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Erfolgreich in der Versicherungsbranche - PwC

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www.pwc.ch/versicherungen<br />

www.pwc.de/versicherungen<br />

<strong>Erfolgreich</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong><br />

Sommer 2013<br />

Kernversicherungsprozesse<br />

Das Risiko steckt im<br />

(manuellen) Prozess<br />

Predictive Analytics<br />

Von <strong>der</strong> Zukunft lernen<br />

Solvency II<br />

Heute starten, morgen<br />

durchstarten!<br />

E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

Klug anlegen, klüger<br />

optimieren<br />

IFRS 4 Phase II<br />

Willkommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

neuen Welt!


Herausgeber: PricewaterhouseCoopers AG, Geschäftsbereich Versicherungen, Birchstrasse 160, 8050 Zürich<br />

Konzept, Redaktion und Gestaltung: PricewaterhouseCoopers AG, Zürich<br />

Druck: Neidhart + Schön AG<br />

3’800 Exemplare<br />

2<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong>


«Expect the unexpected» könnte das Motto <strong>der</strong> letzten Monate und<br />

Jahre lauten. Die Verän<strong>der</strong>ungen haben e<strong>in</strong>e bisher nicht gekannte<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit aufgenommen. Der Wandel ist die grosse Konstante<br />

unserer Zeit. Das Geschäftsmodell, das gestern e<strong>in</strong>geführt wurde,<br />

ist heute bereits wie<strong>der</strong> überholt.<br />

Alexan<strong>der</strong> Hofmann<br />

Leiter Branchensektor<br />

Versicherungen, <strong>PwC</strong> Deutschland<br />

alexan<strong>der</strong>.hofmann@de.pwc.com<br />

Peter Lüssi<br />

Leiter Branchensektor<br />

Versicherungen, <strong>PwC</strong> Schweiz<br />

peter.luessi@ch.pwc.com<br />

Wie beurteilen wir von <strong>PwC</strong> aktuell den Versicherungsmarkt? Zwar<br />

konzentrieren sich immer noch viele CEOs auf die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Tiefstz<strong>in</strong>slage, die stockende Nachfrage <strong>in</strong> den gesättigten<br />

traditionellen Märkten und den entsprechenden Druck auf die<br />

Aktien- und Unternehmenswerte. Wichtig ist aber, die Transformationstrends,<br />

die sich am Horizont abzeichnen, nicht zu verpassen.<br />

In unseren Publikationen zur Zukunft <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong><br />

haben wir bereits mehrfach über neue Märkte <strong>in</strong> Asien, Afrika und<br />

Südamerika, transparentere Produkte für <strong>in</strong>dividuelle Kundenbedürfnisse,<br />

24/7- und Onl<strong>in</strong>e-Vertrieb über neue Technologien<br />

gesprochen. Der Schlüssel zum Erfolg heisst hier: ständige Innovation<br />

– bei den Produkten, Kanälen und Mitarbeitern.<br />

Innovationen brauchen e<strong>in</strong>e entsprechende Unternehmenskultur.<br />

Die Mitarbeiter müssen offen für Neuerungen se<strong>in</strong> und auch aktiv<br />

zu solchen beitragen. Genauso die Geschäftsleitung und an<strong>der</strong>e<br />

<strong>in</strong>volvierte Kreise. Mit e<strong>in</strong>er solchen Grunde<strong>in</strong>stellung ist Ihr<br />

Unternehmen für die kommenden Verän<strong>der</strong>ungen besser gerüstet.<br />

Auf diese Weise steuern Sie Ihr «Unternehmensschiff» so sicher wie<br />

möglich durch Wogen und Stürme. E<strong>in</strong> Element jedoch brauchen<br />

Sie ebenfalls: e<strong>in</strong> unternehmensübergreifendes, gut funktionierendes<br />

Risikomanagement.<br />

«Expect the unexpected»<br />

Das vorliegende Magaz<strong>in</strong> steht unter dem Oberthema «Risikomanagement».<br />

Manche Beiträge befassen sich direkt mit Risiken, <strong>der</strong>en<br />

Steuerung o<strong>der</strong> M<strong>in</strong>imierung. An<strong>der</strong>e haben eher e<strong>in</strong>e ergänzende<br />

Funktion. Haben Sie Ihre Kernprozesse und -systeme schon unter<br />

dem Aspekt des Risikomanagements analysiert? Nutzen Sie<br />

mo<strong>der</strong>ne Methoden wie Predictive Analytics? Auch <strong>in</strong>ternationale<br />

Regulierungen wie Solvency II o<strong>der</strong> IFRS 4 Phase II stellen wichtige<br />

Bauste<strong>in</strong>e für Ihr zukünftiges Risikomanagement dar. Und haben<br />

Sie sich schon e<strong>in</strong>mal überlegt, dass e<strong>in</strong> systematisches Profil<strong>in</strong>g<br />

Ihrer Kunden Ihr Risikomanagement unterstützt? Betrachten Sie Ihr<br />

Risikomanagement doch e<strong>in</strong>mal aus diesen Perspektiven.<br />

Wir wünschen Ihnen e<strong>in</strong>e anregende Lektüre.<br />

Peter Lüssi<br />

Alexan<strong>der</strong> Hofmann<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong> 3


<strong>PwC</strong> | Versicherungsmagaz<strong>in</strong> | Sommer 2013<br />

Inhalt.<br />

Seite<br />

6<br />

Kernversicherungsprozesse<br />

Das Risiko steckt im<br />

(manuellen) Prozess<br />

In <strong>der</strong> Assekuranz wird e<strong>in</strong>e Facette<br />

des Risikomanagements oft unterbewertet<br />

o<strong>der</strong> tunlichst gemieden:<br />

die Systemlandschaft. Tatsache<br />

ist, dass viele bestehende IT-Systeme<br />

die Ansprüche e<strong>in</strong>er mo<strong>der</strong>nen<br />

Unternehmenssteuerung kaum<br />

noch erfüllen. Denn heute ist e<strong>in</strong>e<br />

Kundensicht über alle Kernversicherungsprozesse<br />

h<strong>in</strong>weg gefragt.<br />

IFRS 4 Phase II<br />

Willkommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Welt!<br />

Solvency II<br />

Heute starten,<br />

morgen durchstarten!<br />

Solvency II wird die aufsichtsrechtlichen<br />

Strukturen<br />

und das Risikomanagement<br />

<strong>der</strong> Versicherungsunternehmen<br />

<strong>in</strong> Europa grundlegend<br />

verän<strong>der</strong>n. Nun<br />

verzögert sich das Inkrafttreten<br />

des Regelwerks<br />

erneut – und zwar bis<br />

m<strong>in</strong>destens 2016. Damit<br />

steht e<strong>in</strong>e Übergangsphase<br />

an, die die Unternehmen<br />

nicht als Verschnaufpause,<br />

son<strong>der</strong>n zum Warmlaufen<br />

nutzen sollten.<br />

Mit IFRS 4 Phase II bleibt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rechnungslegung von<br />

Versicherungsunternehmen ke<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> auf dem an<strong>der</strong>en.<br />

Aber: Wer das verlangte Plus an Informationen weitsichtig<br />

e<strong>in</strong>setzt, macht sich wertvolle Wettbewerbsvorteile<br />

zunutze.<br />

Seite 20<br />

Seite<br />

13<br />

4<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong>


Seite<br />

10<br />

Predictive Analytics<br />

Von <strong>der</strong> Zukunft lernen.<br />

Treffsichere Zukunftsprognosen s<strong>in</strong>d oft<br />

erfolgsentscheidend, gerade <strong>in</strong> gesättigten<br />

Märkten. Mit Hilfe von DataAnalytics und<br />

Predictive Analytics lassen sich aus Daten<br />

komplexe Zusammenhänge herstellen,<br />

Schlüssel<strong>in</strong>dikatoren für den Unternehmenserfolg<br />

herausschälen und <strong>der</strong>en<br />

Entwicklungen ausmachen.<br />

E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

Klug anlegen, klüger optimieren.<br />

Seite 17<br />

Seit dem 1. Januar 2013 stellt das Schweizer Kollektivanlagengesetz<br />

(KAG) den E<strong>in</strong>anlegerfonds sämtlichen <strong>in</strong>stitutionellen Anlegern als<br />

Anlagevehikel zur Verfügung. Damit macht ihnen <strong>der</strong> Regulator e<strong>in</strong><br />

starkes Instrument zugänglich, mit dem sie den wachsenden Ansprüchen<br />

an Anlagestrategie und Risikomanagement begegnen, ihre steuerlichen<br />

Risiken verr<strong>in</strong>gern und gleichzeitig Kostenvorteile nutzen können.<br />

Die eierlegende Wollmilchsau?<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong> 5


Kernversicherungsprozesse<br />

Das Risiko steckt im (manuellen) Prozess<br />

In <strong>der</strong> Assekuranz wird e<strong>in</strong>e Facette des<br />

Risikomanagements oft unterbewertet<br />

o<strong>der</strong> tunlichst gemieden: die Systemlandschaft.<br />

Tatsache ist, dass viele<br />

bestehende IT-Systeme die Ansprüche<br />

e<strong>in</strong>er mo<strong>der</strong>nen Unternehmenssteuerung<br />

kaum noch erfüllen. Denn heute<br />

ist e<strong>in</strong>e Kundensicht über alle Kernversicherungsprozesse<br />

h<strong>in</strong>weg gefragt.<br />

Das verlangt nach <strong>in</strong>novativen Lösungen,<br />

mit denen <strong>der</strong> Versicherer kürzere<br />

Time-to-Market, kundenorientierte<br />

Service-Erlebnisse und e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Risikom<strong>in</strong><strong>der</strong>ung erwirken kann – dies<br />

alles bei ger<strong>in</strong>geren Kosten. Hier e<strong>in</strong><br />

etwas an<strong>der</strong>er Blick aufs Thema<br />

Risiken.<br />

Jahrzehntelang galt die Versicherungs<strong>in</strong>dustrie<br />

als Fels <strong>in</strong> <strong>der</strong> Brandung von<br />

Wirtschaft und F<strong>in</strong>anzwelt. Dies, obwohl<br />

Verkauf und Betrieb meilenweit vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

entfernt lagen: Vom Un<strong>der</strong>writ<strong>in</strong>g über<br />

die Policierung und Bestandsführung bis<br />

zur Schadenbearbeitung und Verrechnung<br />

funktionierte jede Abteilung mehr o<strong>der</strong><br />

weniger autonom. Die Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />

«Datensilos» durch übergreifende Prozesse<br />

und <strong>in</strong>tegrierte, mo<strong>der</strong>ne Systeme gilt <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Branche jedoch als kosten<strong>in</strong>tensives<br />

und risikoreiches Unterfangen.<br />

Markus Zorn<br />

Director, Wirtschaftsberatung<br />

+41 58 792 26 58<br />

markus.zorn@<br />

ch.pwc.com<br />

Markus Spiele<strong>der</strong><br />

Director, Wirtschaftsberatung<br />

+49 1577 33 999 22<br />

markus.spiele<strong>der</strong>@<br />

sk.pwc.com<br />

Zeitgeist: neue Karten, neues Spiel<br />

Die Zeiten haben sich geän<strong>der</strong>t: Der<br />

Informationsbedarf hat sich vervielfacht<br />

und damit auch die Aufgaben im Umgang<br />

mit den Datenvolumen. Kosten- und<br />

Margendruck s<strong>in</strong>d ähnlich massiv<br />

gestiegen, und die Gesetzgeber haben mit<br />

Regelwerken wie Solvency II die Compliance-Schraube<br />

spürbar angezogen.<br />

Heute leiden e<strong>in</strong>ige Versicherungsunternehmen<br />

unter ihren starren Altsystemen<br />

und <strong>in</strong>effizienten, teilweise manuellen<br />

Prozessen. Sie können den sich rasch<br />

wandelnden Bedürfnissen ihrer Kunden<br />

nicht mehr folgen und verpassen somit<br />

wertvolle Wettbewerbschancen. Gleichzeitig<br />

verschl<strong>in</strong>gen die Verwaltung von<br />

Policen, die Schadenbearbeitung und die<br />

Compliance Unsummen – und erschöpfen<br />

damit die Quellen für Innovationen.<br />

Versicherungssysteme: Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

neuen Ära<br />

Dieser Wandel hat neue IT-Technologien<br />

auf den Plan gerufen, die Arbeitsweise und<br />

Systemlandschaft <strong>der</strong> Versicherer<br />

grundlegend umkrempeln. Leistungsstarke<br />

und <strong>in</strong>tegrierende Lösungen erlauben<br />

e<strong>in</strong>e neuartige, <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Sicht auf<br />

Kernprozesse und Funktionalitäten. Sie<br />

gestalten jeden e<strong>in</strong>zelnen Prozess-Schritt<br />

über alle Vertriebskanäle, Geschäftszweige<br />

und Abteilungen h<strong>in</strong>weg beweglicher<br />

und effizienter. Mehr noch: Sie verknüpfen<br />

die Kernversicherungsprozesse und<br />

b<strong>in</strong>den sämtliche Vertriebs- und Kommunikationskanäle<br />

bedarfsgerecht und<br />

synchronisiert an.<br />

Auf diese Weise reduzieren die Unternehmen<br />

entwe<strong>der</strong> ihre Fülle von Anwendungen<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrieren träge Altsysteme mit<br />

e<strong>in</strong>er klugen Orchestrierungsfunktion.<br />

Solche Lösungen machen e<strong>in</strong> zeitgemässes<br />

Risikomanagement überhaupt erst<br />

möglich: Sie reduzieren die <strong>in</strong> den alten<br />

Prozessen versteckten Risiken und br<strong>in</strong>gen<br />

die relevanten Risiken zum Vorsche<strong>in</strong>,<br />

zeigen den Handlungsspielraum auf und<br />

versorgen den Versicherer mit den nötigen<br />

Entscheidungsdaten.<br />

Prozessexzellenz: mehr Effizienz,<br />

mehr Wert<br />

«Never change a runn<strong>in</strong>g system» – so das<br />

landläufige Denken, gerade im traditionellen<br />

Versicherungswesen. Die meisten<br />

Systeme stammen aus den 70er- o<strong>der</strong> 80er-<br />

Jahren; ihre Programmierung ist veraltet,<br />

und die Wartung läuft vielerorts aus o<strong>der</strong><br />

erfor<strong>der</strong>t teures Expertenwissen. Die<br />

wenigsten unterstützen auf effiziente<br />

Weise die Anfor<strong>der</strong>ungen von Datenvolumen<br />

und mo<strong>der</strong>nen Auswertungsmethoden<br />

wie Predictive Analytics o<strong>der</strong> die<br />

Report<strong>in</strong>gvorgaben <strong>der</strong> Regulatoren. Für<br />

neue Kommunikations- und Vertriebskanäle<br />

s<strong>in</strong>d sie technologisch rigide, für<br />

Markte<strong>in</strong>führungen zu langsam. Die<br />

mangelnde Automatisierung hält die<br />

Personalkosten astronomisch hoch, die<br />

E<strong>in</strong>arbeitung neuer Mitarbeiter beansprucht<br />

wertvolle Monate.<br />

Mit den neuen Versicherungssystemen<br />

lassen sich solche Ineffizienzen beheben.<br />

Sie stellen sicher, dass die richtige Person<br />

im richtigen Moment das Richtige tut –<br />

und zwar effizient. So lassen sich:<br />

• Kernversicherungsprozesse «end-toend»<br />

<strong>in</strong>tegrieren und automatisieren.<br />

E<strong>in</strong>e grosse Schweizer Versicherung<br />

konnte zum Beispiel die Policierungszeit<br />

im KMU-Geschäft von 14 Tagen<br />

auf 14 M<strong>in</strong>uten reduzieren;<br />

• die Qualität <strong>der</strong> Daten erhöhen;<br />

• durch das Beseitigen von Prozess- und<br />

Systemredundanzen deutlich Kosten<br />

senken;<br />

• Fehler vermeiden, statt sie teuer zu<br />

beheben. Stichwort «kontextbasierte<br />

Prozessführung» – e<strong>in</strong> höchst <strong>in</strong>teressanter<br />

