BJV Report 4 / 2013 - Bayerischer Journalisten Verband
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Wir im <strong>BJV</strong><br />
Wir im <strong>BJV</strong><br />
Markenwechsel als Mammutaufgabe<br />
Wie aus „E.ON Bayern“ wieder „Bayernwerk“ wurde<br />
Heinz heißt jetzt wieder Meier. Er hat den<br />
Namen seiner Ex-Frau abgelegt, seine E-Mail-<br />
Kennung geändert, jetzt fehlt noch das Haustürschild.<br />
Manchmal meldet er sich noch mit<br />
„Huber“, aber das ist eine Frage der Zeit.<br />
Ganz so einfach hatte es die E.ON Bayern<br />
AG nicht. Nach der Separierung von der Muttergesellschaft<br />
E.ON setzt der aus dem früheren<br />
Staatsbetrieb Bayernwerk AG hervorgegangene<br />
Netzbetreiber wieder auf den alten Namen. Seit<br />
1. Juli firmiert der Betreiber von 180.000 Kilo-<br />
Maximilian Zängl<br />
(links) und Josef<br />
Schönhammer<br />
erläutern die<br />
Umfirmierung<br />
der früheren<br />
E.ON Bayern<br />
AG in Bayernwerk<br />
AG.<br />
Foto: Michael Scheiner<br />
meter Strom- und 5500 Kilometer Erdgasnetzen<br />
als Bayernwerk. Neben einigen rechtlichen<br />
Problemen, die mit dem Wandel verbunden<br />
waren, steht hinter dieser Namensänderung<br />
eine Aufgabe gewaltigen Ausmaßes für die<br />
Kommunikationsabteilung. Bei einem Besuch<br />
der Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
des <strong>BJV</strong> in der neuen Firmenzentrale in<br />
Regensburg erläuterten Pressesprecher Josef<br />
Schönhammer und sein Stellvertreter Maximilian<br />
Zängl den Weg und die vielen Klippen von<br />
den ersten Überlegungen bis zur Umsetzung<br />
vor wenigen Wochen.<br />
Notwendig geworden war dieser „ Markenwechsel“<br />
durch das Energiewirtschaftsgesetz.<br />
Das schreibt eine Trennung von Energielieferung<br />
und Energieerzeugung vor. Vier Netzbetreiber<br />
hat der Mutterkonzern behalten und<br />
umbenannt. Von der Außendarstellung mit den<br />
Firmenfahrzeugen, dem Internetauftritt, elektronischem<br />
Geschäftsverkehr bis zur Broschüre,<br />
dem Intranet und der Überzeugung aller<br />
Mitarbeitenden „hatten rund 50 direkt eingebundene<br />
Mitarbeiter eine gewaltige Infrastrukturmaßnahme<br />
zu bewältigen“, beschrieb Zängl<br />
den mehrjährigen Prozess. „…und eine Punktlandung<br />
hingelegt?“, nahm Schönhammer Fragen<br />
präventiv vorweg, um gleich selbst die Antwort<br />
zu liefern: „Alles haben wir nicht geschafft.<br />
Die Mitarbeiter im Außendienst laufen noch in<br />
roter Arbeitskleidung von E.ON herum.“<br />
Die anschließende Diskussion beschränkte<br />
sich auf Nachfragen zu Details des neuen Auftritts<br />
und des Umsetzungsprozesses – „Change<br />
Communication“. Von wem sie denn ihren<br />
Strom bezögen, wollte ein Kollege wissen. „Vom<br />
örtlichen Anbieter Rewag“, erklärte Zängl und<br />
wies darauf hin, dass sich das Licht im Konferenzraum<br />
selbstständig ausschalte, „wenn sich<br />
zehn Minuten niemand bewegt“. Bei <strong>Journalisten</strong><br />
käme das ja durchaus gelegentlich vor.<br />
Michael Scheiner<br />
„Man darf auch weglassen“<br />
Podiumsdiskussion über Berichte zur Finanzkrise<br />
In Zeiten von Wirtschaftskrise, Börsenabstürzen<br />
und Banken-Crashs genießt die Finanzbranche<br />
in der Öffentlichkeit keinen guten Ruf.<br />
Welchen Herausforderungen müssen sich <strong>Journalisten</strong><br />
wie auch Kommunikatoren auf Unternehmensseite<br />
stellen, fragte die <strong>BJV</strong>-Fachgruppe<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und lud<br />
gemeinsam mit der FG Freie zu einer Podiumsdiskussion<br />
in den Münchner Presseclub.<br />
Dass die Materie auch aufgrund juristischer<br />
Fragen immer komplexer werde, hat Frank<br />
Elsner – ehemals Leiter des Korrespondentenbüros<br />
der Börsen-Zeitung in München und<br />
heute selbstständiger Kommunikationsberater<br />
– festgestellt. Da die Medien die Inhalte für<br />
ihre Leser vereinfachen müssten, entstehe hier<br />
ein Spannungsfeld, aus dem Fehler resultieren<br />
können.<br />
„Der Journalismus hat in der Finanzkrise<br />
versagt und tut es heute immer noch“, lautet<br />
eine These von Joachim Spiering, stellvertretendem<br />
Chefredakteur der Zeitschrift €uro. Die<br />
Redaktionen würden ihre Berichterstattung<br />
nicht attraktiv und lesbar aufbereiten. Spiering:<br />
„Man darf durchaus auch einmal etwas weglassen,<br />
wenn die Anschaulichkeit gewinnt“.<br />
Jürgen Kurz, Pressesprecher der Deutschen<br />
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz,<br />
meint, dass sich der Anleger immer noch<br />
weitestgehend aus Printmedien informiere. Oft<br />
aber habe er festgestellt, dass die <strong>Journalisten</strong> in<br />
den Themen gar nicht richtig drin seien. Niemand<br />
wolle Zahlenkolonnen oder komplexe<br />
juristische Fachtexte lesen, entgegnete Frank<br />
Elsner. „Wir müssen vereinfachen aber es muss<br />
auch bei aller Eile sachlich richtig bleiben“, so<br />
Elsner. Denn was über Agenturen herausgehe,<br />
könne man nicht zurückholen.<br />
Ob man eine Verflachung auch des Finanzund<br />
Wirtschaftsjournalismus beobachten könne,<br />
wollte Moderator Sascha Ihns, stellvertretender<br />
Vorsitzender der FG Presse- und Öffentlichkeitarbeit<br />
von den Diskutanten wissen. Für Joachim<br />
Spiering war eines klar: Wirtschaftsjournalismus<br />
leide unter einem schlechten Image und genieße<br />
keinen hohen Stellenwert. Hinzu komme<br />
der enorme zeitliche Druck in personell immer<br />
knapper besetzten Redaktionen.<br />
Dass sich demgegenüber die Kommunikationsabteilungen<br />
professionalisiert hätten, darin<br />
war man sich in der Diskussion einig, könne zu<br />
einem gefährlichen Ungleichgewicht führen. Es<br />
bestehe immer mehr auch die Gefahr, dass das<br />
„Marketing-BlahBlah“ aus der Unternehmenskommunikation<br />
in den Medien übernommen<br />
und verbreitet werde. Um dem entgegen zu<br />
w i rken, müssten Red a k teu re k reat iv bleiben.<br />
Wolfgang M. Seemann<br />
50 <strong>BJV</strong>report 4/<strong>2013</strong>