vollständiger Finanzplan (Modul 6)
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6. <strong>Modul</strong>:<br />
6 Anforderungen an eine wertorientierte, normative<br />
Investitionswirtschaftslehre und die Umsetzung in<br />
praktische Investitionsrechenverfahren<br />
6. <strong>Modul</strong>:................................................................................................................................................................. 1<br />
6 Anforderungen an eine wertorientierte, normative Investitionswirtschaftslehre und die Umsetzung in<br />
praktische Investitionsrechenverfahren................................................................................................................... 1<br />
6.1 Ansprüche an eine theoretisch exakte Wirtschaftlichkeitsrechnung......................................................... 1<br />
6.1.1 Zielfunktion der Investoren............................................................................................................. 2<br />
6.1.2 Zeit- und zahlungsabhängige Investitionsobjekte ........................................................................... 2<br />
6.1.3 Ansatz von Alternativobjekten bzw. Opportunitätskosten (Entscheidungsumfeld) ........................ 3<br />
6.2 Vollständige <strong>Finanzplan</strong> ........................................................................................................................... 3<br />
6.2.1 Bestimmungsfaktoren des vollständigen <strong>Finanzplan</strong>es................................................................... 3<br />
6.2.2 Beschreibung der Investitionsobjekte.............................................................................................. 4<br />
6.2.3 Beschreibung des Entscheidungsumfeldes...................................................................................... 4<br />
6.2.4 Beschreibung der Zielfunktion von Investoren ............................................................................... 5<br />
6.3 Funktionsweise des vollständigen <strong>Finanzplan</strong>es....................................................................................... 6<br />
6.4 Vollständiger <strong>Finanzplan</strong> und Steuern.................................................................................................... 12<br />
6.1 Ansprüche an eine theoretisch exakte<br />
Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />
Investitionsentscheidungen, die nach statischen, in der Praxis beobachtbaren Verfahren<br />
getroffen werden, können durch drei Faktoren charakterisiert werden:<br />
1. Die „Zielfunktionen“ beschreiben sich aus dem Objekt selbst heraus, und sind damit<br />
objektbezogen bzw. objektabhängig und schließlich willkürlich; d.h. mit der<br />
Objektbeschreibung bzw. mit dem Objekt selbst ist auch die „Zielfunktion“<br />
bestimmt. So sollen z.B. die Kosten des Objekts minimiert bzw. die<br />
Amortisationszeit möglichst schnell erreicht werden. Ob diese Zielsetzung der<br />
Bedürfnisbefriedigung des Investors dient, wird nicht hinterfragt.<br />
2. Die Vorteilhaftigkeitsberechnung erfolgt isoliert von der Umwelt, in der der Investor<br />
lebt, und ist damit ausschließlich objektorientiert. Alternative Möglichkeiten<br />
werden nicht beachtet und sind somit nicht entscheidungsbeeinflussend. Das<br />
Ergebnis kann deshalb nur ein absolutes, streng objektbezogenes Ergebnis sein, das<br />
sich nur selbst "erklärt". Das Verfahren ist somit im weitesten Sinne willkürlich.<br />
3. Die Zeit wird nur pauschal und unvollkommen berücksichtigt, indem (i.d.R. werden<br />
die Daten der Anfangsperiode als durchschnittliche interpretiert (unechte<br />
Durchschnittrechnung)) von durchschnittlichen, periodischen Größen ausgegangen<br />
wird.
