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Untersuchung der Kammmolch-Vorkommen in Zusammenhang mit ...

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<strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Zusammenhang</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Verträglichkeitsprüfung<br />

für das FFH-Gebiet 336 – <strong>Kammmolch</strong>biotop Palsterkamp<br />

bearbeitet für<br />

Kortemeier & Brokmann<br />

Garten- und Landschaftsarchitekten GmbH<br />

Oststr. 92<br />

32051 Herford<br />

durch<br />

BIO-CONSULT<br />

Dul<strong>in</strong>gs Breite 6-10<br />

49191 Belm/OS<br />

Tel.: 05406-7040<br />

Fax.: 05406-7056<br />

Juni 2006


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Mitarbeit (Erfassungen):<br />

Dipl.-Ing. (FH) Bett<strong>in</strong>a Hönisch<br />

Dr. Johannes Melter<br />

Dipl. Ing. (FH) Friedemann Schmidt<br />

Dr. Birgit ten Thoren<br />

Dr. Karl-Robert Wolf (Flaschenfänge)<br />

Verfasser:<br />

Dr. Johannes Melter<br />

Dr. Birgit ten Thoren<br />

2


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Inhalt<br />

1. Anlass und Aufgabenstellung .........................................................................................4<br />

2. Biologie und Verbreitung des <strong>Kammmolch</strong>es .................................................................5<br />

2.1 Systematik .............................................................................................................5<br />

2.2 Körperform und Individualentwicklung (Fortpflanzung) .........................................5<br />

2.3 Verbreitung ............................................................................................................6<br />

2.4 Lebensraum...........................................................................................................6<br />

2.5 Jahresrhythmus .....................................................................................................6<br />

2.6 Gefährdungsursachen ...........................................................................................7<br />

3. <strong>Untersuchung</strong>smethoden................................................................................................8<br />

4. Ergebnisse ....................................................................................................................11<br />

4.1 Wan<strong>der</strong>zeiten.......................................................................................................11<br />

4.2 Bestandsdaten.....................................................................................................12<br />

4.2.1 Gewässer Nr. 57 (im FFH-Gebiet)..............................................................15<br />

4.2.2 Gewässer Nr. 58 (Naturdenkmal Waldtümpel im FFH-Gebiet)...................15<br />

4.2.3 Gewässer Nr. 59 („Quelltümpel“ im FFH-Gebiet) .......................................17<br />

4.2.4 Gewässer Nr. 56 (östlich des Kleeberges, um Hof Mihatsch) ....................19<br />

4.2.5 Gewässer Nr. 55 (Oberrielage, an <strong>der</strong> K 342) ............................................21<br />

4.2.6 Gewässer Nr. 54 (Naturdenkmal bei Nie<strong>der</strong>rielage)...................................21<br />

4.2.7 Gewässerkomplex Nr. 52 (Nie<strong>der</strong>rielage)...................................................21<br />

5. Bewertung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Erhaltungszustandes des FFH-Gebietes...........24<br />

6. Literatur ....................................................................................................................25<br />

3


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

1. Anlass und Aufgabenstellung<br />

Das FFH-Gebiet „<strong>Kammmolch</strong>biotop Palsterkamp“ wird von <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> A33 n tangiert. Die<br />

<strong>Untersuchung</strong>en für die UVS zum Neubau <strong>der</strong> A 33n Belm-Wallenhorst aus dem Jahr 2005<br />

ergaben <strong>Vorkommen</strong> des <strong>Kammmolch</strong>es im FFH-Gebiet - an e<strong>in</strong>em von drei Gewässern. Im<br />

Umfeld konnten darüber h<strong>in</strong>aus an weiteren Gewässern z.T. größere <strong>Vorkommen</strong> nachgewiesen<br />

werden.<br />

Der <strong>Kammmolch</strong> steht <strong>in</strong> den aktuellen Roten Listen <strong>der</strong> gefährdeten Lurche <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

und Deutschland (BEUTLER et al. 1998, PODLOUCKY & FISCHER 1994):<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen: gefährdet (Kategorie 3)<br />

Deutschland: gefährdet (Kategorie 3)<br />

Die Art wird <strong>in</strong> den Anhängen II und IV <strong>der</strong> FFH-Richtl<strong>in</strong>ie aufgeführt (PETERSEN et al. 2004) und<br />

ist nach § 10 Bundesnaturschutzgesetz sowie <strong>der</strong> Bundesartenschutzverodnung e<strong>in</strong>e streng<br />

geschützte Art.<br />

Die Daten aus dem Jahr 2005 erlauben noch ke<strong>in</strong>e genauere Abschätzung <strong>der</strong> Populationsgröße.<br />

Dies ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Beantwortung <strong>der</strong> Frage des Erhaltungszustandes des<br />

FFH-Gebietes und da<strong>mit</strong> auch für die Bewertung <strong>der</strong> Erheblichkeitsschwelle e<strong>in</strong>es Autobahnbaues<br />

von großer Bedeutung. Aus planungsrechtlichen Gründen wurde deshalb im Frühjahr<br />

2006 nach Absprache <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr<br />

sowie dem Nie<strong>der</strong>sächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz<br />

(NLWKN) e<strong>in</strong>e vertiefende <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Vorkommen</strong> durchgeführt. Die Daten s<strong>in</strong>d auch für<br />

e<strong>in</strong>e FFH-Verträglichkeitsprüfung nutzbar.<br />

Zentrale Fragen des <strong>Untersuchung</strong>sprogramms s<strong>in</strong>d:<br />

‣ Abschätzung <strong>der</strong> Populationsgröße des <strong>Kammmolch</strong>es<br />

‣ Er<strong>mit</strong>tlung <strong>der</strong> Anwan<strong>der</strong>richtungen (Lage <strong>der</strong> Landlebensräume)<br />

‣ Bewertung des Erhaltungszustandes im FFH-Gebiet<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong>en werden <strong>in</strong> diesem Bericht dargelegt. Als fachlicher H<strong>in</strong>tergrund<br />

wird e<strong>in</strong>leitend e<strong>in</strong>e kurze Skizzierung <strong>der</strong> Biologie und Verbreitung <strong>der</strong> Art vorgenommen.<br />

4


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

2. Biologie und Verbreitung des <strong>Kammmolch</strong>es<br />

Die folgenden Ausführungen zur Biologie und Verbreitung <strong>der</strong> Art basieren i.w. auf Angaben<br />

aus den Standardwerken <strong>der</strong> Herpetofauna-Literatur sowie weiterer spezifischer Literatur<br />

(GÜNTHER 1996, THEISMEIER & KUPFER 2000, NÖLLERT & NÖLLERT 1992, KRONE 2001, ARNZTEN<br />

2003); weitere Quellen werden ggf. angegeben.<br />

2.1 Systematik<br />

Systematisch ist <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong> wie folgt e<strong>in</strong>zuordnen:<br />

