oead.news Nr. 88/2013 - Österreichischer Austauschdienst
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Jahrgang 22 | Nummer 3 / <strong>88</strong> | März <strong>2013</strong><br />
1<br />
Der Donauraum<br />
Kooperationen in Bildung,<br />
Wissenschaft & Kultur
29<br />
2<br />
26<br />
28<br />
22<br />
24<br />
12<br />
10<br />
INHALT<br />
Hubert Dürrstein<br />
Editorial<br />
Vredan Dzihic<br />
Europäische Demokratie der Zukunft<br />
Steckbrief der Donau. Zahlen & Fakten<br />
Gerhard Volz<br />
Die Donau verbindet<br />
Helmut Habersack<br />
Danube River Research and Management DREAM<br />
<strong>oead</strong>.<strong>news</strong> im Gespräch mit<br />
Rudolf Gräf, Vizerektor der Universität Cluj-Napoca, Rumänien<br />
Erich Sorantin<br />
CEEPUS Netzwerk CIII-AT-0042<br />
Aaron Gottardi<br />
Das vierblättrige Glückskleeblatt im Herzen Europas<br />
20<br />
18<br />
Susan Milford & Bernd Janning<br />
Kultur und Wissenschaft im Fluss<br />
Ursula Hilmar<br />
Empowering Young People – Connecting Europe<br />
Dessy Gavrilova<br />
Was macht eine Region zu mehr als einer geographischen Einheit?<br />
Gerhard Baumgartner<br />
Roma - die großen Verlierer der osteuropäischen Transformation<br />
Andrea Wagner-Staritz<br />
Danube Networkers. Interkulturelles Netzwerk älterer Erwachsener<br />
Arnulf Knafl<br />
Beispiele etablierter Kooperation. Das Lektoratsprogramm des OeAD<br />
Michael Schedl<br />
Ein Europa der Regionen. Aktion Österreich-Slowakei & Aktion Österreich-Ungarn<br />
30<br />
Martina Friedrich<br />
Österreichs Hochschulen sind beliebte Partner in TEMPUS &ERASMUS MUNDUS<br />
Sabine Schindler: AstroMundus<br />
Mihail Guzun: Journalistenausbildung in der Republik Moldau im europäischen Kontext<br />
Elisabeth Zingl & Barbara Schneeberger: JoinEU-SEE – Partnerschaft im Rahmen von Erasmus Mundus Aktion 2<br />
Florian Bieber: Nur scheinbar unüberbrückbare Hindernisse<br />
34<br />
Klaus Schuch und Jana Machacova, Petra Moser, Felix Gajdusek, Ines Marinkovic, Carmen Siller, Elke Dall<br />
Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung<br />
• Western Balkan Countries INCO-NET<br />
• Central European Knowledge Platform for an Ageing Society<br />
• Bessere Evaluierungen für eine bessere Forschungspolitik: EVAL-INNO<br />
37<br />
16<br />
7<br />
4<br />
14<br />
Andreas Wenninger<br />
Über ein geteiltes Land am Rande Europas. Bukowina-Dialog<br />
39 Nachhaltigkeit beim OeAD<br />
8<br />
3<br />
OeAD - Events | Impressum
3<br />
Hubert Dürrstein<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
© teresa zötl, apa, <strong>oead</strong><br />
Die Donau ist mit 2857 km Gesamtlänge nach der Wolga der zweitlängste<br />
Fluss Europas. Ihr Weg vom Schwarzwald bis ins Schwarze<br />
Meer verbindet zehn Länder und mehr als 80 Millionen Menschen leben<br />
in ihrem Einzugsbereich. Als einer der wichtigsten Handels- und<br />
Verkehrswege Europas schuf die Donau schon sehr früh Möglichkeiten,<br />
Kooperationen, Abkommen und Vereinbarungen zwischen den<br />
an der Donau lebenden Ethnien abzuschließen. Mit dem Entstehen<br />
der ersten Universitäten gegen Ende des Mittelalters begann die<br />
Zusammenarbeit im Bildungs- und Forschungsbereich, die für manche<br />
Länder der Donauregion einen Modernisierungsschub bedeutete.<br />
Der Fall des Eisernen Vorhanges Ende des vorigen Jahrhunderts<br />
brachte eine Rückbesinnung auf die Zusammenarbeit im Wissenschafts-,<br />
Bildungs- und im kulturellen Bereich zwischen Personen,<br />
Organisationen oder öffentlichen Einrichtungen in den Gebieten<br />
entlang der Donau. Neue Netzwerke wurden geschaffen und zahlreiche<br />
Kooperationen in den Bereichen des öffentlichen und privaten<br />
Lebens initiiert.<br />
2011 wurde die sogenannte EU-Strategie für den Donauraum (EU-<br />
SDR) ins Leben gerufen. Die Strategie der Europäischen Union für<br />
den Donauraum zielt auf eine engere Zusammenarbeit der Staaten<br />
entlang der Donau ab. Schwerpunkte sind dabei die Bereiche Infrastruktur,<br />
Umweltschutz, die Schaffung von Wohlstand sowie gute<br />
Regierungsführung.<br />
Das übergeordnete Ziel der Donauraumstrategie ist es, allen Bürger/<br />
innen des Donauraums bis 2020 bessere Chancen auf höhere Bildung,<br />
Beschäftigung und Wohlstand in ihrer Heimatregion zu ermöglichen.<br />
Viele der Herausforderungen in dieser Region sind grenzüberschreitend,<br />
Fragen des Umweltschutzes, Transportverbindungen, Energieangelegenheiten,<br />
Sicherheit und nicht zuletzt auch Fragen der<br />
Bildung und des Arbeitsmarktes. Vor allem in den Bereichen Bildung,<br />
Wissenschaft und Kultur wurden zahlreiche Kooperationen initiiert,<br />
die heute die Basis für eine erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />
bilden. Einige dieser Kooperationen werden in dieser<br />
Ausgabe der <strong>oead</strong>.<strong>news</strong> an Hand konkreter Projekte vorgestellt.<br />
Demokratisierung für EU-ropa<br />
Mit der Öffnung hin zu den südosteuropäischen Nachbarländern verstärkten<br />
sich Österreichs Kontakte und Kooperationen auf verschiedenen<br />
Ebenen, vor allem aber im Bereich der Bildung und Forschung.<br />
Menschen aus Südosteuropa, die in zweiter oder dritter Generation<br />
in Österreich leben, lernen und arbeiten, tragen ganz maßgeblich<br />
dazu bei, die Notwendigkeit eines europäischen Verständnisses von<br />
Demokratie und Gemeinschaft zu beleuchten. Als ein Vertreter dieser<br />
Generation steht Vredan Dzihic. In seiner Analyse geht er auf die<br />
Heterogenität der Länder im Donauraum ein. Diese Heterogenität<br />
reicht von der Bevölkerungszahl über den Wohlstand hin zur Lage<br />
der demokratischen Entwicklung. Die Verantwortung für Letzteres<br />
– eine europäische Demokratie – liegt aber nicht nur in jenen Ländern<br />
mit einer kurzen demokratischen Geschichte, vielmehr ist auch<br />
Westeuropa gefragt, sich hier zu engagieren. Grundsteine für so<br />
einen Prozess werden vielfach über grenzüberschreitende Kooperationen<br />
im Bildungsbereich, die sich in Forschungsprojekten, Mobilitätsprogrammen,<br />
kulturellen Kooperationen, Netzwerken oder Joint<br />
Degree-Programmen äußern, gelegt.<br />
Kooperation und Austausch mit den südosteuropäischen<br />
Nachbarländern<br />
Oft ist die Donau selbst dabei Forschungsgegenstand, wenn es<br />
wie z.B. beim Projekt DREAM (Danube River Research And Management),<br />
um Hochwasserschutz, Wasserbau, Schifffahrt oder<br />
erneuerbare Energie geht. Eine weitere erfolgreiche Kooperation<br />
im Donau-raum ist das CEEPUS-Netzwerk CIII-AT-0042 (›Image<br />
Processing, Information Engineering & Interdisciplinary Knowledge<br />
Exchange‹) – ein Netzwerk von 33 akademischen Institutionen, das<br />
auf Wissenstransfer der Partner im Bereich der Medizintechnik und<br />
der Ausbildung von Mediziner/innen setzt. Wie Ausbildung über die<br />
Grenzen hinweg funktionieren kann, zeigen auch das Erasmus Mundus<br />
Projekt JoinEU-SEE (Scholarship Scheme for Academic Exchange<br />
between EU and Western Balkan Countries) und das Tempus Projekt<br />
CuQ (Crossmedia und Qualitätsjournalismus). Dass auch Kunst zum<br />
Zusammenwachsen der Regionen beiträgt, zeigt sich im Zusammentreffen<br />
mit Wissenschaft im Rahmen des flow-Festivals des IDM<br />
(Institut für den Donauraum und Mitteleuropa) oder im Beitrag von<br />
Dessy Gavrilova, die die unterschätzte Rolle von Kunst und Kultur<br />
thematisiert. Welche Chancen Bildungsprogramme für die in der Donauregion<br />
lebenden Roma bieten, die vielfach als Verlierer/innen der<br />
osteuropäischen Transformation gelten, ist Thema des Beitrages von<br />
Gerhard Baumgartner.<br />
Die Vielfalt und die Vielzahl der Projekte sind beeindruckend – ich<br />
wünsche mir, dass sie Basis für die Initiative von vielen weiteren Kooperationen<br />
mit dem Donauraum sind.<br />
Ihr Hubert Dürrstein
4<br />
Vredan Dzihic<br />
Europäische Demokratie der Zukunft<br />
Integration der Donauländer<br />
Dr. Vredan Dzihic ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Österreichischen<br />
Institut für Internationale Politik (öiip). Geboren 1976 in<br />
Prijedor, Bosnien-Herzegowina, Studium der Politikwissenschaften,<br />
Kommunikationswissenschaften und Geschichte an der Universität<br />
Wien. Seit 2012 ist er wissenschaftlicher Post-Doc-Mitarbeiter<br />
(Assistant Professor) am Institut für Politikwissenschaften der<br />
Universität Wien. Seine Themenschwerpunkte sind Erweiterung<br />
der EU, Europäische Integration, sozioökonomische und politische<br />
Transformationsprozesse, Konfliktforschung und ethnische und<br />
kulturelle Konflikte<br />
Das Ende der kommunistischen Regime im Osten Europas<br />
am Beginn der 1990er Jahre löste eine Euphorie<br />
aus. Man sprach vom ›Ende der Geschichte‹, vom<br />
endgültigen Sieg der liberalen marktwirtschaftlichen<br />
Demokratie über die autoritären Konkurrenzsysteme.<br />
Der Traum von einem vereinten Kontinent, von einer<br />
Zone des Friedens und der Demokratie in Europa<br />
schien Realität zu werden. Die Donau war jener Fluss,<br />
der die ›alten‹ Demokratien des Westens mit den<br />
Staaten im ehemals kommunistischen Osten verband.<br />
Wie dem Verlauf der Donau folgend, die vom<br />
Schwarzwald bis zu ihrem Delta am Schwarzen Meer<br />
so oft ihren Charakter ändert, sich durch Schluchten<br />
kämpft und durch Ebenen mäandert, verlief auch die<br />
demokratische Transition der postkommunistischen<br />
Staaten unterschiedlich.<br />
Widersprüchliche Demokratiepfade<br />
der Donauregion<br />
Ungarn, die Slowakei, Tschechien oder Slowenien<br />
legten einen – mit kleineren zeitlich begrenzten Unterbrechungen<br />
wie z.B. während der Mečiar-Ära in<br />
der Slowakei – zunächst mustergültigen Transformationsprozess<br />
hin und wurden 2004 mit der Vollmitgliedschaft<br />
in der EU belohnt. In Rumänien und<br />
Bulgarien dauerte es drei weitere Jahre länger bis<br />
zum EU-Beitritt, mit dem – so viele Expert/innen –<br />
zwei Staaten trotz großer Probleme im Bereich der<br />
Rechtsstaatlichkeit und der Korruption für Reformbemühungen<br />
politisch belohnt wurden.<br />
Die Staaten des ehemaligen Jugoslawien<br />
gingen durch einen spezifischen<br />
und krisenhaften Transformationsprozess,<br />
in dem sie sich zum Teil noch<br />
immer befinden. Neben der politischen<br />
und wirtschaftlichen Transformation<br />
mussten Kroatien, Serbien<br />
und Bosnien-Herzegowina parallel den<br />
langwierigen Übergang vom Kriegsin<br />
den Friedenszustand meistern. Im<br />
blutigsten der jugoslawischen Staatszerfallskriege,<br />
jenem in Bosnien-Herzegowina,<br />
starben 100.000 Menschen<br />
und nahezu die Hälfte der Bevölkerung<br />
wurde vertrieben. Zu späte und zögerliche<br />
Reaktion Europas auf die Kriege<br />
und ihr symbolisches Scheitern in Srebrenica<br />
trugen europaweit zur Ernüchterung<br />
bei, machten zugleich aber klar,<br />
wie wichtig die Schaffung eines vereinten Europa des<br />
Friedens und Wohlstands für die Zukunft des Kontinents<br />
ist.<br />
Die demokratische Transition im ex-jugoslawischen<br />
Gebiet begann mit großer Verzögerung. Der revolutionäre<br />
Machtsturz des serbischen Machthabers Milosevic<br />
im Oktober 2000 läutete real und symbolisch<br />
eine neue Ära der demokratischen Reformen und der<br />
schnelleren Annäherung an die EU ein. Die Demokratisierung<br />
verlief auch hier – ähnlich wie beispielsweise<br />
in der Ukraine oder in der Slowakei – nicht geradlinig<br />
und ohne Rückschläge. Während Ungarn, Slowenien,<br />
Tschechien und die Slowakei die EU-Beitrittsverträge<br />
unterzeichneten und den Prozess des EU-Beitritts<br />
vollzogen, wurde zur selben Zeit in Serbien der Premierminister<br />
Zoran Djindjic erschossen, weigerte<br />
man sich in Kroatien, den mutmaßlichen Kriegsverbrecher<br />
Ante Gotovina auszuliefern und erpresste<br />
© www.abf.ba
5<br />
5<br />
Die demokratische Transition verläuft nie geradlinig.<br />
buchstäblich die internationale Gemeinschaft in<br />
Post-Dayton-Bosnien jeden kleinsten Kompromiss,<br />
um das Land einen Schritt vorwärts zu bringen.<br />
Autoritäre Herausforderungen<br />
Dass die Pfade zur Demokratie nie geradlinig und<br />
nach einem einfachen und normativ vorbestimmten<br />
Muster verlaufen, ist mittlerweile eine generelle akzeptierte<br />
Erkenntnis der Demokratisierungswissenschaft.<br />
Die Demokratisierungspfade im Donauraum<br />
sind das beste Beispiel dafür. Die globale Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise sowie die Euro-Krise innerhalb der<br />
EU haben auch in einigen Staaten des Donauraums<br />
all die Brüchigkeit des demokratischen Konsenses<br />
aufgezeigt. In Ungarn spricht man seit dem Machtantritt<br />
von Viktor Orban im Jahr 2010 sogar von einer<br />
autoritären Wende. Rumänien macht in den letzten<br />
beiden Jahren ebenfalls eine tiefe Krise durch. Der eigenwillige<br />
nationalbewusste Kurs von Viktor Orban<br />
und die rumänischen Notverordnungen stoßen auf<br />
heftige Kritik aus Brüssel. Auch in jenen Staaten, die<br />
sich in der EU-Erweiterungsschlange befinden, sind<br />
die politischen Folgen der Rezession schwerwiegend.<br />
In Serbien konnten sich die nationalistischen Kräfte<br />
an der Macht festsetzen. Bosnien-Herzegowina<br />
befindet sich in einer politischen Paralyse, die ihresgleichen<br />
sucht und das Land an den Rand der Regierbarkeit<br />
bringt. In der Ukraine ist vom Geist der<br />
Orangenen Revolution wenig zu spüren. Die ohnehin<br />
wenig prosperierende Republik Moldau stöhnt unter<br />
den Folgen der Krise.<br />
In einem Artikel im britischen Guardian im letzten<br />
Sommer sprach man die autoritären Tendenzen in<br />
manchen osteuropäischen Staaten wie Ungarn oder<br />
Rumänien an und schlussfolgerte, dass diese Tendenzen<br />
›einen Blick in den Abgrund Europas‹ erlauben,<br />
das ›die europäische Idee längst aufgegeben hat.‹<br />
(Andrea Capussela, Why the eurozone crisis threatens<br />
liberal reform in the east, in: The Guardian, 5.8.2012)<br />
Wenn auch dies eine äußerst pessimistische Meinung<br />
ist, die hoffentlich von den zukünftigen Entwicklungen<br />
in Europa eines Besseren belehrt werden<br />
wird, gibt es genug Anlass zur Sorge.<br />
setzungen stehen an der Tagesordnung. Jene postdemokratischen<br />
Tendenzen (Colin Crouch), die wir vom<br />
Westen kennen, sind längst Teil des Donauraumes<br />
geworden. Die Regierungen greifen immer öfters zu<br />
Mitteln und Wegen, die aus Brüssel als antiliberal und<br />
undemokratisch verurteilt werden. EU-weite Debatten<br />
über Europa von mehreren Geschwindigkeiten,<br />
über ein Kern- und ein Randeuropa, begleitet mit<br />
einer akuten Erweiterungsmüdigkeit, verringern die<br />
Anreize für interne Reformen und erhöhen die Tendenz<br />
zur negativen politischen Instrumentalisierung<br />
der EU.<br />
Wider den Populismus und EU-Skeptizismus<br />
– Neue Protestbewegungen als<br />
Demokratieelixier<br />
Sowohl in jenen Staaten des Donauraumes, die bereits<br />
Mitglieder der EU sind, als auch in jenen, die<br />
noch in der Warteschlange stehen, sind wir Zeugen<br />
eines weitverbreiteten EU-Skeptizismus, der im Donauraum<br />
durch nationale Sentimentalitäten genährt<br />
wird. Man wehrt sich gegen Brüssel, dem man eine<br />
Beschränkung der Souveränität vorwirft. Manche Politiker<br />
so wie der scheidende tschechische Präsident<br />
Vaclav Klaus griffen in ihren Anti-Brüssel-Reflexen<br />
sogar zu Vergleichen Brüssels mit Moskau in der Zeit<br />
des Kalten Krieges. Mit der Schaffung eines Gegners<br />
im scheinbaren Außen mobilisiert man interne Kräfte<br />
und glaubt – zumindest kurzfristig - Macht stabilisieren<br />
zu können.<br />
Ein populistischer Wettlauf gegen die EU scheint in<br />
manchen Staaten der Donauregion en vogue zu sein.<br />
Der Populismus und nationalistische Agitation stellen<br />
zweifelsohne eine große Gefahr für die jungen Demokratien<br />
des Donauraumes dar. Sie regen aber auch<br />
den Widerstand an. Zahlreiche Bürger/innen sind<br />
nicht mehr bereit, leere populistische Worthülsen und<br />
die selbstbezogenen – oft korrupten Praktiken – der<br />
eigenen politischen Eliten zu akzeptieren. So wird<br />
paradoxerweise ausgerechnet die Krise zu einem potentiellen<br />
Lebenselixier für die Weiterentwicklung der<br />
jungen Demokratien in der Donauregion.<br />
In Ungarn sind im Februar <strong>2013</strong> mehrere Tausend<br />
Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen<br />
Armut, Not und die ›anti-soziale‹ Politik der Regierung<br />
Orban zu protestieren. Oppositionelle Proteste<br />
In allen Staaten des Donauraumes ist das Vertrauen<br />
der Menschen in die Regierenden gering, der Populismus<br />
am Vormarsch. Heftige politische Auseinandergegen<br />
den Allherrschaftsanspruch von<br />
Viktor Orban und seinen offensiven<br />
Kurs gegen die EU begleiten weiterhin<br />
den ungarischen Alltag. In Slowenien<br />
gehören die Straßenproteste und Wut<br />
gegen die Korruption in der Regierung<br />
seit Wochen und Monaten zur<br />
Tagesordnung. In Montenegro gab es<br />
letzten Sommer eine breite zivilgesellschaftliche<br />
Protestfront, die sich für<br />
ein offenes und demokratisches Montenegro<br />
im Rahmen der EU einsetzte.<br />
In manchen Staaten der Donauregion<br />
bekamen EU-Gegner von der Bevölkerung<br />
einen Denkzettel verpasst: Bei<br />
den vorgezogenen Wahlen in der Slowakei<br />
Anfang 2012 setzten sich die<br />
expliziten Pro-Europäer/innen durch.<br />
Proteste und neue zivilgesellschaftliche<br />
Bewegungen im europäischen<br />
Osten und Südosten zeigen, dass die<br />
demokratischen Werte der Freiheit,<br />
Gleichheit und menschlicher Würde,<br />
die mühsam erkämpft wurden, von<br />
vielen Bürger/innen als unumstößlich<br />
betrachtet werden. Jene Student/<br />
innen, die tagtäglich in Ungarn protestieren,<br />
junge Slowen/innen, die<br />
die korrupten politischen Eliten an<br />
den Pranger stellen oder jene Rumän/<br />
innen, die genug von Korruption und<br />
Misswirtschaft haben – all diese und<br />
die vielen anderen Menschen des Donauraumes,<br />
die friedlich ihre Stimme<br />
gegen Missstände in ihren Staaten erheben,<br />
stellen jene emanzipatorischen<br />
Kräfte dar, die diese jungen Demokratien<br />
dringend benötigen. Sie benötigen<br />
sie umso mehr, als die Sympathisant/<br />
innen einer rückwärtsgewandten nationalistischen<br />
Politik und Gegner/innen<br />
der Demokratie in der Krise stärker geworden<br />
sind. Ob dies die xenophoben<br />
und Roma feindlichen Jobbik-Anhänger/innen<br />
in Ungarn sind, die rechtsnationalistischen<br />
Gruppierungen in<br />
Serbien oder jene Hooligans, die sich<br />
Anfang 2012 in Rumänien Straßen-
6<br />
Großräume stellen die Zukunft<br />
Europas dar, regionale Vernetzung<br />
und transnationale Kommunikation<br />
sind das Muss des 21. Jahrhunderts.<br />
schlachten mit der Polizei lieferten, sie werden durch den Hass<br />
auf Andersdenkende, durch Ängste vor der Öffnung, vorm Einsperren<br />
in den engen Räumen von eigenen und von rechtsnationalistischen<br />
Politiker/innen geschürten ideologischen Wahnvorstellungen<br />
vereint.<br />
Werte im Wettstreit – Wege zur Belebung der<br />
europäischen Demokratien der Donauregion<br />
Hinter der Konkurrenz der demokratischen Pro-Europäer/innen,<br />
die in der Schaffung offener Gesellschaften im Donauraum die<br />
Zukunft sehen, und ihrer Feinde, die in rückwärtsgewandten Politiken<br />
und nationalistischer Exklusion ihr Heil suchen, steht nicht<br />
zuletzt auch ein Wettstreit unterschiedlicher Werte. Die europäische<br />
Wertedebatte ist mehr als nur eine Debatte über die zentralen<br />
Werte einer Gemeinschaft. Sie ist vielmehr als ein umkämpftes<br />
Terrain, auf dem sich die national-konservativen mit post- und<br />
transnationalen Werten im Widerstreit befinden. Sie ist stets auch<br />
ein Gradmesser für die Funktionalität der EU, für ihre wirtschaftliche<br />
und politische Leistungsfähigkeit, für ihre Attraktivität in den<br />
Augen der EU-Bürger/innen und all jener, die das werden möchten.<br />
Die Gleichung ist einfach – je besser die Union funktioniert<br />
und je leistungsfähiger sie ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass<br />
die europäischen Werte des Friedens, der Demokratie, der Freiheit<br />
und Gleichheit der Bürger/innen zu universellen Werten des<br />
Kontinents werden. Je größer die Krise und die europäischen Verwirrungen<br />
mitsamt all der engen nationalstaatlichen Argumente,<br />
desto größer werden die Partikularismen und Nationalismen, desto<br />
heftiger wird der Ruf nach einfachen Lösungen für komplexe<br />
Probleme, die allzu leicht in autoritäre Sackgassen führen können.<br />
Eine spezifische und auf den Donauraum zugeschnittene Strategie<br />
bildet den Kern der EU-Bemühungen um die Förderung der<br />
europäischen Werte und Demokratie in der Donauraumregion.<br />
Der Europäische Rat hat im Juni 2011 die EU-Strategie für den<br />
Donauraum verabschiedet. Die Strategie umfasst insgesamt 14<br />
Staaten, acht EU-Mitgliedsstaaten (Deutschland, Österreich,<br />
Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Bulgarien und Rumänien,<br />
das baldige Mitgliedsland Kroatien, Kandidatenland Montenegro,<br />
potentielle Beitrittskandidaten Serbien, Bosnien-Herzegowina<br />
sowie die Ukraine und die Republik Moldau. Die zentralen<br />
Ziele sind klar formuliert und zielen auf die Stärkung der Demokratie<br />
ab: Die Erhöhung des Wohlstandes in den Donauraumländern<br />
soll die Stabilität der demokratischen Herrschaft erhöhen. Die<br />
Förderung der Umsetzung europäischer Rechtsvorschriften im gesamten<br />
Donaugroßraum soll all diejenigen Staaten, die noch nicht<br />
EU-Mitglieder sind, näher an die volle Mitgliedschaft in der Union<br />
heranführen. Innerhalb des Donauraumes als einer (zukünftigen)<br />
europäischen Großregion soll die regionale Kooperation gefördert<br />
werden. Durch den Ausbau von Infrastruktur, engere Verkehrsvernetzung,<br />
Stärkung der wirtschaftlichen Position des Donauraumes<br />
innerhalb Europas oder Fokussierung auf den Umweltschutz und<br />
naturnahe Lebensräume werden in der Großraumregion Donau Akzente<br />
gesetzt, die den Donauraum zu einem prosperierenden und<br />
stabilen Teil EU-ropas machen sollen.<br />
Großräume stellen die Zukunft Europas dar, regionale Vernetzung<br />
und transnationale Kommunikation sind das Muss des 21. Jahrhunderts.<br />
Der Donauraum muss Heterogenes vereinen, muss Grenzen<br />
überwinden und Kommunikation schaffen zwischen den Ländern<br />
der EU, jenen, die an der EU-Tür klopfen und morgen Mitglieder sein<br />
werden, und jenen, die aller Voraussicht nach noch länger draußen<br />
vor den Toren der Union bleiben werden. Die Aufgabe ist ambitioniert<br />
und keinesfalls leicht, zumal europäische Demokratie selbst<br />
am Scheideweg steht. EU-ropa muss sich neu erfinden, die EU muss<br />
den mutigen nächsten Schritt zu einer politischen Gemeinschaft<br />
setzen. Die Fortsetzung des Erweiterungsprojekts Richtung Westbalkan<br />
gehört selbstverständlich dazu. Eine Abkehr vom Projekt der<br />
EU-Erweiterung würde aber zwangsläufig neue Krisen provozieren<br />
und letztlich Europa einen historischen Schaden zufügen. Nur die<br />
Vertiefung und Erweiterung Europas und seiner politischen Handlungsfähigkeit<br />
über nationale Grenzen hinaus (Jürgen Habermas)<br />
kann jene Kräfte entfalten, die das Potential haben, die europäische<br />
Demokratie zu beleben.
