werte s durch - Boehringer Ingelheim
werte s durch - Boehringer Ingelheim
werte s durch - Boehringer Ingelheim
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Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation<br />
Unternehmensmagazin 2011
unternehmensmagazin 2011 inhalt<br />
<strong>werte</strong> schaffen <strong>durch</strong> innovation<br />
solide grundlagen –<br />
flexiBilität und<br />
kontinuierlicher wandel<br />
6 andreas Barner und christian <strong>Boehringer</strong><br />
im gespräch<br />
unternehmerische verantwortung<br />
# 01<br />
Verantwortung<br />
für kommende generationen<br />
14 Vertrauen, fairness, entwicklung<br />
18 Veränderungen Bewirken<br />
22 VerantwortungsVoller dialog<br />
24 artenVielfalt erhalten<br />
26 grüne aktiVitäten<br />
29 kooperationen mit der forschung<br />
33 exzellenz nachhaltig stärken<br />
forschung & entwicklung<br />
# 02<br />
innoVation<br />
für Beste medikamente<br />
38 der innoVation VerschrieBen<br />
40 erforschung und entwicklung Von neuen Biologischen wirkstoffen<br />
44 forschung nutzBar machen, medizin Verändern<br />
48 Bessere medikamente und mehrwert für patienten<br />
50 der <strong>Boehringer</strong> ingelheim Venture fund
unsere geschäfte<br />
# 03<br />
gesundheit<br />
für Bessere leBensqualität<br />
[ verschreibungspflichtige medikamente ]<br />
55 ein therapeutischer <strong>durch</strong>Bruch<br />
58 neue therapiemöglichkeit Bei typ-2-diaBetes<br />
62 therapien für copd Verändern<br />
[ selbstmedikation ]<br />
64 die sichtweise des VerBrauchers Verstehen<br />
[ biopharmazeutika und biosimilars ]<br />
69 wir VerBinden wissen und innoVation<br />
[ tiergesundheit ]<br />
73 präVention ernst nehmen<br />
76 auch pferde werden alt<br />
zukunftsmärkte<br />
# 04<br />
perspektiVe<br />
für neue märkte<br />
80 emerging markets – wachsende Bedeutung<br />
86 indien – hoher ungedeckter medizinischer Bedarf<br />
89 china – inVestitionen in das gesundheitssystem<br />
92 Brasilien – Bessere Behandlungsoptionen<br />
produktionsnetzwerk<br />
# 05<br />
flexiBilität<br />
für starke netzwerke<br />
96 Verlässlichkeit und integrität in der lieferkette<br />
98 erfolgreiche produkteinführungen<br />
Inhalt
<strong>werte</strong> schaffen<br />
<strong>durch</strong> innoVation<br />
Wir sehen uns als Partner des Patienten, der innovative<br />
Medikamente für bessere Gesundheit bereitstellt.<br />
Damit schaffen wir Werte <strong>durch</strong> Innovation.<br />
[ fotos umschlag ]<br />
3-d-struktur eines monoklonalen antikörpers<br />
biopharmazeutische produktion in biberach, deutschland<br />
hörrinde im gehirn einer transgenen maus
<strong>werte</strong> schaffen <strong>durch</strong> innovation auszug aus unserem leitbild<br />
AUSZUG AUS UNSEREM<br />
Leitbild<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist seit über 125 Jahren ein erfolgreiches<br />
Unternehmen in Familienbesitz. Diese Tradition soll auch im zweiten<br />
Jahrhundert seiner Existenz fortgeführt werden. Es ist nicht möglich,<br />
die Zukunft genau vorherzusehen, jedoch werden wir uns aktiv und<br />
kreativ den wechselnden Aufgaben und Herausforderungen stellen<br />
und dabei auf unsere Erfahrungen und unseren Erfolg bauen. Hier<strong>durch</strong><br />
erlangen wir die nötige Stärke, Zielstrebigkeit und das Vertrauen zur<br />
Gestaltung unserer Zukunft.<br />
Unser Ziel ist es, den Menschen <strong>durch</strong> die Erforschung von Krank heiten<br />
und die Entwicklung neuer Arzneimittel und Therapien zu dienen.<br />
In diesem Bemühen hängt die Zukunft des Unternehmens verbandes<br />
von seiner innovativen Leistungsfähigkeit ab.<br />
Bei all unseren Aktivitäten ist es unser Ziel, unsere Mitarbeiter, unsere<br />
Einrichtungen und die Umwelt vor schädlichen Einfl üssen zu bewahren,<br />
die natürlichen Ressourcen zu erhal ten und das Umweltbewusstsein<br />
zu fördern. Mit dem Verfolgen dieser Ziele sind wir zusätzlich bestrebt,<br />
in den Ländern und Gemeinschaften, in denen wir geschäftlich aktiv<br />
sind, wirtschaftliches und soziales Wohlergehen zu fördern.<br />
Damit wir unsere Ziele erreichen, müssen wir fi nanziell erfolgreich<br />
sein, Bereitschaft für notwendige Änderungen zeigen und offen und<br />
aufmerksam für neue Ideen und Entwicklungen sein. Die Erhaltung<br />
und Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Unternehmensverbandes<br />
hat Vorrang gegenüber kurzfristiger Gewinn maximierung.<br />
Auszug aus unserem Leitbild<br />
5
SOLIDE GRUNDLAGEN –<br />
FLEXIBILITÄT UND KONTINUIERLICHER<br />
WANDEL<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist wie ein Baum in der Erde fest verwurzelt. Das Bild des Baumes<br />
steht aber auch für Flexibilität und Beweglichkeit. Und wir handeln genau so. Wir sind<br />
kontinuierlich bestrebt, uns von innen heraus und eigenständig zu erneuern und zu wachsen.<br />
Wir wollen damit Bewährtes verbessern und Neues entwickeln. Wir sehen <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> als Partner des Patienten, der innovative Medikamente für bessere Gesundheit<br />
bereitstellt. Damit schaffen wir Werte <strong>durch</strong> Innovation.<br />
Darüber sprechen Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung (links),<br />
und Christian <strong>Boehringer</strong>, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses.<br />
6<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
<strong>werte</strong> schaffen <strong>durch</strong> innovation im gespräch<br />
Im Gespräch 7
Was bedeutet<br />
„unternehmerisch handeln“<br />
für uns?<br />
Was bedeutet „Bewährtes<br />
verbessern“ für uns?<br />
Was bedeutet „Neues<br />
entwickeln“ für uns?<br />
8<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
christian boehringer: „Für uns als Gesellschafterfamilie von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> bedeutet unternehmerisches Handeln die Fähigkeit und Bereitschaft<br />
zur beständigen Innovation, damit <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> aufgrund dieser innovativen<br />
Leistungsfähigkeit weiter wachsen und als unabhängiges familiengeführtes<br />
Unternehmen bestehen kann.<br />
Weil sich aber auch die pharmazeutischen Märkte und die Gesundheitssysteme<br />
stetig verändern, erfordert unternehmerisches Handeln auch die Bereitschaft<br />
zur ständigen Anpassung an neue Gegebenheiten wie zum Beispiel die gleichzeitige<br />
Rückkopplung mit den Bedürfnissen der Patienten, den Ärzten und den<br />
Entscheidern der Gesundheitssysteme.<br />
Zudem erfordern die aktuellen Herausforderungen in der Finanz-, Wirtschaftsund<br />
politischen Systemkrise auch eine Überprüfung unserer Entwicklungserwartungen<br />
und eine Rückbesinnung sowie Bestimmung, was für <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> langfristiges Wachstum über Generationen bedeutet.“<br />
andreas barner: „Wenn wir weiterhin so erfolgreich neue innovative<br />
Medikamente entwickeln wollen, dann bleibt es eine ganz wichtige Aufgabe, uns<br />
in regelmäßigen Abständen zu fragen, welches die medizinischen Bedürfnisse<br />
von morgen sein werden und wie unsere Prozesse in Forschung und Entwicklung,<br />
Produktion, aber auch in der Vermarktung weiter verbessert werden können.<br />
Unser Augenmerk wird sich vermehrt auf ein Management der Ergebnisse, der<br />
Produk tivität und der Effi zienz richten.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist es, wie wir unseren Blick für Märkte und deren<br />
zukünftiges Potenzial geschärft und einen differenzierten Fokus auf unsere<br />
Geschäftsentwicklung in den sich rasch entwickelnden neuen Märkten gelegt<br />
haben. Aber auch die kürzlich erfolgten Neueinführungen in für uns neuen<br />
Therapiegebieten in den etablierten Märkten sind ein Beispiel für das Bemühen<br />
um stetige Verbesserung; darum, bessere, innovative Medikamente zur<br />
Verfügung zu stellen.“<br />
andreas barner: „<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist mit seinem diversifizierten<br />
und breiten Portfolio an innovativen Medikamenten für Menschen und Tiere<br />
nachhaltig erfolgreich.<br />
Damit wir auch in Zukunft innovativ und leistungsfähig sind, haben wir<br />
unser eigenes Netzwerk von unabhängigen und flexiblen Forschungs- und<br />
Entwicklungseinheiten aufgebaut, in denen wir die ganze Wertschöpfungskette<br />
der Forschung und Entwicklung abdecken. In diesem weltweiten<br />
Netzwerk arbeiten spezialisierte Wissenschaftler an sieben Standorten zusammen,
Warum sind Wachstum<br />
und Erneuerung von innen<br />
heraus für uns wichtig?<br />
Warum sehen wir uns als<br />
Partner für bessere Gesundheit?<br />
<strong>werte</strong> schaffen <strong>durch</strong> innovation im gespräch<br />
um ihre Ideen in Medikamente umzusetzen. Gleichzeitig haben wir unsere<br />
traditionelle Zusammenarbeit mit akademischen Zentren oder kleineren Unternehmen<br />
weiter verstärkt.<br />
Das Ziel unserer Forschung und Entwicklung ist es, ungedecktem medizinischen<br />
Bedarf nachzukommen. Unser Hauptziel dabei ist die Erforschung und Entwicklung<br />
der am besten geeigneten chemischen oder biologischen Wirkstoffe<br />
für die Behandlung von Krankheiten in unseren wichtigsten Therapiegebieten.<br />
Ansätze der translationalen Medizin wie die frühe Identifizierung von Biomarkern<br />
sollen die frühen Phasen der Entwicklung vereinfachen. Dazu verfolgen wir<br />
auch breitere Ansätze, um neue Targets zu finden, häufig in Kooperation mit<br />
akademischen Institutionen. Zusätzlich haben wir in der Biopharmazie eine<br />
langjährige Expertise in der Entwicklung und Herstellung biologischer Medikamente<br />
aufgebaut. Damit sind wir sowohl für die Entwicklung, Herstellung und<br />
Vermarktung von neuen biologischen Wirkstoffen gut positioniert, können aber<br />
auch Möglichkeiten wie die Entwicklung von Biosimilars erfolgreich verfolgen.“<br />
christian boehringer: „Zur Erklärung benutze ich häufig das Sinnbild<br />
eines Baumes. Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bedeutet dies, dass das Unternehmen<br />
weiterhin wie ein Baum in der Erde verwurzelt und stabil sein muss. Gleichzeitig<br />
steht das Bild des Baumes aber auch für Flexibilität und Beweglichkeit, damit<br />
das Unternehmen auch in schwierigen Zeiten nicht brechen kann und immer anpassungsfähig<br />
bleibt.<br />
Und genau so handeln wir; anders als viele unserer Mitbewerber: Wir sind<br />
kontinuierlich bestrebt, uns von innen heraus und eigenständig zu erneuern<br />
und zu wachsen. Wir wollen damit eigenständig Bewährtes verbessern und<br />
Neues entwickeln.“<br />
andreas barner: „Alle unsere geschäftlichen Aktivitäten haben zum<br />
Ziel, den Menschen die bestmöglichen Medikamente zur Verfügung zu stellen.<br />
Dabei sehen wir <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in der Rolle als Partner des Patienten,<br />
der innovative Medikamente für bessere Gesundheit bereitstellt; wir schaffen<br />
Werte <strong>durch</strong> Innovation.<br />
Und dazu bedarf es konkreter Partner: Wir kooperieren vertrauensvoll, fair<br />
und in gegenseitiger Achtung mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
unseren Geschäftspartnern sowie dem öffentlichen Sektor, seien es staatliche<br />
Stellen oder Nichtregierungsorganisationen. Es entspricht unserem Grundverständnis,<br />
jeden Einzelnen zu ermutigen, Verantwortung für sich und andere in<br />
seinem Handeln zu übernehmen. So erreichen wir im Unternehmen eine schlüssige<br />
Verknüpfung von hoher wirtschaftlicher Dynamik mit sozialer Gerechtigkeit.<br />
Im Gespräch<br />
9
Warum ist eine besondere<br />
Unternehmenskultur für uns<br />
wichtig?<br />
10<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Häufiger, insbesondere in den Fällen, in denen wir zusätzlich zu unserer internen<br />
Expertise auch externes Wissen, medizinische oder technologische Expertise zur<br />
Erreichung unserer Ziele benötigen, gehen wir gezielt Kooperationen und Partnerschaften<br />
mit anderen Unternehmen und akademischen Organisationen ein.<br />
Die Partnerschaften reichen im Bereich der Forschung und Entwicklung von<br />
führenden Universitäten und Instituten der Grundlagenforschung bis hin zu<br />
Biotechnologie-Unternehmen. So hat sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als verlässlicher<br />
Partner unserer Kooperationspartner etabliert.“<br />
christian boehringer: „Zudem haben wir mit ‚Making more health‘<br />
eine Initiative zur Förderung von Sozialunternehmern im Gesundheitssektor<br />
gestartet. Ziel dieser Initiative ist es, in der ganzen Welt neue und innovative<br />
Gesundheitslösungen zu initiieren und den Zugang zu medizinischer Behandlung<br />
zu verbessern. Mithilfe der Nichtregierungsorganisation Ashoka suchen<br />
wir Sozialunternehmer, die nach neuen und innovativen Gesundheitslösungen<br />
suchen bzw. den Zugang von Menschen zu medizinischer Behandlung verbessern.<br />
Neu an diesem Ansatz ist insbesondere, dass die Sozialunternehmer zwar<br />
genug verdienen sollen, um ihre Konzeption selbst zu finanzieren, aber als gemeinnützige<br />
Organisationen keine Kapitalmarktrendite verdienen müssen. Von<br />
diesen Kooperationen gehen Impulse und Fragestellungen für uns aus, die uns<br />
nachdenken lassen und uns andere Sichtweisen eröffnen. Ziel ist es nicht, mit<br />
diesen Kooperationen Geld zu verdienen, sondern <strong>durch</strong> die Zusammenarbeit<br />
mit Sozialunternehmern für Fragen der Zukunft zu lernen.“<br />
christian boehringer: „Wir sehen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als ein ganz<br />
besonderes Unternehmen in der pharmazeutischen Welt. Warum ist dies so?<br />
Weil wir als familiengeführtes Unternehmen einen besonderen Wertekanon<br />
haben, der für uns kulturstiftend ist. Unser Handeln wird von gegenseitigem<br />
Respekt, Vertrauen, Empathie sowie von Leidenschaft für unsere Themen und<br />
Ziele getragen. Diese besondere Kultur bestimmt unser Handeln und trägt entscheidend<br />
dazu bei, unternehmerische Prozesse fest zu verankern und unsere<br />
innovative Kraft und Leistungsfähigkeit zu erhalten.“<br />
andreas barner: „Grundlage der Führung des Unternehmens ist<br />
unsere Offenheit für Veränderungen unter dem Leitbild, neue und innovative<br />
Medikamente zum Nutzen der Menschen unter Beachtung von Sozial- und<br />
Umweltstandards produktiv und effizient zu erforschen und zu entwickeln.<br />
Unsere an ethischen Maßstäben sowie Sozial- und Umweltstandards ausgerichtete<br />
und gelebte Unternehmenskultur trägt dazu bei, unternehmerische<br />
Anpassungsprozesse konstruktiv für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
zu gestalten.
Was sind unsere Aufgaben<br />
für die Zukunft?<br />
<strong>werte</strong> schaffen <strong>durch</strong> innovation im gespräch<br />
gez.<br />
christian boehringer<br />
vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />
Denn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der wichtigste Wert in<br />
unserem Unternehmen und der Garant für dessen Innovationskraft und<br />
Leistungsfähigkeit; mit ihnen zusammen gelingt es uns, das Leitmotiv für alle<br />
geschäftlichen Aktivitäten, ‚Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation‘, zu verwirklichen.<br />
Kontinuierliche Beziehungen der Menschen am Arbeitsplatz haben bei <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> ein vertrauensvolles Umfeld geschaffen, in dem zusammenhängend<br />
und sinnvoll gearbeitet werden kann. Wir leben diese Werte gemeinsam mit<br />
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diese von uns über Ländergrenzen<br />
hinweg gleichermaßen gelebte Unternehmenskultur gewinnt für die Erreichung<br />
unserer Ziele zur Steigerung der Produktivität und Effizienz des Unternehmens<br />
zunehmend an Bedeutung.“<br />
christian boehringer: „<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist und bleibt gefordert.<br />
Und wir wollen gefordert bleiben. Gemeinsam mit der Unternehmensleitung und<br />
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird unser Unternehmen getragen<br />
und vorangebracht.<br />
Gleichzeitig wollen wir die Zukunft von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> frühzeitig und<br />
nachhaltig gestalten. Nur so begegnen wir aktiv den Herausforderungen und<br />
dem Wandel und werden nicht <strong>durch</strong> Veränderungen von außen getrieben.“<br />
andreas barner: „Das erfordert Einsatz, Engagement, Mut und Kreativität<br />
von allen. Wir sind zuversichtlich, dass wir dabei sind, den richtigen Weg zu<br />
gehen – organisatorisch, mit unseren Prioritäten, der Ausrichtung auf neue, schnell<br />
wachsende Märkte und der Einführung von neuen Medikamenten in den etablierten<br />
Märkten –, um das Unternehmen erfolgreich weiterzuentwickeln. Natürlich<br />
dürfen wir nun in den Bemühungen nicht nachlassen, gerade weil sich unser<br />
Umfeld stetig verändert, und wir sollten den Wandel als Chance für die Zukunft<br />
begreifen und nutzen.“<br />
gez.<br />
andreas barner<br />
sprecher der unternehmensleitung<br />
Im Gespräch<br />
11
# 01<br />
VERANTWORTUNG<br />
FÜR KOMMENDE GENERATIONEN<br />
Nachhaltigkeit und Investition in die Zukunft sind unsere Ziele. Und dazu bedarf<br />
es konkreter Partner: Wir kooperieren vertrauensvoll, fair und in gegen seitiger<br />
Achtung mit unseren Mitarbeitern, unseren Geschäftspartnern sowie dem öffentlichen<br />
Sektor, seien es staatliche Stellen oder Nichtregierungs organisationen.<br />
Wir ermutigen jeden Einzelnen, <strong>durch</strong> sein Handeln Verantwortung für sich und<br />
andere zu übernehmen. So verbinden wir wirtschaftliche Dynamik mit sozialer<br />
Gerechtigkeit.<br />
Siehe auch<br />
unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />
14 VERTRAUEN, FAIRNESS, ENTWICKLUNG<br />
18 VERÄNDERUNGEN BEWIRKEN<br />
22 VERANTWORTUNGS-VOLLER DIALOG<br />
24 ARTENVIELFALT ERHALTEN<br />
26 GRÜNE AKTIVITÄTEN<br />
29 KOOPERATIONEN MIT DER FORSCHUNG<br />
33 EXZELLENZ NACHHALTIG STÄRKEN<br />
12<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
Verantwortung für kommende Generationen 13
VERTRAUEN, FAIRNESS,<br />
ENTWICKLUNG<br />
Gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestalten<br />
wir die Zukunft von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Jeder Einzelne ist aufgefordert,<br />
Verantwortung für sich selbst und für andere zu übernehmen.<br />
Unsere Unternehmenskultur, die von Respekt, gegenseitigem<br />
Vertrauen, Fairness und Leidenschaft für unsere Ziele geprägt ist,<br />
trägt dazu bei, Unternehmensprozesse und unsere Leistungsfähigkeit<br />
gemeinsam weiterzuentwickeln.<br />
14<br />
„Das Erste, was mir aufgefallen ist, als ich bei<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> anfi ng, war, dass das<br />
Unternehmen in die Förderung seiner Talente<br />
investiert. Ich habe vor Kurzem die Vorstellung<br />
des Talent-Management-Netzes gesehen, eine<br />
strukturierte, systematische und transparente<br />
Plattform zur Unterstützung der Talent-Management-Initiativen.“<br />
jonathan chin<br />
regional product manager pradaxa®<br />
regional operating unit south east asia<br />
boehringer ingelheim singapore<br />
Talent-Management<br />
Mitarbeiterentwicklung ist das Fundament<br />
für Talent-Management. Und ein<br />
effi zientes Talent-Management ist<br />
wesent lich für unseren zukünftigen<br />
Erfolg. Um unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter auf sich verändernde<br />
Arbeitsbedingungen und Anforderungen<br />
vorzubereiten, fördern wir <strong>durch</strong><br />
unseren globalen Talent-Management-<br />
Ansatz deren Weiterentwicklung.<br />
In einem globalen webbasierten Talent-<br />
Management-System kann jeder Mitarbeiter<br />
weltweit auf seinen individuellen<br />
Entwicklungsplan zugreifen, ihn verändern<br />
und seine Umsetzung dokumentieren.<br />
Die Ziele des Entwicklungsplans,<br />
abgestimmt auf die geschäft lichen<br />
Anforderungen, werden mit jedem Mitarbeiter<br />
in seinem jährlichen Mitarbeitergespräch<br />
gemeinsam festge halten, um<br />
dafür zu sorgen, dass der Mitarbeiter<br />
aktuellen und zukünftigen Arbeitsbedingungen<br />
und -anforderungen gewachsen<br />
bleibt. Darüber hinaus entwickeln<br />
wir die Mitarbeiter auch für<br />
anstehende Herausforderungen und<br />
Chancen, sowohl unter nationalem als<br />
auch internationalem Blickwinkel.
INDIVIDUELLE ENTWICKLUNG<br />
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen<br />
an vielfältigen Seminaren im Rahmen unseres<br />
Führungskräfte-Entwicklungs-Programms teil. Die<br />
Maßnahmen sind auf ihre individuellen Bedürfnisse<br />
abgestimmt, um sie in verschiedenen Phasen<br />
ihrer Karriere zu unterstützen.<br />
Wir unterstützen eine solide Nachfolgeplanung<br />
und stellen sicher, dass unser<br />
Unternehmen die richtigen Mitarbeiter<br />
in der richtigen Position zum richtigen<br />
Zeitpunkt auf allen Ebenen in der<br />
Organisation hat.<br />
Individuelle Entwicklungsplanung für<br />
alle Mitarbeiter auf allen Ebenen des<br />
Unternehmens trägt zu nachhaltiger<br />
Beschäftigungsfähigkeit und einer<br />
nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit<br />
unseres Unternehmens <strong>durch</strong> unsere<br />
Belegschaft bei.<br />
Wir sind davon überzeugt, dass Talent-Management<br />
auf einer soliden Personalplanung<br />
aufbauen muss, die Geschäftsstrategie<br />
und Personalstrategie miteinander<br />
verbindet und die künftigen Bedürfnisse<br />
und Lücken in den organisatorischen und<br />
individuellen Fähig keiten aufzeigt. Ein<br />
vorausblickender Ansatz in unserer globalen<br />
Personalplanung ist entscheidend,<br />
nicht nur aufgrund der bevor ste hen den<br />
demografi schen Veränderungen, sondern<br />
auch im Hinblick auf das sich dynamisch<br />
verändernde Wettbewerbs um feld und die<br />
sich ständig wandelnden Anforderungen<br />
an unsere Belegschaft.<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat mir die Möglichkeit<br />
gegeben, mich weiterzuentwickeln<br />
Führungskräfte-<br />
und meine Erkenntnisse in die Praxis umzu-<br />
Entwicklung<br />
setzen. Es ist eine spannende, herausfordern-<br />
Um die Zielsetzung<br />
de und wert volle Erfahrung, mit Kollegen<br />
unseres Talent-<br />
auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten.<br />
Manage ments um-<br />
Ich bin dem Unternehmen dankbar, dass ich<br />
fassend zu erreichen,<br />
die Möglichkeit erhalten habe, zur Verbesse-<br />
müssen unsere Führung<br />
der Lebensqualität unserer Kunden<br />
rungskräfte verstehen,<br />
beizutragen.“<br />
wie man Mitarbeiterin-<br />
christopher l. salzo<br />
nen und Mitarbeiter als<br />
brand manager consumer health<br />
care, boehringer ingelheim usa<br />
unsere wichtigste Ressource<br />
optimal einsetzt. Hierfür<br />
sind Führungskräfte gefragt,<br />
die die Weiterentwicklung und das<br />
Coaching ihrer Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter fördern und unterstützen.<br />
Die Philosophie unserer Führungskräfte-Entwicklung<br />
basiert auf Selbsterkenntnis<br />
als der entscheidenden<br />
Grundlage, um wirksam Ergebnisse<br />
zu erzielen und die Zukunft von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zu gestalten.<br />
Das Rahmenkonzept der Führungskräfte-Entwicklungs-Programme<br />
wurde<br />
eingerichtet, um Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter mit Führungsverantwortung<br />
<strong>durch</strong> die Bereitstellung entsprechender<br />
Entwicklungsprogramme und<br />
-maßnahmen auf ihre individuellen Bedürfnisse<br />
hin in den verschiedenen<br />
Phasen ihrer Karriere zu unterstützen.<br />
Im Jahr 2011 wurden Führungskräfte-<br />
Entwicklungs-Programme für drei<br />
Zielgruppen eingeführt: Das „Global<br />
Strategic Leadership Programme“<br />
(GSLP) für Teilnehmer mit einer Führungsposition<br />
auf globaler Unternehmensebene,<br />
das „Regional Leadership<br />
Develop ment Programme“ (RLDP) für<br />
Vertrauen, Fairness, Entwicklung<br />
15
FÜHRUNGSKRÄFTE-ENTWICKLUNGS-PROGRAMME<br />
langzeitziele<br />
strategie<br />
GSLP RLDP LLDP<br />
GMDP<br />
„global strategic<br />
leadership<br />
programme“<br />
Teilnehmer, die Geschäfte oder Funktionen<br />
führen, und das „Global Management<br />
Development Programme“<br />
(GMDP) für Teilnehmer, die<br />
bereits als Vorgesetzte tätig sind und<br />
das Potenzial für globale Führungsaufgaben<br />
der Organisation haben.<br />
Das Curriculum für alle Programme<br />
basiert auf unserem Leitbild, unserer<br />
Vision und unseren Werten sowie der<br />
globalen Strategie von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>.<br />
16<br />
„regional leadership<br />
development<br />
programme“<br />
Die Globalen Leadership Development-<br />
Programme bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
entwickeln Führungskräfte, die<br />
• Richtung geben,<br />
• Innovation vorantreiben,<br />
• Veränderung bewirken,<br />
• Menschen führen und<br />
• Ergebnisse erreichen,<br />
um nachhaltiges Wachstum und die<br />
Unabhängigkeit des Unternehmens<br />
sicherzustellen.<br />
„Harte Arbeit, Engagement und das Erzielen<br />
von Ergebnissen werden in hohem Maße in<br />
Form von verschiedensten berufl ichen und<br />
persön lichen Entwicklungsmöglichkeiten belohnt.<br />
Die kontinuierliche Suche nach Führungskräften<br />
von morgen bedeutet, dass man relativ schnell<br />
eine Führungsposition wahrnehmen kann!“<br />
sandra quintero<br />
head of order-to-cash,<br />
global department regional<br />
business services,<br />
boehringer ingelheim deutschland<br />
<strong>werte</strong>, „lead & learn“, führungskräfte-kompetenz<br />
„local leadership<br />
development<br />
programme“<br />
globales führungsrkäfte-curriculum<br />
„global management<br />
development<br />
programme“<br />
„lead & learn“<br />
Vielfalt und Inklusion<br />
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
sind die Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
unseres Unternehmens.<br />
Wir glauben, dass Vielfalt in unserer<br />
Belegschaft Innovationen fördert, die<br />
Entscheidungsfähigkeit unterstützt und<br />
unsere Attraktivität als Arbeitgeber erhöht.<br />
Vielfalt steht für die Unterschiede<br />
zwischen den Menschen, ob im Hinblick<br />
auf Geschlecht, ethnische oder kulturelle<br />
Herkunft, Erziehung und Bildung,<br />
Religion oder andere Bereiche, wie etwa<br />
die Vielfalt der Ansichten und Meinungen.<br />
Dabei wird anerkannt, dass kein<br />
Mensch dem anderen gleicht und jeder<br />
Mitarbeiter einzigartige Fähigkeiten in<br />
das Unternehmen einbringt.<br />
Inklusion führt zu Diversität und macht<br />
das Unternehmen <strong>durch</strong> den Beitrag<br />
jedes einzelnen Mitarbeiters stärker<br />
und besser. Es entsteht ein Zugehörigkeitsgefühl:<br />
Man fühlt sich respektiert<br />
und um seiner selbst willen geschätzt,<br />
wird <strong>durch</strong> positive Energie und das<br />
Engagement von anderen unterstützt,<br />
sodass man bei der Arbeit ganz man<br />
selbst sein und sein Bestes geben kann.<br />
Um ihr Bestes zu zeigen, ermutigen wir
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
ihre Einzigartigkeit und ihr Potenzial<br />
ins Unternehmen einzubringen. Wir<br />
sind uns bewusst, dass es unsere Mitarbeiter<br />
sind, die uns von anderen Unternehmen<br />
unterscheiden. Zur Unterstützung<br />
eines vielfältigen und integrativen<br />
Arbeitsumfeldes, zu dem jeder beitragen<br />
kann, haben wir Beratungsgruppen<br />
(sogenannte Diversity & Inclusion<br />
Advisory Councils) eingerichtet. Zum<br />
Beispiel haben zwei Gruppen, „Leaders<br />
of Diverse Nationalities“ und „Gender<br />
Diversity“, damit begonnen, Maßnahmen<br />
und Interventionen vorzuschlagen.<br />
Unser „Asian Council“ hat eine Vision<br />
für seine Arbeit formuliert: „Bis 2020<br />
werden asiatische Führungskräfte eine<br />
prominente Rolle in unserem globalen<br />
Führungs team innerhalb und außerhalb<br />
Asiens spielen.“ Die Gruppe wird<br />
die Umsetzung ihrer Vision aktiv verfolgen,<br />
indem sie auf Prozess-Exzel-<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
„Ein Arbeitsumfeld, welches Männern und<br />
Frauen gleiche Chancen zur eigenen Weiterentwicklung<br />
gibt, bildet die notwendige Basis für<br />
eine aus balancierte Vertretung beider Geschlechter<br />
in unseren Management-Teams. Es gibt viel,<br />
das wir dafür tun können – entscheidend ist,<br />
dass wir es wirklich ernst nehmen.“<br />
dr. sabine luik,<br />
head of corporate division quality<br />
regulatory, pharmacovigilance,<br />
epidemiology (qrpe) und mitglied der<br />
beratungsgruppe gender diversity,<br />
boehringer ingelheim deutschland<br />
lenz, spezifi sche Program me und<br />
Interventionen entlang unseres<br />
Talent-Management-Zyklus<br />
achtet.<br />
Das „Advisory Council Gender<br />
Diver sity“ arbeitet für die<br />
Vision, dass in Zukunft auf<br />
allen Ebenen gleiche Zugangsmöglichkeiten<br />
für beide Geschlechter<br />
bestehen und dies ein<br />
fester Teil unserer Kultur wird. Diese<br />
Gruppe wird neben anderen Interventionen<br />
dafür Sorge tragen, dass die<br />
Entwicklung der Geschlechterdiversität<br />
von unseren Führungskräften sichtbar<br />
nachverfolgt wird. Sie unterstützen die<br />
Vernetzung von Frauen und fördern<br />
weibliche Führungsvorbilder. Sie stellen<br />
eine global ausgerichtete Beratung zur<br />
Verfügung und tragen Sorge dafür, dass<br />
die Personalauswahl, die Nachfolgeplanung<br />
und Stellenbesetzungsprozesse<br />
neutral ausgeführt werden.<br />
„In meiner persönlichen Entwicklung<br />
habe ich von der Tatsache profi tiert, mit<br />
Menschen mit verschiedenen Hintergründen,<br />
Denkweisen und Kulturen zusammenarbeiten<br />
zu können. Das hat mich<br />
auch auf Führungspositionen in einem<br />
globalen Unternehmen vorbereitet.“<br />
rajeev sukumaran,<br />
information systems, service development &<br />
delivery, service management,<br />
boehringer ingelheim usa<br />
Vertrauen, Fairness, Entwicklung 17
VERÄNDERUNGEN BEWIRKEN<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Ashoka arbeiten im Rahmen einer globalen<br />
Partnerschaft, „Making more health“, zusammen, um innovative<br />
Gesundheitslösungen und Sozialunternehmertum zu fördern.<br />
Ashoka ist eine globale Nichtregierungsorganisation<br />
(NGO) führender<br />
Sozialunternehmer, die<br />
Lösungen zu den drängendsten<br />
sozialen Problemen der Welt entwickeln,<br />
um die Gesellschaft<br />
nachhaltig zu verändern.<br />
Sobald Sozialunternehmer als<br />
„Ashoka Fellow“ ausgewählt wurden,<br />
erhalten sie fi nanzielle Unterstützung,<br />
professionelle Beratung<br />
und Zugang zu einem globalen<br />
Netzwerk von Gleichgesinnten in<br />
70 Ländern.<br />
18<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
„Making more health“ ist das Bestreben,<br />
der Welt, das heißt, dem Einzelnen und<br />
der Gesellschaft als Ganzes, neue Gesundheitsmodelle<br />
– mehr Gesundheit –<br />
zu liefern. Mehr Gesundheit bedeutet<br />
Vorbeugung, Diagnose und Behandlung.<br />
Im Rahmen der Initiative werden<br />
vielversprechende Lösungen für Gesundheitsprobleme<br />
weltweit identifi -<br />
ziert und angegangen.<br />
Bis 2014 werden Ashoka und <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> 50 sogenannte Sozialunternehmer<br />
unterstützen, die mit ihren<br />
Konzepten nachhaltige Gesundheitslösungen<br />
vorantreiben (unsere ersten<br />
13 Unternehmer: siehe Beispiele). Die<br />
Sozialunternehmer werden von Ashoka<br />
und <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auf nationaler<br />
und internationaler Ebene ausgewählt.<br />
Ashoka: Das Wort „Ashoka“ kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „die<br />
aktive Bewältigung von Defi ziten“. Namensgeber war ein indischer Kaiser<br />
um 300 v. Chr., der den indischen Subkontinent vereint und sich der Friedensförderung<br />
und Sozialfürsorge verschrieben hat.<br />
Wir unterstützen sie drei Jahre lang,<br />
danach sollten sich ihre Projekte aber<br />
selbst tragen. Unsere Partnerschaft ist<br />
eine Win-win-Situation. Während<br />
Ashoka über die Kompetenz zur Herbeiführung<br />
von Veränderungen und das<br />
erforderliche Netzwerk und Know-how<br />
zur Identifi zierung und Förderung von<br />
sozialen Innovatoren verfügt, besitzt<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die erforderliche<br />
Expertise im Gesundheits- und Wirtschaftsbereich.<br />
Wir können den Sozial-<br />
MICHAELA NACHTRAB, VERBAVOICE<br />
[ deutschland ]<br />
ihre idee: eine Gesellschaft, in der barrierefreie<br />
Kommunikation für hörgeschädigte<br />
oder taube Bürger die Norm statt die Ausnahme<br />
ist<br />
ihr ansatz: Einführung eines webbasierten<br />
Transkriptionsdienstes. Dolmetscher werden<br />
per Smartphone zu einem<br />
Ge spräch zugeschaltet und<br />
übertragen die Sprache<br />
direkt in einen Text.
REBECCA ONIE, HEALTH LEADS<br />
[ usa ]<br />
unternehmern unsere weitreichende<br />
Erfahrung im professionellen Management<br />
von Projekten anbieten. Darüber<br />
hinaus unterstützen wir sie <strong>durch</strong> unsere<br />
Fähigkeiten, unsere Erfahrung und unser<br />
Netzwerk. Wir möchten auf diese Weise<br />
gemeinsam eine Veränderung im Gesundheitssystem<br />
bewirken. Und wir<br />
möchten der Gesellschaft etwas geben;<br />
etwas, das nicht in Geld gemessen und<br />
nicht mit Geld geleistet werden kann.<br />
„Changemakers“-Wettbewerb<br />
Im Rahmen der Partnerschaft haben<br />
wir zusammen mit Ashoka’s Changemakers<br />
im Juli 2011 unseren ersten<br />
Online-Wettbewerb („Making more<br />
health“) ins Leben gerufen. Damit haben<br />
wir neue Ideen zur Verbesserung der<br />
Gesundheit und des Wohlbefi ndens unterschiedlichster<br />
Bevölkerungsgruppen<br />
auf der ganzen Welt gesucht – in ländlichen<br />
und städtischen Bereichen, in<br />
entwickelten Gebieten und Entwicklungsgebieten<br />
– und in verschiedenen<br />
politischen und wirtschaftlichen<br />
Systemen.<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
ihre idee: Ärzte verschreiben Lebensmittel oder<br />
sonstige Ressourcen zur Befriedigung der Grundbedürfnisse<br />
von Familien<br />
ihr ansatz: Schulung von Studenten, damit diese<br />
als Bindeglied zwischen Ärzten, Patienten und<br />
Gemeindevertretern fungieren, sowie Besetzung<br />
von Informationsschaltern in<br />
städtischen Gesundheits -<br />
zentren<br />
Durch den Wettbewerb füllen wir auch<br />
die „Pipeline“ künftiger Sozialunternehmer.<br />
Jeder konnte diese Plattform<br />
nutzen, um seinen Ideen Ausdruck zu<br />
verleihen. Es sind 470 Beiträge aus<br />
82 Ländern eingegangen, inklusive derer<br />
unserer Mitarbeiter. Durch die Beteiligungen<br />
sind wir auch in Kontakt mit innovativ<br />
denkenden Menschen gekommen,<br />
die wir sonst nicht kennengelernt hätten,<br />
und stehen mit ihnen in aktivem<br />
Austausch.<br />
GUILLAUME BAPST, A.N.D.E.S.<br />
[ frankreich ]<br />
seine idee: Verbesserung der Gesundheit und sozialen<br />
Integration einkommensschwacher Familien<br />
<strong>durch</strong> das Angebot günstiger Nahrungsmittel<br />
sein ansatz: Vergünstigter Verkauf von alltäglichen<br />
Lebensmitteln an arme Bevölkerungsschichten in<br />
sogenannten Solidaritätsläden<br />
KRYSTIAN FIKERT, MYMIND<br />
[ irland ]<br />
seine idee: psychotherapeutische Gesundheits<br />
leistungen ohne Stigmatisierung<br />
ermöglichen und erschwinglich machen<br />
sein ansatz: eine ambulante Klinik mit grundlegendem<br />
psychologischen Service und einem<br />
schnellen Zugang zu Beratern,<br />
Psychotherapeuten<br />
und Psychologen<br />
MARIANA ANGELERI,<br />
FUNDACIÓN EDUCACIONAL<br />
[ argentinien ]<br />
ihre idee: Fettleibigkeit bei Kindern<br />
reduzieren<br />
ihr ansatz: Vermittlung gesunder<br />
Essgewohnheiten in Schulen für<br />
eine erfolgreiche Prävention<br />
Veränderungen bewirken<br />
19
JOSH NESBIT, MEDIC MOBILE<br />
[ USA ]<br />
seine idee: die Effi zienz der Gesundheitsversorgung<br />
in dezentralen, ländlichen Gebieten<br />
steigern<br />
sein ansatz: im Gesundheitsbereich geschulte<br />
Gemeindemitglieder nutzen Handys, um effektiv<br />
Gesundheitsdaten zu<br />
sammeln<br />
Ashoka’s Changemakers ist eine<br />
Online-Community, die Sozialunternehmer<br />
aus der ganzen Welt<br />
zusammenbringt. Sie tauschen<br />
untereinander Ideen aus, beraten,<br />
unterstützen und inspirieren sich<br />
gegenseitig. Dank seiner Online-<br />
Wettbewerbe hat sich Changemakers.com<br />
zu einer der weltweit<br />
populärsten Plattformen entwickelt,<br />
auf der die besten sozialen<br />
Innovationen geteilt, weiterentwickelt<br />
und gefördert werden können.<br />
Changemakers baut auf<br />
Ashokas Geschichte und Vision<br />
einer Welt auf, in der jeder Veränderungen<br />
bewirken kann („Everyone<br />
a Changemaker“).<br />
20<br />
www.changemakers.com<br />
Mithilfe der Website konnten Ideen<br />
eingereicht werden, wie man medizinische<br />
Versorgung und Behandlung verbessern<br />
kann, wie Prävention und<br />
Früherkennung gefördert werden können<br />
oder wie man benachteiligte Bevölkerungsgruppen<br />
generell unterstützen<br />
kann.<br />
GERALD KOLLER, RISFLECTING<br />
[ österreich ]<br />
LUH KETUT SURYANI,<br />
SURYANI INSTITUTE FOR MENTAL HEALTH<br />
[ indonesien ]<br />
ihre idee: Erweiterung der Defi nition einer psychologischen<br />
Fachkraft – „jeder kann sich selbst helfen“<br />
ihr ansatz: kostengünstige psychologische Behandlung<br />
und Rehabilitation unter Einbeziehung<br />
verschiedener Gruppen in<br />
den Gesundungsprozess<br />
seine idee: Schulung von Personen im Hinblick auf<br />
die Entwicklung verantwortungsvollen Verhaltens in<br />
riskanten Situationen. Im Fokus: Drogen- und Alkoholkonsum,<br />
Glücksspiel, Extremsportarten etc.<br />
sein ansatz: in Workshops und<br />
Trainings Risikokompetenz als<br />
zentralen Bestandteil von Suchtprävention<br />
und Gesundheitsförde<br />
rung vermitteln<br />
MIA SUTANTO, ASOCIASI IBU<br />
MENYUSUI INDONESIA (AIMI)<br />
[ indonesien ]<br />
ihre idee: das Stillen fördern und dafür<br />
sensibilisieren<br />
ihr ansatz: eine Selbsthilfegruppe für<br />
stillende Mütter, die Vereinigung<br />
stillender Mütter Indone -<br />
siens (AIMI)<br />
Aus 13 Finalisten, die von der Wettbewerbsjury<br />
zusammengestellt worden<br />
waren, wählte die Öffentlichkeit die<br />
drei Gewinner, von denen jeder ein<br />
Preisgeld von 10.000 USD erhielt.<br />
Die Gewinner waren:<br />
• ColaLife: Einfache Medikamente werden<br />
in die Lieferketten von Coca-Cola<br />
integriert, das heißt mitgeliefert, um<br />
Leben in unterversorgten ländlichen<br />
Gebieten in Afrika (Sambia) zu retten.<br />
• Saúde Criança, Brasilien: In den Favelas<br />
in Rio de Janeiro werden Familien<br />
in verschiedenen Bereichen unterstützt.<br />
Dazu zählen die Verbesserung<br />
der Wohnsituation oder der Bildung.<br />
Die Familien sollen so aus der Armut<br />
herausgeführt werden, damit sie langfristig<br />
gesund leben können.
CLAUS GOLLMANN,<br />
KIND IN DÜSSELDORF<br />
[ deutschland ]<br />
seine idee: die Qualität der Betreuung<br />
misshandelter Kinder verbessern<br />
sein ansatz: Aufbau einer stationären<br />
Diagnoseeinrichtung, in der Kinder bis<br />
zu sechs Monate lang<br />
bleiben können<br />
• Unite For Sight, Ghana: Die Organisation<br />
arbeitet in armen Regionen<br />
weltweit mit lokalen professionellen<br />
Augenkliniken zusammen. So sollen<br />
Zugangsbarrieren zu Augenuntersuchungen<br />
auf dem Land, in Slums und<br />
Flüchtlingslagern beseitigt und der<br />
Blindheit vorgebeugt werden.<br />
Mitarbeiter als Changemakers<br />
Unsere Mitarbeiter haben nicht nur<br />
<strong>durch</strong> eigene Ideenbeiträge am Changemakers-Wettbewerb<br />
mitge wirkt. Wir<br />
gleichen auch die Bedürfnisse von Sozialunternehmern<br />
mit den Fähigkeiten<br />
und Interessen unserer Mitarbeiter ab.<br />
In ihrer jeweiligen Funktion unterstützen<br />
sie die Sozialunternehmer von Ashoka<br />
(siehe Beispiele) und deren Projekte,<br />
wo Hilfe nötig ist. Wir können<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
JORDI MARTI, DRY BLOOD SCREENING<br />
[ spanien ]<br />
uns engagieren und uns persönlich<br />
und als ganzes Unternehmen weiterentwickeln,<br />
indem wir ein gemeinsames<br />
Ziel verfolgen. Durch die freiwillige<br />
Mitwir kung an den Projekten<br />
fördern wir Gesundheit auf globaler<br />
Ebene und werden zu Changemakers<br />
an unserem Arbeitsplatz und in unserem<br />
Umfeld.<br />
www.makingmorehealth.org<br />
DR. FRANK HOFFMANN,<br />
DISCOVERING HANDS®<br />
[ deutschland ]<br />
seine idee: eine kostengünstige Erkennung von<br />
Infektions- und nicht übertragbaren Krankheiten in<br />
benachteiligten Gemeinden und unterfi nanzierten<br />
Gesundheitssystemen ermöglichen<br />
sein ansatz: Entwicklung einer neuen Methode zur<br />
Analyse biochemischer Parameter<br />
(Harnsäure, Cholesterin, Glucose<br />
usw.) in getrockneten Blutproben<br />
seine idee: Brustkrebs früher erkennen<br />
sein ansatz: blinde Frauen für die<br />
Untersuchung der weiblichen Brust ausbilden<br />
und den Beruf der Medizinischen<br />
Tast untersucherin (MTU)<br />
einführen<br />
PHIL CONWAY, COOL 2 CARE<br />
[ vereinigtes königreich ]<br />
seine idee: Einführung einer neuen Art des<br />
persönlichen Betreuers im Bereich der<br />
häuslichen Pfl ege<br />
sein ansatz: moderne Anwerbungsverfahren<br />
zur Gewinnung junger dynamischer<br />
Menschen zur Betreuung<br />
von Behinderten
INFORMATIONEN BEREITSTELLEN<br />
Es ist unsere ethische Pfl icht, Patienten mehr Informationen bereitzustellen. Auf unseren Social-<br />
Media-Kanälen beleuchten wir verschiedene Krankheitsaspekte und informieren über unsere Kooperationen<br />
oder Aufklärungskampagnen. Indem wir mit unseren Interessengruppen in Dialog<br />
treten, können nachhaltige und innovative Werte und Lösungen gefunden werden.<br />
VERANTWORTUNGSVOLLER DIALOG<br />
Neue Kommunikationskanäle wie Facebook, Twitter und YouTube<br />
ermöglichen es uns, mit Interessengruppen in Kontakt zu treten.<br />
Durch diese Social-Media-Kanäle wird eine umfassende Interaktion<br />
zwischen dem Unternehmen, Patienten, Wissenschaftlern, Ärzten<br />
und weiteren gesellschaftlichen Gruppen ermöglicht.<br />
SCHLAGANFÄLLE VERHINDERN<br />
Die Kampagne „1 Mission 1 Million –<br />
Herzens sache Schlaganfall“ wurde<br />
im Jahr 2011 ins Leben gerufen, um<br />
die öffentliche Wahrnehmung von<br />
Vorhoffl immern und das Verständnis<br />
des damit verbundenen Schlaganfallrisikos<br />
zu erhöhen. Die Öffentlichkeit<br />
sollte darüber entscheiden,<br />
für welche Projekte 1 Mio. EUR eingesetzt<br />
werden, um eine Million <strong>durch</strong><br />
Vorhoffl immern bedingte Schlaganfälle<br />
zu verhindern. Im August 2011<br />
wurden die 32 besten Projekte in<br />
Paris bekannt gegeben.<br />
22<br />
Für weitere Information besuchen Sie unsere Kanäle auf Facebook, Twitter und Youtube.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Social-Media-Kanäle bedeuten eine<br />
Zwei-Wege-Kommunikation, die intensiver<br />
und direkter als bei herkömmlichen<br />
digitalen Medien ist. Das ist wichtig, da<br />
nachhaltige, innovative Werte und Lösungen<br />
nur <strong>durch</strong> den Dialog zwischen<br />
verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen,<br />
mit Menschen, die ihre Meinungen<br />
und Ideen mitteilen, gefunden werden<br />
können. Wir begrüßen Diskussionen,<br />
Kritik und einen offenen Meinungsaustausch,<br />
damit wir vom Ideenreichtum der<br />
Community profi tieren und auf dem neuesten<br />
Stand bleiben können. Mit den<br />
richtigen Social-Media-Tools können wir<br />
auch talentierte Mitarbeiter gewinnen.<br />
Verschiedene Themen auf verschiedenen<br />
Kanälen<br />
Auf unserem YouTube-Kanal befi nden<br />
sich über 70 Videos, die verschiedene<br />
Krankheitsthemen beleuchten, Informationen<br />
zu Projekten und Kooperationen<br />
bereitstellen und von Patienten<br />
und ihren Krankheitserfahrungen berichten.<br />
Durch Facebook und Twitter<br />
möchten wir zudem authentisch und<br />
transparent sein, uns mehr engagieren,<br />
mehr mit anderen teilen, mehr lernen<br />
und mehr helfen. Es ist unsere ethische<br />
Pfl icht, Patienten mehr Informationen<br />
bereitzustellen.<br />
Wir waren unter den ersten Pharmaunternehmen,<br />
die Twitter nutzen, und<br />
zählen zu den am stärksten engagierten<br />
Nutzern. Wir können so Neuigkeiten,<br />
Aufklärungsfolien, Info grafi ken<br />
und sonstige Informa tionen twittern.<br />
Außerdem verschafft Twitter uns die<br />
Möglichkeit, in einen „gesunden“ Dialog<br />
zu treten, Fragen zu beantworten<br />
und Probleme zu lösen sowie schnelle,<br />
präzise Antworten bereitzustellen.
Unterstützung für Kampagnen<br />
Unsere globale Kampagne „1 Mission<br />
1 Million – Herzenssache Schlaganfall“<br />
(Box links) wurde <strong>durch</strong> unsere Social-<br />
Media-Kanäle unterstützt. Die Öffentlichkeit<br />
reichte mehr als 200 Projekte<br />
ein. Eines der Gewinnerprojekte schlug<br />
die Einrichtung einer Social-Media-<br />
Plattform vor, die zur Prävention von<br />
Schlaganfällen motivieren soll.<br />
Das Ziel unserer Kampagne DRIVE-<br />
4COPD bestand darin, eine Million<br />
Menschen auf eine Webseite aufmerksam<br />
zu machen, auf der sie einen Diagnosefragebogen<br />
ausfüllen sollten, um<br />
das Risiko ihrer Erkrankung an der<br />
chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung<br />
(COPD) zu ermitteln.<br />
Außerdem unterstützen wir auf unseren<br />
Social-Media-Kanälen unser Projekt<br />
„Making more health“, eine Kollaboration<br />
mit Ashoka (siehe Seite 18).<br />
Unsere Social-Media-Kanäle sind in<br />
alle unsere Kooperationen und Aktivitäten<br />
integriert.<br />
Neue Wege beschreiten<br />
In der zweiten Jahreshälfte 2012 werden<br />
wir auf Facebook ein Spiel einführen. Wir<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
nutzen das auf Forschung und<br />
Entwicklung basierende Spiel dazu,<br />
Menschen über Krankheiten aufzuklären<br />
oder um bei ihnen ein entsprechendes<br />
Bewusstsein zu schaffen.<br />
Die Spieler statten ein Labor aus und<br />
nutzen es, um zur Verbesserung der weltweiten<br />
Gesundheit neue Arzneimittel<br />
zu entdecken und auf den Markt zu<br />
bringen. Durch das Spiel bringen wir<br />
den Menschen die verschiedenen Pha sen<br />
und Hindernisse im Bereich Forschung<br />
und Entwicklung näher, damit sie die<br />
Herausforderungen der Pharmaindustrie<br />
verstehen. Das Spiel bietet einen<br />
hervorragenden Weg, um mit Menschen<br />
in Kontakt zu treten, mit ihnen<br />
zu kommunizieren und sie aufzuklären.<br />
Zukünftige strategische Ausrichtung<br />
Indem wir uns um neue Wege bemühen,<br />
unsere Zielgruppen zu erreichen,<br />
können wir Patienten, Kunden und<br />
anderen Interessen gruppen die neuesten<br />
Informationen bereitstellen. Aufklärung<br />
und Interaktion werden das<br />
Verständnis und den Stellenwert von<br />
Gesundheit fördern.<br />
BESSERES VERSTÄNDNIS<br />
Mit diesem Spiel erhalten Interessen gruppen umfassende<br />
Einblicke in die täglichen Arbeitsabläufe eines<br />
Pharmaunternehmens und somit ein besseres Verständnis<br />
der Prozesse und Stationen, die die Mitarbeiter<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> <strong>durch</strong>laufen müssen,<br />
bevor ein Produkt auf den Markt gebracht<br />
werden kann.<br />
DRIVE4COPD<br />
Ziel dieser Kampagne war es,<br />
Bewusstsein für die chronischobstruktive<br />
Atemwegserkrankung<br />
(COPD) zu schaffen und die Anzahl<br />
der Untersuchungen zu erhöhen.<br />
Diese Kampagne hat gezeigt, wie<br />
soziale Medien wirksam eingesetzt<br />
werden können, um gesellschaftlichen<br />
Wandel und Aufklärungsarbeit<br />
voranzutreiben.<br />
70<br />
Rund 70 Videos auf unserem<br />
YouTube-Kanal beleuchten verschiedene<br />
Krankheitsthemen,<br />
informieren über Projekte und<br />
Kooperationen und berichten<br />
von Krankheitserfahrungen der<br />
Patienten.<br />
Verantwortungsvoller Dialog<br />
23
1<br />
ARTENVIELFALT ERHALTEN<br />
In Brasilien setzt sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in einem Kooperationsprojekt<br />
für die Bewahrung der Biodiversität und die Unterstützung von<br />
Familien ein, deren Lebensunterhalt von der Sammlung der Jaborandi-<br />
Blätter abhängt.<br />
JABORANDI:<br />
PILOCARPUS MICROPHYLLUS<br />
STAPF<br />
• 1,20 bis 1,60 m hoher Strauch<br />
• wächst vorwiegend im brasilianischen<br />
Amazonasgebiet<br />
• lederartige Blätter und gelbgrüne<br />
Blüten<br />
• Wirkstoff Pilocarpin wird zur Behandlung<br />
des Grünen Stars und<br />
einer schweren Mundtrockenheit<br />
eingesetzt<br />
• 0,8 % Pilocarpin pro Blatt<br />
• vom Aussterben bedroht, da in<br />
der Vergangenheit nicht nachhaltig<br />
geerntet<br />
24<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Mit einer Entwicklungspartnerschaft<br />
fördern wir aktiv faire und verbesserte<br />
Arbeitsbedingungen sowie die<br />
nachhaltige Sammlung einer einheimischen<br />
Pfl anze und den Erhalt der<br />
Biodiversität.<br />
Wir arbeiten gemeinsam mit der brasilianischen<br />
Firma Centrofl ora Group und<br />
der Deutschen Gesellschaft für internationale<br />
Zusammenarbeit GmbH (GIZ)<br />
an der Umsetzung eines Projekts zur<br />
nachhaltigen Nutzung des Jaborandi-<br />
Strauchs in Nordost- und Nordbrasilien,<br />
unter anderem im nationalen Waldschutzgebiet<br />
von Carajás (Amazonas-<br />
Gebiet). Des Weiteren soll die soziale<br />
und wirtschaftliche Integration der<br />
lokalen Jaborandi-Sammler gestärkt<br />
werden.<br />
2<br />
1 Der Jaborandi-Strauch wird zwischen Juni und Oktober geerntet.<br />
2 Die registrierten Sammler erhalten Ernteschere und Identifi zierungskarte.<br />
3 Pfl ücker lernen die korrekte Erntetechnik, die essenziell für den Erhalt<br />
der Pfl anze ist.<br />
3<br />
Projektpartner<br />
Centroflora ist direkter Nutzer der Jaborandi-Blätter,<br />
die zur Isolierung des Alkaloids<br />
Pilocarpin genutzt werden. Dieser<br />
Wirkstoff wird zur Behandlung des<br />
Grünen Stars oder einer schweren<br />
Mundtrockenheit eingesetzt.<br />
Die GIZ unterstützt Menschen und Gesellschaften<br />
in Entwicklungs-, Schwellenund<br />
Industrieländern dabei, eigene<br />
Perspektiven zu entwickeln und ihre<br />
Lebens bedingungen zu verbessern. Als<br />
Bundesunternehmen ist der wichtigste<br />
Auftraggeber das Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung (BMZ). Darüber hinaus<br />
arbeitet die GIZ auch im Auftrag anderer<br />
Ministerien. Sie ist ebenso für Bundesländer<br />
und Kommunen sowie für öffentliche<br />
und private Auftraggeber im In- und<br />
Ausland tätig. Dazu gehören beispielsweise<br />
Regierungen anderer Länder, die<br />
Europäische Kommission, die Vereinten<br />
Nationen und die Weltbank.<br />
Sicherstellung künftiger Ernten<br />
Bei der Ernte der Jaborandi-Blätter<br />
müssen Besonderheiten beachtet werden.<br />
Zweigspitzen sollten erst nach der Frucht-
JABORANDI-SAMMELGEBIETE<br />
IN BRASILIEN<br />
Die Blätter werden in den nordöstlichen<br />
und nördlichen Bundesstaaten<br />
Pará, Maranhão und Piauí<br />
geerntet.<br />
reife ab 50 cm Höhe geerntet werden.<br />
Außerdem sollten Scheren benutzt werden,<br />
damit eine Vermehrung <strong>durch</strong> Samen,<br />
das Wiederaustreiben und weitere<br />
Ernten in den Folgejahren gewährleistet<br />
sind.<br />
Die Ernte fi ndet während der Trockenzeit<br />
von Juni bis Oktober statt. Das illegale<br />
Pfl ücken der Blätter war in der Vergangenheit<br />
weitverbreitet. Um möglichst<br />
große Mengen zu ernten und sie an Zwischenhändler<br />
zu verkaufen, kürzten die<br />
Sammler die Sträucher auf eine Weise,<br />
die die Art Pilocarpus microphyllus fast<br />
zum Aussterben brachte. Der geringe<br />
Lohn, den die Zwischenhändler den<br />
Sammlern zahlten, reichte gerade für<br />
ihre Ernährung während der Erntezeit<br />
aus, nicht jedoch für das restliche Jahr.<br />
Unterstützung bei der Problemlösung<br />
Zu den von den Projektpartnern entwickelten<br />
Lösungsansätzen gehört zunächst<br />
die Registrierung der Sammler in einem<br />
Kataster, um die illegale Sammlung einzudämmen.<br />
Nach einer ausführlichen<br />
theoretischen und praktischen Schulung<br />
zu Erntevorgaben und -technik erhalten<br />
diese Sammler eine Ernteschere sowie<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
manaus<br />
pará<br />
brasilien<br />
bra brasil ra rasil<br />
si sil si brasilien<br />
il ien ie i<br />
maranhão<br />
piauí<br />
eine persönliche Identifi zierungskarte.<br />
Diese Karte enthält wichtige Angaben<br />
wie Erntemenge, -datum und -ort zur<br />
Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit.<br />
Nur von diesen Sammlern kauft Centrofl<br />
ora künftig zu fairen Preisen Jaborandi-Blätter.<br />
Da<strong>durch</strong> können die<br />
Sammler den Lebensunterhalt ihrer Familien<br />
für viele Monate sichern. Die<br />
Preise für die getrockneten Jaborandi-<br />
Blätter werden jede Saison neu verhandelt.<br />
Um den Erhalt des Jaborandi-<br />
Strauchs zu gewährleisten und die<br />
Gebiete wieder aufzuforsten, reichern<br />
die Sammler die Erntegebiete außerdem<br />
mit Setzlingen an.<br />
Wir unterstützen die Sammler dabei,<br />
sich selbst zu organisieren, um selbstständig<br />
zu wirtschaften und zu verhandeln<br />
und in Unabhängigkeit von Zwischenhändlern<br />
ihren Lebensunterhalt<br />
sicherzustellen.<br />
ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFTEN<br />
MIT DER WIRTSCHAFT –<br />
UNTERNEHMEN FÜR MEHR<br />
VERANTWORTUNG<br />
In der Entwicklungszusammenarbeit werden<br />
Partnerschaften zwischen dem öffentlichen<br />
und dem privaten Sektor als Entwicklungspartnerschaften<br />
bezeichnet. Sie verbinden<br />
betriebswirtschaftliche Interessen eines<br />
Unternehmens mit entwicklungspolitischen<br />
Zielen des öffentlichen Sektors zu beiderseitigem<br />
Nutzen. So können die Partner Ziele<br />
gemeinsam verfolgen, die alleine nur schwer<br />
oder nicht im angemessenen Umfang zu<br />
erreichen wären.<br />
Da nur unter stabilen ökonomischen, ökologischen<br />
und sozialen Rahmenbedingungen<br />
nachhaltig gewirtschaftet werden kann, sind<br />
sowohl Wirtschaft als auch Organisationen<br />
der Entwicklungszusammenarbeit daran<br />
interessiert, in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
die entsprechenden Voraussetzungen<br />
zu schaffen. Dazu gehören die Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen oder die Verbesserung von<br />
Produktionsabläufen, Umweltschutz und<br />
Technologie.<br />
Privatunternehmen können einen Vorteil<br />
aus den Kontakten, der Erfahrung und dem<br />
Expertennetz der entwicklungspolitischen<br />
Durchführungsorganisationen gewinnen.<br />
Außerdem erschließen sich neue Märkte<br />
für ihre Produkte und Dienstleistungen.<br />
Die öffentlichen Partner streben eine Integration<br />
ärmerer Bevölkerungsschichten in<br />
Märkten an und damit die Verbesserung<br />
von deren Einkommen und Lebensqualität<br />
sowie einen Beitrag zum Erhalt der natürlichen<br />
Ressourcen.<br />
[ projektpartner ]<br />
Artenvielfalt erhalten<br />
25
1<br />
GRÜNE AKTIVITÄTEN<br />
Ökologisch nachhaltiges Handeln ist eine globale Herausforderung.<br />
Das schulden wir unseren Mitarbeitern, Kunden und der gesamten<br />
Gesellschaft. Ökologisch nachhaltiges Handeln bedeutet für uns,<br />
unter anderem den Energieverbrauch zu senken und den Schutz der<br />
Umwelt zu fördern. Außerdem tun wir alles, um unsere Mitarbeiter<br />
zu schützen und ihre Gesundheit zu garantieren.<br />
NACHHALTIGE<br />
ENERGIEKONZEPTE<br />
Energiekonzepte mit einem Zeitrahmen<br />
von bis zu 15 Jahren<br />
sichern die nachhaltige Energienutzung<br />
an unseren Standorten.<br />
Ein wissenschaftlicher<br />
Ausschuss aus externen Beratern<br />
und internen Fachleuten ist damit<br />
beauftragt, nachhaltige Energieversorgungsstrategien<br />
für Deutschland<br />
auszuarbeiten. Regelmäßige<br />
Überprüfungen gewährleisten,<br />
dass stets die bes ten verfügbaren<br />
Techniken in die Konzepte integriert<br />
werden, und geben uns<br />
Auskunft darüber, welche Energiequellen<br />
und Technologien wir in<br />
der Zukunft nutzen können.<br />
26<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
1 Wiederaufforstungsprojekt auf unserer Farm in Solana, Brasilien<br />
2 Durch die Zusammenführung dreier Klimasysteme sparen wir jährlich ca.<br />
2.000 Tonnen CO 2 an unserem Standort Petersburg, USA ein.<br />
3 An unseren deutschen Standorten haben wir das Optimierungspotenzial<br />
der Energieeffi zienzmaßnahmen in Gebäuden ermittelt. Hier die bio -<br />
p harma zeutische Produktion G 104 in Biberach.<br />
2<br />
Umweltschutz, Schonung der natürlichen<br />
Ressourcen und Förderung des<br />
Umweltbewusstseins sind Grundsätze,<br />
die für uns bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
einen hohen Stellenwert haben. Das<br />
spiegelt sich in unserem Leitbild und<br />
unserer neuen „Environment, Health &<br />
Safety“-Strategie wider, mit deren Umsetzung<br />
wir 2012 beginnen werden.<br />
Wir prüfen wichtige „grüne Strategien“,<br />
die dazu beitragen, die Umweltbelastung<br />
<strong>durch</strong> unsere Betriebe zu verringern.<br />
Indem wir umweltbewusste Wege einschlagen,<br />
zum Beispiel <strong>durch</strong> Berücksichtigung<br />
nachhaltiger Kriterien bei<br />
der Auswahl unserer Lieferanten, werden<br />
wir saubere, sichere und effi ziente<br />
Produkte herstellen können.<br />
3<br />
Energie- und Emissionseinsparung<br />
Seit vielen Jahren werden Projekte zur<br />
Reduzierung des Energieverbrauchs<br />
und der Treibhausgase an unseren<br />
Standorten umgesetzt. Dies betrachten<br />
wir als Grundvoraussetzung dafür, einen<br />
Wettbewerbsvorteil zu genießen<br />
und auch in Zukunft ökologisch nachhaltig<br />
zu handeln. Nachfolgend einige<br />
Beispiele:<br />
• Das Wiederaufforstungsprojekt auf<br />
unserer Farm in Solana, Brasilien:<br />
Wir haben errechnet, dass die CO - 2<br />
Menge, die von den Pfl anzen aus unserenWiederaufforstungsmaßnahmen<br />
aufgenommen wird, in etwa dem<br />
CO -Ausstoß der pharmazeutischen<br />
2<br />
Produktionsanlage sowie unserer<br />
Farm- und Verwaltungsgebäude in<br />
Brasilien entspricht.<br />
• Unser Produktionsstandort in Petersburg,<br />
Virginia, USA: Hier haben wir<br />
drei separate, mit Kaltwasser arbeitende<br />
Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungssysteme<br />
zu einem einzigen<br />
Gebäudeautomationssystem zusammengeführt.<br />
Damit können wir schätzungsweise<br />
2.000 Tonnen CO pro 2<br />
Jahr einsparen.