Diese Restriktionen und Einschränkungen, um nicht von Unvollkommenheiten der einfachen,<br />
statischen Praktiker-Methoden zu sprechen, gilt es zu beseitigen.<br />
Eine Korrektur dieser Schwächen erfolgt, indem die Lösung des<br />
Investitionsentscheidungsproblem aus der theoretischen Sicht des normativen Ansatzes<br />
erfolgt. Hierzu ist es notwendig, dass ein<br />
• Prämissenrahmen entworfen wird,<br />
• eine eindeutige Zielfunktion für den Entscheider festgelegt wird und<br />
• logische Verhaltensweisen bzw. Axiome das Vorgehen stringent und nachvollziehbar<br />
machen.<br />
• Zusätzlich soll die Möglichkeit eröffnet werden, dass eine differenzierte zeitliche<br />
Erfassung von Investitions- und Finanzierungmaßnahmen gewährleistet ist.<br />
Eine solche Korrektur der unvollkommenen statischen Verfahren erfolgt mit Hilfe der<br />
dynamischen Ansätzen der Investitionsrechnung. Besonders deutlich und anschaulich können<br />
die theoretischen Anforderungen an ein normatives Verfahren im Ansatz des vollständigen<br />
<strong>Finanzplan</strong>es verfolgt werden.<br />
6.1.1 Zielfunktion der Investoren<br />
Bereits in Kapitel 1.1. wurde dargestellt, dass Investitionsentscheidungen zielgerecht gefällt<br />
werden müssen, wobei als Zielgröße immer die Bedürfnisse von Menschen, von Investoren<br />
oder Investorengruppen stehen müssen. Es folgt daraus die Forderung, dass die Zielsetzung<br />
Investor-spezifisch, also personenbezogen festgelegt werden muß, da nur Personen Ziele<br />
verfolgen können. Objekte bzw. juristische Personen oder Unternehmen selbst können keine<br />
Ziele verfolgen. Sie sind nicht artikulationsfähig. Die Investitionsentscheidung muß deshalb<br />
hinsichtlich der Zielerfüllung einer individuellen, subjektiven Zielsetzung überprüfbar sein.<br />
Desweiteren wird unterstellt, dass sich Investoren rational verhalten. Sie verfolgen strikt eine<br />
positive Konsum- und Zeitpräferenz.<br />
6.1.2 Zeit- und zahlungsabhängige Investitionsobjekte<br />
Da Investoren positive, zeitlich abhängige Komsumpräferenzen zeigen, müssen<br />
Investitionsobjekte hinsichtlich der zeitlichen Erfassung von Erfolgsgrößen exakt formuliert<br />
werden. Alles entscheidungs- und damit zielfunktionsrelevanten Faktoren eines<br />
Investitionsobjekts müssen erfaßt werden.
6.1.3 Ansatz von Alternativobjekten bzw. Opportunitätskosten<br />
(Entscheidungsumfeld)<br />
Die Vorteilhaftigkeit von Investitionsobjekten muß in Abhängigkeit vom gesamten<br />
Entscheidungsumfeld des Investors erfolgen und darf nicht nur an sich selbst gemessen<br />
werden. Die Vorteilhaftigkeit kann somit keine absolute sein, sondern ist relativ im Bezug auf<br />
alternative, dem Investor offen stehende Anlage- und Finanzierungsmöglichkeiten zu<br />
ermitteln.<br />
Eine vollständige, umfasssende Umsetzung dieses Entscheidungsrahmens (Zielsetzung,<br />
Objektbeschreibung, Alternativen-Umfeld) erfolgt nicht in den statischen Verfahren und auch<br />
nicht in den dynamischen Investitionsverfahren, die in der Literatur vorschlagen werden. Die<br />
dort aufgeführten Modelle berücksichtigen zwar grundsätzlich die drei gefordeten<br />
Entscheidungsfaktoren, vereinfachen und konzentrieren jedoch die komplexe Materie, indem<br />
nur finanzielle Entscheidungsfaktoren in den Kalkül eingehen. Von nicht-finanziellen<br />
Entscheidungsfaktoren, wie Mitsprache, Haftung, Prestige, Macht, Zufriedenheit,<br />
Arbeitsqualität, Arbeitssicherung, Qualität, ökologische Belastungen usw. wird abstrahiert.<br />
Damit reduzieren sich die Ausprägungen der drei Entscheidungsfaktoren auf finanzielle<br />
Größen und können in Bezug und unter Berücksichtigung des Zeitaspekts jeweils als<br />
Zahlungsreihen dargestellt werden.<br />
Diese Vereinfachung erfolgt auch bei der Beschreibung der Investitionsobjekte, die ebenfalls<br />
nur finanziellen, quantitativen Größen Eingang in die Investitionsansätze finden.<br />
6.2 Vollständige <strong>Finanzplan</strong><br />
6.2.1 Bestimmungsfaktoren des vollständigen <strong>Finanzplan</strong>es<br />
Eine grundsätzliche Investitionsrechnung unter Berücksichtigung einer expliziten Darstellung<br />
aller Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten (also Objekte und Alternativen) mit dem<br />
Ziel, die der Zielfunktion eines Entscheiders/Investors am besten entsprechenden<br />
Investitionsalternative zu finden, stellt der vollständige <strong>Finanzplan</strong> dar. Er berücksichtigt<br />
sowohl die alternativen Investitionsobjekt, das Entscheidungsumfeld und die Zielfunktion des<br />
Investors.