7<br />
Steckbrief der Donau<br />
Zahlen und Fakten<br />
DEUTSCHLAND<br />
UKRAINE<br />
SLOWAKEI<br />
ÖSTERREICH<br />
MOLDAU<br />
KROATIEN<br />
UNGARN<br />
RUMÄNIEN<br />
SERBIEN<br />
BULGARIEN<br />
Die Donau fließt durch zehn verschiedene Länder:<br />
Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldau, Ukraine<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
2.857 km Gesamtlänge<br />
Längenanteil Österreich: 357 km<br />
Einzugsgebiet 817.000km²<br />
Mündung: Schwarzes Meer<br />
zweitlängster Strom Europas (längster Strom = Wolga)<br />
verbindet 83 Millionen Menschen<br />
Städte entlang der Donau: Ulm, Ingolstadt, Regensburg, Linz, Wien, Bratislava, Budapest, Novi Sad, Belgrad, Russe, Brăila, Galați<br />
[aus: www.wasseraktiv.at, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; wikipedia]
8<br />
Gerhard Volz<br />
Die Donau verbindet<br />
Neue Bildungsräume entdecken<br />
Mag. Gerhard Volz ist Bereichsleiter für das Programm<br />
Erasmus der Nationalagentur Lebenslanges Lernen bei<br />
der OeAD-GmbH.<br />
Wenn die Donau die Reichsbrücke in Wien passiert,<br />
benötigt sie nach offizieller Berechnung noch 1.930<br />
Kilometer, bevor sie beim Leuchtturm von Sulina in ihrem<br />
gewaltigen Delta das Schwarze Meer erreicht. Was<br />
der mächtige Strom Zentraleuropas auf diesem Weg<br />
durchfließt, gehört zu den reichhaltigsten Wissens-,<br />
Geschichts- und Kulturlandschaften der Welt – vielfältig,<br />
widersprüchlich und verbindend zugleich. Von den<br />
Industriegebieten Süddeutschlands in die ungarische<br />
Tiefebene, vom Eisernen Tor in die unberührten Naturlandschaften<br />
des Mündungsgebiets: die Donau berührt<br />
einfache Dörfer ebenso wie die Krönungsstädte<br />
von Königen und Bischöfen.<br />
Seit Jahrhunderten ist die Donau zudem Transportweg<br />
für Menschen, Güter und Wissen. Sie verbindet<br />
Sprachen, Kulturen, Lehre und Forschung. Bereits im<br />
14. Jahrhundert wurden im Einzugsgebiet der Donau<br />
die ersten Universitäten gegründet (Wien 1365, Pécs/<br />
Fünfkirchen 1367, Buda/Ofen 1395), zahlreiche weitere<br />
entstanden in den darauffolgenden Jahrhunderten.<br />
Schon bald formten sich damit auch wissenschaftliche<br />
Kontakte zwischen Österreich und den ›Nachbarn‹<br />
entlang des Flusses, Verbindungen, die vielfach den<br />
Wandel der Zeiten mit seinen Kriegen und politischen<br />
Umwälzungen überstanden. Dazu kam, dass sich Österreich<br />
aufgrund seiner zentralen geopolitischen Lage<br />
und seiner historischen Bezüge seit jeher als besonders<br />
enges Bindeglied zu den östlichen und südöstlichen<br />
Nachbarländern verstand. Aus diesem Verständnis<br />
heraus entstanden auch schon sehr früh – gemessen<br />
am Entwicklungsstand der Internationalisierung von<br />
Hochschulen jener Zeit – Programme und Kooperationsprojekte,<br />
welche die wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />
mit der Region weiter vorantreiben sollten.<br />
Mit dem gesellschaftlichen Aufbruch der ›Revolutionsjahre‹<br />
1989 bis 1992 eröffneten sich für viele Länder<br />
entlang der Donau plötzlich zusätzliche Möglichkeiten<br />
der hochschulischen Kooperation: 1998 konnten die<br />
Länder des ehemaligen Ostblocks erstmals voll an den<br />
europäischen Bildungsprogrammen teilnehmen – eine<br />
Chance, die viele Hochschulen von der ersten Stunde<br />
an intensiv zu nutzen suchten. Über die bisherigen<br />
Kooperationen hinaus konnten nun Studierende und<br />
Lehrende Regionen entdecken, die über Jahrzehnte<br />
vom Rest Europas abgeschlossen waren. Daneben entstanden<br />
in Ländern wie Ungarn, Serbien oder Rumänien<br />
neue Studiengänge, oftmals in englischer oder<br />
sogar deutscher Sprache – ganz dem Gedanken der<br />
internationalen Vernetzung verschrieben.<br />
Österreichs Lehrende und Forscher/innen haben, zumindest<br />
wenn man auf die Zahlen im Erasmus-Programm<br />
blickt, die Aufforderung gerne angenommen,<br />
neue Bildungsräume zu entdecken. Lehraufträge in<br />
Budapest, Osijek oder Constanţa wurden entgegengenommen.<br />
Mittlerweile – so muss man allerdings leider<br />
feststellen – ist das allgemeine Interesse wieder etwas<br />
gesunken, so manche nachhaltige Partnerschaft hat<br />
sich aber gerade dadurch weiter vertieft.<br />
Im Bereich der Erasmus-Intensivprogramme bestehen<br />
insbesondere zahlreiche Kooperationen zwischen Österreich<br />
und Ungarn, Slowenien und Rumänien. Aber<br />
auch alle anderen teilnahmeberechtigten Länder sind<br />
in Projekte eingebunden.<br />
Etwas ambivalenter ist die Situation bei Studierenden,<br />
da nach wie vor gewisse Vorurteile in Bezug auf die<br />
Länder und Hochschulen Osteuropas bestehen. Doch<br />
langsam und stetig wird auch diese Region entdeckt:<br />
Als 1998/99 erstmals Aufenthalte in osteuropäischen<br />
Ländern möglich waren, nutzten lediglich 13 Studierende<br />
diese Möglichkeit. Im Studienjahr 2007/08 waren<br />
es dann bereits 346. Im Durchschnitt absolvieren<br />
rund 7% der Erasmus-Studierenden ihren Studienauf-<br />
© Stefan Ossmann
9<br />
Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
im neuen europäischen Bildungsprogramm<br />
2014–2020<br />
enthalt in einem osteuropäischen Land; bei Praktika<br />
liegt diese Zahl etwas höher. Die beliebtesten Zielländer<br />
der Österreicher/innen sind dabei Tschechien,<br />
Polen und Ungarn. Jene, die zurückkehren – das zeigt<br />
eine 2012 von der Universität Wien erarbeitete und<br />
vom OeAD herausgegebene Studie sehr deutlich – sind<br />
in ungleich höherem Maße mit ihrem Erasmus-Aufenthalt<br />
zufrieden als Studierende, die ihren Aufenthalt<br />
in ›klassischen‹ Ländern wie Spanien, Frankreich oder<br />
Deutschland verbracht haben. Die Studierenden fühlen<br />
sich in den vergleichsweise ›jungen‹ Städten des<br />
Ostens wohl und es gelingt vielfach leichter, Kontakte<br />
zu Einheimischen zu knüpfen als in den großen Erasmus<br />
Communities Westeuropas.<br />
Ein Erasmus-Student berichtete auf die Frage, was<br />
ihn außerhalb des Studiums im rumänischen Cluj besonders<br />
prägte, über gesellschaftliche Einblicke in das<br />
Verhältnis von Mehrheiten und Minderheiten in Siebenbürgen<br />
und zugleich über die zahlreichen Freundschaften,<br />
die in dieser Zeit mit Rumän/innen, aber<br />
auch mit Menschen aus ganz Europa entstanden sind.<br />
Fachkonferenz zur Hochschulzusammenarbeit<br />
im Juli <strong>2013</strong><br />
Um den aktuellen Entwicklungen in der Region Zentral-<br />
und Osteuropa Rechnung zu tragen und die Vielfalt<br />
der Kooperationsmöglichkeiten im Hochschulbereich<br />
aufzuzeigen, richtet die OeAD-GmbH unter Koordination<br />
der Nationalagentur Lebenslanges Lernen und<br />
in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für<br />
Wissenschaft und Forschung Anfang Juli <strong>2013</strong> eine internationale<br />
Fachkonferenz aus, zu der Gäste aus dem<br />
gesamten Donauraum sowie aus weiteren Ländern<br />
Südosteuropas eingeladen werden.<br />
Mit der Fachkonferenz sollen gleich mehrere Ansätze<br />
verfolgt werden: Ausgehend von bestehenden Kooperationen<br />
im Hochschulbereich soll erarbeitet werden,<br />
welche Perspektiven sich daraus für die Zukunft ergeben,<br />
welche (gemeinsamen) Interessen bestehen und<br />
was für Folgeinitiativen sich konkret daraus entwickeln<br />
können. Der Blick wird dabei einerseits auf die zahlreichen<br />
existierenden und vom OeAD betreuten Förderprogramme<br />
gelegt, zum anderen soll ganz gezielt ein<br />
Ausblick darauf erfolgen, welche Formen der Zusammenarbeit<br />
im neuen europäischen Bildungsprogramm<br />
2014–2020 (derzeitiger Arbeitstitel: ›Erasmus für<br />
Alle‹) gefördert werden können. Schon<br />
heute bieten multilaterale Initiativen<br />
wie CEEPUS, die bilaterale Aktionen<br />
mit der Slowakischen Republik, der<br />
Tschechischen Republik und Ungarn,<br />
Erasmus, die EU-Drittstaatenprogramme<br />
oder die Programme der Wissenschaftlich-Technischen<br />
Zusammenarbeit<br />
hervorragende Möglichkeiten,<br />
wenn es um die Förderung der Hochschulkooperation<br />
sowohl zwischen Österreich<br />
und der Donauregion als auch<br />
unter den betroffenen Ländern selbst<br />
geht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
werden aufgerufen sein, selbst<br />
Projekte vorzustellen, Erfahrungen<br />
einzubringen und gemeinsam neue Initiativen<br />
zu entwickeln. Diskutiert wird<br />
dann, wie die Ergebnisse und Erfahrungen<br />
in künftige Formen der Zusammenarbeit<br />
transferiert werden können.<br />
Natürlich soll eine Initiative in diesem<br />
Bereich mit unmittelbarem Nutzen<br />
für den Hochschulstandort Österreich<br />
verknüpft sein. Die Veranstaltung soll<br />
aufzeigen, wo Kooperationen zwischen<br />
unserem Land und Zentral- bzw. Osteuropa<br />
existieren, Österreichs Hochschulen<br />
haben damit durch die Vernetzung<br />
von Akteur/innen bei akademischen<br />
Kooperationen in diesem Raum quasi<br />
›die Nase vorn‹. Daneben erlaubt eine Initiative zu<br />
diesem Zeitpunkt einen aktiven Start österreichischer<br />
Hochschulen ins neue EU-Bildungsprogramm 2014–<br />
2020.<br />
Neben dem Austausch auf bildungspolitischer Ebene<br />
wird sich die Fachkonferenz in ihrem Verlauf thematischen<br />
Aspekten der Zusammenarbeit widmen, die<br />
für Hochschulen generell wichtige Fragestellungen<br />
behandeln. Darunter fallen die Qualitätssicherung bei<br />
gemeinsamen Projekten ebenso wie die Anrechnung<br />
von Studienleistungen bei Mobilität oder ein Erfahrungsaustausch<br />
hinsichtlich der Zusammenarbeit mit<br />
Unternehmen, etwa im Falle von Praktika. Die Veranstaltung<br />
richtet sich dabei gezielt an Expertinnen und<br />
Experten aus der ›Praxisebene‹ der Hochschulen, also<br />
an Personen, die selbst bereits Projekte durchgeführt<br />
und Interesse an einer Kooperation mit der angesprochenen<br />
Region haben.<br />
Ein letztes, nicht unwesentliches Element wird daher<br />
die Vernetzung von Akademiker/innen unterschiedlichster<br />
Fachbereiche sein, die im Rahmen der Veranstaltung<br />
die Möglichkeit erhalten werden, erste konkrete<br />
Projektideen zu entwickeln.<br />
Der Kultur- und Wissenschaftsraum Donau ist gewissermaßen<br />
die Lebensader Europas. Dass diese Lebensader<br />
seit Jahrhunderten nicht nur Material und<br />
Menschen verbindet, sondern auch den geistigen<br />
Austausch auf akademischer Ebene befördert, möchte<br />
der OeAD mit seinen zahlreichen Kooperationsprogrammen<br />
und mit einer interessanten internationalen<br />
Fachveranstaltung aufzeigen.<br />
© gerhard volz
10<br />
Helmut Habersack<br />
Danube River Research and<br />
Management DREAM<br />
Ein Forschungs-Flagshipprojekt im Rahmen<br />
der Donauraumstrategie<br />
Univ. Prof. DI Dr. Helmut Habersack ist Leiter des Christian Doppler<br />
Labors für Innovative Methoden in Fließgewässermonitoring,<br />
Modellierung und Flussbau am Institut für Wasserwirtschaft,<br />
Hydrologie und konstruktiven Wasserbau, Department für Wasser,<br />
Atmosphäre und Umwelt an der Universität für Bodenkultur Wien .<br />
© cdg<br />
Das Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und<br />
konstruktiven Wasserbau an der Universität für Bodenkultur<br />
Wien unter der Leitung von Prof. Habersack<br />
hat eine führende Position in der Forschung in den Bereichen<br />
Fließgewässermonitoring, Modellierung und<br />
Flussbau inne, sowohl EU- als auch nationale Projekte<br />
wurden koordiniert. Das Institut kann auf langjährige<br />
und erfolgreiche Kooperationen im Donauraum zurückblicken,<br />
wobei unterschiedliche Fragestellungen<br />
und Thematiken bearbeitet wurden, wie die nachfolgenden<br />
Beispiele zeigen. Seit 2010 leitet Prof. Habersack<br />
auch das Christian Doppler-Labor für Innovative<br />
Ansätze in Fließgewässermonitoring, Modellierung<br />
und Flussbau.<br />
Die hydromorphologische Beeinflussung von Fließgewässern<br />
ist als potenzielles Konfliktfeld zwischen<br />
Umweltschutz und anthropogenen Nutzungen der<br />
Flüsse (z.B. Schifffahrt, Hochwasserschutz und Wasserkraftnutzung)<br />
zu sehen. Aus diesem Grund wurden<br />
im Zuge des PLATINA-Projekts (FP7–Projekt) in den<br />
Jahren 2009/10 an der gesamten Donau sämtliche<br />
hydromorphologische Aspekte eines integrativen<br />
Flussgebietsmanagements untersucht. Zusammenfassend<br />
zeigten die Ergebnisse, dass die Bewertung<br />
bzw. Berücksichtigung der Gewässermorphologie und<br />
ihrer dynamischen Prozesse nicht nur für ökologische<br />
Fragen aber auch für alle weiteren Formen der Gewässernutzung<br />
(z.B. Schifffahrt) von Bedeutung sind.<br />
Während im Unterlauf der Erhalt der Morphodynamik<br />
im Vordergrund steht, gewinnt im Mittel- und Oberlauf<br />
der Rückbau (z.B. Entfernung der Ufersicherung,<br />
Gewässervernetzung) an Bedeutung. An der Donau<br />
östlich von Wien wird derzeit im Rahmen des Pilotprojektes<br />
Bad Deutsch Altenburg ein Naturversuch<br />
zur Stabilisierung der Donau, Verbesserung der Schifffahrtsbedingungen<br />
und der Ökologie durchgeführt.<br />
Im Bereich des integrierten Hochwasserschutzes<br />
fordert die EU-Hochwasserrichtlinie eine verstärkte<br />
Zusammenarbeit der Anrainerstaaten an grenzüberschreitenden<br />
Flüssen. Die Donau als größter Fluss in<br />
der Europäischen Union stellt hierbei in Hinblick auf<br />
die Harmonisierung der durch die Richtlinie geforderten<br />
Gefahren- und Risikokarten eine besondere Herausforderung<br />
dar, da eine große Anzahl an Anrainerstaaten<br />
koordiniert werden muss. Die Abstimmung<br />
internationaler Hochwasserschutz-Maßnahmen im<br />
Rahmen eines integrierten Flood-Risk-Managements<br />
erfordert daher ein gemeinsames Begriffsverständnis,<br />
eine gemeinsame Datenbasis und gemeinsam erstellte<br />
und harmonisierte Grundlagenkarten (flood hazard<br />
and risk maps). Diese Zielsetzungen sind integraler<br />
Bestandteil des SEE-Projektes ›Danube FloodRisk‹, in<br />
welchem Wissenschafter/innen, Verwaltungsbehörden,<br />
NGOs und Interessensvertreter/innen anwen-<br />
dungsorientiert an der Entwicklung<br />
einer einheitlichen Methodik zur Erstellung<br />
der Gefahren- und Risikokarten<br />
(Donau-Atlas) arbeiten und somit die<br />
Grundlage für andere Disziplinen wie<br />
Raumplanung oder Wirtschaft in Bezug<br />
auf ein integriertes Risiko-Management<br />
liefern.<br />
Die rumänische Donau, zwischen den<br />
Städten Calarasi und Braila (Fluss-km<br />
375 bis 175) stellt eine weitgehend naturnahe<br />
Bifurkationsstrecke dar. Durch<br />
fortschreitende Durchflussaufteilung<br />
in Richtung linkes Donauufer führt<br />
der rechte Hauptstrom immer weniger<br />
Wasser, wodurch u.a. die Schiffe<br />
einen Umweg von ca. 110 km in Richtung<br />
Schwarzes Meer in Kauf nehmen<br />
müssen. Um wieder mehr Abfluss im<br />
Hauptstrom zu erhalten, soll durch<br />
eine Sohlrampe die Durchflussaufteilung<br />
geändert werden, wodurch sich<br />
eine Beeinträchtigung der Migration<br />
der Störe ergeben könnte. Um die Auswirkungen<br />
zu minimieren, sollen durch<br />
einen phasenweisen Bau der Sohlrampe<br />
und durch ein begleitendes Monitoring,
11<br />
© Margit Gerstl<br />
Donau bei Bad Deutsch Altenburg/Österreich<br />
Entscheidungsgrundlagen geliefert werden. In Zusammenarbeit<br />
mit internationalen Monitoring Teams<br />
werden die Auswirkungen der Baumaßnahmen analysiert<br />
(u.a. Einsatz eines 3D Simulationsmodells). Auf<br />
eine ganzheitliche Betrachtung des Donauraumes mit<br />
seinen spezifischen Problemen und Anforderungen<br />
zielt das zukünftige Projekt ›DREAM – Danube River<br />
REsearch And Management‹ ab. Dieses Projekt passt<br />
sehr gut in die bestehende Donauraumstrategie und<br />
erfüllt zahlreiche Anforderungen für die europäische<br />
territoriale Zusammenarbeit. Durch gemeinsame<br />
transnationale Forschungstätigkeit sollen durch abgestimmte<br />
Monitoringprogramme, neue Modelle und<br />
verträgliche Lösungen im Wasserbau eine nachhaltige<br />
Nutzung und der Schutz der Donau sichergestellt sowie<br />
eine win-win Situation zwischen den Bereichen<br />
›Ökonomie‹ und ›Ökologie‹ erreicht werden.<br />
Die Themen, die unter DREAM behandelt werden<br />
sollen, sind untereinander stark verknüpft und erstrecken<br />
sich über eine Vielzahl an Forschungsbereichen:<br />
Sedimenttransport, Hydrodynamik, Flussmorphologie,<br />
anthropogene Nutzung, Hochwasserschutz<br />
und –management, Wasserbau, erneuerbare Energie,<br />
Schifffahrt, Flussmonitoring, Hydrometrie, Flussökologie,<br />
nachhaltige Entwicklung von Flusslandschaften.<br />
Zwei neue große Wasserbaulabors im Ober- und Unterlauf<br />
der Donau (eines in Wien, eines in Rumänien)<br />
mit einem Durchfluss von 5 m³/s im freien Gefälle<br />
ermöglichen die Durchführung von bis dato nicht<br />
durchführbaren Versuchen sowie die Erstellung von<br />
großskaligen Modellen und eröffnen dadurch neue<br />
Perspektiven in den Forschungsbereichen Hydrodynamik,<br />
Sedimenttransport, Morphodynamik und<br />
Ökologie. Bereits bestehende Labors sollen durch eine<br />
Modernisierung der Messgeräte zur Untersuchung<br />
von Fragestellungen beitragen. Ein weiteres Ziel ist die<br />
Verbesserung und Weiterentwicklung von computerbasierten<br />
Modellen sowie deren gemeinsame donauraumweite<br />
Nutzung und Anwendung.<br />
Entlang der gesamten Donau sowie an ihren Zubringern<br />
werden Untersuchungsgebiete definiert und<br />
Messstationen eingerichtet, welche einerseits zur<br />
Kalibrierung und Validierung von physikalischen und<br />
computerbasierten Modellen beitragen, andererseits<br />
die Durchführung von wasserbaulichen Versuchen unter<br />
1:1 Bedingungen ermöglichen. Ein in der Mitte des<br />
Donauverlaufs stationiertes Forschungsschiff mit einem<br />
Tauchschacht liefert einen wichtigen Beitrag zur<br />
Untersuchung der Flusssohle und damit verknüpften<br />
Fragestellungen sowie darauf aufbauenden Managementstrategien.<br />
Ein wichtiger Punkt für die Umsetzung dieses großräumlichen<br />
Projekts ist die Zusammenarbeit der be-<br />
stehenden Forschungsinstitutionen<br />
und Labors. Nur dadurch kann das Ziel<br />
eines erfolgreichen und nachhaltigen<br />
Wissenstransfers gewährleistet werden.<br />
Projektpartner von DREAM sind<br />
Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />
im Einzugsgebiet der Donau,<br />
wobei Kooperationen mit privaten und<br />
öffentlichen Einrichtungen (Ministerien,<br />
Wasserkraftbetreibern, Schifffahrtsbehörden,<br />
NGOs,…) vorgesehen und<br />
gewünscht sind. Lead Partner ist die<br />
BOKU. Das Projekt wurde im Juni 2012<br />
zum PA7 flagship-Projekt der Donauraumstrategie<br />
gewählt.<br />
infopoint<br />
www.cdg.ac.at
12<br />
<strong>oead</strong>.<strong>news</strong> im Gespräch mit<br />
Rudolf Gräf<br />
Vizerektor der Universität Cluj-Napoca/Klausenburg, Rumänien<br />
Prof. Dr. Rudolf Gräf ist Vizerektor der Universität<br />
Babeş-Bolyai, Cluj-Napoca und dort verantwortlich für<br />
die Deutsche Studienlinie.<br />
<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Ihre Universität hat enge Beziehungen zu<br />
mehreren Universitäten Österreichs. Seit wann gibt es diese<br />
universitären Kooperationen mit Österreich?<br />
Rudolf Gräf (RG): Schon gegen Ende des 20. Jh. hat<br />
die damalige Universitätsleitung begonnen die wissenschaftlichen<br />
Beziehungen zu Österreich neu aufzubauen.<br />
Man schloss eigentlich an alte Traditionen<br />
an, die durch das kommunistische Regime auf ein Minimum<br />
reduziert worden waren. Gleichzeitig schickte<br />
Österreich über die ›Österreich-Kooperation‹ den ersten<br />
Sprachlektor nach Klausenburg, der nicht nur als<br />
Sprachvermittler und Lehrer deutschsprachiger Literatur<br />
tätig war, sondern auch Kulturprojekte initiierte<br />
und durchführte. Durch persönliche Kontakte zwischen<br />
dem Rektor der Universität Wien, Prof. Georg<br />
Winckler und dem Rektor der Klausenburger Universität,<br />
Prof. Andrei Marga kam es noch im vergangenen<br />
Jahrhundert zum Abschluss einer Partnerschaft beider<br />
Universitäten.<br />
<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Was waren die Themen dieser ersten Partnerschaften?<br />
RG: Anfänglich waren es eher einzelne Projekte, welche<br />