Vorteil angesichts <strong>der</strong> Summen,<br />

die jährlich <strong>in</strong>s Fehlerhandl<strong>in</strong>g <strong>in</strong>vestiert<br />

werden;<br />

• Mithilfe geführter Prozesse die<br />

E<strong>in</strong>arbeitungszeiten für neue Mitarbeiter<br />

auf wenige Wochen verkürzen;<br />

• e<strong>in</strong> neues Rollenverständnis und e<strong>in</strong>en<br />

frischen «Blick nach vorn» entwickeln.<br />

6<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong>


Risikomanagement: vom Risiko zur<br />

Chance<br />

Über die re<strong>in</strong>e Prozesseffizienz h<strong>in</strong>aus<br />

br<strong>in</strong>gen die neuen Versicherungssysteme<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>haltlichen Mehrwert. Sie steigern<br />

die Datentiefe, verbessern die Datenqualität<br />

und ermöglichen neue E<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong><br />

den eigenen Datenbestand. Dieser Vorteil<br />

gibt dem Risikomanagement e<strong>in</strong>e bisher<br />

unbekannte Dimension:<br />

• Die Versicherungsunternehmen<br />

können ihre Risikoanalysen auf dem<br />

Gesamtdatenbestand durchführen,<br />

relevante Risiken frühzeitig erkennen<br />

und mit geeigneten Präventionsmassnahmen<br />

abfangen.<br />

• Neue Versicherungssysteme o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>tegrierende Lösungen schliessen das<br />

Un<strong>der</strong>writ<strong>in</strong>g und die Risikoprüfung<br />

<strong>in</strong> die gesamte Kerndienstleistungskette<br />

e<strong>in</strong>.<br />

• Mit mo<strong>der</strong>nen Systemen verfe<strong>in</strong>ern die<br />

Versicherer die Qualität ihrer Serviceleistungen<br />

und stärken so die Kundenb<strong>in</strong>dung,<br />

also das Vertrauen. Das<br />

Absprungrisiko wird gesenkt.<br />

• Mit <strong>der</strong> datenbasierten Analyse von<br />

Schadenfällen können die Versicherer<br />

Muster herausschälen, Erkenntnisse<br />

gew<strong>in</strong>nen und diese <strong>in</strong>s Un<strong>der</strong>writ<strong>in</strong>g<br />

zurückspeisen.<br />

• Schliesslich können die Versicherungsunternehmen<br />

Leakage-Effekte beim<br />

Schadenaufwand m<strong>in</strong>imieren und<br />

Regressfor<strong>der</strong>ungen rechtzeitig<br />

geltend machen.<br />

Systemwechsel: make, buy or wrap<br />

and renew?<br />

Diese Schlüsselfrage stellt sich dem<br />

Versicherer schon recht früh, wenn er e<strong>in</strong>e<br />

Systemverbesserung <strong>in</strong>s Auge fasst. Sie<br />

geht Hand <strong>in</strong> Hand mit <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong><br />

bestmöglichen Allokation <strong>der</strong> Mittel. Ist es<br />

s<strong>in</strong>nvoll, se<strong>in</strong>e Software selber zu<br />

entwickeln, o<strong>der</strong> wird das die Ressourcen<br />

existenzbedrohend b<strong>in</strong>den?<br />

Das Unternehmen kann entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

komplett neues System implementieren<br />

o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>em bisherigen Systemkern e<strong>in</strong>en<br />

neuen Mantel überstülpen. In jedem Fall<br />

wird es prüfen müssen, ob e<strong>in</strong>e passende<br />

Lösung auf dem Markt verfügbar ist.<br />

Hersteller wie Guidewire o<strong>der</strong> Sapiens<br />

IDIT bieten heute clevere, standardisierbare<br />

Komponenten für e<strong>in</strong>e komplette<br />

Erneuerung o<strong>der</strong> – wie Pegasystems – e<strong>in</strong>e<br />

schrittweise, systematische Transformation<br />

<strong>der</strong> bestehenden Landschaft. Diese<br />

Anbieter gehören daher auf die Evaluationsagenda.<br />

Projektmanagement: Weit- und<br />

Rundumblick gefragt<br />

Die neuen Lösungen betreffen alle<br />

Geschäftsbereiche, von <strong>der</strong> Infrastruktur<br />

über die Abläufe bis zur Führungs- und<br />

Unternehmenskultur. Der Versicherer<br />

muss mit se<strong>in</strong>er Bus<strong>in</strong>ess-IT komplexe,<br />

heterogene und sich ständig verän<strong>der</strong>nde<br />

Ansprüche abbilden. Entsprechend gut<br />

beraten ist er, wenn er se<strong>in</strong> Vorhaben <strong>in</strong><br />

klar budgetierten Etappen mit Zwischenzielen<br />

und Teilnutzen angeht. Solche<br />

Projektpakete lassen sich e<strong>in</strong>em allfälligen<br />

strategischen Kurswechsel anpassen und<br />

laufen kostenmässig nicht so schnell aus<br />

dem Ru<strong>der</strong>. Denn wie jedes IT-Grossprojekt<br />

hat die E<strong>in</strong>führung o<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

e<strong>in</strong>er Versicherungssoftware ihre<br />

Tücken: Kostenfokus, Not-<strong>in</strong>vented-here-<br />

Syndrom, mangelnde Umsetzung im<br />

Geschäftsalltag, um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen.<br />

Implementierung: Schritt für Schritt<br />

ans Ziel<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n sollte sich <strong>der</strong> Versicherer e<strong>in</strong><br />

Bild von <strong>der</strong> aktuellen Gesamtlage<br />

machen, damit er die Komplexität <strong>der</strong><br />

Sache sowie die Anfor<strong>der</strong>ungen se<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>ternen Interessengruppen und Vertriebskanäle<br />

erfassen kann. Dann muss er die<br />

Ausrichtung se<strong>in</strong>er Bus<strong>in</strong>ess-IT festlegen<br />

und mit <strong>der</strong> Unternehmensstrategie<br />

abstimmen. Jetzt wird er den Markt nach<br />

Anbietern von Standardsystemen und<br />

-komponenten o<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungsalternativen<br />

sondieren und diese aus fachlicher und<br />

technologischer Sicht bewerten. Aus<br />

diesen Überlegungen kann er den<br />

Anpassungsaufwand e<strong>in</strong>er Standardsoftware<br />

gegenüber e<strong>in</strong>er schrittweisen,<br />

systematischen Transformation abschätzen.<br />

Schliesslich wird er sich für e<strong>in</strong>e<br />

geeignete Technologie entscheiden, e<strong>in</strong><br />

Detailbudget und e<strong>in</strong>en getakteten<br />

Projektphasenplan erstellen und beides<br />

abteilungsübergreifend abstimmen.<br />

Summary <strong>in</strong> English<br />

Core Insurance Process<strong>in</strong>g: The risk<br />

lies <strong>in</strong> the (manual) processes<br />

In assurance, one facet of risk management<br />

is frequently un<strong>der</strong>rated: the<br />

system landscape. But the fact is that<br />

earlier IT systems can hardly meet the<br />

demands of a mo<strong>der</strong>n corporate control<br />

regime. Today, <strong>in</strong>surers need to view all<br />

of their core <strong>in</strong>surance processes from<br />

the customer’s standpo<strong>in</strong>t. And that<br />

requires <strong>in</strong>novative solutions for shorter<br />

product launches, genu<strong>in</strong>e service<br />

experiences and greater customer<br />

loyalty. Mo<strong>der</strong>n systems also open up<br />

<strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g opportunities for risk<br />

management: risk analyses can be<br />

ref<strong>in</strong>ed and <strong>in</strong>tegrated <strong>in</strong>to the core<br />

<strong>in</strong>surance processes, damage patterns<br />

become recognisable and the company<br />

can respond <strong>in</strong> a timely manner.<br />

Integrated solutions offer the <strong>in</strong>surer<br />

advantages across the entire service<br />

cha<strong>in</strong> – so the company can grow and<br />

save costs at the same time.<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong> 7


Agile Implementierungs-Methode<br />

Strukturierte und <strong>in</strong>krementelle Entwicklungsmethoden führen zu klaren<br />

Verantwortlichkeiten und verbesserter Projektkontrolle – dies bei gesteigerter<br />

Management-Visibilität und Integration des Fachbereichs.<br />

Bluepr<strong>in</strong>t and<br />

Roadmap<br />

Inception<br />

Development<br />

and Functional<br />

Test<strong>in</strong>g<br />

UAT and<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Pilot and<br />

Implementation<br />

1. Investigate<br />

and Validate<br />

2. Confirm<br />

Estimates<br />

3. Coord<strong>in</strong>ate<br />

4. Prepare and<br />

Create Backlog<br />

Replan<br />

Scope/Defects<br />

Execute<br />

Functional and<br />

Usability Tests<br />

Plan Spr<strong>in</strong>t<br />

Spr<strong>in</strong>t<br />

Cycle<br />

Use Case<br />

Baboration<br />

Functional<br />

Test Design<br />

Functional<br />

Detailed<br />

Design<br />

Execute<br />

Smoke Tests<br />

Claim Center<br />

Configuration<br />

Erfolgsfaktoren: ohne Wenn und<br />

Aber<br />

Die erfolgreiche E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen<br />

o<strong>der</strong> die Mo<strong>der</strong>nisierung e<strong>in</strong>es bestehenden<br />

Versicherungssystems hängt von<br />

diversen Faktoren ab. Natürlich gilt es, das<br />

richtige Tool zu f<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> selber zu<br />

entwickeln. Alle Stakehol<strong>der</strong> – Fachbereiche<br />

und IT – müssen geme<strong>in</strong>sam die<br />

Verantwortung für die neue Lösung<br />

übernehmen und an <strong>der</strong> Gestaltung<br />

mitwirken. Ebenso entscheidend ist das<br />

Projektteam: Es soll aus Querdenkern mit<br />

e<strong>in</strong>em Verständnis für Transformationen,<br />

Komplettlösungen und systemtechnische<br />

Machbarkeit bestehen – Menschen, die<br />

Altes ebenso h<strong>in</strong>terfragen wie Neues.<br />

Nichts wäre zweckloser, als alte Funktionalitäten<br />

mit brandneuen Technologien<br />

umzusetzen. Das Projektmanagement<br />

soll das Vorhaben hart, aber mithilfe agiler<br />

Implementierungsmethoden professionell<br />

umsetzen. Auch die Geschäftsleitung ist<br />

gefor<strong>der</strong>t: Sie muss sich zu 100 Prozent<br />

zum Projekt bekennen und nicht nur den<br />

ersten Funken zünden, son<strong>der</strong>n das Feuer<br />

über die gesamte Projektzeit am Lo<strong>der</strong>n<br />

halten. Und schliesslich sollten auch<br />

kundige HR-Verantwortliche o<strong>der</strong><br />

Change Manager an Bord se<strong>in</strong> und den<br />

Wandel kulturell begleiten.<br />

Die Unternehmen s<strong>in</strong>d nicht immer <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage, ihre Innensicht abzulegen und die<br />

Fenster für neue Perspektiven zu öffnen.<br />

Gerade für die Planungs- und Evaluationsphase<br />

kann es sich lohnen, Experten <strong>in</strong>s<br />

Boot zu holen, die neue Denk- und<br />

Vorgehensweisen aufzeigen.<br />

Kosten: <strong>in</strong>vestieren – sparen –<br />

<strong>in</strong>vestieren<br />

Bei neuen Versicherungssystemen beträgt<br />

<strong>der</strong> Investitionsbedarf schnell zwischen<br />

50 und 300 Millionen EUR, bei e<strong>in</strong>er<br />

Transformation liegt er zwischen 15 bis<br />

60 Millionen EUR. Allerd<strong>in</strong>gs lässt sich <strong>der</strong><br />

ROI leicht rechnen und teilweise bereits <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Projektlaufzeit realisieren – sofern<br />

man das Vorhaben geschickt und mit<br />

angemessener Budgetstrenge umsetzt.<br />

Wie auch immer die neue Lösung aussieht:<br />

Sie muss für den Versicherer letztlich<br />

Kosten senken. Da sie die Vielzahl<br />

bestehen<strong>der</strong> Applikationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong><br />

wenige zusammenführt, reduziert sie die<br />

Betriebs- und Wartungskosten massiv.<br />

Diese Mittel kann das Unternehmen <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Innovationskraft o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>weitig<br />

geplante Projekte <strong>in</strong>vestieren.<br />

8<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong>


Nachgefragt bei<br />

Olaf Romer, Co-Leiter IT Schweiz,<br />

Baloise-Group, und<br />

Pascal Bonny, Leiter Anwendungsentwicklung,<br />

Baloise Schweiz<br />

Fazit: mit Daten zu Taten<br />

Fakt ist: Versicherungssysteme, die<br />

Aufgaben von gestern gelöst haben,<br />

werden morgen nur noch bed<strong>in</strong>gt dazu <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>. Denn sie beruhen auf<br />

veralteten Prozessen, Funktionalitäten<br />

und Technologien. Die Versicherungsunternehmen<br />

tun daher gut daran, die<br />

Zukunftsfitness ihrer heutigen Bus<strong>in</strong>ess-IT<br />

zu prüfen und ihren Handlungsbedarf<br />

auszuloten.<br />

Innovative, flexible Versicherungssysteme<br />

machen e<strong>in</strong>e Organisation effizienter,<br />

leistungsfähiger und reduzieren die<br />

operativen Risiken. Aber nicht nur das:<br />

Dank e<strong>in</strong>er verbesserten Dienstleistungsqualität<br />

erhöhen sie ebenfalls die Kundenorientierung<br />

und damit die Kundentreue.<br />

<strong>PwC</strong> Solution Delivery Center<br />

Mit dem Aufbau e<strong>in</strong>es Solution Delivery<br />

Center (SDC) hat <strong>PwC</strong> auf die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Versicherer im Kernversicherungsbereich<br />

reagiert. <strong>PwC</strong> führt im SDC ihre<br />

Erfahrung aus zahllosen E<strong>in</strong>führungen<br />

mo<strong>der</strong>ner Versicherungssysteme bei<br />

<strong>in</strong>ternationalen Kunden mit dem technologischen<br />

Wissen weltmarktführen<strong>der</strong><br />

Anbieter zusammen. Mit dem SDC<br />

profitieren die Versicherer von e<strong>in</strong>em<br />

globalen Know-how über Prozessoptimierung<br />

und Change Management. Dank <strong>der</strong><br />

Unterstützung <strong>der</strong> SDC-Experten können<br />

sie ihre Organisation effizient aufsetzen<br />

und führen, die Brücke von Front- zu<br />

Backoffice-Dienstleistungen schlagen,<br />

Innovationen nutzen, profitabel wachsen,<br />

ihre Kostenkontrolle ohne Erfolgsverluste<br />

verbessern und Risiken <strong>in</strong> Chancen<br />

verwandeln. Mit dem SDC hat <strong>PwC</strong> als<br />

erstes Beratungsunternehmen im<br />

deutschsprachigen Wirtschaftsraum e<strong>in</strong>en<br />

ganzheitlichen Ansatz zum Vorteil ihrer<br />

Versicherungskunden entwickelt.<br />

Welches waren für Sie die Auslöser, die Kernversicherungssysteme<br />

<strong>der</strong> Baloise zu erneuern?<br />

Unsere Treiber waren über alle Versicherungssysteme h<strong>in</strong>weg<br />