4 5<br />
4 An etlichen Standorten startete die Initiative<br />
BE SAFE im Jahr 2011. Hier: Fornovo, Italien<br />
5 <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Deutschland erhält den Responsible<br />
Care Award für seine Aktivitäten rund um<br />
die Initiative BE SAFE.<br />
6 Alternative Antriebe: Die Neuanschaffungen für die<br />
Fahrzeugfl otte symbolisieren unseren Anspruch,<br />
den direkten CO 2 -Ausstoß nachhaltig zu verringern.<br />
• Unser Produktionsstandort in<br />
Yamagata, Japan: Wir haben einen<br />
Wärmerückgewinnungs kühler installiert.<br />
Damit werden der Energieverbrauch<br />
und der CO -Ausstoß des<br />
2<br />
Standorts um mehr als 7 % (Stand<br />
Oktober 2011) reduziert.<br />
• Unsere deutschen Standorte: Wir haben<br />
das Optimierungspotenzial der<br />
Energieeffi zienzmaßnahmen in Gebäuden<br />
systematisch ermittelt und<br />
Projekte zur Umsetzung eingeleitet.<br />
Diese Optimierungsprojekte werden<br />
zwischen 2011 und 2014 <strong>durch</strong>geführt.<br />
Die Einsparungen werden sich<br />
auf ca. 20 GWh pro Jahr belaufen,<br />
was rund 4.500 Tonnen CO pro Jahr<br />
2<br />
entspricht.<br />
• Unsere deutsche Fahrzeugfl otte: Wir<br />
befassen uns derzeit damit, deren<br />
Umweltbilanz zu verbessern. In den<br />
nächsten Jahren werden wir den CO - 2<br />
Ausstoß unserer Fahrzeuge verringern.<br />
Die derzeitige <strong>durch</strong>schnittliche<br />
Emissionsrate beträgt 142 g. Reduzierungen<br />
sollen <strong>durch</strong> die Umstellung<br />
auf effi zientere konventionelle Fahrzeuge<br />
sowie <strong>durch</strong> die Verwendung<br />
alternativer Energiequellen erzielt<br />
werden. Wir verfügen aktuell über<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
6<br />
acht Elektrofahrzeuge. Diese Zahl<br />
wird sich bis Ende 2012 auf 20 erhöhen.<br />
Ferner erproben wir derzeit im<br />
Rahmen eines Pilotprojekts die Nutzung<br />
eines wasserstoffbetriebenen<br />
Fahrzeugs und prüfen die Möglichkeit<br />
der Eröffnung einer eigenen Wasserstofftankstelle.<br />
Unser Team „Sustainable Use of Energy“<br />
koordiniert diese Aktivitäten im Hinblick<br />
auf potenzielle Energieeinsparungen<br />
und Emissionsverminderungen auf<br />
internationaler Ebene und fördert den<br />
Austausch von Know-how zwischen<br />
unseren Standorten. Dieses Team wurde<br />
in unser neues Projekt „BE GREEN“<br />
eingegliedert, das wir 2011 gestartet haben,<br />
um unsere Aktivitäten im Bereich<br />
Umweltschutz zu koordinieren und zu<br />
optimieren.<br />
Schutz der Gesundheit unserer<br />
Mit arbeiter<br />
Seit Beginn der Einführung der neuen<br />
Unternehmenskultur von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> im Bereich Arbeitssicherheit,<br />
„BE SAFE – Zero by Choice“, im Mai<br />
2010 wurden große Anstrengungen<br />
unternommen, um den Umgang mit<br />
REDUZIERUNG DER<br />
TREIBHAUSGASE<br />
Ein Berechnungskonzept für den<br />
unternehmensweiten CO 2 -Footprint<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
ist entsprechend dem „Greenhouse<br />
Gas Protocol“ erstellt worden.<br />
Dieses Protokoll ist eine Multi-<br />
Stakeholder-Initiative, die unter<br />
der gemeinsamen Führung des<br />
„World Business Council for<br />
Sustainable Development“ und<br />
des „World Resources Institute“<br />
steht. Wir streben danach, unseren<br />
CO 2 -Footprint zu minimieren, und<br />
haben uns die Senkung unserer<br />
CO 2 -Emissionsäquivalente um<br />
20 % bis 2020 zum Ziel gesetzt.<br />
Grüne Aktivitäten<br />
27
1<br />
BODENSANIERUNG AN UNSEREM STANDORT INGELHEIM<br />
Bis Anfang der 1970er-Jahre war es üblich und gesetzlich zugelassen,<br />
ausgelassene Sand-, Kies- und Tongruben mit Abfällen<br />
aus der chemischen Entwicklung und Produktion zu verfüllen.<br />
Da<strong>durch</strong> sind beispielsweise in <strong>Ingelheim</strong> Deponien entstanden.<br />
Einen Teil der Altablagerungen haben wir bereits entfernt. So<br />
wurden 2011 unter Beachtung des Naturschutzes ca. 45.000 m²<br />
Boden innerhalb des Deponieareals umgelagert und ergänzt und<br />
das Gelände wurde mit einer Oberfl ächenabdeckung gesichert.<br />
Ist es nicht möglich, Altablagerungen vollständig zu beseitigen,<br />
nehmen wir das Grundwasser in unmittelbarer Nähe dieser<br />
Stoffe mithilfe von Abschirmbrunnen auf, um es in unserer<br />
Abwasserbehandlungsanlage zu reinigen.<br />
28<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
dem Thema Arbeitssicherheit in unserem<br />
Unternehmen systematisch zu verbessern.<br />
Ziel ist es, sowohl das Management als<br />
auch die Mitarbeiter dabei zu unterstützen,<br />
proaktiv Verantwortung für ihr eigenes<br />
Wohlbefi nden, aber auch für das<br />
ihrer Arbeitskollegen zu übernehmen.<br />
Die Einführung dieses Programms stellt<br />
sicher, dass alle Funktionen in einen<br />
mehrstufi gen Arbeitsablauf eingebunden<br />
werden, wozu unter anderem Selbsteinschätzungen<br />
zusammen mit dem Management<br />
und die Erstellung spezieller<br />
Verbesserungspläne gehören.<br />
Bis Ende 2011 war das Programm<br />
„BE SAFE“ in Deutschland, den USA,<br />
China, Österreich, Spanien, Frankreich,<br />
Italien, Mexiko, Russland und anderen<br />
osteuropäischen Ländern angelaufen.<br />
Weitere Länder werden 2012 folgen. In<br />
Deutschland wurden unsere Aktivitäten<br />
im Zusammenhang mit dieser Initiative<br />
vom Verband der Chemischen Industrie<br />
mit dem lokalen Responsible Care Award<br />
ausgezeichnet.<br />
Fürsorge <strong>durch</strong> Vorsorge<br />
Im Sinne der generationsübergreifenden<br />
gesellschaftlichen Verantwortung<br />
und des nachhaltigen Umweltschutzes<br />
sollen auch potenzielle Verunreinigungen<br />
des Bodens an unseren Standorten<br />
beseitigt werden, wo immer es<br />
möglich ist. Dazu haben wir ein umfangreiches,<br />
weltweites Projekt zur<br />
Überprüfung und gegebenenfalls Sanierung<br />
von Altablagerungen im Boden<br />
auf unseren Firmengeländen und<br />
in der unmittelbaren Umgebung gestartet.<br />
Besondere Aufmerksamkeit legen wir<br />
dabei auf die seit langem bestehenden<br />
Standorte. Dieses Vorgehen ist nicht<br />
von den Behörden vorgeschrieben,<br />
sondern geschieht freiwillig – sämtliche<br />
Kosten werden von uns getragen.<br />
Bei der Feststellung einer Verunreinigung<br />
soll der Boden möglichst in einen<br />
naturnahen, geogenen Zustand zurückversetzt<br />
werden. Altablagerungen<br />
sollen beseitigt werden, damit langfristig<br />
kein Schaden von ihnen ausgehen<br />
kann.
1<br />
Wir verfügen hinsichtlich Kooperationen<br />
mit akademischen Instituten über<br />
eine ausgewiesene Erfolgsbilanz. Im<br />
Rahmen derartiger Projekte haben wir<br />
mit Wissenschaftlern aus aller Welt an<br />
Wirkstoff-Forschungsprojekten zusammengearbeitet,<br />
die von der Erforschung<br />
neuer Wirkstoff-Targets bis hin zu<br />
Wirkstoff-Profi ling und -Entwicklung<br />
reichen. Darüber hinaus haben wir eine<br />
Reihe von langfristigen Partnerschaften<br />
mit akademischen Instituten aufgebaut,<br />
die über den Rahmen einzelner Forschungsprojekte<br />
hinausgehen, so zum<br />
Beispiel mit dem Institut für Molekula-<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
KOOPERATIONEN MIT DER<br />
FORSCHUNG<br />
Wir fördern konsequent Kooperationsprojekte mit universitären<br />
Forschern, um die menschlichen Erkrankungen zugrunde liegenden<br />
Ursachen und molekularen Mechanismen besser zu definieren.<br />
Dies ist Bestandteil unserer Beteiligungen in öffentlich-privaten<br />
Partnerschaften, die wir als Dienst an der Gesellschaft und aktives<br />
bürgerschaftliches Engagement verstehen.<br />
re Pathologie (IMP) in Wien und der<br />
Universität in Ulm.<br />
2<br />
Netzwerke: <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und<br />
das Institut für Molekulare Pathologie<br />
Das Institut für Molekulare Pathologie<br />
betreibt molekularbiologische Grundlagenforschung<br />
und setzt für Spitzenleistungen<br />
in der wissenschaftlichen<br />
Forschung auf eine gute Vernetzung.<br />
Mit dem Institut für Molekulare Biotechnologie<br />
der Österreichischen Akademie<br />
der Wissenschaften (IMBA) und<br />
dem ebenfalls benachbarten Gregor<br />
Mendel Institut ist das IMP <strong>durch</strong><br />
Neurobiologen am Wiener Forschungsinstitut für Molekulare<br />
Pathologie untersuchen am Fortpfl anzungsritual der<br />
Fliege, wie das Nervensystem Verhalten erzeugt, steuert und<br />
sinnvoll einsetzt.<br />
1 Die Taufl iege (Drosophila melanogaster).<br />
Copyright: Solvin Zankl<br />
2 Bild des Fliegengehirns. Digitaler Atlas des Gehirns der<br />
Taufl iege, aus zahlreichen Einzelbildern zusammengesetzt.<br />
Genetisch defi nierte neuronale Netze sind in<br />
unterschiedlichen Farben dargestellt. Bild: IMP<br />
Das Institut für Molekulare Pathologie<br />
(IMP) betreibt molekularbiologische<br />
Grundlagenforschung<br />
und setzt für Spitzenleistungen in<br />
der wissenschaftlichen Forschung<br />
auf eine gute Vernetzung.<br />
Kooperationen mit der Forschung<br />
29
1<br />
Der Biologe Jan-Michael Peters<br />
erhielt 2011 den Wittgenstein-<br />
Preis, Österreichs höchste Auszeichnung<br />
für Wissenschaftler.<br />
Gemeinsam mit seinem Team untersucht<br />
er am IMP die molekularen<br />
Mechanismen der Zellteilung.<br />
30<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Kooperationen auf wissenschaftlicher<br />
und administrativer Ebene verbunden.<br />
Zahlreiche Überschneidungen mit Instituten<br />
der Universität und MedUni<br />
Wien sowie Synergien mit ansässigen<br />
Biotech-Unternehmen charakterisieren<br />
das lokale Netzwerk am Standort, dem<br />
„Campus Vienna Biocenter“.<br />
Getragen wird die Forschung des IMP<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sowie <strong>durch</strong><br />
österreichische und europäische Forschungsgelder.<br />
Internationales Arbeiten<br />
Netzwerke – ob virtuell oder real –<br />
potenzieren Fähigkeiten und erweitern<br />
Handlungsspielräume. Die rund 200<br />
IMP-Forscher stehen in ständigem Kontakt<br />
mit Arbeitsgruppen in aller Welt.<br />
Formal sind die Forscher über große,<br />
internationale Projekte verbunden, informell<br />
<strong>durch</strong> den regen Austausch von<br />
Know-how und wissenschaftlichem<br />
Material. Auch zu den Forschungs- und<br />
Entwicklungsteams bei <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> gibt es immer wieder Verbindungen.<br />
Die persönlichen Lebensläufe<br />
der Forscher, die häufi g zwischen Institutionen<br />
und Kontinenten wechseln,<br />
2<br />
1 Im Vienna Drosophila RNAi Center (VDRC)<br />
werden 32.000 transgene Linien der Taufl<br />
iege (Drosophila melanogaster) gezüchtet<br />
und auf Bestellung an Wissenschaftler und<br />
Labors in aller Welt verschickt.<br />
Copyright: Solvin Zankl<br />
2 Aufklärung des Infektionsapparates von<br />
Salmonellen mit modernsten Methoden<br />
der Kryo-Elektronenmikroskopie. Im Bild<br />
eine dreidimensionale Rekonstruktion<br />
eines Nadelkomplexes, mit dem Salmonellen<br />
menschliche Zellen infi zieren.<br />
Quelle: IMP-IMBA<br />
weben das Netz auf individueller Ebene<br />
weiter.<br />
Ziel akademischer wie außeruniversitärer<br />
Grundlagenforschung ist Erkenntnisgewinn,<br />
der in wissenschaftlichen<br />
Publikationen dokumentiert wird. IMP-<br />
Forscher veröffentlichen jährlich rund<br />
80 Fachartikel in referierten Journalen.<br />
Wittgenstein-Preis für Spitzenforschung<br />
Jan-Michael Peters erhielt 2011 als<br />
sechster IMP-Preisträger die höchste<br />
österreichische Auszeichnung für<br />
Wissen schaftler, den Wittgenstein-<br />
Preis. Seit der Gründung des Europäischen<br />
Forschungsrats im Jahr 2007<br />
wurden sechs der hoch dotierten ERC-<br />
Förder ungen an IMP-Forscher ver geben.<br />
Unter anderem erhielten die Gruppenleiter<br />
Andrew Straw und Manuel Zimmer<br />
2011 die Zusage für je einen „ERC Starting<br />
Grant“ und Meinrad Busslinger,<br />
Senior Scientist am IMP, für einen<br />
„Advanced Grant“.<br />
Die Vergabe dieser Fördergelder ist äußerst<br />
kompetitiv und orientiert sich<br />
ausschließlich an der Qualität und dem<br />
Potenzial der Forschung. Die Mittel er-
3<br />
möglichen es, sich einer Fragestellung<br />
zu widmen, die nur mit großem personellen<br />
und technischen Aufwand zu beantworten<br />
ist.<br />
Das regulatorische Netzwerk des<br />
Immunsystems entschlüsseln<br />
Meinrad Busslinger etwa erforscht das<br />
adaptive Immunsystem mit dem Ziel,<br />
das regulatorische Netzwerk zu entschlüsseln,<br />
das die Entwicklung von B-<br />
und T-Zellen aus Stammzellen des Blutes<br />
steuert. Einen wesentlichen Faktor,<br />
das Gen PAX5, hat seine Gruppe bereits<br />
vor einigen Jahren identifi ziert. 2011<br />
beschrieb das Team neue regulatorische<br />
Elemente, welche die Bildung von Millionen<br />
unterschiedlicher Immunglobuline<br />
steuern.<br />
Vernetzung mit Instituten der<br />
Grundlagenforschung<br />
Vernetzung ist auch für die Gruppe von<br />
Jan-Michael Peters bei der Aufklärung<br />
des Strukturmechanismus des APC<br />
(Anaphase Promoting Complex, der die<br />
Zellteilung einleitet) unerlässlich. Während<br />
das IMP hierbei auf biochemische<br />
Methoden spezialisiert ist, steuert Holger<br />
Stark vom Max-Planck-Institut für<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
4<br />
DIE ERFORSCHUNG DER ZELLTEILUNG IST EINER DER SCHWERPUNKTE AM IMP.<br />
3 Menschliche Zellen in Teilung. Die Chromosomen sind grau, das Protein des Spindel apparats<br />
(Tubulin) je nach Intensität blau und rot eingefärbt (Pseudofarben). Quelle: IMP<br />
4 Ablauf der Zellteilung bei menschlichen HeLa-Zellen. Die Chromosomen in Blau, der<br />
Spindelapparat in Grün. Die Ansatzstellen für die Spindelfasern (Kinetochor) sind in Rot<br />
dargestellt. Quelle: IMP<br />
biophysikalische Chemie in Göttingen<br />
seine Expertise in dreidimensionaler<br />
Kryo-Elektronenmikroskopie bei.<br />
Strukturbiologen am Howard Hughes<br />
Medical Institute in Memphis ergänzen<br />
die Analysen <strong>durch</strong> kristallographische<br />
Verfahren. Diese Zusammenarbeit<br />
mehrerer Teams ist exemplarisch für die<br />
moderne Herangehensweise an komplexe<br />
biologische Fragestellungen.<br />
Mit drei neuen Gruppenleitern „importierte“<br />
das IMP 2011 auch deren Netzwerke.<br />
Der Mediziner Johannes Zuber<br />
etwa forschte zuvor am Cold Spring<br />
Harbor Laboratory in New York. Im<br />
Labor von Scott Lowe suchte er nach<br />
neuartigen Therapiemöglichkeiten bei<br />
Leukämie und konnte 2011 in einer<br />
gemeinsamen Publikation einen neuen<br />
Wirkstoff gegen akute myeloische Leukämie<br />
beschreiben. Zudem arbeitet er<br />
in Wien mit der Medizinischen Universität<br />
und der onkologischen Forschung<br />
bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zusammen.<br />
Auch der Strukturbiologe Thomas Marlovits<br />
kooperiert eng mit Forschern in<br />
den USA, um den Infektionsapparat von<br />
Salmonellen im Detail aufzuklären. Mit<br />
Am IMP wird u. a. an den Mechanismen<br />
geforscht, die der Entwicklung<br />
von B- und T-Zellen aus<br />
Stammzellen des Blutes zugrunde<br />
liegen. B- und T-Zellen sind weiße<br />
Blutkörperchen (Lymphozyten),<br />
die für die erworbene Immunität<br />
verantwortlich sind.<br />
Kooperationen mit der Forschung<br />
31
32<br />
BOEHRINGER INGELHEIM ULM<br />
UNIVERSITY BIOCENTER<br />
Die Universität Ulm und <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
haben 2011 eine Forschungskooperation<br />
beschlossen, die auch von der<br />
baden-württembergischen Landesregierung<br />
unterstützt wird. Die neue Forschungsallianz<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ulm<br />
University Biocenter“ (BIU) ist mit einem<br />
Budget in Höhe von 4,5 Millionen Euro<br />
ausgestattet und zunächst für eine Dauer<br />
von drei Jahren ausgelegt. <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
wird den Forschungsverbund mit<br />
insgesamt 2,25 Millionen Euro fördern und<br />
als globales, forschungsorientiertes Unternehmen<br />
die Erfahrung und Stabilität in<br />
die Kooperation einbringen, die erforderlich<br />
sind, um multidisziplinäre Projekte,<br />
die Standfestigkeit erfordern, erfolgreich<br />
zum Abschluss zu bringen.<br />
Unterzeichnung des Kooperationsabkommens.<br />
Prof. Gerd Schnorrenberg (links unten),<br />
Leiter Forschung Deutschland,<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in Biberach, und<br />
Prof. Karl Joachim Ebeling (rechts unten),<br />
Präsident der Universität Ulm.<br />
Stehend: Prof. Andreas Barner (oben links),<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, und Wissenschaftsministerin<br />
Theresia Bauer, Land Baden-<br />
Württemberg (oben rechts).<br />
Bild: BioRegionUlm<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
modernsten Methoden der Kryo-Elektronenmikroskopie<br />
konnte er die Struktur<br />
dieses nadelartigen Komplexes im<br />
nahezu atomaren Bereich aufl ösen. Ein<br />
Team von Forschern aus Yale steuerte<br />
seine Expertise in Bakterien-Genetik bei.<br />
Neben zellbiologischen Fragestellungen<br />
und der Aufklärung von Krankheitsmechanismen<br />
ist die Erforschung neuronaler<br />
Netze einer der Schwerpunkte am<br />
IMP. Neue, leistungsfähige Technologien<br />
aus den Bereichen Optogenetik, Bildgebung<br />
und Elektrophysiologie erlauben<br />
es, die Aktivität von Nervenzellen innerhalb<br />
defi nierter Nervennetze gezielt zu<br />
messen und zu steuern. Die junge Disziplin<br />
„circuit neuroscience“ ist <strong>durch</strong><br />
starke Interdisziplinarität geprägt.<br />
Neurobiologen um IMP-Direktor Barry<br />
Dickson erforschen an Taufl iegen, welche<br />
Elemente des Nervensystems das<br />
Fortpfl anzungsverhalten steuern. Mit<br />
neu entwickelten Methoden der Thermogenetik<br />
können sie gezielt einzelne<br />
Hörrinde im Gehirn einer transgenen Maus.<br />
Mit speziellen Färbetechniken können individuelle<br />
Nervenzellen dargestellt werden, wobei<br />
die unterschiedlichen Zelltypen <strong>durch</strong> verschiedene<br />
Farben charakterisiert sind.<br />
Nervennetze aktivieren und zum Beispiel<br />
den Balzgesang des Fliegenmännchens<br />
„ferngesteuert“ auslösen. Gemeinsam<br />
mit Visual-Computing-<br />
Experten des Wiener VRVis (Zentrum<br />
für Virtual Reality und Visualisierung)<br />
entwickelten die Neurobiologen „Brain-<br />
Gazer“ – eine Software, die aus Zehntausenden<br />
räumlicher Mikroskop-Aufnahmen<br />
einen interaktiven 3-D-Atlas<br />
des Fliegengehirns erstellt.
Im März 2011 wurde das Institut für<br />
Molekulare Biologie (IMB) an der Universität<br />
Mainz in Gegenwart hochrangiger<br />
Vertreter aus Forschung und Politik<br />
feierlich eröffnet. Das Institut ist als<br />
Public-Private-Partnership zwischen<br />
der öffentlichen Hand und einer privaten<br />
Stiftung konzipiert: Die <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Stiftung fördert den wissenschaftlichen<br />
Betrieb des IMB – und<br />
damit nachhaltig exzellente Grundlagenforschung<br />
– mit insgesamt<br />
100 Millionen Euro über zehn Jahre.<br />
Das Land Rheinland-Pfalz fi nanzierte<br />
mit 45,5 Millionen Euro den Bau des<br />
modernen Forschungsinstituts. Das<br />
IMB und seine enge Verbindung mit der<br />
Johannes Gutenberg-Universität sollen<br />
Mainz als international attraktiven<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
EXZELLENZ NACHHALTIG STÄRKEN<br />
Die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftung ist eine eigenständige und<br />
gemeinnützige Stiftung zur Förderung der medizinischen, biologischen,<br />
chemischen und pharmazeutischen Wissenschaft. Besonderes<br />
Augenmerk liegt dabei auf dem wissenschaftlichen Nachwuchs.<br />
Beispielhaft für unser Engagement für exzellente Forschung ist das<br />
Institut für Molekulare Biologie (IMB) in Mainz.<br />
Wissenschaftsstandort weiter ausbauen<br />
und renommierte Wissenschaftler sowie<br />
herausragende Nachwuchsforscher<br />
anziehen.<br />
Neben der Gruppe von Gründungsdirektor<br />
Prof. Dr. Christof Niehrs<br />
forschen bereits die ersten Juniorforscher-<br />
und zwei Seniorforscher gruppen<br />
im IMB. Zwei weitere Direktorenstellen<br />
werden zurzeit besetzt. Geplant<br />
sind insgesamt drei größere „directors’<br />
groups“ und acht bis zehn kleinere<br />
Arbeits gruppen, die auf die Leistungen<br />
zentraler Technologieplattformen (Core<br />
Facilities) für Bioinformatik, Zytometrie,<br />
Histo logie, High-End-Mikroskopie,<br />
Micro array-Analyse und Next-Generation-Sequenzierung<br />
zurückgreifen können.<br />
Das Institut für Molekulare Biologie (IMB) in Mainz,<br />
Deutschland, wurde im März 2011 eröffnet. Es ist beispielhaft<br />
für unser Engagement für exzellente Forschung.<br />
Exzellenz nachhaltig stärken 33
Verleihung Heinrich-Wieland-Preis 2011<br />
(v.l.n.r.: Christoph <strong>Boehringer</strong>, Preisträger<br />
Prof. Franz-Ulrich Hartl, Prof. Konrad Sandhof).<br />
HEINRICH-WIELAND-PREIS<br />
Der internationale Preis ist nach<br />
dem deutschen Chemiker und<br />
Nobelpreis träger Heinrich Otto<br />
Wieland (1877 – 1957) benannt<br />
und wird seit 1964 jährlich von<br />
einem eigenständigen Kuratorium<br />
vergeben. Die <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Stiftung dotierte ihn<br />
erstmals 2011. Mit 50.000 Euro<br />
honoriert der Preis herausragende<br />
Forschung zu biologisch aktiven<br />
Substanzen und Systemen in der<br />
Chemie, Biochemie und Physiologie<br />
sowie deren klinischer Bedeutung.<br />
34<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
1<br />
Die Forschung am IMB konzentriert<br />
sich auf drei Bereiche: Entwicklungsbiologie,<br />
Epigenetik und DNA-Reparatur.<br />
Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung<br />
am IMB zu diesen grundlegenden<br />
biologischen Phänomenen können<br />
unser Verständnis, zum Beispiel von<br />
Alterungsprozessen und der Entstehung<br />
von Krankheiten wie Krebs, voranbringen.<br />
Das IMB verbindet so langfristig<br />
aus gerichtete Grundlagenforschung mit<br />
Anwendungsperspektiven zum Wohle<br />
von Patienten.<br />
Heinrich-Wieland-Preis 2011<br />
2011 wurde Professor Franz-Ulrich<br />
Hartl, Direktor am Max-Planck-Institut<br />
für Biochemie in Martinsried, mit dem<br />
Preis ausgezeichnet. Er und seine Mitarbeiter<br />
entdeckten, dass sich Proteine<br />
in Zellen nicht spontan falten, sondern<br />
in einem komplexen Prozess, unterstützt<br />
<strong>durch</strong> spezialisierte Helferproteine, sogenannte<br />
Chaperone. Falsch gefaltete,<br />
verklumpende Proteine spielen zum Beispiel<br />
eine zentrale Rolle bei neurodegenerativen<br />
Erkrankungen wie Morbus<br />
Alzheimer, Chorea Huntington und<br />
Morbus Parkinson. Hartls Pionierarbeiten<br />
könnten deshalb langfristig auch zu<br />
neuen Ansätzen für Prävention, Diagnostik<br />
und Therapie dieser Krankheiten<br />
führen.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Fonds:<br />
Leidenschaft für Wissenschaft<br />
Der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Fonds, eine<br />
gemeinnützige Stiftung für biomedizinische<br />
Grundlagenforschung, wurde<br />
1983 gegründet. Die Stiftung ist für die<br />
Internationalen Titisee-Konferenzen<br />
und vor allem für ihre Doktoranden-<br />
Stipendien (PhD-Stipendien) zur Förderung<br />
wissenschaftlicher Exzellenz in der<br />
internationalen Grundlagenforschung<br />
bekannt. Fortlaufend fördert sie rund<br />
120 naturwissenschaftliche Doktoranden<br />
aller Nationalitäten in Europa und<br />
in den USA und betreut sie umfassend<br />
persönlich und im Rahmen von Seminaren.<br />
Nur weniger als 10 Prozent der<br />
Bewerber werden nach dem anspruchsvollen<br />
Auswahl prozess in die Förderung<br />
aufgenommen. Im Jahr 2011 verzeichneten<br />
zwei Programme des <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Fonds Höchststände: 525 Anträge<br />
für PhD-Stipendien und fast 200 für<br />
Reisebeihilfen gingen bei der Stiftung ein.
1 BPA-Zellen, gefärbt. Sichtbar sind Zellkern, Mitochondrien und<br />
Actinfi lamente.<br />
2 Entwicklungsbiologische Forschung: Spermienproduktion bei<br />
Mäusen; gefärbte Gewebeschnitte von Maus-Spermatozoen, den<br />
Vorläufern der Spermien.<br />
3 Mit dem „Doctor of Medicine“-Promotionsstipendium unterstützt<br />
der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Fonds angehende Mediziner, die in<br />
Deutschland studieren.<br />
2<br />
Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung<br />
und Medizin<br />
Seit einigen Jahren vergibt der <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Fonds in einem weiteren<br />
Programm Promotionsstipendien für<br />
angehende Mediziner, die in Deutschland<br />
Medizin studieren und für ihre<br />
Doktorarbeit den Ort wechseln. Diese<br />
sogenannten MD-Stipendien („Doctor<br />
of Medicine“) sollen es begabten Nachwuchsmedizinern<br />
ermöglichen, unter<br />
exzellenten Bedingungen ein anspruchsvolles<br />
experimentelles Doktorarbeitsprojekt<br />
in der biomedizinischen Grundlagenforschung<br />
zu verfolgen und von<br />
führenden Wissenschaftlern in international<br />
renommierten Labors moderne<br />
Methoden und Techniken zu lernen.<br />
Neben dem fi nanziellen Stipendium<br />
werden die MD-Stipendiaten umfassend<br />
persönlich betreut.<br />
unternehmerische verantwortung verantwortung für kommende generationen<br />
Bisher hat der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Fonds rund 40 MD-Stipendien vergeben,<br />
die meisten für Forschungsaufenthalte<br />
in den USA. Die ersten MD-Stipendiaten<br />
haben ihre wissenschaftlichen<br />
Ergebnisse in renommierten Wissenschaftszeitschriften<br />
wie Science, Molecular<br />
Cell oder dem EMBO Journal<br />
veröffentlicht. Manche schließen gerade<br />
an ihr MD-Projekt eine naturwissenschaftliche<br />
Promotion an.<br />
3<br />
FORSCHUNGSTHEMA DES HEIN-<br />
RICH-WIELAND-PREISTRÄGERS<br />
2011: PROTEINFALTUNG<br />
Die räumliche Struktur der zellulären<br />
Proteinfabriken (Polyribosomen)<br />
trägt dazu bei, eine<br />
Fehlfaltung zu vermeiden – ein<br />
Polyribosom besteht aus vielen<br />
einzelnen Ribosomen, die aus<br />
kleinen (gelb) und großen (blau)<br />
Untereinheiten bestehen. Neu<br />
gebildete Proteine (Rotzapfen)<br />
behalten den größtmöglichen Abstand<br />
voneinander, um eine Aggregation<br />
von benachbarten Proteinen<br />
zu verhindern.<br />
Exzellenz nachhaltig stärken<br />
35
# 02<br />
INNOVATION<br />
FÜR BESTE MEDIKAMENTE<br />
Unser Ziel ist die Erforschung und Entwicklung der am besten geeigneten<br />
chemischen oder biologischen Wirkstoffe für die Behandlung von Krank heiten.<br />
Wegweisende Ansätze der translationalen Medizin wie die frühzeitige<br />
Identifi zierung von Biomarkern sollen die frühen Entwicklungsphasen vereinfachen.<br />
Zusätzlich verfolgen wir breitere Ansätze, um neue Targets zu fi nden, häufi g in<br />
Kooperation mit akademischen Institutionen. In der Biopharmazie haben wir eine<br />
langjährige Expertise für die Entwicklung und Herstellung von neuen biologischen<br />
Wirkstoffen aufgebaut, zum Beispiel für Proteine und monoklonale Antikörper.<br />
Siehe auch<br />
unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />
38 DER INNOVATION VERSCHRIEBEN<br />
40 ERFORSCHUNG UND ENTWICKLUNG VON NEUEN BIOLOGISCHEN WIRKSTOFFEN<br />
44 FORSCHUNG NUTZBAR MACHEN, MEDIZIN VERÄNDERN<br />
48 BESSERE MEDIKAMENTE UND MEHRWERT FÜR PATIENTEN<br />
50 DER BOEHRINGER INGELHEIM VENTURE FUND<br />
36<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />
Innovation für beste Medikamente 37
16<br />
atemwegs-<br />
erkrankungen<br />
5<br />
immunologie<br />
FORSCHUNGSGEBIETE<br />
die forschung und entwicklung von boehringer ingelheim konzentriert sich auf sechs hauptgebiete:<br />
atemwegserkrankungen<br />
kardiometabolische<br />
erkrankungen<br />
DER INNOVATION VERSCHRIEBEN<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hat sich stets als forschungsorientiertes Pharmaunternehmen<br />
defi niert und verfolgt das Ziel, den Gesundheitszustand<br />
möglichst vieler Menschen zu verbessern. Wir sehen es als unseren<br />
Auftrag an, der Menschheit <strong>durch</strong> die Erforschung von Krankheiten und<br />
die Entwicklung von neuen Medikamenten und Therapien zu dienen.<br />
DIE BOEHRINGER INGELHEIM-PIPELINE<br />
[ 84 projekte in der entwicklung ]<br />
8<br />
zns<br />
5<br />
infektionskrankheiten<br />
38<br />
24<br />
onkologie<br />
26<br />
kardiometabolische<br />
erkrankungen<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
onkologie<br />
erkrankungen des<br />
zentralen nervensystems<br />
(zns)<br />
Warum wir unsere eigene Forschung<br />
und Entwicklung <strong>durch</strong>führen? Ganz<br />
einfach: Unsere Aktivitäten auf den<br />
verschiedenen Tätigkeitsfeldern zielen<br />
darauf ab, Präparate und Behandlungen<br />
zu entwickeln, die für Patienten mit<br />
einem hohen therapeutischen Nutzen<br />
verbunden sind. Wir werden auch in<br />
Zukunft eine wesentliche Zugkraft für<br />
neuartige Arzneimittel zur Behandlung<br />
von Erkrankungen mit bisher nicht<br />
gedecktem medizinischen Bedarf sein.<br />
Unsere Wissenschaftler verbindet die gemeinsame<br />
Vision, medizinische Innovationen<br />
in den Dienst der Patienten zu<br />
stellen. Ein besseres Verständnis menschlicher<br />
Erkrankungen stellt die Grundlage<br />
für die Auswahl von neuen Targets<br />
und Therapiemethoden dar. Deswegen<br />
immunologie<br />
infektionskrankheiten<br />
konzentrieren wir uns auf die Erforschung<br />
von menschlichen Erkrankungen<br />
und ihrer unterschiedlichen Erscheinungsformen.<br />
Indem wir den Zusammenhang<br />
zwischen Targets und Krankheiten<br />
genau erforschen, können wir die<br />
richtigen Fragen stellen – Fragen, deren<br />
Antworten den Fortschritt vorantreiben.<br />
Wir haben uns das Ziel gesetzt,<br />
frühestmöglich Einblicke in neue Therapiekonzepte<br />
zu erlangen und so zu<br />
den Behandlungsoptionen von morgen<br />
aktiv beizutragen.<br />
Es ist uns ein großes Anliegen, weiterhin<br />
verstärkt in Forschung & Entwicklung<br />
(F&E) zu investieren und in unseren<br />
therapeutischen Schwerpunktbereichen<br />
mit Partnern aus der Industrie und der<br />
wissenschaftlichen Forschung zusammenzuarbeiten,<br />
um von dem rasanten<br />
wissenschaftlichen Fortschritt, der eine<br />
fortschreitende Spezialisierung mit sich<br />
bringt, profi tieren zu können.<br />
Wir sind von dem großen Fachwissen<br />
akademischer Gruppen, öffentlicher<br />
Forschungs einrichtungen und Biotechnologie-Unternehmen<br />
überzeugt und<br />
arbeiten mit unseren Geschäftspartnern
ERFOLGREICHE VERSCHREIBUNGSPFLICHTIGE MEDIKAMENTE<br />
aus unserer eigenen forschung und entwicklung<br />
viramune®<br />
Nevirapin<br />
HIV/Aids<br />
sifrol® / mirapex® / mirapexin®<br />
Pramipexol<br />
Parkinson-Krankheit<br />
micardis®<br />
Telmisartan<br />
Bluthochdruck<br />
1996 2000 2005 2010<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />
der Arzneimittelforschung zusammen.<br />
Unsere F&E-Aktivitäten beziehen sich<br />
auf neue chemische Wirkstoffe (New<br />
Chemical Entities, NCEs) sowie neue<br />
biologische Wirkstoffe (New Biological<br />
Entities, NBEs) und verfolgen das Ziel,<br />
neuartige Wirk- und Zielmechanismen<br />
zu bestimmen und zu validieren.<br />
Therapeutische Vorteile für Patienten<br />
Die Ergebnisse der Grundlagenforschung<br />
sind von grundlegender Bedeutung.<br />
Darüber hinaus ist es jedoch entscheidend,<br />
bestehende Indikationsgebiete<br />
und Krankheiten mit ungedecktem<br />
medizinischen Bedarf stärker in den<br />
Mittelpunkt zu rücken. Da über viele<br />
menschliche Krankheiten nur relativ<br />
wenig bekannt ist, konzentriert sich<br />
unsere Forschung auf klinisch relevante<br />
Fragestellungen („bedside-to-bench-<br />
Ansatz“).<br />
Wir sehen unsere Aufgabe darin, die<br />
Arzneimittelentwicklung zu optimieren<br />
und Biomarker zu identifi zieren, um<br />
den therapeutischen Anwendungsbe-<br />
forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />
spiriva®<br />
Tiotropium<br />
Chronisch obs truktive Atemwegs<br />
erkrankungen (COPD)<br />
pradaxa®<br />
Dabigatranetexilat<br />
Prävention von Thromboembolien bei Patienten<br />
nach Hüft- und Kniegelenksersatzoperationen<br />
sifrol®<br />
Pramipexol<br />
Syndrom der unruhigen<br />
Beine<br />
reich unserer Medikamente zu erweitern<br />
und bestehende therapeutische<br />
Lücken zu schließen.<br />
Durchbrüche, zum Beispiel bei der genetischen<br />
Forschung, läuten das neue<br />
Zeitalter der personalisierten Medizin<br />
ein und wirken sich auf die Arzneimittelforschung<br />
und den Entwicklungsprozess<br />
aus. Ein tieferes Verständnis der<br />
individuellen genetischen Informatio-<br />
2<br />
1<br />
3<br />
4<br />
5<br />
spiriva® respimat<br />
soft inhaler<br />
Tiotropium<br />
COPD<br />
unsere forschungs- und entwicklungsstandorte<br />
1 ridgefield, usa<br />
2 laval, kanada<br />
3 buenos aires, argentinien<br />
6<br />
twynsta®<br />
Telmisartan<br />
und Amlodipin<br />
Bluthochdruck<br />
4 biberach und ingelheim,<br />
deutschland<br />
5 mailand, italien<br />
6 wien, österreich<br />
7 kobe, japan<br />
Der Innovation verschrieben<br />
pradaxa®<br />
Dabigatranetexilat<br />
Vorbeugung von Schlaganfällen<br />
bei Patienten<br />
mit Vorhoffl immern<br />
trajenta®<br />
Linagliptin<br />
Typ-2-Diabetes mellitus<br />
nen erlaubt neue Methoden zur Erkennung,<br />
Behandlung und Vorbeugung<br />
von Krankheiten, die individuell auf<br />
den einzelnen Patienten zugeschnitten<br />
sind.<br />
7<br />
39
1<br />
1 Neues Gebäude zur Durchführung von Sicherheitsbewertungen<br />
(Computeranimation)<br />
2 F&E-Standort in Ridgefi eld, USA<br />
3 Automatisierte Screeningplattform mit hohem Durchsatz<br />
2<br />
ERFORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
VON NEUEN BIOLOGISCHEN<br />
WIRKSTOFFEN<br />
Die Herstellung innovativer Arzneimittel <strong>durch</strong> die Identifi zierung und<br />
Entwicklung neuer biologischer Wirkstoffe (new biological entities/<br />
NBEs) gegen menschliche Erkrankungen stellt eine unserer Säulen in<br />
der Forschung und Entwicklung dar.<br />
40<br />
In den vergangenen 18 Monaten<br />
ist unser globales Portfolio von<br />
25 auf 40 NBE-Forschungsprojekte<br />
angewachsen.<br />
40<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
3<br />
Unsere Vision besteht darin, <strong>durch</strong><br />
den Einsatz neuer Technologien innovative<br />
Medikamente herzustellen und<br />
differenzierte NBEs mit überzeugenden<br />
Wirksamkeitsprofilen zu entwickeln.<br />
In den letzten Jahren haben wir<br />
in die Erweiterung unserer eigenen<br />
F&E-Kapazitäten für die NBE-Forschung<br />
investiert – ein Gebiet, in dem<br />
wir von unserer mehrjährigen Erfahrung<br />
und Kompetenz als Auftragsfertiger<br />
im NBE-Bereich profitieren.<br />
Als Folge hiervon ist unser Portfolio<br />
an biologischen Projekten sowohl<br />
in präklinischen als auch klinischen<br />
Phasen beständig gewachsen.<br />
Integriertes Netzwerk<br />
Um unsere NBE-Projekte weiterhin erfolgreich<br />
umzusetzen, wurden 2010 in<br />
den Geschäftsbereichen Forschung,<br />
Entwicklung und Biopharmazeutika<br />
drei NBE-Kompetenzzentren eingerichtet.<br />
Das NBE-Kompetenzzentrum für<br />
Forschung sowie das NBE-Kompetenzzentrum<br />
für die nicht-klinische Entwicklung<br />
befi nden sich in Ridgefi eld im<br />
US-Bundesstaat Connecticut. Das NBE-<br />
Kompetenzzentrum für Biopharmazie<br />
befi ndet sich in Biberach (Deutschland)<br />
und Wien (Österreich). Gemeinsam verfolgen<br />
die drei NBE-Kompetenzzentren<br />
das Ziel, Strategien zu entwickeln und<br />
umzusetzen, funktionsübergreifende<br />
Initiativen voranzutreiben und auf der<br />
Grundlage gesammelter Erfahrungen<br />
effektiv zu agieren. Sie sind damit das<br />
Fundament für eine erfolgreiche Arzneimittelforschung.<br />
NBE-Forschung<br />
Wir haben die Kompetenz, neuartige<br />
therapeutische Moleküle, zum Beispiel<br />
monoklonale Antikörper und darauf<br />
basierende verwandte Formate, zu entdecken.
NBE-KOMPETENZZENTREN<br />
In den einzelnen NBE-Kompetenzzentren – Forschung,<br />
Entwicklung und Biopharma zie – sind Forscher teams<br />
mit spezifi schen Schwerpunkten tätig, die zum Wohl<br />
von Patienten und deren Angehörigen eng und effektiv<br />
kooperieren.<br />
Diese ermöglicht uns den Einsatz einer<br />
Vielfalt von molekularen Plattformen<br />
zur Entwicklung spezifi scher und effektiver<br />
Ansätze zur Behandlung von lebensbedrohlichen<br />
Krankheiten in unseren<br />
Therapiegebieten.<br />
Die NBE-Forschung erfolgt in einem<br />
integrierten Netzwerk, an welches das<br />
NBE-Kompetenzzentrum für Forschung<br />
sowie die pharmakologischen NBE-Abteilungen<br />
in Biberach (Deutschland),<br />
Laval (Kanada), Ridgefi eld (USA) und<br />
Wien (Österreich) angeschlossen sind.<br />
Das Kompetenzzentrum ist auf die Herstellung,<br />
das Design, die Charakterisierung<br />
und die Optimierung von Lead-<br />
Molekülen spezialisiert. Die für die<br />
NBE-Pharmakologie zuständigen Wissenschaftler<br />
arbeiten bei der Durchführung<br />
krankheitsrelevanter Assays eng<br />
mit Spezialisten aus dem jeweiligen<br />
Therapiegebiet zusammen. Beschäftigte<br />
des Kompetenzzentrums sowie Pharmakologen<br />
sind Mitglieder von Forschungsprojektteams<br />
und bringen ihr<br />
Fachwissen in das Design und in die<br />
Erprobung von potenziell therapeutischen<br />
Molekülen ein.<br />
forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />
nbe-kompetenzzentrum<br />
für die<br />
nicht-klinische<br />
Entwicklung<br />
Die Suche nach multispezifi schen NBEs<br />
Wir arbeiten an neuen und innovativen<br />
Ansätzen, um in der Behandlung bessere<br />
Therapieergebnisse erzielen zu<br />
können. Unser Wissen über menschliche<br />
Krankheiten nimmt ständig zu.<br />
So wissen wir heute, dass verschiedene<br />
Mechanismen zur Entstehung von<br />
Krankheiten beitragen. Moleküle, die<br />
auf eine Vielzahl von Aspekten beziehungsweise<br />
Mechanismen abzielen,<br />
haben das Potenzial, zu besseren Behandlungsergebnissen<br />
zu führen.<br />
Die Entwicklung von multispezifi schen<br />
Molekülen, die verschiedene Mechanismen<br />
modulieren können, hin zu einem<br />
Kernfundament für die nächste Generation<br />
von NBE-Produkten ist vor diesem<br />
Hintergrund zu betrachten.<br />
Entwicklung eines NBE-Medikaments<br />
Sobald die Mitarbeiter des Forschungsbereichs<br />
eigenständig oder in Zusammenarbeit<br />
mit externen Spezialisten<br />
einen NBE-Wirkstoff identifiziert<br />
haben, wird ein vielschichtiger Prozess<br />
in Gang gesetzt, an dem Experten aus<br />
der nicht-klinischen Entwicklung und<br />
der Biopharmazie beteiligt sind. Im<br />
nbe-kompetenzzentrum<br />
für forschung<br />
schnittstelle<br />
zwischen den nbekompetenz<br />
zentren<br />
nbe-kompetenzzentrum<br />
für<br />
biopharmazie<br />
ausbau von partnerschaften<br />
Um unser Forschungsportfolio und Know-how in<br />
Bezug auf die Entwicklung von NBEs zu erweitern,<br />
die an zwei Targets binden (bispezifi sche Therapeutika),<br />
bauen wir unsere Partnerschaft mit Ablynx,<br />
NV aus. Ziel ist die Erforschung therapeutischer<br />
Nanobodies®. Zudem sind wir globale strategische<br />
Kooperationen mit MacroGenics, Inc. sowie mit<br />
f-star eingegangen.<br />
MacroGenics hat die DART-Plattformtechnologie<br />
(Dual-Affi nity Re-Targeting) entwickelt, deren Prinzip<br />
auf dual-spezifi schen antikörperähnlichen therapeutischen<br />
Proteinen beruht, die mit einem einzigen<br />
rekombinanten Molekül auf mehrere Pfade<br />
abzielen können.<br />
Wir evaluieren diese DART-basierten Moleküle<br />
derzeit mit Blick auf die Modulierung von Targets<br />
für die Behandlung von rheumatoider Arthritis.<br />
f-star hat es sich zum Ziel gesetzt, mittels seiner<br />
einzigartigen modularen Antikörpertechnologie<br />
(Modular Antibody Technology®), die das Engineering<br />
zusätzlicher spezifi scher Bindungsstellen in<br />
neuen Antikörperregionen ermöglicht, bispezifi -<br />
sche Moleküle zu entwickeln.<br />
Darüber hinaus entwickeln und vermarkten wir gemeinsam<br />
mit Micromet, Inc., einen BiTE® (Bispecifi<br />
c T cell Engager) für die Behandlung von multiplen<br />
Myelomen. BiTE®s stellen eine neue Klasse an therapeutischen<br />
Antikörperfragmenten dar, die darauf<br />
ausgerichtet sind, die zellzerstörenden T-Zellen des<br />
Körpers gegen die Zielkrebszellen zu richten.<br />
Erforschung und Entwicklung von neuen biologischen Wirkstoffen<br />
41
DIE WERTSCHÖPFUNGSKETTE IM BEREICH FORSCHUNG & ENTWICKLUNG<br />
targetauswahl<br />
wissenschaft und industrie<br />
31 Mio. EUR<br />
Um der rapiden Zunahme der Anzahl<br />
unserer NBE-Entwicklungsprojekte<br />
Rechnung zu tragen, investieren<br />
wir 31 Mio. EUR in ein<br />
neues Gebäude zur Durchführung<br />
von Bewertungen der Sicherheit<br />
neuer Arzneimittel in Ridgefi eld.<br />
identifizierung/<br />
optimierung von<br />
lead-kandidaten<br />
Wir sind eines der Gründungsunternehmen<br />
des Biomolecular Interactions Technologies<br />
Centers (BITC), eines Konsortiums, das<br />
den Austausch zwischen Forschern aus<br />
dem wissenschaftlichen Bereich und der<br />
Industrie bezüglich hoch entwickelter<br />
biophysikalischer Technologien und Methoden<br />
fördert.<br />
42<br />
cmc-entwicklung – wertschöpfungskette in bezug auf arzneimittel und arzneimittelwirkstoffe<br />
entwicklung der zelllinie/<br />
screening der wirtszelle<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
präklinische<br />
entwicklung<br />
prozessentwicklung/<br />
herstellung von wirkstoff<br />
für präklinische studien<br />
NBE-Kompetenzzentrum Entwicklung<br />
(nicht-klinisch) kann auf Expertenwissen<br />
auf den Gebieten der nicht-klinischen<br />
Arzneimittelsicherheit, des<br />
Pharmakometabolismus und der Pharmakokinetik<br />
sowie der analytischen<br />
Entwicklung zurückgegriffen werden.<br />
Hier fi ndet die Bewertung der Arzneimittelsicherheit<br />
aller bei uns entwickelten<br />
NBEs statt.<br />
Die nicht-klinische NBE-Entwicklung<br />
Bei der nicht-klinischen NBE-Entwicklung<br />
wird unter anderem der Pfad im<br />
Körper defi niert, den ein Wirkstoff<br />
nach der Verabreichung nimmt, und<br />
analysiert, wie sich das auf die Sicherheit<br />
und Wirksamkeit auswirkt. Zu diesem<br />
Zweck kommen In-vitro - und<br />
In-vivo-Untersuchungen ebenso wie<br />
rechnergestützte Verfahren zur Bewertung<br />
des Pfads neuer molekularer<br />
Wirkstoffe zum Einsatz. Auch Studien<br />
zur Bestimmung der zeitabhängigen<br />
Arzneimittelkonzentration (Pharmakokinetik/PK)<br />
und Tierversuche zur Erstellung<br />
von Profi len zur Arzneimittelwirksamkeit<br />
(Pharmakodynamik/PD)<br />
werden <strong>durch</strong>geführt. Die biotherapeutische<br />
Bioanalyse dient hauptsächlich<br />
phase i/ii/iii zulassung einführung<br />
bereitstellung von<br />
wirkstoff für klinische<br />
studien und marktware<br />
dem Zweck, die erforderliche bioanalytische<br />
Unterstützung rund um NBEs zu<br />
leisten. Dazu gehören die Messung der<br />
Arzneimittelkonzentration im Plasma<br />
sowie die Charakterisierung von Reaktionen<br />
von Antikörpern gegen Medikamente.<br />
Die Arzneimittelentwicklung stellt allgemein<br />
große Anforderungen an alle<br />
Beteiligten, doch die NBE-Entwicklung<br />
ist mit einigen besonderen Herausforderungen<br />
verbunden, zum Beispiel der<br />
Artenauswahl für die Pharmakologie<br />
und die nicht-klinische Sicherheitsbewertung,<br />
der Entwicklung intravenöser<br />
und/oder subkutaner Formulierungen,<br />
dem Nachweis der Arzneimittelvergleichbarkeit,<br />
der Risikobewertung bezüglich<br />
der Immunogenität und der<br />
Wahl der optimalen Dosierungen für<br />
den klinischen Einsatz. Das biopharmazeutische<br />
Kompetenzzentrum deckt die<br />
CMC-Entwicklung (Chemistry, Manufacturing<br />
and Control) für Säugetierund<br />
mikrobielle Produkte von der DNA<br />
bis hin zu befüllten Phiolen ab.
BIOPHARMAZEUTISCHE PRODUKTION<br />
1 Automatisierte Abfüllanlage<br />
2 Zellerweiterung<br />
3 Zellvermehrung im Inoculum<br />
1<br />
Die CMC-Entwicklung<br />
Üblicherweise werden im Forschungsstadium<br />
drei bis fünf Wirkstoffe identifi -<br />
ziert, die von der Biopharmazie in Bezug<br />
auf ihre physikalisch-chemischen<br />
Eigenschaften und ihre Herstellbarkeit<br />
be<strong>werte</strong>t werden. Das umfassende Datenpaket,<br />
von den Bereichen Forschung<br />
und Biopharmazeutika zusammengestellt,<br />
spielt bei der Endauswahl des<br />
Lead-Wirkstoffs eine wichtige Rolle.<br />
Die CMC-Entwicklung beginnt mit der<br />
Entwicklung einer Zelllinie und eines<br />
Anfangsprozesses, in dem <strong>durch</strong> den<br />
Einsatz proprietärer Technologieplattformen,<br />
wie dem Expressions-System<br />
BI-HEX®, ein Rapid-Clone-Screening<br />
mit hohem Durchsatz und ein Schnellscreening<br />
von Aufreinigungsbedingungen<br />
(RAPPTor®), erstes repräsentatives<br />
Material für die Bewertung in präklinischen<br />
Assays (nicht-klinische Erstellung<br />
von Arzneimittelprofi len: Arzneimittelsicherheit,<br />
Pharmakokinetik und Pharmakodynamik)<br />
gesammelt wird. Die<br />
umfassende, parallel stattfi ndende analytische<br />
Substanz- und Wirkstoffentwicklung<br />
gewährleistet eine schnelle<br />
und hochwertige Prozessentwicklung,<br />
forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />
2<br />
3<br />
sodass Präparate für toxikologische und<br />
klinische Studien, die den Grundsätzen<br />
der GLP (Good Laboratory Practice)<br />
entsprechen, schnell bereitgestellt werden<br />
können. Unsere Leistungen in<br />
Bezug auf Prozessentwicklung und<br />
-technologie ermöglichen einen beschleunigten<br />
Eintritt in die klinische<br />
Entwicklungsphase und eine rasche<br />
Produkt einführung.<br />
Zwei Entwicklungsphasen<br />
Auf einen schlanken Ansatz, der auf die<br />
grundlegenden Prozesselemente zur<br />
Unterstützung früher klinischer Studien<br />
konzentriert ist, folgt eine Phase der Prozessoptimierung,<br />
um stabile und wirtschaftliche<br />
Präparate für die klinische<br />
Phase III und die Vermarktung zu<br />
sichern. In diesem Zusammenhang sind<br />
eine Zunahme der Prozessproduktivität<br />
(Fermentation und Aufreinigung), die<br />
fi nale Formulierung und die Auswahl<br />
der kommerziellen Anwendung und der<br />
Verabreichungsform wichtig.<br />
Das endgültige, kommerzielle Prozessformat<br />
wird in unsere großtechnischen,<br />
nach cGMP (Current Good Manufacturing<br />
Practice) betriebenen Mehrpro-<br />
dukt-Fertigungsanlagen übermittelt.<br />
Der Erhalt der Biologics Licence Application<br />
(BLA) basiert auf der Beurteilung<br />
von Läufen im endgültigen Produktionsmaßstab<br />
und den Daten zur Produktstabilität.<br />
Gewöhnlich wird zum<br />
Nachweis der Robustheit, Qualität und<br />
Reproduzierbarkeit des industriellen<br />
Prozesses parallel die Prozessvalidierung<br />
<strong>durch</strong>geführt.<br />
Der Schlüssel zum Erfolg<br />
Die NBE-Forschung und -Entwicklung<br />
bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> <strong>durch</strong>läuft<br />
eine aufregende Phase. Aufbauend auf<br />
dem bisher Erreichten, sehen wir in<br />
einer weiteren Intensivierung gegenseitiger<br />
Zusammenarbeit, in unserer<br />
Inno vationsfähigkeit und in unserem<br />
Engagement den Schlüssel zum Erfolg<br />
für die Entwicklung von Arzneimitteln<br />
auf der Grundlage neuer biologischer<br />
Wirkstoffe.<br />
Erforschung und Entwicklung von neuen biologischen Wirkstoffen<br />
43
WIE TRANSLATIONALE MEDIZIN UND PRODUCT & PIPELINE SCIENTIFIC SUPPORT (PPSS) ZUSAMMENARBEITEN<br />
FORSCHUNG NUTZBAR MACHEN,<br />
MEDIZIN VERÄNDERN<br />
Durch ein vertieftes Verständnis grundlegender Krankheitsmechanismen<br />
möchten wir neue, personalisierte Behandlungsansätze<br />
entwickeln und so zu besseren Therapien für Patienten beitragen.<br />
GESUNDHEITSVERSORGUNG<br />
PERSONALISIEREN<br />
Welche Substanz verlängert das<br />
Leben bei Patienten mit Lungenkrebs<br />
am besten? Wie sagen wir<br />
die Wirksamkeit eines Medikaments<br />
voraus? Fragen wie diese<br />
sind die Basis für den integrierten<br />
Ansatz unserer Bereiche Translationale<br />
Medizin (TransMed) und Product<br />
& Pipeline Scientifi c Support<br />
(PPSS). Deren Mission ist die<br />
Identifi zierung der vielversprechendsten<br />
Substanzen aus der<br />
Forschungspipeline, um sie<br />
schnellstmöglich zu den richtigen<br />
Patienten zu bringen.<br />
44<br />
arzneimittelmerkmale<br />
angaben zum vergleichspräparat<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
biomarker/<br />
pharmakogenomik<br />
daten-/informationsintegration<br />
informationen über<br />
krankheiten<br />
Unsere Herangehensweise an die Entwicklung<br />
innovativer Medikamente<br />
umfasst sowohl Translationale Medizin<br />
(TransMed) als auch Product & Pipeline<br />
Scientifi c Support (PPSS) im Gebiet der<br />
Translationalen Forschung. Beide haben<br />
zum Ziel, die Erfolg versprechendsten<br />
Wirkstoffe aus der Forschung zu entwickeln<br />
und jene schnellstmöglich zu den<br />
richtigen Patienten zu bringen. Die<br />
Gesellschaft erwartet innovative Medikamente<br />
zu erschwinglichen Preisen.<br />
Gleichzeitig stellt sie berechtigterweise<br />
immer höhere Ansprüche an deren<br />
Sicherheit und Wirksamkeit. Unsere<br />
Mitarbeiter in der Translationalen Medizin<br />
verfolgen zusammen mit den klinischen<br />
Entwicklungsteams das Ziel,<br />
die bisherigen Entwicklungsmodelle zu<br />
patienten -<br />
merkmale<br />
klinische<br />
arzneimittelantwort<br />
optimieren, indem sie die Abläufe zu<br />
Beginn einer klinischen Entwicklung<br />
verbessern und frühere Entscheidungspunkte<br />
auf der Grundlage von Biomarkern<br />
und Surrogatendpunkten identifi -<br />
zieren.<br />
Ein klassisches Beispiel ist die Erfassung<br />
des Effekts von neuen Diabetesmedikamenten<br />
auf den Blutzucker<br />
schon in einer frühen Testphase, anstatt<br />
sich mit den Folgeerkrankungen von<br />
Diabetes zu befassen, die dann nur in<br />
lang andauernden späteren Studien erkannt<br />
werden können.<br />
Die Auswahl solcher Marker und Endpunkte<br />
wird von der internen und externen<br />
Forschung unterstützt, die das<br />
Verständnis hinsichtlich klinischer Arzneimittelkandidaten<br />
stärkt. Für die<br />
Durchführung und Organisation dieses<br />
Prozesses zeichnet die PPSS-Gruppe<br />
verantwortlich.<br />
Die richtigen Fragen stellen<br />
Wichtiger Bestandteil dieser Optimierungsprozesse<br />
sind zwei Fragen:<br />
• Welches Präparat ist in der klinischen<br />
Anwendung am vielversprechendsten?