im Rahmen der Partnerschaft initiiert wurden. Es<br />
kam aber zu einem Austausch, bei dem Lehrende und<br />
Forscher und Forscherinnen die jeweiligen Partnerinstitute<br />
kennen lernen und von deren Tätigkeiten profitieren<br />
konnten. Ein Meilenstein in der gegenseitigen<br />
Zusammenarbeit war die Einrichtung einer ›Österreich-Bibliothek‹<br />
innerhalb der Universitätsbibliothek<br />
durch das Österreichische Außenministerium, vertreten<br />
durch den damaligen Sektionsleiter Botschafter<br />
Dr. Emil Brix im Jahr 2003. Die Sprachlektorinnen und<br />
Sprachlektoren der ›Österreich-Kooperation‹ arbeitete<br />
immer intensiv an dieser Fachbibliothek mit und<br />
nützten deren Räume für wissenschaftliche und kulturelle<br />
Veranstaltungen, wodurch die Bibliothek sehr bekannt<br />
wurde und sich zu einem wichtigen Platz für die<br />
Forschung der Universität Klausenburg<br />
entwickelte. Wichtig war von Anfang an<br />
die Tatsache, dass die Universität Klausenburg<br />
als dreisprachige Universität<br />
geführt wird, das heißt, es gibt Lehrveranstaltungen<br />
in rumänischer, ungarischer<br />
und deutscher Sprache.<br />
<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: War die Partnerschaft mit der<br />
Universität Wien die einzige Partnerschaft<br />
der Universität Cluj-Napoca mit österreichischen<br />
Universitäten?<br />
RG: Das österreichische Außenministerium,<br />
Dr. Emil Brix, Frau Regierungsrätin<br />
Chrsitine Dollinger, dann der österreichische<br />
Botschafter in Bukarest,<br />
Dr. Martin Eichtinger, haben in diesem<br />
Sinne enorm zum Aufbau dieser Beziehungen<br />
mit der österreichischen akademischen<br />
Welt beigetragen.<br />
Diese Zusammenarbeit war von Beginn<br />
an etwas Besonderes, weil die Universität<br />
Wien an und für sich keine Gesamtpartnerschaften<br />
mit Universitäten, die<br />
außerhalb von Hauptstädten lagen,<br />
abschloss. Schon bald wurden Kooperationsverträge<br />
mit der Universität Graz<br />
unterschrieben, aus denen sich wunderbare<br />
Partnerschaften entwickelten, die<br />
bis heute gut funktionieren. Weitere<br />
Partnerschaften entstanden mit dem<br />
Institut für Geografie der Universität<br />
Innsbruck und mit der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften, in deren<br />
Rahmen die Übersetzung einer großangelegten,<br />
von Dr. Peter Urbanitsch<br />
angefertigten Zusammenfassung des<br />
Monumentalwerkes ›Die Habsburger-<br />
Monarchie 1848–1918‹ ins rumänische in Angriff<br />
genommen wurde. Ebenso arbeiten wir intensiv mit<br />
der Universität Innsbruck zusammen (Geschichte) und<br />
mit der Universität Klagenfurt. Eigentlich gibt es gute<br />
Beziehungen mit allen österreichischen Universitäten.<br />
Außerdem ist die Universität Mitglied der Donaurektorenkonferenz<br />
und arbeitet dort aktiv mit.<br />
<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Was ist das Besondere der Partnerschaft mit<br />
der Universität Graz?<br />
RG: Gemeinsam wurde – unter Einbeziehung der Universität<br />
Laibach/Ljubjana – unter der Leitung von Prof.<br />
Harald Heppner ein Masterprogramm zur Geschichte<br />
Südosteuropas entwickelt. Mittlerweile sind auch die<br />
Universitäten Zagreb, Saloniki, Sofia, Belgrad und<br />
Sarajewo diesem Masterprogramm beigetreten und<br />
es findet ein reger Lehrenden- und Studierendenaustausch<br />
statt. Hier gilt es vor allem das Engagement<br />
von Prof. Heppner, Ehrendoktor der Babes-Bolyai Universität,<br />
aber auch der ehemaligen Vizerektorin der<br />
Univ. Graz, Roberta Mayerhofer zu erwähnen.<br />
<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Kommen – abgesehen von diesen Partnerschaften<br />
– viele Studierende aus anderen Ländern nach<br />
Cluj-Napoca?<br />
RG: Es gibt bei uns auch Lehrveranstaltungen in englischer<br />
und französischer Sprache. Vor allem jene in<br />
Englisch werden gut genützt. Diese werden vor allem<br />
in den Wirtschaftsfächern angeboten; französische<br />
Lehrveranstaltungen werden leider seltener besucht.<br />
Ein Renner ist derzeit das Fach ›Jüdische Studien‹, das<br />
erst vor einigen Jahren eingerichtet wurde und stark<br />
von ausländischen Studierenden frequentiert wird.<br />
Die Anzahl der Doktorand/innen aus verschiedenen<br />
Ländern (Israel, Österreich, Deutschland) ist während<br />
der letzten Jahre gestiegen.<br />
Sicher haben wir nicht die Anzahl von internationa-
13<br />
13<br />
Es geht darum, Demokratie zu leben.<br />
len Studierenden erreicht die wir uns erwünschen.<br />
Dies auch wegen der legislativen Unsicherheit, die im<br />
rumänischen Hochschulwesen herrscht. Auch, weil<br />
die zahlreichen sogenannten ›Reformen‹ des rumänischen<br />
Unterrichts aus den letzten zwei Jahrzehnten<br />
nicht die Rahmenbedingungen für eine unbürokratische<br />
Öffnung geschaffen haben. Keines der Bildungsgesetze,<br />
die in Rumänien den Unterricht im Allgemeinen<br />
und das Hochschulwesen im Speziellen betreffen,<br />
hat die Voraussetzungen für eine nahtlose Integration<br />
in die europäische akademische Welt geschaffen und<br />
keines dieser Gesetze hat den Universitäten eine reelle<br />
Autonomie verliehen.<br />
So ist die Mühe für den Aufbau und die Bewahrung<br />
dieser Beziehungen den Universitäten überlassen worden,<br />
die oftmals die unglaubliche Trägheit des bürokratischen<br />
Apparats überwinden müssen und auf die<br />
Bereitschaft der österreichischen und anderen europäischen<br />
Universitäten angewiesen sind um auch unter<br />
solchen Umständen zu kooperieren.<br />
So waren z.B. die österreichischen Lektorinnen und<br />
Lektoren, Professorinnen und Professoren in mehrfacher<br />
Weise für die Universität von Bedeutung:<br />
Durch die Vermittlung neuer<br />
didaktischer Methoden, die in Rumänien<br />
gänzlich unbekannt waren, führten<br />
sie ein völlig neues Unterrichtsverhalten<br />
ein. Neue wissenschaftliche Zugänge<br />
wurden erklärt und moderne Literatur<br />
in den Unterricht eingebaut. Besonders<br />
wichtig war aber der Unterricht, in dem<br />
die Studierenden gleichberechtigt einbezogen<br />
wurden; die Kultur der Diskussion,<br />
die es vorher nicht gegeben hatte<br />
und welche die Studierenden zu selbstständig<br />
denkenden Menschen erzog.<br />
Mindestens genauso wichtig waren die<br />
Netzwerke, die die einzelnen Lehrenden<br />
mitbrachten und uns zur Verfügung<br />
stellten.<br />
<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Was ist der sichtbare und/oder<br />
ideelle Gewinn durch die Partnerschaften<br />
für die Universität?<br />
RG: Hier gibt es einiges. Die Mitarbei-<br />
ter/innen, Funktionär/innen, die Studierenden, Lehrenden<br />
und das Verwaltungspersonal lernten einen<br />
neuen Umgang miteinander. Es geht einfach darum<br />
Demokratie zu leben, was am schwierigsten war und<br />
ist, - im öffentlichen Leben Rumäniens und auch im<br />
akademischen.<br />
Durch die Kooperation mit Österreich – damit sind<br />
die verschiedenen Partnerschaften gemeint – kam<br />
es zu einer Modernisierung. Meine Kolleginnen und<br />
Kollegen lernten in Projekten mitzuarbeiten, eigene<br />
Projekte und Methoden zu entwickeln und sie<br />
knüpften viele persönliche Kontakte; sie wurden wissenschaftlich<br />
und soziokulturell in die westliche Welt<br />
eingeführt. Dadurch gelang es vielen Kolleginnen und<br />
Kollegen Fuß zu fassen in der internationalen wissenschaftlichen<br />
Welt. Am deutlichsten ist dies sichtbar,<br />
dass viele unserer jungen Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler heute als gleichberechtigte Partner/<br />
innen zu internationalen Symposien eingeladen und<br />
anerkannt werden.<br />
<strong>oead</strong>.<strong>news</strong>: Das war ein gutes Schlusswort. Ich danke für<br />
das Gespräch.<br />
Das Gespräch führte<br />
Prof. Dr. Michael Dippelreiter,<br />
OeAD-GmbH<br />
Hauptgebäude<br />
Universitatea<br />
Babeş-Bolyai,<br />
Cluj-Napoca<br />
© www.ubbcluj.ro<br />
infopoint<br />
www.ubbcluj.ro
14<br />
Erich Sorantin<br />
CEEPUS Netzwerk CIII-AT-0042<br />
Eine erfolgreiche Kooperation im<br />
Donauraum und in Zentraleuropa<br />
ao.Univ.-Prof. Dr. med. univ. Erich Sorantin ist<br />
stv. Abteilungsleiter der Klinischen Abteilung<br />
für Kinderradiologie an der Medizinischen<br />
Universität Graz. Lehr- und Vortragstätigkeit<br />
im In- und Ausland, zahlreiche Auszeichnungen.<br />
Forschungsschwerpunkt: digitale Information<br />
und Bildverarbeitung.<br />
Im Rahmen des CEEPUS-Programms<br />
(Central European Exchange Programm<br />
for University Studies) besteht<br />
seit 1997 das Netzwerk CIII-AT-0042<br />
›Image Processing, Information Engineering<br />
& Interdisciplinary Knowledge<br />
Exchange‹. Dieses internationale und<br />
interdisziplinäre Netzwerk besteht aus<br />
30 akademischen Institutionen (22<br />
medizinischen, 8 aus dem Bereich der<br />
Ingenieurswissenschaften) aus 12 Ländern<br />
(vgl. Bild 1 - Landkarte rechts).<br />
Im Rahmen dieses Netzwerks werden<br />
nicht nur Studierende, Diplomand/<br />
innen/Doktorand/innen und Lehrer/<br />
innen ausgetauscht, es sind auch<br />
drei medizinische Bildungseinrichtungen<br />
miteingebunden: ›CT-School‹ in<br />
Novi Sad/Serbien, ›Summer School<br />
on Imaging Processing‹ (wechselt<br />
zwischen allen Partnern, 2012 an<br />
der Medizinischen Universität Wien,<br />
<strong>2013</strong> an der Pannon Universität Veszprém)<br />
und die ›Spring School for<br />
Pediatric Surgery‹, Sarajevo/Bosnien-Herzegowina.<br />
Die wissenschaftlichen<br />
Aktivitäten von CIII-AT-0042<br />
manifestieren sich in mehr als 130<br />
Publikationen (Posters, Kongressbeiträge,<br />
Buchbeiträge und zum Teil<br />
Veröffentlichungen in Top Zeitschriften)<br />
sowie in acht wissenschaftlichen<br />
Preisen.<br />
Das Netzwerk kooperiert auf vielen<br />
Gebieten, allerdings, wie bereits in der<br />
Bezeichnung ›Knowledge Transfer‹<br />
angedeutet, ist der Wissenstransfer<br />
zwischen den einzelnen Institutionen<br />
der wesentliche Bestandteil. Die Klinische<br />
Abteilung für Kinderradiologie,<br />
gemeinsam mit der Forschungseinheit<br />
für Digitale Information und Bildverarbeitung<br />
(FE DigInfo Leiter: Univ.-Prof.<br />
Dr. Erich Sorantin); beide Univ.-Klinik<br />
für Radiologie, Med. Universität Graz)<br />
ist auf vielen Gebieten führend auf<br />
dem Gebiet des Strahlenschutzes bei<br />
Kindern (Strahlendosen für Röntgenuntersuchungen<br />
von Kindern 40%-<br />
60% unter dem europäischen Durchschnitt).<br />
Daher ist es auch gelungen,<br />
mit CEEPUS-Partnern in zwei Ländern<br />
(Mazedonien und Montenegro) Drittmittelprojekte<br />
für Qualitätssicherung<br />
in der Radiologie einzuwerben. Die<br />
Vielfalt der teilnehmenden Institutionen<br />
begünstigt die Suche nach Partner/innen<br />
für weitere Projekte.<br />
Gerade die erhöhte Strahlensensibilität<br />
von Kindern läßt Kinderradiolog/<br />
innen fieberhaft nach neuen bildgebenden<br />
Verfahren suchen – die berührungslose<br />
Messung der Atemmechanik<br />
bei Kleinkindern mittels Infrarot ist nur<br />
ein Beispiel der Eigenentwicklungen<br />
von CIII-AT-0042 (siehe Bild rechts).<br />
© erich sorantin
15<br />
Derzeit noch ein Manko ist das fehlende Angebot<br />
fremdsprachlicher (vor allem englischer)<br />
Unterrichtseinheiten an den Universitäten.<br />
Findige Ingenieur/innen von der Technical University<br />
Cluj-Napoca/Rumänien haben unter der Leitung der<br />
FE DigInfo in Graz einen Ultraschallsimulator entwickelt<br />
(Bild rechts), mit dem junge Mediziner/innen<br />
diese nichtinvasive Technik ohne Patientenbelastung<br />
üben. Ein weiteres innovatives Projekt der Techniker/<br />
innen aus Cluj-Napoca/Rumänien war die Programmierung<br />
und Implementierung eines e-Learning<br />
Systems (www.hypertalk.net), das auch für ›Teleteaching‹<br />
und ›Remote Coaching‹ von Diplomand/<br />
innen und Dissertant/innen im Netzwerk verwendet<br />
wird.<br />
Die gesamte Administration des Netzwerks wird über<br />
die CEEPUS-Webseite elektronisch abgewickelt, es ist<br />
jederzeit nachvollziehbar, wer welche Änderungen<br />
durchgeführt hat. Die Kommunikation erfolgt, neben<br />
persönlichen Treffen während der CEEPUS Veranstaltungen<br />
und dem Austausch, im wesentlichen<br />
elektronisch unter Nutzung aller Möglichkeiten – von<br />
E-Mail bis Webkonferenzen. Somit sind wir innerhalb<br />
von CIII-AT-0042 in der glücklichen Lage, für Fragen<br />
sehr schnell kompetente Partner/innen zu finden.<br />
Die Implementierung längerfristiger Projekte wie<br />
›These en Cotutelle‹ (Mitgliedschaft in PhD-Kommission<br />
der Partneruniversitäten) und des ›Joint Degrees‹<br />
(ein Diplom von zwei Partneruniversitäten) gestalten<br />
sich schwieriger. Die Universitäten befürchten nicht<br />
kalkulierbare finanzielle Belastungen wie im Falle des<br />
›These en Cotutelle‹. Hier ist die häufig<br />
geäußerte Frage immer, was passiert<br />
wenn zum Zeitpunkt der ›PhD Defense‹<br />
das Netzwerk nicht mehr existiert,<br />
da ja bei CEEPUS eine jährliche Neuevaluierung<br />
und nur bei erfolgreicher<br />
Absolvierung eine Verlängerung möglich<br />
ist. Eine ›Remote Teilnahme‹ unter<br />
Benutzung der kommunikativen Möglichkeiten<br />
(u.a. Audio und Videoübertragung)<br />
des entwickelten e-Learning<br />
Systems könnte eine Lösung darstellen<br />
– diese wäre dann sogar CO2-neutral.<br />
Im Rahmen von CIII-AT-0042 wird bereits<br />
zweimal ein ›These en Cotutelle‹<br />
durchgeführt.<br />
Das CEEPUS-Central European<br />
Exchange Programme for University<br />
Studies ist ein multilaterales Austauschprogramm<br />
mit Mittel- und<br />
Osteuropa, das 1995 von Österreich<br />
initiiert wurde. Es handelt sich um<br />
ein transnationales, zentraleuropäisches<br />
Hochschulnetzwerk, das sich<br />
aus verschiedenen fachspezifischen<br />
Einzelnetzwerken zusammensetzt und<br />
das die akademische Mobilität und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />
im Hochschulraum der Region fördern soll.<br />
Weit schwieriger ist die Einführung des ›Joint Degrees‹<br />
– hier müßten sich zwei Partneruniversitäten<br />
zur Koordinierung eine gemeinsame PhD–Kommission<br />
einrichten. Bedenkt man wieviel Arbeit eine PhD–<br />
Kommission innerhalb einer Universität bedeutet,<br />
kann man sich vorstellen, um wie viel komplizierter<br />
es wird, wenn man auch noch die unterschiedlichen<br />
Statuten zweier Universitäten, die möglicherweise<br />
auch nicht der gleichen Fakultät angehören, berücksichtigen<br />
muß. Diese administrativen Hürden sind in<br />
der Praxis kaum überwindbar.<br />
Ein immer noch bestehendes Manko vieler Universitäten<br />
ist das fehlende Angebot fremdsprachiger<br />
(vor allem englischer) Unterrichtseinheiten. Damit<br />
können bei einem Studierendenaustausch nur diejenigen<br />
ECTS Punkte erwerben, die der Sprache des<br />
Gastlandes mächtig sind. Aus Sicht der europäischen<br />
Integration und des grenzüberschreitenden Lernens<br />
besteht meiner Meinung nach hier großer Aufholbedarf.<br />
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass<br />
CIII-AT-0042 eines der größten Netzwerke im CEEPUS<br />
Programm darstellt. Durch die enge, interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit unter Benutzung aller Möglichkeiten,<br />
die das CEEPUS Programm bietet, können viele<br />
wissenschaftliche Projekte realisiert und das Interesse<br />
für den Drittmittelsektor ausbaut werden.<br />
infopoint<br />
www.<strong>oead</strong>.at/ceepus<br />
www.medunigraz.at<br />
© erich sorantin
16<br />
Aaron Gottardi<br />
Das vierblättrige Glückskleeblatt<br />
im Herzen Europas<br />
Dialog mit den Bürger/innen<br />
Aaron Gottardi, BA, MA war von Jänner 2011 bis Dezember<br />
2012 im ›Institut der Regionen Europas‹ zuständig für<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Weiters war er als Projektkoordinator<br />
des PRINCE EU-27 Projektes ›The Lucky Four Leaf<br />
Clover‹ für Österreich, Slowenien und Ungarn tätig.<br />
Kroatien wird <strong>2013</strong> als 28. Mitgliedsstaat der Europäischen Union<br />
beitreten und ist damit nach Slowenien das zweite Land aus dem<br />
ehemaligen Jugoslawien, dem dieser Schritt gelingt. Der vorangegangene<br />
Beitrittsprozess war nicht nur für die Regierung in Zagreb<br />
und die Expert/innen in Brüssel eine Herausforderung, sondern in<br />
erster Linie auch für die Bevölkerung.<br />
Vor diesem Hintergrund und in der Annahme, dass die europäische<br />
Integration nur funktionieren kann, wenn sie von der Zivilbevölkerung<br />
mitgetragen wird, hat das Institut der Regionen Europas (IRE)<br />
aus Salzburg das EU-Projekt Lucky Four Leaf Clover ins Leben gerufen.<br />
Das Projekt wurde im Rahmen des PRINCE EU-27-Programms<br />
von der Europäischen Kommission finanziell unterstützt. Die Projektschwerpunkte<br />
lagen dementsprechend vor allem in der Formulierung<br />
der Implikationen für die Regionen und Kommunen Kroatiens und<br />
Bosnien-Herzegowinas hinsichtlich eines zukünftigen EU-Beitritts<br />
sowie im gegenseitigen Kennenlernen der Bürgerinnen und Bürger<br />
des gesamten Projektgebietes (für nähere Informationen siehe Infokasten).<br />
Das Gesamtbudget belief sich auf 367.000 Euro, 54% wurden<br />
von der Europäischen Kommission (DG Erweiterung) bestritten,<br />
der Rest wurde durch Eigenmittel und Sponsoring kofinanziert.<br />
oben: Projektgruppe › Lucky Four Leaf Clover‹<br />
unten: Fachkonferenz in Varazdin<br />
© ire<br />
Um den Projektschwerpunkten gerecht zu werden, gab es Kooperationen<br />
mit elf unterschiedlichen Gebietskörperschaften aus fünf europäischen<br />
Ländern. Diese umfassten die EU-Mitglieder Österreich,<br />
Slowenien und Ungarn, den offiziellen Beitrittskandidaten Kroatien<br />
und den potentiellen Beitrittskandidaten Bosnien-Herzegowina. Die<br />
Auswahl der einzelnen Städte und Regionen erfolgte keineswegs zufällig:<br />
sie alle liegen in der pannonischen Tiefebene und sind durch<br />
gemeinsame kulturelle und historische Wurzeln seit Jahrhunderten<br />
miteinander verbunden. Wie kann und soll man die Bürgerinnen und<br />
Bürger dieses Gebietes zusammenbringen, um sie für etwas so abstraktes,<br />
aber gleichzeitig omnipräsentes wie die europäische Integration<br />
zu sensibilisieren? Der vom IRE gewählte Zugang war zweigleisig<br />
und umfasste sowohl Aktivitäten auf gesellschaftlich-kultureller<br />
Ebene als auch Veranstaltungen für die Entscheidungsträger/innen in<br />
Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Ein repräsentativer Querschnitt<br />
der Projektinhalte wird durch die Beschreibung der folgenden zwei<br />
Aktivitäten ersichtlich.<br />
Die Monate Februar und Juni 2011 standen ganz im Zeichen von zwei<br />
Fachkonferenzen. Die erste fand im südburgenländischen Güssing<br />
statt und beschäftigte sich mit den Erfahrungen der Kommunen und Regionen Österreichs,<br />
Sloweniens und Ungarns innerhalb der Europäischen Union. Als Gegenstück<br />
dazu, standen im nordkroatischen Varaždin die Erwartungen Kroatiens und<br />
Bosnien-Herzegowinas an die EU im Vordergrund. Das Konzept ist klar: an beiden<br />
Tagungen sollten sich Bürgermeister/innen, Beamt/innen und Unternehmer/innen<br />
aus allen Projektländern austauschen können, um Erfahrungen weiterzugeben und<br />
Perspektiven zu erörtern. Bestimmende Themen waren vor allem der Umgang und<br />
die Allokation der europäischen Fördermittel sowie die Chancen der regionalen Unternehmer/innen<br />
in einem erweiterten Europa. Ein wichtiges Instrument ist in diesem<br />
Zusammenhang die Vorstellung von Best-Practice-Beispielen, die Impulsgeber<br />
für neue Pilotprojekte und Initiativen sein können.<br />
Neben einigen anderen Aktivitäten im Kulturbereich hat sicherlich die neunmonatige<br />
Wanderausstellung am meisten zum Erfolg und zur starken Außenwirkung des<br />
gesamten Projektes beigetragen. Unter dem Motto ›Regionale Kultur = Europäische<br />
Kultur‹ stellten über dreißig Künstler/innen aus dem ganzen Projektgebiet eines ihrer<br />
Werke zur Verfügung, das als Teil einer Wanderausstellung in jeder Region für<br />
mehrere Wochen zu sehen war. Die Ausstellungseröffnungen in Brčko, Čakovec,<br />
Maribor, Körmend und Neuhaus am Klausenbach haben die Kunst- und Kulturgemeinschaft<br />
aller Regionen miteinander verbunden.
