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oead.news Nr. 88/2013 - Österreichischer Austauschdienst

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Jahrgang 22 | Nummer 3 / <strong>88</strong> | März <strong>2013</strong><br />

1<br />

Der Donauraum<br />

Kooperationen in Bildung,<br />

Wissenschaft & Kultur


29<br />

2<br />

26<br />

28<br />

22<br />

24<br />

12<br />

10<br />

INHALT<br />

Hubert Dürrstein<br />

Editorial<br />

Vredan Dzihic<br />

Europäische Demokratie der Zukunft<br />

Steckbrief der Donau. Zahlen & Fakten<br />

Gerhard Volz<br />

Die Donau verbindet<br />

Helmut Habersack<br />

Danube River Research and Management DREAM<br />

<strong>oead</strong>.<strong>news</strong> im Gespräch mit<br />

Rudolf Gräf, Vizerektor der Universität Cluj-Napoca, Rumänien<br />

Erich Sorantin<br />

CEEPUS Netzwerk CIII-AT-0042<br />

Aaron Gottardi<br />

Das vierblättrige Glückskleeblatt im Herzen Europas<br />

20<br />

18<br />

Susan Milford & Bernd Janning<br />

Kultur und Wissenschaft im Fluss<br />

Ursula Hilmar<br />

Empowering Young People – Connecting Europe<br />

Dessy Gavrilova<br />

Was macht eine Region zu mehr als einer geographischen Einheit?<br />

Gerhard Baumgartner<br />

Roma - die großen Verlierer der osteuropäischen Transformation<br />

Andrea Wagner-Staritz<br />

Danube Networkers. Interkulturelles Netzwerk älterer Erwachsener<br />

Arnulf Knafl<br />

Beispiele etablierter Kooperation. Das Lektoratsprogramm des OeAD<br />

Michael Schedl<br />

Ein Europa der Regionen. Aktion Österreich-Slowakei & Aktion Österreich-Ungarn<br />

30<br />

Martina Friedrich<br />

Österreichs Hochschulen sind beliebte Partner in TEMPUS &ERASMUS MUNDUS<br />

Sabine Schindler: AstroMundus<br />

Mihail Guzun: Journalistenausbildung in der Republik Moldau im europäischen Kontext<br />

Elisabeth Zingl & Barbara Schneeberger: JoinEU-SEE – Partnerschaft im Rahmen von Erasmus Mundus Aktion 2<br />

Florian Bieber: Nur scheinbar unüberbrückbare Hindernisse<br />

34<br />

Klaus Schuch und Jana Machacova, Petra Moser, Felix Gajdusek, Ines Marinkovic, Carmen Siller, Elke Dall<br />

Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung<br />

• Western Balkan Countries INCO-NET<br />

• Central European Knowledge Platform for an Ageing Society<br />

• Bessere Evaluierungen für eine bessere Forschungspolitik: EVAL-INNO<br />

37<br />

16<br />

7<br />

4<br />

14<br />

Andreas Wenninger<br />

Über ein geteiltes Land am Rande Europas. Bukowina-Dialog<br />

39 Nachhaltigkeit beim OeAD<br />

8<br />

3<br />

OeAD - Events | Impressum


3<br />

Hubert Dürrstein<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

© teresa zötl, apa, <strong>oead</strong><br />

Die Donau ist mit 2857 km Gesamtlänge nach der Wolga der zweitlängste<br />

Fluss Europas. Ihr Weg vom Schwarzwald bis ins Schwarze<br />

Meer verbindet zehn Länder und mehr als 80 Millionen Menschen leben<br />

in ihrem Einzugsbereich. Als einer der wichtigsten Handels- und<br />

Verkehrswege Europas schuf die Donau schon sehr früh Möglichkeiten,<br />

Kooperationen, Abkommen und Vereinbarungen zwischen den<br />

an der Donau lebenden Ethnien abzuschließen. Mit dem Entstehen<br />

der ersten Universitäten gegen Ende des Mittelalters begann die<br />

Zusammenarbeit im Bildungs- und Forschungsbereich, die für manche<br />

Länder der Donauregion einen Modernisierungsschub bedeutete.<br />

Der Fall des Eisernen Vorhanges Ende des vorigen Jahrhunderts<br />

brachte eine Rückbesinnung auf die Zusammenarbeit im Wissenschafts-,<br />

Bildungs- und im kulturellen Bereich zwischen Personen,<br />

Organisationen oder öffentlichen Einrichtungen in den Gebieten<br />

entlang der Donau. Neue Netzwerke wurden geschaffen und zahlreiche<br />

Kooperationen in den Bereichen des öffentlichen und privaten<br />

Lebens initiiert.<br />

2011 wurde die sogenannte EU-Strategie für den Donauraum (EU-<br />

SDR) ins Leben gerufen. Die Strategie der Europäischen Union für<br />

den Donauraum zielt auf eine engere Zusammenarbeit der Staaten<br />

entlang der Donau ab. Schwerpunkte sind dabei die Bereiche Infrastruktur,<br />

Umweltschutz, die Schaffung von Wohlstand sowie gute<br />

Regierungsführung.<br />

Das übergeordnete Ziel der Donauraumstrategie ist es, allen Bürger/<br />

innen des Donauraums bis 2020 bessere Chancen auf höhere Bildung,<br />

Beschäftigung und Wohlstand in ihrer Heimatregion zu ermöglichen.<br />

Viele der Herausforderungen in dieser Region sind grenzüberschreitend,<br />

Fragen des Umweltschutzes, Transportverbindungen, Energieangelegenheiten,<br />

Sicherheit und nicht zuletzt auch Fragen der<br />

Bildung und des Arbeitsmarktes. Vor allem in den Bereichen Bildung,<br />

Wissenschaft und Kultur wurden zahlreiche Kooperationen initiiert,<br />

die heute die Basis für eine erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

bilden. Einige dieser Kooperationen werden in dieser<br />

Ausgabe der <strong>oead</strong>.<strong>news</strong> an Hand konkreter Projekte vorgestellt.<br />

Demokratisierung für EU-ropa<br />

Mit der Öffnung hin zu den südosteuropäischen Nachbarländern verstärkten<br />

sich Österreichs Kontakte und Kooperationen auf verschiedenen<br />

Ebenen, vor allem aber im Bereich der Bildung und Forschung.<br />

Menschen aus Südosteuropa, die in zweiter oder dritter Generation<br />

in Österreich leben, lernen und arbeiten, tragen ganz maßgeblich<br />

dazu bei, die Notwendigkeit eines europäischen Verständnisses von<br />

Demokratie und Gemeinschaft zu beleuchten. Als ein Vertreter dieser<br />

Generation steht Vredan Dzihic. In seiner Analyse geht er auf die<br />

Heterogenität der Länder im Donauraum ein. Diese Heterogenität<br />

reicht von der Bevölkerungszahl über den Wohlstand hin zur Lage<br />

der demokratischen Entwicklung. Die Verantwortung für Letzteres<br />

– eine europäische Demokratie – liegt aber nicht nur in jenen Ländern<br />

mit einer kurzen demokratischen Geschichte, vielmehr ist auch<br />

Westeuropa gefragt, sich hier zu engagieren. Grundsteine für so<br />

einen Prozess werden vielfach über grenzüberschreitende Kooperationen<br />

im Bildungsbereich, die sich in Forschungsprojekten, Mobilitätsprogrammen,<br />

kulturellen Kooperationen, Netzwerken oder Joint<br />

Degree-Programmen äußern, gelegt.<br />

Kooperation und Austausch mit den südosteuropäischen<br />

Nachbarländern<br />

Oft ist die Donau selbst dabei Forschungsgegenstand, wenn es<br />

wie z.B. beim Projekt DREAM (Danube River Research And Management),<br />

um Hochwasserschutz, Wasserbau, Schifffahrt oder<br />

erneuerbare Energie geht. Eine weitere erfolgreiche Kooperation<br />

im Donau-raum ist das CEEPUS-Netzwerk CIII-AT-0042 (›Image<br />

Processing, Information Engineering & Interdisciplinary Knowledge<br />

Exchange‹) – ein Netzwerk von 33 akademischen Institutionen, das<br />

auf Wissenstransfer der Partner im Bereich der Medizintechnik und<br />

der Ausbildung von Mediziner/innen setzt. Wie Ausbildung über die<br />

Grenzen hinweg funktionieren kann, zeigen auch das Erasmus Mundus<br />

Projekt JoinEU-SEE (Scholarship Scheme for Academic Exchange<br />

between EU and Western Balkan Countries) und das Tempus Projekt<br />

CuQ (Crossmedia und Qualitätsjournalismus). Dass auch Kunst zum<br />

Zusammenwachsen der Regionen beiträgt, zeigt sich im Zusammentreffen<br />

mit Wissenschaft im Rahmen des flow-Festivals des IDM<br />

(Institut für den Donauraum und Mitteleuropa) oder im Beitrag von<br />

Dessy Gavrilova, die die unterschätzte Rolle von Kunst und Kultur<br />

thematisiert. Welche Chancen Bildungsprogramme für die in der Donauregion<br />

lebenden Roma bieten, die vielfach als Verlierer/innen der<br />

osteuropäischen Transformation gelten, ist Thema des Beitrages von<br />

Gerhard Baumgartner.<br />

Die Vielfalt und die Vielzahl der Projekte sind beeindruckend – ich<br />

wünsche mir, dass sie Basis für die Initiative von vielen weiteren Kooperationen<br />

mit dem Donauraum sind.<br />

Ihr Hubert Dürrstein


4<br />

Vredan Dzihic<br />

Europäische Demokratie der Zukunft<br />

Integration der Donauländer<br />

Dr. Vredan Dzihic ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Österreichischen<br />

Institut für Internationale Politik (öiip). Geboren 1976 in<br />

Prijedor, Bosnien-Herzegowina, Studium der Politikwissenschaften,<br />

Kommunikationswissenschaften und Geschichte an der Universität<br />

Wien. Seit 2012 ist er wissenschaftlicher Post-Doc-Mitarbeiter<br />

(Assistant Professor) am Institut für Politikwissenschaften der<br />

Universität Wien. Seine Themenschwerpunkte sind Erweiterung<br />

der EU, Europäische Integration, sozioökonomische und politische<br />

Transformationsprozesse, Konfliktforschung und ethnische und<br />

kulturelle Konflikte<br />

Das Ende der kommunistischen Regime im Osten Europas<br />

am Beginn der 1990er Jahre löste eine Euphorie<br />

aus. Man sprach vom ›Ende der Geschichte‹, vom<br />

endgültigen Sieg der liberalen marktwirtschaftlichen<br />

Demokratie über die autoritären Konkurrenzsysteme.<br />

Der Traum von einem vereinten Kontinent, von einer<br />

Zone des Friedens und der Demokratie in Europa<br />

schien Realität zu werden. Die Donau war jener Fluss,<br />

der die ›alten‹ Demokratien des Westens mit den<br />

Staaten im ehemals kommunistischen Osten verband.<br />

Wie dem Verlauf der Donau folgend, die vom<br />

Schwarzwald bis zu ihrem Delta am Schwarzen Meer<br />

so oft ihren Charakter ändert, sich durch Schluchten<br />

kämpft und durch Ebenen mäandert, verlief auch die<br />

demokratische Transition der postkommunistischen<br />

Staaten unterschiedlich.<br />

Widersprüchliche Demokratiepfade<br />

der Donauregion<br />

Ungarn, die Slowakei, Tschechien oder Slowenien<br />

legten einen – mit kleineren zeitlich begrenzten Unterbrechungen<br />

wie z.B. während der Mečiar-Ära in<br />

der Slowakei – zunächst mustergültigen Transformationsprozess<br />

hin und wurden 2004 mit der Vollmitgliedschaft<br />

in der EU belohnt. In Rumänien und<br />

Bulgarien dauerte es drei weitere Jahre länger bis<br />

zum EU-Beitritt, mit dem – so viele Expert/innen –<br />

zwei Staaten trotz großer Probleme im Bereich der<br />

Rechtsstaatlichkeit und der Korruption für Reformbemühungen<br />

politisch belohnt wurden.<br />

Die Staaten des ehemaligen Jugoslawien<br />

gingen durch einen spezifischen<br />

und krisenhaften Transformationsprozess,<br />

in dem sie sich zum Teil noch<br />

immer befinden. Neben der politischen<br />

und wirtschaftlichen Transformation<br />

mussten Kroatien, Serbien<br />

und Bosnien-Herzegowina parallel den<br />

langwierigen Übergang vom Kriegsin<br />

den Friedenszustand meistern. Im<br />

blutigsten der jugoslawischen Staatszerfallskriege,<br />

jenem in Bosnien-Herzegowina,<br />

starben 100.000 Menschen<br />

und nahezu die Hälfte der Bevölkerung<br />

wurde vertrieben. Zu späte und zögerliche<br />

Reaktion Europas auf die Kriege<br />

und ihr symbolisches Scheitern in Srebrenica<br />

trugen europaweit zur Ernüchterung<br />

bei, machten zugleich aber klar,<br />

wie wichtig die Schaffung eines vereinten Europa des<br />

Friedens und Wohlstands für die Zukunft des Kontinents<br />

ist.<br />

Die demokratische Transition im ex-jugoslawischen<br />

Gebiet begann mit großer Verzögerung. Der revolutionäre<br />

Machtsturz des serbischen Machthabers Milosevic<br />

im Oktober 2000 läutete real und symbolisch<br />

eine neue Ära der demokratischen Reformen und der<br />

schnelleren Annäherung an die EU ein. Die Demokratisierung<br />

verlief auch hier – ähnlich wie beispielsweise<br />

in der Ukraine oder in der Slowakei – nicht geradlinig<br />

und ohne Rückschläge. Während Ungarn, Slowenien,<br />

Tschechien und die Slowakei die EU-Beitrittsverträge<br />

unterzeichneten und den Prozess des EU-Beitritts<br />

vollzogen, wurde zur selben Zeit in Serbien der Premierminister<br />

Zoran Djindjic erschossen, weigerte<br />

man sich in Kroatien, den mutmaßlichen Kriegsverbrecher<br />

Ante Gotovina auszuliefern und erpresste<br />

© www.abf.ba


5<br />

5<br />

Die demokratische Transition verläuft nie geradlinig.<br />

buchstäblich die internationale Gemeinschaft in<br />

Post-Dayton-Bosnien jeden kleinsten Kompromiss,<br />

um das Land einen Schritt vorwärts zu bringen.<br />

Autoritäre Herausforderungen<br />

Dass die Pfade zur Demokratie nie geradlinig und<br />

nach einem einfachen und normativ vorbestimmten<br />

Muster verlaufen, ist mittlerweile eine generelle akzeptierte<br />

Erkenntnis der Demokratisierungswissenschaft.<br />

Die Demokratisierungspfade im Donauraum<br />

sind das beste Beispiel dafür. Die globale Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise sowie die Euro-Krise innerhalb der<br />

EU haben auch in einigen Staaten des Donauraums<br />

all die Brüchigkeit des demokratischen Konsenses<br />

aufgezeigt. In Ungarn spricht man seit dem Machtantritt<br />

von Viktor Orban im Jahr 2010 sogar von einer<br />

autoritären Wende. Rumänien macht in den letzten<br />

beiden Jahren ebenfalls eine tiefe Krise durch. Der eigenwillige<br />

nationalbewusste Kurs von Viktor Orban<br />

und die rumänischen Notverordnungen stoßen auf<br />

heftige Kritik aus Brüssel. Auch in jenen Staaten, die<br />

sich in der EU-Erweiterungsschlange befinden, sind<br />

die politischen Folgen der Rezession schwerwiegend.<br />

In Serbien konnten sich die nationalistischen Kräfte<br />

an der Macht festsetzen. Bosnien-Herzegowina<br />

befindet sich in einer politischen Paralyse, die ihresgleichen<br />

sucht und das Land an den Rand der Regierbarkeit<br />

bringt. In der Ukraine ist vom Geist der<br />

Orangenen Revolution wenig zu spüren. Die ohnehin<br />

wenig prosperierende Republik Moldau stöhnt unter<br />

den Folgen der Krise.<br />

In einem Artikel im britischen Guardian im letzten<br />

Sommer sprach man die autoritären Tendenzen in<br />

manchen osteuropäischen Staaten wie Ungarn oder<br />

Rumänien an und schlussfolgerte, dass diese Tendenzen<br />

›einen Blick in den Abgrund Europas‹ erlauben,<br />

das ›die europäische Idee längst aufgegeben hat.‹<br />

(Andrea Capussela, Why the eurozone crisis threatens<br />

liberal reform in the east, in: The Guardian, 5.8.2012)<br />

Wenn auch dies eine äußerst pessimistische Meinung<br />

ist, die hoffentlich von den zukünftigen Entwicklungen<br />

in Europa eines Besseren belehrt werden<br />

wird, gibt es genug Anlass zur Sorge.<br />

setzungen stehen an der Tagesordnung. Jene postdemokratischen<br />

Tendenzen (Colin Crouch), die wir vom<br />

Westen kennen, sind längst Teil des Donauraumes<br />

geworden. Die Regierungen greifen immer öfters zu<br />

Mitteln und Wegen, die aus Brüssel als antiliberal und<br />

undemokratisch verurteilt werden. EU-weite Debatten<br />

über Europa von mehreren Geschwindigkeiten,<br />

über ein Kern- und ein Randeuropa, begleitet mit<br />

einer akuten Erweiterungsmüdigkeit, verringern die<br />

Anreize für interne Reformen und erhöhen die Tendenz<br />

zur negativen politischen Instrumentalisierung<br />

der EU.<br />

Wider den Populismus und EU-Skeptizismus<br />

– Neue Protestbewegungen als<br />

Demokratieelixier<br />

Sowohl in jenen Staaten des Donauraumes, die bereits<br />

Mitglieder der EU sind, als auch in jenen, die<br />

noch in der Warteschlange stehen, sind wir Zeugen<br />

eines weitverbreiteten EU-Skeptizismus, der im Donauraum<br />

durch nationale Sentimentalitäten genährt<br />

wird. Man wehrt sich gegen Brüssel, dem man eine<br />

Beschränkung der Souveränität vorwirft. Manche Politiker<br />

so wie der scheidende tschechische Präsident<br />

Vaclav Klaus griffen in ihren Anti-Brüssel-Reflexen<br />

sogar zu Vergleichen Brüssels mit Moskau in der Zeit<br />

des Kalten Krieges. Mit der Schaffung eines Gegners<br />

im scheinbaren Außen mobilisiert man interne Kräfte<br />

und glaubt – zumindest kurzfristig - Macht stabilisieren<br />

zu können.<br />

Ein populistischer Wettlauf gegen die EU scheint in<br />

manchen Staaten der Donauregion en vogue zu sein.<br />

Der Populismus und nationalistische Agitation stellen<br />

zweifelsohne eine große Gefahr für die jungen Demokratien<br />

des Donauraumes dar. Sie regen aber auch<br />

den Widerstand an. Zahlreiche Bürger/innen sind<br />

nicht mehr bereit, leere populistische Worthülsen und<br />

die selbstbezogenen – oft korrupten Praktiken – der<br />

eigenen politischen Eliten zu akzeptieren. So wird<br />

paradoxerweise ausgerechnet die Krise zu einem potentiellen<br />

Lebenselixier für die Weiterentwicklung der<br />

jungen Demokratien in der Donauregion.<br />

In Ungarn sind im Februar <strong>2013</strong> mehrere Tausend<br />

Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen<br />

Armut, Not und die ›anti-soziale‹ Politik der Regierung<br />

Orban zu protestieren. Oppositionelle Proteste<br />

In allen Staaten des Donauraumes ist das Vertrauen<br />

der Menschen in die Regierenden gering, der Populismus<br />

am Vormarsch. Heftige politische Auseinandergegen<br />

den Allherrschaftsanspruch von<br />

Viktor Orban und seinen offensiven<br />

Kurs gegen die EU begleiten weiterhin<br />

den ungarischen Alltag. In Slowenien<br />

gehören die Straßenproteste und Wut<br />

gegen die Korruption in der Regierung<br />

seit Wochen und Monaten zur<br />

Tagesordnung. In Montenegro gab es<br />

letzten Sommer eine breite zivilgesellschaftliche<br />

Protestfront, die sich für<br />

ein offenes und demokratisches Montenegro<br />

im Rahmen der EU einsetzte.<br />

In manchen Staaten der Donauregion<br />

bekamen EU-Gegner von der Bevölkerung<br />

einen Denkzettel verpasst: Bei<br />

den vorgezogenen Wahlen in der Slowakei<br />

Anfang 2012 setzten sich die<br />

expliziten Pro-Europäer/innen durch.<br />

Proteste und neue zivilgesellschaftliche<br />

Bewegungen im europäischen<br />

Osten und Südosten zeigen, dass die<br />

demokratischen Werte der Freiheit,<br />

Gleichheit und menschlicher Würde,<br />

die mühsam erkämpft wurden, von<br />

vielen Bürger/innen als unumstößlich<br />

betrachtet werden. Jene Student/<br />

innen, die tagtäglich in Ungarn protestieren,<br />

junge Slowen/innen, die<br />

die korrupten politischen Eliten an<br />

den Pranger stellen oder jene Rumän/<br />

innen, die genug von Korruption und<br />

Misswirtschaft haben – all diese und<br />

die vielen anderen Menschen des Donauraumes,<br />

die friedlich ihre Stimme<br />

gegen Missstände in ihren Staaten erheben,<br />

stellen jene emanzipatorischen<br />

Kräfte dar, die diese jungen Demokratien<br />

dringend benötigen. Sie benötigen<br />

sie umso mehr, als die Sympathisant/<br />

innen einer rückwärtsgewandten nationalistischen<br />

Politik und Gegner/innen<br />

der Demokratie in der Krise stärker geworden<br />

sind. Ob dies die xenophoben<br />

und Roma feindlichen Jobbik-Anhänger/innen<br />

in Ungarn sind, die rechtsnationalistischen<br />

Gruppierungen in<br />

Serbien oder jene Hooligans, die sich<br />

Anfang 2012 in Rumänien Straßen-


6<br />

Großräume stellen die Zukunft<br />

Europas dar, regionale Vernetzung<br />

und transnationale Kommunikation<br />

sind das Muss des 21. Jahrhunderts.<br />

schlachten mit der Polizei lieferten, sie werden durch den Hass<br />

auf Andersdenkende, durch Ängste vor der Öffnung, vorm Einsperren<br />

in den engen Räumen von eigenen und von rechtsnationalistischen<br />

Politiker/innen geschürten ideologischen Wahnvorstellungen<br />

vereint.<br />

Werte im Wettstreit – Wege zur Belebung der<br />

europäischen Demokratien der Donauregion<br />

Hinter der Konkurrenz der demokratischen Pro-Europäer/innen,<br />

die in der Schaffung offener Gesellschaften im Donauraum die<br />

Zukunft sehen, und ihrer Feinde, die in rückwärtsgewandten Politiken<br />

und nationalistischer Exklusion ihr Heil suchen, steht nicht<br />

zuletzt auch ein Wettstreit unterschiedlicher Werte. Die europäische<br />

Wertedebatte ist mehr als nur eine Debatte über die zentralen<br />

Werte einer Gemeinschaft. Sie ist vielmehr als ein umkämpftes<br />

Terrain, auf dem sich die national-konservativen mit post- und<br />

transnationalen Werten im Widerstreit befinden. Sie ist stets auch<br />

ein Gradmesser für die Funktionalität der EU, für ihre wirtschaftliche<br />

und politische Leistungsfähigkeit, für ihre Attraktivität in den<br />

Augen der EU-Bürger/innen und all jener, die das werden möchten.<br />

Die Gleichung ist einfach – je besser die Union funktioniert<br />

und je leistungsfähiger sie ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass<br />

die europäischen Werte des Friedens, der Demokratie, der Freiheit<br />

und Gleichheit der Bürger/innen zu universellen Werten des<br />

Kontinents werden. Je größer die Krise und die europäischen Verwirrungen<br />

mitsamt all der engen nationalstaatlichen Argumente,<br />

desto größer werden die Partikularismen und Nationalismen, desto<br />

heftiger wird der Ruf nach einfachen Lösungen für komplexe<br />

Probleme, die allzu leicht in autoritäre Sackgassen führen können.<br />

Eine spezifische und auf den Donauraum zugeschnittene Strategie<br />

bildet den Kern der EU-Bemühungen um die Förderung der<br />

europäischen Werte und Demokratie in der Donauraumregion.<br />

Der Europäische Rat hat im Juni 2011 die EU-Strategie für den<br />

Donauraum verabschiedet. Die Strategie umfasst insgesamt 14<br />

Staaten, acht EU-Mitgliedsstaaten (Deutschland, Österreich,<br />

Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Bulgarien und Rumänien,<br />

das baldige Mitgliedsland Kroatien, Kandidatenland Montenegro,<br />

potentielle Beitrittskandidaten Serbien, Bosnien-Herzegowina<br />

sowie die Ukraine und die Republik Moldau. Die zentralen<br />

Ziele sind klar formuliert und zielen auf die Stärkung der Demokratie<br />

ab: Die Erhöhung des Wohlstandes in den Donauraumländern<br />

soll die Stabilität der demokratischen Herrschaft erhöhen. Die<br />

Förderung der Umsetzung europäischer Rechtsvorschriften im gesamten<br />

Donaugroßraum soll all diejenigen Staaten, die noch nicht<br />

EU-Mitglieder sind, näher an die volle Mitgliedschaft in der Union<br />

heranführen. Innerhalb des Donauraumes als einer (zukünftigen)<br />

europäischen Großregion soll die regionale Kooperation gefördert<br />

werden. Durch den Ausbau von Infrastruktur, engere Verkehrsvernetzung,<br />

Stärkung der wirtschaftlichen Position des Donauraumes<br />

innerhalb Europas oder Fokussierung auf den Umweltschutz und<br />

naturnahe Lebensräume werden in der Großraumregion Donau Akzente<br />

gesetzt, die den Donauraum zu einem prosperierenden und<br />

stabilen Teil EU-ropas machen sollen.<br />

Großräume stellen die Zukunft Europas dar, regionale Vernetzung<br />

und transnationale Kommunikation sind das Muss des 21. Jahrhunderts.<br />

Der Donauraum muss Heterogenes vereinen, muss Grenzen<br />

überwinden und Kommunikation schaffen zwischen den Ländern<br />

der EU, jenen, die an der EU-Tür klopfen und morgen Mitglieder sein<br />

werden, und jenen, die aller Voraussicht nach noch länger draußen<br />

vor den Toren der Union bleiben werden. Die Aufgabe ist ambitioniert<br />

und keinesfalls leicht, zumal europäische Demokratie selbst<br />

am Scheideweg steht. EU-ropa muss sich neu erfinden, die EU muss<br />

den mutigen nächsten Schritt zu einer politischen Gemeinschaft<br />

setzen. Die Fortsetzung des Erweiterungsprojekts Richtung Westbalkan<br />

gehört selbstverständlich dazu. Eine Abkehr vom Projekt der<br />

EU-Erweiterung würde aber zwangsläufig neue Krisen provozieren<br />

und letztlich Europa einen historischen Schaden zufügen. Nur die<br />

Vertiefung und Erweiterung Europas und seiner politischen Handlungsfähigkeit<br />

über nationale Grenzen hinaus (Jürgen Habermas)<br />

kann jene Kräfte entfalten, die das Potential haben, die europäische<br />

Demokratie zu beleben.


