der Be-<br />

richtsperiode 44 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert. Die<br />

infolge von Marktschwankungen geringeren Erträge aus<br />

den Planvermögen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen<br />

konnten nur teilweise <strong>durch</strong> gesteigerte Zinserträge<br />

ausgeglichen werden. Analog zum Ergebnis der operativen<br />

Geschäftstätigkeit entwickelte sich das Ergebnis der<br />

gewöhnlichen Geschäftstätigkeit. Bei einer Verbesserung<br />

um 19,6 % gegenüber dem Vorjahr ist es auf 2.043 Mio.<br />

EUR gestiegen.<br />

Getrieben <strong>durch</strong> die positive Ergebnisentwicklung, lag der<br />

Steueraufwand in der Berichtsperiode bei 567 Mio. EUR<br />

und somit um 150,9 % höher als im Jahr 2010. Dabei ist<br />

zu berücksichtigen, dass aufgrund handelsrechtlicher<br />

Vorschriften der Ausweis der auf die Konzerntätigkeit<br />

entfallenden persönlichen Steuern der Gesellschafter im<br />

Steueraufwand unzulässig ist. Diese werden als Entnahme<br />

aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />

Unter Berücksichtigung dieses Sondereffektes liegt<br />

die tatsächliche Steuerlast deutlich über dem in der Gewinn-<br />

und Verlustrechnung ausgewiesenen Wert.<br />

Getragen <strong>durch</strong> die positive Entwicklung des <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverbandes, ist der Jahresüberschuss<br />

des Geschäftsjahres 2011 um 66,2 % gestiegen.<br />

Dies entspricht einem Anstieg auf 1.476 Mio. EUR im Vergleich<br />

zum <strong>durch</strong> den Sondereffekt aus der Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />

(BiLMoG)-Umstellung belasteten<br />

Vorjahreswert von 888 Mio. EUR.<br />

Finanzlage<br />

Im Mittelpunkt des Finanzmanagements von <strong>Boehringer</strong><br />

<strong>Ingelheim</strong> stehen die Liquiditätssicherung, die Minimierung<br />

bzw. Begrenzung fi nanzwirtschaftlicher Risiken und<br />

eine angemessene Kapitalstruktur, die für eine Optimierung<br />

der Kapitalkosten sorgt. Unsere fi nanzwirtschaftlichen<br />

Aktivitäten sind dabei auf die Unterstützung der Geschäftsstrategie<br />

ausgerichtet.<br />

Als international ausgerichtetes Unternehmen haben<br />

Wechselkursschwankungen einen erheblichen Einfl uss<br />

auf die Erfolgsrechnung bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Das<br />

größte Einzelrisiko stellt hierbei die Kursentwicklung des<br />

US-Dollars aufgrund der Bedeutung des US-Geschäfts<br />

und der damit verbundenen Lieferbeziehungen dar. Infolge<br />

der international ausgerichteten Geschäftsaktivitäten<br />

werden Währungsrisiken im Rahmen unserer konzernweiten<br />

Finanzberichterstattung ermittelt und <strong>durch</strong> derivative<br />

Finanzinstrumente abgesichert. Art und Umfang<br />

dieser Maßnahmen sind in unseren Konzernrichtlinien<br />

geregelt und werden in einem standardisierten Prozess im<br />

dafür zuständigen Ausschuss regelmäßig diskutiert und<br />

entschieden.<br />

Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind Investitionen von großer<br />

strategischer Bedeutung, um den langfristigen Erfolg und<br />

die Weiterentwicklung des Unternehmensverbandes zu<br />

gewährleisten. Eine kontinuierliche Investitionstätigkeit<br />

schafft die Basis für profi tables Wachstum. Im abgeschlossenen<br />

Geschäftsjahr wurden 512 Mio. EUR in Sachanlagen<br />

und immaterielle Vermögensgegenstände investiert. An<br />

unserem Stammsitz <strong>Ingelheim</strong> wurden zwei weitere Module<br />

zur Herstellung von pradaxa® eingeweiht. Diese Kapazitätserhöhung<br />

stellt die Versorgung mit unserem Wirkstoff<br />

Dabigatranetexilat sicher. Am Standort Biberach<br />

erfolgte eine Erweiterungsinvestition in ein neues Forschungslaborgebäude,<br />

in dem bisher räumlich getrennte<br />

Forschungsdisziplinen zusammengeführt werden. In Spanien<br />

haben wir eine zusätzliche Produktionslinie zur Herstellung<br />

von Ampullen in Betrieb genommen, um die<br />

weltweit steigende Nachfrage zu bedienen. Der Schwerpunkt<br />

der Investitionstätigkeit im Bereich Tiermedizin lag<br />

auf dem weiteren Ausbau der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten.<br />

Beispiele hierfür sind weitere Investitionen<br />

in das <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Veterinary Research<br />

Center am Standort Hannover sowie der Neubau unseres<br />

Forschungs- und Entwicklungsstandortes in Shanghai.<br />

Im Jahr 2011 lag der Cashfl ow bei 2.378 Mio. EUR. Dies<br />

stellt einen Anstieg um 6,4 % gegenüber 2010 dar. Resultierend<br />

aus dem im Vergleich zum Vorjahr höheren Periodenergebnis<br />

ist der Cashfl ow aus laufender Geschäftstä-<br />

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage 33


tigkeit um 514 Mio. EUR auf 2.570 Mio. EUR gestiegen.<br />

Somit konnten die Investitionen, wie schon in den Jahren<br />

zuvor, vollständig aus den selbst erwirtschafteten Mitteln<br />

fi nanziert werden. Beim Cashfl ow aus Finanzierungstätigkeit<br />

verzeichneten wir einen Mittelabfl uss in Höhe von<br />

502 Mio. EUR infolge von Auszahlungen an die Gesellschafter<br />

des Unternehmensverbandes, hauptsächlich zur<br />

Begleichung der auf das Unternehmensergebnis entfallenden<br />

Einkommensteuerschuld. Insgesamt führte diese Entwicklung<br />

der Cashfl ows zu einer Erhöhung der Finanzmittel<br />

des Konzerns um 1.598 Mio. EUR auf 7.711 Mio.<br />

EUR (+26,1 %).<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass <strong>durch</strong><br />

die vorhandene Liquidität, die gegebene Kapitalstruktur<br />

sowie den hohen operativen Cashfl ow weiterhin alle Voraussetzungen<br />

für eine solide Fortführung unserer Geschäftstätigkeit<br />

und eine erfolgreiche Strategieumsetzung<br />

gegeben sind.<br />

Vermögenslage<br />

Die Bilanzsumme hat sich im abgeschlossenen Geschäftsjahr<br />

2011 um 2.425 Mio. EUR auf 18.658 Mio. EUR erhöht.<br />

Dies entspricht einem Anstieg von 14,9 % gegenüber dem<br />

Vorjahr. Die Sachanlagen und immateriellen Vermögensgegenstände<br />

beliefen sich auf 4.152 Mio. EUR und wurden<br />

vollständig <strong>durch</strong> das Konzerneigenkapital gedeckt.<br />

Zum 31. Dezember 2011 erreichten die Finanzanlagen<br />

einen Wert von 3.953 Mio. EUR und lagen somit um<br />

785 Mio. EUR (+ 24,8 %) über dem Vorjahr. Die Höhe der<br />

Vorräte ist um 148 Mio. EUR auf 1.998 Mio. EUR angestiegen.<br />

Bei den Forderungen war ein Anstieg um 15,3 %<br />

auf 3.126 Mio. EUR zu verzeichnen. Mit einem deutlichen<br />

Anstieg von 785 Mio. EUR lagen die liquiden Mittel,<br />

inklusive der Wertpapiere des Umlaufvermögens, bei<br />

3.903 Mio. EUR (+ 25,2 % gegenüber dem Vorjahr).<br />

Mit einem Anstieg von 992 Mio. EUR betrug das Konzerneigenkapital<br />

zum Geschäftsjahresende 7.466 Mio. EUR.<br />

Diese Erhöhung um 15,3 % ist im Wesentlichen auf das<br />

einbehaltene Jahresergebnis zurückzuführen. Langfristig<br />

stehen dem Konzern neben dem Eigenkapital auch die<br />

34<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Pensionsrückstellungen sowie die langfristigen Verbindlichkeiten<br />

zur Verfügung. Die Summe dieser drei Positionen<br />

verzeichnete einen Anstieg auf 11.384 Mio. EUR<br />

(2010: 10.408 Mio. EUR), was einem Anteil von 61 % an<br />

der Bilanzsumme entspricht. Somit werden erneut die<br />

gesamten immateriellen Vermögensgegenstände, die<br />

Sachanlagen, die Vorräte sowie die Forderungen aus Lieferungen<br />

und Leistungen <strong>durch</strong> das langfristig zur Verfügung<br />

stehende Kapital abgedeckt.<br />

Bei den sonstigen Rückstellungen ergab sich gegenüber<br />

dem Vorjahr ein Anstieg auf 3.166 Mio. EUR (+ 11,3 %).<br />

Die Verbindlichkeiten bewegten sich mit 3.280 Mio. EUR<br />

auf nahezu unverändertem Niveau (+ 4,9 %).<br />

Die Bilanz und die jeweiligen Bilanzrelationen runden<br />

das positive Bild ab, das bereits in der Ertrags- und Finanzlage<br />

gezeigt wurde. Die zusammenfassende Beurteilung<br />

der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zeigt, dass<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ein solide fi nanziertes und ertragreiches<br />

Unternehmen ist. Im Geschäftsjahr 2011 haben<br />

wir eine gute Basis für unsere weitere geschäftliche Entwicklung<br />

geschaffen.<br />

NACHTRAGSBERICHT<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gab am 30. Januar 2012 den<br />

Verkauf seiner Tochtergesellschaft Nutrichem an die<br />

B. Braun Melsungen AG bekannt. Die Nutrichem<br />

diät+pharma GmbH beschäftigt 285 Mitarbeiter und ist<br />

auf die Entwicklung, Produktion, Abfüllung und Verpackung<br />

von Produkten für besondere Ernährungserfordernisse,<br />

insbesondere enterale Ernährung, Nahrungsergänzungen<br />

sowie Sportnahrung spezialisiert.


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

RISIKOBERICHT<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> nutzt ein etabliertes Risikomanagementsystem,<br />

welches sich über die letzten Jahre bewährt<br />

hat und im Geschäftsjahr 2011 konzeptionell nicht verändert<br />

wurde.<br />

Ziel des Risikomanagements ist es, geschäftsspezifi sche<br />

und insbesondere den Fortbestand des Unternehmens gefährdende<br />

Risiken so früh wie möglich zu identifi zieren,<br />

zu be<strong>werte</strong>n und <strong>durch</strong> geeignete Maßnahmen auf ein angemessenes<br />

Maß zu reduzieren. Dabei ist es unser Bestreben,<br />

im Rahmen eines ganzheitlichen Risikomanagements<br />

bei der Betrachtung der Risiken auch die ihnen gegenüberstehenden<br />

Chancen zu berücksichtigen und in die<br />

Analyse mit einfl ießen zu lassen.<br />

Die Verantwortungsträger der wesentlichen Geschäfte<br />

und Funktionen sind in den Prozess der Risikoermittlung<br />

und -beurteilung eingebunden. Mit dem konzernweiten<br />

Risiko- und Informationssystem stellen wir sicher, dass<br />

sämtliche identifi zierten Risiken sorgfältig analysiert und<br />

be<strong>werte</strong>t werden. Nach einer entsprechenden Klassifi zierung<br />

erfolgt die Einleitung von Gegenmaßnahmen, deren<br />

Umsetzung einer konsequenten Überwachung unterliegt.<br />

Die Konzernrevision hat im Berichtsjahr weltweit sowohl<br />

zielgerichtete Routineprüfungen als auch außerordentliche<br />

Prüfungen <strong>durch</strong>geführt. Schwerpunktmäßig wurden<br />

hierbei, neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und<br />

konzerninterner Richtlinien, die Funktionsfähigkeit von<br />

Systemen, die Wirksamkeit der internen Kontrollen zur<br />

Vermeidung von Vermögensverlusten sowie die Effi zienz<br />

von Strukturen und Abläufen geprüft. Der von der Unternehmensleitung<br />

verabschiedete Prüfungsplan wurde dabei<br />

konsequent eingehalten.<br />

Währungsrisiken, die aus der globalen Ausrichtung unserer<br />

Geschäftsaktivitäten resultieren, werden in regelmäßigen<br />

Abständen kontrolliert und <strong>durch</strong> entsprechende Absicherungsstrategien<br />

mit geeigneten Finanzinstrumenten<br />

wie Devisentermingeschäften begrenzt. Aus dem Portfolio<br />

der Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />

und Leistungen haben wir für den Konzern keine außerordentlichen,<br />

über das branchenübliche Maß hinausgehenden<br />

Risiken identifi ziert. Dies gilt analog für mögliche<br />

Forderungsausfallrisiken, die im Wesentlichen gegen<br />

wirtschaftliche und politische Risiken abgesichert sind.<br />

Die gesamtwirtschaftlichen und branchenspezifi schen Risiken<br />

werden wir auch weiterhin aufmerksam verfolgen,<br />

um rechtzeitig auf negative Veränderungen reagieren zu<br />

können.<br />

Der Konzern betreibt eine konservative Anlagestrategie<br />

bei der Verwaltung seiner fi nanziellen Vermögens<strong>werte</strong>.<br />

Dies spiegelt sich in der defensiven Ausrichtung des Portfolios<br />

wider, dessen Schwerpunkt Anlagen in EWU-<br />

Staatsanleihen höchster Bonität und kurzfristige Anlagen<br />

bei ausgewählten Banken bilden. Ein Großteil der Finanzmittelfonds<br />

hat einen kurzfristigen Investitionshorizont.<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist Risiken aus Rechtsstreitigkeiten<br />

und -verfahren sowie behördlichen Ermittlungen ausgesetzt.<br />

Da die gerichtlichen oder behördlichen Entscheidungen<br />

in laufenden oder künftigen Verfahren nicht vorhersehbar<br />

sind, haben wir für hieraus resultierende Risiken<br />

eine entsprechende Risikovorsorge gebildet.<br />

Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als forschendes Unternehmen<br />

kommt dem Schutz der Innovationen <strong>durch</strong> Marken- und<br />

Patentrechte eine wesentliche Bedeutung zu. Diese gewerblichen<br />

Schutzrechte sind vermehrt das Ziel von Angriffen<br />

und Verletzungen. Wir haben Vorkehrungen getroffen,<br />

um Gefährdungen frühzeitig zu entdecken und <strong>durch</strong><br />

Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen gegebenenfalls<br />

unsere Rechtsposition unter Einsatz aller uns zur<br />

Verfügung stehenden rechtlichen Mittel zu verteidigen.<br />

Risiken im Bereich Environment, Health and Safety (EHS)<br />

werden präventiv <strong>durch</strong> die weltweite Einhaltung unserer<br />

hohen Sicherheitsstandards minimiert. Für den Fall des<br />

Eintretens von Schadensereignissen jeglicher Art liegen<br />

entsprechende Notfallpläne bereit, die in regelmäßigen<br />

Abständen trainiert und einer umfangreichen Qualitätsprüfung<br />

unterzogen werden. Zur Absicherung gegen die<br />

fi nanziellen Auswirkungen potenzieller Schadensfälle<br />

Nachtragsbericht / Risikobericht 35


und Haftungsrisiken verfügt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> über<br />

einen an das Risikoprofi l des Unternehmens angepassten<br />

Versicherungsschutz. Dessen Umfang und Höhe werden<br />

regelmäßigen Überprüfungen unterzogen.<br />

Auch <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterliegt den branchenspezifi<br />

schen Geschäftsrisiken der Pharmaindustrie. Neben<br />

dem Verlust der Exklusivität von am Markt etablierten<br />

Produkten und Risiken bei der Entwicklung und Registrierung<br />

neuer Medikamente fallen hierunter in zunehmendem<br />

Maße sich ändernde und restriktive Vorgaben<br />

betreffend Preisbildung und Kostenerstattung auf vielen<br />

Absatzmärkten. Dabei sind die Preise pharmazeutischer<br />

Produkte häufi g nicht nur staatlicher Kontrolle und Regulierung<br />

ausgesetzt, sondern auch dem <strong>durch</strong> die staatlichen<br />

Erstattungssysteme induzierten Preisdruck <strong>durch</strong><br />

preisgünstigere Generika.<br />

Risiken, die darüber hinausgehen und den Fortbestand<br />

des Unternehmensverbands gefährden könnten, sind derzeit<br />

nicht erkennbar.<br />

PROGNOSEBERICHT<br />

Das Geschäftsjahr 2011 hat uns mit sehr zufriedenstellenden<br />

Geschäftsergebnissen in unserer langfristigen Ausrichtung<br />

bestätigt und eine gute Ausgangsposition für die<br />

kommenden Jahre geschaffen.<br />

Nach dem Übergangsjahr 2010 mit dem seit Langem bekannten<br />

und eingeplanten Auslauf des Exklusivitätsschutzes<br />

unserer Blockbuster-Produkte fl omax® und mirapex®<br />

in den USA sowie der Belastung des operativen Ergebnisses<br />

infolge hoher Investitionen in den Bereichen Forschung<br />

und Entwicklung sowie Marketing für die geplanten Neueinführungen<br />

konnten wir im Geschäftsjahr 2011 eine<br />

neue Periode des organischen Wachstums einleiten.<br />

Getragen wurde dieser Aufschwung neben den Blockbustern<br />

in unserem stabilen Produktportfolio (spiriva® und<br />

micardis®) auch von der Markteinführung unseres neuartigen<br />

oralen Gerinnungshemmers pradaxa® (Wirkstoff<br />

36<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Dabiga tranetexilat) in der Indikation Schlaganfallprävention<br />

bei Patienten mit Vorhoffl immern in Europa und Japan,<br />

für den wir im letzten Quartal 2010 bereits die Zulassung<br />

in den USA und Kanada erhalten hatten.<br />

Darüber hinaus besitzt trajenta® (Wirkstoff Linagliptin),<br />

das im Jahresverlauf 2011 in den USA, Europa und Japan<br />

zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen wurde,<br />

ein bedeutendes Umsatzpotenzial. Die Zulassung von<br />

trajenta® war gleichzeitig auch der erste Meilenstein der<br />

strategischen Allianz zwischen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und<br />