ähnlich: Zum e<strong>in</strong>en wollten wir unsere über Jahrzehnte gewachsenen,<br />

monolithischen Anwendungen, <strong>der</strong>en Erweiterbarkeit<br />

risikoreich und teuer geworden s<strong>in</strong>d, konsolidieren. Zum an<strong>der</strong>en<br />

sollten die fachlichen Prozesse vere<strong>in</strong>facht, vere<strong>in</strong>heitlicht und auf<br />

unser aktuelles Geschäftsmodell angepasst werden.<br />

Was waren Ihre konkreten Ziele?<br />

Auf <strong>der</strong> fachlichen Ebene e<strong>in</strong>e Standardisierung, Vere<strong>in</strong>fachung<br />

und Automatisierung <strong>der</strong> Prozesse. Kurz: mehr Kundenorientierung<br />

und Effizienz. Auf <strong>der</strong> technischen Seite g<strong>in</strong>g es darum, die<br />

Systemlandschaft zu vere<strong>in</strong>fachen, zeitgemässe, nachhaltig<br />

nutzbare Technologien e<strong>in</strong>zuführen und die Basis für das zukünftige<br />

Geschäft zu legen.<br />

Was erachten Sie beim Zusammenspiel von Kunde und Softwareanbieter<br />

als wichtig?<br />

Echte, symmetrische Partnerschaften, sowohl zwischen Kunde<br />

und Anbieter als auch zwischen Bus<strong>in</strong>ess und IT. Wichtig sche<strong>in</strong>t<br />

uns zudem, dass e<strong>in</strong> solches Projekt <strong>in</strong> kurzen Iterationen durchgeführt<br />

wird mit dem Ziel, früh Geschäftsnutzen zu realisieren:<br />

erste Funktionen raschmöglichst produktiv setzen und dann<br />

laufend optimieren und erweitern. So bleibt die Strecke absehbar,<br />

die Kosten kalkulierbar, die Betroffenen im Boot und die Umsetzung<br />

im Fluss.<br />

Make o<strong>der</strong> Buy: Welche Trends stellen Sie bei den Versicherern<br />

fest?<br />

In den letzten 20 Jahren war Buy ke<strong>in</strong> Thema. Seit fünf bis sieben<br />

Jahren zeigt sich jedoch e<strong>in</strong>e Tendenz zu Buy-Lösungen, zum Teil<br />

auch nur <strong>in</strong> Teilbereichen.<br />

Was me<strong>in</strong>en Sie zu Make, was zu Buy?<br />

Make-Projekte s<strong>in</strong>d nach wie vor notwendig, da <strong>in</strong> vielen Bereichen<br />

ke<strong>in</strong>e geeignete, qualitativ zufriedenstellende und nachhaltig<br />

betreibbare Buy-Lösungen existieren. Allerd<strong>in</strong>gs besteht die<br />

Gefahr, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong>s Uferlose wachsen, da ke<strong>in</strong>e<br />

Vorgabe existiert, an welcher man sich orientieren könnte.<br />

Standardprodukte machen dann S<strong>in</strong>n, wenn sie mit möglichst<br />

wenig Individualisierungen implementiert werden können, was<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis als äusserst anspruchsvoll erweist.<br />

Idealerweise verb<strong>in</strong>det man das Beste aus den zwei Welten o<strong>der</strong><br />

setzt auf standardisierte Frameworks o<strong>der</strong> «Halbfabrikate», welche<br />

<strong>in</strong>house an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong> 9


Dr. Isabelle Flückiger<br />

Senior Manager, F<strong>in</strong>ancial and<br />

Quantitative Modell<strong>in</strong>g and Risk<br />

Management<br />

+41 58 792 24 57<br />

isabelle.flueckiger@ch.pwc.com<br />

Thomas Hull<br />

Partner, Actuarial Services<br />

+41 58 792 25 10<br />

thomas.hull@ch.pwc.com<br />

Predictive<br />

Analytics<br />

Von <strong>der</strong> Zukunft lernen<br />

Treffsichere Zukunftsprognosen s<strong>in</strong>d oft erfolgsentscheidend,<br />

gerade <strong>in</strong> gesättigten Märkten. Mithilfe von Data<br />

Analytics und Predictive Analytics lassen sich aus Daten<br />

komplexe Zusammenhänge herstellen, Schlüssel<strong>in</strong>dikatoren<br />

für den Unternehmenserfolg herausschälen und <strong>der</strong>en<br />

Entwicklungen ausmachen. Vorausschauende Datenanalysen<br />

helfen den Verantwortungs- und Entscheidungsträgern, die<br />

Nase im W<strong>in</strong>d zu haben – und langfristig zu behalten.<br />

Je<strong>der</strong> weiss: Die Datenmengen explodieren, und die Computer<br />

werden immer cleverer. Was aber nur wenige wissen, ist, welche<br />

Informationen <strong>in</strong> Daten schlummern und wie diese zugänglich<br />

gemacht werden können. Genau da setzen Data Analytics und<br />

Predictive Analytics an.<br />

Von gestern bis übermorgen<br />

In Versicherungsunternehmen fallen Unmengen von Informationen<br />

an: aus dem Verkauf, dem Un<strong>der</strong>writ<strong>in</strong>g, <strong>der</strong> Policierung, dem<br />

Verlauf von Schäden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Buchhaltung o<strong>der</strong> Personalabteilung.<br />

Klassische Datenanalyse kommt schon seit Jahrzehnten im Bereich<br />

<strong>der</strong> Risikoklassifizierung und Tarifierung bei Versicherungen zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Gleich gestaltetes Verhalten <strong>der</strong> Risiken im eigenen<br />

Portfolio wird dabei vergangenheitsbasiert aufgespürt und zur<br />

Risikobestimmung benützt. Mit zunehmen<strong>der</strong> Speicher- und<br />

Rechenkapazität wurden die Analysen verfe<strong>in</strong>ert und Anwen-<br />

dungen <strong>in</strong> neuen Bereichen möglich. So führen die meisten Versicherungsunternehmen<br />

heute Analysen im Customer Relationship<br />

Management (CRM) durch und suchen mit mo<strong>der</strong>nen Tools und<br />

Data-M<strong>in</strong><strong>in</strong>g-Methoden nach bisher unbekannten Zusammenhängen.<br />

Auch Versicherungsbetrugsfälle werden vermehrt mit diesen<br />

Methoden erkannt. Das Ziel <strong>der</strong> Unternehmen ist jedoch, herauszuf<strong>in</strong>den,<br />

wie das Verhalten <strong>in</strong> Zukunft aussieht; etwa, welche<br />

Kunden abspr<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Produkt wechseln. Und<br />

natürlich das versicherte Risikos mittels Predictive Analytics immer<br />

noch genauer vorherzusagen. Wer die Zukunft am besten voraussagt,<br />

kann Risiken, Kosten und Ertrag optimieren. So erhält das<br />

Versicherungsunternehmen auf Basis se<strong>in</strong>er Daten e<strong>in</strong> umfassendes<br />

Wissen: über gestern, heute und übermorgen.<br />

Mit dem Problem starten<br />

Für den Versicherer steht am Anfang oft e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Frage: Wie<br />

kann ich Marktanteile gew<strong>in</strong>nen? Wird me<strong>in</strong> neues Produkt<br />

reüssieren? Warum wechseln Kunden zu Mitbewerbern? Wie<br />

spare ich Kosten? Wie optimiere ich me<strong>in</strong> Budget? Daraus ergeben<br />

sich die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Informationen, die das Unternehmen<br />

für aufschlussreiche Antworten braucht. Und diese Informationen<br />

existieren oft bereits <strong>in</strong> den vorhandenen Daten. Um sie zu<br />

erkennen, braucht es mo<strong>der</strong>ne Datenanalysen.<br />

Das Unternehmen soll also dort anfangen, wo es se<strong>in</strong>en grössten<br />

Handlungsbedarf sieht, sei dies beim Verwaltungskostensatz, <strong>der</strong><br />

Schadenbelastung o<strong>der</strong> den Prämiene<strong>in</strong>nahmen. Aber auch <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Bereichen gibt e<strong>in</strong>e Datenanalyse Antworten, so zum<br />

Beispiel bei <strong>der</strong> Rekrutierung. In <strong>der</strong> Assekuranz herrscht e<strong>in</strong><br />

dauern<strong>der</strong> Mangel an Fachkräften wie Aktuaren, Un<strong>der</strong>writern<br />

o<strong>der</strong> Product Managern. Die Rekrutierung solcher Talente kostet<br />

Geld. Mithilfe von Data und Predictive Analytics kann das Unternehmen<br />

se<strong>in</strong>e Personal- und Performance-Management-Daten<br />

durchleuchten. So erfährt es, welche Mitarbeiter die wichtigsten<br />

Talente s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> welche se<strong>in</strong>e Wertschöpfung verantworten – und<br />

wie es diese am besten halten kann. Die Analysen helfen auch im<br />

Talent-Management und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ressourcen- und Nachfolgeplanung.<br />

10<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong>


Vorsprung im Risikomanagement<br />

Die heutigen Herausfor<strong>der</strong>ungen im Risikomanagement beschränken<br />

sich nicht mehr nur klassisch auf die versicherten Risiken. Wer<br />

längerfristig die Profitabilität steigern will, muss zusätzlich die<br />

Produkt-, Vertriebs-, Prozess-, F<strong>in</strong>anz- und Personalrisiken<br />

optimieren. Die Erkenntnisse aus Predictive Analytics leisten<br />

unverzichtbare Dienste bei <strong>der</strong> Risikoerkennung und -beurteilung.<br />

Denn sie stellen wichtige Entscheidungsgrundlagen für die<br />

Unternehmensführung bereit:<br />

Segmentierung, Un<strong>der</strong>writ<strong>in</strong>g und E<strong>in</strong>preisung:<br />

Predictive Analytics zeigen die Art und das Entwicklungspotenzial<br />

von Kundensegmenten und <strong>der</strong>en Risiken auf. So<br />

kann <strong>der</strong> Versicherer die besten Risiken mit den richtigen Produkten<br />

angehen und diese optimal kalkulieren.<br />

Produktmix: Mit sogenanntem agentenbasiertem<br />

Modellieren (Agent Based Modell<strong>in</strong>g) lassen sich<br />

Marktsituationen modellhaft nachbauen und mit<br />

weiteren E<strong>in</strong>flussfaktoren und Expertenme<strong>in</strong>ungen anreichern.<br />

Die Erkenntnisse aus e<strong>in</strong>er solchen Szenarioplanung s<strong>in</strong>d gerade<br />

für die Chancen und Risiken von Neulancierungen o<strong>der</strong> für die<br />

Optimierung e<strong>in</strong>es bestehenden Produktmix wertvoll.<br />

Vertriebsmix: Mo<strong>der</strong>ne Datenanalysen stellen die<br />

Investitionen und damit die Kosten für bestehende o<strong>der</strong><br />

neue Vertriebskanäle und -prozesse den erwarteten E<strong>in</strong>nahmen und<br />

Risiken gegenüber. Risiken und Chancen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Vertriebskanäle,<br />

sogar e<strong>in</strong>zelner Agenturen, werden analysiert und vorhergesagt.<br />

Schadenentwicklung: Detaillierte Analysen machen<br />

sichtbar, welche Schäden wie stark wachsen und wo <strong>der</strong><br />

Versicherer mit geeigneten Massnahmen wie Case<br />

Management frühzeitig e<strong>in</strong>greifen soll. Für grössere Schäden, bei<br />

denen es zum Prozess kommt, erhält er zusätzlich zur Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong><br />

Rechtsexperten e<strong>in</strong>e genauere Vorhersage zum Ausgang von<br />

Gerichtsurteilen und kann mit Regressen o<strong>der</strong> Vergleichen<br />

reagieren.<br />

Kundenb<strong>in</strong>dung: Anhand von aussagekräftigen<br />

Mustern und Abhängigkeiten aus den Datenbeständen<br />

lässt sich ablesen, was das Unternehmen se<strong>in</strong>en (profitabeln)<br />

Kunden bieten muss, damit ihm diese treu bleiben. Ebenso wird<br />

deutlich, welche Kunden nicht bearbeitet werden müssen, da sie<br />

sowieso entwe<strong>der</strong> bleiben o<strong>der</strong> gehen. Und auch, auf welche<br />

Kunden das Unternehmen besser verzichtet.<br />

Cross Sell<strong>in</strong>g: Mit Data und Predictive Analytics wird<br />

klar, welche Produkte zu welchen Kunden passen und<br />

welche nicht. Manch kontra<strong>in</strong>tuitiver Trend zeigt sich erst<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Auswertung grosser Datenmengen.<br />

Stornierungsrisiken und Leakage-Effekte: Dank<br />

e<strong>in</strong>er gezielten Datenanalyse wird ersichtlich, welche<br />

Verträge erhöhte Verlustrisiken durch Stornierung o<strong>der</strong><br />

Betrug aufweisen.<br />

Zahlungs- und Mahnwesen: Erkennt das Unternehmen<br />

Kunden mit schlechter Zahlungsmoral frühzeitig,<br />

wird es mit klugen Fälligkeitsbestimmungen und<br />

gezielten Mahnungen Kosten sparen können. Bei Kunden mit<br />

guter Zahlungsmoral, jedoch sporadischen Zahlungsverzögerungen,<br />

kann an<strong>der</strong>erseits auf teure Mahnungen verzichtet werden.<br />

Personalrisiken: Im Personalwesen helfen Predictive<br />

Analytics, die Fluktuationsrate zu m<strong>in</strong>imieren und die<br />

Mitarbeiterleistung zu erhöhen. Der Suchmasch<strong>in</strong>enmulti<br />

Google zum Beispiel wendet vorausschauende Methoden schon<br />

seit e<strong>in</strong>igen Jahren erfolgreich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Talentmanagement an.<br />

Vom Wissen zur Strategie<br />

Interessanterweise gehen viele Risikomanagement-Aufgaben aus<br />

dem operativen Betrieb hervor und erhalten damit e<strong>in</strong>e strategische<br />

Komponente. Natürlich kann e<strong>in</strong> Unternehmen mit Predictive<br />

Analytics auch re<strong>in</strong>e Strategiethemen anpacken. Märkte, Konsumenten,<br />

