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187 14. Monitoring und Diagnose 14.1 Aufgaben, Ziele und ...

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<strong>14.</strong> <strong>Monitoring</strong> <strong>und</strong> <strong>Diagnose</strong><br />

<strong>14.</strong>1 <strong>Aufgaben</strong>, <strong>Ziele</strong> <strong>und</strong> Methoden<br />

Aufgabe der Diagnostik ist es, mögliche Schwachstellen <strong>und</strong> Defekte rechtzeitig aufzuzeigen.<br />

Neben der Fehlererkennung kommt der Diagnostik auch die Aufgabe zu, ausreichend Daten<br />

<strong>und</strong> Informationen für eine Einschätzung des Fehlerrisikos zu liefern. Des Weiteren wird<br />

erwartet, dass sich aus den Messergebnissen <strong>und</strong> deren Interpretation Maßnahmen für das<br />

weitere Vorgehen ableiten lassen. Darüber hinaus soll mit Hilfe der Diagnostik auch eine<br />

Abschätzung der Restlebensdauer möglich sein.<br />

Hierzu stehen Off-line- <strong>und</strong> On-line-Verfahren zur Verfügung. Bei der Anwendung von Offline-Verfahren<br />

wird das Betriebsmittel zu <strong>Diagnose</strong>zwecken außer Betrieb genommen. Online-<strong>Diagnose</strong>verfahren<br />

werden an in Betrieb befindlichen Betriebsmitteln durchgeführt.<br />

Die zu <strong>Diagnose</strong> erforderlichen Daten können durch<br />

• Betriebsbegleitende Zustandserfassung<br />

• Zustandserfassung in festen oder flexiblen Intervallen<br />

• Zustandserfassung mit Online-<strong>Monitoring</strong>-Systemen<br />

• Ereignisorientierte Zustandserfassung<br />

gewonnen werden.<br />

Bei der betriebsbegleitenden Zustandserfassung erfolgt eine Beurteilung des Zustandes von<br />

Anlagen <strong>und</strong> Betriebsmitteln aus dem laufenden Betrieb heraus unter weitgehendem Verzicht<br />

auf geplante <strong>und</strong> detaillierte Zustandserfassung.<br />

Für die Zustandserfassung mit Online-<strong>Monitoring</strong>-Systemen ist das zu überwachende<br />

Betriebsmittel mit einer Messeinrichtung auszurüsten, die die als diagnostischer Indikator<br />

ausgewählte Messgröße permanent aufzeichnet, auswertet <strong>und</strong> bei Überschreiten von<br />

Schwellwerten Alarmsignale absetzt. Beispiel ist die kontinuierliche Gasdichteüberwachung<br />

an einem SF 6 -Leistungsschalter bzw. einem Isoliergasraum einer SF 6 -Anlage oder ein TE-<br />

<strong>Monitoring</strong>system.<br />

Bei der Zustandserfassung in festen oder flexiblen Intervallen werden an dem zu überwachenden<br />

Betriebsmittel eine oder mehrere Prüfungen durchgeführt, die neben dem<br />

momentanen Zustand auch Rückschlüsse auf Betriebsereignisse zwischen den Prüfperioden<br />

liefern können. Je nach Meßmethode kann hierfür eine Freischaltung des Betriebsmittels<br />

notwendig sein. Typische Beispiele sind Erfassen des Zustands von Leistungsschaltern oder<br />

des Isolationszustands von gasisolierten Schaltanlagen.<br />

Gelegentliche Überprüfungen werden ereignisorientiert im Zusammenhang mit besonderen<br />

Vorkommnissen im Netz oder auf Gr<strong>und</strong> von Schadensfällen an vergleichbaren Betriebsmitteln<br />

vorgenommen. Ein Beispiel ist die Überprüfung der Auslösespulen eines Leistungsschaltertyps<br />

mit hydraulischem Antrieb.<br />

Das hochwertigste, aber auch aufwendigste <strong>Diagnose</strong>verfahren stellt die On-line-<strong>Diagnose</strong><br />

dar, die sich auf die Daten einer permanenten Überwachung stützt. Oftmals sind aber auch<br />

<strong>Diagnose</strong>aussagen ohne On-line-<strong>Diagnose</strong> mit Hilfe von periodischen Überprüfungen möglich.<br />

Dies ist bei vielen älteren Betriebsmitteln der Fall, die nicht mit den notwendigen Sensoren<br />

ausgerüstet sind.<br />

<strong>187</strong>


Bei neuen <strong>und</strong> zukünftigen Betriebsmitteln ist daher sorgfältig zu prüfen, welche Sensoren zu<br />

installieren sind.<br />

<strong>14.</strong>2 Gr<strong>und</strong>sätzliche Anforderungen an Überwachungs- <strong>und</strong><br />

<strong>Diagnose</strong>systeme<br />

Die Aufgabe eines Überwachungssystems ist es, die ordnungsgemäße Funktion des Betriebsmittels<br />

zu kontrollieren, Fehler <strong>und</strong> Unregelmäßigkeiten rechtzeitig anzuzeigen <strong>und</strong> Fehlfunktionen<br />

<strong>und</strong> Fehlverhalten zu vermeiden.<br />

Hierbei sind vorhersehbare <strong>und</strong> nicht vorhersehbare Fehler zu unterscheiden. Bei nicht vorhersehbaren<br />

Fehlern - solche werden meist erst entdeckt, wenn das Betriebsmittel betätigt<br />

wird - ist die vorrangige Aufgabe der Überwachungseinrichtung, weitere Fehlfunktionen zu<br />

unterbinden <strong>und</strong> das Betriebsmittel somit vor möglicher Zerstörung zu schützen.<br />

Vorhersehbare Fehler müssen durch ein mehrstufiges Überwachungssystem erfasst werden.<br />

