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AtkaXpress<br />

57. Ausgabe Januar 2007 kostenlos<br />

Schwerer Unfall auf Neumayer<br />

Dass die Antarktis nicht nur ein Ort ist, der faszinierende Eindrücke und Bilder vermittelt, sondern<br />

auch mit besonderen Gefahren verbunden ist, bewahrheitete sich kurz vor Redaktionsschluss des<br />

AtkaXpress auf tragische Weise. Am Nachmittag des 22.1.2007 kam es nahe der Neumayer-<br />

Station bei Aushubarbeiten zu einem Unfall, bei dem eine Person schwer verletzt wurde. Nach<br />

Erstversorgung im Hospital der Neumayer-Station konnte der Verletzte am darauffolgenden Tag<br />

in ein Hospital nach Kapstadt ausgeflogen werden. Für die bedingungslose Unterstützung aller<br />

dabei Mitwirkenden möchten wir uns hiermit herzlich bedanken. Der Unglücksfall, so tragisch er<br />

auch sein mag, zeigte auf beeindruckende Weise, wie gut hier in der Antarktis die<br />

Zusammenarbeit über Nationalitätsgrenzen hinweg funktioniert.<br />

Wir haben uns entschlossen, den AtkaXpress trotz dieses Unfalls in sonst unveränderter Form<br />

herauszubringen, möchten aber auf diesem Weg dem Verletzten und seiner Familie unsere<br />

Verbundenheit ausdrücken und hoffen mit ihnen zusammen auf einen positiven Verlauf der<br />