Behörden, Mitbewerber – auch für solche Faktoren lassen<br />

sich datenbasierte Szenarien modellieren und Strategien ableiten.<br />

Wichtig dabei ist, dass die Entscheidungsträger <strong>in</strong>tensiv am<br />

Aufbau <strong>der</strong> Modelle beteiligt und sämtliche Betroffenen <strong>in</strong>volviert<br />

s<strong>in</strong>d. Denn nur so setzen alle die neuen E<strong>in</strong>sichten gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Im Versicherungswesen muss die Unternehmensleitung ihre<br />

Strategien immer stärker risikobasiert gestalten. So will es<br />

Solvency II bzw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz <strong>der</strong> Schweizer Solvenztest.<br />

Mo<strong>der</strong>nes, <strong>in</strong>tegriertes Risikomanagement verknüpft Analysen<br />

von Datenbeständen mit Modellierungen und erarbeitet Schlüsselszenarien.<br />

Die Entscheidungen <strong>der</strong> Unternehmensleitung<br />

bee<strong>in</strong>flussen das operative Geschäft; und die Erkenntnisse<br />

erneuter Risikoanalysen fliessen zurück <strong>in</strong> den Entscheidungsprozess<br />

– so das Idealbild. In <strong>der</strong> Realität besteht <strong>in</strong> Versicherungsunternehmen<br />

bei diesem ganzheitlichen, zyklischen Vorgehen jedoch<br />

noch Entwicklungspotenzial.<br />

Lösungen – so vielseitig wie Ansprüche<br />

Was <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en daten<strong>in</strong>tensiven Branchen schon fast zum Alltag<br />

gehört, ist für die Assekuranz noch weitgehend Neuland. Die<br />

Integration von Predictive Analytics im Versicherungsunternehmen<br />

ist so vielfältig wie die Fragestellungen und Anwendungsbereiche –<br />

und so umfassend wie die Daten: Von <strong>der</strong> ausgelagerten Analyse<br />

eigener Datenbestände über die Vorkonfiguration bestehen<strong>der</strong><br />

Programmkomponenten bis zur massgeschnei<strong>der</strong>ten Eigenentwicklung<br />

mit fundierter Anwen<strong>der</strong>schulung ist alles möglich. Oft werden<br />

für verschiedene Bereiche verschiedene Lösungen gewählt.<br />

Während im Un<strong>der</strong>writ<strong>in</strong>g- und CRM-Bereich häufig eigene Teams<br />

mit massgeschnei<strong>der</strong>ten Lösungen aktiv s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> – mit o<strong>der</strong> ohne<br />

Unterstützung – aufgebaut werden, werden die Analysen <strong>in</strong><br />

Bereichen des Produkt- und Vertriebs-Mix o<strong>der</strong> im HR-Bereich oft<br />

ausgelagert. Predictive-Analytics-Berater unterstützen die Unternehmen<br />

auf Wunsch auch vor Ort, damit diese die gewählte Lösung<br />

umsetzen und das firmeneigene Know-how aufbauen können.<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong> 11


Eigenes und fremdes Wissen nötig<br />

Softwarelösungen für Data und Predictive Analytics existieren seit<br />

vielen Jahren auf dem Markt. Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>führung<br />

immer noch relativ komplex. Produktives Anwenden von Predictive<br />

Analytics bed<strong>in</strong>gt zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> tiefes mathematisches und<br />

statistisches Verständnis. Dieses lässt sich entwe<strong>der</strong> rekrutieren o<strong>der</strong><br />

für bestimmte Fragestellungen extern e<strong>in</strong>kaufen. Zum an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d<br />

aber auch Kenntnisse und Erfahrungen im eigenen Geschäft und <strong>in</strong><br />

Bezug auf den Markt nötig; hier s<strong>in</strong>d die Versicherer selbst gefor<strong>der</strong>t.<br />

Das liebe Geld<br />

Der Erfolg von Predictive Analytics muss nicht mit e<strong>in</strong>em Paukenschlag<br />

gel<strong>in</strong>gen. Der Versicherer soll ihn <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Schritten<br />

angehen und damit die Kosten <strong>in</strong> Schach halten. Viele Unternehmer<br />

setzen Data und Predictive Analytics heute mit Big Data gleich, und<br />

Big Data mit «Big Costs». Dabei benötigen Data und Predictive<br />

Analytics meist ke<strong>in</strong>e spezielle Infrastruktur. Auch braucht es nicht<br />

grosse Mengen von Daten, um Analysen durchzuführen. Die meisten<br />

unternehmenseigenen Daten können auf normalen Computern<br />

analysiert werden. Predictive-Analytics-Projekte werden <strong>in</strong> machund<br />

zahlbare Etappen geglie<strong>der</strong>t. So behält <strong>der</strong> Versicherer die<br />

Kosten im Griff und kann das Projekt ohne Investitionsverlust<br />

je<strong>der</strong>zeit stoppen. Denn sollten ihm se<strong>in</strong>e Daten ke<strong>in</strong>e brauchbaren<br />

Resultate liefern – weil ke<strong>in</strong>e geschäftsrelevanten Zusammenhänge<br />

bestehen o<strong>der</strong> gewisse Daten fehlen –, weiss er zum<strong>in</strong>dest, welche<br />

Inhalte er für aussagekräftige Ergebnisse brauchte.<br />

Mut zur Tücke<br />

Die grösste Herausfor<strong>der</strong>ung von Predictive Analytics liegt häufig<br />

dar<strong>in</strong>, die gewonnenen Erkenntnisse erfolgreich <strong>in</strong> die Geschäftspraxis<br />

zu übertragen. Denn: Neue Ansätze bed<strong>in</strong>gen nicht nur<br />

neue Investitionen, son<strong>der</strong>n auch neue Denkmuster. Wer also<br />

Analysen durchführt, muss die Resultate auch nutzen wollen.<br />

An<strong>der</strong>e Branchen, so etwa <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelhandel o<strong>der</strong> die Nicht-Leben-<br />

Versicherungen <strong>in</strong> den USA und UK, praktizieren Data und<br />

Predictive Analytics seit Jahren und haben ihre Margen damit<br />

deutlich hochgefahren. Das Denken dieser Firmen ist bestimmt<br />

vom Willen, sich beharrlich zu verbessern. Und vor allem suchen<br />

sie die Vorteile dort, wo sich noch welche f<strong>in</strong>den lassen; wenn<br />

Märkte gesättigt, Kunden träge und Produkte austauschbar s<strong>in</strong>d.<br />

Neu denken, neu agieren<br />

Predictive Analytics gibt den Unternehmen e<strong>in</strong> starkes Werkzeug<br />

<strong>in</strong> die Hand. Denn gerade <strong>in</strong> gesättigten Branchen wie <strong>der</strong><br />

Assekuranz zeigen vorausschauende Methoden den zukünftigen<br />

Handlungsspielraum für Wachstum und Effizienzsteigerung auf.<br />

So kann <strong>der</strong> Versicherer wahrsche<strong>in</strong>liche Entwicklungen <strong>in</strong> und<br />

um se<strong>in</strong> Unternehmen nachvollziehbar vorhersagen und daraus<br />

besser abgestützte Entscheidungen ableiten.<br />

Predictive Analytics ist schliesslich auch e<strong>in</strong>e Auffor<strong>der</strong>ung, sich<br />

nicht nur regulatorisch, son<strong>der</strong>n vor allem auch operativ zu verbessern.<br />

Im Gegensatz zur Bankenwelt ist die <strong>Versicherungsbranche</strong><br />

(noch) nicht komplett durchreguliert. Das lässt ihr Freiheiten, die<br />

sie auskosten sollte, bevor es <strong>der</strong> Gesetzgeber tut – o<strong>der</strong> die<br />

Konkurrenz.<br />

Schöne<br />

neue<br />

Datenwelt<br />

Agent Based Modell<strong>in</strong>g:<br />

Agentenbasierte Modellierung<br />

ist e<strong>in</strong>e Modellierungs- und<br />

Simulationsmethode, die<br />

<strong>in</strong>dividuenzentriert aufgebaut<br />

ist. Dies bedeutet: Im Modell<br />

gibt es zentrale Agenten, die <strong>in</strong><br />

nichttrivialer Weise <strong>in</strong>teragieren<br />

und dadurch das Verhalten<br />

des Systems, z. B. e<strong>in</strong>es Marktes,<br />

bestimmen.<br />

Big Data: Big Data ist e<strong>in</strong><br />

Begriff, <strong>der</strong> für sehr grosse<br />

Datenmengen verwendet<br />

wird. Diese können nicht mehr<br />

mit herkömmlichen Datenspeichern<br />

und -verarbeitungsmitteln<br />

bearbeitet werden. Sie<br />

zeichnen sich durch schnell<br />

än<strong>der</strong>nde Informationen und<br />

meist sehr <strong>in</strong>homogene und<br />

unstrukturierte Daten<strong>in</strong>formationen<br />

aus. Das klassische<br />

Beispiel s<strong>in</strong>d Datensätze aus<br />

dem Social-Network-Bereich.<br />

Data Analytics: Data<br />

Analytics untersucht Daten mit<br />

dem Zweck <strong>der</strong> Erkenntnisgew<strong>in</strong>nung<br />

über die dar<strong>in</strong><br />

Summary <strong>in</strong> English<br />

enthaltenen Informationen<br />

und zieht kausale Schlussfolgerungen<br />

daraus. Im Zentrum<br />

steht dabei die sogenannte<br />

Inferenz, d. h. das Überprüfen<br />

von bereits bekannten o<strong>der</strong><br />

vermuteten Hypothesen. Oft<br />

wird Data Analytics auch als<br />

Oberbegriff für alle datenanalytischen<br />

Vorgehen und<br />

Methoden verwendet.<br />

Data M<strong>in</strong><strong>in</strong>g: Data M<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

versucht durch systematisches<br />

Anwenden von primär<br />

statistischen Methoden, neue,<br />

bisher unbekannte Muster <strong>in</strong><br />

Daten zu f<strong>in</strong>den. Im Mittelpunkt<br />

steht dabei nicht,<br />

kausale Schlussfolgerungen<br />

zu ziehen, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

«versteckte» und nicht bekannte<br />

Beziehungen von Informationen<br />

und Eigenschaften<br />

herzustellen und diese zu<br />

nutzen.<br />

Predictive Analytics:<br />

Predictive Analytics umfasst<br />

Methoden aus den Bereichen<br />

Data Analytics und Data<br />

M<strong>in</strong><strong>in</strong>g, aber auch aus an<strong>der</strong>en<br />

Modellierungsbereichen wie z.<br />

B. Systemmodellierungen, um<br />

zukünftige Trends und<br />

Verhalten vorherzusagen und<br />

diese zu nutzen.<br />

Learn<strong>in</strong>g from the future<br />

Accurate forecasts are frequently a crucial success factor, especially<br />

<strong>in</strong> saturated markets. With the aid of Data Analytics and<br />

Predictive Analytics, complex <strong>in</strong>terrelationships can be m<strong>in</strong>ed<br />

from huge amounts of raw data, key corporate success <strong>in</strong>dicators<br />

crystallised and their trends identified. Predictive data analyses<br />

help responsibles and decision-makers keep their nose to the<br />

w<strong>in</strong>d – permanently. But the success of Predictive Analytics need<br />

not be debuted with a drum roll. A better way is to divide a<br />

Predictive Analytics project <strong>in</strong>to doable and payable stages. In<br />

most <strong>in</strong>stances, special <strong>in</strong>frastructure is not even needed to<br />

achieve the desired results.<br />

12<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong>


Julia Unkel von <strong>PwC</strong> Deutschland im Interview über Solvency II<br />

Heute starten,<br />

morgen durchstarten!<br />

Solvency II wird die aufsichtsrechtlichen Strukturen und<br />

das Risikomanagement <strong>der</strong> Versicherungsunternehmen <strong>in</strong><br />

Europa grundlegend verän<strong>der</strong>n. Nun verzögert sich das<br />

Inkrafttreten des Regelwerks erneut – und zwar bis m<strong>in</strong>destens<br />

2016. Damit steht e<strong>in</strong>e Übergangsphase an, welche<br />

die Unternehmen nicht als Verschnaufpause, son<strong>der</strong>n zum<br />

Warmlaufen nutzen sollten. Denn wer den künftigen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

schon heute im Geschäftsalltag Rechnung<br />

trägt, kann <strong>der</strong>en klaren Mehrwert für e<strong>in</strong>e weitsichtige<br />

Unternehmenssteuerung früher nutzen.<br />

Summary <strong>in</strong> English<br />

Solvency II: Ready, set, go!<br />

Solvency II requires an<br />

extensive rework of <strong>in</strong>surers’<br />

supervisory structures and risk<br />

management activities. But this<br />

new regulation also has its<br />

advantages: through a volatility-driven<br />

market value view,<br />

scenario plann<strong>in</strong>g and stress<br />

tests, decision-makers ga<strong>in</strong> a<br />

completely new and more<br />

holistic grasp of the company’s<br />

development. Go<strong>in</strong>g forward,<br />

they will have not just the<br />

quantitative but also the<br />

qualitative aspects at their<br />

disposal. However, the new<br />

rules will now enter <strong>in</strong>to force<br />

only <strong>in</strong> 2016 at the earliest.<br />

Thus a transition phase has<br />

opened up, which <strong>in</strong>surers<br />

should not use as time for a<br />

breather but <strong>in</strong>stead as a<br />

warm-up for the next lap – because<br />

those who today take a<br />

pragmatic, prudent approach to<br />

the issue will benefit earlier<br />

from the added value.<br />

Solvency II tritt nun später als erwartet<br />

<strong>in</strong> Kraft. Warum diese Verschiebung?<br />

Das hat unter an<strong>der</strong>em auch politische<br />

Gründe: Es stehen Wahlen des Europa-<br />

Parlaments sowie Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

europäischen Gremien an, was sich auch<br />

auf den Umsetzungsfahrplan dieses<br />

Regelwerks auswirkt. Es tritt voraussichtlich<br />

frühestens per 1. Januar 2016 <strong>in</strong> Kraft.<br />

Für das Risikomanagement <strong>der</strong> Unternehmen<br />

kommt die neuerliche Verschiebung<br />

ungelegen, da die Anfor<strong>der</strong>ungen für die<br />

Umsetzung hier grundsätzlich klar s<strong>in</strong>d<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion zum<strong>in</strong>dest nicht<br />

mehr von grossen Bedenken die Rede ist.<br />

Welchen E<strong>in</strong>fluss hat das auf die<br />

heutigen Projektpläne <strong>der</strong> Unternehmen?<br />

Da gibt es verschiedene Tendenzen: Viele<br />

Versicherer halten an ihrem Rollout fest<br />

und nutzen die Zeit ab Mitte 2014 zum<br />

Testen. An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um haben für den<br />

