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Entlang des Porzellanpfades reihen sich die Namen berühmter ...

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SEHENSWERT<br />

Durch Meißen und Meissen<br />

Begegnungen mit dem Modelleur Kaendler entlang <strong>des</strong> Porzellanpfa<strong>des</strong><br />

Meißen, das ist das Elbtal mit den Weinbergen, <strong>die</strong> Altstadt mit den Renaissance-<br />

Bürgerhäusern, <strong>die</strong> Albrechtsburg, der Dom – und natürlich das Porzellan. Dem<br />

„Weißen Gold“, das <strong>die</strong> Stadt bekannt machte, begegnet man allerdings nicht nur in der<br />

Manufaktur, sondern auch in einer alten Kirche, in einem kleinen Park, im Kreuzgang<br />

und an vielen anderen Orten. Wegweisend könnte der neue Meissener Porzellan-Pfad<br />

sein.<br />

Stadtführerin Irene Selzer hat schwer zu tragen an ihrem Amt. Denn in ihrer Tasche schleppt<br />

sie nicht nur, wie bei den Meisten ihres Stan<strong>des</strong> üblich, Bücher, Landkarten und Grafiken zur<br />

Geschichte der Stadt mit <strong>sich</strong> herum. Sie hat auch Porzellan im Gepäck. Echtes Meissner<br />

Porzellan natürlich und Porzellan aus Meißen. Bei<strong>des</strong> fischt sie aus dem Beutel und hält es<br />

nebeneinander, wenn es um <strong>die</strong> Manufaktur geht und all <strong>die</strong> anderen in der Stadt ansässigen<br />

Porzellanwerkstätten, welche im Windschatten und zum Groll <strong>des</strong> renommierten<br />

Staatsbetriebes auch ganz hübsche Dinge produzierten.<br />

Irene Selzer ist eine der Stadtführerinnen, mit denen man immer im Frühling und Herbst an<br />

jedem Donnerstagnachmittag oder auf Voranmeldung auf den Spuren <strong>des</strong> Meissener<br />

Porzellans wandeln kann. Wer <strong>die</strong>sen Termin nicht erwischt oder lieber alleine bummelt, der<br />

kann <strong>die</strong> Tour auch mit einem kleinen Plan in der Hand absolvieren, auf dem das knappe<br />

Dutzend Stationen beschrieben ist.<br />

<strong>Entlang</strong> <strong>die</strong>ses Porzellanpfa<strong>des</strong> <strong>reihen</strong> <strong>sich</strong> <strong>die</strong> <strong>Namen</strong> <strong>berühmter</strong> Männer. Gleich zu Beginn<br />

blickt Johann Friedrich Böttger, der Schöpfer <strong>des</strong> europäischen Porzellans, vom<br />

Denkmalssockel aus über <strong>die</strong> Häupter der Besucher hinweg. In der Görnischen Gasse erinnert<br />

eine Tafel daran, dass Johann Gregorius Höroldt, der berühmte Farbenchemiker und Maler, in<br />

der Mitte <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts dort wohnte. Der Star <strong>des</strong> Jahres 2006 ist jedoch Johann<br />

Joachim Kaendler, <strong>des</strong>sen 300. Geburtstag am 15. Juni gefeiert wird. Der Porzellan-<br />

Modelleur schuf als Modellmeister der Manufaktur im Laufe von über vier Jahrzehnten<br />

zahllose Figuren in der spielerischen Heiterkeit <strong>des</strong> Rokoko sowie das prächtigste und mit<br />

2000 Einzelstücken umfangreichste Service <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts, das „Schwanenservice“.<br />

Doch auch wenn Kaendler in <strong>die</strong>sem Jahr <strong>die</strong> Hauptperson ist, heißt das nicht, dass <strong>die</strong><br />

Streckenführung <strong>des</strong> Porzellanpfa<strong>des</strong> maßgeblich geändert wird. Wer <strong>die</strong> etwa zweistündige<br />

Strecke absolviert, lernt natürlich auch all <strong>die</strong> „Kollegen“ Kaendlers kennen – und Meißen<br />

überhaupt. „Unsere Führung wendet <strong>sich</strong> nicht nur an Porzellankunst-Insider. Sie präsentiert<br />

alle Sehenswürdigkeiten und Reize der Stadt“, lädt Irene Selzer auch Meißen-Neulinge ein.<br />

Aber genaugenommen könnte man mit dem Thema Porzellan min<strong>des</strong>tens einen Tag<br />

problemlos füllen. Schon in der Manufaktur, dem Start <strong>des</strong> Rundganges, vergeht <strong>die</strong> Zeit wie<br />

im Fluge. Wer hier Kaendler begegnen möchte, der findet in der Schauhalle viele Stücke, <strong>die</strong><br />

in seiner Werkstatt entstanden: <strong>die</strong> Gärtnerkinder, <strong>die</strong> Affenkapelle, den Fischreiher und all<br />