DER „BEDSIDE TO BENCH“-ANSATZ<br />
Patientenspezifi sche<br />
Therapie<br />
• Welcher Patient wird mit der größten<br />
Wahrscheinlichkeit von dieser Behandlung<br />
profi tieren?<br />
Die endgültige Antwort auf diese Fragen,<br />
beispielsweise die, welches Präparat<br />
bei einem Patienten mit Lungenkrebs<br />
die beste lebensverlängernde<br />
Wirkung zeigt, kann nur <strong>durch</strong> groß<br />
angelegte und zeitintensive klinische<br />
Studien gefunden werden. Ethisch erforderlich<br />
und im Hinblick auf wirtschaftliche<br />
Ressourcen sinnvoll ist es<br />
jedoch, sich bei der Anwendung neuer<br />
Krebsmedikamente auf die Patienten<br />
zu konzentrieren, die von einer solchen<br />
Behandlung am wahrscheinlichsten<br />
profi tieren werden.<br />
Die Wahl des richtigen Medikaments<br />
und des geeigneten Patienten erfordert<br />
Biomarker, die ein therapeutisches Ansprechen<br />
prognostizieren können. Dies<br />
können Parameter sein, die aus Blutproben<br />
oder von bildgebenden Verfahren<br />
wie Magnetresonanztomographie (MRT),<br />
Posi tronen-Emissions-Tomographie<br />
(PET scan) oder Computer tomographie<br />
(CT) bestimmt werden. Im Fall des<br />
nicht-kleinzelligen Lungenkrebses (Non<br />
small cell lung cancer, NSCLC) wurde<br />
forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />
Identifi zierung von<br />
Biomarkern<br />
Diagnose eines<br />
Krankheits-Subtyps<br />
patient krankheit subtyp der<br />
krankheit<br />
gezielte medikation<br />
auf der Grundlage von vier großen Zulassungsstudien<br />
ein mathematisches<br />
Modell entwickelt, das ein Überleben<br />
des Patienten mit Veränderungen bei<br />
der Tumorgröße in Verbindung bringen<br />
konnte, die <strong>durch</strong> bildgebende Verfahren<br />
nach achtwöchiger Behandlung dokumentiert<br />
wurden.<br />
Ein solches Krankheitsmodell, das eine<br />
frühere Biomarker-Antwort mit einem<br />
klinischen Endpunkt verbinden kann,<br />
ist vom Medikament unabhängig und<br />
verwendet quantitative Daten aus vorhergehenden<br />
Studien, um die zukünftige<br />
Entwicklung von Medikamenten gegen<br />
NSCLC zu erleichtern.<br />
Eine andere Art von Biomarkern bezieht<br />
sich auf die Erbanlagen, die kaum,<br />
aber dennoch entscheidend von einer<br />
Person zur anderen variieren. Diese<br />
Genvariationen werden als Polymorphismen<br />
bezeichnet. Auch wenn sie<br />
nicht dazu geeignet sind, mögliche Therapieauswirkungen<br />
nachzuvollziehen,<br />
helfen sie jedoch bei der Stratifi zierung<br />
von Patientengruppen ebenso wie bei<br />
der Identifi zierung der Patienten, die<br />
mit der höchsten Wahrscheinlichkeit<br />
identifizierung von<br />
krankheitsassoziierten<br />
targets<br />
von einer Behandlung profi tieren. Daher<br />
tragen Genotypen entscheidend<br />
zum umfangreichen Verständnis neuer<br />
Arzneimittel bei.<br />
Zusammenarbeit mit akademischen Einrichtungen<br />
Die Identifi zierung geeigneter Biomarker<br />
wird <strong>durch</strong> unsere stetige Investition<br />
in interne und externe Grundlagenforschung<br />
gefördert, die sich mit Arzneimittelkandidaten<br />
in der klinischen Entwicklung<br />
und nach der Marktzulassung<br />
befasst. Dies umfasst Partnerschaften<br />
mit führenden akademischen Einrichtungen,<br />
zum Beispiel der Stanford University<br />
(USA), dem Karolinska Institutet<br />
(Schweden) und der Johannes Gutenberg-Uni<br />
versität Mainz (Deutschland).<br />
Obwohl die Bedeutung der Biomarker<br />
offensichtlich ist, muss ihre Verwendbarkeit<br />
auf Gruppen- beziehungsweise<br />
Einzelebene sorgfältig untersucht werden.<br />
Es muss gezeigt werden, ob sich die<br />
Veränderung eines bestimmten Biomarkers,<br />
zum Beispiel die Proteinkonzentration<br />
im Blut, tatsächlich vorhersagbar<br />
auf einen wichtigen klinischen End-<br />
Forschung nutzbar machen, Medizin verändern<br />
45
1<br />
Unsere Investition in interne und<br />
externe Grundlagenforschung<br />
umfasst Partnerschaften mit führenden<br />
akademischen Einrichtungen,<br />
wie zum Beispiel der Stanford<br />
University (USA), dem Karolinska<br />
Institutet (Schweden) und der<br />
Johannes Gutenberg-Uni versität<br />
Mainz (Deutschland).<br />
46<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
punkt auswirkt, beispielsweise auf ein<br />
längeres Überleben.<br />
Zusammenarbeit mit Organisationen<br />
Um Biomarker zu identifi zieren und zu<br />
validieren, arbeiten wir mit internen<br />
und externen Partnern zusammen, darunter<br />
Vereinigungen akademischer Institutionen,<br />
Regierungsbehörden und<br />
pharmazeutische Unternehmen (ein<br />
Beispiel ist die Innovative Medicines Initiative<br />
der Europäischen Union und<br />
des Europäischen Dachverbands der<br />
pharmazeutischen Industrie – EFPIA).<br />
Die Ergebnisse dieser Kooperation mit<br />
externen Partnern sollen so vielen Patienten<br />
wie möglich zugutekommen. Die<br />
zielgerichteten Maßnahmen werden<br />
dazu beitragen, eine personalisierte Medizin<br />
zu begründen.<br />
Identifi kation von Patientenmerkmalen<br />
Besondere Kenndaten von Patienten<br />
(zum Beispiel die Nierenfunktion, oft-<br />
mals mittels Kreatinin-Clearance untersucht)<br />
können zudem einen wichtigen<br />
Einfl uss auf die Bestimmung der richtigen<br />
Dosis für einen bestimmten Patienten<br />
haben. Ein Beispiel dafür ist<br />
pradaxa® (Dabigatranetexilat), unser<br />
NICHT KLEINZELLIGER LUNGENKREBS<br />
1 Grenze zwischen einer bösartigen Geschwulst und<br />
dem noch normalen Flimmerepithel im Bronchus<br />
eines 45-jährigen starken Rauchers<br />
2 Krebszellen und normale Flimmerepithelzellen im<br />
Bronchialbaum eines starken Rauchers<br />
3 Plattenepithelkarzinom im Bronchialbaum<br />
2 3<br />
Arzneimittel zur Verhinderung von<br />
Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhoffl<br />
immern (Atrial Fibrillation, AF).<br />
Einige der Patienten, die potenziell<br />
davon profi tieren würden, leiden an<br />
schwerer Niereninsuffi zienz – diese<br />
Gruppe war während der klinischen<br />
Entwicklung nicht gesondert untersucht<br />
worden. Trotzdem musste für diese<br />
Patienten ein Dosis- und Einnahmeschema<br />
konzipiert werden. Wir haben<br />
daher ein Modell entwickelt, das auf<br />
den Daten von 9.522 Patienten aus der<br />
zulassungsrelevanten Phase-III-Studie<br />
RE-LY® beruht. Die daraus resultierenden<br />
Daten zeigten: AF-Patienten mit<br />
stark eingeschränkter Nierenfunktion<br />
(Kreatinin-Clearance von ≥ 15 bis < 30<br />
mL/min im Vergleich zu > 90 mL/min)<br />
haben bei Gabe von zweimal täglich 75<br />
mg Dabigatranetexilat den gewünschten<br />
Plasmaspiegel und Aufnahmedaten,<br />
die weitgehend im als sicher und wirksam<br />
geltenden Konzentrationsbereich<br />
von Patienten mit weniger reduzierter<br />
oder normaler Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance<br />
> 30 mL/min) liegen, die<br />
mit zweimal täglich 150 mg behandelt<br />
wurden. Diese Dosierung wurde von den
DER „BENCH TO BEDSIDE“-ANSATZ<br />
wirkstoff<br />
Zulassungsbehörden in den USA ebenfalls<br />
bestätigt und befürwortet.<br />
Die systematische Verwendung unterschiedlicher<br />
Wissensquellen in mathematischen<br />
Modellen und nachfolgenden<br />
Computersimulationen zur Untersuchung<br />
interessanter „Was wäre wenn“-<br />
Szenarien (zum Beispiel die Prägung<br />
neuer Studiendesigns, Entwicklung<br />
von Dosisempfehlungen für bestimmte<br />
Patientengruppen) gestattet sachlich<br />
fundierte, datengestützte Entscheidungen<br />
während der Medikamentenentwicklung,<br />
bei Zulassungsanträgen und<br />
in der Arznei mitteltherapie.<br />
Arzneimittelwirkungen besser verstehen<br />
Unsere angewandte Forschung möchte<br />
nicht nur einen intensiveren Einblick<br />
ins Krankheitsgeschehen erreichen,<br />
sondern auch die Wirkweise der eingesetzten<br />
Arzneimittel besser verstehen.<br />
Ein tieferes Verständnis davon ermöglicht<br />
unter Umständen zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten<br />
von neuen<br />
und bereits existierenden Medikamenten.<br />
Diese können dann aufgrund der<br />
bereits bestehenden Erfahrungen<br />
schneller entwickelt werden. Beispiel-<br />
forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />
tumorstudien<br />
haft dafür ist die Entwicklung von Nintedanib<br />
zur Behandlung bei einigen<br />
Krebserkrankungen. In den Untersuchungsreihen<br />
stellte sich heraus, dass<br />
Nintedanib auch zur Behandlung der<br />
Lungenfi brose, bei der Lungengewebe<br />
<strong>durch</strong> Narbengewebe ersetzt wird, eingesetzt<br />
werden könnte. Die oftmals<br />
tödliche Lungenfi brose tritt bei einigen<br />
Patienten aus unbekannten Gründen<br />
auf, kann sich aber auch in der Folge<br />
einiger Krebsbehandlungen entwickeln.<br />
Deshalb untersuchen wir derzeit den<br />
antifi brotischen Mechanismus von Nintedanib<br />
in grundlegender Weise. Begleitend<br />
dazu haben wir wegweisende klinische<br />
Phase-III-Studien <strong>durch</strong>geführt,<br />
die belegen, dass Nintedanib bei Patienten<br />
mit idiopathischer Lungenfi brose<br />
tatsächlich einen positiven Effekt haben<br />
kann.<br />
krebsbehandlung<br />
onkologie neue indikation<br />
experimentelle +<br />
klinische<br />
lungenstudien<br />
behandlung<br />
lungenfibrose<br />
Luca Richeldi, M.D., Ph.D., Ulrich Costabel,<br />
M.D., Moises Selman, M.D., Dong Soon<br />
Kim, M.D., David M. Hansell, M.D., Andrew<br />
G. Nicholson, D.M., Kevin K. Brown, M.D.,<br />
Kevin R. Flaherty, M.D., Paul W. Noble,<br />
M.D., Ganesh Raghu, M.D., Michèle Brun,<br />
M.Sc., Abhya Gupta, M.D., Nolwenn Juhel,<br />
M.Sc., Matthias Klüglich, M.D., and Roland<br />
M. du Bois, M.D.<br />
THE NEW ENGLAND JOURNAL<br />
OF MEDICINE<br />
Studien von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
haben gezeigt, dass Nint edanib<br />
nicht nur in der Onkologie nützlich<br />
sein könnte, sondern auch<br />
bei der Behandlung von Lungenfi<br />
brose.<br />
Forschung nutzbar machen, Medizin verändern<br />
47
DIE „INNOVATIVE MEDICINES“-INITIATIVE<br />
partner und finanzierung<br />
19<br />
akademische<br />
zentren<br />
26<br />
partner<br />
1<br />
kmu *<br />
[finnland]<br />
* Kleine und mittlere Unternehmen<br />
BESSERE MEDIKAMENTE UND<br />
MEHRWERT FÜR PATIENTEN<br />
Die „Innovative Medicines“-Initiative (IMI) ist eine Public-Private-<br />
Partnership, die von der Europäischen Kommission und dem<br />
Dachverband der pharmazeutischen Industrie (European Federation<br />
of Pharmaceutical Industries and Associations, EFPIA) ins Leben<br />
gerufen wurde. Die IMI fi nanziert vorwettbewerbliche Projekte mit<br />
dem Ziel, einige der grundlegenden wissenschaftlichen Herausforderungen<br />
auf der Suche nach neuen Medikamenten anzugehen.<br />
2 Mrd. EUR<br />
partnerschaft<br />
1 Mrd. EUR 1 Mrd. EUR<br />
48<br />
32,6 Mio.<br />
EUR<br />
budget<br />
6<br />
pharmazeutische<br />
unternehmen<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Im Rahmen dieser Initiative arbeiten<br />
große pharmazeutische Unternehmen,<br />
kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU), Patientenorganisationen, akademische<br />
Forschungseinrichtungen,<br />
Kliniken und Zulassungsbehörden zusammen.<br />
Die Projekte decken die komplette<br />
Wertschöpfungskette ab – von der<br />
Entdeckung über die präklinische und<br />
klinische Forschung bis hin zu Health<br />
Technology Assessment und Pharmako-<br />
1 vereinigtes<br />
königreich<br />
schweden<br />
4 deutschland<br />
5<br />
italien<br />
2<br />
vigilanz. Übergeordnetes Ziel der IMI<br />
ist die Entwicklung besserer Medikamente,<br />
von denen die Patienten, die Gesundheitssysteme<br />
und die Gesellschaft<br />
insgesamt profi tieren.<br />
Die Europäische Kommission und<br />
EFPIA haben gemeinsam eine beträchtliche<br />
Finanzierung in Höhe von 2 Milliarden<br />
EUR zur Verfügung gestellt.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterstützt die<br />
Initiative in Form von Geldern und<br />
Sachleistungen wie Personal, Laborausrüstung<br />
und Verbrauchsmaterial oder<br />
Know-how.<br />
Die Forschungsagenda der IMI identifi -<br />
ziert die wichtigsten Engpässe innerhalb<br />
des biopharmazeutischen Forschungsund<br />
Entwicklungsprozesses und enthält<br />
Empfehlungen zur Beseitigung dieser<br />
Engpässe. Dabei konzentriert sie sich auf<br />
folgende vier Bereiche: Vorhersage der<br />
Sicherheit, Vorhersage der Wirksamkeit,<br />
effektivere Nutzung des verfügbaren<br />
3<br />
finnland<br />
[ akademische aakademische<br />
zentren ]<br />
3 Folkhälsan Institut, Universität Helsinki<br />
und<br />
Universität Ostfi nnland<br />
Universität Turku<br />
Nationales Institut für Gesundheit und<br />
1 Universität Cambridge<br />
Wohlbefi nden, Helsinki<br />
Universität Oxford<br />
4 Helmholtz Zentrum München<br />
Universität Dundee<br />
5 Universität Padua<br />
Universität Exeter<br />
Universität Pavia<br />
Universität Edinburgh<br />
Universität Pisa<br />
2 Universität Lund<br />
Katholische Universität Rom<br />
Karolinska-Institut, Stockholm Mario Negri Institut Bergamo<br />
Universität Göteborg<br />
Universität Florenz
DAS SUMMIT-KONSORTIUM<br />
überblick über die arbeitspakete<br />
ÜBERSCHNEIDUNG MIT PATIENTEN<br />
Know-hows sowie Fortbildungen und<br />
Schulungen.<br />
Einige Beispiele aus den laufenden Projekten<br />
umfassen die Nutzung des Knowhows<br />
im Bereich neue Technologien zur<br />
Identifi zierung und Validierung von Biomarkern,<br />
das Management und die Organisation<br />
von Daten, auf deren Grundlage<br />
sich die Vorteile und Risiken neuer<br />
Therapien vorhersagen lassen. Sie leisten<br />
damit einen Beitrag zu den drei V (Vermeiden,<br />
Verringern, Verbessern) von<br />
Tierversuchen und verbessern den Dialog<br />
mit den Aufsichtsbehörden während<br />
der Entwicklung, noch vor der Zulassung,<br />
sodass sich die Einforderung weiterer<br />
Daten sowie Nachfragen seitens der<br />
Behörden nach Einreichung des Zulassungsantrags<br />
verringern. Ferner helfen<br />
sie beim Aufbau und der Unterstützung<br />
von vorwettbewerblichen Forschungszentren<br />
und eines europäischen Exzellenznetzwerks.<br />
Unterstützung von IMI-Projekten<br />
Die IMI lanciert jedes Jahr eine neue<br />
Reihe von Forschungs- und Weiterbildungsprojekten<br />
im Rahmen von offenen<br />
Ausschreibungen. Seit ihrer Gründung<br />
forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />
genetische<br />
marker<br />
neue tiermodelle<br />
biomarker<br />
datenbeschaffung &<br />
in-silico-modellierung<br />
im Jahre 2007 hat die IMI vier solcher<br />
Ausschreibungen veröffentlicht. Für<br />
2012 sind zwei weitere Ausschreibungen<br />
geplant.<br />
Bislang hat sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
bereits an 20 Projekten im Rahmen der<br />
Initiative beteiligt und Sachleistungen<br />
im Wert von rund 19 Millionen Euro im<br />
Bereich Forschung, Medikamente und<br />
Medizin beigesteuert.<br />
SUMMIT-Konsortium<br />
Ein Beispiel hierfür ist das von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> und der Universität Lund<br />
in Schweden koordinierte SUMMIT-<br />
Konsortium (siehe Grafi k). Ziel der 26<br />
unterschiedlichen Partner ist die Identifi -<br />
kation von Suszeptibilitätsmarkern, die<br />
verwendet werden können, um Patienten<br />
mit hohem Risiko für diabetische mikround<br />
makrovaskuläre Komplikationen<br />
bei Organen wie Nieren, Augen, Herz,<br />
Haut oder Nervengewebe zu bestimmen.<br />
Sie können dann zur Überwachung des<br />
Fortschreitens der Erkrankung verwendet<br />
werden und möglicherweise als Ersatz-Endpunkte<br />
in klinischen Studien<br />
dienen.<br />
FOKUS AUF:<br />
bildgebende<br />
technologien<br />
[ typ-1- und typ-2-diabetes ]<br />
Diabetische Nephropathie<br />
Diabetische Retinopathie<br />
[ typ-2-diabetes ]<br />
Kardiovaskuläre Erkrankungen<br />
DREI PROJEKTPHASEN:<br />
1 Entdeckung von neuen<br />
genetischen Markern und<br />
Biomarkern für dia betische<br />
Komplikationen (existierende<br />
Biostichproben)<br />
2 Validierung dieser Biomarker in<br />
geeigneten Kohorten<br />
3 Übersetzung dieser Forschungsergebnisse<br />
in klinisch relevante<br />
Testreihen. Vorhersage und<br />
Monitoring des Fortschreitens<br />
von Komplika tionen<br />
Bessere Medikamente und Mehrwert für Patienten 49
DER BOEHRINGER INGELHEIM VENTURE FUND (BIVF)<br />
investiert in neuartige Technologieplattformen und neue Therapiekonzepte,<br />
die über den derzeitigen Schwerpunkt der Forschung und<br />
Entwicklung von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> hinausgehen.<br />
DER BOEHRINGER INGELHEIM<br />
VENTURE FUND<br />
Das Ziel des Funds ist es, neue Konzepte zu validieren und zu entwickeln,<br />
die das Potenzial haben, einen therapeutischen Durchbruch bei<br />
Erkrankungen mit hohem ungedeckten medizinischem Bedarf zu<br />
ermöglichen.<br />
DER WERT FÜR<br />
BOEHRINGER INGELHEIM<br />
Primäres Ziel des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Venture Fund ist es, den<br />
Wert der Unternehmen, in die wir<br />
investieren, zu steigern. Wenn<br />
wir erfolgreich sind, ist eine strategische<br />
Allianz zwischen dem<br />
Portfolio-Unternehmen und<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> möglich,<br />
aber kein Muss, denn wir verlangen<br />
keine Optionsrechte.<br />
50<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Wir erkunden neue Bereiche, in denen<br />
wir in einige ausgewählte Biotechnologie-Unternehmen<br />
investieren. Die<br />
Auswahlkriterien sind die Innovationsfähigkeit<br />
des wissenschaftlichen Ansatzes<br />
und die Qualität des Managementteams.<br />
Unsere Suche erstreckt sich über<br />
den gesamten Erdball. Wir investieren<br />
über den gesamten Lebenszyklus bis zu<br />
10 Millionen EUR je Unternehmen, mit<br />
Staffelung der Investition in Abhängigkeit<br />
vom Arbeitsfortschritt. Über die<br />
Finanzierung hinaus unterstützen unsere<br />
Teammitglieder, die alle eine Erfolgsbilanz<br />
bei der Entdeckung neuer Medikamente<br />
vorweisen können, die Wissenschaftsunternehmer<br />
bei der Verfeinerung<br />
ihrer Strategie und der Weiterentwick-<br />
lung ihres Ansatzes in Richtung des<br />
klinischen Wirksamkeitsnachweises<br />
(proof of concept).<br />
Unser Investitionsschwerpunkt<br />
Unser Investitionsschwerpunkt liegt auf<br />
Technologieplattformen mit potenziell<br />
breiter Anwendung für diverse Indikationen<br />
und therapeutische Bereiche.<br />
Dabei haben wir folgende Ziele:<br />
• Untersuchung von sogenannten „nicht<br />
medikamentös behandelbaren“ Zielen,<br />
wie intrazelluläre Protein-Protein-<br />
Interaktionen, die derzeit mit kleinen<br />
Molekülen oder monoklonalen Antikörpern<br />
nur schlecht zugänglich sind<br />
• Erforschung einer neuen Generation<br />
von biologischen Wirkstoffen (New<br />
Biological Entities, NBEs, das heißt,<br />
therapeutische Proteine und Peptide)<br />
mit einem Schwerpunkt auf Technologien,<br />
die eine gezieltere, NBE-gesteuerte<br />
Onkolyse und/oder die Abgabe<br />
von therapeutischen Proteinen<br />
an das Gehirn fördern<br />
• Erforschung einer neuen Generation<br />
von Impfstoffen, insbesondere T-Zell-<br />
Impfstoffen, einschließlich therapeutischer<br />
Vakzine
INVESTITIONSSCHWERPUNKTE DES BOEHRINGER INGELHEIM VENTURE FUND<br />
eintritt in wenig untersuchung<br />
erforschte targets/ „nicht-medikamentös<br />
indikationen behandelbarer“ ziele<br />
Hörverlust, lysosomale<br />
Speicherkrankheiten,<br />
Antibiotika-Resistenz<br />
• Eröffnung neuer Target- und Biomarkerbereiche<br />
• Eintritt in den Bereich der regenerativen<br />
Medizin, einschließlich zellbasierter<br />
Therapien, sowie medikamentenbasierter<br />
Lösungen für die Aufnahme<br />
oder Aktivierung von Vorläuferzellen<br />
im Gewebe<br />
• Forschungsprogramme für Indikationen,<br />
die nicht zum aktuellen F&E-<br />
Portfolio von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
gehören, beispielsweise Antibiotika-<br />
Resistenz, Gehörverlust und Orphan-<br />
Drug-Indikationen wie lysosomale<br />
Speicherkrankheiten.<br />
Praktisches Beispiel: T-Zell-Impfstoffe<br />
Wir wollen Impfstoffe gegen Erkrankungen<br />
entdecken, die sich normalerweise<br />
dem Immunsystem entziehen und nicht<br />
mit den herkömmlichen Impfstoffen behandelt<br />
werden können. Herkömmliche<br />
Impfstoffe basieren auf der Schutzwirkung<br />
von neutralisierenden Antikörpern,<br />
der sogenannten humoralen Immunantwort.<br />
Bei vielen infektiösen Erkrankungen<br />
und bei Krebserkrankungen ist diese<br />
allerdings weitgehend unwirksam. Hier<br />
wird eine neue Generation von Impfstoffen<br />
benötigt, die nicht nur die humorale,<br />
forschung & entwicklung innovation für beste medikamente<br />
Intrazelluläre Protein-<br />
Protein-Interaktion<br />
neue<br />
nbe-generation<br />
NBEs, die ins Gehirn<br />
eindringen,<br />
NBE-gesteuerte Onkolyse<br />
neue impfstoffgeneration<br />
T-Zell-Impfstoffe<br />
sondern auch die – in diesem Fall viel<br />
wichtigere – T-Zell-Immunantwort stimulieren,<br />
um die Krankheitserreger oder<br />
die transformierten Zellen direkt abzutöten.<br />
Um die T-Zellen zu aktivieren, muss<br />
der endogene Pfad für die Antigenpräsentation<br />
imitiert werden. Dies wird<br />
<strong>durch</strong> den Einsatz viraler Vektoren erreicht,<br />
die die Gencodierung für die ausgewählten<br />
Antigene auf Wirtszellen<br />
übertragen. Die infi zierten Zellen produzieren<br />
dann Antigene, die als endogene<br />
Proteine erkannt werden und auf diese<br />
Weise die Antigen-Verarbeitung und<br />
-Präsentation für die T-Zell-Immunantwort<br />
erleichtern.<br />
eröffnung neuer<br />
target-/biomarkerbereiche<br />
Epigenetik, Ubiquitine,<br />
Phosphatasen<br />
regenerative<br />
medizin<br />
NME: Aktivierung von<br />
residenten Stammzellen,<br />
zellbasierte Therapie<br />
NEUE IMPFSTOFF-GENERATION<br />
Wir haben in das Biotechnologie-<br />
Unternehmen Okairos Srl investiert,<br />
dessen Technologieplattform auf<br />
dem Einsatz nicht-humaner Primaten-Adenoviren<br />
als Vektoren<br />
basiert. Natürlich wurden diese<br />
viralen Vektoren genetisch modifi<br />
ziert, um ihre Ausbreitung im<br />
Wirt zu verhindern. Es hat sich<br />
gezeigt, dass die Impfstofftechnologie<br />
von Okairos sowohl präklinisch<br />
als auch klinisch eine starke<br />
T-Zell-Immunantwort hervorruft.<br />
Die Technologieplattform für T-<br />
Zell-Impfstoffe hat das Potenzial<br />
zur Behandlung von Infektionskrankheiten,<br />
bei denen herkömmliche<br />
Vakzine weitgehend<br />
unwirksam sind, beispielsweise<br />
HCV, HIV, Malaria, und bietet zudem<br />
die Möglichkeit zur Entwicklung<br />
von therapeutischen Impfstoffen<br />
gegen Krebserkrankungen.<br />
Der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Venture Fund<br />
51
# 03<br />
GESUNDHEIT<br />
FÜR BESSERE LEBENSQUALITÄT<br />
Dies ist Herzstück und Lebensader unseres unternehmerischen Handelns:<br />
Wir möchten mit unserem diversifizierten und breiten Portfolio an innovativen<br />
Medikamenten für Menschen und Tiere nachhaltig erfolgreich sein.<br />
Siehe auch<br />
unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />
[ verschreibungspflichtige medikamente ]<br />
55 EIN THERAPEUTISCHER DURCHBRUCH<br />
58 NEUE THERAPIEMÖGLICHKEIT BEI TYP-2-DIABETES<br />
62 THERAPIEN FÜR COPD VERÄNDERN<br />
[ selbstmedikation ]<br />
64 DIE SICHTWEISE DES VERBRAUCHERS VERSTEHEN<br />
[ biopharmazeutika und biosimilars ]<br />
69 WIR VERBINDEN WISSEN UND INNOVATION<br />
[ tiergesundheit ]<br />
73 PRÄVENTION ERNST NEHMEN<br />
76 AUCH PFERDE WERDEN ALT<br />
52<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
unsere geschäfte<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
Gesundheit für bessere Lebensqualität 53
#3.1<br />
BESSERE BEHANDLUNGSMETHODEN<br />
FÜR MENSCHEN<br />
Wer erfolgreich neue und innovative Medikamente entwickeln will, muss sich<br />
regelmäßig fragen, welche Therapien die medizinischen Bedürfnisse von morgen<br />
befriedigen. Wir passen uns ständig an die sich wandelnden Bedürfnisse der<br />
Patienten, der Ärzte und der Entscheider der Gesundheitssysteme an.<br />
Siehe auch<br />
unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />
54<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
unsere geschäfte<br />
EIN THERAPEUTISCHER<br />
DURCHBRUCH<br />
Die Zulassung von pradaxa® markiert einen wichtigen Meilenstein in<br />
unserer Forschung und Entwicklung und im Bestre ben, den nach wie<br />
vor nicht gedeckten medizinischen Bedarf bei der Prävention und<br />
Behandlung akuter wie chronischer thrombo embolischer Erkrankungen<br />
zu befriedigen.<br />
pradaxa® (Dabigatranetexilat) ist die<br />
erste neuartige Antikoagulationstherapie<br />
seit 50 Jahren und stellt einen therapeutischen<br />
Fortschritt für Patienten in<br />
aller Welt dar. Seit 2008 ist es in über<br />
80 Ländern für die Primärprävention von<br />
venösen thromboembolischen Ereignissen<br />
(Blutgerinnseln) bei Erwachsenen<br />
nach einer elektiven Hüft- oder Kniegelenksersatzoperation<br />
zugelassen. Darüber<br />
hinaus ist pradaxa® seit 2010 in<br />
über 60 Ländern zur Schlaganfallprävention<br />
bei Patienten mit Vorhoffl immern<br />
(stroke prevention in atrial fi brillation/SPAF)<br />
zugelassen.<br />
Bahnbrechende Therapie<br />
pradaxa® bietet eine neue Behandlungsmöglichkeit<br />
zur Prävention von<br />
thromboembolischen Erkrankungen,<br />
einer der Hauptursachen für Morbidität<br />
und Mortalität weltweit. Diese neue<br />
Generation oraler Gerinnungshemmer,<br />
die als direkte Thrombinhemmer (DTI)<br />
bekannt sind, erzielt eine nachhaltige<br />
antithrombotische Wirkung, indem sie<br />
die Aktivität von Thrombin (sowohl<br />
frei als auch in Form von Gerinnseln)<br />
blockiert, dem zentralen Enzym, das<br />
für die Thrombusbildung verantwortlich<br />
ist.<br />
Thromboembolische Krankheiten entstehen,<br />
wenn ein Blutgefäß <strong>durch</strong> ein<br />
Blutgerinnsel (Embolus) verschlossen<br />
wird, das von dem Ort seiner Entstehung<br />
in die Blutbahn gelangt ist. Thromboembolische<br />
Krankheiten umfassen sowohl<br />
venöse Thromboembolie (VTE) als auch<br />
arterielle Thromboembolie. Arterielle<br />
Embolie ist eine nicht seltene Komplikation<br />
bei Patienten mit Vorhof fl immern<br />
(Atrial fi brillation/AF), die zu Schlaganfall<br />
oder systemischer Embolie führen<br />
kann. Vorhoffl immern ist die häufi gste<br />
Art von Herzrhythmusstörung, die einer<br />
von vier Erwachsenen über 40 Jahre im<br />
Laufe seines Lebens ent wickelt.<br />
Schlaganfall-Risiko reduzieren<br />
Vorhofflimmern erhöht das Schlaganfallrisiko<br />
um das bis zu Fünffache.<br />
Studien haben gezeigt, dass 4.500 von<br />
jeweils 100.000 Patienten mit Vorhoffl<br />
immern jedes Jahr einen Schlaganfall<br />
erleiden können, wenn sie keine Antikoagulationstherapie<br />
erhalten. Diese<br />
Schlaganfälle sind häufi g schwer und<br />
führen zu Behinderungen. Etwa die<br />
Hälfte der Betroffenen stirbt innerhalb<br />
eines Jahres. Die Reduzierung dieses Risikos<br />
ist daher das Hauptziel der Antikoagulation<br />
bei Vorhoffl immern.<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
3-D-Struktur-Dabigatranmolekül<br />
gebunden mit Thrombin („Ball<br />
and Stick“-Modell)<br />
Zulassungsstudie RE-LY®<br />
Die Zulassungsstudie RE-LY® wurde<br />
im PROBE-Design (prospektive, randomisierte,<br />
offene Studie mit verblindeter<br />
Endpunktauswertung) <strong>durch</strong>geführt.<br />
Sie zeigte, dass im Vergleich mit der<br />
bisherigen Standardtherapie, dem Vitamin-K-<br />
Antagonisten Warfarin, bei<br />
pradaxa® 150 mg (zweimal täglich) das<br />
Risiko für Schlaganfälle und systemische<br />
Embolien um 35 % geringer war. Das<br />
Auftreten von schwerwiegenden Blutungen<br />
war vergleichbar mit dem im Warfarin-Studienarm.<br />
Bei pradaxa® 110 mg<br />
Ein therapeutischer Durchbruch<br />
55
1<br />
VON EINEM THROMBUS IM HERZVORHOF ZU<br />
EINEM SCHLAGANFALL BEI VORHOFFLIMMERN<br />
1 Makroskopisches Bild eines Thrombus im linken Herzvorhof<br />
als Folge von Vorhoffl immern<br />
2 Mikroskopisches Bild eines Thrombus. Rote Blutzellen, Plättchen<br />
und Fibrinfäden führen zur Bildung eines Thrombus.<br />
56.000<br />
GLORIA-AF (globale Registerstudie<br />
über die Langzeitanwendung von<br />
antithrombotischen Medikamenten<br />
bei Patienten mit Vorhoffl immern)<br />
ist ein großes, internationales Registerprogramm,<br />
in welches weltweit<br />
in bis zu 2.200 Studienzentren und<br />
50 Ländern 56.000 Patienten aufgenommen<br />
werden sollen.<br />
Quellen Vorhoffl immern und RE-LY® S. 55 und S. 56:<br />
Atrial fi brillation investigators. Ann Intern Med 1994;<br />
154:1449-1457.<br />
Pradaxa®, Summary of Product Characteristics, 2011.<br />
Europe.<br />
Di Nisio M, et al. Direct Thrombin Inhibitors. N Engl J<br />
Med 2005; 353:1028-40.<br />
Connolly SJ, et al. Dabigatran versus Warfarin in Patients<br />
with Atrial Fibrillation. N Engl J Med 2009;<br />
361:1139-51.<br />
Connolly SJ, Ezekowitz MD, Yusuf S, Reilly PA, Wallentin<br />
L: Newly identifi ed events in the RE-LY® trial. N<br />
Engl J Med 2010; 363(19): 1875-1876.<br />
FDA Advisory Committee Briefi ng Document, September<br />
2010, http://www.fda.gov/downloads/Advisory-<br />
Committees/CommitteesMeetingMaterials/Drugs/<br />
CardiovascularandRenalDrugsAdvisory Committee/<br />
UCM226009.pdf<br />
56<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
(zweimal täglich), für bestimmte Patienten<br />
indiziert, wurde eine ähnliche Verringerung<br />
des Risikos für Schlaganfälle<br />
und systemische Embolien im Vergleich<br />
zu Warfarin erzielt. Gleichzeitig traten<br />
weniger schwerwiegende und tödliche<br />
Blutungen auf.<br />
Geringere Belastung für Patienten<br />
Ohne Überwachung der International<br />
Normalised Ratio (der INR-Wert beschreibt<br />
die Gerinnungsfähigkeit des<br />
Blutes), mit weniger Wechselwirkungen<br />
mit anderen Medikamenten und keiner<br />
Einschränkung im Hinblick auf Nahrungsmittel<br />
stellt das Medikament für<br />
Patienten und Angehörige eine geringere<br />
Belastung dar als andere Therapiemöglichkeiten.<br />
Weltweites Registerprogramm<br />
GLORIA-AF (globale Registerstudie<br />
über die Langzeitanwendung von antithrombotischen<br />
Medikamenten bei<br />
Patienten mit Vorhoffl immern) ist ein<br />
großes, internationales Registerprogramm<br />
mit bis zu 2.200 Studienzentren<br />
und 50 Ländern weltweit. Das Ziel ist<br />
die Erfassung schlaganfallgefährdeter<br />
2<br />
Patienten, bei denen kürzlich ein „nicht<br />
valvuläres Vorhoffl immern“ diagnostiziert<br />
wurde. Dabei werden Krankheitsmuster,<br />
prädiktive Faktoren und Ergebnisse<br />
verschiedener Behandlungsschemata<br />
für die Schlaganfallprävention<br />
unter realen Bedingungen untersucht.<br />
Als wichtigstes Ergebnis wird das Programm<br />
unser Wissen über Sicherheit<br />
und Wirksamkeit neuer wie etablierter<br />
antithrombotischer Behandlungen zur<br />
Schlaganfallvorbeugung bei AF-Patienten<br />
vertiefen.<br />
Pharmaökonomische Aspekte<br />
Nach der Zulassung von pradaxa® <strong>durch</strong><br />
die Regulierungsbehörden wurde es von<br />
verschiedenen Kostenerstattungs- und<br />
Health Technology Assessment (HTA)-<br />
Agenturen weltweit überprüft. Diese<br />
sprechen Empfehlungen aus, ob der klinische<br />
Mehrwert, vor allem im Vergleich<br />
mit Vitamin-K-Antagonisten, die zusätzlichen<br />
Kosten aufwiegt. Dies wird<br />
häufi g im Rahmen von Kosten-Wirksamkeits-Analysen<br />
be<strong>werte</strong>t. Aufgrund<br />
der außerordentlichen klinischen Daten<br />
und der Tat sache, dass kein Monitoring<br />
der gerinnungshemmenden Wirkung
3 Die Hirnschlagader an der Basis des Gehirns eines Patienten.<br />
Die mittlere Gehirnschlagader wurde von einem abgeschwemmten<br />
Blutgerinnsel aus dem Vorhof des Herzens verschlossen,<br />
was zu einem schweren Hirninfarkt führte.<br />
4 Infarkt im Gehirn (nach einem Schlag anfall) im okzipitalen<br />
Bereich der linken Hirnhälfte<br />
3 4<br />
notwendig ist, kommen die meisten<br />
Agenturen zu dem Schluss, dass <strong>durch</strong><br />
pradaxa® die Ressourcen im Gesundheitswesen<br />
kosten effektiv genutzt werden.<br />
Unter anderen befürwortet das für<br />
England und Wales zuständige National<br />
Institute for Health and Clinical<br />
Excellence (NICE), dass pradaxa® in<br />
die Kostenerstattung aufgenommen<br />
wird. Aufgrund der momentanen weltweiten<br />
Wirtschaftskrise und fi nanziellen<br />
Zwänge sind Innovationen wie<br />
diese jedoch zunehmend schwer zu fi -<br />
nanzieren, vor allem in Indikationen<br />
1 mission 1 million<br />
unsere geschäfte<br />
„1 Mission 1 Million – Getting to the Heart of<br />
Stroke“ ist die erste Initiative ihrer Art, die<br />
bei der Krankheitsaufklärung einen neuen<br />
Industriemaßstab gesetzt hat. „1 Mission<br />
1 Million“ hat der Öffentlichkeit <strong>durch</strong> einen<br />
Online-Wettbewerb die Möglichkeit gegeben,<br />
zu entscheiden, welche Aufklärungsprojekte<br />
einen Betrag von einer Million Euro zur Prävention<br />
von AF-bezogenen Schlaganfällen<br />
erhalten sollen.<br />
Bei dieser weltweiten Initia tive, die von mehr<br />
als 45 externen Organisationen unterstützt<br />
wurde, wurden 184 Projekte aus 36 Ländern<br />
mit einer großen Anzahl an Patienten,<br />
die von der Behandlung profi tieren<br />
würden. Positive Entscheidungen zu<br />
Kostenerstattungen werden daher in einigen<br />
Ländern nicht so schnell wie erwartet<br />
und wünschenswert getroffen,<br />
was den Zugang der Patienten zu dem<br />
Produkt entsprechend verlangsamt hat.<br />
Wir arbeiten deshalb aktiv mit den<br />
wichtigsten Entscheidungsträgern an<br />
Lösungen, die den Patienten trotz der<br />
aktuellen Budgetzwänge in den Gesundheitssystemen<br />
einen Zugang zu<br />
pradaxa® ermöglichen.<br />
eingereicht – von Einzelpersonen, Patienten-<br />
und Berufsgruppen sowie Gesundheitseinrichtungen.<br />
Weltweite und landesweite Aufklärungskampagnen<br />
hatten zur Folge, dass<br />
mehr als zwei Millionen Stimmen für die<br />
Projekte abgegeben wurden. Die Projekte<br />
werden unter www.heartofstroke.com in<br />
zehn Sprachen vorgestellt.<br />
Weltweit werden nun 32 Projekte zur Prävention<br />
von AF-bedingten Schlaganfällen <strong>durch</strong>geführt,<br />
um über diese Krankheit aufzuklären.<br />
www.heartofstroke.com<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
„Das neue Medikament ist einfach<br />
in der Anwendung und bedeutet<br />
für mich eine Verbesserung der<br />
Lebensqualität.“<br />
michael firth<br />
patient mit vorhofflimmern<br />
PRADAXA®, PRADAX®, PRAZAXA®<br />
gehört zu einer neuen Generation<br />
von oralen Antikoagulantien/direkten<br />
Thrombinhemmern (DTIs), die<br />
einen großen ungedeckten therapeutischen<br />
Bedarf hinsichtlich der<br />
Prävention und Behandlung von<br />
akuten und chronischen thromboembolischen<br />
Erkrankungen befriedigen<br />
sollen.<br />
Es ist zugelassen zur Vorbeugung<br />
von Schlaganfällen bei Patienten mit<br />
Vorhoffl immern. Das Medikament ist<br />
ebenfalls zugelassen zur Prävention<br />
von Thromboembolien bei Patien ten<br />
nach Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen.<br />
Ein therapeutischer Durchbruch 57
1<br />
NEUE THERAPIEMÖGLICHKEIT<br />
BEI TYP-2-DIABETES<br />
Diabetes ist eine pandemische Erkrankung der modernen Zeit, von<br />
der weltweit ungefähr 366 Millionen Menschen betroffen sind.<br />
trajenta®, unser innovatives Medikament gegen Typ-2-Diabetes, bietet<br />
betroffenen Patienten eine neue Therapieoption.<br />
366 Mio.<br />
Menschen weltweit leiden an<br />
Diabetes. Die häufi gste Form, der<br />
Typ-2-Diabetes, macht in den<br />
entwickelten Ländern bis zu 95 %<br />
aller Fälle aus.<br />
58<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
trajenta® (Linagliptin) ist ein Medikament<br />
in nur einer Dosisstärke zur Behandlung<br />
des Typ-2-Diabetes, das bei<br />
älteren Patienten oder auch bei Patienten<br />
mit dem Risiko einer abnehmenden<br />
Nierenfunktion keine Dosis anpassung<br />
oder zusätzliches Monitoring erfordert.<br />
Klinische Studien mit trajenta® haben<br />
eine signifi kante, dauerhafte und zuverlässige<br />
Blutzuckerreduktion nachgewiesen.<br />
trajenta® wurde gut vertragen und<br />
weist eine Gesamtrate unerwünschter Ereignisse<br />
auf, die mit der eines Placebos<br />
vergleichbar ist, das zu keiner Gewichtszunahme<br />
oder Hypoglykämie (niedriger<br />
Blutzuckerspiegel) führt.<br />
2<br />
1 Mikrovaskuläre Komplikationen des Diabetes:<br />
Nephropathie (Nierenerkrankung). Glomeruli<br />
eines 85-jährigen Patienten<br />
2 Pankreas: Langerhans’sche Inseln (gelb) eines<br />
männlichen Diabetes-Patienten<br />
Typ-2-Diabetes<br />
Diabetes, eine chronisch fortschreitende<br />
Erkrankung, tritt dann auf, wenn der<br />
Körper das Hormon Insulin entweder<br />
nicht ausreichend produziert oder nicht<br />
genügend nutzt. Die häufi gste Form, der<br />
Typ-2-Diabetes, macht in den entwickelten<br />
Ländern bis zu 95 % aller Fälle<br />
aus. Er ist <strong>durch</strong> eine erhöhte Insulinresistenz<br />
und eine beeinträchtigte Funktion<br />
der Beta-Zellen gekennzeichnet, was<br />
zu einer unzureichenden Insulinsekretion<br />
führt.<br />
Bei Nichtbehandlung kann dies zu<br />
schwerwiegenden medizinischen Komplikationen<br />
führen, besonders dort, wo<br />
Nerven und Blutgefäße eine entscheidende<br />
Rolle spielen. Patienten mit einer<br />
zu hohen Blutzuckerkonzentration (Hyperglykämie)<br />
haben ein größeres Risiko,<br />
Langzeitkomplikationen zu entwickeln:<br />
• Abnehmende Nierenfunktion, die zu<br />
Nierenversagen führt<br />
• Sehbehinderungen und Erblindung<br />
• Nervenschädigung, die zum Empfi ndungsverlust<br />
(Neuropathie) führt<br />
• Erhöhtes Risiko für Schlaganfall und<br />
Herzinfarkt
diabetische<br />
retinopathie<br />
unsere geschäfte<br />
KOMPLIKATIONEN UND KONSEQUENZEN VON DIABETES<br />
abnehmende<br />
nierenfunktion<br />
Behandlung<br />
Eine gute Diabetes-Kontrolle bedeutet<br />
nicht nur, den Blutzuckerspiegel zu senken,<br />
sondern auch, ihn so weit wie möglich<br />
auf normalem Niveau zu halten.<br />
Bisweilen kann dies <strong>durch</strong> eine Kombination<br />
aus richtiger Ernährung und körperlicher<br />
Betätigung erzielt werden. In<br />
den meisten Fällen benötigen Menschen<br />
mit Diabetes jedoch Medikamente, um<br />
eine langfristige Glucosekontrolle zu erreichen.<br />
Häufi g jedoch werden mit traditionellen<br />
Behandlungen die Glucose-Ziel<strong>werte</strong><br />
bei Patienten mit Typ-2-Diabetes nicht<br />
erreicht. Oft sind die Behandlungen mit<br />
unerwünschten Nebenwirkungen verbunden,<br />
z. B. erhöhtem Risiko für Hypoglykämie,<br />
Gewichtszunahme, erhöhtem<br />
kardiovaskulären Risiko und gastrointestinalen<br />
Nebenwirkungen, etwa Erbrechen<br />
und Bauchschmerzen.<br />
Die Nieren bei Typ-2-Diabetes<br />
Bei vielen Patienten mit Typ-2-Diabetes<br />
besteht das Risiko einer abnehmenden<br />
Nierenfunktion, die wiederum ein größeres<br />
Risiko für Krankheit und diabetesbedingten<br />
Tod in sich birgt. Einige aktu-<br />
diabetische neuro-<br />
pathie/fußwunden und<br />
geschwüre<br />
erblindungen nierenversagen amputationen herzinfarkte hirninfarkte<br />
ell erhältliche Medikamente werden<br />
vorwiegend über die Nieren ausgeschieden<br />
und sind daher für diese Patienten<br />
möglicherweise nicht geeignet.<br />
Eine moderne Diabetesbehandlung<br />
trajenta® ist ein orales Antidiabetikum,<br />
das zur Klasse der Dipeptidylpeptidase-4<br />
(DPP-4)-Hemmer gehört. Diese moderne<br />
Medikation wird in der Behandlung<br />
von Typ-2-Diabetes eingesetzt, um den<br />
Blutzuckerspiegel vor und nach dem Essen<br />
wirksam zu reduzieren.<br />
Anders als andere DPP-4-Hemmer wird<br />
trajenta® vorwiegend unverändert<br />
über Galle und Darm ausgeschieden –<br />
was bedeutet, dass bei Patienten mit abnehmender<br />
Nieren- oder Leberfunktion<br />
keine Dosisanpassung erforderlich ist.<br />
trajenta® senkt den Blutzucker auf glucoseabhängige<br />
Weise <strong>durch</strong> Erhöhung<br />
der Inkretinspiegel, wo<strong>durch</strong> wiederum<br />
nach den Mahlzeiten und während des<br />
ganzen Tages die Insulinspiegel erhöht<br />
und die Glucagonspiegel gesenkt werden.<br />
Es kann als Einzeltherapie oder in<br />
Kombination mit anderen häufi g<br />
verordneten Medikamenten gegen Typ-<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
kardiovaskuläres<br />
risiko<br />
schlaganfallrisiko<br />
TRAJENTA®, TRADJENTA®,<br />
TRAZENTA®, TRAYENTA®<br />
ist für die Behandlung von Typ-2-<br />
Diabetes mellitus bei erwachsenen<br />
Patienten zur Verbesserung der<br />
Blutzuckerkontrolle zugelassen (als<br />
Monotherapie oder als Kombinationstherapie).<br />
Der Wirkstoff wird zum großen Teil<br />
unverändert über Galle und Darm<br />
ausgeschieden. Es ist auch bei Patienten<br />
mit eingeschränkter Nieren-<br />
oder Leberfunktion keine Dosisanpassung<br />
erforderlich.<br />
Neue Therapiemöglichkeit bei Typ-2-Diabetes<br />
59
RISIKOFAKTOREN FÜR DIE ENTWICKLUNG<br />
EINES TYP-2-DIABETES<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly<br />
and Company möchten die Behandlung<br />
von Diabetes-Patienten<br />
verbessern und haben aus diesem<br />
Grund eine Allianz im Bereich<br />
Diabetes geschlossen. Mit vereinter<br />
Kraft möchten wir pharmakologische<br />
Lösungskonzepte anbieten,<br />
die Ärzte bei der Auswahl der<br />
bestmöglichen Behandlung für<br />
ihre Patienten unterstützen.<br />
60<br />
alter körperliche<br />
untätigkeit<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
fettleibigkeit diabetes während<br />
der schwangerschaft<br />
2-Diabetes angewendet werden – Metformin,<br />
Sulfonylharnstoff oder Pioglitazon<br />
– und zeigt mittlere Abnahmen<br />
der Hämoglobin-A1C- (HbA1C oder<br />
A1C)-Spiegel von bis zu 0,7 % im Vergleich<br />
zum Placebo.<br />
Anfang des Jahres 2012 hat die USamerikanische<br />
Food and Drug Administration<br />
(FDA) die Marktzulassung<br />
für jentadueto (Linagliptin/Metformin<br />
HCl) erteilt. Es ist die erste Tablette,<br />
in welcher der Dipeptidylpeptidase-4<br />
(DPP-4)-Hemmer Lina gliptin mit<br />
Metformin kombiniert wird. Als Einzeldosis<br />
zweimal täglich eingenommen,<br />
wird jentadueto in Kombination mit<br />
richtiger Ernährung und körperlicher<br />
Betätigung zur glykämischen Kontrolle<br />
bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes<br />
angewendet, wenn eine Behandlung<br />
sowohl mit Linagliptin als auch Metformin<br />
angezeigt ist.<br />
Diabetes-Allianz mit Eli Lilly<br />
Entdeckt von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist<br />
trajenta® das erste Pipeline-Präparat,<br />
das wir zusammen mit unserem Allianz-Partner<br />
Eli Lilly entwickelt und auf<br />
den Markt gebracht haben. Die Zulas-<br />
volkszugehörigkeit familiäre<br />
veranlagung<br />
sung in verschiedenen Märkten stellte<br />
einen wichtigen regulatorischen Meilenstein<br />
für unsere strategische Diabetes-Allianz<br />
dar, die im Januar 2011 bekannt gegeben<br />
wurde.<br />
Die Allianz umfasst unsere beiden Wirkstoffe<br />
gegen Diabetes – den DPP-4-Hemmer<br />
Linagliptin und den SGLT-2-Hemmer<br />
Empaglifl ozin – ebenso wie die<br />
beiden Basal-Insulinanaloga von Eli Lilly<br />
(LY2605541, ein neuartiges Basal-Insulin<br />
analogon, und LY2963016, ein neues<br />
Insulin-Glargin-Produkt).<br />
Klinische Endpunktstudie Carolina®<br />
Das kardiovaskuläre Sicherheitsprofi l<br />
von Linagliptin wird gegenwärtig in der<br />
CAROLINA®-Studie (Kardiovaskuläre<br />
Outcome-Studie von Linagliptin versus<br />
Glimepirid bei Patienten mit Typ-2-Diabetes)<br />
bei 6.000 Patienten untersucht. Sie<br />
ist die erste auf kardiovaskuläre Sicherheit<br />
bezogene Endpunktstudie der DPP-<br />
4-Klasse, bei der ein aktiv wirksames<br />
Vergleichspräparat verwendet wird, und<br />
ist Teil unserer gemeinsamen, langfristig<br />
geltenden Verpfl ichtung, die Wirksamkeit<br />
unserer Therapien zu prüfen.
1<br />
person wird<br />
an diabetes<br />
sterben 1<br />
unsere geschäfte<br />
Alle<br />
10<br />
Sekunden<br />
3<br />
Menschen<br />
entwickeln<br />
diabetes 1<br />
Trajenta® zur Verfügung stellen<br />
Unsere Teams arbeiten unermüdlich daran,<br />
trajenta® weltweit so schnell wie<br />
möglich für Menschen mit Typ-2-Diabetes<br />
zur Verfügung zu stellen: Innerhalb<br />
von drei Monaten erhielt trajenta®<br />
die Zulassung in den USA, Europa und<br />
Japan – eine beeindruckende Leistung,<br />
auf die wir stolz sind.<br />
Das Medikament wird in Ländern rund<br />
um die Welt vertrieben, einschließlich<br />
der USA, einiger EU-Mitgliedstaaten<br />
und Japans. Es steht derzeit nicht für<br />
Patienten in Deutschland zur Verfügung,<br />
und zwar aufgrund der Tatsache,<br />
dass das AMNOG-Verfahren (Gesetz<br />
zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes:<br />
frühe Nutzenbewertung und Erstattungspreisverhandlung)<br />
zu einer unzureichenden<br />
Berücksichtigung der positiven<br />
Merkmale von Linagliptin führte,<br />
sodass dessen therapeutischer Zusatznutzen<br />
nicht ausreichend berücksichtigt<br />
wird.<br />
pharmapolitische rahmenbedingungen in deutschland<br />
Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz<br />
hat 2011 zu einem Paradigmenwechsel in der<br />
Preisbildung für Arzneimittel in Deutschland<br />
geführt. Nach einer Frühbewertung erhalten<br />
Arzneimittel entweder direkt einen Erstattungshöchstbetrag<br />
(Festbetrag) oder der Hersteller<br />
muss den Erstattungsbetrag mit dem<br />
GKV-Spitzenverband verhandeln. Kommt es<br />
zu keiner Einigung, entscheidet eine Schiedsstelle.<br />
Der Erstattungsbetrag gilt spätestens<br />
nach 13 Monaten für GKV und PKV.<br />
Für Hersteller besteht keine Möglichkeit, einen<br />
anderen Preis zu verlangen. Preisabschläge in<br />
Deutschland können so zu einer Preiserosion<br />
in anderen Ländern führen, die im Rahmen<br />
ihrer Preisbildung auf Deutschland referenzieren.<br />
Damit besteht das Risiko, dass Arzneimittel<br />
vom Markt genommen oder erst gar<br />
nicht in Deutschland eingeführt werden. Ungeklärt<br />
ist nach wie vor die Frage, welcher Preis<br />
auf Basis der Bewertung angemessen ist und<br />
wie die Ausgaben in Forschung und Entwicklung<br />
refi nanziert werden sollen.<br />
In Anbetracht der hohen Unsicherheiten erscheint<br />
die freie Preisbildung im ersten Jahr<br />
in einem anderen Licht: Die neue Preisbildung<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
WELT-DIABETES-TAG AM 14. NOVEMBER 2011<br />
Unser Beitrag war ein von Mitarbeitern organisierter „Run for<br />
diabetes“. Mehr als 700 unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
spurteten über die Ziellinie des 3 km langen Benefi zlaufes.<br />
Diese Leistung wurde in einen Scheck über 15.000 Euro<br />
umgewandelt, der dem „Life for a Child“-Programm zugutekommt,<br />
ein innovatives und nachhaltiges Projekt zur Unterstützung<br />
von Kindern mit Diabetes in der Dritten Welt.<br />
kann je nach konkreter Anwendung eine erhebliche<br />
Bedrohung für die Versorgung mit<br />
innovativen Arzneimitteln sowie für Forschung,<br />
Entwicklung und Beschäftigung in<br />
Deutschland bedeuten.<br />
Dies hat dazu geführt, dass <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly trajenta® in Deutschland<br />
nicht vermarkten, solange die Bewertung<br />
und Preisfestlegung nicht abgeschlossen<br />
sind. Ein Novum in Deutschland: Ein<br />
Medikament, das auf Basis seiner guten und<br />
umfassenden Studienergebnisse die Prüfungen<br />
der europäischen Zulassungsbehörde<br />
ohne Weiteres bestanden hat, wird nicht vermarktet.<br />
In Deutschland – eines der Länder,<br />
in denen neue Medikamente bisher meist<br />
sehr schnell zur Verfügung standen – müssen<br />
Ärzte und Patienten bislang noch auf die<br />
neue Therapieoption warten. Der Grund:<br />
Während sich andere Länder bei der Nutzenbewertung<br />
und der Festlegung des Preises<br />
für trajenta® an Medikamenten aus derselben<br />
Substanzgruppe orientieren, soll in<br />
Deutschland die Substanz mit Generika verglichen<br />
werden, die im Therapieschema an<br />
anderer Stelle stehen oder andere Patientengruppen<br />
betreffen.<br />
Neue Therapiemöglichkeit bei Typ-2-Diabetes<br />
61
1 2<br />
THERAPIEN FÜR COPD VERÄNDERN<br />
spiriva® hat die Behandlung von COPD-Patienten in den letzten<br />
zehn Jahren seiner Verfügbarkeit transformiert. Das volle Potenzial<br />
von Tiotropium – der Wirkstoff von spiriva® – wird jetzt bei der<br />
Behandlung von Asthma sowie in Kombination mit Olodaterol, einem<br />
neuartigen Bronchdilatator, bei Patienten mit COPD untersucht.<br />
SPIRIVA®– DIE ERFOLGS-<br />
GESCHICHTE GEHT WEITER<br />
spiriva® wurde 2002 zuerst in den<br />
Niederlanden auf den Markt gebracht<br />
und ist heute in 110 Ländern<br />
weltweit erhältlich. Inzwischen<br />
existiert eine über zehnjährige,<br />
25 Millionen Patientenjahre umfassende<br />
Anwendungserfahrung<br />
damit.<br />
spiriva® ist das erste und einzige<br />
lang wirksame Anticholinergikum<br />
für die COPD-Erhaltungstherapie<br />
und ist in verschiedenen Märkten<br />
im respimat® Soft Inhaler und im<br />
HandiHaler® erhältlich. spiriva®<br />
bietet eine deutliche klinische Verbesserung<br />
der Lungenfunktion, reduziert<br />
das Risiko der COPD-Exazerbationen<br />
und trägt zu einer besseren<br />
Lebensqualität des Patienten bei.<br />
62<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
COPD – eine der fünf häufi gsten<br />
Todesursachen weltweit<br />
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />
leiden 65 Millionen Patienten weltweit<br />
an chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung<br />
(COPD). Trotz dieser Erkenntnis<br />
und der Tatsache, dass COPD eine<br />
der häufi gsten Todesursachen darstellt,<br />
ist das Bewusstsein für diese Erkrankung<br />
und die Diagnoserate immer noch<br />
sehr niedrig. Eine erhebliche Anzahl<br />
Patienten, die an COPD-Symptomen<br />
leiden, werden entweder gar nicht oder<br />
nur unzureichend behandelt. Die direkten<br />
und indirekten Kosten für die Gesellschaft<br />
werden auf 50 Milliarden Euro<br />
pro Jahr geschätzt. Weltweit werden für<br />
Medikamente gegen COPD insgesamt<br />
9,33 Milliarden Euro aufgewendet.<br />
1 Lungengewebe mit Alveolen<br />
2 Bildmotiv der spiriva®-Kampagne „Life Can’t Wait“<br />
EmPower COPD-Aufklärungsprogramm<br />
Neben der Bereitstellung von spiriva®<br />
haben wir auch spezifi sche medizinische<br />
Programme zur Verbesserung der Aufklärung<br />
über COPD und der COPD-<br />
Diagnoserate aufgelegt. Das EmPower-<br />
Programm war eines der größten<br />
Aufklärungsprogramme, das einzig der<br />
Verbesserung der Diagnose- und Behandlungsstandards<br />
diente. Mehr als<br />
35.000 Ärzte und medizinisches Personal<br />
in 25 Ländern wurden bislang geschult<br />
und über COPD aufgeklärt.<br />
Trotz des Erfolgs von spiriva® in den<br />
vergangenen Jahren leiden immer noch<br />
eine große Anzahl von COPD-Patienten<br />
an den Symptomen und bedürfen einer<br />
dauerhaften Therapie.<br />
Die Behandlung mit spiriva® bietet<br />
einen klinisch bedeutsamen Nutzen für<br />
Patienten mit COPD. Eine der therapeutischen<br />
Wirkungen des Medikaments ist<br />
die signifi kante Reduktion der Exazerbationen<br />
der COPD – der plötzlichen<br />
Verschlimmerung der Symptome, die<br />
zur Einweisung ins Krankenhaus und<br />
sogar zum Tode führen kann.<br />
START SPIRIVA ®<br />
when COPD symptoms<br />
impact everyday life
3<br />
unsere geschäfte<br />
Eckpfeiler unseres zukünftigen respiratorischen<br />
Portfolios<br />
Auch zukünftig erkunden wir neue<br />
Wege zum Nutzen von Tiotropium für<br />
Patienten mit respiratorischen Erkrankungen.<br />
Auf Basis des pharmakologischen<br />
Profi ls und klinisch belegten Nutzens<br />
von Tiotropium bei COPD führen<br />
wir die folgenden Programme <strong>durch</strong>, die<br />
sich alle in der Phase III der klinischen<br />
Entwicklung befi nden:<br />
• Tiotropium bei Asthma<br />
• Tiotropium bei zystischer Fibrose<br />
• Tiotropium + Olodaterol bei COPD<br />
Tiotropium Respimat® bei Asthma<br />
Der Wirkstoff Tiotropium in den Asthma-Entwicklungsprogrammen<br />
wird<br />
über den respimat® Soft Inha ler verabreicht.<br />
Die erste Reihe klinischer Phase-<br />
III-Studien zur Untersuchung der Wirksamkeit<br />
und Sicherheit von Tiotropium<br />
bei Gabe mit dem respimat® Soft Inhaler<br />
bei Patienten mit schwerem Asthma<br />
wird derzeit be<strong>werte</strong>t und die Ergebnisse<br />
werden in Kürze veröffentlicht.<br />
Das vollständige Entwicklungsprogramm<br />
sieht die Aufnahme weiterer<br />
3 spiriva® ist für die Erhaltungstherapie<br />
bei Patienten mit COPD zugelassen.<br />
4 Produktionsstätte für den respimat®<br />
Soft Inhaler: <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
microParts in Dortmund<br />
Studien mit Patienten vor, die an mittelschwerem<br />
Asthma leiden, sowie die Aufnahme<br />
eines vollständigen Entwicklungsprogramms<br />
mit pädiatrischen<br />
Patienten.<br />
Tiotropium + Olodaterol Respimat® bei<br />
COPD<br />
Wir haben beschlossen, die einmal täglich<br />
verabreichte Fixdosiskombination<br />
von Tiotro pium plus Olodaterol in das<br />
Phase-III-Studienprogramm TOviTO®<br />
aufzunehmen. Untersucht wird diese<br />
Kombination zur Behandlung von<br />
COPD.<br />
Das TOviTO®-Programm umfasst<br />
verschiedene Studien, die über eine<br />
optimale Bronchodilatation hinaus<br />
wichtige Daten für eine bessere Lebensqualität<br />
von Patienten liefern werden.<br />
Die ersten beiden Studien sind die<br />
TOnado®-1- und die TOnado®-2-Studie<br />
zur Untersuchung der Sicherheit und<br />
Wirksamkeit einer festen Kombination<br />
zur Behandlung von Patienten mit COPD.<br />
In mehr als 500 Studienzentren in<br />
40 Ländern nehmen 5.000 Pa tienten<br />
daran teil.<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
4<br />
5.000 Patienten in mehr als 500<br />
Studienzentren in 40 Ländern nehmen<br />
an den ersten beiden Studien<br />
des TOviTO®-Programms teil.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird auch in<br />
Zukunft sein Know-how einsetzen,<br />
um Produkte zu erforschen,<br />
zu entwickeln und zu vermarkten,<br />
die im Bereich respiratorischer Erkrankungen<br />
große therapeutische<br />
Lücken schließen.<br />
Wir danken unseren Partnern und<br />
den Patienten, die an unseren klinischen<br />
Studien im Bereich Asthma,<br />
COPD und zystischer Fibrose<br />
teilgenommen haben.<br />
Therapien für COPD verändern<br />
63
„Verbraucher sind heute informierter als jemals zuvor. Sie<br />
wünschen sich spezifi sche Lösungen. Indem wir alle unsere<br />
Entwicklungen auf dem Wissen über den Verbraucher aufbauen,<br />
bieten wir ihnen ein nachhaltig relevantes Produktsortiment.“<br />
anke schick,<br />
consumer insight manager<br />
boehringer ingelheim selbstmedikation, deutschland<br />
DIE SICHTWEISE DES<br />
VERBRAUCHERS VERSTEHEN<br />
Indem wir Verbrauchern zuhören, lernen wir, wie wir unsere Marken<br />
weiterentwickeln können. Was auch immer wir entwickeln, gründet sich<br />
auf Erkenntnisse unseres Wissens über den Verbraucher.<br />
64<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Trends sind Indikatoren für veränderte<br />
Bedürfnisse unserer Verbraucher. Veränderungen<br />
können komplex und sogar<br />
umwälzend sein; hier liefern uns<br />
Trends eine Struktur, um komplexe Veränderungen<br />
zu verstehen. Sie liefern<br />
Erklärungen und Antworten zu Marktentwicklungen<br />
und lassen uns verstehen,<br />
warum bestimmte Produkte für<br />
den Verbraucher an Bedeutung gewinnen.<br />
Andererseits fungieren Verbrauchertrends<br />
auch als Antrieb für neue<br />
Ideen und Vorschläge.<br />
Trends sind ein guter Indikator, um die<br />
Langzeitbedürfnisse der Verbraucher<br />
besser zu verstehen. Eine der strategischen<br />
Säulen unseres Selbstmedikationsgeschäftes<br />
ist herausragende Leistung<br />
bei der Entwicklung von nachhaltigen<br />
DULCOLAX®<br />
die marke zur behandlung der<br />
akuten verstopfung<br />
und relevanten Lösungen für den Verbraucher.<br />
Unsere Vision – der Aufbau<br />
starker globaler Marken – spiegelt unseren<br />
Ehrgeiz wider, branchenweit eine<br />
führende Rolle zu spielen.<br />
Inspiration für effektive Information<br />
Den Verbrauchern zuzuhören ist unser<br />
Leitprinzip, mit dem wir für die Menschen<br />
die richtigen Gesundheitslösungen<br />
entwickeln. Ein Teil unseres Wissens<br />
besteht darin, Verbrauchertrends<br />
als leistungsstarken Hebel zu nutzen,<br />
um die Verbraucher in ihrer Lebensweise<br />
besser zu verstehen und sie mit wichtigen<br />
Informationen zu versorgen.<br />
Trends helfen uns, wenn es darum<br />
geht, neue Möglichkeiten in Betracht zu<br />
ziehen. Wir können sie für unsere Produkte<br />
über verschiedene Maßnahmen<br />
hinweg einsetzen – zur Sensibilisierung<br />
für bestimmte Krankheitsbilder sowie<br />
für Produktinnovationen und Informationskampagnen.<br />
The Futures Company hat Trends auf<br />
der Grundlage von Forschungsergebnissen<br />
analysiert und strukturiert. Im<br />
Folgenden sind einige Beispiele dafür,
A COLONOSCOPY CAN BE A<br />
LIFESAVER<br />
I DID I T<br />
FOR MY<br />
GRANDCHILD<br />
1<br />
I did it for<br />
my wife<br />
unsere geschäfte<br />
T lk d<br />
wie Verbrauchertrends in unsere Produktaktivitäten<br />
eingefl ossen sind.<br />
Dulcolax® und die Colon Cancer Alliance<br />
Unser Team für dulcolax® (Marke zur<br />
Behandlung der akuten Verstopfung)<br />
arbeitet in den USA mit der Colon Cancer<br />
Alliance (CCA) zusammen. In den<br />
USA fi ndet Darmkrebs nur geringe öffentliche<br />
Aufmerksamkeit, obwohl er<br />
die führende Ursache krebsbedingter<br />
Todesfälle darstellt und ein Auftreten<br />
bei Früherkennung in bis zu 90 % der<br />
Fälle verhindert werden kann.<br />
Unter dem Motto „Eine Darmspiegelung<br />
kann lebensrettend sein“ wurde<br />
eine Aufklärungskampagne für unterschiedliche<br />
Medien entwickelt, um die<br />
Öffentlichkeit für die Krankheit und die<br />
Notwendigkeit von Screeninguntersuchungen<br />
zu sensibilisieren. Die Kampagne<br />
stärkte das Bewusstsein für das<br />
Thema Darmkrebs und Darmspiegelung<br />
erheblich und auch die Marke<br />
dulcolax® profi tierte von der Partnerschaft.<br />
Diese Kampagne ist ein gutes<br />
Beispiel für den Trend, mit der eigenen<br />
Gesundheit und dem Wohlbefi nden<br />
verantwortlicher umzugehen. Die Ver-<br />
I did it for<br />
my friends<br />
I did it for<br />
my brother<br />
braucher haben den Eindruck, dass heute<br />
mehr Gesundheitsrisiken bestehen<br />
als jemals zuvor, und fühlen sich für<br />
den Umgang mit ihrer Gesundheit zunehmend<br />
selbst verantwortlich. Dabei<br />
möchten wir sie unterstützen.<br />
Dank des leichteren Zugangs zu Informationen<br />
und besseren Diagnosemöglichkeiten<br />
können Verbraucher die geeignetsten<br />
Lösungen oft selbst fi nden. Die<br />
Kampagne „Ich tat es für meine(n) …“<br />
basiert auf der Erkenntnis, dass die<br />
Verbraucher ihre Gesundheit auch zuliebe<br />
ihrer Familie oder ihrer Freunde<br />
erhalten möchten, wo<strong>durch</strong> das Tabuthema<br />
Darmspiegelung leichter anzusprechen<br />
ist.<br />
Inspiration – neue Produktmerkmale<br />
buscopan®, unsere Marke gegen Bauchschmerzen,<br />
kam mit einer wichtigen<br />
Innovation auf den italienischen Markt<br />
für Medikamente gegen Sodbrennen.<br />
Das Einzigartige an dem neuen buscopan®<br />
antiacido ist, dass die Wirkung<br />
über zwölf Stunden anhält.<br />
Die zweifache Wirkung von buscopan®<br />
antiacido sowie die Tatsache, dass es<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
2<br />
1 & 2 Die „Lebensrettungsanzeige“<br />
der dulcolax®-Colon-Karzinom-<br />
Aufklärungskampagne<br />
EINSATZ GEEHRT<br />
Die Colon Cancer Alliance (CCA)<br />
ehrte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit<br />
dem „Corporate Championship<br />
Award“ für den Einsatz für die<br />
Information und Aufklärung über<br />
Darmkrebs.<br />
Die Sichtweise des Verbrauchers verstehen<br />
65
„Die Dulcolax®-Aufklärungskampagne zum Thema Darmkrebs wurde<br />
in allen Medien platziert, einschließlich in Print- und Online anzeigen<br />
sowie auf Verpackungen. Es wurden mehr als 2 Millionen Packungen<br />
Dulcolax® in Markenallianz mit der Colon Cancer Alliance vertrieben.<br />
Durch Partnerschaften mit landesweiten Einzelhändlern konnten<br />
<strong>durch</strong> Rundschreiben, Ladendisplays und Briefwerbung<br />
weitere 75 Millionen Botschaften zum Thema Darmkrebs<br />
verbreitet werden. Hiermit wurde gewährleistet,<br />
dass das ganze Land die Kampagne sehen konnte.“<br />
gerard fernandes,<br />
international brand manager dulcolax®<br />
boehringer ingelheim, deutschland<br />
FOKUS AUF DEN<br />
VERBRAUCHERN<br />
Menschen mit einem hektischen<br />
Lebensstil, die unter Stress stehen<br />
und wenig Zeit zum Essen<br />
haben, leiden oft an Sodbrennen.<br />
Unsere Informations kampagne<br />
zu buscopan® antiacido konzentriert<br />
sich deshalb auf Orte, an<br />
denen sich der Verbraucher häufi g<br />
aufhält: als Rei sender in Zügen<br />
oder Flugzeugen. Maßgeschneiderte<br />
Werbung spricht diese Zielgruppe<br />
direkt an und weckt ihre<br />
Aufmerksamkeit.<br />
66<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
das erste rezeptfreie Mittel gegen Sodbrennen<br />
mit diesen Eigenschaften ist,<br />
stellt auch für Ärzte ein differenzierendes<br />
Produktmerkmal dar, mit dem es<br />
sich von verwandten Medikamenten<br />
unterscheidet.<br />
Das innovative buscopan® antiacido<br />
baut auf dem Trend „Professionelle Verbraucher“<br />
auf: Immer mehr Verbraucher<br />
werden in ihrem Verhalten anspruchsvoller.<br />
Entscheidend für den<br />
Kauf eines Produkts ist ein eindeutiger<br />
Nutzen oder Unterschied zu Bestehendem.<br />
Darüber hinaus lassen sich Verbraucher<br />
den Wert eines Produkts gerne<br />
von Experten bestätigen, um Fehlentscheidungen<br />
zu vermeiden. Im Fall von<br />
Sodbrennen haben Ärzte eine wichtige<br />
Rolle als Experten und Berater der Verbraucher<br />
und sie erkennen buscopan®<br />
antiacido als relevantes Heilmittel an.<br />
Informationskampagne<br />
Bei pharmaton®, unserem Multivitamin-<br />
präparat, spielte der Verbrauchertrend<br />
„Keeping it real“ bei der Entwicklung<br />
eines neuen TV-Spots eine zentrale<br />
Rolle. Verbraucher vertrauen Dingen,<br />
PHARMATON®<br />
die multivitaminmarke<br />
von boehringer ingelheim<br />
die ehrlich, echt und wahr sind. Sie vertrauen<br />
Produkten, die den Originalrezepturen<br />
und -<strong>werte</strong>n treu bleiben. Sie<br />
wollen wissen, woher die Produkte<br />
stammen und wer sie herstellt.<br />
Dieser Trend führte zu folgendem<br />
Konzept: Unser Produkt pharmaton®<br />
ist in vielen südamerikanischen Märkten,<br />
die von Nachahmerprodukten überschwemmt<br />
werden, das „wirkliche“,<br />
„echte“ Produkt. Dieser Gedanke wurde<br />
in der Beschreibung der Verbraucherbedürfnisse<br />
im Rahmen eines Kommunikationskonzepts<br />
konkretisiert und mit<br />
Leben gefüllt: „Ich führe ein aktives Leben<br />
und ich mag es. Doch der Alltagsstress<br />
und die Müdigkeit hindern mich<br />
möglicherweise daran, diesen aktiven<br />
Lebensstil voll auszukosten. Des halb<br />
brauche ich ein zuverlässiges, wirksames<br />
Produkt, das mich nicht enttäuschen<br />
wird.“ Das Konzept war die Grundlage<br />
für den weltweiten pharmaton®-TV-<br />
Spot „Videogame“, der derzeit in acht<br />
Ländern verwendet wird – ein Beweis<br />
dafür, dass die Bedürfnisse der Verbraucher<br />
und das Wissen über sie („Consumer<br />
Insights“) international sind.
1<br />
unsere geschäfte<br />
Orientierungshilfe bei Husten<br />
Der Trend, dass Verbraucher sich für<br />
ihre Gesundheit zunehmend selbst<br />
verantwortlich fühlen und dabei auf<br />
Infor mationen setzen, führte zu einem<br />
Serviceangebot von silomat®, unserer<br />
Marke in Deutschland für trockenen<br />
Reizhusten. Eine repräsentative Umfrage<br />
zeigte, dass trockener und produktiver<br />
Husten für den Verbraucher sehr<br />
schwer zu unterscheiden sind. Deswegen<br />
verwenden die meisten Verbraucher<br />
keine unterschiedlichen Hustenmittel,<br />
obwohl kundige Betroffene gerade den<br />
trockenen Reizhusten als störende Belästigung<br />
empfi nden.<br />
Um über beide Hustenarten aufzuklären,<br />
bietet das silomat®-Team mit dem<br />
Silometer eine Orientierungshilfe an,<br />
mit der die Erkrankten selbst ihren<br />
Husten besser zuordnen können. Dieser<br />
Hustenerkenner wurde in Zusammenarbeit<br />
mit dem Fraunhofer-Institut für<br />
Digitale Medientechnologie entwickelt.<br />
Ein Anruf bei der gebührenfreien Husten-Hotline<br />
genügt. Nach der Ansage<br />
hustet man in den Hörer und bekommt<br />
gesagt, ob man eher unter einem ver-<br />
schleimten oder einem trockenen Husten<br />
leiden könnte. Der Silometer kann<br />
die Beratung <strong>durch</strong> den Arzt oder Apotheker<br />
nicht ersetzen. Er ist aber für die<br />
erste Einschätzung bei der Hustenklassifi<br />
zierung hilfreich.<br />
Es gibt viele Beispiele dafür, wie Trends<br />
eine fortwährende Inspirationsquelle<br />
darstellen. Größere Trends bleiben eine<br />
bestimmte Zeit lang stabil und wachsen<br />
langsam, sodass sie unserem Selbstmedikationsgeschäft<br />
stets attraktive Anregungen<br />
liefern können.<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
2 3<br />
1 Bildmotiv für den weltweiten pharmaton®-Videospot<br />
2 Bildmotiv aus dem TV-Werbespot für buscopan® antiacido in Italien<br />
3 silomat® gegen Reizhusten<br />
HUSTEN-HOTLINE-SILOMETER<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
Fraunhofer-Institut für Digitale<br />
Medientechnologie in Ilmenau,<br />
Deutschland, entwickelten wir<br />
eine Software in Kombination mit<br />
einer freien Hotline, welche die<br />
Hustenart des Anrufers identifi -<br />
ziert. Dies ist der sogenannte<br />
Silometer. Wenn ein Anrufer in<br />
das Telefon hustet, identifi ziert<br />
der Silometer die Hustenart und<br />
diagnostiziert, ob es sich um einen<br />
Raucherhusten, einen normalen<br />
oder trockenen Husten handelt,<br />
der von einem Arzt behandelt<br />
werden muss. Der Silometer kann<br />
keinen Arzt ersetzen, aber gibt<br />
Patienten eine erste Unterstützung<br />
und Diagnose.<br />
Die Sichtweise des Verbrauchers verstehen<br />
67
# 3.2<br />
BIOPHARMAZEUTIKA UND BIOSIMILARS –<br />
EXPERTISE, TECHNOLOGIE, PROZESS<br />
Das Innovationspotenzial biotechnologischer Produkte ist ein wesentlicher<br />
Treiber des medizinischen Fortschritts. Wir entwickeln, produzieren und<br />
vermarkten seit über 30 Jahren biopharmazeutische Medikamente aus unserer<br />
eigenen Forschung und Entwicklung und fertigen zusätzlich Produkte im Auftrag<br />
anderer Unternehmen.<br />
Siehe auch<br />
unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />
.<br />
68<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
unsere geschäfte<br />
WIR VERBINDEN WISSEN UND<br />
INNOVATION<br />
Mit Expertise und erstklassigen Technologien konzipieren, entwickeln<br />
und produzieren wir biolo gische Arzneimittel und somit auch<br />
Biosimilars in hoher Qualität. Durch Biosimilars erhalten Patienten<br />
einen besseren Zugang zu Biopharmazeutika.<br />
Als forschungsorientiertes Unternehmen<br />
kennen wir die therapeutischen Bedürfnisse<br />
der Patienten und suchen nach<br />
neuen Wegen, um diese zu erfüllen.<br />
Daher haben wir beschlossen, unser Biopharmazeutika-Geschäft<br />
um die Entwicklung<br />
von Biosimilars zu erweitern.<br />
Unser biopharmazeutisches Netzwerk<br />
Seit mehr als 30 Jahren sind wir in der<br />
Entwicklung und Herstellung von Biopharmazeutika<br />
tätig. Heute sind wir<br />
eines der führenden Unternehmen auf<br />
diesem Gebiet und bieten die gesamte<br />
Produktionskette an. Wir verfügen über<br />
Erfahrung in der Prozessentwicklung<br />
und der Analytik. Dieses Wissen nutzen<br />
wir sowohl für unsere eigenen Forschungs-<br />
und Entwicklungs ziele als<br />
auch für unsere Kunden.<br />
Angefangen bei Hochexpressionssystemen<br />
über „Fill und Finish“ bis hin zu<br />
patientenfreundlichen Injektionssystemen<br />
sind alle Elemente in unserem<br />
„One-Stop-Shop“ für Biopharmazeutika<br />
verfügbar. Bislang haben wir 19 rekombinante<br />
biopharmazeutische Produkte<br />
alleine oder mit unseren Kunden erfolgreich<br />
auf verschiedene Märkte gebracht.<br />
Gut gefüllte Forschungs- und<br />
Entwicklungspipeline<br />
Unser biopharmazeutisches Produktions-Netzwerk<br />
umfasst Anlagen in<br />
Wien (Österreich), Biberach (Deutschland)<br />
und seit 2011 auch in Fremont<br />
(USA), wo wir ergänzend zu unseren<br />
bestehenden biopharmazeutischen Anlagen<br />
im Biotechnologie-Cluster der<br />
„Bay Area“ eine weitere Anlage erworben<br />
haben. Eines unserer wichtigsten<br />
Anliegen ist die Entwicklung von NBEs<br />
zur Behand lung von Krankheiten in<br />
unseren therapeutischen Kerngebieten.<br />
Gute Grundlage für erfolgreiche Präparate<br />
Wir profi tieren von unseren Kooperationen<br />
mit forschungsorientierten Unternehmen,<br />
unseren Geschäftspartnern und<br />
führenden akademischen Netzwerken.<br />
Eine Zusammenarbeit mit uns ermöglicht<br />
den Zugang zu hochmodernen<br />
biopharmazeutischen Herstellungsverfahren.<br />
Es wurden spezielle Franchise-<br />
Technologien für Prozesse auf Basis<br />
von Mikroorganismen- und Säugetierzellkulturen<br />
etabliert, die wesentlich<br />
zur Wettbewerbsfähigkeit unseres Biopharmageschäfts<br />
beitragen.<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
19<br />
rekombinante biopharmazeutische<br />
Produkte hat <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> erfolgreich für den<br />
weltweiten Markt produziert.<br />
Wir verbinden Wissen und Innovation<br />
69
1 2<br />
Was sind Biopharmazeutika?<br />
Biopharmazeutika sind biologischer<br />
Natur. Bei ihrem Herstellungsprozess,<br />
der technisch sehr anspruchsvoll ist,<br />
werden lebende, genetisch veränderte<br />
Organismen genutzt (Biotechnologie).<br />
Genetisch veränderte Bakterien, Hefen<br />
oder Säugetierzellen produzieren in<br />
Fermentern entweder rekombinante<br />
Proteine oder monoklonale Antikörper.<br />
Ihre biologische Wirkung hängt von<br />
vielen Faktoren ab: Wachstumsbedingungen<br />
der Wirtszellen, Nährmedien,<br />
Fermentationsprozessen, Temperatur<br />
und vielen anderen physikalischen Voraussetzungen.<br />
So hergestellte therapeutische Proteine<br />
bilden wiederum hochkomplexe, dreidimensionale<br />
Strukturen. Das Ausmaß,<br />
in welchem diese Proteine schließlich<br />
an die Rezeptoren im menschlichen<br />
Körper binden oder mit anderen Proteinen<br />
interagieren, hängt von der konkreten<br />
Entwicklung dieser Tertiärstrukturen<br />
ab. Die therapeutische Wirkung<br />
eines Biopharma zeutikums kann nur in<br />
umfangreichen klinischen Studien getestet<br />
werden.<br />
70<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Entwicklung von Biosimilars<br />
Ein Biosimilar ist eine sehr ähnliche,<br />
aber nicht identische Kopie eines<br />
Biopharmazeutikums, das seinen Patentschutz<br />
bzw. seine Exklusivrechte verloren<br />
hat. Die Entwicklung eines Biosimilars,<br />
insbesondere eines sehr großen<br />
und komplexen monoklonalen Antikörpers,<br />
ist angesichts der Tatsache,<br />
dass die exakte Molekülstruktur vom<br />
Originalpräparat vorgegeben wird, eine<br />
Herausforderung für jedes Unternehmen.<br />
Mit unserer erstklassigen Expertise, unseren<br />
Technologien und Prozessen sind<br />
wir optimal aufgestellt, um Biosimilars<br />
von hoher Qualität zu konzipieren, zu<br />
entwickeln und herzustellen.<br />
Biopharmazeutika umfassen Arzneimittel<br />
aus relativ einfachen Molekülen,<br />
wie zum Beispiel Insulin, bis hin zu<br />
Arzneimitteln aus komplexen monoklonalen<br />
Antikörpern. Anders als bei<br />
chemischen Nachahmerpräparaten, bei<br />
denen das generische Präparat eine<br />
exakte Kopie des Original-Medikaments<br />
ist, werden Biosimilars zwar von<br />
der gleichen Gensequenz abgeleitet, jedoch<br />
mit einer unterschiedlichen Zellli-<br />
1 In Fermentern produzieren<br />
genetisch modifi zierte<br />
Bakterien, Hefen oder<br />
Säugetierzellen entweder<br />
rekombinante Proteine<br />
oder monoklonale Antikörper.<br />
2 Struktur eines monoklonalen<br />
Antikörpers<br />
nie im Vergleich zum ursprünglichen<br />
Präparat hergestellt.<br />
Wie bei jedem Biopharmazeutikum hängt<br />
auch bei Biosimilars die Produktqualität<br />
von den Produktionsorganismen<br />
und -prozessen ab. Unsere Forscher<br />
entwickeln bei Biosimilars eigene Klone,<br />
Zellbanken und Prozesse, ohne die<br />
Herstellbedingungen des Originalherstellers<br />
zu kennen.<br />
Die ausgewählte Zelllinie wird für die<br />
Produktion des fi nalen Biosimilars verwendet.<br />
Dieses wird dann in klinischen<br />
Studien mit der Sicherheit, Wirksamkeit<br />
und Effi zienz des Original-Präparats<br />
verglichen.