17<br />
Beim Europatag<br />
Mai 2011<br />
© ire<br />
Der Erfolg einer solchen Veranstaltung lässt sich<br />
quantitativ kaum erfassen. Teilnahmezahlen und Medienresonanz<br />
können zwar viel über die öffentliche<br />
Wirkung aussagen. Oftmals sind es aber gerade die<br />
persönlichen Eindrücke und Erlebnisse, anhand derer<br />
die Programminhalte mit Leben gefüllt werden. Ein<br />
besonderes Beispiel ist in diesem Zusammenhang die<br />
gemeinsame Feier des Europatages am 9. Mai: Zum<br />
ersten Mal seit dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen<br />
in Bosnien-Herzegowina sind die Kulturvereine<br />
aller drei Volksgruppen aus der bosnischen<br />
Stadt Brčko gemeinsam aufgetreten.<br />
›In Bosnien‹, so versichert Ilja Stojanovic,<br />
Referent für internationale Beziehungen<br />
von Brčko, ›wäre ein solcher<br />
Auftritt nicht möglich. Es ist ein sehr<br />
positives Zeichen, dass alle drei Gemeinschaften<br />
ihre Heimatstadt gemeinsam<br />
vertreten konnten‹. Diese Tatsache<br />
verbunden mit gegenseitigem Respekt,<br />
sind Grundvoraussetzungen für ein gemeinsames<br />
Europa.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Projekt<br />
Lucky Four Leaf Clover einmal mehr gezeigt hat,<br />
dass man – engagiertes Personal und kreative Ideen<br />
vorausgesetzt – auf Ebene der Städte, Kommunen<br />
und Regionen auch innerhalb eines relativ kleinen<br />
Zeitfensters erfolgreich unterschiedliche Aktivitäten<br />
umsetzen kann.<br />
Einige Publikationen, ein Ausstellungskatalog oder<br />
eine Aufsatzsammlung von Schüler/innen aus allen<br />
fünf Ländern bezeugen das große Interesse an diesem<br />
Projekt, Nachfolgeprojekte bzw. Folgeveranstaltungen<br />
sind geplant. Ein Jahr nach Ende des Projektes<br />
findet immer noch ein intensiver Austausch zwischen<br />
dem IRE und den ehemaligen Partner/innen statt. Die<br />
Zusammenarbeit konnte auf unterschiedlicher Art<br />
und Weise fortgesetzt werden und auch die grenzüberschreitenden<br />
Beziehungen zwischen den einzelnen<br />
Partner/innen haben sich kontinuierlich weiterentwickelt.<br />
Das viel beschworene, aber oft zur Floskel verkommene<br />
Europa der Regionen ist also zumindest in<br />
diesem Rahmen zur erfolgreichen Realität geworden.<br />
Lucky Four Leaf Clover Fact Sheet<br />
ÆÆ<br />
Zeitraum: September 2010 bis November 2011<br />
ÆÆ<br />
Gesamtbudget: 367.000 Euro, davon 54% Finanzierung durch die EU-Kommission<br />
ÆÆ<br />
21 Einzelveranstaltungen (u. a. Feier des Europatages, ökumenische<br />
Friedenswallfahrt und Fachkonferenzen)<br />
ÆÆ<br />
3 fortlaufende Aktivitäten (Wanderausstellung, Aufsatzwettbewerb unter<br />
Oberschüler/innen und Serie von Europacafés)<br />
ÆÆ<br />
11 Projektpartner aus fünf europäischen Ländern<br />
Projektpartner<br />
ÆÆ<br />
Bosnien – Herzegowina: der Distrikt Brčko<br />
ÆÆ<br />
Kroatien: die Gespanschaften Meimurje, Varaždin, Krapina-Zagorje und Koprivnica-Križevci<br />
ÆÆ<br />
Österreich: die Bezirke Güssing, Jennersdorf und Oberwart<br />
ÆÆ<br />
Slowenien: die Region Podravska<br />
ÆÆ<br />
Ungarn: die Komitate Vas und Zala<br />
Thematische Schwerpunkte lt. PRINCE EU-27 Programm<br />
1. Das gegenseitige Kennenlernen der Bürgerinnen und Bürger der Regionen und<br />
Städte des Projektgebietes;<br />
2. Die Weitergabe der Erfahrungen und Erkenntnisse der drei EU-Mitgliedsstaaten<br />
auf regionaler und lokaler Ebene;<br />
3. Die Formulierung der Erwartungen und Befürchtungen der Regionen und Kommunen<br />
des Kandidatenlandes Kroatien und Bosnien-Herzegowina an den EU-Beitritt;<br />
4. Die Formulierung der Erwartungen und Sorgen der Regionen und Kommunen,<br />
der drei EU-Mitgliedstaaten gegenüber einem EU-Beitritt Kroatiens und<br />
Bosnien-Herzegowinas.<br />
Über das Institut der Regionen Europas<br />
(IRE)<br />
Das Institut der Regionen Europas (IRE) wurde 2004<br />
vom ehemaligen Salzburger Landeshauptmann Prof.<br />
Dr. Franz Schausberger mit dem Ziel gegründet, ein<br />
Forum für die europäischen Regionen, Kommunen<br />
und Unternehmen zu schaffen. Damit soll die zunehmende<br />
Bedeutung der Regionen und Kommunen für<br />
die europäische Politik und für die volkswirtschaftliche<br />
Entwicklung zum Ausdruck gebracht werden. Mit<br />
seinen Aktivitäten und Initiativen unterstützt das IRE<br />
die Regionalisierung und Dezentralisierung und ist ein<br />
Ansprechpartner bei entsprechenden Fragen und Herausforderungen.<br />
Am Sitz in Salzburg berät ein kleines,<br />
aber engagiertes und kompetentes Team zu Projektvorschlägen<br />
und Wünschen.<br />
Als parteiunabhängige und gemeinnützige Einrichtung<br />
möchte das IRE vorhandende Informationsdefizite<br />
abbauen und dazu beitragen, das wirtschaftliche<br />
Potential der europäischen Regionen zu nutzen und<br />
die grenzübergreifende Zusammenarbeit zu fördern.<br />
Das IRE steht allen interessierten Regionen, Städten<br />
und Unternehmen aus Europa offen, derzeit umfasst<br />
das Netzwerk über 100 Mitglieder.<br />
infopoint<br />
www.institut-ire.eu
18<br />
Susan Milford & Bernd Janning<br />
Kultur und Wissenschaft im Fluss<br />
Interdisziplinärer Dialog im Donauraum<br />
Mag. Dr. Susan Milford ist Geschäftsführerin des Instituts<br />
für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) und<br />
flow Projektkoordinatorin.<br />
Bernd Janning ist flow Projektmanager am Institut für<br />
den Donauraum und Mitteleuropa (IDM).<br />
Grenzüberschreitend, fachübergreifend, unkonventionell: flow stellt<br />
den multinationalen interdisziplinären Dialog von Kunst und Wissenschaft<br />
in den Mittelpunkt und hebt sich so ganz bewusst von<br />
herkömmlichen Festivals ab. Elias Canettis Geburtsstadt Ruse, der<br />
wichtigste Donauhafen und Verkehrsknotenpunkt Bulgariens, war<br />
von 18. bis 21. Oktober Austragungsort des dritten biennalen flow<br />
Festivals. 2010 machte flow Station in Chişinău/Republik Moldau,<br />
2008 in Novi Sad/Serbien.<br />
Auch heuer trafen wieder rund sechzig junge Künstler/innen, Kulturschaffende<br />
und Wissenschaftler/innen aus zehn Ländern entlang der<br />
Donau zusammen, um neue Netzwerke zu bilden und die Besonderheiten<br />
des Donauraums gemeinsam zu entdecken. Die Teilnehmer/-<br />
innen kamen aus Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Österreich,<br />
der Republik Moldau, Rumänien, Serbien, der Slowakei, Ungarn<br />
und der Ukraine.<br />
Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten<br />
(BMeiA) ist Initiator von flow. Das Institut für den Donauraum<br />
und Mitteleuropa (IDM) hat im Herbst 2009 die organisatorische<br />
Abwicklung und Koordination des Festivals übernommen.<br />
Heuer wurde das IDM vor Ort durch die renommierte Internationale<br />
Elias Canetti Gesellschaft unterstützt.<br />
© idm<br />
Kunst und Wissenschaft bilden während des Festivals die Katalysatoren,<br />
um das außergewöhnliche Potenzial dieser Region freizulegen<br />
und es als Grundlage für interdisziplinäre Projekte im Donauraum zu<br />
nutzen. Die gedankliche Klammer für diesen kreativen Austausch bildete<br />
heuer das Generalthema ›Activating Spaces, Activating People<br />
by Micro-imagionation‹. Mehrere Workshops ermöglichten an zwei<br />
Tagen intensive Diskussionen in kleineren Gruppen. Als Inspirationsquelle<br />
gab es unterschiedliche Fragestellungen, denen sich die Teilnehmer/innen<br />
bereits vorab auf einer eigens für flow kreierten Internetplattform<br />
zuordnen konnten. Sieben Themen standen als Anstoß<br />
für die Gruppenarbeit zur Auswahl:<br />
1. Who’s European – Europeanization and Balkanization<br />
2. Public Space and Virtual Community<br />
3. Communication for Activation<br />
4. Getting out of the Crisis – Alternative Economies<br />
5. Responsibility, Support and Protest<br />
6. Solidarity – Micropolitics and Individual Responsibility<br />
7. (Ex)Change – Crossing Boarders
19<br />
© idm © idm<br />
Neben der Arbeit in thematischen Workshops wurde<br />
auch heuer wieder großer Wert auf die Einbindung der<br />
lokalen Künstler/innen und Wissenschaftler/innen gelegt.<br />
Für drei Abende wurde ein sehr spannendes und<br />
frei zugängliches Festivalprogramm mit einer Ausstellung,<br />
Performances und Konzerten entwickelt, das vor<br />
allem der bulgarischen alternativen Kunstszene eine<br />
Bühne gab.<br />
Hunderte Besucher/innen aus ganz Bulgarien haben<br />
dieses Angebot mit großer Freude und Begeisterung<br />
angenommen. Dem diesjährigen Festival-Thema<br />
entsprechend wurden aber nicht nur die Menschen<br />
erfolgreich ›aktiviert‹, sondern auch ungenützte, leer<br />
stehende Räume und Orte speziell für flow neu belebt.<br />
Dabei konnten etwa Orte mit interessanter Geschichte<br />
und Vergangenheit in Ruse wieder entdeckt und<br />
neu bespielt werden. So etwa das Gebäude einer der<br />
ältesten bulgarischen Banken, das seit<br />
Jahren leer steht und verfällt. Oder auch<br />
der einstige Hafenbahnhof im Zentrum<br />
von Ruse, der seit vielen Jahrzehnten<br />
keine Passagiere mehr empfangen hat,<br />
und für das Festival erstmals wieder mit<br />
Leben gefüllt wurde. Diese inspirierenden<br />
Räume und Orte werden so in Zukunft<br />
wieder mehr Beachtung und Verwendung<br />
finden. Nachhaltigkeit wird<br />
aber vor allem durch die Entwicklung<br />
mehrerer multinationaler und interdisziplinärer<br />
Mikro-Projekte erzeugt, die<br />
in verschiedenen Ländern des Donauraumes<br />
<strong>2013</strong> realisiert werden. Die flow<br />
Community, bestehend aus den rund<br />
sechzig Teilnehmer/innen des Festivals,<br />
bekommt damit die Möglichkeit, die<br />
neuen Kontakte und entstandenen Ideen konkret für<br />
Projekte zu nutzen. So werden bis zu fünf Projekte im<br />
Donauraum über das Festival hinaus im kommenden<br />
Jahr vom Bundesministerium für europäische und internationale<br />
Angelegenheiten (BMeiA) gefördert und<br />
vom Institut für den Donauraum und Mitteleuropa<br />
(IDM) begleitet.<br />
flow hat sich zum Ziel gesetzt Menschen zu bewegen<br />
und im Donauraum seine Spuren zu hinterlassen. In<br />
Ruse ist man dieser Vision wieder ein beachtliches<br />
Stück näher gerückt – and flow goes on.<br />
Das Institut für den Donauraum und<br />
Mitteleuropa (IDM)<br />
Das IDM befasst sich mit aktuellen Fragen des Donauraums,<br />
Mittel- und Südosteuropas und will durch<br />
Wissensvermittlung über die Region zur Entwicklung<br />
guter nachbarschaftlicher Beziehungen beitragen.<br />
Die Projekttätigkeiten des IDM haben die Erforschung<br />
aktueller Fragestellungen rund um den Donauraum,<br />
Mittel- und Südosteuropa und deren Vermittlung zum<br />
Ziel. Das IDM fungiert dabei als Projektträger, aber<br />
auch als Förderer von entsprechenden Aktivitäten.<br />
infopoint<br />
www.idm.at
20<br />
Ursula Hilmar<br />
Empowering Young People<br />
– Connecting Europe<br />
Ein Projekt für Schulen im Rahmen der EU Strategie für den<br />
Donauraum, Prioritätsbereich ›People & Skills‹<br />
Mag. Ursula Hilmar ist Leiterin der<br />
Abteilung Strategie und Kommunikation<br />
bei KulturKontakt Austria.<br />
Welche Visionen für die Zukunft haben Jugendliche<br />
für ihre Region?<br />
Was soll sich unbedingt ändern, was gleich bleiben?<br />
Wie wollen sie mitgestalten?<br />
Junge Menschen aus zehn Ländern<br />
Europas nützen derzeit das Projekt<br />
›Empowering Young People – Connecting<br />
Europe‹ um sich kritisch mit<br />
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />
Perspektiven der Donauregion<br />
auseinanderzusetzen. Edo Kanlic aus<br />
Bosnien-Herzegowina bringt es auf<br />
den Punkt: ›Wir brauchen Kooperationen<br />
ohne Grenzen, die uns trennen.<br />
Wir hatten eine harte und schwierige<br />
Vergangenheit. Das müssen wir hinter<br />
uns lassen!‹<br />
Die Donau als gemeinsamer Wirtschaftsfaktor<br />
und auch als verbindendes<br />
kulturelles Element steht bereits<br />
seit 2010 im Zentrum der ›EU Strategie<br />
für den Donauraum‹. Mehr als 100<br />
Millionen Menschen leben in der Donauregion.<br />
Grund genug, diese als eine<br />
Schlüsselregion für die EU als Ganzes<br />
anzusehen. Die Stärkung der regionalen<br />
Kooperationen ist ein wichtiges<br />
Instrument, um gemeinsam das wirtschaftliche<br />
Potential zu erhöhen und<br />
den kulturellen Austausch zwischen<br />
den Ländern zu fördern. Im Prioritätsbereich<br />
›People & Skills‹, der gemeinsam<br />
von Österreich (BMUKK und<br />
Projektarbeit:<br />
›Active Citizenship<br />
BMASK) und der Republik Moldau koordiniert wird,<br />
liegt ein Fokus auf der Einbindung von Jugendlichen<br />
in diesen Prozess. Hierzu soll das Flagship-Projekt<br />
›Empowering Young People – Connecting Europe‹<br />
einen Beitrag leisten.<br />
Das Interesse der Schulen am Flagship-Projekt teilzunehmen<br />
war erfreulich hoch. Aus 52 Bewerbungen<br />
wurden 10 berufsbildende und 6 allgemeinbildende<br />
Schulen (Oberstufe) aus den Ländern der EU Donauraumstrategie<br />
ausgewählt. Projektteams aus Bosnien-Herzegowina,<br />
Bulgarien, Deutschland (Baden-<br />
Württemberg), Moldau, Montenegro, Österreich,<br />
Rumänien, Serbien, Slowenien und Ukraine identifizierten<br />
mit Beratung von außerschulischen Partner/<br />
innen aus Kultur, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ihre<br />
Schwerpunktbereiche: Social Responsibility and Entrepreneurship,<br />
Active Citizenship, Cultural Dialogue<br />
und Sustainable Development. Jeweils vier Schulen<br />
werden in einem sogenanntes Cluster ein gemeinsames<br />
Projekt im jeweiligen Themenbereich umsetzen.<br />
In vier Cluster Treffen (in Tuzla/Bosnien-Herzegowina,<br />
Bor und Čačak/Serbien und Constanța/Rumänien)<br />
wurden im Oktober 2012 jene grenzüberschreitenden<br />
Schulprojekte entwickelt, die nun bis Mitte<br />
<strong>2013</strong> realisiert werden.<br />
Kanlic: ›Mein Fokus liegt auf dem kulturellen Dialog,<br />
um viele Stereotypen – auch in Bosnien und Herzogowina<br />
– aufzubrechen.‹<br />
Schulen des Clusters ›Social Responsibility and Entrepreneurship‹<br />
nehmen sich des brennenden Themas der<br />
Jugendarbeitslosigkeit an und erheben die Situation in<br />
den Partnerländern Moldau, Bosnien-Herzegowina,<br />
Montenegro und Rumänien. In einem weiteren Schritt<br />
soll eine Kampagne das Bewusstsein bei Wirtschaftstreibenden<br />
und Opinion Leadern dafür sensibilisieren,<br />
welches Potential für den Arbeitsmarkt verloren geht,<br />
wenn Jugendliche keine Zugangsmöglichkeiten haben.<br />
›Together for a Job – Youth Campain against Youth Unemployment<br />
in the Danube‹ lautet der Titel des ambitionierten<br />
Projektes.<br />
© KKA/Walter Kreuzer
21<br />
© KKA/Walter Kreuzer<br />
Vorbereitungsarbeiten<br />
für ›Kids Recycle‹<br />
Wer beeinflusst, wie Jugendliche sich<br />
selbst kulturell zu definieren? Dieser<br />
Frage geht der Cluster ›Cultural Dialogue‹<br />
nach und analysiert, welche<br />
Einflussfaktoren Schulen nützen könnten,<br />
um das Miteinander in kultureller<br />
Vielfalt zu fördern. ›Geplant ist, dass<br />
'Stories of Everyday Life of Students in<br />
Four Countries‹ Einblicke in das Schulleben<br />
und die Freizeit der vier unterschiedlichen<br />
Projektpartner/innen aus<br />
Serbien, Deutschland, Österreich und<br />
der Ukraine geben sollen‹, erzählt Monica<br />
Wurzer, Projektleiterin bei Kultur-<br />
Kontakt Austria. ›Im nächsten Schritt<br />
analysieren die Jugendlichen anhand<br />
der 'Stories', welche Ähnlichkeiten und<br />
Unterschiede es im Alltagsleben der<br />
Länder gibt und inwieweit diese den<br />
ursprünglichen Erwartungen der Jugendlichen<br />
entsprechen‹.<br />
Der Frage, wie mit gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Ressourcen besser<br />
umgegangen werden kann, widmet<br />
sich der Nachhaltigkeitscluster ›Sustainable<br />
Development‹. Auch in diesem<br />
Cluster wird auf Bewusstseinsbildung<br />
gesetzt. Rund um das Thema ›Recycling‹<br />
entwickeln Jugendliche Maßnahmen,<br />
mit denen sie das Bewusstsein<br />
von Kindern in Kindergärten in diesem<br />
Bereich stärken können. ›Kids Recycle<br />
– Awareness Raising Campaigns in<br />
Kindergartens for Recycling‹ wurde<br />
von den Projektschulen aus Slowenien,<br />
Bulgarien, Deutschland und Serbien<br />
initiiert.<br />
›Active Citizenship‹ ist Schulen aus<br />
der Moldau, Montenegro, Rumänien<br />
und Bosnien-Herzegowina ein besonderes<br />
Anliegen. Sie richten den Fokus<br />
auf die Situation von benachteiligten<br />
Bevölkerungsgruppen und deren Bedarfe.<br />
Jugendliche sollen á la longue<br />
für Freiwilligenarbeit gewonnen und<br />
im Projekt erste Erfahrungen sammeln<br />
können, die sie im Anschluss mit ihren<br />
Kolleg/innen aus den Ländern reflektieren.<br />
Die Schulteams wurden von Expert/<br />
innen bei der Entwicklung der Ideen<br />
unterstützt. ›Auch während der Projektphase<br />
stehen externe Expert/innen<br />
für die inhaltliche Beratung der Schulen<br />
zur Verfügung‹, betont Monika<br />
Mott, Leiterin der Bildungskooperation<br />
bei KulturKontakt Austria. Neben<br />
den regionalen Treffen findet der Hauptteil der Projektkommunikation<br />
über Social Media und einer Internetplattform<br />
mit Blogs statt. Die Arbeitssprachen<br />
spiegeln die Vielfalt der Regionen wider. Neben der<br />
englischen Sprache wird auch in den Sprachen der<br />
Regionen kommuniziert. Die Ergebnisse der Projekte<br />
und der Erfahrungen in ihrer Erarbeitung und<br />
Umsetzung werden in einem ›Danube Region Project<br />
Portfolio‹ interessierten Schulen zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Durchgeführt wird das Projekt von KulturKontakt<br />
Austria im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht,<br />
Kunst und Kultur, finanziert durch die Europäische<br />
Union.<br />
http://empoweringyoungpeople.net/<br />
Videos: www.youtube.com/KKAchannel<br />
infopoint<br />
www.kulturkontakt.or.at
22<br />
Dessy Gavrilova<br />
Was macht eine Region zu mehr als<br />
einer geographischen Einheit?<br />
Die unterschätzte Rolle von Kunst und Kultur<br />
Dessy Gavrilova ist die Mitbegründerin und<br />
Leiterin des Red House Center for Culture<br />
and Debate in Sofia und die Initiatorin des<br />
European Network of Houses for Debate<br />
›Time to Talk‹.<br />
© dessy gavrilova<br />
In welcher Hinsicht ist die Donauregion<br />
eine Region? Wenn man sich die wirtschaftlichen,<br />
sozialen, Ausprägungen<br />
hinsichtlich Bildung und Kultur der<br />
verschiedenen Länder an der Donau ansieht,<br />
kann man mehr Unterschiede als<br />
Gemeinsamkeiten erkennen. Entlang<br />
des Donaustroms finden sich langjährige<br />
und florierende EU-Mitgliedsstaaten,<br />
die ärmsten EU-Mitgliedsstaaten<br />
wie auch EU-Beitrittskandidaten, deren<br />
Aufnahme wahrscheinlich noch für<br />
Jahrzehnte eine große Herausforderung<br />
bleibt. Die jüngste Wirtschaftskrise<br />
ließ die Arbeitslosigkeit steigen und<br />
das BIP-Wachstum stagnieren – es hat<br />
diese Länder nicht gleicher gemacht,<br />
sondern die Unterschiede zwischen ihnen<br />
noch verschärft. Wohlstand und<br />
Beschäftigung (einschließlich Jugendarbeitslosigkeit)<br />
sind in den Ländern der<br />
Donauregion unterschiedlich verteilt: je<br />
näher man ihrer Quelle kommt, desto<br />
mehr Wohlstand ist vorhanden. Auch<br />
das Gefühl von Glück und Erfüllung,<br />
kurz gesagt, die Zufriedenheit der Bewohner/innen<br />
mit ihrem Leben ist in<br />
den Donauländern ungleich verteilt und<br />
wird von den Entscheidungsträger/in-<br />
nen oft übersehen. Studien bestätigen 1 : je näher man<br />
der Donauquelle kommt, desto glücklicher sind die<br />
Menschen, je weiter man Richtung Schwarzes Meer<br />
geht, desto unzufriedener sind sie. In der sogenannten<br />
ärmeren Region sind die Menschen mit ihrem Leben<br />
unzufrieden und befürchten, dass ihre Kinder es noch<br />
schwerer im Leben haben werden als sie selbst.<br />
Die Menschen in den Donauländern sind mit ihren<br />
eigenen Angelegenheiten und ihrer Mühsal beschäftigt.<br />
Das Gefühl von Solidarität oder Zugehörigkeit<br />
zu einem Ganzen gibt es überhaupt nicht. Ebensowenig<br />
ist das Interesse an fernen Menschen (sowohl<br />
geographisch als auch kulturell gesehen) in dieser<br />
Region vorhanden. Ich glaube aber, dass dies die Voraussetzungen<br />
sind, damit eine sozioökonomische Einheit<br />
– eine Region in einem weitergefassten Sinne als<br />
dem rein geographischen – entstehen kann. Ein Faktor<br />
dabei ist die erhöhte Mobilität in Europa, die eine Kultur<br />
des Verstehens der Unterschiede und der Zugehörigkeit<br />
fördert. Dies scheint wohl die größte Herausforderung<br />
für Entscheidungsträger/innen in unserem<br />
Teil Europas zu sein – die Erhaltung oder Neuerfindung<br />
sozialen Vertrauens.<br />
Was bedeutet dies auf der Ebene der Region?<br />
Ich kann mir keine bessere Möglichkeit zur Förderung<br />
des gegenseitigen Verständnisses, der Solidarität<br />
und der Empathie vorstellen als durch Kultur<br />
und Kunst. Gerade Kunst zeigt uns das Unterschiedliche<br />
auf, das wir nie sein werden; sie lässt uns in<br />
unserer Phantasie das Leben von Menschen leben,<br />
mit denen wir nie reden würden , die wir nie treffen<br />
würden; sie hilft uns die soziokulturellen Befindlichkeiten<br />
der Anderen zu verstehen und über<br />
ihre Handlungen toleranter zu urteilen. Die Kunst<br />
ermöglicht es uns, Empathie zu erfahren, das Gefühl,<br />
auf dem Solidarität aufbaut. Die Teilnahme am<br />
künstlerischen Leben lässt uns auch unser Leben erfüllter<br />
und bedeutsamer erscheinen, es fördert das<br />
Gefühl des Wohlbefindens. Wie zwei verschiedene<br />
Studien 2 aufgezeigt haben, gibt es einen statistischen<br />
Zusammenhang sowohl zwischen der Lebenserwartung<br />
und der Teilnahme am kulturellen<br />
Leben als auch zwischen der Teilnahme am kulturellen<br />
Leben und dem psychischen Wohlbefinden.<br />
Somit hat die Teilnahme am kulturellen Leben auch<br />
indirekte Auswirkungen auf den sozialen Zusammenhalt:<br />
Sie trägt zur Überwindung von Selbststereotypisierung<br />
und sozialer Vorurteile bei; sie hilft ›den<br />
Anderen‹ zu verstehen und Fremdenfeindlichkeit zu<br />
überwinden. Eine weitere starke Verbindung ist zwischen<br />
der aktiven Teilnahme am kulturellen Leben und<br />
dem lebenslangen Lernen anzunehmen. Daher sollte<br />
die Rolle, die die Kultur spielt, nicht unbeachtet bleiben,<br />
wenn wir lebenslanges Lernen auf die Strategieagenda<br />
setzen.