Klasse:<br />

Ordnung:<br />

Gattung:<br />

Art:<br />

Amphibia (Lurche)<br />

Caudata (Schwanzlurche)<br />

Triturus (Wassermolche)<br />

Triturus cristatus (<strong>Kammmolch</strong>)<br />

2.2 Körperform und Individualentwicklung (Fortpflanzung)<br />

Der <strong>Kammmolch</strong> ist <strong>der</strong> größte <strong>in</strong> Mitteleuropa lebende Wassermolch. <strong>Kammmolch</strong>e weisen<br />

e<strong>in</strong>en deutlichen Geschlechtsdimorphismus auf: die adulten Weibchen s<strong>in</strong>d <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Gesamtlänge<br />

von 120-160 mm meist etwas größer als die Männchen (110-150 mm). Der Schwanz ist<br />

fast körperlang und seitlich abgeplattet. Die Männchen tragen im Hochzeitskleid (Wassertracht)<br />

e<strong>in</strong>en gezackten, „drachenartigen“ Rückenkamm, <strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> reproduktiven Phase sowie<br />

bei den Weibchen fehlt. Die Färbung ist oberseits schwärzlich-grau. In <strong>der</strong> Paarungszeit s<strong>in</strong>d<br />

Flanken und Kehle <strong>mit</strong> vielen kle<strong>in</strong>en hellen Punkten gesprenkelt, die gelbliche bis orangefarbene<br />

Bauchseite <strong>mit</strong> größeren schwarzen Punkten. Bei den Männchen zieht sich über den<br />

Schwanz lateral e<strong>in</strong> silbrig-weißes Band; bei den Weibchen ist die Schwanzunterseite gelborange.<br />

Die Eier werden <strong>in</strong> Gewässern an Wasserpflanzen geheftet. Nach etwa 12 bis 37 Tagen (temperaturabhängig)<br />

schlüpfen die Larven, die dann e<strong>in</strong>e Länge von 8-12 mm aufweisen. Die Larven<br />

durchlaufen nach etwa zwei bis vier Monaten die Metamorphose (u.a. Rückbildung <strong>der</strong><br />

Kiemen) zu Jungmolchen. Der überwiegende Teil <strong>der</strong> Jungmolche beg<strong>in</strong>nt im September das<br />

Wasser zu verlassen; e<strong>in</strong>ige Tiere verbleiben im Gewässer. Die <strong>Kammmolch</strong>e werden frühestens<br />

nach zwei Jahren geschlechtsreif; subadulte Tiere wan<strong>der</strong>n z.T. jedoch schon im ersten<br />

Frühjahr <strong>in</strong> die Gewässer.<br />

2.3 Verbreitung<br />

<strong>Kammmolch</strong>e s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> östlichen Landeshälfte Nie<strong>der</strong>sachsens weit verbreitet, nach Westen<br />

wird die Verbreitung lückig. Aus <strong>der</strong> Osnabrücker Region s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige <strong>Vorkommen</strong> dokumentiert,<br />

darunter auch das <strong>Vorkommen</strong> im FFH-Gebiet „<strong>Kammmolch</strong>-Biotop Palsterkamp“. Aus allen<br />

Quadranten des MTB 3614 (TK 25; Wallenhorst) liegen aus den Jahren 1980-2000 Daten vor.<br />

Die Bestände s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen <strong>in</strong>sgesamt rückläufig (PODLOUCKY 2001, PETERSEN ET AL.<br />

2004, NLWK schriftl). <strong>Vorkommen</strong> s<strong>in</strong>d auch aus dem benachbarten westfälischen Raum<br />

bekannt (FELDMANN 10981, GLANDT ET AL. 1995).<br />

5


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

2.4 Lebensraum<br />

Bei den Lebensräumen s<strong>in</strong>d die Laichgewässer von den Landlebensräume (Sommer- und<br />

W<strong>in</strong>terlebensräume) zu unterscheiden. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Individuen verbleibt wahrsche<strong>in</strong>lich während<br />

des ganzen Jahres <strong>in</strong> den Gewässern und überw<strong>in</strong>tert dort (FELDMANN 1981). Es kann aber<br />

auch im Jahresverlauf zu e<strong>in</strong>em Gewässerwechsel kommen.<br />

Laichgewässer<br />

<strong>Kammmolch</strong>e nutzen die verschiedensten Gewässertypen als Laichhabitate. Meist handelt es<br />

sich jedoch um Teiche, Tümpel und Abgrabungsgewässer, die sowohl im Wald als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

offenen Landschaft liegen können.<br />

Ideale Laichgewässer weisen folgende Charakteristika auf:<br />

• die Gewässer s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens 50 cm tief und ständig <strong>mit</strong> Wasser gefüllt,<br />

• gut ausgeprägte Unterwasservegetation ist vorhanden (Versteck- und Eiablageplätze),<br />

• vollständig o<strong>der</strong> teilweise lichte, sonnenexponierte Wasserfläche,<br />

• Gewässerböden und –rän<strong>der</strong> (Ste<strong>in</strong>e, Höhlen etc.) s<strong>in</strong>d reich strukturiert,<br />

• es ist e<strong>in</strong> gutes Nahrungsangebot für Alt- und Jungtiere (v.a. Wasser<strong>in</strong>sekten und <strong>der</strong>en<br />

Larven, Schnecken etc.) vorhanden,<br />

• die Gewässer s<strong>in</strong>d fischfrei (Prädatoren, Nahrungskonkurrenten).<br />

Landlebensräume<br />

Die Landlebensräume liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel im nahen Umfeld <strong>der</strong> Gewässer und s<strong>in</strong>d bei sehr<br />

guten Habitatbed<strong>in</strong>gungen nicht weiter als 100 m entfernt. Das Gros <strong>der</strong> Tiere nutzt Flächen <strong>in</strong><br />

Entfernungen von maximal ca. 400-500 m. Maximalwerte von über 1.000 m s<strong>in</strong>d Ausnahmen<br />

(JEHLE & ARNTZEN 2000, MÜLLNER 2001, STOEFER & SCHNEEWEIß 2001). E<strong>in</strong>zelne Tiere wan<strong>der</strong>n<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch über 1.300 m, wechseln dabei zwischen Gewässern und tragen durch die<br />

Dispersion <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zum Genaustausch zwischen lokalen Populationen bei (GÜNTHER<br />

1995, KUPFER 1998, JEHLE & ARNTZEN 2000).<br />

Allgeme<strong>in</strong> werden Wäl<strong>der</strong> (v.a. Laubwäl<strong>der</strong>) und reich strukturiertes Gelände (Feldgehölze,<br />

Hecken etc.) bevorzugt aufgesucht, wo die Tiere gute Unterschlupfmöglichkeiten f<strong>in</strong>den. Die<br />

Tagesverstecke und Überw<strong>in</strong>terungsplätze liegen unter Baumstämmen und –stubben, Totholz,<br />

<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>- und Schutthaufen sowie <strong>in</strong> Baumwurzel- und Erdhöhlen (Bodenhöhlen an<strong>der</strong>er Tiere).<br />

