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Radioanalytische Arbeitsmethoden - Universität Regensburg

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<strong>Radioanalytische</strong><br />

<strong>Arbeitsmethoden</strong><br />

für Naturwissenschaftler


B. Erzeugung von Radionukliden<br />

1. Produktion in Kernreaktoren<br />

- Neutroneneinfangreaktionen (n, γ)<br />

- Kernspaltung (n,f)-Reaktionen<br />

- Zusammenfassung der Trennungsmethoden<br />

2. Erzeugung in Beschleunigern<br />

3. Radionuklidgeneratoren<br />

4. Markierte Verbindungen


Umwandlungen von Radionukliden bei Kernreaktionen<br />

A (x, y) B<br />

Anzahl der Protonen P = Z<br />

p, 2n<br />

p, n<br />

d, 2n<br />

A ist der Targetkern (Ziel) d, n<br />

d, t<br />

n, 2n<br />

γ, n<br />

x ist das Projektil<br />

α, 2n α, n<br />

α, t<br />

p, γ<br />

y ist das Teilchen/Photon,<br />

p,pn<br />

das emittiert wird<br />

n, d<br />

γ, p<br />

B ist das p, produzierte α d, α Nuklid.<br />

t, n t, p<br />

d, p<br />

n, γ<br />

t, d<br />

n, p<br />

d, 2p<br />

t, p<br />

n, α<br />

Anzahl der Neutronen N = A-Z


Beispiel: Bestrahlung von 1 g NaCl mit thermischer Neutronen<br />

einer Neutronenflußdichte von Φ = 10 13 cm-2 ·s-1<br />

Zielisotope<br />

23 Na<br />

Prozess<br />

n, γ n, p n, α<br />

24 Na<br />

23 Ne<br />

20 F<br />

23 Na (n, γ) 24 Na (σ = 0,53 b; t 1/2<br />

= 14,96 h)<br />

35 Cl (n, γ) 36 Cl (σ = 0,43 b; t 1/2<br />

= 3,0·10 5 y)<br />

35 Cl (n, p) 35 S (σ = 0,4 b; t 1/2<br />

= 87,5 d)<br />

37 Cl (n, γ) 3( Cl (σ = 0,43 b; t 1/2<br />

= 37,18 min)<br />

35 Cl<br />

36 Cl<br />

35 S<br />

32 P<br />

37 Cl<br />

38 Cl<br />

37 S<br />

34 P<br />

Bei der Bestrahlungszeit von 24 h erhält man die Aktivitäten:<br />

3,7·10 10 Bq 24 Na (2,2·10 12 Bq/mol)<br />

2,1·10 4 Bq 36 Cl (1,2·10 6 Bq/mol)<br />

1,1·10 4 Bq 38 Cl (6,4·10 10 Bq/mol)<br />

3,0·10 8 Bq 35 S.


Detektionmethoden radioaktiv markierter Nukleinsäuren<br />

Direkte Autoradiographie<br />

Flourographie<br />

Indirekte Autoradiographie mit Verstärkungsfolien (intensifyer screens)<br />

Flüssige Emulsionen für cytologische oder cytogenetische in<br />

situ-Anwendungen<br />

Vorexponierte Röntgenfilme für direkte Autoradiographie und<br />

Fluorographie


C. Radioaktivität: Zeitgesetz des radioaktiven Zerfalls<br />

Radioaktivität: Spontane Umwandlung von Atomkernen<br />

für eine große Anzahl radioaktiver Kerne gilt:<br />

dN/dt = A (t) = - N⋅λ<br />

dN/dt: Anzahl dN der Kerne, die pro Zeiteinheit dt zerfallen<br />

mit A(t): Aktivität zum Zeitpunkt t.<br />

Die Aktivität gibt die Zahl der Kerne an, die pro Zeiteinheit zerfallen.<br />

1 Ci: Aktivität von annähernd 1 g Ra-226 im radioaktiven Gleichgewicht<br />

mit allen Zerfallsprodukten.<br />

1 Ci =3,7·10 10 Zerfälle·s -1 = 3,7·10 10 Bq


Zeitgesetz des radioaktiven Zerfalls<br />

Integralform:<br />

N(t) = N 0 ⋅e −λ⋅t<br />

A(t) = A 0 ⋅e −λ⋅t<br />

Zerfallskonstante λ mit den Einheiten: s -1 , min -1 , Stunde -1 , Tage -1 , Jahre -1


