24.12.2013 Aufrufe

Gobelinstich zur Anwendung kommt, so geben wir uns die grösste ...

Gobelinstich zur Anwendung kommt, so geben wir uns die grösste ...

Gobelinstich zur Anwendung kommt, so geben wir uns die grösste ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Tambourirens) in vornehmlich rother und grüner Seide mit <strong>Anwendung</strong><br />

weniger Goldlahnfaden ausgeführt.<br />

Ausser <strong>die</strong>sen, für gewisse Breiten der Grundstoffe abgepassten Borten<br />

aus einzelnen Sträussen, deren <strong>Anwendung</strong> als Flachmuster im Orient überhaupt<br />

sehr beliebt ist, kennen <strong>die</strong> Völker Kleinasiens auch jene durchgehenden<br />

Musterungen der Tuchenden, wie sie bei <strong>uns</strong> allgemein üblich<br />

sind. Diese Borten setzen beliebig an und hören eben<strong>so</strong> auf. Der<br />

Charakter derselben ist in Folge dessen ein ganz anderer. Natürlich<br />

kommen für den Orientalen wieder Blumen in Betracht, und am nächsten<br />

hierfür liegt ihm das wellige Rankenmuster. In dem Bestreben aber, den<br />

Randstreifen <strong>so</strong> zusammenhängend und regelmässig wie möglich zu füllen,<br />

bilden sich volle, glatt abgeschlossene Muster, wie sie auch <strong>die</strong> Weberei<br />

hervorzubringen im Stande ist. Man kann al<strong>so</strong> <strong>die</strong> zuerst beschriebene<br />

Art von Tüchern vom stilistisch künstlerischen Standpunkte aus und in<br />

Erwägung des Werthes der freieren Handarbeit als <strong>die</strong> vornehmere bezeichnen.<br />

Wie weit <strong>die</strong> orientalische Arbeiterin sich <strong>die</strong>ses Empfindens<br />

bewusst ist, entzieht sich <strong>uns</strong>erer Beurtheilung; jedenfalls erscheint es<br />

bemerkenswerth, dass <strong>die</strong> durchgehenden Bortenmuster auf <strong>die</strong>sen Tüchern<br />

höchst selten mit der Sorgfalt und in der technischen Vielseitigkeit gearbeitet<br />

sind, als <strong>wir</strong> sie von jenen abgepassten Mustern her kennen.<br />

Ein einziges Stück <strong>die</strong>ser Art hat Dr. Sarre auf seiner Reise erworben,<br />

das eine Ausnahme hiervon macht, aber auch seiner ganzen Anlage<br />

gemäss vermuthen lässt, dass es einem edleren Zweck ge<strong>die</strong>nt hat,<br />

als jene Tücher, <strong>die</strong> <strong>uns</strong> unter den Namen Peschkir, Tschewre und Saryk<br />

bekannt sind. Vielleicht, dass man es hier mit einem Schleier oder<br />

<strong>so</strong>nstigem Schmuck zu thun hat, dessen sich vornehme orientalische Frauen<br />

bei festlichen Gelegenheiten be<strong>die</strong>nen dürfen (vergl. Taf. LXXII obere Fig.).<br />

Der Grundstoff <strong>die</strong>ses etwa 30 cm breiten Tuches ist ein weisses Batistgewebe,<br />

das übrigens verschiedentlich einfach besäumt ist und schon deshalb<br />

den Eindruck macht, als ob noch ein anderer Abschluss daran fehle,<br />

der den Gegenstand zu etwas Be<strong>so</strong>nderem herrichten <strong>so</strong>ll. Die 13 cm<br />

breite Borte besteht aus wellig gelegten, vollen Blüthensträussen, deren<br />

feine Ausführung den Arbeiten auf Taf. LXXIII u. LXXIV entspricht.<br />

Die Einfügung des Goldfadens in <strong>die</strong> breiten Flächen des <strong>Gobelinstich</strong>es<br />

ist noch feiner geschehen. Es sind durch flaches Modelliren und Schattiren<br />

mit Nadel und Faden <strong>die</strong> Blumen wie in einer feinen Lackmalerei dargestellt.<br />

Der Goldfaden greift hier und da, wie mit dem Pinsel hineingewischt,<br />

als Darstellung der Gliederung durch eine Blattrippe vermittelnd<br />

in <strong>die</strong> Seidenfäden ein; Kernstücke der Blüthen und einige Ausläufer der<br />

Blätter sind wieder in breitem Lahn gestickt — und <strong>so</strong> bildet das Ganze<br />

in seiner künstlerischen Vielseitigkeit eine Musterkarte für Stickerei, <strong>die</strong><br />

mit einem Namen garnicht zu bezeichnen ist.<br />

— 191 —

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!