Eli Lilly zur gemeinsamen Entwicklung und Vermark tung<br />

von Diabeteswirkstoffen. Die langfristig ausgelegte Kooperation<br />

umfasst noch drei weitere Wirkstoffe sowie die<br />

Option zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung<br />

einer weiteren Substanz.<br />

Im Bereich der Biopharmazie haben wir eine langjährige<br />

Expertise in der Entwicklung und Herstellung biologischer<br />

Medikamente aufgebaut. Damit sind wir gut positioniert<br />

für die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung<br />

von Biosimilars, die wir 2012 als neues Geschäftsfeld aufnehmen<br />

werden.<br />

Die vorübergehende Aussetzung der Fertigung in unserem<br />

US-amerikanischen Tochterunternehmen Ben Venue<br />

Laboratories, Inc. wurde von uns als notwendig eingeschätzt,<br />

um umfassende Renovierungs- und Korrekturmaßnahmen<br />

zu ermöglichen und damit möglichst schnell<br />

wieder die dort produzierten Medikamente Patienten zur<br />

Verfügung stellen zu können. Wir sind zuversichtlich, die<br />

regulatorischen Probleme einer Lösung zuführen zu können.<br />

Wir sind davon überzeugt, dass wir auf der Basis unseres<br />

etablierten Produktportfolios sowie der erfolgreichen Einführung<br />

neuer Produkte unsere Position im weltweiten<br />

Pharmamarkt nachhaltig stärken und ausbauen können.<br />

Für das Jahr 2012 gehen wir davon aus, an Wachstum<br />

zulegen zu können und erwarten eine Erlös steigerung im<br />

hohen einstelligen Bereich im Vergleich zum Berichtsjahr.<br />

Dieser positive Trend wird sich <strong>durch</strong> weitere Produkteinführungen<br />

verstärken, sodass wir zuversichtlich sind,


geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />

auch im Jahr 2013 ein Umsatzniveau über dem des Vorjahres<br />

erreichen zu können.<br />

Unsere strategische Ausrichtung, Wachstum und Produktnachschub<br />

weiter vornehmlich über Produkte aus unserer<br />

eigenen Forschung und Entwicklung voranzutreiben, zeigt<br />

sich an einem erneut gestiegenen Investitionsbudget. Wir<br />

sind der Überzeugung, dass dieses nachhaltig generierte<br />

organische Wachstum unsere langfristige Erfolgsbasis<br />

sichern wird.<br />

Unsere gut gefüllte Produktpipeline mit vielversprechenden<br />

Studienergebnissen der Entwicklungsprodukte sowie<br />

signifi kantem Umsatzpotenzial bestätigt uns in unseren<br />

hohen Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen.<br />

Die großen Herausforderungen der forschenden Pharmaindustrie<br />

sind, neben Patentabläufen und Patentangriffen,<br />

steigende Investitionen in den Bereichen F&E sowie größere<br />

Hürden und verstärkte Aufwendungen für Produktzulassungen.<br />

In diesem Zusammenhang ist insbesondere<br />

auch der stärker werdende Kostendruck in den Gesundheitssystemen<br />

zu nennen, die immer weniger bereit sind,<br />

hohe Investitionsaufwendungen in der Entwicklung neuer<br />

Medikamente in angemessener Weise zu honorieren.<br />

Belastend wirken sich hierbei in verschiedenen Märkten<br />

die Eingriffe der Gesetzgeber in die Preisgestaltung verschreibungspfl<br />

ichtiger Medikamente aus. In Deutschland<br />

wird deshalb unser neues Antidiabetikum trajenta® bis<br />

zum Abschluss des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz<br />

(AMNOG)-Bewertungsverfahrens und der damit verbundenen<br />

Festlegung des Erstattungsbetrags für die Therapie<br />

nicht zur Verfügung stehen.<br />

Wir werden uns diesen Herausforderungen stellen und<br />

sind davon überzeugt, diese erfolgreich zu bewältigen.<br />

Mit hoher Innovationskraft auf der Grundlage einer gut<br />

gefüllten Pipeline, getragen von unseren hoch qualifi zierten<br />

und engagierten Mitarbeitern als wesentlichem Erfolgsfaktor,<br />

werden wir unsere anspruchsvollen Ziele erreichen<br />

können. Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bleibt es erklärtes Ziel,<br />

das Unternehmen als selbstständiges Familienunternehmen<br />

wettbewerbsfähig und erfolgreich weiterzuentwi-<br />

ckeln. Dabei hat bei uns auch weiterhin ein langfristiges<br />

und nachhaltiges organisches Wachstum Vorrang gegenüber<br />

kurzfristigen Renditezielen. Wir werden auch weiterhin<br />

an unserer Vision „Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation“<br />

festhalten und Innovationen mit medizinischem<br />

Nutzen erforschen, entwickeln und zur Marktreife führen,<br />

mit dem Ziel, Patienten mit den bestmöglichen Therapien<br />

versorgen zu können.<br />

Prognosebericht 37


38<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

2011<br />

KONZERNABSCHLUSS<br />

40 ÜBERSICHT ÜBER DIE WICHTIGSTEN GESELLSCHAFTEN<br />

42 KONZERNBILANZ<br />

43 GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG DES KONZERNS<br />

44 KAPITALFLUSSRECHNUNG<br />

45 ENTWICKLUNG DES KONZERNEIGENKAPITALS<br />

46 KONZERNANHANG 2011<br />

66 BESTÄTIGUNGSVERMERK DES ABSCHLUSSPRÜFERS<br />

Konzernabschluss<br />

39


ÜBERSICHT ÜBER DIE WICHTIGSTEN KONSOLIDIERTEN GESELLSCHAFTEN<br />

40<br />

V Vertrieb<br />

P Produktion<br />

F Forschung und Entwicklung<br />

deutschland V P F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Pharma GmbH & Co. KG,<br />

<strong>Ingelheim</strong><br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Vetmedica GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

microParts GmbH, Dortmund<br />

* Einzige persönlich haftende Gesellschafterin:<br />

<strong>Boehringer</strong> AG<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG*<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Europe GmbH<br />

International GmbH<br />

fi nnland V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Finland Ky, Espoo<br />

norwegen V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Norway KS, Asker<br />

österreich V P F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> RCV<br />

GmbH & Co. KG, Wien<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Pharma Ges.m.B.H., Wien<br />

polen V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Sp.zo.o.,<br />

Warschau<br />

tschechische republik V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> s.r.o.,<br />

Prag<br />

belgien V<br />

SCS <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Comm. V., Brüssel<br />

china V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

International Trading (Shanghai)<br />

Co. Ltd., Shanghai<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Shanghai<br />

Pharmaceuticals Co. Ltd.,<br />

Shanghai<br />

österreich F<br />

Forschungsinstitut für Molekulare<br />

Pathologie Gesellschaft mbH,<br />

Wien<br />

philippinen V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

(Phil.), Inc., Manila<br />

südkorea V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Korea Ltd., Seoul<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica<br />

Korea Ltd., Seoul


<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Auslandsbeteiligungs GmbH<br />

argentinien V F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />

Buenos Aires<br />

australien V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Pty. Ltd.,<br />

North Ryde<br />

brasilien V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> do Brasil<br />

Quimica e Farmaceutica Ltda.,<br />

São Paulo<br />

Solana Agro Pecuaria Ltda.,<br />

Arapongas<br />

chile V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ltda.,<br />

Santiago de Chile<br />

dänemark V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Danmark A/S, Kopenhagen<br />

ecuador V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> del Ecuador<br />

Cia. Ltda., Quito<br />

frankreich V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

France S.A.S., Paris<br />

Labso Chimie Fine S.A.R.L.,<br />

Blanquefort<br />

griechenland V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ellas AE,<br />

Athen<br />

großbritannien V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ltd.,<br />

Bracknell<br />

geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG<br />

indonesien V P<br />

PT <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Indonesia, Jakarta<br />

italien V P F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Italia S.p.A., Reggello<br />

Bidachem S.p.A.,<br />

Fornovo S. Giovanni<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Research<br />

Italia S.a.S., Milano<br />

japan V P F<br />

Nippon <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Co. Ltd., Tokio<br />

SSP Co. Ltd., Tokio<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Vetmedica Japan Co. Ltd.,<br />

Tokio<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Seiyaku Co. Ltd., Yamagata<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Japan , Inc., Tokio<br />

kanada V F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

(Canada) Ltd., Burlington<br />

kolumbien V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />

Bogotá<br />

mexiko V P F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Promeco S.A. de C.V.,<br />

Mexiko-Stadt<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica,<br />

S.A. de C.V., Guadalajara<br />

neuseeland V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

(N.Z.) Ltd., Auckland<br />

niederlande V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> B.V.,<br />

Alkmaar<br />

portugal V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Lda.,<br />

Lissabon<br />

Unilfarma Lda., Lissabon<br />

schweden V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> AB,<br />

Stockholm<br />

schweiz V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

(Schweiz) GmbH, Basel<br />

Pharmaton S.A., Lugano<br />

spanien V P<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

España S.A., Barcelona<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />

Barcelona<br />

Europharma S.A., Barcelona<br />

Laboratorios Fher S.A., Barcelona<br />

südafrika V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> (Pty.) Ltd.,<br />

Randburg<br />

<strong>Ingelheim</strong> Pharmaceuticals (Pty.)<br />

Ltd., Randburg<br />

taiwan V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Taiwan Ltd., Taipeh<br />

thailand V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

(Thai) Ltd., Bangkok<br />

türkei V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ilac<br />

Ticaret A.S., Istanbul<br />

usa V P F<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Corp.,<br />

Ridgefi eld, Connecticut<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Pharmaceuticals, Inc.,<br />

Ridgefi eld, Connecticut<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

USA Corporation,<br />

Ridgefi eld, Connecticut<br />

Ben Venue Laboratories, Inc.,<br />

Bedford, Ohio<br />

Roxane Laboratories, Inc.,<br />

Columbus, Ohio<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Vetmedica, Inc.,<br />

St. Joseph, Missouri<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Roxane, Inc., Columbus, Ohio<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Chemicals, Inc.,<br />

Petersburg, Virginia<br />

venezuela V<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> C.A.,<br />

Caracas<br />

Übersicht über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften 41


C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

KONZERNBILANZ<br />

Aktiva (in Mio. EUR) Anhang 1) 31.12.2011 31.12.2010<br />

Immaterielle Vermögensgegenstände (3.1) 710 736<br />

Sachanlagen (3.2) 3.442 3.314<br />

Finanzanlagen (3.3) 3.953 3.168<br />

Anlagevermögen 8.105 7.218<br />

Vorräte (3.4) 1.998 1.850<br />

Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände (3.5) 3.126 2.712<br />

Wertpapiere 1.932 1.095<br />

Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten, Schecks 1.971 2.023<br />

Umlaufvermögen 9.027 7.680<br />

Rechnungsabgrenzungsposten 69 54<br />

Aktive latente Steuern 1.457 1.281<br />

Bilanzsumme 18.658 16.233<br />

Passiva (in Mio. EUR) Anhang 1) 31.12.2011 31.12.2010<br />

Kapital der Gesellschafter 178 178<br />

Konzernrücklagen 5.806 5.413<br />

Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung 6 — 5<br />

Jahresüberschuss 1.476 888<br />

Konzerneigenkapital 7.466 6.474<br />

Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben 157 0<br />

Rückstellungen (3.6) 7.128 6.411<br />

Verbindlichkeiten (3.7) 3.280 3.127<br />

Fremdkapital 10.408 9.538<br />

Rechnungsabgrenzungsposten 353 34<br />

Passive latente Steuern 274 187<br />

Bilanzsumme 18.658 16.233<br />

1) Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang.<br />

42<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG DES KONZERNS<br />

(in Mio. EUR) Anhang 1) 2011 2010<br />

Umsatzerlöse (4.1) 13.171 12.586<br />

Verminderung / Erhöhung des Bestands an fertigen und unfertigen<br />

Erzeugnissen — 101 7<br />

Andere aktivierte Eigenleistungen 4 5<br />

Sonstige betriebliche Erträge (4.2) 1.454 1.482<br />

Gesamtleistung 14.528 14.080<br />

Materialaufwand (4.3) — 1.679 — 1.803<br />

Personalaufwand (4.4) — 3.664 — 3.358<br />

Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des<br />

Anlagevermögens und Sachanlagen (4.5) — 637 — 598<br />

Sonstige betriebliche Aufwendungen (4.6) — 6.276 — 6.425<br />

Betriebsergebnis 2.272 1.896<br />

Finanzergebnis (4.7) — 198 — 154<br />

Beteiligungsergebnis (4.8) — 31 — 34<br />

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit / Ergebnis vor Steuern 2.043 1.708<br />

Außerordentliches Ergebnis (4.9) 0 — 594<br />

Steuern 2) (4.10) — 567 — 226<br />

Jahresüberschuss (4.11) 1.476 888<br />

1) Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang.<br />

2) Aufgrund handelsrechtlicher Vorschriften ist der Ausweis der auf die Konzerntätigkeit entfallenden persönlichen Steuern der Gesellschafter im<br />

Steueraufwand unzulässig. Sie werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />

Konzernbilanz / Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns<br />

43


C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

KAPITALFLUSSRECHNUNG<br />

(in Mio. EUR) 2011 2010<br />

Periodenergebnis 1.476 888<br />

Abschreibungen / Zuschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens 1) 659 631<br />

Veränderung der Pensionsrückstellungen 243 715<br />

Cashfl ow 2.378 2.234<br />

Veränderung der übrigen Rückstellungen 382 — 46<br />

Sonstige zahlungsunwirksame Aufwendungen und Erträge 287 1<br />

Verlust aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens 20 72<br />

Veränderung der Vorräte — 136 25<br />

Veränderung der Forderungen und anderer Aktiva, die nicht der Investitions- oder<br />

Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind — 515 — 141<br />

Veränderung der anderen Verbindlichkeiten und anderer Passiva, die nicht der Investitions-<br />

oder Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind 154 — 89<br />

Cashfl ow aus laufender Geschäftstätigkeit 2.570 2.056<br />

Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen — 54 — 57<br />

Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen — 458 — 519<br />

Auszahlungen für Investitionen in das Finanzanlagevermögen 1) — 14 — 14<br />

Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Sachanlagevermögens 17 21<br />

Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Finanzanlagevermögens 1) 7 4<br />

Cashfl ow aus der Investitionstätigkeit — 502 — 565<br />

Einzahlungen von und Auszahlungen an Gesellschafter — 498 — 837<br />

Einzahlungen und Auszahlungen aus der Veränderung von Finanzkrediten 32 31<br />

Cashfl ow aus der Finanzierungstätigkeit — 466 — 806<br />

Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds 1.602 685<br />

Veränderung des Finanzmittelfonds <strong>durch</strong> Wechselkursänderungen — 4 44<br />

Finanzmittelfonds 2) am 1.1. 6.113 5.384<br />

Finanzmittelfonds 2) am 31.12. 7.711 6.113<br />

1) Ohne Wertpapiere des Anlagevermögens.<br />

2) Flüssige Mittel, Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens.<br />

(+) = Mittelherkunft, (-) = Mittelverwendung.<br />

44<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

ENTWICKLUNG DES KONZERNEIGENKAPITALS<br />

(in Mio. EUR)<br />

Kapital der<br />

Gesellschafter<br />

1)<br />

ErwirtschaftetesKonzerneigenkapital<br />

davon<br />

Währungseinfl<br />

üsse<br />

Eigenkapital<br />

Anteile<br />

anderer<br />

Gesellschafter<br />

davon<br />

Währungseinfl<br />

üsse<br />

Kapitalfl ussrechnung / Entwicklung des Konzerneigenkapitals<br />

Konzerneigenkapital<br />

Stand am 31.12.2009 178 5.723 — 244 5.901 179 — 20 6.080<br />

Entnahmen 0 — 456 0 — 456 0 0 — 456<br />

Jahresüberschuss 0 888 0 888 0 0 888<br />

Änderungen Konsolidierungskreis 0 0 0 0 0 0 0<br />

Übrige Veränderungen 0 141 239 141 — 179 20 — 38<br />

Stand am 31.12.2010 178 6.296 — 5 6.474 0 0 6.474<br />

Entnahmen 0 — 495 0 — 495 0 0 — 495<br />

Jahresüberschuss 0 1.476 0 1.476 0 0 1.476<br />

Änderungen Konsolidierungskreis 0 0 0 0 0 0 0<br />

Übrige Veränderungen 0 11 11 11 0 0 11<br />

Stand am 31.12.2011 178 7.288 6 7.466 0 0 7.466<br />

1) Das Kapital der Gesellschafter setzt sich zusammen aus dem Kapital der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG und der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung<br />

GmbH & Co. KG. Zum 31.12.2011 beinhaltet das Kapital der Gesellschafter ausschließlich Kommanditeinlagen. Auf die Konzerntätigkeit entfallende persönliche<br />

Steuern der Gesellschafter werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />

45


C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

KONZERNANHANG 2011<br />

1 GRUNDSÄTZE UND METHODEN<br />

1.1 Allgemeine Grundsätze<br />

Der Konzernabschluss von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für das Geschäftsjahr 2011 wird gemäß § 264a HGB in Anwendung<br />

der Konzernrechnungslegungsvorschriften der §§ 290 ff. HGB erstellt.<br />

Gemäß § 297 Abs. 1 HGB besteht der Konzernabschluss aus der Konzernbilanz, der Konzern-Gewinn- und<br />

Verlustrechnung, dem Konzernanhang, der Kapitalfl ussrechnung und dem Eigenkapitalspiegel.<br />

Der Konzernabschluss wird gemäß § 298 Abs. 1 i. V. m. § 244 HGB in Euro aufgestellt.<br />

Zur Klarheit und Übersichtlichkeit des Konzernabschlusses werden einzelne Posten der Konzernbilanz und<br />

der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung zusammengefasst. Diese Posten sind im Anhang gesondert aufgegliedert<br />

und erläutert. Die für die einzelnen Posten geforderten Zusatzangaben werden ebenfalls in den<br />

Anhang übernommen.<br />

1.2 Angaben zum Konsolidierungskreis<br />

An der Spitze des Unternehmensverbandes <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> steht die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co.<br />

KG, <strong>Ingelheim</strong>. Die <strong>Boehringer</strong> AG, <strong>Ingelheim</strong>, ist die einzige persönlich haftende geschäftsführende Gesellschafterin<br />

dieser Gesellschaft.<br />

Neben der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG besteht die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung<br />

GmbH & Co. KG, deren Komplementärin sich unter einem beherrschenden Einfl uss der C. H. <strong>Boehringer</strong><br />

Sohn AG & Co. KG befi ndet.<br />

Der Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> besteht insgesamt aus 145 verbundenen Unternehmen im<br />

In- und Aus land. In den Konzernabschluss sind neben der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG und der<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG weitere 111 Gesell schaften nach den Regeln<br />

der Vollkonsolidierung einbezogen, an denen die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG di rekt oder indi rekt die<br />

Mehr heit der Stimmrechte besitzt.<br />

30 Gesellschaften wurden im Berichtsjahr gemäß § 296 Abs. 2 HGB nicht konsolidiert, da sie im Ein zelnen<br />

und insgesamt von untergeordneter Bedeutung für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmensverbandes<br />

sind. Die Gesamtheit des Umsatzes, des Eigenkapitals sowie des Jahresergeb nisses der nicht<br />

in den Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen beträgt weniger als ein Prozent des Summenabschlusses<br />

des Konzerns. Auf die Bewertung als assoziiertes Unternehmen wurde gemäß § 311 Abs. 2 HGB wegen<br />

untergeordneter Bedeutung ebenfalls verzichtet. Bei zwei weiteren Gesellschaften sind aufgrund von Sat-<br />