3 4<br />
unsere geschäfte<br />
3 Biopharmazie-Produktionsstätte in Fremont (USA):<br />
Zellkultur und ‚Fill and Finish‘<br />
4 Biopharmazie-Produktionsstätte in Biberach (Deutschland):<br />
Fermentation von Zellkulturen und ‚Fill and Finish‘<br />
5 Biopharmazie-Produktionsstätte in Wien (Österreich):<br />
Fermentation von Mikroorganismen<br />
Kostenersparnis <strong>durch</strong> Biosimilars<br />
Nach der Entwicklung des Arzneimittels<br />
besteht die Herausforderung darin,<br />
die Präparate den Patienten zur Verfügung<br />
zu stellen. Bisher sind in der<br />
Europäischen Union verschiedene Biosimilars<br />
zu vier Original-Präparaten<br />
eingeführt worden. Die mit den Jahren<br />
gewachsene Erfahrung mit Biosimilars<br />
hat zu Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen<br />
geführt. Das Einsparungspotenzial<br />
<strong>durch</strong> den Einsatz von Biosimilars<br />
ist auch Bestandteil der Gesundheitsreform<br />
in den USA, die von der<br />
jetzigen Regierung im Jahr 2009 eingeführt<br />
wurde. Angesichts der hohen Belastungen<br />
von Gesundheitssystemen<br />
weltweit, z. B. in Schwellenländern<br />
wie Brasilien, Mexiko, Russland und<br />
China, rechnen wir damit, dass diese<br />
Märkte die Einführung preisgünstiger<br />
Biosimilars von hoher Qualität begrüßen<br />
werden.<br />
biopharmazie produktionsstandorte<br />
1<br />
1 fremont, usa<br />
2 biberach, deutschland<br />
3 wien, österreich<br />
UNSER GESCHÄFTSBEREICH BIOSIMILARS<br />
Die biopharmazeutischen Herstellungszentren<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in Wien, Biberach<br />
und Fremont werden eine tragende Säule für die<br />
Etablierung unseres neuen Geschäftsbereichs<br />
Biosimilars sein.<br />
Wir arbeiten eng mit den wichtigsten Zulassungsbehörden<br />
und Entwicklungseinrichtungen zusammen,<br />
um alle Anforderungen für die erfolg-<br />
5<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
2<br />
3<br />
reiche Entwicklung und Zulassung von hochwertigen<br />
Biosimilars zu erfüllen.<br />
Biosimilars werden ein wichtiger Teil des Marktes<br />
für Biopharmazeutika werden und den Zugang der<br />
Patienten zu lebensrettenden und lebensqualitätverändernden<br />
Medikamenten zu erschwinglicheren<br />
Preisen verbessern. Unser neuer Geschäftsbereich<br />
gibt uns die Gelegenheit, Patienten weltweit mit<br />
Biosimilars von hoher Qualität zu versorgen.<br />
Wir verbinden Wissen und Innovation<br />
71
# 3.3<br />
TIERGESUNDHEIT – BESSERE<br />
THERAPIEANSÄTZE<br />
Innovationskraft ist die Antriebsfeder für den Geschäftsbereich Tiergesundheit von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Unser Ziel ist es, neue Lösungsansätze für die Prävention<br />
und die Therapie von Erkrankungen bei Tieren bereitzustellen. Im Streben danach<br />
sehen wir die beste Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft.<br />
Siehe auch<br />
unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />
72<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
unsere geschäfte<br />
PRÄVENTION ERNST NEHMEN<br />
Impfstoffe sind zweifellos einer der wichtigsten Bestandteile der<br />
modernen Tiermedizin. Unser Tiergesundheitsgeschäft arbeitet<br />
kontinuierlich daran, Landwirten, Tieren, Tierärzten und Verbrauchern<br />
innovative Medikamente zur Verfügung zu stellen.<br />
Eine wachsende Weltbevölkerung und<br />
anhaltendes Wirtschaftswachstum,<br />
insbesondere in den sich schnell entwick<br />
elnden Schwellenländern, führen<br />
zu einem höheren Proteinverbrauch,<br />
wobei Fleisch als wichtigste Eiweißquelle<br />
im Ernährungsplan gilt.<br />
Der Bedarf an unbedenklichen, nährstoffreichen<br />
Nahrungsmitteln wird<br />
zunehmend größer. Nachhaltigkeit ist<br />
auch in diesem Zusammenhang ein<br />
wichtiges Thema, das von Unternehmen,<br />
die im Bereich Tiergesundheit<br />
tätig sind, berücksichtigt werden muss.<br />
Tierschutz, Resistenzentwicklung gegenüber<br />
antimikrobiellen Wirkstoffen<br />
und Lebensmittelsicherheit sind wichtige<br />
Aspekte und erfordern adäquate<br />
Lösungen.<br />
Der Prävention und Innovation verpfl<br />
ichtet<br />
Unter den Anbietern von Schweine-<br />
Impfstoffen waren wir 2011 weltweit<br />
führend. Wir sehen es als unsere Verantwortung,<br />
die Gesundheit und das<br />
Wohlbefi nden der Menschen zu fördern,<br />
indem wir einen Beitrag zu einer<br />
ausreichenden Versorgung mit sicheren<br />
und nahrhaften Lebensmitteln leisten.<br />
Impfstoffe gewinnen für alle Tierarten<br />
erheblich an Bedeutung. Seit Jahren ist<br />
unser Geschäftsbereich Tiergesundheit<br />
besonders in der Vorbeugung von<br />
Krankheiten aktiv. In der Vergangenheit<br />
haben unsere Wissenschaftler <strong>durch</strong> die<br />
frühzeitige Entwicklung moderner<br />
Impfstoffe die erfolgreiche Bekämpfung<br />
neu entstehender Pathogene ermöglicht.<br />
Unsere führende Rolle bei zukunftsweisenden<br />
Innovationen möchten wir<br />
ausbauen, z. B. <strong>durch</strong> die Einführung<br />
von Impfstoffen gegen neu auftretende<br />
Krankheiten und <strong>durch</strong> verbesserte Impfstoffe<br />
mit höherer Wirksamkeit gegen<br />
bestehende Pathogene.<br />
Die Bedeutung von Impfstoffen<br />
Unser Tiergesundheitsgeschäft bietet<br />
Schweineimpfstoffe wie ingelvac<br />
circoflex®, ingelvac mycoflex®,<br />
ingelvac® prrs mlv und enterisol®<br />
ileitis an, die marktführend sind.<br />
Wie wichtig Impfungen sind, ist offensichtlich.<br />
Prävention ernst zu nehmen, bedeutet,<br />
wann immer möglich Vorbeugung einer<br />
therapeutischen Intervention vorzuziehen.<br />
Durch die Anwendung von Impf-<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
Bis heute stellt das PRRS-Virus<br />
eines der Hauptprobleme für<br />
Landwirte dar.<br />
1994 brachte unser Tiergesundheitsgeschäft<br />
ingelvac® prrs, den<br />
ersten Impfstoff gegen dieses<br />
Virus, auf den Markt.<br />
Prävention ernst nehmen<br />
73
UNSER WELTWEITES FORSCHUNGSNETZWERK IN DER TIERGESUNDHEIT<br />
1 fort dodge/ames/st. joseph, usa<br />
2 guadalajara, mexiko<br />
Teilnehmer der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Swine Academy (BISA) 2011<br />
(Foto: Dani Ausen, Iowa State University)<br />
WERTE SCHAFFEN DURCH<br />
WISSENSCHAFTLICHEN DIALOG<br />
Als Arbeitgeber der Wahl nehmen<br />
wir das Konzept, in vielversprechende<br />
Talente zu investieren,<br />
sehr ernst. Unser Unternehmen<br />
bringt intern wie extern junge Forscher<br />
mit erfahrenen Wissenschaftlern<br />
zusammen und bietet<br />
weltweite Plattformen zur Förderung<br />
der Kommunikation und des<br />
wissenschaftlichen Austauschs an.<br />
Junge ebenso wie erfahrene Wissenschaftler<br />
profi tieren von der<br />
gegenseitigen Diskussion neuester<br />
Erkenntnisse zu Prävention<br />
und zur Entwicklung führender<br />
Impfstoffe.<br />
74<br />
2<br />
1<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
3<br />
5<br />
3 ingelheim/hannover, deutschland<br />
4 tokio, japan<br />
5 shanghai, china<br />
stoffen können Krankheiten verhindert<br />
werden, bevor sie auftreten. Auf diese<br />
Weise kann der Bedarf für eine Antibiotikabehandlung<br />
und die Gefahr einer<br />
Resistenzbildung verringert werden.<br />
Auf Verbraucherbedürfnisse reagieren<br />
Der Präventionsschwerpunkt unseres<br />
Tiergesundheitsgeschäftes deckt sich<br />
zweifellos mit den – derzeitigen wie zukünftigen<br />
– Bedürfnissen von Verbrauchern.<br />
Gesunde Ernährung ist ein<br />
wichtiger Faktor, der die Lebensqualität<br />
bestimmt und weiterhin bestimmen<br />
wird. Nicht nur achten Verbraucher stärker<br />
auf die Preise der Waren, die sie kaufen,<br />
sondern hinterfragen zunehmend<br />
auch Aspekte wie artgerechte Tierhaltung,<br />
Nahrungsmittel sicherheit und<br />
Umweltschutz. Krankheiten <strong>durch</strong> Immunisierung<br />
mit unseren innovativen<br />
Impf stoffen vorzubeugen, ist vor diesem<br />
Hintergrund eine wirkungsvolle<br />
Antwort auf solche Forderungen.<br />
Unser Globales Forschungsnetzwerk<br />
Innovationen sind der Schlüssel, um<br />
bislang ungedecktem medizinischen<br />
Bedarf zu begegnen und so die Gesundheit<br />
und Lebensqualität von Tieren<br />
4<br />
1 2<br />
3 34<br />
spürbar zu verbessern. Forschung auf<br />
hohem Niveau bringt neue Konzepte<br />
hervor, die zu innovativen Produkten<br />
für Mensch und Tier führen. Dank<br />
fortschrittlicher Technologien konnten<br />
wir unsere Expertise in der Herstellung<br />
von Impfstoffen mit optimierter<br />
und besser vorhersagbarer Wirksamkeit<br />
deutlich ausbauen.<br />
Eine immer größere Rolle spielen in<br />
diesem Zusammenhang Verfahren der<br />
modernen Molekularbiologie und die<br />
Entschlüsselung des Genoms der Zielpathogene.<br />
Wir sind davon überzeugt,<br />
dass die frühzeitige Entdeckung von<br />
neu entstehenden Krankheiten bzw.<br />
von entsprechenden Instrumenten zu<br />
ihrer Bekämpfung künftig zum Schutz<br />
von Tieren und Landwirten beitragen<br />
wird.<br />
Zahlreiche weltweite Partnerschaften<br />
mit akademischen Institutionen sowie<br />
die Forschung und Entwicklung unseres<br />
Geschäfts mit Humanpharmazeutika<br />
bieten ein einzigartiges, fruchtbares<br />
wissenschaftliches Umfeld. Internationale<br />
Teams arbeiten im weltweiten<br />
Netzwerk eng zusammen, um innovative
1 Hannover (Deutschland)<br />
2 Shanghai (China)<br />
3 St. Joseph (USA)<br />
4 Guadalajara, Mexiko<br />
5 Wissenschaftler arbeiten im neuen<br />
Zellkultur-Labor in Shanghai.<br />
unsere geschäfte<br />
Lösungen zum Nutzen unserer Kunden<br />
auf den Markt zu bringen.<br />
Das hochmoderne Europäische Forschungszentrum<br />
für Tierimpfstoffe in<br />
Hannover wird gerade errichtet. Hier<br />
werden zukünftig innovative Impfstoffe<br />
gegen Erkrankungen bei Nutztieren<br />
erforscht und entwickelt. Weiterhin bietet<br />
dieses Forschungszentrum auch die<br />
Chance, unsere Verbindung zu den in<br />
der EU führenden akademischen Forschungsinstituten<br />
in der Tiermedizin zu<br />
stärken und die Zusammenarbeit mit<br />
ihnen zu vertiefen.<br />
Im rasant wachsenden Shanghai in<br />
China entsteht das Asian Veterinary<br />
Research and Development Center<br />
(AVRDC), in dem wir innovative Impf-<br />
stoffe für den asiatischen Markt entwickeln<br />
werden.<br />
Zusammen mit den globalen Forschungszentren<br />
in St. Joseph, Missouri (USA),<br />
und Guadalajara in Mexiko bieten wir<br />
ein einzigartiges Forschungsnetzwerk,<br />
in dem sich junge und ambitionierte<br />
Forscher weiterentwickeln können.<br />
5<br />
Ideales Umfeld für die Forschung<br />
Forscher aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen fi nden ein ideales Umfeld,<br />
um ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln<br />
und die Zukunft des Unternehmens<br />
mitzugestalten. Indem sie Einblick<br />
in den gesamten Ablauf von der<br />
Forschung und Entwicklung über die<br />
Produktion bis zum Erhalt von Kundenrückmeldungen<br />
<strong>durch</strong> Marketing und<br />
Vertrieb bekommen, bietet unser Tiergesundheitsgeschäft<br />
ihnen ausgezeichnete<br />
Möglichkeiten, um zu lernen und<br />
zu forschen.<br />
Prävention zahlt sich in vielerlei Hinsicht<br />
aus. Wir werden weiterhin führende<br />
Lösungen bereitstellen, die eine<br />
bessere Lebensqualität für Tiere und<br />
ihre Besitzer gewährleisten.<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
„In einem sich schnell verändernden<br />
Umfeld sind wir gut aufgestellt.<br />
Auch in Zukunft werden<br />
wir innovative Lösungen für<br />
unsere Kunden liefern. Hart<br />
umkämpfte Märkte erfordern<br />
ständige Veränderung und Anpassung,<br />
um erfolgreich zu sein.<br />
Unsere Teams sind unser Kapital,<br />
auf das wir dabei bauen.“<br />
george heidgerken<br />
managing director<br />
boehringer ingelheim<br />
tiergesundheit<br />
Prävention ernst nehmen<br />
75
1<br />
AUCH PFERDE WERDEN ALT<br />
Heutzutage leben nicht nur Menschen länger. Auch Pferde werden immer<br />
älter. Mit der Einführung von prascend® haben wir unser Portfolio<br />
für Pferdemedikamente erweitert und unsere Expertise auf das Gebiet<br />
Endokrinologie und Geriatrie beim Pferd ausgedehnt.<br />
76 %<br />
STUDIE ZUR WIRKSAMKEIT VON<br />
PRASCEND® BELEGT POSITIVE<br />
WIRKUNG FÜR PFERDE MIT PPID<br />
Pferde profi tieren in hohem Maße<br />
von einer angemessenen therapeutischen<br />
Behandlung. Wir haben<br />
eine bislang einmalige umfangreiche<br />
Feldstudie <strong>durch</strong>geführt. Die<br />
Ergebnisse haben gezeigt, dass<br />
sich der Zustand von 76 % der behandelten<br />
Tiere nach der Behandlung<br />
mit prascend® verbessert hat.<br />
76<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Der Bereich „geriatrisches Pferd“ wird<br />
aufgrund der verbesserten medizinischen<br />
Versorgung und der Tatsache,<br />
dass immer mehr Menschen ihr Pferd<br />
als Familienmitglied und als Sportpartner<br />
betrachten, immer bedeutender.<br />
In einigen Ländern ist prascend® zur<br />
Behandlung der Symptome des Equinen<br />
Cushing Syndroms (Pituitary Pars Intermedia<br />
Dysfunction, PPID) zugelassen,<br />
eine der häufi gsten Krankheiten<br />
bei Pferden über 15 Jahre. PPID bei<br />
langjährig daran leidenden Pferden<br />
wird vom Besitzer oder Tierarzt meist<br />
an der selbst im Sommer vorhandenen<br />
langen, lockigen Behaarung erkannt.<br />
Andere, weniger spezifi sche Anzeichen<br />
sind zum Beispiel Laminitis, eine<br />
2<br />
1 Pferd, das am Equinen Cushing Syndrom<br />
(PPID) leidet.<br />
2 Lockiges Fell ist ein klinisches Anzeichen<br />
für PPID und tritt selbst im Sommer auf.<br />
schmerzhafte und häufi g unheilbare<br />
Krankheit der Hufe, aber auch Immunsuppression,<br />
schlechte körperliche Verfassung<br />
und Verlust der Leistungsfähigkeit.<br />
Die Krankheit ist nicht heilbar und<br />
erfordert nach Diagnosestellung eine<br />
tägliche, lebenslange Behandlung.<br />
Endokrinologie des Pferdes verstehen<br />
Endokrinologie des Pferdes war lange<br />
ein vernachlässigter Bereich der Wissenschaft.<br />
Bis heute verwechseln Pferdebesitzer<br />
Krankheitsanzeichen ihres Tieres<br />
mit bloßen Alterungserscheinungen.<br />
Weitere Informationen sind nötig, um in<br />
der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für<br />
Therapiemöglichkeiten zu schaffen. Mit<br />
den heute verfügbaren, modernen Diagnosemethoden<br />
ist es möglich, Pferde mit<br />
bestimmten endokrinologischen Erkrankungen<br />
zu behandeln, die zuvor<br />
kaum bekannt waren.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist das erste Unternehmen,<br />
das ein zugelassenes Medikament<br />
gegen PPID anbietet, eine Krankheit,<br />
von der mindestens 15 – 30 % der<br />
Pferde im Alter von über 15 Jahren betroffen<br />
sind.
unsere geschäfte<br />
degeneriertes neuron<br />
Gesundheitsmanagement als<br />
entscheidender Faktor<br />
Sobald die Zeit der erfolgreichen Turniere<br />
vorüber ist, nimmt das Pferd die<br />
Rolle eines Kameraden und Familienmitglieds<br />
ein. In dieser Lebensphase des<br />
Pferdes wird ein gutes Gesundheitsmanagement<br />
immer wichtiger.<br />
Ältere Pferde können an Gesundheitsproblemen<br />
leiden, die regelmäßige<br />
Untersuchungen und eine sorgfältige<br />
Überwachung erfordern. Unter diesem<br />
Gesichtspunkt wird die Medizin im Bereich<br />
„Pferdegeriatrie“ immer wichtiger.<br />
Mit prascend® wird dem Tierarzt die<br />
Möglichkeit gegeben, darauf zu reagieren.<br />
Verfeinerte Diagnosemethoden<br />
sollten in Betracht gezogen werden, da<br />
sie zu einer klareren Kenntnis von altersbedingten<br />
Gesundheitsproblemen<br />
führen, wovon Pferde ebenso wie ihre<br />
Besitzer profi tieren.<br />
Den Dialog fördern<br />
Mit diesem Hintergrundwissen und ab<br />
einer gewissen Anzahl an behandelten<br />
Pferden kann ein Tierarzt sogar ein-<br />
schätzen, wie häufi g diese Krankheit<br />
auftritt. Wir unterstützen den Dialog<br />
zwischen Tierarzt und Pferdebesitzer,<br />
um eine Früherkennung von PPID zu<br />
fördern und Pferde zu retten, die in der<br />
Vergangenheit eingeschläfert worden<br />
wären.<br />
Der Pferdebesitzer wird ebenfalls darin<br />
bestärkt, aktiv an präventiven Gesundheitsmaßnahmen<br />
mitzuwirken. Sorgfältig<br />
<strong>durch</strong>geführte Gebiss- und Hufpfl<br />
ege sowie Entwurmung liefern dem<br />
Tierarzt wertvolle Informationen, auf<br />
die er den Halter ansprechen kann,<br />
damit sie bei der Behandlung des Pferdes<br />
berücksichtigt werden können.<br />
Dank der zukunftsorientierten therapeutischen<br />
Lösungen, die wir für<br />
Haustiere entwickelt haben, können<br />
Besitzer und ihre Pferde eine längere<br />
und ungetrübte gemeinsame Zeit<br />
verbringen.<br />
gesundheit für bessere lebensqualität<br />
DEGENERIERTES NEURON<br />
prascend® ist ein Dopamin-Mimetikum,<br />
welches das fehlende Dopamin in Pferden<br />
mit PPID ersetzt. Durch Bindung an den<br />
Rezeptor vermindert es die Sekretion der<br />
Hypophysenhormone (siehe unten) auf<br />
Normalkonzentration, was zu einer Besserung<br />
der Krankheitssymp tome führt.<br />
end – endorphin<br />
acth – adreno-corticotropin-hormon<br />
msh – melanozyten-stimulierendes<br />
hormon<br />
prascend®<br />
„Zippity Do Dah, unsere 29<br />
Jahre alte Quarter-Horse-Stute,<br />
ist ein ganz besonderes Familienmitglied,<br />
sie hat PPID und bisher<br />
stark von der Therapie profi tiert,<br />
was sich z. B. in weniger Sekundärinfektionen,<br />
verbessertem<br />
Fell und höherer allgemeiner<br />
Vitalität zeigt. Sie trägt unseren<br />
Sohn Evan und andere Kinder,<br />
die gerade reiten lernen, gern<br />
auf ihrem Rücken.“<br />
dr. med. vet. kate christmas,<br />
tierärztin und besitzerin eines<br />
geriatrischen pferdes<br />
Auch Pferde werden alt<br />
77
# 04<br />
PERSPEKTIVE<br />
FÜR NEUE MÄRKTE<br />
Wirtschaftliche und demografi sche Veränderungen sowie Änderungen der Lebensweise werden<br />
die Attraktivität und Bedeutung der Emerging Markets als wichtige Märkte für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
weiter erhöhen. Unser Produktportfolio, unsere Forschung und Entwicklung und Produktionsmöglichkeiten,<br />
regulatorisches Know-how sowie unsere Arbeitskräfte in diesen Schlüsselregionen<br />
sind für uns wichtige Erfolgsfaktoren. So können wir die Chancen dieser wachsenden und noch<br />
fl exiblen Marktumfelder nutzen und den großen Bedarf an medizinischer Behandlung befriedigen.<br />
Siehe auch<br />
unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />
80 EMERGING MARKETS – WACHSENDE BEDEUTUNG<br />
86 INDIEN – HOHER UNGEDECKTER MEDIZINISCHER BEDARF<br />
89 CHINA – INVESTITIONEN IN DAS GESUNDHEITSSYSTEM<br />
92 BRASILIEN – BESSERE BEHANDLUNGSOPTIONEN<br />
78<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />
Perspektive für neue Märkte 79
85 % der Einwohner der Vereinigten Arabischen Emirate leben in der Hauptstadt<br />
Dubai. Hier spielt sich fast das gesamte wirtschaftliche, soziale, kulturelle und<br />
politische Leben der Emirate ab.<br />
EMERGING MARKETS –<br />
WACHSENDE BEDEUTUNG<br />
Die sich etablierenden Märkte (Emerging Markets) sind <strong>durch</strong> hohe<br />
Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und riesige, wachsende<br />
Bevölkerungen gekennzeichnet. Charakteristisch für sie ist aber<br />
auch, dass die Menschen dort ihre Gesundheitsausgaben meist aus<br />
eigener Tasche bestreiten müssen. Dies erschwert ärmeren Bevölkerungsschichten<br />
den Zugang zu Medikamenten.<br />
80<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
In Regionen wie den BRIC-Staaten –<br />
Brasilien, Russland, Indien und China<br />
(von denen wir einige auf den Seiten 86<br />
bis 93 näher beleuchten) – sind hohe<br />
Wachstumsraten zu beobachten. Es gibt<br />
aber auch weniger klassische, neue<br />
Emerging Markets im Nahen Osten, in<br />
Asien, Afrika oder Lateinamerika, die<br />
ein erhebliches Maß an wirtschaftlicher<br />
Entwicklung und ein beträchtliches<br />
Wachstumspotenzial aufweisen können.<br />
Diese Regionen werden in absehbarer<br />
Zukunft zunehmend an Bedeu-<br />
tung gewinnen. Einige Beispiele für<br />
Länder mit Standorten von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> sind auf den folgenden Seiten<br />
zu fi nden.<br />
Chancen und Herausforderungen<br />
Obwohl die Emerging Markets erhebliche<br />
Chancen bieten, gibt es dort auch<br />
Herausforderungen, die bewältigt werden<br />
müssen. So sind sie für jede Form<br />
von Wirtschaftsabschwung, hohe Infl ationsraten<br />
sowie gesetzgeberische und<br />
politische Veränderungen besonders<br />
anfällig.<br />
Sie unterscheiden sich unter anderem in<br />
der Handhabung geistiger Eigentumsrechte,<br />
im Grad des praktizierten Protektionismus,<br />
in Erkrankungsmustern,<br />
in der wirtschaftlichen und demografi -<br />
schen Entwicklung und auch in den<br />
überkommenen Regelungen für die Erstattung<br />
von Gesundheitsausgaben. In<br />
diesem Zusammenhang ist auf die<br />
Wechselwirkungen zwischen der Bereitschaft,<br />
für pharmazeutische Produk-
1 2 3<br />
te einen Aufpreis zu zahlen, und dem<br />
existierenden Erstattungssystem hinzuweisen.<br />
Pharmamärkte<br />
Aufgrund von veränderten Lebensgewohnheiten<br />
besteht ein großer Bedarf<br />
an medizinischer Behandlung. Der<br />
größte Teil der Gesundheitsaufwendungen<br />
in den Emerging Markets wird von<br />
den Betroffenen aus eigener Tasche<br />
bestritten. Die fi nanziellen Möglichkeiten<br />
der Menschen, Arzneimittel selbst<br />
zu bezahlen, variieren aber ganz erheblich.<br />
Fehlende Erschwinglichkeit von<br />
Medikamenten und Impfstoffen ist nur<br />
eine von vielen Barrieren, die den Zugang<br />
zu medizinischer Versorgung erschweren.<br />
Die existierenden Standards<br />
unterscheiden sich voneinander und<br />
viele der Ärmsten haben keinen Zugang<br />
zu Krankenhäusern oder Kliniken.<br />
Die Emerging Markets unterliegen<br />
ständigen Veränderungen in unterschiedlichen<br />
Bereichen. Eine zunehmende<br />
Inzidenz nicht übertragbarer<br />
Krankheiten wie Asthma und Diabetes<br />
ist festzustellen. Mit wachsendem Zugang<br />
zu Gesundheitseinrichtungen<br />
zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />
1 Buenos Aires, die Hauptstadt Argentiniens, ist die zweitgrößte<br />
Metropolregion in Südamerika (auf dem Bild Plaza del Congreso).<br />
2 Jakarta liegt an der Nordwestküste von Java, Indonesien,<br />
und hat ca. zehn Millionen Einwohner.<br />
3 Johannesburg ist die Landeshauptstadt der Provinz Gauteng,<br />
der wohlhabendsten Provinz Südafrikas und der größten Wirtschaft<br />
der subsaharischen Region.<br />
dürfte die Bevölkerung eher Medikamente<br />
verschrieben bekommen und<br />
kaufen können. Zudem werden Kranke<br />
dank der Ausweitung der Kostenerstattung<br />
im Rahmen der öffentlichen Gesundheitssysteme<br />
einen breiteren Zugang<br />
zu Medikamenten erhalten. Im<br />
Zuge des Ausbaus der öffentlichen Gesundheitssysteme<br />
werden sich aber<br />
auch aufgrund der damit verbundenen<br />
fi nanziellen Belastungen wachsende<br />
Chancen für Generika ergeben, die generell<br />
den innovativeren und normalerweise<br />
viel teureren Originalprodukten<br />
vorgezogen werden. Dennoch werden<br />
auch Originalprodukte ihren Platz haben.<br />
Ziel muss es sein – was ebenso eine<br />
Herausforderung darstellt –, möglichst<br />
viele Menschen mit Medikamenten und<br />
Impfstoffen zu versorgen. Daher stellen<br />
wir als forschendes Pharmaunternehmen<br />
eine breite Palette von Medikamenten<br />
bereit, die in den Emerging<br />
Markets im Rahmen ihrer divergierenden<br />
Gesundheitssysteme angeboten<br />
werden können. Aufgrund der unterschiedlichen<br />
Gegebenheiten in den einzelnen<br />
Ländern müssen dabei verschiedene<br />
Bedürfnisse berücksichtigt werden.<br />
Quellen Kapitel Perspektive für neue Märkte:<br />
Asian International Vocational Center 2012<br />
Auswärtiges Amt (Deutschland) 2010<br />
Business Wire 2010<br />
Datamonitor 2010<br />
dpa 2011<br />
Internationaler Währungsfonds 2010, 2011<br />
McKinsey 2010<br />
Weltbank 2010<br />
Emerging Markets – wachsende Bedeutung<br />
81
82<br />
BOEHRINGER INGELHEIM<br />
IN DER MENA-REGION<br />
Wir steuern unsere Aktivitäten in der Region<br />
<strong>durch</strong> die Regionale Betriebseinheit<br />
Naher Osten mit Sitz in Dubai, Vereinigte<br />
Arabische Emirate.<br />
Aufgrund der politischen Unruhen im Jahr<br />
2011 herrscht erhebliche Volatilität auf<br />
dem Markt. Trotz dieser Turbulenzen im<br />
Gefolge des Arabischen Frühlings haben<br />
wir 2011 anhaltend gute Ergebnisse verzeichnet<br />
und wurden in Saudi-Arabien,<br />
im Libanon und in Algerien als eines der<br />
am schnellsten wachsenden Unternehmen<br />
eingestuft. Dazu haben etablierte Produkte<br />
wie spiriva®, micardis® und metalyse®<br />
einen wesentlichen Beitrag geleistet.<br />
Voller Vertrauen in und Engagement für die<br />
Region haben wir 2011 in den Bau neuer<br />
Bürogebäude in Ägypten investiert (Bild<br />
oben: Eröffnungszeremonie). Wir unterhalten<br />
lokale Produktionsvereinbarungen mit<br />
rund 35 Partnern in der Region.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
[ mena-staaten ]<br />
331 Mio.<br />
bevölkerung<br />
Naher Osten und Nordafrika<br />
[mena-staaten]<br />
1,07 Bio. USD<br />
bip<br />
Die MENA-Region ist eine wirtschaftlich<br />
mannigfaltige Region, zu der sowohl<br />
die reichen erdölfördernden Golfstaaten<br />
als auch Länder wie Ägypten,<br />
Marokko und der Jemen gehören, die,<br />
gemessen an ihrer Bevölkerungszahl,<br />
nur über geringe Ressourcen verfügen.<br />
In der Region befi nden sich gewaltige<br />
Erdöl- und Gasreserven. Insgesamt<br />
rund 331 Millionen Menschen leben im<br />
Nahen Osten und in Nordafrika. Das<br />
BIP der gesamten Region beträgt über<br />
1 Billion USD. Aufgrund des Wachstums<br />
ist mit einem Ausbau der Infrastruktur<br />
und einem sich schnell wandelnden regulatorischen<br />
Umfeld zu rechnen.<br />
Das größte Wachstumspotenzial im<br />
MENA-Pharmamarkt entfällt auf Algerien,<br />
Saudi-Arabien, Ägypten, den Libanon,<br />
die Vereinigen Arabischen Emirate<br />
und den Iran. Der Pharmamarkt setzt<br />
sich aus privatem, öffentlichem und<br />
institutionellem Geschäft zusammen.<br />
Die auf dem Markt dominierenden<br />
Medikamente sind Antirheumatika,<br />
Antibiotika, Vitamine und Antidiabetika.<br />
dubai<br />
regionale hauptniederlassung<br />
Der Markt ist dabei in hohem Maße auf<br />
importierte Pharmazeutika angewiesen.<br />
Verband Südostasiatischer Staaten<br />
[asean-staaten]<br />
Die ASEAN-Region ist der weltweit größte<br />
regionale Emerging Market mit einer<br />
Bevölkerung von insgesamt 600 Millionen<br />
Menschen. Die Demografi en in den<br />
zehn ASEAN-Staaten variieren erheblich.<br />
Indonesien ist mit 39 % der gesamten<br />
ASEAN-Bevölkerung bei weitem<br />
das größte Land. Menschen zwischen<br />
15 und 60 Jahren machen einen großen<br />
Bevölkerungsanteil in der Region aus.<br />
Die ASEAN-Staaten werden in der Weltwirtschaft<br />
künftig präsenter sein und<br />
eine zunehmend wichtigere Rolle spielen.<br />
Das BIP der Region beläuft sich auf<br />
insgesamt 1,84 Billionen USD. Die Volkswirtschaften<br />
der ASEAN-Staaten unterscheiden<br />
sich voneinander, sowohl was<br />
den Grad der Entwicklung als auch das<br />
institutionelle und wirtschaftspolitische<br />
Umfeld anbelangt.<br />
Die Gesundheitseinrichtungen und<br />
-leistungen in den einzelnen Ländern<br />
sind ebenfalls verschieden. Die alternde
[ asean-staaten ]<br />
jakarta<br />
regionale hauptniederlassung<br />
Bevölkerung in den weiterentwickelten<br />
asiatischen Ländern stellt eine große<br />
Herausforderung dar. Der wachsende<br />
Wohlstand und der Wille der Regierungen,<br />
die Gesundheitsversorgung der<br />
Bevölkerung zu verbessern, begünstigen<br />
die Expansion des Pharmamarkts in<br />
allen ASEAN-Staaten. In den meisten<br />
von ihnen ist eine wachsende Markt<strong>durch</strong>dringung<br />
<strong>durch</strong> Generika aufgrund<br />
zunehmender Akzeptanz und<br />
Nutzung sowie starker Werbung für<br />
diese Produkte zu registrieren. Dies<br />
führt zu einer verbesserten Verfügbarkeit<br />
von und Zugänglichkeit zu Medikamenten.<br />
Es ist mit anhaltendem Preisdruck zu<br />
rechnen, da die Regierungen bestrebt<br />
sind, die steigenden Gesundheitskosten<br />
unter Kontrolle zu halten. Das gilt vor<br />
allem für Märkte ohne Kostenerstattung,<br />
wo die Patienten ihre Medikamente<br />
aus der eigenen Tasche bezahlen.<br />
Die Möglichkeit weiterer Preissenkungen,<br />
auch solcher freiwilliger Art, ist<br />
<strong>durch</strong>aus gegeben.<br />
Indonesien ist die führende Volkswirtschaft<br />
in der ASEAN-Region. Zwei<br />
zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />
600 Mio.<br />
bevölkerung<br />
bogor<br />
produktionsstandort<br />
1,84 Bio. USD<br />
bip<br />
Drittel des indonesischen BIP gehen auf<br />
den Binnenkonsum zurück, wo<strong>durch</strong><br />
das Land weniger anfällig für Turbulenzen<br />
in der globalen Wirtschaft ist.<br />
Allerdings sind eine fehlende Infrastruktur,<br />
Terrorismus, Korruption und<br />
Naturkatastrophen bleibende Bedrohungen<br />
für die junge, aber stabile Demokratie<br />
mit ihrer wachsenden Mittelschicht.<br />
Die fi nanzielle Förderung der Gesundheitsversorgung<br />
<strong>durch</strong> den Staat ist<br />
gering. Doch das kräftige Wirtschaftswachstum<br />
hat zu steigenden Gesundheitsausgaben<br />
geführt. Die Dominanz der<br />
lokalen Unternehmen spiegelt sich darin<br />
wider, dass Indonesien den höchsten<br />
Anteil an Generika in ganz Südostasien<br />
hat. Preissenkungen für die derzeit<br />
auf dem Markt angebotenen Präparate<br />
und die Preisgestaltung von neu entwickelten,<br />
innovativen Medikamenten<br />
stellen nach wie vor eine der größten<br />
Herausforderungen dar. Durch den von<br />
der Regierung eingeleiteten Übergang<br />
von einem Selbst zahler -Markt zu einem<br />
Markt mit weitgehender Kostenerstattung<br />
bis 2014 sind massive Veränderungen<br />
zu erwarten.<br />
BOEHRINGER INGELHEIM<br />
IN DER ASEAN-REGION<br />
Wir sind in Indonesien als einem der<br />
Länder der ASEAN-Region mit unserer<br />
Hauptniederlassung in Jakarta (Bild oben)<br />
und unserem Produktionsstandort in<br />
Bogor vertreten.<br />
2011 war ein erfolgreiches Jahr für uns<br />
und Indonesien war erstmals das Land<br />
Südostasiens mit dem höchsten Absatz.<br />
Unsere drei gleichermaßen starken Geschäftsfelder<br />
Verschreibungspfl ichtige<br />
Medikamente, Selbstmedikation und Industriekundengeschäft<br />
werden zurzeit<br />
<strong>durch</strong> die aufstrebende Sparte Tiergesundheit<br />
ergänzt.<br />
2011 haben wir pradaxa® auf den Markt<br />
gebracht und die Einführung von trajenta®<br />
und twynsta® ist für 2012 vorgesehen.<br />
pharmaton®, bisolvon® und dulcolax®<br />
sind in Indonesien schon jetzt drei starke<br />
Marken aus unserem Selbstmedikationsportfolio.<br />
Unsere Pharmaproduktion in Indonesien –<br />
als Drehscheibe für den Export in die<br />
meisten anderen Länder der ASEAN-Freihandelszone<br />
und darüber hinaus – hat für<br />
unser Operations-Netzwerk an Bedeutung<br />
gewonnen. Wir werden weiter in die<br />
Produktion investieren, um in absehbarer<br />
Zukunft weitere Länder beliefern zu können.<br />
Außerdem arbeiten wir als zuverlässiger<br />
Geschäftspartner vor Ort mit mehreren<br />
multinationalen Unternehmen<br />
zusammen.<br />
Emerging Markets – wachsende Bedeutung<br />
83
84<br />
BOEHRINGER INGELHEIM<br />
IM SUBSAHARISCHEN AFRIKA<br />
Seit 2007 betreut <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in<br />
Südafrika (gegründet 1966) unsere Geschäftsaktivitäten<br />
in der gesamten Region<br />
subsaharisches Afrika. Das Hauptaugenmerk<br />
unseres Geschäfts liegt auf Ost- und<br />
Westafrika, wobei die wichtigsten Länder<br />
derzeit Kenia und Nigeria sind. 2011 haben<br />
wir pradaxa® und twynsta® erstmals<br />
innerhalb Afrikas in Namibia eingeführt.<br />
2012 werden wir weitere Markteinführungen<br />
starten, speziell in Südafrika.<br />
Der Zugang zu Behandlung und guter medizinischer<br />
Versorgung ist in vielen afrikanischen<br />
Ländern nach wie vor stark begrenzt.<br />
Wir engagieren uns länderübergreifend in<br />
der Bekämpfung der verheerenden Aids-<br />
Pandemie in Programmen zur Verhinderung<br />
der Mutter-Kind-Übertragung von<br />
HIV/Aids. Generikaherstellern, die von der<br />
WHO präqualifi ziert sind, haben wir sogenannte<br />
„Non-Assert-Erklärungen“ zur Herstellung<br />
von Präparaten mit dem Wirkstoff<br />
Nevirapin bzw. Tipranavir ausgestellt.<br />
Schulung und Ausbildung von medizinischen<br />
Fachkräften für die Grundversorgung<br />
stehen weiter im Fokus unserer Aktivitäten<br />
in diversen afrikanischen Ländern. In<br />
Gaborone, Botswana, unterhalten wir ein<br />
eigenes Schulungszentrum, das <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> Training Center. Ein weiteres<br />
Beispiel für unser Engagement in Botswana<br />
ist die HIV-Behandlungseinrichtung in<br />
Gumare, die sich im Einzugsgebiet von rund<br />
60.000 Menschen befi ndet. Außerdem<br />
haben wir in Südafrika den Zugang zu medizinischer<br />
Behandlung mit dem Bau des<br />
„<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Lung Institute“<br />
(Bild oben) in Kapstadt in Zusammenarbeit<br />
mit der Universität Kapstadt weiter<br />
vorangetrieben.<br />
Unsere langjährige Unterstützung afrikanischer<br />
Studenten aus sozial benachteiligten<br />
Verhältnissen bei der Absolvierung einer<br />
kompletten medizinischen Ausbildung hat<br />
in den vergangenen Jahren mehr als 30 voll<br />
ausgebildete Ärzte hervorgebracht.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
[ subsaharisches afrika ]<br />
854 Mio.<br />
bevölkerung<br />
1,10 Bio. USD<br />
bip<br />
Subsaharisches Afrika<br />
Die Region subsaharisches Afrika umfasst<br />
Süd-, Ost-, West- und Zentralafrika,<br />
das heißt das gesamte Gebiet des<br />
Kontinents südlich der Sahara. In den<br />
47 Ländern leben insgesamt etwa<br />
854 Millionen Menschen. Mit Ausnahme<br />
von Südafrika sind über 40 % der<br />
Bevölkerung in den meisten Ländern<br />
der Region unter 15 Jahre alt. Afrika gilt<br />
als der ärmste bevölkerte Kontinent der<br />
Erde und ist <strong>durch</strong> niedrige Lebenserwartung,<br />
hohe Kindersterblichkeit, Gewalt<br />
und Instabilität gekennzeichnet.<br />
Südafrika ist, gemessen am BIP, das bei<br />
weitem wohlhabendste Land des Kontinents<br />
und wird als das wirtschaftliche<br />
Tor zum subsaharischen Afrika angesehen.<br />
Das Wohlstandsgefälle zwischen<br />
Arm und Reich ist in den meisten afrikanischen<br />
Staaten stark ausgeprägt<br />
und die Oberschicht verfügt über ein<br />
sehr viel höheres Einkommen als das<br />
Gros der Bevölkerung. Afrika ist auch<br />
der am wenigsten industrialisierte Kontinent:<br />
Im subsaharischen Afrika hat<br />
lediglich Südafrika eine nennens<strong>werte</strong><br />
Verarbeitende Industrie. Trotz überall<br />
verfügbarer billiger Arbeitskräfte wer-<br />
randburg<br />
regionale hauptniederlassung<br />
den die natürlichen Ressourcen des<br />
Kontinents fast alle zur Veredelung und<br />
Verarbeitung exportiert. In den letzten<br />
20 Jahren trugen Investitionen in die<br />
Infrastruktur mehr als die Hälfte zur<br />
besseren Wachstumsleistung Afrikas<br />
bei. Es sind weitere Investitionen erforderlich,<br />
um das Wachstum zu sichern<br />
und die Armut zu bekämpfen.<br />
In den letzten zehn Jahren hat der Pharmasektor<br />
erhebliche staatliche Reformen<br />
erfahren, darunter Gesetze über<br />
das Verbot von Rabatten und die Aus gabe<br />
von Mustern, Regelungen zur Durchsetzung<br />
der Generikasubstitution in<br />
Apotheken und zur Preisfestlegung für<br />
Medikamente. Aufgrund des sozialen<br />
Klimas in Südafrika steht die Gesundheitsversorgung<br />
auf der Agenda der Regierung<br />
ganz oben und es gibt Pläne,<br />
während der nächsten 20 Jahre schrittweise<br />
ein landesweites Krankenversicherungssystem<br />
einzuführen. Die kurzund<br />
mittelfristigen Ziele der Regierung<br />
konzentrieren sich auf die Bekämpfung<br />
der nicht übertrag baren Krankheiten<br />
wie Bluthochdruck und Diabetes, indem<br />
sie die Bevölker ung aufrufen, ihre<br />
Lebensgewohnheiten zu ändern. Das
mexico city<br />
regionale hauptniederlassung<br />
[ lateinamerika ]<br />
590 Mio.<br />
bevölkerung<br />
buenos aires<br />
regionale hauptniederlassung<br />
größte Problem ist<br />
nach wie vor HIV/Aids.<br />
Diese pandemische<br />
Krankheit hat die arbeitsfähige Bevölkerung<br />
vieler afrikanischer Staaten geradezu<br />
dezimiert oder droht, sie zu dezimieren.<br />
Lateinamerika<br />
Lateinamerika hat ein BIP von insgesamt<br />
knapp 5 Billionen USD und eine<br />
Bevölkerungszahl von über 590 Millionen.<br />
Die Menschen in Lateinamerika<br />
sind unterschiedlicher Herkunft, entstammen<br />
unterschiedlichen ethnischen<br />
Gruppen und Rassen, was die Region<br />
zu einer der vielfältigsten der Welt macht.<br />
Eines der größten Probleme Lateinamerikas<br />
ist nach wie vor die Armut.<br />
Für viele Menschen in Lateinamerika<br />
sind Medikamente zu teuer und sie<br />
müssen daher oft ohne auskommen.<br />
Normalerweise werden Generika Markenpräparaten<br />
vorgezogen. Staatliche<br />
Gesundheits- und Medikamentenprogramme<br />
sind für abgelegene Gemeinden<br />
bisher oft noch kompliziert und ineffektiv.<br />
Dennoch liegt die jährliche<br />
Wachstumsrate des Pharmamarkts bei<br />
zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />
4,97 Bio. USD<br />
bip<br />
über 10 % und wird voraussichtlich<br />
auch in den kommenden Jahren auf<br />
diesem oder einem höheren Level bleiben.<br />
Die Bevölkerungsstruktur erlebt<br />
eine Verschiebung, denn die Zahl der<br />
Menschen über 65 Jahre wächst. Altersbezogene<br />
Krankheiten wie Alzheimer<br />
stellen eine Herausforderung dar und<br />
entsprechende Medikamente werden<br />
benötigt. Zudem ist die Mittelschicht<br />
immer mehr von nicht übertragbaren<br />
Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes<br />
und Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen.<br />
BOEHRINGER INGELHEIM<br />
IN LATEINAMERIKA<br />
Eines der lateinamerikanischen Länder, in<br />
denen wir vertreten sind, ist Mexiko. Dort<br />
haben wir die landesweit einzige von der<br />
FDA/EMA (Food and Drug Administration/<br />
European Medicines Agency) zugelassene<br />
Anlage zur Herstellung von verschreibungspfl<br />
ichtigen und Selbstmedikationspräparaten.<br />
Guatemala, Honduras, El Salvador,<br />
Nicaragua, Panama, die Dominikanische<br />
Republik und Kuba werden von unserem<br />
mexikanischen Standort (Bild oben) aus<br />
betreut. pradaxa® wurde im Juni 2011 und<br />
trajenta® im September 2011 eingeführt.<br />
sifrol® ist die Nr. 1 im Parkinsonsegment<br />
und das von Neurologen am häufi gsten<br />
verschriebene Präparat.<br />
Die ROPU Südamerika (Argentinien, Kolumbien,<br />
Venezuela, Ecuador, Peru, Chile,<br />
Paraguay und Uruguay) wird von Buenos<br />
Aires aus verwaltet. Die Zulassungsbehörden<br />
in der Region variieren hinsichtlich<br />
ihrer Infrastruktur, Ressourcen und Expertise<br />
sehr stark. Jedes Land hat seine eigenen<br />
Vorgehensweisen für die Regulierung<br />
von Medikamenten, aber der Entwicklungsstand<br />
der Regelungen ist nicht überall<br />
gleich. Die Fristen für die Zulassung von<br />
Medikamenten in der Region schwanken<br />
generell zwischen vier und acht Monaten.<br />
Zu unseren Kernmarken in der ROPU gehörten<br />
2011 buscapina®, pharmaton® und<br />
bisolvon® im Selbstmedikationsgeschäft<br />
sowie micardis®, secotex® und spiriva®<br />
im Geschäft mit verschreibungspfl ichtigen<br />
Präparaten.<br />
Emerging Markets – wachsende Bedeutung<br />
85
Blick auf Mumbai, eine der Städte mit den<br />
meisten Einwohnern weltweit. Die Stadt liegt<br />
an der Westküste Indiens.<br />
INDIEN – HOHER UNGEDECKTER<br />
MEDIZINISCHER BEDARF<br />
Indien ist das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde.<br />
Die Verlagerung der Krankheitsbilder von übertragbaren Krankheiten<br />
hin zu mehr chronischen, „westlichen“ Krankheiten stellt die Pharmaindustrie<br />
vor eine Herausforderung.<br />
1,73 Bio.<br />
KONTINUIERLICHES WACHSTUM<br />
2010 lag das indische Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) bei 1,73 Billionen USD. Im<br />
Geschäftsjahr 2010 – 2011 wuchs die indische<br />
Wirtschaft um mehr als 8 %. Da<br />
der Binnenkonsum der Hauptmotor der<br />
indischen Wirtschaft ist, verzeichnete sie<br />
auch während der jüngsten Finanzkrise<br />
noch ein respektables Wachstum. Im<br />
Zehnjahreszeitraum 2010 – 2020 werden<br />
120 Millionen junge Leute zur indischen<br />
Erwerbsbevölkerung hinzukommen.<br />
Dies stellt die Regierung vor die extrem<br />
schwere Aufgabe, genügend Investitionen<br />
ins Land zu holen, um dieser großen<br />
Masse von jungen Leuten Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
bieten zu können.<br />
86<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Indien hat 1,21 Milliarden Einwohner.<br />
40 % der Inder sind unter 19 Jahre alt.<br />
Da die Geburtenrate unverändert hoch<br />
ist, wird Indien bald die größte Bevölkerung<br />
weltweit haben. Allerdings steigt<br />
der Anteil älterer Menschen, was sich<br />
auf die Herausforderungen, denen sich<br />
Indien im Gesundheitswesen in den<br />
kommenden Jahren stellen muss, erschwerend<br />
auswirken wird. Indien gehört<br />
weltweit zu den Volkswirtschaften<br />
mit dem stärksten Wachstum. Über die<br />
Jahre hat das Land stetig außergewöhnlich<br />
hohe Wachstumsraten seines BIP<br />
verzeichnet.<br />
Der Pharmamarkt<br />
In den letzten fünf Jahren wuchs der indische<br />
Pharmamarkt stetig um 12 % bis<br />
14 % pro Jahr. Agenturen für Marktbeobachtung<br />
und Beratungsunternehmen<br />
sagen voraus, dass sich die Wachstumsrate<br />
auch in Zukunft auf diesem Niveau<br />
halten wird oder sogar noch um einige<br />
Prozentpunkte höher ausfallen könnte.<br />
Vorherrschend auf dem Markt sind die<br />
sogenannten Markengenerika (branded<br />
generics), da Patentgesetze für Arzneimittel<br />
erst Anfang 2005 eingeführt wurden.<br />
Infolge dieser Patentgesetze begann die<br />
internationale Pharmaindustrie, stärker<br />
den indischen Markt zu fokussieren.<br />
Veränderte Lebensgewohnheiten<br />
In Indien ist eine allmähliche Verlagerung<br />
der Krankheitsbilder von übertragbaren<br />
Krankheiten hin zu mehr chronischen,<br />
nicht übertragbaren Krankheiten<br />
wie Bluthochdruck und Diabetes zu<br />
beobachten. Dieser Wandel in der Epidemiologie<br />
bedeutet, dass sich die Nach-
1<br />
1 Ein Einblick in Feierlichkeiten im indischen Bundesstaat Rajasthan<br />
2 Das Taj Mahal, eines der sieben Weltwunder, steht in Agra im indischen<br />
Bundesstaat Uttar Pradesh.<br />
3 Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind die größte Stärke Indiens.<br />
frage hin zu hochwertigen Medikamenten<br />
verschieben wird. Der rasche Anstieg<br />
von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen<br />
hat eine Situation geschaffen,<br />
in der wir als internationales<br />
Pharmaunternehmen eine Partnerrolle<br />
übernehmen können, um die neuesten<br />
Medikamente zur Behandlung dieser<br />
Krankheiten bereitzustellen.<br />
Zahlung aus der eigenen Tasche<br />
Da die indischen Patienten meistens<br />
2<br />
Zuzahlungen für Medikamente leisten<br />
müssen, ist der Markt extrem preissensibel.<br />
Neben den <strong>durch</strong> ungesunde Lebensweise<br />
verursachten Krankheiten ist<br />
ein weiterer Wachstumstreiber der Umstand,<br />
dass Medikamente aufgrund<br />
gestiegener Einkommen und der Ausweitung<br />
der Krankenversicherung erschwinglicher<br />
geworden sind. Höhere<br />
staatliche Ausgaben, der rasante Ausbau<br />
der medizinischen Infrastruktur und die<br />
Einführung patentierter, innovativer<br />
Präparate sind zusätzliche Faktoren, die<br />
zum Marktwachstum beitragen. All dies,<br />
in Verbindung mit einem hohen ungedeckten<br />
medizinischen Bedarf, hat die<br />
Attraktivität des indischen Marktes erheblich<br />
geändert. Die Einführungen pa-<br />
zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />
tentierter, innovativer Präparate <strong>durch</strong><br />
internationale Unternehmen in der jüngeren<br />
Vergangenheit haben gezeigt, dass<br />
eine vernünftige Preisgestaltung zu einem<br />
bedeutenden Eingriff in das lokale Leistungsvermögen<br />
des Patienten mit einem<br />
praktikablen Vertriebsmodell führen<br />
kann. Die Markengenerika werden aber<br />
noch mindestens 20 Jahre ihren Status<br />
als größtes Marktsegment behalten.<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und<br />
Neurologie<br />
Bisher ist unser Geschäft mit den Hauptprodukten<br />
actilyse® und metalyse® im<br />
Wesentlichen auf die Einrichtungen des<br />
Gesundheitssystems ausgerichtet. Die<br />
Zulassung von pradaxa® wird 2012 erwartet.<br />
Unsere Marktstudien haben hier<br />
einen hohen ungedeckten medizinischen<br />
Bedarf bestätigt. Um möglichst vielen<br />
Patienten die Vorteile von pradaxa® zukommen<br />
zu lassen, setzen wir zusammen<br />
mit Ärzten auf die konsequente medizinische<br />
Aufklärung über die SPAF Academy<br />
(siehe rechts). Und mit actilyse®<br />
und aggrenox® können wir unsere<br />
Zielgruppe mit einer umfassenden Produktpalette<br />
für die primäre und sekundäre<br />
Schlaganfallprävention versorgen.<br />
3<br />
SPAF ACADEMY –<br />
MEDIZINISCHE AUF KLÄRUNG<br />
ZUR PRÄVENTION VON<br />
SCHLAG ANFÄLLEN<br />
Wir haben dieses Aufklärungsprogramm<br />
gestartet, um die Fortschritte<br />
der modernen Medizin<br />
auf dem Gebiet der Prävention<br />
von Schlaganfällen bei Vorhoffl<br />
immern bekannter zu machen.<br />
Damit sollen Ärzte in Indien auf<br />
die Markteinführung von pradaxa®<br />
vorbereitet werden. Das Programm<br />
ist als Ableger und Verlängerung<br />
der weltweit laufenden<br />
Initiative konzipiert, mit dem gleichen<br />
Ziel: mindestens eine Million<br />
Schlaganfälle infolge von Vorhoffl<br />
immern zu verhindern. Es<br />
wird von einem Gremium von<br />
Spitzen-Elektrophysiologen und<br />
-Neurologen geleitet und richtet<br />
sich an eine Zielgruppe von rund<br />
5.000 Ärzten.<br />
Indien – hoher ungedeckter medizinischer Bedarf<br />
87
88<br />
BOEHRINGER INGELHEIM<br />
IN INDIEN<br />
Als eines der ersten zu 100 % in ausländischem<br />
Besitz befi ndlichen<br />
Pharmaunternehmen wurde <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> in Indien Ende 2003 gegründet.<br />
In den ersten Jahren konzentrierten<br />
wir uns darauf, die Vertriebswege<br />
und die Kontakte mit den<br />
staatlichen Behörden aufzubauen.<br />
2010 begann der Bereich Clinical<br />
Operations mit dem Bau eines größeren<br />
Zentrums für seine Aktivitäten.<br />
Mit verschreibungspfl ichtigen Medikamenten<br />
ist <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in<br />
Indien heute auf drei Therapiegebieten<br />
vertreten: Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Stoffwechselerkrankungen<br />
und Erkrankungen des zentralen<br />
Nerven systems.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
mumbai<br />
hauptniederlassung<br />
Stoffwechselerkrankungen<br />
Da es in Indien bereits über 50 Millionen<br />
Menschen mit Diabetes gibt, wird sich<br />
dieses Therapiegebiet sicherlich zum<br />
Rückgrat unserer künftigen Marktpräsenz<br />
entwickeln. Um dieses neue, vielversprechende,<br />
aber hart umkämpfte Therapiegebiet<br />
erfolgreich zu erschließen,<br />
haben wir im Oktober 2011 eine lokale<br />
Partnerschaft mit Eli Lilly geschlossen.<br />
Seit Januar 2012 bewerben und vertreiben<br />
wir zusammen mit Eli Lilly deren Insulininjektionspräparat<br />
Humalog. Mit<br />
der Einführung von trajenta® im zweiten<br />
Halbjahr 2012 und der anschließenden<br />
Wirkstoffkombination mit Metformin<br />
wird Eli Lilly dann diese Präparate<br />
zusammen mit uns vermarkten.<br />
Selbstmedikation<br />
Der indische Selbstmedikationsmarkt hat<br />
großes Potenzial und dürfte in ein paar<br />
Jahren zu den Top Ten gehören. Zurzeit<br />
sind wir nicht in diesem Marktsegment<br />
vertreten. Unsere zwei Kernprodukte<br />
dulcolax® und buscopan® sind seit<br />
40 Jahren an einen lokalen Partner<br />
auslizenziert, der sie an Ärzte vermarktet.<br />
Wir sehen großes Potenzial darin, diese<br />
Marken in den rezeptfreien (OTC-)Status<br />
1,21 Mrd.<br />
bevölkerung<br />
1,73 Bio. USD<br />
bip<br />
zu überführen und die Produktlinien selektiv<br />
<strong>durch</strong> weitere Präparate zu ergänzen.<br />
Weitere Produktkategorien, die von<br />
Interesse sein dürften, sind Multivitamine<br />
sowie Husten- und Erkältungspräparate.<br />
Tiergesundheit<br />
Der Bereich Tiergesundheit hat seine Tätigkeit<br />
in Indien 2009 aufgenommen. Der<br />
Markt für Tiergesundheit in Indien ist<br />
weitestgehend auf Milchvieh ausgerichtet.<br />
Mit einem Bestand von 55 Millionen<br />
Kühen hat Indien die größte Milchviehpopulation<br />
der Welt, der Gefl ügelbestand<br />
ist ebenfalls einer der größten.<br />
Dennoch startete Animal Health India<br />
aufgrund regulatorischer Terminvorgaben<br />
den Geschäftsbetrieb Anfang 2010<br />
im Nischen-Segment Pferde. Inzwischen<br />
haben wir Zulassungen für eine Reihe<br />
von Gefl ügelimpfstoffen erhalten und<br />
das Geschäft im Gefl ügel-Segment begann<br />
im vierten Quartal 2011. Der<br />
nächste Schritt für uns ist der Eintritt in<br />
das Milchvieh-Segment zwischen 2012<br />
und 2013.