23<br />
von oben:<br />
The Red House in Sofia;<br />
Red House Lectures: The Political Exclusion<br />
of Roma;<br />
Asylum debate panel – Depot Wien 2012<br />
© the red house<br />
Kunst und Kultur als soziale Software<br />
Kultur ist somit nicht einfach nur ein großer und wichtiger Wirtschaftszweig;<br />
sie ist eine ›soziale Software‹. Das Durchführen gemeinsamer<br />
kultureller Aktivitäten, das Eintauchen in Kunstwerke<br />
anderer Kulturen kann soziale Bindungen über soziale, nationale und<br />
geographische Grenzen hinweg aufbauen. Die Teilnahme am kulturellen<br />
Leben hat mit Lernen, dem Auf- und Ausbau von Fertigkeiten<br />
und Qualifikationen zu tun. Formen der Teilnahme am kulturellen<br />
Leben haben das Potential, aktive Bürger/innen hervorzubringen<br />
– solche, die es verstehen, zu debattieren, eine andere Meinung zu<br />
vertreten, die aber auch fähig sind, das Andersartige zu erfassen und<br />
zu akzeptieren. Die Förderung der Kultur des ›Nachdenkens‹, der Reflexion,<br />
der Beteiligung an Debatten, die uns die Situation und den<br />
Standpunkt der anderen verständlich<br />
machen und auch deren unterschiedliche<br />
Lebenssituationen begreifen lassen,<br />
sind von besonderer Bedeutung.<br />
Kunst und Kultur arbeiten Hand in Hand<br />
für eine Förderung des intellektuellen<br />
und emotionalen Verständnisses über<br />
soziale, nationale und geographische<br />
Grenzen hinweg. Die Auswirkungen<br />
der Teilnahme am kulturellen Leben auf<br />
die Förderung sozialer Kohäsion und<br />
Wohlergehen werden jedoch oft nicht<br />
beachtet; es ist eine Sichtweise, die von<br />
den Entscheidungsträger/innen immer<br />
noch relativ selten eingenommen wird.<br />
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht<br />
der Arbeitsgruppe des deutschen Parlaments<br />
über die Förderung des Wohlergehens,<br />
der den Studien der OECD<br />
nicht unähnlich ist, befand es nicht für<br />
nötig, die Rolle der Kultur zu erwähnen.<br />
Das Programm der irischen EU-Präsidentschaft<br />
enthält nur drei Zeilen zum<br />
Thema Kultur. Und das sind nur zufällig<br />
ausgewählte Beispiele für die Blindheit<br />
der Entscheidungsträger/innen in<br />
Hinblick auf die Auswirkungen der Teilnahme<br />
am kulturellen Leben auf das<br />
Wohlergehen ihrer Wähler/innenschaft.<br />
Es gibt aber auch einige Anzeichen für<br />
ein aufkeimendes Bewusstsein dafür.<br />
Ein Arbeitsgruppenbericht, der vom<br />
Europäischen Rat in Auftrag gegeben<br />
wurde, betonte kürzlich die Bedeutung<br />
des Zugangs zu Kunst und Kultur und<br />
zeigte strategische Leitlinien zu einer<br />
möglichen Umsetzung auf.<br />
Wenn wir wollen, dass die Donauregion<br />
zu einer echten soziokulturellen und<br />
nicht nur zu einer Wirtschaftsregion<br />
wird, müssen wir uns Möglichkeiten<br />
zur Förderung des Verständnisses auch<br />
für die entfernten ›Anderen‹ überlegen.<br />
Rationale Einblicke, die durch die Teilnahme<br />
an grenzüberschreitenden Debatten<br />
über wichtige aktuelle Themen<br />
ermöglicht werden, und Kunst, die inspirierende<br />
Einblicke in das Leben jener,<br />
die etwas ferner von uns sind, bringen,<br />
können einen guten Ausgangspunkt<br />
bilden.<br />
1<br />
Eurobarometer 379, April 2012 ›Future of<br />
Europe‹<br />
2<br />
›Visiting the cinema, concerts, museums or<br />
art exhibitions as determinant of survival: a<br />
Swedish fourteen-year cohort follow-up‹,<br />
von Konlaan et al, 2000 und ›The Italian culture<br />
and well-being study‹, IULM/Bracco.<br />
infopoint<br />
www.redhouse-sofia.org
24<br />
Gerhard Baumgartner<br />
Roma - die großen Verlierer der<br />
osteuropäischen Transformation<br />
Gerhard Baumgartner, Historiker und Journalist, Mitherausgeber<br />
der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften,<br />
ehemaliger Projektleiter der Österreichischen Historikerkommission<br />
und der ‘Namensdatenbank der Roma und Sinti unter den<br />
österreichischen Holocaustopfern’. Er war Lehrbeauftragter an<br />
den Universitäten in Wien, Salzburg, Klagenfurt, Budapest und Tel<br />
Aviv und wurde 2003 mit der Comenius Medaille für Europäische<br />
Bildungsmedien ausgezeichnet. Derzeit ist er Lehrbeauftragter an<br />
der FH Joanneum in Graz und Senior Fellow am Wiener Wiesenthal<br />
Institut für Holocaust-Studien.<br />
© romaeducationfund.ro<br />
Die Roma Mittel- und Osteuropas gehören<br />
zu den großen Verlierer der politischen<br />
und wirtschaftlichen Wende nach<br />
1989. Mehr als andere Bevölkerungsgruppen<br />
haben die Angehörigen dieser<br />
ethnischen Minderheit unter den negativen<br />
Auswirkungen dieser politischen<br />
und ökonomischen Umwälzungen zu<br />
leiden. Zwanzig Jahre nach der großen<br />
Wende befindet ein großer Prozentsatz<br />
der mittel- und osteuropäischen Romabevölkerung<br />
in einer arbeitsmarktpolitischen<br />
und bildungspolitischen<br />
Sackgasse, aus der es immer schwieriger<br />
scheint, einen Ausweg zu finden.<br />
Dir Gründe für diese katastrophale Situation<br />
sind zum Teil in den strukturellen<br />
Besonderheiten der mittel- und osteuropäischen<br />
Gesellschaften zu suchen,<br />
andererseits wurden sie erst durch den<br />
politischen und ökonomischen Transformationsprozess<br />
der letzten 20 Jahre<br />
geschaffen, oft mit aktiver Unterstützung<br />
verschiedenster europäischer und<br />
internationaler Institutionen.<br />
Die Roma Mittel- und Osteuropas sind<br />
– entgegen weit verbreiteten Klischeevorstellungen<br />
– seit Jahrhunderten sesshaft.<br />
Selbst im 19. Jahrhundert führte<br />
nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz<br />
von ihnen ein nomadisierendes Le-<br />
ben. Die Mehrheit der Roma waren landwirtschaftliche<br />
Hilfsarbeiter,/innen die im Sommer meist als saisonale<br />
Erntehelfer/innen arbeiteten und sich im Winter durch<br />
traditionelles Störhandwerk als Korbflechter/innen,<br />
Trogmacher/innen, Kesselflicker/innen oder als Musiker/innen<br />
ein Zubrot verdienten. Sie wurden meist in<br />
Direktleistungen wie Getreidezuteilungen, Brennholz<br />
und anderen Sachleistungen entlohnt und durften<br />
sich auf öffentlichen Grundstücken am Rande der Dörfer<br />
und Städte oder auf den großen Gutswirtschaften<br />
Siedlungen errichten.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein beträchtlicher<br />
Teil dieses Landproletariats durch die künstlich forcierte<br />
Industrialisierung der kommunistischen Regierungen<br />
zu Arbeiter/innen in der Eisen- und Stahlindustrie<br />
sowie im Bergbau. Die in den Dörfern verbleibenden<br />
Roma arbeiteten weiterhin als Hilfskräfte auf den<br />
landwirtschaftlichen Kolchosen. Auch in den so genannten<br />
›realsozialistischen‹ Gesellschaften gehörten<br />
viele Roma zu den ärmeren Einkommensschichten<br />
der osteuropäischen Staaten. Markante Ausnahmen<br />
bildeten hier nur jene Gegenden, in denen die Roma<br />
bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts über Landbesitz<br />
verfügten, wie etwa in weiten Teilen Serbiens und in<br />
vielen anderen Balkanstaaten.<br />
Die Transformation der ehemals kommunistischen<br />
Länder Mittel- und Osteuropas brachte zwei große<br />
strukturelle Veränderungen dieser Gesellschaften mit<br />
sich. Einerseits wurden durch die Reprivatisierung der<br />
kollektivisierten Landwirtschaften die Eigentumsverhältnisse<br />
der Zwischenkriegszeit wieder hergestellt<br />
und andererseits wurden die schwer defizitären Zweige<br />
der Schwerindustrie innerhalb weniger Jahre stillgelegt.<br />
Von beiden ökonomischen Entwicklungen waren<br />
Roma überproportional betroffen.<br />
Als besitzlose Landarbeiter/innen hatten sie durch<br />
die Kollektivisierung keinen Landbesitz verloren und<br />
erhielten daher während der Reprivatisierung der<br />
1990er Jahre auch keinen Landbesitz zurück. Durch die<br />
Restitution des Landbesitzes gelangten viele Dorfbewohner/innen<br />
– die ihren Landbesitz in den meisten<br />
Fällen schnell wieder veräußerten – an dringend benötigtes<br />
Startkapital, das ihnen den Einstieg in verschiedene<br />
kleingewerbliche Wirtschaftszweige sowie einen<br />
signifikant besseren Lebensstandard ermöglichte. Von<br />
beiden Möglichkeiten waren ländliche Romafamilien<br />
in einem überproportionalen Maße ausgeschlossen.<br />
Andererseits wurden in den 1990er Jahren gerade in<br />
der Metallindustrie und im Bergbau besonders viele<br />
Roma plötzlich arbeitslos.<br />
Dass diese neue Schicht an marginalisierten Armen<br />
sich zunehmend in ghettoartigen Siedlungen wiederfand,<br />
hatte vor allem mit der Veränderung der Immobilienmärkte<br />
zu tun. Als in den 1960er Jahren moderne<br />
Wohnblocks begehrt waren, zogen viele Familien<br />
aus den alten verfallenden Stadtzentren in die neuen<br />
Satellitenstädte mit ihren so genannten Plattenbauten<br />
und viele Roma mieteten sich in den billigen und<br />
heruntergekommenen Innenstadthäusern ein. Der<br />
Immobilienboom der 1990er Jahre führte nun zu einer<br />
Umkehr dieses Trends und viele Roma wurden oft<br />
gegen ihren Willen gezwungen, ihre städtischen Wohnungen<br />
aufzugeben und in Plattenbausiedlungen am
25<br />
Bildungsprogramme<br />
als Chancen gegen<br />
Benachteiligung<br />
© Caritas/Luttenberger<br />
Rande der Städte oder in leerstehende Häuser in entlegenen<br />
Dörfern zu übersiedeln. Anders als die meisten<br />
osteuropäischen Familien konnten sie es sich in den<br />
1990er Jahren nicht leisten, ihre Mietwohnungen billig<br />
zu kaufen, da sie ja kein Kapital aus der Besitzrestitution<br />
erhalten hatten.<br />
Die heutigen Probleme der mittel- und osteuropäischen<br />
Roma sind keine ethnischen Probleme, sondern<br />
in erster Linie Sozialprobleme. Nicht alle Roma sind<br />
arm, aber die Mehrzahl der Armen sind Roma. Mit ethnisierenden<br />
Ansätzen werden diese Probleme auch in<br />
Zukunft nicht zu lösen sein.<br />
Schon 2004 warnte eine Studie des UNDP – United<br />
Nations Development Programme davor, dass sich<br />
ohne verbesserte Bildungsmöglichkeiten für Roma<br />
Jugendliche diese prekäre Situation noch wesentlich<br />
verschlechtern werde. Trotz einiger Initiativen und<br />
Programme hat sich an der Lage der Roma in den<br />
mittel- und osteuropäischen Staaten aber anscheinend<br />
kaum etwas geändert. Einzig die rassistischen<br />
Übergriffe auf Mitglieder der Minderheit scheinen zugenommen<br />
zu haben. Roma erscheinen heute ausgegrenzter<br />
und diskriminierter als je zuvor.<br />
Zwar sind die rassistischen Übergriffe auf Roma eine<br />
traurige Realität, aber keineswegs die Norm. Es ist<br />
richtig, dass es seit 1989 zu einer zunehmenden<br />
›Re-ethnisierung‹ der Roma gekommen ist, zu einer<br />
zunehmenden Abgrenzung zwischen Roma und<br />
Nicht-Roma. Vielfach ist die Bezeichnung Roma oder<br />
›Zigeuner‹ zu einem Synonym für marginalisierte,<br />
verarmte Bevölkerungsschichten geworden. In einer<br />
aufsehenerregenden Vergleichsstudie konnten Sozialwissenschafter<br />
beweisen, dass in den Länder Ungarn,<br />
Slowakei, Rumänien und in der Tschechischen Republik<br />
nur 50 Prozent jener Menschen, die sich selbst als<br />
Roma identifizieren von ihrer Umwelt auch als solche<br />
wahrgenommen werden. Andererseits<br />
aber bezeichnen sich 50 Prozent jener<br />
Personen die von so genannten ›Sozialexpert/innen‹<br />
– also Lehrer/innen, Sozialarbeiter/innen,<br />
Polizist/innen oder<br />
Verwaltungsbeamt/innen – als Roma<br />
eingeschätzt werden, selbst nicht als<br />
Roma. Tatsache ist, dass Roma nur als<br />
Roma wahrgenommen werden, wenn<br />
sie dem Klischee der verarmten, marginalisierten<br />
Person entsprechen. Gesellschaftlich<br />
und wirtschaftlich erfolgreiche<br />
und integrierte Roma fallen nicht<br />
auf – viele von ihnen deklarieren sich<br />
aber auch nicht öffentlich, um ihren sozialen<br />
und ökonomischen Status nicht<br />
zu gefährden.<br />
Ob das sogenannte ›Roma Problem‹ in<br />
Mittel- und Osteuropa immer größer<br />
wird, darf zumindest angezweifelt werden.<br />
Tatsche ist, dass fast täglich neue<br />
Zahlen über eine rasant ansteigende<br />
Romapopulation in den Medien kolportiert<br />
werden. Wurde die europäische<br />
Romabevölkerung zur Jahrtausendwende<br />
noch auf fünf bis acht Millionen Personen<br />
geschätzt, so sprechen heutige<br />
Schätzungen meist schon von 10 bis<br />
15 Millionen. Diese stetig steigenden<br />
– aber völlig unbewiesenen – Zahlen<br />
bleiben weitgehend unwidersprochen,<br />
denn schließlich profitieren alle Beteiligten<br />
von dieser wundersamen statistischen<br />
Vermehrung der Roma. Die<br />
lokalen Romaorganisationen und internationalen<br />
Roma-NGOs gewinnen an<br />
Bedeutung und die nationalen Regierungen<br />
der betroffenen Staaten benutzen<br />
die hochlizitierten Zahlen, um zusätzliche Gelder<br />
aus den verschiedenen Fördertöpfen der Europäischen<br />
Union zu lukrieren.<br />
Warum aber greifen diese so finanzierten arbeitsmarktorientierten<br />
Aus- und Weiterbildungsproramme oft nicht?<br />
Oftmals handelt es sich dabei um so genannte ›Aktivierungsprogramme‹<br />
für Arbeitslose, klassisch neo-liberale<br />
Instrumente, durch die Arbeitslose nun mit Unterstützung<br />
der EU zu Arbeiten im Niedrigstlohnsektor gezwungen<br />
werden, wollen sie nicht alle Ansprüche auf Sozialleistungen,<br />
Kranken und Rentenversicherung verlieren. Nicht<br />
selten verrichten diese Arbeitslosen nun dieselbe Arbeit<br />
wie früher, nur für wesentlich niedrigere Löhne. Solche internationalen<br />
Beschäftigungs- und Fortbildungsprogramme<br />
nützen einerseits der lokalen Wirtschaft und entlasten<br />
andererseits die ohnehin knappen Sozialbudgets der Lokalverwaltungen.<br />
Trotzdem scheinen gerade auf dem Schulbildungssektor<br />
einige Programme gute Erfolge zu zeitigen. Hier<br />
ist es zumindest teilweise gelungen, durch internationale<br />
Programme der zum Teil eklatanten Benachteiligung<br />
von Schüler/innen aus Romafamilien gegenzusteuern.<br />
Spezielle Roma-Gymnasien haben einem<br />
kleinen Teil der Roma Mittelschichten den verbesserten<br />
Zugang zur universitären Bildung ermöglicht<br />
und spezielle Universitätsprogramme für Student/<br />
innen mit Romahintergrund haben in den letzten<br />
Jahren zum Entstehen einer internationalen akademischen<br />
Elite unter den Roma beigetragen. Seit der<br />
Jahrtausendwende sind sie zunehmend zu wichtigen<br />
neuen Akteur/innen nicht nur in wissenschaftlichen<br />
sondern auch in politischen und ökonomischen Bereichen<br />
geworden. Nicht zufällig sind viele der heute<br />
national politisch tätigen Romaaktivist/innen aus ihren<br />
Reihen hervorgegangen, ebenso wie die beiden<br />
aus Romafamilien stammenden Abgeordneten des<br />
Europäischen Parlaments.
26<br />
Andrea Wagner-Staritz<br />
Danube Networkers<br />
Interkulturelles Netzwerk älterer Erwachsener<br />
Mag. Andrea Wagner-Staritz, seit 1996<br />
Trainerin und dipl. Coach; Arbeit mit<br />
Gruppen und Teams im Profit- und<br />
Non-Profitbereich, Lehrgangsleitungen<br />
für VHS Wien und WIFI Wien, Schwerpunktthemen:<br />
professionelle Gesprächsführung,<br />
Präsentation, Coaching,<br />
Arbeit mit Gruppen, Gender Mainstreaming<br />
– Aspekte in der Arbeit mit Menschen,<br />
seit 2007 Standortleitung VHS Hernals.<br />
© vhs<br />
Als Österreich gemeinsam mit Rumänien,<br />
Serbien und der Landesregierung<br />
Baden-Württemberg vor dem Hintergrund<br />
der EU-Erweiterungen 2004 und<br />
2007 im Jahr 2008 eine Strategie für<br />
den Donauraum (EUSDR) initiierte, war<br />
eine vergleichbar winzige Initiative, die<br />
den gleichen Gedanken zur Grundlage<br />
hatte, bereits gestartet.<br />
Auch die Grundtvig-Lernpartnerschaft<br />
›Danube Networkers‹ hatte es sich zum<br />
Ziel gesetzt, dem Donauraum durch<br />
Vernetzung neue Impulse zu geben.<br />
Während die EU-Strategie jedoch eher<br />
ökonomisch ausgerichtet war, ging es<br />
dem ZAWIW (Zentrum für Allgemeine<br />
Wissenschaftliche Weiterbildung der<br />
Universität Ulm) als koordinierender<br />
Institution in der Projektidee darum,<br />
ältere Erwachsene aus den anliegenden<br />
Donauländern durch gemeinsame<br />
Aktivitäten zu einem interkulturellen<br />
Netzwerk zusammenzuführen, das ›als<br />
bürgerschaftliche Partizipation Gestaltungsprozesse<br />
ermöglichen und<br />
eröffnen‹ sollte. Der Gedanke fiel auf<br />
fruchtbaren Boden. Schnell fanden sich<br />
interessierte Partnerorganisationen<br />
aus der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und<br />
Österreich. Als assoziierte Partnerorganisation kam<br />
die Public Open University Zagreb (Kroatien) mit dazu<br />
und auch zu Serbien konnten im Verlauf des Projektes<br />
Kontakte geknüpft werden.<br />
Schon das erste Partnertreffen in Sofia gestaltete sich<br />
– für viele Teilnehmer/innen überraschend – gleichermaßen<br />
fruchtbar wie emotional. Unterschiede wurden<br />
sichtbar und deutlich: in den Ressourcen, die den<br />
Partnerorganisationen zur Verfügung standen und die<br />
Planung und Möglichkeiten der künftigen Zusammenarbeit<br />
massiv mitgestalteten, wie der Zugang zur EDV<br />
und damit auch zu elektronischer Kommunikation,<br />
aber auch unmittelbar vor Ort, wie in der Gestaltung<br />
der Verpflegung der Teilnehmer/innen im Zuge des<br />
Treffens. Während für die Gruppen aus Deutschland<br />
und Österreich abendliche Restaurantbesuche eine<br />
Selbstverständlichkeit darstellten, hatten die Teilnehmer/innen<br />
aus anderen Gruppen die Nahrungsmittel<br />
für mehrere Tage ebenso selbstverständlich aus ihren<br />
Heimatländern mitgebracht und nahmen diese im<br />
Hotelzimmer zu sich. Auch der Umgang mit Stadtplänen<br />
oder der Gebrauch öffentlicher Verkehrsmittel in<br />
einer fremden Großstadt erwies sich als höchst unterschiedlich<br />
herausfordernd. Für viele Teilnehmer/innen<br />
aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks war das<br />
Partnertreffen in Bulgarien die erste Auslandsreise ihres<br />
Lebens. Dementsprechend neu und aufregend war<br />
jedes damit zusammenhängende Erlebnis, beginnend<br />
mit dem Flug oder auch der Anreise per Bahn.<br />
Erstaunlicher und berührender als alle Unterschiede<br />
waren jedoch die Gemeinsamkeiten, die sich während<br />
des Kennenlernens und der Arbeit an der Konkretisierung<br />
der Projektschritte trotz aller Sprachbarrieren<br />
zeigten. Für mich selbst, in Hainburg an der Donau<br />
aufgewachsen, die als Grenzfluss den ›Eisernen Vorhang‹<br />
zur heutigen Slowakei darstellte, gehört es zu<br />
den deutlichen Kindheitserinnerungen, am Rand des<br />
Flusses im Gras zu sitzen und sich vorzustellen wie es<br />
wohl wäre, wenn die Welt hier nicht ›aufhörte‹, sondern<br />
es möglich wäre, in einem Schiff ›bis zum Schwarzen<br />
Meer zu fahren‹ und in der Phantasie die fremden<br />
unbekannten Landschaften und Menschen auszumalen,<br />
die auf dem Weg dahin lebten. Während der<br />
Besprechungen wurde klar, dass dies alle getan hatten.<br />
Jeder Mann und jede Frau, die in diesem großen<br />
Konferenzraum zusammensaßen, teilte genau diese,<br />
meine Erfahrung. Sie alle waren am Ufer gesessen, sie<br />
alle hatten sich ausgemalt – und alle schienen dabei<br />
das gleiche Gefühl von Sehnsucht empfunden zu haben.<br />
Ich erinnere mich, in diesem Augenblick das Bild<br />
vor mir gesehen zu haben: uns alle, als Kinder oder Jugendliche,<br />
in den verschiedenen Ländern an den Ufern<br />
der Donau – eine Perlenkette von Menschen, aufgereiht<br />
an dem großen Fluss. Nicht jede festgestellte<br />
Gemeinsamkeit hatte diese Tiefe. Oft ging es schlicht
27<br />
Neue Impulse<br />
durch Vernetzung<br />
um ähnliche Speisen oder Lieder, aber Momente wie<br />
dieser stellten oft unvermutet eine überraschende und<br />
starke Nähe zwischen den einander fremden und verschiedensprachigen<br />
Projektteilnehmer/innen her und<br />
beeinflusste vermutlich auch das Thema des ersten<br />
Teilziels, das in Bulgarien formuliert wurde: Brücken.<br />
In Texten und Bildern setzten sich die Partnergruppen<br />
in Folge mit historisch kulturellen tatsächlichen und<br />
symbolischen Brücken des Donauraums auseinander,<br />
aber auch mit den ›fehlenden‹ Brücken in der Zeit des<br />