7<br />

Steckbrief der Donau<br />

Zahlen und Fakten<br />

DEUTSCHLAND<br />

UKRAINE<br />

SLOWAKEI<br />

ÖSTERREICH<br />

MOLDAU<br />

KROATIEN<br />

UNGARN<br />

RUMÄNIEN<br />

SERBIEN<br />

BULGARIEN<br />

Die Donau fließt durch zehn verschiedene Länder:<br />

Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldau, Ukraine<br />

ÆÆ<br />

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ÆÆ<br />

ÆÆ<br />

2.857 km Gesamtlänge<br />

Längenanteil Österreich: 357 km<br />

Einzugsgebiet 817.000km²<br />

Mündung: Schwarzes Meer<br />

zweitlängster Strom Europas (längster Strom = Wolga)<br />

verbindet 83 Millionen Menschen<br />

Städte entlang der Donau: Ulm, Ingolstadt, Regensburg, Linz, Wien, Bratislava, Budapest, Novi Sad, Belgrad, Russe, Brăila, Galați<br />

[aus: www.wasseraktiv.at, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; wikipedia]


8<br />

Gerhard Volz<br />

Die Donau verbindet<br />

Neue Bildungsräume entdecken<br />

Mag. Gerhard Volz ist Bereichsleiter für das Programm<br />

Erasmus der Nationalagentur Lebenslanges Lernen bei<br />

der OeAD-GmbH.<br />

Wenn die Donau die Reichsbrücke in Wien passiert,<br />

benötigt sie nach offizieller Berechnung noch 1.930<br />

Kilometer, bevor sie beim Leuchtturm von Sulina in ihrem<br />

gewaltigen Delta das Schwarze Meer erreicht. Was<br />

der mächtige Strom Zentraleuropas auf diesem Weg<br />

durchfließt, gehört zu den reichhaltigsten Wissens-,<br />

Geschichts- und Kulturlandschaften der Welt – vielfältig,<br />

widersprüchlich und verbindend zugleich. Von den<br />

Industriegebieten Süddeutschlands in die ungarische<br />

Tiefebene, vom Eisernen Tor in die unberührten Naturlandschaften<br />

des Mündungsgebiets: die Donau berührt<br />

einfache Dörfer ebenso wie die Krönungsstädte<br />

von Königen und Bischöfen.<br />

Seit Jahrhunderten ist die Donau zudem Transportweg<br />

für Menschen, Güter und Wissen. Sie verbindet<br />

Sprachen, Kulturen, Lehre und Forschung. Bereits im<br />

14. Jahrhundert wurden im Einzugsgebiet der Donau<br />

die ersten Universitäten gegründet (Wien 1365, Pécs/<br />

Fünfkirchen 1367, Buda/Ofen 1395), zahlreiche weitere<br />

entstanden in den darauffolgenden Jahrhunderten.<br />

Schon bald formten sich damit auch wissenschaftliche<br />

Kontakte zwischen Österreich und den ›Nachbarn‹<br />

entlang des Flusses, Verbindungen, die vielfach den<br />

Wandel der Zeiten mit seinen Kriegen und politischen<br />

Umwälzungen überstanden. Dazu kam, dass sich Österreich<br />

aufgrund seiner zentralen geopolitischen Lage<br />

und seiner historischen Bezüge seit jeher als besonders<br />

enges Bindeglied zu den östlichen und südöstlichen<br />

Nachbarländern verstand. Aus diesem Verständnis<br />

heraus entstanden auch schon sehr früh – gemessen<br />

am Entwicklungsstand der Internationalisierung von<br />

Hochschulen jener Zeit – Programme und Kooperationsprojekte,<br />

welche die wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />

mit der Region weiter vorantreiben sollten.<br />

Mit dem gesellschaftlichen Aufbruch der ›Revolutionsjahre‹<br />

1989 bis 1992 eröffneten sich für viele Länder<br />

entlang der Donau plötzlich zusätzliche Möglichkeiten<br />

der hochschulischen Kooperation: 1998 konnten die<br />

Länder des ehemaligen Ostblocks erstmals voll an den<br />

europäischen Bildungsprogrammen teilnehmen – eine<br />

Chance, die viele Hochschulen von der ersten Stunde<br />

an intensiv zu nutzen suchten. Über die bisherigen<br />

Kooperationen hinaus konnten nun Studierende und<br />

Lehrende Regionen entdecken, die über Jahrzehnte<br />

vom Rest Europas abgeschlossen waren. Daneben entstanden<br />

in Ländern wie Ungarn, Serbien oder Rumänien<br />

neue Studiengänge, oftmals in englischer oder<br />

sogar deutscher Sprache – ganz dem Gedanken der<br />

internationalen Vernetzung verschrieben.<br />

Österreichs Lehrende und Forscher/innen haben, zumindest<br />

wenn man auf die Zahlen im Erasmus-Programm<br />

blickt, die Aufforderung gerne angenommen,<br />

neue Bildungsräume zu entdecken. Lehraufträge in<br />

Budapest, Osijek oder Constanţa wurden entgegengenommen.<br />

Mittlerweile – so muss man allerdings leider<br />

feststellen – ist das allgemeine Interesse wieder etwas<br />

gesunken, so manche nachhaltige Partnerschaft hat<br />

sich aber gerade dadurch weiter vertieft.<br />

Im Bereich der Erasmus-Intensivprogramme bestehen<br />

insbesondere zahlreiche Kooperationen zwischen Österreich<br />

und Ungarn, Slowenien und Rumänien. Aber<br />

auch alle anderen teilnahmeberechtigten Länder sind<br />

in Projekte eingebunden.<br />

Etwas ambivalenter ist die Situation bei Studierenden,<br />

da nach wie vor gewisse Vorurteile in Bezug auf die<br />

Länder und Hochschulen Osteuropas bestehen. Doch<br />

langsam und stetig wird auch diese Region entdeckt:<br />

Als 1998/99 erstmals Aufenthalte in osteuropäischen<br />

Ländern möglich waren, nutzten lediglich 13 Studierende<br />

diese Möglichkeit. Im Studienjahr 2007/08 waren<br />

es dann bereits 346. Im Durchschnitt absolvieren<br />

rund 7% der Erasmus-Studierenden ihren Studienauf-<br />

© Stefan Ossmann


9<br />

Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

im neuen europäischen Bildungsprogramm<br />

2014–2020<br />

enthalt in einem osteuropäischen Land; bei Praktika<br />

liegt diese Zahl etwas höher. Die beliebtesten Zielländer<br />

der Österreicher/innen sind dabei Tschechien,<br />

Polen und Ungarn. Jene, die zurückkehren – das zeigt<br />

eine 2012 von der Universität Wien erarbeitete und<br />

vom OeAD herausgegebene Studie sehr deutlich – sind<br />

in ungleich höherem Maße mit ihrem Erasmus-Aufenthalt<br />

zufrieden als Studierende, die ihren Aufenthalt<br />

in ›klassischen‹ Ländern wie Spanien, Frankreich oder<br />

Deutschland verbracht haben. Die Studierenden fühlen<br />

sich in den vergleichsweise ›jungen‹ Städten des<br />

Ostens wohl und es gelingt vielfach leichter, Kontakte<br />

zu Einheimischen zu knüpfen als in den großen Erasmus<br />

Communities Westeuropas.<br />

Ein Erasmus-Student berichtete auf die Frage, was<br />

ihn außerhalb des Studiums im rumänischen Cluj besonders<br />

prägte, über gesellschaftliche Einblicke in das<br />

Verhältnis von Mehrheiten und Minderheiten in Siebenbürgen<br />

und zugleich über die zahlreichen Freundschaften,<br />

die in dieser Zeit mit Rumän/innen, aber<br />

auch mit Menschen aus ganz Europa entstanden sind.<br />

Fachkonferenz zur Hochschulzusammenarbeit<br />

im Juli <strong>2013</strong><br />

Um den aktuellen Entwicklungen in der Region Zentral-<br />

und Osteuropa Rechnung zu tragen und die Vielfalt<br />

der Kooperationsmöglichkeiten im Hochschulbereich<br />

aufzuzeigen, richtet die OeAD-GmbH unter Koordination<br />

der Nationalagentur Lebenslanges Lernen und<br />

in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für<br />

Wissenschaft und Forschung Anfang Juli <strong>2013</strong> eine internationale<br />

Fachkonferenz aus, zu der Gäste aus dem<br />

gesamten Donauraum sowie aus weiteren Ländern<br />

Südosteuropas eingeladen werden.<br />

Mit der Fachkonferenz sollen gleich mehrere Ansätze<br />

verfolgt werden: Ausgehend von bestehenden Kooperationen<br />

im Hochschulbereich soll erarbeitet werden,<br />

welche Perspektiven sich daraus für die Zukunft ergeben,<br />

welche (gemeinsamen) Interessen bestehen und<br />

was für Folgeinitiativen sich konkret daraus entwickeln<br />

können. Der Blick wird dabei einerseits auf die zahlreichen<br />

existierenden und vom OeAD betreuten Förderprogramme<br />

gelegt, zum anderen soll ganz gezielt ein<br />

Ausblick darauf erfolgen, welche Formen der Zusammenarbeit<br />

im neuen europäischen Bildungsprogramm<br />

2014–2020 (derzeitiger Arbeitstitel: ›Erasmus für<br />

Alle‹) gefördert werden können. Schon<br />

heute bieten multilaterale Initiativen<br />

wie CEEPUS, die bilaterale Aktionen<br />

mit der Slowakischen Republik, der<br />

Tschechischen Republik und Ungarn,<br />

Erasmus, die EU-Drittstaatenprogramme<br />

oder die Programme der Wissenschaftlich-Technischen<br />

Zusammenarbeit<br />

hervorragende Möglichkeiten,<br />

wenn es um die Förderung der Hochschulkooperation<br />

sowohl zwischen Österreich<br />

und der Donauregion als auch<br />

unter den betroffenen Ländern selbst<br />

geht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

werden aufgerufen sein, selbst<br />

Projekte vorzustellen, Erfahrungen<br />

einzubringen und gemeinsam neue Initiativen<br />

zu entwickeln. Diskutiert wird<br />

dann, wie die Ergebnisse und Erfahrungen<br />

in künftige Formen der Zusammenarbeit<br />

transferiert werden können.<br />

Natürlich soll eine Initiative in diesem<br />

Bereich mit unmittelbarem Nutzen<br />

für den Hochschulstandort Österreich<br />

verknüpft sein. Die Veranstaltung soll<br />

aufzeigen, wo Kooperationen zwischen<br />

unserem Land und Zentral- bzw. Osteuropa<br />

existieren, Österreichs Hochschulen<br />

haben damit durch die Vernetzung<br />

von Akteur/innen bei akademischen<br />

Kooperationen in diesem Raum quasi<br />

›die Nase vorn‹. Daneben erlaubt eine Initiative zu<br />

diesem Zeitpunkt einen aktiven Start österreichischer<br />

Hochschulen ins neue EU-Bildungsprogramm 2014–<br />

2020.<br />

Neben dem Austausch auf bildungspolitischer Ebene<br />

wird sich die Fachkonferenz in ihrem Verlauf thematischen<br />

Aspekten der Zusammenarbeit widmen, die<br />

für Hochschulen generell wichtige Fragestellungen<br />

behandeln. Darunter fallen die Qualitätssicherung bei<br />

gemeinsamen Projekten ebenso wie die Anrechnung<br />

von Studienleistungen bei Mobilität oder ein Erfahrungsaustausch<br />

hinsichtlich der Zusammenarbeit mit<br />

Unternehmen, etwa im Falle von Praktika. Die Veranstaltung<br />

richtet sich dabei gezielt an Expertinnen und<br />

Experten aus der ›Praxisebene‹ der Hochschulen, also<br />

an Personen, die selbst bereits Projekte durchgeführt<br />

und Interesse an einer Kooperation mit der angesprochenen<br />

Region haben.<br />

Ein letztes, nicht unwesentliches Element wird daher<br />

die Vernetzung von Akademiker/innen unterschiedlichster<br />

Fachbereiche sein, die im Rahmen der Veranstaltung<br />

die Möglichkeit erhalten werden, erste konkrete<br />

Projektideen zu entwickeln.<br />

Der Kultur- und Wissenschaftsraum Donau ist gewissermaßen<br />

die Lebensader Europas. Dass diese Lebensader<br />

seit Jahrhunderten nicht nur Material und<br />

Menschen verbindet, sondern auch den geistigen<br />

Austausch auf akademischer Ebene befördert, möchte<br />

der OeAD mit seinen zahlreichen Kooperationsprogrammen<br />

und mit einer interessanten internationalen<br />

Fachveranstaltung aufzeigen.<br />

© gerhard volz


10<br />

Helmut Habersack<br />

Danube River Research and<br />

Management DREAM<br />

Ein Forschungs-Flagshipprojekt im Rahmen<br />

der Donauraumstrategie<br />

Univ. Prof. DI Dr. Helmut Habersack ist Leiter des Christian Doppler<br />

Labors für Innovative Methoden in Fließgewässermonitoring,<br />

Modellierung und Flussbau am Institut für Wasserwirtschaft,<br />

Hydrologie und konstruktiven Wasserbau, Department für Wasser,<br />

Atmosphäre und Umwelt an der Universität für Bodenkultur Wien .<br />

© cdg<br />

Das Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und<br />

konstruktiven Wasserbau an der Universität für Bodenkultur<br />

Wien unter der Leitung von Prof. Habersack<br />

hat eine führende Position in der Forschung in den Bereichen<br />

Fließgewässermonitoring, Modellierung und<br />

Flussbau inne, sowohl EU- als auch nationale Projekte<br />

wurden koordiniert. Das Institut kann auf langjährige<br />

und erfolgreiche Kooperationen im Donauraum zurückblicken,<br />

wobei unterschiedliche Fragestellungen<br />

und Thematiken bearbeitet wurden, wie die nachfolgenden<br />

Beispiele zeigen. Seit 2010 leitet Prof. Habersack<br />

auch das Christian Doppler-Labor für Innovative<br />

Ansätze in Fließgewässermonitoring, Modellierung<br />

und Flussbau.<br />

Die hydromorphologische Beeinflussung von Fließgewässern<br />

ist als potenzielles Konfliktfeld zwischen<br />

Umweltschutz und anthropogenen Nutzungen der<br />

Flüsse (z.B. Schifffahrt, Hochwasserschutz und Wasserkraftnutzung)<br />

zu sehen. Aus diesem Grund wurden<br />

im Zuge des PLATINA-Projekts (FP7–Projekt) in den<br />

Jahren 2009/10 an der gesamten Donau sämtliche<br />

hydromorphologische Aspekte eines integrativen<br />

Flussgebietsmanagements untersucht. Zusammenfassend<br />

zeigten die Ergebnisse, dass die Bewertung<br />

bzw. Berücksichtigung der Gewässermorphologie und<br />

ihrer dynamischen Prozesse nicht nur für ökologische<br />

Fragen aber auch für alle weiteren Formen der Gewässernutzung<br />

(z.B. Schifffahrt) von Bedeutung sind.<br />

Während im Unterlauf der Erhalt der Morphodynamik<br />

im Vordergrund steht, gewinnt im Mittel- und Oberlauf<br />

der Rückbau (z.B. Entfernung der Ufersicherung,<br />

Gewässervernetzung) an Bedeutung. An der Donau<br />

östlich von Wien wird derzeit im Rahmen des Pilotprojektes<br />

Bad Deutsch Altenburg ein Naturversuch<br />

zur Stabilisierung der Donau, Verbesserung der Schifffahrtsbedingungen<br />

und der Ökologie durchgeführt.<br />

Im Bereich des integrierten Hochwasserschutzes<br />

fordert die EU-Hochwasserrichtlinie eine verstärkte<br />

Zusammenarbeit der Anrainerstaaten an grenzüberschreitenden<br />

Flüssen. Die Donau als größter Fluss in<br />

der Europäischen Union stellt hierbei in Hinblick auf<br />

die Harmonisierung der durch die Richtlinie geforderten<br />

Gefahren- und Risikokarten eine besondere Herausforderung<br />

dar, da eine große Anzahl an Anrainerstaaten<br />

koordiniert werden muss. Die Abstimmung<br />

internationaler Hochwasserschutz-Maßnahmen im<br />

Rahmen eines integrierten Flood-Risk-Managements<br />

erfordert daher ein gemeinsames Begriffsverständnis,<br />

eine gemeinsame Datenbasis und gemeinsam erstellte<br />

und harmonisierte Grundlagenkarten (flood hazard<br />

and risk maps). Diese Zielsetzungen sind integraler<br />

Bestandteil des SEE-Projektes ›Danube FloodRisk‹, in<br />

welchem Wissenschafter/innen, Verwaltungsbehörden,<br />

NGOs und Interessensvertreter/innen anwen-<br />

dungsorientiert an der Entwicklung<br />

einer einheitlichen Methodik zur Erstellung<br />

der Gefahren- und Risikokarten<br />

(Donau-Atlas) arbeiten und somit die<br />

Grundlage für andere Disziplinen wie<br />

Raumplanung oder Wirtschaft in Bezug<br />

auf ein integriertes Risiko-Management<br />

liefern.<br />

Die rumänische Donau, zwischen den<br />

Städten Calarasi und Braila (Fluss-km<br />

375 bis 175) stellt eine weitgehend naturnahe<br />

Bifurkationsstrecke dar. Durch<br />

fortschreitende Durchflussaufteilung<br />

in Richtung linkes Donauufer führt<br />

der rechte Hauptstrom immer weniger<br />

Wasser, wodurch u.a. die Schiffe<br />

einen Umweg von ca. 110 km in Richtung<br />

Schwarzes Meer in Kauf nehmen<br />

müssen. Um wieder mehr Abfluss im<br />

Hauptstrom zu erhalten, soll durch<br />

eine Sohlrampe die Durchflussaufteilung<br />

geändert werden, wodurch sich<br />

eine Beeinträchtigung der Migration<br />

der Störe ergeben könnte. Um die Auswirkungen<br />

zu minimieren, sollen durch<br />

einen phasenweisen Bau der Sohlrampe<br />

und durch ein begleitendes Monitoring,


11<br />

© Margit Gerstl<br />

Donau bei Bad Deutsch Altenburg/Österreich<br />

Entscheidungsgrundlagen geliefert werden. In Zusammenarbeit<br />

mit internationalen Monitoring Teams<br />

werden die Auswirkungen der Baumaßnahmen analysiert<br />

(u.a. Einsatz eines 3D Simulationsmodells). Auf<br />

eine ganzheitliche Betrachtung des Donauraumes mit<br />

seinen spezifischen Problemen und Anforderungen<br />

zielt das zukünftige Projekt ›DREAM – Danube River<br />

REsearch And Management‹ ab. Dieses Projekt passt<br />

sehr gut in die bestehende Donauraumstrategie und<br />

erfüllt zahlreiche Anforderungen für die europäische<br />

territoriale Zusammenarbeit. Durch gemeinsame<br />

transnationale Forschungstätigkeit sollen durch abgestimmte<br />

Monitoringprogramme, neue Modelle und<br />

verträgliche Lösungen im Wasserbau eine nachhaltige<br />

Nutzung und der Schutz der Donau sichergestellt sowie<br />

eine win-win Situation zwischen den Bereichen<br />

›Ökonomie‹ und ›Ökologie‹ erreicht werden.<br />

Die Themen, die unter DREAM behandelt werden<br />

sollen, sind untereinander stark verknüpft und erstrecken<br />

sich über eine Vielzahl an Forschungsbereichen:<br />

Sedimenttransport, Hydrodynamik, Flussmorphologie,<br />

anthropogene Nutzung, Hochwasserschutz<br />

und –management, Wasserbau, erneuerbare Energie,<br />

Schifffahrt, Flussmonitoring, Hydrometrie, Flussökologie,<br />

nachhaltige Entwicklung von Flusslandschaften.<br />

Zwei neue große Wasserbaulabors im Ober- und Unterlauf<br />

der Donau (eines in Wien, eines in Rumänien)<br />

mit einem Durchfluss von 5 m³/s im freien Gefälle<br />

ermöglichen die Durchführung von bis dato nicht<br />

durchführbaren Versuchen sowie die Erstellung von<br />

großskaligen Modellen und eröffnen dadurch neue<br />

Perspektiven in den Forschungsbereichen Hydrodynamik,<br />

Sedimenttransport, Morphodynamik und<br />

Ökologie. Bereits bestehende Labors sollen durch eine<br />

Modernisierung der Messgeräte zur Untersuchung<br />

von Fragestellungen beitragen. Ein weiteres Ziel ist die<br />

Verbesserung und Weiterentwicklung von computerbasierten<br />

Modellen sowie deren gemeinsame donauraumweite<br />

Nutzung und Anwendung.<br />

Entlang der gesamten Donau sowie an ihren Zubringern<br />

werden Untersuchungsgebiete definiert und<br />

Messstationen eingerichtet, welche einerseits zur<br />

Kalibrierung und Validierung von physikalischen und<br />

computerbasierten Modellen beitragen, andererseits<br />

die Durchführung von wasserbaulichen Versuchen unter<br />

1:1 Bedingungen ermöglichen. Ein in der Mitte des<br />

Donauverlaufs stationiertes Forschungsschiff mit einem<br />

Tauchschacht liefert einen wichtigen Beitrag zur<br />

Untersuchung der Flusssohle und damit verknüpften<br />

Fragestellungen sowie darauf aufbauenden Managementstrategien.<br />

Ein wichtiger Punkt für die Umsetzung dieses großräumlichen<br />

Projekts ist die Zusammenarbeit der be-<br />

stehenden Forschungsinstitutionen<br />

und Labors. Nur dadurch kann das Ziel<br />

eines erfolgreichen und nachhaltigen<br />

Wissenstransfers gewährleistet werden.<br />

Projektpartner von DREAM sind<br />

Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />

im Einzugsgebiet der Donau,<br />

wobei Kooperationen mit privaten und<br />

öffentlichen Einrichtungen (Ministerien,<br />

Wasserkraftbetreibern, Schifffahrtsbehörden,<br />

NGOs,…) vorgesehen und<br />

gewünscht sind. Lead Partner ist die<br />

BOKU. Das Projekt wurde im Juni 2012<br />

zum PA7 flagship-Projekt der Donauraumstrategie<br />

gewählt.<br />

infopoint<br />

www.cdg.ac.at


12<br />

<strong>oead</strong>.<strong>news</strong> im Gespräch mit<br />

Rudolf Gräf<br />

Vizerektor der Universität Cluj-Napoca/Klausenburg, Rumänien<br />

Prof. Dr. Rudolf Gräf ist Vizerektor der Universität<br />

Babeş-Bolyai, Cluj-Napoca und dort verantwortlich für<br />

die Deutsche Studienlinie.<br />

<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Ihre Universität hat enge Beziehungen zu<br />

mehreren Universitäten Österreichs. Seit wann gibt es diese<br />

universitären Kooperationen mit Österreich?<br />

Rudolf Gräf (RG): Schon gegen Ende des 20. Jh. hat<br />

die damalige Universitätsleitung begonnen die wissenschaftlichen<br />

Beziehungen zu Österreich neu aufzubauen.<br />

Man schloss eigentlich an alte Traditionen<br />

an, die durch das kommunistische Regime auf ein Minimum<br />

reduziert worden waren. Gleichzeitig schickte<br />

Österreich über die ›Österreich-Kooperation‹ den ersten<br />

Sprachlektor nach Klausenburg, der nicht nur als<br />

Sprachvermittler und Lehrer deutschsprachiger Literatur<br />

tätig war, sondern auch Kulturprojekte initiierte<br />

und durchführte. Durch persönliche Kontakte zwischen<br />

dem Rektor der Universität Wien, Prof. Georg<br />

Winckler und dem Rektor der Klausenburger Universität,<br />

Prof. Andrei Marga kam es noch im vergangenen<br />

Jahrhundert zum Abschluss einer Partnerschaft beider<br />

Universitäten.<br />

<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Was waren die Themen dieser ersten Partnerschaften?<br />

RG: Anfänglich waren es eher einzelne Projekte, welche<br />

im Rahmen der Partnerschaft initiiert wurden. Es<br />

kam aber zu einem Austausch, bei dem Lehrende und<br />

Forscher und Forscherinnen die jeweiligen Partnerinstitute<br />

kennen lernen und von deren Tätigkeiten profitieren<br />

konnten. Ein Meilenstein in der gegenseitigen<br />

Zusammenarbeit war die Einrichtung einer ›Österreich-Bibliothek‹<br />

innerhalb der Universitätsbibliothek<br />

durch das Österreichische Außenministerium, vertreten<br />

durch den damaligen Sektionsleiter Botschafter<br />

Dr. Emil Brix im Jahr 2003. Die Sprachlektorinnen und<br />

Sprachlektoren der ›Österreich-Kooperation‹ arbeitete<br />

immer intensiv an dieser Fachbibliothek mit und<br />

nützten deren Räume für wissenschaftliche und kulturelle<br />

Veranstaltungen, wodurch die Bibliothek sehr bekannt<br />

wurde und sich zu einem wichtigen Platz für die<br />

Forschung der Universität Klausenburg<br />

entwickelte. Wichtig war von Anfang an<br />

die Tatsache, dass die Universität Klausenburg<br />

als dreisprachige Universität<br />

geführt wird, das heißt, es gibt Lehrveranstaltungen<br />

in rumänischer, ungarischer<br />

und deutscher Sprache.<br />

<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: War die Partnerschaft mit der<br />