46<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

zungsbestimmungen dauernde Verfügungsbeschränkungen gegeben. Diese wurden gemäß § 296 Abs. 1<br />

Satz 1 HGB nicht konsolidiert.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Gesamtzahl der verbundenen Unternehmen unverändert:<br />

• Zwei Gesellschaften wurden liquidiert<br />

• Zwei Gesellschaften wurden gegründet<br />

Für folgende Tochterunternehmen wurde von der Befreiung von den Aufstellungs- und Offen legungs-<br />

pfl ichten gemäß § 264 Abs. 3 HGB Gebrauch gemacht:<br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Europe GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Secura Versicherungsvermittlungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Grundstücksgesellschaft mbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Finanzierungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> R&D Beteiligungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Venture Fund GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />

Von der Pfl icht zur Aufstellung und Offenlegung eines Jahresabschlusses und Lageberichts nach den für<br />

Kapitalgesell schaften geltenden Vorschriften des HGB sind gemäß § 264b HGB befreit:<br />

• C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

• C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

• C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Selbstmedikation KG, Biberach<br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Pharma GmbH & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Veterinary Research Center GmbH & Co. KG, Hannover<br />

1.3 Konsolidierungsmethoden<br />

Bei Vorräten und Anlagevermögen, Forderungen und Verbindlichkeiten sowie den Ertrags- und Auf wandsposten<br />

wurden die zwischen den einbezogenen Gesellschaften ent standenen Ge schäftsvorfälle im Rahmen<br />

der Schul denkonsolidierung nach § 303 HGB, der Zwi schener gebniseliminierung nach § 304 HGB sowie der<br />

Auf wands- und Ertragskonso lidierung nach § 305 HGB heraus gerechnet.<br />

Bei der Kapitalkonsolidierung wurde für Erstkonsoli dierun gen von Toch terunternehmen die Neubewertungsmethode<br />

nach § 301 HGB angewandt. Die Erstkonso lidie rung erfolgte jeweils zu dem Zeitpunkt, zu<br />

dem das Unternehmen Tochterunternehmen geworden ist.<br />

Dabei wurde der Wertansatz der dem Mutterunternehmen gehörenden Anteile mit dem auf diese Anteile entfallenden<br />

Betrag des Eigenkapitals des Tochterunternehmens verrechnet. Das Eigenkapital wurde mit dem<br />

Betrag angesetzt, der dem zum Konsolidierungszeitpunkt beizulegenden Zeitwert der in den Konzernabschluss<br />

aufzunehmenden Vermögensgegenstände, Schulden, Rechnungsabgrenzungsposten und Sonderpos-<br />

Konzernanhang 2011<br />

47


ten entsprach. Ein nach der Verrechnung verbleibender Unterschiedsbetrag wurde, wenn er auf der Aktivseite<br />

entsteht, als Geschäfts- oder Firmenwert ausgewiesen.<br />

1.4 Währungsumrechnung<br />

Aus Fremdwährungstransaktionen resultierende Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten wurden<br />

grundsätzlich mit dem Devisenkassamittelkurs zum Bilanzstichtag umgerechnet. Bei einer Restlaufzeit von<br />

mehr als einem Jahr wurden dabei das Realisationsprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 252 Abs. 1 Nr. 4 Halbsatz 2<br />

HGB) und das Anschaffungs kostenprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 253 Abs. 1 Satz 1 HGB) beachtet.<br />

In dem vorliegenden Konzernabschluss wurden die auf fremde Währung lautenden Abschlüsse ausländischer<br />

Tochterunternehmen mit Sitz in einem Staat außerhalb der Euro-Zone nach § 308a HGB nach der modifi -<br />

zierten Stichtagskursmethode in Euro umgerechnet.<br />

Durch die Anwendung der modifi zierten Stichtagskursmethode wurden die Aktiv- und Passivposten der in<br />

ausländischer Währung aufgestellten Jahresabschlüsse mit Ausnahme des Eigenkapitals, welches zum historischen<br />

Kurs umgerechnet wurde, zum Devisenkassamittelkurs am Bilanzstichtag in Euro umgerechnet. Die<br />

Posten der Gewinn- und Verlustrechnung wurden zum Durchschnittskurs in Euro umgerechnet. Die sich ergebende<br />

Umrechnungsdifferenz wurde innerhalb des Konzerneigenkapitals nach den Rück lagen unter dem<br />

Posten „Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung“ ausgewiesen. Die für den Unternehmensverband<br />

wichtigsten Währungen haben sich im Berichtsjahr wie folgt verändert (Basis jeweils 1 Euro):<br />

Stichtagskurs Durchschnittskurs<br />

31.12.2011 31.12.2010 2011 2010<br />

US-Dollar 1,29 1,34 1,39 1,33<br />

Japanischer Yen 100,20 108,65 111,03 116,46<br />

Pfund Sterling 0,84 0,86 0,87 0,86<br />

Kanadischer Dollar 1,32 1,33 1,38 1,37<br />

48<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

2 BILANZIERUNGS- UND BEWERTUNGSMETHODEN<br />

2.1 Anlagevermögen<br />

Die erworbenen immateriellen Vermögensgegenstände und die Sachanlagen wurden zu An schaf fungs- bzw.<br />

Herstel lungskosten, vermindert um planmäßige lineare Abschreibun gen, entsprechend den technischen und<br />

wirtschaftli chen Gegebenheiten angesetzt. Hierbei wurden folgende Nutzungsdauern zugrunde gelegt:<br />

Immaterielle Vermögensgegenstände 2 bis 15 Jahre<br />

Gebäude 20 Jahre<br />

Technische Anlagen und Maschinen 10 Jahre<br />

Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 3 bis 10 Jahre<br />

Im Konzernabschluss wurde einheitlich linear abgeschrieben. Vor aussicht lich dauerhaften Wertminde rungen<br />

wurde <strong>durch</strong> außerplan mäßige Abschrei bungen Rechnung getra gen. Bei der Ermittlung der Herstellungskosten<br />

wurden Material- und Fertigungseinzelkosten, angemessene Teile der Material- und Fertigungsgemeinkosten<br />

sowie der Werteverzehr des Anlagevermögens (soweit <strong>durch</strong> die Fertigung veranlasst) berücksichtigt.<br />

Alle aktivierten immateriellen Vermögensgegenstände des Anlagevermögens haben eine be grenzte Nutzungsdauer.<br />

Geschäfts- oder Firmen<strong>werte</strong> aus der Erstkonsolidierung von Anteilen werden in der Regel über einen Zeitraum<br />

von fünf Jahren abgeschrieben.<br />

Für den Geschäfts- oder Firmenwert des im Jahr 2007 übernommenen Unternehmens <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Korea Ltd. wurde eine Nutzungsdauer von zehn Jahren zugrunde gelegt, da dies aufgrund von Erfahrungen<br />

der Vergangenheit bezüglich Produkten und Absatzmärkten sowie den geschäftlichen Rahmenbedingungen<br />

der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Korea Ltd. ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt.<br />

Die Finanzanlagen umfassen im Wesentlichen Anteilsrechte, Wertpapiere und Ausleihungen und werden zu<br />

Anschaffungskosten bzw. bei dauerhafter Wertminderung mit den niedrigeren beizulegenden Werten angesetzt.<br />

2.2 Umlaufvermögen und Rechnungsabgrenzungsposten<br />

Die Vorräte wurden zu Anschaffungs- und Herstellungskosten bzw. zu den niedrigeren beizulegenden Zeit<strong>werte</strong>n<br />

an gesetzt.<br />

Die Bestände an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen wurden zu <strong>durch</strong>schnittlichen Einstands preisen oder zu<br />

niedrigeren beizulegenden Zeit<strong>werte</strong>n am Bilanzstichtag aktiviert.<br />

Die unfertigen und fertigen Erzeugnisse wurden auf der Basis von Einzelkalkulationen zu Herstellungskosten<br />

be<strong>werte</strong>t, wobei neben den direkt zurechenbaren Materialeinzelkosten, Fertigungslöhnen und Sondereinzelkosten<br />

auch angemessene Teile der Fertigungs- und Materialgemeinkosten sowie Abschreibungen<br />

berücksichtigt wurden.<br />

Konzernanhang 2011<br />

49


Handelswaren wurden zu Anschaffungskosten oder niedrigeren Marktpreisen bilanziert.<br />

Alle erkennbaren Risiken im Vorratsvermögen, die sich aus über<strong>durch</strong>schnittlicher Lagerdauer, geminderter<br />

Verwertbarkeit und niedrigeren Wiederbeschaffungskosten ergeben, wurden <strong>durch</strong> angemessene Abwertungen<br />

berücksichtigt.<br />

Die Bewertung erfolgte verlustfrei, d. h., es wurden von den voraussichtlichen Verkaufs preisen Abschläge für<br />

noch anfallende Kosten vorgenommen.<br />

Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände wurden zu Anschaffungskosten abzüglich der Wertabschläge<br />

für Einzelrisiken und für das allgemeine Kreditrisiko bilanziert. Unverzinsliche oder niedrig verzinsliche<br />

Forderungen mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr wurden abgezinst.<br />

Die Wertpapiere des Umlaufvermögens bestehen aus sonstigen Wertpapieren und wurden zu Anschaffungskosten<br />

oder gegebenenfalls zu niedrigeren Werten, die sich aus den Börsen- oder Marktpreisen am Stichtag<br />

ergeben, bilanziert.<br />

Die fl üssigen Mittel wurden zu Anschaffungskosten oder dem niedrigeren beizulegenden Zeitwert bilanziert.<br />

Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 Absatz 1 HGB beinhaltet im Voraus bezahlten Aufwand<br />

für eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag.<br />

Der passive Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 Absatz 2 HGB beinhaltet Einnahmen, die Ertrag für<br />

eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag darstellen.<br />

2.3 Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben<br />

Der negative Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben resultiert aus einem den Kaufpreis übersteigenden<br />

Reinvermögen eines zum 31. März 2011 erworbenen Unternehmens. Die Aufl ösung (von 175 Mio. EUR<br />

um 18 Mio. EUR auf 157 Mio. EUR) erfolgt über den sonstigen betrieblichen Ertrag grundsätzlich korrespondierend<br />

zur Amortisierung des übersteigenden Reinvermögens zum Erwerbszeitpunkt des Unternehmens.<br />

Der Zeitraum der Amortisierung wird derzeit auf zehn Jahre geschätzt.<br />

2.4 Konzernrücklagen<br />

Die Konzernrücklagen enthalten die bei den einbezogenen Unternehmen thesaurierten Ergeb nisse sowie die<br />

ergebniswirksamen Konsolidierungen, soweit sie Vorjahre betreffen.<br />

50<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

2.5 Rückstellungen<br />

Die Steuerrückstellungen und die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle ungewissen Verbindlichkeiten<br />

und drohenden Verluste aus schwebenden Geschäften. Sie wurden in Höhe des nach vernünftiger kaufmännischer<br />

Beurteilung notwendigen Erfüllungsbetrags (d. h. einschließlich zukünftiger Kosten- und Preissteigerungen)<br />

angesetzt. Rückstellungen mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr wurden mit dem<br />

laufzeitadäquaten, <strong>durch</strong>schnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sieben Jahre (gemäß Rückstellungsabzinsungsverordnung)<br />

abgezinst.<br />

2.6 Verbindlichkeiten<br />

Die Verbindlichkeiten wurden mit ihrem Erfüllungsbetrag bilanziert.<br />

2.7 Steuerabgrenzung<br />

Für die Ermittlung latenter Steuern aufgrund von temporären oder quasi-permanenten Differenzen zwischen<br />

den handelsrechtlichen Wertansätzen von Vermögensgegenständen, Schulden und Rechnungsabgrenzungsposten<br />

und ihren steuerlichen Wertansätzen oder aufgrund steuerlicher Verlustvorträge wurden die Beträge<br />

der sich ergebenden Steuerbe- und -entlastung mit den unternehmensindividuellen Steuersätzen (10 % –<br />

40 %) im Zeitpunkt des Abbaus der Differenzen be<strong>werte</strong>t und nicht abgezinst. Differenzen, die auf Konsolidierungsmaßnahmen<br />

gemäß den §§ 300 bis 305 HGB beruhen, wurden ebenfalls mit den unternehmensindividuellen<br />

Steuersätzen im Zeitpunkt des voraussichtlichen Abbaus der Differenzen be<strong>werte</strong>t. Aktive latente<br />

Steuern auf Verlustvorträge wurden berücksichtigt, sofern innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Verlustverrechnung<br />

wahrscheinlich ist.<br />

Aktive und passive Steuerlatenzen wurden unsaldiert ausgewiesen.<br />

Konzernanhang 2011<br />

51


3 ERLÄUTERUNGEN ZUR KONZERNBILANZ<br />

3.1 Immaterielle Vermögensgegenstände<br />

(in Mio. EUR)<br />

Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />

Entgeltlich<br />

erworbene<br />

Konzessionen/<br />

ähnliche<br />

Rechte<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Geschäftsoder<br />

Firmen<strong>werte</strong><br />

Geleistete<br />

Anzahlungen<br />

Summe<br />

Stand am 1. Januar 2010 1.293 572 13 1.878<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 67 0 2 69<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />

Zugänge 42 0 15 57<br />

Abgänge —78 0 0 —78<br />

Umbuchungen 10 0 —3 7<br />

Stand am 31. Dezember 2010 1.334 572 27 1.933<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 30 1 0 31<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />

Zugänge 44 0 10 54<br />

Abgänge —15 0 —1 —16<br />

Umbuchungen 26 0 —22 4<br />

Stand am 31. Dezember 2011 1.419 573 14 2.006<br />

Kumulierte Abschreibungen<br />

Stand am 1. Januar 2010 597 536 0 1.133<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 20 0 0 20<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />

Zugänge 95 5 0 100<br />

Zuschreibungen 0 0 0 0<br />

Abgänge —56 0 0 —56<br />

Umbuchungen 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2010 656 541 0 1.197<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 12 0 0 12<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />

Zugänge 97 5 0 102<br />

Zuschreibungen 0 0 0 0<br />

Abgänge —15 0 0 —15<br />

Umbuchungen 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2011 750 546 0 1.296<br />

Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2010 678 31 27 736<br />

Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2011 669 27 14 710<br />

52


3.2 Sachanlagen<br />

(in Mio. EUR)<br />

geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />

Grund- Technische Andere Geleistete Summe<br />

stücke/ Anlagen und Anlagen und Anzahlungen<br />

Bauten Maschinen Betriebs- und Anausstattunglagen<br />

im Bau<br />

Stand am 1. Januar 2010 2.510 2.611 1.867 402 7.390<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 163 102 71 20 356<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 31 82 123 283 519<br />

Abgänge —82 —109 —150 —8 —349<br />

Umbuchungen 33 96 52 —188 —7<br />

Stand am 31. Dezember 2010 2.655 2.782 1.963 509 7.909<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 62 41 22 6 131<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 8 1 0 9<br />

Zugänge 61 214 137 218 630<br />

Abgänge —15 —60 —93 —2 —170<br />

Umbuchungen 63 140 30 —237 —4<br />

Stand am 31. Dezember 2011 2.826 3.125 2.060 494 8.505<br />

Kumulierte Abschreibungen<br />

Stand am 1. Januar 2010 1.262 1.581 1.328 0 4.171<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 89 70 51 0 210<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 106 202 190 0 498<br />

Zuschreibungen 0 0 0 0 0<br />

Abgänge —55 —96 —133 0 —284<br />

Umbuchungen 0 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2010 1.402 1.757 1.436 0 4.595<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 36 21 18 0 75<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 6 2 0 8<br />

Zugänge 113 235 187 0 535<br />

Zuschreibungen —3 —6 0 0 —9<br />

Abgänge —13 —49 —79 0 —141<br />

Umbuchungen 0 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2011 1.535 1.964 1.564 0 5.063<br />

Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2010 1.253 1.025 527 509 3.314<br />

Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2011 1.291 1.161 496 494 3.442<br />

Konzernanhang 2011<br />

53


3.3 Finanzanlagen<br />

Anteile an Ausleihun- Beteili- Wert- Sonstige Summe<br />

verbundenen gen an gungen papiere des Aus-<br />

Unternehmen verbundene Anlage- leihungen<br />

(in Mio. EUR) Unternehmen vermögens<br />

Anschaffungs- bzw.<br />

Herstellungskosten<br />

Stand am 1. Januar 2010 65 7 104 1.521 20 1.717<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 11 0 —1 8 0 18<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 7 0 2 1.542 5 1.556<br />

Abgänge —4 0 0 —64 —6 —74<br />

Umbuchungen 0 0 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2010 79 7 105 3.007 19 3.217<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 4 0 1 8 0 13<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 0 0 8 853 6 867<br />

Abgänge —2 —7 0 —46 —5 —60<br />

Umbuchungen 0 0 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2011 81 0 114 3.822 20 4.037<br />

Kumulierte Abschreibungen<br />

Stand am 1. Januar 2010 0 0 1 14 3 18<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 0 0 0 1 0 1<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 0 0 33 1 0 34<br />

Zuschreibungen 0 0 0 0 0 0<br />

Abgänge 0 0 0 —4 0 —4<br />

Umbuchungen 0 0 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2010 0 0 34 12 3 49<br />

Währungsumrechnungsdifferenz 2 0 0 1 0 3<br />

Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0<br />

Zugänge 18 0 13 2 0 33<br />

Zuschreibungen 0 0 0 0 0 0<br />

Abgänge 0 0 0 —1 0 —1<br />

Umbuchungen 0 0 0 0 0 0<br />

Stand am 31. Dezember 2011 20 0 47 14 3 84<br />

Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2010 79 7 71 2.995 16 3.168<br />

Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2011 61 0 67 3.808 17 3.953<br />

Der Posten „Sonstige Ausleihungen“ enthält wie im Vorjahr keine Ausleihungen gegen Gesellschafter.<br />

54<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


3.4 Vorräte<br />

geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2011 31.12.2010<br />

Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 427 381<br />

Unfertige Erzeugnisse 872 817<br />

Fertige Erzeugnisse und Waren 694 649<br />

Geleistete Anzahlungen 5 3<br />

3.5 Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände<br />

In dem Posten „Sonstige Vermögensgegenstände“ sind Forderungen gegen die Gesellschafter in Höhe von<br />

1 Mio. EUR enthalten (Vorjahr: 28 Mio. EUR).<br />

Die Forderungen gegen verbundene Unternehmen bestanden wie im Vorjahr nahezu ausschließlich aus Kreditforderungen.<br />

Die Forderungen gegen Beteiligungen bestanden ausschließlich aus Lieferungen und Leistungen.<br />

3.6 Rückstellungen<br />

1.998 1.850<br />

Restlaufzeit über Restlaufzeit über<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2011 1 Jahr 31.12.2010 1 Jahr<br />