Startschuss 2014 bisher mit Übergangslösungen<br />

gearbeitet, die sie nun am Ziel -<br />

bild 2016 ausrichten, und entsprechend<br />

überarbeiten sie ihre Projektpläne.<br />

Natürlich gibt es auch Firmen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Umsetzung noch nicht sehr weit s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Prioritäten haben. Wichtig sche<strong>in</strong>t<br />

uns, dass die Unternehmen jetzt nicht<br />

Pause machen, son<strong>der</strong>n die Übergangszeit<br />

s<strong>in</strong>nvoll für die Hauptprobe – also den<br />

realen Geschäftsalltag – nutzen. Dazu<br />

werden sie schliesslich auch mit den <strong>der</strong>zeit<br />

diskutierten Interim Measures von EIOPA<br />

angehalten, <strong>der</strong>en Inhalte voraussichtlich<br />

ab dem 1. Januar 2014 nach und nach<br />

umzusetzen s<strong>in</strong>d.<br />

Wie gut s<strong>in</strong>d die Unternehmen <strong>in</strong><br />

Deutschland und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz auf<br />

Solvency II vorbereitet?<br />

Grundsätzlich gut, das zeigen die bisherigen<br />

und die laufenden Quantitative Impact<br />

Assessments. Trotzdem bestehen zahlreiche<br />

Lücken: Noch s<strong>in</strong>d die neuen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

nicht überall zu 100 Prozent<br />

durchgetestet, viele Solvency-II-Lösungen<br />

s<strong>in</strong>d nicht fit fürs Tagesgeschäft. Die<br />

Versicherer müssen die neuen Prozesse zum<br />

Beispiel zur Ermittlung <strong>der</strong> Eigenmittel<br />

bzw. Aufstellung <strong>der</strong> Solvabilitätsübersicht,<br />

Berechnung <strong>der</strong> Standardformel o<strong>der</strong> zum<br />

Report<strong>in</strong>g zuerst <strong>in</strong> ihren Regelbetrieb<br />

überführen und Schnittstellen automatisieren.<br />

Aber auch im Bereich Risikomanagement,<br />

wo die Unternehmen grundsätzlich<br />

aufgrund <strong>der</strong> MaRisk VA <strong>in</strong> Deutschland<br />

schon recht weit s<strong>in</strong>d, müssen Prozesse<br />

überarbeitet werden, um zum e<strong>in</strong>en neue<br />

quantitative Aspekte zu <strong>in</strong>tegrieren und<br />

zum an<strong>der</strong>en die Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

eigene Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung<br />

(sogenannte ORSA/Own Risk and Solvency<br />

Assessment) <strong>in</strong> vorhandenen Risikomanagementprozessen<br />

zu <strong>in</strong>tegrieren. Da<br />

bleibt noch e<strong>in</strong>iges zu tun.<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong> 13


Welche Bedeutung und Folgen hat die<br />

aktuelle F<strong>in</strong>anzmarktsituation für die<br />

Versicherungen?<br />

Zum e<strong>in</strong>en liegt das Z<strong>in</strong>sniveau für<br />

Lebensversicherungen sehr tief. Darum legt<br />

man auch grossen Wert auf die Auswertung<br />

des Anfang 2013 durchgeführten Impact<br />

Assessments für langfristige Garantien. Die<br />

aktuelle F<strong>in</strong>anzmarktsituation wirkt sich<br />

zudem auf die Investmentmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Versicherungsunternehmen aus.<br />

Gerade <strong>in</strong> Deutschland existieren dazu<br />

recht starre Regeln unter Solvency I.<br />

Solvency II wird die Situation hier grundlegend<br />

verän<strong>der</strong>n, mit Vor- und Nachteilen.<br />

Die weitere Verschiebung kann hier auch<br />

dazu führen, dass gegebenenfalls angedachte<br />

Neuerungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Investmentpolitik<br />

verschoben werden müssen.<br />

Julia Unkel<br />

Partner, Risk & Regulation/<br />

Wirtschaftsprüfung<br />

+49 69 9585 26 67<br />

julia.unkel@de.pwc.com<br />

14<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong><br />

Was bedeutet die Risiko- und Pr<strong>in</strong>zipienorientierung<br />

für die Unternehmen?<br />

In erster L<strong>in</strong>ie br<strong>in</strong>gt sie e<strong>in</strong>e grössere<br />

Flexibilität – aber auch e<strong>in</strong>e Verpflichtung<br />

zu starker Eigenverantwortung. Denn e<strong>in</strong><br />

Versicherungsunternehmen muss se<strong>in</strong><br />

Risikoprofil unter dem neuen Aufsichtsregime<br />

sauber herleiten, sich damit<br />

nachvollziehbar ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen und<br />

begründen. An<strong>der</strong>s als e<strong>in</strong> regelbasierter<br />

Ansatz enthält Solvency II ke<strong>in</strong>e starren<br />

Vorschriften, son<strong>der</strong>n bildet e<strong>in</strong> pr<strong>in</strong>zipienorientiertes<br />

Regelwerk. Dieses bietet<br />

Interpretations- und Handlungsspielraum,<br />

den jedes Unternehmen für sich sorgfältig<br />

analysieren, abwägen und sehr bewusst<br />

<strong>in</strong>dividuell<br />

«Wichtig ist, dass die<br />

Unternehmen jetzt<br />

nicht Pause machen,<br />

son<strong>der</strong>n die Übergangszeit<br />

s<strong>in</strong>nvoll<br />

nutzen.»<br />

ausgestalten muss. Der Paradigmenwechsel<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> aufsichtsrechtlichen Orientierung<br />

darf also nicht zur allgeme<strong>in</strong>en<br />

Vere<strong>in</strong>fachung missbraucht werden,<br />

<strong>in</strong>dem sich e<strong>in</strong> Unternehmen se<strong>in</strong>er<br />

Risikoverantwortung entzieht, sobald<br />

e<strong>in</strong>e Regel zu komplex o<strong>der</strong> zu aufwendig<br />

ersche<strong>in</strong>t.<br />

Inwiefern bee<strong>in</strong>flusst Solvency II die<br />

Geschäftsstrategie und -steuerung?<br />

Solvency II liefert den Versicherern e<strong>in</strong>en<br />

ganz klaren Mehrwert: Der Vorstand<br />

erhält durch die volatilitätsgetriebene<br />

Marktwertsicht, den Szenarioansatz und<br />

die Stresstests e<strong>in</strong>e völlig neue, <strong>in</strong>tegralere<br />

und weitsichtigere Perspektive auf die<br />

Unternehmensentwicklung. An<strong>der</strong>s als<br />

beim eher buchwertorientierten Pr<strong>in</strong>zip<br />

von Solvency I stehen den Entscheidungsträgern<br />

neu neben quantitativen auch<br />

qualitative Aspekte zur Verfügung. Zudem<br />

verlangen die Meldewesen- und Offenlegungspflichten<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Zahlenlandschaft,<br />

die für viele allerd<strong>in</strong>gs noch<br />

e<strong>in</strong>en systemtechnischen Albtraum<br />

darstellt. Aber eigentlich treibt sie e<strong>in</strong>e<br />

Systematisierung voran, die für die<br />

Steuerungsimpulse und Strategieentscheide<br />

sehr wertvoll ist. Dies gilt übrigens auch<br />

ganz str<strong>in</strong>gent für die gesamtheitliche<br />

Sicht auf e<strong>in</strong>e Versicherungsgruppe. Der<br />

Vorstand e<strong>in</strong>es Versicherungsunternehmens<br />

tut gut daran, sich mit dem teilweise<br />

nicht auf den ersten Blick erkennbaren<br />

Mehrwert von Solvency II für die Unternehmenssteuerung<br />

tiefer zu befassen.<br />

Inwiefern wird sich mit Solvency II das<br />

Risikomanagement <strong>der</strong> Unternehmen<br />

verän<strong>der</strong>n?<br />

Das dürfte von Land zu Land variieren,<br />

denn unter Solvency I bestand ke<strong>in</strong>e<br />

Harmonisierung fürs Risikomanagement.<br />

In Deutschland zum Beispiel haben die<br />

MaRisk VA schon vieles im S<strong>in</strong>ne von<br />

Solvency II realisiert. Der Kern <strong>der</strong>


Verän<strong>der</strong>ung von Solvency II liegt auf e<strong>in</strong>er<br />

breiteren Risikoanalyse und -bewertung.<br />

Mit den Daten aus Säule I liegen neue<br />

Bewertungsgrundlagen vor, gerade für<br />

Unternehmen, die noch ke<strong>in</strong>e durchgängige<br />

Quantifikation ihrer Risiken vorgenommen<br />

hatten, son<strong>der</strong>n bisher für die<br />

Risikoanalyse vor allem Expertenschätzungen<br />

und bezogen auf E<strong>in</strong>zelrisiken übliche<br />

Bewertungsmethoden herangezogen<br />

haben. ORSA – die unternehmenseigene<br />

Risiko- und Solvabilitätsüberwachung –<br />

führt darüber h<strong>in</strong>aus zu e<strong>in</strong>em Blick auf die<br />

Risikolandschaft entlang des Geschäftsplanungshorizonts<br />

und verlangt durch<br />

Szenarioansätze und Projektionen e<strong>in</strong>en<br />

umfassen<strong>der</strong>en Blick auf die Risikolage des<br />

Unternehmens.<br />

Mit Solvency II wird zukünftig das<br />

Ausarbeiten e<strong>in</strong>er angemessenen und<br />

nachvollziehbaren Risikostrategie<br />

erfor<strong>der</strong>lich, die sich unternehmens<strong>in</strong>dividuell<br />

an e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>nvollen, mehrjährigen<br />

Zeithorizont zu orientieren hat. Dies wird<br />

sich stark nach <strong>der</strong> Art des betriebenen<br />

Versicherungsgeschäfts richten – fünf bis<br />

sieben Jahre für die Lebensversicherer, für<br />

Nichtleben-Unternehmen s<strong>in</strong>d es ca. drei<br />

Jahre. Die Anfor<strong>der</strong>ungen an Stresstestanalysen<br />

und Szenarien liefern wertvolle<br />

Informationen zur Prognose, wie sich<br />

Annahmen verän<strong>der</strong>n, welche Aspekte<br />

dabei zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d, welche<br />

Möglichkeiten und Konsequenzen für die<br />

«Solvency II för<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>nvolles Wirtschaften<br />

und ermöglicht e<strong>in</strong>en angemessenen Weitblick<br />

auf Risiken und Eigenkapitalbedarf.»<br />

weitere Entwicklung bestehen und<br />

schliesslich, welche Massnahmen <strong>der</strong><br />

Risikom<strong>in</strong>imierung o<strong>der</strong> Eigenkapitalzufuhr<br />

nötig werden.<br />

Funktionieren die neuen Regelungen<br />

auch für kle<strong>in</strong>e Versicherungen?<br />

Ja. Solvency II sieht Vere<strong>in</strong>fachungen für<br />

weniger komplexe Geschäftsmodelle und<br />

Risikoprofile vor. Trotzdem müssen auch<br />

kle<strong>in</strong>e Versicherer ihr Risikomanagement<br />

solide aufsetzen und untermauern.<br />

Welche weiteren <strong>in</strong>ternationalen<br />

Entwicklungen hängen mit Solvency II<br />

zusammen, und wie wirken sich diese<br />

auf Europa aus?<br />

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das<br />

Versicherungswesen EIOPA diskutiert mit<br />

diversen Drittstaaten vor allem aus<br />

Südamerika und Asien über Äquivalentsysteme,<br />

die diese entwickeln wollen,<br />

damit sie von Europa anerkannt werden.<br />

Mit ComFrame f<strong>in</strong>det ausserdem e<strong>in</strong>e<br />

umfassende Debatte mit den USA statt, die<br />

stark <strong>in</strong> Richtung Solvency II tendiert.<br />

Allen geme<strong>in</strong>sam ist e<strong>in</strong> Abstimmungsund<br />

Annäherungsbedarf. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches,<br />

übergreifendes globales System wird<br />

es allerd<strong>in</strong>gs nach me<strong>in</strong>er persönlichen<br />

Ansicht mittelfristig nicht geben.<br />

IFRS 4 versus Solvency II: Wo ergänzen<br />

sich die beiden Regulierungen, wo<br />

wi<strong>der</strong>sprechen o<strong>der</strong> konkurrenzieren<br />

sie sich?<br />

Das s<strong>in</strong>d zwei völlig unterschiedliche<br />

Regulierungsansätze mit unterschiedlichen<br />

Stakehol<strong>der</strong>n und unterschiedlichen<br />

Zielen. IFRS 4 spiegelt die Kapitalmarktperspektive,<br />

Solvency II die Aufsichtsperspektive.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wirken sie sich <strong>in</strong> vielen<br />

Aspekten auf dieselben Bereiche im<br />

Unternehmen aus. So basieren sie auf<br />

ähnlichen Grundlagen wie zum Beispiel<br />

den Cashflow-Projektionen, die ähnliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Abbildung <strong>in</strong> den<br />

IT-Systemen haben.<br />

Welche Fragen hören Sie als Solvency-II-<br />

Expert<strong>in</strong> von den Entscheidungsträgern<br />

am häufigsten?<br />

Am meisten beschäftigt die Industrie die<br />

Priorisierung bei <strong>der</strong> Umsetzung: Was<br />

sollen wir <strong>in</strong> den nächsten zwei Jahren <strong>in</strong><br />

welcher Reihenfolge tun, was sollen wir<br />

verschieben bzw. erstmal weglassen? Wie<br />

können wir die Zeit bis zum Inkrafttreten<br />

s<strong>in</strong>nvoll nutzen?<br />

Gesamtansatz<br />

Solvency II<br />

Solvency II for<strong>der</strong>t<br />

e<strong>in</strong>e ganzheitliche<br />

Perspektive und<br />

bedeutet e<strong>in</strong>e<br />

tief greifende<br />

Neukonzeption<br />

<strong>der</strong> aufsichtsrechtlichen<br />

Strukturen e<strong>in</strong>es<br />

Versicherungsunternehmens.<br />

Aufsichtsrechtliches Meldewesen/Veröffentlichungen<br />

Öffentlicher<br />

Bericht<br />

(SFCR)<br />

und<br />

Aufsichts -<br />

rechtlicher<br />

Bericht<br />

(RSR)<br />

Term<strong>in</strong>e und<br />

Fristen<br />

Genehmigungsverfahren und aufsichtsrechtlicher Dialog<br />

Prozesse, Kontrollen, Daten, IT<br />

Prozess- und<br />

IT-Landschaft<br />

Datenricht -<br />

l<strong>in</strong>ie<br />

Ablauforganisation<br />

Datenqualität<br />

Datensicherheit<br />

Governance & risikostrategischer Rahmen<br />

Organisations -<br />

aufbau<br />

Funktionen<br />

Fit & Proper<br />

Risikostrategie<br />

ORSA<br />

Kapital -<br />

allokation<br />

Limit -<br />

system<br />

Riskokontroll -<br />

prozess<br />

Risikobericht<br />

Kapitalanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Ermittlung<br />

SCR und MCR<br />

Nutzung<br />

<strong>in</strong>terner<br />

Modelle<br />

Solvabilitätsbilanz<br />

und Eigenmittel<br />

Bewertung Assets & Liabilities<br />

Ermittlung SCR<br />

auf Gruppenebene<br />

Ermittlung<br />

Eigenmittel<br />

Geschäftsstrategie, Geschäftssteuerung<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong> 15