E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Tiere verbleibt unter Umständen ganzjährig <strong>in</strong> den Gewässern. Die Nahrung<br />

besteht <strong>in</strong> den Landlebensräumen v.a. aus Regenwürmern, Schnecken und Insekten.<br />

2.5 Jahresrhythmus<br />

An Land überw<strong>in</strong>ternde Tiere wan<strong>der</strong>n ab Ende Februar/März zu den Laichgewässern. Die<br />

Wan<strong>der</strong>ungen f<strong>in</strong>den nachts erst ab abendlichen Temperaturen von m<strong>in</strong>destens 3 °C statt; sie<br />

s<strong>in</strong>d nicht <strong>mit</strong> Regen und Luftfeuchtigkeit korreliert (KUPFER 1998, TIESMEIER & KUPFER 2000).<br />

6


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Die Paarungszeit beg<strong>in</strong>nt bei günstigen Witterungsbed<strong>in</strong>gungen ab Ende März, die Eiablage<br />

meist ab Mitte April. Die Eier werden an Wasserpflanzen geklebt. Bereits ab Juni beg<strong>in</strong>nen die<br />

Alttiere <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Rückwan<strong>der</strong>ung. Die Jungtiere verlassen die Gewässer erst nach <strong>der</strong> Metamorphose,<br />

spätestens im Oktober. E<strong>in</strong>ige Tiere verbleiben <strong>in</strong> den Gewässern.<br />

Die Tageswan<strong>der</strong>leistung ist abhängig von den Wetterbed<strong>in</strong>gungen, beträgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel jedoch<br />

deutlich weniger als 100 m (GÜNTHER 1996, THIESMEIER & KUPFER 2000).<br />

Die Hauptaktivitätsphasen liegen sowohl <strong>in</strong> den Laichgewässern als auch <strong>in</strong> den Landlebensräumen<br />

<strong>in</strong> den Dämmerungsstunden bzw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht.<br />

2.6 Gefährdungsursachen<br />

Die wesentlichen Gefährdungsursachen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Lebensraumverlusten und –bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

zu f<strong>in</strong>den. In Mitteleuropa s<strong>in</strong>d dies v.a.<br />

• Verlust an Kle<strong>in</strong>gewässern und Feuchtgebieten<br />

• starke Eutrophierung <strong>der</strong> Landschaft und Gewässer<br />

• Lebensraumzerschneidung durch Verkehrswege<br />

• Schadstoffe<strong>in</strong>träge <strong>in</strong> Gewässer<br />

• Zerstörung von Landlebensräumen (u.a. <strong>in</strong>tensive Landnutzung/Landwirtschaft)<br />

• übernatürlich hoher Fischbesatz <strong>in</strong> Gewässern<br />

Zu den natürlichen Fe<strong>in</strong>den (Prädatoren) gehören v.a. Gelbrandkäfer (Dytiscus spec.), die<br />

Larven von Großlibellen, Fische und auch Vögel (z.B. Weissstorch Ciconia ciconia, Eisvogel<br />

Alcedo atthis). Prädationsverluste s<strong>in</strong>d jedoch e<strong>in</strong> natürliches Phänomen und können <strong>in</strong> <strong>in</strong>takten<br />

Lebensräumen durch e<strong>in</strong>e gute Reproduktion ausgeglichen werden.<br />

7


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

3. <strong>Untersuchung</strong>smethoden<br />

a. Amphibienfangzäune<br />

Zur Bestimmung <strong>der</strong> Anwan<strong>der</strong>richtung und da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Landlebensräume wurden um<br />

die Gewässer (im FFH –Gebiet und um weitere besiedelte Gewässer im nahen Umfeld) sowie<br />

im möglichen Querungsbereich e<strong>in</strong>er Trasse Amphibienfangzäune gezogen. Diese Methode<br />

ermöglicht e<strong>in</strong>e genauere Abschätzung <strong>der</strong> Populationsgröße.<br />

Es wurde <strong>in</strong>sgesamt ca. 900 m Fangzaun (Höhe etwa 50 cm über Boden) errichtet. Die Gewässer<br />

wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand von fünf bis zehn Metern (je nach lokalen Bed<strong>in</strong>gungen) zum<br />

Gewässerrand vollständig e<strong>in</strong>gezäunt. In e<strong>in</strong>em Abstand von ca. 10 m wurden Fangeimer <strong>in</strong><br />

den Boden un<strong>mit</strong>telbar am Zaun e<strong>in</strong>gegraben. Folgende Gewässer 1 bzw. Strecken wurden<br />

da<strong>mit</strong> abgesperrt (Abb. 1):<br />

Gewässer Nr. 58 (Naturdenkmal Waldtümpel, im FFH-Gebiet)<br />

Gewässer Nr. 59 (Quelltümpel südlich <strong>der</strong> Hoflage Meyer-Osterhaus, im FFH-Gebiet)<br />

Gewässer Nr. 56 (Tümpel bei Hofstelle Mihatsch)<br />

Waldrand nordöstlich des Gewässers Nr. 56<br />

Gewässer Nr. 52 (Nie<strong>der</strong>rielage)<br />

Die Zäune wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit vom 7.-10. Februar 2006 aufgestellt und – nach Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Rückwan<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>iger Amphibienarten – vom 5.-10. April 2006 wie<strong>der</strong> abgebaut. Die Zäune<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit täglich <strong>in</strong> den frühen Morgenstunden kontrolliert.<br />

Die am Waldrand gefangenen Tiere wurden, da die Wan<strong>der</strong>richtung auf das Gewässer Nr. 56<br />

ausgerichtet war, <strong>in</strong> diesem ausgesetzt, um den Tieren e<strong>in</strong>en Doppelfang zu ersparen. Alle<br />

an<strong>der</strong>en Tiere wurden jeweils <strong>in</strong> das entsprechende Gewässer e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

b. Flaschenfallen (Trichterfallen)<br />

Ergänzend zu den o.a. Fangzäunen wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Gewässern Flaschen- bzw. Trichterfallen<br />

ausgebracht. Die Fallen wurden <strong>in</strong> den späten Nach<strong>mit</strong>tags- bzw. frühen Abendstunden e<strong>in</strong>gesetzt<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht bzw. am frühen Morgen wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geholt. Die Fangaktionen wurden von<br />

Dr. Karl-Robert Wolf am 15. April und 12. Mai 2006 durchgeführt: An jeweils beiden Term<strong>in</strong>en<br />

wurden die Gewässer Nr. 53, 54 und 55 auf <strong>Vorkommen</strong> untersucht.<br />

1 Die Gewässer-Nummerierung richtet sich nach den im Vorjahr im gesamten Plangebieten vergebenen<br />

Nummern (siehe auch Abb. 1).<br />

8


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Abb. 1: <strong>Untersuchung</strong>sgewässer und Standorte <strong>der</strong> Fangzäune<br />