Wird die erste Warnstufe erreicht, so können geeignete Maßnahmen eingeleitet werden. Ggf.<br />

kann das Betriebsmittel geplant außer Betrieb genommen werden, um Instandsetzungen<br />

durchzuführen. In jedem Fall ist das Betriebsmittel noch für eine gewisse Zeit betriebstüchtig.<br />

Erst bei Erreichen der zweiten Warnstufe (Störung) ist das Betriebsmittel dann nicht mehr<br />

betriebstüchtig.<br />

Beispiele sind die mehrstufige Überwachung der Gasdichte oder des Energiespeichers eines<br />

Leistungsschalters.<br />

Bei der Konzeption eines mehrstufigen Überwachungssystems sind folgende Gesichtspunkte<br />

zu bedenken:<br />

- Es müssen geeignete Indikatoren für sich anbahnende Fehler gef<strong>und</strong>en werden.<br />

- Der Abstand zwischen den einzelnen Warnstufen muss ausreichend groß sein, um in<br />

geeigneter Form reagieren zu können.<br />

Die zu überwachenden Größen können dabei auf direktem oder indirektem Wege gemessen<br />

werden. SF 6 -Leckagen beispielsweise können durch direkte Messung der Gasdichte erfasst<br />

werden. Undichtigkeiten an einem Stickstoffspeicher z.B. müssen indirekt gemessen werden,<br />

indem die Kolbenstellung des Speichers ermittelt wird.<br />

Die einzelnen Warnstufen werden meist durch passive Sensoren mit Schellwertschaltern angezeigt.<br />

Um Tendenzen erkennen zu können, wären Sensoren erforderlich, die die zeitliche<br />

Änderung, d.h. den Gradienten einer zu überwachenden Größe, aufnehmen können. Solche<br />

Informationen können zu einer höheren Verfügbarkeit des jeweiligen Betriebsmittels beitragen.<br />

Für moderne Online-<strong>Monitoring</strong>systeme können neben den Betriebsmittel spezifischen<br />

Erfordernissen die folgenden gr<strong>und</strong>sätzlichen Anforderungen angegeben werden:<br />

Das System soll eine hohe Zuverlässigkeit besitzen. Hierzu zählen die Eigenüberwachung, die<br />

Überwachung aller angeschlossenen Sensoren <strong>und</strong> eine Plausibilitätskontrolle der einlaufenden<br />

Daten ebenso wie eine ausreichende elektromagnetische Verträglichkeit. Bei Ausfall des<br />

Überwachungssystems muss der (uneingeschränkte) Weiterbetrieb des Betriebsmittels möglich<br />

sein. Bei integrierten Systemen für Steuerung <strong>und</strong> Überwachung ist für die notwendige<br />

Red<strong>und</strong>anz zu sorgen.<br />

188


Es sollten soweit möglich Sensoren mit Standardschnittstellen verwendet werden. Der Einsatz<br />

von Sensoren der Nachfolgegeneration muss durch einfachen Austausch möglich sein. Dazu<br />

sind entsprechende konstruktive Vorkehrungen am Einbauort des Sensors zu treffen. Als<br />

Rechnersystem sollten Rechner mit Standardschnittstellen in offener Bauweise, d. h.<br />

nachrüstbar <strong>und</strong> erweiterbar, zum Einsatz kommen. Die Umgebungsbedingungen am<br />

Einsatzort müssen hierbei berücksichtigt werden.<br />

Das <strong>Monitoring</strong>system muss so aufgebaut sein, dass das überwachte Betriebsmittel autark<br />

arbeitet, d. h. die zur Überwachung erforderliche Intelligenz ist dezentral angeordnet. Alle<br />

betriebsmittelspezifischen Funktionen werden von diesem System ausgeführt, überwacht <strong>und</strong><br />

analysiert. Für die Weiterverarbeitung stehen dem Anwender dann vorverarbeitete Daten zur<br />

Verfügung.<br />

Schalt-feld<br />

1<br />

Bild <strong>14.</strong>1:<br />

Schalt-feld<br />

n<br />

Betriebsunterhalt.<br />

Betriebsführung<br />

Lastverteilung<br />

Netzleitstelle<br />

Schalt-anlage<br />

anlage<br />

Betriebsmittel<br />

Betriebsmittel<br />

Hierarchisch aufgebaute<br />

Informationsübertragung<br />

Die Informationen lassen sich in zwei Kategorien einteilen, in Informationen für die Betriebsführung,<br />

d.h. Steuerung <strong>und</strong> Überwachung des Netzes, <strong>und</strong> solche für die Betriebsunterhaltung,<br />

d. h. Wartung <strong>und</strong> Instandsetzung des<br />

Netzes (Bild <strong>14.</strong>1).<br />

Die Betriebsführung benötigt Informationen,<br />

ob das Betriebsmittel verfügbar ist<br />

<strong>und</strong> funktioniert. Im Falle von Unregelmäßigkeiten<br />

sind detaillierte Informationen<br />

wenig hilfreich. In diesem Fall muss das<br />

betriebsführende Personal wissen, dass Abhilfemaßnahmen<br />

erforderlich sind, oder<br />

dass eine Ausserbetriebnahme vorzubereiten<br />

ist. Darüber hinaus müssen unzulässige,<br />

nicht betriebstüchtige Zustände<br />

signalisiert werden <strong>und</strong> der weitere Betrieb<br />

bzw. die Ausführung weiterer Funktionen<br />

unterb<strong>und</strong>en werden.<br />

Das mit Instandhaltungsaufgaben betraute Personal ist an detaillierten Informationen über<br />