Universität Wien die einzige Partnerschaft<br />

der Universität Cluj-Napoca mit österreichischen<br />

Universitäten?<br />

RG: Das österreichische Außenministerium,<br />

Dr. Emil Brix, Frau Regierungsrätin<br />

Chrsitine Dollinger, dann der österreichische<br />

Botschafter in Bukarest,<br />

Dr. Martin Eichtinger, haben in diesem<br />

Sinne enorm zum Aufbau dieser Beziehungen<br />

mit der österreichischen akademischen<br />

Welt beigetragen.<br />

Diese Zusammenarbeit war von Beginn<br />

an etwas Besonderes, weil die Universität<br />

Wien an und für sich keine Gesamtpartnerschaften<br />

mit Universitäten, die<br />

außerhalb von Hauptstädten lagen,<br />

abschloss. Schon bald wurden Kooperationsverträge<br />

mit der Universität Graz<br />

unterschrieben, aus denen sich wunderbare<br />

Partnerschaften entwickelten, die<br />

bis heute gut funktionieren. Weitere<br />

Partnerschaften entstanden mit dem<br />

Institut für Geografie der Universität<br />

Innsbruck und mit der Österreichischen<br />

Akademie der Wissenschaften, in deren<br />

Rahmen die Übersetzung einer großangelegten,<br />

von Dr. Peter Urbanitsch<br />

angefertigten Zusammenfassung des<br />

Monumentalwerkes ›Die Habsburger-<br />

Monarchie 1848–1918‹ ins rumänische in Angriff<br />

genommen wurde. Ebenso arbeiten wir intensiv mit<br />

der Universität Innsbruck zusammen (Geschichte) und<br />

mit der Universität Klagenfurt. Eigentlich gibt es gute<br />

Beziehungen mit allen österreichischen Universitäten.<br />

Außerdem ist die Universität Mitglied der Donaurektorenkonferenz<br />

und arbeitet dort aktiv mit.<br />

<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Was ist das Besondere der Partnerschaft mit<br />

der Universität Graz?<br />

RG: Gemeinsam wurde – unter Einbeziehung der Universität<br />

Laibach/Ljubjana – unter der Leitung von Prof.<br />

Harald Heppner ein Masterprogramm zur Geschichte<br />

Südosteuropas entwickelt. Mittlerweile sind auch die<br />

Universitäten Zagreb, Saloniki, Sofia, Belgrad und<br />

Sarajewo diesem Masterprogramm beigetreten und<br />

es findet ein reger Lehrenden- und Studierendenaustausch<br />

statt. Hier gilt es vor allem das Engagement<br />

von Prof. Heppner, Ehrendoktor der Babes-Bolyai Universität,<br />

aber auch der ehemaligen Vizerektorin der<br />

Univ. Graz, Roberta Mayerhofer zu erwähnen.<br />

<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Kommen – abgesehen von diesen Partnerschaften<br />

– viele Studierende aus anderen Ländern nach<br />

Cluj-Napoca?<br />

RG: Es gibt bei uns auch Lehrveranstaltungen in englischer<br />

und französischer Sprache. Vor allem jene in<br />

Englisch werden gut genützt. Diese werden vor allem<br />

in den Wirtschaftsfächern angeboten; französische<br />

Lehrveranstaltungen werden leider seltener besucht.<br />

Ein Renner ist derzeit das Fach ›Jüdische Studien‹, das<br />

erst vor einigen Jahren eingerichtet wurde und stark<br />

von ausländischen Studierenden frequentiert wird.<br />

Die Anzahl der Doktorand/innen aus verschiedenen<br />

Ländern (Israel, Österreich, Deutschland) ist während<br />

der letzten Jahre gestiegen.<br />

Sicher haben wir nicht die Anzahl von internationa-


13<br />

13<br />

Es geht darum, Demokratie zu leben.<br />

len Studierenden erreicht die wir uns erwünschen.<br />

Dies auch wegen der legislativen Unsicherheit, die im<br />

rumänischen Hochschulwesen herrscht. Auch, weil<br />

die zahlreichen sogenannten ›Reformen‹ des rumänischen<br />

Unterrichts aus den letzten zwei Jahrzehnten<br />

nicht die Rahmenbedingungen für eine unbürokratische<br />

Öffnung geschaffen haben. Keines der Bildungsgesetze,<br />

die in Rumänien den Unterricht im Allgemeinen<br />

und das Hochschulwesen im Speziellen betreffen,<br />

hat die Voraussetzungen für eine nahtlose Integration<br />

in die europäische akademische Welt geschaffen und<br />

keines dieser Gesetze hat den Universitäten eine reelle<br />

Autonomie verliehen.<br />

So ist die Mühe für den Aufbau und die Bewahrung<br />

dieser Beziehungen den Universitäten überlassen worden,<br />

die oftmals die unglaubliche Trägheit des bürokratischen<br />

Apparats überwinden müssen und auf die<br />

Bereitschaft der österreichischen und anderen europäischen<br />

Universitäten angewiesen sind um auch unter<br />

solchen Umständen zu kooperieren.<br />

So waren z.B. die österreichischen Lektorinnen und<br />

Lektoren, Professorinnen und Professoren in mehrfacher<br />

Weise für die Universität von Bedeutung:<br />

Durch die Vermittlung neuer<br />

didaktischer Methoden, die in Rumänien<br />

gänzlich unbekannt waren, führten<br />

sie ein völlig neues Unterrichtsverhalten<br />

ein. Neue wissenschaftliche Zugänge<br />

wurden erklärt und moderne Literatur<br />

in den Unterricht eingebaut. Besonders<br />

wichtig war aber der Unterricht, in dem<br />

die Studierenden gleichberechtigt einbezogen<br />

wurden; die Kultur der Diskussion,<br />

die es vorher nicht gegeben hatte<br />

und welche die Studierenden zu selbstständig<br />

denkenden Menschen erzog.<br />

Mindestens genauso wichtig waren die<br />

Netzwerke, die die einzelnen Lehrenden<br />

mitbrachten und uns zur Verfügung<br />

stellten.<br />

<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Was ist der sichtbare und/oder<br />

ideelle Gewinn durch die Partnerschaften<br />

für die Universität?<br />

RG: Hier gibt es einiges. Die Mitarbei-<br />

ter/innen, Funktionär/innen, die Studierenden, Lehrenden<br />

und das Verwaltungspersonal lernten einen<br />

neuen Umgang miteinander. Es geht einfach darum<br />

Demokratie zu leben, was am schwierigsten war und<br />

ist, - im öffentlichen Leben Rumäniens und auch im<br />

akademischen.<br />

Durch die Kooperation mit Österreich – damit sind<br />

die verschiedenen Partnerschaften gemeint – kam<br />

es zu einer Modernisierung. Meine Kolleginnen und<br />

Kollegen lernten in Projekten mitzuarbeiten, eigene<br />

Projekte und Methoden zu entwickeln und sie<br />

knüpften viele persönliche Kontakte; sie wurden wissenschaftlich<br />

und soziokulturell in die westliche Welt<br />

eingeführt. Dadurch gelang es vielen Kolleginnen und<br />

Kollegen Fuß zu fassen in der internationalen wissenschaftlichen<br />

Welt. Am deutlichsten ist dies sichtbar,<br />

dass viele unserer jungen Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler heute als gleichberechtigte Partner/<br />

innen zu internationalen Symposien eingeladen und<br />

anerkannt werden.<br />

<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Das war ein gutes Schlusswort. Ich danke für<br />

das Gespräch.<br />

Das Gespräch führte<br />

Prof. Dr. Michael Dippelreiter,<br />

OeAD-GmbH<br />

Hauptgebäude<br />

Universitatea<br />

Babeş-Bolyai,<br />

Cluj-Napoca<br />

© www.ubbcluj.ro<br />

infopoint<br />

www.ubbcluj.ro


14<br />

Erich Sorantin<br />

CEEPUS Netzwerk CIII-AT-0042<br />

Eine erfolgreiche Kooperation im<br />

Donauraum und in Zentraleuropa<br />

ao.Univ.-Prof. Dr. med. univ. Erich Sorantin ist<br />

stv. Abteilungsleiter der Klinischen Abteilung<br />

für Kinderradiologie an der Medizinischen<br />

Universität Graz. Lehr- und Vortragstätigkeit<br />

im In- und Ausland, zahlreiche Auszeichnungen.<br />

Forschungsschwerpunkt: digitale Information<br />

und Bildverarbeitung.<br />

Im Rahmen des CEEPUS-Programms<br />

(Central European Exchange Programm<br />

for University Studies) besteht<br />

seit 1997 das Netzwerk CIII-AT-0042<br />

›Image Processing, Information Engineering<br />

& Interdisciplinary Knowledge<br />

Exchange‹. Dieses internationale und<br />

interdisziplinäre Netzwerk besteht aus<br />

30 akademischen Institutionen (22<br />

medizinischen, 8 aus dem Bereich der<br />

Ingenieurswissenschaften) aus 12 Ländern<br />

(vgl. Bild 1 - Landkarte rechts).<br />

Im Rahmen dieses Netzwerks werden<br />

nicht nur Studierende, Diplomand/<br />

innen/Doktorand/innen und Lehrer/<br />

innen ausgetauscht, es sind auch<br />

drei medizinische Bildungseinrichtungen<br />

miteingebunden: ›CT-School‹ in<br />

Novi Sad/Serbien, ›Summer School<br />

on Imaging Processing‹ (wechselt<br />

zwischen allen Partnern, 2012 an<br />

der Medizinischen Universität Wien,<br />

<strong>2013</strong> an der Pannon Universität Veszprém)<br />

und die ›Spring School for<br />

Pediatric Surgery‹, Sarajevo/Bosnien-Herzegowina.<br />

Die wissenschaftlichen<br />

Aktivitäten von CIII-AT-0042<br />

manifestieren sich in mehr als 130<br />

Publikationen (Posters, Kongressbeiträge,<br />

Buchbeiträge und zum Teil<br />

Veröffentlichungen in Top Zeitschriften)<br />

sowie in acht wissenschaftlichen<br />

Preisen.<br />

Das Netzwerk kooperiert auf vielen<br />

Gebieten, allerdings, wie bereits in der<br />

Bezeichnung ›Knowledge Transfer‹<br />

angedeutet, ist der Wissenstransfer<br />

zwischen den einzelnen Institutionen<br />

der wesentliche Bestandteil. Die Klinische<br />

Abteilung für Kinderradiologie,<br />

gemeinsam mit der Forschungseinheit<br />

für Digitale Information und Bildverarbeitung<br />

(FE DigInfo Leiter: Univ.-Prof.<br />

Dr. Erich Sorantin); beide Univ.-Klinik<br />

für Radiologie, Med. Universität Graz)<br />

ist auf vielen Gebieten führend auf<br />

dem Gebiet des Strahlenschutzes bei<br />

Kindern (Strahlendosen für Röntgenuntersuchungen<br />

von Kindern 40%-<br />

60% unter dem europäischen Durchschnitt).<br />

Daher ist es auch gelungen,<br />

mit CEEPUS-Partnern in zwei Ländern<br />

(Mazedonien und Montenegro) Drittmittelprojekte<br />

für Qualitätssicherung<br />

in der Radiologie einzuwerben. Die<br />

Vielfalt der teilnehmenden Institutionen<br />

begünstigt die Suche nach Partner/innen<br />

für weitere Projekte.<br />

Gerade die erhöhte Strahlensensibilität<br />

von Kindern läßt Kinderradiolog/<br />

innen fieberhaft nach neuen bildgebenden<br />

Verfahren suchen – die berührungslose<br />

Messung der Atemmechanik<br />

bei Kleinkindern mittels Infrarot ist nur<br />

ein Beispiel der Eigenentwicklungen<br />

von CIII-AT-0042 (siehe Bild rechts).<br />

© erich sorantin


15<br />

Derzeit noch ein Manko ist das fehlende Angebot<br />

fremdsprachlicher (vor allem englischer)<br />

Unterrichtseinheiten an den Universitäten.<br />

Findige Ingenieur/innen von der Technical University<br />

Cluj-Napoca/Rumänien haben unter der Leitung der<br />

FE DigInfo in Graz einen Ultraschallsimulator entwickelt<br />

(Bild rechts), mit dem junge Mediziner/innen<br />

diese nichtinvasive Technik ohne Patientenbelastung<br />

üben. Ein weiteres innovatives Projekt der Techniker/<br />

innen aus Cluj-Napoca/Rumänien war die Programmierung<br />

und Implementierung eines e-Learning<br />

Systems (www.hypertalk.net), das auch für ›Teleteaching‹<br />

und ›Remote Coaching‹ von Diplomand/<br />

innen und Dissertant/innen im Netzwerk verwendet<br />

wird.<br />

Die gesamte Administration des Netzwerks wird über<br />

die CEEPUS-Webseite elektronisch abgewickelt, es ist<br />

jederzeit nachvollziehbar, wer welche Änderungen<br />

durchgeführt hat. Die Kommunikation erfolgt, neben<br />

persönlichen Treffen während der CEEPUS Veranstaltungen<br />

und dem Austausch, im wesentlichen<br />

elektronisch unter Nutzung aller Möglichkeiten – von<br />

E-Mail bis Webkonferenzen. Somit sind wir innerhalb<br />

von CIII-AT-0042 in der glücklichen Lage, für Fragen<br />

sehr schnell kompetente Partner/innen zu finden.<br />

Die Implementierung längerfristiger Projekte wie<br />

›These en Cotutelle‹ (Mitgliedschaft in PhD-Kommission<br />

der Partneruniversitäten) und des ›Joint Degrees‹<br />

(ein Diplom von zwei Partneruniversitäten) gestalten<br />

sich schwieriger. Die Universitäten befürchten nicht<br />

kalkulierbare finanzielle Belastungen wie im Falle des<br />

›These en Cotutelle‹. Hier ist die häufig<br />

geäußerte Frage immer, was passiert<br />

wenn zum Zeitpunkt der ›PhD Defense‹<br />

das Netzwerk nicht mehr existiert,<br />

da ja bei CEEPUS eine jährliche Neuevaluierung<br />

und nur bei erfolgreicher<br />

Absolvierung eine Verlängerung möglich<br />

ist. Eine ›Remote Teilnahme‹ unter<br />

Benutzung der kommunikativen Möglichkeiten<br />

(u.a. Audio und Videoübertragung)<br />

des entwickelten e-Learning<br />

Systems könnte eine Lösung darstellen<br />

– diese wäre dann sogar CO2-neutral.<br />

Im Rahmen von CIII-AT-0042 wird bereits<br />

zweimal ein ›These en Cotutelle‹<br />

durchgeführt.<br />

Das CEEPUS-Central European<br />

Exchange Programme for University<br />

Studies ist ein multilaterales Austauschprogramm<br />

mit Mittel- und<br />

Osteuropa, das 1995 von Österreich<br />

initiiert wurde. Es handelt sich um<br />

ein transnationales, zentraleuropäisches<br />

Hochschulnetzwerk, das sich<br />

aus verschiedenen fachspezifischen<br />

Einzelnetzwerken zusammensetzt und<br />

das die akademische Mobilität und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />

im Hochschulraum der Region fördern soll.<br />

Weit schwieriger ist die Einführung des ›Joint Degrees‹<br />

– hier müßten sich zwei Partneruniversitäten<br />

zur Koordinierung eine gemeinsame PhD–Kommission<br />

einrichten. Bedenkt man wieviel Arbeit eine PhD–<br />

Kommission innerhalb einer Universität bedeutet,<br />

kann man sich vorstellen, um wie viel komplizierter<br />

es wird, wenn man auch noch die unterschiedlichen<br />

Statuten zweier Universitäten, die möglicherweise<br />

auch nicht der gleichen Fakultät angehören, berücksichtigen<br />

muß. Diese administrativen Hürden sind in<br />

der Praxis kaum überwindbar.<br />

Ein immer noch bestehendes Manko vieler Universitäten<br />

ist das fehlende Angebot fremdsprachiger<br />

(vor allem englischer) Unterrichtseinheiten. Damit<br />

können bei einem Studierendenaustausch nur diejenigen<br />

ECTS Punkte erwerben, die der Sprache des<br />

Gastlandes mächtig sind. Aus Sicht der europäischen<br />

Integration und des grenzüberschreitenden Lernens<br />

besteht meiner Meinung nach hier großer Aufholbedarf.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass<br />

CIII-AT-0042 eines der größten Netzwerke im CEEPUS<br />

Programm darstellt. Durch die enge, interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit unter Benutzung aller Möglichkeiten,<br />

die das CEEPUS Programm bietet, können viele<br />

wissenschaftliche Projekte realisiert und das Interesse<br />

für den Drittmittelsektor ausbaut werden.<br />

infopoint<br />

www.<strong>oead</strong>.at/ceepus<br />

www.medunigraz.at<br />

© erich sorantin


16<br />

Aaron Gottardi<br />

Das vierblättrige Glückskleeblatt<br />

im Herzen Europas<br />

Dialog mit den Bürger/innen<br />

Aaron Gottardi, BA, MA war von Jänner 2011 bis Dezember<br />

2012 im ›Institut der Regionen Europas‹ zuständig für<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Weiters war er als Projektkoordinator<br />

des PRINCE EU-27 Projektes ›The Lucky Four Leaf<br />

Clover‹ für Österreich, Slowenien und Ungarn tätig.<br />

Kroatien wird <strong>2013</strong> als 28. Mitgliedsstaat der Europäischen Union<br />

beitreten und ist damit nach Slowenien das zweite Land aus dem<br />

ehemaligen Jugoslawien, dem dieser Schritt gelingt. Der vorangegangene<br />

Beitrittsprozess war nicht nur für die Regierung in Zagreb<br />

und die Expert/innen in Brüssel eine Herausforderung, sondern in<br />

erster Linie auch für die Bevölkerung.<br />

Vor diesem Hintergrund und in der Annahme, dass die europäische<br />

Integration nur funktionieren kann, wenn sie von der Zivilbevölkerung<br />

mitgetragen wird, hat das Institut der Regionen Europas (IRE)<br />

aus Salzburg das EU-Projekt Lucky Four Leaf Clover ins Leben gerufen.<br />

Das Projekt wurde im Rahmen des PRINCE EU-27-Programms<br />

von der Europäischen Kommission finanziell unterstützt. Die Projektschwerpunkte<br />

lagen dementsprechend vor allem in der Formulierung<br />

der Implikationen für die Regionen und Kommunen Kroatiens und<br />

Bosnien-Herzegowinas hinsichtlich eines zukünftigen EU-Beitritts<br />

sowie im gegenseitigen Kennenlernen der Bürgerinnen und Bürger<br />

des gesamten Projektgebietes (für nähere Informationen siehe Infokasten).<br />

Das Gesamtbudget belief sich auf 367.000 Euro, 54% wurden<br />

von der Europäischen Kommission (DG Erweiterung) bestritten,<br />

der Rest wurde durch Eigenmittel und Sponsoring kofinanziert.<br />

oben: Projektgruppe › Lucky Four Leaf Clover‹<br />

unten: Fachkonferenz in Varazdin<br />

© ire<br />

Um den Projektschwerpunkten gerecht zu werden, gab es Kooperationen<br />

mit elf unterschiedlichen Gebietskörperschaften aus fünf europäischen<br />

Ländern. Diese umfassten die EU-Mitglieder Österreich,<br />

Slowenien und Ungarn, den offiziellen Beitrittskandidaten Kroatien<br />

und den potentiellen Beitrittskandidaten Bosnien-Herzegowina. Die<br />

Auswahl der einzelnen Städte und Regionen erfolgte keineswegs zufällig:<br />

sie alle liegen in der pannonischen Tiefebene und sind durch<br />

gemeinsame kulturelle und historische Wurzeln seit Jahrhunderten<br />

miteinander verbunden. Wie kann und soll man die Bürgerinnen und<br />

Bürger dieses Gebietes zusammenbringen, um sie für etwas so abstraktes,<br />

aber gleichzeitig omnipräsentes wie die europäische Integration<br />

zu sensibilisieren? Der vom IRE gewählte Zugang war zweigleisig<br />

und umfasste sowohl Aktivitäten auf gesellschaftlich-kultureller<br />

Ebene als auch Veranstaltungen für die Entscheidungsträger/innen in<br />

Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Ein repräsentativer Querschnitt<br />

der Projektinhalte wird durch die Beschreibung der folgenden zwei<br />

Aktivitäten ersichtlich.<br />

Die Monate Februar und Juni 2011 standen ganz im Zeichen von zwei<br />

Fachkonferenzen. Die erste fand im südburgenländischen Güssing<br />

statt und beschäftigte sich mit den Erfahrungen der Kommunen und Regionen Österreichs,<br />

Sloweniens und Ungarns innerhalb der Europäischen Union. Als Gegenstück<br />

dazu, standen im nordkroatischen Varaždin die Erwartungen Kroatiens und<br />

Bosnien-Herzegowinas an die EU im Vordergrund. Das Konzept ist klar: an beiden<br />

Tagungen sollten sich Bürgermeister/innen, Beamt/innen und Unternehmer/innen<br />

aus allen Projektländern austauschen können, um Erfahrungen weiterzugeben und<br />

Perspektiven zu erörtern. Bestimmende Themen waren vor allem der Umgang und<br />

die Allokation der europäischen Fördermittel sowie die Chancen der regionalen Unternehmer/innen<br />

in einem erweiterten Europa. Ein wichtiges Instrument ist in diesem<br />

Zusammenhang die Vorstellung von Best-Practice-Beispielen, die Impulsgeber<br />

für neue Pilotprojekte und Initiativen sein können.<br />

Neben einigen anderen Aktivitäten im Kulturbereich hat sicherlich die neunmonatige<br />

Wanderausstellung am meisten zum Erfolg und zur starken Außenwirkung des<br />

gesamten Projektes beigetragen. Unter dem Motto ›Regionale Kultur = Europäische<br />

Kultur‹ stellten über dreißig Künstler/innen aus dem ganzen Projektgebiet eines ihrer<br />

Werke zur Verfügung, das als Teil einer Wanderausstellung in jeder Region für<br />

mehrere Wochen zu sehen war. Die Ausstellungseröffnungen in Brčko, Čakovec,<br />

Maribor, Körmend und Neuhaus am Klausenbach haben die Kunst- und Kulturgemeinschaft<br />

aller Regionen miteinander verbunden.