9


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Gewässer Nr. 58 (im FFH-Gebiet)<br />

Gewässer Nr. 59 (im FFH-Gebiet)<br />

Waldrand nordwestlich Gewässer Nr. 56<br />

Gewässer Nr. 52 (Nie<strong>der</strong>rielage)<br />

Fangeimer am Zaun<br />

3 Kamm- (l<strong>in</strong>ks) und 2 Teichmolche<br />

10


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

4. Ergebnisse<br />

4.1 Wan<strong>der</strong>zeiten<br />

Der Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ung ist stark von klimatischen Faktoren abhängig. Die ersten Tiere<br />

wan<strong>der</strong>n, wenn die Abendtemperaturen nicht unter 3-5 °C fallen (GÜNTHER 1996, KUPFER 1996,<br />

TIESMEIER & KUPFER 2000, siehe auch Kap. 3).<br />

Der W<strong>in</strong>ter zog sich <strong>in</strong> diesem Jahr <strong>mit</strong> Tagestieftemperaturen von unter 0 °C bis <strong>in</strong> die dritte<br />

März-Dekade (Ende März) h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Lediglich Mitte Februar lagen die Tagestieftemperaturen für<br />

wenige Tage über 4 °C (Abb. 2a). Diese kurze Phase <strong>in</strong>itiierte immerh<strong>in</strong> schon die Wan<strong>der</strong>ungen<br />

von e<strong>in</strong>zelnen Individuen an drei verschiedenen Gewässern (Abb. 2b); dabei handelte es<br />

sich <strong>mit</strong> Ausnahme von zwei Weibchen um männliche Tiere.<br />

26<br />

24<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

Temperatur (<strong>in</strong> °C)<br />

-2 02468<br />

-4<br />

-10<br />

-8<br />

-6<br />

-12<br />

-14<br />

-16<br />

M<strong>in</strong>.<br />

Max.<br />

200<br />

Anzahl Individuen<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

7.2<br />

9.2<br />

11.2<br />

13.2<br />

15.2<br />

17.2<br />

19.2<br />

21.2<br />

23.2<br />

25.2<br />

27.2<br />

1.3<br />

3.3<br />

5.3<br />

7.3<br />

9.3<br />

11.3<br />

13.3<br />

15.3<br />

17.3<br />

19.3<br />

21.3<br />

23.3<br />

25.3<br />

27.3<br />

29.3<br />

31.3<br />

2.4<br />

4.4<br />

6.4<br />

8.4<br />

10.4<br />

Gew. 58 Gew. 59 Gew. 56 Wald Gew. 52<br />

Abb. 2: a) Temperaturverlauf <strong>in</strong> Osnabrück (oben: Daten aus NOZ) und b) Wan<strong>der</strong>zeiten <strong>der</strong><br />

<strong>Kammmolch</strong>e (unten: differenziert nach Gewässern bzw. Fangzäunen)<br />

11


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch die kalten Temperaturen verlief die Hauptwan<strong>der</strong>zeit dann ab dem 25. März sehr<br />

kompakt <strong>in</strong>nerhalb weniger Tage und war <strong>mit</strong> Ausnahme von e<strong>in</strong>igen Nachzüglern am 3. April<br />

praktisch schon beendet. Die zeitliche Verteilung war <strong>in</strong> allen <strong>Untersuchung</strong>sgewässern sehr<br />

ähnlich.<br />

Das phänologische Muster <strong>der</strong> Anwan<strong>der</strong>ung ist im Vergleich <strong>mit</strong> Literaturangaben – abgesehen<br />

vom späten Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Hauptaktivitätsphase – durchaus als typisch zu bezeichnen<br />

(GÜNTHER 1996, TIESMEIER & KUPFER 2000).<br />

Nahezu zeitgleich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> adulten traten auch e<strong>in</strong>zelne subadulte Tiere ab dem 25.<br />

März auf; diese Tiere waren noch sehr kle<strong>in</strong> <strong>mit</strong> Gesamtlängen von unter ca. 80 mm.<br />

4.2 Bestandsdaten<br />

Vorbemerkungen<br />

Durch den Aufbau von Fangzäunen wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong> hoher Anteil <strong>der</strong> anwan<strong>der</strong>nden Tiere<br />

erfasst. Dennoch s<strong>in</strong>d auch <strong>mit</strong> dieser Methode nicht alle Tiere zu erfassen; e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Tiere ist<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, den Zaun (z.B. durch unterirdische Gänge, Schlupflöcher, nicht gänzlich absperrbare<br />

Gewässerzuflüsse etc.) zu überw<strong>in</strong>den (siehe dazu ARNTZEN ET AL. 1995, THIESMEIER &<br />

KUPFER 2000).<br />

Nach Berichten mehrerer Autoren überw<strong>in</strong>tert zudem e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Tiere auch im Wasser<br />

(FELDMANN 1981, GÜNTHER 1996) o<strong>der</strong> <strong>in</strong> geeigneten Strukturen un<strong>mit</strong>telbar am Gewässerrand<br />

(und so<strong>mit</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Fangzäune). Angesichts <strong>der</strong> hohen Fangzahlen an e<strong>in</strong>zelnen Gewässern<br />

ist jedoch e<strong>in</strong>e relativ genaue Abschätzung <strong>der</strong> Populationsgrößen möglich. Die Daten an<br />

den Fangzäunen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jedem Fall deutlich höher und genauer als die durch Ausbr<strong>in</strong>gen von<br />

Flaschenfallen erzielten Werte. Die er<strong>mit</strong>telten Zahlen s<strong>in</strong>d dennoch als M<strong>in</strong>destbestände zu<br />

verwerten.<br />

Die Gesamtergebnisse <strong>der</strong> Erfassungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tab. 1 und Abb. 3 dargestellt.<br />

Innerhalb des FFH-Gebietes weist das Gewässer Nr. 58 (Naturdenkmal Waldtümpel) e<strong>in</strong>en<br />

hohen Bestand auf, am Gewässer Nr. 59 (Quelltümpel) wurden lediglich zwei Individuen festgestellt.<br />

Das westliche Gewässer Nr. 57 war <strong>in</strong> diesem Frühjahr trockengefallen und da<strong>mit</strong> als<br />

Laichhabitat nicht geeignet.<br />

Außerhalb des FFH-Gebietes konnten an den Gewässern Nr. 52 und 56 sehr hohe Individuenzahlen<br />

festgestellt werden (s.u.).<br />

Ungeachtet möglicher jährlicher Bestandsfluktuationen, s<strong>in</strong>d die <strong>Vorkommen</strong> an den Gewässern<br />

Nr. 52, 56 und 58 im Vergleich <strong>mit</strong> Literaturangaben zu Populationsgrößen als hohe<br />

Bestände zu werten. So wiesen z.B. <strong>in</strong> <strong>Untersuchung</strong>sgebieten <strong>in</strong> Westfalen und Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz nur weniger als 2-3 % <strong>der</strong> Gewässer <strong>Vorkommen</strong> von über 50 Individuen auf (FELDMANN<br />