Behandlung.<br />

<strong>ANGEKOMMEN</strong><br />

Während die Neu-Üwis in zwei Guppen am<br />

02.12. und 08.12. auf Neumayer eintrafen<br />

sind und mit Sekt an der frisch gebauten<br />

Eisbar empfangen wurden (René konnte nicht<br />

am Fototermin teilnehmen und wurde nachträglich<br />

ins Bild eingefügt) --<br />

v.l.n.r. hinten: Charly, Claudia, Mirko, Michael, Christine,<br />

vorne: René, Mike, Nora, Karin<br />

Foto: Karin<br />

Foto: Karin<br />

- versuchten die Alt-Üwis den Familien<br />

und Freunden zu Hause telefonisch<br />

mitzuteilen, das nun ihre Abreise in<br />

Kürze bevorsteht.<br />

Leider ging das nicht so einfach – denn<br />

die Telefonzelle war bereits besetzt!<br />

Foto: Anja<br />

v.l.n.r. Maja, Chris, Andreas, Anja, Eric, Toby, Andrea,<br />

Michaela, Corinna


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 2<br />

Erste Eindrücke aus der Antarktis<br />

Ich möchte mal die Gelegenheit nutzen und ein<br />

wenig über meine ersten Tage, in meiner neuen<br />

„Heimat“ berichten.<br />

Nachdem wir am 29.11. um 23:30 Uhr in Kapstadt<br />

abgeflogen sind, konnten wir Nachts um 4 Uhr auf<br />

der Novo Airbase landen und die ersten<br />

umwerfenden Eindrücke sammeln.<br />

Es war taghell und die Sonne wandert hier links<br />

herum ….. schon komisch, - denn dadurch verliert<br />

man ein wenig die gewohnte Orientierung und das<br />

Zeitgefühl.<br />

Die Novo Airbase ist ein vorgelagerter “Flughafen“<br />

und wird von der Russischen Station<br />

Novolazarewskaya (70°46`S 11°50 E) betreut.<br />

kleinen Spaziergang (ca 5 km / 1,5 Std) zur<br />

Indischen Station Maitri (70°44`S 11°45 E) zu<br />

unternehmen. Dort wurden wir dann sehr herzlich<br />

empfangen und auf vielen Fotos und Filmen<br />

verewigt.<br />

Schon innerhalb so kurzer Zeit so viele Eindrücke<br />

von anderen Stationen / Menschen / Kulturen und<br />

Umständen zu gewinnen ist schon sehr<br />

beeindruckend.<br />

Unsere Unterkunft bestand aus Polarzelten mit 10<br />

Betten und so konnte ich gleich die antarktische<br />

Campingsaison eröffnen…….. wobei die Zelte<br />

allerdings beheizt waren und wir nur<br />

Temperaturen von ca – 5°C hatten.<br />

Novolazarewskaya Station<br />

Zeltlager<br />

Foto: Michael<br />

Maitri<br />

Fotos: Michael<br />

Die Sonne und das viele blau schimmernde Eis<br />

erlaubten es dann auch, dass wir uns leger in<br />

Jeans und T-Shirt bewegen konnten um die<br />

Station ein wenig zu erkunden.<br />

Da sich die Airbase auf so genanntem Blaueis<br />

befindet (was eine höhere Festigkeit besitzt) ist es<br />

hier möglich mit größeren Maschinen mit Rädern<br />

zu starten & landen.<br />

Weil das Wetter die Tage darauf aber nicht ganz<br />

so mitspielte (zumindest nicht auf Neumayer…..)<br />

hatten wir dann noch die Chance, die richtige<br />

Station zu besuchen, und anschließend noch einen<br />

Überhaupt die Landschaft……. diese endlose Weite<br />

und Ruhe, die bezaubernden Eindrücke von<br />

Eisformationen und Schneeverwehungen die sich<br />

ständig ändern und einen aufs neue verzaubern.<br />

….Aber es sollte ja alles noch besser kommen……<br />

Am Sa, den 02.12. war es dann endlich soweit –<br />

Weiterflug nach Neumayer ! (mit einer Basler / DC<br />

3 auf Skiern)<br />

Ankunft gegen 16:00 Uhr und ein herzlicher<br />

Empfang von unseren Vorgängern (mit Sekt an


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 3<br />

der Eisbar und einen unbeschreibbaren Weitblick<br />

über unsere neue Heimat).<br />

Nachdem wir dann erstmal von unseren<br />

Vorgängern eingewiesen wurden, und unsere<br />

Zimmer bezogen hatten, gab’s noch eine kleine<br />

Überraschung - Ein Ausflug zur Pinguinkolonie, die<br />

sich in der Nähe der Station befindet.<br />

Ich glaube spätestens dort wurden einige von uns<br />

von den Eindrücken überwältigt und fast<br />

erschlagen.<br />

Da steht man nun weit ab von zu Hause in einer<br />

völlig anderen Welt und bewegt sich am Rande<br />

einer entspannten und neugierigen<br />

Pinguinkolonie.<br />

Das bedeutete dann für uns ca 10 km in<br />

Schlangenlinie über das Meereis zu fahren um<br />

erstmal an das Schiff zu gelangen, und<br />

anschließend so schnell wie möglich alle Container<br />

zu entladen, die neuen Schlitten<br />

zusammenzubauen und vom Eis zu bekommen.<br />

Ich glaube jeder von uns hat diesen Moment und<br />

die Umstände für sich alleine genossen und<br />

verarbeitet, obwohl wir uns alle in der Gruppe<br />

befanden.<br />

Die Tage darauf waren wir dann alle gleich mit<br />

unseren entsprechenden Vorgängern bei der<br />

Einarbeitung. Für mich aus dem Bereich Technik<br />

ist es ziemlich umfangreich, die ganzen<br />

Fahrzeuge, die Stromversorgung, Wasser- und<br />

Abwasserversorgung, Windkraftanlage sowie das<br />

allg. Stationsleben kennen zulernen. Aber mit der<br />

Orientierung hier unten hat es recht gut geklappt<br />

(…..in welcher Röhre bin ich ?, wo ist die Messe ?,<br />

wo die Werkstatt, wo steht welche Anlage, bin ich<br />

im Norden / Süden / Westen oder Wo ? )<br />

Aber draußen……. bei wenig Orientierungspunkten<br />

und mehreren Blickwinkeln kann man schon mal<br />

die Übersicht verlieren, da hier die meisten<br />

Angaben über Himmelsrichtungen passieren.<br />

Inzwischen klappt es aber ganz gut.<br />

Das nächste größere Highlight war dann die<br />

Ankunft der Maschine mit den restlichen 3 Leuten<br />

aus meinem Team. Jetzt sind wir komplett und<br />

obwohl wir ja nur ein paar Tage Vorsprung<br />

hatten, fühlte man sich ein wenig wie ein alter<br />

Hase.<br />

Am 10.12. war die Meereisentladung der<br />

Polarstern angesetzt.<br />

Da das Eis noch zu dick war und die Polarstern<br />

nicht an den normalen Anlegeplatz anlegen<br />

konnte, mussten im Vorwege ein paar<br />

Erkundungsflüge vom Schiff unternommen<br />

werden, um einen sicheren und möglichen Weg<br />

durchs Eis zu finden.<br />

Polarsternentladung<br />

Foto: Michael<br />

So sind wir dann convoimäßig mit unseren<br />

Pistenbullys und Containerschlitten übers Eis<br />

gezogen. War schon sehr spannend die ganze<br />

Aktion.<br />

Warten auf die Container<br />

Foto: Michael<br />

Die Tage darauf wurden dann die einzelnen<br />

Container entladen, sodass wir jetzt auch endlich<br />

an unsere Alukisten kommen konnten um ein paar<br />

private / persönliche Dinge auszupacken.<br />

Manchmal sind es ein paar Kleinigkeiten die einem<br />

erst richtig das Gefühl von „zu Hause“ vermitteln.