Welche Vorteile können die Versicherungsunternehmen<br />

aus Solvency II<br />

ziehen?<br />

Solvency II för<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>nvolles Wirtschaften<br />

und ermöglicht e<strong>in</strong>en angemessenen<br />

Weitblick auf Risiken und Eigenkapitalbedarf.<br />

Mit den neuen Aufsichtsregelungen<br />

kann e<strong>in</strong> Versicherer se<strong>in</strong>en Stakehol<strong>der</strong>n<br />

beweisen, dass er se<strong>in</strong> Geschäft angemessen<br />

und mit Weitsicht fährt.<br />

Was raten Sie e<strong>in</strong>em Versicherungsunternehmen<br />

heute im H<strong>in</strong>blick auf<br />

Solvency II?<br />

Es soll jetzt mit <strong>der</strong> Umsetzung starten und<br />

das Thema pragmatisch und mit Augenmass<br />

angehen. Für das Risikomanagement<br />

stehen die grundlegenden Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

fest, die laufende Diskussion betrifft nur<br />

noch die Details, die jedoch nach me<strong>in</strong>er<br />

Ansicht im schlimmsten Fall nachgelagert<br />

geän<strong>der</strong>t werden können und <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />

Verhältnis zu e<strong>in</strong>em zu späten Beg<strong>in</strong>n<br />

stehen. Die Versicherer s<strong>in</strong>d also gut<br />

beraten, wenn sie ihre Lösung schon heute<br />

schrittweise <strong>in</strong> den Regelbetrieb überführen<br />

und den Unebenheiten des Geschäftsalltags<br />

anpassen. So merken sie bald, wo<br />

sie noch effizienter werden können, zum<br />

Beispiel bei Datenlieferprozessen. Das<br />

neue Zeitfenster bis zum Inkrafttreten <strong>der</strong><br />

Regelung ist also e<strong>in</strong>e willkommene<br />

Chance für die Umsetzung und nötige<br />

Optimierung <strong>in</strong> den Alltagsprozessen.<br />

Wenn es dann ernst wird, kann das<br />

Unternehmen die Sache richtig verankern<br />

und <strong>in</strong>tegriert betrachten, also auch mit<br />

an<strong>der</strong>en Unternehmensbereichen<br />

abstimmen und die diversen <strong>in</strong>ternen<br />

Ansprechgruppen e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den. Dann wird<br />

es schliesslich vom Mehrwert des Regelwerks<br />

profitieren können.<br />

Solvency II auch<br />

für unterwegs<br />

Jetzt QR Code scannen<br />

und Solvency II App<br />

herunterladen.<br />

blogs.pwc.de/solvency-2<br />

Solvency II: Letzte Entwicklungen<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass sich die Anwendbarkeit<br />

<strong>der</strong> Solvency-II-Richtl<strong>in</strong>ie voraussichtlich verzögern<br />

wird (erwähnt wird <strong>der</strong> 1.1.2016), hat die EIOPA<br />

Konsultationen zu Richtl<strong>in</strong>ien zur Vorbereitung von<br />

Solvency II erlassen. Diese Richtl<strong>in</strong>ien richten sich vor<br />

allem an EU-Mitgliedstaaten, s<strong>in</strong>d aber auch für<br />

Schweizer Versicherungsgesellschaften relevant. Mit<br />

diesen Richtl<strong>in</strong>ien bezweckt EIOPA unter an<strong>der</strong>em,<br />

den Versicherungsgesellschaften bereits heute die<br />

Möglichkeit zu geben, sich auf die bevorstehenden<br />

Regulatorien vorzubereiten. Diese Richtl<strong>in</strong>ien decken<br />

folgende Bereiche ab:<br />

• System of Governance<br />

• «Forward Look<strong>in</strong>g Assessment» <strong>der</strong> Risiken, denen<br />

Versicherungen ausgesetzt s<strong>in</strong>d<br />

• Report<strong>in</strong>g an nationale Aufsichtsbehörden<br />

• Prä-Genehmigungsprozesse für <strong>in</strong>terne Modelle<br />

Solvency II <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

Solvency II ist zwar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz nicht direkt<br />

anwendbar. Dennoch beschäftigen sich Schweizer<br />

Versicherungsgruppen mit EU-Filialen vertieft mit<br />

Solvency-II-Implementierungsarbeiten. E<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit den EIOPA-Richtl<strong>in</strong>ien ist deshalb<br />

empfehlenswert.<br />

Säule I: Vorapplikation (<strong>in</strong>ternes Modell)<br />

Da es sich um ke<strong>in</strong>e formelle Anfor<strong>der</strong>ung von<br />

Solvency II handelt, ist es ausschliesslich e<strong>in</strong>e gute<br />

Möglichkeit für Versicherungsunternehmen, sich<br />

optimal auf Solvency II vorzubereiten.<br />

Säule II: Own Risk and Solvency Assessment<br />

ORSA<br />

Die provisorischen Richtl<strong>in</strong>ien basieren auf EIOPAs<br />

f<strong>in</strong>alem Report über ORSA, zielen aber nicht wie<br />

dieser auf alle wesentlichen Risikokomponenten,<br />

son<strong>der</strong>n nur auf die zukünftigen ab.<br />

Säule III: Report<strong>in</strong>g<br />

Unter <strong>der</strong> Interimslösung müssen die Versicherer ab<br />

2015 quartalsweise und jährlich rapportieren. Damit<br />

will EIOPA sicherstellen, dass die Versicherungsunternehmen<br />

Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> ihre Systeme<br />

laufend implementieren und sich damit für e<strong>in</strong><br />

regelmässiges Report<strong>in</strong>g fit machen. Für e<strong>in</strong> systemunterstütztes<br />

Säule-III-Report<strong>in</strong>g erwarten die betroffenen<br />

Versicherungsgesellschaften erhebliche Aufwände<br />

und Implementierungszeiträume.<br />

Um von dieser Vorbereitungszeit profitieren zu können,<br />

ist es für die Schweizer Versicherungen wichtig, die<br />

Umsetzung <strong>der</strong> provisorischen Richtl<strong>in</strong>ien voranzutreiben,<br />

da sie dadurch Zeit gew<strong>in</strong>nen, um e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

Lösung zu def<strong>in</strong>ieren, zu implementieren und zu testen.<br />

16<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong>


E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

Klug anlegen, klüger optimieren<br />

Seit dem 1. Januar 2013 stellt das Schweizer Kollektivanlagengesetz<br />

(KAG) den E<strong>in</strong>anlegerfonds sämtlichen <strong>in</strong>stitutionellen Anlegern als<br />

Anlage vehikel zur Verfügung. Damit macht ihnen <strong>der</strong> Regulator e<strong>in</strong><br />

starkes Instrument zugänglich, mit dem sie den wachsenden Ansprüchen<br />

an Anlagestrategie und Risikomanagement begegnen, ihre steuerlichen<br />

Risiken verr<strong>in</strong>gern und gleichzeitig Kostenvorteile nutzen können.<br />

Die Eier legende Wollmilchsau?<br />

Als <strong>in</strong>stitutionelle Investoren stehen Versicherungsunternehmen<br />

betriebswirtschaftlichen und regulatorischen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen gegenüber: Die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Sicherheit <strong>der</strong> Vermögensanlagen und damit<br />

ans Risikomanagement steigen, Kunden for<strong>der</strong>n mehr<br />

Kontrolle bei <strong>der</strong> Verwaltung <strong>der</strong> bankeigenen<br />

Investments, und die gesetzgeberische Komplexität<br />

nimmt rasant zu, gerade h<strong>in</strong>sichtlich Transparenz und<br />

Aufsicht. Gleichzeitig steigt <strong>der</strong> Druck auf die Verwaltungskosten<br />

und <strong>der</strong>en Kontrolle. Die Versicherer<br />

brauchen also flexible, effiziente Anlagestrukturen,<br />

mit denen sie die Kosten optimieren können, ohne dass<br />

ihre Dienstleistungsqualität o<strong>der</strong> Performance darunter<br />

leidet.<br />

Das Gesetz öffnet e<strong>in</strong> Fenster<br />

Mit <strong>der</strong> KAG-Revision hat <strong>der</strong> Gesetzgeber per 1. Januar<br />

2013 den E<strong>in</strong>anlegerfonds allen qualifizierten Anlegern<br />

als mögliches Vehikel zugänglich gemacht. Bisher war<br />

dies den Lebensversicherungsgesellschaften und<br />

Pensionskassen vorbehalten. Zwar haben auch<br />

Schweizer Nicht-Leben-Versicherer schon früher<br />

E<strong>in</strong>anlegerfonds errichtet, dies allerd<strong>in</strong>gs im Ausland<br />

(etwa im Fürstentum Liechtenste<strong>in</strong>, <strong>in</strong> Luxemburg und<br />

<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n), wo sie meistens bereits lokal<br />

präsent und deshalb entsprechend reguliert waren.<br />

Und so funktioniert´s<br />

Mit den Prämiengel<strong>der</strong>n zahlen die Versicherer nicht<br />

nur Schäden, son<strong>der</strong>n tätigen auch Kapitalanlagen – je<br />

nach Anlagestrategie <strong>in</strong> Obligationen, Aktien, Fonds<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Anlagevehikeln. Mit dem E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

lagert das Versicherungsunternehmen diese<br />

Anlagewerte teilweise o<strong>der</strong> komplett aus se<strong>in</strong>en eigenen<br />

Büchern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Fonds aus. Die Anlagewerte können<br />

dabei von e<strong>in</strong>er Bank o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Vermögensverwalter<br />

nach den Vorgaben des Versicherers ausgestaltet und<br />

verwaltet werden, mit den entsprechenden Pflichten<br />

und Risiken. Dafür verrechnet das beauftragte Institut<br />

e<strong>in</strong>e Vermögensverwaltungsgebühr.<br />

Dom<strong>in</strong>ik Birrer<br />

Senior Manager, Steuer- und Rechtsberatung<br />

+41 58 792 43 22<br />

dom<strong>in</strong>ik.birrer@ch.pwc.com<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong> 17


E<strong>in</strong>e Lösung, viele Vorteile<br />

Mit dem E<strong>in</strong>anlegerfonds macht sich <strong>der</strong> Versicherer<br />

e<strong>in</strong>en doppelten Steuerbonus und weitere Vorteile<br />

zunutze:<br />

• Der erste betrifft die Umsatzabgabe: Hält <strong>der</strong><br />

Versicherer (steuerbare) Anlagen für mehr als<br />

10 Millionen CHF <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Büchern (die Eidgenössische<br />

Steuerverwaltung ESTV spricht von<br />

«steuerbaren Urkunden»), qualifiziert ihn das<br />

Schweizer Stempelsteuergesetz <strong>in</strong> Steuerbelangen<br />

als Effektenhändler. Als solcher wird er umsatzabgabepflichtig<br />

und muss se<strong>in</strong>e Transaktionen mit<br />

steuerbaren Urkunden versteuern. Für Anlagefonds<br />

an<strong>der</strong>erseits f<strong>in</strong>det die erwähnte Bestimmung<br />

ke<strong>in</strong>e Anwendung, und <strong>der</strong> Fonds gilt als<br />

von <strong>der</strong> Umsatzabgabe befreiter Anleger. Je nach<br />

Transaktionsvolumen kann sich damit das<br />

E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Eigenanlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>anlegerfonds deutlich rechnen.<br />

• Die zweite Steuere<strong>in</strong>sparungsmöglichkeit<br />

liegt bei <strong>der</strong><br />

Mehrwertsteuer (MWST):<br />

Stellt e<strong>in</strong>e Bank ihre Vermögensberatungsgebühren<br />

e<strong>in</strong>em<br />

Versicherer <strong>in</strong> Rechnung,<br />

unterliegt diese <strong>der</strong> MWST. Da<br />

die Versicherungen üblicherweise<br />

nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Vorsteuerquote<br />

geltend machen können, ist dieser Betrag<br />

meist nur bed<strong>in</strong>gt rückfor<strong>der</strong>bar. Erfolgt die<br />

Verrechnung <strong>der</strong> Gebühren jedoch an e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>anlegerfonds, so sieht das MWST-Gesetz e<strong>in</strong>e<br />

Befreiung <strong>der</strong> Verwaltungsgebühren von <strong>der</strong><br />

Mehrwertsteuer vor. Damit sparen die Versicherer<br />

oft noch mehr als bei <strong>der</strong> Umsatzabgabe.<br />

• Mit e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>anlegerfonds m<strong>in</strong><strong>der</strong>t das Versicherungsunternehmen<br />

zudem se<strong>in</strong>en Leistungs- und<br />

Kontrolldruck. Es gew<strong>in</strong>nt häufig e<strong>in</strong>e bessere<br />

Übersicht über se<strong>in</strong>e rechtlichen und adm<strong>in</strong>istrativen<br />

Prozesse, ebenso über die E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong><br />

Sorgfaltspflichten durch die Institution, die es mit<br />

<strong>der</strong> Vermögensverwaltung beauftragt hat – e<strong>in</strong><br />

Transparenzvorteil, <strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Regulierung<br />

durch die Schweizer F<strong>in</strong>anzmarktaufsicht<br />

(FINMA) entgegenkommt. Zwar än<strong>der</strong>t sich mit<br />

dem Auslagern von Anlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

aus regulatorischer Sicht nichts. Dennoch ist<br />

das Investment im Fonds klar umrissen, was<br />

dessen Kontrolle h<strong>in</strong>sichtlich Verwaltungssicherheit<br />

und Qualität <strong>der</strong> Anlagen klar verbessern<br />

kann.<br />

Trotz aller<br />

Vorteile: E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

s<strong>in</strong>d nicht<br />

immer die optimale<br />

Lösung.<br />

Weniger Risiko, mehr Kontrolle<br />

Der E<strong>in</strong>anlegerfonds wirkt risikom<strong>in</strong>imierend <strong>in</strong><br />

mehrerlei H<strong>in</strong>sicht: Deponiert <strong>der</strong> Versicherer se<strong>in</strong>e<br />

Anlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> sich geschlossenen Fonds, kann<br />

er diesen besser überwachen und se<strong>in</strong>e rechtlichen<br />

Pflichten daraus besser e<strong>in</strong>grenzen.<br />

Bei <strong>der</strong> Umsatzabgabe reduziert <strong>der</strong> Versicherer e<strong>in</strong><br />

nicht zu unterschätzendes Nachsteuerrisiko: Investments<br />

<strong>in</strong> eigenen Büchern muss er für die Umsatzsteuer<br />

richtig klassifizieren. Unterlaufen ihm hier Fehler, kann<br />

die ESTV kostspielige Nachsteuern plus Verzugsz<strong>in</strong>sen<br />

erheben. Mithilfe e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>anlegerfonds kann er dieses<br />

Risiko grundsätzlich auf die Gegenparteien überwälzen.<br />

Zum Beispiel s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Unternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vergangenheit fälschlicherweise davon<br />

ausgegangen, dass <strong>der</strong> Handel mit<br />

Anteilen von Geldmarktfonds<br />

umsatzabgabebefreit sei. Die ESTV ist<br />

bei diversen Steuerrevisionen auf<br />

diese Thematik gestossen, was für<br />

die Steuerpflichtigen häufig grössere<br />

Nachzahlungen und Verzugsz<strong>in</strong>sen<br />

zur Folge hatte. Solchen unangenehmen<br />

Überraschungen kann die<br />

Versicherung mit e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

vorbeugen.<br />

Genaues Nachrechnen empfohlen<br />

E<strong>in</strong>anlegerfonds s<strong>in</strong>d nicht immer die optimale Lösung.<br />