<strong>die</strong> opulenten Serviceformen.<br />

Nach der obligatorischen Visite am Böttger-Denkmal ist <strong>die</strong> romanische, zum Andenken an<br />

<strong>die</strong> Gefallenen <strong>des</strong> 1. Weltkrieges mit Porzellan ausgestaltete Nikolaikirche <strong>die</strong> nächste<br />

Station. Wer hier allerdings nicht im Schlepptau einer mit dem Kirchenschlüssel<br />

ausgerüsteten Stadtführerin unterwegs ist, der kommt nicht rein. Auch <strong>die</strong> Geschichte vom


Käthe-Kollwitz-Park bekäme der nicht zu hören: „Dass hier so viele außergewöhnliche<br />

Pflanzen wachsen, ist dem Ehrgeiz der Manufaktur zu verdanken“, erläutert Irene Selzer. „Die<br />

Porzellanmaler sollten ganz in ihrer Nähe immer neue Anregungen für Dekors finden.“<br />

Kaendler begegnet man dann im Kreuzgang <strong>des</strong> als Stadtmuseum genutzten einstigen<br />

Franziskanerklosters wieder. Vier der dort ausgestellten Grabdenkmale schuf der Bildhauer.<br />

Wer Porzellan zum Hören mag, der lausche vom Markt aus dem Porzellan-Glockenspiel am<br />

Turm der Frauenkirche. Und selbst „Porzellan“ zum Essen gibt es in Meißen. Nein –<br />

natürlich nicht so richtig. Am besten, man geht beim Aufstieg zur Albrechtsburg am Café<br />

Zieger vorbei und lässt <strong>sich</strong> eine Meißner Fummel geben. Mit <strong>die</strong>sem Gebäck – zerbrechlich<br />

wie edelstes Porzellan – testete August der Starke nämlich <strong>die</strong> Behutsamkeit und vor allem<br />

Nüchternheit seiner berittenen Porzellan-Boten.<br />

Dann also der atemberaubende Aufstieg, das Haus Domplatz Nr. 8, das Kaendler 1740<br />

gekauft hatte und in dem er 1775 starb; der Dom, in dem das Duplikat einer aus zwei<br />

Leuchtern und einem Kruzifix bestehenden Altargarnitur steht, <strong>die</strong> Kaendler für den Vatikan<br />

schuf und letztlich natürlich <strong>die</strong> Albrechtsburg, rund 150 Jahre lang <strong>die</strong> Heimstatt der ersten<br />

europäischen Porzellanmanufaktur. Vom 26. Mai bis zum 27. August wird hier <strong>die</strong><br />

Sonderausstellung "Aufs Beste modeliret" zu Johann Joachim Kaendlers 300. Geburtstag zu<br />

sehen sein.<br />

Als Zieleinlauf für den Porzellanpfad ist <strong>die</strong> Albrechtsburg übrigens bestens geeignet, denn<br />

da inzwischen zum Wissensdurst vermutlich auch der ganz leibliche gekommen ist - hier<br />

oben hat man <strong>die</strong> Auswahl unter mehreren Gaststätten, <strong>die</strong> zwar alle einen anderen Stil, aber<br />

eines gemeinsam haben: einen Garten mit wunderbarem Ausblick auf <strong>die</strong> Stadt Meißen, auf<br />

<strong>die</strong> Elbe, auf <strong>die</strong> Weinberge.<br />

Falls <strong>sich</strong> übrigens jemand wundert, warum manchmal „Meißen“ und ein andermal „Meissen“<br />

geschrieben steht, hier folgende Faustregel: Das Doppel-S gehört allein zu Manufaktur und<br />

zum (echten) Meissener Porzellan, also dem mit den blauen Schwertern. Das herkömmliche<br />

„ß“ kommt immer dann im <strong>Namen</strong> der Stadt vor, wenn es um alle schlichteren Dinge geht.<br />

Selbst der monumentale Dom und der exklusive Wein dürfen nicht nach dem Doppel-S<br />

greifen – und andere Porzellane schon gar nicht.<br />

Informationen<br />

zum Stadtrundgang über Tourist-Information Meißen, Tel.: 03521/4194-0, www.touristinfomeissen.de<br />

zur Region über Tourismusverband Sächsisches Elbland e.V., Fabrikstraße 16, 01662 Meißen,<br />

Tel.: 03521-76 35-0, Fax: 03521-76 35 –40, E-Mail: info@elbland.de, Internet:<br />

www.elbland.de

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