Zeitgesetz des radioaktiven Zerfalls<br />

Beziehung zwischen Zerfallskonstante λ und Halbwertszeit T 1/2<br />

.<br />

T 1/2<br />

= ln(2)/λ<br />

• Die Halbwertszeit ist die Zeit, nach der die Hälfte der in<br />

der Probe enthaltenen Kerne zerfallen ist.<br />

• sehr weiter Zeitbereich von µs bis > 10 21 Jahre


Zeitgesetz des radioaktiven Zerfalls


Statistik des radioaktiven Zerfalls: Poissonverteilung<br />

relative Häufigkeit z n gegen die Anzahl der Zerfälle n.<br />

Z: Gesamtzahl der beobachteten Zerfälle<br />

ν: Mittelwert der Zerfälle.


Masse und Aktivität<br />

T 1/2·M<br />

m= A<br />

ln2·N A·h<br />

m: Masse des Radionuklids in der Probe<br />

A: Aktivität des Radionuklids in der Probe<br />

T 1/2 : Halbwertszeit des Radionuklids<br />

M: Atom- bzw. Molekülmasse der Verbindung, in der das Radionuklid<br />

in der Probe vorkommt.<br />

N A : Avogadro-Konstante: 6,0225 1023 mol-1<br />

h: relative Häufigkeit des Nuklids


Zeitgesetz des radioaktiven Zerfalls – abgeleitete Größen<br />

Spezifische Aktivität<br />

a = Aktivität A<br />

Masse m<br />

• Masse des Elements bzw. der chemischen Verbindung , in der das (die)<br />

Radionuklid (e) vorliegt (vorliegen), z.B. Aktivität ³²P pro g P im Material (specific<br />

activity)<br />

• Masse aller Elemente bzw. Verbindungen in der Probe (activity concentration)<br />

Einheit:<br />

[a] = 1 Bq/g oder 1 Ci/g (Strahlenschutz)<br />

[a] = 1 Bq/kg oder 1 nCi/kg (Radioökologie)


Zeitgesetz des radioaktiven Zerfalls – abgeleitete Größen<br />

Aktivitätskonzentration<br />

a V = Aktivität A<br />

Volumen V<br />

• Bezogen auf das Volumen einer Flüssigkeit oder eines Gases (z.B. Luft)<br />

• englischer Begriff: activity concentration<br />

Einheit:<br />

[a V<br />

] = 1 Bq/mL oder 1 Ci/ml<br />

[a V<br />

] = 1 Bq/L<br />

[a V<br />

] = 1 Bq/m³ oder 1 nCi/m³ (Strahlenschutz)


Zeitgesetz des radioaktiven Zerfalls – abgeleitete Größen<br />

Aktivität pro Stoffmenge<br />

A M = Aktivität A<br />

Menge M<br />

Einheit: [a M<br />

] = 1 Bq/moL<br />

Einheit: [a M<br />

] = 1Ci/mmoL


Zeitgesetz des radioaktiven Zerfalls – abgeleitete Größen<br />

Aktivität pro Fläche<br />

A F = Aktivität A<br />

Fläche F<br />

• Bezogen auf die Bodenfläche, auf der ein Radionuklid deponiert wird:<br />

⇒ Flächendeposition<br />

Einheit: [a F<br />

] = 1 Bq/m² oder 1 Ci/km² (Radioökologie)<br />

• bezogen auf eine bestimmte z.B. Laboroberfläche:<br />

⇒ Oberflächenkontamination O<br />

Einheit: [O] = 1 Bq/cm²<br />

(Strahlenschutz)