Zustand <strong>und</strong> Status, insbesondere über Tendenzen interessiert. Diese Informationen müssen<br />

rechtzeitig zur Verfügung stehen, bevor die Unregelmäßigkeit zu einem Fehler führt. Instandhaltungsmaßnahmen<br />

können damit geplant <strong>und</strong> mit der Netzbetriebsführung abgestimmt<br />

werden.<br />

<strong>14.</strong>3 Wirtschaftlichkeit von <strong>Monitoring</strong> <strong>und</strong> <strong>Diagnose</strong><br />

<strong>Monitoring</strong> <strong>und</strong> <strong>Diagnose</strong> kann die Wirtschaftlichkeit von Schaltgeräten auf verschiedene<br />

Weise beeinflussen.<br />

Zunächst kann die Instandhaltung durch Verringerung des Wartungsaufwandes <strong>und</strong> der Wartungshäufigkeit<br />

effizienter gestaltet werden. Fehler können bereits im frühen Stadium erkannt<br />

werden. So lassen sich Instandsetzungs- <strong>und</strong> Reparaturarbeiten längerfristig planen <strong>und</strong> mit<br />

der Betriebsführung abstimmen.<br />

Die neuen Methoden der Fehlerfrüherkennung ermöglichen es, Fehler <strong>und</strong> Unregelmäßigkeiten<br />

aufzufinden, die dem Betriebspersonal bisher nicht zugänglich waren. Hierdurch wird<br />

das Feedback beschleunigt, was insbesondere bei neuen Geräten positive Rückwirkungen auf<br />

den Fertigungs- <strong>und</strong> Qualitätssicherungsprozess hat.<br />

189


Die in der Datenbank gespeicherten Informationen können für eine effiziente Ersatzteilstrategie<br />

genutzt werden. Hieraus ergeben sich Hinweise, welche Ersatzteile in welchen Mengen<br />

herzustellen <strong>und</strong> zu lagern sind. In vielen Fällen wird dann die Lagerung von einigen typischen<br />

Ersatzmodulen sinnvoller sein als die Lagerung von vielen verschiedenen einzelnen<br />

Ersatzteilen. Daher wird die gr<strong>und</strong>sätzliche Auslegung der Geräte so zu modifizieren sein,<br />

dass wenige Baugruppen <strong>und</strong> Module mit einfachen Schnittstellen vorhanden sind.<br />

Will man eine auf die gesamte Lebensdauer des Betriebsmittels bezogene Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />

vornehmen, so sind die Lebensdauerkosten zu betrachten. Lebensdauerkosten (Life<br />

Cycle Costs-LCC) sind die Summe aller heutigen <strong>und</strong> zukünftigen Kosten, die während der<br />

erwarteten Lebensdauer eines Betriebsmittels auftreten. Sie setzen sich aus folgenden Kostenelementen<br />

zusammen:<br />

LCC = CI + CP + CR + CO + OC + CD<br />

CI Kosten für Installation <strong>und</strong> Beschaffung<br />

CP Kosten für geplante Instandhaltung<br />

CR Kosten für Reparatur- <strong>und</strong> Instandsetzungsmaßnahmen<br />

CO allgemeine Betriebskosten<br />

OC Ausfallkosten<br />

CD Kosten für Verschrottung <strong>und</strong> Entsorgung.<br />

In Tabelle <strong>14.</strong>1 ist abgeschätzt, welchen Einfluss <strong>Monitoring</strong> <strong>und</strong> <strong>Diagnose</strong> auf die einzelnen<br />

Kostenelemente haben.<br />

Eine deutliche Reduzierung<br />

Art der Kosten Einfluß auf LCC<br />

wird bei den ge-<br />

planten Instandhaltungskosten<br />

<strong>und</strong> den Repara-<br />

Erst-Investition +<br />

turen sowie den Ausfallkosten<br />

erwartet. Außer-<br />

Geplante Instandhalt. -<br />

+ Anstieg<br />

Reparatur -<br />

dem ist eine qualifiziertere<br />

Abschätzung der<br />

0 neutral<br />

Allgem. Betrieb 0<br />

- Verringerung Restnutzungsdauer, da<br />

Ausfall -<br />

die Alterungsvorgänge<br />

Entsorgung 0<br />

durch die Zustandserfassung<br />

bekannt sind.<br />

Restnutzungsdauer +<br />

Dem stehen höhere Beschaffungskosten<br />

LCC -<br />

gege-<br />

nüber. Insgesamt ist eine<br />

Tabelle <strong>14.</strong>1: Einfluss von <strong>Monitoring</strong> & <strong>Diagnose</strong> auf gewisse Reduzierung der<br />

Lebensdauerkosten (LCC)<br />

Lebensdauerkosten zu<br />

erwarten.<br />

13.4 Zustandserfassung <strong>und</strong> <strong>Diagnose</strong>messungen<br />

Durch Zustandserfassung <strong>und</strong> <strong>Diagnose</strong>messungen kann der Instandhaltungsaufwand deutlich<br />

verringert werden. Nur wenn die Messergebnisse konkrete Hinweise auf Unregelmäßigkeiten<br />

geben, werden weitergehende Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Außerdem können<br />

mit Hilfe von geeigneten <strong>Diagnose</strong>messungen Tendenzen sowie Alterungs- <strong>und</strong><br />

Verschleißerscheinungen erkannt werden, so dass der Zeitpunkt für Austausch bzw.<br />

Instandsetzung qualifizierter angegeben werden kann. Hierzu sollen im Folgenden Messungen<br />

an Leistungsschaltern <strong>und</strong> GIS-Anlagen dargestellt werden.<br />

190


<strong>14.</strong>4.1 Leistungsschalter<br />

Messung des dynamischen Kontaktübergangswiderstandes<br />

Der Zustand des Kontaktsystems eines Leistungsschalters kann durch Messung des aktuellen<br />

