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Gobelinstich zur Anwendung kommt, so geben wir uns die grösste ...

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mit der Tambourirnadel, <strong>die</strong> an der Spitze einen Widerhaken hat, durch<br />

den Stoff gestochen und der Faden als Schlinge heraufgezogen <strong>wir</strong>d, durch<br />

welche beim nächsten Stich der Faden hindurchgehen muss. Die <strong>so</strong> hergestellte<br />

Musterung liegt daher viel flacher auf, als in irgend einer anderen<br />

Art der Stickerei. Auch verbietet der Tambourirstich <strong>die</strong> doppelseitige<br />

Ausführung; <strong>die</strong> prächtigsten Wirkungen werden durch ihn erzielt, wenn<br />

es sich darum handelt, einfarbige breite Flächen zu schaffen, wie sie <strong>uns</strong><br />

<strong>die</strong> orientalischen seidenen Vorhänge mit den grossen Blüthenbäumen<br />

zeigen, welche <strong>die</strong> meterweiten Flächen mit Blättern und Blüthen von<br />

einem Stamme aus in wunderbarer Stilisirung füllen.<br />

Europäische Techniker behaupten übrigens, dass <strong>zur</strong> Herstellung der<br />

grossen tambourirten Decken im Orient Maschinen thätig sein müssen,<br />

weil <strong>die</strong> Gleichmässigkeit des Stiches kaum mit der Hand zu erreichen sei.<br />

Technisch <strong>so</strong>wie in der Musterung von grossem Interesse ist der<br />

auf Taf. LXXI abgebildete Vorhang. Der Grundstoff besteht aus ziemlich<br />

grober Leinewand, auf dem <strong>die</strong> Musterung aus reihenweis versetzten<br />

grossen Palmetten und entsprechender Borteneinfassung in farbiger Seide<br />

in einer Technik gestickt ist, <strong>die</strong> bei <strong>uns</strong> erst seit Kurzem wieder geübt<br />

<strong>wir</strong>d. Es werden gedrehte kräftige Seidenfäden dicht neben einander<br />

gelegt, <strong>so</strong> dass der Grundstoff innerhalb der Zeichnung völlig bedeckt ist,<br />

und dann mit einem Faden nach der anderen Richtung quer übernäht,<br />

wodurch ein leichtes Relief entsteht, das je nach der Führung des zum<br />

Aufnähen benutzten Fadens Musterungen in diagonalen Stichreihen oder<br />

flechtwerkartige Bindungen zeigt.<br />

Die Konturen, welche auf <strong>uns</strong>erem Vorhange <strong>die</strong> Blüthen nach<br />

orientalischem Prinzip umrahmen und im Inneren theilen], sind in losem,<br />

breitem Flechtenstich gearbeitet. In <strong>die</strong>ser Technik werden in Kleinasien<br />

weithin sichtbare kräftige Muster gestickt; sie vertritt dort eigentlich in<br />

Bezug auf <strong>die</strong> Wirkung das Bestreben der europäischen Aufnäharbeit, <strong>die</strong><br />

als <strong>so</strong>lche im Orient <strong>so</strong>nst nicht bekannt ist. Die in Tuch gearbeiteten<br />

Mosaikdecken aus Rescht in Persien kommen hier nicht in Betracht.<br />

Als ab<strong>so</strong>nderliche K<strong>uns</strong>tstickerei des Orients ist eine Stola (Schulterbinde<br />

der katholischen und orthodoxen Geistlichen) zu bezeichnen, welche<br />

Dr. Sarre im Bazar von Saloniki erworben hat. Auf Taf. LXXVI sind <strong>die</strong><br />

beiden Enden derselben abgebildet. Dem Zwecke entsprechend enthält<br />

sie in einer Länge von 270 cm und 13 cm Breite <strong>die</strong> Darstellung der<br />

zwölf Apostel, <strong>die</strong> von der Mitte aus, in welcher zwischen Maria und<br />

dem verkündenden Engel <strong>die</strong> Halbfigur Christi sich befindet, nach beiden<br />

Seiten hin unter Arkaden vertheilt stehen. Der Charakter der Musterung<br />

<strong>die</strong>ses Stückes beruht auf der Tradition byzantinischer K<strong>uns</strong>t. Die Stickerei<br />

ist auf rothem Atlasgrund in leichtem Relief aus Seide, Gold und Silber ausgeführt,<br />

in der Art, wie dergleichen Arbeiten auch im XV. Jahrhundert aus<br />

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