Radioanalytik in der Bioanalytik<br />

– abgeleitete Größen: Dosiskoeffizient<br />

δ Eij =<br />

Effektive Äquivalentdosis E<br />

Durch einmalige Zufuhr über dem Pfad j inkorporierte Aktivität A des Radionuklids i<br />

Einheit: [δ E<br />

] = 1 Sv/Bq<br />

(RiPhyKo)<br />

abhängig von<br />

• Radionuklid<br />

• Organ bzw. Gewebe<br />

• Zufuhrpfad (Weg in den menschlichen Körper)<br />

• chemische Verbindung<br />

• Partikelgröße bei Inhalation<br />

• Lebensalter<br />

mehrere Millionen Dosiskoeffizienten sind tabelliert !


Radionuklide in den Lebenswissenschaften<br />

Nuklide<br />

3<br />

H<br />

14<br />

C<br />

32<br />

P<br />

33<br />

P<br />

35<br />

S<br />

125<br />

I<br />

t 1/2<br />

Zerfall<br />

Y(i)*)<br />

E Mean<br />

[keV]<br />

E Max<br />

[keV]<br />

δ E<br />

[Sv/Bq]<br />

12,34 y<br />

β −<br />

1<br />

5,683<br />

20<br />

4,1·10 -11 5739 y<br />

β −<br />

1<br />

49,45<br />

200<br />

5,8·10 -10 14,29 d<br />

β −<br />

1<br />

694,7<br />

1700<br />

2,4·10 -9 25,4 d<br />

β −<br />

1<br />

76,6<br />

100<br />

2,4·10 -10 87,44 d<br />

β −<br />

1<br />

48,83<br />

200<br />

1,1·10 -9 60,14 d<br />

ec<br />

0,0667<br />

27 – 36<br />

35,39<br />

1,5·10 -7<br />

*) Emissionswahrscheinlichkeit für den i-ten Kernübergang


Eigenschaften von Kernstrahlung<br />

Strahlung<br />

Art Ladung<br />

Reichweite<br />

in Luft<br />

Energie<br />

in MeV<br />

Abschirmung<br />

α<br />

Heliumkerne<br />

2+<br />

einige cm<br />

3 bis 11<br />

Blatt Papier<br />

β −<br />

β +<br />

Elektronen<br />

Positronen<br />

1 -<br />

1 +<br />

bis mehrere<br />

Meter<br />

0,005 bis<br />

ca. 3<br />

wenige cm<br />

Plexiglas<br />

ec<br />

Elektronen,<br />

Röntgenstrahlung<br />

1- ,<br />

0<br />

bis einige dm,<br />

unendlich<br />

0,003 bis<br />

< 0,1<br />

wenige cm<br />

Plexiglas + Pb<br />

γ<br />

ElektromagnetischeWellen<br />

0<br />

unendlich<br />

0,005 bis<br />

ca. 3<br />

Schwächung<br />

durch mehrere<br />

cm Blei (Pb)<br />

Achtung: Sekundärstrahlung bei z.B.<br />

hochenergetische β-Strahler, z.B. ³²P, an Metallen ⇒ Röntgenstrahlung<br />

hochenergetische γ-Strahlung an Material mit niedrigem Z ⇒ Neutronenstrahlung


Gefahren<br />

Ionisierende Strahlung<br />

Strahlenwirkung (Dosisbegriffe)<br />

effektive Äquivalentdosis<br />

Energiedosis<br />

Nutzen<br />

Medizin<br />

Forschung<br />

Verantwortungsvoller Umgang: Nutzen mehren, Gefahren minimieren<br />

Grundsätze:<br />

Strahlenschutz<br />

(StrlSchV)<br />

Schutz des Menschen und der Umwelt vor den<br />

schädlichen Auswirkungen ionisierender Strahlung<br />

Inkorporation<br />

Kontamination<br />

Emission- , Immission<br />

Radioaktive Reststoffe<br />

Messen, Bewerten, Handeln, Dokumentieren


Wirkung von Strahlenexposition: Dosis<br />

Eintrittwahrscheinlichkeit<br />

Nicht stochastische<br />

(deterministische) Effekte<br />

ionisierender Strahlung: > 0,4 Sv<br />

Dosis<br />

Schadenshöhe<br />

Dosis


Wirkung von Strahlenexposition: Dosis<br />

Stochastische Effekte<br />

ionisierender Strahlung: < 0,4 Sv<br />

Eintrittwahrscheinlichkeit<br />

Dosis<br />

Schadenshöhe<br />

Dosis


Wirkung von Strahlenexposition: Dosis<br />

Effektive Dosis und Organ- bzw. Gewebedosis:<br />

• quantitative und einheitliche Beschreibung der Wirkung<br />

• Schutz der Einzelperson vor den schädlichen Auswirkungen<br />

Detriment = Eintrittswahrscheinlichkeit ·Schadenshöhe<br />

Risiko R, an einer strahleninduzierten Tumorerkrankung zu sterben und<br />

genetische Schäden bei den Nachkommen zu verursachen.<br />

Die Einheit der Äquivalentdosis ist das mSv (milliSievert).<br />

Achtung: Gültig nur bei stochastischen Strahlenwirkungen: < 0,4 Sv.<br />

Achtung: bei deterministischer Strahlenwirkung,<br />

z.B. Strahlentherapie: Energiedosis ab ca. 1 Sv: Gray !


Wirkung von Strahlenexposition: Dosis<br />

R ≈ 0,054 Sv -1<br />

• 1 Sv effektiver Dosis hat ca. 540 tödlich verlaufende Tumorerkrankungen<br />

bei 10000 bestrahlten Personen zur Folge<br />

• ca. 1 Todesfall pro 10.000 Personen durch natürliche Strahlenexposition<br />

(ca. 2,4 mSv pro Jahr)