Kontaktübergangswiderstandes <strong>und</strong> Vergleich mit dem Neuzustand ermittelt werden. Besonders<br />

aussagekräftig ist diese Messung, wenn sie während der Kontaktbewegung als sog.<br />

dynamische Kontaktwiderstandsmessung durchgeführt wird.<br />

Ausschaltung<br />

Einschaltung<br />

Bild <strong>14.</strong>2:<br />

Dynamischer Kontaktübergangswiderstand<br />

Bild <strong>14.</strong>2 zeigt den dynamischen Kontaktübergangswiderstand nach einigen Kurzschluss-<br />

Schaltungen. Bei der Ausschaltung (Bild a) kann man in den Oszillogrammen 1) bis 3) den<br />

Übergang vom Hauptkontakt- auf das Abbrandkontaktsystem <strong>und</strong> die endgültige Stromunterbrechung<br />

erkennen. Im Vergleich zum neuwertigen Kontaktsystem (Oszillogramm 1) ist der<br />

Übergangswiderstand des Abbrandkontaktsystems gemäß Oszillogramm 2) leicht erhöht ist.<br />

Oszillogramm 3) zeigt jedoch ein deutlich anderes Verhalten beim Ablauf des Abbrandkontaktes,<br />

der auf eine Unregelmäßigkeit am Abbrandkontakt hindeutet. In Oszillogramm 4)<br />

ist gar kein Stromübergang auf das Abbrandkontaktsystem mehr festzustellen. Vergleichbares<br />

Verhalten ist aus den Oszillogrammen bei der Einschaltung (Bild b) zu entnehmen. Eine<br />

genauere Analyse nach Öffnen der Schaltkammer ergibt, dass bei den Fällen gemäß Oszillogramm<br />

3) <strong>und</strong> 4) der Abbrandkontakt sich in der Halterung gelockert hat, <strong>und</strong> es dadurch zu<br />

Lichtbogenerscheinungen in dieser Zone gekommen ist.<br />

Weg-Zeit-Messung<br />

Das Verhalten des Antriebes <strong>und</strong> der kinematischen Kette zwischen Antrieb <strong>und</strong> Schaltkammer<br />

lässt sich anhand der Schaltbewegung analysieren. Bild <strong>14.</strong>3 zeigt dazu das<br />

Verhalten von drei einzelpoligen Antrieben eines Leistungsschalters bei einer Ein- bzw.<br />

Ausschaltung. Aus der Einschaltbewegung ist zu erkennen, dass die Einschaltgeschwindigkeit<br />

des Pols L1 etwas geringer als die der Pole L2 <strong>und</strong> L3. Sie bewegt sich jedoch in den<br />

191


zulässigen Toleranzen, was auch durch eine Kontrolle der Schaltzeiten bestätigt wird. Das<br />

Ende der Einschaltbewegung von Pol L3 zeigt gewisse Auffälligkeiten.<br />

Bild <strong>14.</strong>3:<br />

Ein- bzw. Ausschaltbewegung<br />

von drei einzelpoligen<br />

Leistungsschalter-Antrieben<br />

Der Verlauf endet ohne sichtbare Dämpfung. Noch deutlicher ist dieses Verhalten am Ende<br />

der Ausschaltbewegung zu erkennen.<br />

Dies deutet auf eine Unregelmäßigkeit in der Dämpfung dieses Poles hin. Bei der anschließenden<br />

Kontrolle wird ein Defekt am hydraulischen Dämpfungselement des Antriebes festgestellt,<br />

der einen Austausch dieses Elementes erforderlich macht. Bei diesem Pol wurden übrigens<br />

trotz der fehlenden Dämpfung keine unzulässigen Abweichungen in den Schaltzeiten<br />

ermittelt.<br />

Periodische Zustandserfassung an Leistungsschaltern durch automatisiertes, benutzergeführtes<br />

<strong>und</strong> Datenbank gestütztes System<br />

Die qualifizierte Zustandsbeurteilung von Betriebsmitteln erfordert umfangreiche Kenntnisse<br />

über das betreffende Betriebsmittel <strong>und</strong> den physikalischen Hintergr<strong>und</strong>. Hierzu sind<br />

erfahrene <strong>und</strong> gut ausgebildete Spezialisten erforderlich. Bei einer größeren Anzahl<br />

verschiedener Betriebsmittel <strong>und</strong> verschiedener Typen bedeutet das einen hohen Aufwand für<br />

Ausbildung <strong>und</strong> Training des Personals.<br />

Um diesen Aufwand zu reduzieren wurde ein neuer Ansatz: verfolgt: Der Einsatz eines<br />

“automatisierten, Benutzer geführten <strong>und</strong> Datenbank gestützten Inspektions- <strong>und</strong> <strong>Diagnose</strong><br />

Systems” (ADS). Das ADS System für Hoch- & Höchstspgs-Leistungsschalter ist bereits seit<br />

einigen Jahren im Einsatz, die Entwicklung eines Systems für Trennschalter ist abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> wird als Prototyp erprobt.<br />

Um diesen Aufwand zu reduzieren wurde ein neuer Ansatz: verfolgt: Der Einsatz eines<br />

“automatisierten, Benutzer geführten <strong>und</strong> Datenbank gestützten Inspektions- <strong>und</strong> <strong>Diagnose</strong><br />

Systems” (ADS). Das ADS System für Hoch- & Höchstspannungs-Leistungsschalter ist<br />

bereits seit einigen Jahren im Einsatz, die Entwicklung eines Systems für Trennschalter ist<br />

abgeschlossen <strong>und</strong> wird als Prototyp erprobt.<br />

192


I m<br />

Kontaktwiderstand<br />

statisch & dynamisch U m<br />

<strong>Diagnose</strong>stecker<br />

SF 6 -Check<br />

Kontaktbewegung<br />

<strong>Diagnose</strong>box<br />

Prozesssteuerung<br />

Messwertaufnahme<br />

Datentransfer<br />

Steuerung & Überwachung<br />

(Schaltvorg., Antrieb)<br />

Bild <strong>14.</strong>4:<br />

Automatisierte, benutzergeführte <strong>und</strong><br />

Datenbank gestützte Inspektion <strong>und</strong><br />

<strong>Diagnose</strong> von Leistungsschaltern<br />

Bild <strong>14.</strong>4 zeigt die Vorgehensweise an einem SF 6 -Leistungsschalter. Das Hauptelement ist die<br />

sog. <strong>Diagnose</strong>box, die die Prozesssteuerung, die Datenaufzeichnung <strong>und</strong> -auswertung <strong>und</strong> die<br />