6.2.2 Beschreibung der Investitionsobjekte<br />
Erste Voraussetzung der Anwendung der Methode ist, daß alle alternativen zur Beurteilung<br />
anstehenden Investitionsmöglichkeiten mit Hilfe von Zahlungsreihen betrags- und<br />
termingenau erfaßt werden können. Diese Investitionsobjekte werden annahmegemäß<br />
vollständig und erschöpfend durch ihre finanziellen Größen beschreiben. Andere<br />
Abhängigkeiten oder Bezugsgrößen sollen auf die Auswahl keinen Einfluß haben. Die<br />
Auszahlungen stellen hierbei aus der Sicht des Unternehmens zu bestimmten Zeitpunkten zu<br />
leistende Zahlungen (also Abflüsse von Zahlungsmitteln) an außerhalb der Unternehmung<br />
stehende Dritte dar. Die Einzahlungen geben die finanziellen Zuflüsse wieder, die - soweit sie<br />
nicht für Zahlungsverpflichtungen benötigt werden - der Investor für Konsumzwecke oder<br />
Anlagen verwenden kann.<br />
Beispielhaft lassen sich also Investitionen als Zahlungsreihen mit einer Auszahlung, der in<br />
späteren Perioden Einzahlungsüberschüsse folgen, beschreiben.<br />
to t1 t2 t3<br />
Investition A -300 +80 +120 +180<br />
Investition B -250 - - +290<br />
6.2.3 Beschreibung des Entscheidungsumfeldes<br />
Das gesamte Entscheidungsumfeld, der Datenrahmen, des Investors kann als Hilfs- bzw.<br />
Ergänzungsinvestition (Geldanlage) bzw. als Finanzierung (Kreditaufnahme) ebenfalls<br />
annahmegemäß erschöpfend und ausreichend durch Zahlungsreihen dargestellt werden. Im<br />
Extremfall gibt es eine schier unbegrenzte Vielzahl von möglichen Alternativmaßnahme, die<br />
dem Investor zur Verfügung stehen. Als Beispiel zeigt sich eine Festgeldanlage über DM<br />
10.000 zu 10 % p.a. über zwei Jahre Laufzeit als Zahlungsreihe mit einer Auszahlung in Höhe<br />
von A (= 10.000) in t0 (z.B. 7.3.1994) und einer einmaligen Einzahlung von DM 12.100 in t2 (7.3.1996) mit A(1+i) n , wobei i den Zinssatz und n die Laufzeit angibt, als nachfolgende<br />
Zahlungsreihe:<br />
7.3.1994 7.3.1995 7.3.1996<br />
Festgeld - 10.000 - +12.100<br />
bzw. vereinfacht:<br />
to t1 t2<br />
Festgeld - 10.000 - +12.100
Eine Finanzierungsmaßnahme mit folgenden Konditionen,<br />
Kreditbetrag: DM 30.000<br />
Auszahlung: 96 % am 7.3.1994<br />
Zinssatz: 10 % p.a., zahlbar am Ende jeder Periode<br />
Laufzeit: 4 Jahre<br />
Tilgung: Gesamtfällig am Ende der Laufzeit<br />
läßt sich als Zahlungsreihe wie folgt darstellen:<br />
7.3.1994 7.3.1995 7.3.1996 7.3.1997 7.3.1998<br />
Kredit +28.800 -3.000 -3.000 -3.000 -33.000<br />
6.2.4 Beschreibung der Zielfunktion von Investoren<br />
Der Investor kann seine individuelle Zielfunktion mit Hilfe einer Zahlungsreihe angeben,<br />
wobei er den oder die Zeitpunkte festlegen muß, an denen er eine oder mehrere möglichst<br />