Die Strahlenexposition des Menschen


Die Strahlenexposition des Menschen<br />

Grenzwert wichtiger Organe/Gewebe für beruflich strahlenexponierte<br />

Personen ( Kategorie A)<br />

Hände, Haut,<br />

Unterarme, Knöchel, Füße<br />

500 mSv pro Jahr<br />

Augenlinse<br />

150 mSv pro Jahr<br />

Testes<br />

50 mSv pro Jahr<br />

Effektive Dosis<br />

Organ- bzw. Gewebedosis<br />

20 mSv pro Jahr<br />

25 weitere Grenzwerte<br />

Achtung:<br />

Grenzwert für Ungeborene 1 mSv während Schwangerschaft


Sicherer Umgang mit Radionukliden: Strahlenschutz<br />

Die beiden Seiten der Radioaktivität<br />

Nutzen und Gefahren im Wandel der Zeit<br />

Röntgenstrahlung wegen überragendem diagnostischen Nutzen<br />

bereits zu Beginn des 20 Jahrhunderts exzessiv eingesetzt<br />

sehr viele Radiologen starben an Leukämie !<br />

Gründung der ICRP: 1928<br />

Festlegung von Grenzwerten<br />

Leukämierate bei Radiologen nicht mehr erhöht !<br />

Grundlagen für die Strahlenschutzverordnung


Grundzüge der Strahlenschutzverordnung<br />

1. Teil: Allgemeine Vorschriften (§§ 1-3)<br />

§1 StrlSchV: Zweckbestimmung<br />

Zweck dieser Verordnung ist es, zum Schutz des Menschen und der Umwelt<br />

vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung Grundsätze und<br />

Anforderungen für Vorsorge- und Schutzmaßnahmen zu regeln, die bei der<br />

Nutzung und Einwirkung ionisierender Strahlung zivilisatorischen und<br />

natürlichen Ursprungs Anwendung finden.<br />

§2 StrlSchV: Anwendungsbereich<br />

§3 StrlSchV: Begriffsbestimmungen<br />

siehe auch; www.bfs.de/de/recht


Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen<br />

Teil 2: Übersicht über die rechtlichen Vorgaben<br />

Strahlenschutzgrundsätze<br />

Rechtfertigung<br />

Dosisbegrenzung<br />

Vermeidung<br />

Minimierungsgebot<br />

§4 StrlSchV<br />

§5 StrlSchV<br />

§6(1) StrlSchV<br />

§6(2) StrlSchV


Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />

Ziel:<br />

Schutz von Personen in Strahlenschutzbereichen<br />

• Übersicht


Physikalische Strahlenschutzkontrolle - §39 StrlSchV:<br />

Messtechnische Überwachung von Strahlenschutzbereichen<br />

• Ortsdosis (OD)<br />

• Ortsdosisleistung (ODL)<br />

• Aktivität in der Raumluft<br />

• Kontamination des Arbeitsplatzes