1981, VEITH 1996, GÜNTHER 1996).<br />

Das Geschlechterverhältnis war an allen Gewässern etwa gleich und schwankte bei den hohen<br />

<strong>Vorkommen</strong> an den Fangzäunen im Verhältnis adulter Männchen:Weibchen lediglich zwischen<br />

1,06 ♂ : 1 ♀ und 1 ♂ : 1,11 ♀. Diese Relationen liegen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Spannbreite aus an<strong>der</strong>en<br />

Studien (z.B. GÜNTHER 1996, THIESMEIER & KUPFER 2000)<br />

12


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Tab.1: Nachgewiesene <strong>Kammmolch</strong>e 2006 (differenziert nach Geschlecht und Alter)<br />

Gewässer Männchen Weibchen sa. Männchen sa. Weibchen Summe Methode<br />

im FFH-Gebiet<br />

Gewässer 58 49 46 95 Fangzaun<br />

Gewässer 59 2 2 Fangzaun<br />

Gewässer 57 - - - - (Gewässer trocken)<br />

außerhalb FFH-Gebiet<br />

Gewässer 52 73 81 4 7 165 Fangzaun<br />

Gewässer 53 1 1 Trichterfallen<br />

Gewässer 54 24 17 41 Trichterfallen (Maximum aus 2 Nächten)<br />

Gewässer 55 1 1 Trichterfallen<br />

Waldrand NE Gewässer 56 12 18 4 3 37 Fangzaun<br />

Gewässer 56 89 87 8 14 198 Fangzaun<br />

Gewässer 56 (Summe) 101 105 12 17 235 Fangzaun<br />

sa. = subadulte Tiere<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Abb. 3: Anzahl <strong>der</strong> nachgewiesenen Tiere 2006<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Bestandssituation an den e<strong>in</strong>zelnen Gewässern<br />

4.2.1 Gewässer Nr. 57 (im FFH-Gebiet)<br />

Das Gewässer liegt <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Laubwaldbestandes, ist stark beschattet und führt nur temporär<br />

Wasser. Es lag <strong>in</strong> diesem Frühjahr trocken und war da<strong>mit</strong> als Laichhabitat nicht geeignet.<br />

4.2.2 Gewässer Nr. 58 (Naturdenkmal Waldtümpel im FFH-Gebiet)<br />

E<strong>in</strong> Nachweis von 52 <strong>Kammmolch</strong>en an diesem Gewässer aus dem Jahr 1997 war die Grundlage<br />

zur Ausweisung des FFH-Gebietes 336 „<strong>Kammmolch</strong>biotop Palsterkamp“ (R. Podloucky<br />

mündl., NLWKN). Im Rahmen <strong>der</strong> UVS wurden hier im Jahr 2005 lediglich 25 <strong>Kammmolch</strong>e<br />

festgestellt.<br />

Bei den diesjährigen Erfassungen wurden am Fangzaun <strong>in</strong>sgesamt 95 Individuen registriert,<br />

dabei handelte es sich um 49 adulte Männchen und 46 adulte Weibchen. Subadulte Tiere<br />

konnten nicht festgestellt werden. Die im Vergleich zum Vorjahr höhere Zahl ist methodisch<br />

bed<strong>in</strong>gt und bestätigt - ungeachtet möglicher Bestandsfluktuationen - die höhere Erfassungseffektivität<br />

an e<strong>in</strong>er Zaunanlage. Der Gesamtbestand dürfte bei über 100 Individuen liegen; da<strong>mit</strong><br />

handelt es sich um e<strong>in</strong> großes <strong>Vorkommen</strong>.<br />

Die Lage <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terquartiere und bevorzugten Landlebensräume ist aus den Anwan<strong>der</strong>richtungen<br />

zu erschließen. Die Tiere wan<strong>der</strong>ten zu etwa 50 % aus westlicher Richtung an, 19 %<br />

aus nördlicher, 18 % aus östlicher und 13 % aus südlicher Richtung an (Abb. 4).<br />

Das Gewässer wies <strong>in</strong> diesem Frühjahr e<strong>in</strong>e Wasserfläche von ca. 500-600 m 2 auf. Im Vorjahr<br />

war das Gewässer im Juli bereits ausgetrocknet, so dass e<strong>in</strong>e erfolgreiche Reproduktion wohl<br />

nicht möglich war. Diese Vermutung wird durch die fehlenden Nachweise subadulter Tiere<br />

gestützt.<br />

Das Gewässer ist gekennzeichnet durch e<strong>in</strong>en starker Uferbewuchs (auch Totholz, durch W<strong>in</strong>dwurf<br />

umgefallene bzw. geknickte Bäume), <strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er starken Beschattung und Laub- sowie<br />

Totholze<strong>in</strong>trag führt (siehe Foto S. 4). Das Gewässer wies im Frühjahr e<strong>in</strong>en hohen Wasserstand<br />

auf. Im Wasser f<strong>in</strong>det sich submerse Vegetation.<br />

Das Umfeld des Gewässers weist un<strong>mit</strong>telbar nach Westen angrenzend e<strong>in</strong>en Fichtenforst auf,<br />

<strong>in</strong> etwa 200 m Entfernung f<strong>in</strong>den sich Waldmeister-Buchenwäl<strong>der</strong> und Sternmieren-Eichen-<br />

Ha<strong>in</strong>buchenwäl<strong>der</strong>. Nach Norden bef<strong>in</strong>det sich h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em schmalen Streifen Lärchenforst<br />

e<strong>in</strong>e etwa 100 m breite Ackerfläche, dah<strong>in</strong>ter Fichtenforst. Aus Osten wird das Gewässer durch<br />

e<strong>in</strong>en Zufluss gespeist, <strong>in</strong> dessen Umfeld sich e<strong>in</strong> Erlen-Eschenwald ausgebildet hat. Im Süden<br />

liegen Nadelforsten unterschiedlicher Altersstadien.<br />

Die Laubwäl<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d als beson<strong>der</strong>s geeignete Landlebensräume zu betrachten. Innerhalb des<br />

Aktionsraums liegen beson<strong>der</strong>s geeignete Habitate im Westen, was durch das Verteilungsmuster<br />

am Fangzaun bestätigt wird. Um diese zu erreichen, müssen die <strong>Kammmolch</strong>e z.T.<br />

durch Nadelforste wan<strong>der</strong>n, wobei e<strong>in</strong>e Distanz von m<strong>in</strong>destens 200 m zu überw<strong>in</strong>den ist.<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Abb. 4: Anzahl <strong>der</strong> aus verschiedenen Sektoren angewan<strong>der</strong>ten Tiere am Gewässer Nr. 58<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