kalten Krieges und den Visionen für neue Brücken im<br />
Bewusstsein eines gemeinsamen Europa.<br />
Die Ergebnisse wurden bei weiteren Partnertreffen<br />
in Pitesti (Rumänien), Wien und Ulm präsentiert und<br />
weitere Themenschwerpunkte und Teilziele in Angriff<br />
genommen. Die Ergebnisse wurden zum Abschluss in<br />
einer Broschüre und einer CD-ROM zusammengefasst<br />
und sind auf der Homepage www.danube-networkers-2008.eu<br />
einzusehen.<br />
© vhs<br />
Einen Höhepunkt stellte für viele Projektteilnehmer/<br />
innen die Einladung des deutschen Abgeordneten Michael<br />
Theurer in das europäische Parlament in Straßburg<br />
dar, das 60 ›Danube Networkern‹ den oft ersten<br />
Kontakt mit einer europäischen Institution bot und<br />
weitere persönliche Begegnungen in einer Gesprächsrunde<br />
mit den rumänischen Abgeordneten Silvia-Adriana<br />
Ticau und Petru Constantin Luhan ermöglichte.<br />
Auch ein Treffen mit der Gründerin und Präsidentin<br />
des Europahauses in Vukovar, Dr. Ljiljana Gehrecke,<br />
das sich für ein friedliches Zusammenleben zwischen<br />
Kroat/innen und Serb/innen einsetzt, war informativ<br />
und berührend.<br />
Für viele Beteiligte bot die Projekt-Teilnahme eine<br />
erste Erfahrung mit europäischer Zusammenarbeit,<br />
aber auch die erste Begegnung mit selbstgesteuerten<br />
Lernprozessen in einem Team. Die technischen<br />
Anforderungen waren für viele der älteren Menschen<br />
neu und anfangs auch einschüchternd. Durch die regelmäßigen<br />
Treffen der lokalen Gruppen mussten<br />
deshalb einerseits Ängste abgebaut, aber auch ein<br />
reales Anwachsen von Kenntnissen und Fähigkeiten<br />
wie der Umgang mit elektronischer Kommunikation<br />
(Internet, Outlook, Skype, Website, digitale Fotos<br />
und Videos) und der Organisation von Lernprozessen<br />
(Auswahl der Schwerpunktthemen, Recherche, Interviews,<br />
Erstellung von Texten und Projektmaterialien,<br />
regelmäßige Evaluierungsrunden, Analyse<br />
der Entwicklungsschritte, Festlegung<br />
neuer Teilziele) und der Erwerb<br />
von sozialen Kompetenzen (Akzeptanz<br />
und Wertschätzung unterschiedlicher<br />
Teamrollen und –fähigkeiten, Sprachkenntnisse<br />
von Teilnehmer/innen mit<br />
Migrationshintergrund, Anerkennung<br />
unterschiedlicher Haltungen und Meinungen,<br />
Verfahren zur Entscheidungsfindung),<br />
bewerkstelligt werden.<br />
Mag. Gerti Zupanich, die für die Volkshochschule<br />
Ottakring/Hernals die österreichische<br />
Partnergruppe koordinierte,<br />
erinnert sich: ›Ich hatte zwar schon oft<br />
Interviews gemacht, hatte aber keinerlei<br />
Erfahrung mit Videotechnik. So habe<br />
ich einfach meinen Enkel um Unterstützung<br />
gebeten. Mit seiner Hilfe war mir<br />
der Umgang mit dem Gerät schnell klar<br />
und ich konnte mein Wissen gleich an<br />
die Gruppe weitergeben. Und so wurden<br />
die ‹Danubes› auch zu einem intergenerationellem<br />
Projekt.‹<br />
Auch die VHS Hernals konnte während der ersten Abwicklung<br />
eines internationalen Projektes und in der<br />
Zusammenarbeit mit dem OEAD vieles erlernen, das<br />
für den kleinen Standort eine nachhaltige Entwicklung<br />
bedeutet. Sowohl die durchlaufenen formalen internationalen<br />
Prozesse als auch die Organisation und Abhaltung<br />
eines Partnerschaftstreffens für 60 Menschen<br />
aus sieben Ländern, aber auch die Erfahrungen und<br />
neuen Kenntnisse zu der Zielgruppe ›älterer Lernender‹<br />
können für die Zukunft genutzt und weiterentwickelt<br />
werden. Darüber hinaus bleibt die Erfahrung,<br />
dass es für eine kleine, regionale Bildungsinstitution<br />
möglich und sinnvoll ist, sich themenspezifisch auch<br />
in einen europäischen Kontext zu stellen. Der interne<br />
Slogan ›Hernals liegt in Europa‹, der die Schule während<br />
des Projekts begleitet hat, war für Mitarbeiter/<br />
innen wie Kund/innen bereichernd. Mit den resümierenden<br />
Worten einer österreichischen ›Danube Networkerin‹:<br />
›Possible Europe? – Für mich jetzt: eindeutig ja!‹<br />
infopoint<br />
www.vhs.at
28<br />
Arnulf Knafl<br />
Beispiele etablierter Kooperation<br />
Das Lektoratsprogramm des OeAD<br />
Dr. Arnulf Knafl ist Mitarbeiter der OeAD-GmbH<br />
und dort zuständig für das Lektoratsprogramm.<br />
Die Etablierung und Förderung von<br />
Lektoraten an Universitäten im Fachbereich<br />
des Deutsch-Studiums hat eine<br />
Reihe von Implikationen und umfasst<br />
im günstigen Fall Interessenslagen sowohl<br />
von Programmträger/innen, den<br />
gastgebenden Institutionen und den<br />
österreichischen Förderungsgebern.<br />
Geografische Schwerpunktsetzungen<br />
mögen sich dabei als Effekt pragmatisch<br />
begründeten Engagements erweisen,<br />
haben aber doch eine Vorgeschichte<br />
und zeugen von einer Kontinuität der<br />
besonderen Art, wenn sie sich über Jahrzehnte<br />
hinweg erhalten.<br />
Das Engagement Österreichs im Jahr<br />
1989 und in den Folgejahren mit dem<br />
wissenschaftspolitischen Ziel, das<br />
ideologisch bedingte Austrocknen der<br />
deutschen Sprache samt den damit<br />
verbundenen intellektuellen Ressourcen<br />
in der Zeit davor zu überwinden, ist<br />
inzwischen Geschichte. Galten Lektor/<br />
innen in den Gastländern ursprünglich<br />
auch als Beispiele für die vielzitierten<br />
›Fenster‹ in eine freie Welt – und ließ<br />
sich dabei auch so manches ideologische<br />
Treibgut einschmuggeln, das eher<br />
in Richtung Entwicklungshilfe oder<br />
symbolische Präsenz wies denn in eine<br />
fachlicher Rationalität – so haben sich<br />
im Laufe der Jahre doch Positionen herauskristallisiert,<br />
in denen sich Lektorate<br />
auch als Bestandteil einer scientific<br />
community oder einer kommunitären<br />
Objektivität (Lorraine Daston) bewährten.<br />
Zu einer solchen Objektivität gehören<br />
zweifelsohne:<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
Muttersprachlicher Sprachunterricht auf der Basis<br />
zuvor erworbener universitärer Bildung in der<br />
Fremdsprachendidaktik,<br />
Transfer eines Österreich-Bildes von jungen Akademiker/innen<br />
an altersmäßig nahestehende<br />
Studierenden-Zielgruppen,<br />
Mittlerposition zwischen Österreich und dem<br />
Gastland, von alltäglichen Detailfragen angefangen<br />
bis zur Durchführung von Projekten mit offiziellen<br />
Partner/innen<br />
Erfahrungsgeleiteter Umgang mit Ausbildungsund<br />
Lerntraditionen des Gastlands und damit<br />
Eintreten in einen interkulturellen Dialog im Bildungsbereich.<br />
2010 ist das zuvor seit 1993 vom Verein Österreich-<br />
Kooperation organisierte Lektoratsprogramm – gefördert<br />
jeweils aus Mitteln des Bundesministeriums<br />
für Wissenschaft und Forschung – in die Verwaltung<br />
der OeAD-GmbH übergegangen und hat den Bereich<br />
der Outgoing-Aktivitäten substanziell erweitert.<br />
Standortverschiebungen in der Region Donauraum –<br />
Schwarzmeer hielten sich in Grenzen: Sieht man von<br />
einem Rückgang der Stellen in Ungarn im Laufe der<br />
letzten zehn Jahre ab, wurden die Kooperationen mit<br />
der Slowakei, mit Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien<br />
und der Republik Moldau ohne Unterbrechung<br />
und mit gestiegenem Standard fortgesetzt.<br />
Dazu hat auch eine sich positiv auswirkende Vermittlungstätigkeit<br />
mit steigender Verweildauer der Lektorinnen<br />
und Lektoren an ihren jeweiligen Gastinstituten<br />
beigetragen. Über mehrere Jahre gesammeltes<br />
Wissen, das schließlich auch an die nachfolgenden<br />
Programmteilnehmer/innen weitergegeben wird, ist<br />
ein sichtbares Indiz dafür, dass sich Strukturen bewährt<br />
haben und Expertise weitergeführt wird.<br />
Gleichwohl bleiben Herausforderungen aufrecht oder<br />
werden von neuen Kontextbedingungen abhängig<br />
evident. Wie in vielen anderen Ländern kommt es<br />
auch in den Ländern des Donauraums zu Erosionserscheinungen<br />
des Deutsch-Studiums im Sinne eines<br />
wissensbasierten philologischen Faches mit einer Wertorientierung<br />
jenseits von Markterwartungen. Damit<br />
verbunden ist ein Verlust an historischem und politischem<br />
Bewusstsein. So belegen die diversen Studienarchitekturen<br />
des Faches Deutsch die Nivellierung von<br />
einem Fachstudium zugunsten eines Sprachstudiums<br />
mit Ausrichtung auf Wirtschaft und Kommunikation,<br />
wobei Deutsch nicht selten als zweite Fremdsprache<br />
noch weiter hinter die englische Sprache zurückfällt<br />
und dadurch in eine weitere, zusätzliche Defensivposition<br />
gedrängt wird. Lektoraten geht damit fachlicher<br />
Anreiz verloren, nämlich aufbauend auf guten<br />
sprachlichen Voraussetzungen der Studierenden<br />
Lehrveranstaltungen im Bereich Kultur und Literatur<br />
durchzuführen, so an bereits vorhandene eigene Studienerfahrungen<br />
anzuknüpfen, dabei ein nachhaltig<br />
wirksames Österreich-Bild mitauszuprägen und den<br />
gemeinsamen historischen Raum im Gedächtnis zu<br />
bewahren. Doch sollten diese Unwägbarkeiten nicht<br />
in Frage stellen, dass mit dem Lektoratsprogramm<br />
eine Form akademischer Mobilität gegeben ist, die<br />
auch in der Zukunft fester Bestandteil der Wissenschaftskooperation<br />
mit den Ländern des Donauraumes<br />
bleibt.<br />
infopoint<br />
www.<strong>oead</strong>.at/lektorat<br />
© arnulf knafl
29<br />
Michael Schedl<br />
Ein Europa der Regionen<br />
Die Förderprogramme der Aktion Österreich-Slowakei und<br />
der Aktion Österreich-Ungarn<br />
Mag. Michael Schedl ist Mitarbeiter der OeAD-GmbH<br />
und dort zuständig für die Aktionsprogramme und für<br />
das Ernst Mach-Stipendienprogramm.<br />
In seinem Vortrag zur Festveranstaltung ›20 Jahre Aktion<br />
Österreich - Slowakei‹ vergangenen Herbst im<br />
Palais Harrach, hob der Keynote Speaker, Prof. Rudolf<br />
von Rohr, die Bedeutung der Internationalisierung des<br />
Hochschulwesens am Beispiel seiner Heimatuniversität<br />
ETH Zürich hervor und unterstrich in diesem Zusammenhang<br />
die zunehmende Bedeutung der regionalen<br />
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Hochschulen<br />
in einem Europa der Regionen. Diese regionale<br />
Stärkung des österreichischen Hochschulwesens<br />
mit den angrenzenden östlichen Partnerländern des<br />
Donauraumes wird vom österreichischen Ministerium<br />
für Wissenschaft und Forschung seit dem Fall des Eisernen<br />
Vorhangs durch verschiedene bilaterale Förderprogramme<br />
unterstützt. Zwei dieser Maßnahmen, die<br />
Aktion Österreich-Ungarn und die Aktion Österreich-<br />
Slowakei, ermöglichen seit über 20 Jahren die wissenschaftliche<br />
Zusammenarbeit in diesem Abschnitt der<br />
Donau. Im Rahmen dieser Aktionsprogramme gibt es<br />
unterschiedliche Möglichkeiten, Förderungen sowohl<br />
auf der Basis von Stipendien als auch durch bilaterale<br />
Projekte zu erhalten.<br />
Die Aktion Österreich-Slowakei unterstützt verstärkt<br />
den wissenschaftlichen Nachwuchs der beiden Länder<br />
durch attraktive Stipendienprogramme für Doktorand/innen<br />
und Postdoktorand/innen. Bei diesen Programmen<br />
werden zweimal jährlich nach einer Evaluierungsphase<br />
durch eine Auswahlkommission exzellente<br />
Forschungsprojekte durch hochdotierte Individualstipendien<br />
für wissenschaftliche Aufenthalte im jeweiligen<br />
Nachbarland gefördert. Eines auf diese Weise unterstütztes<br />
Projekt ist eine Kooperation der Universität<br />
für Bodenkultur Wien und der slowakischen Akademie<br />
der Wissenschaften in Bratislava zum Thema ›Impact of<br />
different root data details in models of soil water‹ . Das<br />
schon länger laufende Gemeinschaftsprojekt der jeweiligen<br />
Institute für Hydrologie wurde 2012 mit einem<br />
6-monatigen Stipendienaufenthalt einer Postdoc-<br />
Forscherin der BOKU in der Slowakei gefördert. Ziel des<br />
Aufenthaltes war es, ein besseres Verständnis für den<br />
Zusammenhang der Eigenschaften und Wirkung von<br />
Wurzeln und die Wasseraufnahme von Pflanzen zu erlangen,<br />
sowie Modelle zur realistischen Berechnung der<br />
Wasseraufnahme und des Wassertransportes in Pflanzen<br />
weiterzuentwickeln. Im Rahmen von Kurzexkursion<br />
wurden auch Bodenproben in der Hohen<br />
Tatra für weitere Analysen entnommen.<br />
Die Fortsetzung der Zusammenarbeit<br />
wird nun durch ein weiteres Stipendium<br />
der Aktion Österreich- Slowakei<br />
ermöglicht, diesmal kommt ein junger<br />
slowakischer Forscher ans Partnerinstitut<br />
nach Wien. Finanzielle Unterstützung<br />
durch Stipendien erhält auch eine<br />
weitere Kooperation, die Partnerschaft<br />
der beiden Institute für Biophysik der Johannes<br />
Kepler Universität in Linz und der<br />
Comenius Universität in Bratislava. Ziel<br />
dieser Zusammenarbeit ist der gegenseitige<br />
wissenschaftliche Austausch bei<br />
der Weiterentwicklung von Biosensoren,<br />
die bei der Rasterkraftmikroskopie (atomic<br />
force microscopy AFM) zum Einsatz<br />
kommen. Für diese Forschungsvorhaben<br />
wurden bereits zwei Postdoc-Stipendien<br />
für mehrmonatige Aufenthalte für Linzer<br />
Forscher nach Bratislava und ein Stipendium<br />
für eine slowakische Doktorandin<br />
ans Linzer Institut vergeben. Bei den zwei<br />
geschilderten Forschungsprojekten zeigt<br />
sich, wie sehr Partnerhochschulen durch<br />
regionale Zusammenarbeit und die Bündelung<br />
von Ressourcen voneinander<br />
profitieren können und Forschung auf<br />
hohem Niveau betrieben werden kann.<br />
Neben der Förderung durch Stipendien<br />
gibt es als zweite Fördervariante<br />
die Möglichkeit der Unterstützung von<br />
bilateralen Projekten. Hier werden Fördermittel,<br />
wie Reise- und Aufenthaltskosten<br />
für Anbahnungsprojekte, Mittel<br />
für Exkursionen und gemeinsame<br />
Lehrveranstaltungen etc., vergeben. Im<br />
vergangenen Jahr wurde von der Aktion<br />
Österreich-Ungarn u.a. eine Kooperation<br />
des Instituts für Archäologie der Universität<br />
Wien und der Abteilung für Archäologie<br />
der Universität Pecs zum Thema<br />
›Frühes Christentum in Osttransdanubien‹<br />
unterstützt. Unter reger Beteiligung<br />
Bild oben: Geologische Fachexkursion in den Ostalpen<br />
Bild unten: Entnahme von Wurzelproben in der Hohen Tatra, SK<br />
von Studierenden beider Partnerinstitute verbrachte<br />
die österreichische Studien- und Forschungsgruppe<br />
mehrere Tage in Ungarn, um im Raum Pecs aufbewahrte<br />
archäologische Funde zu studieren und zu katalogisieren.<br />
Die Unterstützung dieses Projektes durch<br />
die Aktion Österreich - Ungarn findet im heurigen Jahr<br />
eine erneute Fortsetzung. Schon seit mehreren Jahren<br />
werden von der Aktion Österreich - Ungarn geologische<br />
Exkursionen für Studenten/innen in die Ostalpen Österreichs<br />
finanziert. Bei diesem Gemeinschaftsprojekt<br />
zwischen der Universität ELTE Budapest und der Universität<br />
Wien sollen Studierende durch die geologischen<br />
Untersuchungen des Nachbarlandes mehr über die<br />
erdgeschichtlichen Entwicklung und den geologischen<br />
Aufbau des Heimatlandes erfahren. Die Exkursionen<br />
sind teilweise von eindrucksvollen Wanderungen durch<br />
die Ostalpen geprägt. Die archäologischen Forschungen<br />
und die geologischen Exkursionen zeigen auf, wie<br />
wichtig eine grenzüberschreitende Partnerschaft von<br />
Hochschulen in der Forschung und auch in der Lehre ist.<br />
Die Aktionsprogramme (mit den Nachbarländern Ungarn,<br />
Slowakei aber auch der Tschechischen Republik)<br />
werden auch in den nächsten Jahren von Österreichischem<br />
BMWF unterstützt und bieten den Hochschulen<br />
in diesem Abschnitt des Donauraumes ein reichhaltiges<br />
Programm an Stipendien, Sprachkursförderungen und<br />
Projektunterstützungen.<br />
infopoint<br />
www.<strong>oead</strong>.at/aktionen<br />
© AÖU<br />
© M. Himmelbauer
30<br />
Martina Friedrich<br />
Österreichs Hochschulen sind beliebte<br />
Partner in TEMPUS &ERASMUS MUNDUS<br />
Mag. Martina Friedrich ist Mitarbeiterin der OeAD-<br />
GmbH und zuständig für die Programme ERASMUS<br />
MUNDUS und TEMPUS.<br />
Österreich ist eines der am stärksten vertretenen Länder in den EU-Drittstaatenprogrammen TEMPUS und ERASMUS MUNDUS wenn es um den Donauraum geht.<br />
Insgesamt sind österreichische Institutionen in mindestens jedem vierten TEMPUS Projekt vertreten; im Donauraum sieht die Situation noch viel besser aus. So nimmt<br />
Österreich beispielsweise an 53% aller kroatischen Projekte, 48% aller ungarischen und 41% aller rumänischen Projekte teil ! Auch in jedem dritten serbischen Projekt<br />
und jedem vierten bulgarischen Projekt ist mindestens eine österreichische Einrichtung zu finden. Geringere Beteiligung gibt es mit der Slowakei (21%), der Ukraine<br />
(21%) und Moldau (15%).<br />
Auch bei ERASMUS MUNDUS (EM) ist die Beteiligung groß. Vor allem in der sehr beliebten Aktion 2 ›EM Partnerschaften‹ gibt es bereits sechs Projekte mit Serbien,<br />
jeweils vier mit Rumänien, der Slowakei und Ungarn, drei mit Moldau bzw. der Ukraine und zwei mit Bulgarien. Kroatien ist nur in einer Partnerschaft zu finden, da<br />
Kroatien als Beitrittsland momentan nicht teilnehmen darf. Des Weiteren koordiniert die Universität Innsbruck den EM Masterstudiengang AstroMundus (Aktion 1), in<br />
dem die Universität Belgrad als Partner Studierende aufnimmt. Auch in der Aktion 3 ›Erhöhung der Attraktivität‹ nehmen zwei österreichische Hochschulen an einem<br />
slowakischen Projekt teil. Die EM Nationale Struktur im OeAD hat sechs geförderte Kooperationen mit den ungarischen Partner/innen und vier mit der slowakischen.<br />
Durch Partnersuch-Seminare wird eine Erhöhung der Hochschulbeteiligung mit Kroatien, Serbien, Moldau und der Ukraine angestrebt.<br />
Lesen Sie mehr in den folgenden Beiträgen über erfolgreiche Projekte aus den Programmen TEMPUS und ERASMUS MUNDUS.<br />
infopoint<br />
www.<strong>oead</strong>.at/3staaten<br />
Sabine Schindler<br />
AstroMundus<br />
Univ.-Prof. Dr. Sabine Schindler lehrt am Institut für Astro- und Teilchenphysik der Leopold-<br />
Franzens-Universität Innsbruck und ist Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck.<br />
AstroMundus ist ein Programm aus dem ERASMUS<br />
MUNDUS Angebot der Europäischen Kommission,<br />
das eine Master Ausbildung im Fach Astrophysik anbietet.<br />
In diesem besonderen Programm wird den<br />
Studierenden die Möglichkeit geboten, während ihres<br />
2-jährigen Masterstudiums bis zu fünf Partneruniversitäten<br />
zu besuchen: die Universitäten Belgrad, Innsbruck,<br />
Padua, Rom (Tor Vergata) und Göttingen. Die<br />
Koordination des Programmes liegt in den Händen der<br />
Universität Innsbruck. Die Universität Belgrad hat eine<br />
Sonderstellung, da sie als einzige zu einem Drittstaat<br />
gehört und daher gelten laut EU Richtlinien etwas andere<br />
Bestimmungen. Es wird innerhalb AstroMundus<br />
besonderes Augenmerk auf Belgrad gelegt, um eine<br />
vollständige Integration als Partner sicherzustellen. In<br />
Belgrad ist vornehmlich die Abteilung für Astronomie<br />
involviert, die zur Fakultät für Mathematik gehört. Ein<br />
großer Teil des dortigen Studienprogramms wird am<br />
Astronomischen Observatorium Belgrad angeboten.<br />
Zusätzlich zur Mobilitätsmöglichkeit für<br />
Studierende jedes Semester die Universität<br />
zu wechseln, ermöglicht das Programm<br />
vielfältigen Austausch zwischen<br />
den Partneruniversitäten. So wird auch<br />
der Lehrenden-Austausch von der EU<br />
mit Stipendien gefördert. Das bedeutet,<br />
dass sowohl internationale Professor/<br />
innen zu AstroMundus kommen, aber<br />
auch die Partneruniversitäten die Gelegenheit<br />
haben Professor/innen nach<br />
Belgrad zu senden und umgekehrt. Bei<br />
diesen Besuchen wird gelehrt, aber natürlich<br />
auch gemeinsam diskutiert und<br />
geforscht, so dass viele wissenschaftliche<br />
Kooperationen initiiert und gefestigt<br />
werden. Besonders interessant sind<br />
auch die gemeinsamen Betreuungen<br />
von Master-Arbeiten. Durch diese gemeinsamen<br />
wissenschaftlichen Arbeiten wird oft der<br />
Startpunkt für zukünftige Kollaborationen gesetzt.<br />
Durch diese vielfältigen Aktivitäten haben sich schon<br />
viele Kontakte zu den serbischen Kolleg/innen ergeben,<br />
und durch ein Alumni-Netzwerk werden diese<br />
Kontakte auch in Zukunft aufrechterhalten.