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 4<br />

Jetzt möchte ich Euch noch vom anderen Ende<br />

der Welt grüßen,<br />

- sage Tschüß und bis bald -<br />

Michael<br />

Die Hinfahrt verlief ruhig, nach dem Packstress<br />

der letzten Tage waren alle froh, 12 Stunden lesen<br />

und dösen zu können...<br />

Allerdings war die Ankunft am Watzmann nicht<br />

ganz so gemütlich, da es draussen stark windete,<br />

und wir bei Drift unser Lager aufschlugen.<br />

Micha im Bulli<br />

Foto: Ralf<br />

Geo-Traverse 17.12.06 - 22.12.06<br />

Am 17.12. so gegen 9:00 brachen wir auf in<br />

Richtung Watzmann, alle guter Laune und<br />

freudigharrend der Dinge, die uns im grossen<br />

ewigen Weiss erwarten würden.<br />

Die Crew bestand aus 9 Personen, Christian,<br />

Toby, Ela, Chris und Nora von der Geophysik,<br />

Michael von der Technik, Anja als Helferin, und<br />

Jens und Christian vom Kamerateam als Koch und<br />

Helfer.<br />

Fotos: Nora<br />

Aber nach ca. einer Stunde war alles getan und<br />

wir sassen nach leckerem Essen und getaner<br />

Arbeit noch zusammen und besprachen die<br />

weitere Planung - erstmal morgen aus- und ins<br />

hoffentlich bessere Wetter reinschlafen und dann<br />

weitersehen.<br />

Foto: Nora<br />

Foto: Nora


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 5<br />

Am nächsten Tag tat sich wirklich etwas, gegen<br />

Mittag konnten wir bei schon etwas besseren<br />

Wetterverhältnissen mit unserer Arbeit beginnen -<br />

der Antennenmast musste hochgesetzt werden<br />

und die Saftis (Batterien, die während des<br />

Winters, wenn die Solarpannels nicht arbeiten die<br />

Seismometer und Datenerfassungssysteme mit<br />

Strom versorgen) ausgegraben werden, und alle<br />

buddelten fleissig im grossen Sandkasten<br />

Antarktis vor sich hin.<br />

Um ca. 23 Uhr neigte sich dann auch der Mast<br />

und wir beschlossen erschöpft, morgen den Rest<br />

in Angriff zu nehmen. Am nächsten Tag ging es<br />

auch ziemlich früh los und wir waren um 19Uhr<br />

fertig mit allem - der Mast war hochgesetzt, ein<br />

Seismometer aus dem Array wieder repariert, die<br />

Elektronik geprüft und alle Akkus angeschlossen.<br />

Foto: Nora<br />

Der Schneezutrag war wirklich erschreckend (über<br />

2 Meter), aber nach ca 10 Stunden Graben hatten<br />

wir alles freigelegt und beschlossen den Abend<br />

mit einem schönen Abendessen draussen – das<br />

entgegen aller Voraussagen sehr gute Wetter<br />

musste natürlich genutzt werden<br />

Foto: Nora<br />

Nach einigen Diskussionen entschlossen wir uns<br />

aufgrund von Schlechtwetterwarnungen, doch<br />

über Nacht zum Olymp weiterzufahren, wo uns<br />

die nächsten Wartungsarbeiten erwarteten.<br />

Morgens um ca. 7 erreichten wir auch nach<br />

durchfahrener Nacht unser Ziel, zwar alle etwas<br />

gerädert, aber trotzdem fingen wir gleich an<br />

weiterzugraben.<br />

Foto: Nora<br />

Am nächsten Tag begannen wir mit dem<br />

Hochsetzen, was dann auch relativ schnell<br />

vonstatten ging, und schon war unsere letzte<br />

Traversennacht gekommen, und wir hatten alle<br />

etwas gemischte Gefühle.


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 6<br />

Das Bau-Team 2006/2007<br />

Dieses Jahr besteht das Bau-Team aus 4 Leuten<br />

und setzt sich wie folgt zusammen:<br />

Mario (34, Bau-Team Leiter, 3 mal auf<br />

Neumayer);<br />

Bollo (Alter unbekannt, 3 mal auf Neumayer);<br />

Andreas (48, 2 mal auf Neumayer);<br />

Falk(26, neu auf Neumayer).<br />

Foto: Nora<br />

v.l.n.r.: Mario, Bollo, Falk & Andreas<br />

Am 22., doch noch pünktlich vor Weihnachten,<br />

erreichten wir gegen 22 Uhr zwar schmutzig und<br />

müde aber sehr zufrieden wieder die Station. Alles<br />

in Allem eine sehr gelungene und angenehme<br />

Traverse!<br />

Falls sich jemand fragt, wie man es schafft in so<br />

einem kleinen Kontainer zu 9. zu leben/zu essen<br />

und zu schlafen? Es geht ;-)<br />

Und was darf nie fehlen, wenn man eine Reise<br />

tut?<br />

Foto: Falk<br />

Damit der Betrieb der Neumayer-Station auch im<br />

langen antarktischen Winter gewährleistet ist,<br />

begibt sich jedes Jahr ein Bauteam in die<br />

Antarktis, um die notwendigen technischen<br />

Arbeiten durchzuführen.<br />

Die diesjährigen Arbeiten des Bau-Teams sind im<br />

Prinzip die selben wie die der letzten Jahre,<br />

wurden im Vergleich zum Vorjahr jedoch etwas<br />

reduziert, da diese Saison nur 4 statt der 6<br />

Arbeiter wie im letzten Jahr angefordert wurden.<br />

Im Einzelnen wurden neben weiteren Routine-<br />

Arbeiten vom Bauteam folgende Arbeiten<br />

ausgeführt:<br />

Genau, der Rollkoffer Foto: Nora<br />

Nora<br />

Alle 9 Stationen der Infraschall-Anlage IS27 und<br />

die dazugehörigen Power-Boxen wurden aus dem<br />

darüber gedrifteten Schnee des vergangenen<br />

Jahres ausgegraben und auf der Schneeoberfläche<br />

wieder zusammengebaut.