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 2.531 6 2.156 4<br />

Forderungen gegen verbundene Unternehmen 12 0 7 0<br />

Forderungen gegen Unternehmen, mit denen<br />

ein Beteiligungsverhältnis besteht 19 0 17 0<br />

Sonstige Vermögensgegenstände 564 12 532 12<br />

3.126 18 2.712 16<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2011 31.12.2010<br />

Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen 3.283 3.007<br />

Steuerrückstellungen 679 559<br />

Sonstige Rückstellungen 3.166 2.845<br />

7.128 6.411<br />

Konzernanhang 2011<br />

55


Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen<br />

Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen wurden auf der Grundlage versicherungs-<br />

mathematischer Berechnungen nach dem Anwartschaftsbarwertverfahren unter Berücksichtigung von zukünftigen<br />

Entgelt- und Rentenanpassungen ermittelt.<br />

Bei der versicherungsmathematischen Berechnung der Verpfl ichtungen wurden neben den lokalen biometrischen<br />

Rechnungsgrundlagen (z. B. in Deutschland die Generationentafeln 2005 G von Prof. Dr. Klaus Heubeck)<br />

in den wesentlichen Ländern die folgenden versicherungsmathematischen Parameter zugrunde gelegt:<br />

Stand 31. Dezember 2011 (in %) Deutschland USA Japan<br />

Rechnungszins 5,13 5,53 2,06<br />

Entgelttrend 4,0 5,0 4,2 - 4,9<br />

Rententrend 3,5 3,0 0,0<br />

Für die Abzinsung wurde pauschal der <strong>durch</strong>schnittliche Marktzinssatz bei einer restlichen Laufzeit von<br />

15 Jahren gemäß der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 verwendet. Die für die<br />

Abzinsung wesentlicher ausländischer Altersversorgungsverpfl ichtungen (USA und Japan) verwendeten<br />

Zinssätze wurden entsprechend der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 mit vergleichbaren<br />

Berechnungsgrundlagen ermittelt.<br />

Die ausschließlich der Erfüllung der Pensionsverpfl ichtungen und ähnlichen Verpfl ichtungen dienenden,<br />

dem Zugriff aller übrigen Gläubiger entzogenen Vermögensgegenstände (Deckungsvermögen i. S. d. § 246<br />

Abs. 2 Satz 2 HGB) wurden mit ihrem beizulegenden Zeitwert be<strong>werte</strong>t, welcher im Wesentlichen aus Börsenkursen<br />

abgeleitet ist, und mit den zugrundeliegenden Verpfl ichtungen verrechnet. Am Abschlussstichtag<br />

beträgt der beizulegende Zeitwert (Marktwert am Bilanzstichtag) des Deckungsvermögens 920 Mio. EUR.<br />

Dem Deckungsvermögen steht ein Erfüllungsbetrag der verrechneten Pensionsverpfl ichtungen und ähnlichen<br />

Verpfl ichtungen in Höhe von 4.203 Mio. EUR gegenüber. Die Aufwendungen und Erträge aus dem Deckungsvermögen<br />

und der Zinsanteil aus den Pensionsverpfl ichtungen und ähnlichen Verpfl ichtungen wurden<br />

entsprechend § 246 Abs.2 Satz 2 HGB verrechnet. Insgesamt sind 12 Mio. EUR Aufwendungen aus<br />

Deckungsvermögen und 224 Mio. EUR Aufwendungen aus der Zuführung zu Pensionsverpfl ichtungen und<br />

ähnlichen Verpfl ichtungen im Finanzergebnis enthalten.<br />

56<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


3.7 Verbindlichkeiten<br />

geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

Restlaufzeit Restlaufzeit<br />

(in Mio. EUR)<br />

Verbindlichkeiten gegen-<br />

unter 1 Jahr 1 - 5 Jahre über 5 Jahre 31.12.2011 31.12.2010 unter 1 Jahr<br />

über Kreditinstituten 479 747 493 1.719 1.740 237<br />

Andere Verbindlichkeiten<br />

davon:<br />

- Verbindlichkeiten aus<br />

1.362 57 142 1.561 1.387 1.261<br />

Lieferungen und Leistungen 899 1 0 900 803 802<br />

- Erhaltene Anzahlungen<br />

- Verbindlichkeiten gegenüber<br />

27 16 0 43 41 23<br />

verbundenen Unternehmen<br />

- Verbindlichkeiten gegenüber<br />

Unternehmen, mit denen ein<br />

24 0 0 24 29 29<br />

Beteiligungsverhältnis besteht 2 0 0 2 1 1<br />

- Sonstige Verbindlichkeiten* 410 40 142 592 513 406<br />

1.841 804 635 3.280 3.127 1.498<br />

* Davon:<br />

- aus Steuern (in Mio. EUR) 65 76<br />

- im Rahmen der sozialen Sicherheit (in Mio. EUR) 15 14<br />

Durch Grundpfandrechte oder ähnliche dingliche Rechte gesicherte Verbindlichkeiten bestan den am<br />

Bilanzstichtag wie schon im Vorjahr nicht.<br />

Am Jahresende bestanden Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern in Höhe von 26 Mio. EUR<br />

(Vorjahr: 0 Mio. EUR).<br />

Die Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen enthalten Verbindlichkeiten aus Darlehen in<br />

Höhe von 19 Mio. EUR (Vorjahr: 18 Mio. EUR) sowie Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in<br />

Höhe von 5 Mio. EUR (Vorjahr: 11 Mio. EUR).<br />

Konzernanhang 2011<br />

57


4 ERLÄUTERUNGEN ZUR GEWINN- UND VERLUST-<br />

RECHNUNG DES KONZERNS<br />

Der Gliederung der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung wurde das Gesamtkostenverfahren zugrunde<br />

gelegt.<br />

4.1 Umsatzerlöse<br />

nach Geschäften und Geschäftssegmenten (in Mio. EUR) 2011 2010<br />

Humanpharma 12.195 11.665<br />

davon: Verschreibungspfl ichtige Medikamente 10.096 9.702<br />

Selbstmedikation 1.396 1.318<br />

Industriekunden 697 638<br />

Sonstige Umsatzerlöse 6 7<br />

Tiergesundheit 976 921<br />

13.171 12.586<br />

nach geographischen Märkten (in Mio. EUR) 2011 2010<br />

Europa 4.037 4.089<br />

davon: Deutschland 950 977<br />

Nord- und Südamerika 6.087 5.724<br />

davon: USA 4.820 4.511<br />

Asien, Australien, Afrika 3.047 2.773<br />

davon: Japan 1.831 1.695<br />

13.171 12.586<br />

4.2 Sonstige betriebliche Erträge<br />

Die sonstigen betrieblichen Erträge enthalten Erträge aus der Währungsumrechnung in Höhe von<br />

546 Mio. EUR (Vorjahr: 715 Mio. EUR).<br />

4.3 Materialaufwand<br />

(in Mio. EUR)<br />

Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe<br />

2011 2010<br />

und für bezogene Waren 1.231 1.375<br />

Aufwendungen für bezogene Leistungen 448 428<br />

58<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

1.679 1.803


4.4 Personalaufwand<br />

geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

(in Mio. EUR) 2011 2010<br />

Löhne und Gehälter<br />

Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung<br />

2.875 2.713<br />

und für Unterstützung 789 645<br />

davon: für Altersversorgung 306 177<br />

3.664 3.358<br />

Sämtliche Zinseffekte aus der Bewertung der Rückstellung für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen wur-<br />

den als gesonderter Posten innerhalb des Finanzergebnisses gezeigt.<br />

Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 2011 2010<br />

Produktion 13.076 12.647<br />

Administration 5.217 5.242<br />

Marketing und Vertrieb 17.945 16.543<br />

Forschung und Entwicklung 7.159 7.093<br />

Auszubildende 697 699<br />

44.094 42.224<br />

4.5 Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen<br />

In den Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachan lagen sind<br />

außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 34 Mio. EUR (Vorjahr: 23 Mio. EUR) enthalten.<br />

4.6 Sonstige betriebliche Aufwendungen<br />

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthalten Aufwendungen aus der Währungsumrechnung in<br />

Höhe von 497 Mio. EUR (Vorjahr: 796 Mio. EUR).<br />

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthalten im Wesentlichen weiterhin Fremdleistungen in den<br />

Bereichen For schung, Entwicklung, Medizin und Marketing sowie Verwaltungskosten, Gebühren, Beiträge,<br />

Provi sionen, Mieten, Frachten und Aufwendungen für Fremdreparaturen.<br />

Konzernanhang 2011<br />

59


4.7 Finanzergebnis<br />

(in Mio. EUR)<br />

Zinsanteil in der Zuführung zu Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen<br />

2011 2010<br />

sowie sonstige Rückstellungen — 247 — 147<br />

Übrige Zinsen und ähnliche Aufwendungen — 130 — 115<br />

Zinsen und ähnliche Aufwendungen — 377 — 262<br />

Abschreibungen und Abgangsverluste auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des<br />

Umlaufvermögens — 2 — 4<br />

Erträge aus anderen Wertpapieren und aus Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 113 80<br />

Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 68 32<br />

— 198 — 154<br />

4.8 Beteiligungsergebnis<br />

(in Mio. EUR) 2011 2010<br />

Abschreibungen auf Beteiligungen — 31 — 33<br />

Aufwendungen aus Verlustübernahme 0 — 1<br />

davon aus verbundenen Unternehmen 0 — 1<br />

— 31 — 34<br />

4.9 Außerordentliches Ergebnis<br />

Aus der Anwendung von Art. 66 und Art. 67 Abs. 1 bis 5 EGHGB (Übergangsvorschriften zum BilMoG) resultierten<br />

im Vorjahr außerordentliche Aufwendungen in Höhe von 587 Mio. EUR aus der Zuführung zu Rückstellungen<br />

für Pensionen und ähnlichen Verpfl ichtungen sowie 20 Mio. EUR aus der Zuführung zu anderen<br />

langfristigen Rückstellungen. Aus der Anwendung von Art. 66 und Art. 67 Abs. 1 bis 5 EGHGB resultierten<br />

im Vorjahr außerordentliche Erträge in Höhe von 13 Mio. EUR aus der Aufl ösung von Rückstellungen für<br />

Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen, die ebenfalls in dem Posten enthalten sind.<br />

4.10 Steuern<br />

(in Mio. EUR) 2011 2010<br />

Laufende Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 630 369<br />

Latente Steuern vom Einkommen und vom Ertrag — 63 — 143<br />

Die laufenden Steuern vom Einkommen und Ertrag beinhalten im Wesentlichen die Aufwendungen für Körperschaft-<br />

und Gewerbesteuer der einbezogenen Unternehmen.<br />

60<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

567 226


geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

Durch den Abschluss von Ergebnisabführungsverträgen gehören wesentliche einbezogene deutsche Kapitalgesellschaften<br />

seit dem 1. Januar 2004 zum gewerbe- und körperschaftsteuerlichen Organkreis der Muttergesellschaft<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG. Da die auf betriebliches Einkommen entfallende Einkommensteuer<br />

der Gesellschafter der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung<br />

des Konzerns ausgewiesen werden darf, wird lediglich die Gewerbeertragsteuer der betreffenden<br />

Gesellschaften sowie weiterer vollkonsolidierter deutscher Personengesellschaften als Steueraufwand gezeigt.<br />

Der Gesamtbestand an aktiven latenten Steuern zum Bilanzstichtag beträgt 1.457 Mio. EUR. Aktive latente<br />

Steuern entfallen im Wesentlichen auf unterschiedliche Bilanzansätze von Rückstellungen, Anlagevermögen<br />

und Vorräten. Passive latente Steuern wurden in Höhe von 274 Mio. EUR abgegrenzt. Sie betreffen im Wesentlichen<br />

unterschiedliche Bilanzansätze von Vermögensgegenständen des Sachanlagevermögens, Vorräte<br />

sowie Rückstellungen.<br />

4.11 Jahresüberschuss<br />

Der Jahresüberschuss 2011 ist <strong>durch</strong> periodenfremde betriebliche Erträge (im Wesentlichen Aufl ösung von<br />

sonstigen Rückstellungen) in Höhe von 166 Mio. EUR (Vorjahr: 99 Mio. EUR) positiv sowie <strong>durch</strong> periodenfremde<br />

betriebliche Aufwendungen in Höhe von 99 Mio. EUR (Vorjahr: 37 Mio. EUR) negativ beeinfl usst.<br />

5 ERLÄUTERUNGEN ZUR KAPITALFLUSSRECHNUNG<br />

Die Kapitalfl ussrechnung zeigt, wie sich der Finanzmittelbestand (fl üssige Mittel und jederzeit veräußerbare<br />

Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens) des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Unterneh mensverbandes während<br />

des Berichtsjahres <strong>durch</strong> Mittelzu- und -abfl üsse verändert hat. In Übereinstimmung mit dem Deutschen<br />

Rechnungslegungs Standard Nr. 2 zur Kapitalfl ussrech nung (DRS 2) wurde zwischen Zahlungs strömen<br />

aus der laufenden Geschäftstätigkeit sowie solchen aus der Investitions- und Finanzierungs tätigkeit unterschieden.<br />

Die Veränderungen der Bilanzposten der einbezogenen verbundenen Unternehmen wurden zu Jahres<strong>durch</strong>schnittskursen<br />

umgerechnet. Der Finanzmittelbestand ist wie in der Bilanz zum Stichtagskurs angesetzt. Der<br />

Einfl uss von Wechselkursänderungen auf den Finanzmittelbe stand wurde gesondert dargestellt.<br />

Im Geschäftsjahr wurden 164 Mio. EUR Zinsen zahlungswirksam vereinnahmt sowie 83 Mio. EUR (Vorjahr:<br />

89 Mio. EUR) Zinsen gezahlt und 407 Mio. EUR (Vorjahr: 347 Mio. EUR) Steuern gezahlt.<br />

Konzernanhang 2011<br />

61


6 SONSTIGE ANGABEN<br />

6.1 Haftungsverhältnisse<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2011 31.12.2010<br />

Verbindlichkeiten aus Bürgschaften,<br />

Wechsel- und Scheckbürgschaften, Gewährleistungen<br />

und Bestellung von Sicherheiten für fremde Verbindlichkeiten 34 21<br />

Das Risiko der Inanspruchnahme aus den einzelnen Haftungsverhältnissen wird wie folgt eingeschätzt:<br />

Das Risiko einer Inanspruchnahme aus Bürgschaften für die Verbindlichkeiten von verbundenen Unternehmen<br />

gegenüber Kreditinstituten wird aufgrund der guten Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der betreffenden<br />

Tochterunternehmen als gering eingeschätzt.<br />

6.2 Sonstige fi nanzielle Verpfl ichtungen<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2011 31.12.2010<br />

Miet- und Leasingverträge 320 249<br />

Bestellobliogo 768 563<br />

1.088 812<br />

Aus Miet- und Leasingverträgen bestehen Verpfl ichtungen in Höhe von 320 Mio. EUR (Vorjahr: 249 Mio. EUR),<br />

davon entfallen 34 Mio. EUR (Vorjahr: 39 Mio. EUR) auf langfristige Mietverträge mit nicht einbezogenen<br />

Tochterunternehmen.<br />

Der Zweck der Leasingverträge liegt in der geringeren Kapitalbindung im Vergleich zum Erwerb und im Wegfall<br />

des Verwertungsrisikos. Risiken könnten sich aus der Vertragslaufzeit ergeben, sofern die Gegenstände<br />

nicht mehr vollständig genutzt werden könnten, wofür es derzeit keine Anzeichen gibt.<br />

Die sonstigen fi nanziellen Verpfl ichtungen beinhalten zukünftige Belastungen aus Folgeinvestitionen, be-<br />

reits begonnene Investitionen und künftige Großreparaturen. Zum Bilanzstichtag wurden in dem Bestellobligo<br />

künftige ausgabewirksame Investitionen in Höhe von 645 Mio. EUR (Vorjahr: 449 Mio. EUR) ausgewiesen.<br />

6.3 Derivative Finanzinstrumente und Bewertungseinheiten<br />

Der Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist <strong>durch</strong> die ausgeprägte internationale Struktur in erheblichem<br />

Umfang von der Entwicklung der Welt wäh rungen und Zinsen abhängig. Zur Absicherung dieser<br />

Risiken, insbesondere aus Lieferungen und Lei stun gen sowie Finanzierungen, werden in der Regel bei Währungsrisiken<br />

Devisentermin- und Devisenoptionsgeschäfte und bei Zinsände rungsrisiken Zins swaps und<br />

Zinsoptionen eingesetzt.<br />

62<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

In internen Richtlinien sind der Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten sowie die organi satorische Abwicklung<br />

festgelegt. Es besteht eine strikte Trennung zwischen Han del, Abwick lung, Dokumen tation und<br />

Kontrolle.<br />

Die Risikopositionen werden regelmäßig in einer speziellen, konzernweiten Finanzberichter stattung erfasst,<br />

analysiert und be<strong>werte</strong>t. Die eingegangenen Positionen werden periodisch neu be<strong>werte</strong>t und überwacht. Die<br />

am Bilanzstichtag beizulegenden Zeit<strong>werte</strong> der derivativen Finanzinstrumente wurden mit marktüblichen<br />

Bewertungsmethoden (Devisen- und Zinstermingeschäfte nach der Barwertmethode, Devisen- und Zinsoptionen<br />

nach anerkannten Optionspreismodellen) unter Berücksichtigung der am Bilanzstichtag vorliegenden<br />

Marktdaten ermittelt.<br />

Die Devisen- und Zinsoptionen sind jeweils zum beizulegenden Zeitwert, höchstens aber in Höhe der gezahlten<br />

bzw. vereinnahmten Optionsprämie bilanziert und werden erst zum Ende der Laufzeit ausgebucht.<br />

Für Devisentermingeschäfte, die nicht in Bewertungseinheiten einbezogen wurden und zum Bilanzstichtag<br />

einen negativen beizulegenden Zeitwert innerhalb einer Währung aufwiesen, wurden Rückstellungen in<br />

Höhe von 42 Mio. EUR gebildet. Positive beizulegende Zeit<strong>werte</strong> innerhalb einer Währung blieben entsprechend<br />

dem Imparitätsprinzip außer Ansatz.<br />

Am Bilanzstichtag bestanden folgende, nicht in Bewertungseinheiten einbezogene derivative Finanzinstrumente:<br />

Nominalvolumen beizulegender Zeitwert<br />

(in Mio. EUR) 31.12.2011 31.12.2010 31.12.2011 31.12.2010<br />

Devisentermingeschäfte 1.866 1.892 — 42 — 1<br />

Zinsoptionen 0 1 0 0<br />

Soweit die Voraussetzungen zur Einbeziehung der Sicherungsgeschäfte in Bewertungseinheiten mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit erwarteter Transaktionen gemäß § 254 HGB gegeben waren, erfolgte unter Anwendung<br />

der Einfrierungsmethode keine buchhalterische Erfassung der Devisentermingeschäfte in der Bilanz.<br />