Datenübertragung zu einem Laptop übernimmt. Die <strong>Diagnose</strong>box enthält verschiedene<br />

Eingänge, um die unterschiedlichen <strong>Diagnose</strong>größen aufzuzeichnen. Die Signale für<br />

Steuerung <strong>und</strong> Überwachung des Schaltvorganges <strong>und</strong> des Antriebsmechanismus können über<br />

einen <strong>Diagnose</strong>stecker abgegriffen werden.<br />

Durch Einsatz von drei zusätzlichen Sensoren kann man den Kontaktwiderstand <strong>und</strong> die Kontaktbewegung<br />

aufzeichnen <strong>und</strong> das SF 6 -Gas überprüfen. Insgesamt werden die in<br />

Tabelle <strong>14.</strong>2 aufgeführten <strong>Diagnose</strong>größen erfasst <strong>und</strong> aufgewertet. Alle Messergebnisse<br />

werden automatisch analysiert <strong>und</strong> in einer Datenbank abgespeichert. Mit Hilfe früherer<br />

<strong>Diagnose</strong>daten aus der Datenbank lassen sich Tendenzen ermitteln <strong>und</strong> Unregelmäßigkeiten<br />

bereits in der Frühphase auffinden.<br />

Schaltvorgang<br />

• Ein- <strong>und</strong> Ausschaltzeiten des Hauptkontaktes <strong>und</strong> der Hilfskontakte<br />

• I(t) der Auslösespulen<br />

Schaltkontaktbewegung<br />

• Schaltgeschwindigkeit<br />

• Dämpfung während der Ein- <strong>und</strong> Ausschaltung<br />

Kontaktwiderstand<br />

• Statisch, quasistatisch, d. h. zu Beginn der Schaltbewegung<br />

• Dynamisch, d. h. während der Schaltbewegung<br />

Antrieb<br />

• Steuerung <strong>und</strong> Überwachung der Ladeeinrichtung<br />

• I(t) der Ladeeinrichtung<br />

• Energieinhalt des Speichers<br />

SF 6 -Gas-Füllung<br />

• Gasdichte<br />

• Gasfeuchte <strong>und</strong> Zersetzungsprodukte<br />

• Gasdichteanzeige<br />

Meldungen<br />

• Stör- <strong>und</strong> Warnmeldungen<br />

• Stellungsmeldungen<br />

Tabelle <strong>14.</strong>2:<br />

Gemessene <strong>und</strong> aufgezeichnete<br />

<strong>Diagnose</strong>größen<br />

193


Der Ablauf des Inspektionsvorganges ist automatisiert. Das Wartungspersonal erhält Anweisungen,<br />

welche Inspektionsmaßnahmen durchzuführen sind <strong>und</strong> welche Abhilfemaßnahmen<br />

im Falle von Unregelmäßigkeiten einzuleiten sind. Durch die beschriebene Vorgehensweise<br />

können in ziemlich kurzer Zeit umfangreiche Informationen über den Zustand des Leistungsschalters<br />

gesammelt werden. Wenn keine Unregelmäßigkeiten oder unzulässige Abweichungen<br />

von den Sollwerten vorliegen, wird der Leistungsschalter für den Betrieb wieder freigegeben.<br />

Anderenfalls können mit Hilfe dieser Informationen weitere Wartungsmaßnahmen<br />

oder Instandsetzungsarbeiten geplant werden.<br />

2.0<br />

[A]<br />

1.6<br />

1.2<br />

0.8<br />

0.4<br />

0.0<br />

130<br />

[mm]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Strom in<br />

AUS-Spule<br />

Widerstand<br />

UE 1 & 2<br />

Ausschaltung<br />

Kontaktbewegung<br />

75 µΩ<br />

20 25 25 30 35<br />

20<br />

0 0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 ms<br />

80<br />

20<br />

[mΩ]<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Bild <strong>14.</strong>5:<br />

Ergebnisse der automatisierten<br />

<strong>Diagnose</strong> (ADS)<br />

eines 245-kV-Leistungsschalters<br />

Bild <strong>14.</strong>5 zeigt das Ergebniss der automatisierten <strong>Diagnose</strong> (ADS) eines 245-kV-Leistungsschalters<br />

mit 2 Unterbrechereinheiten. Mit einer Schaltung können folgende Messgrößen aufgezeichnet<br />

<strong>und</strong> analysiert werden:<br />

• Statischer <strong>und</strong> dynamischer Kontakt-Widerstand<br />

• Einschalt- bzw. Ausschaltzeiten des Hauptkontaktes <strong>und</strong> der Hilfskontakte<br />

• Kontaktbewegung, i. e. Geschwindigkeit <strong>und</strong> Dämpfung<br />

• Strom <strong>und</strong> Zeitcharakteristik des Auslösespule<br />

• Druckabfall des Hydraulikdruckes im Falle eines hydraulischen Antriebs<br />

Kontaktwiderstand [ Ohm]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Pol A<br />