hohe Entnahmen für Konsumzwecke aus dem Objekt plant. Auch hier wird von nichtfinanziellen<br />
Zielgrößen abstrahiert.<br />
Vor allem zwei Formen von Zielfunktionen werden in der Litertur diskutiert:<br />
Vermögensmaximierung:<br />
Der Investor handelt als Vermögensmaximierer, wenn er, bei gegebenem, eigenem<br />
Mitteleinsatz, am Ende seines Planungshorizonts einen möglichst hohen Betrag<br />
entnehmen will. Stehen ihm z.B. in to DM 20.000 zur Verfügung, die er investieren<br />
möchte, so gilt das Investitionsobjekt (oder Investitionsprogramm, das er einschließlich<br />
seiner ihm zur Verfügung stehenden sonstigen Alternativen realisieren kann) als<br />
günstigstes, welches ihm am Planungsende den höchsten Zielbeitrag liefert. Seine<br />
Zielfunktion läßt sich wie folgt beschreiben:<br />
t0 t1 t2 ...... tn<br />
-20.000 - - ----- xmax Hierbei wird unterstellt, daß der Investor keine Entnahmen vor dem Planungshorizont in<br />
t n vornimmt. D.h. würden aus einem Investitionsobjekt Einzahlungen vor dem
Planungshorizont anfallen (die konsumiert werden könnten), so sind diese wieder so<br />
anzulegen, daß der Zielbeitrag in t n maximiert wird.<br />
Einkommensmaximierer:<br />
Einkommensmaximierung liegt vor, wenn der Investor in jeder Periode seines<br />
Planungszeitraumes einen möglichst hohen Betrag entnehmen möchte. Als<br />
Nebenbedingung kann dann zusätzlich verlangt werden, daß am Planungsende ein<br />
zusätzlicher, vorab festgelegter Betrag zur Verfügung stehen muß (falls dieser Betrag<br />
gleich dem Anfangseinsatz entspricht, kann man von einer Substanzerhaltung<br />
sprechen). Die Zielfunktion sieht dann wie folgt aus:<br />
t0 t1 t2 ..... tn<br />
Einkommens<br />
maximierer<br />
-20.000 +y +y +y +y<br />
6.3 Funktionsweise des vollständigen <strong>Finanzplan</strong>es<br />
Als Lösung zur Auswahl des besten Investitionsobjekts ( mit dem höchsten Zielbeitrag) ist<br />
somit das Objekt bzw. die Kombination von Objekten mit Hilfsinvestitionen und<br />
Hilfsfinanzierungen vorzunehmen, das bzw. die den höchsten Zielbeitrag liefert. Die<br />
ursprünglichen, heterogenen Objektzahlungsreihen sind mit Hilfe alternativer Maßnahmen<br />
(Hilfsinvestitionen und Hilfsfinanzierungen) in eine zielfunktionskonforme Zahlungsreihe<br />
umzuwandeln.<br />
Ein Beispiel soll die Vorgehensweise aufzeigen:<br />
Es seien vier Investitionsobjekte gegeben, die durch folgende Zahlungsreihen beschrieben<br />
werden können (Objektbeschreibung):<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
A - 100 + 40 + 60 + 35 -<br />
B - 100 - + 85 + 55 -<br />
C - 100 - - + 145 -<br />
D - 100 - - - + 160<br />
Desweiteren können Geldanlagen im beliebigen Umfang zu 10 % p.a. vorgenommen und<br />
Kredit zu 10 % p.a. aufgenommen werden (Entscheidungsumfeld).
