Annuitäten - Methode
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8. Modul<br />
8 <strong>Annuitäten</strong>methode als Äquivalenzmethode zur<br />
Kapitalwertmethode<br />
Eng verwandt mit der Kapitalwertmethode ist die <strong>Annuitäten</strong>methode (oder auch Renten-<br />
<strong>Methode</strong>). Bereits bei der Berechnung des Kapitalwertes wurde ein vergleichbarer Sonderfall<br />
vorgestellt, als die eine Investition charakterisierende Zahlungsreihe in der Struktur einer<br />
endlichen Rente vorlag. Ging man bei der Kapitalwertmethode der Fragestellung nach,<br />
welcher Barwert sich ergibt, wenn die endlichen Renten über n Perioden abzinst werden, so<br />
dreht sich hier die Problemstellung um. Bei der <strong>Annuitäten</strong>methode möchte man exakt<br />
wissen, wie eine heterogene (mit unterschiedlich hohen Zahlungen) Zahlungsreihe oder auch<br />
ein einzelner Betrag zu einem bestimmten Zeitpunkt unter Berücksichtigung von Zins- und<br />
Zinseszinsen so transformiert werden kann, daß als Ergebnis eine für n - Perioden äquivalente<br />
endliche Rente oder Annuität herauskommt. Die Zielgröße stellt sich im Gegensatz zum<br />
einwertigen Kapitalwert als eine n-periodige, mehrwertige Periodengröße dar<br />
"Unter Annuität i.e.S. versteht man eine für n Perioden jeweils gleich hohe Zahlung am Ende<br />
einer jeden Periode (nachschüssige Rente), deren Barwert dem Kapitalwert einer originären<br />
Zahlungsreihe gleicht".<br />
In Zahlungsreihen dargestellt, kann man den Sachverhalt wie folgt im allgemeinen oder<br />
anhand eines konkreten Beispiels (bei einem unterstellten Zinssatz von 6 % p.P. )<br />
präsentieren:<br />
t 0 t 1 t 2 t 3 t 4 t 5<br />
Originäre ZR - A NE NE NE NE NE<br />
Kapitalwert ZR<br />
Barwert Annuität<br />
KW ZR<br />
BW ANN<br />
Annuität ANN ANN ANN ANN ANN<br />
t 0 t 1 t 2 t 3 t 4 t 5<br />
Originäre ZR -100 50 40 50 30 30<br />
Kapitalwert ZR + 70,95<br />
Barwert Annuität + 70,95<br />
Annuität 16,84 16,84 16,84 16,84 16,84<br />
Häufig findet man auch noch eine erweiterte Definition für den Annuitätsbegriff:
"Unter Annuität i.w.S. versteht man eine für n Perioden jeweils gleich hohe Zahlung am Ende<br />
einer jeden Periode (nachschüssige Rente), deren Barwert einem originären Barwert (bzw.<br />
dem Ertragswert einer originären Zahlungsreihe ) gleicht".<br />
Für obiges Beispiel ergäbe sich damit:<br />
t 0 t 1 t 2 t 3 t 4 t 5<br />
Origin.ZR - 50 40 50 30 30<br />
Ertragswert ZR + 170,95<br />
Barwert Annuität + 170,95<br />
Annuität 40,58 40,58 40,58 40,58 40,58<br />
Am Beispiel kann man erkennen, daß die <strong>Annuitäten</strong>methode hervorragend geeignet ist, eine<br />
ursprüngliche, heterogene Zahlungsreihe in eine homogene Zahlungsreihe umzuwandeln bzw.<br />
Antwort zu geben, wie hoch eine äquivalente Rente für n Perioden sein müßte im Vergleich<br />
zu einem Barbetrag im Zeitpunkt Null.<br />
Aufgrund dieser Überlegung wird ersichtlich, daß eine äquivalente Beziehung zwischen einer<br />
endlichen Rente über n Perioden und dem Barwert besteht, die bereits aus der Kapitalwert-<br />
Berechnung bekannt ist. Dort galt für den Kapitalwert der endlichen Rente:<br />
KW 0<br />
endliche Rente = ∑<br />
n<br />
t=<br />
1<br />
−t<br />
NE 1 + i)<br />
( + A 0 .<br />
Und damit für den Ertragswert:<br />
EW 0<br />
endliche Rente = ∑<br />
n<br />
−t<br />
NE ( 1 + i)<br />
.<br />
t=<br />
1<br />