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 7<br />

Der Chief-Tain, ein Raupenfahrzeug mit<br />

daraufmontiertem Baukran, wurde<br />

„freigeschnitten“ d.h. das Dach des<br />

Verbindungsganges zur Fahrzeughalle, wurde gut<br />

1m erhöht, damit der Chief-Tain überhaupt aus<br />

der Fahrzeughalle gebracht werden konnte.<br />

In der Tankhalle wurde das Schneedach ebenfalls<br />

zu einem Drittel freigeschnitten und dadurch um<br />

gut einen halben Meter erhöht.<br />

Überhaupt sind die Erhöhungsarbeiten ein<br />

Schwerpunkt der Tätigkeit des Bauteams. Durch<br />

den jährlichen Schneezutrag und durch Drift<br />

versinken alle Einstiege, Türme, und sonstigen<br />

Anlagen jedes Jahr um ca. 1 Meter im Schnee und<br />

müssen deshalb in 1-2-jährigen Abständen erhöht<br />

werden.<br />

Dieses Jahr waren das der Einstieg zum Seismik-<br />

Observatorium, das Spurenstoffobservatorium<br />

(kurz: Spuso), die Ballonfüllhalle, alle Lufthutzen<br />

sowie Seaspace, das Radom, alle Kabelschächte<br />

im Freien und auch der Notausstieg aus dem<br />

Tanklager, der seit einer hier nicht näher<br />

bezeichneten Begebenheit vor einigen Jahren den<br />

Namen Ho-Chi-Minh-Pfad trägt.<br />

Kabelbahnen ohne Spiel wurden freigelegt sowie<br />

so gut wie möglich ausgerichtet.<br />

Ebenfalls gab es fast unzählige kleinere Arbeiten,<br />

wie die Entladung der Polarstern, das Flicken von<br />

„mutwillig“ provozierten Löchern ;-) (wir wissen,<br />

wer gemeint ist) , die neue Schalung der Rampen,<br />

Richten des Trägers in der Fahrzeughalle und<br />

Errichten von etlichen Spezialkonstruktionen<br />

jeglicher Art, etc..<br />

Auf einer Antarktis-Station wie Neumayer gäbe es<br />

eigentlich das ganze Jahr etwas zu tun, aber jede<br />

Saison hat mal ein Ende und so begibt sich das<br />

Bau-Team nach erfolgreichen 75 Tagen wieder<br />

nach Deutschland und wer weiß, vielleicht<br />

kommen sie nächstes Jahr in gleicher Kombination<br />

und Konstellation wieder, denn sie sind ja, so wird<br />

gemunkelt, das weltbeste Bauteam, das die<br />

Antarktis je gesehen hat.<br />

Die Erhöhung der Sea-Space Anlage<br />

Bau-Team bei der Erhöhung der Inmarsat-Anlage<br />

Foto: Falk<br />

Desweiteren wurden zur Schallentkopplung alle<br />

Container, die Kontakt zu den Holzbalken hatten,<br />

freigeschnitten, die Keile unter den Containern<br />

nachgeschlagen und diese dabei ausgerichtet.Die<br />

Abspannung der Dipol Antennen wurde gelockert,<br />

damit die Drahtseile im Winter nicht reißen und<br />

die dazugehörigen Balisenstangen hochgesetzt.<br />

Foto: Falk<br />

Falk<br />

Der Mast der Meteorologie wurde um 3 Meter<br />

erhöht und zusätzlich mit weiteren drei<br />

Drahtseilen gesichert.