Der Investor, der über 100 GE finanzielle Mittel in to verfügt, möchte das Investitionsobjekt<br />
realisieren, das ihm im Zeitpunkt t3 die höchstmögliche Entnahme bietet (Zielfunktion).<br />
Seine Zielfunktion läßt sich wie folgt beschreiben:<br />
Zielfunktion + 100 - - + x max -<br />
Die Investitionsobjekte befinden sich, mit Ausnahme von Objekt C, nicht in einer<br />
zielfunktionskonformen Zahlungsreihe. Um eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen, müssen<br />
die ursprünglichen Objektzahlungsreihen mit Hilfe der gegebenen Hilfsinvestitionen und<br />
Hilfsfinanzierungen (Entscheidungsumfeld) in die Zielzahlungsstruktur übergeführt werden.<br />
Objekt A: Da der Investor in t1 und t2 keine Entnahmen wünscht, muß er die Einzahlungen<br />
werterhöhend anlegen.<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
A - 100 + 40 + 60 + 35 -<br />
Eigenkapital + 100 - - - -<br />
Anlage - - 40 + 44 - -<br />
Anlage - - - 104 + 114,4 -<br />
Zielbeitrag - - - + 149,4 -<br />
Das ursprüngliche Objekt A ist mit zwei Hilfsanlagen (Zwischenanlagen) in die zielkonforme<br />
Zahlungsreihe A* übergeführt worden. Der Zieldeckungsbeitrag für den Investor ist bei<br />
Objekt A in t3: 149,4 [GE/t3].<br />
Objekt B: Bei B wird analog wie bei A verfahren:<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
B - 100 - + 85 + 55 -<br />
Eigenkapital + 100 - - - -<br />
Anlage - - - 85 + 93,5 -<br />
Zielbeitrag - - - + 148,5 -<br />
Objekt C: Bei Objekt C sind keine Zwischenanlagen notwendig, da sich C bereits in der<br />
zielfunktionskonformen Weise befindet:
t0 t1 t2 t3 t4<br />
C - - - + 145 -<br />
Objekt D: Um Objekt D in die Zielzahlungsreihe überzuführen, muß, da D erst in t4<br />
Einzahlungen erbringt, ein Kredit in t3 aufgenommen werden. Kann man einem Finanzier in<br />
t4 160 GE an Zins- und Tilgungszahlungen anbieten, so wird dieser in t3 (= 1 Jahr früher)<br />
dafür 160 (1+i)-1 = 160 (1,1)-1 = 145,45 GE als Kreditbetrag ausleihen. Ein Kredit über<br />
145,45 GE über ein Jahr bei 10 % p.a. kostet an Zinszahlungen 145,45 . 0,1 = 14,55 GE. Zählt<br />
man die Rückzahlung dazu, kommt man auf den Rückzahlungsbetrag von 160 GE. Die<br />
Einzahlungen aus dem Objekt dienen dann als Zins- und Tilgungszahlung.<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
D - 100 - - - + 160<br />
Eigenkapital + 100 - - - -<br />
Kredit - - - + 145,45 - 160<br />
Zielbeitrag - - - + 145,45 -<br />
Bevor die Objekte miteinander verglichen werden können, muß noch geprüft werden, ob<br />
eventuell nicht die bestehende, grundsätzlich mögliche Kapitalmarkt-Anlage zu 10 % p.a. die<br />
vorteilhafteste Alternative darstellt.<br />
Da der Investor über 100 GE in t0 verfügt, ist folgende Anlage zu überprüfen:<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
Eigenkapital + 100 - - - -<br />
Kapitalmarkt - 100 + 110 - - -<br />
Kapitalmarkt - - 110 + 121 - -<br />
Kapitalmarkt - - - 121 + 133,1 -<br />
Zielbeitrag - - - + 133,1 -<br />
Faßt man alle Ergebnisse zusammen, so läßt sich feststellen:<br />
Zielbeitrag t0 t1 t2 t3 t4<br />
A - - - + 149,4 -<br />
B - - - + 148,5 -<br />
C - - - + 145,0 -<br />
D - - - + 145,5 -<br />
Kapitalmarkt - - - +133,1 -
Alle Objekte sind besser als die Kapitalmarkt - Anlage. Das beste Investitionsobjekt für den<br />
unterstellten Investor ist das Objekt A, dann folgt B, D und schließlich C.<br />
Ein direkter Vergleich der Zielfunktionswerte der Objekte mit dem des Kapitalmarktes zeigt<br />
die Vorteilhaftigkeit im Zeitpunkt 3 im Vergleich zum Kapitalmarkt.<br />
Zielbeitrag t0 t1 t2 t3 t4<br />
A- KM - - - + 149,4 – 133,1 -<br />
B - KM - - - + 148,5 – 133,1 -<br />
C - KM - - - + 145,0 – 133,1 -<br />
D - KM - - - + 145,5 – 133,1 -<br />
KM - KM - - - 133,1 – 133,1 -<br />
Zielbeitrag t0 t1 t2 t3 t4<br />