Sie eignen sich vor allem für Versicherungsunternehmen<br />

mit z<strong>in</strong>stragenden Anlagen wie Obligationen. Um<br />

zu entscheiden, ob sich dieses Vehikel wirklich lohnt,<br />

empfiehlt sich e<strong>in</strong> genauer Blick <strong>in</strong> die Zusammensetzung<br />

des bestehenden Anlageportfolios. Hält e<strong>in</strong><br />

Unternehmen viele Aktien<strong>in</strong>vestments, bei denen es zu<br />

m<strong>in</strong>destens zehn Prozent an <strong>der</strong> jeweiligen Gesellschaft<br />

beteiligt ist o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verkehrswert <strong>der</strong> Beteiligungsrechte<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Million CHF beträgt, muss es auch<br />

die gew<strong>in</strong>nsteuerlichen Aspekte des Beteiligungsabzugs<br />

berücksichtigen. Das Nutzen e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

kann <strong>in</strong> diesen Fällen gew<strong>in</strong>nsteuerlich nachteilig se<strong>in</strong>.<br />

Darum: Hat das Unternehmen e<strong>in</strong>en grösseren Teil<br />

se<strong>in</strong>er Kapitalanlagen <strong>in</strong> Aktien <strong>in</strong>vestiert, muss es<br />

genau nachrechnen, ob <strong>der</strong> Gebrauch des E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

auch aus Sicht <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>nsteuer s<strong>in</strong>nvoll<br />

ersche<strong>in</strong>t o<strong>der</strong> ob es die Anlagen weiterh<strong>in</strong> direkt<br />

tätigen und damit <strong>in</strong> den eigenen Büchern belassen will.<br />

18<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong>


Auch bei <strong>der</strong> Verrechnungssteuer empfehlen wir<br />

genaues H<strong>in</strong>schauen. Behält e<strong>in</strong> ausländischer Staat<br />

auf Zahlungen ausländischer Anlagen e<strong>in</strong>e Verrechnungssteuer<br />

zurück, stellt sich die Frage <strong>der</strong> Rückerstattungsberechtigung.<br />

Je nach Doppelbesteuerungsabkommen<br />

mit dem jeweiligen Land sollte das<br />

Versicherungsunternehmen die Rückerstattungsberechtigung<br />

e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>anlegerfonds <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

ausländische Verrechnungssteuer abklären, bevor es<br />

sich für dieses Vehikel entscheidet. Unter Umständen<br />

lohnt es sich, zum<strong>in</strong>dest gewisse Titel im heutigen<br />

Portfolio zu belassen und nicht <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

zu übertragen.<br />

Schweiz o<strong>der</strong> Ausland?<br />

Die Wahl zwischen e<strong>in</strong>em Schweizer o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em<br />

ausländischen E<strong>in</strong>anlegerfonds hängt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

vom Regulierungsdomizil ab. Initial- und jährliche<br />

Unterhaltskosten liegen im Ausland eventuell tiefer.<br />

Dagegen sprechen an<strong>der</strong>e Gründe für e<strong>in</strong>e Schweizer<br />

Lösung: Die erstmalige E<strong>in</strong>lage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en helvetischen<br />

o<strong>der</strong> liechtenste<strong>in</strong>ischen Fonds ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

nämlich von <strong>der</strong> Umsatzabgabe befreit – nicht aber das<br />

erstmalige E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Vehikel ausserhalb <strong>der</strong><br />

Schweiz und Liechtenste<strong>in</strong>.<br />

Summary <strong>in</strong> English<br />

S<strong>in</strong>gle <strong>in</strong>vestor funds: Invest wisely, optimise cleverly<br />

With the revised Collective Investment Schemes Act (CISA), the<br />

Swiss regulator has approved for effect as of 1 January 2013 the<br />

use of s<strong>in</strong>gle <strong>in</strong>vestor funds by all <strong>in</strong>stitutional <strong>in</strong>vestors. As a<br />

result, the <strong>in</strong>surer can shift the <strong>in</strong>vestments on its own books to a<br />

segregated fund, which is then usually adm<strong>in</strong>istered by a bank or<br />

asset manager <strong>in</strong> accordance with the <strong>in</strong>surer’s <strong>in</strong>structions. By<br />

do<strong>in</strong>g so, the <strong>in</strong>surer benefits from consi<strong>der</strong>able relief <strong>in</strong> terms of<br />

transfer stamp tax and VAT whilst heighten<strong>in</strong>g the security of its<br />

portfolio management. With the s<strong>in</strong>gle-<strong>in</strong>vestor fund, also non-life<br />

<strong>in</strong>surers now have a robust <strong>in</strong>strument for deal<strong>in</strong>g with the<br />

<strong>in</strong>creas<strong>in</strong>g demands on <strong>in</strong>vestment strategy and risk management,<br />

even as they lower their tax burden and benefit from <strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g<br />

cost sav<strong>in</strong>gs.<br />

Brennpunkt Kosten<br />

Wie je<strong>der</strong> Systemwechsel bedeutet auch <strong>der</strong> Entscheid<br />

für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>anlegerfonds zunächst e<strong>in</strong>mal Aufwand<br />

und Kosten. Die Nutzung e<strong>in</strong>es Schweizer E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

br<strong>in</strong>gt grundsätzlich e<strong>in</strong> regulatorisches Zusatzreport<strong>in</strong>g<br />

mit sich und erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>en fondseigenen<br />

Jahresabschluss – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die F<strong>in</strong>anzabteilungen<br />

bereits mit den üblichen Abschlüssen beschäftigt<br />

s<strong>in</strong>d. Aber: Die E<strong>in</strong>sparungen bei den <strong>in</strong>direkten<br />

Steuern und allenfalls bei den Verwaltungskosten<br />

machen den Mehraufwand <strong>in</strong> den meisten Fällen schon<br />

nach wenigen Jahren wett. Und da die Kosten auch bei<br />

den Versicherungen zu e<strong>in</strong>em zentralen Wettbewerbsfaktor<br />

avanciert s<strong>in</strong>d, stehen E<strong>in</strong>sparungen je<strong>der</strong> Art<br />

ganz oben auf <strong>der</strong> Agenda <strong>der</strong> Verantwortlichen.<br />

Kurz und gut<br />

Mit <strong>der</strong> Revision des KAG hat sich die Ausgangslage für<br />

Nicht-Leben-Versicherungsgesellschaften erheblich<br />

verän<strong>der</strong>t. Bisher war die Option E<strong>in</strong>anlegerfonds <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schweiz relativ kompliziert – heute ist sie e<strong>in</strong>fach und<br />

attraktiv. Für die Versicherer lohnt sich e<strong>in</strong> genauer<br />

Blick <strong>in</strong> die Bücher, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>sichtlich Belastung<br />

und Risiken durch <strong>in</strong>direkte Steuern wie die Umsatzabgabe<br />

o<strong>der</strong> die MWST auf Vermögensverwaltungsgebühren.<br />

Je nach Handelsvolumen und Ausrichtung des<br />

eigenen Portfolios kann sich die Lösung des E<strong>in</strong>anlegerfonds<br />

rechnen. Denn damit profitiert das Versicherungsunternehmen<br />

nicht nur von Steuerersparnissen,<br />

son<strong>der</strong>n auch von mehr Sicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewirtschaftung<br />

<strong>der</strong> Anlagen. Wer se<strong>in</strong>e Anlagestrategie also am<br />

Puls <strong>der</strong> Zeit halten will, sollte diese Alternative auf<br />

jeden Fall prüfen.<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong> 19


IFRS 4 Phase II<br />

Willkommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Welt!<br />

Reservierung, Erstellen des<br />

Jahresabschlusses, Berichterstattung,<br />

IT-Systeme – mit IFRS 4 Phase<br />

II bleibt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rechnungslegung<br />

von Versicherungsunternehmen<br />

ke<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> auf dem an<strong>der</strong>en. Die<br />

geplante Neuordnung stellt die<br />

Versicherer vor e<strong>in</strong>en methodischen<br />

und damit operationellen<br />

Kraftakt und verlangt e<strong>in</strong>e komplett<br />

neue Risikobetrachtung.<br />

Aber: Wer das verlangte Plus an<br />

Informationen weitsichtig e<strong>in</strong>setzt,<br />

macht sich wertvolle Wettbewerbsvorteile<br />

zunutze. Clemens Frey,<br />

Katja Laubersheimer und Vjaceslavs<br />

Geveilers im Gespräch über<br />

Risiken und (Neben-)Wirkungen.<br />

Ab wann s<strong>in</strong>d die neuen Regelungen<br />

von IFRS 4 erstmals anzuwenden?<br />

Laubersheimer: Das IASB hat sich e<strong>in</strong>en<br />

straffen Zeitplan gesetzt. Noch im zweiten<br />

Quartal dieses Jahres wird e<strong>in</strong> Re-Exposure<br />

Draft veröffentlicht, <strong>der</strong> neue Vorschläge zu<br />

fünf wesentlichen Kernbereichen be<strong>in</strong>halten<br />

wird. Unmittelbar nach <strong>der</strong> dreimonatigen<br />

Kommentierungsperiode sollen die<br />

f<strong>in</strong>alen Konsultationen stattf<strong>in</strong>den mit dem<br />

Ziel, noch 2014 e<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>alen Standard zu<br />

veröffentlichen. Wenn das IASB die<br />

<strong>der</strong>zeitige Planung aufrechterhalten kann,<br />

ist e<strong>in</strong>e Erstanwendung von IFRS 4 zum 1.<br />

Januar 2018 realistisch.<br />

Inwiefern müssen die Versicherer mit<br />

IFRS 4 Phase II bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong><br />

versicherungstechnischen Rückstellungen<br />

umdenken?<br />

Frey: Der anstehende Paradigmenwechsel<br />

ist enorm. Er geht aus <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es<br />

völlig neuen Bewertungsansatzes für<br />

versicherungstechnische Rückstellungen<br />

unter IFRS hervor. Dieses Modell besteht<br />

aus vier Teilen, die alle fast o<strong>der</strong> ganz neu<br />

aufgesetzt werden müssen: Erstens, die<br />

Schätzung <strong>der</strong> künftigen Cashflows.<br />

Zweitens, die Diskontierung: Nach <strong>der</strong><br />

Schätzung <strong>der</strong> Cashflows wird <strong>der</strong> Zeitwert<br />

des Geldes berücksichtigt – gerade für<br />

Schaden-/Unfall-Versicherer e<strong>in</strong>e tief<br />

greifende Neuerung. Drittens, die Risikomarge:<br />

Sie soll die Kompensation darstellen,<br />

die <strong>der</strong> Versicherer für die Übernahme<br />

<strong>der</strong> Unsicherheit <strong>in</strong> den Zahlungsströmen<br />

benötigt. Zu diesem Zweck müssen die<br />

Versicherungsunternehmen ihre Methoden<br />

weiter entwickeln bzw. entsprechend<br />

anpassen. Und schliesslich viertens: die<br />

Residualmarge, mit <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>ne zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstbewertung über die<br />

Laufzeit verteilt werden, sprich: die<br />

Profitabilität <strong>der</strong> zu bewertenden Verträge.<br />

Was IFRS 4 Phase II nun explizit verlangt,<br />

haben die Unternehmen bisher meistens<br />

nur implizit o<strong>der</strong> teilweise für an<strong>der</strong>e<br />

Zielsetzungen gemacht.<br />

Inwiefern verän<strong>der</strong>t IFRS 4 Phase II das<br />

Risikomanagement?<br />

Geveilers: E<strong>in</strong>erseits müssen die Versicherungsunternehmen<br />

das Reserverisiko –<br />

also das Risiko, dass gebildete Rückstellungen<br />

für zukünftige Leistungszahlungen<br />

nicht ausreichen werden – neu bewerten.<br />

Die Bewertung von Rückstellungen <strong>in</strong><br />

IFRS Account<strong>in</strong>g muss dabei nach dem von<br />

Herrn Frey dargestellten Ansatz erfolgen.<br />

An<strong>der</strong>erseits werden die <strong>in</strong>dividuellen<br />

Risiken bei <strong>der</strong> Bewertung explizit<br />

berücksichtigt und dadurch deutlich. So<br />

wird e<strong>in</strong>e stark volatile Sparte e<strong>in</strong>e<br />

grössere Risikomenge aufweisen als e<strong>in</strong>e<br />

eher stabile Sparte mit gleichem Geschäftsvolumen.<br />

Insgesamt wird die<br />

Bewertung zu aktuellen Parametern zu<br />

jedem Stichtag zu volatileren Zahlen<br />

führen, die im Rahmen des Risikomanagements<br />

reflektiert werden müssen.<br />

Die zweite Betrachtungsebene betrifft das<br />

operationale Risiko, dass die Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Themen IFRS 4 Phase II und Solvency<br />

II nicht nachhaltig genug geplant und<br />

vorangetrieben wird. Auch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige<br />

Solvency-II-Umsetzung birgt das operationale<br />

Risiko, <strong>in</strong> zwei bis drei Jahren die<br />

IT-Systemlandschaft wie<strong>der</strong> umbauen zu<br />

müssen, um IFRS-4-Phase-II-Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

etwa <strong>in</strong> Bezug auf die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Daten erfüllen zu können.<br />

Dr. Clemens Frey<br />

Partner, Leiter<br />

Actuarial Services<br />

+49 89 5790 62 36<br />

clemens.frey@<br />

de.pwc.com<br />

Vjaceslavs Geveilers<br />

Manager,<br />

Actuarial Services<br />

+49 511 5357 56 57<br />

vjaceslavs.geveilers@<br />

de.pwc.com<br />

Katja Laubersheimer<br />

Partner, Wirtschaftsprüfung<br />

+49 89 5790 64 87<br />

katja.laubersheimer@<br />

de.pwc.com<br />

20<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong>


Frey: Die von Herrn Geveilers erläuterten<br />

Risikobereiche stammen aus dem Reservierungsprozess.<br />

Dieser ist seit Jahrzehnten<br />

e<strong>in</strong>geschliffen. Mit IFRS 4 Phase II müssen<br />

ihn die Versicherer neu aufsetzen und<br />

unvertraute Methoden e<strong>in</strong>führen. Da tun<br />

sich Fehlerquellen systemischer, personeller<br />

und prozessualer Art auf.<br />

Laubersheimer: Zudem rückt das Asset<br />

Liability Management <strong>in</strong> den Fokus. Bei<br />

Anwendung <strong>der</strong> neuen Regelungen werden<br />

Effekte wie z. B. Duration Mismatches auf<br />

<strong>der</strong> Aktiv- und <strong>der</strong> Passivseite sichtbarer.<br />

Die Bedeutung e<strong>in</strong>es wirksamen Asset<br />

Liability Managements, dessen Schwerpunkt<br />

auf <strong>der</strong> Abstimmung <strong>der</strong> Fälligkeitsstruktur<br />