Shanghai ist das Paradebeispiel für die<br />
Entwicklung Chinas in den letzten Jahrzehnten;<br />
gewaltige Veränderungen sind<br />
aber im ganzen Land zu beobachten. Das<br />
Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts<br />
(BIP) gehört zu den weltweit<br />
höchsten, seitdem das Land 1979<br />
seine Reform- und Öffnungspolitik einleitete.<br />
Im zweiten Quartal 2011 überholte<br />
China Japan als die weltweit zweitgrößte<br />
Volkswirtschaft. Das BIP wuchs<br />
2010 um 10,3 % auf 5,88 Billionen USD<br />
und dürfte, über das Gesamtjahr 2011<br />
betrachtet, um 9,5 % steigen.<br />
zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />
CHINA – INVESTITIONEN IN DAS<br />
GESUNDHEITSSYSTEM<br />
China, das bevölkerungsreichste Land der Erde, ist im Gesundheitswesen<br />
wachsendem Druck und steigenden Sterberaten aufgrund chronischer<br />
Krankheiten ausgesetzt.<br />
Besserer Zugang zur medizinischen<br />
Versorgung<br />
Die Gesundheitssituation in China hat<br />
sich in den vergangenen drei Jahrzehnten<br />
enorm verbessert. Eine ganze Reihe von<br />
Infektionskrankheiten ist erheblich zurückgegangen,<br />
aber die Sterberate aufgrund<br />
chronischer Krankheiten, ausgelöst<br />
<strong>durch</strong> Veränderungen in der Lebensweise<br />
und verschlechterte Umweltbedingungen,<br />
hat zugenommen. Das Fehlen eines medizinischen<br />
Grundversorgungssystems und<br />
eines mehrstufi gen öffentlichen Krankenhaussystems<br />
mit ungleicher Verteilung der<br />
Ressourcen und ärztlichen Versorgungskapazitäten<br />
haben zur Überfüllung der<br />
großen Krankenhäuser geführt. Die<br />
Ein Blick auf Puhdong, ein Stadtteil von Shanghai, der am<br />
östlichen Ufer des Huangpu-Flusses liegt. Shanghai ist die<br />
bevölkerungsreichste Stadt Chinas.<br />
1,35 Mrd.<br />
Die chinesische Bevölkerung ist<br />
von 1,31 Milliarden 2005 auf<br />
1,35 Milliarden 2010 gestiegen.<br />
Schätzungen zufolge dürften bis<br />
2050 über 30 % der Bevölkerung<br />
60 Jahre oder älter sein, wo<strong>durch</strong><br />
zusätzlicher Druck auf die Gesundheitsversorgung<br />
entsteht.<br />
Trotz der großen wirtschaftlichen<br />
Fortschritte ist das BIP pro Kopf in<br />
China immer noch niedrig. Die<br />
Verbesserung des Lebensstandards<br />
und die Stimulierung des<br />
Binnenkonsums stehen im Mittelpunkt<br />
des neuen Fünfjahresplans<br />
der Regierung.<br />
China – Investitionen in das Gesundheitssystem<br />
89
1 3 4<br />
2<br />
DER PHARMAZEUTISCHE MARKT<br />
IN CHINA<br />
19 %<br />
traditionelle<br />
chinesische<br />
medizin<br />
18 %<br />
selbstmedikation<br />
Quelle: IMS Health CHPA Q3 2011<br />
90<br />
62 %<br />
verschreibungspflichtige<br />
medikamente<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
1 Zhangjiang High-Tech Park in Shanghai, in dem sich unsere Produktionsanlage<br />
befi ndet<br />
2 Blick in eine chinesische Apotheke: Traditionelle Medizin wird hochgeschätzt<br />
(19 % des Arzneimittelmarktes).<br />
3 Die Stadtmauer von Xi’an: Tradition und Moderne Seite an Seite in China<br />
4 Verpackung von Ampullen in der Zhangjiang-Produktionsanlage in Shanghai<br />
Regierung führt seit Jahren immer wieder<br />
Reformen des Gesundheitssystems <strong>durch</strong><br />
und investiert in die Verbesserung des<br />
Gesundheitswesens, den besseren Zugang<br />
zu Krankenversicherungen und die<br />
Versorgung mit grundlegenden Medikamenten.<br />
2011 wird China schätzungsweise zum<br />
drittgrößten Markt für verschreibungspfl<br />
ichtige Arzneimittel hinter den USA<br />
und Japan aufsteigen und damit Deutschland<br />
und Frankreich überholen. Auf<br />
verschreibungspflichtige Medikamente<br />
entfi elen 2011 62 % des Pharmamarktes<br />
(siehe Grafi k links: Zusammensetzung des<br />
Marktes). Mehr als die Hälfte des Gesamt<strong>werte</strong>s<br />
der verschreibungspfl ichtigen<br />
Medikamente entfällt auf die Segmente<br />
Infektions-, Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf-<br />
und Krebserkrankungen.<br />
Starker Partner für Gesundheit<br />
Auf diversen großen Therapiegebieten<br />
leistet unsere bestehende Präparatepalette<br />
einen großen Beitrag zur Gesundheit.<br />
Hier sind besonders unsere Kernprodukte<br />
spiriva® (COPD), sifrol®<br />
(Parkinson), actilyse® (Schlaganfall) und<br />
micardis® (Bluthochdruck) zu nennen.<br />
Zahlreiche Programme und Maßnahmen<br />
zur Sensibilisierung für das jeweilige<br />
Krankheitsbild und Aufklärung der<br />
betroffenen Patienten tragen dazu bei,<br />
den Kenntnisstand in diesen Bereichen<br />
zu verbessern:<br />
• In China gibt es über 40 Millionen Patienten,<br />
die an COPD leiden. Im Durchschnitt<br />
sterben jede Minute 2,5 Menschen<br />
daran. Um die Sensibilisierung<br />
für die Erkrankung und ihre Prävention<br />
zu verbessern, haben wir uns mit Wissenschaftlern<br />
und Experten in einem<br />
sechsjährigen Forschungsprogramm mit<br />
dem Namen Tie-COPD zusammengeschlossen,<br />
das den Krankheitsverlauf<br />
von COPD-Patienten langfristig beobachtet.<br />
• Die Möglichkeiten für die rund zwei<br />
Millionen Parkinson-Patienten in China,<br />
Informationen über die Krankheit zu<br />
erhalten, sind sehr begrenzt. Zusammen<br />
mit führenden Experten haben wir die<br />
erste professionelle Parkinson-Patienten-Webseite<br />
Chinas (www.pajo.cn)<br />
eingerichtet. Sie ist darauf ausgerichtet,<br />
den Patienten und ihren Betreuern das<br />
Leben zu erleichtern, indem umfassende,<br />
professionelle Informationen ver-
[ china ]<br />
1,35 Mrd.<br />
bevölkerung<br />
mittelt werden. Dazu gehören der Austausch<br />
über den Kenntnisstand einer<br />
Krankheit, Ratschläge und Empfehlungen<br />
für das tägliche Leben oder Profi le<br />
von Krankenhäusern und Ärzten.<br />
Außerdem werden Online-Plattformen<br />
für die Kommunikation zwischen Patienten,<br />
Betreuern und Ärzten angeboten.<br />
• In Zusammenarbeit mit der chinesischen<br />
„Parkinson’s Disease and Move ment<br />
Disorder Society“ haben wir uns an der<br />
Werbekampagne für das „Parkinson’s<br />
Disease Healthy Home“ beteiligt. Dies<br />
ist das erste Aufklärungstool in der Patientenbetreuung<br />
mit Tipps für eine gesunde<br />
Lebensweise.<br />
• Zusammen mit der chinesischen<br />
„Hypertension League“ haben wir<br />
eine Kampagne zur Verbreitung neuer<br />
Leitlinien für die Behandlung von<br />
Bluthochdruck in über 50 Städten in<br />
ganz China gestartet und unterstützt.<br />
Innovative Medikamente<br />
Die Markteinführung innovativer Präparate<br />
wird unsere Präsenz in den großen<br />
Therapiegebieten stärken. Präparate zur<br />
Behandlung von Diabetes, zur Prävention<br />
von Schlaganfällen bei Vorhoffl immern<br />
und zur Behandlung von Krebserkran-<br />
zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />
5,88 Bio. USD<br />
bip<br />
shanghai<br />
hauptniederlassung<br />
kungen werden in den nächsten fünf<br />
Jahren zu einer Verbesserung der Situation<br />
auf den größten und am schnellsten<br />
wachsenden Problemfeldern in China<br />
führen. pradaxa® und trajenta® werden<br />
2013 auf den chinesischen Markt<br />
kommen.<br />
R&D+Medicine<br />
China leistet einen entscheidenden Beitrag<br />
zu unseren weltweiten klinischen Entwicklungsprogrammen<br />
und stellte 2011<br />
insgesamt 3.510 Patienten für die Teilnahme<br />
an rund 33 zentralen Studien,<br />
darunter solche im Bereich Diabetes,<br />
Krebs- und Atemwegserkrankungen.<br />
Tiergesundheit<br />
China ist der weltweit größte Hersteller<br />
von Fleischprodukten. Starkes Wirtschaftswachstum<br />
und ein steigendes<br />
Einkommen der Bevölkerung lassen den<br />
lokalen Fleischkonsum ansteigen. China<br />
belegt derzeit Platz 3 auf dem globalen<br />
Tiermedikamente-Markt und Platz 2 auf<br />
dem Schweinemedikamente-Markt.<br />
2010 waren wir führend im Schweinemedikamente-Segment,<br />
insbesondere<br />
mit unseren Impfstoffen wie ingelvac<br />
circoflex®.<br />
BOEHRINGER INGELHEIM<br />
IN CHINA<br />
Die Niederlassung wurde im März 1994<br />
gegründet. Ein Jahr später erhielt die<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> International Trade<br />
(Shanghai) Co. Ltd. ihre Zulassung. 1995<br />
wurde die <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Shanghai<br />
Pharmaceuticals Ltd. als Joint Venture mit<br />
einem lokalen chinesischen Pharmaunternehmen<br />
gegründet; im Jahr 2000 wurde<br />
das Joint Venture in eine 100 %ige Tochter<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> umgewandelt.<br />
2.800<br />
2002 errichtete das Unternehmen seine<br />
Produktionsanlage im Zhangjiang High-<br />
Tech-Park in Shanghai. 2011 fand der erste<br />
Spatenstich zur Erweiterung dieser Anlage<br />
statt, die ein Versorgungszentrum für China<br />
und künftig auch für die Asien-Pazifi k-<br />
Region werden soll.<br />
79 Mio. EUR<br />
Wir investieren 79 Millionen EUR<br />
in die Vergrößerung unserer Produktionsanlage<br />
im High-Tech-Park<br />
Zhangjiang in Shanghai, um sie<br />
zu einem strategisch wichtigen<br />
Versorgungszentrum für die Asien-<br />
Pazifi k-Region auszubauen. Indem<br />
die Anzahl der Mitarbeiter<br />
erhöht und die Produktionskapazität<br />
verdoppelt wird, können wir<br />
mehr Patienten mit Gesundheit<br />
versorgen.<br />
China – Investitionen in das Gesundheitssystem<br />
91
BRASILIEN – BESSERE<br />
BEHANDLUNGSOPTIONEN<br />
In Brasilien muss die Bevölkerung für die meisten Arzneimittel Zuzahlungen<br />
erbringen, was sich ein Großteil kaum leisten kann. Um<br />
breiteren Schichten Zugang zur medizinischen Versorgung und besseren<br />
Behandlungsoptionen zu verschaffen, entwickeln wir gemeinsam mit<br />
dem öffentlichen Sektor innovative Geschäftsmodelle.<br />
92<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
PHYTOCHEMIKALIEN – TEIL UNSERES GLOBALEN NETZWERKS<br />
Die Phytochemie, auch Pfl anzenchemie genannt, befasst sich mit der Erforschung der chemischen<br />
Inhaltsstoffe der Pfl anzen. Auf unseren Farmen in Australien und Brasilien bauen wir unsere eigenen<br />
Pfl anzen an und führen die Extraktion und Aufreinigung der Wirkstoffe <strong>durch</strong>. Wir garantieren, dass<br />
die Produktion des Rohmaterials sowohl für unsere Arzneimittel als auch für die des Indutriekundengeschäfts<br />
in einer nachhaltigen Art und Weise betrieben wird.<br />
Mit 196 Millionen Einwohnern ist Brasilien<br />
an fünfter Stelle der bevölkerungsreichsten<br />
Länder der Welt und bedeckt<br />
rund die Hälfte der Fläche Südamerikas.<br />
Ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von<br />
über 2 Billionen USD machte Brasilien<br />
2010 zur siebtgrößten Volkswirtschaft<br />
weltweit. 2011 nahm das Land Platz 6<br />
ein. Brasilien ist ein relativ junges Land<br />
mit rund der Hälfte der Bevölkerung unter<br />
29 Jahren. Dieser Bevölkerungsbonus<br />
bedeutet, dass es einen großen Pool an<br />
jungen Arbeitskräften gibt – ein Vorteil<br />
für eine wachsende Wirtschaft. Die Arbeitslosenquote<br />
ging 2011 auf 6 %<br />
zurück. Soziale, politische und wirtschaftliche<br />
Stabilität macht Brasilien zu einem<br />
der Hauptziele ausländischer Investoren,<br />
die von den jungen Arbeitskräften profi -<br />
tieren.<br />
Der Pharmamarkt<br />
Das Gesundheitssystem in Brasilien stellt<br />
eine ständige Herausforderung für die<br />
Regierung und Interessengruppen dar,<br />
da die meisten pharmazeutischen Wirkstoffe<br />
(Active Pharmaceutical Ingredients<br />
– API) importiert werden und der<br />
Großteil der Bevölkerung Arzneimittel<br />
nicht aus eigener Tasche bezahlen kann<br />
(80 % der Produkte werden nicht erstattet).<br />
Aus diesem Grund verzeichnen Generika<br />
und Arzneimittel im Niedrigpreissegment<br />
starkes Wachstum. Der größte Bedarf<br />
besteht darin, sowohl einen guten Preis<br />
als auch eine gute Qualität anzubieten.<br />
Die brasilianische Regierung hat das Programm<br />
„Farmácia Popular do Brasil“<br />
initiiert, um die ärmeren Bürger besser<br />
mit Medikamenten zu versorgen. Viele<br />
haben jedoch immer noch keinen Zu-
[ brasilien ]<br />
196 Mio.<br />
bevölkerung<br />
gang zu Arzneimitteln und fordern daher<br />
zunehmend von der Regierung die Versorgung<br />
mit innovativen Medikamenten,<br />
die sie bislang selbst bezahlen mussten.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> in Brasilien –<br />
Wissenstransfer<br />
Um breiteren Bevölkerungsschichten Zugang<br />
zu besseren Behandlungsoptionen<br />
zu verschaffen, entwickeln wir neue<br />
Geschäftsmodelle. So sind wir 2011 eine<br />
Fünf-Jahres-Partnerschaft mit der brasilianischen<br />
Regierung eingegangen. Zum<br />
einen gewähren wir so die Belieferung<br />
mit sifrol®, das zur Behandlung der<br />
Parkinson-Krankheit eingesetzt wird.<br />
Zum anderen werden wir nach Ablauf<br />
der fünf Jahre einem lokalen staatlichen<br />
Hersteller Wissen und Technologie<br />
in der Produktion des Wirkstoffs Pramipexol<br />
vermitteln.<br />
Besserer Zugang zu Medikamenten<br />
spiriva® zur Behandlung der chronischobstruktiven<br />
Lungenerkrankung (COPD)<br />
ist ein weiteres Beispiel für unsere wachsende<br />
Präsenz im öffentlichen Sektor. Die<br />
Zukunft von spiriva® ist vielversprechend,<br />
da es in einigen brasilianischen<br />
Bundesstaaten neu auf der Liste der er-<br />
zukunftsmärkte perspektive für neue märkte<br />
2,09 Bio. USD<br />
bip<br />
são paulo<br />
hauptniederlassung<br />
stattungsfähigen Arzneimittel geführt<br />
wird. Wir vereinfachen somit den Zugang<br />
zu besseren Behandlungsmöglichkeiten<br />
für Patienten, die an COPD leiden. Die<br />
Krankheit kann <strong>durch</strong> Spirometrie diagnostiziert<br />
werden und wir können<br />
Tausenden von Patienten, die auf die<br />
Unterstützung der öffentlichen Hand<br />
angewiesen sind, helfen, angemessenen<br />
Zugang zu Therapien und Medikamenten<br />
zu erhalten.<br />
Aufklärung<br />
Darüber hinaus hat die brasilianische<br />
Regierung beschlossen, unsere Produkte<br />
actilyse® und metalyse® 2012 in das nationale<br />
Erstattungsprogramm aufzunehmen.<br />
Schlaganfall ist die häufi gste Todesursache<br />
in Brasilien. Die Regierung ist<br />
sich des gewaltigen menschlichen Leidens,<br />
das <strong>durch</strong> Schlaganfall und akuten<br />
Myokardinfarkt (AMI) verursacht wird,<br />
sowie der Auswirkungen dieser Erkrankungen<br />
auf die Volkswirtschaft bewusst.<br />
Wir bieten ein Schulungs- und Aufklärungsprogramm,<br />
„Educar para Salvar“<br />
(Aufklären, um zu heilen), für staatliche<br />
Gesundheitsbeauftragte an, um Bewusstsein<br />
für die Frühsymptome von<br />
Schlaganfall und AMI zu schaffen.<br />
BOEHRINGER INGELHEIM IN BRASILIEN<br />
Unsere erste Tochtergesellschaft jenseits<br />
des Atlantiks, <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> do<br />
Brasil Química e Farmacêutica Ltda., wurde<br />
1956 gegründet. Unser Produktportfolio<br />
setzt sich im Wesentlichen zusammen aus<br />
buscopan®, spiriva®, anador®, micardis®,<br />
sifrol® und secotex®. pradaxa® und<br />
trajenta® wurden 2011 auf den Markt<br />
gebracht; die innovationsfreundliche Regierung<br />
hat die Einführung vier bis sechs<br />
Monate vor dem ursprünglich geplanten<br />
Termin ermöglicht.<br />
Da die meisten pharmazeutischen Produkte<br />
nicht erstattungsfähig sind, kommt unserem<br />
Selbstmedikationsgeschäft eine hohe<br />
Bedeutung zu. So entfallen auf diesen Bereich<br />
48 % des gesamten Geschäftswerts<br />
auf das Gebiet Humanpharma. buscopan®<br />
zählt zu den zehn erfolgreichsten pharmazeutischen<br />
Produkten in Brasilien und<br />
verzeichnet großes Wachstum. Das Hauptprodukt<br />
unseres Geschäftsbereichs<br />
Tiergesundheit ist ingelvac circofl ex®<br />
gegen das Porzine Circovirus Typ 2.<br />
Brasilien – bessere Behandlungsoptionen<br />
93
# 05<br />
FLEXIBILITÄT<br />
FÜR STARKE NETZWERKE<br />
Durch unser Produktionsnetzwerk beliefern wir den globalen Markt mit unseren<br />
pharmazeutischen Wirkstoffen und hochwertigen Arzneimitteln. Dabei stehen<br />
Qualität und Verlässlichkeit sowohl am Anfang eines Produkt lebenszyklus als<br />
auch bei der Belieferung des Marktes mit bereits etablierten Produkten bei uns<br />
immer an höchster Stelle. Indem wir in allen Regionen weltweit vernetzt sind,<br />
können wir uns fl exibel den lokalen Anforderungen jeder Region anpassen. Mit<br />
unserer Erfolgsbilanz in Produkteinführungen, innovativen Technologien und<br />
Kosteneffi zienz überzeugen wir sowohl interne als auch externe Kunden.<br />
Siehe auch<br />
unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de<br />
96 VERLÄSSLICHKEIT UND INTEGRITÄT DER LIEFERKETTE<br />
98 ERFOLGREICHE PRODUKTEINFÜHRUNGEN<br />
94<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
produktionsnetzwerk flexibilität für starke netzwerke<br />
Flexibilität für starke Netzwerke 95
1<br />
VERLÄSSLICHKEIT UND INTEGRITÄT<br />
IN DER LIEFERKETTE<br />
Heutzutage gibt es eine steigende Anzahl gefälschter Medikamente.<br />
Wir gewährleisten die Integrität unserer Lieferkette und die Bereitstellung<br />
qualitativ hochwertiger Originalprodukte.<br />
96<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
1 Immer stärker globalisierte Lieferketten erfordern ein hervorragendes Management.<br />
2 Das Produkt pradaxa® wird im LogiPack-Center in <strong>Ingelheim</strong> verpackt.<br />
3 Eine steigende Anzahl gefälschter Arzneimittel auf dem weltweiten Pharmamarkt stellt<br />
eine Gefahr für den Patienten dar.<br />
4 Einer unserer Produktionsstandorte befi ndet sich in Koropi, Griechenland.<br />
Der Bereich Operations bei <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> hat einen zuverlässigen Lieferplan<br />
für Produkteinführungen aufgestellt.<br />
Zur genauen Beurteilung der steigenden<br />
Marktnachfrage und der damit<br />
verbundenen Risiken müssen im Rahmen<br />
der Produkteinführungsplanung<br />
zusätzliche Maßnahmen abgeleitet werden.<br />
Aus diesem Grund wurden zusätzliche<br />
Produktionsstandorte für die Produkteinführung<br />
eingerichtet und in den<br />
Versorgungsplan aufgenommen. Der zuständige<br />
Launch-Standort erhält somit<br />
kurz nach Produkteinführung Unterstützung<br />
von einer zweiten oder dritten<br />
Produktionsstätte.<br />
Die Verlagerung der Standorte zu einem<br />
frühen Zeitpunkt des Produktlebenszy-<br />
2<br />
klus stellt eine größere Herausforderung<br />
dar als die Verlagerung eines bereits etablierten<br />
Produktes, da zu Beginn weniger<br />
Prozesserfahrung vorhanden ist.<br />
Durch solche Verlagerungen bietet sich<br />
die Möglichkeit einer deutlichen Verbesserung<br />
der Zuverlässigkeit und Flexibilität<br />
der betrieblichen Lieferkette.<br />
Sicherheit der Patienten<br />
Die Steuerung von immer stärker<br />
globalisierten pharmazeutischen<br />
Lieferketten ist im öffentlichen Gesundheitssektor<br />
im Hinblick auf die<br />
Patienten sicherheit immer wichtiger<br />
geworden. Wir sehen uns verpflichtet,<br />
unseren Patienten und Kunden weltweit<br />
sichere und wirksame Produkte<br />
zu liefern.<br />
Die traditionelle Lieferkette eines Medikaments<br />
war in der Vergangenheit kurz<br />
und transparent. Pharmahersteller erhielten<br />
ihre Rohstoffe von lokalen oder<br />
regionalen Rohmaterial-Lieferanten und<br />
verkauften die fertigen Erzeugnisse über<br />
bestimmte Großhändler an Apotheken,<br />
von wo aus die Produkte an die Patienten<br />
weitergegeben wurden.
3<br />
4<br />
Heutzutage kann man eine steigende<br />
Anzahl von gefälschten Arzneimitteln<br />
beobachten – gefälscht hinsichtlich Identität,<br />
Historie oder Quelle der Produkte.<br />
Veränderte Wirkstoffe werden in reguläre<br />
Lieferketten eingeschleust und der<br />
Diebstahl von fertigen Arzneimittelerzeugnissen<br />
und der Vertrieb über zweifelhafte<br />
oder sogar illegale Kanäle sind<br />
auf dem Vormarsch.<br />
Bessere Kontrolle <strong>durch</strong> Netzwerken<br />
Vor diesem neuen Hintergrund sind traditionelle<br />
Kontrollmechanismen nicht<br />
mehr ausreichend. Alle Beteiligten müssen<br />
in die pharmazeutische Lieferkette<br />
eingebunden werden und wir weiten<br />
unsere Anstrengungen über den Ort des<br />
Verkaufs der Produkte hinaus aus. Die<br />
Verantwortung für die Integrität der<br />
Lieferkette liegt bei allen Akteuren, die<br />
an der Beschaffung, Herstellung, Verpackung<br />
und dem Vertrieb von Rohstoffen,<br />
Zwischenprodukten und Endprodukten<br />
beteiligt sind. Ein offener Dialog und<br />
das Netzwerken mit den externen Interessengruppen<br />
sind wesentlich, um eine<br />
sichere, integre Lieferkette zu erreichen.<br />
Ein Unternehmen allein kann dies daher<br />
nicht gewährleisten.<br />
produktionsnetzwerk flexibilität für starke netzwerke<br />
Produktschutz<br />
Eine von Anfang bis Ende vollständige<br />
Transparenz der Lieferkette von den<br />
Ausgangsmaterialien bis zum Patienten<br />
ist der Schlüsselfaktor zur Gewährleistung<br />
einer globalen Produktintegrität<br />
und Durchführung schneller Maßnahmen.<br />
Um die gesetzten Ziele zu erreichen,<br />
müssen die Konzepte zum Produktschutz<br />
den Bestimmungen entsprechen und<br />
konkret sein. Sie unterscheiden zwischen<br />
echten Produkten und Produktfälschungen.<br />
Die Massenserialisierung ist momentan<br />
das effektivste Mittel zur Sicherstellung<br />
der öffentlichen Gesundheit<br />
und Sicherheit.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Polizei<br />
und dem Zoll bei der Verfolgung krimineller<br />
Handlungen ist von großer Bedeutung.<br />
Wir überprüfen daher umfassend<br />
alle Vorfälle, die zu einer Verletzung<br />
der Integrität der Lieferkette führen.<br />
Die Kombination von Serialisierung,<br />
Originalitätsverschlüssen und Point-of-<br />
Dispense-Verifi zierung trägt dazu bei,<br />
zu gewährleisten, dass die Patienten die<br />
hochwertigen Originalarzneimittel erhalten,<br />
die ihnen verschrieben wurden.<br />
PRADAXA® – VERSCHIEDENE<br />
PRODUKTVERPACKUNGEN<br />
Im August 2011 wurde pradaxa® in Europa für<br />
die Indikation Prävention von Schlaganfällen bei<br />
Vorhoffl immern zugelassen. Alle europäischen<br />
Mitgliedsstaaten erhielten gleichzeitig die Marketingzulassung.<br />
Die Hauptschwierigkeiten bei<br />
dieser Produkteinführung waren die Vielzahl der<br />
verschiedenen Produktverpackungen pro Land,<br />
Präsentationen in verschiedenen Sprachen,<br />
Packungsgrößen und Dosierungsstärken. Aufgrund<br />
der innovativen Eigenschaften von pradaxa® spielte<br />
die Zeit eine große Rolle, um für eine breite Verfügbarkeit<br />
des Produktes zu sorgen und so Behandlungsalternativen<br />
für Patienten anbieten zu können.<br />
ARZNEIMITTELFÄLSCHUNGEN –<br />
EINE GEFAHR FÜR DIE<br />
GESUNDHEIT<br />
Die Versorgung von Patienten mit<br />
Originalmedikamenten hat sich<br />
zu einem wichtigen Thema entwickelt,<br />
da Arzneimittelfälschungen<br />
eine wachsende Gefahr für die<br />
Gesundheit der Patienten und somit<br />
auch für die Pharmaindustrie<br />
darstellen. Die Basis der Geschäftsaktivitäten<br />
von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> ist eine klare Verpfl ichtung<br />
zur Patientensicherheit. Unsere<br />
Initiative „Product Safety and<br />
Security” (PSS) ist ein wichtiger<br />
Bestandteil unserer allgemeinen<br />
Anti-Produktfälschungs-Strategie.<br />
Die PSS-Initiative umfasst die Serialisierung<br />
von Arzneimitteln bei<br />
der Herstellung, um sicherzustellen,<br />
dass keine Manipulation der<br />
Packung vorgenommen wurde.<br />
Verlässlichkeit und Integrität in der Lieferkette<br />
97
1<br />
ERFOLGREICHE<br />
PRODUKTEINFÜHRUNGEN<br />
Die Einführung eines neuen Medikaments zur Belieferung des Marktes<br />
ist sehr komplex. Nachdem die Wirksamkeit eines neuen Medikaments<br />
nachgewiesen wurde und es alle Zulassungsschritte erfolgreich<br />
<strong>durch</strong>laufen hat, ist ein stabiler Produkt-Launch-Prozess notwendig,<br />
um das Medikament erfolgreich auf dem Markt zu platzieren.<br />
TRAJENTA® – DIABETES-ALLIANZ<br />
trajenta® (Linagliptin) ist das erste<br />
Produkt unserer strategischen<br />
Diabetes-Allianz mit Eli Lilly and<br />
Company, das zuerst in den USA<br />
eingeführt wurde. Während der<br />
nächsten fünf Jahre planen wir die<br />
weltweite Einführung zahlreicher<br />
innovativer Produkte aus unserem<br />
Diabetes-Portfolio. Einige davon<br />
werden auf zwei von unserem Forschungsteam<br />
neu entdeckten chemischen<br />
Wirkstoffen basieren. Ein<br />
weiteres Produkt aus unserem Diabetes-Portfolio<br />
ist jentadueto TM<br />
(Linagliptin/Metformin), die Festdosiskombination<br />
von Linagliptin<br />
und Metformin, von der Food and<br />
Drug Administration zugelassen.<br />
98<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Der Launch-Prozess muss alle notwendigen<br />
Schritte berücksichtigen – von<br />
der Abstimmung der Ressourcen über<br />
die Handhabung der Produktionsvolumina<br />
gemäß den Prognosen, der Entwicklung<br />
der erforderlichen Dokumentation<br />
bis hin zur Durchführung<br />
von Verkaufs- und Marketingaktivitäten.<br />
Ein zuverlässiger Produkt-Launch-<br />
Prozess führt zu einer schnelleren<br />
Time-to-Market für das Produkt und<br />
somit einer schnelleren Time-to-Profit.<br />
Aktivitäten werden besser geplant, koordiniert<br />
und über verschiedene Funktionen<br />
hinweg stärker integriert.<br />
1 Düsenfertigung für das Inhalationsgerät respimat®<br />
Soft Inhaler am Standort Dortmund, Deutschland<br />
2 Letzte Qualitätskontrolle in unserem Betrieb in<br />
Yamagata, Japan<br />
3 Japanische Blister-Verpackungsmaschine<br />
4 Unser Launch-Team, das die ersten Schachteln<br />
pradaxa® für den japanischen Markt produziert<br />
hat<br />
2<br />
Starkes Engagement und Flexibilität<br />
Der Bereich Operations ist für zukünftige<br />
Produkteinführungen gut gerüstet.<br />
Sogar sehr enge Zeitrahmen für die<br />
Einführung von länderspezifi schen<br />
Produkten oder die Einbeziehung von<br />
Informationen in letzter Minute, wie<br />
lokale Markennamen, wurden auf<br />
effi ziente und effektive Weise umgesetzt.<br />
Der Garant für eine erfolgreiche<br />
Produkt einführung ist eine enge Zusammenarbeit<br />
zwischen den Launch-<br />
Standorten in den USA und Deutschland<br />
sowie die Abstimmung mit den<br />
lokalen Lieferkettenorganisationen.<br />
Durch Anwendung dieser Prozessmethode<br />
konnten wir 2011 zahlreiche<br />
neue Produkte einführen. Ein gutes<br />
Beispiel ist das Diabetes-Medikament<br />
trajenta® (siehe Kasten links).<br />
Die Produkteinführung von Trajenta®<br />
Die ersten Vorbereitungen für die Produkteinführung<br />
von trajenta® begannen<br />
in <strong>Ingelheim</strong> zu Beginn des Jahres<br />
2010 mit Anlauf der Wirkstoffproduktion<br />
für die anfängliche Marktversorgung.<br />
Im Februar 2011 wurden in Roxane, einem<br />
der globalen Launch-Standorte für<br />
verschreibungspfl ichtige Medikamente
3<br />
4<br />
in Columbus, Ohio, USA, die ersten Tabletten<br />
hergestellt.<br />
Die Produkteinführung von trajenta®<br />
war einzigartig, da fast zeitgleich Anträge<br />
auf die Arzneimittelzulassung in<br />
den USA, der Europäischen Union<br />
und Japan gestellt wurden. Kurz danach<br />
erfolgte die Einführung in 18 weiteren<br />
Ländern, einschließlich Indien<br />
und China. Zu erwähnen ist noch der<br />
Einsatz von „Process Analytical Technology“<br />
(PAT) <strong>durch</strong> Roxane zur Sicherstellung<br />
einer zuverlässigen, hochwertigen<br />
Versorgung mit trajenta®. Es<br />
handelt sich um unseren ersten globalen<br />
Antrag auf Zulassung unter Verwendung<br />
von PAT bei der Produkteinführung.<br />
Diese Techniken werden jetzt<br />
in unserem Netzwerk weltweit als Best<br />
Practice eingeführt. In den USA erfolgten<br />
die Einführung und Auslieferung<br />
von trajenta® weniger als zehn Tage<br />
nach dem Datum der Zulassung. Da<strong>durch</strong><br />
erhielten 120 Vertriebszentren<br />
für 21 direkte Großhändler in den USA<br />
eine ausreichende Menge des Produktes,<br />
um eine Belieferung landesweit<br />
gewährleisten zu können. Innerhalb<br />
einer Woche nach der Produkteinfüh-<br />
produktionsnetzwerk flexibilität für starke netzwerke<br />
JAPAN – ERFOLGREICHE PRODUKT EIN-<br />
FÜHRUNGEN TROTZ ERDBEBEN UND TSUNAMI<br />
Trotz der Naturkatastrophen im März 2011 realisierte<br />
das Team unseres Werkes in Yamagata<br />
erfolgreich die Produkteinführungen von<br />
trajenta® (japanischer Markenname trazenta®),<br />
pradaxa® (Markenname in Japan prazaxa)<br />
und sifrol er® (mirapex®) auf dem japanischen<br />
Markt. Die Einführung von pradaxa® erfolgte<br />
fast ein Jahr früher als erwartet.<br />
rung hatten mehr als 29.000 Apotheken<br />
in den USA mindestens eine Flasche<br />
trajenta® vorrätig.<br />
Für den europäischen Markt wurde<br />
<strong>Ingelheim</strong> als Ausgangsstandort für<br />
trajenta® festgelegt. Da für die europäischen<br />
Staaten ebenfalls eine lokale<br />
Freigabe erforderlich ist, wird das Produkt<br />
für Europa von <strong>Ingelheim</strong> aus<br />
vertrieben. Die erste Freigabe für die<br />
Produkteinführung in der EU erfolgte<br />
im September 2011 in <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Innovative Dosierungsformen<br />
Vorbereitungen für Produkteinführungen<br />
bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind nicht<br />
nur auf Wirkstoffe und Arzneimittel beschränkt.<br />
Wir möchten auch innovative<br />
Dosierungsformen auf den Markt bringen<br />
wie das Präzisions-Inhalationsgerät<br />
respimat® Soft Inhaler. Das Inhalationssystem<br />
wird in Dortmund hergestellt<br />
und die Patronen und der Wirkstoff am<br />
Standort von Launch & Strategic Products<br />
(LSP) in <strong>Ingelheim</strong>. Ein weiteres<br />
Beispiel für den Einsatz unserer innovativen<br />
Gerätetechnologie ist combivent®<br />
respimat®, das für die Patienten in den<br />
USA Mitte 2012 erhältlich sein wird.<br />
2011 führte unser Standort Roxane,<br />
Inc. ebenfalls viramune® xr<br />
ein, eine einmal täglich einzunehmende<br />
Formulierung von Nevirapin<br />
zum Einsatz in Kombination<br />
mit anderen antiretroviralen Präparaten<br />
zur Behandlung der HIV-<br />
Infektion bei Erwachsenen. Es<br />
handelte sich um das erste Produkt,<br />
das direkt von der Entwicklung<br />
in den Routine-Herstellbetrieb<br />
ging.<br />
Erfolgreiche Produkteinführungen 99
www.boehringer-ingelheim.com<br />
annualreport.boehringer-ingelheim.com<br />
unternehmensbericht.boehringer-ingelheim.de
Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation<br />
Geschäftsjahr 2011
geschäftsjahr 2011 inhalt<br />
unser unternehmen<br />
unser unternehmen<br />
6 die perspektive der gesellschAfter<br />
10 schwerpunkte 2011<br />
15 gremien des unternehmensverBAndes<br />
konzernlagebericht 2011<br />
konzernlAgeBericht 2011<br />
18 geschäft und rAhmenBedingungen<br />
30 vermögens-, finAnz- und ertrAgslAge<br />
3 4 nAchtrAgsBericht<br />
35 risikoBericht<br />
36 prognoseBericht
konzernabschluss 2011<br />
konzernABschluss 2011<br />
40 üBersicht üBer die wichtigsten konsolidierten gesellschAften<br />
42 konzernBilAnz<br />
43 gewinn- und verlustrechnung des konzerns<br />
44 kApitAlflussrechnung<br />
45 entwicklung des konzern-eigenkApitAls<br />
46 konzernAnhAng 2011<br />
66 Bestätigungsvermerk des ABschlussprüfers<br />
produktportfolio<br />
produktportfolio –<br />
eine AuswAhl<br />
[ verschreibungspflichtige markenpräparate ]<br />
70 AtemwegserkrAnkungen<br />
72 erkrAnkungen des zentrAlen nervensystems<br />
74 herz-kreislAuf-erkrAnkungen<br />
78 stoffwechselerkrAnkungen<br />
78 infektionserkrAnkungen<br />
[ selbstmedikation ]<br />
80 husten und erkältung<br />
80 hAlsschmerzen<br />
82 mAgen-dArm-erkrAnkungen<br />
84 vitAmine und minerAlstoffe<br />
84 urologische erkrAnkungen<br />
86 Beinvenengesundheit<br />
86 schmerzen<br />
[ tiergesundheit ]<br />
88 nutztiere: schweine<br />
90 nutztiere: rinder<br />
92 kleintiere<br />
94 pferde<br />
Inhalt
Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Auf einen Blick<br />
Werte in Mio. EUR, soweit nicht anders vermerkt 2011 2010 Veränderung<br />
Umsatzerlöse<br />
nach Regionen<br />
13.171 12.586 5 %<br />
Europa 31 % 32 %<br />
Nord- und Südamerika 46 % 45 %<br />
Asien, Australien, Afrika<br />
nach Geschäftsfeldern<br />
23 % 23 %<br />
Humanpharmazeutika 93 % 93 %<br />
Tiergesundheit 7 % 7 %<br />
Forschung und Entwicklung 2.516 2.453 3 %<br />
Personalaufwand 3.664 3.358 9 %<br />
Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 44.094 42.224 4 %<br />
Betriebsergebnis 2.272 1.896 20 %<br />
Betriebsergebnis in % der Umsatzerlöse 17,3 % 15,1 %<br />
Jahresüberschuss 1.476 888 66 %<br />
in % der Umsatzerlöse 11,2 % 7,1 %<br />
Eigenkapital 7.466 6.474 15 %<br />
Eigenkapitalrendite 22,8 % 15,0 %<br />
Cashflow 2.378 2.234 6 %<br />
Investitionen in Sachanlagen 458 519 — 12 %<br />
Abschreibungen auf Sachanlagen 535 498 7 %<br />
Die vier erfolgreichsten<br />
verschreibungspflichtigen Präparate<br />
Umsatzerlöse 2011 in Mio. EUR Veränderung<br />
spiriva® 3.153 + 10 %<br />
micardis® 1.593 + 2 %<br />
combivent® 766 + 5 %<br />
pradaxa® 629 + 915 %<br />
Die vier erfolgreichsten<br />
Selbstmedikationspräparate<br />
Umsatzerlöse 2011 in Mio. EUR Veränderung<br />
buscopan® 180 + 34 %<br />
dulcolax® 171 + 8 %<br />
mucosolvan® 160 + 8 %<br />
pharmaton® 137 + 5 %<br />
[ foto umschlag ]<br />
boehringer ingelheim center (firmensitz in ingelheim, deutschland)
geschäftsjahr 2011 unser unternehmen<br />
UNSER UNTERNEHMEN<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist ein forschungsorientiertes Unternehmen,<br />
aus gerichtet auf die Erforschung und Entwicklung, die Produktion<br />
sowie den Vertrieb von Arzneimitteln, die helfen, Gesundheit und<br />
Lebens qualität zu verbessern.<br />
Unsere Geschäfte sind Humanpharmazeutika und Präparate für die<br />
Tier gesundheit. Wir konzentrieren uns auf innovative Medikamente<br />
und Behand lungsmethoden, die einen therapeutischen Fortschritt<br />
mit sich bringen.<br />
Unser Leitmotiv in allen Bereichen ist es, herausragend in Innova tion<br />
und Technologie zu sein. Unsere Präparate gehören seit Langem zum<br />
bewährten Standard in der Behandlung von Erkrankungen der Atemwege,<br />
des Herz-Kreislauf-Systems, des Zentralen Nervensystems sowie<br />
von Infektionserkrankungen. Wir haben zwei neue und innovative<br />
Präparate in den Bereichen Stoff wechsel- und thromboembolische<br />
Erkrankungen erfolgreich im Markt eingeführt. Zusätzlich haben wir<br />
unsere Forschung in den Bereichen Infektions- und onkologische<br />
Erkrankungen erfolgreich weiterentwickelt.<br />
Wir beschäftigen weltweit mehr als 44.000 Mitarbeiter in 145 ver bundenen<br />
Unternehmen und betreiben globale Netzwerke in Forschung<br />
und Entwicklung (F&E) an sieben Standorten und haben 20 Produk tionsstandorte<br />
in 13 Ländern. Die Aufwendungen für F&E im Geschäftsfeld<br />
der verschreibungs pfl ichtigen Medikamente entsprechen 23,5 % der<br />
dort erzielten Erlöse.<br />
Hauptsitz des 1885 gegründeten Familienunternehmens ist <strong>Ingelheim</strong><br />
am Rhein.<br />
Unser Unternehmen<br />
5
6<br />
DIE PERSPEKTIVE DER<br />
GESELLSCHAFTER<br />
christian boehringer<br />
vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />
warum legen wir so viel Wert darauf, dass unser Unternehmen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> privat<br />
und unabhängig ist, und warum nennen wir uns bewusst ein Familienunternehmen?<br />
Zum einen, weil wir, die Gesellschafterfamilie, ein sichtbarer und wahrnehmbarer Teil unseres<br />
Unternehmens sind, und zum anderen, weil die Geschichte unseres Unternehmens untrennbar<br />
mit der Geschichte unserer Familie verbunden ist. Eben genauso wie auch eine Familie wurde<br />
und wird <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> geprägt von Identität und Lebensweise.<br />
Gesellschaftliches Engagement ist unser Selbstverständnis<br />
Als Gesellschafterfamilie fühlen wir uns der Gesellschaft und dem Gemeinwohl besonders<br />
verpfl ichtet. Neben unserem Kerngeschäft, Menschen mit innovativen Medikamenten zu helfen,<br />
haben sich drei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Stiftungen entwickelt, dazu Förderprojekte in<br />
Kunst und Kultur sowie Partnerschaften mit der akademischen Grundlagenforschung. Seit<br />
Kurzem gibt es auch eine Zusammenarbeit von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit der Nichtregierungsorganisation<br />
Ashoka zur Unterstützung von Sozialunternehmern im Gesundheitsbereich.<br />
Dieses gesellschaftliche und kulturelle Engagement haben wir, die Gesellschafterfamilie von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>, über vier Generationen gefördert und geformt.<br />
Wir, die Gesellschafterfamilie, die Unternehmensleitung sowie unsere Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter suchen die enge Verzahnung mit der Gesellschaft, denn davon gehen Impulse für<br />
uns und das Unternehmen aus, die uns andere Sichtweisen eröffnen und uns helfen, unsere<br />
Vision „Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation“ zu erfüllen.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011 die perspektive der gesellschafter<br />
Freiraum dank langem Atem<br />
Ein Familienunternehmen wie <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> arbeitet kontinuierlich mit der Zeit.<br />
Dabei geht es uns darum, die Erfolgsgeschichte des Unternehmens fortzuschreiben und das<br />
Unternehmen, seine Mitarbeiter und auch unsere Kunden in die Zukunft zu führen.<br />
In allem, was wir tun, in allem, was wir planen – <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bewegt sich unabhängig<br />
von kurzfristigen geschäftlichen Entscheidungen in generationsübergreifenden Zeitläufen.<br />
Der Fortbestand als unabhängiges Unternehmen ist für uns ein weit höherer Wert als kurzfristige<br />
Gewinnmaximierung.<br />
Gewinn ist für uns eine wichtige, aber eben nur eine von mehreren Kennzahlen, an denen wir<br />
ablesen können, ob der von uns eingeschlagene Weg erfolgreich war bzw. erfolgversprechend<br />
ist. Eine hohe Eigenkapitalquote, um Krisenzeiten zu überstehen, beträchtliche Investitionen<br />
ins Unternehmen und organisches Wachstum sind Strategien für uns, diesem Rechnung zu<br />
tragen. Attraktivität für unsere jetzigen und künftigen Mitarbeiter ist für uns ebenfalls sehr relevant.<br />
Unser Kern sind Innovationen, die Menschen helfen. Diese Innovationen geschehen in unserem<br />
Geschäft nicht „über Nacht“. Daher planen wir langfristig. Das verschafft uns gerade auch<br />
in der eigenen Forschung und Entwicklung Raum und Freiheit für eigene Entscheidungen und<br />
führt zu einer uns eigenen, über viele Jahrzehnte hinweg erfolgreichen Dynamik. Das bedeutet<br />
vor allen Dingen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung<br />
einen wichtigen Rückhalt bei ihrer Arbeit an unserem wichtigsten Ziel, Menschen mit Innovationen<br />
zu helfen.<br />
Mit Menschen für Menschen<br />
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der wichtigste Wert in unserem Unternehmen<br />
und der Garant für dessen Innovationskraft und Leistungsfähigkeit; nur mit ihnen zusammen<br />
gelingt es uns, das Leitmotiv für alle Aktivitäten, „Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation“, zu ver-<br />
Die Perspektive der Gesellschafter<br />
7
8<br />
wirklichen. Daher ist für uns die Förderung und Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter eine<br />
Frage des Selbstverständnisses.<br />
Wir Gesellschafter erleben und leben unsere Werte gemeinsam mit der Unternehmensleitung<br />
und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Wir arbeiten in gegenseitigem Respekt und<br />
Vertrauen sowie mit Empathie füreinander zusammen. Wir engagieren uns gemeinsam mit<br />
Leidenschaft für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und seine Kunden.<br />
Die Balance zwischen notwendiger Veränderung und stabilisierender Kontinuität<br />
Familienunternehmen wie <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind keine Inseln, sondern auch wir bewegen<br />
uns in einem sehr kompetitiven Umfeld. Veränderungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft,<br />
im Wertesystem von Gruppen und Individuen beschleunigen sich.<br />
Die globalen Märkte verändern sich rasant, die weltumspannende Finanz-, Wirtschafts- und<br />
politische Systemkrise verlangt weltweite konzertierte Lösungen. Neue Regelungen und komplizierte<br />
Gesetzgebungen im Gesundheitssektor stellen allesamt Herausforderungen für uns<br />
dar. Nicht nur in Bezug auf Unsicherheiten, die unternehmerisches Handeln sowieso mit sich<br />
bringt, sondern auch in Bezug auf diese globalen Veränderungsprozesse müssen wir als Familienunternehmen<br />
eine hohe Flexibilität gegenüber Ungewissheiten aufbringen. Unter diesen<br />
Bedingungen gilt unser Hauptaugenmerk der Sicherstellung der Kontinuität unseres gewachsenen<br />
Familienunternehmens.<br />
Ausblick<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist und bleibt gefordert. Gemeinsam mit der Unternehmensleitung und<br />
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird unser Unternehmen getragen und vorange-<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011<br />
die perspektive der gesellschafter<br />
bracht. Es sind dies allesamt mutige, lebensbejahende Menschen, die etwas verantwortlich<br />
wagen, die dabei auf ihre vielseitige Kompetenz und auf ihr Gegenüber vertrauen.<br />
Handele unternehmerisch, verbessere das Etablierte, entwickle das Neue! Mit dieser Ausrichtung<br />
haben wir als Familienunternehmen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> allen Grund, selbstbewusst<br />
unseren eigenen Weg zu gehen.<br />
Ich möchte nicht schließen, ohne allen Genannten unseren herzlichen Dank im Namen der<br />
Gesellschafter für ihren Beitrag zum Geschäftserfolg im Jahr 2011 auszusprechen. Sie haben<br />
zu dem beigetragen, was wir sind: ein erfolgreiches und international respektiertes pharmazeutisches<br />
Unternehmen mit unverwechselbarer Unternehmenskultur.<br />
gez.<br />
christian boehringer<br />
vorsitzender des gesellschafterausschusses<br />
Die Perspektive der Gesellschafter<br />
9
10<br />
SCHWERPUNKTE 2011<br />
andreas barner, engelbert tjeenk willink, wolfram carius,<br />
hubertus von baumbach (von links nach rechts),<br />
die unternehmensleitung<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011<br />
schwerpunkte 2011<br />
2011 war ein erfolgreiches Jahr, aber auch ein Jahr voller Herausforderungen für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Ein Jahr, in dem wir unseren eingeschlagenen Kurs fortsetzen konnten und erwartungsgemäß eine neue<br />
Wachstumsphase begonnen haben.<br />
Beginn einer neuen Wachstumsphase<br />
Vor einem Jahr haben wir mit Optimismus und Zuversicht auf die neuen Aufgaben im Jahr 2011 geblickt<br />
und den Beginn einer neuen, organischen Wachstumsperiode im mittleren einstelligen Bereich angekündigt.<br />
Dies haben wir umgesetzt: Die Umsätze sind in lokalen Währungen um +6,2 % (+4,6 % auf Euro-Basis)<br />
auf 13.171 Mio. EUR gestiegen.<br />
Außerdem konnten wir sowohl das Betriebsergebnis auf 2.272 Mio. EUR (1.896 Mio. EUR im Vorjahr) als<br />
auch die Umsatzrendite im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 17,3 % (2010: 15,1 %) steigern.<br />
Dies ist ein sehr zufriedenstellendes Geschäftsergebnis. Wir haben damit eine gute Ausgangsposition für<br />
die kommenden Jahre geschaffen und sehen uns in unserer langfristigen Ausrichtung bestätigt.<br />
Unser Geschäft: Kernprodukte als Basis – Neuzulassungen mit Zukunftspotenzial<br />
Die positive Umsatzentwicklung wurde hauptsächlich von unserem Humanpharmazeutika geschäft getragen.<br />
Unsere Kernprodukte innerhalb der verschreibungspfl ichtigen Medikamente wie spiriva® (COPD)<br />
sowie combivent® (Asthma) und micardis®/twynsta® (Bluthochdruck) bilden die stabile Basis für dieses<br />
erfreuliche Wachstum.<br />
Zwei neue und innovative Produkte aus unserer eigenen Forschung und Entwicklung zur Schlaganfallprävention<br />
bei Vorhoffl immern und Diabetes haben wir nach einer sehr zügigen Registrierung erfolgreich<br />
in den Markt eingeführt. Die Wachstumsraten unseres neuartigen oralen Gerinnungshemmers pradaxa®<br />
(Dabigatranetexilat) und von trajenta® (Linagliptin) zur Behandlung von Typ-2-Diabetes haben maßgeblich<br />
zum Wachstum von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im vergangenen Jahr beigetragen und werden mit<br />
ihrem Umsatz die nun begonnene Wachstumsperiode auch in Zukunft prägen.<br />
Mit der Zulassung von trajenta® wurde gleichzeitig auch der erste Meilenstein der strategischen Allianz<br />
zwischen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly and Company zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung<br />
von Diabeteswirkstoffen erreicht. Die langfristig ausgelegte Kooperation umfasst noch drei weitere<br />
Wirkstoffe sowie die Option zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung einer weiteren Substanz.<br />
Schwerpunkte 2011<br />
11
12<br />
Auch unser Geschäft mit frei verkäufl ichen Arzneimitteln entwickelte sich positiv, insbesondere in den<br />
sog. Emerging Markets, unseren strategisch wichtigen Wachstumsmärkten. Hierbei waren einmal mehr<br />
die etablierten Produkte buscopan®, dulcolax®, mucosolvan® und pharmaton® die umsatzstärksten<br />
Selbstmedikations-Produkte von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Unser Industriekundengeschäft, das unsere Drittkundengeschäfte der Biopharmazie und der pharmazeutischen<br />
Produktion sowie das Auftragsgeschäft für Pharmachemikalien umfasst, konnte ebenfalls ein erfreuliches<br />
Wachstum verbuchen. Dieser Zuwachs gründet sich auf der positiven Entwicklung im Bereich<br />
Biopharmazeutika.<br />
Ebenso positiv entwickelt hat sich unser Tiergesundheitsgeschäft, das erfreulich gewachsen ist. Hierbei<br />
waren erneut die Schweineimpfstoffe mit dem umsatzstärksten Produkt ingelvac circofl ex® und auch<br />
ingelvac® prrs die wesentlichen Wachstumstreiber.<br />
Herausforderungen für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
2011 war für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> aber auch mit vielerlei nicht vorhersehbaren Herausforderungen verbunden.<br />
Hierzu zählen die Naturkatastrophe in Japan und die Reaktorunfälle in Fukushima mit nicht abschätzbaren<br />
Folgen für Mensch und Natur. Mit großer Anteilnahme haben wir die Ereignisse verfolgt.<br />
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Japan blieben unversehrt und wir sind stolz darauf, wie sie<br />
sich mit ihrem Mut und ihrer Entschlusskraft den großen Herausforderungen erfolgreich gestellt haben.<br />
Auch die weltweite Finanz-, Wirtschafts- und politische Systemkrise hatten jeweils einen belastenden<br />
Einfl uss auf die Gesundheitssysteme und den pharmazeutischen Markt.<br />
Aber auch interne Sondereffekte haben die Entwicklung unseres Geschäfts belastet. Dazu gehört die von<br />
uns als notwendig eingeschätzte vorübergehende Aussetzung der Fertigung in unserem US-amerikanischen<br />
Tochterunternehmen Ben Venue Laboratories, Inc., um Renovierungs- und Korrekturmaßnahmen<br />
zu ermöglichen und damit möglichst schnell wieder die dort produzierten Medikamente Patienten zur<br />
Verfügung stellen zu können. Wir sind zuversichtlich, die regulatorischen Probleme einer Lösung zuführen<br />
zu können.<br />
Belastend wirkten sich in verschiedenen Märkten die Eingriffe der Gesetzgeber in die Preisgestaltung verschreibungspfl<br />
ichtiger Medikamente aus. In Deutschland wird unser neues Medikament trajenta® zur<br />
Behandlung des Typ-2-Diabetes bis zum Abschluss des Bewertungsverfahrens und der damit verbundenen<br />
Festlegung des Erstattungsbetrags für die Therapie nicht zur Verfügung stehen.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011<br />
Förderung unserer Wettbewerbsfähigkeit<br />
schwerpunkte 2011<br />
Wir investieren kontinuierlich in den Ausbau unserer Funktionen wie in unsere eigene Forschung und<br />
Entwicklung sowie in unser eigenes Produktionsnetzwerk. Oberstes Ziel ist dabei, unsere Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu fördern und damit unsere langfristige Unabhängigkeit als Familienunternehmen zu sichern.<br />
Neue und innovative Medikamente aus unserer eigenen Forschung und Entwicklung, unterstützt <strong>durch</strong><br />
verschiedene Forschungskooperationen mit Biotechnologie-Unternehmen, werden es <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
ermöglichen, die im Jahr 2011 eingeleitete Wachstumsperiode auch in der Zukunft fortzusetzen.<br />
Deshalb haben wir im letzten Jahr auch erneut die Investitionen in unsere Forschung und Entwicklung<br />
gesteigert. Unsere gut gefüllte Produktpipeline mit vielversprechenden Studienergebnissen der Entwicklungssubstanzen<br />
sowie signifi kantem Umsatzpotenzial bestätigt uns in unseren hohen F&E-Investitionen.<br />
Wir sind der Überzeugung, dass diese erfolgreiche und innovative Pipeline unserer eigenen Forschung<br />
und Entwicklung eine gute Basis für unsere nachhaltige Unternehmensentwicklung ist.<br />
Zukünftige Herausforderungen<br />
Die großen Herausforderungen der forschenden Pharmaindustrie sind neben Patentabläufen und Patentangriffen<br />
steigende Investitionen in den Bereichen F&E sowie größere Hürden und verstärkte Aufwendungen<br />
für Produktzulassungen. In diesem Zusammenhang ist insbesondere auch der stärker werdende<br />
Kostendruck in den Gesundheitssystemen zu nennen, der immer weniger dazu führt, hohe Investitionsaufwendungen<br />
in der Entwicklung neuer Medikamente in angemessener Weise zu honorieren. Belastend<br />
wirken sich hierbei in verschiedenen Märkten die Eingriffe der Gesetzgeber in die Preisgestaltung verschreibungspfl<br />
ichtiger Medikamente aus.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird da<strong>durch</strong> auch in Zukunft gefordert werden, eine Herausforderung, der wir<br />
uns gerne und zuversichtlich stellen. Mit unserer hohen Innovationskraft auf der Grundlage einer erfolgreichen<br />
eigenen Produktpipeline in der Forschung und Entwicklung werden wir unsere anspruchsvollen<br />
Ziele erreichen.<br />
Dies gelingt in enger Kooperation mit der Leistungsfähigkeit unserer hoch qualifi zierten und engagierten<br />
Mitarbeiter, die für uns der wichtigste Wert im Unternehmen und dessen wesentlicher Erfolgsfaktor sind.<br />
Ihnen gebührt auch der Dank für den Erfolg des vergangenen Jahres.<br />
Schwerpunkte 2011<br />
13
14<br />
Ausblick<br />
Wir sind davon überzeugt, dass wir auf der Basis unseres etablierten Produktportfolios, der Neueinführungen<br />
sowie der erfolgreichen Einführung weiterer neuer Produkte aus unserer eigenen Forschung und Entwicklung<br />
unsere Position im weltweiten Human- und Veterinär-Pharmamarkt nachhaltig stärken und ausbauen<br />
können.<br />
Für das Jahr 2012 gehen wir davon aus, an Wachstum zulegen zu können, und erwarten eine Erlössteigerung<br />
im hohen einstelligen Bereich. Dies wird sich auch auf die Ergebnisentwicklung positiv auswirken.<br />
gez. gez.<br />
andreas barner hubertus von baumbach<br />
gez. gez.<br />
wolfram carius engelbert tjeenk willink<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011<br />
GREMIEN DES UNTERNEHMENSVERBANDES<br />
Gesellschafterausschuss<br />
christian boehringer<br />
Vorsitzender des Gesellschafterausschusses<br />
albert boehringer (bis 30.9.2011)<br />
christoph boehringer<br />
erich von baumbach jr.<br />
ferdinand von baumbach<br />
isabel boehringer (ab 1.10.2011)<br />
dr. mathias boehringer<br />
Beraterkreis<br />
prof. dr. michael hoffmann-becking<br />
Rechtsanwalt, Düsseldorf<br />
Vorsitzender des Beraterkreises<br />
egbert appel<br />
Trustee des Martin Hilti Family Trust;<br />
Mitglied des Stiftungsrats und<br />
Geschäftsführer der Hilti Foundation<br />
dr. andreas kreimeyer<br />
Mitglied des Vorstands und<br />
Sprecher der Forschung BASF SE<br />
prof. dr. fredmund malik<br />
Verwaltungsrats-Präsident<br />
Malik Management Zentrum St. Gallen AG<br />
Jan Rinnert<br />
Stellvertretender Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung Heraeus Holding GmbH<br />
(ab 1.9.2011)<br />
gremien des unternehmensverbandes<br />
Unternehmensleitung<br />
prof.* dr. dr. andreas barner<br />
Sprecher der Unternehmensleitung<br />
Unternehmensbereich Pharma<br />
Forschung, Entwicklung und Medizin<br />
hubertus von baumbach<br />
Unternehmensbereich Finanzen<br />
und Tiergesundheit<br />
prof. h.c. dr. wolfram carius<br />
Unternehmensbereich Personal<br />
und Operations<br />
engelbert tjeenk willink<br />
Unternehmensbereich Marketing<br />
und Vertrieb Humanpharma<br />
*Republik Österreich.<br />
Gremien des Unternehmensverbandes<br />
15
16<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
2011<br />
KONZERNLAGEBERICHT<br />
18 GESCHÄFT UND RAHMENBEDINGUNGEN<br />
30 VERMÖGENS-, FINANZ- UND ERTRAGSLAGE<br />
34 NACHTRAGSBERICHT<br />
35 RISIKOBERICHT<br />
36 PROGNOSEBERICHT<br />
Konzernlagebericht 17
KONZERNLAGEBERICHT 2011<br />
GESCHÄFT UND<br />
RAHMENBEDINGUNGEN<br />
Konjunkturelles Umfeld<br />
Im Kalenderjahr 2011 setzte sich der im Vorjahr eingeschlagene<br />
Wachstumspfad der Weltwirtschaft fort. Mit<br />
einer Wachstumsrate von 2,7 % hat sich die Dynamik der<br />
Weltwirtschaft gegenüber dem Vorjahr (+ 4,1 %) jedoch<br />
abgeschwächt. Der Rückgang ist im Wesentlichen auf die<br />
Verunsicherung über die sich ausweitende Staatsschuldenkrise<br />
in Europa, die Turbulenzen an den Finanzmärkten,<br />
die Auswirkungen der Natur- und Nuklearkatastrophe in<br />
Japan sowie auf gestiegene Rohstoffpreise zurückzuführen.<br />
Stützende Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft<br />
kamen insbesondere aus aufstrebenden Schwellenländern<br />
wie China oder Indien mit Wachstumsraten von rund<br />
9,1 % bzw. 6,7 %.<br />
Für das laufende Geschäftsjahr 2012 wird eine weitere<br />
leichte Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums auf<br />
2,5 % erwartet. Gründe hierfür sind die Unsicherheiten<br />
über die weiteren Auswirkungen der Schuldenkrise in<br />
Europa und ein sinkendes Wachstum in Ländern wie China,<br />
Brasilien oder Indien. Während für die Schwellen- und<br />
Entwicklungsländer ein Wirtschaftswachstum von 5,4 %<br />
erwartet wird, wird für die Industrienationen lediglich ein<br />
Wachstum in Höhe von rund 1,4 % prognostiziert.<br />
Innerhalb der Eurozone verlief die wirtschaftliche Entwicklung<br />
im Jahr 2011 sehr unterschiedlich. Dennoch bewegte<br />
sich das Wachstum mit 1,6 % im Vergleich zum<br />
Vorjahr (+ 1,7 %) auf einem nahezu unveränderten Niveau.<br />
Einige südeuropäische Länder mussten jedoch aufgrund<br />
von haushaltspolitischen Konsolidierungsmaßnahmen<br />
ihre Staatsausgaben reduzieren und konnten somit<br />
keine neuen Wachstumsimpulse setzen. Für das laufende<br />
Geschäftsjahr 2012 prognostiziert die Weltbank für die<br />
18<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Eurozone einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um<br />
0,3 %, da sich auch in den anderen Eurostaaten das Wirtschaftswachstum<br />
spürbar verlangsamt.<br />
In Deutschland setzte sich im Jahr 2011 der wirtschaftliche<br />
Aufwärtstrend mit einer Wachstumsrate von 3 % fort.<br />
Hauptkomponenten des Wachstums waren insbesondere<br />
das positive weltwirtschaftliche Umfeld und die positive<br />
Arbeitsmarktentwicklung, die einen konstant hohen<br />
Binnenkonsum förderte. Mit mehr als 41 Millionen Erwerbstätigen<br />
im Jahr 2011 wurde ein neuer Höchststand<br />
erreicht. Die Zahl der Erwerbslosen sank im Jahres<strong>durch</strong>schnitt<br />
auf 2,5 Millionen. Aufgrund von weiteren Sparprogrammen<br />
der öffentlichen Haushalte im Jahr 2012<br />
Umsatzerlöse nach Geschäften (in Mio. EUR)<br />
Verschreibungspflichtige Medikamente<br />
2011<br />
10.096<br />
2010 9.702<br />
Selbstmedikation<br />
2011<br />
1.396<br />
2010 1.318<br />
Biopharmazeutika<br />
2011 519<br />
2010 422<br />
Pharmachemikalien und Pharmazeutische Produktion<br />
2011 178<br />
2010 216<br />
Tiergesundheit<br />
2011 976<br />
2010 921
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
Umsatzerlöse nach Regionen (in Mio. EUR)<br />
Europa 4.037 4.089<br />
2011 2010<br />
Asien,<br />
Australien,<br />
Afrika<br />
Amerika 6.087 5.724<br />
(AAA) 3.047 2.773<br />
2011 2010<br />
2011 2010<br />
sowie eines sich verschlechternden außenwirtschaftlichen<br />
Umfelds wird jedoch ein deutlicher Rückgang des Wirtschaftswachstums<br />
auf 0,7 % erwartet.<br />
Mit einer <strong>durch</strong>schnittlichen Infl ationsrate von 2,3 % im<br />
Jahr 2011 hat sich der Preisanstieg in Deutschland, gemessen<br />
am Verbraucherpreisindex, im Vergleich zum Vorjahr<br />
mehr als verdoppelt. Hauptgrund hierfür waren die<br />
stark gestiegenen Rohstoffpreise. Für den gesamten Euroraum<br />
ergab sich mit einer Infl ationsrate von 2,7 % ein<br />
ähnliches Bild.<br />
Die für den <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverband<br />
wesentlichen Währungen sind neben dem Euro der US-<br />
Dollar (USD) und der Japanische Yen (JPY). Die Wechselkurse<br />
der beiden Letzteren waren im Geschäftsjahr 2011<br />
sehr starken Schwankungen unterworfen. Der Euro bewegte<br />
sich in Relation zum US-Dollar im Jahr 2011 innerhalb<br />
einer Bandbreite von 1,29 USD/EUR und 1,49 USD/<br />
EUR. Nach einer kurzen Abwertungsphase des Euro gegenüber<br />
dem US-Dollar zu Jahresbeginn stieg der Wechselkurs<br />
bis zur Mitte des zweiten Quartals kontinuierlich auf sein<br />
zwischenzeitliches Hoch von 1,49 USD/EUR an. Nach einer<br />
Seitwärtsbewegung zwischen 1,40 und 1,45 USD/EUR<br />
zu Beginn des zweiten Halbjahres setzte Anfang September,<br />
bedingt <strong>durch</strong> die europäische Schuldenkrise und<br />
die damit ausgelösten Unsicherheiten, eine deutliche<br />
Abwertung des Euro ein. Das Geschäftsjahr endete mit<br />
einem Wechselkurs von 1,29 USD/EUR. Im Vergleich<br />
zum 31. Dezember 2010 <strong>werte</strong>te der Euro gegenüber<br />
dem US-Dollar um 3 % ab.<br />
Die Wechselkurs-Relation von Euro und Japanischem<br />
Yen bewegte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
inner halb einer Bandbreite von 100 JPY/EUR und<br />
123 JPY/EUR, was einer Veränderung von mehr als 20 %<br />
entspricht. Bis Anfang des zweiten Quartals 2011 gewann<br />
der Euro, nicht zuletzt infolge der Erdbeben- und Nuklearkatastrophe<br />
in Japan, gegenüber dem Japanischen Yen<br />
fortlaufend an Wert und erreichte mit einem Kurs von<br />
123 JPY/EUR seinen Jahreshöchststand. Anschließend<br />
setzte bis zum Ende des dritten Quartals ein kontinuierlicher<br />
Abwertungsprozess ein. Eine kurze Aufwertungsphase<br />
bis Mitte Oktober konnte nicht gehalten werden.<br />
Mit einem Wechselkurs von 100 JPY/EUR (gleichzeitig<br />
Jahres-Minimum) wurde das Geschäftsjahr 2011 abgeschlossen.<br />
Im Vergleich zum 31. Dezember 2010 wurde<br />
der Euro gegenüber dem Japanischen Yen um rund 8 %<br />
abge<strong>werte</strong>t.<br />
Der Weltpharmamarkt zeigte sich 2011 stabil und verzeichnete<br />
mit 4,6 % im abgelaufenen Jahr ein Wachstum<br />
leicht über dem Niveau des Vorjahres (4 %). Gesundheitspolitische<br />
Maßnahmen und Preisregulierungen, insbesondere<br />
in Europa und den USA, sowie stärkerer Kostendruck<br />
auf die Gesundheitssysteme haben die Pharmabranche,<br />
vor allem in den etablierten Industrienationen, deutlich<br />
belastet und zu Umsatzeinbußen geführt. Das Wachstum<br />
des Weltpharmamarktes wurde im Wesentlichen <strong>durch</strong><br />
die hohen Wachstumsraten in den sogenannten Emerging<br />
Markets (u. a. China, Brasilien, Russland, Indien, Türkei)<br />
getragen. Für das laufende Geschäftsjahr 2012 prognostizieren<br />
Marktforschungsinstitute für den gesamten Weltpharmamarkt<br />
eine leichte Abschwächung des Wachstums<br />
auf rund 3 %, wobei weiterhin von deutlich divergierenden<br />
Wachstumsraten auf den einzelnen Pharmamärkten<br />
der Welt ausgegangen wird.<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen 19
Geschäft <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Das vergangene Jahr 2011 war für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
ein erfolgreiches, aber auch ein herausforderndes Jahr.<br />
Nach dem Übergangsjahr 2010, das geprägt war von Patentabläufen,<br />
regulatorischen Änderungen in den Märkten<br />
und Vorbereitungen auf die Einführung neuer Produkte,<br />
konnten wir im Geschäftsjahr 2011 eine neue<br />
Periode des organischen Wachstums einleiten. <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2011 einen<br />
Umsatz von 13.171 Mio. EUR. Das Vorjahresniveau von<br />
12.586 Mio. EUR wurde mit einem Umsatzwachstum von<br />
4,6 % erwartungsgemäß überschritten. Zwei neue Produkte<br />
aus unserer eigenen Forschung und Entwicklung in<br />
den für uns neuen Indikationen Schlaganfallprävention<br />
bei Vorhoffl immern (pradaxa®) und Diabetes (trajenta®)<br />
haben wir nach einer sehr zügigen Registrierung erfolgreich<br />
in den Markt eingeführt. Die Wachstumsraten dieser<br />
neuen Produkte pradaxa® und trajenta® haben<br />
maßgeblich zum Wachstum von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
beigetragen und werden die nun begonnene Wachstumsperiode<br />
auch in Zukunft prägen. Aber auch unsere etablierten<br />
Kernprodukte wie beispielsweise spiriva® gegen<br />
chronisch-obstruktive Bronchitis (COPD), micardis®/<br />
twynsta® gegen Bluthochdruck und auch combivent®<br />
gegen COPD und Asthma haben das erfreuliche Wachstum<br />
getragen.<br />
Eine gut gefüllte Produkt-Pipeline wird es Boeh ringer<br />
<strong>Ingelheim</strong> ermöglichen, die im Jahr 2011 eingeleitete<br />
Wachstumsperiode auch in der Zukunft fortzusetzen.<br />
Im Rahmen unserer Unternehmensstrategie konzentrieren<br />
wir die Geschäftsaktivitäten auf die erfolgreiche Erforschung<br />
und Entwicklung von innovativen Medikamenten.<br />
Durch diese Fokussierung auf unsere Stärken legen<br />
wir das Fundament für ein kontinuierliches organisches<br />
Wachstum. In Bereichen, in denen wir eine Erweiterung<br />
unserer Kompetenzen für notwendig erachten, oder im Fall<br />
von sinnvollen Marktopportunitäten wird <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> ergänzend auch externe Wachstumsmöglichkeiten<br />
evaluieren.<br />
20<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Im Januar 2011 gaben <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly<br />
den Beginn einer strategischen Allianz zur gemeinsamen<br />
Entwicklung und Vermarktung von Diabeteswirkstoffen<br />
bekannt. In diesem für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> neuen<br />
Indikationsgebiet wurde mit der Zulassung unseres Medikamentes<br />
trajenta® (Wirkstoff Linagliptin) im Jahresverlauf<br />
2011 in den USA, Europa und Japan ein erster<br />
Meilenstein erreicht. Die langfristig ausgelegte Allianz<br />
umfasst noch drei weitere Wirkstoffe sowie die Option<br />
zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung einer<br />
weiteren Substanz.<br />
Darüber hinaus vereinbarten <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und<br />
Amgen Inc. zu Beginn des Jahres die Übernahme des biotechnologischen<br />
Entwicklungs- und Produktionsstandorts<br />
Fremont in den USA. Der Standort wurde im ersten<br />
Halbjahr 2011 in das bestehende biopharmazeutische<br />
Netzwerk integriert und spiegelt die strategisch hohe Bedeutung<br />
der Biotechnologie im Unternehmensverband<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> einerseits und die Bedeutung<br />
des US-Marktes andererseits wider.<br />