A- KM - - - + 16,3 -<br />
B - KM - - - + 15,4 -<br />
C - KM - - - + 11,9 -<br />
D - KM - - - + 12,4 -<br />
KM - KM - - - 0 -<br />
Die Werte im Zeitpunkt 3 geben die Vorteilhaftigkeit der Investitionsobjekte im Vergleich zu<br />
einer Kapitalmarkt-Anlage an. Sie zeigen den Wertzuwachs für den Investor im Zeitpunkt 3,<br />
wenn er anstatt einer Investition am Kapitalmarkt zu i % die Investition in das Objekt<br />
vornimmt.<br />
Würde man dieselbe Vorgehensweise mit der Zielfunktion der Maximierung des Wertes in t0<br />
durchziehen, dann erhält man entsprechend den Wertzuwachs in to und damit den Kapitalwert<br />
einer Investition. Die Kapitalwert-Methode ist ein Sonderfall der Methode des vollständigen<br />
<strong>Finanzplan</strong>es, wie anschließend gezeigt wird.<br />
Es seien vier Investitionsobjekte gegeben, die durch folgende Zahlungsreihen beschrieben<br />
werden können (Objektbeschreibung):<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
A - 100 + 40 + 60 + 35 -<br />
B - 100 - + 85 + 55 -<br />
C - 100 - - + 145 -<br />
D - 100 - - - + 160
Zielfunktion + x max - - -<br />
Entscheidungsumfeld: EK=100; Anlage und Verschuldung zu i = 0,10 möglich.<br />
Objekt A: Da der Investor in t1, t2 und t3 keine Entnahmen wünscht, muss er die<br />
Einzahlungen aus dem Objekt auf die Gegenwart beziehen, d.h. er wird sind in t0<br />
verschulden.<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
A - 100 + 40 + 60 + 35 -<br />
Eigenkapital + 100 - - - -<br />
Finanzierung + 36,36 - 40 - -<br />
Finanzierung +49,58 0 -60<br />
Finanzierung +26,29 0 0 - 35 -<br />
Zielbeitrag +112,23 - - - -<br />
Objekt B: Bei B wird analog wie bei A verfahren:<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
B - 100 - + 85 + 55 -<br />
Eigenkapital + 100 - - - -<br />
Finanzierung + 70,25 0 - 85 -<br />
Finanzierung + 41,32 0 0 - 55 -<br />
Zielbeitrag + 111,57 - - - -<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
C - 100 - - + 145 -<br />
Eigenkapital + 100 - - - -<br />
Kredit + 108,94 0 0 + 145<br />
Zielbeitrag 108,94 - - -<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
D - 100 - - - + 160<br />
Eigenkapital + 100 - - - -<br />
Kredit + 109,28 - - - - 160<br />
Zielbeitrag + 109,28 - - - -
Ein direkter Vergleich der Zielfunktionswerte der Objekte mit dem des Kapitalmarktes zeigt<br />
die Vorteilhaftigkeit im Zeitpunkt 0 im Vergleich zum Kapitalmarkt.<br />
Zielbeitrag t0 t1 t2 t3 t4<br />
A- KM + 112,23 – 100 - - - -<br />
B - KM + 111,57 – 100 - - - -<br />
C - KM + 108,94 – 100 - - - -<br />
D - KM + 109,28 – 100 - - - -<br />
KM - KM 100 – 100 - - - -<br />
Zielbeitrag t0 t1 t2 t3 t4<br />
A- KM + 12,23 - - - -<br />
B - KM + 11,57 - - - -<br />
C - KM + 8,94 - - - -<br />
D - KM + 9,28 - - - -<br />
KM - KM 0 - - - -<br />
Die Werte geben den Kapitalwert in to bzw. den Wertzuwachs in to im Vergleich zur<br />
Alternative am Kapitalmarkt an. Damit ist die Überleitung zur Kapitalwert-Methode gegeben.<br />
Zusammenfassung:<br />
Der Vorteil des vollständigen <strong>Finanzplan</strong>s besteht in der Berücksichtigung aller expliziten<br />
Zwischeninvestitionen und -finanzierungen um bestehende, heterogen, nichtzielfunktionskonforme<br />
Objektzahlungsreihen in individuelle, investorabhängige<br />
Zielzahlungsreihen überführen zu können. Das Ergebnis kann dann unmittelbar abgelesen<br />
werden.<br />
Weitere Ergänzungen dieses Ansatzes sind möglich und damit eine realistischer Abbildung<br />
der Realität im quantitativen Sinne. So können z.B. Ergänzungsinvestitionen und<br />
Finanzierungen mit unterschiedlichen Zinssätzen angesetzt oder auch Steuern eingeführt<br />
werden.<br />
Zusätzlich kann gezeigt werden, dass eine Überleitung vom vollständigen <strong>Finanzplan</strong> zur<br />
Kapitalwert-Methode gegeben ist.
