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Leo ohne Liebe

Brigitta sollte Leo bewegen, wieder zu Ines, ihrer Freundin, zurückzukommen. Zum Abendbrot war sie noch bei Leo geblieben. Brigitta trank auch Wein und meinte, dann müsse sie eben mit dem Taxi nach Haus fahren. Wir lachten viel und Brigitta blieb auch nach dem Abendbrot. „Jetzt ist sowieso alles zu spät.“ meinte sie und bat mich, doch Musik aufzulegen. „Etwas Sanfteres, et­was Getrageneres, dabei kann man sich doch nicht unterhalten.“ kritisierte Bri­gitta meine Musikauswahl. Plötzlich bekam ich von ihr einen Kuss. Schelmisch lächelnd meinte sie: „Ich mag dich auch, Leo.“ und küsste mich nochmal. Jetzt war es allerdings nicht mehr oberflächlich, sondern sie küsste mich intensiv mit der Zunge. Ich ließ alles geschehen und machte mit. Gedanken an irgendwel­che Folgen oder Konsequenzen kamen mir in dem Moment nicht. Ich mochte Brigitta und es war schön mich mit ihr zu küssen, c'est tout. Mehr war es nicht. Als wir uns gelöst hatten, schauten wir uns an und smilten, als ob wir ein we­nig überrascht und stolz wären. Stolz worauf? Auf unseren Wagemut, auf unser kühnes verbotenes Unterfangen? „Nochmal?“ fragte Brigitta, was weniger eine Frage als eine Bekundung ihrer Lust dazu war.

Brigitta sollte Leo bewegen, wieder zu Ines, ihrer Freundin, zurückzukommen.
Zum Abendbrot war sie noch bei Leo geblieben. Brigitta trank auch Wein
und meinte, dann müsse sie eben mit dem Taxi nach Haus fahren. Wir lachten
viel und Brigitta blieb auch nach dem Abendbrot. „Jetzt ist sowieso alles zu
spät.“ meinte sie und bat mich, doch Musik aufzulegen. „Etwas Sanfteres,
et­was Getrageneres, dabei kann man sich doch nicht unterhalten.“ kritisierte
Bri­gitta meine Musikauswahl. Plötzlich bekam ich von ihr einen Kuss.
Schelmisch lächelnd meinte sie: „Ich mag dich auch, Leo.“ und küsste mich
nochmal. Jetzt war es allerdings nicht mehr oberflächlich, sondern sie küsste
mich intensiv mit der Zunge. Ich ließ alles geschehen und machte mit.
Gedanken an irgendwel­che Folgen oder Konsequenzen kamen mir in dem
Moment nicht. Ich mochte Brigitta und es war schön mich mit ihr zu küssen,
c'est tout. Mehr war es nicht. Als wir uns gelöst hatten, schauten wir uns an
und smilten, als ob wir ein we­nig überrascht und stolz wären. Stolz worauf?
Auf unseren Wagemut, auf unser kühnes verbotenes Unterfangen?
„Nochmal?“ fragte Brigitta, was weniger eine Frage
als eine Bekundung ihrer Lust dazu war.

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lassen. Nein, nein, kein Wort mehr. Das war schon zuviel.“<br />

Brigitta stark und abhängig<br />

Abhängig war sie also von ihrem Mann und konnte ihn deshalb nicht verlassen.<br />

Wie und wodurch kann ein Mensch so abhängig von einem anderen werden,<br />

dass er nicht mehr selbst über sein Leben bestimmen kann. Die Zeiten der<br />

Leibeigenen und Sklaven sind doch eigentlich vorbei. Verbieten kann es doch<br />

niemand, so zu leben, wie man es selber will. Dieser Dirk musste Brigitta irgendwo<br />

mit in der Hand haben. Vielleicht hatte sie etwas Schlimmes gemacht,<br />

ein Verbrechen, das nicht verjährt, vielleicht jemanden gekillt und er wusste<br />

es. So ein Schwachsinn, aber kurios und eigentlich auch unerträglich war es<br />

schon. Jetzt tat Brigitta mir leid. Von ihrem ganzen Auftreten und Erscheinungsbild<br />

her, wäre einem nie eingefallen, dass es etwas geben würde, weshalb<br />

man sie bedauern könnte. Brigitta war eine straighte Frau, die auch locker<br />

und lustig sein konnte. Das andere, dass sie zum Beispiel stark liebesbedürftig<br />

war, Spaß an kindlichen Balgereien hatte und vieles mehr, habe ich erst im<br />

Laufe der Nächte erfahren. Ihre Zärtlichkeiten, ihre feinsinnigen und sinnlichen<br />

Mails, alles waren Kostbarkeiten, die man bei Brigittas öffentlichem Auftreten<br />

nicht vermutete. Vielleicht war ich ja der einzige, dem sie das vermitteln konnte,<br />

der einzige von dem sie wusste, dass er es schätzen würde und sich darüber<br />

freute, der einzige, mit dem sie das kommunizieren konnte, was auch sie<br />

selbst für die Perlen ihrer Persönlichkeit hielt. Ihr wertvollstes Leben, das teile<br />

sie mit mir. Unsere Treffen waren daher für sie nicht nur Stunden der Freiheit,<br />

sondern sie kamen ihr vor, wie Zeiten im Paradis.<br />

Freiheitsberaubung<br />

Dass dieser Mann sie 'gefangen' hielt, sie zwingen konnte mit ihm zu leben,<br />

obwohl Brigitta ihn nicht liebte und lieber bei mir gewesen wäre, ließ mich<br />

nicht in Ruhe. Was er auch immer von Brigitta wusste, oder womit er sie sonst<br />

in der Hand hatte, es war kriminell. Es war ein Verbrechen, dass er etwas ausnutzte<br />

und einsetzte, um Brigittas Rechte zu beschneiden, die ihr grundgesetzlich<br />

verbrieft waren. Dass die Freiheit der Person unverletzlich ist, kann nicht<br />

einmal durch Gesetze geändert werden, dieser Mann glaubte anscheinend das<br />

Recht zu haben, eigenmächtig über Brigittas Freiheit verfügen zu können. Ich<br />

konnte Brigitta nicht sagen, komm mich bitte nicht mehr besuchen. Ich<br />

glaubte, die Ruinen zu sehen, zu denen ich die kleinen Schlösser ihres Landes,<br />

der Freude und des Glücks, in ihrer Seele zertrümmern würde. Ich bemerkte,<br />

wie ich sie häufiger anschaute, leicht anstarrte, als ob ich dadurch ergründen<br />

könne, was sie zwang, möglicherweise auch einfach, weil ich es nicht fassen<br />

konnte, was man diesem Menschen, dieser Frau antun konnte. Ich wollte<br />

besonders aufmerksam und liebevoll zu ihr sein.<br />

<strong>Leo</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 21 von 34

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