4.2.3 Gewässer Nr. 59 („Quelltümpel“ im FFH-Gebiet)<br />

In den <strong>Untersuchung</strong>en des Vorjahres konnte an diesem Gewässer ke<strong>in</strong>e <strong>Kammmolch</strong>e nachgewiesen<br />

werden.<br />

In diesem Jahr wurden hier zwar zwei adulte Weibchen festgestellt, bei diesen E<strong>in</strong>zelnachweisen<br />

könnte es sich auch um zwei auf Gewässer Nr. 58 ausgerichtete „Irrläufer“ handeln. Dafür<br />

sprechen u.a. auch die Anwan<strong>der</strong>richtungen aus Osten und Süden (siehe Abb. 5). Von e<strong>in</strong>em<br />

steten Besatz des Gewässers ist angesichts <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Zahl und <strong>der</strong> fehlenden Männchen<br />

nicht auszugehen.<br />

Das Gewässer hat e<strong>in</strong>e Fläche von ca. 250 m 2 und wird von e<strong>in</strong>er im Umfeld gelegene Quelle<br />

gespeist. Das Gewässer liegt am Wandrand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Brachfläche (bzw. halbru<strong>der</strong>ale Gras- und<br />

Staudenflur), ist aber nach Norden, Osten und Süden offen und da<strong>mit</strong> nahezu unbeschattet.<br />

Aus e<strong>in</strong>em nördlich liegenden landwirtschaftlichen Betrieb sorgen möglicherweise E<strong>in</strong>leitungen<br />

für e<strong>in</strong>e Eutrophierung. Das Gewässer ist dicht verkrautet, u.a. <strong>mit</strong> Teichschachtelhalm<br />

Equisetum fluviatile. E<strong>in</strong> Überlauf (Rohr) sorgt für e<strong>in</strong>en Abfluss. Es führt <strong>in</strong>nerhalb des FFH-<br />

Gebietes offensichtlich als e<strong>in</strong>ziges Gewässer permanent Wasser. Die Entfernung zum unterhalb<br />

gelegenen Gewässer Nr. 58 beträgt etwa 350 m. Das Gewässer ist u.a. von Berg- und<br />

Teichmolchen (Triturus alpestris, T. vulgaris) besiedelt. Nach Aussage <strong>der</strong> Eigentümer<strong>in</strong> ist das<br />

Gewässer <strong>mit</strong> Karpfen besetzt, was aber nicht durch eigene Beobachtungen bestätigt werden<br />

konnte.<br />

Nach Westen bzw. Südwesten grenzen e<strong>in</strong> Fichtenforst sowie e<strong>in</strong>e im Abflusstal (Fließgewässer)<br />

offene Fläche, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>iger Entfernung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Erlen-Eschenwald übergeht an. Sonst ist<br />

das Gewässer von <strong>der</strong> o.a. Brachfläche umgeben. Verteilt f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> dieser Fläche Ste<strong>in</strong>haufen<br />

und alte Holzstapel, die geeignete Unterschlupfmöglichkeiten für <strong>Kammmolch</strong>e bieten<br />

könnten. In e<strong>in</strong>er Entfernung von ca. 120 m verläuft östlich <strong>der</strong> Power Weg (K 342).<br />

Die Gründe für den fehlenden Bestand s<strong>in</strong>d möglicherweise <strong>in</strong> folgenden Punkten zu suchen:<br />

• Eutrophierung des Gewässers<br />

• Eventuell E<strong>in</strong>leitungen<br />

• E<strong>in</strong>grenzung <strong>der</strong> Landlebenräume (z.B. durch die K 342)<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Abb. 5: Anzahl <strong>der</strong> aus verschiedenen Sektoren angewan<strong>der</strong>ten Tiere am Gewässer Nr. 59<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

4.2.4 Gewässer Nr. 56 (östlich des Kleeberges, um Hof Mihatsch)<br />

Das Gewässer liegt etwa 370 m östlich des Nordteils des FFH-Gebietes und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entfernung<br />

von etwa 630 m zum Gewässer Nr. 58 (ND Waldtümpel, s.o.).<br />

Im Vorjahr konnten hier 28 Individuen festgestellt werden. Um die Herkunft <strong>der</strong> <strong>Vorkommen</strong><br />

sowie mögliche Beziehungen zum FFH-Gebiet sowie an<strong>der</strong>en Landlebensräumen genauer<br />

bewerten zu können, wurde nicht nur das Gewässer son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> nordöstlich angrenzen<strong>der</strong><br />

Wald (Entfernung von m<strong>in</strong>destens 150 m) <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Fangzaun versehen (Abb. 1).<br />

Am Gewässerfangzaun wurden 198 <strong>Kammmolch</strong>e registriert, darunter waren 89 adulte ♂ und<br />

87 adulte ♀ sowie 8 subadulte ♂ und 14 subadulte ♀. H<strong>in</strong>zu kommen 37 Individuen, die am<br />

nordöstlich gelegenenen Waldrand gefangen wurden und die auf das Gewässer zuwan<strong>der</strong>ten<br />

(12 adulte ♂ und 18 adulte ♀ sowie 4 subadulte ♂ und 3 subadulte ♀). Insgesamt konnte hier<br />

also e<strong>in</strong> Bestand von 235 Individuen er<strong>mit</strong>telt werden. Da<strong>mit</strong> handelt es sich um e<strong>in</strong> sehr großes<br />

<strong>Vorkommen</strong>.<br />

Der Nachweis von zusammen 31 subadulten Tieren deutet auf e<strong>in</strong>e gute Reproduktion an<br />

diesem Gewässer h<strong>in</strong>.<br />

Das Gewässer ist etwa 800 – 1.000 m 2 groß und am Ufer überwiegend lückig <strong>mit</strong> Weiden, Erlen<br />

und Birken bestanden; im Süden grenzt e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Nadelholzschonung an. Es ist an den Ufern<br />

z.T. stark beschattet, auf <strong>der</strong> Wasserfläche und v.a. auf <strong>der</strong> Westseite auch unbeschattet und<br />

sonnig. Die Ufer s<strong>in</strong>d unterschiedlich (flach bis relativ steil) ausgeprägt; e<strong>in</strong>e submerse Vegetation<br />

ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen vorhanden.<br />

Die Anwan<strong>der</strong>richtungen verteilen sich wie folgt (Abb. 6; die 37 Tiere aus dem nordöstlichen<br />

Wald wurden dem östlichen Sektor zugeordnet): Etwa 23 % wurden im westliche Sektor gefangen,<br />

25 % im südlichen, 21 % im nördlichen sowie 31 % im östlichen Sektor. Die Verteilung ist<br />

hier also relativ ausgeglichen, die Tiere kommen aus allen Richtungen. Dieses Ergebnis ist<br />

beim Blick auf die Habitatsituation im Umfeld überraschend:<br />

Im Norden grenzt e<strong>in</strong>e große Ackerfläche an, erst <strong>in</strong> etwa 220 m Entfernung liegt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer<br />