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 8<br />

Eine Frage, die immer wieder gestellt<br />

wird, soll hier beantwortet werden:<br />

Wie wird auf Neumayer Weihnachten<br />

und Silvester gefeiert?<br />

Adventzeit<br />

Am 16.12. zieht ein weihnachtlicher Duft durch die<br />

Messe und Küche. Ein paar Freiwillige haben sich<br />

in der Küche eingefunden und sind eifrig und mit<br />

viel Spaß beim Plätzchen backen. Beim<br />

anschließenden Kaffee wird das Resultat<br />

gemeinsam gekostet und für ausgezeichnet<br />

befunden. Die Plätzchen finden einen reißenden<br />

Absatz.<br />

24. Dezember<br />

Am Vormittag geht es los: der Weihnachtbaum<br />

wird in der Messe aufgebaut und dann die Frage:<br />

Wo ist der Baumschmuck? Ach, da ist er ja! Also<br />

ran ans schmücken. Ein paar Leute helfen in der<br />

Küche, die sich Großes vorgenommen hat und ein<br />

tollen Menüplan für die gesamten Feiertage<br />

erstellt hat.<br />

Foto: Karin<br />

Foto: Karin<br />

Kurz vor Heiligabend wird eine Feuerzangenbowle<br />

zubereitet und während dem Geniessen des<br />

Ergebnisses der entsprechende Heinz Rühmann-<br />

Film gezeigt. Auch wenn man den Film schon viele<br />

Male gesehen hat und fast auswendig kennt, ist er<br />

doch immer wieder aufs Neue lustig.<br />

Am Heiligabend beginnt das Essen und die<br />

gesamte Messe ist voll von erwartungsvollen und<br />

hungigen Essern. Als dann jeder gesättigt ist,<br />

verteilen sich die Anwesenden in der Messe, im<br />

Raucherraum und wo sonst so jeder sein<br />

Plätzchen findet. Aber der Abend ist ja noch nicht<br />

vorbei: Es gibt ja auch eine Bescherung! Dafür<br />

treffen sich alle in der Werkstatt, die durch fleißige<br />

Hände am Nachmittag vorbereitet wurde. In der<br />

Mitte steht ein großer Tisch, voll mit<br />

Weihnachtstellern, die durch die Köche als<br />

Weihnachtsmann bzw. Frau verteilt werden.<br />

Foto:Karin<br />

Foto: Karin


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 9<br />

So, nun aber noch nicht genug: Als danach sich<br />

wieder alle in der Messe einfinden, gibt es ein<br />

paar Üwis, die noch mehr Geschenke auszupacken<br />

haben und dies wird stilecht unter dem<br />

Weihnachtbaum durchgeführt.<br />

Foto: Karin<br />

Was da so alles zum Vorschein kommt! Neugierige<br />

Blicke von den übrigen Anwesenden sind den<br />

Geschenk-auspackern sicher.<br />

Der Abend klingt bei einem Gläschen zu trinken,<br />

jeder nach seinem Geschmack, gemütlich aus.<br />

25. Dezember<br />

Am ersten Weihnachstfeiertag hat die Küche ein<br />

besonderes Weihnachtmenü entworfen. Dafür<br />

wurde schon Tage vorher sich der Kopf<br />

zerbrochen, was und in welcher Reihenfolge<br />

serviert werden soll. Es wurde eine Menükarte<br />

entworfen, die den hungrigen, am Tisch<br />

sitzenden, Mäulern den Mund erst so richtig<br />

wässrig macht.<br />

Foto: Karin<br />

Es gibt ein 5-Gänge Menü, bei dem sich die Küche<br />

selbst übertrifft.<br />

Vorspeise<br />

Weihnachtsmenü<br />

25.12.2006<br />

Kartoffelschneesuppe mit Kaviar<br />

auf Blätterteigsternchen<br />

„Birnen-Champagner-Sorbet“<br />

Hauptspeise<br />

Babarie Entenbrustfiltet mit Honig-Ingwerkruste an Madairasauce,<br />

Mandelbroccoli-Buttermöhrchen<br />

Pommes Duchessé<br />

Dessert<br />

Lebkuchen-Mousse<br />

auf Orangen-Caramelschaum<br />

mit Sahnetupfer<br />

„Weihnachtskräutertrunk“<br />

Foto: Karin


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 10<br />

Das Menü wird aufgrund der vielen Anwesenden<br />

in 2 Schichten serviert, so richtig mit Bedienung<br />

im gedämpften Kerzenlicht beim festlich<br />

geschmückten Tisch.<br />

Silvester<br />

Die Silvester-Feier findet wieder in der Werkstatt<br />

statt, die am Nachmittag schön geschmückt wird.<br />

26. Dezember<br />

Foto: Karin<br />

Am 2. Weihnachtsfeiertag wird gegrillt und<br />

gemeinsam in der Werkstatt gegessen, denn hier<br />

haben mehr als 40 Personen auf einmal Platz.<br />

Foto: Karin<br />

Die Küche übertrifft sich mal wieder selbst. Mit viel<br />

Liebe wird ein kaltes und warmes Silvester-<br />

Gourmet-Buffet vorbereitet und auf der Werkbank<br />

aufgebaut.<br />

Die Werkbank dient als Büffet. Selbst der<br />

Schraubstock wird zweckentfremdet und dient als<br />

Salatschüssel-Halter.<br />

Foto: Karin<br />

Aber die Feiertage sind ja noch nicht zu Ende.<br />

Silvester steht vor der Tür.<br />

Foto: Karin


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 11<br />

Foto: Karin<br />

So sitzt man zusammen oder tanzt, bis<br />

Mitternacht näher rückt. In der Messe wird<br />

„Dinner for One“ gezeigt. Um 23:50 wird vor der<br />

Werkstatt an der am Nachmittag extra gebauten<br />

Eisbar der Sekt eingeschenkt.<br />

Foto: Karin<br />

Wieder in der Werkstatt geht die Feier weiter bis<br />

in Morgenstunden. Das Neujahrsfrühstück findet<br />

etwas später als gewöhnlich statt, was allen, und<br />

vor allem den Köchen, entgegenkommt.<br />

Somit:<br />

Prosit Neujahr!!!!<br />