Physikalische Strahlenschutzkontrolle –<br />

§40 zu überwachende Personen<br />

Bei Aufenthalt im Kontrollbereich.<br />

Unter bestimmten Bedingungen kann Behörde Ausnahmen zulassen<br />

Effektive Dosis < 1 mSv pro Kalenderjahr<br />

Organ bzw. Gewebedosis < 0,1 der Organdosisgrenzwerte nach §55(2)<br />

Umgangsgenehmigung beachten !<br />

Im Zweifelsfall nachfragen:<br />

• Als nicht fachkundige Person: den Strahlenschutzbeauftragten<br />

• Als fachkundige Person: den Strahlenschutzbevollmächtigten/Behörde


Physikalische Strahlenschutzkontrolle – Ermittlung der<br />

Körperdosis<br />

• Äußere Strahlenexposition<br />

- Durch am Körper getragene Dosimeter<br />

- Filmdosimeter<br />

- Elektronische Dosismeter (Halbleiter)<br />

- Ionisationskammerdosismeter („Füllfederhalter“)<br />

- Thermolumineszenzdosimeter (TLD)<br />

- Alanindosimeter (ESR)<br />

- Glasdosismeter (Färbung von Glas)


Inkorporation und Dosiskoeffizient : Beispiel<br />

Inhalation einmalig 1000 Bq 3 H.<br />

Welche effektive Dosis erhält die Person ?<br />

E( 3 H) = 4,1⋅10 -11 Sv/Bq⋅1000 Bq 3 H<br />

= 4,1⋅ 10 -8 Sv = 41 nSv = 0,041 µSv<br />

Vergleich:<br />

die natürliche externe Strahlenexposition beträgt ca. 0,1 µSv/h.<br />

Der ermittelte Wert entspricht der natürlichen externen Strahlenexposition<br />

in ca. 30 min.


Physikalische Strahlenschutzkontrolle –<br />

§44: Kontamination und Dekontamination<br />

Oberflächenkontamination:<br />

Aktivität A auf einer Oberfläche dividiert durch die Oberfläche F<br />

O = A/F<br />

Einheit: [O] = 1 Bq/cm²


Physikalische Strahlenschutzkontrolle - §44 StrlSchV<br />

Wann ?<br />

Beim Vorhanden sein offener radioaktiver Stoffe<br />

- Personen<br />

- Oberflächen von Sachen<br />

Wozu ?<br />

Verhinderung der Weiterverbreitung:<br />

• festhaftender oder nicht festhaftender Oberflächenkontamination<br />

• Grenzwert abhängig von Strahlenschutzbereich und Radionuklid


Strahlenschutzgrundsätze – AAA-Regel zur Dosisminimierung<br />

Abstand:<br />

D ∝ 1/r²<br />

Abstand verdoppelt → Dosis geviertelt<br />

Abschirmung:<br />

D ∝ e -µx<br />

geeignetes Absorbermaterial<br />

Arbeitszeit t:<br />

D ∝ t<br />

Arbeitszeit halbiert → Dosis halbiert


Detektormodell<br />

Detektor<br />

C<br />

R<br />

V(t)


