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Leonardo da Vinci, der Denker, Forscher und ... - Warburg Institute

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nardo um diese Zeit noch verlocken konnten. Er hatte<br />

die Überzeugung, <strong>da</strong>ß eine Kunst um so niedriger stehe,<br />

je mehr sie mechanisch sei. Er hatte <strong>da</strong>mals schon<br />

nie<strong>der</strong>geschrieben, <strong>da</strong>ß <strong>der</strong> Bildhauer „in Ausführung<br />

seines Werkes durch Kraft des Armes <strong>und</strong> des Stoßes<br />

den Marmor o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en hervorragenden Stein, <strong>der</strong> an<br />

Maß die Figur übertrifft, so in ihm eingeschlossen ist,<br />

durch höchst mechanische Ausübung (esercizio) verzehre",<br />

<strong>und</strong> er schil<strong>der</strong>t den Bildhauer <strong>und</strong> seine Wohnung von<br />

Schmutz bedeckt; im Gegensatz <strong>der</strong> Maler, „<strong>der</strong> mit<br />

großer Gemächlichkeit <strong>und</strong> wohlgekleidet vor seinem<br />

Werke sitzt <strong>und</strong> den fe<strong>der</strong>leichten Pinsel mit den lieblichen<br />

Farben bewegt. Er ist mit Gewän<strong>der</strong>n geschmückt,<br />

wie es ihm gefällt, <strong>und</strong> die Wohnung ist voll anmutiger<br />

Gemälde <strong>und</strong> reinlich, <strong>und</strong> oft ist er begleitet von Musikern<br />

o<strong>der</strong> von Vorlesern mannigfacher <strong>und</strong> schöner Werke,<br />

welche — ohne den Lärm von Hämmern o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>em<br />

gemischten Geräusche — <strong>da</strong>nn mit großem Vergnügen<br />

gehört werden." An <strong>der</strong> Skulptur lobt er nur mehr den Guß<br />

in Bronze, <strong>der</strong> eher den Geist als den Arm in Bewegung<br />

setzt, <strong>und</strong> die Art, wie er sein Leben einzurichten trachtet,<br />

ist nicht mehr weit von seiner Maxime, <strong>da</strong>ß Anordnen<br />

Herrenwerk sei. Ausführen aber Knechtesarbeit. Man<br />

<strong>da</strong>rf diese Auffassung, — bei <strong>Leonardo</strong> <strong>der</strong> Ausfluß wachsen<strong>der</strong><br />

Geistigkeit <strong>und</strong> einer geradezu morbiden Empfindlichkeit<br />

gegenüber dem Unschönen, — nicht vermengen<br />

mit <strong>der</strong> Selbsteinschätzung jüngerer Künstler, die für sich<br />

im Cinquecento eine halb fürstliche Stellung begehrten<br />

<strong>und</strong> erlangten — eines Raffael, <strong>der</strong> nie ohne Kortege<br />

ausging, eines Tizian, dem Karl V. den Pinsel aufhob,<br />

o<strong>der</strong> eines Michelangelo, <strong>der</strong> die Bestellung eines Florentiner<br />

Bekannten unwillig zurückwies; „Ich halte nicht Bude<br />

für die Leute". <strong>Leonardo</strong> interessierte sich für einen<br />

Auftrag nur so weit, als ihm <strong>da</strong>rin eine neue Aufgabe<br />

winkte. Der Rest war ihm lästig. Auch als Künstler ist<br />

er in erster Linie <strong>Forscher</strong>, Erfin<strong>der</strong>. Wenn eine Kom-<br />

LXXIII

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