Foto: Karin<br />

Durch die Zeitverschiebung von 1 h im Vergleich<br />

zu Deutschland ist hier Mitternacht und in<br />

Deutschland bereits 1:00 Uhr. Dadurch sind die<br />

Telefonleitungen frei und so wird angerufen und<br />

den Lieben zu Hause ein Gutes Neues Jahr<br />

gewünscht.<br />

Foto: Karin<br />

PROSIT NEUJAHR!!!<br />

Karin


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 12<br />

Neumayer Turniere<br />

Das Leben auf Neumayer ist wie an den meisten<br />

anderen Orten auf der Welt geprägt durch die<br />

regelmässigen Tagesabläufe, die sich aus den<br />

Aufgabenstellungen für die hier lebenden<br />

Personen ergeben. Je nach Menge der anfallenden<br />

Arbeiten verbleibt für die Freizeit nur ein mehr<br />

oder weniger großer Teil des Tages. Aber gerade<br />

der eigentlich arbeitsintensive antarktische<br />

Sommer bietet sich aus mehreren Gründen für<br />

eine aktive Freizeitgestaltung an.<br />

Erfolgreiche Kicker-Teams<br />

Foto: Jens<br />

Neben den gemeinsamen Feiern an Feiertagen wie<br />

Weihnachten und Silvester sowie an Geburtstagen<br />

gibt es auch mehr oder weniger „offizielle“ Anlässe<br />

wie die Übergabe von Funktionsbereichen und<br />

auch die offizielle feierliche Übergabe der Station<br />

von den Alt-ÜWIs an ihre Nachfolger.<br />

René und Nora als eingespieltes Kicker-Team<br />

Foto:Charly<br />

Erstens natürlich aufgrund der Tatsache, dass die<br />

Sonne, sofern sie sich nicht hinter einer<br />

Wolkendecke verbirgt, im Sommer 24 Stunden am<br />

Himmel steht und keine einbrechende Dunkelheit<br />

die Zeit für Ausflüge aufs Meereis und in die<br />

sonstige Umgebung von Neumayer limitiert.<br />

In einer der nächsten Ausgaben des ATKA-Express<br />

werden wir auf die beeindruckende Kulisse, die<br />

wir auf unseren Ausflügen hier erleben können,<br />

sicher näher eingehen.<br />

Besonders gut eignet sich aber die Veranstaltung<br />

von sportlichen Turnieren, um Abwechslung in<br />

den Stationsalltag zu bringen. Besonders<br />

hervorzuheben sind aus letzter Zeit die erste<br />

(in)offizielle Antarktismeisterschaft im Tischfußball<br />

sowie das grosse Neumayer-Tischtennisturnier<br />

unter Beteiligung der Alt- und Neu-ÜWIs, der zu<br />

dieser Zeit auf Neumayer weilenden<br />

„Sommergäste“ und der an diesem Abend zufällig<br />

anwesenden kanadischen Crew der Basler, einer<br />

für Antarktisflüge speziell umgebauten DC3.<br />

Zweitens befinden sich im Sommer immer eine<br />

recht große Anzahl von Leuten auf der Station im<br />

Gegensatz zur übrigen Zeit, in der ja nur die 9<br />

Überwinterer auf Neumayer verbleiben. Da<br />

entsteht natürlich fast zwangsläufig die<br />

Gelegenheit, dies auch innerhalb der Station zu<br />

gemeinschaftlichen Aktivitäten und<br />

Veranstaltungen zu nutzen.<br />

Roman und Andrea im spannenden Fight<br />

Foto: Karin


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 13<br />

Nach spannenden und teilweise auch<br />

hochklassigen Spielen siegte Thomas Garbrecht<br />

(ANTSYO II-Kampagne) vor Jamie (Basler-Crew)<br />

und Christine Wäsche (IPICS-Traverse). Die Ehre<br />

der Neumayer-Besatzung rettete unser Koch Mike<br />

Fröhlich, der mit spektakulärer Spielweise den 4.<br />

Platz erreichte.<br />

Reduktion der Bedürfnisse<br />

Mein Zimmer, meine Kammer, mein Container -<br />

das sind so die Beschreibungen für meine privaten<br />

8 qm. 8 qm, in denen ich all meine Sachen habe,<br />

angefangen von Kleidung, Hobbykram, Wolle,<br />

DVDs, CDs, Foto- und Computerzubehör, meinen<br />

Altar mit meinen Klangschalen. 8 qm, in die ich<br />

mich zurückziehen kann, in denen ich mich wohl<br />

fühle und die mir genügen bzw. genügen müssen.<br />

Siegerehrung des TT-Turniers<br />

Foto: Jens<br />

Da Thomas mit seinem Partner Jürgen Holtig<br />

bereits die Kickermeisterschaft gewonnen hatte,<br />

gibt es inzwischen Überlegungen, Turniere auf<br />

Neumayer nur noch in Abwesenheit von Thomas<br />

zu veranstalten<br />

Regelmässig sind solche sportlichen Events auch<br />

Anlass für gute Vorsätze, z.B. die kommende<br />

Überwinterung zum intensiven Training an<br />

Technik und Kondition zu nutzen, um bei den<br />

nächsten, heute schon fest eingeplanten<br />

Turnieren evtl. besser abzuschneiden.<br />

Wahrscheinlich wird dann aus verschiedenen<br />

Gründen doch nichts aus solchen guten Vorsätzen,<br />

aber lassen wir uns einfach mal überraschen.<br />

Charly<br />

Angefangen habe ich als Studentin mit 1ZKB von<br />

16 qm. Ein "Wohnklo", wie meine Freunde sagten.<br />

Als ich meine Doktorarbeit anfing, zog ich mit<br />

einer Kollegin in unvorstellbare 80 qm, mit<br />

meinem WG-Zimmer, das unbeschreibliche 20 qm<br />

hatte und das nur für mich allein! Wahnsinn.<br />

Danach lebte ich allein in einer 2 ZKB mit 40qm<br />

und dachte, daß ich kaum noch mit weniger<br />

auskommen kann. Den Platz brauchte ich für mich<br />

und mein ganzes Hab und Gut. Trotz des<br />

Gefluches meines Bruders, der meinen ganzen<br />