<strong>der</strong> aktiven und passiven Bilanzposten<br />

sowie <strong>der</strong> Steuerung des damit<br />

verbundenen Z<strong>in</strong>sän<strong>der</strong>ungsrisikos liegt,<br />

wird verstärkt.<br />

Anknüpfend an das genannte Asset<br />

Liability Management: Wie wird die<br />

Interaktion mit den Kapitalanlagen<br />

abgebildet?<br />

Laubersheimer: Die Interaktion <strong>der</strong><br />

versicherungstechnischen Rückstellungen<br />

mit den Kapitalanlagen muss durch e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tegrierte Betrachtungsweise von IFRS 4<br />

und IFRS 9 abgebildet werden. Im überschussbeteiligten<br />

Geschäft s<strong>in</strong>d die<br />

Zahlungsströme e<strong>in</strong>es Versicherungsvertrages<br />

vollständig o<strong>der</strong> teilweise von <strong>der</strong><br />

Performance e<strong>in</strong>es Un<strong>der</strong>ly<strong>in</strong>gs, z. B.<br />

Kapitalanlagen, abhängig. Die Ermittlung<br />

<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Überschussbeteiligung<br />

resultierenden versicherungstechnischen<br />

Verpflichtung erfolgt deshalb <strong>in</strong> Anlehnung<br />

an die tatsächliche Entwicklung <strong>der</strong><br />

zugrundeliegenden Kapitalanlagen zum<br />

jeweiligen Bewertungsstichtag.<br />

Auch im grundsätzlichen Bewertungsmodell<br />

muss die Kategorisierung nach IFRS 9<br />

an <strong>der</strong> Passivseite ausgerichtet werden, um<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Account<strong>in</strong>g Mismatches zu<br />

vermeiden. Zur Ermittlung des Zeitwerts<br />

des Geldes <strong>der</strong> versicherungstechnischen<br />

Rückstellungen s<strong>in</strong>d hierbei aktuelle<br />

Diskontierungsraten zu verwenden, welche<br />

die Eigenarten <strong>der</strong> Versicherungsverträge<br />

h<strong>in</strong>sichtlich zeitlicher Anfall, Währung und<br />

Liquidität wi<strong>der</strong>spiegeln und nicht <strong>der</strong> sie<br />

bedeckenden Kapitalanlagen. Nach den<br />

<strong>der</strong>zeitigen Entscheidungen s<strong>in</strong>d Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> versicherungstechnischen<br />

Verpflichtung, die aus Än<strong>der</strong>ungen des<br />

Diskontierungsz<strong>in</strong>ses resultieren, verpflichtend<br />

im «other comprehensive <strong>in</strong>come» zu<br />

erfassen. Dementsprechend eröffnet IFRS 9<br />

bei Vorliegen des Geschäftsmodells «Halten<br />

und Verkaufen» auf <strong>der</strong> Aktivseite für<br />

Fremdkapital<strong>in</strong>strumente die Kategorisierungsmöglichkeit<br />

<strong>der</strong> Bewertung zum Fair<br />

Value mit Erfassung <strong>der</strong> Wertän<strong>der</strong>ungen<br />

im «other comprehensive <strong>in</strong>come» nach<br />

IFRS 9.<br />

Welche Auswirkungen hat IFRS 4 Phase<br />

II auf die quantitative Seite des Risikomanagements?<br />

Frey: Die Bewertung <strong>der</strong> Risikoanpassung<br />

nach dem neuen Standard stellt auf das<br />

<strong>in</strong>dividuelle Risikoniveau <strong>der</strong> Versicherungsverträge<br />

des jeweiligen Versicherers<br />

ab. Im Gegensatz zu Solvency II gibt es<br />

dafür ke<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>fachungen.<br />

Geveilers: IFRS 4 Phase II erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e<br />

methodische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> quantitativen<br />

Reserverisikobestimmung. Reserven<br />

werden an<strong>der</strong>s berechnet, die Risiken<br />

entsprechend an<strong>der</strong>s behandelt.<br />

Welche Vorteile bieten die neuen<br />

Regeln?<br />

Frey: Sie schaffen Transparenz. IFRS 4<br />

Phase II und Solvency II kann e<strong>in</strong> Versicherer<br />

nutzen, um sich gegenüber (potenziellen)<br />

Kunden, Analysten und an<strong>der</strong>en<br />

Stakehol<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong> sicheres, profitables<br />

Unternehmen zu präsentieren und damit<br />

mehr Vertrauen zu gew<strong>in</strong>nen. Davon<br />

profitieren <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Leser e<strong>in</strong>er<br />

Bilanz, also unter an<strong>der</strong>en die Analysten.<br />

Diese können Risiken, die <strong>in</strong> den versicherungstechnischen<br />

Rückstellungen stecken,<br />

anhand <strong>der</strong> jeweiligen Risikomarge besser<br />

beurteilen. Damit wird die Rechnungslegung<br />

für das Versicherungsunternehmen<br />

durchsichtiger, wenn auch komplexer.<br />

Geveilers: Genau. An<strong>der</strong>s als bei Solvency<br />

II muss <strong>der</strong> Versicherer bei IFRS 4 Phase II<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Risikoprofil erstellen und<br />

aufzeigen, wie viel er für die Unsicherheit<br />

<strong>in</strong> den Zahlungsströmen zurückstellt und<br />

wie viel Profitabilität er ausweist. E<strong>in</strong>e<br />

höhere Profitabilität des Geschäfts auf<br />

Kosten e<strong>in</strong>er niedrigeren Risikovorsorge<br />

wäre so von aussen sichtbar. Das s<strong>in</strong>d für<br />

Aussenstehende wertvolle Informationen.<br />

Müssen die Versicherungsunternehmen<br />

ihre Risikostrategie überprüfen?<br />

Frey: Ja, grundlegend. Die Versicherer<br />

haben ihre Risikostrategie bisher typischerweise<br />

aus <strong>in</strong>terner Sicht aufgebaut, dann<br />

die Risiken abgeleitet und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Strategie<br />

festgelegt, wie sie damit umgehen. Neu<br />

müssen sie ihr Risikomanagement an <strong>der</strong><br />

Regulatorik – darunter MaRisk* o<strong>der</strong><br />

Solvency II – ausrichten und <strong>in</strong> den Kontext<br />

von IFRS 4 Phase II stellen. Es kommen also<br />

neue, weiter gefasste Aspekte dazu. Die<br />

Unternehmen werden mit Szenarien<br />

arbeiten und die Auswirkungen genauer<br />

unter die Lupe nehmen müssen.<br />

Welche Rolle spielt <strong>der</strong> neue Standard<br />

für die Teilstrategien wie Investmento<strong>der</strong><br />

Zeichnungspolitik?<br />

Geveilers: Mit IFRS 4 Phase II müssen die<br />

Unternehmen umdenken. Beispiel<br />

Zeichnungspolitik: Geht e<strong>in</strong> Versicherer<br />

Verträge über stark schwankende Schäden<br />

e<strong>in</strong>, wird das Risiko unter dem neuen<br />

Standard e<strong>in</strong>e hohe Risikomarge aufweisen.<br />

Dem wird er gegenüberstellen müssen,<br />

wie viel an Prämien er e<strong>in</strong>nimmt und wie<br />

viel er zurückstellen muss. Diese Darstellung<br />

kann se<strong>in</strong>e Zeichnungspolitik<br />

bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Frey: Bei volatilen Sparten kann die<br />

Rechnung unprofitabel aussehen. Die<br />

Versicherungsunternehmen werden<br />

dafür e<strong>in</strong> neues Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Effekte<br />

entwickeln müssen.<br />

Laubersheimer: Die konsequente Ausrichtung<br />

<strong>der</strong> Kapitalanlagestrategie an <strong>der</strong><br />

Passivseite sowie die Implementierung<br />

e<strong>in</strong>es wirksamen Asset Liability Managements<br />

habe ich bereits zuvor als entscheidende<br />

Elemente angesprochen. Wichtig ist<br />

für mich jedoch auch das Leitbild, dass<br />

Account<strong>in</strong>g-Vorschriften nicht die<br />

Investmentpolitik steuern sollten, son<strong>der</strong>n<br />

dass Account<strong>in</strong>g die Effektivität e<strong>in</strong>er<br />

Investmentpolitik adäquat abbildet. Um<br />

diese Interdependenzen zu berücksichtigen,<br />

müssen die Regelungen von IFRS 4<br />

und IFRS 9 sowie <strong>der</strong>en Auswirkungen<br />

unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>tegriert betrachtet werden.<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong> 21


* Aufsichtsrechtliche<br />

M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen an das<br />

Risikomanagement (MaRisk VA)<br />

Die MaRisk VA s<strong>in</strong>d Teil des deutschen<br />

Aufsichtsrechts und gestalten das<br />

Risikomanagement <strong>in</strong> deutschen<br />

Versicherungsunternehmen aus.<br />

Sie stellen Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

Governance, das Risikomanagement<br />

und das Management per se. Im Kern<br />

steht <strong>der</strong> Risikomanagementprozess,<br />

so etwa die Funktionstrennung. E<strong>in</strong><br />

Grossteil <strong>der</strong> Vorgaben von MaRisk wird<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz vom IKS abgedeckt.<br />

Warum kann es für e<strong>in</strong>en Versicherer<br />

s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en IFRS-4-Berater<br />

beizuziehen?<br />

Frey: Das Thema ist äusserst komplex und<br />

bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> fundiertes Know-how, das<br />

nicht je<strong>der</strong> Versicherer <strong>in</strong>house halten<br />

kann. Als externe Parteien können wir die<br />

Massnahmen unserer Kunden h<strong>in</strong>terfragen<br />

und objektivieren. Ausserdem br<strong>in</strong>gen<br />

wir unser branchenweites Wissen e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong><br />

weiterer Vorteil ist unsere Erfahrung, die<br />

wir im Rahmen von Solvency II gesammelt<br />

haben. Mit Workshops und Impulsprogrammen<br />

können wir die Lernkurve im<br />

Unternehmen steil nach oben drücken.<br />

Das verschafft dem Kunden mehr Zeit und<br />

Sicherheit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Beschäftigung mit<br />

unternehmensspezifischen Fragen.<br />

Was br<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> neue Standard den<br />

Versicherern?<br />

Frey: E<strong>in</strong>e transparentere und e<strong>in</strong>heitliche<br />

Bewertung <strong>der</strong> versicherungstechnischen<br />

Rückstellungen über die Grenzen<br />

e<strong>in</strong>zelner Län<strong>der</strong> h<strong>in</strong>weg. E<strong>in</strong>e Bewertung,<br />

welche die Funktionsweise von Versicherungsverträgen<br />

<strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund stellt.<br />

Der Hauptvorteil liegt allerd<strong>in</strong>gs im<br />

Umgang mit den neu gefor<strong>der</strong>ten Daten.<br />

Die Grossen machen es vor: Sie nutzen das<br />

Mehr an Informationen für die gezielte<br />

Entwicklung neuer Versicherungsprodukte<br />

o<strong>der</strong> für ihr Pric<strong>in</strong>g.<br />

Geveilers: IFRS 4 Phase II wird für<br />

verschiedene Unternehmensgruppen<br />

relevant. Wichtig zu wissen: Neben den<br />

grossen IFRS-Konzernen werden auch alle<br />

Versicherer, die als Tochter o<strong>der</strong> Teilkonzern<br />

IFRS-Report<strong>in</strong>g-Packages abgeben,<br />

von den Regelungen des neuen IFRS<br />

Insurance Contract betroffen se<strong>in</strong>;<br />

ebenfalls teilweise Versicherungsvere<strong>in</strong>e<br />

(<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz: die Genossenschaften),<br />

beispielsweise durch den Druck von<br />

Rat<strong>in</strong>gagenturen.<br />

Was können Sie Verantwortungs- und<br />

Entscheidungsträgern von Versicherungen<br />

empfehlen?<br />

Frey: Diese s<strong>in</strong>d gut beraten, wenn sie sich<br />

mit dem neuen Formelwerk vertraut<br />

machen und lernen, sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen Welt<br />

zurechtzuf<strong>in</strong>den. So können sie Entscheidungsfehler<br />

verr<strong>in</strong>gern o<strong>der</strong> sogar<br />

vermeiden. Und sie erhalten e<strong>in</strong>e weitsichtige<br />

Unterstützung für Steuerungsschwerpunkte<br />

wie Produktentwicklung, Preisgestaltung,<br />

wertorientierte Steuerung, Asset<br />

Liability Management, Controll<strong>in</strong>g o<strong>der</strong><br />

Vertragsabschlüsse. In Anbetracht <strong>der</strong><br />

Verschiebung von Solvency II sollten die<br />

Versicherer das aktuelle Zeitfenster<br />

nutzen, um ihre<br />

Summary <strong>in</strong> English<br />

IFRS 4 Phase II: Brave new world!<br />

Establish<strong>in</strong>g reserves, generat<strong>in</strong>g annual<br />

f<strong>in</strong>ancial statements, report<strong>in</strong>g, IT systems<br />

– with IFRS 4 Phase II, no stone rema<strong>in</strong>s<br />

unturned <strong>in</strong> the f<strong>in</strong>ancial account<strong>in</strong>g of<br />

<strong>in</strong>surance companies. The new rules<br />

foresee the <strong>in</strong>troduction of a completely<br />

new valuation approach for actuarial<br />

provisions as well as zero-<strong>in</strong> on best<br />

estimate, discount<strong>in</strong>g, risk marg<strong>in</strong> and<br />

residual marg<strong>in</strong>. They require that<br />

<strong>in</strong>surers un<strong>der</strong>go a methodological and<br />

hence operational paradigm change <strong>in</strong><br />

terms of the way they assess risk, especially<br />

when it comes to reserves. The latter<br />

must be calculated differently and the risks<br />

treated differently. But: the required<br />

additional <strong>in</strong>formation also results <strong>in</strong> more<br />

precision and transparency. Those who<br />

take the long view here will ga<strong>in</strong> valuable<br />

competitive advantages.<br />

IFRS-4-Aktivitäten mit dem Solvency-II-<br />

Programm zu synchronisieren und e<strong>in</strong><br />

nachhaltig leistungsfähiges Aktuariat,<br />

Rechnungswesen und Risikomanagement<br />

aufzubauen.<br />

Geveilers: Der erwähnte Paradigmenwechsel<br />

ist für die Versicherungsunternehmen<br />

gleichzeitig e<strong>in</strong>e Chance. Wenn sie<br />

das Ganze <strong>in</strong>tegral betrachten und die<br />

verschiedenen Bereiche wie Aktuariat,<br />

Risikomanagement, Controll<strong>in</strong>g und Rechnungswesen<br />

enger verflechten, s<strong>in</strong>d sie<br />

beim Start von IFRS 4 Phase II wertvolle<br />

Wettbewerbsschritte voraus.<br />

22<br />

<strong>Erfolgreich</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Versicherungsbranche</strong>


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Leiter Branchensektor<br />

Versicherungen, <strong>PwC</strong> Schweiz<br />

+41 58 792 24 40<br />

peter.luessi@ch.pwc.com<br />

Alexan<strong>der</strong> Hofmann<br />

Leiter Branchensektor<br />

Versicherungen, <strong>PwC</strong> Deutschland<br />

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alexan<strong>der</strong>.hofmann@de.pwc.com<br />

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Senior Manager, F<strong>in</strong>ancial and<br />

Quantitative Modell<strong>in</strong>g and Risk Management<br />

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clemens.frey@de.pwc.com<br />

Vjaceslavs Geveilers<br />

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