Pol B<br />

Pol C<br />

1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51<br />

Leistungsschalter<br />

Bild <strong>14.</strong>6: Kontaktwiderstand von fünfzig 123-kV-<br />

Leistungsschaltern eines gleichen Typs<br />

betrieblichen Kurzschluss-<br />

Schaltungen herrühren, die für<br />

diesen Schalter in den Betriebsaufzeichnungen vermerkt waren. Aus Kurzschlussversuchen an<br />

diesem Schaltertyp ist jedoch bekannt, dass eine Erhöhung des Kontaktwiderstandes um den<br />

194<br />

Da alle Daten in einer Datenbank<br />

gespeicherte sind, können<br />

auch vergleichende Analysen<br />

durchgeführt werden. Als Beispiel<br />

zeigt Bild <strong>14.</strong>6 den Kontaktwiderstand<br />

von fünfzig<br />

123-kV-Leistungsschaltern<br />

eines gleichen Typs. Der Kontaktwiderstand<br />

liegt bei allen<br />

zwischen 30 <strong>und</strong> 40 μOhm.<br />

Lediglich ein Schalter <strong>und</strong> hier<br />

insbesondere der Pol C zeigt<br />

einen deutlich höheren Kontaktwiderstand.<br />

Dieser erhöhte<br />

Kontaktwiderstand mag von


Faktor fünf noch nicht zu einer unzulässigen Erwärmung des Kontaktsystems führt. Der<br />

Schalter kann daher weiter in Betrieb bleiben, sollte jedoch je nach Strombelastung spätestens<br />

nach zwei Jahren wieder überprüft werden.<br />

<strong>14.</strong>2 Isolationsdiagnose von gasisolierten Schaltanlagen (GIS)<br />

Zur Isolationsdiagnose von GIS bietet sich die Teilentladungs-(TE-) Messung an. Neben<br />

elektrischen TE-Messverfahren kommen auch akustische, chemische <strong>und</strong> optische Verfahren<br />

zum Einsatz. Im Folgenden sollen nur elektrische Verfahren betrachtet werden. Bei der elektrischen<br />

TE-Messung werden zwei Methoden, die konventionelle Methode <strong>und</strong> die UHF-<br />

Methode, angewendet.<br />

Konventionelle Methode<br />

Die konventionelle Methode nach IEC60270 benutzt den in Bild <strong>14.</strong>7 dargestellten Standardmesskreis.<br />

Die im Prüfling entstehenden<br />

an einer TE-<br />

Störstelle entstehenden<br />

TE-Impulse werden<br />

über einen Koppelkondensator<br />

ausgekoppelt<br />

<strong>und</strong> einem TE-Messsystem<br />

zugeführt. Die<br />

Impulse werden breitbanding<br />

oder schmalbandig<br />

im Frequenzbereich<br />

von 0,3 bis<br />

2 MHz erfasst. Die metallische<br />

Kapselung<br />

Bild <strong>14.</strong>7: TE-Messung einer GIS in konventionellen<br />

kann zur Unterdrückung<br />

von externen<br />

Messkreis nach IEC 60270<br />

Störern genutzt<br />

werden. Da gewisse TE-Defekte nur bei einer hohen Messempfindlichkeit gef<strong>und</strong>en werden<br />

können, genügt die vor Ort erreichbare Empfindlichkeit in der Regel nicht, um alle kritischen<br />

Defekte messtechnisch zu erfassen.<br />

UHF-Methode<br />

Die UHF-Methode nutzt die Gehäuse der GIS als Hohlraumresonatoren. Durch die TE-<br />

Impulse in Inneren der Gehäuse werden stehende Wellen im GHz-Bereich angeregt. Diese<br />

können mit als Antennen wirkende<br />

Sensoren erfasst werden (Bild <strong>14.</strong>8)<br />

In dem genannten Frequenzbereich ist nur<br />

mit wenigen Störern durch Radar- <strong>und</strong><br />

Mobilfunksender zu rechnen. Abhängig von<br />

den Gehäuseabmessungen entstehen<br />

stehende Wellen im Gr<strong>und</strong>mode (TEM-<br />

Wellen) <strong>und</strong> in höheren Moden (TE- <strong>und</strong><br />

TM-Wellen).<br />

Bild <strong>14.</strong>8:<br />

UHF-Scheibensensor<br />

195


]<br />

z<br />

H<br />

[M<br />

z<br />

n<br />

e<br />

u<br />

z<br />

fre<br />

n<br />

re<br />

G<br />

Wellenmoden<br />

Gr<strong>und</strong>mode:<br />

TEM<br />

höhere Moden:<br />

TE 11, TE 21, TE 31;<br />

TM 02, TM 111<br />

Bild Bild <strong>14.</strong>9: 13.2.9:<br />

Grenzfrequenz der der Hohlraumwellen;<br />

Gr<strong>und</strong>mode & höhere Moden<br />

Bild <strong>14.</strong>9 zeigt die Frequenzbereiche, in denen die einzelnen Moden existieren abhängig von<br />

den in den verschiedenen Spannungsebenen verwendeten Gehäuseabmessungen. Zusätzlich<br />

führen die verschiedenen Reflektionsstellen in der GIS zu einem sehr komplexen Resonanzverhalten<br />

der angeregten elektromagnetischen Wellen.<br />

Bild <strong>14.</strong>10:<br />

UHF-TE-Messkreis<br />

In Bild <strong>14.</strong>10 ist der in der Regel verwendete UHF-Messkreis dargestellt. Die Erfassung der<br />

TE-Signale kann schmalbandig mit einem Spektrum-Analysator erfolgen. Die Aufzeichnung<br />

der TE-Impulse geschieht dann zunächst im Frequenzbereich. Nach Auswahl einer<br />

Resonanzfrequenz kann das Signal dann auch im Zeitbereich dargestellt werden. Bild <strong>14.</strong>11<br />

zeigt eine solche Aufzeichnung.<br />

In Bild <strong>14.</strong>11 a ist das Gesamtspektrum aufgezeichnet. Es sind drei deutliche Resonanzstellen<br />