Kram beim Auszug schleppen mußte, dachte ich<br />

wirklich, daß ich das alles zu meinem Leben<br />

brauche und verteidigte mich.<br />

Dann stand ich vor 4 Zargesboxen, in die ich<br />

meine persönlichen Sachen packen sollte - für 15<br />

Monate Neumayer. 4 Zargesboxen, in die ich mein<br />

Leben packen sollte. Eine Box jeweils 80x60x40<br />

cm groß oder klein, je nach Ansichtssache. Das<br />

Packen fiel mir sehr schwer. Was brauche ich<br />

wirklich ganz dringend, was nicht so. Am Ende<br />

mußte ich Sachen aussortieren, weil die Kisten zu<br />

voll waren und ich hatte Bedenken, daß genau<br />

diese Sachen mir schmerzlich fehlen würden<br />

während der Überwinterung.<br />

Auf Neumayer angekommen, hieß es erst mal die<br />

Kammer zu teilen. 8 qm für zwei Personen. Nie im<br />

Leben hätte ich mir träumen lassen, daß es<br />

funktioniert, daß ich mich dennoch wohl fühle,<br />

daß so wenig Platz reicht und daß die mangelnde<br />

Privatphäre für beide, die im Zimmer wohnen<br />

erträglich sein könnte.<br />

Endlich allein konnte ich auspacken, dekorieren<br />

und alles so machen wie ich es wollte.<br />

Erstaunlicherweise war und ist in den Schränken<br />

noch Platz - hatte ich doch nicht so viel<br />

mitgenommen, wie alle meinten, die meine 4<br />

Kisten gesehen hatten? Nach ein paar Monaten<br />

hier, kann ich sagen, daß ich nur die Hälfte von<br />

allem brauche. Es ist etwas sehr schönes<br />

eingetreten über das ich sehr glücklich bin: ich bin<br />

zufrieden mit dem wenigen, das ich habe. Das<br />

nötigste reicht und ist genug. Ich brauche nicht 20<br />

Pullis, 7 genügen auch. Meine Bedürfnisse sind


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 14<br />

kleiner geworden und ich bin dennoch glücklich.<br />

Ja ich bin sogar glücklicher. Ich habe gelernt<br />

zufrieden zu sein mit dem was da ist und meist<br />

braucht es nicht viel zu sein.<br />

So wie die Klamotten nicht mehr so wichtig<br />

werden, so auch das Aussehen. Meist<br />

verschwindet eh alles unter Schal und Mütze und<br />

im Winter unter der Gesichtsmaske, so daß ich<br />

meine Mit-ÜWIs nur noch an Schal- und<br />

Mützenfarben und am Gang erkennen konnte.<br />

Auch läßt sich abgeschieden von der Welt gut<br />

experimentieren, vor allem die Jungs: mal einen<br />

Vollbart wachsen lassen oder die Haare, damit ein<br />

Zopf herauskommt. Mal die ganze Haarpracht<br />

abrasieren oder einen Irokesenschnitt probieren.<br />

Alles kein Problem, aber manchmal doch etwas<br />

schwierig. Toby bat mich ihm die Haare zu<br />

schneiden. Das habe ich zum ersten mal getan,<br />

abgesehen von meinem Pony, wo es ab und zu<br />

schief ging und er schief war. Ich habe mein<br />

Bestes getan - wirklich! Danach lief Toby<br />

jammernd durch die Röhre und erzählte, daß man<br />

"Salon Bock" wohl besser in "Salon Bockmist"<br />

umtaufen sollte. Er mußte dann nochmal zum<br />

Nach- und Korrekturschnitt zu Corinna in "Salon<br />

Schultz" und war danach zufrieden. In<br />

Deutschland ist der Friseurbesuch normal, hier<br />

etwas besonderes. Ein guter Haarschnitt ist mehr<br />

oder weniger schön, aber nicht notwendig.<br />

Wenn ich hier nachts auf die Toilette muß, dann<br />

ist das ein Weg von 40 Metern durch -10°C und<br />

wieder zurück. Wie froh und dankbar werde ich<br />

sein, wenn ich zurück in Deutschland nur ein paar<br />

warme Meter zu meiner Toilette und dem Bad<br />

haben werde. Was für ein Luxus!<br />

Reduktion auf das Wesentliche und Reduktion der<br />

Bedürfnisse.<br />

Ich hoffe, daß ich dies von Neumayer in mein<br />

weiteres Leben mitnehmen werde.<br />

Michaela<br />

Weg der Steine<br />

Heute möchte ich das Kunstprojekt „Weg der<br />

Steine“ vorstellen. Vor meiner Abreise zur<br />

Antarktis bekam ich in Bremerhaven von Ude<br />

Cielow einen Stein in die Hand gedrückt. Volker<br />

Steinbacher hatte die Idee, Steine aus dem<br />

französischen Ort Mirabel in jedes Land der Erde<br />

mit Reisenden zu verschicken. Jeder Steinreisende<br />

sollte am Ziel seiner Reise den Stein, auf dem ein<br />

Auge gemalt ist, ablegen. Eine kleine Geschichte<br />

beschreibt, wo der Stein sich befindet. Zu jedem<br />

Stein gehören auch mindestens 2 Fotos. Ein Foto<br />

zeigt wo der Stein liegt, das andere zeigt in die<br />

Richtung in welche das Auge sieht.<br />

Der Stein in Kapstadt<br />

Foto: Andreas<br />

Der Stein für die Neumayer Station hatte es nicht<br />

einfach. Es musste vom Umweltbundesamt eine<br />

Einfuhrgenehmigung beantragt werden.<br />

Hier angekommen hat der Stein noch einige<br />

Reisen in der Antarktis unternommen.<br />

Im Januar 2006 flog er mit der Polar 2 zur<br />

Kohnenstation des <strong>AWI</strong>. Diese ist ca. 700 km von<br />

Neumayer entfernt.<br />

Kohnen Foto: Andreas Brehme


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 15<br />

Zeit mit Sonnenschein und totaler Dunkelheit,<br />

wochenlangen Stürmen nach dem Ende der<br />

Polarnacht, mit Freud und Leid die wir fernab<br />