Waldkomplex (Buchenwald und e<strong>in</strong> schmaler Gehölzstreifen). Im Westen liegen angrenzend<br />

e<strong>in</strong>e knapp 100 m breite Weide (<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>igen Ste<strong>in</strong>haufen und Holzstapeln), dann e<strong>in</strong>e Ackerfläche<br />

sowie <strong>in</strong> 370 – 400 m Entfernung Laub- und Nadelwäl<strong>der</strong> im FFH-Gebiet. Im Süden<br />

liegen un<strong>mit</strong>telbar angrenzend Viehstallungen, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Weide sowie junger Laubwald.<br />

Un<strong>mit</strong>telbar östlich liegt e<strong>in</strong> Wohnhaus <strong>mit</strong> Nebengebäuden (u.a. altes Heuerhaus, Lagerflächen,<br />

Gartenflächen) sowie e<strong>in</strong>e Ackerfläche und <strong>in</strong> Entfernung von 150 m e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Laubund<br />

Nadel-Mischwald (u.a. Lärchen), <strong>der</strong> von <strong>der</strong> K 342 begrenzt wird.<br />

Es ist wahrsche<strong>in</strong>lich, dass e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> aus Westen anwan<strong>der</strong>nden Tiere Waldflächen am Kleeberg<br />

im FFH-Gebiet als Landlebensraum nutzt. Die ger<strong>in</strong>ge Entfernung zum Gewässer Nr. 58<br />

(im FFH-Gebiet) macht e<strong>in</strong>en Austausch bzw. Wan<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>zelner Tiere möglich. E<strong>in</strong>zelne<br />

<strong>Kammmolch</strong>e können über Entfernungen von über 1.300 zwischen Gewässern wechseln<br />

(KUPFER 1998, THIESMEIER & KUPFER 2000). E<strong>in</strong> Genaustausch zwischen den <strong>Vorkommen</strong> im<br />

FFH-Gebiet und an diesem Gewässer ist anzunehmen.<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Abb. 6: Anzahl <strong>der</strong> aus verschiedenen Sektoren angewan<strong>der</strong>ten Tiere am Gewässer Nr. 56<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

4.2.5 Gewässer Nr. 55 (Oberrielage, an <strong>der</strong> K 342)<br />

Das Gewässer ist knapp 200 m 2 groß und liegt un<strong>mit</strong>telbar an <strong>der</strong> K 342 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entfernung von<br />

1.000 m zum FFH-Gebiet (Abb. 1) und da<strong>mit</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum, <strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Genaustausch <strong>mit</strong><br />

den dortigen <strong>Vorkommen</strong> stehen könnte (R. PODLOUCKY mündl., NLWKN schriftl., GÜNTHER<br />

1996, THIESMEIER & KUPFER 2000). In diesem Gewässer wurden im Vorjahr <strong>mit</strong> drei Individuen<br />

nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Bestand er<strong>mit</strong>telt.<br />

Um das Ergebnis des Vorjahres und den Bestand zu verifizieren, erfolgten hier <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

erneut Fangaktionen <strong>mit</strong> Trichterfallen. Es konnte dabei maximal 1 adultes ♂ gefangen werden.<br />

Das <strong>Vorkommen</strong> ist zum<strong>in</strong>dest h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er möglichen Wechselbeziehung zum FFH-Gebiet<br />

als unbedeutend zu werten.<br />

4.2.6 Gewässer Nr. 54 (Naturdenkmal bei Nie<strong>der</strong>rielage)<br />

Das Gewässer ist etwa 300 m 2 groß und durch randliche Gehölzstreifen stark verschattet. Die<br />

Entfernung zum FFH-Gebiet beträgt 1.250 m. Da hier im Vorjahr neun Individuen des <strong>Kammmolch</strong>es<br />

nachgewiesen wurden, erfolgte auch hier e<strong>in</strong>e ergänzende Erfassung <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Methode<br />

<strong>der</strong> Flaschenfallen.<br />

Maximal konnte dabei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nacht (15.4.2006) 41 Individuen festgestellt werden, darunter<br />

waren 24 adulte ♂ und 17 adulte ♀. Das im Vergleich zum Vorjahr höhere Ergebnis ist eventuell<br />

auf Bestandsfluktuationen zurückzuführen. Es handelt sich hier um e<strong>in</strong> großes <strong>Vorkommen</strong>.<br />

Da das Gewässer östlich des Gewässer Nr. 52 liegt, wird bezüglich möglicher Wechselbeziehungen<br />

zum FFH-Gebiet auf u.a. Ausführungen verwiesen.<br />

4.2.7 Gewässer Nr. 53 (Weiher <strong>in</strong> Hofnähe bei Nie<strong>der</strong>rielage)<br />

Bei diesem Gewässer handelt es sich um e<strong>in</strong>en Weiher (Löschteich) von ca. 400 m 2 Größe. Im<br />

Vorjahr konnten hier ke<strong>in</strong>e <strong>Vorkommen</strong> festgestellt werden, wegen <strong>der</strong> Nähe zum <strong>Vorkommen</strong><br />

am Gewässer Nr. 52 erfolgten ergänzende <strong>Untersuchung</strong>en <strong>mit</strong> Trichterfallen.<br />

Mit nur e<strong>in</strong>em festgestellten adulten ♂ werden die Ergebnisse des Vorjahres bestätigt. Das<br />

<strong>Vorkommen</strong> ist als kle<strong>in</strong> und zum<strong>in</strong>dest h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er möglichen Wechselbeziehung zum<br />

FFH-Gebiet als unbedeutend zu werten.<br />

4.2.8 Gewässerkomplex Nr. 52 (Nie<strong>der</strong>rielage)<br />

Es handelt sich um zwei erst im September 2002 angelegte Gewässer, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vormals<br />

feuchten Mulde (an e<strong>in</strong>er Geländekante) erweitert wurden. Die beiden Gewässer haben e<strong>in</strong>e<br />

Größe von ca. 700 m 2 bzw. 350 m 2 und stehen <strong>in</strong> direktem <strong>Zusammenhang</strong> (Überlauf). Die<br />

Entfernung zum FFH-Gebiet beträgt etwa 1.050 m.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Untersuchung</strong> des Vorjahres wurden hier <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> Trichterfallen 31<br />

Individuen festgestellt.<br />

21


BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Der gesamte Gewässerkomplex wurde 2006 <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Zaun versehen (Abb. 7).<br />

Am Gewässerfangzaun wurden 165 <strong>Kammmolch</strong>e gezählt, darunter waren 73 adulte ♂ und 81<br />

adulte ♀ sowie 4 subadulte ♂ und 7 subadulte ♀. Es handelt sich da<strong>mit</strong> um e<strong>in</strong> sehr großes<br />

<strong>Vorkommen</strong>. Der Nachweis von elf subadulten Tieren belegt e<strong>in</strong>e erfolgreiche Reproduktion an<br />

diesem Gewässer.<br />

Die Anwan<strong>der</strong>richtungen zeigen deutliche Schwerpunkte (Abb. 7): Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Tiere<br />

