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Schattenrisse der Banzer Konventualen. - Bezirk Oberfranken

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liebte Art und Weise, Menschen abzubilden. Auf relativ<br />

einfache Weise gelang die Herstellung von <strong>Schattenrisse</strong>n<br />

selbst wenig Begabten: Das Profil eines Menschen<br />

wurde als Schatten auf eine Glasscheibe geworfen, über<br />

die man ein Ölpapier legte, und <strong>der</strong> Künstler-Dilettant<br />

zog den Umriss mit einem Stift nach. Professionelle Silhouettenschnei<strong>der</strong><br />

arbeiteten rasch und entsprechend<br />

preiswert. Das Interesse an <strong>Schattenrisse</strong>n wurde noch<br />

dadurch gesteigert, dass sie als Grundlage für Persönlichkeitsstudien<br />

galten: Der führende Physiognomiker, <strong>der</strong><br />

Zürcher Geistliche Johann Kaspar Lavater (1741–1801),<br />

propagierte die eingehende Betrachtung gerade <strong>der</strong><br />

Silhouette als ideales Mittel, das wahre Wesen des Menschen<br />

zu erkennen.<br />

Roppelts Movens lag freilich, wie es scheint, nicht in<br />

einer solchen Nutzanwendung, son<strong>der</strong>n erwuchs aus <strong>der</strong><br />

kunstvollen Handarbeit selbst. Offenkundig um Anerkennung<br />

heischend, bildete er unverdrossen sein Umfeld<br />

ab, ob es nun Menschen, Gebäude o<strong>der</strong> Grundstücke<br />

waren.<br />

Als das ausgestellte Blatt entstand, gehörten neben dem<br />

Abt 33 Mönche dem Kloster Banz an, die in drei Zeilen<br />

aufgereiht sind. Die vier Jüngsten unter den Abgebildeten<br />

(unten rechts) hatten 1779 die ewigen Gelübde abgelegt<br />

und die Priesterweihe noch nicht empfangen; sie erscheinen<br />

daher nicht, wie die Übrigen, mit dem Zusatz R. P.<br />

(Reverendus Pater = ehrwürdiger Vater), son<strong>der</strong>n nur mit<br />

einem F. (Frater = Bru<strong>der</strong>).<br />

Die Mönchsporträts sind nach dem Professtermin geordnet;<br />

dieser ist zusammen mit dem Kloster- und dem<br />

Familiennamen sowie dem Geburtstag in <strong>der</strong> Kartusche<br />

aufgeführt, wie sie unter je<strong>der</strong> Silhouette steht. Ältester<br />

Konventuale war <strong>der</strong> 71-jährige Ägidius Eisentraut (1709–<br />

1789) aus Seßlach; <strong>der</strong> jüngste Klosterinsasse war <strong>der</strong> 22jährige<br />

Roman Schad (1758–1834) aus Mürsbach, <strong>der</strong><br />

1798 aus dem Kloster floh und Schmähschriften gegen<br />

Banz verfasste.<br />

Es fehlt <strong>der</strong> Schattenriss von Columban Rösser (1736–<br />

1780) aus Stockheim. Er war 1773 als Professor an die<br />

Universität Würzburg berufen worden, wo er am 12.<br />

Dezember 1780 starb, bevor Johann Baptist Roppelt seine<br />

Silhouette schneiden konnte. Das Bild des Abtes Valerius<br />

Molitor (1728–1792, Abt seit 1768) dagegen, das – flankiert<br />

vom Klosterwappen und dem Familienwappen des<br />

Prälaten – das Blatt bekrönte, wurde entfernt.<br />

Das Blatt blieb offenbar über die Säkularisation hinaus in<br />

<strong>der</strong> Hand von Johann Baptist Roppelt. Von ihm dürfte es<br />

sein Neffe, <strong>der</strong> Zeichenlehrer und Kunstsammler Martin<br />

Joseph von Rei<strong>der</strong> (1793–1862) geerbt haben. Wohl von<br />

diesem o<strong>der</strong> aus seinem Nachlass ging es ins Eigentum<br />

des 1830 gegründeten Historischen Vereins Bamberg<br />

über. G.D.<br />

Kat.-Nr. 22<br />

22 Porträt des letzten <strong>Banzer</strong><br />

Abtes Gallus Dennerlein<br />

(1742-1820, Abt 1801-1803)<br />

Andreas Mattenheimer II. (1752-1810)?<br />

Banz, 1801/02<br />

Öl auf Leinwand<br />

H. 93,2 cm; Br. 73,0 cm<br />

Historischer Verein Bamberg, Kunstsammlung, Rep. 21/3, Nr. 181b<br />

Abb.<br />

Quelle: Gemälde Verzeichniß des historischen Vereins seit 1830. Nr.<br />

198 (HV. Rep. 31/1).<br />

Lit.: LOTHAR BRAUN, Personen- und Ortsdarstellungen in <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>-<br />

/Gemäldesammlung des Historischen Vereins Bamberg. In: BHVB<br />

132 (1996), S. 232, 251. – Zur Erwerbung: BHVB 4 (1841) S. XXXII.-<br />

BHVB 41 (1879) S. XVI. – BHVB 116 (1980) S. 42 (G 15). – Zur Person:<br />

G[EORG] I[LDEFONS] SCHATT, Lebens-Abriß des ... Herrn Gallus<br />

Dennerlein Abten und Prälaten des aufgelößten Benedictinerstifts<br />

Banz. Bamberg und Würzburg 1821. – CARL THEODORI/ALFONS MARIA<br />

FAVREAU, Geschichte und Beschreibung des Klosters Banz in Bayerns<br />

<strong>Oberfranken</strong>. Lichtenfels 1925, S. 63-66.<br />

Der Abt ist in schwarzem Habit mit Mozetta (Schultermäntelchen)<br />

und mit dem an einem roten Band mit Cou-<br />

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