1, 2, 3 zu erkennen. Aus der Darstellung im Zeitbereich (Bild <strong>14.</strong>11 b, c, d) geht hervor, dass<br />

es sich bei den Resonanzstellen 1 <strong>und</strong> 2 um Störsignale handelt. Das Signal bei<br />

Resonanzstelle 3 (Bild <strong>14.</strong>11 d) zeigt das TE-Muster einer Koronaentladung.<br />

196


a) b)<br />

(Frequenzbereich)<br />

(Zeitbereich)<br />

Gesamtspektrum<br />

Störimpuls bei 870 MHz<br />

c) d)<br />

(Zeitbereich)<br />

(Zeitbereich)<br />

Funkdienstsignal bei 743 MHz<br />

Koronasignal bei 371 MHz<br />

Bild <strong>14.</strong>11:<br />

UHF-Messung mit Spektrum-Analysator<br />

Daneben kann die Aufzeichnung auch breitbandig vorgenommen werden. Nachdem das<br />

Signal mit Hilfe eines Peak-Detektors aufbereitet wurde, kann zur Darstellung der TE-Signale<br />

die konventionelle TE-Messtechnik verwendet werden. Bild <strong>14.</strong>12 zeigt so gewonnene TE-<br />

Signale. Die TE-Impulse sind mit der 50-Hz-Hz-Sinusschwingung korreliert. Die Impulshäufigkeit<br />

ist farblich gekennzeichnet.<br />

Bild <strong>14.</strong>12:<br />

UHF-Breitbandmessungen (Messungen im Zeitbereich)<br />

Die Vorteile der UHF-TE-Messung gegenüber der konventionellen TE-Messung sind auch<br />

aus Bild <strong>14.</strong>13 zu entnehmen. Das Bild zeigt die in einem GIS-Abschnitt von einer Spitze auf<br />

Hochspannungspotential erzeugte TE. In Bild a (konvent. TE-Messung) ist das TE-Signal<br />

durch periodisch auftretende Störsignale stark verfälscht. Diese Störsignale sind in Bild b<br />

<strong>und</strong> c (UHF-TE-Messung) nicht mehr festzustellen, weil diese im UHF-Bereich unterdrückt<br />

werden. Allerdings ist auch ein Nachteil der UHF-TE-Messung zu erkennen, nämlich die<br />

Ortsabhängigkeit des TE-Signals. Bild <strong>14.</strong>11 c zeigt, dass das Signal 10 m vom Defekt entfernt<br />

deutlich geringer ist als direkt am Defekt, d. h. das Signal erfährt auf dem Weg zwischen<br />

Entstehung <strong>und</strong> Auskopplung eine Dämpfung. Auf Gr<strong>und</strong> dieser Dämpfung ist auch eine<br />

Kalibrierung der UHF-TE-Messung in pC, wie sie für die konventionelle TE-Messung in IEC<br />

60270 angegeben ist, nicht möglich.<br />

197


a) b)<br />

Bild <strong>14.</strong>13:<br />

c)<br />

a) konventionelle TE-Messung bei<br />

Beeinträchtigung durch periodische<br />

äußere Störer<br />

b) UHF-Messung (im Zeitbereich), TE-<br />

Signal direkt am Defekt<br />

c) UHF-Messung, TE-Signal etwa 10 m<br />

vom Defekt entfernt<br />

TE-Messung an einer GIS-Anlage nach der konventionelle Methode <strong>und</strong><br />

der UHF-Methode<br />

Bild <strong>14.</strong>14 gibt ein Beispiel wieder für die Signaldämpfung zwischen zwei Sensoren, wie sie<br />

bei praktischen Messungen an einer GIS-Anlage ermittelt wurden. Der Abstand zwischen den<br />

Sensoren beträgt jeweils 30 m. Man erkennt, dass die Signalamplitude zwischen Sensor 42<br />

<strong>und</strong> 41 um ca. 70% gedämpft wird.<br />

Bild <strong>14.</strong>14:<br />

UHF-TE-Messung an einer GIS-Anlage, Signaldämpfung zwischen Sensoren<br />

Wenn ein TE-Defekt messtechnisch erfasst wurde, ist zunächst zu identifizieren, welcher Typ<br />

an Defekt vorliegt. Bild <strong>14.</strong>15 zeigt die typischen Teilentladungsquellen in GIS-Anlagen,<br />

nämlich Spitzen am Hochspannungsleiter bzw. am geerdeten Gehäuse, bewegliche Partikel,<br />

auf der Isolatoroberfläche haftende Partikel, Teile auf freiem Potential <strong>und</strong> Lunker im<br />

Feststoffmaterial. Jede Teilentladungsquelle lässt sich anhand des TE-Muster identifizieren.<br />

In Bild <strong>14.</strong>16 sind TE-Muster für verschiedene typische TE-Quellen in GIS-Anlagen<br />

angegeben.<br />

198


Bild <strong>14.</strong>15:<br />

Typischen TE-Quellen in GIS<br />

Hüpfendes Teilchen<br />

Zwei hüpfende Teilchen<br />

unterschiedlicher Größe<br />

Spitze auf Hochspannung<br />

UHF<br />

C2<br />

Hohlraumentladung in<br />

Wandler-Isolierung<br />

Hohlraumentladungen<br />

Lunker im Isolator<br />

Fehlstelle im Spgs-Wandler<br />

Teil auf freiem Potential<br />

UHF<br />

Bild <strong>14.</strong>16:<br />

TE-Muster von verschiedenen TE-Quellen<br />

Nachdem dem TE-Quelle identifiziert worden ist, muss diese lokalisiert werden. Für eine<br />

grobe Lokalisierung kann das Dämpfungsverhalten genutzt werden. Aus dem Vergleich der<br />