Detektormodell<br />

Detektor<br />

C<br />

R<br />

V(t)<br />

t C<br />

Q = ∫i(t)dt<br />

0<br />

t C<br />

t<br />

i(t)<br />

Spannungssignal V(t):<br />

τ = R·C > t C<br />

V(t)<br />

V max = Q/C ∝ Energie<br />

t


αβ-counting mit Gasdurchflußzähler<br />

Prinzip:<br />

Bildung von Ionen im Zählgas. Sammlung von<br />

Ionen durch elektrische Spannung.<br />

34 eV pro gebildetes Ionenpaar.<br />

Zählgas:<br />

- Xenon<br />

hochenergetische β-Strahler<br />

- Argon (90%) -Methan (10 %)<br />

- α- und β-Strahler


β-counting – η Phys (E)<br />

Beta-Strahler auf LB 770 (HV: 1800 V)<br />

ηPhys [cps/Bq]<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

3<br />

H<br />

14<br />

C,<br />

33<br />

P,<br />

35<br />

S<br />

10 100 1000 10000<br />

E β [keV]<br />

32<br />

P


γ-Spektrometrie<br />

Vielzahl von γ-strahlenden Radionukliden (mehrere Tausend).<br />

γ-Strahlung: elektromagnetischen Übergang in instabilem Kern.<br />

Sehr häufig eine direkte Folge eines β + oder β − -Zerfalls.<br />

diskrete Energieabgabe ermöglicht eindeutige Nuklidzuordnung<br />

durchdringende Strahlung ermöglicht einfache Probenaufarbeitung


γ-Spektrometrie<br />

• Festkörperdetektoren<br />

Abmessungen der Detektoren klein im Vergleich mit gasgefüllten<br />

Detektoren, da die Dichte ca. 1000 mal größer ist.<br />

• Detektormaterialien (Szintillatoren)<br />

- Plastikszintillatoren<br />

- NaJ(Tl)<br />

Energieaufwand zur Erzeugung eines Informationsträgers (Lichtblitz): > 100 eV<br />

• Detektormaterialien (Halbleiter)<br />

- Ge (Z=32)<br />

- Si (Z =14)<br />

Niedrige Energieauflösung ca. 6% bei<br />

661,66 keV<br />

Hohe Energieauflösung<br />

ca. 0,2 % bei 661,66 keV<br />

Energieaufwand zur Erzeugung eines Informationsträgers (Lichtblitz): ca. 3 eV


γ-Spektrometrie – η Phys (E)<br />

Messgeometrie: 100 mL Dose<br />

100<br />

η/10 -3 Ips/Bq<br />

10<br />

1<br />

GEM (50%)<br />

GLP(2,5%)<br />

0<br />

10 100 1000 10000<br />

E/keV


α-Spektrometrie<br />

- Für t 1/2 bis ca. 75000 Jahren allen anderen Methoden überlegen<br />

- diskrete, charakteristische α-Energien<br />

- hohe Emissionswahrscheinlichkeiten für α-Übergänge<br />

- hohen linearen Energietransfer<br />

- Si-Detektoren, gasgefüllte Gitterionisationskammer<br />

- hohes Wechselwirkungsvermögen von α-Strahlern mit Materie<br />

⇒ Niedrige Nachweisgrenzen ≈ 0,001 Bq (< 0,1 pCi)<br />

⇒ Selbstabsorption ⇒ aufwändige Probenaufarbeitung (Dünnschichtpräparat)


LSC: Grundlagen und Messprinzip<br />

Radionuklid<br />

Szintillationscocktail<br />

Informationsträger: Licht<br />

Registrierung<br />

Photomultiplier→MCA→PC<br />

Pulshöhenspektrum: LSC-Spektrum<br />

Strahlungsenergie<br />

→ Anzahl der Lichtblitze pro Wechselwirkung<br />

Aktivität<br />

→ Impulse pro Kanal<br />

→ Pulshöhe<br />

→ Kanalnummer<br />

→ Nuklididentifizierung<br />

→ Pulsrate<br />

→ ROI-Wahl<br />

→ Quantifizierung


Schwellenenergie: Cerenkov-Licht<br />

Für Wasser: n = 1,33<br />

⇒ Schwellenenergie: 270 keV<br />

z.B. zur Detektion von 40 K, 32 P in wässriger Lösung geeignet


Beispiel: Cerenkov-Counting<br />

40<br />

K: ca. 10-14%<br />

32<br />

P: ca. 35%<br />

Einsatz bei Detektion von hochenergetischen β-Strahlern in<br />

wässeriger Lösung ⇒ geringer Aufwand bei der Entsorgung.<br />

⇒Für Screenningverfahren geeignet


LSC-Cerenkov im Vergleich: η Phys<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