Da NE gleich der Annuität entspricht: NE = ANN und die ANN einem konstanten Term, kann<br />
dieser Term vor die Summenformel gezogen werden. Es gilt:<br />
EW 0<br />
endliche Rente =<br />
ANN<br />
Da für die Summe ∑<br />
n<br />
∑<br />
−t<br />
( 1 + i)<br />
.<br />
t=<br />
1<br />
n<br />
−t<br />
1 + i)<br />
t=<br />
1<br />
ewigen Rente: EW 0<br />
endliche Rente =<br />
( die Summenformel<br />
ANN<br />
n<br />
(1 + i)<br />
− 1<br />
n<br />
(1 + i)<br />
i<br />
.<br />
n<br />
(1 + i)<br />
− 1<br />
n<br />
(1 + i)<br />
i<br />
gilt, folgt für den Ertragswert der<br />
Der Ausdruck<br />
n<br />
(1 + i)<br />
− 1<br />
n<br />
(1 + i)<br />
i<br />
RBF bezeichnet und ist häufig tabelliert.<br />
als von i und n abhängiger Faktor wird auch als Rentenbarwertfaktor
Für die Berechnung der Annuität ist dann nur die Auflösung nach ANN notwendig. Man<br />
errechnet ANN, indem der EW 0 mit dem Kehrwert des RBF mulitpliziert wird. Auch dieser<br />
Wert ist tabelliert und wird Wiedergewinnungsfaktor oder <strong>Annuitäten</strong>faktor genannt.<br />
ANN = EW 0<br />
n<br />
(1 + i)<br />
⋅ i<br />
. 1<br />
n<br />
(1 + i)<br />
− 1<br />
Der Annuität i.w.S. kommt in der Praxis große Bedeutung zu, da sie bei der<br />
Kreditfinanzierung den periodisch immer gleich hohen Betrag angibt, in dem sowohl die<br />
Zinszahlung als auch die Tilgung enthalten sind. Da die Annuität immer gleich hoch ist,<br />
müssen im Zeitablauf die Zinszahlungen abnehmen und die Tilgungszahlungen zunehmen.<br />
Dieser Zusammenhang soll an obigem Beispiel gezeigt werden:<br />
Unterstellt man, daß der Betrag von 170,95 GE in to gleich dem Kreditbetrag entspricht, der<br />
Zinssatz 6 % p.P. beträgt und die Laufzeit 5 Perioden, so ergibt sich eine periodische<br />
Rückzahlung von 40,58 GE über fünf Perioden.<br />
t 0 t 1 t 2 t 3 t 4 t 5<br />
Kreditbetrag + 170,95<br />
Annuität 40,58 40,58 40,58 40,58 40,58<br />
Es ist zu zeigen, daß periodengerecht in der Annuität Zins- und Tilgungszahlungen enthalten<br />
sind.<br />
t 0 t 1 t 2 t 3 t 4 t 5<br />
Barwert Annuität +170,95<br />
Annuität 40,58 40,58 40,58 40,58 40,58<br />
Zinsen 6 % p.P. 10,26 8,44 6,51 4,46 2,30<br />
Tilgung p.P. 30,32 32,14 34,07 36,12 38,30<br />
Kreditbetrag t+1 140,63 108,49 74,42 38,30 0<br />
Bei Investitionsobjekten kann die Annuität i.e.S.als periodische Erfolgsgröße interpretiert<br />
werden, die angibt, welchen Betrag man aus der Investition periodisch entnehmen kann, ohne<br />
die Substanzerhaltung zu Anschaffungswerten und eine vorgegebene Verzinsung des<br />
investierten Kapitals zu gefährden. Eine Investition ist damit dann erfolgreich, wenn die<br />
errechnete Annuität größer Null ist. Bei einer Fremdfinanzierung der Investition gibt die<br />
Annuität i.e.S. den Einkommensbetrag an, den der Investor über die Kapitalkosten und die<br />
Tilgungsrate hinaus pro Periode entnehmen kann. Bei einer Eigenfinanzierung stellen die<br />
Kapitalkosten Opportunitätskosten dar.<br />
1 Setzt man für (1+i) n den Ausdruck q n , so steht für den WGF<br />
n<br />
(1 + i)<br />
⋅ i<br />
n<br />
(1 + i)<br />
− 1<br />
der Ausdruck<br />
n<br />
q ⋅ i<br />
n<br />
q −1<br />
bzw.<br />
n<br />
q ⋅ ( q − 1)<br />
n<br />
q − 1<br />
.
Zu beachten ist, daß bei einem Vergleich mehrerer Investitionsobjekte die jeweiligen<br />
zugehörigen <strong>Annuitäten</strong> vergleichbar bleiben, d.h. daß sie sich auf den gleichen<br />
Planungshorizont (gleiche Laufzeiten) beziehen müssen.