Belastet wurde unser Geschäft im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
<strong>durch</strong> die von uns als notwendig eingeschätzte<br />
vorübergehende Aussetzung der Fertigung in unserem<br />
US-amerikanischen Tochterunternehmen Ben Venue<br />
Laboratories, Inc., um umfassende Renovierungs- und<br />
Korrekturmaßnahmen zu ermöglichen, sowie die Umstrukturierungsmaßnahmen<br />
in unserer japanischen<br />
Tochtergesellschaft SSP Co., Ltd. im Bereich der Selbstmedikation.<br />
Die positive Umsatzentwicklung wurde im Wesentlichen<br />
von den beiden Regionen Amerika und Asien / Australien<br />
/ Afrika (AAA) getragen. Mit Umsätzen in Höhe von<br />
6.087 Mio. EUR wurde in der Region Amerika gegenüber<br />
dem Vorjahr ein Wachstum von 6,3 % erzielt. Diese Region<br />
ist mit einem Anteil von 46 % am Konzernumsatz nach<br />
wie vor der wichtigste Absatzmarkt von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Das stärkste Wachstum verzeichnete mit 9,9 % erwartungsgemäß<br />
die Region AAA. Mit Umsatzerlösen von<br />
3.047 Mio. EUR entfallen rund 23 % des Konzernumsatzes<br />
auf diese an Bedeutung gewinnende Region. Einen ge-
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
ringen Umsatzrückgang (– 1,3 %) auf 4.037 Mio. EUR verzeichnete<br />
die Region Europa. Damit entfallen rund 31 %<br />
des Konzernumsatzes auf diese Region.<br />
Umsatz nach Regionen<br />
(in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />
Amerika 6.087 5.724 + 6,3 %<br />
Europa 4.037 4.089 — 1,3 %<br />
Asien, Australien, Afrika (AAA) 3.047 2.773 + 9,9 %<br />
Mit einem erfreulichen Wachstum von rund 4,6 % erzielten<br />
wir im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2011 im Bereich<br />
Humanpharmazeutika einen Umsatz in Höhe von<br />
12.195 Mio. EUR, was einem Anteil von rund 93 % an den<br />
Gesamtumsätzen entspricht.<br />
Innerhalb des Humanpharmageschäfts generierte das<br />
Geschäftsfeld verschreibungspfl ichtige Medikamente mit<br />
einem Wachstum von 4,1 % Umsätze in Höhe von<br />
10.096 Mio. EUR. Darüber hinaus erzielte unser Geschäftsfeld<br />
Selbstmedikation mit einem Wachstum von<br />
5,9 % Umsätze von 1.396 Mio. EUR. Ebenso positiv hat<br />
sich unser Tiergesundheitsgeschäft im Geschäftsjahr 2011<br />
entwickelt. Mit einem Wachstum von 6,0 % gegenüber<br />
dem Vorjahr erzielte es Umsätze in Höhe von 976 Mio.<br />
EUR. Der Anteil dieses Geschäftsfeldes an unserem Gesamtumsatz<br />
erhöhte sich mit nun rund 7 % nochmals<br />
leicht. Das Umsatzwachstum ist im Wesentlichen auf die<br />
positive Entwicklung unserer Tierimpfstoffe, insbesondere<br />
ingelvac circofl ex®, zurückzuführen.<br />
Umsatz nach Geschäftsfeldern<br />
(in Mio. EUR)<br />
Verschreibungspfl ichtige<br />
2011 2010 Veränderung<br />
Medikamente 10.096 9.702 + 4,1 %<br />
Selbstmedikation 1.396 1.318 + 5,9 %<br />
Biopharmazeutika<br />
Pharmachemikalien und<br />
519 422 + 23,0 %<br />
Pharmazeutische Produktion 178 216 — 17,6 %<br />
Tiergesundheit 976 921 + 6,0 %<br />
Durch die erfreuliche Umsatzentwicklung im Jahr 2011<br />
sehen wir uns in unserem unternehmerischen Handeln<br />
bestätigt. Nach dem schwierigen Übergangsjahr 2010 ha-<br />
ben wir, getragen von der guten Entwicklung unserer etablierten<br />
Produkte sowie erfolgreichen Produktneueinführungen,<br />
eine neue Wachstumsphase einleiten können.<br />
Unsere engagierten Mitarbeiter und unsere positiven Forschungs-<br />
und Entwicklungsresultate stellen das Fundament<br />
für eine Fortsetzung unseres langfristig orientierten<br />
Wachstums dar. Mit 2.272 Mio. EUR hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
ein Betriebsergebnis erwirtschaftet, welches einer<br />
Umsatzrendite von 17,3 % entspricht.<br />
Kennzahlen (in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />
Umsatzerlöse 13.171 12.586 + 4,6 %<br />
Betriebsergebnis 2.272 1.896 + 19,8 %<br />
Umsatzrendite 17,3 % 15,1 %<br />
Forschung und Entwicklung (F&E)<br />
Aufbauend auf dem Unternehmensleitbild von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> liegt der Schwerpunkt der Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten<br />
unseres Unternehmens in der Entwicklung<br />
von Medikamenten und Therapien für Krankheiten,<br />
die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zufriedenstellend<br />
behandelt werden können. Wir sind stets bestrebt, in Bereichen<br />
mit hohem therapeutischen Bedarf einen wichtigen<br />
Beitrag zu leisten und in den bedeutenden Indikationsgebieten<br />
eine führende Stellung einzunehmen. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen, werden strategisch wichtige Technologien<br />
auf dem neuesten Stand gehalten sowie neue<br />
technologische Schlüsselansätze systematisch erforscht.<br />
Die erfolgreichen Forschungs-und Entwicklungsaktivitäten<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und unsere damit verbundene<br />
Innovationsstärke waren in den vergangenen Jahren<br />
stets die Basis unserer positiven wirtschaftlichen Entwicklung.<br />
Der eigenen Forschung und Entwicklung kommt<br />
auch in Zukunft höchste Priorität zu. Sie stellt das Fundament<br />
des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverbandes<br />
dar und wird auch weiterhin unser wesentlicher Wachstumstreiber<br />
sein. Ein Beispiel für die konsequente Umsetzung<br />
unserer Strategie sind die Investitionen von rund<br />
80 Mio. EUR für den Neubau von Forschungs- und Entwicklungsgebäuden<br />
an unserem Standort in Ridgefi eld,<br />
Connecticut, USA.<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen<br />
21
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 haben wir an unseren<br />
F&E-Standorten im Jahresschnitt 7.159 Mitarbeiter<br />
beschäftigt. Mit einem Investitionsvolumen von rund<br />
2.516 Mio. EUR in Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten<br />
hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> seine Investitionen in diesem<br />
Bereich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal leicht<br />
erhöht. Insgesamt hat <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> 2011 damit<br />
19,1 % vom Konzernumsatz in die Erforschung und Entwicklung<br />
neuer Medikamente investiert.<br />
Die eigenständige Erforschung und Entwicklung von<br />
Medikamenten ist für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> von grundlegender<br />
Bedeutung. Darüber hinaus erweitern wir <strong>durch</strong><br />
Kooperationsvereinbarungen und gezielte Einlizensierungen<br />
von Technologien und Produkten unser eigenes Produktportfolio.<br />
Huma npharma<br />
Der Schwerpunkt an den vier großen Forschungsstandorten<br />
in Deutschland (Biberach), USA (Ridgefi eld), Österreich<br />
(Wien) und Kanada (Laval) liegt in den nachfolgenden<br />
Indikationsgebieten:<br />
• Atemwegserkrankungen<br />
• Kardiometabolische Erkrankungen (Herz-Kreislaufund<br />
Stoffwechselerkrankungen)<br />
• Onkologie<br />
• Erkrankungen des zentralen Nervensystems<br />
• Immunologie<br />
• Infektionserkrankungen<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
2011 in der klinischen Forschung erneut bedeutsame<br />
Fortschritte hinsichtlich neuer Substanzen erzielen.<br />
Hervorzuheben sind hierbei insbesondere unsere Innovationen<br />
im Therapiegebiet der Onkologie mit unseren Substanzen<br />
Afatinib und Nintedanib sowie im Segment Virologie<br />
mit unseren Wirkstoffen BI 201335 und BI 207127.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist in der Behandlung von Atemwegserkrankungen<br />
eines der weltweit führenden Pharmaunternehmen.<br />
Unsere Forschung und Entwicklung konzentriert<br />
sich insbesondere auf die chronisch-obstruktive<br />
Lungenerkrankung (COPD), Asthma und idiopathische<br />
Lungenfi briose. Um die Behandlungserfolge unseres<br />
Produktes spiriva® (Wirkstoff Tiotropium), eines langwirksamen<br />
Anticholinergikums (LAMA) zur Inhalation, zu<br />
verbessern, wird im Rahmen des umfangreichen Phase-<br />
III-Studienprogramms „TOviTO®“ die tägliche Einmalgabe<br />
der Fixdosiskombination von Tiotropium und Olodaterol,<br />
einem langwirksamen β -Agonist (LABA) untersucht.<br />
2<br />
Auftakt des Studienprogramms bilden die Studien „TOnado®<br />
1“ und „TOnado® 2“, in denen die Wirksamkeit<br />
und Sicherheit der Fixdosiskombination von Tiotropium<br />
und Olodaterol mit jenen der jeweiligen Einzelwirkstoffe<br />
bei der Behandlung von COPD-Patienten verglichen werden.<br />
Darüber hinaus werden im ersten Halbjahr 2012 erste<br />
Ergebnisse einer Phase-III-Studie bezüglich der Wirksamkeit<br />
einer Olodaterol-Monotherapie erwartet.<br />
Forschung und Entwicklung 2011 2010 2009 2008 2007<br />
Aufwendungen gesamt in Mio. EUR 2.516 2.453 2.215 2.109 1.900<br />
– in % der Umsatzerlöse 19,1 19,5 17,4 18,2 17,3<br />
Aufwendungen für verschreibungspfl ichtige Medikamente in Mio. EUR 2.372 2.306 2.100 2.016 1.818<br />
– in % der Umsatzerlöse mit verschreibungspfl ichtigen Medikamenten 23,5 23,8 20,9 22,1 21,0<br />
Durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter 7.159 7.093 6.934 6.788 6.405<br />
Sachanlage-Investitionen in Mio. EUR (ohne Investitionen in Infrastruktur) 112 83 125 145 157<br />
22
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
Zusätzlich hierzu erhielt Anfang Oktober 2011 unsere<br />
respimat®-Technologie, in Verbindung mit den Wirkstoffen<br />
unseres Produktes combivent®, die Zulassung zur<br />
Behandlung von COPD in den USA. Der respimat®-Inhalator<br />
ist ein treibgasfreies Vernebelungsgerät, welches<br />
als Standardapplikation für unsere zukünftigen Atemwegsprodukte<br />
dient.<br />
Nachdem bereits im Jahr 2010 unser Produkt pradaxa®<br />
(Wirkstoff Dabigatranetexilat) in den USA und Kanada in<br />
der Indikation Schlaganfallprävention bei Patienten mit<br />
Vorhoffl immern die Zulassung erhalten hat, folgten im<br />
abgeschlossenen Geschäftsjahr 2011 Zulassungen in Europa<br />
und Japan.<br />
Bereits seit 2008 besitzt unser oraler Gerinnungshemmer<br />
pradaxa® die Zulassung zur Prävention von Venösen<br />
Thromboembolien (VTE) nach Hüft- und Kniegelenksersatz-Operationen.<br />
Das nun erweiterte Indikationsgebiet<br />
für Dabigatranetexilat stellt aus medizinischer Sichtweise<br />
einen signifi kanten therapeutischen Mehrwert dar, da es<br />
sich um die erste Zulassung im Bereich der oralen Gerinnungshemmer<br />
seit 50 Jahren handelt.<br />
Die Übergabe des „Prix Galien“, einer Auszeichnung für<br />
pharmakologische Spitzenforschung, im November 2011<br />
in Kanada in der Kategorie „Innovative Produkte“ für unser<br />
Medikament pradaxa® bestätigte uns ein weiteres Mal<br />
die hohe Qualität unserer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.<br />
Im Indikationsgebiet Stoffwechselerkrankungen liegt der<br />
Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt bei Wirkstoffen<br />
zur Behandlung von Diabetes. Mit der Zulassung unseres<br />
Medikamentes trajenta® (Wirkstoff Linagliptin) im<br />
Jahresverlauf 2011 in den USA, Japan und Europa wurde<br />
ein erster Meilenstein in der Diabetes-Allianz zwischen<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Eli Lilly erreicht. Linagliptin<br />
ist ein Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitor (DPP-4-Inhibitor)<br />
zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und ist als Monound<br />
Kombinationstherapie mit Metformin oder mit einem<br />
Sulfonylharnstoff und Metformin zugelassen. Darüber<br />
hinaus ist Linagliptin der einzige DPP-4-Inhibitor auf<br />
dem Markt, der bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und<br />
Nieren- oder Leberfunktionseinschränkungen ohne<br />
Dosisanpassung eingesetzt werden kann.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> konzentriert sich innerhalb des<br />
Indikationsgebietes Onkologie auf die Erforschung und<br />
Entwicklung von neuartigen Krebstherapien, die den<br />
Patienten einen therapeutischen Mehrwert bieten und<br />
somit zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Das<br />
Forschungsgebiet umfasst hierbei sowohl die Entwicklung<br />
von zielgerichteten Therapien zur Behandlung von soliden<br />
Tumoren als auch für hämatologische Krebserkrankungen.<br />
Im Rahmen unseres LUX®-Studienprogramms wird in<br />
mehreren weltweit laufenden Studien die Wirksamkeit<br />
unserer Substanz Afatinib (BIBW 2992) bei verschiedenen<br />
soliden Tumoren (u. a. nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom,<br />
Brustkrebs und Kopf-Hals-Karzinom) untersucht.<br />
Unser Wirkstoff Afatinib ist ein neuartiger Tyrosinkinase-<br />
Inhibitor (TKI), der zur irreversiblen Hemmung zweier<br />
Tyrosinkinase-Rezeptoren führt, die am Wachstum und<br />
der Ausbreitung von Tumoren beteiligt sind.<br />
Zusätzlich zu der im Vorjahr begonnenen zulassungsrelevanten<br />
klinischen Phase-III-Studie „LUX®-Breast-1“ zur<br />
Beurteilung der Wirksamkeit von Afatinib bei Brustkrebs<br />
wurden im Jahresverlauf 2011 zwei weitere Phase-II-Studien,<br />
„LUX®-Breast-2“ und die Studie „1200.89“, gestartet,<br />
welche die Wirksamkeit unserer Substanz Afatinib bei<br />
weiteren Formen von Brustkrebs untersuchen. Diese potenzielle<br />
Erweiterung des Anwendungsbereiches ist ein<br />
wichtiger Meilenstein auf dem Weg, unsere Entwicklungen<br />
in der Onkologie über den Lungenkrebs hinaus auszubauen.<br />
Innerhalb unserer Onkologie-Pipeline ist der Wirkstoff<br />
Nintedanib die zweite Leitsubstanz. Es handelt sich um<br />
einen Dreifach-Angiokinase-Inhibitor zur Behandlung<br />
von Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen<br />
Bronchialkarzinom. Hierbei liegen nun die ersten Ergebnisse<br />
des umfangreichen LUME®-Studienprogramms vor.<br />
Im Rahmen der klinischen Phase-III-Studie „LUME®-<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen 23
Lung-1“ wurde bei Patienten mit fortgeschrittenem oder<br />
rezidivierendem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom<br />
ein verlängertes progressionsfreies Überleben festgestellt.<br />
Des Weiteren wird eine zusätzliche klinische Phase-III-<br />
Studie mit unserem Wirkstoff Nintedanib zur Behandlung<br />
bei Patientinnen mit Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)<br />
<strong>durch</strong>geführt.<br />
Unser dritter Onkologie-Wirkstoff ist Volasertib (BI 6727).<br />
Es handelt sich hierbei um einen spezifi schen Inhibitor<br />
der Polo-Like-Kinase-1 (Plk-1), der zurzeit ein breit angelegtes<br />
klinisches Phase-II-Studienprogramm <strong>durch</strong>läuft.<br />
Darüber hinaus wurde im Jahresverlauf 2011 das Onkologie-Portfolio<br />
um zwei neue chemische Moleküle und zwei<br />
Antikörper erweitert.<br />
Die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten von<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im Therapiegebiet Infektionskrankheiten<br />
fokussieren sich auf Viruserkrankungen mit<br />
einem hohen, bisher nicht gedeckten medizinischen Bedarf.<br />
Einen Schwerpunkt bildet hierbei die Behandlung<br />
von Hepatitis-C-Viren (HCV). Im abgeschlossenen Geschäftsjahr<br />
2011 konnten hierbei weitere signifi kante<br />
Fortschritte bei unseren Substanzen BI 201335, einem<br />
oral einzunehmenden HCV-NS3/4A-Protease-Inhibitor,<br />
und BI 207127, einem NS5B-RNA-abhängigen Polymerase-Inhibitor,<br />
erzielt werden. Im November 2011 hat<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für den Wirkstoff BI 201335<br />
(Protease-Inhibitor) vielversprechende Ergebnisse zweier<br />
Phase-II-Studien aus dem SILEN-C®-Studienprogramm<br />
veröffentlicht. Im Rahmen der SILEN-C®3-Studie wurden<br />
zum einen eine Reduktion der Therapiedauer bei Hepatitis<br />
C sowie eine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit einer<br />
virologischen Heilung im Vergleich zur traditionellen<br />
Standardtherapie festgestellt. Darüber hinaus geht aus der<br />
Studie „SILEN-C®1“ hervor, dass unser Protease-Inhibitor<br />
auch bei Patienten mit schwer therapierbaren HCV-Genotypen<br />
zu einer Verbesserung des Krankheitsbildes führen<br />
kann. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurde ein umfangreiches<br />
Studienprogramm, bestehend aus drei Phase-<br />
III-Studien, zur Evaluierung von BI 201335 in Kombination<br />
mit der Standardtherapie gestartet, deren Ergebnisse<br />
voraussichtlich im ersten Halbjahr 2013 vorliegen.<br />
24<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Für die Kombination unserer Wirkstoffe BI 201335 und<br />
BI 207127 mit und ohne zusätzliche Verabreichung von<br />
Ribavirin wurde <strong>durch</strong> eine Interimsanalyse der Phase-<br />
IIb-Studie „SOUND-C®21“ ebenso eine hohe virologische<br />
Ansprechrate bei therapienaiven Patienten nachgewiesen.<br />
Da diese Wirkstoffkombination kein pegyliertes Interferon<br />
enthält, könnte diese bei vielen HCV-Patienten eine<br />
deutliche Reduktion der therapiebedingten Belastungen<br />
ermöglichen.<br />
Der zweite Forschungsschwerpunkt dieses Indikationsgebietes<br />
liegt in der Behandlung von HIV/AIDS. Im Jahresverlauf<br />
hat unser Medikament viramune® (Wirkstoff<br />
Nevirapin), das bisher als zweimal täglich einzunehmende<br />
Tablette mit sofortiger Wirkstofffreisetzung zugelassen<br />
war, die Zulassung als eine einmal täglich einzunehmende<br />
Tablette mit verzögerter Freisetzung von Nevirapin in<br />
den USA und Europa erhalten. viramune® ist ein nicht<br />
nukleosidaler Reverse-Transkriptase-Inhibitor (NNRTI),<br />
der für eine Kombinationstherapie mit anderen antiretroviralen<br />
Substanzen zur Behandlung von HIV-Infektionen<br />
zugelassen ist.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gewährt der US-amerikanischen<br />
Gesellschaft Gilead die weltweiten Exklusivrechte zur<br />
Erforschung, Entwicklung und Vermarktung der neuartigen,<br />
an eine nicht-katalytische Stelle bindenden Integrase-Inhibitoren<br />
(NCINIs) bei HIV. Hierbei inbegriffen ist<br />
der Wirkstoff BI 224436, der im Rahmen einer Phase-1a-<br />
Dosisfi ndungsstudie zur Bewertung der Bioverfügbarkeit<br />
und der pharmakokinetischen Eigenschaften bei gesunden<br />
Probanden evaluiert wurde.<br />
Tiergesundheit<br />
Innerhalb unseres Geschäftsbereiches Tiergesundheit liegen<br />
die Forschungsschwerpunkte in der Erforschung und<br />
Entwicklung von innovativen Impfstoffen, primär zum<br />
Schutz von Nutz- wie auch Haustieren, sowie pharmazeutischen<br />
Produkten. Mit rund 96 Mio. EUR investierte<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> im abgeschlossenen Geschäftsjahr<br />
2011 in etwa 10 % der Umsatzerlöse des Tiergesundheitsgeschäftes<br />
in die Erforschung, Entwicklung und Profi lie-
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
rung neuer Produkte sowie in den Aufbau neuer Forschungs-<br />
und Entwicklungsstandorte (Hannover und<br />
Shanghai).<br />
Im Laufe des Jahres 2011 erhielt unser Produkt prascend®<br />
in vielen Ländern die Zulassung zur Behandlung des<br />
Equinen Cushing-Syndroms, einer der häufi gsten Hormonerkrankungen<br />
bei Pferden. prascend® ist das erste<br />
für Pferde zugelassene Präparat mit dem Dopaminagonisten<br />
Pergolidmesilat und führt innerhalb mehrerer<br />
Wochen zum Abklingen der Symptome. Die Zulassung<br />
für die Kombination von mycofl ex® und circofl ex®,<br />
einem Impfstoff für Schweine, wurde für die USA und<br />
Japan im ersten Quartal 2011 erteilt.<br />
Im Forschungsbereich Kleintiere wurde die Rekrutierungsphase<br />
für die umfangreiche „EPIC®“-Studie gestartet.<br />
Im Rahmen dieser Studie untersuchen Veterinärkardiologen,<br />
ob unser Wirkstoff Pimobendan über die<br />
Wirksamkeit bei der Behandlung von Hunden mit kongestiver<br />
Herzinsuffi zienz infolge einer chronischen Mitralklappenerkrankung<br />
hinaus auch das erste Auftreten<br />
der klinischen Symptome dieser Erkrankung hinauszögern<br />
kann.<br />
Kooperationen<br />
Zu Jahresbeginn unterzeichneten <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
und Eli Lilly and Company eine langfristige weltweite<br />
strategische Partnerschaft zur gemeinsamen Entwicklung<br />
und Vermarktung von Diabeteswirkstoffen, die sich zurzeit<br />
in fortgeschrittenen Phasen der klinischen Entwicklung<br />
befi nden. Seitens <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> werden die<br />
beiden oralen Antidiabetika Linagliptin und BI 10773<br />
eingebracht. Linagliptin ist ein neuartiger Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitor<br />
(DPP-4-Inhibitor), der im Laufe des<br />
Jahres 2011 Zulassungen für die USA, Japan und Europa<br />
erhalten hatte. Der Wirkstoff BI 10773 befi ndet sich zurzeit<br />
in der klinischen Phase III und gehört der neuartigen<br />
Klasse von SGLT-2-Inhibitoren an, die die Glukoserückresorption<br />
in der Niere hemmen. Eli Lilly bringt das<br />
strukturell neuartige Basal-Insulinanalogon LY 2605541<br />
und den Insulin glargin Wirkstoff LY 2963016 ein, die<br />
sich ebenso in einer fortgeschrittenen Phase der klinischen<br />
Entwicklung befi nden. Darüber hinaus besteht die<br />
Option, gemeinsam einen monoklonalen TGF-beta-Antikörper<br />
zu entwickeln und zu vermarkten, der sich zurzeit<br />
in der Phase II der klinischen Entwicklung für Patienten<br />
mit Diabetes und chronischen Nierenleiden befi ndet.<br />
Im abgeschlossenen Berichtsjahr 2011 haben wir zur<br />
Erweiterung unseres Technologieportfolios mit der Pro-<br />
BioGen AG (Deutschland) eine Lizenzvereinbarung über<br />
die Nutzung ihrer GlymaxX®-Technologie unterzeichnet.<br />
Diese fi ndet Anwendung in der biopharmazeutischen<br />
Auftragsentwicklung- und Produktion zur Steigerung<br />
der ADCC-Aktivität (antikörperabhängige zellvermittelte<br />
Zytotoxizität) von Antikörpern. Sie kann bei bestehenden<br />
Antikörper produzierenden Zelllinien eingesetzt werden,<br />
ohne deren Produktivität zu beeinträchtigen. Darüber hinaus<br />
ist sie problemlos in das CHO-basierte Hochexpressionssystem<br />
BI-HEX® von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> integrierbar.<br />
Produktion<br />
Unser weltweites Produktionsnetzwerk im Humanpharmageschäft<br />
bestand im Jahr 2011 aus 20 Standorten in<br />
13 Ländern. Verteilt auf diese Produktionsstandorte betreibt<br />
der Konzern 13 pharmazeutische, fünf chemische,<br />
drei biopharmazeutische sowie eine Produktionseinheit für<br />
Medizinprodukte. Die langjährige Erfahrung an unseren<br />
Produktionsstandorten ermöglicht uns eine zuverlässige<br />
und qualitativ hochwertige Produktversorgung, sowohl für<br />
konzerninterne Kunden als auch für Industriekunden.<br />
Die in der Division Launch & Strategic Products (LSP) zusammengefassten<br />
pharmazeutischen und chemischen<br />
Produktionsstandorte garantieren die Einhaltung unserer<br />
hohen Qualitätsanforderungen bei Produktneueinführungen<br />
sowie die technologisch und prozessual anspruchsvolle<br />
Herstellung dieser innovativen Produkte in den<br />
ersten Jahren ihrer Lebenszyklen. Die Division fungiert<br />
hierbei als Schnittstelle zwischen unseren Entwicklungsaktivitäten<br />
und der Serienproduktion und übernimmt bereits<br />
in sehr frühen Phasen vorbereitende Aufgaben für<br />
die Markteinführung von neuen Produkten.<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen 25
Unsere Division Established Products (ESP), die sich auf<br />
die Herstellung von bereits am Markt etablierten Produkten<br />
im fortgeschrittenen Lebenszyklus konzentriert, ist<br />
verantwortlich für mehr als die Hälfte des Produktionsvolumens.<br />
Durch eine globale Präsenz in allen Wachstumsmärkten<br />
erreichen wir mit unserem ESP-Produktionsnetzwerk<br />
ein hohes Maß an Flexibilität und können optimal<br />
auf lokale Gegebenheiten reagieren. Somit können wir jederzeit<br />
sowohl unsere eigenen Arzneimittel als auch Produkte<br />
für Industriekunden kosteneffi zient und in hoher<br />
Qualität zuverlässig herstellen.<br />
In der Division LSP wurde zu Beginn des Jahres 2011 der<br />
Verkauf des Resomer®-Geschäfts an Evonik Industries<br />
vollzogen. Hiervon betroffen ist die gesamte Produktpalette<br />
aus kundenspezifi schen und Standardpolymeren für<br />
die Herstellung von medizinischen Anwendungen und<br />
pharmazeutischen Formulierungen.<br />
Mit der Fertigstellung zweier weiterer Module wurde der<br />
neue pradaxa®-Produktionsbetrieb in <strong>Ingelheim</strong> eingeweiht.<br />
Mit einer Gesamtinvestitionssumme von 156 Mio.<br />
EUR wurde seit 2009 ein bestehendes Betriebsgebäude in<br />
eine moderne Produktionsanlage umgebaut. In dem neuen<br />
Betrieb entstehen am Stammsitz in <strong>Ingelheim</strong> rund<br />
116 neue Arbeitsplätze. Durch die Investition verdreifacht<br />
sich die bisherige Kapazität der pradaxa®-Kapselherstellung<br />
auf 1,5 Milliarden Kapseln pro Jahr, womit die weltweite<br />
Nachfrage nach Dabigatranetexilat (pradaxa®) bedient<br />
werden kann.<br />
Eine weitere Investition in unser LSP-Produktionsnetzwerk<br />
zur Sicherstellung innovativer und modernster Produktionstechniken<br />
stellt die Eröffnung einer neuen High-<br />
Containment-Produktionsanlage an unserem Standort in<br />
Columbus, Ohio für rund 36 Mio. EUR dar.<br />
Um die Präsenz in wichtigen Schwellenländern auszubauen,<br />
gab <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bereits im Jahr 2009 bekannt,<br />
in den kommenden Jahren bis zu 100 Mio. EUR in<br />
den Standort China zu investieren. Bereits im Jahr 2010<br />
wurden rund 11 Mio. EUR in den Aufbau eines neuen<br />
„Center of Competence“ in Shanghai investiert, das auf<br />
26<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
die Qualitätskontrolle von in China bezogenen pharmazeutischen<br />
Wirkstoffen und chemischen Zwischenprodukten<br />
spezialisiert ist. Im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
2011 wurde entschieden, unseren Produktionsstandort im<br />
Zhangjiang Hightech-Park in Shanghai mit einer Investition<br />
von 79 Mio. EUR zu einem Versorgungszentrum für<br />
China auszubauen. Die Expansion schließt einen Anstieg<br />
der Mitarbeiteranzahl von heute 240 auf rund 400 sowie<br />
die Verdoppelung der bisherigen Produktionskapazität<br />
mit ein. In der ersten Phase des Investitionsprojekts werden<br />
ein neues Verpackungszentrum für Ampullen, Tabletten<br />
und Kapseln sowie ein automatisiertes Lager errichtet.<br />
In der zweiten Phase wird anschließend die bisherige Fertigungsstätte<br />
umgebaut und modernisiert.<br />
Die biopharmazeutische Produktion von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> ist neben der Herstellung eigener Produkte<br />
(actilyse®, metalyse®, imukin® und beromun®) ein weltweit<br />
angesehener Auftragshersteller für Industriekunden.<br />
Im Dezember 2011 unterzeichneten <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
und das US-amerikanische Unternehmen AVEO<br />
Pharmaceuticals Inc. ein Abkommen über die Lohnherstellung<br />
von Ficlatuzumab, einem neuartigen inhibitorischen<br />
Antikörper zur Behandlung von nicht-kleinzelligem<br />
Bronchialkarzinom. Mit mehr als 25-jähriger Erfahrung<br />
deckt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die komplette biopharmazeutische<br />
Prozesskette von der Entwicklung neuer biologischer<br />
Wirkstoffe über die Herstellung bis zur Markteinführung<br />
ab. Durch den Kauf des modernen Entwicklungsund<br />
Produktionsstandortes in Fremont, USA von Amgen<br />
Inc. wurde das bestehende biopharmazeutische Netzwerk,<br />
bestehend aus den Standorten in Biberach,<br />
Deutschland und Wien, Österreich, erweitert. Der Standort<br />
wurde im ersten Halbjahr 2011 in das bestehende<br />
biopharmazeutische Netzwerk integriert und spiegelt die<br />
strategisch hohe Bedeutung der Biotechnologie bei<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wider.<br />
Umwelt und Arbeitsschutz<br />
Der Schutz unserer Mitarbeiter, unserer Einrichtungen<br />
und unserer Umwelt sowie der nachhaltige Umgang mit<br />
natürlichen Ressourcen und die Förderung des Umweltbewusstseins<br />
sind ein wichtiger Bestandteil unseres Un-
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
ternehmensleitbildes und für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> von<br />
zentraler Bedeutung. Die Beachtung gesellschaftlicher, sozialer<br />
und ökologischer Aspekte ist seit vielen Jahren in<br />
unserer Unternehmensphilosophie fest verankert. Bei allen<br />
Aktivitäten bemüht sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> um<br />
den größtmöglichen Schutz seiner Mitarbeiter, seiner<br />
Nachbarn und der Natur. Das Unternehmen ist bestrebt,<br />
die natürlichen Ressourcen zu erhalten und das Umweltbewusstsein<br />
intern und extern nachdrücklich zu fördern.<br />
Der Bereich Environment, Health and Safety (EHS) ist für<br />
die Implementierung und Überprüfung unserer konzernweit<br />
gültigen Standards für die Bereiche Umweltschutz,<br />
Gesundheit und Arbeitssicherheit verantwortlich. Unsere<br />
internen Richtlinien orientieren sich an den jeweiligen<br />
länderspezifi schen gesetzlichen Vorschriften, gehen in<br />
vielen Fällen jedoch deutlich über diese hinaus. Deren<br />
Einhaltung sowie die Identifi kation möglicher Verbesserungspotenziale<br />
in unseren internen Umweltschutz- und<br />
Arbeitssicherheitsrichtlinien stellen wir <strong>durch</strong> regelmäßig<br />
<strong>durch</strong>geführte interne Auditierungsverfahren sicher. So<br />
wurden im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2011 konzernweit<br />
14 interne Audits <strong>durch</strong>geführt. Darüber hinaus<br />
überprüfen wir anhand defi nierter Kennzahlen fortlaufend<br />
unsere Maßnahmen in den oben genannten Bereichen.<br />
Das Zusammenspiel dieser verschiedenen Maßnahmen<br />
bildet die Basis für die hohen Standards in den<br />
Bereichen Umweltschutz, Gesundheit und Arbeitssicherheit<br />
bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>.<br />
Schon seit 1995 beteiligt sich <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> an<br />
der Responsible Care®-Initiative des Weltchemieverbandes.<br />
Als Mitglied dieser Initiative und einhergehend mit<br />
unserem Unternehmensleitbild richten wir unser Handeln<br />
stets darauf aus, Verbesserungen in den Bereichen<br />
Umwelt, Gesundheit und Sicherheit zu erreichen. Denn<br />
wir sind uns bewusst: Die Berücksichtigung von gesellschaftlichen<br />
und ökologischen Aspekten ist ein wesentlicher<br />
Faktor für unseren nachhaltigen unternehmerischen<br />
Erfolg.<br />
Die Zertifi zierung unserer Produktionsstandorte <strong>durch</strong><br />
externe Organisationen war auch im Jahr 2011 ein wich-<br />
tiger Bestandteil unseres Umwelt- und Sicherheitsmanagements.<br />
Unser Engagement wurde einmal mehr <strong>durch</strong><br />
die Übergabe des Zertifi kats ISO 14001 für Umweltmanagement<br />
an unseren pharmazeutischen Produktionsstandort<br />
in Narita, Japan bestätigt, der somit unseren<br />
bereits zertifi zierten chemischen Produktionsstätten in<br />
Frankreich, Italien und Spanien folgt.<br />
Um unseren Beitrag zur Reduzierung der weltweiten<br />
CO -Emissionen zu leisten, haben wir uns im Rahmen<br />
2<br />
der Initiative „BE Green“ das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis<br />
zum Jahr 2020 unsere CO -Emissionen um 20 % gegen-<br />
2<br />
über dem Stand von 2010 zu reduzieren. Diese Reduktion<br />
werden wir <strong>durch</strong> eine Vielzahl an unterschiedlichen Projekten,<br />
u. a. aus den Bereichen Energieeffi zienz, Geschäftsreisen<br />
oder dem Flottenmanagement, realisieren.<br />
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 wurde an unseren<br />
Standorten in Deutschland begonnen, Gebäude systematisch<br />
auf ihre Energieeffi zienz zu untersuchen. Aus diesen<br />
Untersuchungen wurden Projekte zur Optimierung abgeleitet,<br />
die bis zum Jahr 2014 abgeschlossen sein sollen.<br />
Mittels dieser Projekte können jährlich 20 GWh bzw.<br />
4.500 Tonnen CO -Emissionen eingespart werden. Im<br />
2<br />
Rahmen eines weiteren Projektes in unserem Produktionsstandort<br />
in Petersburg (USA) wurden die bisher getrennten<br />
Systeme für Heizung, Lüftung und Klimatisierung<br />
in einem Gebäudeautomationssystem gebündelt.<br />
Durch diese Maßnahme können wir jährlich rund 2.000<br />
Tonnen CO -Emissionen einsparen.<br />
2<br />
Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter genießen<br />
höchste Priorität bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Dies<br />
spiegelt sich in unseren hohen weltweiten Sicherheitsstandards<br />
und Richtlinien wider. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr<br />
konnten wir <strong>durch</strong> die konsequente Umsetzung<br />
unserer „Zero by Choice“-Initiative, in welcher Management<br />
und Mitarbeiter proaktiv Verantwortung für ihre eigene<br />
und für die Sicherheit ihrer Kollegen übernehmen,<br />
erneut die Unfallquote senken. Mit nun 2,3 Unfällen pro<br />
eine Million geleisteter Arbeitsstunden sind wir auf einem<br />
guten Weg, unser Ziel der Senkung dieser Kennzahl auf<br />
unter 1 im Jahr 2014 zu erreichen.<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen 27
Arbeitnehmerberichterstattung<br />
Die <strong>durch</strong>schnittliche Mitarbeiterzahl von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
ist, wie in den vorausgegangen Jahren, auch im<br />
abgeschlossenen Geschäftsjahr erneut gestiegen. Im Jahres<strong>durch</strong>schnitt<br />
waren 44.094 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Wachstum<br />
von 4,4 %.<br />
Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter<br />
nach Regionen 2011 2010<br />
Amerika 14.300 13.491<br />
Europa 21.380 21.016<br />
Asien, Australien, Afrika (AAA) 8.414 7.717<br />
44.094 42.224<br />
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die weitere positive Entwicklung<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind seine innovativen,<br />
engagierten und zuverlässigen Mitarbeiter. Hierfür<br />
unterstützen wir unsere Mitarbeiter in unterschiedlichen<br />
Lebenssituationen und schaffen entsprechende Rahmenbedingungen<br />
für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.<br />
Flexible Arbeitszeiten, Teilzeit- und Telearbeit, Kinderkrippenplätze,<br />
eine individuelle Mitarbeiterbetreuung<br />
oder präventive Gesundheitsprogramme sind Maßnahmen,<br />
um eine Balance zwischen Beruf und Privatleben<br />
zu ermöglichen. Für unser betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
erhielten wir zum zweiten Mal die Auszeichnung<br />
„Bestes Betriebliches Gesundheitsmanagement in<br />
der Sparte Chemie/Pharma“ im Rahmen des Corporate<br />
Health Award. Nach der Grundzertifi zierung im Jahr<br />
2005 haben wir im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2011<br />
den Re-Auditierungsprozess für „audit berufundfamilie®“<br />
der Hertie-Stiftung <strong>durch</strong>laufen. Dieses Zertifi kat verdeutlicht<br />
unsere Selbstverpfl ichtung zur Weiterentwicklung<br />
unserer familienbewussten Personalpolitik.<br />
Schulabsolventen einen qualifi zierten Berufseinstieg zu<br />
ermöglichen, zählt traditionell zu den besonderen Anliegen<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Mit 676 Auszubildenden<br />
in 29 verschiedenen Ausbildungsberufen konnten wir an<br />
unseren Standorten in Deutschland im Jahr 2011 annähernd<br />
so vielen jungen Menschen einen Start ins Berufsleben<br />
ermöglichen wie im Vorjahr. Wir bieten auch Men-<br />
28<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
schen mit Behinderung <strong>durch</strong> die Vielseitigkeit unserer<br />
Ausbildungsberufe die Möglichkeit einer Integration in<br />
das Berufsleben. Neben dem Erwerb fachlicher Fertigkeiten<br />
und Kenntnisse legen wir nicht nur bei unseren<br />
Auszubildenden im Rahmen einer ganzheitlichen Qualifi -<br />
zierung großen Wert auf die Förderung sozialer Kompetenzen<br />
und fördern die Persönlichkeitsentwicklung unserer<br />
Mitarbeiter.<br />
Talent Management hat als grundlegender Bestandteil unserer<br />
Unternehmensstrategie einen hohen Stellenwert.<br />
Ziel ist es, die richtigen Mitarbeiter zum richtigen Zeitpunkt<br />
am richtigen Ort einsetzen zu können. Zum einen<br />
werden hier<strong>durch</strong> die Beschäftigungsfähigkeit sowie die<br />
berufl iche Entwicklung jedes Mitarbeiters gewährleistet.<br />
Zum anderen sollen Mitarbeiter mit Entwicklungspotenzial<br />
frühzeitig für strategisch wichtige Positionen identifi -<br />
ziert und gezielt gefördert werden. Hierfür werden das<br />
Verhalten und die erbrachte Leistung jedes Mitarbeiters<br />
beurteilt und im Hinblick auf Vergütung und berufl iche<br />
Entwicklungsmöglichkeiten angemessen differenziert.<br />
Neben einer starken Unternehmenskultur ermöglicht uns<br />
dieses Vorgehen, auch in einem sehr kompetitiven Geschäftsumfeld<br />
hochqualifi zierte Mitarbeiter zu rekrutieren<br />
und langfristig an <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> zu binden.<br />
Mit unserem Vergütungssystem sehen wir uns in einer<br />
wettbewerbsfähigen Position. Zusätzlich zu einem marktüblichen<br />
Basisgehalt haben wir variable Gehaltsbestandteile<br />
integriert, die sich an dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens<br />
sowie der Erreichung individueller Ziele jedes<br />
Mitarbeiters orientieren. Im Rahmen eines kontinuierlichen<br />
Kommunikationsprozesses zwischen Vorgesetztem<br />
und Mitarbeiter werden zu Jahresbeginn individuelle<br />
Ziele für das laufende Jahr vereinbart. Die unterjährige<br />
individuelle Zielerreichung hat einen unmittelbaren Einfl<br />
uss auf den variablen Gehaltsbestandteil des Mitarbeiters.<br />
Abgerundet wird unser attraktives Vergütungssystem<br />
<strong>durch</strong> umfangreiche freiwillige Sozialleistungen, wie z. B.<br />
unsere betriebliche Altersvorsorge oder präventive Gesundheitschecks.
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
Darüber hinaus erhalten höhere Führungskräfte bei<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> seit mehreren Jahren eine an den<br />
langfristigen Erfolg des Unternehmens gekoppelte Vergütungskomponente.<br />
Dieser variable Gehaltsbestandteil<br />
orientiert sich an der Erreichung von langfristigen Unternehmenszielen<br />
und nicht an kurzfristigen Zielen.<br />
Wie schon in den vergangenen Jahren bestätigen Umfragen<br />
die hohe Attraktivität von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als<br />
Arbeitgeber. Positive Ergebnisse in Ländern wie den USA<br />
beim „Top Employers“-Wettbewerb des Wissenschaftsmagazins<br />
Science, in Australien und Neuseeland beim „Aon<br />
Hewitt Best Employer Award“ oder in Brasilien und<br />
Dänemark beim „Great Place to Work“-Wettbewerb sind<br />
eine besondere Anerkennung für unser arbeitnehmerfreundliches<br />
Arbeitsumfeld, unsere wertschätzende Mitarbeiterführung<br />
sowie unsere hervorragende Forschungsarbeit.<br />
Darüber hinaus wurde <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> vom Medical<br />
Marketing & Media magazine als „Firma des Jahres“<br />
ausgezeichnet. Besonders hervorgehoben wurden hierbei<br />
die konsequente Ausrichtung auf die selbstständige Forschung<br />
und Entwicklung sowie die reibungslose Markteinführung<br />
von neuen Produkten im Jahr 2011.<br />
Corporate Citizenship<br />
Gesellschaftliches Engagement und die Wahrnehmung<br />
sozialer Verantwortung sind für uns wichtige Bestandteile<br />
der Unternehmenskultur. Im Rahmen von unterschiedlichsten<br />
Projekten nehmen wir unsere gesellschaftliche<br />
und soziale Verantwortung gegenüber unseren Patienten,<br />
Mitarbeitern und deren Familien sowie hilfsbedürftigen<br />
Menschen in Ländern und Regionen, in denen wir unternehmerisch<br />
tätig sind, wahr.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Engagements<br />
im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2011 war der Start der<br />
dreijährigen globalen Partnerschaft „Making More Health“<br />
zwischen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und Ashoka, einer weltweit<br />
tätigen Nichtregierungsorganisation (NGO). Ziel dieser<br />
Initiative ist es, die Gesundheit von Menschen, ihren<br />
Familien und ihrem sozialen Umfeld auf der ganzen Welt<br />
zu fördern, indem vielversprechende Lösungen zur Bewältigung<br />
gesundheitlicher Probleme identifi ziert und<br />
umgesetzt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden<br />
weltweit 50 ausgewählte sozial orientierte Unternehmer<br />
(Social Entrepreneurs) unterstützt, die mit neuartigen<br />
Konzepten nachhaltige Lösungen zum Thema Gesundheit<br />
vorantreiben. Darüber hinaus wurde ein webbasierter<br />
„Changemaker-Wettbewerb“ gestartet, in dem die Öffentlichkeit<br />
aufgefordert wird, neue Ideen einzureichen, wie<br />
Gesundheit in einem unzureichend versorgten Umfeld<br />
verbessert werden kann. Zusätzlich hierzu wurden im<br />
Rahmen der „Youth Venture“-Initiative Jugendliche aufgerufen,<br />
Gesundheitslösungen für ihr spezielles Umfeld<br />
zu entwerfen. Im Jahresverlauf 2011 wurden 13 ausgewählte<br />
Social Entrepreneurs im Gesundheitssektor unterstützt.<br />
Beispiele für geförderte Projekte sind eine verbesserte<br />
Brustkrebsfrüherkennung in Deutschland oder ein<br />
Ansatz für ganzheitliche Gesundheitslösungen für Familien<br />
in den Favelas Brasiliens.<br />
Ein weiteres Projekt war die weltweite Initiative „1 Mission<br />
1 Million – Herzenssache Schlaganfall“. Hierbei förderte<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Projekte, die das Verständnis für<br />
Vorhoffl immern und das damit verbundene Schlaganfallrisiko<br />
sowie die öffentliche Wahrnehmung verbessern sollen.<br />
Weltweit beteiligten sich über 40 unabhängige Organisationen<br />
an der Aufklärungsinitiative. In Deutschland<br />
wurde die Initiative von der Deutschen Gesellschaft für<br />
Kardiologie (DGK) unterstützt. Von den rund 180 eingereichten<br />
Projekten wurden 32 ausgewählt, die zusammen<br />
mit bis zu 1 Mio. EUR gefördert wurden. Zu den ausgewählten<br />
Projekten gehören z. B. unterschiedliche Printund<br />
webbasierte Aufklärungskampagnen sowie Vorsorgeprogramme.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterstützt seit vielen Jahren aktiv<br />
Forschung, Wissenschaft und Kultur. Im abgeschlossenen<br />
Geschäftsjahr 2011 unterzeichneten <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
und die Universität Ulm einen Kooperationsvertrag zur<br />
Gründung des „<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ulm University<br />
Biocenter“ (BIU), welches mit rund 2 Mio. EUR <strong>durch</strong><br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterstützt wird. Die Forschungsschwerpunkte<br />
liegen auf neurodegenerativen und kardio-<br />
Geschäft und Rahmenbedingungen 29
metabolischen Krankheitsbildern sowie Lungenerkrankungen.<br />
Durch die Zusammenarbeit der grundlagen orientierten<br />
universitären Forschung mit der Forschungs- und Entwicklungskompetenz<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> wird einmal<br />
mehr der konsequenten Ausrichtung des Firmenverbundes<br />
auf Forschung und Entwicklung Ausdruck verliehen.<br />
Ebenso unterstützte <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> die Stadt Mainz<br />
als Hauptsponsor im bundesweiten Wettbewerb „Stadt<br />
der Wissenschaft 2011“. Hierbei wurde eine Vortragsreihe<br />
von Fachleuten aus den unterschiedlichsten Bereichen<br />
wie Gesundheitsforschung für Menschen und Tiere oder<br />
gelebter Unternehmenskultur angeboten.<br />
VERMÖGENS-, FINANZ-<br />
UND ERTRAGSLAGE<br />
Ertragslage<br />
Das Erzielen nachhaltiger Erträge zur Sicherung einer<br />
langfristigen erfolgreichen Unternehmensentwicklung ist<br />
die Basis für die Unabhängigkeit des Unternehmensverbandes<br />
und steht im Mittelpunkt der strategischen Ausrichtung<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Wie schon in den<br />
vorhergehenden Jahren haben wir unser Handeln auch im<br />
abgelaufenen Geschäftsjahr nach diesen Grundsätzen ausgerichtet.<br />
Auch <strong>durch</strong> die Markteinführung von neuen innovativen<br />
Produkten im abgeschlossenen Geschäftsjahr<br />
2011 konnten wir eine neue Periode des nachhaltigen<br />
Wachstums einleiten. Nach vorläufi gen Zahlen der Marktforschung<br />
belegt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> mit einem Marktanteil<br />
von 1,9 % den 15. Platz in der Rangfolge der größten<br />
Pharmaunternehmen weltweit.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
2011 konnte der Unternehmensverband im Vergleich zum<br />
Vorjahr die Umsatzerlöse um 4,6 % auf 13.171 Mio. EUR<br />
steigern. Die Kursentwicklung an den Devisenmärkten<br />
und die damit verbundenen Währungskurseffekte wirkten<br />
sich dagegen negativ auf die Umsatzentwicklung aus<br />
(–1,6 % und –187 Mio. EUR Umsatzeffekt).<br />
Das Geschäft von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist in die beiden<br />
Geschäftsfelder Humanpharmazeutika und Tiergesundheit<br />
unterteilt. Darüber hinaus unterteilen wir das Geschäftsfeld<br />
Humanpharmazeutika in Verschreibungspfl<br />
ichtige Medikamente, Selbstmedikation sowie<br />
Industriekunden.<br />
Im Jahr 2011 konnten wir im Geschäft mit Humanpharmazeutika<br />
Gesamterlöse in Höhe von 12.195 Mio. EUR<br />
erwirtschaften. Dies entspricht einem Umsatzwachstum<br />
von 4,6 % gegenüber dem Vorjahr sowie einem Anteil am<br />
Gesamtumsatz von rund 93 %.<br />
Verschreibungspfl ichtige Medikamente<br />
Mit einem Anteil von rund 83 % an den Umsatzerlösen<br />
bildet das Geschäft mit verschreibungspfl ichtigen Medikamenten<br />
den Schwerpunkt unserer Aktivitäten innerhalb<br />
des Geschäftsfeldes Humanpharmazeutika. Die Erlöse<br />
stiegen im Jahr 2011 um 4,1 % auf nunmehr 10.096 Mio.<br />
EUR (währungskursbereinigt 5,3 %).<br />
Umsatz (in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />
spiriva® 3.153 2.863 + 10,1 %<br />
micardis® 1.593 1.555 + 2,4 %<br />
combivent® 766 727 + 5,4 %<br />
pradaxa® 629 62 + 914,5 %<br />
Wachstumskomponenten der Gesamterlöse in % 2011 2010 2009 2008 2007<br />
Mengen-/Preissteigerungen, Neueinführungen 6,3 — 6,2 6,6 9,7 7,9<br />
Akquisitionen/Verkauf von Geschäften — 0,1 0,2 0,1 — 0,2 0,9<br />
Währungseffekte — 1,6 4,9 3,0 — 3,6 — 5,2<br />
30
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
Das kontinuierliche Wachstum unserer Kernprodukte aus<br />
der spiriva®- und micardis®-Produktfamilie hat zur<br />
positiven Entwicklung in unserem Geschäft mit verschreibungspfl<br />
ichtigen Medikamenten beigetragen. Wie schon<br />
in den vergangenen Jahren ist unser umsatzstärkstes Produkt<br />
spiriva®, das zur Behandlung der chronisch-obstruktiven<br />
Atemwegserkrankung (COPD) eingesetzt wird.<br />
Es erzielte im Berichtszeitraum erstmals Erlöse von über<br />
3 Mrd. EUR (3.153 Mio. EUR) und somit ein Wachstum<br />
von 10,1 % gegenüber dem Vorjahr. Auf dem größten Absatzmarkt,<br />
den USA, konnten die Umsätze auf nunmehr<br />
1.497 Mio. EUR gesteigert werden.<br />
Unser zweitgrößtes Produkt micardis®, ein Medikament<br />
zur Behandlung von Bluthochdruck, verzeichnete bei einem<br />
Umsatzplus von 2,4 % auf nunmehr 1.593 Mio. EUR<br />
ebenfalls eine positive Entwicklung.<br />
Mit einem Anstieg der Umsatzerlöse auf 629 Mio. EUR<br />
(Vorjahr: 62 Mio. EUR) ist unser neuer oraler Gerinnungshemmer<br />
pradaxa® das am schnellsten wachsende Produkt<br />
in unserem Portfolio.<br />
Die regionale Entwicklung im Geschäft mit verschreibungspfl<br />
ichtigen Medikamenten verlief heterogen. Einem<br />
Wachstum in den Regionen Amerika und Asien / Afrika /<br />
Australien (AAA) steht ein Umsatzrückgang in Europa gegenüber.<br />
In Amerika, der für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> größten Absatzregion<br />
für verschreibungspfl ichtige Medikamente,<br />
wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr Umsatzerlöse in<br />
Höhe von 4.831 Mio. EUR erzielt (+ 5,3 % gegenüber dem<br />
Vorjahr). Getragen wurde dieses Wachstum insbesondere<br />
von den USA als umsatzstärkstem Land. Hier stiegen die<br />
Erlöse um 6,4 % auf 3.977 Mio. EUR an.<br />
Die Region AAA erreichte eine Umsatzsteigerung von<br />
13,5 % auf 2.380 Mio. EUR. Dabei wuchsen unsere Erlöse<br />
im bedeutenden japanischen Markt um 13,6 % auf nunmehr<br />
1.498 Mio. EUR. Unser Geschäft im Wachstumsmarkt<br />
China konnten wir um rund 34 % auf Umsatzerlöse<br />
in Höhe von 195 Mio. EUR ausbauen.<br />
Rückläufi ge Umsätze hingegen verzeichnete <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> in der Region Europa (– 4,6 % auf 2.671 Mio.<br />
EUR), insbesondere infolge des Patentauslaufs von<br />
sifrol® in Deutschland und des damit verbundenen<br />
Umsatzrückgangs von 13,4 % im deutschen Markt.<br />
Umsatz nach Regionen<br />
(in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />
Amerika 4.831 4.587 + 5,3 %<br />
Europa 2.671 2.801 — 4,6 %<br />
Asien, Australien, Afrika (AAA) 2.380 2.097 + 13,5 %<br />
Selbstmedikation<br />
Auch unser Geschäft mit freiverkäufl ichen Arzneimitteln<br />
entwickelte sich positiv, insbesondere in unseren strategisch<br />
wichtigen Wachstumsmärkten. Mit einem Wachstum<br />
von 5,9 % im Vergleich zum Vorjahr wurden im Jahr<br />
2011 Umsatzerlöse von 1.396 Mio. EUR erzielt.<br />
Unsere etablierten Produkte buscopan®, dulcolax®,<br />
mucosolvan® und pharmaton® sind mit Erlösen von<br />
jeweils mehr als 100 Mio. EUR die umsatzstärksten nichtverschreibungspfl<br />
ichtigen Produkte von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>. Diese sind allesamt gegenüber dem Vorjahr gewachsen.<br />
buscopan® zeigte mit 180 Mio. EUR und einem<br />
Wachstum von 34,3 % die höchsten Erlöse wie auch die<br />
stärkste Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr. Vor dem<br />
Hintergrund eines wirtschaftlich schwierigen Geschäftsumfeldes<br />
ist die Entwicklung unseres Geschäftsfeldes<br />
Selbstmedikation äußerst erfreulich.<br />
Umsatz (in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />
buscopan® 180 134 + 34,3 %<br />
dulcolax® 171 159 + 7,5 %<br />
mucosolvan® 160 148 + 8,1 %<br />
pharmaton® 137 130 + 5,4 %<br />
Regional betrachtet entwickelte sich das Geschäft im Bereich<br />
der Selbstmedikation unterschiedlich. Europa als<br />
größte Absatzregion generierte mit einem Wachstum von<br />
7,3 % Umsätze von rund 540 Mio. EUR. Hierbei verzeichnete<br />
Deutschland als wichtigster Absatzmarkt in Europa<br />
mit einem soliden Wachstum von 2,2 % einen Umsatz von<br />
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage<br />
31
134 Mio. EUR. Die größte Zuwachsrate verzeichnete mit<br />
14,8 % die Region Amerika, die im Geschäftsjahr 2011<br />
Umsätze in Höhe von 430 Mio. EUR erzielte. Dieses<br />
Wachstum wurde insbesondere <strong>durch</strong> die sehr positive<br />
Entwicklung in Brasilien (+ 56,6 % gegenüber dem Vorjahr)<br />
mit Umsätzen in Höhe von 115 Mio. EUR getragen.<br />
Die Region AAA verzeichnete einen Umsatzrückgang von<br />
3,4 % auf rund 427 Mio. EUR, was im Wesentlichen der Entwicklung<br />
des japanischen Marktes (– 7,6 %) geschuldet ist.<br />
Industriekunden<br />
Das Industriekundengeschäft umfasst unsere Drittkundengeschäfte<br />
der Biopharmazie und der pharmazeutischen<br />
Produktion sowie das Auftragsgeschäft für Pharmachemikalien.<br />
Mit einem Umsatz in Höhe von 697 Mio. EUR<br />
im Jahr 2011 wurde ein Wachstum von 9,2 % gegenüber<br />
dem Vorjahr erzielt. Dieser Zuwachs ist auf die positive<br />
Entwicklung im Bereich Biopharmazeutika mit Erlösen<br />
von nunmehr 519 Mio. EUR zurückzuführen (+ 23 % gegenüber<br />
2010). Vor dem Hintergrund eines schwierigen<br />
Marktumfeldes entwickelten sich dagegen die Bereiche<br />
Pharmachemikalien und Pharmazeutische Produktion<br />
rückläufi g (178 Mio. EUR, – 17,6 %).<br />
Tiergesundheit<br />
Mit einem Wachstum von rund 6 % und Umsatzerlösen in<br />
Höhe von 976 Mio. EUR konnte das Tiergesundheitsgeschäft<br />
von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> einmal mehr ein erfolgreiches<br />
Jahr verzeichnen. Hierbei behaupteten sich die<br />
Schweineimpfstoffe als wichtigste Wachstumstreiber. Das<br />
umsatzstärkste Produkt ingelvac circofl ex® erzielte Erlöse<br />
in Höhe von 257 Mio. EUR (+ 7,5 % gegenüber 2010).<br />
ingelvac® prrs erreichte mit einem Wachstum von 29,5 %<br />
die größte Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr. Neben<br />
den Produkten im Nutztiergeschäft entwickelten sich<br />
auch unsere Produkte im Haustiersegment positiv. Insbesondere<br />
unsere Produkte der Metacam®-Familie konnten<br />
gegenüber dem Vorjahr Erlöszuwächse verzeichnen.<br />
Gemessen an den Wachstumsraten belegte unser Tiergesundheitsgeschäft<br />
erneut den ersten Platz unter den zehn<br />
führenden Unternehmen der Branche. Mit einem Marktanteil<br />
von 6,1 % liegt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> nach vorläufi -<br />
32<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
gen Marktforschungsdaten wie im Vorjahr auf Platz sechs<br />
der in diesem Marktsegment tätigen Unternehmen.<br />
Umsatz (in Mio. EUR) 2011 2010 Veränderung<br />
ingelvac circofl ex® 257 239 + 7,5 %<br />
metacam® 96 95 + 1,1 %<br />
ingelvac® prrs 57 44 + 29,5 %<br />
vetmedin® 46 42 + 9,5 %<br />
Die Region AAA verzeichnete dabei mit einem Wachstum<br />
von rund 29 % die höchste Zuwachsrate und generierte<br />
Umsätze von 178 Mio. EUR. Getragen wurde diese positive<br />
Entwicklung insbesondere <strong>durch</strong> die Länder China<br />
(+ 30 %), Japan (+ 17 %) und Südkorea (+ 16 %). Mit einem<br />
soliden Wachstum von rund 5 % erzielte die Region Europa<br />
nunmehr Erlöse in Höhe von 315 Mio. EUR. Unser<br />
größter Absatzmarkt, die Region Amerika, bewegte sich<br />
mit Umsätzen von 477 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr<br />
auf nahezu unverändertem Niveau.<br />
Darstellung des Aufwands und des Ergebnisses<br />
Die betrieblichen Aufwendungen von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
bewegten sich im Geschäftsjahr 2011 mit 12.256<br />
Mio. EUR annähernd auf dem Niveau des Vorjahres. Die<br />
Materialaufwendungen lagen mit 1.679 Mio. EUR um<br />
rund 6,9 % unter dem Wert des Vorjahres (1.803 Mio.<br />
EUR). Die Materialaufwandsquote betrug somit 12,7 %<br />
des Gesamtumsatzes. Mit 3.664 Mio. EUR sind die Personalaufwendungen<br />
um 9,1 % gestiegen, was einer Personalkostenquote<br />
von 27,8 % entspricht (2010: 26,7 %).<br />
Mit nunmehr 637 Mio. EUR sind die Abschreibungen im<br />
Vergleich zum Vorjahr um 6,5 % gestiegen. Ein Rückgang<br />
um 149 Mio. EUR (– 2,3 %) auf 6.276 Mio. EUR ist bei den<br />
sonstigen betrieblichen Aufwendungen zu verzeichnen.<br />
In diesem Kostenblock sind u. a. umsatzabhängige Kommissions-<br />
und Lizenzzahlungen enthalten.<br />
Sowohl das Betriebsergebnis als auch die Umsatzrendite<br />
konnten im abgelaufenen Geschäftsjahr gesteigert werden.<br />
Das Betriebsergebnis erreichte mit 2.272 Mio. EUR<br />
einen neuen Höchstwert (1.896 Mio. EUR im Vorjahr). Die
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
Umsatzrendite konnte auf 17,3 % gesteigert werden<br />
(2010: 15,1 %)<br />
Mit –198 Mio. EUR lag das Finanzergebnis in der Be-<br />
richtsperiode 44 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert. Die<br />
infolge von Marktschwankungen geringeren Erträge aus<br />
den Planvermögen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen<br />
konnten nur teilweise <strong>durch</strong> gesteigerte Zinserträge<br />
ausgeglichen werden. Analog zum Ergebnis der operativen<br />
Geschäftstätigkeit entwickelte sich das Ergebnis der<br />
gewöhnlichen Geschäftstätigkeit. Bei einer Verbesserung<br />
um 19,6 % gegenüber dem Vorjahr ist es auf 2.043 Mio.<br />
EUR gestiegen.<br />
Getrieben <strong>durch</strong> die positive Ergebnisentwicklung, lag der<br />
Steueraufwand in der Berichtsperiode bei 567 Mio. EUR<br />
und somit um 150,9 % höher als im Jahr 2010. Dabei ist<br />
zu berücksichtigen, dass aufgrund handelsrechtlicher<br />
Vorschriften der Ausweis der auf die Konzerntätigkeit<br />
entfallenden persönlichen Steuern der Gesellschafter im<br />
Steueraufwand unzulässig ist. Diese werden als Entnahme<br />
aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />
Unter Berücksichtigung dieses Sondereffektes liegt<br />
die tatsächliche Steuerlast deutlich über dem in der Gewinn-<br />
und Verlustrechnung ausgewiesenen Wert.<br />
Getragen <strong>durch</strong> die positive Entwicklung des <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong>-Unternehmensverbandes, ist der Jahresüberschuss<br />
des Geschäftsjahres 2011 um 66,2 % gestiegen.<br />
Dies entspricht einem Anstieg auf 1.476 Mio. EUR im Vergleich<br />
zum <strong>durch</strong> den Sondereffekt aus der Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />
(BiLMoG)-Umstellung belasteten<br />
Vorjahreswert von 888 Mio. EUR.<br />
Finanzlage<br />
Im Mittelpunkt des Finanzmanagements von <strong>Boehringer</strong><br />
<strong>Ingelheim</strong> stehen die Liquiditätssicherung, die Minimierung<br />
bzw. Begrenzung fi nanzwirtschaftlicher Risiken und<br />
eine angemessene Kapitalstruktur, die für eine Optimierung<br />
der Kapitalkosten sorgt. Unsere fi nanzwirtschaftlichen<br />
Aktivitäten sind dabei auf die Unterstützung der Geschäftsstrategie<br />
ausgerichtet.<br />
Als international ausgerichtetes Unternehmen haben<br />
Wechselkursschwankungen einen erheblichen Einfl uss<br />
auf die Erfolgsrechnung bei <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong>. Das<br />
größte Einzelrisiko stellt hierbei die Kursentwicklung des<br />
US-Dollars aufgrund der Bedeutung des US-Geschäfts<br />
und der damit verbundenen Lieferbeziehungen dar. Infolge<br />
der international ausgerichteten Geschäftsaktivitäten<br />
werden Währungsrisiken im Rahmen unserer konzernweiten<br />
Finanzberichterstattung ermittelt und <strong>durch</strong> derivative<br />
Finanzinstrumente abgesichert. Art und Umfang<br />
dieser Maßnahmen sind in unseren Konzernrichtlinien<br />
geregelt und werden in einem standardisierten Prozess im<br />
dafür zuständigen Ausschuss regelmäßig diskutiert und<br />
entschieden.<br />
Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> sind Investitionen von großer<br />
strategischer Bedeutung, um den langfristigen Erfolg und<br />
die Weiterentwicklung des Unternehmensverbandes zu<br />
gewährleisten. Eine kontinuierliche Investitionstätigkeit<br />
schafft die Basis für profi tables Wachstum. Im abgeschlossenen<br />
Geschäftsjahr wurden 512 Mio. EUR in Sachanlagen<br />
und immaterielle Vermögensgegenstände investiert. An<br />
unserem Stammsitz <strong>Ingelheim</strong> wurden zwei weitere Module<br />
zur Herstellung von pradaxa® eingeweiht. Diese Kapazitätserhöhung<br />
stellt die Versorgung mit unserem Wirkstoff<br />
Dabigatranetexilat sicher. Am Standort Biberach<br />
erfolgte eine Erweiterungsinvestition in ein neues Forschungslaborgebäude,<br />
in dem bisher räumlich getrennte<br />
Forschungsdisziplinen zusammengeführt werden. In Spanien<br />
haben wir eine zusätzliche Produktionslinie zur Herstellung<br />
von Ampullen in Betrieb genommen, um die<br />
weltweit steigende Nachfrage zu bedienen. Der Schwerpunkt<br />
der Investitionstätigkeit im Bereich Tiermedizin lag<br />
auf dem weiteren Ausbau der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten.<br />
Beispiele hierfür sind weitere Investitionen<br />
in das <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Veterinary Research<br />
Center am Standort Hannover sowie der Neubau unseres<br />
Forschungs- und Entwicklungsstandortes in Shanghai.<br />
Im Jahr 2011 lag der Cashfl ow bei 2.378 Mio. EUR. Dies<br />
stellt einen Anstieg um 6,4 % gegenüber 2010 dar. Resultierend<br />
aus dem im Vergleich zum Vorjahr höheren Periodenergebnis<br />
ist der Cashfl ow aus laufender Geschäftstä-<br />
Vermögens-, Finanz- und Ertragslage 33
tigkeit um 514 Mio. EUR auf 2.570 Mio. EUR gestiegen.<br />
Somit konnten die Investitionen, wie schon in den Jahren<br />
zuvor, vollständig aus den selbst erwirtschafteten Mitteln<br />
fi nanziert werden. Beim Cashfl ow aus Finanzierungstätigkeit<br />
verzeichneten wir einen Mittelabfl uss in Höhe von<br />
502 Mio. EUR infolge von Auszahlungen an die Gesellschafter<br />
des Unternehmensverbandes, hauptsächlich zur<br />
Begleichung der auf das Unternehmensergebnis entfallenden<br />
Einkommensteuerschuld. Insgesamt führte diese Entwicklung<br />
der Cashfl ows zu einer Erhöhung der Finanzmittel<br />
des Konzerns um 1.598 Mio. EUR auf 7.711 Mio.<br />
EUR (+26,1 %).<br />
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass <strong>durch</strong><br />
die vorhandene Liquidität, die gegebene Kapitalstruktur<br />
sowie den hohen operativen Cashfl ow weiterhin alle Voraussetzungen<br />
für eine solide Fortführung unserer Geschäftstätigkeit<br />
und eine erfolgreiche Strategieumsetzung<br />
gegeben sind.<br />
Vermögenslage<br />
Die Bilanzsumme hat sich im abgeschlossenen Geschäftsjahr<br />
2011 um 2.425 Mio. EUR auf 18.658 Mio. EUR erhöht.<br />
Dies entspricht einem Anstieg von 14,9 % gegenüber dem<br />
Vorjahr. Die Sachanlagen und immateriellen Vermögensgegenstände<br />
beliefen sich auf 4.152 Mio. EUR und wurden<br />
vollständig <strong>durch</strong> das Konzerneigenkapital gedeckt.<br />
Zum 31. Dezember 2011 erreichten die Finanzanlagen<br />
einen Wert von 3.953 Mio. EUR und lagen somit um<br />
785 Mio. EUR (+ 24,8 %) über dem Vorjahr. Die Höhe der<br />
Vorräte ist um 148 Mio. EUR auf 1.998 Mio. EUR angestiegen.<br />
Bei den Forderungen war ein Anstieg um 15,3 %<br />
auf 3.126 Mio. EUR zu verzeichnen. Mit einem deutlichen<br />
Anstieg von 785 Mio. EUR lagen die liquiden Mittel,<br />
inklusive der Wertpapiere des Umlaufvermögens, bei<br />
3.903 Mio. EUR (+ 25,2 % gegenüber dem Vorjahr).<br />
Mit einem Anstieg von 992 Mio. EUR betrug das Konzerneigenkapital<br />
zum Geschäftsjahresende 7.466 Mio. EUR.<br />
Diese Erhöhung um 15,3 % ist im Wesentlichen auf das<br />
einbehaltene Jahresergebnis zurückzuführen. Langfristig<br />
stehen dem Konzern neben dem Eigenkapital auch die<br />
34<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Pensionsrückstellungen sowie die langfristigen Verbindlichkeiten<br />
zur Verfügung. Die Summe dieser drei Positionen<br />
verzeichnete einen Anstieg auf 11.384 Mio. EUR<br />
(2010: 10.408 Mio. EUR), was einem Anteil von 61 % an<br />
der Bilanzsumme entspricht. Somit werden erneut die<br />
gesamten immateriellen Vermögensgegenstände, die<br />
Sachanlagen, die Vorräte sowie die Forderungen aus Lieferungen<br />
und Leistungen <strong>durch</strong> das langfristig zur Verfügung<br />
stehende Kapital abgedeckt.<br />
Bei den sonstigen Rückstellungen ergab sich gegenüber<br />
dem Vorjahr ein Anstieg auf 3.166 Mio. EUR (+ 11,3 %).<br />
Die Verbindlichkeiten bewegten sich mit 3.280 Mio. EUR<br />
auf nahezu unverändertem Niveau (+ 4,9 %).<br />
Die Bilanz und die jeweiligen Bilanzrelationen runden<br />
das positive Bild ab, das bereits in der Ertrags- und Finanzlage<br />
gezeigt wurde. Die zusammenfassende Beurteilung<br />
der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zeigt, dass<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ein solide fi nanziertes und ertragreiches<br />
Unternehmen ist. Im Geschäftsjahr 2011 haben<br />
wir eine gute Basis für unsere weitere geschäftliche Entwicklung<br />
geschaffen.<br />
NACHTRAGSBERICHT<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> gab am 30. Januar 2012 den<br />
Verkauf seiner Tochtergesellschaft Nutrichem an die<br />
B. Braun Melsungen AG bekannt. Die Nutrichem<br />
diät+pharma GmbH beschäftigt 285 Mitarbeiter und ist<br />
auf die Entwicklung, Produktion, Abfüllung und Verpackung<br />
von Produkten für besondere Ernährungserfordernisse,<br />
insbesondere enterale Ernährung, Nahrungsergänzungen<br />
sowie Sportnahrung spezialisiert.