Bei Bildung von Bewertungseinheiten gemäß § 254 HGB kommen folgende Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze<br />

zur Anwendung:<br />

Ökonomische Sicherungsbeziehungen werden <strong>durch</strong> die Bildung von Bewertungseinheiten bilanziell nachvollzogen.<br />

Die Bewertungseinheiten werden je Fremdwährung aus dem Nettobetrag von mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

erwarteten Transaktionen und Devisentermingeschäften gebildet, die bezüglich ihrer Laufzeit,<br />

Nominalbetrag und Fremdwährung dem erwarteten Nettozahlungsstrom entsprechen (Macro Hedge). Die<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit geplanten Transaktionen (Ein- und Auszahlungen aus geplanten Absatz- und<br />

Beschaffungsgeschäften) sind aus der Unternehmensplanung abgeleitet. Die vergangenheitsorientierte Überprüfung<br />

der Planung hat gezeigt, dass die geplanten Transaktionen hoch wahrscheinlich sind.<br />

Konzernanhang 2011<br />

63


Aufgrund der Übereinstimmung der wertbestimmenden Komponenten (= Critical Terms: Laufzeit, Nominal -<br />

betrag, Fremdwährung) gleichen sich die gegenläufi gen Wertänderungen zwischen Grund- und Sicherungsgeschäften<br />

vollständig aus. Es kann daher sowohl prospektiv als auch retrospektiv von einer effektiven Sicherungsbeziehung<br />

ausgegangen werden. Zur Messung der prospektiven und retrospektiven Effektivität der<br />

Sicherungsbeziehung wird ausschließlich die „Critical-Term-Match-Methode“ verwendet.<br />

Zum 31. Dezember 2011 wurden Bewertungseinheiten für mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartete Nettozahlungsströme<br />

wie folgt gebildet:<br />

Januar bis Dezember 2012:<br />

Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />

Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />

USD 1.014 USD – 713 USD — 47<br />

JPY 780 JPY – 698 JPY — 81<br />

Januar bis Dezember 2013:<br />

Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />

Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />

USD 1.099 USD – 366 USD — 25<br />

JPY 782 JPY – 345 JPY — 36<br />

Januar bis Dezember 2014:<br />

Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />

Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />

USD 1.123 USD — 168 USD — 5<br />

JPY 831 JPY — 180 JPY — 16<br />

Januar, Februar 2015:<br />

Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />

Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />

USD 185 USD — 18 USD 0<br />

JPY 155 JPY — 29 JPY — 2<br />

Die Höhe des abgesicherten Fremdwährungsrisikos korreliert mit der relativen Veränderung des Wechselkurses<br />

zwischen dem Planungszeitpunkt und dem Realisationszeitpunkt der erwarteten Transaktionen. Wenn<br />

alle Währungen gegenüber dem Euro um 10,0 % auf- oder ab<strong>werte</strong>n, ergäbe sich ohne Absicherung ein Kursänderungsrisiko<br />

von +/- 597 Mio. EUR.<br />

64<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />

Zum Bilanzstichtag 2011 bestehen zwei Darlehen, die in Höhe von 516 Mio. EUR variabel zu verzinsen<br />

sind. Zur Absicherung gegen das hiermit verbundene Zinsänderungsrisiko wurden betrags- und laufzeitkongruente<br />

Zinsswaps abgeschlossen. Da es sich ausschließlich um die Transformation der variabel verzinslichen<br />

Darlehensteile in eine feste Verzinsung handelt, werden Bewertungseinheiten gebildet (Micro Hedges).<br />

Die gegenläufi gen Wertänderungen zwischen Grund- und Sicherungsgeschäft gleichen sich bis 2016 vollständig<br />

aus. Die Zinsswaps hatten am Bilanzstichtag einschließlich Stückzinsen einen beizulegenden Zeitwert<br />

von –16 Mio. EUR. Der Buchwert (entspricht den abgegrenzten Stückzinsen) beträgt 2 Mio. EUR und ist<br />

in den Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten ausgewiesen. Die Bilanzierung erfolgte im Rahmen der<br />

Einfrierungsmethode.<br />

6.4 Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen<br />

(in Mio. EUR) 2011 2010<br />

Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen 2.516 2.453<br />

Die nicht aktivierten Forschungs- und Entwicklungskosten enthalten u. a. Kosten für klinische Studien der<br />

Phase IV.<br />

6.5 Gesamthonorar des Abschlussprüfers<br />

Das vom Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr berechnete Gesamthonorar im Konzern beträgt 2,5 Mio. EUR.<br />

Davon entfallen 0,9 Mio. EUR auf Abschlussprüfungsleistungen, 0,1 Mio. EUR auf andere Bestätigungsleistungen<br />

sowie 1,5 Mio. EUR auf sonstige Leistungen.<br />

Konzernanhang 2011 65


BESTÄTIGUNGSVERMERK DES ABSCHLUSSPRÜFERS<br />

Wir haben den von der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn<br />

AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong>, aufgestellten Konzernabschluss<br />

- bestehend aus Bilanz, Gewinn- und<br />

Verlustrechnung, Anhang, Kapitalfl ussrechnung<br />

und Eigenkapitalspiegel - und den Konzernlagebericht<br />

für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis<br />

31. Dezember 2011 geprüft. Die Aufstellung von<br />

Konzernabschluss und Konzernlagebericht nach<br />

den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften<br />

liegt in der Verantwortung des Vorstands der persönlich<br />

haftenden Gesellschafterin. Unsere Aufgabe<br />

ist es, auf der Grundlage der von uns <strong>durch</strong>geführten<br />

Prüfung eine Beurteilung über den<br />

Konzernabschluss und den Konzernlagebericht<br />

abzugeben.<br />

66<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Wir haben unsere Konzernabschlussprüfung<br />

nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut<br />

der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten<br />

deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung<br />

vorgenommen. Danach ist die<br />

Prüfung so zu planen und <strong>durch</strong>zuführen, dass<br />

Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die<br />

Darstellung des <strong>durch</strong> den Konzernabschluss unter<br />

Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger<br />

Buchführung und <strong>durch</strong> den Konzernlagebericht<br />

vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und<br />

Ertragslage wesentlich auswirken, mit hinreichender<br />

Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung<br />

der Prüfungshandlungen werden die<br />

Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über<br />

das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld des<br />

Konzerns sowie die Erwartungen über mögliche<br />

Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung<br />

werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen<br />

internen Kontrollsystems sowie Nachweise<br />

für die Angaben im Konzernabschluss und<br />

Konzernlagebericht überwiegend auf der Basis<br />

von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst<br />

die Beurteilung der Jahresabschlüsse der in den<br />

Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen,<br />

der Abgrenzung des Konsolidierungskreises, der<br />

angewandten Bilanzierungs- und Konsolidierungsgrundsätze<br />

und der wesentlichen Einschätzungen<br />

des Vorstands der persönlich haftenden<br />

Gesellschafterin sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung<br />

des Konzernabschlusses und des<br />

Konzernlageberichts. Wir sind der Auffassung,<br />

dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere<br />

Grundlage für unsere Beurteilung bildet.


geschäftsjahr 2011 bestätigungsvermerk<br />

Unsere Prüfung hat mit Ausnahme der folgenden<br />

Einschränkung zu keinen Einwendungen geführt:<br />

Entgegen § 314 Abs. 1 Nr. 6 Buchstaben a)<br />

und b) HGB wurden im Anhang die Gesamtbezüge<br />

der Vorstandsmitglieder und der ehemaligen<br />

Vorstandsmitglieder sowie die für die ehemaligen<br />

Vorstandsmitglieder gebildeten und nicht gebildeten<br />

Pensionsrückstellungen nicht angegeben.<br />

Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der<br />

Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht<br />

der Konzernabschluss mit der genannten Einschränkung<br />

den gesetzlichen Vorschriften und<br />

vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger<br />

Buchführung ein den tatsächlichen<br />

Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-,<br />

Finanz- und Ertragslage des Konzerns.<br />

Der Konzernlagebericht steht in Einklang mit<br />

dem Konzernabschluss, vermittelt insgesamt ein<br />

zutreffendes Bild von der Lage des Konzerns und<br />

stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen<br />

Entwicklung zutreffend dar.<br />

Frankfurt am Main, den 23. Februar 2012<br />

PricewaterhouseCoopers<br />

Aktiengesellschaft<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

gez. Philip Marshall gez. Georg Wolfgang Wegener<br />

Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüfer<br />

Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers 67


68<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011


produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />

2011<br />

PRODUKTPORTFOLIO<br />

EINE AUSWAHL<br />

70 VERSCHREIBUNGSPFLICHTIGE MARKENPRÄPARATE<br />

80 SELBSTMEDIKATION<br />

88 TIERGESUNDHEIT<br />

69


Atemwegserkrankungen<br />

Chronisch-obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD)<br />

und Asthma bilden die am weitesten verbreiteten chronischen<br />

Lungenkrankheiten und sind weltweit eine<br />

häufi ge Ursache von Morbidität und vorzeitigem Tod.<br />

COPD<br />

COPD ist eine chronische Lungenerkrankung, bei der<br />

die Atemwege dauerhaft verengt sind. Dies führt zu einer<br />

Einschränkung der Luftversorgung und somit zu<br />

Kurzatmigkeit und anderen respiratorischen Symptomen.<br />

Die Verengung der Atemwege ist nur teilweise<br />

rückbildungsfähig und verschlimmert sich meist im<br />

Laufe der Zeit. Zur Krankheitslast tragen die Zerstörung<br />

der Alveolen im Lungengewebe mit eingeschränktem<br />

Gasaustausch, sowie eine übermäßige Schleimproduktion<br />

bei. Dies löst einen chronischen Husten aus. Diese<br />

COPD-Symptome werden als Emphysem oder chronische<br />

Bronchitis bezeichnet.<br />

COPD wird <strong>durch</strong> eine anhaltende Reizung <strong>durch</strong> eingeatmete<br />

Schadstoffe, z. B. Zigarettenrauch oder Luftschadstoffe,<br />

ausgelöst. Der Verlauf von COPD ist <strong>durch</strong><br />

einen beschleunigten Verlust der Lungenfunktion im<br />

Vergleich zum normalen Alterungsprozess und gelegentlich<br />

auftretende, plötzliche Verschlechterungen der<br />

Symptome und Funktionen – sogenannte akute Exazerbationen<br />

– gekennzeichnet.<br />

70<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Asthma<br />

Asthma ist eine chronische Erkrankung, bei der Asthmaauslöser,<br />

wie z. B. Allergene, Entzündungen der Atemwege<br />

hervorrufen. Durch die Entzündung verengen sich<br />

die Atemwege, bei einigen Patienten tritt vermehrter<br />

Schleim auf und ein chronischer, trockener Husten kann<br />

ebenfalls ein Asthma-Symptom sein. Es können sehr<br />

unterschiedliche Atembeschwerden auftreten. In frühen<br />

Krankheitsstadien ist die eingeschränkte Luftversorgung<br />

vollständig reversibel und die Patienten können zwischen<br />

den Anfällen sogar symptomfrei sein.


produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Chronisch-obstruktive<br />

Atemwegserkrankung (COPD)<br />

• Bronchospasmen bei<br />

Patienten mit reversiblen<br />

chronisch-obstruktiven<br />

Atemwegserkrankungen<br />

• Chronisch-obstruktive<br />

Atemwegserkrankung (COPD)<br />

• Chronische Bronchitis<br />

• Asthma<br />

• Bronchialasthma<br />

• Chronische Bronchitis<br />

• Bronchialasthma<br />

• Bronchialasthma<br />

• Bronchialasthma<br />

• Allergische Rhinitis<br />

spiriva®<br />

combivent®<br />

atrovent®<br />

berodual®<br />

bronchodual®<br />

duovent®<br />

berotec®<br />

dosberotec®<br />

inflammide®<br />

alesion®<br />

flurinol®<br />

Tiotropiumbromid<br />

Ipratropiumbromid,<br />

Salbutamol<br />

Ipratropiumbromid<br />

Fenoterol,<br />

Ipratropiumbromid<br />

Fenoterol<br />

Budesonid<br />

Epinastin<br />

Dauerbehandlung der COPD (chronisch-<br />

obstruktive Atemwegserkrankung inklusive<br />

chronischer Bronchitis und Lungenemphysem),<br />

Dauerbehandlung der damit<br />

einhergehenden Atemnot und Prävention<br />

von Exazerbationen.<br />

Behandlung von reversiblen Bronchospasmen<br />

bei Patienten mit chronischen<br />

Atemwegserkrankungen, die mehr als<br />

einen Bronchodilatator benötigen.<br />

Bronchodilatator für die Dauerbehandlung<br />

des Bronchospasmus bei chronisch-obstruktiver<br />

Atemwegserkrankung<br />

inklusive chronischer Bronchitis, Lungenemphysem<br />

und Asthma.<br />

Verhütung und Behandlung von Symptomen<br />

bei Patienten mit reversibler Einschränkung<br />

des Luftfl usses in den Atemwegen<br />

wie bei Bronchialasthma und<br />

speziell chronischer Bronchitis mit oder<br />

ohne Lungenemphysem.<br />

Zur symptomatischen Behandlung akuter<br />

Asthmaanfälle oder anderer Erkrankungen<br />

mit reversibler Verengung der<br />

Atemwege, z. B. chronisch obstruktive<br />

Bronchitis, und zur Prophylaxe bei Belastungsasthma.<br />

Dauerhafte Kontrolle der Symptome bei<br />

Asthma bronchiale.<br />

Prophylaktische Behandlung von Bronchialasthma.<br />

Prophylaktische und symptomatische<br />

Behandlung von allergischer<br />

Rhinitis.<br />

Atemwegserkrankungen<br />

71


Erkrankungen des Zentralen Nervensystems<br />

Mentale und neurologische Erkrankungen wie Depression<br />

und Parkinson-Erkrankung beeinträchtigen Patienten<br />

und ihre Familien ganz erheblich und stellen auch<br />

eine signifi kante Belastung für die Gesellschaft insgesamt<br />

dar.<br />

Parkinson-Krankheit<br />

Die Parkinson-Krankheit ist eine degenerative Störung<br />

des Zentralen Nervensystems. Als erste Anzeichen der<br />

Erkrankung bemerken die Patienten normalerweise motorische<br />

Symptome wie Handzittern (Tremor), das sich<br />

nach und nach auf Arme, Beine und Kopf ausweiten<br />

kann. Zu den weiteren motorischen Symptomen, die mit<br />

der Zeit auftreten, gehört die Steifheit der Muskulatur,<br />

die oft auch zur Verarmung der Mimik und zu einer progressiven<br />

Einschränkung oder gar zum Verlust der Beweglichkeit<br />

und damit zu einer regelrechten Erstarrung<br />

führen kann. Zudem leiden ca. 30 bis 40 % der Parkinson-Patienten<br />

an nicht-motorischen Symptomen wie<br />

Depressionen und Schlafstörungen. Die Primärsymptome<br />

sind auf einen Mangel des Neurotransmitters Dopamin in<br />

wichtigen Bereichen des Gehirns zurückzuführen.<br />

72<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Restless-Legs-Syndrom<br />

Das Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom,<br />

RLS) ist eine häufi g auftretende neurologische<br />

Störung, die von einem vorwiegend in den Abend- und<br />

Nachtstunden auftretenden unkontrollierbaren Drang,<br />

die Beine zu bewegen, gekennzeichnet ist. In der Regel<br />

treten zudem unangenehme und teils schmerzhafte<br />

Empfi ndungen in den Beinen auf. Diese werden als tief<br />

in den Beinen liegend und kriechend, kribbelnd oder<br />

schmerzend geschildert. Schlafstörungen und folglich<br />

Müdigkeit am Tage oder Schläfrigkeit können die Folge<br />

sein.


produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Parkinson-Krankheit<br />

• Restless-Legs-Syndrom (RLS)<br />

• Schlafstörungen<br />

sifrol®<br />

Pramipexol<br />

sifrol® retardtabletten<br />

mirapex®<br />

mirapex er®<br />

mirapexin®<br />

mirapexin® retardtabletten<br />

pexola®<br />

lendormin®<br />

lendorm®<br />

lindormin®<br />

sintonal®<br />

Brotizolam<br />

Zur symptomatischen Behandlung der<br />

idiopathischen Parkinson-Krankheit, als<br />

Monotherapie oder in Kombination mit<br />

L-Dopa. Zur symptomatischen Behandlung<br />

des idiopathischen mittel- bis<br />

schwerwiegenden Restless-Legs-Syndroms<br />

(Syndrom der unruhigen Beine).<br />

Kurzzeitige Behandlung von Ein- und<br />

Durchschlafstörungen.<br />

Erkrankungen des Zentralen Nervensystems<br />

73


Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in vielen Ländern<br />

die häufi gste Todesursache, und es wird sogar noch eine<br />

Zunahme dieser Erkrankungen festgestellt.<br />

Schlaganfall<br />

Ein Schlaganfall ist der plötzliche Ausfall von Gehirnfunktionen<br />

aufgrund einer Störung der Blutversorgung<br />

des betroffenen Hirngewebes. Ausgelöst wird der Schlaganfall<br />

<strong>durch</strong> eine mangelnde Blutversorgung (Ischämie),<br />

verursacht <strong>durch</strong> eine Thrombose oder Embolie oder<br />

<strong>durch</strong> eine Blutung. Als Folge davon kann das betroffene<br />

Gehirnareal seine Funktion nicht mehr ausüben, und<br />

es kommt zu einer dauerhaften Schädigung, wenn keine<br />

baldige Behandlung erfolgt. Ein Schlaganfall ist eine<br />

akute Erkrankung, die eine sofortige Diagnose und Notfallmaßnahmen<br />

erfordert. Schlaganfälle stellen eine der<br />

häufi gsten Todes- und Invaliditätsursachen in den Industrieländern<br />

dar. Die Symptome von transitorischen<br />

ischämischen Attacken (TIA) ähneln denen von Schlaganfällen,<br />

halten jedoch nur wenige Minuten oder Stunden<br />

an. Da eine TIA einem Schlaganfall vorangehen<br />

kann, ist eine Notfallversorgung und nachfolgende Präventivbehandlung<br />

erforderlich.<br />

74<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Akuter Herzinfarkt<br />

Ein akuter Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist eine akute<br />

Erkrankung, bei der die Blutversorgung eines Herzmuskelbereichs<br />

<strong>durch</strong> einen Thrombus oder ein Blutgerinnsel<br />

unterbrochen ist. Wird die Blutversorgung nicht<br />

schnell wiederhergestellt, kommt es zu einer dauerhaften<br />

Schädigung des betroffenen Teils des Herzmuskels.<br />

Herzinfarkte sind eine der häufi gsten Todesursachen in<br />

den Industrieländern.