17<br />

Beim Europatag<br />

Mai 2011<br />

© ire<br />

Der Erfolg einer solchen Veranstaltung lässt sich<br />

quantitativ kaum erfassen. Teilnahmezahlen und Medienresonanz<br />

können zwar viel über die öffentliche<br />

Wirkung aussagen. Oftmals sind es aber gerade die<br />

persönlichen Eindrücke und Erlebnisse, anhand derer<br />

die Programminhalte mit Leben gefüllt werden. Ein<br />

besonderes Beispiel ist in diesem Zusammenhang die<br />

gemeinsame Feier des Europatages am 9. Mai: Zum<br />

ersten Mal seit dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

in Bosnien-Herzegowina sind die Kulturvereine<br />

aller drei Volksgruppen aus der bosnischen<br />

Stadt Brčko gemeinsam aufgetreten.<br />

›In Bosnien‹, so versichert Ilja Stojanovic,<br />

Referent für internationale Beziehungen<br />

von Brčko, ›wäre ein solcher<br />

Auftritt nicht möglich. Es ist ein sehr<br />

positives Zeichen, dass alle drei Gemeinschaften<br />

ihre Heimatstadt gemeinsam<br />

vertreten konnten‹. Diese Tatsache<br />

verbunden mit gegenseitigem Respekt,<br />

sind Grundvoraussetzungen für ein gemeinsames<br />

Europa.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Projekt<br />

Lucky Four Leaf Clover einmal mehr gezeigt hat,<br />

dass man – engagiertes Personal und kreative Ideen<br />

vorausgesetzt – auf Ebene der Städte, Kommunen<br />

und Regionen auch innerhalb eines relativ kleinen<br />

Zeitfensters erfolgreich unterschiedliche Aktivitäten<br />

umsetzen kann.<br />

Einige Publikationen, ein Ausstellungskatalog oder<br />

eine Aufsatzsammlung von Schüler/innen aus allen<br />

fünf Ländern bezeugen das große Interesse an diesem<br />

Projekt, Nachfolgeprojekte bzw. Folgeveranstaltungen<br />

sind geplant. Ein Jahr nach Ende des Projektes<br />

findet immer noch ein intensiver Austausch zwischen<br />

dem IRE und den ehemaligen Partner/innen statt. Die<br />

Zusammenarbeit konnte auf unterschiedlicher Art<br />

und Weise fortgesetzt werden und auch die grenzüberschreitenden<br />

Beziehungen zwischen den einzelnen<br />

Partner/innen haben sich kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

Das viel beschworene, aber oft zur Floskel verkommene<br />

Europa der Regionen ist also zumindest in<br />

diesem Rahmen zur erfolgreichen Realität geworden.<br />

Lucky Four Leaf Clover Fact Sheet<br />

ÆÆ<br />

Zeitraum: September 2010 bis November 2011<br />

ÆÆ<br />

Gesamtbudget: 367.000 Euro, davon 54% Finanzierung durch die EU-Kommission<br />

ÆÆ<br />

21 Einzelveranstaltungen (u. a. Feier des Europatages, ökumenische<br />

Friedenswallfahrt und Fachkonferenzen)<br />

ÆÆ<br />

3 fortlaufende Aktivitäten (Wanderausstellung, Aufsatzwettbewerb unter<br />

Oberschüler/innen und Serie von Europacafés)<br />

ÆÆ<br />

11 Projektpartner aus fünf europäischen Ländern<br />

Projektpartner<br />

ÆÆ<br />

Bosnien – Herzegowina: der Distrikt Brčko<br />

ÆÆ<br />

Kroatien: die Gespanschaften Meimurje, Varaždin, Krapina-Zagorje und Koprivnica-Križevci<br />

ÆÆ<br />

Österreich: die Bezirke Güssing, Jennersdorf und Oberwart<br />

ÆÆ<br />

Slowenien: die Region Podravska<br />

ÆÆ<br />

Ungarn: die Komitate Vas und Zala<br />

Thematische Schwerpunkte lt. PRINCE EU-27 Programm<br />

1. Das gegenseitige Kennenlernen der Bürgerinnen und Bürger der Regionen und<br />

Städte des Projektgebietes;<br />

2. Die Weitergabe der Erfahrungen und Erkenntnisse der drei EU-Mitgliedsstaaten<br />

auf regionaler und lokaler Ebene;<br />

3. Die Formulierung der Erwartungen und Befürchtungen der Regionen und Kommunen<br />

des Kandidatenlandes Kroatien und Bosnien-Herzegowina an den EU-Beitritt;<br />

4. Die Formulierung der Erwartungen und Sorgen der Regionen und Kommunen,<br />

der drei EU-Mitgliedstaaten gegenüber einem EU-Beitritt Kroatiens und<br />

Bosnien-Herzegowinas.<br />

Über das Institut der Regionen Europas<br />

(IRE)<br />

Das Institut der Regionen Europas (IRE) wurde 2004<br />

vom ehemaligen Salzburger Landeshauptmann Prof.<br />

Dr. Franz Schausberger mit dem Ziel gegründet, ein<br />

Forum für die europäischen Regionen, Kommunen<br />

und Unternehmen zu schaffen. Damit soll die zunehmende<br />

Bedeutung der Regionen und Kommunen für<br />

die europäische Politik und für die volkswirtschaftliche<br />

Entwicklung zum Ausdruck gebracht werden. Mit<br />

seinen Aktivitäten und Initiativen unterstützt das IRE<br />

die Regionalisierung und Dezentralisierung und ist ein<br />

Ansprechpartner bei entsprechenden Fragen und Herausforderungen.<br />

Am Sitz in Salzburg berät ein kleines,<br />

aber engagiertes und kompetentes Team zu Projektvorschlägen<br />

und Wünschen.<br />

Als parteiunabhängige und gemeinnützige Einrichtung<br />

möchte das IRE vorhandende Informationsdefizite<br />

abbauen und dazu beitragen, das wirtschaftliche<br />

Potential der europäischen Regionen zu nutzen und<br />

die grenzübergreifende Zusammenarbeit zu fördern.<br />

Das IRE steht allen interessierten Regionen, Städten<br />

und Unternehmen aus Europa offen, derzeit umfasst<br />

das Netzwerk über 100 Mitglieder.<br />

infopoint<br />

www.institut-ire.eu


18<br />

Susan Milford & Bernd Janning<br />

Kultur und Wissenschaft im Fluss<br />

Interdisziplinärer Dialog im Donauraum<br />

Mag. Dr. Susan Milford ist Geschäftsführerin des Instituts<br />

für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) und<br />

flow Projektkoordinatorin.<br />

Bernd Janning ist flow Projektmanager am Institut für<br />

den Donauraum und Mitteleuropa (IDM).<br />

Grenzüberschreitend, fachübergreifend, unkonventionell: flow stellt<br />

den multinationalen interdisziplinären Dialog von Kunst und Wissenschaft<br />

in den Mittelpunkt und hebt sich so ganz bewusst von<br />

herkömmlichen Festivals ab. Elias Canettis Geburtsstadt Ruse, der<br />

wichtigste Donauhafen und Verkehrsknotenpunkt Bulgariens, war<br />

von 18. bis 21. Oktober Austragungsort des dritten biennalen flow<br />

Festivals. 2010 machte flow Station in Chişinău/Republik Moldau,<br />

2008 in Novi Sad/Serbien.<br />

Auch heuer trafen wieder rund sechzig junge Künstler/innen, Kulturschaffende<br />

und Wissenschaftler/innen aus zehn Ländern entlang der<br />

Donau zusammen, um neue Netzwerke zu bilden und die Besonderheiten<br />

des Donauraums gemeinsam zu entdecken. Die Teilnehmer/-<br />

innen kamen aus Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Österreich,<br />

der Republik Moldau, Rumänien, Serbien, der Slowakei, Ungarn<br />

und der Ukraine.<br />

Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten<br />

(BMeiA) ist Initiator von flow. Das Institut für den Donauraum<br />

und Mitteleuropa (IDM) hat im Herbst 2009 die organisatorische<br />

Abwicklung und Koordination des Festivals übernommen.<br />

Heuer wurde das IDM vor Ort durch die renommierte Internationale<br />

Elias Canetti Gesellschaft unterstützt.<br />

© idm<br />

Kunst und Wissenschaft bilden während des Festivals die Katalysatoren,<br />

um das außergewöhnliche Potenzial dieser Region freizulegen<br />

und es als Grundlage für interdisziplinäre Projekte im Donauraum zu<br />

nutzen. Die gedankliche Klammer für diesen kreativen Austausch bildete<br />

heuer das Generalthema ›Activating Spaces, Activating People<br />

by Micro-imagionation‹. Mehrere Workshops ermöglichten an zwei<br />

Tagen intensive Diskussionen in kleineren Gruppen. Als Inspirationsquelle<br />

gab es unterschiedliche Fragestellungen, denen sich die Teilnehmer/innen<br />

bereits vorab auf einer eigens für flow kreierten Internetplattform<br />

zuordnen konnten. Sieben Themen standen als Anstoß<br />

für die Gruppenarbeit zur Auswahl:<br />

1. Who’s European – Europeanization and Balkanization<br />

2. Public Space and Virtual Community<br />

3. Communication for Activation<br />

4. Getting out of the Crisis – Alternative Economies<br />

5. Responsibility, Support and Protest<br />

6. Solidarity – Micropolitics and Individual Responsibility<br />

7. (Ex)Change – Crossing Boarders


19<br />

© idm © idm<br />

Neben der Arbeit in thematischen Workshops wurde<br />

auch heuer wieder großer Wert auf die Einbindung der<br />

lokalen Künstler/innen und Wissenschaftler/innen gelegt.<br />

Für drei Abende wurde ein sehr spannendes und<br />

frei zugängliches Festivalprogramm mit einer Ausstellung,<br />

Performances und Konzerten entwickelt, das vor<br />

allem der bulgarischen alternativen Kunstszene eine<br />

Bühne gab.<br />

Hunderte Besucher/innen aus ganz Bulgarien haben<br />

dieses Angebot mit großer Freude und Begeisterung<br />

angenommen. Dem diesjährigen Festival-Thema<br />

entsprechend wurden aber nicht nur die Menschen<br />

erfolgreich ›aktiviert‹, sondern auch ungenützte, leer<br />

stehende Räume und Orte speziell für flow neu belebt.<br />

Dabei konnten etwa Orte mit interessanter Geschichte<br />

und Vergangenheit in Ruse wieder entdeckt und<br />

neu bespielt werden. So etwa das Gebäude einer der<br />

ältesten bulgarischen Banken, das seit<br />

Jahren leer steht und verfällt. Oder auch<br />

der einstige Hafenbahnhof im Zentrum<br />

von Ruse, der seit vielen Jahrzehnten<br />

keine Passagiere mehr empfangen hat,<br />

und für das Festival erstmals wieder mit<br />

Leben gefüllt wurde. Diese inspirierenden<br />

Räume und Orte werden so in Zukunft<br />

wieder mehr Beachtung und Verwendung<br />

finden. Nachhaltigkeit wird<br />

aber vor allem durch die Entwicklung<br />

mehrerer multinationaler und interdisziplinärer<br />

Mikro-Projekte erzeugt, die<br />

in verschiedenen Ländern des Donauraumes<br />

<strong>2013</strong> realisiert werden. Die flow<br />

Community, bestehend aus den rund<br />

sechzig Teilnehmer/innen des Festivals,<br />

bekommt damit die Möglichkeit, die<br />

neuen Kontakte und entstandenen Ideen konkret für<br />

Projekte zu nutzen. So werden bis zu fünf Projekte im<br />

Donauraum über das Festival hinaus im kommenden<br />

Jahr vom Bundesministerium für europäische und internationale<br />

Angelegenheiten (BMeiA) gefördert und<br />

vom Institut für den Donauraum und Mitteleuropa<br />

(IDM) begleitet.<br />

flow hat sich zum Ziel gesetzt Menschen zu bewegen<br />

und im Donauraum seine Spuren zu hinterlassen. In<br />

Ruse ist man dieser Vision wieder ein beachtliches<br />

Stück näher gerückt – and flow goes on.<br />

Das Institut für den Donauraum und<br />

Mitteleuropa (IDM)<br />

Das IDM befasst sich mit aktuellen Fragen des Donauraums,<br />

Mittel- und Südosteuropas und will durch<br />

Wissensvermittlung über die Region zur Entwicklung<br />

guter nachbarschaftlicher Beziehungen beitragen.<br />

Die Projekttätigkeiten des IDM haben die Erforschung<br />

aktueller Fragestellungen rund um den Donauraum,<br />

Mittel- und Südosteuropa und deren Vermittlung zum<br />

Ziel. Das IDM fungiert dabei als Projektträger, aber<br />

auch als Förderer von entsprechenden Aktivitäten.<br />

infopoint<br />

www.idm.at


20<br />

Ursula Hilmar<br />

Empowering Young People<br />

– Connecting Europe<br />

Ein Projekt für Schulen im Rahmen der EU Strategie für den<br />

Donauraum, Prioritätsbereich ›People & Skills‹<br />

Mag. Ursula Hilmar ist Leiterin der<br />

Abteilung Strategie und Kommunikation<br />

bei KulturKontakt Austria.<br />

Welche Visionen für die Zukunft haben Jugendliche<br />

für ihre Region?<br />

Was soll sich unbedingt ändern, was gleich bleiben?<br />

Wie wollen sie mitgestalten?<br />

Junge Menschen aus zehn Ländern<br />

Europas nützen derzeit das Projekt<br />

›Empowering Young People – Connecting<br />

Europe‹ um sich kritisch mit<br />

gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />

Perspektiven der Donauregion<br />

auseinanderzusetzen. Edo Kanlic aus<br />

Bosnien-Herzegowina bringt es auf<br />

den Punkt: ›Wir brauchen Kooperationen<br />

ohne Grenzen, die uns trennen.<br />

Wir hatten eine harte und schwierige<br />

Vergangenheit. Das müssen wir hinter<br />

uns lassen!‹<br />

Die Donau als gemeinsamer Wirtschaftsfaktor<br />

und auch als verbindendes<br />

kulturelles Element steht bereits<br />

seit 2010 im Zentrum der ›EU Strategie<br />

für den Donauraum‹. Mehr als 100<br />

Millionen Menschen leben in der Donauregion.<br />

Grund genug, diese als eine<br />

Schlüsselregion für die EU als Ganzes<br />

anzusehen. Die Stärkung der regionalen<br />

Kooperationen ist ein wichtiges<br />

Instrument, um gemeinsam das wirtschaftliche<br />

Potential zu erhöhen und<br />

den kulturellen Austausch zwischen<br />

den Ländern zu fördern. Im Prioritätsbereich<br />

›People & Skills‹, der gemeinsam<br />

von Österreich (BMUKK und<br />

Projektarbeit:<br />

›Active Citizenship<br />

BMASK) und der Republik Moldau koordiniert wird,<br />

liegt ein Fokus auf der Einbindung von Jugendlichen<br />

in diesen Prozess. Hierzu soll das Flagship-Projekt<br />

›Empowering Young People – Connecting Europe‹<br />

einen Beitrag leisten.<br />

Das Interesse der Schulen am Flagship-Projekt teilzunehmen<br />

war erfreulich hoch. Aus 52 Bewerbungen<br />

wurden 10 berufsbildende und 6 allgemeinbildende<br />

Schulen (Oberstufe) aus den Ländern der EU Donauraumstrategie<br />

ausgewählt. Projektteams aus Bosnien-Herzegowina,<br />

Bulgarien, Deutschland (Baden-<br />

Württemberg), Moldau, Montenegro, Österreich,<br />

Rumänien, Serbien, Slowenien und Ukraine identifizierten<br />

mit Beratung von außerschulischen Partner/<br />

innen aus Kultur, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ihre<br />

Schwerpunktbereiche: Social Responsibility and Entrepreneurship,<br />

Active Citizenship, Cultural Dialogue<br />

und Sustainable Development. Jeweils vier Schulen<br />

werden in einem sogenanntes Cluster ein gemeinsames<br />

Projekt im jeweiligen Themenbereich umsetzen.<br />

In vier Cluster Treffen (in Tuzla/Bosnien-Herzegowina,<br />

Bor und Čačak/Serbien und Constanța/Rumänien)<br />

wurden im Oktober 2012 jene grenzüberschreitenden<br />

Schulprojekte entwickelt, die nun bis Mitte<br />

<strong>2013</strong> realisiert werden.<br />

Kanlic: ›Mein Fokus liegt auf dem kulturellen Dialog,<br />

um viele Stereotypen – auch in Bosnien und Herzogowina<br />

– aufzubrechen.‹<br />

Schulen des Clusters ›Social Responsibility and Entrepreneurship‹<br />

nehmen sich des brennenden Themas der<br />

Jugendarbeitslosigkeit an und erheben die Situation in<br />

den Partnerländern Moldau, Bosnien-Herzegowina,<br />

Montenegro und Rumänien. In einem weiteren Schritt<br />

soll eine Kampagne das Bewusstsein bei Wirtschaftstreibenden<br />

und Opinion Leadern dafür sensibilisieren,<br />

welches Potential für den Arbeitsmarkt verloren geht,<br />

wenn Jugendliche keine Zugangsmöglichkeiten haben.<br />

›Together for a Job – Youth Campain against Youth Unemployment<br />

in the Danube‹ lautet der Titel des ambitionierten<br />

Projektes.<br />

© KKA/Walter Kreuzer


21<br />

© KKA/Walter Kreuzer<br />

Vorbereitungsarbeiten<br />

für ›Kids Recycle‹<br />

Wer beeinflusst, wie Jugendliche sich<br />

selbst kulturell zu definieren? Dieser<br />

Frage geht der Cluster ›Cultural Dialogue‹<br />

nach und analysiert, welche<br />

Einflussfaktoren Schulen nützen könnten,<br />

um das Miteinander in kultureller<br />

Vielfalt zu fördern. ›Geplant ist, dass<br />

'Stories of Everyday Life of Students in<br />

Four Countries‹ Einblicke in das Schulleben<br />

und die Freizeit der vier unterschiedlichen<br />

Projektpartner/innen aus<br />

Serbien, Deutschland, Österreich und<br />

der Ukraine geben sollen‹, erzählt Monica<br />

Wurzer, Projektleiterin bei Kultur-<br />

Kontakt Austria. ›Im nächsten Schritt<br />

analysieren die Jugendlichen anhand<br />

der 'Stories', welche Ähnlichkeiten und<br />

Unterschiede es im Alltagsleben der<br />

Länder gibt und inwieweit diese den<br />

ursprünglichen Erwartungen der Jugendlichen<br />

entsprechen‹.<br />

Der Frage, wie mit gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Ressourcen besser<br />

umgegangen werden kann, widmet<br />

sich der Nachhaltigkeitscluster ›Sustainable<br />

Development‹. Auch in diesem<br />

Cluster wird auf Bewusstseinsbildung<br />

gesetzt. Rund um das Thema ›Recycling‹<br />

entwickeln Jugendliche Maßnahmen,<br />

mit denen sie das Bewusstsein<br />

von Kindern in Kindergärten in diesem<br />

Bereich stärken können. ›Kids Recycle<br />

– Awareness Raising Campaigns in<br />

Kindergartens for Recycling‹ wurde<br />

von den Projektschulen aus Slowenien,<br />

Bulgarien, Deutschland und Serbien<br />

initiiert.<br />

›Active Citizenship‹ ist Schulen aus<br />

der Moldau, Montenegro, Rumänien<br />

und Bosnien-Herzegowina ein besonderes<br />

Anliegen. Sie richten den Fokus<br />

auf die Situation von benachteiligten<br />

Bevölkerungsgruppen und deren Bedarfe.<br />

Jugendliche sollen á la longue<br />

für Freiwilligenarbeit gewonnen und<br />

im Projekt erste Erfahrungen sammeln<br />

können, die sie im Anschluss mit ihren<br />

Kolleg/innen aus den Ländern reflektieren.<br />

Die Schulteams wurden von Expert/<br />

innen bei der Entwicklung der Ideen<br />

unterstützt. ›Auch während der Projektphase<br />

stehen externe Expert/innen<br />

für die inhaltliche Beratung der Schulen<br />

zur Verfügung‹, betont Monika<br />

Mott, Leiterin der Bildungskooperation<br />

bei KulturKontakt Austria. Neben<br />

den regionalen Treffen findet der Hauptteil der Projektkommunikation<br />

über Social Media und einer Internetplattform<br />

mit Blogs statt. Die Arbeitssprachen<br />

spiegeln die Vielfalt der Regionen wider. Neben der<br />

englischen Sprache wird auch in den Sprachen der<br />

Regionen kommuniziert. Die Ergebnisse der Projekte<br />

und der Erfahrungen in ihrer Erarbeitung und<br />

Umsetzung werden in einem ›Danube Region Project<br />

Portfolio‹ interessierten Schulen zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Durchgeführt wird das Projekt von KulturKontakt<br />

Austria im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht,<br />

Kunst und Kultur, finanziert durch die Europäische<br />

Union.<br />

http://empoweringyoungpeople.net/<br />

Videos: www.youtube.com/KKAchannel<br />

infopoint<br />

www.kulturkontakt.or.at


22<br />

Dessy Gavrilova<br />

Was macht eine Region zu mehr als<br />

einer geographischen Einheit?<br />

Die unterschätzte Rolle von Kunst und Kultur<br />

Dessy Gavrilova ist die Mitbegründerin und<br />

Leiterin des Red House Center for Culture<br />

and Debate in Sofia und die Initiatorin des<br />

European Network of Houses for Debate<br />

›Time to Talk‹.<br />

© dessy gavrilova<br />

In welcher Hinsicht ist die Donauregion<br />

eine Region? Wenn man sich die wirtschaftlichen,<br />

sozialen, Ausprägungen<br />

hinsichtlich Bildung und Kultur der<br />

verschiedenen Länder an der Donau ansieht,<br />

kann man mehr Unterschiede als<br />

Gemeinsamkeiten erkennen. Entlang<br />

des Donaustroms finden sich langjährige<br />

und florierende EU-Mitgliedsstaaten,<br />

die ärmsten EU-Mitgliedsstaaten<br />

wie auch EU-Beitrittskandidaten, deren<br />

Aufnahme wahrscheinlich noch für<br />

Jahrzehnte eine große Herausforderung<br />

bleibt. Die jüngste Wirtschaftskrise<br />

ließ die Arbeitslosigkeit steigen und<br />

das BIP-Wachstum stagnieren – es hat<br />

diese Länder nicht gleicher gemacht,<br />

sondern die Unterschiede zwischen ihnen<br />

noch verschärft. Wohlstand und<br />

Beschäftigung (einschließlich Jugendarbeitslosigkeit)<br />

sind in den Ländern der<br />

Donauregion unterschiedlich verteilt: je<br />

näher man ihrer Quelle kommt, desto<br />

mehr Wohlstand ist vorhanden. Auch<br />

das Gefühl von Glück und Erfüllung,<br />

kurz gesagt, die Zufriedenheit der Bewohner/innen<br />

mit ihrem Leben ist in<br />

den Donauländern ungleich verteilt und<br />

wird von den Entscheidungsträger/in-<br />

nen oft übersehen. Studien bestätigen 1 : je näher man<br />

der Donauquelle kommt, desto glücklicher sind die<br />

Menschen, je weiter man Richtung Schwarzes Meer<br />

geht, desto unzufriedener sind sie. In der sogenannten<br />

ärmeren Region sind die Menschen mit ihrem Leben<br />

unzufrieden und befürchten, dass ihre Kinder es noch<br />

schwerer im Leben haben werden als sie selbst.<br />

Die Menschen in den Donauländern sind mit ihren<br />

eigenen Angelegenheiten und ihrer Mühsal beschäftigt.<br />

Das Gefühl von Solidarität oder Zugehörigkeit<br />

zu einem Ganzen gibt es überhaupt nicht. Ebensowenig<br />

ist das Interesse an fernen Menschen (sowohl<br />

geographisch als auch kulturell gesehen) in dieser<br />

Region vorhanden. Ich glaube aber, dass dies die Voraussetzungen<br />

sind, damit eine sozioökonomische Einheit<br />

– eine Region in einem weitergefassten Sinne als<br />

dem rein geographischen – entstehen kann. Ein Faktor<br />

dabei ist die erhöhte Mobilität in Europa, die eine Kultur<br />

des Verstehens der Unterschiede und der Zugehörigkeit<br />

fördert. Dies scheint wohl die größte Herausforderung<br />

für Entscheidungsträger/innen in unserem<br />

Teil Europas zu sein – die Erhaltung oder Neuerfindung<br />

sozialen Vertrauens.<br />

Was bedeutet dies auf der Ebene der Region?<br />

Ich kann mir keine bessere Möglichkeit zur Förderung<br />

des gegenseitigen Verständnisses, der Solidarität<br />

und der Empathie vorstellen als durch Kultur<br />

und Kunst. Gerade Kunst zeigt uns das Unterschiedliche<br />

auf, das wir nie sein werden; sie lässt uns in<br />

unserer Phantasie das Leben von Menschen leben,<br />

mit denen wir nie reden würden , die wir nie treffen<br />

würden; sie hilft uns die soziokulturellen Befindlichkeiten<br />

der Anderen zu verstehen und über<br />

ihre Handlungen toleranter zu urteilen. Die Kunst<br />

ermöglicht es uns, Empathie zu erfahren, das Gefühl,<br />

auf dem Solidarität aufbaut. Die Teilnahme am<br />

künstlerischen Leben lässt uns auch unser Leben erfüllter<br />

und bedeutsamer erscheinen, es fördert das<br />

Gefühl des Wohlbefindens. Wie zwei verschiedene<br />

Studien 2 aufgezeigt haben, gibt es einen statistischen<br />

Zusammenhang sowohl zwischen der Lebenserwartung<br />

und der Teilnahme am kulturellen<br />

Leben als auch zwischen der Teilnahme am kulturellen<br />

Leben und dem psychischen Wohlbefinden.<br />

Somit hat die Teilnahme am kulturellen Leben auch<br />

indirekte Auswirkungen auf den sozialen Zusammenhalt:<br />

Sie trägt zur Überwindung von Selbststereotypisierung<br />

und sozialer Vorurteile bei; sie hilft ›den<br />

Anderen‹ zu verstehen und Fremdenfeindlichkeit zu<br />

überwinden. Eine weitere starke Verbindung ist zwischen<br />

der aktiven Teilnahme am kulturellen Leben und<br />

dem lebenslangen Lernen anzunehmen. Daher sollte<br />

die Rolle, die die Kultur spielt, nicht unbeachtet bleiben,<br />

wenn wir lebenslanges Lernen auf die Strategieagenda<br />

setzen.