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
RISIKOBERICHT<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> nutzt ein etabliertes Risikomanagementsystem,<br />
welches sich über die letzten Jahre bewährt<br />
hat und im Geschäftsjahr 2011 konzeptionell nicht verändert<br />
wurde.<br />
Ziel des Risikomanagements ist es, geschäftsspezifi sche<br />
und insbesondere den Fortbestand des Unternehmens gefährdende<br />
Risiken so früh wie möglich zu identifi zieren,<br />
zu be<strong>werte</strong>n und <strong>durch</strong> geeignete Maßnahmen auf ein angemessenes<br />
Maß zu reduzieren. Dabei ist es unser Bestreben,<br />
im Rahmen eines ganzheitlichen Risikomanagements<br />
bei der Betrachtung der Risiken auch die ihnen gegenüberstehenden<br />
Chancen zu berücksichtigen und in die<br />
Analyse mit einfl ießen zu lassen.<br />
Die Verantwortungsträger der wesentlichen Geschäfte<br />
und Funktionen sind in den Prozess der Risikoermittlung<br />
und -beurteilung eingebunden. Mit dem konzernweiten<br />
Risiko- und Informationssystem stellen wir sicher, dass<br />
sämtliche identifi zierten Risiken sorgfältig analysiert und<br />
be<strong>werte</strong>t werden. Nach einer entsprechenden Klassifi zierung<br />
erfolgt die Einleitung von Gegenmaßnahmen, deren<br />
Umsetzung einer konsequenten Überwachung unterliegt.<br />
Die Konzernrevision hat im Berichtsjahr weltweit sowohl<br />
zielgerichtete Routineprüfungen als auch außerordentliche<br />
Prüfungen <strong>durch</strong>geführt. Schwerpunktmäßig wurden<br />
hierbei, neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und<br />
konzerninterner Richtlinien, die Funktionsfähigkeit von<br />
Systemen, die Wirksamkeit der internen Kontrollen zur<br />
Vermeidung von Vermögensverlusten sowie die Effi zienz<br />
von Strukturen und Abläufen geprüft. Der von der Unternehmensleitung<br />
verabschiedete Prüfungsplan wurde dabei<br />
konsequent eingehalten.<br />
Währungsrisiken, die aus der globalen Ausrichtung unserer<br />
Geschäftsaktivitäten resultieren, werden in regelmäßigen<br />
Abständen kontrolliert und <strong>durch</strong> entsprechende Absicherungsstrategien<br />
mit geeigneten Finanzinstrumenten<br />
wie Devisentermingeschäften begrenzt. Aus dem Portfolio<br />
der Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />
und Leistungen haben wir für den Konzern keine außerordentlichen,<br />
über das branchenübliche Maß hinausgehenden<br />
Risiken identifi ziert. Dies gilt analog für mögliche<br />
Forderungsausfallrisiken, die im Wesentlichen gegen<br />
wirtschaftliche und politische Risiken abgesichert sind.<br />
Die gesamtwirtschaftlichen und branchenspezifi schen Risiken<br />
werden wir auch weiterhin aufmerksam verfolgen,<br />
um rechtzeitig auf negative Veränderungen reagieren zu<br />
können.<br />
Der Konzern betreibt eine konservative Anlagestrategie<br />
bei der Verwaltung seiner fi nanziellen Vermögens<strong>werte</strong>.<br />
Dies spiegelt sich in der defensiven Ausrichtung des Portfolios<br />
wider, dessen Schwerpunkt Anlagen in EWU-<br />
Staatsanleihen höchster Bonität und kurzfristige Anlagen<br />
bei ausgewählten Banken bilden. Ein Großteil der Finanzmittelfonds<br />
hat einen kurzfristigen Investitionshorizont.<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist Risiken aus Rechtsstreitigkeiten<br />
und -verfahren sowie behördlichen Ermittlungen ausgesetzt.<br />
Da die gerichtlichen oder behördlichen Entscheidungen<br />
in laufenden oder künftigen Verfahren nicht vorhersehbar<br />
sind, haben wir für hieraus resultierende Risiken<br />
eine entsprechende Risikovorsorge gebildet.<br />
Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> als forschendes Unternehmen<br />
kommt dem Schutz der Innovationen <strong>durch</strong> Marken- und<br />
Patentrechte eine wesentliche Bedeutung zu. Diese gewerblichen<br />
Schutzrechte sind vermehrt das Ziel von Angriffen<br />
und Verletzungen. Wir haben Vorkehrungen getroffen,<br />
um Gefährdungen frühzeitig zu entdecken und <strong>durch</strong><br />
Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen gegebenenfalls<br />
unsere Rechtsposition unter Einsatz aller uns zur<br />
Verfügung stehenden rechtlichen Mittel zu verteidigen.<br />
Risiken im Bereich Environment, Health and Safety (EHS)<br />
werden präventiv <strong>durch</strong> die weltweite Einhaltung unserer<br />
hohen Sicherheitsstandards minimiert. Für den Fall des<br />
Eintretens von Schadensereignissen jeglicher Art liegen<br />
entsprechende Notfallpläne bereit, die in regelmäßigen<br />
Abständen trainiert und einer umfangreichen Qualitätsprüfung<br />
unterzogen werden. Zur Absicherung gegen die<br />
fi nanziellen Auswirkungen potenzieller Schadensfälle<br />
Nachtragsbericht / Risikobericht 35
und Haftungsrisiken verfügt <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> über<br />
einen an das Risikoprofi l des Unternehmens angepassten<br />
Versicherungsschutz. Dessen Umfang und Höhe werden<br />
regelmäßigen Überprüfungen unterzogen.<br />
Auch <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unterliegt den branchenspezifi<br />
schen Geschäftsrisiken der Pharmaindustrie. Neben<br />
dem Verlust der Exklusivität von am Markt etablierten<br />
Produkten und Risiken bei der Entwicklung und Registrierung<br />
neuer Medikamente fallen hierunter in zunehmendem<br />
Maße sich ändernde und restriktive Vorgaben<br />
betreffend Preisbildung und Kostenerstattung auf vielen<br />
Absatzmärkten. Dabei sind die Preise pharmazeutischer<br />
Produkte häufi g nicht nur staatlicher Kontrolle und Regulierung<br />
ausgesetzt, sondern auch dem <strong>durch</strong> die staatlichen<br />
Erstattungssysteme induzierten Preisdruck <strong>durch</strong><br />
preisgünstigere Generika.<br />
Risiken, die darüber hinausgehen und den Fortbestand<br />
des Unternehmensverbands gefährden könnten, sind derzeit<br />
nicht erkennbar.<br />
PROGNOSEBERICHT<br />
Das Geschäftsjahr 2011 hat uns mit sehr zufriedenstellenden<br />
Geschäftsergebnissen in unserer langfristigen Ausrichtung<br />
bestätigt und eine gute Ausgangsposition für die<br />
kommenden Jahre geschaffen.<br />
Nach dem Übergangsjahr 2010 mit dem seit Langem bekannten<br />
und eingeplanten Auslauf des Exklusivitätsschutzes<br />
unserer Blockbuster-Produkte fl omax® und mirapex®<br />
in den USA sowie der Belastung des operativen Ergebnisses<br />
infolge hoher Investitionen in den Bereichen Forschung<br />
und Entwicklung sowie Marketing für die geplanten Neueinführungen<br />
konnten wir im Geschäftsjahr 2011 eine<br />
neue Periode des organischen Wachstums einleiten.<br />
Getragen wurde dieser Aufschwung neben den Blockbustern<br />
in unserem stabilen Produktportfolio (spiriva® und<br />
micardis®) auch von der Markteinführung unseres neuartigen<br />
oralen Gerinnungshemmers pradaxa® (Wirkstoff<br />
36<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Dabiga tranetexilat) in der Indikation Schlaganfallprävention<br />
bei Patienten mit Vorhoffl immern in Europa und Japan,<br />
für den wir im letzten Quartal 2010 bereits die Zulassung<br />
in den USA und Kanada erhalten hatten.<br />
Darüber hinaus besitzt trajenta® (Wirkstoff Linagliptin),<br />
das im Jahresverlauf 2011 in den USA, Europa und Japan<br />
zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen wurde,<br />
ein bedeutendes Umsatzpotenzial. Die Zulassung von<br />
trajenta® war gleichzeitig auch der erste Meilenstein der<br />
strategischen Allianz zwischen <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> und<br />
Eli Lilly zur gemeinsamen Entwicklung und Vermark tung<br />
von Diabeteswirkstoffen. Die langfristig ausgelegte Kooperation<br />
umfasst noch drei weitere Wirkstoffe sowie die<br />
Option zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung<br />
einer weiteren Substanz.<br />
Im Bereich der Biopharmazie haben wir eine langjährige<br />
Expertise in der Entwicklung und Herstellung biologischer<br />
Medikamente aufgebaut. Damit sind wir gut positioniert<br />
für die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung<br />
von Biosimilars, die wir 2012 als neues Geschäftsfeld aufnehmen<br />
werden.<br />
Die vorübergehende Aussetzung der Fertigung in unserem<br />
US-amerikanischen Tochterunternehmen Ben Venue<br />
Laboratories, Inc. wurde von uns als notwendig eingeschätzt,<br />
um umfassende Renovierungs- und Korrekturmaßnahmen<br />
zu ermöglichen und damit möglichst schnell<br />
wieder die dort produzierten Medikamente Patienten zur<br />
Verfügung stellen zu können. Wir sind zuversichtlich, die<br />
regulatorischen Probleme einer Lösung zuführen zu können.<br />
Wir sind davon überzeugt, dass wir auf der Basis unseres<br />
etablierten Produktportfolios sowie der erfolgreichen Einführung<br />
neuer Produkte unsere Position im weltweiten<br />
Pharmamarkt nachhaltig stärken und ausbauen können.<br />
Für das Jahr 2012 gehen wir davon aus, an Wachstum<br />
zulegen zu können und erwarten eine Erlös steigerung im<br />
hohen einstelligen Bereich im Vergleich zum Berichtsjahr.<br />
Dieser positive Trend wird sich <strong>durch</strong> weitere Produkteinführungen<br />
verstärken, sodass wir zuversichtlich sind,
geschäftsjahr 2011 konzernlagebericht<br />
auch im Jahr 2013 ein Umsatzniveau über dem des Vorjahres<br />
erreichen zu können.<br />
Unsere strategische Ausrichtung, Wachstum und Produktnachschub<br />
weiter vornehmlich über Produkte aus unserer<br />
eigenen Forschung und Entwicklung voranzutreiben, zeigt<br />
sich an einem erneut gestiegenen Investitionsbudget. Wir<br />
sind der Überzeugung, dass dieses nachhaltig generierte<br />
organische Wachstum unsere langfristige Erfolgsbasis<br />
sichern wird.<br />
Unsere gut gefüllte Produktpipeline mit vielversprechenden<br />
Studienergebnissen der Entwicklungsprodukte sowie<br />
signifi kantem Umsatzpotenzial bestätigt uns in unseren<br />
hohen Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen.<br />
Die großen Herausforderungen der forschenden Pharmaindustrie<br />
sind, neben Patentabläufen und Patentangriffen,<br />
steigende Investitionen in den Bereichen F&E sowie größere<br />
Hürden und verstärkte Aufwendungen für Produktzulassungen.<br />
In diesem Zusammenhang ist insbesondere<br />
auch der stärker werdende Kostendruck in den Gesundheitssystemen<br />
zu nennen, die immer weniger bereit sind,<br />
hohe Investitionsaufwendungen in der Entwicklung neuer<br />
Medikamente in angemessener Weise zu honorieren.<br />
Belastend wirken sich hierbei in verschiedenen Märkten<br />
die Eingriffe der Gesetzgeber in die Preisgestaltung verschreibungspfl<br />
ichtiger Medikamente aus. In Deutschland<br />
wird deshalb unser neues Antidiabetikum trajenta® bis<br />
zum Abschluss des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz<br />
(AMNOG)-Bewertungsverfahrens und der damit verbundenen<br />
Festlegung des Erstattungsbetrags für die Therapie<br />
nicht zur Verfügung stehen.<br />
Wir werden uns diesen Herausforderungen stellen und<br />
sind davon überzeugt, diese erfolgreich zu bewältigen.<br />
Mit hoher Innovationskraft auf der Grundlage einer gut<br />
gefüllten Pipeline, getragen von unseren hoch qualifi zierten<br />
und engagierten Mitarbeitern als wesentlichem Erfolgsfaktor,<br />
werden wir unsere anspruchsvollen Ziele erreichen<br />
können. Für <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> bleibt es erklärtes Ziel,<br />
das Unternehmen als selbstständiges Familienunternehmen<br />
wettbewerbsfähig und erfolgreich weiterzuentwi-<br />
ckeln. Dabei hat bei uns auch weiterhin ein langfristiges<br />
und nachhaltiges organisches Wachstum Vorrang gegenüber<br />
kurzfristigen Renditezielen. Wir werden auch weiterhin<br />
an unserer Vision „Werte schaffen <strong>durch</strong> Innovation“<br />
festhalten und Innovationen mit medizinischem<br />
Nutzen erforschen, entwickeln und zur Marktreife führen,<br />
mit dem Ziel, Patienten mit den bestmöglichen Therapien<br />
versorgen zu können.<br />
Prognosebericht 37
38<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
2011<br />
KONZERNABSCHLUSS<br />
40 ÜBERSICHT ÜBER DIE WICHTIGSTEN GESELLSCHAFTEN<br />
42 KONZERNBILANZ<br />
43 GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG DES KONZERNS<br />
44 KAPITALFLUSSRECHNUNG<br />
45 ENTWICKLUNG DES KONZERNEIGENKAPITALS<br />
46 KONZERNANHANG 2011<br />
66 BESTÄTIGUNGSVERMERK DES ABSCHLUSSPRÜFERS<br />
Konzernabschluss<br />
39
ÜBERSICHT ÜBER DIE WICHTIGSTEN KONSOLIDIERTEN GESELLSCHAFTEN<br />
40<br />
V Vertrieb<br />
P Produktion<br />
F Forschung und Entwicklung<br />
deutschland V P F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Pharma GmbH & Co. KG,<br />
<strong>Ingelheim</strong><br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Vetmedica GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
microParts GmbH, Dortmund<br />
* Einzige persönlich haftende Gesellschafterin:<br />
<strong>Boehringer</strong> AG<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG*<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Europe GmbH<br />
International GmbH<br />
fi nnland V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Finland Ky, Espoo<br />
norwegen V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Norway KS, Asker<br />
österreich V P F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> RCV<br />
GmbH & Co. KG, Wien<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Pharma Ges.m.B.H., Wien<br />
polen V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Sp.zo.o.,<br />
Warschau<br />
tschechische republik V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> s.r.o.,<br />
Prag<br />
belgien V<br />
SCS <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Comm. V., Brüssel<br />
china V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
International Trading (Shanghai)<br />
Co. Ltd., Shanghai<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Shanghai<br />
Pharmaceuticals Co. Ltd.,<br />
Shanghai<br />
österreich F<br />
Forschungsinstitut für Molekulare<br />
Pathologie Gesellschaft mbH,<br />
Wien<br />
philippinen V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
(Phil.), Inc., Manila<br />
südkorea V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Korea Ltd., Seoul<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica<br />
Korea Ltd., Seoul
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Auslandsbeteiligungs GmbH<br />
argentinien V F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />
Buenos Aires<br />
australien V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Pty. Ltd.,<br />
North Ryde<br />
brasilien V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> do Brasil<br />
Quimica e Farmaceutica Ltda.,<br />
São Paulo<br />
Solana Agro Pecuaria Ltda.,<br />
Arapongas<br />
chile V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ltda.,<br />
Santiago de Chile<br />
dänemark V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Danmark A/S, Kopenhagen<br />
ecuador V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> del Ecuador<br />
Cia. Ltda., Quito<br />
frankreich V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
France S.A.S., Paris<br />
Labso Chimie Fine S.A.R.L.,<br />
Blanquefort<br />
griechenland V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ellas AE,<br />
Athen<br />
großbritannien V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ltd.,<br />
Bracknell<br />
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG<br />
indonesien V P<br />
PT <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Indonesia, Jakarta<br />
italien V P F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Italia S.p.A., Reggello<br />
Bidachem S.p.A.,<br />
Fornovo S. Giovanni<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Research<br />
Italia S.a.S., Milano<br />
japan V P F<br />
Nippon <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Co. Ltd., Tokio<br />
SSP Co. Ltd., Tokio<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Vetmedica Japan Co. Ltd.,<br />
Tokio<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Seiyaku Co. Ltd., Yamagata<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Japan , Inc., Tokio<br />
kanada V F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
(Canada) Ltd., Burlington<br />
kolumbien V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />
Bogotá<br />
mexiko V P F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Promeco S.A. de C.V.,<br />
Mexiko-Stadt<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica,<br />
S.A. de C.V., Guadalajara<br />
neuseeland V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
(N.Z.) Ltd., Auckland<br />
niederlande V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> B.V.,<br />
Alkmaar<br />
portugal V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Lda.,<br />
Lissabon<br />
Unilfarma Lda., Lissabon<br />
schweden V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> AB,<br />
Stockholm<br />
schweiz V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
(Schweiz) GmbH, Basel<br />
Pharmaton S.A., Lugano<br />
spanien V P<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
España S.A., Barcelona<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> S.A.,<br />
Barcelona<br />
Europharma S.A., Barcelona<br />
Laboratorios Fher S.A., Barcelona<br />
südafrika V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> (Pty.) Ltd.,<br />
Randburg<br />
<strong>Ingelheim</strong> Pharmaceuticals (Pty.)<br />
Ltd., Randburg<br />
taiwan V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Taiwan Ltd., Taipeh<br />
thailand V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
(Thai) Ltd., Bangkok<br />
türkei V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Ilac<br />
Ticaret A.S., Istanbul<br />
usa V P F<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Corp.,<br />
Ridgefi eld, Connecticut<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Pharmaceuticals, Inc.,<br />
Ridgefi eld, Connecticut<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
USA Corporation,<br />
Ridgefi eld, Connecticut<br />
Ben Venue Laboratories, Inc.,<br />
Bedford, Ohio<br />
Roxane Laboratories, Inc.,<br />
Columbus, Ohio<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Vetmedica, Inc.,<br />
St. Joseph, Missouri<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Roxane, Inc., Columbus, Ohio<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Chemicals, Inc.,<br />
Petersburg, Virginia<br />
venezuela V<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> C.A.,<br />
Caracas<br />
Übersicht über die wichtigsten konsolidierten Gesellschaften 41
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
KONZERNBILANZ<br />
Aktiva (in Mio. EUR) Anhang 1) 31.12.2011 31.12.2010<br />
Immaterielle Vermögensgegenstände (3.1) 710 736<br />
Sachanlagen (3.2) 3.442 3.314<br />
Finanzanlagen (3.3) 3.953 3.168<br />
Anlagevermögen 8.105 7.218<br />
Vorräte (3.4) 1.998 1.850<br />
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände (3.5) 3.126 2.712<br />
Wertpapiere 1.932 1.095<br />
Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten, Schecks 1.971 2.023<br />
Umlaufvermögen 9.027 7.680<br />
Rechnungsabgrenzungsposten 69 54<br />
Aktive latente Steuern 1.457 1.281<br />
Bilanzsumme 18.658 16.233<br />
Passiva (in Mio. EUR) Anhang 1) 31.12.2011 31.12.2010<br />
Kapital der Gesellschafter 178 178<br />
Konzernrücklagen 5.806 5.413<br />
Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung 6 — 5<br />
Jahresüberschuss 1.476 888<br />
Konzerneigenkapital 7.466 6.474<br />
Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben 157 0<br />
Rückstellungen (3.6) 7.128 6.411<br />
Verbindlichkeiten (3.7) 3.280 3.127<br />
Fremdkapital 10.408 9.538<br />
Rechnungsabgrenzungsposten 353 34<br />
Passive latente Steuern 274 187<br />
Bilanzsumme 18.658 16.233<br />
1) Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang.<br />
42<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG DES KONZERNS<br />
(in Mio. EUR) Anhang 1) 2011 2010<br />
Umsatzerlöse (4.1) 13.171 12.586<br />
Verminderung / Erhöhung des Bestands an fertigen und unfertigen<br />
Erzeugnissen — 101 7<br />
Andere aktivierte Eigenleistungen 4 5<br />
Sonstige betriebliche Erträge (4.2) 1.454 1.482<br />
Gesamtleistung 14.528 14.080<br />
Materialaufwand (4.3) — 1.679 — 1.803<br />
Personalaufwand (4.4) — 3.664 — 3.358<br />
Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des<br />
Anlagevermögens und Sachanlagen (4.5) — 637 — 598<br />
Sonstige betriebliche Aufwendungen (4.6) — 6.276 — 6.425<br />
Betriebsergebnis 2.272 1.896<br />
Finanzergebnis (4.7) — 198 — 154<br />
Beteiligungsergebnis (4.8) — 31 — 34<br />
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit / Ergebnis vor Steuern 2.043 1.708<br />
Außerordentliches Ergebnis (4.9) 0 — 594<br />
Steuern 2) (4.10) — 567 — 226<br />
Jahresüberschuss (4.11) 1.476 888<br />
1) Siehe Erläuterung unter der entsprechenden Ziffer im Konzernanhang.<br />
2) Aufgrund handelsrechtlicher Vorschriften ist der Ausweis der auf die Konzerntätigkeit entfallenden persönlichen Steuern der Gesellschafter im<br />
Steueraufwand unzulässig. Sie werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />
Konzernbilanz / Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns<br />
43
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
KAPITALFLUSSRECHNUNG<br />
(in Mio. EUR) 2011 2010<br />
Periodenergebnis 1.476 888<br />
Abschreibungen / Zuschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens 1) 659 631<br />
Veränderung der Pensionsrückstellungen 243 715<br />
Cashfl ow 2.378 2.234<br />
Veränderung der übrigen Rückstellungen 382 — 46<br />
Sonstige zahlungsunwirksame Aufwendungen und Erträge 287 1<br />
Verlust aus dem Abgang von Gegenständen des Anlagevermögens 20 72<br />
Veränderung der Vorräte — 136 25<br />
Veränderung der Forderungen und anderer Aktiva, die nicht der Investitions- oder<br />
Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind — 515 — 141<br />
Veränderung der anderen Verbindlichkeiten und anderer Passiva, die nicht der Investitions-<br />
oder Finanzierungstätigkeit zuzuordnen sind 154 — 89<br />
Cashfl ow aus laufender Geschäftstätigkeit 2.570 2.056<br />
Auszahlungen für Investitionen in das immaterielle Anlagevermögen — 54 — 57<br />
Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen — 458 — 519<br />
Auszahlungen für Investitionen in das Finanzanlagevermögen 1) — 14 — 14<br />
Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Sachanlagevermögens 17 21<br />
Einzahlungen aus Abgängen von Gegenständen des Finanzanlagevermögens 1) 7 4<br />
Cashfl ow aus der Investitionstätigkeit — 502 — 565<br />
Einzahlungen von und Auszahlungen an Gesellschafter — 498 — 837<br />
Einzahlungen und Auszahlungen aus der Veränderung von Finanzkrediten 32 31<br />
Cashfl ow aus der Finanzierungstätigkeit — 466 — 806<br />
Zahlungswirksame Veränderungen des Finanzmittelfonds 1.602 685<br />
Veränderung des Finanzmittelfonds <strong>durch</strong> Wechselkursänderungen — 4 44<br />
Finanzmittelfonds 2) am 1.1. 6.113 5.384<br />
Finanzmittelfonds 2) am 31.12. 7.711 6.113<br />
1) Ohne Wertpapiere des Anlagevermögens.<br />
2) Flüssige Mittel, Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens.<br />
(+) = Mittelherkunft, (-) = Mittelverwendung.<br />
44<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
ENTWICKLUNG DES KONZERNEIGENKAPITALS<br />
(in Mio. EUR)<br />
Kapital der<br />
Gesellschafter<br />
1)<br />
ErwirtschaftetesKonzerneigenkapital<br />
davon<br />
Währungseinfl<br />
üsse<br />
Eigenkapital<br />
Anteile<br />
anderer<br />
Gesellschafter<br />
davon<br />
Währungseinfl<br />
üsse<br />
Kapitalfl ussrechnung / Entwicklung des Konzerneigenkapitals<br />
Konzerneigenkapital<br />
Stand am 31.12.2009 178 5.723 — 244 5.901 179 — 20 6.080<br />
Entnahmen 0 — 456 0 — 456 0 0 — 456<br />
Jahresüberschuss 0 888 0 888 0 0 888<br />
Änderungen Konsolidierungskreis 0 0 0 0 0 0 0<br />
Übrige Veränderungen 0 141 239 141 — 179 20 — 38<br />
Stand am 31.12.2010 178 6.296 — 5 6.474 0 0 6.474<br />
Entnahmen 0 — 495 0 — 495 0 0 — 495<br />
Jahresüberschuss 0 1.476 0 1.476 0 0 1.476<br />
Änderungen Konsolidierungskreis 0 0 0 0 0 0 0<br />
Übrige Veränderungen 0 11 11 11 0 0 11<br />
Stand am 31.12.2011 178 7.288 6 7.466 0 0 7.466<br />
1) Das Kapital der Gesellschafter setzt sich zusammen aus dem Kapital der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG und der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung<br />
GmbH & Co. KG. Zum 31.12.2011 beinhaltet das Kapital der Gesellschafter ausschließlich Kommanditeinlagen. Auf die Konzerntätigkeit entfallende persönliche<br />
Steuern der Gesellschafter werden als Entnahmen aus dem erwirtschafteten Konzerneigenkapital dargestellt.<br />
45
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
KONZERNANHANG 2011<br />
1 GRUNDSÄTZE UND METHODEN<br />
1.1 Allgemeine Grundsätze<br />
Der Konzernabschluss von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> für das Geschäftsjahr 2011 wird gemäß § 264a HGB in Anwendung<br />
der Konzernrechnungslegungsvorschriften der §§ 290 ff. HGB erstellt.<br />
Gemäß § 297 Abs. 1 HGB besteht der Konzernabschluss aus der Konzernbilanz, der Konzern-Gewinn- und<br />
Verlustrechnung, dem Konzernanhang, der Kapitalfl ussrechnung und dem Eigenkapitalspiegel.<br />
Der Konzernabschluss wird gemäß § 298 Abs. 1 i. V. m. § 244 HGB in Euro aufgestellt.<br />
Zur Klarheit und Übersichtlichkeit des Konzernabschlusses werden einzelne Posten der Konzernbilanz und<br />
der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung zusammengefasst. Diese Posten sind im Anhang gesondert aufgegliedert<br />
und erläutert. Die für die einzelnen Posten geforderten Zusatzangaben werden ebenfalls in den<br />
Anhang übernommen.<br />
1.2 Angaben zum Konsolidierungskreis<br />
An der Spitze des Unternehmensverbandes <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> steht die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co.<br />
KG, <strong>Ingelheim</strong>. Die <strong>Boehringer</strong> AG, <strong>Ingelheim</strong>, ist die einzige persönlich haftende geschäftsführende Gesellschafterin<br />
dieser Gesellschaft.<br />
Neben der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG besteht die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung<br />
GmbH & Co. KG, deren Komplementärin sich unter einem beherrschenden Einfl uss der C. H. <strong>Boehringer</strong><br />
Sohn AG & Co. KG befi ndet.<br />
Der Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> besteht insgesamt aus 145 verbundenen Unternehmen im<br />
In- und Aus land. In den Konzernabschluss sind neben der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG und der<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG weitere 111 Gesell schaften nach den Regeln<br />
der Vollkonsolidierung einbezogen, an denen die C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG di rekt oder indi rekt die<br />
Mehr heit der Stimmrechte besitzt.<br />
30 Gesellschaften wurden im Berichtsjahr gemäß § 296 Abs. 2 HGB nicht konsolidiert, da sie im Ein zelnen<br />
und insgesamt von untergeordneter Bedeutung für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmensverbandes<br />
sind. Die Gesamtheit des Umsatzes, des Eigenkapitals sowie des Jahresergeb nisses der nicht<br />
in den Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen beträgt weniger als ein Prozent des Summenabschlusses<br />
des Konzerns. Auf die Bewertung als assoziiertes Unternehmen wurde gemäß § 311 Abs. 2 HGB wegen<br />
untergeordneter Bedeutung ebenfalls verzichtet. Bei zwei weiteren Gesellschaften sind aufgrund von Sat-<br />
46<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
zungsbestimmungen dauernde Verfügungsbeschränkungen gegeben. Diese wurden gemäß § 296 Abs. 1<br />
Satz 1 HGB nicht konsolidiert.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Gesamtzahl der verbundenen Unternehmen unverändert:<br />
• Zwei Gesellschaften wurden liquidiert<br />
• Zwei Gesellschaften wurden gegründet<br />
Für folgende Tochterunternehmen wurde von der Befreiung von den Aufstellungs- und Offen legungs-<br />
pfl ichten gemäß § 264 Abs. 3 HGB Gebrauch gemacht:<br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Europe GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Vetmedica GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Secura Versicherungsvermittlungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Grundstücksgesellschaft mbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Finanzierungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> R&D Beteiligungs GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Venture Fund GmbH, <strong>Ingelheim</strong><br />
Von der Pfl icht zur Aufstellung und Offenlegung eines Jahresabschlusses und Lageberichts nach den für<br />
Kapitalgesell schaften geltenden Vorschriften des HGB sind gemäß § 264b HGB befreit:<br />
• C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
• C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
• C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn Selbstmedikation KG, Biberach<br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Pharma GmbH & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
• <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Veterinary Research Center GmbH & Co. KG, Hannover<br />
1.3 Konsolidierungsmethoden<br />
Bei Vorräten und Anlagevermögen, Forderungen und Verbindlichkeiten sowie den Ertrags- und Auf wandsposten<br />
wurden die zwischen den einbezogenen Gesellschaften ent standenen Ge schäftsvorfälle im Rahmen<br />
der Schul denkonsolidierung nach § 303 HGB, der Zwi schener gebniseliminierung nach § 304 HGB sowie der<br />
Auf wands- und Ertragskonso lidierung nach § 305 HGB heraus gerechnet.<br />
Bei der Kapitalkonsolidierung wurde für Erstkonsoli dierun gen von Toch terunternehmen die Neubewertungsmethode<br />
nach § 301 HGB angewandt. Die Erstkonso lidie rung erfolgte jeweils zu dem Zeitpunkt, zu<br />
dem das Unternehmen Tochterunternehmen geworden ist.<br />
Dabei wurde der Wertansatz der dem Mutterunternehmen gehörenden Anteile mit dem auf diese Anteile entfallenden<br />
Betrag des Eigenkapitals des Tochterunternehmens verrechnet. Das Eigenkapital wurde mit dem<br />
Betrag angesetzt, der dem zum Konsolidierungszeitpunkt beizulegenden Zeitwert der in den Konzernabschluss<br />
aufzunehmenden Vermögensgegenstände, Schulden, Rechnungsabgrenzungsposten und Sonderpos-<br />
Konzernanhang 2011<br />
47
ten entsprach. Ein nach der Verrechnung verbleibender Unterschiedsbetrag wurde, wenn er auf der Aktivseite<br />
entsteht, als Geschäfts- oder Firmenwert ausgewiesen.<br />
1.4 Währungsumrechnung<br />
Aus Fremdwährungstransaktionen resultierende Vermögensgegenstände und Verbindlichkeiten wurden<br />
grundsätzlich mit dem Devisenkassamittelkurs zum Bilanzstichtag umgerechnet. Bei einer Restlaufzeit von<br />
mehr als einem Jahr wurden dabei das Realisationsprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 252 Abs. 1 Nr. 4 Halbsatz 2<br />
HGB) und das Anschaffungs kostenprinzip (§ 298 Abs. 1 i. V. m. § 253 Abs. 1 Satz 1 HGB) beachtet.<br />
In dem vorliegenden Konzernabschluss wurden die auf fremde Währung lautenden Abschlüsse ausländischer<br />
Tochterunternehmen mit Sitz in einem Staat außerhalb der Euro-Zone nach § 308a HGB nach der modifi -<br />
zierten Stichtagskursmethode in Euro umgerechnet.<br />
Durch die Anwendung der modifi zierten Stichtagskursmethode wurden die Aktiv- und Passivposten der in<br />
ausländischer Währung aufgestellten Jahresabschlüsse mit Ausnahme des Eigenkapitals, welches zum historischen<br />
Kurs umgerechnet wurde, zum Devisenkassamittelkurs am Bilanzstichtag in Euro umgerechnet. Die<br />
Posten der Gewinn- und Verlustrechnung wurden zum Durchschnittskurs in Euro umgerechnet. Die sich ergebende<br />
Umrechnungsdifferenz wurde innerhalb des Konzerneigenkapitals nach den Rück lagen unter dem<br />
Posten „Eigenkapitaldifferenz aus Währungsumrechnung“ ausgewiesen. Die für den Unternehmensverband<br />
wichtigsten Währungen haben sich im Berichtsjahr wie folgt verändert (Basis jeweils 1 Euro):<br />
Stichtagskurs Durchschnittskurs<br />
31.12.2011 31.12.2010 2011 2010<br />
US-Dollar 1,29 1,34 1,39 1,33<br />
Japanischer Yen 100,20 108,65 111,03 116,46<br />
Pfund Sterling 0,84 0,86 0,87 0,86<br />
Kanadischer Dollar 1,32 1,33 1,38 1,37<br />
48<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
2 BILANZIERUNGS- UND BEWERTUNGSMETHODEN<br />
2.1 Anlagevermögen<br />
Die erworbenen immateriellen Vermögensgegenstände und die Sachanlagen wurden zu An schaf fungs- bzw.<br />
Herstel lungskosten, vermindert um planmäßige lineare Abschreibun gen, entsprechend den technischen und<br />
wirtschaftli chen Gegebenheiten angesetzt. Hierbei wurden folgende Nutzungsdauern zugrunde gelegt:<br />
Immaterielle Vermögensgegenstände 2 bis 15 Jahre<br />
Gebäude 20 Jahre<br />
Technische Anlagen und Maschinen 10 Jahre<br />
Andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung 3 bis 10 Jahre<br />
Im Konzernabschluss wurde einheitlich linear abgeschrieben. Vor aussicht lich dauerhaften Wertminde rungen<br />
wurde <strong>durch</strong> außerplan mäßige Abschrei bungen Rechnung getra gen. Bei der Ermittlung der Herstellungskosten<br />
wurden Material- und Fertigungseinzelkosten, angemessene Teile der Material- und Fertigungsgemeinkosten<br />
sowie der Werteverzehr des Anlagevermögens (soweit <strong>durch</strong> die Fertigung veranlasst) berücksichtigt.<br />
Alle aktivierten immateriellen Vermögensgegenstände des Anlagevermögens haben eine be grenzte Nutzungsdauer.<br />
Geschäfts- oder Firmen<strong>werte</strong> aus der Erstkonsolidierung von Anteilen werden in der Regel über einen Zeitraum<br />
von fünf Jahren abgeschrieben.<br />
Für den Geschäfts- oder Firmenwert des im Jahr 2007 übernommenen Unternehmens <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Korea Ltd. wurde eine Nutzungsdauer von zehn Jahren zugrunde gelegt, da dies aufgrund von Erfahrungen<br />
der Vergangenheit bezüglich Produkten und Absatzmärkten sowie den geschäftlichen Rahmenbedingungen<br />
der <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Korea Ltd. ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild vermittelt.<br />
Die Finanzanlagen umfassen im Wesentlichen Anteilsrechte, Wertpapiere und Ausleihungen und werden zu<br />
Anschaffungskosten bzw. bei dauerhafter Wertminderung mit den niedrigeren beizulegenden Werten angesetzt.<br />
2.2 Umlaufvermögen und Rechnungsabgrenzungsposten<br />
Die Vorräte wurden zu Anschaffungs- und Herstellungskosten bzw. zu den niedrigeren beizulegenden Zeit<strong>werte</strong>n<br />
an gesetzt.<br />
Die Bestände an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen wurden zu <strong>durch</strong>schnittlichen Einstands preisen oder zu<br />
niedrigeren beizulegenden Zeit<strong>werte</strong>n am Bilanzstichtag aktiviert.<br />
Die unfertigen und fertigen Erzeugnisse wurden auf der Basis von Einzelkalkulationen zu Herstellungskosten<br />
be<strong>werte</strong>t, wobei neben den direkt zurechenbaren Materialeinzelkosten, Fertigungslöhnen und Sondereinzelkosten<br />
auch angemessene Teile der Fertigungs- und Materialgemeinkosten sowie Abschreibungen<br />
berücksichtigt wurden.<br />
Konzernanhang 2011<br />
49
Handelswaren wurden zu Anschaffungskosten oder niedrigeren Marktpreisen bilanziert.<br />
Alle erkennbaren Risiken im Vorratsvermögen, die sich aus über<strong>durch</strong>schnittlicher Lagerdauer, geminderter<br />
Verwertbarkeit und niedrigeren Wiederbeschaffungskosten ergeben, wurden <strong>durch</strong> angemessene Abwertungen<br />
berücksichtigt.<br />
Die Bewertung erfolgte verlustfrei, d. h., es wurden von den voraussichtlichen Verkaufs preisen Abschläge für<br />
noch anfallende Kosten vorgenommen.<br />
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände wurden zu Anschaffungskosten abzüglich der Wertabschläge<br />
für Einzelrisiken und für das allgemeine Kreditrisiko bilanziert. Unverzinsliche oder niedrig verzinsliche<br />
Forderungen mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr wurden abgezinst.<br />
Die Wertpapiere des Umlaufvermögens bestehen aus sonstigen Wertpapieren und wurden zu Anschaffungskosten<br />
oder gegebenenfalls zu niedrigeren Werten, die sich aus den Börsen- oder Marktpreisen am Stichtag<br />
ergeben, bilanziert.<br />
Die fl üssigen Mittel wurden zu Anschaffungskosten oder dem niedrigeren beizulegenden Zeitwert bilanziert.<br />
Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 Absatz 1 HGB beinhaltet im Voraus bezahlten Aufwand<br />
für eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag.<br />
Der passive Rechnungsabgrenzungsposten nach § 250 Absatz 2 HGB beinhaltet Einnahmen, die Ertrag für<br />
eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag darstellen.<br />
2.3 Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben<br />
Der negative Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben resultiert aus einem den Kaufpreis übersteigenden<br />
Reinvermögen eines zum 31. März 2011 erworbenen Unternehmens. Die Aufl ösung (von 175 Mio. EUR<br />
um 18 Mio. EUR auf 157 Mio. EUR) erfolgt über den sonstigen betrieblichen Ertrag grundsätzlich korrespondierend<br />
zur Amortisierung des übersteigenden Reinvermögens zum Erwerbszeitpunkt des Unternehmens.<br />
Der Zeitraum der Amortisierung wird derzeit auf zehn Jahre geschätzt.<br />
2.4 Konzernrücklagen<br />
Die Konzernrücklagen enthalten die bei den einbezogenen Unternehmen thesaurierten Ergeb nisse sowie die<br />
ergebniswirksamen Konsolidierungen, soweit sie Vorjahre betreffen.<br />
50<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
2.5 Rückstellungen<br />
Die Steuerrückstellungen und die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle ungewissen Verbindlichkeiten<br />
und drohenden Verluste aus schwebenden Geschäften. Sie wurden in Höhe des nach vernünftiger kaufmännischer<br />
Beurteilung notwendigen Erfüllungsbetrags (d. h. einschließlich zukünftiger Kosten- und Preissteigerungen)<br />
angesetzt. Rückstellungen mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr wurden mit dem<br />
laufzeitadäquaten, <strong>durch</strong>schnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sieben Jahre (gemäß Rückstellungsabzinsungsverordnung)<br />
abgezinst.<br />
2.6 Verbindlichkeiten<br />
Die Verbindlichkeiten wurden mit ihrem Erfüllungsbetrag bilanziert.<br />
2.7 Steuerabgrenzung<br />
Für die Ermittlung latenter Steuern aufgrund von temporären oder quasi-permanenten Differenzen zwischen<br />
den handelsrechtlichen Wertansätzen von Vermögensgegenständen, Schulden und Rechnungsabgrenzungsposten<br />
und ihren steuerlichen Wertansätzen oder aufgrund steuerlicher Verlustvorträge wurden die Beträge<br />
der sich ergebenden Steuerbe- und -entlastung mit den unternehmensindividuellen Steuersätzen (10 % –<br />
40 %) im Zeitpunkt des Abbaus der Differenzen be<strong>werte</strong>t und nicht abgezinst. Differenzen, die auf Konsolidierungsmaßnahmen<br />
gemäß den §§ 300 bis 305 HGB beruhen, wurden ebenfalls mit den unternehmensindividuellen<br />
Steuersätzen im Zeitpunkt des voraussichtlichen Abbaus der Differenzen be<strong>werte</strong>t. Aktive latente<br />
Steuern auf Verlustvorträge wurden berücksichtigt, sofern innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Verlustverrechnung<br />
wahrscheinlich ist.<br />
Aktive und passive Steuerlatenzen wurden unsaldiert ausgewiesen.<br />
Konzernanhang 2011<br />
51
3 ERLÄUTERUNGEN ZUR KONZERNBILANZ<br />
3.1 Immaterielle Vermögensgegenstände<br />
(in Mio. EUR)<br />
Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />
Entgeltlich<br />
erworbene<br />
Konzessionen/<br />
ähnliche<br />
Rechte<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Geschäftsoder<br />
Firmen<strong>werte</strong><br />
Geleistete<br />
Anzahlungen<br />
Summe<br />
Stand am 1. Januar 2010 1.293 572 13 1.878<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 67 0 2 69<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />
Zugänge 42 0 15 57<br />
Abgänge —78 0 0 —78<br />
Umbuchungen 10 0 —3 7<br />
Stand am 31. Dezember 2010 1.334 572 27 1.933<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 30 1 0 31<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />
Zugänge 44 0 10 54<br />
Abgänge —15 0 —1 —16<br />
Umbuchungen 26 0 —22 4<br />
Stand am 31. Dezember 2011 1.419 573 14 2.006<br />
Kumulierte Abschreibungen<br />
Stand am 1. Januar 2010 597 536 0 1.133<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 20 0 0 20<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />
Zugänge 95 5 0 100<br />
Zuschreibungen 0 0 0 0<br />
Abgänge —56 0 0 —56<br />
Umbuchungen 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2010 656 541 0 1.197<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 12 0 0 12<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0<br />
Zugänge 97 5 0 102<br />
Zuschreibungen 0 0 0 0<br />
Abgänge —15 0 0 —15<br />
Umbuchungen 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2011 750 546 0 1.296<br />
Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2010 678 31 27 736<br />
Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2011 669 27 14 710<br />
52
3.2 Sachanlagen<br />
(in Mio. EUR)<br />
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />
Grund- Technische Andere Geleistete Summe<br />
stücke/ Anlagen und Anlagen und Anzahlungen<br />
Bauten Maschinen Betriebs- und Anausstattunglagen<br />
im Bau<br />
Stand am 1. Januar 2010 2.510 2.611 1.867 402 7.390<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 163 102 71 20 356<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 31 82 123 283 519<br />
Abgänge —82 —109 —150 —8 —349<br />
Umbuchungen 33 96 52 —188 —7<br />
Stand am 31. Dezember 2010 2.655 2.782 1.963 509 7.909<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 62 41 22 6 131<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 8 1 0 9<br />
Zugänge 61 214 137 218 630<br />
Abgänge —15 —60 —93 —2 —170<br />
Umbuchungen 63 140 30 —237 —4<br />
Stand am 31. Dezember 2011 2.826 3.125 2.060 494 8.505<br />
Kumulierte Abschreibungen<br />
Stand am 1. Januar 2010 1.262 1.581 1.328 0 4.171<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 89 70 51 0 210<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 106 202 190 0 498<br />
Zuschreibungen 0 0 0 0 0<br />
Abgänge —55 —96 —133 0 —284<br />
Umbuchungen 0 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2010 1.402 1.757 1.436 0 4.595<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 36 21 18 0 75<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 6 2 0 8<br />
Zugänge 113 235 187 0 535<br />
Zuschreibungen —3 —6 0 0 —9<br />
Abgänge —13 —49 —79 0 —141<br />
Umbuchungen 0 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2011 1.535 1.964 1.564 0 5.063<br />
Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2010 1.253 1.025 527 509 3.314<br />
Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2011 1.291 1.161 496 494 3.442<br />
Konzernanhang 2011<br />
53
3.3 Finanzanlagen<br />
Anteile an Ausleihun- Beteili- Wert- Sonstige Summe<br />
verbundenen gen an gungen papiere des Aus-<br />
Unternehmen verbundene Anlage- leihungen<br />
(in Mio. EUR) Unternehmen vermögens<br />
Anschaffungs- bzw.<br />
Herstellungskosten<br />
Stand am 1. Januar 2010 65 7 104 1.521 20 1.717<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 11 0 —1 8 0 18<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 7 0 2 1.542 5 1.556<br />
Abgänge —4 0 0 —64 —6 —74<br />
Umbuchungen 0 0 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2010 79 7 105 3.007 19 3.217<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 4 0 1 8 0 13<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 0 0 8 853 6 867<br />
Abgänge —2 —7 0 —46 —5 —60<br />
Umbuchungen 0 0 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2011 81 0 114 3.822 20 4.037<br />
Kumulierte Abschreibungen<br />
Stand am 1. Januar 2010 0 0 1 14 3 18<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 0 0 0 1 0 1<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 0 0 33 1 0 34<br />
Zuschreibungen 0 0 0 0 0 0<br />
Abgänge 0 0 0 —4 0 —4<br />
Umbuchungen 0 0 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2010 0 0 34 12 3 49<br />
Währungsumrechnungsdifferenz 2 0 0 1 0 3<br />
Zugänge aus Erstkonsolidierung 0 0 0 0 0 0<br />
Zugänge 18 0 13 2 0 33<br />
Zuschreibungen 0 0 0 0 0 0<br />
Abgänge 0 0 0 —1 0 —1<br />
Umbuchungen 0 0 0 0 0 0<br />
Stand am 31. Dezember 2011 20 0 47 14 3 84<br />
Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2010 79 7 71 2.995 16 3.168<br />
Buch<strong>werte</strong> am 31. Dezember 2011 61 0 67 3.808 17 3.953<br />
Der Posten „Sonstige Ausleihungen“ enthält wie im Vorjahr keine Ausleihungen gegen Gesellschafter.<br />
54<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
3.4 Vorräte<br />
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2011 31.12.2010<br />
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe 427 381<br />
Unfertige Erzeugnisse 872 817<br />
Fertige Erzeugnisse und Waren 694 649<br />
Geleistete Anzahlungen 5 3<br />
3.5 Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände<br />
In dem Posten „Sonstige Vermögensgegenstände“ sind Forderungen gegen die Gesellschafter in Höhe von<br />
1 Mio. EUR enthalten (Vorjahr: 28 Mio. EUR).<br />
Die Forderungen gegen verbundene Unternehmen bestanden wie im Vorjahr nahezu ausschließlich aus Kreditforderungen.<br />
Die Forderungen gegen Beteiligungen bestanden ausschließlich aus Lieferungen und Leistungen.<br />
3.6 Rückstellungen<br />
1.998 1.850<br />
Restlaufzeit über Restlaufzeit über<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2011 1 Jahr 31.12.2010 1 Jahr<br />
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 2.531 6 2.156 4<br />
Forderungen gegen verbundene Unternehmen 12 0 7 0<br />
Forderungen gegen Unternehmen, mit denen<br />
ein Beteiligungsverhältnis besteht 19 0 17 0<br />
Sonstige Vermögensgegenstände 564 12 532 12<br />
3.126 18 2.712 16<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2011 31.12.2010<br />
Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen 3.283 3.007<br />
Steuerrückstellungen 679 559<br />
Sonstige Rückstellungen 3.166 2.845<br />
7.128 6.411<br />
Konzernanhang 2011<br />
55
Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen<br />
Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen wurden auf der Grundlage versicherungs-<br />
mathematischer Berechnungen nach dem Anwartschaftsbarwertverfahren unter Berücksichtigung von zukünftigen<br />
Entgelt- und Rentenanpassungen ermittelt.<br />
Bei der versicherungsmathematischen Berechnung der Verpfl ichtungen wurden neben den lokalen biometrischen<br />
Rechnungsgrundlagen (z. B. in Deutschland die Generationentafeln 2005 G von Prof. Dr. Klaus Heubeck)<br />
in den wesentlichen Ländern die folgenden versicherungsmathematischen Parameter zugrunde gelegt:<br />
Stand 31. Dezember 2011 (in %) Deutschland USA Japan<br />
Rechnungszins 5,13 5,53 2,06<br />
Entgelttrend 4,0 5,0 4,2 - 4,9<br />
Rententrend 3,5 3,0 0,0<br />
Für die Abzinsung wurde pauschal der <strong>durch</strong>schnittliche Marktzinssatz bei einer restlichen Laufzeit von<br />
15 Jahren gemäß der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 verwendet. Die für die<br />
Abzinsung wesentlicher ausländischer Altersversorgungsverpfl ichtungen (USA und Japan) verwendeten<br />
Zinssätze wurden entsprechend der Rückstellungsabzinsungsverordnung vom 18. November 2009 mit vergleichbaren<br />
Berechnungsgrundlagen ermittelt.<br />
Die ausschließlich der Erfüllung der Pensionsverpfl ichtungen und ähnlichen Verpfl ichtungen dienenden,<br />
dem Zugriff aller übrigen Gläubiger entzogenen Vermögensgegenstände (Deckungsvermögen i. S. d. § 246<br />
Abs. 2 Satz 2 HGB) wurden mit ihrem beizulegenden Zeitwert be<strong>werte</strong>t, welcher im Wesentlichen aus Börsenkursen<br />
abgeleitet ist, und mit den zugrundeliegenden Verpfl ichtungen verrechnet. Am Abschlussstichtag<br />
beträgt der beizulegende Zeitwert (Marktwert am Bilanzstichtag) des Deckungsvermögens 920 Mio. EUR.<br />
Dem Deckungsvermögen steht ein Erfüllungsbetrag der verrechneten Pensionsverpfl ichtungen und ähnlichen<br />
Verpfl ichtungen in Höhe von 4.203 Mio. EUR gegenüber. Die Aufwendungen und Erträge aus dem Deckungsvermögen<br />
und der Zinsanteil aus den Pensionsverpfl ichtungen und ähnlichen Verpfl ichtungen wurden<br />
entsprechend § 246 Abs.2 Satz 2 HGB verrechnet. Insgesamt sind 12 Mio. EUR Aufwendungen aus<br />
Deckungsvermögen und 224 Mio. EUR Aufwendungen aus der Zuführung zu Pensionsverpfl ichtungen und<br />
ähnlichen Verpfl ichtungen im Finanzergebnis enthalten.<br />
56<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
3.7 Verbindlichkeiten<br />
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
Restlaufzeit Restlaufzeit<br />
(in Mio. EUR)<br />
Verbindlichkeiten gegen-<br />
unter 1 Jahr 1 - 5 Jahre über 5 Jahre 31.12.2011 31.12.2010 unter 1 Jahr<br />
über Kreditinstituten 479 747 493 1.719 1.740 237<br />
Andere Verbindlichkeiten<br />
davon:<br />
- Verbindlichkeiten aus<br />
1.362 57 142 1.561 1.387 1.261<br />
Lieferungen und Leistungen 899 1 0 900 803 802<br />
- Erhaltene Anzahlungen<br />
- Verbindlichkeiten gegenüber<br />
27 16 0 43 41 23<br />
verbundenen Unternehmen<br />
- Verbindlichkeiten gegenüber<br />
Unternehmen, mit denen ein<br />
24 0 0 24 29 29<br />
Beteiligungsverhältnis besteht 2 0 0 2 1 1<br />
- Sonstige Verbindlichkeiten* 410 40 142 592 513 406<br />
1.841 804 635 3.280 3.127 1.498<br />
* Davon:<br />
- aus Steuern (in Mio. EUR) 65 76<br />
- im Rahmen der sozialen Sicherheit (in Mio. EUR) 15 14<br />
Durch Grundpfandrechte oder ähnliche dingliche Rechte gesicherte Verbindlichkeiten bestan den am<br />
Bilanzstichtag wie schon im Vorjahr nicht.<br />
Am Jahresende bestanden Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern in Höhe von 26 Mio. EUR<br />
(Vorjahr: 0 Mio. EUR).<br />
Die Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen enthalten Verbindlichkeiten aus Darlehen in<br />
Höhe von 19 Mio. EUR (Vorjahr: 18 Mio. EUR) sowie Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in<br />
Höhe von 5 Mio. EUR (Vorjahr: 11 Mio. EUR).<br />
Konzernanhang 2011<br />
57
4 ERLÄUTERUNGEN ZUR GEWINN- UND VERLUST-<br />
RECHNUNG DES KONZERNS<br />
Der Gliederung der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung wurde das Gesamtkostenverfahren zugrunde<br />
gelegt.<br />
4.1 Umsatzerlöse<br />
nach Geschäften und Geschäftssegmenten (in Mio. EUR) 2011 2010<br />
Humanpharma 12.195 11.665<br />
davon: Verschreibungspfl ichtige Medikamente 10.096 9.702<br />
Selbstmedikation 1.396 1.318<br />
Industriekunden 697 638<br />
Sonstige Umsatzerlöse 6 7<br />
Tiergesundheit 976 921<br />
13.171 12.586<br />
nach geographischen Märkten (in Mio. EUR) 2011 2010<br />
Europa 4.037 4.089<br />
davon: Deutschland 950 977<br />
Nord- und Südamerika 6.087 5.724<br />
davon: USA 4.820 4.511<br />
Asien, Australien, Afrika 3.047 2.773<br />
davon: Japan 1.831 1.695<br />
13.171 12.586<br />
4.2 Sonstige betriebliche Erträge<br />
Die sonstigen betrieblichen Erträge enthalten Erträge aus der Währungsumrechnung in Höhe von<br />
546 Mio. EUR (Vorjahr: 715 Mio. EUR).<br />
4.3 Materialaufwand<br />
(in Mio. EUR)<br />
Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe<br />
2011 2010<br />
und für bezogene Waren 1.231 1.375<br />
Aufwendungen für bezogene Leistungen 448 428<br />
58<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
1.679 1.803
4.4 Personalaufwand<br />
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
(in Mio. EUR) 2011 2010<br />
Löhne und Gehälter<br />
Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung<br />
2.875 2.713<br />
und für Unterstützung 789 645<br />
davon: für Altersversorgung 306 177<br />
3.664 3.358<br />
Sämtliche Zinseffekte aus der Bewertung der Rückstellung für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen wur-<br />
den als gesonderter Posten innerhalb des Finanzergebnisses gezeigt.<br />
Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 2011 2010<br />
Produktion 13.076 12.647<br />
Administration 5.217 5.242<br />
Marketing und Vertrieb 17.945 16.543<br />
Forschung und Entwicklung 7.159 7.093<br />
Auszubildende 697 699<br />
44.094 42.224<br />
4.5 Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen<br />
In den Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachan lagen sind<br />
außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 34 Mio. EUR (Vorjahr: 23 Mio. EUR) enthalten.<br />
4.6 Sonstige betriebliche Aufwendungen<br />
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthalten Aufwendungen aus der Währungsumrechnung in<br />
Höhe von 497 Mio. EUR (Vorjahr: 796 Mio. EUR).<br />
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthalten im Wesentlichen weiterhin Fremdleistungen in den<br />
Bereichen For schung, Entwicklung, Medizin und Marketing sowie Verwaltungskosten, Gebühren, Beiträge,<br />
Provi sionen, Mieten, Frachten und Aufwendungen für Fremdreparaturen.<br />
Konzernanhang 2011<br />
59
4.7 Finanzergebnis<br />
(in Mio. EUR)<br />
Zinsanteil in der Zuführung zu Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen<br />
2011 2010<br />
sowie sonstige Rückstellungen — 247 — 147<br />
Übrige Zinsen und ähnliche Aufwendungen — 130 — 115<br />
Zinsen und ähnliche Aufwendungen — 377 — 262<br />
Abschreibungen und Abgangsverluste auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des<br />
Umlaufvermögens — 2 — 4<br />
Erträge aus anderen Wertpapieren und aus Ausleihungen des Finanzanlagevermögens 113 80<br />
Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 68 32<br />
— 198 — 154<br />
4.8 Beteiligungsergebnis<br />
(in Mio. EUR) 2011 2010<br />
Abschreibungen auf Beteiligungen — 31 — 33<br />
Aufwendungen aus Verlustübernahme 0 — 1<br />
davon aus verbundenen Unternehmen 0 — 1<br />
— 31 — 34<br />
4.9 Außerordentliches Ergebnis<br />
Aus der Anwendung von Art. 66 und Art. 67 Abs. 1 bis 5 EGHGB (Übergangsvorschriften zum BilMoG) resultierten<br />
im Vorjahr außerordentliche Aufwendungen in Höhe von 587 Mio. EUR aus der Zuführung zu Rückstellungen<br />
für Pensionen und ähnlichen Verpfl ichtungen sowie 20 Mio. EUR aus der Zuführung zu anderen<br />
langfristigen Rückstellungen. Aus der Anwendung von Art. 66 und Art. 67 Abs. 1 bis 5 EGHGB resultierten<br />
im Vorjahr außerordentliche Erträge in Höhe von 13 Mio. EUR aus der Aufl ösung von Rückstellungen für<br />
Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen, die ebenfalls in dem Posten enthalten sind.<br />
4.10 Steuern<br />
(in Mio. EUR) 2011 2010<br />
Laufende Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 630 369<br />
Latente Steuern vom Einkommen und vom Ertrag — 63 — 143<br />
Die laufenden Steuern vom Einkommen und Ertrag beinhalten im Wesentlichen die Aufwendungen für Körperschaft-<br />
und Gewerbesteuer der einbezogenen Unternehmen.<br />
60<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
567 226
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
Durch den Abschluss von Ergebnisabführungsverträgen gehören wesentliche einbezogene deutsche Kapitalgesellschaften<br />
seit dem 1. Januar 2004 zum gewerbe- und körperschaftsteuerlichen Organkreis der Muttergesellschaft<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG. Da die auf betriebliches Einkommen entfallende Einkommensteuer<br />
der Gesellschafter der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung<br />
des Konzerns ausgewiesen werden darf, wird lediglich die Gewerbeertragsteuer der betreffenden<br />
Gesellschaften sowie weiterer vollkonsolidierter deutscher Personengesellschaften als Steueraufwand gezeigt.<br />
Der Gesamtbestand an aktiven latenten Steuern zum Bilanzstichtag beträgt 1.457 Mio. EUR. Aktive latente<br />
Steuern entfallen im Wesentlichen auf unterschiedliche Bilanzansätze von Rückstellungen, Anlagevermögen<br />
und Vorräten. Passive latente Steuern wurden in Höhe von 274 Mio. EUR abgegrenzt. Sie betreffen im Wesentlichen<br />
unterschiedliche Bilanzansätze von Vermögensgegenständen des Sachanlagevermögens, Vorräte<br />
sowie Rückstellungen.<br />
4.11 Jahresüberschuss<br />
Der Jahresüberschuss 2011 ist <strong>durch</strong> periodenfremde betriebliche Erträge (im Wesentlichen Aufl ösung von<br />
sonstigen Rückstellungen) in Höhe von 166 Mio. EUR (Vorjahr: 99 Mio. EUR) positiv sowie <strong>durch</strong> periodenfremde<br />
betriebliche Aufwendungen in Höhe von 99 Mio. EUR (Vorjahr: 37 Mio. EUR) negativ beeinfl usst.<br />
5 ERLÄUTERUNGEN ZUR KAPITALFLUSSRECHNUNG<br />
Die Kapitalfl ussrechnung zeigt, wie sich der Finanzmittelbestand (fl üssige Mittel und jederzeit veräußerbare<br />
Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens) des <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Unterneh mensverbandes während<br />
des Berichtsjahres <strong>durch</strong> Mittelzu- und -abfl üsse verändert hat. In Übereinstimmung mit dem Deutschen<br />
Rechnungslegungs Standard Nr. 2 zur Kapitalfl ussrech nung (DRS 2) wurde zwischen Zahlungs strömen<br />
aus der laufenden Geschäftstätigkeit sowie solchen aus der Investitions- und Finanzierungs tätigkeit unterschieden.<br />
Die Veränderungen der Bilanzposten der einbezogenen verbundenen Unternehmen wurden zu Jahres<strong>durch</strong>schnittskursen<br />
umgerechnet. Der Finanzmittelbestand ist wie in der Bilanz zum Stichtagskurs angesetzt. Der<br />
Einfl uss von Wechselkursänderungen auf den Finanzmittelbe stand wurde gesondert dargestellt.<br />
Im Geschäftsjahr wurden 164 Mio. EUR Zinsen zahlungswirksam vereinnahmt sowie 83 Mio. EUR (Vorjahr:<br />
89 Mio. EUR) Zinsen gezahlt und 407 Mio. EUR (Vorjahr: 347 Mio. EUR) Steuern gezahlt.<br />
Konzernanhang 2011<br />
61
6 SONSTIGE ANGABEN<br />
6.1 Haftungsverhältnisse<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2011 31.12.2010<br />
Verbindlichkeiten aus Bürgschaften,<br />
Wechsel- und Scheckbürgschaften, Gewährleistungen<br />
und Bestellung von Sicherheiten für fremde Verbindlichkeiten 34 21<br />
Das Risiko der Inanspruchnahme aus den einzelnen Haftungsverhältnissen wird wie folgt eingeschätzt:<br />
Das Risiko einer Inanspruchnahme aus Bürgschaften für die Verbindlichkeiten von verbundenen Unternehmen<br />
gegenüber Kreditinstituten wird aufgrund der guten Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der betreffenden<br />
Tochterunternehmen als gering eingeschätzt.<br />
6.2 Sonstige fi nanzielle Verpfl ichtungen<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2011 31.12.2010<br />
Miet- und Leasingverträge 320 249<br />
Bestellobliogo 768 563<br />
1.088 812<br />
Aus Miet- und Leasingverträgen bestehen Verpfl ichtungen in Höhe von 320 Mio. EUR (Vorjahr: 249 Mio. EUR),<br />
davon entfallen 34 Mio. EUR (Vorjahr: 39 Mio. EUR) auf langfristige Mietverträge mit nicht einbezogenen<br />
Tochterunternehmen.<br />
Der Zweck der Leasingverträge liegt in der geringeren Kapitalbindung im Vergleich zum Erwerb und im Wegfall<br />
des Verwertungsrisikos. Risiken könnten sich aus der Vertragslaufzeit ergeben, sofern die Gegenstände<br />
nicht mehr vollständig genutzt werden könnten, wofür es derzeit keine Anzeichen gibt.<br />
Die sonstigen fi nanziellen Verpfl ichtungen beinhalten zukünftige Belastungen aus Folgeinvestitionen, be-<br />
reits begonnene Investitionen und künftige Großreparaturen. Zum Bilanzstichtag wurden in dem Bestellobligo<br />
künftige ausgabewirksame Investitionen in Höhe von 645 Mio. EUR (Vorjahr: 449 Mio. EUR) ausgewiesen.<br />
6.3 Derivative Finanzinstrumente und Bewertungseinheiten<br />
Der Unternehmensverband <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> ist <strong>durch</strong> die ausgeprägte internationale Struktur in erheblichem<br />
Umfang von der Entwicklung der Welt wäh rungen und Zinsen abhängig. Zur Absicherung dieser<br />
Risiken, insbesondere aus Lieferungen und Lei stun gen sowie Finanzierungen, werden in der Regel bei Währungsrisiken<br />
Devisentermin- und Devisenoptionsgeschäfte und bei Zinsände rungsrisiken Zins swaps und<br />
Zinsoptionen eingesetzt.<br />
62<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
In internen Richtlinien sind der Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten sowie die organi satorische Abwicklung<br />
festgelegt. Es besteht eine strikte Trennung zwischen Han del, Abwick lung, Dokumen tation und<br />
Kontrolle.<br />
Die Risikopositionen werden regelmäßig in einer speziellen, konzernweiten Finanzberichter stattung erfasst,<br />
analysiert und be<strong>werte</strong>t. Die eingegangenen Positionen werden periodisch neu be<strong>werte</strong>t und überwacht. Die<br />
am Bilanzstichtag beizulegenden Zeit<strong>werte</strong> der derivativen Finanzinstrumente wurden mit marktüblichen<br />
Bewertungsmethoden (Devisen- und Zinstermingeschäfte nach der Barwertmethode, Devisen- und Zinsoptionen<br />
nach anerkannten Optionspreismodellen) unter Berücksichtigung der am Bilanzstichtag vorliegenden<br />
Marktdaten ermittelt.<br />
Die Devisen- und Zinsoptionen sind jeweils zum beizulegenden Zeitwert, höchstens aber in Höhe der gezahlten<br />
bzw. vereinnahmten Optionsprämie bilanziert und werden erst zum Ende der Laufzeit ausgebucht.<br />
Für Devisentermingeschäfte, die nicht in Bewertungseinheiten einbezogen wurden und zum Bilanzstichtag<br />
einen negativen beizulegenden Zeitwert innerhalb einer Währung aufwiesen, wurden Rückstellungen in<br />
Höhe von 42 Mio. EUR gebildet. Positive beizulegende Zeit<strong>werte</strong> innerhalb einer Währung blieben entsprechend<br />
dem Imparitätsprinzip außer Ansatz.<br />
Am Bilanzstichtag bestanden folgende, nicht in Bewertungseinheiten einbezogene derivative Finanzinstrumente:<br />
Nominalvolumen beizulegender Zeitwert<br />
(in Mio. EUR) 31.12.2011 31.12.2010 31.12.2011 31.12.2010<br />
Devisentermingeschäfte 1.866 1.892 — 42 — 1<br />
Zinsoptionen 0 1 0 0<br />
Soweit die Voraussetzungen zur Einbeziehung der Sicherungsgeschäfte in Bewertungseinheiten mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit erwarteter Transaktionen gemäß § 254 HGB gegeben waren, erfolgte unter Anwendung<br />
der Einfrierungsmethode keine buchhalterische Erfassung der Devisentermingeschäfte in der Bilanz.<br />
Bei Bildung von Bewertungseinheiten gemäß § 254 HGB kommen folgende Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze<br />
zur Anwendung:<br />
Ökonomische Sicherungsbeziehungen werden <strong>durch</strong> die Bildung von Bewertungseinheiten bilanziell nachvollzogen.<br />
Die Bewertungseinheiten werden je Fremdwährung aus dem Nettobetrag von mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
erwarteten Transaktionen und Devisentermingeschäften gebildet, die bezüglich ihrer Laufzeit,<br />
Nominalbetrag und Fremdwährung dem erwarteten Nettozahlungsstrom entsprechen (Macro Hedge). Die<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit geplanten Transaktionen (Ein- und Auszahlungen aus geplanten Absatz- und<br />
Beschaffungsgeschäften) sind aus der Unternehmensplanung abgeleitet. Die vergangenheitsorientierte Überprüfung<br />
der Planung hat gezeigt, dass die geplanten Transaktionen hoch wahrscheinlich sind.<br />
Konzernanhang 2011<br />
63
Aufgrund der Übereinstimmung der wertbestimmenden Komponenten (= Critical Terms: Laufzeit, Nominal -<br />
betrag, Fremdwährung) gleichen sich die gegenläufi gen Wertänderungen zwischen Grund- und Sicherungsgeschäften<br />
vollständig aus. Es kann daher sowohl prospektiv als auch retrospektiv von einer effektiven Sicherungsbeziehung<br />
ausgegangen werden. Zur Messung der prospektiven und retrospektiven Effektivität der<br />
Sicherungsbeziehung wird ausschließlich die „Critical-Term-Match-Methode“ verwendet.<br />
Zum 31. Dezember 2011 wurden Bewertungseinheiten für mit hoher Wahrscheinlichkeit erwartete Nettozahlungsströme<br />
wie folgt gebildet:<br />
Januar bis Dezember 2012:<br />
Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />
Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />
USD 1.014 USD – 713 USD — 47<br />
JPY 780 JPY – 698 JPY — 81<br />
Januar bis Dezember 2013:<br />
Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />
Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />
USD 1.099 USD – 366 USD — 25<br />
JPY 782 JPY – 345 JPY — 36<br />
Januar bis Dezember 2014:<br />
Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />
Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />
USD 1.123 USD — 168 USD — 5<br />
JPY 831 JPY — 180 JPY — 16<br />
Januar, Februar 2015:<br />
Nettozahlungsströme (in Mio. EUR) Devisentermingeschäfte (in Mio. EUR)<br />
Nominalwert Nominalwert Zeitwert<br />
USD 185 USD — 18 USD 0<br />
JPY 155 JPY — 29 JPY — 2<br />
Die Höhe des abgesicherten Fremdwährungsrisikos korreliert mit der relativen Veränderung des Wechselkurses<br />
zwischen dem Planungszeitpunkt und dem Realisationszeitpunkt der erwarteten Transaktionen. Wenn<br />
alle Währungen gegenüber dem Euro um 10,0 % auf- oder ab<strong>werte</strong>n, ergäbe sich ohne Absicherung ein Kursänderungsrisiko<br />
von +/- 597 Mio. EUR.<br />
64<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
geschäftsjahr 2011 konzernabschluss<br />
Zum Bilanzstichtag 2011 bestehen zwei Darlehen, die in Höhe von 516 Mio. EUR variabel zu verzinsen<br />
sind. Zur Absicherung gegen das hiermit verbundene Zinsänderungsrisiko wurden betrags- und laufzeitkongruente<br />
Zinsswaps abgeschlossen. Da es sich ausschließlich um die Transformation der variabel verzinslichen<br />
Darlehensteile in eine feste Verzinsung handelt, werden Bewertungseinheiten gebildet (Micro Hedges).<br />
Die gegenläufi gen Wertänderungen zwischen Grund- und Sicherungsgeschäft gleichen sich bis 2016 vollständig<br />
aus. Die Zinsswaps hatten am Bilanzstichtag einschließlich Stückzinsen einen beizulegenden Zeitwert<br />
von –16 Mio. EUR. Der Buchwert (entspricht den abgegrenzten Stückzinsen) beträgt 2 Mio. EUR und ist<br />
in den Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten ausgewiesen. Die Bilanzierung erfolgte im Rahmen der<br />
Einfrierungsmethode.<br />
6.4 Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen<br />
(in Mio. EUR) 2011 2010<br />
Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen 2.516 2.453<br />
Die nicht aktivierten Forschungs- und Entwicklungskosten enthalten u. a. Kosten für klinische Studien der<br />
Phase IV.<br />
6.5 Gesamthonorar des Abschlussprüfers<br />
Das vom Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr berechnete Gesamthonorar im Konzern beträgt 2,5 Mio. EUR.<br />
Davon entfallen 0,9 Mio. EUR auf Abschlussprüfungsleistungen, 0,1 Mio. EUR auf andere Bestätigungsleistungen<br />
sowie 1,5 Mio. EUR auf sonstige Leistungen.<br />
Konzernanhang 2011 65
BESTÄTIGUNGSVERMERK DES ABSCHLUSSPRÜFERS<br />
Wir haben den von der C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn<br />
AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong>, aufgestellten Konzernabschluss<br />
- bestehend aus Bilanz, Gewinn- und<br />
Verlustrechnung, Anhang, Kapitalfl ussrechnung<br />
und Eigenkapitalspiegel - und den Konzernlagebericht<br />
für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis<br />
31. Dezember 2011 geprüft. Die Aufstellung von<br />
Konzernabschluss und Konzernlagebericht nach<br />
den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften<br />
liegt in der Verantwortung des Vorstands der persönlich<br />
haftenden Gesellschafterin. Unsere Aufgabe<br />
ist es, auf der Grundlage der von uns <strong>durch</strong>geführten<br />
Prüfung eine Beurteilung über den<br />
Konzernabschluss und den Konzernlagebericht<br />
abzugeben.<br />
66<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Wir haben unsere Konzernabschlussprüfung<br />
nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut<br />
der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten<br />
deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung<br />
vorgenommen. Danach ist die<br />
Prüfung so zu planen und <strong>durch</strong>zuführen, dass<br />
Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die<br />
Darstellung des <strong>durch</strong> den Konzernabschluss unter<br />
Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger<br />
Buchführung und <strong>durch</strong> den Konzernlagebericht<br />
vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und<br />
Ertragslage wesentlich auswirken, mit hinreichender<br />
Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung<br />
der Prüfungshandlungen werden die<br />
Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über<br />
das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld des<br />
Konzerns sowie die Erwartungen über mögliche<br />
Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung<br />
werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen<br />
internen Kontrollsystems sowie Nachweise<br />
für die Angaben im Konzernabschluss und<br />
Konzernlagebericht überwiegend auf der Basis<br />
von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst<br />
die Beurteilung der Jahresabschlüsse der in den<br />
Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen,<br />
der Abgrenzung des Konsolidierungskreises, der<br />
angewandten Bilanzierungs- und Konsolidierungsgrundsätze<br />
und der wesentlichen Einschätzungen<br />
des Vorstands der persönlich haftenden<br />
Gesellschafterin sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung<br />
des Konzernabschlusses und des<br />
Konzernlageberichts. Wir sind der Auffassung,<br />
dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere<br />
Grundlage für unsere Beurteilung bildet.