ηphys/Ips/Bq<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

LSC<br />

Cerenkov<br />

0 500 1000 1500 2000<br />

E max /keV


z.B. LSC „Triathler“:


Nuklid<br />

α<br />

<strong>Radioanalytische</strong> Methode<br />

LSC/<br />

Cherenkov β γ<br />

3 H - +/- - -<br />

14 C - +/- (+) -<br />

32 P - +/+ + -<br />

33 P - +/- + -<br />

35 S - +/- + -<br />

125 I - +/- - (+)<br />

+ zur Bestimmung uneingeschränkt geeignet<br />

(+) zur Bestimmung unter bestimmten Bedingungen geeignet<br />

- zur Bestimmung nicht geeignet


Kontaminationskontrolle<br />

Möglichkeiten<br />

- Bruttobestimmung<br />

- α- und βγ-Strahler<br />

- Quantitative Erfassung der Oberflächenkontamination<br />

- Definierte Bedingungen<br />

- Einhaltung niedriger Nachweisgrenzen<br />

Grenzen<br />

- keine Sicherheit der Aussage bei Grenzwertüberschreitungen<br />

- keine Zuordnung zu einzelnen Radionukliden<br />

- Rahmenbedingungen müssen genau eingehalten werden.


Kontaminationskontrolle<br />

Bestimmungsmethoden:<br />

Kontaminationsmonitore: CoMo170<br />

ZnS, Plastikszintillator


Bestimmung der Oberflächenkontamination mit dem CoMo 170<br />

• Grundgleichung: Bestimmung der Aktivität<br />

•Chemische Ausbeute<br />

• physikalischer Wirkungsgrad (Zählausbeute)<br />

• Kalibierfaktor<br />

• Nachweisgrenze<br />

• Qualitätssicherung


Grundgleichung: Bestimmung der Aktivität<br />

R(E i ) = η phy (E i )·η ch·Y(i) · A<br />

• E i<br />

: Strahlungsenergie eines Kernübergangs i<br />

•Y(i):<br />

Emissionswahrscheinlichkeit des i-ten Kernübergangs<br />

[Y(i)] = 1 (Bq·s) -1 = 100 %<br />

Tabellenwerke<br />

• R = R´- R 0<br />

: (nulleffektsbereinigte) Nettozählrate;<br />

[R] = 1 Impuls pro Sekunde (Ips) bzw. pro Minute (Ipm) bzw.<br />

[R] = 1 count per second (cps) bzw. per minute (cpm)<br />

R´ = N´<br />

t L<br />

=<br />

R 0 = N 0<br />

t L<br />

=<br />

Zahl der Bruttoimpulse<br />

Messzeit t L<br />

Zahl der Nulleffektsimpulse<br />

Messzeit t L<br />

Bruttozählrate<br />

Nulleffektzählrate<br />

Auswertung der Messung


Grundgleichung: Bestimmung der Aktivität<br />

R(E i ) = η phy (E i )·η ch·Y(i) · A<br />

Chemische Ausbeute η ch<br />

• [η ch<br />

] = 1 %<br />

direkte Messung → η ch<br />

= 100 %<br />

Wischtestbeprobung → η ch<br />

< 100 %<br />

Kontaminationsmessung: η Ch ≈ 50 %


Kalibrierfaktor κ phys, A bezogen auf die Aktivität<br />

A = κ phys,A· R<br />

bei direkten Messung ist η ch<br />

= 1 und es gilt:<br />

κ phys =<br />

1<br />

η phys, A · Y(i)<br />

Kalibrierung


Kalibrierfaktor κ phys, A bezogen auf die<br />

Oberflächenkontamination<br />

O = κ phys· R<br />

bei direkten Messung ist η ch<br />

= 1 und es gilt:<br />

κ phys =<br />

O Kal<br />

Y(i)·R Kal<br />

Kalibrierung<br />

O Kal<br />