23<br />

von oben:<br />

The Red House in Sofia;<br />

Red House Lectures: The Political Exclusion<br />

of Roma;<br />

Asylum debate panel – Depot Wien 2012<br />

© the red house<br />

Kunst und Kultur als soziale Software<br />

Kultur ist somit nicht einfach nur ein großer und wichtiger Wirtschaftszweig;<br />

sie ist eine ›soziale Software‹. Das Durchführen gemeinsamer<br />

kultureller Aktivitäten, das Eintauchen in Kunstwerke<br />

anderer Kulturen kann soziale Bindungen über soziale, nationale und<br />

geographische Grenzen hinweg aufbauen. Die Teilnahme am kulturellen<br />

Leben hat mit Lernen, dem Auf- und Ausbau von Fertigkeiten<br />

und Qualifikationen zu tun. Formen der Teilnahme am kulturellen<br />

Leben haben das Potential, aktive Bürger/innen hervorzubringen<br />

– solche, die es verstehen, zu debattieren, eine andere Meinung zu<br />

vertreten, die aber auch fähig sind, das Andersartige zu erfassen und<br />

zu akzeptieren. Die Förderung der Kultur des ›Nachdenkens‹, der Reflexion,<br />

der Beteiligung an Debatten, die uns die Situation und den<br />

Standpunkt der anderen verständlich<br />

machen und auch deren unterschiedliche<br />

Lebenssituationen begreifen lassen,<br />

sind von besonderer Bedeutung.<br />

Kunst und Kultur arbeiten Hand in Hand<br />

für eine Förderung des intellektuellen<br />

und emotionalen Verständnisses über<br />

soziale, nationale und geographische<br />

Grenzen hinweg. Die Auswirkungen<br />

der Teilnahme am kulturellen Leben auf<br />

die Förderung sozialer Kohäsion und<br />

Wohlergehen werden jedoch oft nicht<br />

beachtet; es ist eine Sichtweise, die von<br />

den Entscheidungsträger/innen immer<br />

noch relativ selten eingenommen wird.<br />

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht<br />

der Arbeitsgruppe des deutschen Parlaments<br />

über die Förderung des Wohlergehens,<br />

der den Studien der OECD<br />

nicht unähnlich ist, befand es nicht für<br />

nötig, die Rolle der Kultur zu erwähnen.<br />

Das Programm der irischen EU-Präsidentschaft<br />

enthält nur drei Zeilen zum<br />

Thema Kultur. Und das sind nur zufällig<br />

ausgewählte Beispiele für die Blindheit<br />

der Entscheidungsträger/innen in<br />

Hinblick auf die Auswirkungen der Teilnahme<br />

am kulturellen Leben auf das<br />

Wohlergehen ihrer Wähler/innenschaft.<br />

Es gibt aber auch einige Anzeichen für<br />

ein aufkeimendes Bewusstsein dafür.<br />

Ein Arbeitsgruppenbericht, der vom<br />

Europäischen Rat in Auftrag gegeben<br />

wurde, betonte kürzlich die Bedeutung<br />

des Zugangs zu Kunst und Kultur und<br />

zeigte strategische Leitlinien zu einer<br />

möglichen Umsetzung auf.<br />

Wenn wir wollen, dass die Donauregion<br />

zu einer echten soziokulturellen und<br />

nicht nur zu einer Wirtschaftsregion<br />

wird, müssen wir uns Möglichkeiten<br />

zur Förderung des Verständnisses auch<br />

für die entfernten ›Anderen‹ überlegen.<br />

Rationale Einblicke, die durch die Teilnahme<br />

an grenzüberschreitenden Debatten<br />

über wichtige aktuelle Themen<br />

ermöglicht werden, und Kunst, die inspirierende<br />

Einblicke in das Leben jener,<br />

die etwas ferner von uns sind, bringen,<br />

können einen guten Ausgangspunkt<br />

bilden.<br />

1<br />

Eurobarometer 379, April 2012 ›Future of<br />

Europe‹<br />

2<br />

›Visiting the cinema, concerts, museums or<br />

art exhibitions as determinant of survival: a<br />

Swedish fourteen-year cohort follow-up‹,<br />

von Konlaan et al, 2000 und ›The Italian culture<br />

and well-being study‹, IULM/Bracco.<br />

infopoint<br />

www.redhouse-sofia.org


24<br />

Gerhard Baumgartner<br />

Roma - die großen Verlierer der<br />

osteuropäischen Transformation<br />

Gerhard Baumgartner, Historiker und Journalist, Mitherausgeber<br />

der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften,<br />

ehemaliger Projektleiter der Österreichischen Historikerkommission<br />

und der ‘Namensdatenbank der Roma und Sinti unter den<br />

österreichischen Holocaustopfern’. Er war Lehrbeauftragter an<br />

den Universitäten in Wien, Salzburg, Klagenfurt, Budapest und Tel<br />

Aviv und wurde 2003 mit der Comenius Medaille für Europäische<br />

Bildungsmedien ausgezeichnet. Derzeit ist er Lehrbeauftragter an<br />

der FH Joanneum in Graz und Senior Fellow am Wiener Wiesenthal<br />

Institut für Holocaust-Studien.<br />

© romaeducationfund.ro<br />

Die Roma Mittel- und Osteuropas gehören<br />

zu den großen Verlierer der politischen<br />

und wirtschaftlichen Wende nach<br />

1989. Mehr als andere Bevölkerungsgruppen<br />

haben die Angehörigen dieser<br />

ethnischen Minderheit unter den negativen<br />

Auswirkungen dieser politischen<br />

und ökonomischen Umwälzungen zu<br />

leiden. Zwanzig Jahre nach der großen<br />

Wende befindet ein großer Prozentsatz<br />

der mittel- und osteuropäischen Romabevölkerung<br />

in einer arbeitsmarktpolitischen<br />

und bildungspolitischen<br />

Sackgasse, aus der es immer schwieriger<br />

scheint, einen Ausweg zu finden.<br />

Dir Gründe für diese katastrophale Situation<br />

sind zum Teil in den strukturellen<br />

Besonderheiten der mittel- und osteuropäischen<br />

Gesellschaften zu suchen,<br />

andererseits wurden sie erst durch den<br />

politischen und ökonomischen Transformationsprozess<br />

der letzten 20 Jahre<br />

geschaffen, oft mit aktiver Unterstützung<br />

verschiedenster europäischer und<br />

internationaler Institutionen.<br />

Die Roma Mittel- und Osteuropas sind<br />

– entgegen weit verbreiteten Klischeevorstellungen<br />

– seit Jahrhunderten sesshaft.<br />

Selbst im 19. Jahrhundert führte<br />

nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz<br />

von ihnen ein nomadisierendes Le-<br />

ben. Die Mehrheit der Roma waren landwirtschaftliche<br />

Hilfsarbeiter,/innen die im Sommer meist als saisonale<br />

Erntehelfer/innen arbeiteten und sich im Winter durch<br />

traditionelles Störhandwerk als Korbflechter/innen,<br />

Trogmacher/innen, Kesselflicker/innen oder als Musiker/innen<br />

ein Zubrot verdienten. Sie wurden meist in<br />

Direktleistungen wie Getreidezuteilungen, Brennholz<br />

und anderen Sachleistungen entlohnt und durften<br />

sich auf öffentlichen Grundstücken am Rande der Dörfer<br />

und Städte oder auf den großen Gutswirtschaften<br />

Siedlungen errichten.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein beträchtlicher<br />

Teil dieses Landproletariats durch die künstlich forcierte<br />

Industrialisierung der kommunistischen Regierungen<br />

zu Arbeiter/innen in der Eisen- und Stahlindustrie<br />

sowie im Bergbau. Die in den Dörfern verbleibenden<br />

Roma arbeiteten weiterhin als Hilfskräfte auf den<br />

landwirtschaftlichen Kolchosen. Auch in den so genannten<br />

›realsozialistischen‹ Gesellschaften gehörten<br />

viele Roma zu den ärmeren Einkommensschichten<br />

der osteuropäischen Staaten. Markante Ausnahmen<br />

bildeten hier nur jene Gegenden, in denen die Roma<br />

bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts über Landbesitz<br />

verfügten, wie etwa in weiten Teilen Serbiens und in<br />

vielen anderen Balkanstaaten.<br />

Die Transformation der ehemals kommunistischen<br />

Länder Mittel- und Osteuropas brachte zwei große<br />

strukturelle Veränderungen dieser Gesellschaften mit<br />

sich. Einerseits wurden durch die Reprivatisierung der<br />

kollektivisierten Landwirtschaften die Eigentumsverhältnisse<br />

der Zwischenkriegszeit wieder hergestellt<br />

und andererseits wurden die schwer defizitären Zweige<br />

der Schwerindustrie innerhalb weniger Jahre stillgelegt.<br />

Von beiden ökonomischen Entwicklungen waren<br />

Roma überproportional betroffen.<br />

Als besitzlose Landarbeiter/innen hatten sie durch<br />

die Kollektivisierung keinen Landbesitz verloren und<br />

erhielten daher während der Reprivatisierung der<br />

1990er Jahre auch keinen Landbesitz zurück. Durch die<br />

Restitution des Landbesitzes gelangten viele Dorfbewohner/innen<br />

– die ihren Landbesitz in den meisten<br />

Fällen schnell wieder veräußerten – an dringend benötigtes<br />

Startkapital, das ihnen den Einstieg in verschiedene<br />

kleingewerbliche Wirtschaftszweige sowie einen<br />

signifikant besseren Lebensstandard ermöglichte. Von<br />

beiden Möglichkeiten waren ländliche Romafamilien<br />

in einem überproportionalen Maße ausgeschlossen.<br />

Andererseits wurden in den 1990er Jahren gerade in<br />

der Metallindustrie und im Bergbau besonders viele<br />

Roma plötzlich arbeitslos.<br />

Dass diese neue Schicht an marginalisierten Armen<br />

sich zunehmend in ghettoartigen Siedlungen wiederfand,<br />

hatte vor allem mit der Veränderung der Immobilienmärkte<br />

zu tun. Als in den 1960er Jahren moderne<br />

Wohnblocks begehrt waren, zogen viele Familien<br />

aus den alten verfallenden Stadtzentren in die neuen<br />

Satellitenstädte mit ihren so genannten Plattenbauten<br />

und viele Roma mieteten sich in den billigen und<br />

heruntergekommenen Innenstadthäusern ein. Der<br />

Immobilienboom der 1990er Jahre führte nun zu einer<br />

Umkehr dieses Trends und viele Roma wurden oft<br />

gegen ihren Willen gezwungen, ihre städtischen Wohnungen<br />

aufzugeben und in Plattenbausiedlungen am


25<br />

Bildungsprogramme<br />

als Chancen gegen<br />

Benachteiligung<br />

© Caritas/Luttenberger<br />

Rande der Städte oder in leerstehende Häuser in entlegenen<br />

Dörfern zu übersiedeln. Anders als die meisten<br />

osteuropäischen Familien konnten sie es sich in den<br />

1990er Jahren nicht leisten, ihre Mietwohnungen billig<br />

zu kaufen, da sie ja kein Kapital aus der Besitzrestitution<br />

erhalten hatten.<br />

Die heutigen Probleme der mittel- und osteuropäischen<br />

Roma sind keine ethnischen Probleme, sondern<br />

in erster Linie Sozialprobleme. Nicht alle Roma sind<br />

arm, aber die Mehrzahl der Armen sind Roma. Mit ethnisierenden<br />

Ansätzen werden diese Probleme auch in<br />

Zukunft nicht zu lösen sein.<br />

Schon 2004 warnte eine Studie des UNDP – United<br />

Nations Development Programme davor, dass sich<br />

ohne verbesserte Bildungsmöglichkeiten für Roma<br />

Jugendliche diese prekäre Situation noch wesentlich<br />

verschlechtern werde. Trotz einiger Initiativen und<br />

Programme hat sich an der Lage der Roma in den<br />

mittel- und osteuropäischen Staaten aber anscheinend<br />

kaum etwas geändert. Einzig die rassistischen<br />

Übergriffe auf Mitglieder der Minderheit scheinen zugenommen<br />

zu haben. Roma erscheinen heute ausgegrenzter<br />

und diskriminierter als je zuvor.<br />

Zwar sind die rassistischen Übergriffe auf Roma eine<br />

traurige Realität, aber keineswegs die Norm. Es ist<br />

richtig, dass es seit 1989 zu einer zunehmenden<br />

›Re-ethnisierung‹ der Roma gekommen ist, zu einer<br />

zunehmenden Abgrenzung zwischen Roma und<br />

Nicht-Roma. Vielfach ist die Bezeichnung Roma oder<br />

›Zigeuner‹ zu einem Synonym für marginalisierte,<br />

verarmte Bevölkerungsschichten geworden. In einer<br />

aufsehenerregenden Vergleichsstudie konnten Sozialwissenschafter<br />

beweisen, dass in den Länder Ungarn,<br />

Slowakei, Rumänien und in der Tschechischen Republik<br />

nur 50 Prozent jener Menschen, die sich selbst als<br />

Roma identifizieren von ihrer Umwelt auch als solche<br />

wahrgenommen werden. Andererseits<br />

aber bezeichnen sich 50 Prozent jener<br />

Personen die von so genannten ›Sozialexpert/innen‹<br />

– also Lehrer/innen, Sozialarbeiter/innen,<br />

Polizist/innen oder<br />

Verwaltungsbeamt/innen – als Roma<br />

eingeschätzt werden, selbst nicht als<br />

Roma. Tatsache ist, dass Roma nur als<br />

Roma wahrgenommen werden, wenn<br />

sie dem Klischee der verarmten, marginalisierten<br />

Person entsprechen. Gesellschaftlich<br />

und wirtschaftlich erfolgreiche<br />

und integrierte Roma fallen nicht<br />

auf – viele von ihnen deklarieren sich<br />

aber auch nicht öffentlich, um ihren sozialen<br />

und ökonomischen Status nicht<br />

zu gefährden.<br />

Ob das sogenannte ›Roma Problem‹ in<br />

Mittel- und Osteuropa immer größer<br />

wird, darf zumindest angezweifelt werden.<br />

Tatsche ist, dass fast täglich neue<br />

Zahlen über eine rasant ansteigende<br />

Romapopulation in den Medien kolportiert<br />

werden. Wurde die europäische<br />

Romabevölkerung zur Jahrtausendwende<br />

noch auf fünf bis acht Millionen Personen<br />

geschätzt, so sprechen heutige<br />

Schätzungen meist schon von 10 bis<br />

15 Millionen. Diese stetig steigenden<br />

– aber völlig unbewiesenen – Zahlen<br />

bleiben weitgehend unwidersprochen,<br />

denn schließlich profitieren alle Beteiligten<br />

von dieser wundersamen statistischen<br />

Vermehrung der Roma. Die<br />

lokalen Romaorganisationen und internationalen<br />

Roma-NGOs gewinnen an<br />

Bedeutung und die nationalen Regierungen<br />

der betroffenen Staaten benutzen<br />

die hochlizitierten Zahlen, um zusätzliche Gelder<br />

aus den verschiedenen Fördertöpfen der Europäischen<br />

Union zu lukrieren.<br />

Warum aber greifen diese so finanzierten arbeitsmarktorientierten<br />

Aus- und Weiterbildungsproramme oft nicht?<br />

Oftmals handelt es sich dabei um so genannte ›Aktivierungsprogramme‹<br />

für Arbeitslose, klassisch neo-liberale<br />

Instrumente, durch die Arbeitslose nun mit Unterstützung<br />

der EU zu Arbeiten im Niedrigstlohnsektor gezwungen<br />

werden, wollen sie nicht alle Ansprüche auf Sozialleistungen,<br />

Kranken und Rentenversicherung verlieren. Nicht<br />

selten verrichten diese Arbeitslosen nun dieselbe Arbeit<br />

wie früher, nur für wesentlich niedrigere Löhne. Solche internationalen<br />

Beschäftigungs- und Fortbildungsprogramme<br />

nützen einerseits der lokalen Wirtschaft und entlasten<br />

andererseits die ohnehin knappen Sozialbudgets der Lokalverwaltungen.<br />

Trotzdem scheinen gerade auf dem Schulbildungssektor<br />

einige Programme gute Erfolge zu zeitigen. Hier<br />

ist es zumindest teilweise gelungen, durch internationale<br />

Programme der zum Teil eklatanten Benachteiligung<br />

von Schüler/innen aus Romafamilien gegenzusteuern.<br />

Spezielle Roma-Gymnasien haben einem<br />

kleinen Teil der Roma Mittelschichten den verbesserten<br />

Zugang zur universitären Bildung ermöglicht<br />

und spezielle Universitätsprogramme für Student/<br />

innen mit Romahintergrund haben in den letzten<br />

Jahren zum Entstehen einer internationalen akademischen<br />

Elite unter den Roma beigetragen. Seit der<br />

Jahrtausendwende sind sie zunehmend zu wichtigen<br />

neuen Akteur/innen nicht nur in wissenschaftlichen<br />

sondern auch in politischen und ökonomischen Bereichen<br />

geworden. Nicht zufällig sind viele der heute<br />

national politisch tätigen Romaaktivist/innen aus ihren<br />

Reihen hervorgegangen, ebenso wie die beiden<br />

aus Romafamilien stammenden Abgeordneten des<br />

Europäischen Parlaments.