• Bluthochdruck<br />

• Kardiovaskuläre Prävention<br />

• Bluthochdruck<br />

produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Prävention sekundärer<br />

Schlaganfälle oder bei<br />

transitorischen ischämischen<br />

Attacken (TIA)<br />

• Bluthochdruck<br />

• Akuter ischämischer<br />

Schlaganfall<br />

• Akuter Herzinfarkt<br />

• Akute massive Lungenembolie<br />

• Katheterspülung bei thrombotischem<br />

Verschluss<br />

micardis®<br />

micardisplus®<br />

micardis® plus<br />

micardis® hct<br />

co-micardis®<br />

twynsta®<br />

micamlo®<br />

aggrenox®<br />

asasantin®<br />

asasantin® retard<br />

catapresan®<br />

catapres®<br />

catapressan®<br />

atensina®<br />

actilyse®<br />

actilyse® cathflo® 2 mg<br />

Telmisartan;<br />

Telmisartan, Hydrochlorothiazid<br />

Telmisartan, Amlodipin<br />

Dipyridamole,<br />

Acetylsalicylsäure<br />

Clonidin<br />

Alteplase<br />

Behandlung der essenziellen Hypertonie.<br />

Zur Reduktion des Risikos für einen<br />

Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Schlaganfall<br />

oder kardiovaskulär bedingten Tod<br />

bei Patienten ab 55 Jahren mit einem<br />

hohen Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre<br />

Ereignisse, die keine ACE-<br />

Hemmer einnehmen können (USA).<br />

Zur Reduktion der kardiovaskulären<br />

Morbidität bei Patienten mit manifester<br />

atherothrombotischer kardiovaskulärer<br />

Erkrankung (koronare Herzkrankheit,<br />

Schlaganfall oder periphere Verschlusskrankheit<br />

in der Anamnese) oder Patienten<br />

mit Typ-2-Diabetes mellitus mit dokumentiertem<br />

Endorganschaden (EU).<br />

Behandlung der Hypertonie, entweder<br />

allein oder in Kombination mit anderen<br />

Antihypertensiva, sowie zur Initialtherapie<br />

bei Patienten, die zum Erreichen ihrer<br />

Blutdruckziele wahrscheinlich mehrere<br />

Arzneimittel benötigen werden (USA).<br />

Kombinationstherapie bei Erwachsenen<br />

mit nicht ausreichend kontrolliertem<br />

Blutdruck unter Amlodipin sowie als Ersatztherapie<br />

bei erwachsenen Patienten,<br />

die Telmisartan und Amlodipin als Einzeltabletten<br />

erhalten (EU).<br />

Prävention des Schlaganfalls nach einem<br />

ersten Schlaganfall oder bei transitorischen<br />

ischämischen Attacken.<br />

Alle Formen des Bluthochdrucks, sofern<br />

nicht <strong>durch</strong> ein Phäochromozytom bedingt.<br />

Zur fi brinolytischen Therapie bei akutem<br />

ischämischem Schlaganfall, akutem<br />

Herzinfarkt, akuter massiver Lungenembolie<br />

sowie zur Wiedereröffnung thrombotischer<br />

Katheterverschlüsse.<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

75


Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Fortsetzung)<br />

Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine chronische<br />

Erkrankung, bei der der Blutdruck chronisch erhöht ist.<br />

Weltweit leiden ca. eine Milliarde Menschen an Bluthochdruck.<br />

Die Verbreitung von essentiellem Bluthochdruck<br />

nimmt mit steigendem Alter stetig zu. Angesichts<br />

einer zunehmenden Alterung der Bevölkerung und des<br />

bisherigen Fehlschlagens von Präventionsstrategien in<br />

Bezug auf Änderungen des Lebensstils wird es zu einer<br />

noch stärkeren Verbreitung kommen. Bluthochdruck<br />

stellt ein erhebliches Herz-Kreislauf-Risiko mit starker<br />

Auswirkung auf Erkrankungshäufi gkeit und Sterblichkeit<br />

dar. Die gefährdeten Organe sind vor allem das Herz<br />

selbst, die großen Blutgefäße, das Gehirn und die Nieren.<br />

Darüber hinaus können diese Erkrankungen zu<br />

Schlaganfall, Herzinfarkt und zu chronischem Nierenversagen<br />

führen.<br />

Das Hauptziel von blutdrucksenkenden Medikamenten<br />

ist die Vermeidung von Herz-Kreislauf-Ereignissen wie<br />

Herzinfarkten oder Schlaganfällen und letztlich die Verringerung<br />

der damit verbundenen Sterblichkeit. Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen)<br />

sind für fast ein Drittel aller Todesfälle weltweit<br />

verantwortlich und sind damit die führende Todesursache.<br />

Eine wirksame Kontrolle behandelbarer Risikofaktoren<br />

und Erkrankungen ist daher entscheidend für die<br />

Prävention kardiovaskulärer Ereignisse.<br />

76<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Venöse Thromboembolie<br />

Patienten, die sich orthopädisch-chirurgischen Eingriffen<br />

unterziehen, weisen ein erhebliches Risiko einer tiefen<br />

Venenthrombose in den Beinen oder einer potenziell<br />

tödlichen Lungenembolie auf. Beide Erkrankungen werden<br />

auch als venöse Thromboembolie (VTE) bezeichnet.<br />

Thromboembolische Ereignisse können erneut auftreten,<br />

und es kann sich langfristig eine chronische Beinvenenschwäche<br />

und/oder eine pulmonale Hypertonie<br />

(Lungenhochdruck) entwickeln. Zur Prävention eines<br />

thromboembolischen Ereignisses und seiner Folgen<br />

sollten Patienten eine Thromboseprophylaxe erhalten.<br />

Vorhoffl immern<br />

Patienten mit Vorhofflimmern haben ein erhöhtes<br />

Risiko, Blutgerinnsel zu entwickeln, die zu einem Schlaganfall<br />

führen können, wenn das Blutgerinnsel zum Gehirn<br />

strömt. Vorhoffl immern gilt als die häufi gste Form<br />

von Herzrhythmusstörungen. Sie ist assoziiert mit einer<br />

erhöhten Gerinnungsneigung, die zu einem Schlaganfall<br />

und systemischer Embolie prädisponiert, was <strong>durch</strong><br />

eine effektive, chronische Gerinnungshemmung verhindert<br />

werden kann.


• Akuter Herzinfarkt<br />

• Ventrikuläre Tachykardie<br />

• Bluthochdruck<br />

produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Primäre Prävention venöser<br />

thromboembolischer Ereignisse<br />

nach orthopädischen<br />

Operationen<br />

• Schlaganfallprävention bei<br />

Vorhoffl immern<br />

metalyse®<br />

mexitil®<br />

motens®<br />

caldine®<br />

tens®<br />

midotens®<br />

pradaxa®<br />

pradax®<br />

pradaxar®<br />

pradaxa®<br />

pradax®<br />

prazaxa®<br />

Tenecteplase<br />

Mexiletin<br />

Lacidipin<br />

Dabigatran -<br />

etexilat<br />

Dabigatranetexilat<br />

Fibrinolytische Behandlung des akuten<br />

Herzinfarkts.<br />

Schwerwiegende symptomatische ventrikuläre<br />

tachykarde Herzrhythmusstörungen.<br />

Behandlung der essenziellen Hypertonie.<br />

Primärprävention von venösen Thromboembolien<br />

(VTE) bei Erwachsenen nach<br />

einer elektiven Hüftgelenks- oder Kniegelenksersatzoperation.<br />

Verhinderung von Schlaganfällen und<br />

Blutgerinnseln bei Patienten mit unregelmäßigem<br />

Herzrhythmus (Vorhoffl immern).<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

77


Stoffwechselerkrankungen<br />

Typ-2-Diabetes ist eine chronische progressive<br />

Erkrankung, die den menschlichen Körper schwer schädigen<br />

kann. Weltweit werden jährlich 3,8 Millionen<br />

Todesfälle direkt mit den Langzeitfolgen in Verbindung<br />

gebracht. Typ-2-Diabetes ist die häufi gste Form der Diabetes<br />

und macht bis zu 95 % aller Diabetesfälle in den<br />

Industrieländern aus. Sie betrifft derzeit 366 Millionen<br />

Menschen weltweit und belastet die globalen Gesundheitssysteme<br />

immens. Ohne eine wirksame Vorbeugung<br />

und Management geht man nach Schätzungen davon<br />

aus, dass bis 2030 440 Millionen Menschen erkranken<br />

werden.<br />

Infektionserkrankungen<br />

HIV/AIDS<br />

AIDS (Acquired Immune Defi ciency Syndrome, erworbenes<br />

Immundefektsyndrom) umfasst eine Reihe von<br />

Symptomen und Infektionen, die auf eine Beeinträchtigung<br />

des menschlichen Immunsystems <strong>durch</strong> das Humane<br />

Immundefi zienz-Virus (HIV) zurückgehen. Bleibt<br />

die HIV-Infektion unbehandelt, wird die Leistungsfähigkeit<br />

des Immunsystems zunehmend eingeschränkt,<br />

wo<strong>durch</strong> der Virusträger für opportunistische Infektionen<br />

und Tumore anfällig wird. Eine Übertragung des<br />

HI-Virus von der Mutter auf das Kind kann während<br />

der Schwangerschaft, bei der Geburt oder über das Stillen<br />

erfolgen.<br />

78<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Langzeitfolgen von Diabetes sind u. a.: Retinopathie, die<br />

zur Erblindung führen kann, vermehrtes Auftreten von<br />

Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, periphere<br />

Neuropathie mit einem Risiko für das Auftreten von Fußgeschwüren<br />

und Fuß- und Beinamputationen, autonome<br />

Neuropathie, die zu gastrointestinalen, urogenitalen und<br />

kardiovaskulären Symptomen und sexueller Dysfunktion<br />

führt und Nephropathie mit Nierenversagen und einem<br />

möglichen Dialyserisiko.


• Typ-2-Diabetes mellitus<br />

• Typ-2-Diabetes mellitus<br />

• HIV/AIDS<br />

• HIV/AIDS<br />

produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

trajenta®<br />

tradjenta®<br />

trazenta®<br />

trayenta®<br />

jentadueto tm<br />

viramune®<br />

viramune xr®<br />

viramune® retardtabletten<br />

aptivus®<br />

Linagliptin<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

Linagliptin, Metforminhydrochlorid<br />

Nevirapin<br />

Tipranavir<br />

Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus<br />

bei erwachsenen Patienten zur Verbesserung<br />

der Blutzuckerkontrolle (als<br />

Monotherapie oder als Kombinationstherapie).<br />

Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus<br />

bei erwachsenen Patienten zur Verbesserung<br />

der Blutzuckerkontrolle, wenn<br />

eine Behandlung mit sowohl Linagliptin<br />

als auch Metformin angezeigt ist.<br />

In Tablettenform und als Suspension für<br />

Erwachsene und Kinder – Kombinationstherapie<br />

bei HIV-1-Infektion und (in einigen<br />

Ländern) zur Prävention der Mutter-Kind-Übertragung<br />

bei HIV-1-infi zierten<br />

Schwangeren, die keine antiretrovirale<br />

Therapie während der Geburt erhalten.<br />

Retardtabletten für die einmal tägliche<br />

Verabreichung im Rahmen einer Kombinationstherapie.<br />

Als Kapsel und Suspension zur antiretroviralen<br />

Kombinationsbehandlung der<br />

HIV-1-Infektion in Kombinationstherapie<br />

mit 200 mg Ritonavir bei vorbehandelten<br />

Patienten mit Viren, die gegen<br />

mehr als einen Protease-Inhibitor resistent<br />

sind.<br />

Stoffwechselerkrankungen / Infektionserkrankungen<br />

79


Husten und Erkältung<br />

mucosolvan® (Ambroxol) und bisolvon® (Bromhexin)<br />

sind beide zur schleimlösenden Behandlung bei Erkrankungen<br />

der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />

Schleim angezeigt.<br />

Husten stellt das am meisten verbreitete Symptom von<br />

klinischer Bedeutung dar und ist ein häufi ger Grund,<br />

einen Arzt oder eine Apotheke aufzusuchen. Die klinischen<br />

Symptome von Husten und Auswurf haben zur<br />

Entwicklung von sogenannten mukoaktiven Medikamenten<br />

geführt, die auf den im Atmungssystem produzierten<br />

Schleim wirken.<br />

mucosolvan® (Ambroxol) fördert die Schleimlösung<br />

und erleichtert damit das Abhusten, sodass die Patienten<br />

wieder frei und tief <strong>durch</strong>atmen können. Das Präparat<br />

ist in vielen unterschiedlichen Formulierungen erhältlich.<br />

Ambroxol ist ein mukoaktiver Wirkstoff, der mit seinen<br />

schleimlösenden und sekretionsfördernden Eigenschaf-<br />

Halsschmerzen<br />

mucoangin® (Ambroxol) ist das am besten dokumen-<br />

tierte Produkt in der Kategorie Schmerzlinderung bei<br />

akuten Halsschmerzen. Halsschmerzen sind ein Hauptsymptom<br />

der akuten Rachen entzündung, die in den<br />

meisten Fällen <strong>durch</strong> eine Virusinfektion verursacht<br />

wird. Die Infektion ist in der Regel selbstlimitierend,<br />

und der Patient erholt sich innerhalb weniger Tage. Am<br />

unangenehmsten für den Patienten sind die anhaltenden<br />

Halsschmerzen, die sich beim Schlucken noch verstärken.<br />

Vorrangiges Ziel der Behandlung ist daher die<br />

Schmerzlinderung.<br />

80<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

ten die physiologischen Reinigungs-(Clearance-)Mechanismen<br />

der Atemwege wiederherstellt, die eine wichtige<br />

Rolle für die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers<br />

spielen. Ambroxol stimuliert die Synthese und Freisetzung<br />

von Surfactant <strong>durch</strong> Typ-II-Pneumozyten.<br />

bisolvon® (Bromhexin) ist für alle Altersgruppen erhältlich<br />

und seit 1963 auf dem Markt. Der Wirkstoff<br />

Bromhexin ist in unterschiedlichen bisolvon®-Formulierun<br />

gen enthalten. Das Produkt ist erhältlich als Saft<br />

mit hoher oder geringer Wirkstoffdosierung (8 mg/5 ml,<br />

4 mg/5 ml), als Tabletten und lösliche Tabletten (beide<br />

mit 8 mg Bromhexin) und als Lösung zur oralen Anwendung<br />

(10 mg /5 ml). Es kann so den Bedürfnissen der<br />

Patienten individuell angepasst werden. Bromhexin ist<br />

ein synthetisches Derivat des pfl anzlichen Wirkstoffs<br />

Vasicin. Es erhöht die Auswurfmenge und erleichtert<br />

das Abhusten gestauter Sekrete. Bromhexin fördert auch<br />

den Schleimtransport <strong>durch</strong> eine Verringerung der<br />

Schleimviskosität und seine anhaltende Wirkung auf<br />

das Flimmerepithel.<br />

Zusätzlich zu seiner sekretolytischen Aktivität ist<br />

Ambroxol ein sehr potenter Hemmer der neuronalen<br />

Natriumkanäle. Deshalb hat mucoangin® eine starke<br />

lokalanästhetische Wirkung, die erstmals Ende der<br />

1970er-Jahre beschrieben und in aktuelleren Arbeiten<br />

erklärt und bestätigt wurde.


produktportfolio selbstmedikation<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Akute und chronische<br />

Erkrankungen der Bronchien<br />

• Akute und chronische<br />

Erkrankungen der Bronchien<br />

• Trockener Husten<br />

• Halsschmerzen<br />

mucosolvan®<br />

mucosan®<br />

surbronc®<br />

lasolvan®<br />

mucopect®<br />

bisolvon®<br />

silomat® dmp<br />

bisoltussin®<br />

bisolvon® dry<br />

bisolsek®<br />

bisolvon® antitusivo<br />

mucoangin®<br />

lysopadol®<br />

lysopain® dol<br />

isodinemint®<br />

zerinol® gola<br />

Ambroxol<br />

Bromhexin<br />

Dextrometorphan<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

Ambroxol<br />

Zur schleimlösenden Behandlung bei<br />

akuten und chronischen Erkrankungen<br />

der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />

Schleim.<br />

Zur schleimlösenden Behandlung bei<br />

akuten und chronischen Erkrankungen<br />

der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />

Schleim.<br />

Zur Behandlung von trockenem Husten<br />

und Reizhusten.<br />

Zur Schmerzlinderung bei akuten Halsschmerzen.<br />

Husten und Erkältung / Halsschmerzen<br />

81


Magen-Darm-Erkrankungen<br />

Innerhalb unseres Magen-Darm-Portfolios bieten wir<br />

mehrere Marken an wie dulcolax®, surulac®, laxoberal®,<br />

guttalax® und buscopan® sowie die Marken<br />

zantac® und buscopan® antiacido gegen Sodbrennen.<br />

Ein sehr häufi ges Verdauungsproblem ist die Verstopfung.<br />

dulcolax® ist das weltweit führende rezeptfreie<br />

Abführmittel.<br />

dulcolax®-Dragees sorgen mit ihrem magensaftresis-<br />

tenten Schutzfi lm dafür, dass der Wirkstoff nur dort<br />

freigegeben wird, wo er gebraucht wird – im Dickdarm.<br />

Hier wird dann die natürliche Darmbewegung angeregt,<br />

die Wirkung tritt nach sechs bis zwölf Stunden ein.<br />

dulcolax®-Dragees werden am besten vor dem Schlafengehen<br />

eingenommen, die Wirkung tritt dann am<br />

nächsten Morgen ein.<br />

Im dulcolax®-Franchise gibt es verschiedene Darrei-<br />

chungsformen und Inhaltstoffe. So bietet dulcolax®<br />

für jeden Beschwerdetyp und jede Situation die passende<br />

Lösung, um eine geregelte Verdauung zu fi nden.<br />

Weitere Produkte unter der Dachmarke dulcolax® sind<br />

u. a. dulcoease® (Stuhlweichmacher), dulcoenema®,<br />

dulcobalance® und das neu eingeführte dulcogas®.<br />

surulac® ist die Marke für Abführmittel in Japan. surulac®<br />

wird als Abführtablette angeboten. laxoberal®<br />

und guttalax® sind die Marken zur Behandlung von<br />

Verstopfung und bieten eine einzigartige und fl exible<br />

Dosierungsform (Tropfen).<br />

82<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Krampfartige Schmerzen und Beschwerden im Bauchbereich<br />

sind weit verbreitet – weltweit ist jeder vierte<br />

Mensch regelmäßig von ihnen betroffen.<br />

buscopan® ist ein krampfl ösendes Produkt mit dem<br />

Wirkstoff Butylscopolamin. Das Produkt ist im Wesentlichen<br />

eine natürliche Substanz, die als Scopolamin<br />

(Hyoscin) aus der Duboisia-Pfl anze extrahiert und anschließend<br />

zu der quartären Ammoniumverbindung<br />

Hyoscinbutylbromid veredelt wird. Als krampfl ösendes<br />

Medikament wirkt buscopan® gezielt am Entstehungsort<br />

der Bauchschmerzen, indem es die Muskeln des Magen-Darm-Trakts<br />

entspannt.<br />

Somit lindert buscopan® Bauchschmerzen, indem es de-<br />

ren Hauptursache – Krämpfe im Bauchbereich – direkt<br />

behandelt.<br />

buscopan® ist in unterschiedlichen Formulierungen –<br />

als Monopräparat und in verschiedenen Kombinationen<br />

mit Schmerzmitteln (Paracetamol, Ibuprofen, Metamizol/Dipyron)<br />

– sowie unterschiedlichen Darreichungsformen<br />

(Tabletten, Tropfen, Zäpfchen, Sirup, Injektionslösungen)<br />

erhältlich.<br />

Unter der Dachmarke buscopan® gibt es auch buscopan®<br />

antiacido gegen Sodbrennen und saures Aufstoßen.<br />

Schon eine buscopan® antiacido Brausetablette hilft<br />

schnell und zwölf Stunden lang auch bei starkem Sodbrennen.