jeglicher Zivilisation erleben durften, mussten,<br />

konnten. Für uns heißt es Koffer packen und am<br />

12. bzw. am 18. Februar startet die Basler auf<br />

Neumayer zu unserer Heimreise nach<br />

Deutschland.<br />

Ich wünsche dem neuen Team eine ebenso<br />

schöne Zeit auf Neumayer.<br />

Andreas<br />

vor Polarstern<br />

Foto: Andreas<br />

Zur Zeit ist der Stein erneut unterwegs. Diesmal<br />

geht es zur japanischen Station S17. Die Crew der<br />

Polar 2 hat ihn mit an Bord. Wenn der Stein<br />

zurück ist hat er seinen Platz in der „Bibliothek im<br />

Eis“ von Lutz Fritsch.<br />

So sind 2 Kunstwerke nach einem weiten Weg<br />

vereint. Ich habe die Bibliothek als Ablageplatz<br />

gewählt weil dort im Gegensatz zur Station ein<br />

Fenster nach draußen ist, in der Station gewährt<br />

das einzige Fenster eine Blick in die<br />

Schneeschmelze.<br />

Foto: Andreas<br />

Der Stein blickt Richtung Norden ungefähr in die<br />

gleiche Richtung die häufig von unserer Webcam<br />

anvisiert wird. So kann man von der ganzen Welt<br />

aus beobachten was der Stein auf Neumayer<br />

sieht.<br />

Während der Stein an einem meiner Lieblingsorte<br />

bleibt, heißt es für mein Team und mich Abschied<br />

zu nehmen von der Antarktis. Es war eine klasse<br />

Mein schönster Tag auf Neumayer!<br />

Da denkt doch jeder, wenn man die Überschrift<br />

liest, was kommt da jetzt: Was ist der schönste<br />

Tag auf Neumayer: gemeinsam mit Freunden auf<br />

Neumayer den Heiligabend oder Sylvester<br />

verbringen, der Besuch der Pinguin Kolonie,<br />

Skidoo fahren, Bully fahren, Rommee und Kicker<br />

spielen, auf dem Treppenturm sitzen und den<br />

ersten Sonnenuntergang genießen…...<br />

Nein, weit gefehlt – der schönste Tag auf<br />

Neumayer ist für mich der Tag der Abreise!<br />

Manche mögen denken, dass das besonders böse<br />

ist oder unfair gegenüber der Überwinterungsmannschaft<br />

ist, aber als häufiger Sommergast<br />

denkt man anders.<br />

Ich habe wunderschöne Tage hier auf Neumayer<br />

in den letzten Jahren gehabt. Viele nette Stunden,<br />

Abende und unbeschreibliche Ausflüge zu den<br />

Robben und Pinguinen waren dabei. Diese<br />

Erlebnisse sind so einzigartig, dass man sie einem<br />

Außenstehenden nur schwer beschreiben kann.<br />

Auch Tage und Feste wie Weihnachten habe ich<br />

gerne hier verbracht!<br />

Als Sommergast kommt man aber mit anderen<br />

Gefühlen und Vorstellungen auf die Station. Viele<br />

haben einen bestimmten Auftrag oder ein Projekt,<br />

was oft zeitkritisch erfüllt werden muss.<br />

So schön es auch hier ist, zwischendurch kommen<br />

doch immer wieder Gedanken an diejenigen<br />

daheim, die man für 2 bis 3 Monate vermissen<br />

muss.


57. Ausgabe AtkaXpress Seite 16<br />

Darum: Es gibt nach einigen Sommersaisons<br />

immer noch wunderschöne Tage auf Neumayer<br />

mit vielen netten Neumayeranern – aber der<br />

schönste Tag ist und bleibt für mich der Tag der<br />

Abreise mit der Basler nach Novo und von dort<br />

aus weiter nach Kapstadt, um dann in meinem<br />

Heimatort meine Familie und Freunde wieder zu<br />

sehen.<br />

Ich wünsche der Überwinterungsmannschaft eine<br />

gute Zeit hier und mit Sicherheit ist es für Euch<br />

ein schöner und ergreifender Tag, wenn wir, die<br />

Sommergäste, abreisen. Denn dann beginnt EURE<br />

Überwinterung!<br />

Foto: Ralf<br />

Ralf Brauner<br />

IMPRESSUM<br />

Der atkaXpress wird herausgegeben von der<br />

Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polar- und<br />

Meeresforschung.<br />

Zum Schluß:<br />

Frage eines frisch angekommenen<br />

Sommerprojekt-Mitarbeiters:<br />

Wie heißen diese Schneeverwehungen, die sich<br />

bei Wind hinter Erhebungen auftürmen? Ich<br />

vergesse diesen Begriff immer wieder.<br />

Antwort eines "alten Hasens": Wenn du bei Sturm<br />

aus deinem Wohncontainer kommst, zur Station<br />

willst, nichts siehst und der Länge nach in den<br />

Schnee fällst, wirst du dir die Sch... Sastrugis<br />

merken.<br />

Redaktion:<br />

Anja Anastou, Claudia Rudolph<br />

Chris Behrendt, René Böhler<br />

Michaela Bock, Nora Graser<br />

Andreas Buhl, Michael Lenuck<br />

Eric-Roger Brückelmeier, Mirko Denecke<br />

Andrea Möller, Karin Smolla<br />

Tobias Müller-Wrana, Christine Läderach<br />

Maja Petzel, Karlheinz Waltner<br />

Corinna Schulz, Mike Fröhlich<br />

Verantwortlicher:<br />

Dr. Gert König-Lango<br />

Die Verwertung aller in dieser Publikation<br />

enthaltenen Abbildungen und Text (auch<br />

auszugsweise) bedarf der schriftlichen<br />

Zustimmung der Redaktion.<br />

Wir behalten uns vor, Leserbriefe & eMails auch<br />

gekürzt zu veröffentlichen. Bitte teilen Sie uns<br />

vorher mit, wenn Sie mit einer Veröffentlichung<br />

nicht einverstanden sind.<br />

eMail: neumayer@awi.de<br />

Der atkaXpress erscheint alle zwei Monate.<br />

Änderungen und Verzögerungen aus<br />

technischen Gründen vorbehalten.

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