26<br />

Andrea Wagner-Staritz<br />

Danube Networkers<br />

Interkulturelles Netzwerk älterer Erwachsener<br />

Mag. Andrea Wagner-Staritz, seit 1996<br />

Trainerin und dipl. Coach; Arbeit mit<br />

Gruppen und Teams im Profit- und<br />

Non-Profitbereich, Lehrgangsleitungen<br />

für VHS Wien und WIFI Wien, Schwerpunktthemen:<br />

professionelle Gesprächsführung,<br />

Präsentation, Coaching,<br />

Arbeit mit Gruppen, Gender Mainstreaming<br />

– Aspekte in der Arbeit mit Menschen,<br />

seit 2007 Standortleitung VHS Hernals.<br />

© vhs<br />

Als Österreich gemeinsam mit Rumänien,<br />

Serbien und der Landesregierung<br />

Baden-Württemberg vor dem Hintergrund<br />

der EU-Erweiterungen 2004 und<br />

2007 im Jahr 2008 eine Strategie für<br />

den Donauraum (EUSDR) initiierte, war<br />

eine vergleichbar winzige Initiative, die<br />

den gleichen Gedanken zur Grundlage<br />

hatte, bereits gestartet.<br />

Auch die Grundtvig-Lernpartnerschaft<br />

›Danube Networkers‹ hatte es sich zum<br />

Ziel gesetzt, dem Donauraum durch<br />

Vernetzung neue Impulse zu geben.<br />

Während die EU-Strategie jedoch eher<br />

ökonomisch ausgerichtet war, ging es<br />

dem ZAWIW (Zentrum für Allgemeine<br />

Wissenschaftliche Weiterbildung der<br />

Universität Ulm) als koordinierender<br />

Institution in der Projektidee darum,<br />

ältere Erwachsene aus den anliegenden<br />

Donauländern durch gemeinsame<br />

Aktivitäten zu einem interkulturellen<br />

Netzwerk zusammenzuführen, das ›als<br />

bürgerschaftliche Partizipation Gestaltungsprozesse<br />

ermöglichen und<br />

eröffnen‹ sollte. Der Gedanke fiel auf<br />

fruchtbaren Boden. Schnell fanden sich<br />

interessierte Partnerorganisationen<br />

aus der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und<br />

Österreich. Als assoziierte Partnerorganisation kam<br />

die Public Open University Zagreb (Kroatien) mit dazu<br />

und auch zu Serbien konnten im Verlauf des Projektes<br />

Kontakte geknüpft werden.<br />

Schon das erste Partnertreffen in Sofia gestaltete sich<br />

– für viele Teilnehmer/innen überraschend – gleichermaßen<br />

fruchtbar wie emotional. Unterschiede wurden<br />

sichtbar und deutlich: in den Ressourcen, die den<br />

Partnerorganisationen zur Verfügung standen und die<br />

Planung und Möglichkeiten der künftigen Zusammenarbeit<br />

massiv mitgestalteten, wie der Zugang zur EDV<br />

und damit auch zu elektronischer Kommunikation,<br />

aber auch unmittelbar vor Ort, wie in der Gestaltung<br />

der Verpflegung der Teilnehmer/innen im Zuge des<br />

Treffens. Während für die Gruppen aus Deutschland<br />

und Österreich abendliche Restaurantbesuche eine<br />

Selbstverständlichkeit darstellten, hatten die Teilnehmer/innen<br />

aus anderen Gruppen die Nahrungsmittel<br />

für mehrere Tage ebenso selbstverständlich aus ihren<br />

Heimatländern mitgebracht und nahmen diese im<br />

Hotelzimmer zu sich. Auch der Umgang mit Stadtplänen<br />

oder der Gebrauch öffentlicher Verkehrsmittel in<br />

einer fremden Großstadt erwies sich als höchst unterschiedlich<br />

herausfordernd. Für viele Teilnehmer/innen<br />

aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks war das<br />

Partnertreffen in Bulgarien die erste Auslandsreise ihres<br />

Lebens. Dementsprechend neu und aufregend war<br />

jedes damit zusammenhängende Erlebnis, beginnend<br />

mit dem Flug oder auch der Anreise per Bahn.<br />

Erstaunlicher und berührender als alle Unterschiede<br />

waren jedoch die Gemeinsamkeiten, die sich während<br />

des Kennenlernens und der Arbeit an der Konkretisierung<br />

der Projektschritte trotz aller Sprachbarrieren<br />

zeigten. Für mich selbst, in Hainburg an der Donau<br />

aufgewachsen, die als Grenzfluss den ›Eisernen Vorhang‹<br />

zur heutigen Slowakei darstellte, gehört es zu<br />

den deutlichen Kindheitserinnerungen, am Rand des<br />

Flusses im Gras zu sitzen und sich vorzustellen wie es<br />

wohl wäre, wenn die Welt hier nicht ›aufhörte‹, sondern<br />

es möglich wäre, in einem Schiff ›bis zum Schwarzen<br />

Meer zu fahren‹ und in der Phantasie die fremden<br />

unbekannten Landschaften und Menschen auszumalen,<br />

die auf dem Weg dahin lebten. Während der<br />

Besprechungen wurde klar, dass dies alle getan hatten.<br />

Jeder Mann und jede Frau, die in diesem großen<br />

Konferenzraum zusammensaßen, teilte genau diese,<br />

meine Erfahrung. Sie alle waren am Ufer gesessen, sie<br />

alle hatten sich ausgemalt – und alle schienen dabei<br />

das gleiche Gefühl von Sehnsucht empfunden zu haben.<br />

Ich erinnere mich, in diesem Augenblick das Bild<br />

vor mir gesehen zu haben: uns alle, als Kinder oder Jugendliche,<br />

in den verschiedenen Ländern an den Ufern<br />

der Donau – eine Perlenkette von Menschen, aufgereiht<br />

an dem großen Fluss. Nicht jede festgestellte<br />

Gemeinsamkeit hatte diese Tiefe. Oft ging es schlicht


27<br />

Neue Impulse<br />

durch Vernetzung<br />

um ähnliche Speisen oder Lieder, aber Momente wie<br />

dieser stellten oft unvermutet eine überraschende und<br />

starke Nähe zwischen den einander fremden und verschiedensprachigen<br />

Projektteilnehmer/innen her und<br />

beeinflusste vermutlich auch das Thema des ersten<br />

Teilziels, das in Bulgarien formuliert wurde: Brücken.<br />

In Texten und Bildern setzten sich die Partnergruppen<br />

in Folge mit historisch kulturellen tatsächlichen und<br />

symbolischen Brücken des Donauraums auseinander,<br />

aber auch mit den ›fehlenden‹ Brücken in der Zeit des<br />

kalten Krieges und den Visionen für neue Brücken im<br />

Bewusstsein eines gemeinsamen Europa.<br />

Die Ergebnisse wurden bei weiteren Partnertreffen<br />

in Pitesti (Rumänien), Wien und Ulm präsentiert und<br />

weitere Themenschwerpunkte und Teilziele in Angriff<br />

genommen. Die Ergebnisse wurden zum Abschluss in<br />

einer Broschüre und einer CD-ROM zusammengefasst<br />

und sind auf der Homepage www.danube-networkers-2008.eu<br />

einzusehen.<br />

© vhs<br />

Einen Höhepunkt stellte für viele Projektteilnehmer/<br />

innen die Einladung des deutschen Abgeordneten Michael<br />

Theurer in das europäische Parlament in Straßburg<br />

dar, das 60 ›Danube Networkern‹ den oft ersten<br />

Kontakt mit einer europäischen Institution bot und<br />

weitere persönliche Begegnungen in einer Gesprächsrunde<br />

mit den rumänischen Abgeordneten Silvia-Adriana<br />

Ticau und Petru Constantin Luhan ermöglichte.<br />

Auch ein Treffen mit der Gründerin und Präsidentin<br />

des Europahauses in Vukovar, Dr. Ljiljana Gehrecke,<br />

das sich für ein friedliches Zusammenleben zwischen<br />

Kroat/innen und Serb/innen einsetzt, war informativ<br />

und berührend.<br />

Für viele Beteiligte bot die Projekt-Teilnahme eine<br />

erste Erfahrung mit europäischer Zusammenarbeit,<br />

aber auch die erste Begegnung mit selbstgesteuerten<br />

Lernprozessen in einem Team. Die technischen<br />

Anforderungen waren für viele der älteren Menschen<br />

neu und anfangs auch einschüchternd. Durch die regelmäßigen<br />

Treffen der lokalen Gruppen mussten<br />

deshalb einerseits Ängste abgebaut, aber auch ein<br />

reales Anwachsen von Kenntnissen und Fähigkeiten<br />

wie der Umgang mit elektronischer Kommunikation<br />

(Internet, Outlook, Skype, Website, digitale Fotos<br />

und Videos) und der Organisation von Lernprozessen<br />

(Auswahl der Schwerpunktthemen, Recherche, Interviews,<br />

Erstellung von Texten und Projektmaterialien,<br />

regelmäßige Evaluierungsrunden, Analyse<br />

der Entwicklungsschritte, Festlegung<br />

neuer Teilziele) und der Erwerb<br />

von sozialen Kompetenzen (Akzeptanz<br />

und Wertschätzung unterschiedlicher<br />

Teamrollen und –fähigkeiten, Sprachkenntnisse<br />

von Teilnehmer/innen mit<br />

Migrationshintergrund, Anerkennung<br />

unterschiedlicher Haltungen und Meinungen,<br />

Verfahren zur Entscheidungsfindung),<br />

bewerkstelligt werden.<br />

Mag. Gerti Zupanich, die für die Volkshochschule<br />

Ottakring/Hernals die österreichische<br />

Partnergruppe koordinierte,<br />

erinnert sich: ›Ich hatte zwar schon oft<br />

Interviews gemacht, hatte aber keinerlei<br />

Erfahrung mit Videotechnik. So habe<br />

ich einfach meinen Enkel um Unterstützung<br />

gebeten. Mit seiner Hilfe war mir<br />

der Umgang mit dem Gerät schnell klar<br />

und ich konnte mein Wissen gleich an<br />

die Gruppe weitergeben. Und so wurden<br />

die ‹Danubes› auch zu einem intergenerationellem<br />

Projekt.‹<br />

Auch die VHS Hernals konnte während der ersten Abwicklung<br />

eines internationalen Projektes und in der<br />

Zusammenarbeit mit dem OEAD vieles erlernen, das<br />

für den kleinen Standort eine nachhaltige Entwicklung<br />

bedeutet. Sowohl die durchlaufenen formalen internationalen<br />

Prozesse als auch die Organisation und Abhaltung<br />

eines Partnerschaftstreffens für 60 Menschen<br />

aus sieben Ländern, aber auch die Erfahrungen und<br />

neuen Kenntnisse zu der Zielgruppe ›älterer Lernender‹<br />

können für die Zukunft genutzt und weiterentwickelt<br />

werden. Darüber hinaus bleibt die Erfahrung,<br />

dass es für eine kleine, regionale Bildungsinstitution<br />

möglich und sinnvoll ist, sich themenspezifisch auch<br />

in einen europäischen Kontext zu stellen. Der interne<br />

Slogan ›Hernals liegt in Europa‹, der die Schule während<br />

des Projekts begleitet hat, war für Mitarbeiter/<br />

innen wie Kund/innen bereichernd. Mit den resümierenden<br />

Worten einer österreichischen ›Danube Networkerin‹:<br />

›Possible Europe? – Für mich jetzt: eindeutig ja!‹<br />

infopoint<br />

www.vhs.at


28<br />

Arnulf Knafl<br />

Beispiele etablierter Kooperation<br />

Das Lektoratsprogramm des OeAD<br />

Dr. Arnulf Knafl ist Mitarbeiter der OeAD-GmbH<br />

und dort zuständig für das Lektoratsprogramm.<br />

Die Etablierung und Förderung von<br />

Lektoraten an Universitäten im Fachbereich<br />

des Deutsch-Studiums hat eine<br />

Reihe von Implikationen und umfasst<br />

im günstigen Fall Interessenslagen sowohl<br />

von Programmträger/innen, den<br />

gastgebenden Institutionen und den<br />

österreichischen Förderungsgebern.<br />

Geografische Schwerpunktsetzungen<br />

mögen sich dabei als Effekt pragmatisch<br />

begründeten Engagements erweisen,<br />

haben aber doch eine Vorgeschichte<br />

und zeugen von einer Kontinuität der<br />

besonderen Art, wenn sie sich über Jahrzehnte<br />

hinweg erhalten.<br />

Das Engagement Österreichs im Jahr<br />

1989 und in den Folgejahren mit dem<br />

wissenschaftspolitischen Ziel, das<br />

ideologisch bedingte Austrocknen der<br />

deutschen Sprache samt den damit<br />

verbundenen intellektuellen Ressourcen<br />

in der Zeit davor zu überwinden, ist<br />

inzwischen Geschichte. Galten Lektor/<br />

innen in den Gastländern ursprünglich<br />

auch als Beispiele für die vielzitierten<br />

›Fenster‹ in eine freie Welt – und ließ<br />

sich dabei auch so manches ideologische<br />

Treibgut einschmuggeln, das eher<br />

in Richtung Entwicklungshilfe oder<br />

symbolische Präsenz wies denn in eine<br />

fachlicher Rationalität – so haben sich<br />

im Laufe der Jahre doch Positionen herauskristallisiert,<br />

in denen sich Lektorate<br />

auch als Bestandteil einer scientific<br />

community oder einer kommunitären<br />

Objektivität (Lorraine Daston) bewährten.<br />

Zu einer solchen Objektivität gehören<br />

zweifelsohne:<br />

ÆÆ<br />

ÆÆ<br />

ÆÆ<br />

ÆÆ<br />

Muttersprachlicher Sprachunterricht auf der Basis<br />

zuvor erworbener universitärer Bildung in der<br />

Fremdsprachendidaktik,<br />

Transfer eines Österreich-Bildes von jungen Akademiker/innen<br />

an altersmäßig nahestehende<br />

Studierenden-Zielgruppen,<br />

Mittlerposition zwischen Österreich und dem<br />

Gastland, von alltäglichen Detailfragen angefangen<br />

bis zur Durchführung von Projekten mit offiziellen<br />

Partner/innen<br />

Erfahrungsgeleiteter Umgang mit Ausbildungsund<br />

Lerntraditionen des Gastlands und damit<br />

Eintreten in einen interkulturellen Dialog im Bildungsbereich.<br />

2010 ist das zuvor seit 1993 vom Verein Österreich-<br />

Kooperation organisierte Lektoratsprogramm – gefördert<br />

jeweils aus Mitteln des Bundesministeriums<br />

für Wissenschaft und Forschung – in die Verwaltung<br />

der OeAD-GmbH übergegangen und hat den Bereich<br />

der Outgoing-Aktivitäten substanziell erweitert.<br />

Standortverschiebungen in der Region Donauraum –<br />

Schwarzmeer hielten sich in Grenzen: Sieht man von<br />

einem Rückgang der Stellen in Ungarn im Laufe der<br />

letzten zehn Jahre ab, wurden die Kooperationen mit<br />

der Slowakei, mit Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien<br />

und der Republik Moldau ohne Unterbrechung<br />

und mit gestiegenem Standard fortgesetzt.<br />

Dazu hat auch eine sich positiv auswirkende Vermittlungstätigkeit<br />

mit steigender Verweildauer der Lektorinnen<br />

und Lektoren an ihren jeweiligen Gastinstituten<br />

beigetragen. Über mehrere Jahre gesammeltes<br />

Wissen, das schließlich auch an die nachfolgenden<br />

Programmteilnehmer/innen weitergegeben wird, ist<br />

ein sichtbares Indiz dafür, dass sich Strukturen bewährt<br />

haben und Expertise weitergeführt wird.<br />

Gleichwohl bleiben Herausforderungen aufrecht oder<br />

werden von neuen Kontextbedingungen abhängig<br />

evident. Wie in vielen anderen Ländern kommt es<br />

auch in den Ländern des Donauraums zu Erosionserscheinungen<br />

des Deutsch-Studiums im Sinne eines<br />

wissensbasierten philologischen Faches mit einer Wertorientierung<br />

jenseits von Markterwartungen. Damit<br />

verbunden ist ein Verlust an historischem und politischem<br />

Bewusstsein. So belegen die diversen Studienarchitekturen<br />

des Faches Deutsch die Nivellierung von<br />

einem Fachstudium zugunsten eines Sprachstudiums<br />

mit Ausrichtung auf Wirtschaft und Kommunikation,<br />

wobei Deutsch nicht selten als zweite Fremdsprache<br />

noch weiter hinter die englische Sprache zurückfällt<br />

und dadurch in eine weitere, zusätzliche Defensivposition<br />

gedrängt wird. Lektoraten geht damit fachlicher<br />

Anreiz verloren, nämlich aufbauend auf guten<br />

sprachlichen Voraussetzungen der Studierenden<br />

Lehrveranstaltungen im Bereich Kultur und Literatur<br />

durchzuführen, so an bereits vorhandene eigene Studienerfahrungen<br />

anzuknüpfen, dabei ein nachhaltig<br />

wirksames Österreich-Bild mitauszuprägen und den<br />

gemeinsamen historischen Raum im Gedächtnis zu<br />

bewahren. Doch sollten diese Unwägbarkeiten nicht<br />

in Frage stellen, dass mit dem Lektoratsprogramm<br />

eine Form akademischer Mobilität gegeben ist, die<br />

auch in der Zukunft fester Bestandteil der Wissenschaftskooperation<br />

mit den Ländern des Donauraumes<br />

bleibt.<br />

infopoint<br />

www.<strong>oead</strong>.at/lektorat<br />

© arnulf knafl


29<br />

Michael Schedl<br />

Ein Europa der Regionen<br />

Die Förderprogramme der Aktion Österreich-Slowakei und<br />

der Aktion Österreich-Ungarn<br />

Mag. Michael Schedl ist Mitarbeiter der OeAD-GmbH<br />

und dort zuständig für die Aktionsprogramme und für<br />

das Ernst Mach-Stipendienprogramm.<br />

In seinem Vortrag zur Festveranstaltung ›20 Jahre Aktion<br />

Österreich - Slowakei‹ vergangenen Herbst im<br />

Palais Harrach, hob der Keynote Speaker, Prof. Rudolf<br />

von Rohr, die Bedeutung der Internationalisierung des<br />

Hochschulwesens am Beispiel seiner Heimatuniversität<br />

ETH Zürich hervor und unterstrich in diesem Zusammenhang<br />

die zunehmende Bedeutung der regionalen<br />

grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Hochschulen<br />

in einem Europa der Regionen. Diese regionale<br />

Stärkung des österreichischen Hochschulwesens<br />

mit den angrenzenden östlichen Partnerländern des<br />

Donauraumes wird vom österreichischen Ministerium<br />

für Wissenschaft und Forschung seit dem Fall des Eisernen<br />

Vorhangs durch verschiedene bilaterale Förderprogramme<br />

unterstützt. Zwei dieser Maßnahmen, die<br />

Aktion Österreich-Ungarn und die Aktion Österreich-<br />

Slowakei, ermöglichen seit über 20 Jahren die wissenschaftliche<br />

Zusammenarbeit in diesem Abschnitt der<br />

Donau. Im Rahmen dieser Aktionsprogramme gibt es<br />

unterschiedliche Möglichkeiten, Förderungen sowohl<br />

auf der Basis von Stipendien als auch durch bilaterale<br />

Projekte zu erhalten.<br />

Die Aktion Österreich-Slowakei unterstützt verstärkt<br />

den wissenschaftlichen Nachwuchs der beiden Länder<br />

durch attraktive Stipendienprogramme für Doktorand/innen<br />

und Postdoktorand/innen. Bei diesen Programmen<br />

werden zweimal jährlich nach einer Evaluierungsphase<br />

durch eine Auswahlkommission exzellente<br />

Forschungsprojekte durch hochdotierte Individualstipendien<br />

für wissenschaftliche Aufenthalte im jeweiligen<br />

Nachbarland gefördert. Eines auf diese Weise unterstütztes<br />

Projekt ist eine Kooperation der Universität<br />

für Bodenkultur Wien und der slowakischen Akademie<br />

der Wissenschaften in Bratislava zum Thema ›Impact of<br />

different root data details in models of soil water‹ . Das<br />

schon länger laufende Gemeinschaftsprojekt der jeweiligen<br />

Institute für Hydrologie wurde 2012 mit einem<br />

6-monatigen Stipendienaufenthalt einer Postdoc-<br />

Forscherin der BOKU in der Slowakei gefördert. Ziel des<br />

Aufenthaltes war es, ein besseres Verständnis für den<br />

Zusammenhang der Eigenschaften und Wirkung von<br />

Wurzeln und die Wasseraufnahme von Pflanzen zu erlangen,<br />

sowie Modelle zur realistischen Berechnung der<br />

Wasseraufnahme und des Wassertransportes in Pflanzen<br />

weiterzuentwickeln. Im Rahmen von Kurzexkursion<br />

wurden auch Bodenproben in der Hohen<br />

Tatra für weitere Analysen entnommen.<br />

Die Fortsetzung der Zusammenarbeit<br />

wird nun durch ein weiteres Stipendium<br />

der Aktion Österreich- Slowakei<br />

ermöglicht, diesmal kommt ein junger<br />

slowakischer Forscher ans Partnerinstitut<br />

nach Wien. Finanzielle Unterstützung<br />

durch Stipendien erhält auch eine<br />

weitere Kooperation, die Partnerschaft<br />

der beiden Institute für Biophysik der Johannes<br />

Kepler Universität in Linz und der<br />

Comenius Universität in Bratislava. Ziel<br />

dieser Zusammenarbeit ist der gegenseitige<br />

wissenschaftliche Austausch bei<br />

der Weiterentwicklung von Biosensoren,<br />

die bei der Rasterkraftmikroskopie (atomic<br />

force microscopy AFM) zum Einsatz<br />

kommen. Für diese Forschungsvorhaben<br />

wurden bereits zwei Postdoc-Stipendien<br />

für mehrmonatige Aufenthalte für Linzer<br />

Forscher nach Bratislava und ein Stipendium<br />

für eine slowakische Doktorandin<br />

ans Linzer Institut vergeben. Bei den zwei<br />

geschilderten Forschungsprojekten zeigt<br />

sich, wie sehr Partnerhochschulen durch<br />

regionale Zusammenarbeit und die Bündelung<br />

von Ressourcen voneinander<br />

profitieren können und Forschung auf<br />

hohem Niveau betrieben werden kann.<br />

Neben der Förderung durch Stipendien<br />

gibt es als zweite Fördervariante<br />

die Möglichkeit der Unterstützung von<br />

bilateralen Projekten. Hier werden Fördermittel,<br />

wie Reise- und Aufenthaltskosten<br />

für Anbahnungsprojekte, Mittel<br />

für Exkursionen und gemeinsame<br />

Lehrveranstaltungen etc., vergeben. Im<br />

vergangenen Jahr wurde von der Aktion<br />

Österreich-Ungarn u.a. eine Kooperation<br />

des Instituts für Archäologie der Universität<br />

Wien und der Abteilung für Archäologie<br />

der Universität Pecs zum Thema<br />

›Frühes Christentum in Osttransdanubien‹<br />

unterstützt. Unter reger Beteiligung<br />

Bild oben: Geologische Fachexkursion in den Ostalpen<br />

Bild unten: Entnahme von Wurzelproben in der Hohen Tatra, SK<br />

von Studierenden beider Partnerinstitute verbrachte<br />

die österreichische Studien- und Forschungsgruppe<br />

mehrere Tage in Ungarn, um im Raum Pecs aufbewahrte<br />

archäologische Funde zu studieren und zu katalogisieren.<br />

Die Unterstützung dieses Projektes durch<br />

die Aktion Österreich - Ungarn findet im heurigen Jahr<br />

eine erneute Fortsetzung. Schon seit mehreren Jahren<br />

werden von der Aktion Österreich - Ungarn geologische<br />

Exkursionen für Studenten/innen in die Ostalpen Österreichs<br />

finanziert. Bei diesem Gemeinschaftsprojekt<br />

zwischen der Universität ELTE Budapest und der Universität<br />

Wien sollen Studierende durch die geologischen<br />

Untersuchungen des Nachbarlandes mehr über die<br />

erdgeschichtlichen Entwicklung und den geologischen<br />

Aufbau des Heimatlandes erfahren. Die Exkursionen<br />

sind teilweise von eindrucksvollen Wanderungen durch<br />

die Ostalpen geprägt. Die archäologischen Forschungen<br />

und die geologischen Exkursionen zeigen auf, wie<br />

wichtig eine grenzüberschreitende Partnerschaft von<br />

Hochschulen in der Forschung und auch in der Lehre ist.<br />

Die Aktionsprogramme (mit den Nachbarländern Ungarn,<br />

Slowakei aber auch der Tschechischen Republik)<br />

werden auch in den nächsten Jahren von Österreichischem<br />

BMWF unterstützt und bieten den Hochschulen<br />

in diesem Abschnitt des Donauraumes ein reichhaltiges<br />

Programm an Stipendien, Sprachkursförderungen und<br />

Projektunterstützungen.<br />

infopoint<br />

www.<strong>oead</strong>.at/aktionen<br />

© AÖU<br />

© M. Himmelbauer


30<br />

Martina Friedrich<br />

Österreichs Hochschulen sind beliebte<br />

Partner in TEMPUS &ERASMUS MUNDUS<br />

Mag. Martina Friedrich ist Mitarbeiterin der OeAD-<br />

GmbH und zuständig für die Programme ERASMUS<br />

MUNDUS und TEMPUS.<br />

Österreich ist eines der am stärksten vertretenen Länder in den EU-Drittstaatenprogrammen TEMPUS und ERASMUS MUNDUS wenn es um den Donauraum geht.<br />

Insgesamt sind österreichische Institutionen in mindestens jedem vierten TEMPUS Projekt vertreten; im Donauraum sieht die Situation noch viel besser aus. So nimmt<br />

Österreich beispielsweise an 53% aller kroatischen Projekte, 48% aller ungarischen und 41% aller rumänischen Projekte teil ! Auch in jedem dritten serbischen Projekt<br />

und jedem vierten bulgarischen Projekt ist mindestens eine österreichische Einrichtung zu finden. Geringere Beteiligung gibt es mit der Slowakei (21%), der Ukraine<br />

(21%) und Moldau (15%).<br />

Auch bei ERASMUS MUNDUS (EM) ist die Beteiligung groß. Vor allem in der sehr beliebten Aktion 2 ›EM Partnerschaften‹ gibt es bereits sechs Projekte mit Serbien,<br />

jeweils vier mit Rumänien, der Slowakei und Ungarn, drei mit Moldau bzw. der Ukraine und zwei mit Bulgarien. Kroatien ist nur in einer Partnerschaft zu finden, da<br />

Kroatien als Beitrittsland momentan nicht teilnehmen darf. Des Weiteren koordiniert die Universität Innsbruck den EM Masterstudiengang AstroMundus (Aktion 1), in<br />

dem die Universität Belgrad als Partner Studierende aufnimmt. Auch in der Aktion 3 ›Erhöhung der Attraktivität‹ nehmen zwei österreichische Hochschulen an einem<br />

slowakischen Projekt teil. Die EM Nationale Struktur im OeAD hat sechs geförderte Kooperationen mit den ungarischen Partner/innen und vier mit der slowakischen.<br />

Durch Partnersuch-Seminare wird eine Erhöhung der Hochschulbeteiligung mit Kroatien, Serbien, Moldau und der Ukraine angestrebt.<br />

Lesen Sie mehr in den folgenden Beiträgen über erfolgreiche Projekte aus den Programmen TEMPUS und ERASMUS MUNDUS.<br />

infopoint<br />

www.<strong>oead</strong>.at/3staaten<br />

Sabine Schindler<br />

AstroMundus<br />

Univ.-Prof. Dr. Sabine Schindler lehrt am Institut für Astro- und Teilchenphysik der Leopold-<br />

Franzens-Universität Innsbruck und ist Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck.<br />

AstroMundus ist ein Programm aus dem ERASMUS<br />

MUNDUS Angebot der Europäischen Kommission,<br />

das eine Master Ausbildung im Fach Astrophysik anbietet.<br />

In diesem besonderen Programm wird den<br />

Studierenden die Möglichkeit geboten, während ihres<br />

2-jährigen Masterstudiums bis zu fünf Partneruniversitäten<br />

zu besuchen: die Universitäten Belgrad, Innsbruck,<br />

Padua, Rom (Tor Vergata) und Göttingen. Die<br />

Koordination des Programmes liegt in den Händen der<br />

Universität Innsbruck. Die Universität Belgrad hat eine<br />

Sonderstellung, da sie als einzige zu einem Drittstaat<br />

gehört und daher gelten laut EU Richtlinien etwas andere<br />

Bestimmungen. Es wird innerhalb AstroMundus<br />

besonderes Augenmerk auf Belgrad gelegt, um eine<br />

vollständige Integration als Partner sicherzustellen. In<br />

Belgrad ist vornehmlich die Abteilung für Astronomie<br />

involviert, die zur Fakultät für Mathematik gehört. Ein<br />

großer Teil des dortigen Studienprogramms wird am<br />

Astronomischen Observatorium Belgrad angeboten.<br />

Zusätzlich zur Mobilitätsmöglichkeit für<br />

Studierende jedes Semester die Universität<br />

zu wechseln, ermöglicht das Programm<br />

vielfältigen Austausch zwischen<br />

den Partneruniversitäten. So wird auch<br />

der Lehrenden-Austausch von der EU<br />

mit Stipendien gefördert. Das bedeutet,<br />

dass sowohl internationale Professor/<br />

innen zu AstroMundus kommen, aber<br />

auch die Partneruniversitäten die Gelegenheit<br />

haben Professor/innen nach<br />

Belgrad zu senden und umgekehrt. Bei<br />

diesen Besuchen wird gelehrt, aber natürlich<br />

auch gemeinsam diskutiert und<br />

geforscht, so dass viele wissenschaftliche<br />

Kooperationen initiiert und gefestigt<br />

werden. Besonders interessant sind<br />

auch die gemeinsamen Betreuungen<br />

von Master-Arbeiten. Durch diese gemeinsamen<br />

wissenschaftlichen Arbeiten wird oft der<br />

Startpunkt für zukünftige Kollaborationen gesetzt.<br />

Durch diese vielfältigen Aktivitäten haben sich schon<br />

viele Kontakte zu den serbischen Kolleg/innen ergeben,<br />

und durch ein Alumni-Netzwerk werden diese<br />

Kontakte auch in Zukunft aufrechterhalten.


31<br />

Mihail Guzun<br />

Journalistenausbildung in der Republik<br />

Moldau im europäischen Kontext<br />

Prof. Dr. Mihail Guzun ist Leiter des Lehrstuhls für Journalismus der Staatlichen Universität Moldawien.<br />

CuQ – Crossmedia und Qualitätsjournalismus<br />

Das Tempus-Projekt ›Crossmedia und Qualitätsjournalismus.<br />

Innovationen für eine universitäre Journalistenausbildung in der<br />

vernetzten Gesellschaft‹ hat die curriculure Modernisierung der<br />

Journalistenausbildung in der Ukraine und Moldau nach Bologna-<br />

Kriterien und Lissabon-Strategie zum Ziel. Kernelement ist die<br />

Sicherung und Stärkung der Employability der Absolvent/innen<br />

sowie die Zukunftsfähigkeit der universitären Journalistenausbildung.<br />

Dies soll erreicht werden durch Know-How- und Technologie-<br />

Transfer moderner Medientechnologien und curricularer Erfordernisse<br />

angesichts des Medienwandels und seiner Auswirkungen auf<br />

den journalistischen Berufsstand.<br />

© mihail guzun<br />

Die Fakultät für Journalismus und Kommunikationswissenschaft<br />

der Staatlichen<br />

Universität Moldawien ist ein<br />

europaweit anerkanntes universitäres<br />

Ausbildungszentrum, das Expert/innen<br />

für den Umgang mit Massenmedien<br />

vorbereitet. Seit 1980 ist die Fakultät<br />

hier angesiedelt, davor, beginnend mit<br />

dem Jahr 1966, wurden die Studierenden<br />

an der Philologiefakultät, Sektion<br />

›Journalismus‹, ausgebildet.<br />

Zu Beginn der 1990er Jahre, nach dem<br />

Fall des totalitären Regimes, stand die<br />

Fakultät vor der Herausforderung, andere<br />

als bis zu dem Moment an gängige<br />

Standards aufzubauen und neue pädagogische<br />

Zugänge zu implementieren.<br />

Aufgrund des in kurzer Zeit stattfindenden<br />

radikalen Wandels in der gesamten<br />

moldawischen Gesellschaft, haben sich<br />

auch die Ziele der Journalistenausbildung<br />

verändert. Da Journalist/innen in<br />

den spezialisierten Institutionen des<br />

exsowjetischen Gebietes früher nur<br />

eine einzige Perspektive hatten, nämlich<br />

in der Parteipresse tätig zu sein, war<br />

selbstverständlich auch die Ausbildung<br />

darauf ausgerichtet. Zusammen mit<br />

dem Übergang vom totalitären System<br />

zu einer Demokratisierung aller gesellschaftlichen<br />

Sphären kam eine andere<br />

Perspektive zum Vorschein: die Befreiung des instruktiv-pädagogischen<br />

Prozesses von ideologischen Einflussnahmen.<br />

Die Journalismusschulen kanalisierten<br />

ihre Bemühungen auf die Berufsausbildung der künftigen<br />

Massenmedienfachkräfte, auf die journalistische<br />

Bildung selbst. Das klar definierte Ziel lautete nun, den<br />

Studierenden den Journalist/innenberuf professionell<br />

zu vermitteln.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war die Umsetzung dieses hehren<br />

Vorhabens ohne externe Unterstützung unmöglich.<br />

Dies ist der Grund, weswegen sich die Fakultät 1994<br />

an einem von der Europäischen Kommission im universitären<br />

Bereich durchgeführten Tempus Programm<br />

beteiligte. Der vorgeschlagene Titel des Projektes lautete<br />

›Die Modernisierung der Fakultät für Journalismus<br />

und Kommunikation der Staatlichen Universität Moldawien‹.<br />

Partner der Fakultät waren die Fakultät für Informationswissenschaft<br />

der Universität Complutense<br />

aus Madrid (Spanien) und die Soziologiefakultät der<br />

Universität La Sapienza aus Rom (Italien).<br />

Im Rahmen des Projektes kam es zu institutionellen<br />

Veränderungen, neue Arbeitsplätze wurden geschaffen.<br />

Mit einer Fördersumme von 100.000 $ konnte<br />

technisches Equipment angeschafft werden. Radio-,<br />

Polygraphie- und Fernsehlabors wurden umgerüstet<br />

und ein PC-Raum ausgestattet. Ein Informationstechnologienlabor<br />

wurde errichtet. Es bildet das computerunterstütze<br />

Informationszentrum der Fakultät und<br />

sichert die Verbindung der vorhandenen Rechner zu<br />

externen Netzwerken. All diese Maßnahmen haben<br />

das Image der Fakultät vor allem bei den jungen Studierenden<br />

enorm verbessert.<br />

Die Fakultät versuchte sich laufend – sowohl in technischer<br />

als auch in pädagogischer Hinsicht – zu verbessern,<br />

um den neuen Sachverhalten und dem Wandel,<br />

nicht nur für das Gebiet der Republik Moldau sondern<br />

für den gesamten europäischen Raum, zu entsprechen.<br />

Dies ist der Grund, weshalb die Teilnahme der<br />

Fakultät an dem Tempus Projekt ›Crossmedia und<br />

Qualitätsjournalismus‹ für uns eine wichtige Chance<br />

darstellt. Wir bemühen uns, die formellen, dem Bologna<br />

Prozess entsprechenden Standards gerecht zu<br />

werden, um die Bedingungen, der Europäischen Union<br />

beizutreten, erfüllen zu können. Der weitere Ausbau<br />

von Kooperationen mit Partner/innen, die an diesem<br />

Projekt teilnehmen ist daher sehr wichtig.<br />

Wir gehen davon aus, dass die Umsetzung der Projektziele<br />

positive Auswirkungen sowohl auf den<br />

Mediensektors in der Republik Moldau als auch auf<br />

Kooperationen im gesamten südöstlichen Gebiet Europas<br />

haben wird. Die neuen Möglichkeiten, die uns<br />

die crossmediale Kommunikation bietet, führen zu<br />

einer Ausbreitung und Intensivierung des Dialoges<br />

zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen und<br />

in Folge zu einer besseren Verständigung zum Nutzen<br />

der Verwirklichung gemeinsamer Ansätze.<br />

Übersetzung vom Rumänischen ins Deutsche:<br />

Ana Lechintan, CuQ Projektzentrum Sibiu


32<br />

Elisabeth Zingl & Barbara Schneeberger<br />

JoinEU-SEE – Partnerschaft im Rahmen von Erasmus<br />

Mundus Aktion 2<br />

Mag. Elisabeth Zingl ist Mitarbeiterin des Büros für Internationale Beziehungen der Universität Graz, zuständige Referentin für<br />

EU-Bildungsprojekte und EU-Drittstaatenprojekte; Mag. Barbara Schneeberger ist dort Referentin für Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Vor dem Hintergrund jahrelanger intensiver<br />