: Oberflächenkontamination der Summe der β−strahlenden Radionuklide<br />

des Flächenkalibrierstrahlers.<br />

Y(i):<br />

R Kal<br />

:<br />

Emissionswahrscheinlichkeit des i-ten Kernübergangs<br />

[Y(i)] = 1 (Bq·s) -1 = 100 %<br />

(Nulleffektsbereinigte) Nettozählrate des Kalibierstrahlers


Bestimmung der Oberflächenkontamination mit dem CoMo 170<br />

Beispiel: CoMo 170 <strong>Universität</strong> <strong>Regensburg</strong> (ZRN, Ch32.01.29):<br />

Zählraten [ips]<br />

Messzeiten [s]<br />

Nulleffekt<br />

Erkennungsgrenze<br />

Nachweisgrenze<br />

Nuklid Nullleffekt t 0 Probe t b Erwartung Messung R* n ρ∗ n<br />

Kalibrierfaktor<br />

κ O [Bq/cm² ips]<br />

Erkennungsgrenze<br />

O [Bq/cm²]<br />

Nachweisgrenze<br />

Sr-90/Y-90 60 10 10,2 10,2 1,84 3,68 0,024 0,044 0,088<br />

C-14 60 10 10,2 10,2 1,84 3,68 0,097 0,179 0,357<br />

Co-60 60 10 10,2 10,2 1,84 3,68 0,097 0,179 0,357<br />

Cs-137 60 10 10,2 10,2 1,84 3,68 0,024 0,044 0,088<br />

Am-241 60 10 0,04 0,04 0,16 0,32 0,042 0,007 0,013


Bestimmung der Oberflächenkontamination mit dem CoMo 170<br />

Praktische Umsetzung ⇒ Schwellenwertkonzept<br />

Kalibrierradionuklid: 90 Sr/ 90 Y entspricht 137 Cs, 32 P<br />

Voraussetzung:<br />

Festlegung der maximal tolerierbaren Schwelle der Oberflächenkontamination<br />

Innerhalb einer gewünschten Messzeit (oder umgekehrt)<br />

Bereichung der Bruttozählrate R´max<br />

als Schwelle<br />

Beispiel: CoMo 170 (2)<br />

t 0 = 60 s,<br />

t b = 10 s,<br />

R 0 = 10,2 cps<br />

R´max = 16,0 cps<br />

O(R´max ) = κ O·R´max = 0,07 Bq/cm²<br />

Mittelungsfläche: 170 cm²<br />

Kalibrierfläche: 100 cm²<br />

± ∆R 0 = 2,8 cps (99%C.L.)


Zusammenfassung<br />

C. Radioaktivität<br />

Zeitgesetz des radioaktiven Zerfalls<br />

Begriffe und Einheiten: Halbwertszeit, Aktivität<br />

Masse und Aktivität<br />

Eigenschaften von Kernstrahlung<br />

D. Strahlenexposition<br />

deterministische und stochastische Wirkung der Strahlung<br />

Dosisbegriffe: Äquivalentdosis, Energiedosis<br />

Größenordung der Strahlenexposition:<br />

Natürliche, künstliche Quellen, Dosisgrenzwerte<br />

Dosis und Risiko


Zusammenfassung<br />

E. Strahlenschutzrecht<br />

Strahlenschutzgrundsätze (§§4-6 StrlSchV)<br />

Begriffe: §3 StrlSchV<br />

Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />

F. Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />

Schutz von Personen in Strahlenschutzbereichen<br />

§40 StrlSchV (Dosimetrie)<br />

§44 StrlSchV (Arbeitstägliche Kontaminationskontrolle)


Zusammenfassung<br />

G. Detektion<br />

Prinzip: Ionisierende Strahlung erzeugt Informationsträger<br />

Welche Detektoren sind am besten geeignet ?<br />

Bestimmung der Oberflächenkontamination<br />

H. Praktischer Teil

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