• Verstopfung<br />

• Verstopfung<br />

• Verstopfung<br />

• Blähungen<br />

produktportfolio selbstmedikation<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Krampfartige Schmerzen<br />

und Beschwerden im<br />

Bauchbereich<br />

• Sodbrennen<br />

dulcolax®<br />

surulac® s<br />

laxoberal®<br />

laxoberon®<br />

guttalax®<br />

dulcolax® np<br />

dulcolax® balance<br />

dulcolax® m balance<br />

dulcobalance®<br />

dulcogas®<br />

buscopan®<br />

buscapina®<br />

zantac® (*)<br />

buscopan® antiacido<br />

* Nur in den USA erhältlich.<br />

Bisacodyl, Sennoside<br />

Natriumpicosulfat<br />

Macrogol<br />

Simeticon<br />

Butylscopolamin<br />

Ranitidin<br />

Abführmittel bei Darmträgheit und Verstopfung<br />

(Obstipation), bei Erkrankungen,<br />

die eine erleichterte Darmentleerung<br />

erfordern, sowie zur Vorbereitung<br />

von Operationen und Maßnahmen zur<br />

Erkennung von Krankheiten (diagnostischen<br />

Eingriffen).<br />

Abführmittel bei Verstopfung sowie bei<br />

Erkrankungen, die eine erleichterte<br />

Stuhlentleerung erfordern.<br />

Symptomatische Behandlung der Obstipation<br />

bei Erwachsenen und Kindern ab<br />

acht Jahren.<br />

Schnell wirkendes Granulat gegen Blähungen.<br />

Bei krampfartigen Schmerzen und Beschwerden<br />

im Bauchbereich.<br />

Mildert Sodbrennen bei säurebedingten<br />

Beschwerden, verhindert Sodbrennen<br />

bei säurebedingten Beschwerden aufgrund<br />

bestimmter Lebensmittel und Getränke.<br />

Magen-Darm-Erkrankungen<br />

83


Vitamine und Mineralstoffe<br />

Die Multivitamin- und Vitalstoffpräparate unserer Selbstmedikationsmarke<br />

pharmaton® in Kapsel- und Tablettenform<br />

unterstützen das körperliche und geistige<br />

Wohlbefi nden. Abgestimmt auf die Bedürfnisse unterschiedlicher<br />

Zielgruppen wurde ein Sortiment an Produkten<br />

entwickelt, die in Harmonie mit dem Körper wirken:<br />

pharmaton® vitality, unser Produktsortiment für Er-<br />

wachsene, enthält eine ausgewählte Mischung aus Vitaminen,<br />

Mineralstoffen und Spurenelementen sowie den<br />

standardisierten Ginsengextrakt G115®. Die wichtigsten<br />

Indikationen sind: Erschöpfung, Müdigkeit, nachlassende<br />

Konzentrationsfähigkeit und geistige Wachsamkeit sowie<br />

bei unausgewogener Ernährung, Appetitlosigkeit, krankheitsbedingter<br />

physischer Schwäche und bei Rekonvaleszenz.<br />

Zahlreiche klinische Studien belegen, dass sich die<br />

regelmäßige Einnahme von pharmaton® positiv auf die<br />

geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefi<br />

nden auswirkt.<br />

pharmaton® kiddi®, ein speziell für Kinder entwickeltes<br />

Sortiment, enthält ausgewählte Vitamine, Mineralstoffe<br />

und der essentiellen Aminosäure Lysine, die während der<br />

Wachstumsphase wichtig sind. Es wird auch zur Vorbeugung<br />

von Vitaminmangelerscheinungen empfohlen.<br />

Urologische Erkrankungen<br />

Gutartige Prostatahyperplasie (benigne Prostatahyperplasie,<br />

BPH) beschreibt eine Vergrößerung der Prostata<br />

bei Männern im mittleren oder fortgeschrittenen Lebensalter,<br />

die zu Symptomen des unteren Harntraktes (LUTS)<br />

84<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

pharmaton® matruelle® ist ein Multivitaminpräparat<br />

für Frauen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen<br />

vor, während und nach der Schwangerschaft. Es enthält<br />

alle wichtigen Mikronährstoffe für Mutter und Kind wie<br />

Vitamine, Mineralstoffe und Omega-3-Fettsäuren, um<br />

den erhöhten Bedarf an diesen Substanzen in diesen speziellen<br />

Zeiträumen abzudecken. Darüber hinaus beugt es<br />

einem Neuralrohrdefekt des Fötus sowie Eisen- und Folsäuremangel<br />

während Schwangerschaft und Stillzeit vor.<br />

pharmaton® cardioactive ist ein Produkt für Erwachsene<br />

über 40 Jahre. Es enthält eine ausgewählte Mischung<br />

von Vitaminen und Mineralien, kombiniert mit Omega-3-<br />

Fettsäuren, zur Unterstützung der Gesunderhaltung des<br />

Herz-Kreislauf-Systems.<br />

führen kann, z. B. häufi ges nächtliches Wasserlassen,<br />

vermehrter Harndrang im Abstand weniger Stunden,<br />

schwacher Urinstrahl und das Gefühl, die Blase<br />

nicht entleert zu haben.


produktportfolio selbstmedikation<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Müdigkeit, nachlassende<br />

Konzentrationsfähigkeit bei<br />

unausgewogener Ernährung,<br />

Appetitlosigkeit, krankheitsbedingte<br />

physische Schwäche<br />

und bei Rekonvaleszenz<br />

• Bei erhöhtem Bedarf an<br />

Vitaminen in der Kindheit<br />

• Vorbeugung von Eisen- und<br />

Folsäuremangel während der<br />

Schwangerschaft<br />

• Unterstützung der Gesunderhaltung<br />

des Herz-Kreislauf-<br />

Systems<br />

• Benigne Prostatahyperplasie<br />

(BPH)<br />

pharmaton® vitality<br />

pharmaton® kiddi®<br />

pharmaton®<br />

matruelle®<br />

pharmaton®<br />

cardioactive<br />

pharmaton®<br />

coractive<br />

flomax relief® (*)<br />

* Nur in Großbritannien<br />

erhältlich.<br />

Ginsengextrakt,<br />

Vitamine,<br />

Mineralstoffe,<br />

Spurenelemente<br />

Vitamine,<br />

Mineralstoffe,<br />

Aminosäuren<br />

Vitamine, Mineralstoffe,<br />

Spurenelemente,<br />

Omega-3-Fettsäuren<br />

(DHA)<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

Vitamine, Mineralien, Spurenelemente<br />

und Fischöl (Omega-3-<br />

Fettsäuren, reich an EPA und DHA)<br />

Tamsulosin<br />

Zur Besserung des Allgemeinbefi ndens.<br />

Deckt den erhöhten Bedarf an Vitaminen,<br />

Mineralstoffen und Aminosäuren<br />

ab, besonders während der Wachstumsphase.<br />

Zur Vorbeugung von Vitaminmangelerscheinungen,<br />

z. B. bei reduzierter<br />

und mangelhafter Diät, Appetit mangel,<br />

nach Krankheiten, Infektionen oder<br />

Operationen sowie in der Konvaleszenz.<br />

Für Frauen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen,<br />

während und nach der<br />

Schwangerschaft, um den erhöhten Bedarf<br />

an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen<br />

und der Omega-3-Fettsäure<br />

DHA in diesen speziellen<br />

Zeiträumen abzudecken. Zur Vorbeugung<br />

eines Neuralrohrdefekts des Fötus.<br />

Es beugt Eisen- und Folsäuremangel -<br />

anä mien während der Schwangerschaft<br />

und Stillzeit vor.<br />

Zur Unterstützung der Gesunderhaltung<br />

des Herz-Kreislauf-Systems. Es deckt<br />

den täglichen Bedarf an Vitaminen, Mineralien,<br />

Spurenelementen und Fischöl<br />

(Omega-3-Fettsäuren, reich an EPA und<br />

DHA), wirkt ergänzend zur täglichen<br />

Nahrung.<br />

Behandlung von Symptomen des unteren<br />

Harntraktes (LUTS) bei der häufi g<br />

auftretenden Erkrankung BPH (benigne<br />

Prostatahyperplasie).<br />

Vitamine und Mineralstoffe/ Urologische Erkrankungen<br />

85


Beinvenengesundheit<br />

Unter dem Markennamen antistax® vermarktet<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> eine breite Palette von Produkten<br />

zur Vorbeugung und Behandlung von Symptomen der<br />

chronischen Veneninsuffi zienz. Die häufi gsten Symptome,<br />

die Patienten bei diesem Krankheitsbild beobachten,<br />

sind Krampfadern, Ödeme der Unterschenkel, schwere<br />

und müde Beine sowie ein Spannungsgefühl und Schmerzen<br />

in den Beinen. antistax®-Kapseln und -Tabletten<br />

verbessern nachweislich die Blutzirkulation in den<br />

Beinvenen.<br />

Schwere, schmerzende und müde Beine machen sich<br />

häufi g nach längerem Stehen oder Sitzen bemerkbar,<br />

ganz besonders am Abend oder im Sommer bei ho -<br />

hen Außentemperaturen. antistax®-Tabletten und<br />

Schmerzen<br />

Die Marke thomapyrin® umfasst Produkte zur Behandlung<br />

von leichten bis mäßig starken akuten Schmerzen.<br />

thomapyrin® classic, das Kernprodukt des Sortiments,<br />

ist eine Dreierkombination aus Acetylsalicylsäure (ASS),<br />

Paracetamol und Coffein. Die drei Inhaltsstoffe wirken<br />

zusammen und unterdrücken den Schmerz <strong>durch</strong> Interaktion<br />

mit mehreren für den Schmerz verantwortlichen<br />

molekularen Mechanismen. Da<strong>durch</strong> wirkt thomapyrin®<br />

classic schneller und zuverlässiger als seine Einzelbestandteile,<br />

was unter anderem <strong>durch</strong> aktuelle klinische<br />

Studien belegt ist.<br />

Aus diesem Grund wird die Dreierkombination von zahlreichen<br />

nationalen und internationalen medizinischen<br />

Gesellschaften als Mittel der ersten Wahl zur Akutbe-<br />

86<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

antistax®-Kapseln ermöglichen eine wirksame Behandlung<br />

der beschriebenen Symptome. antistax® trägt<br />

dazu bei, den unphysiologischen Flüssigkeitsausstrom<br />

aus den Kapillaren in das umgebende Gewebe auch bei<br />

längerem Sitzen oder Stehen auf normalem Niveau zu<br />

halten.<br />

Der Wirkstoff der antistax®-Produkte ist ein Extrakt<br />

aus rotem Weinlaub, der an der Innenwand (Endothel)<br />

der Beinvenen schützend einwirkt. Hiermit werden<br />

Schwellungen und das Schmerz- und Schweregefühl<br />

vermindert. Zum antistax®-Sortiment gehören unter<br />

anderem antistax®-Tabletten, antistax®-Kapseln und<br />

antistax®-Creme. Die beiden Kosmetika antistax®frischgel<br />

und antistax®-bein-kühlspray runden das<br />

Sortiment ab.<br />

handlung von Spannungskopfschmerzen und Migräne<br />

empfohlen. thomapyrin®, den „Experten“ für die Behandlung<br />

von Kopfschmerzen, gibt es als thomapyrin®<br />

classic zur Anwendung bei normalen Kopfschmerzen,<br />

thomapyrin® intensiv bei stärkeren Kopfschmerzen,<br />

thomapyrin® medium bei leichteren Kopfschmerzen<br />

und thomapyrin®-Brausetabletten als alternative Darreichungsform.<br />

Neben thomapyrin® bietet <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auch<br />

Analgetika in Japan und Korea in einer Kombination<br />

von Ibuprofen, Allylisopropylacetylurea, dehydriertem<br />

Koffein und Magnesiumoxid unter dem Handelsnamen<br />

eve® und als Einzelwirkstoff in Brasilien mit Metamizol<br />

unter dem Handelsnamen anador® an.


produktportfolio selbstmedikation<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Chronische Veneninsuffi zienz<br />

• Müde, schwere Beine<br />

• Schmerzen<br />

• Schmerzen<br />

• Schmerzen<br />

antistax®<br />

antistax®-frischgel<br />

antistax®-beinkühlspray<br />

thomapyrin® classic<br />

thomapyrin®<br />

intensiv (*)<br />

* Nur in Deutschland erhältlich.<br />

eve® a (*)<br />

eve® quick (*)<br />

* Nur in Japan und Südkorea<br />

erhältlich.<br />

anador® (*)<br />

* Nur in Brasilien erhältlich.<br />

Extrakt aus rotem Weinlaub<br />

Kühlende,<br />

pfl egende<br />

Substanzen,<br />

Extrakt aus<br />

rotem Weinlaub<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

Acetylsalicylsäure,<br />

Paracetamol, Coffein<br />

Ibuprofen;<br />

Allylisopropylacetylurea, dehydriertes<br />

Coffein, Magnesiumoxid *<br />

* nur in eve® quick<br />

Metamizol<br />

Zur Behandlung von Symptomen der<br />

chronischen Veneninsuffi zienz; bei<br />

Krampfadern, Ödemen der Unterschenkel,<br />

Schmerzen und Spannungsgefühl,<br />

Kribbeln oder Jucken in den Beinen sowie<br />

bei schweren und müden Beinen.<br />

Zur Linderung der Symptome bei müden,<br />

schweren Beinen.<br />

Für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf<br />

Jahren zur akuten Behandlung leichter<br />

bis mäßig starker Kopfschmerzen, bei<br />

Migräneanfällen mit und ohne Aura und<br />

zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen.<br />

Für Erwachsene (ab 15 Jahren). Mittel zur<br />

Fiebersenkung und zur vorübergehenden<br />

Linderung von leichten bis mäßig starken<br />

Schmerzen bei Kopfschmerzen, Regelschmerzen<br />

und anderen körperlichen<br />

Schmerzen.<br />

Für Erwachsene und Jugendliche ab<br />

zwölf Jahren zur Behandlung von akuten<br />

leichten bis mäßig starken Kopfschmerzen.<br />

Beinvenengesundheit / Schmerzen<br />

87


Nutztiere: Schweine<br />

Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />

ingelvac circofl ex® ist der erste Ferkelimpfstoff für<br />

die Kontrolle von „Porcine Circovirus Disease“ (PCVD)<br />

in frühen und späten Stadien, der als Einmaldosis erhältlich<br />

ist. Die Impfung führt zu einer signifi kant geringeren<br />

Mortalität in der akuten PCVD-Phase sowie zu<br />

besserem Wachstum im chronischen Krankheitsverlauf.<br />

Bei ingelvac circofl ex® treten minimale systemische<br />

Nebenwirkungen oder Schwellungen an der Einstichstelle<br />

auf. Die Mischung von ingelvac circofl ex® mit<br />

ingelvac mycofl ex® wurde von der Europäischen Kommission<br />

zugelassen. ingelvac® prrs mlv ist für die<br />

aktive Immunisierung gegen die respiratorische und<br />

reproduktive Form des „Porcine Reproductive and<br />

Respiratory Syndrome“ (PRRS) zugelassen.<br />

ingelvac mycofl ex® ist für die aktive Immunisierung<br />

von Schweinen gegen Enzootische Pneumonie (EP) zugelassen<br />

und wird als Einmaldosis verabreicht. Aufgrund<br />

seines fortschrittlichen Adjuvantien-Systems bietet<br />

der Impfstoff einen langanhaltenden und effektiven<br />

Schutz bis zur Schlachtung – sogar in Situationen mit<br />

hohem Infektionsdruck.<br />

88<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Infektiöse Darmerkrankungen<br />

enterisol® ileitis ist der erste und einzige Impfstoff<br />

gegen <strong>durch</strong> Lawsonia intracellularis verursachte Ileitis.<br />

Sie ist dafür zugelassen, die Gewichtszunahme zu verbessern<br />

und die auftretenden Wachstumsschwankungen<br />

in Zusammenhang mit der Erkrankung zu verringern.<br />

enterisol® ileitis trägt dazu bei, den Gebrauch von<br />

Antibiotika in der Schweinefleischproduktion zu verringern.


• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />

• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />

• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />

produktportfolio tiergesundheit<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Infektiöse Darmerkrankungen<br />

ingelvac circoflex®<br />

ingelvac®prrs mlv<br />

ingelvac mycoflex®<br />

enterisol® ileitis<br />

Rekombinanter Impfstoff<br />

(Porzines Circovirus<br />

Typ 2, PCV2)<br />

Attenuierter Lebendimpfstoff<br />

(PRRS-Virus)<br />

Inaktivierter Impfstoff<br />

(Mycoplasma hyopneumoniae)<br />

Attenuierter<br />

Lebendimpfstoff<br />

(Lawsonia intracellularis)<br />

Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />

ab einem Alter von zwei Wochen<br />

gegen das Porzine Circovirus Typ 2<br />

(PCV2) zur Reduktion der Mortalität, der<br />

klinischen Anzeichen – einschließlich<br />

Gewichtsverlust – und Läsionen von<br />

lymphatischen Geweben, bedingt <strong>durch</strong><br />

PCV2-Erkrankungen (PCVD).<br />

Außerdem konnte gezeigt werden, dass<br />

die Impfung die nasale Ausscheidung<br />

von PCV2, die Viruslast in Blut und lymphatischen<br />

Geweben sowie die Dauer<br />

der Virämie reduziert.<br />

Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />

ab einem Alter von drei Wochen als<br />

prophylaktische Maßnahme gegen die<br />

respiratorische und reproduktive Form<br />

der Porcine-Reproductive-and-Respiratory-<br />

Syndrome-Virus-Infektionen.<br />

Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />

ab einem Alter von drei Wochen zur<br />

Reduktion von Lungenläsionen infolge<br />

einer Infektion mit Mycoplasma hyopneumoniae.<br />

Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />

ab einem Alter von drei Wochen gegen<br />

die klinischen Symptome einer Lawsonia<br />

intracellularis-Infektion sowie zur<br />

Verbesserung der Gewichtszunahme und<br />

Verringerung der Wachstumsvariabilität,<br />

die mit der Erkrankung einhergeht.<br />

Nutztiere: Schweine<br />

89


Nutztiere: Rinder<br />

Mastitis<br />

mamyzin®-Injektion enthält Penethamathydrojodid,<br />

eine Vorstufe von Penicillin G, die herausragende pharmakokinetische<br />

Eigenschaften aufweist. Durch die sehr<br />

hohe Aufnahme- und Anreicherungsrate des Wirkstoffs<br />

im Euter ist mamyzin® ein Medikament der ersten Wahl<br />

gegen (Penase-negative) Staphylococcus aureus und<br />

Streptococcus spp.<br />

mamyzin® ist für Kombinationstherapien hervorragend<br />

geeignet und da<strong>durch</strong> ein ideales Instrument bei der<br />

Gesundheitspfl ege ganzer Herden zur Kontrolle subklinischer<br />

Mastitis während der Laktation, als Erstbehandlung<br />

während der Trockenstellungsphase in<br />

Problemherden und als Metaphylaxe bei Färsen.<br />

benestermycin® ist ein lang wirkendes Breitbandanti-<br />

biotikum für die effektive Behandlung bestehender Infektionen<br />

zu Beginn der Trockenstellungsphase und zur<br />

Vorbeugung neuer Infektionen während der Trockenstehphase<br />

bei Milchkühen.<br />

ubrolexin® bietet eine verbesserte bakterizide Aktivität<br />

aufgrund einer speziellen Kombination von zwei synergistisch<br />

wirkenden, ziel gerichteten Antibiotika. ubrolexin®<br />

verfügt als Breitband-Mastitis-Therapie über<br />

neue Eigenschaften, da es uneingeschränkte Wirksamkeit<br />

an beiden Enden des Pathogenspektrums erzielt.<br />

Somit ist ubrolexin® ein einfach anzuwendendes Produkt<br />

„ohne Kompromisse“ für die Routinebehandlung<br />

klinischer Mastitis.<br />

90<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Schmerzen und Entzündungskrankheiten<br />

Als Medikament der nicht-steroidalen antiinfl ammatorischen<br />

Medikamentenklasse (NSAID) wird metacam®<br />

sowohl dem Erfordernis einer anhaltenden Rentabilität<br />

in der Tierproduktion als auch dem Wohl der Tiere gerecht.<br />

Aufgrund seiner lang anhaltenden und hervorragenden<br />

Wirksamkeit bei der Kontrolle entzündlicher<br />

Symptome kann das Medikament <strong>durch</strong> Entzündungskrankheiten<br />

verursachte Verluste minimieren und auch<br />

in Krankheitssituationen die Rentabilität aufrechterhalten.<br />

Gleichzeitig bietet metacam® eine effektive Schmerzkontrolle<br />

und leistet somit einen Beitrag zum Wohl der<br />

Nutztiere. Die Verabreichung von metacam® ist einfach<br />

und bequem und bedeutet aufgrund des geringen Applikationsvolumens<br />

und der einmaligen Injektion keinen<br />

Stress für die Tiere.<br />

metacam® ist für die Anwendung bei Rindern mit Atem-<br />

wegserkrankungen zugelassen. Darüber hinaus ist es bei<br />

an Durchfall leidenden Kälbern sowie als Zusatz therapie<br />

bei der Behandlung von Mastitis bei Milchvieh indiziert.


• Mastitis<br />

• Mastitis<br />

• Mastitis<br />

produktportfolio tiergesundheit<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Schmerzen und entzündliche<br />

Erkrankungen<br />

• Infektionskrankheiten bei<br />

Rindern<br />

mamyzin®<br />

benestermycin®<br />

ubrolexin®<br />

metacam®<br />

pyramid®<br />

presponse®<br />

Penethamathydrojodid<br />

Penethamathydrojodid, Framycetinsulfat,<br />

Benethamin-Penicillin<br />

Cefalexin (als Monohydrat),<br />

Kanamycin (als Monosulfat)<br />

Meloxicam<br />

Attenuierter Impfstoff gegen Bovine<br />

Rhinotracheitis-Virus, Diarrhea,<br />

Parainfl uenza 3-Respiratory Syncytial<br />

Virus, Mannheimia Haemolytica<br />

Toxoid<br />

Zur Behandlung von Euterentzündungen<br />

(Mastitis) der Milchkuh.<br />

Behandlung subklinischer Infektionen<br />

beim Trockenstellen und zur Vorbeugung<br />

erneuter Infektionen sowie akute klinische<br />

Mastitis während der Trockenstehzeit.<br />

Zur Behandlung klinischer Mastitiden<br />

bei laktierenden Milchkühen, verursacht<br />

<strong>durch</strong> Bakterien, die für die Kombination<br />

von Cefalexin und Kanamycin empfi ndlich<br />

sind, wie z. B. Staphylococcus aureus,<br />

Streptococcus dysgalactiae, Streptococcus<br />

uberis und Escherichia coli.<br />

Linderung von Entzündungen und<br />

Schmerzen des Bewegungsapparates<br />

(Hund, Katze, Schwein, Pferd), nach<br />

Operationen (Hund, Katze, Schwein)<br />

und bei Kolik (Pferd). Als Begleittherapie<br />

bei Durchfall-, Atemwegserkrankungen<br />

und akuter Mastitis (Rind) sowie Mastitis-Metritis-Agalaktiesyndrom<br />

(Schwein).<br />

Für die Impfung von gesundem Milch-<br />

oder Mastvieh zur Vorbeugung von Erkrankungen,<br />

die von enthaltenen Antigenen<br />

ausgelöst werden (nur USA und<br />

Kanada).<br />

Nutztiere: Rinder<br />

91


Kleintiere<br />

Die Kleintiermedikamente von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />

Tiergesundheit sind hauptsächlich auf die Behandlung<br />

der weit verbreiteten chronischen Erkrankungen Herzinsuffi<br />

zienz und Osteoarthritis ausgerichtet.<br />

Als erstes Medikament einer neuen Therapieklasse, die<br />

als Inodilatoren bezeichnet wird, verbessert vetmedin®<br />

bei Hunden mit Herzversagen aufgrund von dilatativer<br />

Kardiomyopathie oder Klappeninsuffi zienz (Mitralklappen-<br />

und/oder Tricuspidalklappen-Regurgitation) die<br />

klinischen Symptome signifi kant und erhöht die Lebenserwartung<br />

der Tiere. vetmedin® vereint zwei sich<br />

ergänzende Wirkmechanismen: Zum einen werden die<br />

Blutgefäße, die das Blut zum Herzen hin und vom Herzen<br />

weg transportieren, erweitert. Somit wird der Druck<br />

auf das Herz wie auch die erforderliche Pumpleistung<br />

des Herzens verringert. Gleichzeitig wirkt vetmedin®<br />

direkt auf den Herzmuskel, verstärkt die Herzkraft und<br />

trägt zu einer effi zienten Pumpleistung bei.<br />

metacam® ist ein Medikament der nicht-steroidalen<br />

anti infl ammatorischen Medikamentenklasse (NSAID).<br />

Es ist als oral einzunehmende Suspension, Tabletten<br />

und Injektionslösung für Hunde sowie als orale Suspension<br />

und Injektionslösung für Katzen erhältlich. Bei<br />

Hunden ist das Medikament indiziert zur Linderung von<br />

Entzündungen und Schmerzen bei akuten und chronischen<br />

Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates sowie<br />

nach Operationen. Bei Katzen ist es indiziert zur<br />

Linderung von Entzündungen und Schmerzen bei akuten<br />

und chronischen Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates<br />

sowie gegen leichte bis mittlere postoperative<br />

Schmerzen nach Eingriffen. Die Vielzahl der<br />

92<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

Formulierungen bietet Veterinären und Tierhaltern die<br />

Flexibilität, die jeweils bevorzugten Formulierungen zu<br />

verwenden, um die verschiedenen Entzündungs- und<br />

Schmerzzustände in Zusammenhang mit den zugelassenen<br />

Indikationen zu behandeln.<br />

prozinc® ist eine wässrige Protamin-Zink-Suspension<br />

(PZI) von rekombinantem Humaninsulin zur Reduktion<br />

der Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes mellitus.<br />

duramune® und fel-o-vax® sind Impfstoffe, die für ein<br />

breites Spektrum von Infektionskrankheiten bei Hunden<br />

bzw. Katzen entwickelt wurden. Diese Erkrankungen<br />

sind verbreitet, haben oft einen ernsthaften Verlauf<br />

und können in einigen Fällen tödlich sein. Effi ziente<br />

Prävention mit geeigneten Impfstoffen beugen diesen<br />

Erkrankungen bei Hunden und Katzen vor.


• Dekompensierte Herzinsuffi<br />

zienz<br />

produktportfolio tiergesundheit<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

• Schmerzen und entzündliche<br />

Erkrankungen<br />

• Diabetes mellitus bei Katzen<br />

• Infektionskrankheiten beim<br />

Hund<br />

• Infektionskrankheiten bei<br />

Katzen<br />

vetmedin®<br />

metacam®<br />

prozinc® (*)<br />

* Derzeit nur in den USA<br />

erhältlich.<br />

duramune®<br />

fel-o-vax®<br />

Pimobendan<br />

Meloxicam<br />

Rekombinantes<br />

Protamin-Zink-<br />

Humaninsulin<br />

Inaktivierter und attenuierter Impfstoff<br />

gegen das Canine Staupevirus,<br />

Canine Adenovirus Typ 2, Coronavirus,<br />

Parainfl uenza-, Parvovirus,<br />

Borrelia Burgdorferi, Leptospira Canicola,<br />

-Grippotyphosa, -Icterohaemorrhagiae,<br />

-Pomona<br />

Inaktivierter Impfstoff gegen feline<br />

infektiöse Leukämie, Rhinotracheitis,<br />

Calici, Panleukopenie, Clamydia<br />

psittaci<br />

Zur Behandlung der Herzinsuffi zienz<br />

beim Hund, hervorgerufen <strong>durch</strong> eine<br />

dilatative Kardiomyopathie oder <strong>durch</strong><br />

Klappeninsuffi zienz (Mitralklappen-<br />

und/oder Tricuspidalklappen-Regurgitation).<br />

Bei Hunden zur Linderung von Entzündungen<br />

und Schmerzen bei akuten und<br />

chronischen Beeinträchtigungen des<br />

Bewegungsapparates sowie nach Operationen.<br />

Bei Katzen zur Linderung von Entzündungen<br />

und Schmerzen bei akuten und<br />

chronischen Beeinträchtigungen des<br />

Bewegungsapparates sowie gegen leichte<br />

bis mittlere postoperative Schmerzen<br />

nach Eingriffen.<br />

Zur Senkung der Hyperglykämie und Linderung<br />

der klinischen Symptome der<br />

Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes<br />

mellitus.<br />

Für die Impfung von gesunden Hunden<br />

als Hilfe zum Schutz gegen Erkrankungen,<br />

die von enthaltenen Antigenen ausgelöst<br />

werden (nur USA, Kanada und<br />

Australien).<br />

Für die Impfung von gesunden Katzen<br />

als Hilfe zum Schutz gegen Erkrankungen,<br />

die von enthaltenen Antigenen ausgelöst<br />

werden (nur USA, Kanada und<br />

Australien).<br />

Kleintiere<br />

93


Pferde<br />

Die Pferdemedikamente von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />

sind in erster Linie auf die Therapiegebiete Atemwegserkrankungen,<br />

Lahmheit und Kolik sowie neue hormonelle<br />

Erkrankungen ausgerichtet.<br />

ventipulmin® ist eine Therapie gegen akute und chronische<br />

Atemwegserkrankungen, bei denen auch eine Atemwegsobstruktion<br />

aufgrund von Bronchospasmen und/<br />

oder Schleimaufstauung auftritt und eine mukoziliäre Reinigung<br />

erstrebenswert ist. ventipulmin® kann als Einzeloder<br />

als Zusatztherapie bei chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung<br />

(COPD) und bei akuten, subakuten und<br />

chronischen allergischen Reaktionen der Atemwege angewendet<br />

werden.<br />

94<br />

<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />

prascend® ist ein Medikament für die Behandlung der<br />

Indikation Hypophysenzwischenlappen-Dysfunktion<br />

(Pituitary Pars Intermedia Dysfunction, PPID), auch als<br />

das Equine Cushing-Syndrom bekannt. prascend® ersetzt<br />

den Mangel an Dopamin in der Pars intermedia der<br />

Hypophyse. Klinische Symptome sind Hypertrichose,<br />

Laminitis (Hufrehe), schlechte körperliche Verfassung<br />

und Leistungsschwäche. Eine Behandlung mit<br />

prascend® erfolgt lebenslang.


• Akute und chronisch<br />

obstruktive Atemwegserkrankungen<br />

• Pituitary Pars Intermedia<br />

Dysfunction (PPID)<br />

produktportfolio tiergesundheit<br />

Indikation Produktname Wirkstoffe<br />

ventipulmin®<br />

prascend®<br />

Clenbuterol<br />

Pergolid mesylat<br />

Atemwegserkrankungen, die mit Bronchospasmen<br />

einhergehen, wie subakute und<br />

chronische Bronchitis und Bronchiolitis,<br />

chronisch-obstruktive Lungenerkrankung<br />

(COPD), unterstützend bei akuter Bronchitis<br />

und Bronchopneumonie.<br />

Für die Behandlung der klinischen Symptome<br />

im Zusammenhang mit Pituitary<br />

Pars Intermedia Dysfunction (PPID)<br />

(Equines Cushing-Syndrom).<br />

Pferde<br />

95


Bilanz- und Kennzahlenvergleich<br />

2002 — 2011<br />

C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />

BilAnz- und kennzAhlenvergleich 2002 – 2011<br />

(in Mio. EUR)<br />

Aktiva (Stand am 31.12.) 2002 2003 2004<br />

Immat. Vermögensgegenstände 302 242 267<br />

Sachanlagen 2.840 2.767 2.712<br />

Finanzanlagen 1.689 2.462 2.756<br />

Anlagevermögen 4.831 5.471 5.735<br />

Vorräte 971 1.000 1.085<br />

Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände<br />

(inkl. RAP und latenter Steuern) 2.360 2.537 2.477<br />

Flüssige Mittel 1.055 1.134 1.333<br />

Umlaufvermögen (inkl. RAP und latenter Steuern) 4.386 4.671 4.895<br />

Bilanzsumme 9.217 10.142 10.630<br />

Passiva (Stand am 31.12.) 2002 2003 2004<br />

Kapital der Gesellschafter 178 178 178<br />

Konzernrücklagen (inkl. Währungsumrechnungsdifferenz) 2.818 3.139 3.297<br />

Jahresüberschuss 537 529 888<br />

Eigenkapital 3.533 3.846 4.363<br />

Anteile anderer Gesellschafter 203 188 193<br />

Konzerneigenkapital 3.736 4.034 4.556<br />

Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben 0 0 0<br />

Rückstellungen (inkl. latenter Steuern) 3.568 3.963 4.172<br />

Verbindlichkeiten (inkl. RAP) 1.913 2.145 1.902<br />

Fremdkapital (inkl. latenter Steuern und RAP) 5.481 6.108 6.074<br />

Bilanzsumme 9.217 10.142 10.630<br />

Kennzahlen 2002 2003 2004<br />

Umsatzerlöse 7.580 7.382 8.157<br />

Betriebsergebnis 1.082 901 1.372<br />

Betriebsergebnis in % der Umsatzerlöse 14,3 12,2 16,8<br />

Ergebnis nach Steuern 551 537 908<br />

Ergebnis nach Steuern in % der Umsatzerlöse 7,3 7,3 11,1<br />

Eigenkapitalrendite (in %) 16,0 15,0 23,1<br />

Eigenkapitalquote (in %) 38,3 37,9 41,0<br />

Cash Flow 1.049 1.059 1.430<br />

Finanzmittel 2.645 3.516 4.015<br />

Personalaufwand 2.175 2.252 2.443<br />

Personalaufwand in % der Umsatzerlöse 28,7 30,5 29,9<br />

Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 31.843 34.221 35.529<br />

Forschungs- und Entwicklungskosten 1.304 1.176 1.232<br />

F & E-Kosten in % der Umsatzerlöse 17,2 15,9 15,1<br />

Investitionen in Sachanlagen 634 516 427<br />

Abschreibungen auf Sachanlagen 340 354 377


geschäftsjahr 2011 kennzahlen<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

233 554 547 539 745 736 710<br />

2.900 2.886 2.972 3.177 3.219 3.314 3.442<br />

3.396 3.043 1.638 1.739 1.699 3.168 3.953<br />

6.529 6.483 5.157 5.455 5.663 7.218 8.105<br />

1.229 1.280 1.387 1.561 1.801 1.850 1.998<br />

3.013 3.137 2.912 3.496 3.663 4.047 4.652<br />

1.247 945 1.015 1.312 3.877 3.118 3.903<br />

5.489 5.362 5.314 6.369 9.341 9.015 10.553<br />

12.018 11.845 10.471 11.824 15.004 16.233 18.658<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

178 178 178 178 178 178 178<br />

2.940 3.275 1.385 3.101 3.964 5.408 5.812<br />

1.491 1.722 1.809 1.424 1.759 888 1.476<br />

4.609 5.175 3.372 4.703 5.901 6.474 7.466<br />

216 188 167 190 179 0 0<br />

4.825 5.363 3.539 4.893 6.080 6.474 7.466<br />

0 0 0 0 0 0 157<br />

4.958 4.641 4.726 5.120 5.731 6.598 7.402<br />

2.235 1.841 2.206 1.811 3.193 3.161 3.633<br />

7.193 6.482 6.932 6.931 8.924 9.759 11.035<br />

12.018 11.845 10.471 11.824 15.004 16.233 18.658<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

9.535 10.574 10.952 11.595 12.721 12.586 13.171<br />

1.923 2.140 2.100 1.980 2.239 1.896 2.272<br />

20,2 20,2 19,2 17,1 17,6 15,1 17,3<br />

1.514 1.729 1.812 1.428 1.764 888 1.476<br />

15,9 16,4 16,5 12,3 13,9 7,1 11,2<br />

34,2 37,4 35,0 42,2 37,4 15,0 22,8<br />

38,4 43,7 32,2 39,8 39,3 39,9 40,0<br />

2.069 2.317 2.392 1.997 2.409 2.234 2.378<br />

4.585 3.934 2.581 2.932 5.384 6.113 7.711<br />

2.671 2.836 2.886 3.004 3.221 3.358 3.664<br />

28,0 26,8 26,4 25,9 25,3 26,7 27,8<br />

37.406 38.428 39.800 41.300 41.534 42.224 44.094<br />

1.360 1.574 1.900 2.109 2.215 2.453 2.516<br />

14,3 14,9 17,3 18,2 17,4 19,5 19,1<br />

532 596 654 665 630 519 458<br />

439 419 432 453 470 498 535


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