Kooperation mit der Region<br />

des südöstlichen Europas definierte die<br />

Karl-Franzens-Universität Graz im Jahr<br />

2000 als erste Hochschule im deutschsprachigen<br />

Raum einen gesamtuniversitären<br />

Schwerpunkt Südosteuropa<br />

als profilbildenden Kern ihres Entwicklungskonzeptes.<br />

Damit trägt die Universität<br />

nicht nur ihrer geographisch<br />

bedingten und historisch gewachsenen<br />

Brückenfunktion zum südosteuropäischen<br />

Raum, sondern auch der EU-Strategie<br />

für den Donauraum Rechnung.<br />

In diesem Sinne fungiert die Karl-Franzens-Universität<br />

Graz bereits seit vielen<br />

Jahren als Wegbereiterin für die Umsetzung<br />

der Vision einer gesamteuropäischen<br />

Integration innerhalb der EU.<br />

Die zweitälteste Universität Österreichs<br />

zeichnet sich hierbei besonders durch<br />

ihre Expertise hinsichtlich der Zusammenarbeit<br />

mit Partnerinstitutionen aus<br />

Südosteuropa und die damit einhergehende<br />

Kenntnis der Bedürfnisse und<br />

des Kooperationspotentials der Region<br />

aus. Das Ziel, grenzüberschreitende Kooperationen<br />

und eine bessere Vernetzung<br />

im Sinne der EU-Strategie für den<br />

Donauraum zu forcieren, prägt sowohl<br />

die Aktivitäten mit regionalen Partner/<br />

innen als auch die aktive Präsenz der<br />

Universität in Netzwerken wie der Donaurektorenkonferenz<br />

und der Alpen-<br />

Adria-Rektorenkonferenz. Die Entwicklung<br />

des Donauraumes und der seitens<br />

der Universität definierten Zielregion<br />

Südosteuropa im Bereich Bildung und<br />

Forschung steht bei den zahlreichen<br />

Maßnahmen (Kooperationen, Stipendienprogrammen,<br />

Forschungsprojekten)<br />

MIT der Region sowie FÜR und<br />

ÜBER die Region im Vordergrund.<br />

Mit ›JoinEU-SEE: Scholarship scheme<br />

for academic exchange between EU and<br />

Western Balkan countries‹ koordiniert<br />

die Karl-Franzens-Universität Graz seit<br />

2009 äußerst erfolgreich ein Stipendienprogramm<br />

für den akademischen<br />

Austausch mit Albanien, Bosnien-<br />

Herzegowina, FYROM, Kosovo (gem.<br />

UNSCR 1244/99), Montenegro und<br />

Serbien. Dieses im Rahmen des Erasmus<br />

Mundus Programmes von der Europäischen<br />

Kommission geförderte Stipendienprogramm<br />

ermöglichte seit Beginn<br />

der Projektumsetzung im Jahr 2009<br />

bisher insgesamt 974 Studierenden auf<br />

Undergraduate, Master, PhD und Postdoctorate<br />

Ebene sowie Universitätsbediensteten<br />

hoch dotierte Stipendien.<br />

JoinEU-SEE ist (auch seitens der Europäischen<br />

Kommission) als exzellentes<br />

Beispiel für erfolgreiche institutionelle<br />

Kooperation auf internationaler und regionaler<br />

Ebene anerkannt.<br />

Erklärtes Ziel der JoinEU-SEE Partnerschaft<br />

ist es, ein besseres Verständnis<br />

und eine Annäherung zwischen den<br />

EU-Ländern und der Region des südöstlichen<br />

Europas zu ermöglichen,<br />

wobei vor allem die gegenseitige Bereicherung<br />

und Wertschätzung im Mittelpunkt<br />

stehen. Dies betrifft sowohl<br />

den Bereich der Hochschulbildung als<br />

auch die Gesellschaft im Allgemeinen.<br />

In diesem Sinne verfolgen die jeweils<br />

zehn in diesem Projekt beteiligten EU-<br />

Universitäten und Universitäten aus<br />

der Drittstaatenregion gemeinsam die<br />

Zielsetzungen des Erasmus Mundus<br />

Programmes.<br />

Neben dem Erfolg des JoinEU-SEE Projektes<br />

fördert die Zusammenarbeit aller<br />

Partnerinstitutionen im Konsortium<br />

jedoch auch die Kooperationskompetenzen<br />

der beteiligten Institutionen<br />

auf internationaler wie auch regionaler<br />

Ebene. Somit leistet das Projekt einen<br />

wichtigen Beitrag für die Anbahnung<br />

Miloš Milutinović - Informationsveranstaltung<br />

zu Studierendenmobilität<br />

und Unterstützung weiterführender Kooperationen und gemeinschaftlicher<br />

Projekte, wodurch die Nachhaltigkeit der JoinEU-SEE<br />

Projektaktivitäten gewährleistet ist. Die Kooperation im Rahmen des<br />

JoinEU-SEE Projekts basiert auf Transparenz und gegenseitiger Wertschätzung<br />

und trägt nachweislich zu strukturellen Veränderungen<br />

und Entwicklungen an den Partneruniversitäten in der Drittstaatenregion<br />

bei. Die Erfahrungen, welche die Partneruniversitäten und die<br />

einzelnen Stipendiat/innen im Rahmen des JoinEU-SEE Mobilitätsprogrammes<br />

sammeln, bereiten die beteiligten Drittstaatenländer<br />

auf die Teilnahme in den neuen EU-Programmschienen vor.<br />

Miloš Milutinović, JoinEU-SEE Kontaktperson an der Universität Novi<br />

Sad, Büro für Internationale Beziehungen:<br />

Das JoinEU-SEE Projekt, an dem die Universität Novi Sad seit 2009 teilnimmt,<br />

erweckt großes Interesse für akademische Austauschprogramme,<br />

sowohl bei den Studierenden, als auch bei den Mitarbeiter/innen. Die<br />

Anzahl der Bewerber/innen steigt jedes Jahr und somit auch die Qualität<br />

der Bewerbungen. Das Projekt beeinflusst die Verabschiedung neuer Regelungen<br />

für Studierendenaustausch und akademische Anerkennung an<br />

der Universität Novi Sad und ermöglichte bereits für mehr als 100 Studierende<br />

aller Studienstufen eine erste Studienerfahrung im Ausland. Wir<br />

hoffen außerdem, dass das Projekt langfristig zu neuen Partnerschaften<br />

und weiteren Projekten (im Rahmen des Horizon 2020 und Erasmus for<br />

All) führen wird.<br />

© Universität Novi Sad<br />

infopoint<br />

www.joineusee.eu


33<br />

Florian Bieber<br />

Nur scheinbar unüberbrückbare Hindernisse<br />

Joint Degree in Southeast European Studies<br />

Florian Bieber ist Leiter des Zentrums für Südosteuropastudien an der Karl-<br />

Franzens-Universität in Graz. Sein Forschungsschwerpunkte liegen auf Nationalismus,<br />

interethnischen Beziehungen und politischen Systemen in Südosteuropa.<br />

Er hat Monographien u.a. zum ›Nationalismus in Serbien vom Tode Titos<br />

zum Ende der Ära Milošević‹ (Münster 2005) und ›Post-War Bosnia‹ (London<br />

2006) verfasst und zahlreiche Bücher herausgegeben. Neben seiner wissenschaftlichen<br />

Tätigkeit ist er auch in der Politikberatung aktiv.<br />

Das interdisziplinäre Masterprogramm Southeast European Studies wurde im<br />

Rahmen von JoinSEE TEMPUS entwickelt.<br />

© Univ. Graz<br />

Wie viel muss ein Diplom wiegen? Wo muss der Stempel<br />

der Universität stehen? Solch scheinbar banale Fragen,<br />

die meist kaum jemanden interessieren, rücken bei<br />

einem gemeinsamen Masterprogramm mehrerer Universitäten<br />

mitunter in den Vordergrund. Das Gewicht<br />

des Papiers ist vorgeschrieben, ebenso die Platzierung<br />

des Uni-Logos und auf einmal entstehen scheinbar unüberbrückbare<br />

Hindernisse für Universitäten die zusammen<br />

arbeiten wollen.<br />

Seit 2011 können Studierende an der Karl-Franzens-<br />

Universität Graz ›Südosteuropa‹ auf Englisch studieren.<br />

Gemeinsam mit den Universitäten von Belgrad, Zagreb<br />

und Skopje hat Graz nach mehrjähriger Planung ein gemeinsames<br />

Master Programm in Südosteuropakunde<br />

auf die Beine gestellt. Studierende beginnen an einer<br />

der Partneruniversitäten und nach dem ersten Jahr verbringen<br />

sie ein Semester an einer anderen Uni, sei es in<br />

Südosteuropa oder anderswo in der EU. Dieses Jahr haben<br />

sich 14 Studierende in Graz, 18 in Belgrad und drei<br />

in Skopje für den Joint Degree in Southeast European<br />

Studies eingeschrieben.<br />

Es handelt sich hierbei nicht nur um ein Programm nur<br />

für Studierende aus Österreich, Serbien, Kroatien oder<br />

Mazedonien, sondern um einen internationalen<br />

Studiengang. So studieren<br />

hier auch Personen aus Bosnien, aus den<br />

Niederländen und Kanada in Graz und<br />

Österreicher/innen in Belgrad. Auch die<br />

Professor/innen der Fächer Geschichte,<br />

Politikwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften,<br />

Soziologie und Rechtswissenschaften<br />

sind international. Somit<br />

stellt das Studium Vorurteile zwischen<br />

Disziplinen und Nationen in Frage. Im<br />

Westen wird das südöstliche Europa<br />

teilweise noch immer als Kriegs- und Krisenregion<br />

wahrgenommen. Auch wenn<br />

die Kriege der neunziger Jahre in die Gegenwart<br />

hinein wirken und die aktuelle<br />

wirtschaftliche Lage Armut und Unterentwicklung<br />

verstärkt hat, so so ist die<br />

Region vielschichtiger und spannender<br />

als nur ein ehemaliger Kriegsschauplatz.<br />

Der Balkan ist keine exotische Region<br />

über die man aus sicherer Entfernung im<br />

stillen Kämmerlein lernt. Das südöstliche<br />

Europa lernt man am besten kennen,<br />

wenn man nicht nur über die Region lernt, sondern dort<br />

auch Zeit verbringt. Auch innerhalb Südosteuropas dominiert<br />

die Orientierung nach Westen während man oft<br />

wenig über den Nachbarn weiß. Wenn man heute mit<br />

dem Flugzeug von einem Land Südosteuropas in ein<br />

anderes reisen will, führt der Weg meist über Wien oder<br />

Istanbul. Kaum eine Einrichtung beschäftigt sich mit<br />

der ganzen Region, sondern meist nur mit dem eigenen<br />

Land.<br />

Doch zurück zum Gewicht des Diploms. Um das Joint<br />

Degree-Programm in die Wege zu leiten, waren die<br />

größten Hindernisse nicht Meinungsunterschiede darüber,<br />

wie man den Studierenden Südosteuropa näher<br />

bringen solle, sondern wie viele ECTS Punkte eine Vorlesung<br />

haben soll, wie Studierende zu welchen Bedingungen<br />

aufgenommen werden können oder wie dieses<br />

Joint Degree Programm in die Universitätslandschaft<br />

hineinpasst – viele kleine bürokratische Hürden. Trotz<br />

Internationalisierung und Europäischer Union funktioniert<br />

jede Universität noch immer in einem nationalen<br />

System, das oft wenig Flexibilität und Verständnis für<br />

den internationalen Kontext und die Regeln der anderen<br />

besitzt. Trotzdem hat es der Master in Southeast European<br />

Studies geschafft Diplome richtig abzuwiegen,<br />

ECTS Punkte gut zu verteilen, die Zustimmung von Senaten,<br />

Ministerien, Rektoren und Dekanen zu bekommen<br />

und das zunehmende Interesse von Studierenden<br />

zeigt, dass sich die Mühen gelohnt haben.<br />

© florian bieber<br />

Die Studierenden des<br />

Masterlehrgangens an<br />

der Universität Belgrad<br />

infopoint<br />

www.seestudies.eu<br />

www.suedosteuropa.uni-graz.at


34<br />

Klaus Schuch<br />

unter Mitarbeit von Jana Machacova, Petra Moser, Felix Gajdusek, Ines Marinkovic, Carmen Siller, Elke Dall<br />

Zusammenarbeit in Forschung<br />

und Entwicklung<br />

Kooperationen mit dem Donauraum<br />

Das Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) ist ein sozialwissenschaftliches Institut mit Sitz in Wien, das Forschung systematisch mit Anwendung zu verknüpfen versucht. Die<br />

Arbeit des ZSI gliedert sich in drei zentrale Themenbereiche: Arbeit & Chancengleichheit – Forschungspolitik & Entwicklung – Technik & Wissen.<br />

Mag. Dr. Klaus Schuch ist Experte für Forschungs- und Innovationspolitik sowie internationale Wissenschafts- und Technologiekooperation. Seit 2001 arbeitet er als Senior<br />

Researcher am ZSI. Seit 2012 ist er für das strategische Forschungsmanagement am Institut zuständig und als Geschäftsführer der Österreichischen Plattform Forschung und<br />

Technologieevaluierung ›fteval‹ tätig. Dr. Schuch ist außerdem seit 2006 Lehrbeauftragter am Institut für Internationale Entwicklung der Universität Wien im Bereich Evaluation.<br />

Er hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht und ist Mitglied u.a. der Kommission für Entwicklungsfragen bei der OeAD-GmbH (KEF).<br />

Sie finden hier drei Kurzberichte über Projekte in Zusammenhang mit dem Donauraum, an denen das ZSI leitend oder mitarbeitend involviert ist.<br />

Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung<br />

Vom Westbalkan zum Donauraum (WBC-INCO.NET)<br />

Die Frage der EU-Erweiterung um die<br />

Westbalkanstaaten hat hohe Priorität<br />

in der politischen Agenda der Europäischen<br />

Union. Das Projekt Western Balkan<br />

Countries INCO-NET (WBC-INCO.<br />

NET) hilft dabei, die Beziehungen<br />

zwischen der EU und den Westbalkanstaaten<br />

im Bereich von Wissenschaft,<br />

Technologie und Innovation weiterzuentwickeln<br />

und die Integration der<br />

›Western Balkan Countries‹ (WBC) in<br />

den Europäischen Forschungsraum<br />

strukturell voranzutreiben. Das Projekt<br />

mit einer gesamten Laufzeit von Januar<br />

2008 bis Dezember <strong>2013</strong> wird im 7.<br />

Rahmenprogramm für Forschung und<br />

Technologieentwicklung der Europäischen<br />

Kommission (RP7) gefördert.<br />

Zu den Zielen des Projektes gehören<br />

unter anderem die Identifizierung von<br />

regionalen Forschungsprioritäten, Förderung<br />

der Beteiligung von Forscher/<br />

innen aus der Region an europäischen<br />

Projekten oder auch die Unterstützung<br />

von Trainingsmaßnahmen für Akteur/<br />

innen im Innovationsbereich. WBC-<br />

INCO.NET unterstützt außerdem eine<br />

politische Dialogplattform (›Steering Platform on Research<br />

for the Western Balkan countries‹) in der sich<br />

Vertreter/innen der EU-27, der Europäischen Kommission<br />

als auch die Vertreter aller Westlichen Balkanstaaten<br />

sowie anderer an das 7. FRP assoziierten Länder<br />

treffen um aktuelle forschungspolitische Themen zu<br />

erörtern. Unter dem jeweiligen Vorsitz der EU-Ratspräsidentschaften<br />

trifft sich die Plattform zweimal<br />

jährlich.<br />

Das Projekt WBC-INCO.NET ist eine strategischstrukturelle<br />

Intervention, die dazu konzipiert wurde,<br />

europäische, multilaterale und regionale Fragen zum<br />

Thema Wissenschafts- und Technologiepolitik in und<br />

mit den Westbalkanstaaten zu behandeln. Die Koordination<br />

wird ergänzt durch eine Erweiterung auf Teilnehmer<br />

aus der Donauraumregion für einzelne Events,<br />

der Teilnahme an Diskussionen zur EU-Strategie für<br />

den Donauraum und der Disseminierung relevanter<br />

Informationen in und aus der Region. Die Herausgabe<br />

von regelmäßigen Newslettern (alle zwei Wochen<br />

an über 10.000 Abonnent/innen) und eines Journals,<br />

ebenso wie das Informationsportal www.wbc-inco.<br />

net (über 3.000 registrierte Benutzer/innen und über<br />

10.000 Einzelbesucher/innen monatlich) tragen zum<br />

Erfolg des Dialogs bei. Das Portal bietet den Leser/<br />

innen nicht nur forschungspolitisch aktuelle und relevante<br />

Informationen sondern auch die Möglichkeit<br />

zur aktiven Beteiligung. Alle registrierten Benutzer/<br />

innen können z.B. ihre Veranstaltungen, Projektpublikationen,<br />

Ausschreibungen etc. über das Portal und<br />

den Newsletter disseminieren.<br />

WBC-INCO.NET arbeitet eng mit anderen Initiativen<br />

zusammen, die Westbalkan oder Südosteuropa im Fokus<br />

haben (WBinNO, SEE-ERA.NET PLUS, EVAL-INNO<br />

um nur einige zu nennen).<br />

Projektpartnerschaft<br />

Projektkoordinator ist das Zentrum für Soziale Innovation<br />

(ZSI). Das Projektkonsortium besteht aus 29<br />

Organisationen aus 16 Ländern, darunter zahlreiche<br />

Länder des Donauraums (Deutschland, Österreich,<br />

Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina,<br />

Montenegro und Bulgarien). Organisationen aus Albanien,<br />

Kosovo, Mazedonien, Belgien, Griechenland,<br />

Italien, den Niederlanden, Spanien und der Türkei sind<br />

ebenfalls Partner im WBC-INCO.NET Projekt.


35<br />

Demographischer Wandel in der Donauraumregion<br />

Central European Knowledge Platform for an Ageing Society<br />

Lebenslanges Lernen –<br />

einmal anders<br />

© zsi<br />

Das Projekt ›Central European Knowledge Platform for<br />

an Ageing Society‹ (CE-Ageing Platform) wird im Rahmen<br />

des CENTRAL EUROPE Programmes unter Priorität<br />

4 ›Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Attraktivität<br />

von Städten und Regionen‹, umgesetzt und<br />

durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung<br />

(EFRE) kofinanziert. Das Projekt hat am 1. Jänner<br />

2011 begonnen und wird mit 31. Dezember <strong>2013</strong> abgeschlossen.<br />

Das primäre Ziel der ›CE-Ageing Platform‹ ist es, negative<br />

Auswirkungen und Folgen des demografischen<br />

Wandels in Zentraleuropa möglichst gering zu halten.<br />

Die Konsortialpartner, u.a. Ministerien, Forschungseinrichtungen,<br />

Sozialpartner und Trainingsinstitute, wollen<br />

gemeinsam zur Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

in ihren Regionen beitragen, und so positive<br />

regionale Entwicklungen und Wirtschaftswachstum,<br />

sowie soziale Kohäsion fördern.<br />

Alle Länder Zentraleuropas sind stark vom demografischen<br />

Wandel betroffen. Geburtenrückgang und Abwanderung<br />

werden in der Donauraumregion in den<br />

nächsten Jahren und Jahrzehnten zu einem Bevölkerungsrückgang<br />

führen. Damit einhergehend wird der<br />

Anteil älterer Menschen innerhalb der Bevölkerung<br />

stark zunehmen. Dieser Umstand bringt neue soziale<br />

und ökonomische Herausforderungen mit sich. Die ›CE-<br />

Ageing Platform‹ will insbesondere im Arbeitsmarktbereich<br />

auf das vorhandene Potenzial einer älteren Erwerbsbevölkerung<br />

aufmerksam machen. Dazu bedarf<br />

es einer öffentlichen Bewusstseinsbildung und der Entwicklungen<br />

von Active Ageing Strategien. Zudem sollen<br />

innovative Maßnahmen und Serviceleistungen für<br />

kleine und mittlere Unternehmen (KMU)<br />

zu Diversity Management, Lebenslangem<br />

Lernen und Work-Life Balance, im<br />

Rahmen des Projektes von regionalen<br />

Partnerorganisationen entwickelt und<br />

durchgeführt werden.<br />

Das Projekt basiert grundsätzlich auf<br />

der Überzeugung, dass demografische<br />

Herausforderungen und deren Folgen<br />

nur in Kooperation zwischen mehreren<br />

Politikbereichen adäquat gelöst werden<br />

können. Durch die Bereitstellung einer<br />

Plattform zum Austausch von Wissen,<br />

Erfahrungen und guten Praktiken zwischen<br />

urbanen und ländlichen Gebieten,<br />

sowie auch auf transnationaler Ebene,<br />

werden Evidenz basierte Entscheidungsgrundlagen<br />

und Handlungsorientierungen<br />

erarbeitet, um regionale Disparitäten<br />

zu minimieren.<br />

Der größte Projektoutput der CE-Ageing<br />

Platform ist die ›Central European<br />

Ageing Strategy‹, die gemeinsam mit<br />

Projektpartner/innen, Nichtregierungsorganisationen<br />

(NGOs), KMU, sowie<br />

externen Expert/innen erarbeitet wird.<br />

Diese Strategie wird Ende <strong>2013</strong> als<br />

Weißbuch veröffentlicht. Ziel ist es, koordinierte<br />

Handlungsempfehlungen<br />

und Maßnahmen auf transnationaler,<br />

nationaler, regionaler und lokaler Ebene<br />

zu erarbeiten. Die Strategie soll als<br />

gemeinsame strategische Richtlinie für zentraleuropäische<br />

Länder und deren Regionen dienen, und adäquate<br />

Lösungen und Maßnahmen zu den vielfältigen Herausforderungen<br />

des demografischen Wandels anbieten.<br />

Die Strategie ist auf folgende Bereiche ausgerichtet:<br />

ÆÆ<br />

Beschäftigungsfähigkeit bzw. –chancen,<br />

ÆÆ<br />

Integration,<br />

ÆÆ<br />

Familie,<br />

ÆÆ<br />

sowie Gesundheit und aktives Altern.<br />

Die Zielgruppe der Strategie sind vorwiegend politische<br />

Entscheidungsträger/innen, NGOs, ältere Menschen,<br />

Personalmanagements und andere Stakeholder aus<br />

dem Bildungs-, Migrations-, Sozial- und Arbeitsmarktbereich.<br />

Im Frühjahr 2012 wurde die CE-Ageing Platform als Projekt<br />

zur Unterstützung der EU Strategy for the Danube<br />

Region (EUSDR) nominiert und unter die Priorität 9 ›To<br />

Invest in People and Skills‹ gestellt.<br />

Projektpartnerschaft<br />

Projektkoordinator/in ist die Kammer für Arbeiter und<br />

Angestellte für Oberösterreich (AKOÖ), welche mit Unterstützung<br />

des Zentrums für Soziale Innovation (ZSI)<br />

das gesamte Projektmanagement ausführt.<br />

Das Projektkonsortium besteht aus 13 Organisationen<br />

aus acht Ländern: Österreich, Deutschland, Italien, Polen,<br />

Slowenien, Slowakei, Tschechien und Ungarn.


36<br />

Bessere Evaluierungen für eine<br />

bessere Forschungspolitik<br />

Viele mittel- und südosteuropäische Länder sind dem<br />

Druck ausgesetzt, ihre Forschungs- und Innovationssysteme<br />

zu modernisieren und für den europäischen<br />

sowie globalen Wettbewerb fit zu machen. Das führt<br />

unter anderem dazu, dass in vielen Ländern der Donauraumregion<br />

zunehmend neue forschungs- und<br />

innovationspolitische Interventionen entwickelt und<br />

zum Einsatz gebracht werden, um Impulse für einen<br />

Strukturwandel in Richtung Wissensökonomie und<br />

Wissensgesellschaft zu bewirken. Gleichzeitig jedoch<br />

sind die öffentlichen Haushalte einem massiven Effizienzdruck<br />

ausgesetzt.<br />

Das im Rahmen des Southeast Europe-Programms<br />

geförderte und u.a. vom BMWF ko-finanzierte EVAL-<br />

INNO-Projekt hat zum Ziel, Evaluierungskompetenzen<br />

im Bereich Wissenschaft, Forschung, Technologie<br />

und Innovation in der Donauraumregion bis ins Jahr<br />

2014 aufzubauen beziehungsweise weiter zu entwickeln.<br />

Das Projekt verfolgt einen strategisch-strukturellen<br />

Ansatz, da mit zunehmender Entwicklung<br />

von FTI-Programmen (Forschung, Technologie und<br />

Innovation) in der Partnerregion selbst und bei gleichzeitiger<br />

Integration derselben in den europäischen<br />

Forschungsraum, laufender Bedarf an ex-ante, interim,<br />

terminaler und ex-post Evaluationen geschaffen wird,<br />

der jedoch mangels ausgeprägter Evaluierungstraditionen<br />

und Evaluierungskulturen von den lokal vorhandenen<br />

Expertinnen und Experten zur Zeit nur unzureichend<br />

abgedeckt werden kann. Das hat auch die<br />

von Österreich im Rahmen der letzten österreichischen<br />

EU-Ratspräsidentschaft forcierte ‚Steering Platform on<br />

Research with the Western Balkan Countries’ erkannt<br />

und das Projekt ideell bei der Einreichung unterstützt.<br />

Besonderes Augenmerk wird im gegenständlichen<br />

Projekt auf professionelle Evaluierungsverfahren und<br />

Evaluierungsmethoden im Bereich von Programm-,<br />

Institutionen- und Instrumentenevaluierungen gelegt.<br />

Dabei werden folgende Subziele hervorgehoben:<br />

ÆÆ<br />

ÆÆ<br />

ÆÆ<br />

die Promotion von FTI-Evaluierungen als selbstverständliches<br />

Instrument der FTI-Politik und als<br />

wesentliche Bedingung für einen reflexiven, objektivierten,<br />

effizienten und effektiven Umgang<br />

mit öffentlichen Mitteln und Vorhaben im Bereich<br />

Wissenschaft, Forschung, Technologie und<br />

Innovation;<br />

die Entwicklung benötigter lokaler Kompetenzen<br />

und Kapazitäten zur Durchführung von FTI-<br />

Evaluierungen in den beteiligten Ländern unter<br />

anderem durch Integration in europäische Netzwerke<br />

und den Aufbau einer regionalen Evaluierungscommunity;<br />

Training in Bezug auf Evaluierungsmethoden<br />

und prozedurale Verfahrensaspekte (inkl. öffentliche<br />

Vergabe), sowie Bereitstellung entsprechender<br />

Tool-kits und Leitfäden sowohl für die<br />

Evaluator/innen als auch für die Auftraggeber<br />

von FTI-Evaluationen.<br />

EVAL-INNO unterstützt sowohl Kapazitäten- als auch<br />

Institutionenaufbau. Die wichtigsten Zielgruppen des<br />

Projekts sind Forschungsministerien, Forschungsförderagenturen<br />

sowie Innovationsinfrastrukturen<br />

(wie z.B. Technologiezentren) und (potentielle) FTI-<br />

Evaluatorinnen und Evaluatoren. Zur<br />

Koordinierung, Sicherstellung und Dokumentation<br />

wurde eine zentrale webbasierte<br />

Plattform (www.eval-inno.eu/)<br />

programmiert, die aus mehreren Datenbanken<br />

besteht, die nach benutzerfreundlichen<br />

Kriterien abgefragt werden<br />

können (z.B. Programmdatenbank,<br />

Evaluator/innendatenbank etc.).<br />

Als konkrete Anwendungsfälle werden<br />

im Rahmen von EVAL-INNO zum<br />

einen drei FTI-Programmevaluationen<br />

durchgeführt, die auch für Trainingszwecke<br />

verwendet werden, sowie zum<br />

zweiten ein institutionelles Benchmarking<br />

von Innovationsorganisationen<br />

implementiert.<br />

Ethische und praktische Grundlage<br />

dafür sind Evaluierungsstandards, die<br />

vom Projektkonsortium gemeinschaftlich<br />

entwickelt und publiziert wurden.<br />

Projektpartnerschaft<br />

Projektkoordinator ist das Zentrum für<br />

Soziale Innovation (ZSI). Das Projektkonsortium<br />

besteht aus 6 Organisationen<br />

aus 6 Ländern: Österreich, Bulgarien,<br />

Griechenland, Montenegro, Serbien<br />

und Ungarn.