geschäftsjahr 2011 bestätigungsvermerk<br />
Unsere Prüfung hat mit Ausnahme der folgenden<br />
Einschränkung zu keinen Einwendungen geführt:<br />
Entgegen § 314 Abs. 1 Nr. 6 Buchstaben a)<br />
und b) HGB wurden im Anhang die Gesamtbezüge<br />
der Vorstandsmitglieder und der ehemaligen<br />
Vorstandsmitglieder sowie die für die ehemaligen<br />
Vorstandsmitglieder gebildeten und nicht gebildeten<br />
Pensionsrückstellungen nicht angegeben.<br />
Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der<br />
Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht<br />
der Konzernabschluss mit der genannten Einschränkung<br />
den gesetzlichen Vorschriften und<br />
vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger<br />
Buchführung ein den tatsächlichen<br />
Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-,<br />
Finanz- und Ertragslage des Konzerns.<br />
Der Konzernlagebericht steht in Einklang mit<br />
dem Konzernabschluss, vermittelt insgesamt ein<br />
zutreffendes Bild von der Lage des Konzerns und<br />
stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen<br />
Entwicklung zutreffend dar.<br />
Frankfurt am Main, den 23. Februar 2012<br />
PricewaterhouseCoopers<br />
Aktiengesellschaft<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
gez. Philip Marshall gez. Georg Wolfgang Wegener<br />
Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüfer<br />
Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers 67
68<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011
produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />
2011<br />
PRODUKTPORTFOLIO<br />
EINE AUSWAHL<br />
70 VERSCHREIBUNGSPFLICHTIGE MARKENPRÄPARATE<br />
80 SELBSTMEDIKATION<br />
88 TIERGESUNDHEIT<br />
69
Atemwegserkrankungen<br />
Chronisch-obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD)<br />
und Asthma bilden die am weitesten verbreiteten chronischen<br />
Lungenkrankheiten und sind weltweit eine<br />
häufi ge Ursache von Morbidität und vorzeitigem Tod.<br />
COPD<br />
COPD ist eine chronische Lungenerkrankung, bei der<br />
die Atemwege dauerhaft verengt sind. Dies führt zu einer<br />
Einschränkung der Luftversorgung und somit zu<br />
Kurzatmigkeit und anderen respiratorischen Symptomen.<br />
Die Verengung der Atemwege ist nur teilweise<br />
rückbildungsfähig und verschlimmert sich meist im<br />
Laufe der Zeit. Zur Krankheitslast tragen die Zerstörung<br />
der Alveolen im Lungengewebe mit eingeschränktem<br />
Gasaustausch, sowie eine übermäßige Schleimproduktion<br />
bei. Dies löst einen chronischen Husten aus. Diese<br />
COPD-Symptome werden als Emphysem oder chronische<br />
Bronchitis bezeichnet.<br />
COPD wird <strong>durch</strong> eine anhaltende Reizung <strong>durch</strong> eingeatmete<br />
Schadstoffe, z. B. Zigarettenrauch oder Luftschadstoffe,<br />
ausgelöst. Der Verlauf von COPD ist <strong>durch</strong><br />
einen beschleunigten Verlust der Lungenfunktion im<br />
Vergleich zum normalen Alterungsprozess und gelegentlich<br />
auftretende, plötzliche Verschlechterungen der<br />
Symptome und Funktionen – sogenannte akute Exazerbationen<br />
– gekennzeichnet.<br />
70<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Asthma<br />
Asthma ist eine chronische Erkrankung, bei der Asthmaauslöser,<br />
wie z. B. Allergene, Entzündungen der Atemwege<br />
hervorrufen. Durch die Entzündung verengen sich<br />
die Atemwege, bei einigen Patienten tritt vermehrter<br />
Schleim auf und ein chronischer, trockener Husten kann<br />
ebenfalls ein Asthma-Symptom sein. Es können sehr<br />
unterschiedliche Atembeschwerden auftreten. In frühen<br />
Krankheitsstadien ist die eingeschränkte Luftversorgung<br />
vollständig reversibel und die Patienten können zwischen<br />
den Anfällen sogar symptomfrei sein.
produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Chronisch-obstruktive<br />
Atemwegserkrankung (COPD)<br />
• Bronchospasmen bei<br />
Patienten mit reversiblen<br />
chronisch-obstruktiven<br />
Atemwegserkrankungen<br />
• Chronisch-obstruktive<br />
Atemwegserkrankung (COPD)<br />
• Chronische Bronchitis<br />
• Asthma<br />
• Bronchialasthma<br />
• Chronische Bronchitis<br />
• Bronchialasthma<br />
• Bronchialasthma<br />
• Bronchialasthma<br />
• Allergische Rhinitis<br />
spiriva®<br />
combivent®<br />
atrovent®<br />
berodual®<br />
bronchodual®<br />
duovent®<br />
berotec®<br />
dosberotec®<br />
inflammide®<br />
alesion®<br />
flurinol®<br />
Tiotropiumbromid<br />
Ipratropiumbromid,<br />
Salbutamol<br />
Ipratropiumbromid<br />
Fenoterol,<br />
Ipratropiumbromid<br />
Fenoterol<br />
Budesonid<br />
Epinastin<br />
Dauerbehandlung der COPD (chronisch-<br />
obstruktive Atemwegserkrankung inklusive<br />
chronischer Bronchitis und Lungenemphysem),<br />
Dauerbehandlung der damit<br />
einhergehenden Atemnot und Prävention<br />
von Exazerbationen.<br />
Behandlung von reversiblen Bronchospasmen<br />
bei Patienten mit chronischen<br />
Atemwegserkrankungen, die mehr als<br />
einen Bronchodilatator benötigen.<br />
Bronchodilatator für die Dauerbehandlung<br />
des Bronchospasmus bei chronisch-obstruktiver<br />
Atemwegserkrankung<br />
inklusive chronischer Bronchitis, Lungenemphysem<br />
und Asthma.<br />
Verhütung und Behandlung von Symptomen<br />
bei Patienten mit reversibler Einschränkung<br />
des Luftfl usses in den Atemwegen<br />
wie bei Bronchialasthma und<br />
speziell chronischer Bronchitis mit oder<br />
ohne Lungenemphysem.<br />
Zur symptomatischen Behandlung akuter<br />
Asthmaanfälle oder anderer Erkrankungen<br />
mit reversibler Verengung der<br />
Atemwege, z. B. chronisch obstruktive<br />
Bronchitis, und zur Prophylaxe bei Belastungsasthma.<br />
Dauerhafte Kontrolle der Symptome bei<br />
Asthma bronchiale.<br />
Prophylaktische Behandlung von Bronchialasthma.<br />
Prophylaktische und symptomatische<br />
Behandlung von allergischer<br />
Rhinitis.<br />
Atemwegserkrankungen<br />
71
Erkrankungen des Zentralen Nervensystems<br />
Mentale und neurologische Erkrankungen wie Depression<br />
und Parkinson-Erkrankung beeinträchtigen Patienten<br />
und ihre Familien ganz erheblich und stellen auch<br />
eine signifi kante Belastung für die Gesellschaft insgesamt<br />
dar.<br />
Parkinson-Krankheit<br />
Die Parkinson-Krankheit ist eine degenerative Störung<br />
des Zentralen Nervensystems. Als erste Anzeichen der<br />
Erkrankung bemerken die Patienten normalerweise motorische<br />
Symptome wie Handzittern (Tremor), das sich<br />
nach und nach auf Arme, Beine und Kopf ausweiten<br />
kann. Zu den weiteren motorischen Symptomen, die mit<br />
der Zeit auftreten, gehört die Steifheit der Muskulatur,<br />
die oft auch zur Verarmung der Mimik und zu einer progressiven<br />
Einschränkung oder gar zum Verlust der Beweglichkeit<br />
und damit zu einer regelrechten Erstarrung<br />
führen kann. Zudem leiden ca. 30 bis 40 % der Parkinson-Patienten<br />
an nicht-motorischen Symptomen wie<br />
Depressionen und Schlafstörungen. Die Primärsymptome<br />
sind auf einen Mangel des Neurotransmitters Dopamin in<br />
wichtigen Bereichen des Gehirns zurückzuführen.<br />
72<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Restless-Legs-Syndrom<br />
Das Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom,<br />
RLS) ist eine häufi g auftretende neurologische<br />
Störung, die von einem vorwiegend in den Abend- und<br />
Nachtstunden auftretenden unkontrollierbaren Drang,<br />
die Beine zu bewegen, gekennzeichnet ist. In der Regel<br />
treten zudem unangenehme und teils schmerzhafte<br />
Empfi ndungen in den Beinen auf. Diese werden als tief<br />
in den Beinen liegend und kriechend, kribbelnd oder<br />
schmerzend geschildert. Schlafstörungen und folglich<br />
Müdigkeit am Tage oder Schläfrigkeit können die Folge<br />
sein.
produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Parkinson-Krankheit<br />
• Restless-Legs-Syndrom (RLS)<br />
• Schlafstörungen<br />
sifrol®<br />
Pramipexol<br />
sifrol® retardtabletten<br />
mirapex®<br />
mirapex er®<br />
mirapexin®<br />
mirapexin® retardtabletten<br />
pexola®<br />
lendormin®<br />
lendorm®<br />
lindormin®<br />
sintonal®<br />
Brotizolam<br />
Zur symptomatischen Behandlung der<br />
idiopathischen Parkinson-Krankheit, als<br />
Monotherapie oder in Kombination mit<br />
L-Dopa. Zur symptomatischen Behandlung<br />
des idiopathischen mittel- bis<br />
schwerwiegenden Restless-Legs-Syndroms<br />
(Syndrom der unruhigen Beine).<br />
Kurzzeitige Behandlung von Ein- und<br />
Durchschlafstörungen.<br />
Erkrankungen des Zentralen Nervensystems<br />
73
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in vielen Ländern<br />
die häufi gste Todesursache, und es wird sogar noch eine<br />
Zunahme dieser Erkrankungen festgestellt.<br />
Schlaganfall<br />
Ein Schlaganfall ist der plötzliche Ausfall von Gehirnfunktionen<br />
aufgrund einer Störung der Blutversorgung<br />
des betroffenen Hirngewebes. Ausgelöst wird der Schlaganfall<br />
<strong>durch</strong> eine mangelnde Blutversorgung (Ischämie),<br />
verursacht <strong>durch</strong> eine Thrombose oder Embolie oder<br />
<strong>durch</strong> eine Blutung. Als Folge davon kann das betroffene<br />
Gehirnareal seine Funktion nicht mehr ausüben, und<br />
es kommt zu einer dauerhaften Schädigung, wenn keine<br />
baldige Behandlung erfolgt. Ein Schlaganfall ist eine<br />
akute Erkrankung, die eine sofortige Diagnose und Notfallmaßnahmen<br />
erfordert. Schlaganfälle stellen eine der<br />
häufi gsten Todes- und Invaliditätsursachen in den Industrieländern<br />
dar. Die Symptome von transitorischen<br />
ischämischen Attacken (TIA) ähneln denen von Schlaganfällen,<br />
halten jedoch nur wenige Minuten oder Stunden<br />
an. Da eine TIA einem Schlaganfall vorangehen<br />
kann, ist eine Notfallversorgung und nachfolgende Präventivbehandlung<br />
erforderlich.<br />
74<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Akuter Herzinfarkt<br />
Ein akuter Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist eine akute<br />
Erkrankung, bei der die Blutversorgung eines Herzmuskelbereichs<br />
<strong>durch</strong> einen Thrombus oder ein Blutgerinnsel<br />
unterbrochen ist. Wird die Blutversorgung nicht<br />
schnell wiederhergestellt, kommt es zu einer dauerhaften<br />
Schädigung des betroffenen Teils des Herzmuskels.<br />
Herzinfarkte sind eine der häufi gsten Todesursachen in<br />
den Industrieländern.
• Bluthochdruck<br />
• Kardiovaskuläre Prävention<br />
• Bluthochdruck<br />
produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Prävention sekundärer<br />
Schlaganfälle oder bei<br />
transitorischen ischämischen<br />
Attacken (TIA)<br />
• Bluthochdruck<br />
• Akuter ischämischer<br />
Schlaganfall<br />
• Akuter Herzinfarkt<br />
• Akute massive Lungenembolie<br />
• Katheterspülung bei thrombotischem<br />
Verschluss<br />
micardis®<br />
micardisplus®<br />
micardis® plus<br />
micardis® hct<br />
co-micardis®<br />
twynsta®<br />
micamlo®<br />
aggrenox®<br />
asasantin®<br />
asasantin® retard<br />
catapresan®<br />
catapres®<br />
catapressan®<br />
atensina®<br />
actilyse®<br />
actilyse® cathflo® 2 mg<br />
Telmisartan;<br />
Telmisartan, Hydrochlorothiazid<br />
Telmisartan, Amlodipin<br />
Dipyridamole,<br />
Acetylsalicylsäure<br />
Clonidin<br />
Alteplase<br />
Behandlung der essenziellen Hypertonie.<br />
Zur Reduktion des Risikos für einen<br />
Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Schlaganfall<br />
oder kardiovaskulär bedingten Tod<br />
bei Patienten ab 55 Jahren mit einem<br />
hohen Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre<br />
Ereignisse, die keine ACE-<br />
Hemmer einnehmen können (USA).<br />
Zur Reduktion der kardiovaskulären<br />
Morbidität bei Patienten mit manifester<br />
atherothrombotischer kardiovaskulärer<br />
Erkrankung (koronare Herzkrankheit,<br />
Schlaganfall oder periphere Verschlusskrankheit<br />
in der Anamnese) oder Patienten<br />
mit Typ-2-Diabetes mellitus mit dokumentiertem<br />
Endorganschaden (EU).<br />
Behandlung der Hypertonie, entweder<br />
allein oder in Kombination mit anderen<br />
Antihypertensiva, sowie zur Initialtherapie<br />
bei Patienten, die zum Erreichen ihrer<br />
Blutdruckziele wahrscheinlich mehrere<br />
Arzneimittel benötigen werden (USA).<br />
Kombinationstherapie bei Erwachsenen<br />
mit nicht ausreichend kontrolliertem<br />
Blutdruck unter Amlodipin sowie als Ersatztherapie<br />
bei erwachsenen Patienten,<br />
die Telmisartan und Amlodipin als Einzeltabletten<br />
erhalten (EU).<br />
Prävention des Schlaganfalls nach einem<br />
ersten Schlaganfall oder bei transitorischen<br />
ischämischen Attacken.<br />
Alle Formen des Bluthochdrucks, sofern<br />
nicht <strong>durch</strong> ein Phäochromozytom bedingt.<br />
Zur fi brinolytischen Therapie bei akutem<br />
ischämischem Schlaganfall, akutem<br />
Herzinfarkt, akuter massiver Lungenembolie<br />
sowie zur Wiedereröffnung thrombotischer<br />
Katheterverschlüsse.<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
75
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Fortsetzung)<br />
Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine chronische<br />
Erkrankung, bei der der Blutdruck chronisch erhöht ist.<br />
Weltweit leiden ca. eine Milliarde Menschen an Bluthochdruck.<br />
Die Verbreitung von essentiellem Bluthochdruck<br />
nimmt mit steigendem Alter stetig zu. Angesichts<br />
einer zunehmenden Alterung der Bevölkerung und des<br />
bisherigen Fehlschlagens von Präventionsstrategien in<br />
Bezug auf Änderungen des Lebensstils wird es zu einer<br />
noch stärkeren Verbreitung kommen. Bluthochdruck<br />
stellt ein erhebliches Herz-Kreislauf-Risiko mit starker<br />
Auswirkung auf Erkrankungshäufi gkeit und Sterblichkeit<br />
dar. Die gefährdeten Organe sind vor allem das Herz<br />
selbst, die großen Blutgefäße, das Gehirn und die Nieren.<br />
Darüber hinaus können diese Erkrankungen zu<br />
Schlaganfall, Herzinfarkt und zu chronischem Nierenversagen<br />
führen.<br />
Das Hauptziel von blutdrucksenkenden Medikamenten<br />
ist die Vermeidung von Herz-Kreislauf-Ereignissen wie<br />
Herzinfarkten oder Schlaganfällen und letztlich die Verringerung<br />
der damit verbundenen Sterblichkeit. Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen)<br />
sind für fast ein Drittel aller Todesfälle weltweit<br />
verantwortlich und sind damit die führende Todesursache.<br />
Eine wirksame Kontrolle behandelbarer Risikofaktoren<br />
und Erkrankungen ist daher entscheidend für die<br />
Prävention kardiovaskulärer Ereignisse.<br />
76<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Venöse Thromboembolie<br />
Patienten, die sich orthopädisch-chirurgischen Eingriffen<br />
unterziehen, weisen ein erhebliches Risiko einer tiefen<br />
Venenthrombose in den Beinen oder einer potenziell<br />
tödlichen Lungenembolie auf. Beide Erkrankungen werden<br />
auch als venöse Thromboembolie (VTE) bezeichnet.<br />
Thromboembolische Ereignisse können erneut auftreten,<br />
und es kann sich langfristig eine chronische Beinvenenschwäche<br />
und/oder eine pulmonale Hypertonie<br />
(Lungenhochdruck) entwickeln. Zur Prävention eines<br />
thromboembolischen Ereignisses und seiner Folgen<br />
sollten Patienten eine Thromboseprophylaxe erhalten.<br />
Vorhoffl immern<br />
Patienten mit Vorhofflimmern haben ein erhöhtes<br />
Risiko, Blutgerinnsel zu entwickeln, die zu einem Schlaganfall<br />
führen können, wenn das Blutgerinnsel zum Gehirn<br />
strömt. Vorhoffl immern gilt als die häufi gste Form<br />
von Herzrhythmusstörungen. Sie ist assoziiert mit einer<br />
erhöhten Gerinnungsneigung, die zu einem Schlaganfall<br />
und systemischer Embolie prädisponiert, was <strong>durch</strong><br />
eine effektive, chronische Gerinnungshemmung verhindert<br />
werden kann.
• Akuter Herzinfarkt<br />
• Ventrikuläre Tachykardie<br />
• Bluthochdruck<br />
produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Primäre Prävention venöser<br />
thromboembolischer Ereignisse<br />
nach orthopädischen<br />
Operationen<br />
• Schlaganfallprävention bei<br />
Vorhoffl immern<br />
metalyse®<br />
mexitil®<br />
motens®<br />
caldine®<br />
tens®<br />
midotens®<br />
pradaxa®<br />
pradax®<br />
pradaxar®<br />
pradaxa®<br />
pradax®<br />
prazaxa®<br />
Tenecteplase<br />
Mexiletin<br />
Lacidipin<br />
Dabigatran -<br />
etexilat<br />
Dabigatranetexilat<br />
Fibrinolytische Behandlung des akuten<br />
Herzinfarkts.<br />
Schwerwiegende symptomatische ventrikuläre<br />
tachykarde Herzrhythmusstörungen.<br />
Behandlung der essenziellen Hypertonie.<br />
Primärprävention von venösen Thromboembolien<br />
(VTE) bei Erwachsenen nach<br />
einer elektiven Hüftgelenks- oder Kniegelenksersatzoperation.<br />
Verhinderung von Schlaganfällen und<br />
Blutgerinnseln bei Patienten mit unregelmäßigem<br />
Herzrhythmus (Vorhoffl immern).<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
77
Stoffwechselerkrankungen<br />
Typ-2-Diabetes ist eine chronische progressive<br />
Erkrankung, die den menschlichen Körper schwer schädigen<br />
kann. Weltweit werden jährlich 3,8 Millionen<br />
Todesfälle direkt mit den Langzeitfolgen in Verbindung<br />
gebracht. Typ-2-Diabetes ist die häufi gste Form der Diabetes<br />
und macht bis zu 95 % aller Diabetesfälle in den<br />
Industrieländern aus. Sie betrifft derzeit 366 Millionen<br />
Menschen weltweit und belastet die globalen Gesundheitssysteme<br />
immens. Ohne eine wirksame Vorbeugung<br />
und Management geht man nach Schätzungen davon<br />
aus, dass bis 2030 440 Millionen Menschen erkranken<br />
werden.<br />
Infektionserkrankungen<br />
HIV/AIDS<br />
AIDS (Acquired Immune Defi ciency Syndrome, erworbenes<br />
Immundefektsyndrom) umfasst eine Reihe von<br />
Symptomen und Infektionen, die auf eine Beeinträchtigung<br />
des menschlichen Immunsystems <strong>durch</strong> das Humane<br />
Immundefi zienz-Virus (HIV) zurückgehen. Bleibt<br />
die HIV-Infektion unbehandelt, wird die Leistungsfähigkeit<br />
des Immunsystems zunehmend eingeschränkt,<br />
wo<strong>durch</strong> der Virusträger für opportunistische Infektionen<br />
und Tumore anfällig wird. Eine Übertragung des<br />
HI-Virus von der Mutter auf das Kind kann während<br />
der Schwangerschaft, bei der Geburt oder über das Stillen<br />
erfolgen.<br />
78<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Langzeitfolgen von Diabetes sind u. a.: Retinopathie, die<br />
zur Erblindung führen kann, vermehrtes Auftreten von<br />
Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, periphere<br />
Neuropathie mit einem Risiko für das Auftreten von Fußgeschwüren<br />
und Fuß- und Beinamputationen, autonome<br />
Neuropathie, die zu gastrointestinalen, urogenitalen und<br />
kardiovaskulären Symptomen und sexueller Dysfunktion<br />
führt und Nephropathie mit Nierenversagen und einem<br />
möglichen Dialyserisiko.
• Typ-2-Diabetes mellitus<br />
• Typ-2-Diabetes mellitus<br />
• HIV/AIDS<br />
• HIV/AIDS<br />
produktportfolio verschreibungspfl ichtige markenpräparate<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
trajenta®<br />
tradjenta®<br />
trazenta®<br />
trayenta®<br />
jentadueto tm<br />
viramune®<br />
viramune xr®<br />
viramune® retardtabletten<br />
aptivus®<br />
Linagliptin<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
Linagliptin, Metforminhydrochlorid<br />
Nevirapin<br />
Tipranavir<br />
Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus<br />
bei erwachsenen Patienten zur Verbesserung<br />
der Blutzuckerkontrolle (als<br />
Monotherapie oder als Kombinationstherapie).<br />
Behandlung von Typ-2-Diabetes mellitus<br />
bei erwachsenen Patienten zur Verbesserung<br />
der Blutzuckerkontrolle, wenn<br />
eine Behandlung mit sowohl Linagliptin<br />
als auch Metformin angezeigt ist.<br />
In Tablettenform und als Suspension für<br />
Erwachsene und Kinder – Kombinationstherapie<br />
bei HIV-1-Infektion und (in einigen<br />
Ländern) zur Prävention der Mutter-Kind-Übertragung<br />
bei HIV-1-infi zierten<br />
Schwangeren, die keine antiretrovirale<br />
Therapie während der Geburt erhalten.<br />
Retardtabletten für die einmal tägliche<br />
Verabreichung im Rahmen einer Kombinationstherapie.<br />
Als Kapsel und Suspension zur antiretroviralen<br />
Kombinationsbehandlung der<br />
HIV-1-Infektion in Kombinationstherapie<br />
mit 200 mg Ritonavir bei vorbehandelten<br />
Patienten mit Viren, die gegen<br />
mehr als einen Protease-Inhibitor resistent<br />
sind.<br />
Stoffwechselerkrankungen / Infektionserkrankungen<br />
79
Husten und Erkältung<br />
mucosolvan® (Ambroxol) und bisolvon® (Bromhexin)<br />
sind beide zur schleimlösenden Behandlung bei Erkrankungen<br />
der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />
Schleim angezeigt.<br />
Husten stellt das am meisten verbreitete Symptom von<br />
klinischer Bedeutung dar und ist ein häufi ger Grund,<br />
einen Arzt oder eine Apotheke aufzusuchen. Die klinischen<br />
Symptome von Husten und Auswurf haben zur<br />
Entwicklung von sogenannten mukoaktiven Medikamenten<br />
geführt, die auf den im Atmungssystem produzierten<br />
Schleim wirken.<br />
mucosolvan® (Ambroxol) fördert die Schleimlösung<br />
und erleichtert damit das Abhusten, sodass die Patienten<br />
wieder frei und tief <strong>durch</strong>atmen können. Das Präparat<br />
ist in vielen unterschiedlichen Formulierungen erhältlich.<br />
Ambroxol ist ein mukoaktiver Wirkstoff, der mit seinen<br />
schleimlösenden und sekretionsfördernden Eigenschaf-<br />
Halsschmerzen<br />
mucoangin® (Ambroxol) ist das am besten dokumen-<br />
tierte Produkt in der Kategorie Schmerzlinderung bei<br />
akuten Halsschmerzen. Halsschmerzen sind ein Hauptsymptom<br />
der akuten Rachen entzündung, die in den<br />
meisten Fällen <strong>durch</strong> eine Virusinfektion verursacht<br />
wird. Die Infektion ist in der Regel selbstlimitierend,<br />
und der Patient erholt sich innerhalb weniger Tage. Am<br />
unangenehmsten für den Patienten sind die anhaltenden<br />
Halsschmerzen, die sich beim Schlucken noch verstärken.<br />
Vorrangiges Ziel der Behandlung ist daher die<br />
Schmerzlinderung.<br />
80<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
ten die physiologischen Reinigungs-(Clearance-)Mechanismen<br />
der Atemwege wiederherstellt, die eine wichtige<br />
Rolle für die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers<br />
spielen. Ambroxol stimuliert die Synthese und Freisetzung<br />
von Surfactant <strong>durch</strong> Typ-II-Pneumozyten.<br />
bisolvon® (Bromhexin) ist für alle Altersgruppen erhältlich<br />
und seit 1963 auf dem Markt. Der Wirkstoff<br />
Bromhexin ist in unterschiedlichen bisolvon®-Formulierun<br />
gen enthalten. Das Produkt ist erhältlich als Saft<br />
mit hoher oder geringer Wirkstoffdosierung (8 mg/5 ml,<br />
4 mg/5 ml), als Tabletten und lösliche Tabletten (beide<br />
mit 8 mg Bromhexin) und als Lösung zur oralen Anwendung<br />
(10 mg /5 ml). Es kann so den Bedürfnissen der<br />
Patienten individuell angepasst werden. Bromhexin ist<br />
ein synthetisches Derivat des pfl anzlichen Wirkstoffs<br />
Vasicin. Es erhöht die Auswurfmenge und erleichtert<br />
das Abhusten gestauter Sekrete. Bromhexin fördert auch<br />
den Schleimtransport <strong>durch</strong> eine Verringerung der<br />
Schleimviskosität und seine anhaltende Wirkung auf<br />
das Flimmerepithel.<br />
Zusätzlich zu seiner sekretolytischen Aktivität ist<br />
Ambroxol ein sehr potenter Hemmer der neuronalen<br />
Natriumkanäle. Deshalb hat mucoangin® eine starke<br />
lokalanästhetische Wirkung, die erstmals Ende der<br />
1970er-Jahre beschrieben und in aktuelleren Arbeiten<br />
erklärt und bestätigt wurde.
produktportfolio selbstmedikation<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Akute und chronische<br />
Erkrankungen der Bronchien<br />
• Akute und chronische<br />
Erkrankungen der Bronchien<br />
• Trockener Husten<br />
• Halsschmerzen<br />
mucosolvan®<br />
mucosan®<br />
surbronc®<br />
lasolvan®<br />
mucopect®<br />
bisolvon®<br />
silomat® dmp<br />
bisoltussin®<br />
bisolvon® dry<br />
bisolsek®<br />
bisolvon® antitusivo<br />
mucoangin®<br />
lysopadol®<br />
lysopain® dol<br />
isodinemint®<br />
zerinol® gola<br />
Ambroxol<br />
Bromhexin<br />
Dextrometorphan<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
Ambroxol<br />
Zur schleimlösenden Behandlung bei<br />
akuten und chronischen Erkrankungen<br />
der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />
Schleim.<br />
Zur schleimlösenden Behandlung bei<br />
akuten und chronischen Erkrankungen<br />
der Bronchien und der Lunge mit zähem<br />
Schleim.<br />
Zur Behandlung von trockenem Husten<br />
und Reizhusten.<br />
Zur Schmerzlinderung bei akuten Halsschmerzen.<br />
Husten und Erkältung / Halsschmerzen<br />
81
Magen-Darm-Erkrankungen<br />
Innerhalb unseres Magen-Darm-Portfolios bieten wir<br />
mehrere Marken an wie dulcolax®, surulac®, laxoberal®,<br />
guttalax® und buscopan® sowie die Marken<br />
zantac® und buscopan® antiacido gegen Sodbrennen.<br />
Ein sehr häufi ges Verdauungsproblem ist die Verstopfung.<br />
dulcolax® ist das weltweit führende rezeptfreie<br />
Abführmittel.<br />
dulcolax®-Dragees sorgen mit ihrem magensaftresis-<br />
tenten Schutzfi lm dafür, dass der Wirkstoff nur dort<br />
freigegeben wird, wo er gebraucht wird – im Dickdarm.<br />
Hier wird dann die natürliche Darmbewegung angeregt,<br />
die Wirkung tritt nach sechs bis zwölf Stunden ein.<br />
dulcolax®-Dragees werden am besten vor dem Schlafengehen<br />
eingenommen, die Wirkung tritt dann am<br />
nächsten Morgen ein.<br />
Im dulcolax®-Franchise gibt es verschiedene Darrei-<br />
chungsformen und Inhaltstoffe. So bietet dulcolax®<br />
für jeden Beschwerdetyp und jede Situation die passende<br />
Lösung, um eine geregelte Verdauung zu fi nden.<br />
Weitere Produkte unter der Dachmarke dulcolax® sind<br />
u. a. dulcoease® (Stuhlweichmacher), dulcoenema®,<br />
dulcobalance® und das neu eingeführte dulcogas®.<br />
surulac® ist die Marke für Abführmittel in Japan. surulac®<br />
wird als Abführtablette angeboten. laxoberal®<br />
und guttalax® sind die Marken zur Behandlung von<br />
Verstopfung und bieten eine einzigartige und fl exible<br />
Dosierungsform (Tropfen).<br />
82<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Krampfartige Schmerzen und Beschwerden im Bauchbereich<br />
sind weit verbreitet – weltweit ist jeder vierte<br />
Mensch regelmäßig von ihnen betroffen.<br />
buscopan® ist ein krampfl ösendes Produkt mit dem<br />
Wirkstoff Butylscopolamin. Das Produkt ist im Wesentlichen<br />
eine natürliche Substanz, die als Scopolamin<br />
(Hyoscin) aus der Duboisia-Pfl anze extrahiert und anschließend<br />
zu der quartären Ammoniumverbindung<br />
Hyoscinbutylbromid veredelt wird. Als krampfl ösendes<br />
Medikament wirkt buscopan® gezielt am Entstehungsort<br />
der Bauchschmerzen, indem es die Muskeln des Magen-Darm-Trakts<br />
entspannt.<br />
Somit lindert buscopan® Bauchschmerzen, indem es de-<br />
ren Hauptursache – Krämpfe im Bauchbereich – direkt<br />
behandelt.<br />
buscopan® ist in unterschiedlichen Formulierungen –<br />
als Monopräparat und in verschiedenen Kombinationen<br />
mit Schmerzmitteln (Paracetamol, Ibuprofen, Metamizol/Dipyron)<br />
– sowie unterschiedlichen Darreichungsformen<br />
(Tabletten, Tropfen, Zäpfchen, Sirup, Injektionslösungen)<br />
erhältlich.<br />
Unter der Dachmarke buscopan® gibt es auch buscopan®<br />
antiacido gegen Sodbrennen und saures Aufstoßen.<br />
Schon eine buscopan® antiacido Brausetablette hilft<br />
schnell und zwölf Stunden lang auch bei starkem Sodbrennen.
• Verstopfung<br />
• Verstopfung<br />
• Verstopfung<br />
• Blähungen<br />
produktportfolio selbstmedikation<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Krampfartige Schmerzen<br />
und Beschwerden im<br />
Bauchbereich<br />
• Sodbrennen<br />
dulcolax®<br />
surulac® s<br />
laxoberal®<br />
laxoberon®<br />
guttalax®<br />
dulcolax® np<br />
dulcolax® balance<br />
dulcolax® m balance<br />
dulcobalance®<br />
dulcogas®<br />
buscopan®<br />
buscapina®<br />
zantac® (*)<br />
buscopan® antiacido<br />
* Nur in den USA erhältlich.<br />
Bisacodyl, Sennoside<br />
Natriumpicosulfat<br />
Macrogol<br />
Simeticon<br />
Butylscopolamin<br />
Ranitidin<br />
Abführmittel bei Darmträgheit und Verstopfung<br />
(Obstipation), bei Erkrankungen,<br />
die eine erleichterte Darmentleerung<br />
erfordern, sowie zur Vorbereitung<br />
von Operationen und Maßnahmen zur<br />
Erkennung von Krankheiten (diagnostischen<br />
Eingriffen).<br />
Abführmittel bei Verstopfung sowie bei<br />
Erkrankungen, die eine erleichterte<br />
Stuhlentleerung erfordern.<br />
Symptomatische Behandlung der Obstipation<br />
bei Erwachsenen und Kindern ab<br />
acht Jahren.<br />
Schnell wirkendes Granulat gegen Blähungen.<br />
Bei krampfartigen Schmerzen und Beschwerden<br />
im Bauchbereich.<br />
Mildert Sodbrennen bei säurebedingten<br />
Beschwerden, verhindert Sodbrennen<br />
bei säurebedingten Beschwerden aufgrund<br />
bestimmter Lebensmittel und Getränke.<br />
Magen-Darm-Erkrankungen<br />
83
Vitamine und Mineralstoffe<br />
Die Multivitamin- und Vitalstoffpräparate unserer Selbstmedikationsmarke<br />
pharmaton® in Kapsel- und Tablettenform<br />
unterstützen das körperliche und geistige<br />
Wohlbefi nden. Abgestimmt auf die Bedürfnisse unterschiedlicher<br />
Zielgruppen wurde ein Sortiment an Produkten<br />
entwickelt, die in Harmonie mit dem Körper wirken:<br />
pharmaton® vitality, unser Produktsortiment für Er-<br />
wachsene, enthält eine ausgewählte Mischung aus Vitaminen,<br />
Mineralstoffen und Spurenelementen sowie den<br />
standardisierten Ginsengextrakt G115®. Die wichtigsten<br />
Indikationen sind: Erschöpfung, Müdigkeit, nachlassende<br />
Konzentrationsfähigkeit und geistige Wachsamkeit sowie<br />
bei unausgewogener Ernährung, Appetitlosigkeit, krankheitsbedingter<br />
physischer Schwäche und bei Rekonvaleszenz.<br />
Zahlreiche klinische Studien belegen, dass sich die<br />
regelmäßige Einnahme von pharmaton® positiv auf die<br />
geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefi<br />
nden auswirkt.<br />
pharmaton® kiddi®, ein speziell für Kinder entwickeltes<br />
Sortiment, enthält ausgewählte Vitamine, Mineralstoffe<br />
und der essentiellen Aminosäure Lysine, die während der<br />
Wachstumsphase wichtig sind. Es wird auch zur Vorbeugung<br />
von Vitaminmangelerscheinungen empfohlen.<br />
Urologische Erkrankungen<br />
Gutartige Prostatahyperplasie (benigne Prostatahyperplasie,<br />
BPH) beschreibt eine Vergrößerung der Prostata<br />
bei Männern im mittleren oder fortgeschrittenen Lebensalter,<br />
die zu Symptomen des unteren Harntraktes (LUTS)<br />
84<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
pharmaton® matruelle® ist ein Multivitaminpräparat<br />
für Frauen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen<br />
vor, während und nach der Schwangerschaft. Es enthält<br />
alle wichtigen Mikronährstoffe für Mutter und Kind wie<br />
Vitamine, Mineralstoffe und Omega-3-Fettsäuren, um<br />
den erhöhten Bedarf an diesen Substanzen in diesen speziellen<br />
Zeiträumen abzudecken. Darüber hinaus beugt es<br />
einem Neuralrohrdefekt des Fötus sowie Eisen- und Folsäuremangel<br />
während Schwangerschaft und Stillzeit vor.<br />
pharmaton® cardioactive ist ein Produkt für Erwachsene<br />
über 40 Jahre. Es enthält eine ausgewählte Mischung<br />
von Vitaminen und Mineralien, kombiniert mit Omega-3-<br />
Fettsäuren, zur Unterstützung der Gesunderhaltung des<br />
Herz-Kreislauf-Systems.<br />
führen kann, z. B. häufi ges nächtliches Wasserlassen,<br />
vermehrter Harndrang im Abstand weniger Stunden,<br />
schwacher Urinstrahl und das Gefühl, die Blase<br />
nicht entleert zu haben.
produktportfolio selbstmedikation<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Müdigkeit, nachlassende<br />
Konzentrationsfähigkeit bei<br />
unausgewogener Ernährung,<br />
Appetitlosigkeit, krankheitsbedingte<br />
physische Schwäche<br />
und bei Rekonvaleszenz<br />
• Bei erhöhtem Bedarf an<br />
Vitaminen in der Kindheit<br />
• Vorbeugung von Eisen- und<br />
Folsäuremangel während der<br />
Schwangerschaft<br />
• Unterstützung der Gesunderhaltung<br />
des Herz-Kreislauf-<br />
Systems<br />
• Benigne Prostatahyperplasie<br />
(BPH)<br />
pharmaton® vitality<br />
pharmaton® kiddi®<br />
pharmaton®<br />
matruelle®<br />
pharmaton®<br />
cardioactive<br />
pharmaton®<br />
coractive<br />
flomax relief® (*)<br />
* Nur in Großbritannien<br />
erhältlich.<br />
Ginsengextrakt,<br />
Vitamine,<br />
Mineralstoffe,<br />
Spurenelemente<br />
Vitamine,<br />
Mineralstoffe,<br />
Aminosäuren<br />
Vitamine, Mineralstoffe,<br />
Spurenelemente,<br />
Omega-3-Fettsäuren<br />
(DHA)<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
Vitamine, Mineralien, Spurenelemente<br />
und Fischöl (Omega-3-<br />
Fettsäuren, reich an EPA und DHA)<br />
Tamsulosin<br />
Zur Besserung des Allgemeinbefi ndens.<br />
Deckt den erhöhten Bedarf an Vitaminen,<br />
Mineralstoffen und Aminosäuren<br />
ab, besonders während der Wachstumsphase.<br />
Zur Vorbeugung von Vitaminmangelerscheinungen,<br />
z. B. bei reduzierter<br />
und mangelhafter Diät, Appetit mangel,<br />
nach Krankheiten, Infektionen oder<br />
Operationen sowie in der Konvaleszenz.<br />
Für Frauen zur Vorbeugung von Mangelerscheinungen,<br />
während und nach der<br />
Schwangerschaft, um den erhöhten Bedarf<br />
an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen<br />
und der Omega-3-Fettsäure<br />
DHA in diesen speziellen<br />
Zeiträumen abzudecken. Zur Vorbeugung<br />
eines Neuralrohrdefekts des Fötus.<br />
Es beugt Eisen- und Folsäuremangel -<br />
anä mien während der Schwangerschaft<br />
und Stillzeit vor.<br />
Zur Unterstützung der Gesunderhaltung<br />
des Herz-Kreislauf-Systems. Es deckt<br />
den täglichen Bedarf an Vitaminen, Mineralien,<br />
Spurenelementen und Fischöl<br />
(Omega-3-Fettsäuren, reich an EPA und<br />
DHA), wirkt ergänzend zur täglichen<br />
Nahrung.<br />
Behandlung von Symptomen des unteren<br />
Harntraktes (LUTS) bei der häufi g<br />
auftretenden Erkrankung BPH (benigne<br />
Prostatahyperplasie).<br />
Vitamine und Mineralstoffe/ Urologische Erkrankungen<br />
85
Beinvenengesundheit<br />
Unter dem Markennamen antistax® vermarktet<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> eine breite Palette von Produkten<br />
zur Vorbeugung und Behandlung von Symptomen der<br />
chronischen Veneninsuffi zienz. Die häufi gsten Symptome,<br />
die Patienten bei diesem Krankheitsbild beobachten,<br />
sind Krampfadern, Ödeme der Unterschenkel, schwere<br />
und müde Beine sowie ein Spannungsgefühl und Schmerzen<br />
in den Beinen. antistax®-Kapseln und -Tabletten<br />
verbessern nachweislich die Blutzirkulation in den<br />
Beinvenen.<br />
Schwere, schmerzende und müde Beine machen sich<br />
häufi g nach längerem Stehen oder Sitzen bemerkbar,<br />
ganz besonders am Abend oder im Sommer bei ho -<br />
hen Außentemperaturen. antistax®-Tabletten und<br />
Schmerzen<br />
Die Marke thomapyrin® umfasst Produkte zur Behandlung<br />
von leichten bis mäßig starken akuten Schmerzen.<br />
thomapyrin® classic, das Kernprodukt des Sortiments,<br />
ist eine Dreierkombination aus Acetylsalicylsäure (ASS),<br />
Paracetamol und Coffein. Die drei Inhaltsstoffe wirken<br />
zusammen und unterdrücken den Schmerz <strong>durch</strong> Interaktion<br />
mit mehreren für den Schmerz verantwortlichen<br />
molekularen Mechanismen. Da<strong>durch</strong> wirkt thomapyrin®<br />
classic schneller und zuverlässiger als seine Einzelbestandteile,<br />
was unter anderem <strong>durch</strong> aktuelle klinische<br />
Studien belegt ist.<br />
Aus diesem Grund wird die Dreierkombination von zahlreichen<br />
nationalen und internationalen medizinischen<br />
Gesellschaften als Mittel der ersten Wahl zur Akutbe-<br />
86<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
antistax®-Kapseln ermöglichen eine wirksame Behandlung<br />
der beschriebenen Symptome. antistax® trägt<br />
dazu bei, den unphysiologischen Flüssigkeitsausstrom<br />
aus den Kapillaren in das umgebende Gewebe auch bei<br />
längerem Sitzen oder Stehen auf normalem Niveau zu<br />
halten.<br />
Der Wirkstoff der antistax®-Produkte ist ein Extrakt<br />
aus rotem Weinlaub, der an der Innenwand (Endothel)<br />
der Beinvenen schützend einwirkt. Hiermit werden<br />
Schwellungen und das Schmerz- und Schweregefühl<br />
vermindert. Zum antistax®-Sortiment gehören unter<br />
anderem antistax®-Tabletten, antistax®-Kapseln und<br />
antistax®-Creme. Die beiden Kosmetika antistax®frischgel<br />
und antistax®-bein-kühlspray runden das<br />
Sortiment ab.<br />
handlung von Spannungskopfschmerzen und Migräne<br />
empfohlen. thomapyrin®, den „Experten“ für die Behandlung<br />
von Kopfschmerzen, gibt es als thomapyrin®<br />
classic zur Anwendung bei normalen Kopfschmerzen,<br />
thomapyrin® intensiv bei stärkeren Kopfschmerzen,<br />
thomapyrin® medium bei leichteren Kopfschmerzen<br />
und thomapyrin®-Brausetabletten als alternative Darreichungsform.<br />
Neben thomapyrin® bietet <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> auch<br />
Analgetika in Japan und Korea in einer Kombination<br />
von Ibuprofen, Allylisopropylacetylurea, dehydriertem<br />
Koffein und Magnesiumoxid unter dem Handelsnamen<br />
eve® und als Einzelwirkstoff in Brasilien mit Metamizol<br />
unter dem Handelsnamen anador® an.
produktportfolio selbstmedikation<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Chronische Veneninsuffi zienz<br />
• Müde, schwere Beine<br />
• Schmerzen<br />
• Schmerzen<br />
• Schmerzen<br />
antistax®<br />
antistax®-frischgel<br />
antistax®-beinkühlspray<br />
thomapyrin® classic<br />
thomapyrin®<br />
intensiv (*)<br />
* Nur in Deutschland erhältlich.<br />
eve® a (*)<br />
eve® quick (*)<br />
* Nur in Japan und Südkorea<br />
erhältlich.<br />
anador® (*)<br />
* Nur in Brasilien erhältlich.<br />
Extrakt aus rotem Weinlaub<br />
Kühlende,<br />
pfl egende<br />
Substanzen,<br />
Extrakt aus<br />
rotem Weinlaub<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
Acetylsalicylsäure,<br />
Paracetamol, Coffein<br />
Ibuprofen;<br />
Allylisopropylacetylurea, dehydriertes<br />
Coffein, Magnesiumoxid *<br />
* nur in eve® quick<br />
Metamizol<br />
Zur Behandlung von Symptomen der<br />
chronischen Veneninsuffi zienz; bei<br />
Krampfadern, Ödemen der Unterschenkel,<br />
Schmerzen und Spannungsgefühl,<br />
Kribbeln oder Jucken in den Beinen sowie<br />
bei schweren und müden Beinen.<br />
Zur Linderung der Symptome bei müden,<br />
schweren Beinen.<br />
Für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf<br />
Jahren zur akuten Behandlung leichter<br />
bis mäßig starker Kopfschmerzen, bei<br />
Migräneanfällen mit und ohne Aura und<br />
zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen.<br />
Für Erwachsene (ab 15 Jahren). Mittel zur<br />
Fiebersenkung und zur vorübergehenden<br />
Linderung von leichten bis mäßig starken<br />
Schmerzen bei Kopfschmerzen, Regelschmerzen<br />
und anderen körperlichen<br />
Schmerzen.<br />
Für Erwachsene und Jugendliche ab<br />
zwölf Jahren zur Behandlung von akuten<br />
leichten bis mäßig starken Kopfschmerzen.<br />
Beinvenengesundheit / Schmerzen<br />
87
Nutztiere: Schweine<br />
Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />
ingelvac circofl ex® ist der erste Ferkelimpfstoff für<br />
die Kontrolle von „Porcine Circovirus Disease“ (PCVD)<br />
in frühen und späten Stadien, der als Einmaldosis erhältlich<br />
ist. Die Impfung führt zu einer signifi kant geringeren<br />
Mortalität in der akuten PCVD-Phase sowie zu<br />
besserem Wachstum im chronischen Krankheitsverlauf.<br />
Bei ingelvac circofl ex® treten minimale systemische<br />
Nebenwirkungen oder Schwellungen an der Einstichstelle<br />
auf. Die Mischung von ingelvac circofl ex® mit<br />
ingelvac mycofl ex® wurde von der Europäischen Kommission<br />
zugelassen. ingelvac® prrs mlv ist für die<br />
aktive Immunisierung gegen die respiratorische und<br />
reproduktive Form des „Porcine Reproductive and<br />
Respiratory Syndrome“ (PRRS) zugelassen.<br />
ingelvac mycofl ex® ist für die aktive Immunisierung<br />
von Schweinen gegen Enzootische Pneumonie (EP) zugelassen<br />
und wird als Einmaldosis verabreicht. Aufgrund<br />
seines fortschrittlichen Adjuvantien-Systems bietet<br />
der Impfstoff einen langanhaltenden und effektiven<br />
Schutz bis zur Schlachtung – sogar in Situationen mit<br />
hohem Infektionsdruck.<br />
88<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Infektiöse Darmerkrankungen<br />
enterisol® ileitis ist der erste und einzige Impfstoff<br />
gegen <strong>durch</strong> Lawsonia intracellularis verursachte Ileitis.<br />
Sie ist dafür zugelassen, die Gewichtszunahme zu verbessern<br />
und die auftretenden Wachstumsschwankungen<br />
in Zusammenhang mit der Erkrankung zu verringern.<br />
enterisol® ileitis trägt dazu bei, den Gebrauch von<br />
Antibiotika in der Schweinefleischproduktion zu verringern.
• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />
• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />
• Infektiöse Atemwegserkrankungen<br />
produktportfolio tiergesundheit<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Infektiöse Darmerkrankungen<br />
ingelvac circoflex®<br />
ingelvac®prrs mlv<br />
ingelvac mycoflex®<br />
enterisol® ileitis<br />
Rekombinanter Impfstoff<br />
(Porzines Circovirus<br />
Typ 2, PCV2)<br />
Attenuierter Lebendimpfstoff<br />
(PRRS-Virus)<br />
Inaktivierter Impfstoff<br />
(Mycoplasma hyopneumoniae)<br />
Attenuierter<br />
Lebendimpfstoff<br />
(Lawsonia intracellularis)<br />
Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />
ab einem Alter von zwei Wochen<br />
gegen das Porzine Circovirus Typ 2<br />
(PCV2) zur Reduktion der Mortalität, der<br />
klinischen Anzeichen – einschließlich<br />
Gewichtsverlust – und Läsionen von<br />
lymphatischen Geweben, bedingt <strong>durch</strong><br />
PCV2-Erkrankungen (PCVD).<br />
Außerdem konnte gezeigt werden, dass<br />
die Impfung die nasale Ausscheidung<br />
von PCV2, die Viruslast in Blut und lymphatischen<br />
Geweben sowie die Dauer<br />
der Virämie reduziert.<br />
Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />
ab einem Alter von drei Wochen als<br />
prophylaktische Maßnahme gegen die<br />
respiratorische und reproduktive Form<br />
der Porcine-Reproductive-and-Respiratory-<br />
Syndrome-Virus-Infektionen.<br />
Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />
ab einem Alter von drei Wochen zur<br />
Reduktion von Lungenläsionen infolge<br />
einer Infektion mit Mycoplasma hyopneumoniae.<br />
Zur aktiven Immunisierung von Schweinen<br />
ab einem Alter von drei Wochen gegen<br />
die klinischen Symptome einer Lawsonia<br />
intracellularis-Infektion sowie zur<br />
Verbesserung der Gewichtszunahme und<br />
Verringerung der Wachstumsvariabilität,<br />
die mit der Erkrankung einhergeht.<br />
Nutztiere: Schweine<br />
89
Nutztiere: Rinder<br />
Mastitis<br />
mamyzin®-Injektion enthält Penethamathydrojodid,<br />
eine Vorstufe von Penicillin G, die herausragende pharmakokinetische<br />
Eigenschaften aufweist. Durch die sehr<br />
hohe Aufnahme- und Anreicherungsrate des Wirkstoffs<br />
im Euter ist mamyzin® ein Medikament der ersten Wahl<br />
gegen (Penase-negative) Staphylococcus aureus und<br />
Streptococcus spp.<br />
mamyzin® ist für Kombinationstherapien hervorragend<br />
geeignet und da<strong>durch</strong> ein ideales Instrument bei der<br />
Gesundheitspfl ege ganzer Herden zur Kontrolle subklinischer<br />
Mastitis während der Laktation, als Erstbehandlung<br />
während der Trockenstellungsphase in<br />
Problemherden und als Metaphylaxe bei Färsen.<br />
benestermycin® ist ein lang wirkendes Breitbandanti-<br />
biotikum für die effektive Behandlung bestehender Infektionen<br />
zu Beginn der Trockenstellungsphase und zur<br />
Vorbeugung neuer Infektionen während der Trockenstehphase<br />
bei Milchkühen.<br />
ubrolexin® bietet eine verbesserte bakterizide Aktivität<br />
aufgrund einer speziellen Kombination von zwei synergistisch<br />
wirkenden, ziel gerichteten Antibiotika. ubrolexin®<br />
verfügt als Breitband-Mastitis-Therapie über<br />
neue Eigenschaften, da es uneingeschränkte Wirksamkeit<br />
an beiden Enden des Pathogenspektrums erzielt.<br />
Somit ist ubrolexin® ein einfach anzuwendendes Produkt<br />
„ohne Kompromisse“ für die Routinebehandlung<br />
klinischer Mastitis.<br />
90<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Schmerzen und Entzündungskrankheiten<br />
Als Medikament der nicht-steroidalen antiinfl ammatorischen<br />
Medikamentenklasse (NSAID) wird metacam®<br />
sowohl dem Erfordernis einer anhaltenden Rentabilität<br />
in der Tierproduktion als auch dem Wohl der Tiere gerecht.<br />
Aufgrund seiner lang anhaltenden und hervorragenden<br />
Wirksamkeit bei der Kontrolle entzündlicher<br />
Symptome kann das Medikament <strong>durch</strong> Entzündungskrankheiten<br />
verursachte Verluste minimieren und auch<br />
in Krankheitssituationen die Rentabilität aufrechterhalten.<br />
Gleichzeitig bietet metacam® eine effektive Schmerzkontrolle<br />
und leistet somit einen Beitrag zum Wohl der<br />
Nutztiere. Die Verabreichung von metacam® ist einfach<br />
und bequem und bedeutet aufgrund des geringen Applikationsvolumens<br />
und der einmaligen Injektion keinen<br />
Stress für die Tiere.<br />
metacam® ist für die Anwendung bei Rindern mit Atem-<br />
wegserkrankungen zugelassen. Darüber hinaus ist es bei<br />
an Durchfall leidenden Kälbern sowie als Zusatz therapie<br />
bei der Behandlung von Mastitis bei Milchvieh indiziert.
• Mastitis<br />
• Mastitis<br />
• Mastitis<br />
produktportfolio tiergesundheit<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Schmerzen und entzündliche<br />
Erkrankungen<br />
• Infektionskrankheiten bei<br />
Rindern<br />
mamyzin®<br />
benestermycin®<br />
ubrolexin®<br />
metacam®<br />
pyramid®<br />
presponse®<br />
Penethamathydrojodid<br />
Penethamathydrojodid, Framycetinsulfat,<br />
Benethamin-Penicillin<br />
Cefalexin (als Monohydrat),<br />
Kanamycin (als Monosulfat)<br />
Meloxicam<br />
Attenuierter Impfstoff gegen Bovine<br />
Rhinotracheitis-Virus, Diarrhea,<br />
Parainfl uenza 3-Respiratory Syncytial<br />
Virus, Mannheimia Haemolytica<br />
Toxoid<br />
Zur Behandlung von Euterentzündungen<br />
(Mastitis) der Milchkuh.<br />
Behandlung subklinischer Infektionen<br />
beim Trockenstellen und zur Vorbeugung<br />
erneuter Infektionen sowie akute klinische<br />
Mastitis während der Trockenstehzeit.<br />
Zur Behandlung klinischer Mastitiden<br />
bei laktierenden Milchkühen, verursacht<br />
<strong>durch</strong> Bakterien, die für die Kombination<br />
von Cefalexin und Kanamycin empfi ndlich<br />
sind, wie z. B. Staphylococcus aureus,<br />
Streptococcus dysgalactiae, Streptococcus<br />
uberis und Escherichia coli.<br />
Linderung von Entzündungen und<br />
Schmerzen des Bewegungsapparates<br />
(Hund, Katze, Schwein, Pferd), nach<br />
Operationen (Hund, Katze, Schwein)<br />
und bei Kolik (Pferd). Als Begleittherapie<br />
bei Durchfall-, Atemwegserkrankungen<br />
und akuter Mastitis (Rind) sowie Mastitis-Metritis-Agalaktiesyndrom<br />
(Schwein).<br />
Für die Impfung von gesundem Milch-<br />
oder Mastvieh zur Vorbeugung von Erkrankungen,<br />
die von enthaltenen Antigenen<br />
ausgelöst werden (nur USA und<br />
Kanada).<br />
Nutztiere: Rinder<br />
91
Kleintiere<br />
Die Kleintiermedikamente von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong><br />
Tiergesundheit sind hauptsächlich auf die Behandlung<br />
der weit verbreiteten chronischen Erkrankungen Herzinsuffi<br />
zienz und Osteoarthritis ausgerichtet.<br />
Als erstes Medikament einer neuen Therapieklasse, die<br />
als Inodilatoren bezeichnet wird, verbessert vetmedin®<br />
bei Hunden mit Herzversagen aufgrund von dilatativer<br />
Kardiomyopathie oder Klappeninsuffi zienz (Mitralklappen-<br />
und/oder Tricuspidalklappen-Regurgitation) die<br />
klinischen Symptome signifi kant und erhöht die Lebenserwartung<br />
der Tiere. vetmedin® vereint zwei sich<br />
ergänzende Wirkmechanismen: Zum einen werden die<br />
Blutgefäße, die das Blut zum Herzen hin und vom Herzen<br />
weg transportieren, erweitert. Somit wird der Druck<br />
auf das Herz wie auch die erforderliche Pumpleistung<br />
des Herzens verringert. Gleichzeitig wirkt vetmedin®<br />
direkt auf den Herzmuskel, verstärkt die Herzkraft und<br />
trägt zu einer effi zienten Pumpleistung bei.<br />
metacam® ist ein Medikament der nicht-steroidalen<br />
anti infl ammatorischen Medikamentenklasse (NSAID).<br />
Es ist als oral einzunehmende Suspension, Tabletten<br />
und Injektionslösung für Hunde sowie als orale Suspension<br />
und Injektionslösung für Katzen erhältlich. Bei<br />
Hunden ist das Medikament indiziert zur Linderung von<br />
Entzündungen und Schmerzen bei akuten und chronischen<br />
Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates sowie<br />
nach Operationen. Bei Katzen ist es indiziert zur<br />
Linderung von Entzündungen und Schmerzen bei akuten<br />
und chronischen Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates<br />
sowie gegen leichte bis mittlere postoperative<br />
Schmerzen nach Eingriffen. Die Vielzahl der<br />
92<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
Formulierungen bietet Veterinären und Tierhaltern die<br />
Flexibilität, die jeweils bevorzugten Formulierungen zu<br />
verwenden, um die verschiedenen Entzündungs- und<br />
Schmerzzustände in Zusammenhang mit den zugelassenen<br />
Indikationen zu behandeln.<br />
prozinc® ist eine wässrige Protamin-Zink-Suspension<br />
(PZI) von rekombinantem Humaninsulin zur Reduktion<br />
der Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes mellitus.<br />
duramune® und fel-o-vax® sind Impfstoffe, die für ein<br />
breites Spektrum von Infektionskrankheiten bei Hunden<br />
bzw. Katzen entwickelt wurden. Diese Erkrankungen<br />
sind verbreitet, haben oft einen ernsthaften Verlauf<br />
und können in einigen Fällen tödlich sein. Effi ziente<br />
Prävention mit geeigneten Impfstoffen beugen diesen<br />
Erkrankungen bei Hunden und Katzen vor.
• Dekompensierte Herzinsuffi<br />
zienz<br />
produktportfolio tiergesundheit<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
• Schmerzen und entzündliche<br />
Erkrankungen<br />
• Diabetes mellitus bei Katzen<br />
• Infektionskrankheiten beim<br />
Hund<br />
• Infektionskrankheiten bei<br />
Katzen<br />
vetmedin®<br />
metacam®<br />
prozinc® (*)<br />
* Derzeit nur in den USA<br />
erhältlich.<br />
duramune®<br />
fel-o-vax®<br />
Pimobendan<br />
Meloxicam<br />
Rekombinantes<br />
Protamin-Zink-<br />
Humaninsulin<br />
Inaktivierter und attenuierter Impfstoff<br />
gegen das Canine Staupevirus,<br />
Canine Adenovirus Typ 2, Coronavirus,<br />
Parainfl uenza-, Parvovirus,<br />
Borrelia Burgdorferi, Leptospira Canicola,<br />
-Grippotyphosa, -Icterohaemorrhagiae,<br />
-Pomona<br />
Inaktivierter Impfstoff gegen feline<br />
infektiöse Leukämie, Rhinotracheitis,<br />
Calici, Panleukopenie, Clamydia<br />
psittaci<br />
Zur Behandlung der Herzinsuffi zienz<br />
beim Hund, hervorgerufen <strong>durch</strong> eine<br />
dilatative Kardiomyopathie oder <strong>durch</strong><br />
Klappeninsuffi zienz (Mitralklappen-<br />
und/oder Tricuspidalklappen-Regurgitation).<br />
Bei Hunden zur Linderung von Entzündungen<br />
und Schmerzen bei akuten und<br />
chronischen Beeinträchtigungen des<br />
Bewegungsapparates sowie nach Operationen.<br />
Bei Katzen zur Linderung von Entzündungen<br />
und Schmerzen bei akuten und<br />
chronischen Beeinträchtigungen des<br />
Bewegungsapparates sowie gegen leichte<br />
bis mittlere postoperative Schmerzen<br />
nach Eingriffen.<br />
Zur Senkung der Hyperglykämie und Linderung<br />
der klinischen Symptome der<br />
Hyperglykämie bei Katzen mit Diabetes<br />
mellitus.<br />
Für die Impfung von gesunden Hunden<br />
als Hilfe zum Schutz gegen Erkrankungen,<br />
die von enthaltenen Antigenen ausgelöst<br />
werden (nur USA, Kanada und<br />
Australien).<br />
Für die Impfung von gesunden Katzen<br />
als Hilfe zum Schutz gegen Erkrankungen,<br />
die von enthaltenen Antigenen ausgelöst<br />
werden (nur USA, Kanada und<br />
Australien).<br />
Kleintiere<br />
93
Pferde<br />
Die Pferdemedikamente von <strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> Tiergesundheit<br />
sind in erster Linie auf die Therapiegebiete Atemwegserkrankungen,<br />
Lahmheit und Kolik sowie neue hormonelle<br />
Erkrankungen ausgerichtet.<br />
ventipulmin® ist eine Therapie gegen akute und chronische<br />
Atemwegserkrankungen, bei denen auch eine Atemwegsobstruktion<br />
aufgrund von Bronchospasmen und/<br />
oder Schleimaufstauung auftritt und eine mukoziliäre Reinigung<br />
erstrebenswert ist. ventipulmin® kann als Einzeloder<br />
als Zusatztherapie bei chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung<br />
(COPD) und bei akuten, subakuten und<br />
chronischen allergischen Reaktionen der Atemwege angewendet<br />
werden.<br />
94<br />
<strong>Boehringer</strong> <strong>Ingelheim</strong> unternehmensbericht 2011<br />
prascend® ist ein Medikament für die Behandlung der<br />
Indikation Hypophysenzwischenlappen-Dysfunktion<br />
(Pituitary Pars Intermedia Dysfunction, PPID), auch als<br />
das Equine Cushing-Syndrom bekannt. prascend® ersetzt<br />
den Mangel an Dopamin in der Pars intermedia der<br />
Hypophyse. Klinische Symptome sind Hypertrichose,<br />
Laminitis (Hufrehe), schlechte körperliche Verfassung<br />
und Leistungsschwäche. Eine Behandlung mit<br />
prascend® erfolgt lebenslang.
• Akute und chronisch<br />
obstruktive Atemwegserkrankungen<br />
• Pituitary Pars Intermedia<br />
Dysfunction (PPID)<br />
produktportfolio tiergesundheit<br />
Indikation Produktname Wirkstoffe<br />
ventipulmin®<br />
prascend®<br />
Clenbuterol<br />
Pergolid mesylat<br />
Atemwegserkrankungen, die mit Bronchospasmen<br />
einhergehen, wie subakute und<br />
chronische Bronchitis und Bronchiolitis,<br />
chronisch-obstruktive Lungenerkrankung<br />
(COPD), unterstützend bei akuter Bronchitis<br />
und Bronchopneumonie.<br />
Für die Behandlung der klinischen Symptome<br />
im Zusammenhang mit Pituitary<br />
Pars Intermedia Dysfunction (PPID)<br />
(Equines Cushing-Syndrom).<br />
Pferde<br />
95
Bilanz- und Kennzahlenvergleich<br />
2002 — 2011<br />
C. H. <strong>Boehringer</strong> Sohn AG & Co. KG, <strong>Ingelheim</strong><br />
BilAnz- und kennzAhlenvergleich 2002 – 2011<br />
(in Mio. EUR)<br />
Aktiva (Stand am 31.12.) 2002 2003 2004<br />
Immat. Vermögensgegenstände 302 242 267<br />
Sachanlagen 2.840 2.767 2.712<br />
Finanzanlagen 1.689 2.462 2.756<br />
Anlagevermögen 4.831 5.471 5.735<br />
Vorräte 971 1.000 1.085<br />
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände<br />
(inkl. RAP und latenter Steuern) 2.360 2.537 2.477<br />
Flüssige Mittel 1.055 1.134 1.333<br />
Umlaufvermögen (inkl. RAP und latenter Steuern) 4.386 4.671 4.895<br />
Bilanzsumme 9.217 10.142 10.630<br />
Passiva (Stand am 31.12.) 2002 2003 2004<br />
Kapital der Gesellschafter 178 178 178<br />
Konzernrücklagen (inkl. Währungsumrechnungsdifferenz) 2.818 3.139 3.297<br />
Jahresüberschuss 537 529 888<br />
Eigenkapital 3.533 3.846 4.363<br />
Anteile anderer Gesellschafter 203 188 193<br />
Konzerneigenkapital 3.736 4.034 4.556<br />
Negativer Unterschiedsbetrag aus Unternehmenserwerben 0 0 0<br />
Rückstellungen (inkl. latenter Steuern) 3.568 3.963 4.172<br />
Verbindlichkeiten (inkl. RAP) 1.913 2.145 1.902<br />
Fremdkapital (inkl. latenter Steuern und RAP) 5.481 6.108 6.074<br />
Bilanzsumme 9.217 10.142 10.630<br />
Kennzahlen 2002 2003 2004<br />
Umsatzerlöse 7.580 7.382 8.157<br />
Betriebsergebnis 1.082 901 1.372<br />
Betriebsergebnis in % der Umsatzerlöse 14,3 12,2 16,8<br />
Ergebnis nach Steuern 551 537 908<br />
Ergebnis nach Steuern in % der Umsatzerlöse 7,3 7,3 11,1<br />
Eigenkapitalrendite (in %) 16,0 15,0 23,1<br />
Eigenkapitalquote (in %) 38,3 37,9 41,0<br />
Cash Flow 1.049 1.059 1.430<br />
Finanzmittel 2.645 3.516 4.015<br />
Personalaufwand 2.175 2.252 2.443<br />
Personalaufwand in % der Umsatzerlöse 28,7 30,5 29,9<br />
Durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter 31.843 34.221 35.529<br />
Forschungs- und Entwicklungskosten 1.304 1.176 1.232<br />
F & E-Kosten in % der Umsatzerlöse 17,2 15,9 15,1<br />
Investitionen in Sachanlagen 634 516 427<br />
Abschreibungen auf Sachanlagen 340 354 377
geschäftsjahr 2011 kennzahlen<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
233 554 547 539 745 736 710<br />
2.900 2.886 2.972 3.177 3.219 3.314 3.442<br />
3.396 3.043 1.638 1.739 1.699 3.168 3.953<br />
6.529 6.483 5.157 5.455 5.663 7.218 8.105<br />
1.229 1.280 1.387 1.561 1.801 1.850 1.998<br />
3.013 3.137 2.912 3.496 3.663 4.047 4.652<br />
1.247 945 1.015 1.312 3.877 3.118 3.903<br />
5.489 5.362 5.314 6.369 9.341 9.015 10.553<br />
12.018 11.845 10.471 11.824 15.004 16.233 18.658<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
178 178 178 178 178 178 178<br />
2.940 3.275 1.385 3.101 3.964 5.408 5.812<br />
1.491 1.722 1.809 1.424 1.759 888 1.476<br />
4.609 5.175 3.372 4.703 5.901 6.474 7.466<br />
216 188 167 190 179 0 0<br />
4.825 5.363 3.539 4.893 6.080 6.474 7.466<br />
0 0 0 0 0 0 157<br />
4.958 4.641 4.726 5.120 5.731 6.598 7.402<br />
2.235 1.841 2.206 1.811 3.193 3.161 3.633<br />
7.193 6.482 6.932 6.931 8.924 9.759 11.035<br />
12.018 11.845 10.471 11.824 15.004 16.233 18.658<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
9.535 10.574 10.952 11.595 12.721 12.586 13.171<br />
1.923 2.140 2.100 1.980 2.239 1.896 2.272<br />
20,2 20,2 19,2 17,1 17,6 15,1 17,3<br />
1.514 1.729 1.812 1.428 1.764 888 1.476<br />
15,9 16,4 16,5 12,3 13,9 7,1 11,2<br />
34,2 37,4 35,0 42,2 37,4 15,0 22,8<br />
38,4 43,7 32,2 39,8 39,3 39,9 40,0<br />
2.069 2.317 2.392 1.997 2.409 2.234 2.378<br />
4.585 3.934 2.581 2.932 5.384 6.113 7.711<br />
2.671 2.836 2.886 3.004 3.221 3.358 3.664<br />
28,0 26,8 26,4 25,9 25,3 26,7 27,8<br />
37.406 38.428 39.800 41.300 41.534 42.224 44.094<br />
1.360 1.574 1.900 2.109 2.215 2.453 2.516<br />
14,3 14,9 17,3 18,2 17,4 19,5 19,1<br />
532 596 654 665 630 519 458<br />
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