31<br />
Mihail Guzun<br />
Journalistenausbildung in der Republik<br />
Moldau im europäischen Kontext<br />
Prof. Dr. Mihail Guzun ist Leiter des Lehrstuhls für Journalismus der Staatlichen Universität Moldawien.<br />
CuQ – Crossmedia und Qualitätsjournalismus<br />
Das Tempus-Projekt ›Crossmedia und Qualitätsjournalismus.<br />
Innovationen für eine universitäre Journalistenausbildung in der<br />
vernetzten Gesellschaft‹ hat die curriculure Modernisierung der<br />
Journalistenausbildung in der Ukraine und Moldau nach Bologna-<br />
Kriterien und Lissabon-Strategie zum Ziel. Kernelement ist die<br />
Sicherung und Stärkung der Employability der Absolvent/innen<br />
sowie die Zukunftsfähigkeit der universitären Journalistenausbildung.<br />
Dies soll erreicht werden durch Know-How- und Technologie-<br />
Transfer moderner Medientechnologien und curricularer Erfordernisse<br />
angesichts des Medienwandels und seiner Auswirkungen auf<br />
den journalistischen Berufsstand.<br />
© mihail guzun<br />
Die Fakultät für Journalismus und Kommunikationswissenschaft<br />
der Staatlichen<br />
Universität Moldawien ist ein<br />
europaweit anerkanntes universitäres<br />
Ausbildungszentrum, das Expert/innen<br />
für den Umgang mit Massenmedien<br />
vorbereitet. Seit 1980 ist die Fakultät<br />
hier angesiedelt, davor, beginnend mit<br />
dem Jahr 1966, wurden die Studierenden<br />
an der Philologiefakultät, Sektion<br />
›Journalismus‹, ausgebildet.<br />
Zu Beginn der 1990er Jahre, nach dem<br />
Fall des totalitären Regimes, stand die<br />
Fakultät vor der Herausforderung, andere<br />
als bis zu dem Moment an gängige<br />
Standards aufzubauen und neue pädagogische<br />
Zugänge zu implementieren.<br />
Aufgrund des in kurzer Zeit stattfindenden<br />
radikalen Wandels in der gesamten<br />
moldawischen Gesellschaft, haben sich<br />
auch die Ziele der Journalistenausbildung<br />
verändert. Da Journalist/innen in<br />
den spezialisierten Institutionen des<br />
exsowjetischen Gebietes früher nur<br />
eine einzige Perspektive hatten, nämlich<br />
in der Parteipresse tätig zu sein, war<br />
selbstverständlich auch die Ausbildung<br />
darauf ausgerichtet. Zusammen mit<br />
dem Übergang vom totalitären System<br />
zu einer Demokratisierung aller gesellschaftlichen<br />
Sphären kam eine andere<br />
Perspektive zum Vorschein: die Befreiung des instruktiv-pädagogischen<br />
Prozesses von ideologischen Einflussnahmen.<br />
Die Journalismusschulen kanalisierten<br />
ihre Bemühungen auf die Berufsausbildung der künftigen<br />
Massenmedienfachkräfte, auf die journalistische<br />
Bildung selbst. Das klar definierte Ziel lautete nun, den<br />
Studierenden den Journalist/innenberuf professionell<br />
zu vermitteln.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war die Umsetzung dieses hehren<br />
Vorhabens ohne externe Unterstützung unmöglich.<br />
Dies ist der Grund, weswegen sich die Fakultät 1994<br />
an einem von der Europäischen Kommission im universitären<br />
Bereich durchgeführten Tempus Programm<br />
beteiligte. Der vorgeschlagene Titel des Projektes lautete<br />
›Die Modernisierung der Fakultät für Journalismus<br />
und Kommunikation der Staatlichen Universität Moldawien‹.<br />
Partner der Fakultät waren die Fakultät für Informationswissenschaft<br />
der Universität Complutense<br />
aus Madrid (Spanien) und die Soziologiefakultät der<br />
Universität La Sapienza aus Rom (Italien).<br />
Im Rahmen des Projektes kam es zu institutionellen<br />
Veränderungen, neue Arbeitsplätze wurden geschaffen.<br />
Mit einer Fördersumme von 100.000 $ konnte<br />
technisches Equipment angeschafft werden. Radio-,<br />
Polygraphie- und Fernsehlabors wurden umgerüstet<br />
und ein PC-Raum ausgestattet. Ein Informationstechnologienlabor<br />
wurde errichtet. Es bildet das computerunterstütze<br />
Informationszentrum der Fakultät und<br />
sichert die Verbindung der vorhandenen Rechner zu<br />
externen Netzwerken. All diese Maßnahmen haben<br />
das Image der Fakultät vor allem bei den jungen Studierenden<br />
enorm verbessert.<br />
Die Fakultät versuchte sich laufend – sowohl in technischer<br />
als auch in pädagogischer Hinsicht – zu verbessern,<br />
um den neuen Sachverhalten und dem Wandel,<br />
nicht nur für das Gebiet der Republik Moldau sondern<br />
für den gesamten europäischen Raum, zu entsprechen.<br />
Dies ist der Grund, weshalb die Teilnahme der<br />
Fakultät an dem Tempus Projekt ›Crossmedia und<br />
Qualitätsjournalismus‹ für uns eine wichtige Chance<br />
darstellt. Wir bemühen uns, die formellen, dem Bologna<br />
Prozess entsprechenden Standards gerecht zu<br />
werden, um die Bedingungen, der Europäischen Union<br />
beizutreten, erfüllen zu können. Der weitere Ausbau<br />
von Kooperationen mit Partner/innen, die an diesem<br />
Projekt teilnehmen ist daher sehr wichtig.<br />
Wir gehen davon aus, dass die Umsetzung der Projektziele<br />
positive Auswirkungen sowohl auf den<br />
Mediensektors in der Republik Moldau als auch auf<br />
Kooperationen im gesamten südöstlichen Gebiet Europas<br />
haben wird. Die neuen Möglichkeiten, die uns<br />
die crossmediale Kommunikation bietet, führen zu<br />
einer Ausbreitung und Intensivierung des Dialoges<br />
zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen und<br />
in Folge zu einer besseren Verständigung zum Nutzen<br />
der Verwirklichung gemeinsamer Ansätze.<br />
Übersetzung vom Rumänischen ins Deutsche:<br />
Ana Lechintan, CuQ Projektzentrum Sibiu
32<br />
Elisabeth Zingl & Barbara Schneeberger<br />
JoinEU-SEE – Partnerschaft im Rahmen von Erasmus<br />
Mundus Aktion 2<br />
Mag. Elisabeth Zingl ist Mitarbeiterin des Büros für Internationale Beziehungen der Universität Graz, zuständige Referentin für<br />
EU-Bildungsprojekte und EU-Drittstaatenprojekte; Mag. Barbara Schneeberger ist dort Referentin für Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Vor dem Hintergrund jahrelanger intensiver<br />
Kooperation mit der Region<br />
des südöstlichen Europas definierte die<br />
Karl-Franzens-Universität Graz im Jahr<br />
2000 als erste Hochschule im deutschsprachigen<br />
Raum einen gesamtuniversitären<br />
Schwerpunkt Südosteuropa<br />
als profilbildenden Kern ihres Entwicklungskonzeptes.<br />
Damit trägt die Universität<br />
nicht nur ihrer geographisch<br />
bedingten und historisch gewachsenen<br />
Brückenfunktion zum südosteuropäischen<br />
Raum, sondern auch der EU-Strategie<br />
für den Donauraum Rechnung.<br />
In diesem Sinne fungiert die Karl-Franzens-Universität<br />
Graz bereits seit vielen<br />
Jahren als Wegbereiterin für die Umsetzung<br />
der Vision einer gesamteuropäischen<br />
Integration innerhalb der EU.<br />
Die zweitälteste Universität Österreichs<br />
zeichnet sich hierbei besonders durch<br />
ihre Expertise hinsichtlich der Zusammenarbeit<br />
mit Partnerinstitutionen aus<br />
Südosteuropa und die damit einhergehende<br />
Kenntnis der Bedürfnisse und<br />
des Kooperationspotentials der Region<br />
aus. Das Ziel, grenzüberschreitende Kooperationen<br />
und eine bessere Vernetzung<br />
im Sinne der EU-Strategie für den<br />
Donauraum zu forcieren, prägt sowohl<br />
die Aktivitäten mit regionalen Partner/<br />
innen als auch die aktive Präsenz der<br />
Universität in Netzwerken wie der Donaurektorenkonferenz<br />
und der Alpen-<br />
Adria-Rektorenkonferenz. Die Entwicklung<br />
des Donauraumes und der seitens<br />
der Universität definierten Zielregion<br />
Südosteuropa im Bereich Bildung und<br />
Forschung steht bei den zahlreichen<br />
Maßnahmen (Kooperationen, Stipendienprogrammen,<br />
Forschungsprojekten)<br />
MIT der Region sowie FÜR und<br />
ÜBER die Region im Vordergrund.<br />
Mit ›JoinEU-SEE: Scholarship scheme<br />
for academic exchange between EU and<br />
Western Balkan countries‹ koordiniert<br />
die Karl-Franzens-Universität Graz seit<br />
2009 äußerst erfolgreich ein Stipendienprogramm<br />
für den akademischen<br />
Austausch mit Albanien, Bosnien-<br />
Herzegowina, FYROM, Kosovo (gem.<br />
UNSCR 1244/99), Montenegro und<br />
Serbien. Dieses im Rahmen des Erasmus<br />
Mundus Programmes von der Europäischen<br />
Kommission geförderte Stipendienprogramm<br />
ermöglichte seit Beginn<br />
der Projektumsetzung im Jahr 2009<br />
bisher insgesamt 974 Studierenden auf<br />
Undergraduate, Master, PhD und Postdoctorate<br />
Ebene sowie Universitätsbediensteten<br />
hoch dotierte Stipendien.<br />
JoinEU-SEE ist (auch seitens der Europäischen<br />
Kommission) als exzellentes<br />
Beispiel für erfolgreiche institutionelle<br />
Kooperation auf internationaler und regionaler<br />
Ebene anerkannt.<br />
Erklärtes Ziel der JoinEU-SEE Partnerschaft<br />
ist es, ein besseres Verständnis<br />
und eine Annäherung zwischen den<br />
EU-Ländern und der Region des südöstlichen<br />
Europas zu ermöglichen,<br />
wobei vor allem die gegenseitige Bereicherung<br />
und Wertschätzung im Mittelpunkt<br />
stehen. Dies betrifft sowohl<br />
den Bereich der Hochschulbildung als<br />
auch die Gesellschaft im Allgemeinen.<br />
In diesem Sinne verfolgen die jeweils<br />
zehn in diesem Projekt beteiligten EU-<br />
Universitäten und Universitäten aus<br />
der Drittstaatenregion gemeinsam die<br />
Zielsetzungen des Erasmus Mundus<br />
Programmes.<br />
Neben dem Erfolg des JoinEU-SEE Projektes<br />
fördert die Zusammenarbeit aller<br />
Partnerinstitutionen im Konsortium<br />
jedoch auch die Kooperationskompetenzen<br />
der beteiligten Institutionen<br />
auf internationaler wie auch regionaler<br />
Ebene. Somit leistet das Projekt einen<br />
wichtigen Beitrag für die Anbahnung<br />
Miloš Milutinović - Informationsveranstaltung<br />
zu Studierendenmobilität<br />
und Unterstützung weiterführender Kooperationen und gemeinschaftlicher<br />
Projekte, wodurch die Nachhaltigkeit der JoinEU-SEE<br />
Projektaktivitäten gewährleistet ist. Die Kooperation im Rahmen des<br />
JoinEU-SEE Projekts basiert auf Transparenz und gegenseitiger Wertschätzung<br />
und trägt nachweislich zu strukturellen Veränderungen<br />
und Entwicklungen an den Partneruniversitäten in der Drittstaatenregion<br />
bei. Die Erfahrungen, welche die Partneruniversitäten und die<br />
einzelnen Stipendiat/innen im Rahmen des JoinEU-SEE Mobilitätsprogrammes<br />
sammeln, bereiten die beteiligten Drittstaatenländer<br />
auf die Teilnahme in den neuen EU-Programmschienen vor.<br />
Miloš Milutinović, JoinEU-SEE Kontaktperson an der Universität Novi<br />
Sad, Büro für Internationale Beziehungen:<br />
Das JoinEU-SEE Projekt, an dem die Universität Novi Sad seit 2009 teilnimmt,<br />
erweckt großes Interesse für akademische Austauschprogramme,<br />
sowohl bei den Studierenden, als auch bei den Mitarbeiter/innen. Die<br />
Anzahl der Bewerber/innen steigt jedes Jahr und somit auch die Qualität<br />
der Bewerbungen. Das Projekt beeinflusst die Verabschiedung neuer Regelungen<br />
für Studierendenaustausch und akademische Anerkennung an<br />
der Universität Novi Sad und ermöglichte bereits für mehr als 100 Studierende<br />
aller Studienstufen eine erste Studienerfahrung im Ausland. Wir<br />
hoffen außerdem, dass das Projekt langfristig zu neuen Partnerschaften<br />
und weiteren Projekten (im Rahmen des Horizon 2020 und Erasmus for<br />
All) führen wird.<br />
© Universität Novi Sad<br />
infopoint<br />
www.joineusee.eu
33<br />
Florian Bieber<br />
Nur scheinbar unüberbrückbare Hindernisse<br />
Joint Degree in Southeast European Studies<br />
Florian Bieber ist Leiter des Zentrums für Südosteuropastudien an der Karl-<br />
Franzens-Universität in Graz. Sein Forschungsschwerpunkte liegen auf Nationalismus,<br />
interethnischen Beziehungen und politischen Systemen in Südosteuropa.<br />
Er hat Monographien u.a. zum ›Nationalismus in Serbien vom Tode Titos<br />
zum Ende der Ära Milošević‹ (Münster 2005) und ›Post-War Bosnia‹ (London<br />
2006) verfasst und zahlreiche Bücher herausgegeben. Neben seiner wissenschaftlichen<br />
Tätigkeit ist er auch in der Politikberatung aktiv.<br />
Das interdisziplinäre Masterprogramm Southeast European Studies wurde im<br />
Rahmen von JoinSEE TEMPUS entwickelt.<br />
© Univ. Graz<br />
Wie viel muss ein Diplom wiegen? Wo muss der Stempel<br />
der Universität stehen? Solch scheinbar banale Fragen,<br />
die meist kaum jemanden interessieren, rücken bei<br />
einem gemeinsamen Masterprogramm mehrerer Universitäten<br />
mitunter in den Vordergrund. Das Gewicht<br />
des Papiers ist vorgeschrieben, ebenso die Platzierung<br />
des Uni-Logos und auf einmal entstehen scheinbar unüberbrückbare<br />
Hindernisse für Universitäten die zusammen<br />
arbeiten wollen.<br />
Seit 2011 können Studierende an der Karl-Franzens-<br />
Universität Graz ›Südosteuropa‹ auf Englisch studieren.<br />
Gemeinsam mit den Universitäten von Belgrad, Zagreb<br />
und Skopje hat Graz nach mehrjähriger Planung ein gemeinsames<br />
Master Programm in Südosteuropakunde<br />
auf die Beine gestellt. Studierende beginnen an einer<br />
der Partneruniversitäten und nach dem ersten Jahr verbringen<br />
sie ein Semester an einer anderen Uni, sei es in<br />
Südosteuropa oder anderswo in der EU. Dieses Jahr haben<br />
sich 14 Studierende in Graz, 18 in Belgrad und drei<br />
in Skopje für den Joint Degree in Southeast European<br />
Studies eingeschrieben.<br />
Es handelt sich hierbei nicht nur um ein Programm nur<br />
für Studierende aus Österreich, Serbien, Kroatien oder<br />
Mazedonien, sondern um einen internationalen<br />
Studiengang. So studieren<br />
hier auch Personen aus Bosnien, aus den<br />
Niederländen und Kanada in Graz und<br />
Österreicher/innen in Belgrad. Auch die<br />
Professor/innen der Fächer Geschichte,<br />
Politikwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften,<br />
Soziologie und Rechtswissenschaften<br />
sind international. Somit<br />
stellt das Studium Vorurteile zwischen<br />
Disziplinen und Nationen in Frage. Im<br />
Westen wird das südöstliche Europa<br />
teilweise noch immer als Kriegs- und Krisenregion<br />
wahrgenommen. Auch wenn<br />
die Kriege der neunziger Jahre in die Gegenwart<br />
hinein wirken und die aktuelle<br />
wirtschaftliche Lage Armut und Unterentwicklung<br />
verstärkt hat, so so ist die<br />
Region vielschichtiger und spannender<br />
als nur ein ehemaliger Kriegsschauplatz.<br />
Der Balkan ist keine exotische Region<br />
über die man aus sicherer Entfernung im<br />
stillen Kämmerlein lernt. Das südöstliche<br />
Europa lernt man am besten kennen,<br />
wenn man nicht nur über die Region lernt, sondern dort<br />
auch Zeit verbringt. Auch innerhalb Südosteuropas dominiert<br />
die Orientierung nach Westen während man oft<br />
wenig über den Nachbarn weiß. Wenn man heute mit<br />
dem Flugzeug von einem Land Südosteuropas in ein<br />
anderes reisen will, führt der Weg meist über Wien oder<br />
Istanbul. Kaum eine Einrichtung beschäftigt sich mit<br />
der ganzen Region, sondern meist nur mit dem eigenen<br />
Land.<br />
Doch zurück zum Gewicht des Diploms. Um das Joint<br />
Degree-Programm in die Wege zu leiten, waren die<br />
größten Hindernisse nicht Meinungsunterschiede darüber,<br />
wie man den Studierenden Südosteuropa näher<br />
bringen solle, sondern wie viele ECTS Punkte eine Vorlesung<br />
haben soll, wie Studierende zu welchen Bedingungen<br />
aufgenommen werden können oder wie dieses<br />
Joint Degree Programm in die Universitätslandschaft<br />
hineinpasst – viele kleine bürokratische Hürden. Trotz<br />
Internationalisierung und Europäischer Union funktioniert<br />
jede Universität noch immer in einem nationalen<br />
System, das oft wenig Flexibilität und Verständnis für<br />
den internationalen Kontext und die Regeln der anderen<br />
besitzt. Trotzdem hat es der Master in Southeast European<br />
Studies geschafft Diplome richtig abzuwiegen,<br />
ECTS Punkte gut zu verteilen, die Zustimmung von Senaten,<br />
Ministerien, Rektoren und Dekanen zu bekommen<br />
und das zunehmende Interesse von Studierenden<br />
zeigt, dass sich die Mühen gelohnt haben.<br />
© florian bieber<br />
Die Studierenden des<br />
Masterlehrgangens an<br />
der Universität Belgrad<br />
infopoint<br />
www.seestudies.eu<br />
www.suedosteuropa.uni-graz.at
34<br />
Klaus Schuch<br />
unter Mitarbeit von Jana Machacova, Petra Moser, Felix Gajdusek, Ines Marinkovic, Carmen Siller, Elke Dall<br />
Zusammenarbeit in Forschung<br />
und Entwicklung<br />
Kooperationen mit dem Donauraum<br />
Das Zentrum für Soziale Innovation (ZSI) ist ein sozialwissenschaftliches Institut mit Sitz in Wien, das Forschung systematisch mit Anwendung zu verknüpfen versucht. Die<br />
Arbeit des ZSI gliedert sich in drei zentrale Themenbereiche: Arbeit & Chancengleichheit – Forschungspolitik & Entwicklung – Technik & Wissen.<br />
Mag. Dr. Klaus Schuch ist Experte für Forschungs- und Innovationspolitik sowie internationale Wissenschafts- und Technologiekooperation. Seit 2001 arbeitet er als Senior<br />
Researcher am ZSI. Seit 2012 ist er für das strategische Forschungsmanagement am Institut zuständig und als Geschäftsführer der Österreichischen Plattform Forschung und<br />
Technologieevaluierung ›fteval‹ tätig. Dr. Schuch ist außerdem seit 2006 Lehrbeauftragter am Institut für Internationale Entwicklung der Universität Wien im Bereich Evaluation.<br />
Er hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht und ist Mitglied u.a. der Kommission für Entwicklungsfragen bei der OeAD-GmbH (KEF).<br />
Sie finden hier drei Kurzberichte über Projekte in Zusammenhang mit dem Donauraum, an denen das ZSI leitend oder mitarbeitend involviert ist.<br />
Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung<br />
Vom Westbalkan zum Donauraum (WBC-INCO.NET)<br />
Die Frage der EU-Erweiterung um die<br />
Westbalkanstaaten hat hohe Priorität<br />
in der politischen Agenda der Europäischen<br />
Union. Das Projekt Western Balkan<br />
Countries INCO-NET (WBC-INCO.<br />
NET) hilft dabei, die Beziehungen<br />
zwischen der EU und den Westbalkanstaaten<br />
im Bereich von Wissenschaft,<br />
Technologie und Innovation weiterzuentwickeln<br />
und die Integration der<br />
›Western Balkan Countries‹ (WBC) in<br />
den Europäischen Forschungsraum<br />
strukturell voranzutreiben. Das Projekt<br />
mit einer gesamten Laufzeit von Januar<br />
2008 bis Dezember <strong>2013</strong> wird im 7.<br />
Rahmenprogramm für Forschung und<br />
Technologieentwicklung der Europäischen<br />
Kommission (RP7) gefördert.<br />
Zu den Zielen des Projektes gehören<br />
unter anderem die Identifizierung von<br />
regionalen Forschungsprioritäten, Förderung<br />
der Beteiligung von Forscher/<br />
innen aus der Region an europäischen<br />
Projekten oder auch die Unterstützung<br />
von Trainingsmaßnahmen für Akteur/<br />
innen im Innovationsbereich. WBC-<br />
INCO.NET unterstützt außerdem eine<br />
politische Dialogplattform (›Steering Platform on Research<br />
for the Western Balkan countries‹) in der sich<br />
Vertreter/innen der EU-27, der Europäischen Kommission<br />
als auch die Vertreter aller Westlichen Balkanstaaten<br />
sowie anderer an das 7. FRP assoziierten Länder<br />
treffen um aktuelle forschungspolitische Themen zu<br />
erörtern. Unter dem jeweiligen Vorsitz der EU-Ratspräsidentschaften<br />
trifft sich die Plattform zweimal<br />
jährlich.<br />
Das Projekt WBC-INCO.NET ist eine strategischstrukturelle<br />
Intervention, die dazu konzipiert wurde,<br />
europäische, multilaterale und regionale Fragen zum<br />
Thema Wissenschafts- und Technologiepolitik in und<br />
mit den Westbalkanstaaten zu behandeln. Die Koordination<br />
wird ergänzt durch eine Erweiterung auf Teilnehmer<br />
aus der Donauraumregion für einzelne Events,<br />
der Teilnahme an Diskussionen zur EU-Strategie für<br />
den Donauraum und der Disseminierung relevanter<br />
Informationen in und aus der Region. Die Herausgabe<br />
von regelmäßigen Newslettern (alle zwei Wochen<br />
an über 10.000 Abonnent/innen) und eines Journals,<br />
ebenso wie das Informationsportal www.wbc-inco.<br />
net (über 3.000 registrierte Benutzer/innen und über<br />
10.000 Einzelbesucher/innen monatlich) tragen zum<br />
Erfolg des Dialogs bei. Das Portal bietet den Leser/<br />
innen nicht nur forschungspolitisch aktuelle und relevante<br />
Informationen sondern auch die Möglichkeit<br />
zur aktiven Beteiligung. Alle registrierten Benutzer/<br />
innen können z.B. ihre Veranstaltungen, Projektpublikationen,<br />
Ausschreibungen etc. über das Portal und<br />
den Newsletter disseminieren.<br />
WBC-INCO.NET arbeitet eng mit anderen Initiativen<br />
zusammen, die Westbalkan oder Südosteuropa im Fokus<br />
haben (WBinNO, SEE-ERA.NET PLUS, EVAL-INNO<br />
um nur einige zu nennen).<br />
Projektpartnerschaft<br />
Projektkoordinator ist das Zentrum für Soziale Innovation<br />
(ZSI). Das Projektkonsortium besteht aus 29<br />
Organisationen aus 16 Ländern, darunter zahlreiche<br />
Länder des Donauraums (Deutschland, Österreich,<br />
Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina,<br />
Montenegro und Bulgarien). Organisationen aus Albanien,<br />
Kosovo, Mazedonien, Belgien, Griechenland,<br />
Italien, den Niederlanden, Spanien und der Türkei sind<br />
ebenfalls Partner im WBC-INCO.NET Projekt.
35<br />
Demographischer Wandel in der Donauraumregion<br />
Central European Knowledge Platform for an Ageing Society<br />
Lebenslanges Lernen –<br />
einmal anders<br />
© zsi<br />
Das Projekt ›Central European Knowledge Platform for<br />
an Ageing Society‹ (CE-Ageing Platform) wird im Rahmen<br />
des CENTRAL EUROPE Programmes unter Priorität<br />
4 ›Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Attraktivität<br />
von Städten und Regionen‹, umgesetzt und<br />
durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung<br />
(EFRE) kofinanziert. Das Projekt hat am 1. Jänner<br />
2011 begonnen und wird mit 31. Dezember <strong>2013</strong> abgeschlossen.<br />
Das primäre Ziel der ›CE-Ageing Platform‹ ist es, negative<br />
Auswirkungen und Folgen des demografischen<br />
Wandels in Zentraleuropa möglichst gering zu halten.<br />
Die Konsortialpartner, u.a. Ministerien, Forschungseinrichtungen,<br />
Sozialpartner und Trainingsinstitute, wollen<br />
gemeinsam zur Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
in ihren Regionen beitragen, und so positive<br />
regionale Entwicklungen und Wirtschaftswachstum,<br />
sowie soziale Kohäsion fördern.<br />
Alle Länder Zentraleuropas sind stark vom demografischen<br />
Wandel betroffen. Geburtenrückgang und Abwanderung<br />
werden in der Donauraumregion in den<br />
nächsten Jahren und Jahrzehnten zu einem Bevölkerungsrückgang<br />
führen. Damit einhergehend wird der<br />
Anteil älterer Menschen innerhalb der Bevölkerung<br />
stark zunehmen. Dieser Umstand bringt neue soziale<br />
und ökonomische Herausforderungen mit sich. Die ›CE-<br />
Ageing Platform‹ will insbesondere im Arbeitsmarktbereich<br />
auf das vorhandene Potenzial einer älteren Erwerbsbevölkerung<br />
aufmerksam machen. Dazu bedarf<br />
es einer öffentlichen Bewusstseinsbildung und der Entwicklungen<br />
von Active Ageing Strategien. Zudem sollen<br />
innovative Maßnahmen und Serviceleistungen für<br />
kleine und mittlere Unternehmen (KMU)<br />
zu Diversity Management, Lebenslangem<br />
Lernen und Work-Life Balance, im<br />
Rahmen des Projektes von regionalen<br />
Partnerorganisationen entwickelt und<br />
durchgeführt werden.<br />
Das Projekt basiert grundsätzlich auf<br />
der Überzeugung, dass demografische<br />
Herausforderungen und deren Folgen<br />
nur in Kooperation zwischen mehreren<br />
Politikbereichen adäquat gelöst werden<br />
können. Durch die Bereitstellung einer<br />
Plattform zum Austausch von Wissen,<br />
Erfahrungen und guten Praktiken zwischen<br />
urbanen und ländlichen Gebieten,<br />
sowie auch auf transnationaler Ebene,<br />
werden Evidenz basierte Entscheidungsgrundlagen<br />
und Handlungsorientierungen<br />
erarbeitet, um regionale Disparitäten<br />
zu minimieren.<br />
Der größte Projektoutput der CE-Ageing<br />
Platform ist die ›Central European<br />
Ageing Strategy‹, die gemeinsam mit<br />
Projektpartner/innen, Nichtregierungsorganisationen<br />
(NGOs), KMU, sowie<br />
externen Expert/innen erarbeitet wird.<br />
Diese Strategie wird Ende <strong>2013</strong> als<br />
Weißbuch veröffentlicht. Ziel ist es, koordinierte<br />
Handlungsempfehlungen<br />
und Maßnahmen auf transnationaler,<br />
nationaler, regionaler und lokaler Ebene<br />
zu erarbeiten. Die Strategie soll als<br />
gemeinsame strategische Richtlinie für zentraleuropäische<br />
Länder und deren Regionen dienen, und adäquate<br />
Lösungen und Maßnahmen zu den vielfältigen Herausforderungen<br />
des demografischen Wandels anbieten.<br />
Die Strategie ist auf folgende Bereiche ausgerichtet:<br />
ÆÆ<br />
Beschäftigungsfähigkeit bzw. –chancen,<br />
ÆÆ<br />
Integration,<br />
ÆÆ<br />
Familie,<br />
ÆÆ<br />
sowie Gesundheit und aktives Altern.<br />
Die Zielgruppe der Strategie sind vorwiegend politische<br />
Entscheidungsträger/innen, NGOs, ältere Menschen,<br />
Personalmanagements und andere Stakeholder aus<br />
dem Bildungs-, Migrations-, Sozial- und Arbeitsmarktbereich.<br />
Im Frühjahr 2012 wurde die CE-Ageing Platform als Projekt<br />
zur Unterstützung der EU Strategy for the Danube<br />
Region (EUSDR) nominiert und unter die Priorität 9 ›To<br />
Invest in People and Skills‹ gestellt.<br />
Projektpartnerschaft<br />
Projektkoordinator/in ist die Kammer für Arbeiter und<br />
Angestellte für Oberösterreich (AKOÖ), welche mit Unterstützung<br />
des Zentrums für Soziale Innovation (ZSI)<br />
das gesamte Projektmanagement ausführt.<br />
Das Projektkonsortium besteht aus 13 Organisationen<br />
aus acht Ländern: Österreich, Deutschland, Italien, Polen,<br />
Slowenien, Slowakei, Tschechien und Ungarn.
36<br />
Bessere Evaluierungen für eine<br />
bessere Forschungspolitik<br />
Viele mittel- und südosteuropäische Länder sind dem<br />
Druck ausgesetzt, ihre Forschungs- und Innovationssysteme<br />
zu modernisieren und für den europäischen<br />
sowie globalen Wettbewerb fit zu machen. Das führt<br />
unter anderem dazu, dass in vielen Ländern der Donauraumregion<br />
zunehmend neue forschungs- und<br />
innovationspolitische Interventionen entwickelt und<br />
zum Einsatz gebracht werden, um Impulse für einen<br />
Strukturwandel in Richtung Wissensökonomie und<br />
Wissensgesellschaft zu bewirken. Gleichzeitig jedoch<br />
sind die öffentlichen Haushalte einem massiven Effizienzdruck<br />
ausgesetzt.<br />
Das im Rahmen des Southeast Europe-Programms<br />
geförderte und u.a. vom BMWF ko-finanzierte EVAL-<br />
INNO-Projekt hat zum Ziel, Evaluierungskompetenzen<br />
im Bereich Wissenschaft, Forschung, Technologie<br />
und Innovation in der Donauraumregion bis ins Jahr<br />
2014 aufzubauen beziehungsweise weiter zu entwickeln.<br />
Das Projekt verfolgt einen strategisch-strukturellen<br />
Ansatz, da mit zunehmender Entwicklung<br />
von FTI-Programmen (Forschung, Technologie und<br />
Innovation) in der Partnerregion selbst und bei gleichzeitiger<br />
Integration derselben in den europäischen<br />
Forschungsraum, laufender Bedarf an ex-ante, interim,<br />
terminaler und ex-post Evaluationen geschaffen wird,<br />
der jedoch mangels ausgeprägter Evaluierungstraditionen<br />
und Evaluierungskulturen von den lokal vorhandenen<br />
Expertinnen und Experten zur Zeit nur unzureichend<br />
abgedeckt werden kann. Das hat auch die<br />
von Österreich im Rahmen der letzten österreichischen<br />
EU-Ratspräsidentschaft forcierte ‚Steering Platform on<br />
Research with the Western Balkan Countries’ erkannt<br />
und das Projekt ideell bei der Einreichung unterstützt.<br />
Besonderes Augenmerk wird im gegenständlichen<br />
Projekt auf professionelle Evaluierungsverfahren und<br />
Evaluierungsmethoden im Bereich von Programm-,<br />
Institutionen- und Instrumentenevaluierungen gelegt.<br />
Dabei werden folgende Subziele hervorgehoben:<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
die Promotion von FTI-Evaluierungen als selbstverständliches<br />
Instrument der FTI-Politik und als<br />
wesentliche Bedingung für einen reflexiven, objektivierten,<br />
effizienten und effektiven Umgang<br />
mit öffentlichen Mitteln und Vorhaben im Bereich<br />
Wissenschaft, Forschung, Technologie und<br />
Innovation;<br />
die Entwicklung benötigter lokaler Kompetenzen<br />
und Kapazitäten zur Durchführung von FTI-<br />
Evaluierungen in den beteiligten Ländern unter<br />
anderem durch Integration in europäische Netzwerke<br />
und den Aufbau einer regionalen Evaluierungscommunity;<br />
Training in Bezug auf Evaluierungsmethoden<br />
und prozedurale Verfahrensaspekte (inkl. öffentliche<br />
Vergabe), sowie Bereitstellung entsprechender<br />
Tool-kits und Leitfäden sowohl für die<br />
Evaluator/innen als auch für die Auftraggeber<br />
von FTI-Evaluationen.<br />
EVAL-INNO unterstützt sowohl Kapazitäten- als auch<br />
Institutionenaufbau. Die wichtigsten Zielgruppen des<br />
Projekts sind Forschungsministerien, Forschungsförderagenturen<br />
sowie Innovationsinfrastrukturen<br />
(wie z.B. Technologiezentren) und (potentielle) FTI-<br />
Evaluatorinnen und Evaluatoren. Zur<br />
Koordinierung, Sicherstellung und Dokumentation<br />
wurde eine zentrale webbasierte<br />
Plattform (www.eval-inno.eu/)<br />
programmiert, die aus mehreren Datenbanken<br />
besteht, die nach benutzerfreundlichen<br />
Kriterien abgefragt werden<br />
können (z.B. Programmdatenbank,<br />
Evaluator/innendatenbank etc.).<br />
Als konkrete Anwendungsfälle werden<br />
im Rahmen von EVAL-INNO zum<br />
einen drei FTI-Programmevaluationen<br />
durchgeführt, die auch für Trainingszwecke<br />
verwendet werden, sowie zum<br />
zweiten ein institutionelles Benchmarking<br />
von Innovationsorganisationen<br />
implementiert.<br />
Ethische und praktische Grundlage<br />
dafür sind Evaluierungsstandards, die<br />
vom Projektkonsortium gemeinschaftlich<br />
entwickelt und publiziert wurden.<br />
Projektpartnerschaft<br />
Projektkoordinator ist das Zentrum für<br />
Soziale Innovation (ZSI). Das Projektkonsortium<br />
besteht aus 6 Organisationen<br />
aus 6 Ländern: Österreich, Bulgarien,<br />
Griechenland, Montenegro, Serbien<br />
und Ungarn.