37<br />

Andreas Wenninger<br />

Über ein geteiltes Land am<br />

Rande Europas<br />

Bukowina-Dialog<br />

MMag. Andreas Wenninger ist Leiter<br />

des OeAD-Kooperationsbüros in Lemberg<br />

Bukowina-Dialog,<br />

Mai 2011<br />

© andreas wenninger<br />

Meine erste Reise in die Bukowina führte<br />

mich im Oktober 2000 durch Ungarn,<br />

zuerst nach Siebenbürgen und dann von<br />

Klausenburg in den Norden Rumäniens.<br />

Von dort planten wir die rumänischukrainische<br />

Grenze zu passieren. Ich<br />

fuhr mit einem von der Österreich-Kooperation<br />

organisierten Reisebus nach<br />

Czernowitz zum 125-Jahr-Jubliäum der<br />

dortigen Universität, von wo wir nach<br />

Lemberg weiterreisen wollten.<br />

Nach einer kurzweiligen Fahrt durch die<br />

Karpatenwälder Rumäniens besuchten<br />

wir das Kloster Voronet. Wie andere<br />

nordrumänische Klöster ist es innen<br />

und außen ganz mit wilden und wunderschönen<br />

Bildern bemalt. Neben dem<br />

Kloster trieb eine alte Frau eine Herde<br />

Gänse zum Bach, und alles sah aus wie in<br />

einem Märchen. Die Klöster Moldovita<br />

und Sucevita seien noch viel schöner als<br />

Voronet, beteuerten uns Mitreisende.<br />

Wir fuhren durch endloses, bewaldetes<br />

Hügelland. In Moldovita und Sucevita<br />

bestaunten wir Bilder von Engeln, Teufeln<br />

und Drachen, frommen Gläubigen<br />

und ›bösen‹ Türken – die Bemalungen<br />

hatten während der Kriege gegen das<br />

Osmanische Reich als christliche Propaganda<br />

gedient. Die bemalten Klöster<br />

sind eine der bekanntesten Attraktionen<br />

der Bukowina.<br />

Doch das kleine Land am östlichen Rand Mitteleuropas<br />

existiert nur noch dem Namen nach: Der Süden gehört<br />

zu Rumänien, der Norden mit der einstigen Hauptstadt<br />

Czernowitz zur Ukraine.<br />

Geschichte als Fundament<br />

Einst war die Bukowina Teil des Herzogtums Moldau<br />

gewesen, dann der Habsburgermonarchie. Nach<br />

dem Ersten Weltkrieg fiel sie an Rumänien, das eine<br />

Großmacht werden wollte und sich bald auf die Seite<br />

der Nazis schlug. 1940 marschierte die Rote Armee<br />

ein, dann die deutsche Wehrmacht, dann wieder die<br />

Sowjets. Auch nach 1991 blieb die Bukowina geteilt.<br />

Mittlerweile ist der Graben sogar tiefer geworden:<br />

Heute verläuft die EU-Außengrenze mitten durch<br />

die Region. Rumän/innen müssen seit einigen Jahren<br />

kein Visum mehr vorzeigen, wenn sie den anderen<br />

Teil besuchen wollen, Ukrainer/innen schon.<br />

Das Bukowina-Forschungszentrum, das mit Hilfe der<br />

Österreich-Kooperation bereits Anfang der 90er-Jahre<br />

an der Czernowitzer Yurij-Fedkowytsch-Universität<br />

eingerichtet wurde und auch eine Österreich-Bibliothek<br />

beherbergte, war die erste Einrichtung, die sich<br />

zum Ziel setzte, gemeinsame bukowinische Projekte<br />

zu initiieren und durchzuführen. Hierzu wurden regelmäßig<br />

Expert/innen und Wissenschafter/innen aus<br />

Rumänien, aus der Ukraine, aus Deutschland und aus<br />

Österreich nach Czernowitz eingeladen und in Form<br />

von Konferenzen, gemeinsamen Ausstellungen und<br />

Literaturprojekten erste Dialog-Veranstaltungen abgehalten.<br />

Zwischenzeitlich beschäftigten sich zahlreiche<br />

Wissenschafter/innen (historisch, literaturwissen-<br />

schaftlich und kulturwissenschaftlich) mit der Region<br />

Bukowina: so zum Beispiel Andrei Corbea-Hoisie in<br />

Iasi, Winfried Menninghaus in Berlin, Peter Rychlo in<br />

Czernowitz und viele mehr, die Czernowitz und die Bukowina<br />

auch als Topos deutsch-jüdischer und multikultureller<br />

Geschichte und Literatur untersuchten. Die<br />

ehemalige Metropole des östlichsten habsburgischen<br />

Kronlandes Bukowina hatte viele bedeutende Schriftsteller/innen,<br />

Künstler/innen und Wissenschafter/<br />

innen hervorgebracht, die bis heute Gegenstand von<br />

Forschungen und Publikationen sind.<br />

Der österreichische Wissenschafter, Geograf und<br />

Historiker Kurt Scharr schrieb im Zuge mehrerer Forschungsreisen<br />

in den letzten 15 Jahren nicht nur einen<br />

informativen Bukowina-Reiseführer, sondern auch<br />

eine wissenschaftliche Abhandlung über ›Die Landschaft<br />

Bukowina‹ mit dem Titel ›Das Werden und Vergehen<br />

einer Region an der Peripherie 1774-1918‹, die<br />

2010 erschien.<br />

Tatsächlich erlebte vor allem Czernowitz während der<br />

relativ friedlichen Zeit unter österreichischer Herrschaft<br />

einen Aufschwung. Armenische, polnische,<br />

rumänische, russische, slowakische, ukrainische, ungarische<br />

und deutsche Menschen, viele von ihnen<br />

Juden und Jüdinnen, lebten friedlich nebeneinander.<br />

Drei oder mehr Sprachen zu sprechen, galt als normal.<br />

Das funktionierte vor allem deshalb so gut, weil ›keine<br />

der Nationen in der Bukowina über eine ausreichende<br />

Mehrheit verfügte und somit (jede) gezwungen war,<br />

konsensorientierte Koalitionen zu anderen zu suchen‹,<br />

schreibt Kurt Scharr in seinem Buch.<br />

Das 20. Jahrhundert verlief weit düsterer. Zwischen


38<br />

© m. dippelreiter<br />

Bild links: Universität Czernowitz<br />

Bild rechts: Kloster Moldowitza<br />

dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg lebte das stark<br />

jüdisch geprägte kulturelle Leben zwar nochmals auf.<br />

Dichter/innen wie Paul Celan, Rose Ausländer oder<br />

Alfred Margul-Sperber haben es beschrieben. Aber bereits<br />

unter Großrumänien begann die Unterdrückung<br />

der Minderheiten. Ab 1941 wüteten dann die Nazis in<br />

der Bukowina. Von über 280.000 Jüdinnen und Juden<br />

überlebte nicht einmal ein Viertel.<br />

Ein neuer Anlauf zur vertieften Zusammenarbeit<br />

Auf Anregung des OeAD-Kooperationsbüros in Lemberg<br />

lud die Gebietsverwaltung Czernowitz im Mai<br />

2011 zu einer ersten Bukowina-Dialog-Veranstaltung<br />

an die Czernowitzer Universität ein. Dieser erste Teil<br />

einer neuen ›Dialog‹-Reihe war den historischen und<br />

kulturellen Gemeinsamkeiten der heute rumänischen<br />

und der ukrainischen Bukowina gewidmet und fand<br />

unter hochrangiger Beteiligung von österreichischer<br />

Seite statt. Zu einer Folgeveranstaltung zum Thema<br />

Wirtschaft lud das österreichische Außenministerium<br />

im Juni 2012 nach Wien ein, eine dritte Veranstaltung<br />

ist im Frühjahr <strong>2013</strong> in Suczawa in Rumänien geplant.<br />

Ziel der Dialog-Reihe ist die Vertiefung und die Ausweitung<br />

von bilateralen Kooperationsprojekten auf<br />

die Bereiche Tourismus, Verkehr und Infrastruktur<br />

sowie Ökologie in der ukrainisch-rumänischen Grenzregion,<br />

wobei die österreichische Beteiligung nicht<br />

nur sehr begrüßt, sondern ausdrücklich gewünscht<br />

wurde. Projekte, die im Rahmen der Euroregion ›Oberer<br />

Pruth‹ bereits realisiert wurden, betreffen in erster<br />

Linie die Förderung der Handelsbeziehungen, die<br />

Schaffung von Wirtschafts-Inkubatoren, die Schaffung<br />

von gemeinsamen Ausbildungs-,<br />

Trainings- und Innovationszentren für<br />

Verwaltungsbeamt/innen, Kleinunternehmer<br />

/innen und Bergbauer/innen<br />

der Karpatenregion sowie einzelne Projekte<br />

zur Bewerbung der gemeinsamen<br />

Tourismusregion, der Entwicklung des<br />

Kulturtourismus und einzelne Ökologieprojekte.<br />

Die Erfahrungen Österreichs bei grenzüberschreitenden<br />

Projekten im Rahmen<br />

der EU-Regionalpolitik sowie in den<br />

drei genannten Bereichen Tourismus,<br />

Verkehr und Ökologie können für die<br />

beiden Partnerregionen Czernowitz<br />

und Suczawa an der EU-Außengrenze<br />

hilfreich sein. Auch das Bundesland<br />

Kärnten, welches bereits seit Mitte der<br />

90er-Jahre eine Gebietspartnerschaft<br />

mit dem Gebiet Czernowitz unterhält<br />

und auch auf rumänischer Seite Partnerschaftsprojekte<br />

betreut, ist von Beginn<br />

an eingebunden und stellt seine<br />

Erfahrungen im Rahmen des Dialogs<br />

zur Verfügung.<br />

Die Bukowina ist auch heute noch<br />

schwer zu bereisen. Flugverbindungen<br />

gibt es kaum und auch Bahnreisen in<br />

die Bukowina sind beschwerlich und<br />

umständlich. Die motorisierte Reise mit<br />

einem PKW oder mit einem Autobus<br />

ist noch die einfachste Variante, wenn<br />

man lange Grenzwartezeiten an der<br />

EU-Außengrenze in Kauf nimmt. Doch kann der Dialog<br />

die Verkehrsanbindungen in dieser Grenzregion<br />

verbessern helfen, was auch dem Tourismus und der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung dieser Region sehr gut<br />

tun würde.<br />

Andreas Wenninger leitet seit dem Jahr 2000 die österreichisch-ukrainische<br />

Kooperationsstelle in Lemberg<br />

(seit 2010 OeAD-Kooperationsstelle) und ist der<br />

Österreichischen Botschaft in Kiew als Attaché für Wissenschafts-<br />

und Bildungsangelegenheiten zugeteilt.<br />

Die Österreich-Kooperation in Wissenschaft, Bildung<br />

und Kultur (ÖK) wurde im Jahre 1993 als gemeinnütziger<br />

Verein ›Österreich-Kooperation in Wissenschaft,<br />

Bildung und Kultur‹ vom damaligen Bundesministerium<br />

für Wissenschaft und Forschung unter Dr. Erhard<br />

Busek gegründet. Zu seinen Hauptaufgabenbereichen<br />

zählten die Lektorate an Universitäten im Ausland,<br />

insbesondere in Ost- und Südosteuropa, der bilaterale<br />

Fremdsprachenassistenz-Austausch, das Österreichische<br />

Sprachdiplom sowie die Mitarbeit bei der<br />

Betreuung von Österreich-Bibliotheken in Mittel-,<br />

Ost- und Südosteuropa. Zwei Außenstellen wurden als<br />

Verbindungsstellen und Regionalbüros in Lemberg in<br />

der Ukraine und in Sarajewo in Bosnien-Herzegowina<br />

gegründet. Der Verein Österreich-Kooperation wurde<br />

im Jahr 2011 aufgelöst. Die Lemberger Außenstelle<br />

besteht seitdem als OeAD-Kooperationsstelle weiter.<br />

infopoint<br />

www.<strong>oead</strong>.at/lemberg


39<br />

Nachhaltigkeit beim OeAD<br />

Im Jahr 2012 wurden die OeAD-GmbH und die OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH<br />

mit zwei Auszeichnungen bedacht.<br />

Ökoprofit-Siegel für den OeAD<br />

Der ÖkoBusinessPlan Wien zeigt, dass Umweltschutz<br />

und erfolgreiches Wirtschaften einander nicht ausschließen<br />

und saubere Gewinne für Umwelt und Unternehmen<br />

durch ökologisches Wirtschaften möglich<br />

sind.<br />

Konkrete Ziele des ÖkoBusinessPlan Wien sind u.a.:<br />

ÆÆ<br />

Verringerung schädlicher Umweltauswirkungen<br />

der Wiener Wirtschaft in sämtlichen Unternehmensbereichen<br />

durch integrierten Umweltschutz<br />

ÆÆ<br />

ÆÆ<br />

Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Betriebe durch verbesserte Ressourceneffizienz<br />

(Nutzung von Innovations- und Kostensparpotenzialen)<br />

und damit mittelfristige Sicherung<br />

von Arbeitsplätzen<br />

Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung der<br />

Stadt Wien<br />

In der Vorbereitung des Umzuges in das Haus in der<br />

Ebendorferstrasse 7 im Jahr 2010 beschloss die Geschäftsführung<br />

der OeAD-GmbH die Teilnahme am<br />

ÖkoBusinessPlan Wien – Modul ÖkoProfit. Während<br />

des Umbaus wurde darauf geachtet, dass die Ausstattung<br />

des Hauses möglichst umweltschonend und<br />

nachhaltig ausgeführt wird. Insbesondere wurde Folgendes<br />

umgesetzt:<br />

ÆÆ<br />

Ersatz von 120 Arbeitsplatzdruckern durch 25<br />

›Stockwerksdrucker‹ mit der Grundeinstellung<br />

›Doppelseitiges Drucken/Kopieren‹<br />

ÆÆ<br />

ÆÆ<br />

ÆÆ<br />

ÆÆ<br />

Einbau von Bewegungsmeldern in Gängen,<br />

Stiegenhäusern und WC´s, in Stiegenhäusern<br />

zusätzlich mit Dämmerungssensorsteuerung<br />

Einsatz von Energiesparlampen und Beleuchtungskörper<br />

am Stand der Technik<br />

Einbau von Thermostatventilen an den Heizkörpern<br />

Erstellung eines Reinigungsplanes zur Optimierung<br />

des Reinigungsmitteleinsatzes<br />

Nach dem Einzug wurde der Einsatz von Reinigungsmitteln<br />

optimiert und die Abfalltrennung verstärkt.<br />

Im Laufe des Jahres 2011 wurde dann in Zusammenarbeit<br />

mit der Arbeitsgruppe ›OeAD-Nachhaltig‹ die<br />

Umweltpolitik der OeAD-GmbH entwickelt,<br />

die vom Aufsichtsrat und der Geschäftsführung<br />

bewilligt wurde.<br />

Entsprechend den Anforderungen für<br />

die Einreichung wurde ein Umweltbericht<br />

erstellt und eine Input-Output-<br />

Analyse durchgeführt.<br />

Der Bericht wurde im Oktober 2012 eingereicht<br />

und von Florian Gerhardus, der<br />

beim OeAD für nachhaltiges un ökologisches<br />

Wirtchaften zuständig ist, der<br />

Kommission im Dezember vorgestellt.<br />

Die Kommission nahm den Bericht<br />

positiv zur Kenntnis und zeichnete die<br />

OeAD-GmbH mit dem ökoprofit-Siegel<br />

aus. Die offizielle Preisverleihung erfolgte<br />

am 25. Februar durch Umweltstadträtin<br />

Ulli Sima.<br />

Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit<br />

für die OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH<br />

Die OeAD-Wohnraumverwaltung (WRV)<br />

bietet 2.000 Wohnplätze für Studierende<br />

in Österreich. Mit der Passivhausbauweise<br />

der Gästehäuser ist die WRV in<br />

Österreich Vorreiterin was ökologischnachhaltiges<br />

Bauen betrifft. Bereits<br />

zum dritten Mal wurden die Projekte<br />

der WRV für den Staatspreis nominiert.<br />

Ausgezeichnet wurde heuer das Projekt<br />

OeAD-Gästehaus Gasgasse in der Nähe<br />

des Westbahnhofs Wien. Die Jury lobte<br />

besonders die kluge Raumeinteilung<br />

der Wohneinheiten, die Ausführung mit<br />

werthaltigen Materialien sowie die insgesamt<br />

sorgfältige und konsistente Planung<br />

und Durchführung.<br />

Projektdaten: OeAD Gästehaus Gasgasse<br />

Adresse: 1150 Wien, Gasgasse 2<br />

Bauherr/in: Heimbau – Gemeinnützige<br />

Bau-, Wohnungs- und Sieldungsgenossenschaft<br />

Architektur: Martin Kohlbauer ZT GmBH<br />

Fachplanung: Vasko+Partner Ingenieure<br />

(Haustechnik), Schöberl & Pöll GmbH<br />

(Bauphysik)<br />

www.housing.<strong>oead</strong>.at<br />

v.l.n.r.: BM Nikolaus Berlakovich, BMLFUW;<br />

Günther Jedliczka, OeAD-Wohnraumverwaltung;<br />

Martin Kohlbauer, Architekt; Peter Roitner, Heimbau;<br />

Helmut Schöberl, Schöberl & Pöll GmbH; Roland<br />

Gnaiger, Architekt und Jurymitglied


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OeAD – Events<br />

Go international!<br />

Studieren & Forschen im Ausland<br />

Veranstaltungsreihe zur Vorbereitung und Planung eines Auslandsaufenthaltes<br />

Studieren & Forschen in Japan – Schwerpunkt Stipendien, 20. März <strong>2013</strong>, 18:00 Uhr<br />

Studieren & Forschen in der VR China, 9. April <strong>2013</strong>, 18:00 Uhr<br />

Studieren & Forschen in Australien und Neuseeland, 15. Mai <strong>2013</strong>, 18:00 Uhr<br />

Veranstaltungsort: OeAD-Haus, Ebendorferstraße 7, 1010 Wien<br />

Young Science-Netzwerktreffen<br />

›Forschung verbindet! Erfolgreiche Wege der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule‹<br />

Young Science, die im November 2011 vom BMWF initiierte Serviceplattform zur Verbesserung der Schnittstelle von Wissenschaft und Schule,<br />

lädt gemeinsam mit der FH St. Pölten, die seit Jahren spezielle Angebote zur Förderung des Interesses an Wissenschaft und Forschung von Kindern<br />

und Jugendlichen anbietet, zum 1. Netzwerktreffen in St. Pölten ein.<br />

Im Fokus der Veranstaltung stehen diesmal Projekte und Aktivitäten, in welchen digitale Medien eine zentrale Bedeutung haben. Zu Wort kommen<br />

Wissenschaftler/innen und Lehrende sowie an Projekten beteiligte Schüler/innen.<br />

16.April <strong>2013</strong>, 14:00-18:00 Uhr, Ort: FH St. Pölten, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten<br />

Reise und Raum. Ortsbestimmungen der österreichischen Literatur<br />

21. Tagung der Absolvent/innen des Franz Werfel-Stipendienprogramms<br />

26. und 27.April <strong>2013</strong>, OeAD-Haus, Wien<br />

5. Wendelin Schmidt-Dengler-Lesung<br />

Josef Winkler liest aus ›Natura Morta‹ und ›Rappongi‹.<br />

Absolvent/innen des Franz Werfel-Stipendienprogramms lesen aus Übersetzungen ins Russische,<br />

Italienische, Ungarische, Polnische und Rumänische.<br />

26.April <strong>2013</strong>, 19:00 Uhr, Fachbibliothek des Germanistischen Instituts der Universität, Universitätsring 1, Stiege 7, 1010 Wien<br />

Schule grenzenlos. Dissemination und Nachhaltigkeit von Bildungskooperationen<br />

16. Mai <strong>2013</strong>, 9:00 Uhr, Vienna Business School Hamerlingplatz, Hamerlingplatz 5-6, 1080 Wien<br />

Transparenz in der Bildungs- und Berufsberatung: Europass und Europäischer Qualifikationsrahmen<br />

28. Mai <strong>2013</strong>, 10:00-13:00, OeAD-Haus, Wien<br />

appear in practice_2: Fachdiskurs jenseits von ›Entwicklungsrhetorik‹<br />

Der interkulturelle Theorie-Praxis-Austausch in der Projektpartnerschaft mit El Salvador und Nicaragua.<br />

29. Mai <strong>2013</strong>, 16:00–19:00 Uhr, Österreichisches Lateinamerika-Institut, Europasaal, Türkenstraße 25, 1090 Wien<br />

Weitere Details zu den einzelnen Veranstaltungen finden Sie unter www.<strong>oead</strong>.at/events<br />

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: OeAD (Österreichische <strong>Austauschdienst</strong>)-Gesellschaft mit beschränkter Haftung | Austrian Agency for International Cooperation in Education and Research (OeAD-GmbH) | 1010 Wien, Ebendorferstraße<br />

7 | Sitz: Wien | FN 320219 k | Handelsgericht Wien | Für den Inhalt verantwortlich: Eva Müllner | KIM - Kommunikation | Information | Marketing | Redaktion: Eva Müllner, Michael Dippelreiter, Samira Seferovic | Mitarbeiter/innen<br />

dieser Ausgabe: Gerhard Baumgartner, Florian Bieber, Elke Dall, Hubert Dürrstein, Vredan Dzihic, Dessy Gavrilova, Martina Friedrich, Felix Gajdusek, Aaron Gottardi, Mihail Guzun, Helmut Habersack, Ursula Hilmer, Bernd Janning, Arnulf Knafl,<br />

Jana Machacova, Ines Marinkovic, Susan Milford, Petra Moser, Eva Müllner, Michael Schedl, Barbara Schneeberger, Klaus Schuch, Carmen Siller, Erich Sorantin, Gerhard Volz, Andrea Wagner-Staritz, Andreas Wenninger, Elisabeth Zingl | 1010 Wien |<br />

Ebendorferstraße 7 | T +43 1 534 08-0 | F +43 1 535 08-999 | info@<strong>oead</strong>.at | www.<strong>oead</strong>.at | Graphisches Konzept: Fineline, graphic-design & typography, 1040 Wien | Layout: Eva Müllner | Fotos, wenn nicht gesondert vermerkt: Eigentum der<br />

OeAD-GmbH, Coverfoto: © emul | Druck: Gerin, 2120 Wolkersdorf | Finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, Abt. II/7 | Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der/des Autor/<br />

in/s wider und müssen sich nicht mit der des Herausgebers decken | P.b.b. Erscheinungsort Wien | Verlagspostamt 1010 Wien | GZ: 02Z032 994M | Wien, März <strong>2013</strong><br />

Die geografischen Bezeichnungen sind uneinheitlich (Deutsch oder in der Landessprache); sie wurden entsprechend der Verwendung der Autor/innen beibehalten.<br />

Offenlegung gemäSS § 25 Mediengesetz: Unternehmensgegenstand: Unternehmensgegenstand ist die Durchführung von Maßnahmen der europäischen und internationalen Kooperation im Bereich der Wissenschaft und Forschung<br />

sowie der Erschließung der Künste, der Hochschulbildung, der Bildung und der Ausbildung (§3. (2) OeAD-Gesetz) | Geschäftsführer: Univ. Prof. Dr. Hubert Dürrstein | Mitglieder des Aufsichtsrates: Mag. Elmar Pichl, SC Mag. Hanspeter Huber,<br />

Botschafter Dr. Martin Eichtinger, Mag. Gottfried Schellmann, Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Arthur Mettinger, Mag. Kurt Koleznik, Mag. Dr. Walter Degendorfer, Georg Paschinger, Univ.-Prof. Mag. Dr. Barbara Sporn, Mag. Franz Salchenegger, Mag.<br />

Verena Katscher, Mag. Bernhard Muzik | Die OeAD-GmbH steht zu einhundert Prozent im Eigentum des Bundes (§1.(2) OeAD-Gesetz) | Grundlegende Richtung: Information zu Bildungsmobilität & Bildungskooperation – national und<br />

international.

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