6.4 Vollständiger <strong>Finanzplan</strong> und Steuern<br />
Die Einführung von Steuern bedeutet, daß sich das Entscheidungsumfeld des Investors<br />
geändert hat. Vereinfacht sollen hier Gewinnsteuern angesetzt werden, mit folgenden<br />
Bedingungen:<br />
1.) Die Gewinnsteuern eines Unternehmens - wie Körperschaftsteuer, Gewerbeertragsteuer<br />
usw. - werden vereinfacht in einem einzigen Steuersatz s berücksichtigt, dessen Höhe<br />
als unabhängig vom Betrag der Bemessungsgrundlage angenommen wird.<br />
2.) Die Bemessungsgrundlage für Steuern sei der Periodengewinn, der sich aus<br />
Netto-Rückzahlung (NEt ) des Objektes<br />
- Abschreibungen pro Periode<br />
+ (Zinserträge - Zinsaufwand) ergibt.<br />
3.) Bei negativem Periodengewinn wird eine Erstattung der "Steuerschuld" unterstellt; bei<br />
positivem Periodengewinn erfolgt die sofortige Zahlung der Steuer (ohne<br />
Steuerstundung).<br />
Die Vorgehensweise soll an einem Beispiel demonstriert werden.<br />
1. Zielfunktion:<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
Zielfunktion 400 = EK - - - xmax 2. Objektbeschreibung:<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
Investition A - 600 + 150 +100 +200 +250<br />
Investition B - 400 - - - +544<br />
3. Umfeld des Investors<br />
Kapitalanlagen sind zu 8 % p.a.;<br />
Finanzierungen sind zu 12 % p.a. möglich.<br />
Bei Objekt A sei eine lineare Abschreibung über 4 Jahre unterstellt,<br />
Objekt B sei eine Kapitalanlage, die nicht abgeschrieben wird.<br />
Der Steuersatz s sei 50 %.<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
Investition A - 600 + 150 +100 +200 +250<br />
(AfA) (150) (150) (150) (150)<br />
EK + 400
FK + 200 - 224<br />
St-Erstatt. + 12<br />
FK + 62 -69,4<br />
St-Erstatt. + 28,7<br />
Anlage - 59,3 + 64,0<br />
St-Zahlung - 27,3<br />
Anlage - 236,7 + 255,6<br />
St-Zahlung - 59,4<br />
Zielbeitrag A + 446,0<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
Investition B - 400 - - - +544<br />
EK + 400<br />
St-Zahlung - - - - - 72<br />
Zielbeitrag B + 472<br />
Zur grundsätzlichen Prüfung der Vorteilhaftigkeit beider Alternativen ist auch die direkte<br />
Anlage am Kapitalmarkt zu 8 % p.a. durchzuführen.<br />
t0 t1 t2 t3 t4<br />
EK + 400<br />
Kapitalmarkt - 400 + 432 - - -<br />
St-Zahlung - - 16 - - - 72<br />
Kapitalmarkt - 416 + 449,3<br />
St-Zahlung - 16,7<br />
Kapitalmarkt - 432,6 + 467,2<br />
St-Zahlung - 17,3<br />
Kapitalmarkt - 449,9 + 485,9<br />
St-Zahlung - 18,0<br />
Zielbeitrag<br />
Kapitalmarkt<br />
+ 467,9<br />
In diesem Beispiel ist Objekt A unter Berücksichtigung von Steuerzahlungen nicht vorteilhaft<br />
gegenüber einer Kapitalmarkt-Anlage. Objekt B ist vorzuziehen.