37<br />
Andreas Wenninger<br />
Über ein geteiltes Land am<br />
Rande Europas<br />
Bukowina-Dialog<br />
MMag. Andreas Wenninger ist Leiter<br />
des OeAD-Kooperationsbüros in Lemberg<br />
Bukowina-Dialog,<br />
Mai 2011<br />
© andreas wenninger<br />
Meine erste Reise in die Bukowina führte<br />
mich im Oktober 2000 durch Ungarn,<br />
zuerst nach Siebenbürgen und dann von<br />
Klausenburg in den Norden Rumäniens.<br />
Von dort planten wir die rumänischukrainische<br />
Grenze zu passieren. Ich<br />
fuhr mit einem von der Österreich-Kooperation<br />
organisierten Reisebus nach<br />
Czernowitz zum 125-Jahr-Jubliäum der<br />
dortigen Universität, von wo wir nach<br />
Lemberg weiterreisen wollten.<br />
Nach einer kurzweiligen Fahrt durch die<br />
Karpatenwälder Rumäniens besuchten<br />
wir das Kloster Voronet. Wie andere<br />
nordrumänische Klöster ist es innen<br />
und außen ganz mit wilden und wunderschönen<br />
Bildern bemalt. Neben dem<br />
Kloster trieb eine alte Frau eine Herde<br />
Gänse zum Bach, und alles sah aus wie in<br />
einem Märchen. Die Klöster Moldovita<br />
und Sucevita seien noch viel schöner als<br />
Voronet, beteuerten uns Mitreisende.<br />
Wir fuhren durch endloses, bewaldetes<br />
Hügelland. In Moldovita und Sucevita<br />
bestaunten wir Bilder von Engeln, Teufeln<br />
und Drachen, frommen Gläubigen<br />
und ›bösen‹ Türken – die Bemalungen<br />
hatten während der Kriege gegen das<br />
Osmanische Reich als christliche Propaganda<br />
gedient. Die bemalten Klöster<br />
sind eine der bekanntesten Attraktionen<br />
der Bukowina.<br />
Doch das kleine Land am östlichen Rand Mitteleuropas<br />
existiert nur noch dem Namen nach: Der Süden gehört<br />
zu Rumänien, der Norden mit der einstigen Hauptstadt<br />
Czernowitz zur Ukraine.<br />
Geschichte als Fundament<br />
Einst war die Bukowina Teil des Herzogtums Moldau<br />
gewesen, dann der Habsburgermonarchie. Nach<br />
dem Ersten Weltkrieg fiel sie an Rumänien, das eine<br />
Großmacht werden wollte und sich bald auf die Seite<br />
der Nazis schlug. 1940 marschierte die Rote Armee<br />
ein, dann die deutsche Wehrmacht, dann wieder die<br />
Sowjets. Auch nach 1991 blieb die Bukowina geteilt.<br />
Mittlerweile ist der Graben sogar tiefer geworden:<br />
Heute verläuft die EU-Außengrenze mitten durch<br />
die Region. Rumän/innen müssen seit einigen Jahren<br />
kein Visum mehr vorzeigen, wenn sie den anderen<br />
Teil besuchen wollen, Ukrainer/innen schon.<br />
Das Bukowina-Forschungszentrum, das mit Hilfe der<br />
Österreich-Kooperation bereits Anfang der 90er-Jahre<br />
an der Czernowitzer Yurij-Fedkowytsch-Universität<br />
eingerichtet wurde und auch eine Österreich-Bibliothek<br />
beherbergte, war die erste Einrichtung, die sich<br />
zum Ziel setzte, gemeinsame bukowinische Projekte<br />
zu initiieren und durchzuführen. Hierzu wurden regelmäßig<br />
Expert/innen und Wissenschafter/innen aus<br />
Rumänien, aus der Ukraine, aus Deutschland und aus<br />
Österreich nach Czernowitz eingeladen und in Form<br />
von Konferenzen, gemeinsamen Ausstellungen und<br />
Literaturprojekten erste Dialog-Veranstaltungen abgehalten.<br />
Zwischenzeitlich beschäftigten sich zahlreiche<br />
Wissenschafter/innen (historisch, literaturwissen-<br />
schaftlich und kulturwissenschaftlich) mit der Region<br />
Bukowina: so zum Beispiel Andrei Corbea-Hoisie in<br />
Iasi, Winfried Menninghaus in Berlin, Peter Rychlo in<br />
Czernowitz und viele mehr, die Czernowitz und die Bukowina<br />
auch als Topos deutsch-jüdischer und multikultureller<br />
Geschichte und Literatur untersuchten. Die<br />
ehemalige Metropole des östlichsten habsburgischen<br />
Kronlandes Bukowina hatte viele bedeutende Schriftsteller/innen,<br />
Künstler/innen und Wissenschafter/<br />
innen hervorgebracht, die bis heute Gegenstand von<br />
Forschungen und Publikationen sind.<br />
Der österreichische Wissenschafter, Geograf und<br />
Historiker Kurt Scharr schrieb im Zuge mehrerer Forschungsreisen<br />
in den letzten 15 Jahren nicht nur einen<br />
informativen Bukowina-Reiseführer, sondern auch<br />
eine wissenschaftliche Abhandlung über ›Die Landschaft<br />
Bukowina‹ mit dem Titel ›Das Werden und Vergehen<br />
einer Region an der Peripherie 1774-1918‹, die<br />
2010 erschien.<br />
Tatsächlich erlebte vor allem Czernowitz während der<br />
relativ friedlichen Zeit unter österreichischer Herrschaft<br />
einen Aufschwung. Armenische, polnische,<br />
rumänische, russische, slowakische, ukrainische, ungarische<br />
und deutsche Menschen, viele von ihnen<br />
Juden und Jüdinnen, lebten friedlich nebeneinander.<br />
Drei oder mehr Sprachen zu sprechen, galt als normal.<br />
Das funktionierte vor allem deshalb so gut, weil ›keine<br />
der Nationen in der Bukowina über eine ausreichende<br />
Mehrheit verfügte und somit (jede) gezwungen war,<br />
konsensorientierte Koalitionen zu anderen zu suchen‹,<br />
schreibt Kurt Scharr in seinem Buch.<br />
Das 20. Jahrhundert verlief weit düsterer. Zwischen
38<br />
© m. dippelreiter<br />
Bild links: Universität Czernowitz<br />
Bild rechts: Kloster Moldowitza<br />
dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg lebte das stark<br />
jüdisch geprägte kulturelle Leben zwar nochmals auf.<br />
Dichter/innen wie Paul Celan, Rose Ausländer oder<br />
Alfred Margul-Sperber haben es beschrieben. Aber bereits<br />
unter Großrumänien begann die Unterdrückung<br />
der Minderheiten. Ab 1941 wüteten dann die Nazis in<br />
der Bukowina. Von über 280.000 Jüdinnen und Juden<br />
überlebte nicht einmal ein Viertel.<br />
Ein neuer Anlauf zur vertieften Zusammenarbeit<br />
Auf Anregung des OeAD-Kooperationsbüros in Lemberg<br />
lud die Gebietsverwaltung Czernowitz im Mai<br />
2011 zu einer ersten Bukowina-Dialog-Veranstaltung<br />
an die Czernowitzer Universität ein. Dieser erste Teil<br />
einer neuen ›Dialog‹-Reihe war den historischen und<br />
kulturellen Gemeinsamkeiten der heute rumänischen<br />
und der ukrainischen Bukowina gewidmet und fand<br />
unter hochrangiger Beteiligung von österreichischer<br />
Seite statt. Zu einer Folgeveranstaltung zum Thema<br />
Wirtschaft lud das österreichische Außenministerium<br />
im Juni 2012 nach Wien ein, eine dritte Veranstaltung<br />
ist im Frühjahr <strong>2013</strong> in Suczawa in Rumänien geplant.<br />
Ziel der Dialog-Reihe ist die Vertiefung und die Ausweitung<br />
von bilateralen Kooperationsprojekten auf<br />
die Bereiche Tourismus, Verkehr und Infrastruktur<br />
sowie Ökologie in der ukrainisch-rumänischen Grenzregion,<br />
wobei die österreichische Beteiligung nicht<br />
nur sehr begrüßt, sondern ausdrücklich gewünscht<br />
wurde. Projekte, die im Rahmen der Euroregion ›Oberer<br />
Pruth‹ bereits realisiert wurden, betreffen in erster<br />
Linie die Förderung der Handelsbeziehungen, die<br />
Schaffung von Wirtschafts-Inkubatoren, die Schaffung<br />
von gemeinsamen Ausbildungs-,<br />
Trainings- und Innovationszentren für<br />
Verwaltungsbeamt/innen, Kleinunternehmer<br />
/innen und Bergbauer/innen<br />
der Karpatenregion sowie einzelne Projekte<br />
zur Bewerbung der gemeinsamen<br />
Tourismusregion, der Entwicklung des<br />
Kulturtourismus und einzelne Ökologieprojekte.<br />
Die Erfahrungen Österreichs bei grenzüberschreitenden<br />
Projekten im Rahmen<br />
der EU-Regionalpolitik sowie in den<br />
drei genannten Bereichen Tourismus,<br />
Verkehr und Ökologie können für die<br />
beiden Partnerregionen Czernowitz<br />
und Suczawa an der EU-Außengrenze<br />
hilfreich sein. Auch das Bundesland<br />
Kärnten, welches bereits seit Mitte der<br />
90er-Jahre eine Gebietspartnerschaft<br />
mit dem Gebiet Czernowitz unterhält<br />
und auch auf rumänischer Seite Partnerschaftsprojekte<br />
betreut, ist von Beginn<br />
an eingebunden und stellt seine<br />
Erfahrungen im Rahmen des Dialogs<br />
zur Verfügung.<br />
Die Bukowina ist auch heute noch<br />
schwer zu bereisen. Flugverbindungen<br />
gibt es kaum und auch Bahnreisen in<br />
die Bukowina sind beschwerlich und<br />
umständlich. Die motorisierte Reise mit<br />
einem PKW oder mit einem Autobus<br />
ist noch die einfachste Variante, wenn<br />
man lange Grenzwartezeiten an der<br />
EU-Außengrenze in Kauf nimmt. Doch kann der Dialog<br />
die Verkehrsanbindungen in dieser Grenzregion<br />
verbessern helfen, was auch dem Tourismus und der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung dieser Region sehr gut<br />
tun würde.<br />
Andreas Wenninger leitet seit dem Jahr 2000 die österreichisch-ukrainische<br />
Kooperationsstelle in Lemberg<br />
(seit 2010 OeAD-Kooperationsstelle) und ist der<br />
Österreichischen Botschaft in Kiew als Attaché für Wissenschafts-<br />
und Bildungsangelegenheiten zugeteilt.<br />
Die Österreich-Kooperation in Wissenschaft, Bildung<br />
und Kultur (ÖK) wurde im Jahre 1993 als gemeinnütziger<br />
Verein ›Österreich-Kooperation in Wissenschaft,<br />
Bildung und Kultur‹ vom damaligen Bundesministerium<br />
für Wissenschaft und Forschung unter Dr. Erhard<br />
Busek gegründet. Zu seinen Hauptaufgabenbereichen<br />
zählten die Lektorate an Universitäten im Ausland,<br />
insbesondere in Ost- und Südosteuropa, der bilaterale<br />
Fremdsprachenassistenz-Austausch, das Österreichische<br />
Sprachdiplom sowie die Mitarbeit bei der<br />
Betreuung von Österreich-Bibliotheken in Mittel-,<br />
Ost- und Südosteuropa. Zwei Außenstellen wurden als<br />
Verbindungsstellen und Regionalbüros in Lemberg in<br />
der Ukraine und in Sarajewo in Bosnien-Herzegowina<br />
gegründet. Der Verein Österreich-Kooperation wurde<br />
im Jahr 2011 aufgelöst. Die Lemberger Außenstelle<br />
besteht seitdem als OeAD-Kooperationsstelle weiter.<br />
infopoint<br />
www.<strong>oead</strong>.at/lemberg
39<br />
Nachhaltigkeit beim OeAD<br />
Im Jahr 2012 wurden die OeAD-GmbH und die OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH<br />
mit zwei Auszeichnungen bedacht.<br />
Ökoprofit-Siegel für den OeAD<br />
Der ÖkoBusinessPlan Wien zeigt, dass Umweltschutz<br />
und erfolgreiches Wirtschaften einander nicht ausschließen<br />
und saubere Gewinne für Umwelt und Unternehmen<br />
durch ökologisches Wirtschaften möglich<br />
sind.<br />
Konkrete Ziele des ÖkoBusinessPlan Wien sind u.a.:<br />
ÆÆ<br />
Verringerung schädlicher Umweltauswirkungen<br />
der Wiener Wirtschaft in sämtlichen Unternehmensbereichen<br />
durch integrierten Umweltschutz<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Betriebe durch verbesserte Ressourceneffizienz<br />
(Nutzung von Innovations- und Kostensparpotenzialen)<br />
und damit mittelfristige Sicherung<br />
von Arbeitsplätzen<br />
Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung der<br />
Stadt Wien<br />
In der Vorbereitung des Umzuges in das Haus in der<br />
Ebendorferstrasse 7 im Jahr 2010 beschloss die Geschäftsführung<br />
der OeAD-GmbH die Teilnahme am<br />
ÖkoBusinessPlan Wien – Modul ÖkoProfit. Während<br />
des Umbaus wurde darauf geachtet, dass die Ausstattung<br />
des Hauses möglichst umweltschonend und<br />
nachhaltig ausgeführt wird. Insbesondere wurde Folgendes<br />
umgesetzt:<br />
ÆÆ<br />
Ersatz von 120 Arbeitsplatzdruckern durch 25<br />
›Stockwerksdrucker‹ mit der Grundeinstellung<br />
›Doppelseitiges Drucken/Kopieren‹<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
ÆÆ<br />
Einbau von Bewegungsmeldern in Gängen,<br />
Stiegenhäusern und WC´s, in Stiegenhäusern<br />
zusätzlich mit Dämmerungssensorsteuerung<br />
Einsatz von Energiesparlampen und Beleuchtungskörper<br />
am Stand der Technik<br />
Einbau von Thermostatventilen an den Heizkörpern<br />
Erstellung eines Reinigungsplanes zur Optimierung<br />
des Reinigungsmitteleinsatzes<br />
Nach dem Einzug wurde der Einsatz von Reinigungsmitteln<br />
optimiert und die Abfalltrennung verstärkt.<br />
Im Laufe des Jahres 2011 wurde dann in Zusammenarbeit<br />
mit der Arbeitsgruppe ›OeAD-Nachhaltig‹ die<br />
Umweltpolitik der OeAD-GmbH entwickelt,<br />
die vom Aufsichtsrat und der Geschäftsführung<br />
bewilligt wurde.<br />
Entsprechend den Anforderungen für<br />
die Einreichung wurde ein Umweltbericht<br />
erstellt und eine Input-Output-<br />
Analyse durchgeführt.<br />
Der Bericht wurde im Oktober 2012 eingereicht<br />
und von Florian Gerhardus, der<br />
beim OeAD für nachhaltiges un ökologisches<br />
Wirtchaften zuständig ist, der<br />
Kommission im Dezember vorgestellt.<br />
Die Kommission nahm den Bericht<br />
positiv zur Kenntnis und zeichnete die<br />
OeAD-GmbH mit dem ökoprofit-Siegel<br />
aus. Die offizielle Preisverleihung erfolgte<br />
am 25. Februar durch Umweltstadträtin<br />
Ulli Sima.<br />
Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit<br />
für die OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH<br />
Die OeAD-Wohnraumverwaltung (WRV)<br />
bietet 2.000 Wohnplätze für Studierende<br />
in Österreich. Mit der Passivhausbauweise<br />
der Gästehäuser ist die WRV in<br />
Österreich Vorreiterin was ökologischnachhaltiges<br />
Bauen betrifft. Bereits<br />
zum dritten Mal wurden die Projekte<br />
der WRV für den Staatspreis nominiert.<br />
Ausgezeichnet wurde heuer das Projekt<br />
OeAD-Gästehaus Gasgasse in der Nähe<br />
des Westbahnhofs Wien. Die Jury lobte<br />
besonders die kluge Raumeinteilung<br />
der Wohneinheiten, die Ausführung mit<br />
werthaltigen Materialien sowie die insgesamt<br />
sorgfältige und konsistente Planung<br />
und Durchführung.<br />
Projektdaten: OeAD Gästehaus Gasgasse<br />
Adresse: 1150 Wien, Gasgasse 2<br />
Bauherr/in: Heimbau – Gemeinnützige<br />
Bau-, Wohnungs- und Sieldungsgenossenschaft<br />
Architektur: Martin Kohlbauer ZT GmBH<br />
Fachplanung: Vasko+Partner Ingenieure<br />
(Haustechnik), Schöberl & Pöll GmbH<br />
(Bauphysik)<br />
www.housing.<strong>oead</strong>.at<br />
v.l.n.r.: BM Nikolaus Berlakovich, BMLFUW;<br />
Günther Jedliczka, OeAD-Wohnraumverwaltung;<br />
Martin Kohlbauer, Architekt; Peter Roitner, Heimbau;<br />
Helmut Schöberl, Schöberl & Pöll GmbH; Roland<br />
Gnaiger, Architekt und Jurymitglied
40<br />
OeAD – Events<br />
Go international!<br />
Studieren & Forschen im Ausland<br />
Veranstaltungsreihe zur Vorbereitung und Planung eines Auslandsaufenthaltes<br />
Studieren & Forschen in Japan – Schwerpunkt Stipendien, 20. März <strong>2013</strong>, 18:00 Uhr<br />
Studieren & Forschen in der VR China, 9. April <strong>2013</strong>, 18:00 Uhr<br />
Studieren & Forschen in Australien und Neuseeland, 15. Mai <strong>2013</strong>, 18:00 Uhr<br />
Veranstaltungsort: OeAD-Haus, Ebendorferstraße 7, 1010 Wien<br />
Young Science-Netzwerktreffen<br />
›Forschung verbindet! Erfolgreiche Wege der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Schule‹<br />
Young Science, die im November 2011 vom BMWF initiierte Serviceplattform zur Verbesserung der Schnittstelle von Wissenschaft und Schule,<br />
lädt gemeinsam mit der FH St. Pölten, die seit Jahren spezielle Angebote zur Förderung des Interesses an Wissenschaft und Forschung von Kindern<br />
und Jugendlichen anbietet, zum 1. Netzwerktreffen in St. Pölten ein.<br />
Im Fokus der Veranstaltung stehen diesmal Projekte und Aktivitäten, in welchen digitale Medien eine zentrale Bedeutung haben. Zu Wort kommen<br />
Wissenschaftler/innen und Lehrende sowie an Projekten beteiligte Schüler/innen.<br />
16.April <strong>2013</strong>, 14:00-18:00 Uhr, Ort: FH St. Pölten, Matthias Corvinus-Straße 15, 3100 St. Pölten<br />
Reise und Raum. Ortsbestimmungen der österreichischen Literatur<br />
21. Tagung der Absolvent/innen des Franz Werfel-Stipendienprogramms<br />
26. und 27.April <strong>2013</strong>, OeAD-Haus, Wien<br />
5. Wendelin Schmidt-Dengler-Lesung<br />
Josef Winkler liest aus ›Natura Morta‹ und ›Rappongi‹.<br />
Absolvent/innen des Franz Werfel-Stipendienprogramms lesen aus Übersetzungen ins Russische,<br />
Italienische, Ungarische, Polnische und Rumänische.<br />
26.April <strong>2013</strong>, 19:00 Uhr, Fachbibliothek des Germanistischen Instituts der Universität, Universitätsring 1, Stiege 7, 1010 Wien<br />
Schule grenzenlos. Dissemination und Nachhaltigkeit von Bildungskooperationen<br />
16. Mai <strong>2013</strong>, 9:00 Uhr, Vienna Business School Hamerlingplatz, Hamerlingplatz 5-6, 1080 Wien<br />
Transparenz in der Bildungs- und Berufsberatung: Europass und Europäischer Qualifikationsrahmen<br />
28. Mai <strong>2013</strong>, 10:00-13:00, OeAD-Haus, Wien<br />
appear in practice_2: Fachdiskurs jenseits von ›Entwicklungsrhetorik‹<br />
Der interkulturelle Theorie-Praxis-Austausch in der Projektpartnerschaft mit El Salvador und Nicaragua.<br />
29. Mai <strong>2013</strong>, 16:00–19:00 Uhr, Österreichisches Lateinamerika-Institut, Europasaal, Türkenstraße 25, 1090 Wien<br />
Weitere Details zu den einzelnen Veranstaltungen finden Sie unter www.<strong>oead</strong>.at/events<br />
Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: OeAD (Österreichische <strong>Austauschdienst</strong>)-Gesellschaft mit beschränkter Haftung | Austrian Agency for International Cooperation in Education and Research (OeAD-GmbH) | 1010 Wien, Ebendorferstraße<br />
7 | Sitz: Wien | FN 320219 k | Handelsgericht Wien | Für den Inhalt verantwortlich: Eva Müllner | KIM - Kommunikation | Information | Marketing | Redaktion: Eva Müllner, Michael Dippelreiter, Samira Seferovic | Mitarbeiter/innen<br />
dieser Ausgabe: Gerhard Baumgartner, Florian Bieber, Elke Dall, Hubert Dürrstein, Vredan Dzihic, Dessy Gavrilova, Martina Friedrich, Felix Gajdusek, Aaron Gottardi, Mihail Guzun, Helmut Habersack, Ursula Hilmer, Bernd Janning, Arnulf Knafl,<br />
Jana Machacova, Ines Marinkovic, Susan Milford, Petra Moser, Eva Müllner, Michael Schedl, Barbara Schneeberger, Klaus Schuch, Carmen Siller, Erich Sorantin, Gerhard Volz, Andrea Wagner-Staritz, Andreas Wenninger, Elisabeth Zingl | 1010 Wien |<br />
Ebendorferstraße 7 | T +43 1 534 08-0 | F +43 1 535 08-999 | info@<strong>oead</strong>.at | www.<strong>oead</strong>.at | Graphisches Konzept: Fineline, graphic-design & typography, 1040 Wien | Layout: Eva Müllner | Fotos, wenn nicht gesondert vermerkt: Eigentum der<br />
OeAD-GmbH, Coverfoto: © emul | Druck: Gerin, 2120 Wolkersdorf | Finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, Abt. II/7 | Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung der/des Autor/<br />
in/s wider und müssen sich nicht mit der des Herausgebers decken | P.b.b. Erscheinungsort Wien | Verlagspostamt 1010 Wien | GZ: 02Z032 994M | Wien, März <strong>2013</strong><br />
Die geografischen Bezeichnungen sind uneinheitlich (Deutsch oder in der Landessprache); sie wurden entsprechend der Verwendung der Autor/innen beibehalten.<br />
Offenlegung gemäSS § 25 Mediengesetz: Unternehmensgegenstand: Unternehmensgegenstand ist die Durchführung von Maßnahmen der europäischen und internationalen Kooperation im Bereich der Wissenschaft und Forschung<br />
sowie der Erschließung der Künste, der Hochschulbildung, der Bildung und der Ausbildung (§3. (2) OeAD-Gesetz) | Geschäftsführer: Univ. Prof. Dr. Hubert Dürrstein | Mitglieder des Aufsichtsrates: Mag. Elmar Pichl, SC Mag. Hanspeter Huber,<br />
Botschafter Dr. Martin Eichtinger, Mag. Gottfried Schellmann, Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Arthur Mettinger, Mag. Kurt Koleznik, Mag. Dr. Walter Degendorfer, Georg Paschinger, Univ.-Prof. Mag. Dr. Barbara Sporn, Mag. Franz Salchenegger, Mag.<br />
Verena Katscher, Mag. Bernhard Muzik | Die OeAD-GmbH steht zu einhundert Prozent im Eigentum des Bundes (§1.(2) OeAD-Gesetz) | Grundlegende Richtung: Information zu Bildungsmobilität & Bildungskooperation – national und<br />
international.