Signalamplituden an Sensor 41 <strong>und</strong> 43 in Bild <strong>14.</strong>12 lässt sich ableiten, dass sich der TE-<br />

Defekt zwischen Sensor 42 <strong>und</strong> 43 jeweils in Nähe von Sensor 43 befindet.<br />

Für eine geneauere Lokalisierung<br />

kann die Laufzeit (time of flight) der<br />

TE-Signale zwischen zwei Sensoren<br />

herangezogen werden. Das Messprinzip<br />

geht aus Bild <strong>14.</strong>17 hervor.<br />

Der Abstand X1 zwischen Sensor 1<br />

<strong>und</strong> der TE-Quelle bestimmt zu:<br />

mit v = 300 m/μs.<br />

Bild <strong>14.</strong>17:<br />

Laufzeitmessung zur Lokalisierung<br />

einer TE-Quelle<br />

199


1<br />

2<br />

Bild <strong>14.</strong>18:<br />

676 ns<br />

Lokalisierung einer TE-<br />

Störstelle durch Laufzeitmessungen<br />

zwischen den<br />

Sensoren 1 & 2<br />

Bild <strong>14.</strong>18 zeigt das Laufzeitoszillogramm<br />

von TE-Impulsen aufgezeichnet an zwei<br />

Sensoren in der Ausleitung einer GIS-Anlage.<br />

Aus der Laufzeit des Signals <strong>und</strong> der Entfernung<br />

zwischen den beiden Sensoren kann<br />

ermittelt werden, dass sich die TE-Quelle 65<br />

m vom Sensor 1 entfernt befindet.<br />

<strong>Ziele</strong> der Isolationsdiagnose von GIS-Anlagen<br />

Die Isolationsdiagnose von GIS-Anlagen verfolgt<br />

zwei <strong>Ziele</strong>:<br />

• Ausreichend empfindliche Inbetriebnahmeprüfung<br />

• Isolationsüberwachung während des<br />

Betriebes<br />

Eine ausreichend empfindliche Inbetriebnahmeprüfung ist erforderlich, um zum einen eine<br />

bessere Prüfaussage über den einwandfreien Isolationszustand bei Inbetriebnahme zu<br />

erreichen <strong>und</strong> damit die erforderliche Koordinationsstehspannung nachzuweisen. Zum<br />

anderen sollen damit Frühausfälle vermieden werden. Die Isolationsüberwachung während<br />

des Betriebes soll der Frühfehlerkennung dienen <strong>und</strong> helfen, die Nutzungsdauer einer Anlage<br />

möglichst weitgehend auszuschöpfen.<br />

Das folgende Beispiel behandelt den zuletzt genannten Gesichtspunkt, die Isolationsüberwachung<br />

während des Betriebes. Eine ältere GIS-Anlage wurde im Rahmen einer Erweiterung<br />

mit UHF-Sensoren <strong>und</strong> mit einem Online-<strong>Monitoring</strong>-System ausgerüstet. Die Anordnung<br />

der UHF-Sensoren ist in Bild <strong>14.</strong>19 dargestellt.<br />

Neben konventionellen UHF-<br />

Sensoren wurden auch mobile<br />

Sensoren an den Sichtfenstern<br />

der Trennschalter eingesetzt<br />

(Bild <strong>14.</strong>20).<br />

Konvent. UHF-<br />

Sensoren<br />

Mobile UHF-<br />

Sensoren<br />

Bild <strong>14.</strong>19: 123-kV-GIS-Anlage mit UHF-Sensoren Bild <strong>14.</strong>20: Mobiler<br />

Fenster-Sensor<br />

Nach Inbetriebnahme des Online-<strong>Monitoring</strong>-Systems wurden an den Sensoren in Feld 7 die<br />

in Bild <strong>14.</strong>20 dargestellten Teilentladungen aufgezeichnet. Mit Hilfe mobiler Sensoren wurde<br />

das Feld 1 als Ursprung der Teilentladungen lokalisiert. Eine genauere Analyse ergab, dass<br />

die TE-Quelle sich in der Nähe des Abgangstrennschalters befinden musste (Bild <strong>14.</strong>21). Da<br />

das TE-Muster auf eine Hohlraumentladung in einem Isolierkörper hindeutete, wurde der<br />

Spannungswandler als TE-Quelle vermutet.<br />

200


Durch eine Einzeluntersuchung des Spannungswandlers wurde diese Vermutung bestätigt.<br />

Daraufhin wurde der Spannungswandler ersetzt <strong>und</strong> es wurden keine weiteren TE-Quellen<br />

mehr identifiziert.<br />

Bild <strong>14.</strong>20: 13.2.18:<br />

TE-Signale aufgezeichnet an<br />

Sensoren aufgezeicin Feld 7<br />

PD 125<br />

PD 125<br />

Konvent. UHF-<br />

Sensoren<br />

Konvent. UHF-<br />

Mobile Sensoren UHF-<br />

Sensoren<br />

Mobile UHF-<br />

Sensoren<br />

0° 180°<br />

360°<br />

0° 180°<br />

360°<br />

255<br />

Feld 1: SS-Trennsch.<br />

Feld 1: SS-Trennsch.<br />

510<br />

Feld 1: Abgangstrennsch.<br />

510<br />

Feld 1: Abgangstrennsch.<br />

Konvent. UHF-<br />

Sensoren<br />

Konvent. UHF-<br />

Mobile Sensoren UHF-<br />

Sensoren<br />

Mobile UHF-<br />

Sensoren<br />

0<br />

0 180 [deg] 360<br />

0<br />

0 180 [deg] 360<br />

Bild <strong>14.</strong>21:<br />

TE-Signale aufgezeichnet an Sensoren in<br />

Feld 1 am SS-Trennschalter <strong>und</strong> Abgangstrennschalter<br />

201

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