(51 %) kam aus nördlicher Richtung, 21 % aus dem westlichen, 19 % aus dem südlichen und<br />

etwa 9 % aus dem östlichen Sektor.<br />

Die Gewässer werden durch austretendes Hangwasser gespeist, nach Nordwesten läuft das<br />

Wasser bei hohen Wasserständen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Grünlandfläche und letztlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Graben ab. Die<br />

Gewässer liegen offen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Feldflur und s<strong>in</strong>d unbeschattet. Die Ufer s<strong>in</strong>d unterschiedlich flach<br />

gestaltet; e<strong>in</strong>e submerse Vegetation ist z.T. schon gut ausgebildet.<br />

Das Umfeld gestaltet sich wie folgt: Un<strong>mit</strong>telbar im Norden grenzt e<strong>in</strong>e Weide (Pferde) an,<br />

dah<strong>in</strong>ter verläuft e<strong>in</strong> Graben, an den sich wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Eichenmischwald und die landwirtschaftlichen<br />

Gebäude des Hofes Nie<strong>der</strong>rielage anschließen. Westlich und östlich grenzen<br />

Ackerflächen an, im Westen bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> etwa 130 m Entfernung h<strong>in</strong>ter dem Acker e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Buchenwald. Im Süden bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e junge Laubholzanpflanzung. Das weitere Umfeld<br />

stellen i.w. Acker- und Weideflächen dar.<br />

Aus den Anwan<strong>der</strong>richtungen lässt sich e<strong>in</strong>deutig ableiten, dass sich die wichtigsten Landlebensräume<br />

dieses Bestandes im Bereich <strong>der</strong> nördlichen gelegenen Grünland-, Wald und Hofflächen<br />

bef<strong>in</strong>den. Im Westen und Süden dürften darüber h<strong>in</strong>aus die gewässernahen Waldflächen<br />

von Bedeutung se<strong>in</strong>. Angesichts <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>anten Wan<strong>der</strong>richtung, <strong>der</strong> Habitatstrukturen<br />

im Umfeld <strong>der</strong> Gewässer und <strong>der</strong> doch relativ großen Entfernung zum FFH-Gebiet s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>tensive<br />

Wechselbeziehungen zwischen diesen <strong>Vorkommen</strong> nicht zu erwarten. Über e<strong>in</strong>zelne Individuen<br />

können die Populationen natürlich dennoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Genaustausch stehen.<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

Abb. 7: Anzahl <strong>der</strong> aus verschiedenen Sektoren angewan<strong>der</strong>ten Tiere am Gewässer Nr. 52<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

5. Bewertung <strong>der</strong> Ergebnisse und des Erhaltungszustandes des FFH-Gebietes<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> diesjährigen <strong>Untersuchung</strong>en können die Aussagen aus <strong>der</strong> UVS zur<br />

Bestandssituation verifizieren. Die neuen Daten bestätigen die <strong>Vorkommen</strong> von großen<br />

<strong>Kammmolch</strong>-Beständen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region.<br />

Auf Grundlage <strong>der</strong> Daten ist <strong>der</strong> Erhaltungszustand des FFH-Gebietes 336 „<strong>Kammmolch</strong>biotop<br />

Pasterkamp“ <strong>mit</strong> Blick auf die Wert bestimmende Art <strong>Kammmolch</strong> nun fundiert zu analysieren.<br />

Im FFH-Gebiet konnten an e<strong>in</strong>em Gewässer (Nr. 58) am Fangzaun 95 Individuen registriert<br />

werden; <strong>der</strong> Gesamtbestand dürfte bei über 100 Individuen liegen. Da<strong>mit</strong> handelt es sich um<br />

e<strong>in</strong> großes <strong>Vorkommen</strong>. Der Erhaltungszustand des FFH-Gebietes ist <strong>der</strong>zeit dennoch nicht als<br />

günstig zu bewerten. Diese Bewertung basiert auf folgenden Ergebnissen:<br />

• Nur e<strong>in</strong> Gewässer (ND Waldtümpel, Nr. 58) ist von <strong>Kammmolch</strong>en stetig besiedelt.<br />

• Im Vergleich <strong>der</strong> Nachweise <strong>mit</strong> <strong>der</strong> gleichen Methodik (Trichterfallen 1997 und 2005)<br />

deutet sich e<strong>in</strong> Bestandrückgang (1995: 52 Individuen; 2005 25 Individuen) an.<br />

• Das Gewässer ND Waldtümpel (Nr. 58) trocknete bereist im Juli 2005 aus, e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Reproduktion war nicht möglich (subadulte Tiere konnten 2006 nicht festgestellt<br />

werden).<br />

• Gewässer Nr. 58 und 57 s<strong>in</strong>d stark beschattet und z.T. verschlammt (Laube<strong>in</strong>fall, Holz<br />

etc.).<br />

• Gewässer Nr. 59 ist stark eutrophiert (u.a. möglicherweise auch durch E<strong>in</strong>leitungen).<br />

Es ist möglich, dass es angesichts <strong>der</strong> pessimierten Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>nerhalb des FFH-Gebietes<br />

(vor allem bzgl. <strong>der</strong> Laichhabitate, siehe oben) <strong>in</strong> den letzten Jahren zu Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den<br />

lokalen Populationen im Umfeld des FFH-Gebietes gekommen ist.<br />

Außerhalb des FFH-Gebietes wurden an mehreren Gewässern größere und offensichtlich vitale<br />

Populationen (Nachweise subadulter Tiere) festgestellt: Gewässer Nr. 56 liegt etwa 370 m östlich<br />

des FFH-Gebietes; Gewässer Nr. 52 etwa 1.050 m nordöstlich. Insbeson<strong>der</strong>e Gewässer Nr.<br />

56 hat wahrsche<strong>in</strong>lich wichtige Funktionen für die Population im FFH-Gebiet.<br />

Die <strong>Kammmolch</strong>e am großen <strong>Vorkommen</strong> Gewässer Nr. 56 wan<strong>der</strong>ten zu etwa ¼ aus Richtung<br />

Westen an und haben da<strong>mit</strong> die Landlebensräume z.T. auch im FFH-Gebiet. Die lokalen <strong>Vorkommen</strong><br />

stehen sehr wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em funktionalen <strong>Zusammenhang</strong> (Genaustausch,<br />

Jahreslebensräume). Die <strong>Vorkommen</strong> im FFH-Gebiet s<strong>in</strong>d angesichts <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen ungünstigen<br />

Habitatbed<strong>in</strong>gungen eventuell sogar abhängig von den Beständen im Umfeld.<br />

Die <strong>Vorkommen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bezug auf mögliche E<strong>in</strong>griffe als Ganzes zu betrachten; e<strong>in</strong>e<br />

Gefährdung <strong>der</strong> <strong>Vorkommen</strong> im FFH-Gebiet durch Verän<strong>der</strong>ungen im Umfeld ist nicht<br />

auszuschließen.<br />

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BIO-CONSULT: <strong>Untersuchung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kammmolch</strong>-<strong>Vorkommen</strong> 2006 (FFH-Gebiet 336)<br />

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